15 / 16 SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS Donnerstag 3.3.2016 Freitag 4.3.2016 2. Abo B Herkulessaal 20.00 – ca. 22.00 Uhr 15 / 16 DANIEL HARDING Leitung ANTOINE TAMESTIT Viola SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS KONZERTEINFÜHRUNG 18.45 Uhr Moderation: Uta Sailer Gast: Antoine Tamestit LIVE-ÜBERTRAGUNG in Surround auf BR-KLASSIK Freitag, 4.3.2016 PausenZeichen: Uta Sailer im Gespräch mit Antoine Tamestit und Daniel Harding On demand: danach 7 Tage abrufbar auf www.br-klassik.de 4 Programm Jörg Widmann Viola Concerto (Deutsche Erstaufführung) Pause Edward Elgar Symphonie Nr. 2 Es-Dur, op. 63 • Allegro vivace e nobilmente • Larghetto • Rondo. Presto • Moderato e maestoso 5 Programm Choreographie der Klänge Zu Jörg Widmanns Viola Concerto Susanne Schmerda Es gibt verschiedene Arten, ein Solokonzert zu beginnen: ganz klassisch mit einem Tutti des Orchesters, mit Soloinstrument und Orchester gemeinsam oder mit dem Solisten allein. Jörg Widmann hat sich bei seinem Viola Concerto für Letzteres entschieden und ist dabei noch einen Schritt weitergegangen. Er lässt zwar die Bratsche völlig unbegleitet das Konzert eröffnen, doch ohne Bogen spielen. So entpuppt sich dieser extravagante Start als ein spielerisches Ausloten ihrer Klangmöglichkeiten mit eigenwilligen Mitteln: mit perkussivem Klopfen auf das Instrument und Pizzicati in allen denkbaren Varianten. Die Fingerkuppen trommeln auf die Kinnstütze, vier Finger schlagen auf das Griffbrett, Hell-DunkelUnterschiede sollen forciert werden. Dabei steht der Solist nicht an seinem gewohnten Platz vor den Streichern und dem Dirigenten. Er hat »unauffällig neben den Harfen Platz genommen und beginnt quasi für sich und wie nebenbei zu spielen. Der Bogen ist dabei auf einem Pult abgelegt, der gesamte Anfang wird ohne Bogen gespielt. Der Dirigent reagiert leicht irritiert.« Mit diesem ersten Hinweis in der Partitur ist viel gesagt, denn er ist Spiel- und szenische Anweisung in einem. Und tatsächlich wird der Solist im Verlauf des Konzerts zu einem dramatischen Protagonisten – so wie der Bratschist in Hector Berlioz’ Harold en Italie oder die Interpreten in Harrison Birtwistles instrumentalem Rollenspiel Secret Theatre. Er führt durch die Klang-Stationen dieses rund 20-minütigen Werks, nimmt immer wieder andere Positionen ein, wandert im Orchester umher und interagiert dabei mit Spielern und dem Dirigenten. All dies ist vom Komponisten in minutiösen Anweisungen penibel ausgearbeitet. Entstehungszeit Sommer bis Herbst 2015 als gemeinschaftliches Auftragswerk des Orchestre de Paris, des Schwedischen Radio-Symphonieorchesters und des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks Uraufführung 28. Oktober 2015 mit Antoine Tamestit als Solisten und dem Orchestre de Paris unter der Leitung von Paavo Järvi in der Grande Salle der Philharmonie 1 von Paris; weitere Aufführungen fanden am 26./27. November 2015 in der Berwaldhallen in Stockholm mit Antoine Tamestit und dem Schwedischen Radio-Symphonieorchester unter der Leitung von Daniel Harding statt Geburtsdatum des Komponisten 19. Juni 1973 in München 6 Jörg Widmann Jörg Widmann beim Komponieren Ähnlich wie in seinem 2007 entstandenen Violinkonzert lässt Widmann den Solisten auch in seinem Viola Concerto nahezu ununterbrochen spielen. Aber anders als in der Elegie für Klarinette und Orchester (2006), dem Heinz Holliger zugedachten Oboenkonzert (2009/2010) mit der barocken Suitenform als Vorbild oder dem Flötenkonzert Flûte en suite (2011) handelt es sich hier um ein ausgesprochen narratives Solo-Konzert. Widmann ist ganz bei der Bratsche und ihrem speziellen Timbre und schöpft unzählige Facetten des Instrumentes auf phänomenale Weise aus. Neben spieltechnischen Finessen lässt er die Bratsche in mehreren Solokadenzen singen, schenkt ihr betörende Töne und schwelgerische Melodien. »Für mich ist die Bratsche in erster Linie immer ein außerordentliches Gesangs-Instrument gewesen«, so Widmann. »Kammermusik mit Bratsche zu musizieren, gehört für mich als Musiker zum Allerschönsten. Allein auf der C-Saite der Bratsche lassen sich Geschichten erzählen, die auf keinem anderen Streichinstrument denkbar wären.« 7 Jörg Widmann Beginn von Jörg Widmanns Viola Concerto mit zahlreichen szenischen Anweisungen im Autograph (Seite 1 und erstes System von Seite 2) 8 Jörg Widmann Jörg Widmann, geboren 1973 in München und ausgebildet bei Hans Werner Henze, Wilfried Hiller und Wolfgang Rihm, ist nicht nur ein in aller Welt aufgeführter Komponist, sondern auch ein international konzertierender Klarinettist, dessen große Liebe der Kammermusik gilt. Neben Daniel Barenboim, Tabea Zimmermann, Heinz Holliger oder Kim Kashkashian zählt Antoine Tamestit zu seinen bevorzugten Partnern, mit denen er seit langem regelmäßig musiziert. So war der französische Bratschist, der 2008 für ein Violakonzert bei Widmann angefragt hatte, von Anfang an in die Konzeption und Ausarbeitung dieses ungewöhnlichen Werks miteinbezogen, ähnlich wie Johannes Brahms den befreundeten Violinvirtuosen Joseph Joachim bei der Komposition seines Violinkonzerts immer wieder zu spieltechnischen Details konsultierte. Doch was damals mühsam in Briefform erfolgte, lief bei Widmann/Tamestit über Internet und Telefon. Seite für Seite wurde hin- und hergeschickt, dann sogleich auf dem Instrument erprobt und am lautgestellten Telefon kommentiert. So entstand das Konzert, Takt für Takt maßgeschneidert für Antoine Tamestit, zugeschnitten auf sein Spiel, seinen Klangsinn und seine Persönlichkeit. Im Sommer 2015 begann Widmann mit der Komposition, wobei er von Anfang an nicht nur den Solopart konzipierte, sondern das gesamte Szenario. Am 28. Oktober 2015 wurde das Viola Concerto von Antoine Tamestit und dem Orchestre de Paris mit Paavo Järvi am Pult in Paris uraufgeführt – die Presse bescheinigte dem Bratschisten, Widmanns Musik »in tausend Farben« verklärt zu haben. Seitdem war das gemeinsame Auftragswerk des Orchestre de Paris, des Schwedischen Radio-Symphonieorchesters und des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks noch in Stockholm zu hören. 9 Jörg Widmann Antoine Tamestit beim Klangerzeugen auf der Bratsche Perfekt dosiert ist in diesem Viola Concerto die Korrespondenz zwischen Solo-Bratsche und dem reduzierten und zurückhaltend auftretenden Orchester. Das reich besetzte Schlagwerk bildet dabei fast ein Orchester für sich: Es umfasst Vibraphon, Marimbaphon und Glockenspiel, Chinesisches Becken, Peking-Oper-Gong und Crotales, Rainmaker und WaterTamtam. Stück für Stück durchquert das Solo-Instrument in quasi-choreographischen Aktionen den szenischen Raum, den ihm Orchester und Dirigent bereitstellen. War dieser geschlagene und gezupfte Solo-Beginn in seiner rigorosen Konstruktion ungemein modern, so wendet sich das Werk später mehr ins Lyrische. Zwei Bongos sind die ersten Instrumente, die sich dieser perkussiven Klangerkundung, die Solo-Viola »imitierend«, hinzugesellen. Der Solist »schaut sich« – laut Spielanweisung – »jäh erschrocken zu der fremden Schallquelle um«, es folgen subtile Flageoletts in den Streichern des Orchesters und Glissandi in den Harfen. Langsam fächert sich der orchestrale Klangraum auf, in einer Improvisation ahmt der Solist den Klang einer indischen Sitar nach und öffnet damit überraschende Assoziationsräume. Er spielt ein »Zitter-Glissando« oder auch »rhythmisch, spielerisch, wie ein Zigeuner«, um dann endlich, in Takt 154 von insgesamt 424 Takten, den Bogen langsam aufzunehmen – »wie in einer rituellen Handlung, 10 Jörg Widmann wie ein heiliges Schwert nach oben« – und in einer »theatralischen Ausholbewegung« zu verharren. Erst nach einem kurzen »Nachstimmen« beginnt das Konzert tatsächlich (nach rund zehn Minuten!) mit einem innigen Duett von Solo-Viola und Bassflöte: »rhapsodisch, ganz versunken, wie in einem orientalischen Märchenland«. Der Solist »geht langsam schlendernd allmählich« zur Orchestergruppe der Flöten, später entfaltet sich ein Dialog mit einer Solo-Klarinette, ebenfalls »ganz frei ... orientalisch«. Auch mit dem Bogenspiel schafft Widmann zahlreiche neue Gestaltungsarten, wobei sich die Atmosphäre zunehmend verdichtet. Schließlich entlädt sich die angestaute Spannung in zarten Lyrismen, wie in einem Märchen aus Tausend und einer Nacht – intim und zugleich brillant. Es ergießen sich Läufe, der Solist steht mal hinter den Bratschen des Orchesters, dann wieder hinter den Celli. Ein kurzer Orchesterhöhepunkt, gipfelnd in einem Aufschrei im vierfachen Fortissimo, erlaubt dem Solisten eine Pause von wenigen Takten, um sich dann in einer Kadenz zu ergehen, grundiert von tiefen Liegetönen in Bass- und Kontrabassklarinette. Dieser Konzert-Parcours, in dem der Solist zum Protagonisten einer leidenschaftlichen Geschichte wird und dabei bühnenwirksam von Station zu Station wandert, endet schließlich auf dem traditionellen Platz zwischen den Ersten Geigen und dem Dirigenten. Bis dahin hat das Solo-Instrument einen weiten ideellen Weg zurückgelegt – vom geheimnisvoll-perkussiven Beginn im Stil von Bartóks Nachtmusiken bis hin zu einem entrückten, wehmütigen Schlussgesang, der sich ins Nichts verliert – »doloroso«: »In meinem Viola Concerto ist die Szenerie über weite Strecken in ein utopisches Land verlegt: am Anfang in eine fremd-tastende Sphäre, ausschließlich von Bratschen-Pizzicati in allen möglichen und unmöglichen Varianten bevölkert; dann als sehnsüchtiger Gesang aus einem imaginären orientalischen Märchenland; schließlich ein Sturz in artistisch-absurde Virtuositäts-Kaskaden, die das Herzstück des Werkes, eine Aria für Bratsche und extrem gedämpfte Streicher, einleiten; ein schmerzlich-inniger Abgesang auf eine versunkene Welt« (Jörg Widmann, im Oktober 2015). 11 Jörg Widmann Musik & Bild René Magritte (1898 –1967) »Golconda« (1953) René Magritte (1898–1967): Golconda (1953) Öl auf Leinwand, 80 x 100 cm, The Menil Collection, Houston / Texas Der belgische Maler René Magritte zählt zu den bedeutenden Surrealisten neben Salvador Dalí, Max Ernst und Man Ray. Eines seiner bekanntesten Bilder ist La trahison des images – Der Verrat der Bilder: eine realistisch abgebildete Pfeife, unter der in kindlicher Schönschreibschrift steht: »Ceci n’est pas une pipe.« – »Dies ist keine Pfeife.« Der Gegenstand und seine Bezeichnung, das Abbild und die Realität werden in Frage gestellt. So stehen Magrittes Menschen im Gemälde Golconda auch nicht mit beiden Beinen auf der Erde, sondern sind im Raum (auch im Luftraum) verteilt. Der Künstler widersetzt sich der herrschenden Norm, manchmal sogar den physikalischen Gesetzen, vor allem aber dem Gewohnten – andeutungsweise wie Jörg Widmann in seinem Viola Concerto, weil er seinen Solisten im Raum (auf dem Podium) umhergehen und erst am Ende den »angestammten« Platz einnehmen und weil er nicht den Dirigenten das Stück beginnen lässt. 12 Musik & Bild Der Surrealismus in der Literatur, in der Malerei und auch im Film hat sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts, vor allem als Reaktion auf die Freud’sche Traumdeutung und Psychoanalyse, auf das Unbewusste und das Traumbild konzentriert. Magritte forderte das Publikum mit seinen Bildern dazu auf, über den Begriff der »Realität« nachzudenken. Er malte zahlreiche Bilder mit Alltagsgegenständen, zu denen die Titel nicht kongruent waren: eine Handtasche hieß dann »Le ciel« – »Der Himmel«, ein Taschenmesser »L’oiseau« – »Der Vogel«. Magrittes Freund Louis Scutenaire, der sich – ebenfalls Surrealist – öfter Titel zu einzelnen Werken Magrittes ausgedacht hatte, gab dem vorliegenden Bild den Namen Golconda. Aber wir sehen nicht die altindische Ruinenstadt Golkonda bei Hyderabad, sondern eine weiß getünchte Häuserzeile mit roten Ziegeldächern, wie man sie aus dem wallonischen Belgien kennt. Möglicherweise bietet diese belgische Häuserreihe aber nach außen hin einen ähnlichen Schutzwall wie die Festung Golkonda, denn alle Fenster in der Fassade wirken durch die zugezogenen Vorhänge wie versiegelt. Man sieht nicht hinein, und so gleichen die Gebäude einer Barriere vor einem hellblauen Himmel. Als weiteren Arbeitsschritt hat Magritte zahlreiche Männer gemalt, die wie uniformiert erscheinen in ihren schwarzen Schuhen, Hosen, Mänteln und Melonen – der für Magritte so typischen Kopfbedeckung. Sie stehen alle sehr aufrecht, sind aber mal nach vorn, dann nach rechts oder links gerichtet und über das Gebäude sowie den Himmel in unterschiedlichen Größen verteilt, womit Magritte dem Gemälde eine enorme Tiefenwirkung verleiht. Tatsächlich hat er ganz unterschiedliche Gesichter gemalt, so soll der in der rechten Mitte frontal den Betrachter ansehende Mann der Titelgeber Louis Scutenaire sein. Die Männer wirken – so die eine Interpretation – durch die fast regelmäßige Anordnung wie große Tropfen, die vom Himmel fallen, also wie ein Regenschauer. Oder – eine andere Interpretation – wie aufsteigende Heißluftballons. Diese Herren würde man eigentlich in der Straße flanierend erwarten, die hier gar nicht abgebildet ist, denn der Blick richtet sich ja sogleich aus einem Fenster hinauf in den Himmel. Wie um allzu große Nähe zu verhindern, werden die Figuren mit großem Abstand zueinander über das gesamte Bild verteilt. Jede Figur wirkt auf diese Weise isoliert und einsam, aber auch austauschbar, trotz der kaum wahrnehmbaren individuellen Züge. Ihre gleichartige Anordnung erinnert an ein Tapetenmuster, das in zahllosen Wiederholungen vor unseren Augen abrollt. Magritte äußerte sich einmal (vermutlich ironisch) zu seinem Bild: »Golkonda war im Altertum eine in Ruinen versunkene Stadt. Dieses Gemälde zeigt eine Ruinenstadt. All diese Leute steigen auf, weil sie ruiniert sind und Luftschlösser bauen.« Renate Ulm 13 Musik & Bild »Leidenschaftliche Pilgerfahrt einer Seele« Zu Edward Elgars Zweiter Symphonie Angelika Rahm Der Pomp and Circumstance March Nr. 1 ist leider bis heute sein bekanntestes Werk: jener Orchestermarsch, dessen Trio-Teil anlässlich der Krönung Edwards VII. 1902 mit dem Text Land of Hope and Glory versehen wurde und von da an zur zweiten britischen Nationalhymne avancierte. Seit seiner Uraufführung 1901 darf das Stück in keinem der berühmten Londoner »Last Night of the Proms«-Konzerte fehlen, doch es verfälscht den Blick auf seinen Schöpfer Edward Elgar. Schon seinen Zeitgenossen galt er damit als patriotischer Prunkkomponist, als musikalischer Repräsentant des britischen Empire. Ein doppeltes Missverständnis: Zum einen ist der Titel Pomp and Circumstance, ein Zitat aus Shakespeares Othello, keine Verherrlichung des Ruhms, sondern dessen Abgesang. Zum anderen stammte Elgar keineswegs aus der spätviktorianischen Oberschicht und fühlte sich Zeit seines Lebens dreifach gebrandmarkt – durch seine kleinbürgerliche Herkunft aus der Provinz, als Katholik im protestantischen England sowie als weitgehend autodidaktisch ausgebildeter Musiker. Am 2. Juni 1857 wurde Edward Elgar in Broadheath in der Nähe von Worcester geboren, als viertes von sieben Kindern des Klavierstimmers und Musikalienhändlers William Elgar. Edward begann im Elternhaus mit dem Klavierspiel, begleitete später die Gemeinde auf der Kirchenorgel, brachte sich selbst das Geigenspiel bei und konnte bald mit weiteren Instrumenten aus dem väterlichen Geschäft umgehen. Für eine geregelte Ausbildung stand kein Geld zur Verfügung, so blieb auch der Besuch des Leipziger Konservato- Entstehungszeit April 1909 – Februar 1911 (unter Verwendung von Skizzen aus den Jahren 1903/1904) Widmung Dem Andenken an König Edward VII. Uraufführung 24. Mai 1911 beim London Music Festival in der Queen’s Hall unter der Leitung des Komponisten Lebensdaten des Komponisten 2. Juni 1857 in Broadheath bei Worcester – 23. Februar 1934 in Worcester 14 Edward Elgar Edward Elgar am Klavier riums ein unerfüllbarer Wunschtraum. »Ich sah und lernte einen Großteil über Musik durch die Flut von Musikstücken, die durch die Firma meines Vaters gingen«, erinnerte sich Elgar später. »Ich las alles, spielte alles und hörte alles, was ich bekommen konnte. Ich bin ein Autodidakt auf dem Gebiet der Harmonie, des Kontrapunkts, der Form, bei allem, was das ›Geheimnis‹ der Musik ausmacht.« Elgars Heimatstadt verfügte über ein reges Kulturleben, aber vor allem ließ sie ihn in die englische Chortradition hineinwachsen und prägte damit sein späteres kompositorisches Schaffen: Worcester gehörte, neben Gloucester und Hereford, zu den Veranstaltern des Three Choirs Festivals. Dieses hatte sich, seit seinen bescheidenen Anfängen 1724, zu einem überregional bedeutenden Ereignis entwickelt, bei dem Antonín Dvořák 1884 sein Stabat Mater und seine Sechste Symphonie dirigierte. Im Orchester spielte damals Edward Elgar in der Gruppe der Ersten Geigen, hingerissen von Dvořáks Kompositionen und vor allem von dessen Kunst der Orchestrierung. Neben seiner Arbeit als Geiger arrangierte Elgar Musikstücke, begleitete Sänger und Chöre, dirigierte und komponierte. Unter seinen umfangreicheren Werken dieser ersten Schaffensphase sollten besonders die Kantaten The Black Knight, King Olaf, The Banner of St. George und Caractacus erwähnt werden, die zu Achtungserfolgen gerieten. Finanziell ergiebiger zeigte sich das für seine spätere Frau komponierte Salut d’amour. Doch erst mit den 1899 unter der Leitung von Hans Richter uraufgeführten Enigma-Variationen gelang ihm im Alter von 42 Jahren der Durchbruch. Diesen 15 Edward Elgar König Edward VII. von Großbritannien (1901/1902) Gemälde von Luke Fildes (1843–1927) Erfolg konnte er ein Jahr später mit dem Oratorium The Dream of Gerontius fortsetzen und so die 20 produktivsten und international erfolgreichsten Jahre seines Lebens einläuten. Ganz besondere Wertschätzung wurde ihm dabei von deutscher Seite entgegengebracht, allen voran von Richard Strauss, der anlässlich der zweiten Aufführung des Gerontius in Düsseldorf, am 19. Mai 1902, eine in England aufsehenerregende Rede hielt. Darin stellte er den Kollegen auf eine Stufe mit der kontinentalen Avantgarde, bezeichnete ihn als Anführer einer englischen Moderne und erhob sein Glas auf den »ersten englischen Fortschrittsmann, Meister Edward Elgar«. Die ersehnte öffentliche Anerkennung, die sich 1904 auch in der Erhebung in den Adelsstand äußerte, brachte Elgar zugleich eine erhebliche Last an Verantwortung. Man glaubte nun weithin, er sei der Komponist, von dem die Welt die erste wahrhaft große britische Symphonie erwarten 16 Edward Elgar dürfe. Tatsächlich geriet die Uraufführung seiner Ersten Symphonie As-Dur am 3. Dezember 1908 zur Sensation, mit Ovationen für den Komponisten, euphorischen Kritiken und fast 100 weiteren Aufführungen im folgenden Jahr. Hans Richter, der als Dirigent und Widmungsträger das Werk aus der Taufe hob, bezeichnete es als »die größte Symphonie unserer Zeit, die vom bedeutendsten heute lebenden Komponisten geschrieben wurde«. Zwei Jahre darauf gab es begeisterten Applaus für das Fritz Kreisler gewidmete Violinkonzert, das rasch von den berühmtesten Geigern weltweit gespielt wurde. Schon während der Arbeit am Violinkonzert beschäftigte sich Elgar mit der Komposition seiner Zweiten Symphonie und intensivierte ab Dezember 1910 diese Tätigkeit. Am 28. Februar 1911 vollendete er das Werk, dem er als Motto ein Zitat aus dem Gedicht Invocation von Percy Bysshe Shelley voranstellte: »Rarely, rarely comest thou, Spirit of Delight!« (»Ach, wie selten kommst du noch, Geist der Fröhlichkeit!«). »Um die Stimmung der Symphonie zu erfassen«, erläuterte Elgar, »muss man das ganze Gedicht von Shelley lesen, aber die Musik illustriert weder das ganze Gedicht, noch erhellt das Gedicht vollständig die Musik.« An anderer Stelle umschrieb er das Werk mit seinen dramatischen Ausbrüchen und der teilweise düsteren Tonsprache als »die leidenschaftliche Pilgerschaft einer Seele«. Die Symphonie steckt, auch aufgrund ihrer kurzen, rastlos wirkenden Themen, voller überraschender Charakter- und Stimmungswechsel. Trotzdem sind die vier Sätze reich an thematischen Wechselbeziehungen und werden durch eine emotionale Spannung zusammengehalten. »Der Keim des Werks steckt in den Eröffnungstakten, dem ›Spirit of Delight‹-Thema«, erklärte Elgar, »die in veränderter Form zum letzten Mal in den Schlusstakten des Finalsatzes zu hören sind.« Der erste Satz, Allegro vivace e nobilmente, ist ein breit angelegter Sonatensatz (»Ich habe fieberhaft daran gearbeitet, und das Ding ist von enormer Energie«). Der überschäumenden Freude des besagten Anfangsthemas folgt zunächst das sanftere Nebenthema der Geigen und im weiteren Verlauf eine spukhaft verhangene Episode mit Harfen, gedämpften Hörnern und Streichern »con sordino«. Der Komponist nannte sie »die außergewöhnlichste Passage, die ich je gehört habe – eine Art unheilvoller Einfluss, der durch die Sommernacht in einem Garten zieht.« Der zweite Satz, Larghetto, offenbart sich als zutiefst empfundene Elegie. Nach einem Paukenwirbel und einer ruhigen Streicherpassage wird über einem langsamen Marsch-Rhythmus das kraftvolle erste Thema vorgestellt. Angesichts der Widmung der Symphonie (»Dedicated to the Memory of His late Majesty King Edward VII.«) wird der Satz gerne als Trauermusik für den 1910 verstorbenen König interpretiert. Allerdings hatte Elgar schon 1904 Ideen dazu aufgezeichnet, als ihn die 17 Edward Elgar Sir Edward Elgar, der Gentleman (ca. 1905) Nachricht vom Tod seines Freundes Alfred Rodewald erschütterte. Wenn das Trauermarsch-Thema nach einem leidenschaftlichen Höhepunkt wiederkehrt, erhebt sich darüber innig die Solo-Oboe. Elgar erläuterte dazu: »Im zweiten Satz, bei Ziffer 79, ›klagt‹ die weibliche Stimme der Oboe über dem breiten, männlichen ersten Thema – und gleicht die Stelle bei Ziffer 87 nicht einer Frau, die einem Mann Blumen auf das Grab legt?« Der dritte Satz beginnt lebhaft und scheinbar heiter. »Das Rondo wurde auf der Piazza San Marco in Venedig skizziert: Ich notierte den Rhythmus der Eröffnungstakte einiger Straßenmusikanten«, erzählte der Komponist. Doch nach einiger Zeit kündigen die Pauken die Wiederkehr des Themas vom »unheilvollen Einfluss« aus dem ersten Satz an, das zuerst in den Streichern auftaucht und dann massiv vom Blech übernommen wird. Elgar verglich diese albtraumhafte Sequenz mit einigen Zeilen aus dem Gedicht Maud von Alfred Tennyson, der Vision von einem Grab 18 Edward Elgar unter der Straße: »Und die Hufe der Pferde schlagen, schlagen in meinen Schädel und in mein Hirn.« Die düstere Spannung löst sich im vierten Satz, Moderato e maestoso, der zur Haupttonart Es-Dur zurückkehrt. Elgar zufolge wird »das ganze Leid besänftigt und veredelt im letzten Satz, der in einer ruhigen und erhabenen Stimmung endet«. In der resignativ wirkenden Coda erklingt noch einmal das einleitende Thema der Symphonie, gleitet zart und lyrisch durch das Orchester und verklingt, bevor ein Paukenwirbel den Schlusspunkt setzt. Die Uraufführung am 24. Mai 1911 verlief für den Komponisten, der sein Werk selbst dirigierte, enttäuschend. Das nicht sehr zahlreich erschienene Publikum reagierte zurückhaltend, weshalb Elgar verstört seinem Konzertmeister zuraunte: »Was ist bloß los mit ihnen, Billy? Sie sitzen da wie ein Haufen ausgestopfter Schweine.« Ein Kritiker unterstellte dem Werk »Pessimismus und Rebellion«. Elgar hatte die Erwartungen enttäuscht und kein festliches, affirmatives Konzertereignis präsentiert, passend zum imperialen Selbstvertrauen des Landes. Erst in den Jahrzehnten nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Symphonie als eines von Elgars persönlichsten und wichtigsten Werken anerkannt. Er selbst war sich darüber von Anfang an im Klaren: »Im Violinkonzert, der Symphonie Nr. 2 und in der Ode (The Music Makers) habe ich mir die Seele aus dem Leib geschrieben, in diesen drei Werken habe ich mich offenbart.« Das London Symphony Orchestra in der Queen’s Hall unter der Leitung von Edward Elgar im Jahr 1911 19 Edward Elgar Percy Bysshe Shelley (1792–1822) Invocation Beschwörung Rarely, rarely, comest thou, Spirit of Delight! Wherefore hast thou left me now Many a day and night? Many a weary night and day ’Tis since thou art fled away. Ach, wie selten kommst du doch, Geist der Fröhlichkeit! Wohin hast du mich verlassen, all die Tag’ und Nächte? Viel’ verdrossne Nächt’ und Tage meidest du mich schon. How shall ever one like me Win thee back again? With the joyous and the free Thou wilt scoff at pain. Spirit false! thou hast forgot All but those who need thee not. Wie soll einer so wie ich dich zurückgewinnen? Gleich den Glücklichen und Frei’n verspottest du den Schmerz. Falscher Geist! Bedenkst nur den, der dich gar nicht braucht! As a lizard with the shade Of a trembling leaf, Thou with sorrow art dismay’d; Even the sighs of grief Reproach thee, that thou art not near, And reproach thou wilt not hear. Wie die Echse hasst den Schatten eines Blatts im Wind, so entsetzen dich die Sorgen. Selbst des Kummers Weh ist ein unbequemer Vorwurf, den du nie gern hörst. Let me set my mournful ditty To a merry measure; Thou wilt never come for pity, Thou wilt come for pleasure: Pity then will cut away Those cruel wings, and thou wilt stay. Drum erhält mein kläglich’ Liedchen einen heitren Takt. Aus Erbarmen kommst du niemals, aus Vergnügen wohl. Mitleid kappt dir dann die Flügel Und du bleibst bei mir. I love all that thou lovest, Spirit of Delight! The fresh earth in new leaves drest, And the starry night; Autumn evening, and the morn When the golden mists are born. Ich lieb all das, was du liebst, Geist der Fröhlichkeit! Frisches Grün auf saftger Erde, Nacht voll Sternenglanz. Herbstesabend und am Morgen Goldner Nebeldunst. 20 Percy Bysshe Shelley I love snow and all the forms Of the radiant frost; I love waves, and winds, and storms, Everything almost Which is Nature’s, and may be Untainted by man’s misery. Ich lieb Schnee und alle Arten wundervollen Frosts. Ich lieb Wellen, Winde, Stürme, beinah alles der Natur, was von Menschens Gram und Kummer bleibet unbefleckt. I love tranquil solitude, And such society As is quiet, wise, and good; Between thee and me What diff’rence? but thou dost possess The things I seek, not love them less. Ich lieb stille Einsamkeiten und Gesellschaft ruhig, voller Weisheit und voll Güte. Zwischen mir und dir, oh Geist, ist kein Unterschied! Du nur hast, was ich begehre! I love Love – though he has wings, And like light can flee, But above all other things, Spirit, I love thee – Thou art love and life! O come! Make once more my heart thy home! Ich lieb Liebe, trotz der Flügel, die sie flüchtig macht. Aber mehr als andre, Geist, lieb ich doch dich! Du bist Lieb’ und Leben! Komm! Mach mein Herz zu deinem Heim! (Übersetzung: Ursula Rasch) 21 Percy Bysshe Shelley br-klassik HIGHLIGHTS IM Fernsehen Bayerisches Fernsehen Sonntag, 6. März 2016 | 10.20 Uhr Herbert Blomstedt dirigiert Carl Nielsen: Symphonie Nr. 5, op. 50 Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Konzertaufzeichnung aus dem Herkulessaal (2015) Erstausstrahlung Donnerstag, 10. März 2016 | 23.35 Uhr KlickKlack Das Musikmagazin Moderation: Sol Gabetta (Wdh. Sonntag, 13. März, 10.30 Uhr) Carl Nielsen ARD-ALPHA Sonntag, 6. März 2016 | 11.00 Uhr U21 – VERNETZT Das Musikmagazin aus dem Radiostudio Sonntag, 13. März 2016 | 11.00 Uhr Zum 75. Geburtstag des Komponisten Wilfried Hiller – Vom Klang der Sterne Ein Film von Dorothee Binding und Benedict Mirow (2011) Wilfried Hiller br-klassik.de br-klassik HIGHLIGHTS IM RADIO Samstag, 5. März 2016 | 14.05 Uhr Das Musik-Feature »Eile, flieg nach Neapel« Eine Opernmetropole zwischen Sängerkult, Theaterfest und musikalischem Experiment Von Florian Heurich Samstag, 5. März 2016 | 20.05 Uhr Live aus der Musikhochschule München »Nacht der Filmmusik« Münchner Rundfunkorchester Leitung: Ulf Schirmer Musik von Enjott Schneider, Rainer Fabich, Martin Böttcher, Martina Eisenreich, Klaus Doldinger, Konstantin Wecker, Ralf Wengenmayr u. a. Sonntag, 6. März 2016 | 10.05 Uhr Symphonische Matinée Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Werke von Claude Debussy, Wolfgang Amadeus Mozart und Maurice Ravel Sonntag, 6. März 2016 | 19.00 Uhr Live aus dem Münchner Nationaltheater Giuseppe Verdi: »Un ballo in maschera« Riccardo – Piotr Beczala Amelia – Anja Harteros Bayerisches Staatsorchester Leitung: Zubin Mehta Dienstag, 8. März 2016 | 14.05 Uhr Panorama Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Joseph Haydn: Klavierkonzert D-Dur, Hob. XVIII:11 (Klavier und Leitung: András Schiff); Franz Schubert: Symphonie Nr. 6 C-Dur (Rafael Kubelík) u. a. br-klassik.de Zubin Mehta 24 Biographien Antoine Tamestit Antoine Tamestit, 1979 in Paris geboren, studierte bei Jean Sulem, Jesse Levine und Tabea Zimmermann, bevor er als Preisträger zahlreicher renommierter Wettbewerbe auf sich aufmerksam machte. Darunter ist vor allem der Internationale Musikwettbewerb der ARD in München zu nennen, bei dem er 2004 den Ersten Preis, den Publikumspreis sowie zwei Sonderpreise gewann. Seither arbeitet er mit namhaften Orchestern wie den Wiener Philharmonikern, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem London Symphony Orchestra, dem Orchestre de Paris und dem Chamber Orchestra of Europe zusammen, zu seinen Partnern am Pult zählen u. a. Riccardo Muti, Franz Welser-Möst und Paavo Järvi. Antoine Tamestit pflegt ein breites Repertoire von der Barockmusik bis zur Musik der Gegenwart, wobei Uraufführungen und Aufnahmen zeitgenössischer Werke einen wichtigen Teil seiner Arbeit bilden: So spielte er gemeinsam mit Tabea Zimmermann 2009 erstmals das Concerto pour deux altos et orchestre von Bruno Mantovani in Paris. Ebenfalls 2009 hob Antoine Tamestit das Violakonzert Remnants of Songs … An Amphigory in Graz aus der Taufe, das Olga Neuwirth für ihn komponierte. Jörg Widmann hat für Antoine Tamestit das Viola Concerto geschrieben, das 2015 bereits in Paris und in Stockholm aufgeführt wurde. Eine weitere Leidenschaft des Künstlers gilt der Kammermusik, der er sich u. a. mit Leif Ove Andsnes, Gautier und Renaud Capuçon, Leonidas Kavakos, Gidon Kremer, Mischa Maisky, Emmanuel Pahud, dem Quatuor Ébène, dem Hagen Quartett, Anne Sofie von Otter, Sandrine Piau und Christianne Stotijn widmet. Gemeinsam mit Frank Peter Zimmermann und dem Schweizer Cellisten Christian Poltéra musiziert er im Trio Zimmermann. Aber auch mit Solo-Recitals, u. a. mit Werken von Bach, Ligeti, Hindemith und Olga Neuwirth, ist der Bratschist auf den großen Bühnen der Welt zu hören. Für seine Einspielung der Bach’schen Cello-Suiten Nr. 1, 3 und 5 sowie das Album Chaconne mit der d-Moll-Partita für Violine (jeweils in einer Bratschenfassung) und der Solo-Sonate von Ligeti wurde er von der Fachpresse hochgelobt. Viele weitere CD-Veröffentlichungen, u. a. das Bratschenkonzert von Schnittke, liegen vor. Antoine Tamestit war von 2007 bis 2013 Professor an der Kölner Musikhochschule, seit Herbst 2013 hat er eine Professur am Pariser Conservatoire. Ebenfalls seit 2013 ist er gemeinsam mit Nobuko Imai Künstlerischer Leiter des Viola Space Festivals in Tokio. Antoine Tamestit spielt die Viola »Mahler« von Antonio Stradivari aus dem Jahr 1672, die ihm von der Stiftung Habisreutinger zur Verfügung gestellt wird. Beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks war der Bratschist zuletzt im Mai 2015 mit Hector Berlioz’ Harold en Italie zu erleben. 25 Biographien Schumann 2 CD 900122 Szenen aus Goethes „Es geht um Liebe, es geht um sinnliche Erkenntnis (…), es geht um die höchste Schönheit (…), es geht um Politik und Macht, sogar um Landgewinn. Kurz: den ganzen Horizont menschlicher Gier und Neugier muss Faust abschreiten. (…) Man kann in diesem Faust-Bild schwelgen.“ Christian Gerhaher Christian Gerhaher · Christiane Karg · Alastair Miles · Mari Eriksmoen Bernarda Fink · Andrew Staples · Kurt Rydl · Tareq Nazmi Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Daniel Harding www.br-klassik.de/label Erhältlich im Handel und im BRshop Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Schon bald nach seiner Gründung 1949 durch Eugen Jochum entwickelte sich das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zu einem international renommierten Klangkörper, dessen Ruf die auf Jochum folgenden Chefdirigenten Rafael Kubelík, Sir Colin Davis und Lorin Maazel stetig weiter ausbauten. Neben den Interpretationen des klassisch-romantischen Repertoires gehörte im Rahmen der 1945 von Karl Amadeus Hartmann gegründeten musica viva von Beginn an auch die Pflege der zeitgenössischen Musik zu den zentralen Aufgaben des Orchesters. 2003 wurde Mariss Jansons Chefdirigent von Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks. Aber auch viele namhafte Gastdirigenten wie Erich und Carlos Kleiber, Otto Klemperer, Karl Böhm, Leonard Bernstein, Günter Wand, Sir Georg Solti, Carlo Maria Giulini, Kurt Sanderling und Wolfgang Sawallisch haben das Symphonieorchester nachhaltig geprägt. Heute sind Bernard Haitink, Riccardo Muti, Esa-Pekka Salonen, Herbert Blomstedt, Franz Welser-Möst, Daniel Harding, Yannick Nézet-Séguin, Simon Rattle und Andris Nelsons wichtige Partner. Tourneen führen das Orchester durch nahezu alle europäischen Länder, nach Asien sowie nach Nord- und Südamerika. Als »Orchestra in Residence« tritt das Orchester seit 2004 alljährlich beim Lucerne Festival zu Ostern auf, 2006 wurde es für seine Einspielung der 13. Symphonie von Dmitrij Schostakowitsch mit dem Grammy geehrt. Bei einem Orchesterranking der Zeitschrift Gramophone, für das international renommierte Musikkritiker nach »The world’s greatest orchestras« befragt wurden, kam das Symphonieorchester auf Platz sechs. 27 Biographien 28 Biographien Daniel Harding Daniel Harding, 1975 in Oxford geboren, begann seine Laufbahn als Assistent von Sir Simon Rattle beim City of Birmingham Symphony Orchestra, mit dem er 1994 sein professionelles Debüt gab. In der Spielzeit 1995/1996 assistierte er Claudio Abbado bei den Berliner Philharmonikern, seinen ersten öffentlichen Auftritt mit diesem Orchester absolvierte er 1996. Neben Verpflichtungen in Trondheim und Norrköping war Daniel Harding von 1997 bis 2003 Musikdirektor der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen sowie zuletzt Chefdirigent und Musikdirektor des Mahler Chamber Orchestra (2003–2011), das ihn mit dem Titel Conductor Laureate auf Lebenszeit geehrt hat. Derzeit ist Daniel Harding Musikdirektor des Schwedischen Radio-Symphonieorchesters, Erster Gastdirigent des London Symphony Orchestra und Künstlerischer Direktor der Ohga Hall im japanischen Karuizawa. Als Music Partner ist er außerdem dem New Japan Philharmonic Orchestra verbunden. Im Herbst 2016 wird er in der Nachfolge von Paavo Järvi die Leitung des Orchestre de Paris übernehmen. Gastauftritte führen Daniel Harding zu weltweit bedeutenden Orchestern wie den Berliner und Wiener Philharmonikern, der Sächsischen Staatskapelle Dresden, dem Concertgebouworkest Amsterdam sowie dem Philadelphia, dem New York Philharmonic, dem Los Angeles Philharmonic, dem Boston Symphony und dem Chicago Symphony Orchestra. Als Operndirigent hat er sich u. a. mit Produktionen an der Mailänder Scala, am Royal Opera House Covent Garden in London, an der Bayerischen Staatsoper in München und bei den Salzburger Festspielen einen Namen gemacht. Regelmäßig ist er auch beim Festival in Aix-en-Provence zu erleben. In der Spielzeit 2012/2013 debütierte Daniel Harding an den Staatsopern in Berlin und Wien mit Wagners Fliegendem Holländer. Für seine Aufführungen der Cavalleria rusticana und Pagliacci an der Mailänder Scala 2011 wurde er mit dem renommierten Abbiati-Preis geehrt. Auch viele seiner CDs wurden prämiert, so die Aufnahmen von Mozarts Don Giovanni, Brittens Billy Budd und The Turn of the Screw. Beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ist Daniel Harding ein gern gesehener Gast, zuletzt stand er im Juni 2015 mit Werken von Wagner, Schönberg und Brahms am Pult. Zwei CD-Produktionen sind aus der gemeinsamen Arbeit bisher hervorgegangen: Arien deutscher Opern der Romantik und Schumanns Faust-Szenen, beide mit dem Bariton Christian Gerhaher. Daniel Harding ist Chevalier de l’ordre des arts et des lettres und Mitglied der Royal Swedish Academy of Music. 29 Biographien j 70 jahre br-chor SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS Mariss Jansons Dirigent, CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS 70 JAHRE CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS Berühmte Opernchöre von RICHARD WAGNER, GIUSEPPE VERDI u. a. Informationen: br-so.de, Tickets: br-klassikticket.de € 18 / 25 / 43 / 58 / 69 / 82 / 94 Einführung: 18.45 Uhr a nsons Bureau Borsche 7. und 8.4. 20 Uhr Herkulessaal SYMPHONIEORCHESTER KAMMERKONZERT SA. 5.3.2016 Herkulessaal 11.00 und 13.00 Uhr Familienkonzert SA. 5.3.2016 Max-Joseph-Saal | 20.00 Uhr SO. 6.3.2016 Ev. Akademie Tutzing | 18.00 Uhr 3. Konzert mit Solisten des Symphonieorchesters DANIEL HARDING Leitung RUFUS BECK Sprecher KATHARINA NEUSCHAEFER Text MARTIN FENGEL Illustrationen LEONHARD HUBER Regie SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS »Hexengold« Die Geschichte einer abenteuerlichen Schatzsuche voller magischer Gestalten EDWARD ELGAR Auszüge aus der Symphonie Nr. 2 Es-Dur, op. 63 Für Kinder ab 5 Jahren Erwachsene € 16 / Kinder € 8 / Familienkarte (2 Erwachsene und 2 Kinder) € 40 RACHAEL WILSON Mezzosopran CHRISTOF HARTKOPF Bariton WERNER MITTELBACH Klarinette SUSANNE SONNTAG Fagott HANNES LÄUBIN Trompete THOMAS HORCH Posaune JOSEPH BASTIAN Posaune CHRISTIAN PILZ Schlagzeug PETER RIEHM Violine TEJA ANDRESEN Kontrabass PAUL HINDEMITH »Musikalisches Blumengärtlein und Leyptziger Allerley« für Klarinette und Kontrabass ERWIN SCHULHOFF »Bassnachtigall«, drei Vortragsstücke für Kontrafagott, op. 38 MAURICIO KAGEL »Zehn Märsche um den Sieg zu verfehlen« für Bläser und Schlagzeug (Auswahl) CHRISTIAN JOST »Death Knocks«, Oper in einem Akt nach dem Schauspiel von Woody Allen für Mezzosopran, Bariton und Kammerensemble München: € 15 / 19 / 23 Tutzing: € 25 / 30 / 35 Studenten € 15 31 Vorschau Freunde sind wichtig im Leben eines jeden von uns. Diese Überlegung machten sich musikbegeisterte und engagierte Menschen zu eigen und gründeten den gemeinnützigen Verein der »Freunde des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks e. V.«. Seine heute über 900 Mitglieder fördern die herausragende künstlerische Arbeit des Symphonieorchesters und seiner Akademie nach Kräften. Der Verein trägt dazu bei, den Ruf dieses weltweit berühmten Orchesters weiterhin zu mehren. Mit der finanziellen Unterstützung der »Freunde« werden Instrumente finanziert, Kompositionsaufträge erteilt, Kammermusikkurse abgehalten und jungen Talenten in der Akademie eine erstklassige Ausbildung an ihren Instrumenten ermöglicht. Den »Freunde«-Mitgliedern werden zahlreiche attraktive Vergünstigungen angeboten, von exklusiven Besuchen ausgewählter Proben über bevorzugte Kartenbestellungen bis hin zu Reisen des Orchesters zu Sonderkonditionen. * Helfen Sie mit als Freund und lassen Sie sich in die Welt der klassischen Musik entführen! KAMMERORCHESTER SYMPHONIEORCHESTER SO. 6.3.2016 Prinzregententheater 11.00 Uhr 4. Konzert DO. 10.3.2016 FR. 11.3.2016 Philharmonie 20.00 Uhr Konzerteinführung 18.45 Uhr 6. Abo A ALISA WEILERSTEIN Violoncello RADOSLAW SZULC Künstlerische Leitung KAMMERORCHESTER DES SYMPHONIEORCHESTERS DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS JOSEPH HAYDN Cellokonzert C-Dur, Hob. VIIb:1 Cellokonzert D-Dur, Hob. VIIb:2 GIUSEPPE VERDI Streichquartett e-Moll (Fassung für Streichorchester) MARISS JANSONS Leitung SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS GUSTAV MAHLER Symphonie Nr. 5 cis-Moll ÜBERRASCHUNGSSTÜCK € 25 / 35 / 49 / 58 / 69 / 82 € 33 / 43 / 51 / 58 / 63 / 71 Vorverkauf auch über Bell’Arte, Tel.: (089) 8 11 61 91 33 Vorschau B r- K L aSSI K-Stu di o konzerte KrIStIan BeZUIDenHOUt HAMMERKLAVIER CHIarOSCUrO QUartet Mozart Haydn Foto: Marco Borggreve Dienstag 15. März 20.00 Uhr Studio 2 im Funkhaus Karten: Euro 21,– / 29,– Schüler und Studenten: Euro 8,– BRticket 0 800 / 59 00 59 4 www.br-klassikticket.de München Ticket 089 / 54 81 81 81 facebook.com/brklassik Auch live im Radio auf BR-KLASSIK und als Videostream auf br-klassik.de RUNDFUNKORCHESTER kartenvorverkauf FR. 18.3.2016 Herz-Jesu-Kirche 20.00 Uhr Konzerteinführung 19.00 Uhr 3. Paradisi gloria BRticket Foyer des BR-Hochhauses Arnulfstr. 42, 80335 München Mo.–Fr. 9.00–17.30 Uhr Telefon: 0800 / 5900 594 (kostenfrei im Inland), 0049 / 89 / 55 80 80 (international) Telefax: 0049 / 89 / 5900 184 23 26 Online-Kartenbestellung: www.br-klassikticket.de [email protected] München Ticket GmbH Postfach 20 14 13 80014 München Telefon: 089 / 54 81 81 81 Vorverkauf in München und im Umland über alle an München Ticket angeschlossenen Vorverkaufsstellen ULF SCHIRMER Leitung MICHAELA KAUNE Sopran HENRY RAUDALES Violine MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER JAROMÍR WEINBERGER »Préludes réligieux et profanes« für Orchester (Auszüge) JAMES MACMILLAN »Í (A Meditation on Iona)« für Streichorchester und Schlagwerk PĒTERIS VASKS »Einsamer Engel« Meditation für Violine und Streichorchester FRANK MARTIN »Maria-Triptychon« für Sopran, Violine und Orchester Schüler- und Studentenkarten zu € 8,– bereits im Vorverkauf € 25 / 34 35 Vorschau / Karten BR-KLASSIK.DE Das neue Klassik-Portal. Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Mariss Jansons Chefdirigent NIKOLAUS PONT Orchestermanager Bayerischer Rundfunk Rundfunkplatz 1 80335 München Telefon: (089) 59 00 34 111 IMPRESSUM Herausgegeben vom Bayerischen Rundfunk Programmbereich BR-KLASSIK Publikationen Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks REDAKTION Dr. Renate Ulm (verantwortlich) Dr. Vera Baur GRAPHISCHES GESAMTKONZEPT Bureau Mirko Borsche UMSETZUNG Antonia Schwarz, München DRUCK alpha-teamDRUCK GmbH Nachdruck nur mit Genehmigung Textnachweis Susanne Schmerda: Originalbeitrag für dieses Heft; Musik & Bild: Renate Ulm; Angelika Rahm: aus den Programmheften des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks vom 23./24. Oktober 2008; Übersetzung Shelley: Ursula Rasch; Biographien: Archiv des Bayerischen Rundfunks. Bildnachweis © Marco Borggreve (Widmann); © 2015 SCHOTT MUSIC, Mainz (Partiturausschnitt Widmann); © Éric Larrayadieu (Tamestit S. 8 und 22); © VG Bild-Kunst, Bonn 2016 (René Magritte: Golconda); Wikimedia (Elgar S. 13 und 16; König Edward VII.); The Musical Times Vol. 52, No. 825, 1. November 1911 (Edward Elgar und das London Symphony Orchestra); Musiker und ihre Häuser, München 1998 (Nielsen); privat (Wilfried Hiller); © Wilfried Hösl (Mehta); © Astrid Ackermann (Symphonieorchester); © Julian Hargreaves (Harding); Archiv des Bayerischen Rundfunks. Das Heft wurde auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. 37 Impressum A Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks Sprungbrett zu den Orchestern der Welt Ausbildungsplätze 4 Violinen 1 Flöte 2 Violen 2 Violoncelli 1 Oboe 1 Trompete 1 Horn 2 Kontrabässe 1 Klarinette 1 Posaune 1 Fagott 1 Pauke mit Schlagzeug Ausbildung • Instrumentaler Einzelunterricht • Mentales Training • Kammermusik • Mitwirkung bei Proben und Konzerten des Symphonieorchesters Erfolg Absolventen der Akademie finden Engagements in renommierten Orchestern im In- und Ausland Konzerttermine • Mittwoch, 11. Mai 2016, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung • Donnerstag, 14. Juli 2016, Hubertussaal Schloss Nymphenburg • Samstag, 16. Juli 2016, Festsaal Kloster Seeon Förderer Die Akademie dankt F R E U N D E S Y M P H O N I E O R C H E S T E R B A Y E R I S C H E R R U N D F U N K e.V. Kontakt Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks Geschäftsführung: Christine Reif Hanselmannstraße 20, 80809 München Telefon: 089/3509-9756 Fax: 089/3509-9757 E-Mail: [email protected] www.br-so.de 2. Abo B 3. / 4 .3. 2 016 br-so.de br-klassik.de