SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS

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SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
Donnerstag 3.3.2016
Freitag 4.3.2016
2. Abo B
Herkulessaal
20.00 – ca. 22.00 Uhr
15 / 16
DANIEL HARDING
Leitung
ANTOINE TAMESTIT
Viola
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
KONZERTEINFÜHRUNG
18.45 Uhr
Moderation: Uta Sailer
Gast: Antoine Tamestit
LIVE-ÜBERTRAGUNG in Surround auf BR-KLASSIK
Freitag, 4.3.2016
PausenZeichen:
Uta Sailer im Gespräch mit Antoine Tamestit und
Daniel Harding
On demand: danach 7 Tage abrufbar auf www.br-klassik.de
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Programm
Jörg Widmann
Viola Concerto
(Deutsche Erstaufführung)
Pause
Edward Elgar
Symphonie Nr. 2 Es-Dur, op. 63
• Allegro vivace e nobilmente
• Larghetto
• Rondo. Presto
• Moderato e maestoso
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Programm
Choreographie der Klänge
Zu Jörg Widmanns Viola Concerto
Susanne Schmerda
Es gibt verschiedene Arten, ein Solokonzert zu
beginnen: ganz klassisch mit einem Tutti des
Orchesters, mit Soloinstrument und Orchester
gemeinsam oder mit dem Solisten allein. Jörg
Widmann hat sich bei seinem Viola Concerto für
Letzteres entschieden und ist dabei noch einen
Schritt weitergegangen. Er lässt zwar die Bratsche
völlig unbegleitet das Konzert eröffnen, doch
ohne Bogen spielen. So entpuppt sich dieser extravagante Start als ein spielerisches Ausloten ihrer
Klangmöglichkeiten mit eigenwilligen Mitteln:
mit perkussivem Klopfen auf das Instrument
und Pizzicati in allen denkbaren Varianten. Die
Fingerkuppen trommeln auf die Kinnstütze, vier
Finger schlagen auf das Griffbrett, Hell-DunkelUnterschiede sollen forciert werden. Dabei steht
der Solist nicht an seinem gewohnten Platz vor
den Streichern und dem Dirigenten. Er hat »unauffällig neben den Harfen Platz genommen und
beginnt quasi für sich und wie nebenbei zu spielen. Der Bogen ist dabei auf einem Pult abgelegt,
der gesamte Anfang wird ohne Bogen gespielt.
Der Dirigent reagiert leicht irritiert.« Mit diesem
ersten Hinweis in der Partitur ist viel gesagt, denn
er ist Spiel- und szenische Anweisung in einem.
Und tatsächlich wird der Solist im Verlauf des
Konzerts zu einem dramatischen Protagonisten –
so wie der Bratschist in Hector Berlioz’ Harold en
Italie oder die Interpreten in Harrison Birtwistles instrumentalem Rollenspiel Secret Theatre.
Er führt durch die Klang-Stationen dieses rund
20-minütigen Werks, nimmt immer wieder andere Positionen ein, wandert im Orchester umher
und interagiert dabei mit Spielern und dem Dirigenten. All dies ist vom Komponisten in minutiösen Anweisungen penibel ausgearbeitet.
Entstehungszeit
Sommer bis Herbst 2015
als gemeinschaftliches
Auftragswerk des Orchestre
de Paris, des Schwedischen
Radio-Symphonieorchesters
und des Symphonieorchesters des Bayerischen
Rundfunks
Uraufführung
28. Oktober 2015 mit
Antoine Tamestit als Solisten
und dem Orchestre de Paris
unter der Leitung von
Paavo Järvi in der Grande
Salle der Philharmonie 1
von Paris;
weitere Aufführungen
fanden am 26./27. November
2015 in der Berwaldhallen
in Stockholm mit Antoine
Tamestit und dem Schwedischen Radio-Symphonieorchester unter der Leitung
von Daniel Harding statt
Geburtsdatum des
Komponisten
19. Juni 1973 in München
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Jörg Widmann
Jörg Widmann beim Komponieren
Ähnlich wie in seinem 2007 entstandenen Violinkonzert lässt Widmann
den Solisten auch in seinem Viola Concerto nahezu ununterbrochen spielen. Aber anders als in der Elegie für Klarinette und Orchester (2006), dem
Heinz Holliger zugedachten Oboenkonzert (2009/2010) mit der barocken
Suitenform als Vorbild oder dem Flötenkonzert Flûte en suite (2011) handelt es sich hier um ein ausgesprochen narratives Solo-Konzert. Widmann
ist ganz bei der Bratsche und ihrem speziellen Timbre und schöpft unzählige Facetten des Instrumentes auf phänomenale Weise aus. Neben
spieltechnischen Finessen lässt er die Bratsche in mehreren Solokadenzen singen, schenkt ihr betörende Töne und schwelgerische Melodien.
»Für mich ist die Bratsche in erster Linie immer ein außerordentliches
Gesangs-Instrument gewesen«, so Widmann. »Kammermusik mit Bratsche
zu musizieren, gehört für mich als Musiker zum Allerschönsten. Allein
auf der C-Saite der Bratsche lassen sich Geschichten erzählen, die auf
keinem anderen Streichinstrument denkbar wären.«
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Jörg Widmann
Beginn von Jörg Widmanns Viola Concerto mit zahlreichen szenischen Anweisungen im
Autograph (Seite 1 und erstes System von Seite 2)
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Jörg Widmann
Jörg Widmann, geboren 1973 in München und ausgebildet bei Hans Werner
Henze, Wilfried Hiller und Wolfgang Rihm, ist nicht nur ein in aller Welt
aufgeführter Komponist, sondern auch ein international konzertierender
Klarinettist, dessen große Liebe der Kammermusik gilt. Neben Daniel
Barenboim, Tabea Zimmermann, Heinz Holliger oder Kim Kashkashian
zählt Antoine Tamestit zu seinen bevorzugten Partnern, mit denen er seit
langem regelmäßig musiziert. So war der französische Bratschist, der 2008
für ein Violakonzert bei Widmann angefragt hatte, von Anfang an in die
Konzeption und Ausarbeitung dieses ungewöhnlichen Werks miteinbezogen, ähnlich wie Johannes Brahms den befreundeten Violinvirtuosen
Joseph Joachim bei der Komposition seines Violinkonzerts immer wieder
zu spieltechnischen Details konsultierte. Doch was damals mühsam in
Briefform erfolgte, lief bei Widmann/Tamestit über Internet und Telefon.
Seite für Seite wurde hin- und hergeschickt, dann sogleich auf dem Instrument erprobt und am lautgestellten Telefon kommentiert. So entstand das Konzert, Takt für Takt maßgeschneidert für Antoine Tamestit,
zugeschnitten auf sein Spiel, seinen Klangsinn und seine Persönlichkeit.
Im Sommer 2015 begann Widmann mit der Komposition, wobei er von
Anfang an nicht nur den Solopart konzipierte, sondern das gesamte
Szenario. Am 28. Oktober 2015 wurde das Viola Concerto von Antoine
Tamestit und dem Orchestre de Paris mit Paavo Järvi am Pult in Paris
uraufgeführt – die Presse bescheinigte dem Bratschisten, Widmanns Musik
»in tausend Farben« verklärt zu haben. Seitdem war das gemeinsame
Auftragswerk des Orchestre de Paris, des Schwedischen Radio-Symphonieorchesters und des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks noch
in Stockholm zu hören.
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Jörg Widmann
Antoine Tamestit beim Klangerzeugen auf der Bratsche
Perfekt dosiert ist in diesem Viola Concerto die Korrespondenz zwischen
Solo-Bratsche und dem reduzierten und zurückhaltend auftretenden Orchester. Das reich besetzte Schlagwerk bildet dabei fast ein Orchester für
sich: Es umfasst Vibraphon, Marimbaphon und Glockenspiel, Chinesisches Becken, Peking-Oper-Gong und Crotales, Rainmaker und WaterTamtam. Stück für Stück durchquert das Solo-Instrument in quasi-choreographischen Aktionen den szenischen Raum, den ihm Orchester und
Dirigent bereitstellen.
War dieser geschlagene und gezupfte Solo-Beginn in seiner rigorosen Konstruktion ungemein modern, so wendet sich das Werk später mehr ins
Lyrische. Zwei Bongos sind die ersten Instrumente, die sich dieser perkussiven Klangerkundung, die Solo-Viola »imitierend«, hinzugesellen. Der
Solist »schaut sich« – laut Spielanweisung – »jäh erschrocken zu der fremden Schallquelle um«, es folgen subtile Flageoletts in den Streichern des
Orchesters und Glissandi in den Harfen. Langsam fächert sich der orchestrale Klangraum auf, in einer Improvisation ahmt der Solist den Klang
einer indischen Sitar nach und öffnet damit überraschende Assoziationsräume. Er spielt ein »Zitter-Glissando« oder auch »rhythmisch, spielerisch,
wie ein Zigeuner«, um dann endlich, in Takt 154 von insgesamt 424 Takten,
den Bogen langsam aufzunehmen – »wie in einer rituellen Handlung,
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Jörg Widmann
wie ein heiliges Schwert nach oben« – und in einer »theatralischen Ausholbewegung« zu verharren. Erst nach einem kurzen »Nachstimmen«
beginnt das Konzert tatsächlich (nach rund zehn Minuten!) mit einem
innigen Duett von Solo-Viola und Bassflöte: »rhapsodisch, ganz versunken, wie in einem orientalischen Märchenland«. Der Solist »geht langsam
schlendernd allmählich« zur Orchestergruppe der Flöten, später entfaltet sich ein Dialog mit einer Solo-Klarinette, ebenfalls »ganz frei ...
orientalisch«.
Auch mit dem Bogenspiel schafft Widmann zahlreiche neue Gestaltungsarten, wobei sich die Atmosphäre zunehmend verdichtet. Schließlich entlädt sich die angestaute Spannung in zarten Lyrismen, wie in einem Märchen aus Tausend und einer Nacht – intim und zugleich brillant. Es ergießen sich Läufe, der Solist steht mal hinter den Bratschen des Orchesters, dann wieder hinter den Celli. Ein kurzer Orchesterhöhepunkt,
gipfelnd in einem Aufschrei im vierfachen Fortissimo, erlaubt dem Solisten eine Pause von wenigen Takten, um sich dann in einer Kadenz zu ergehen, grundiert von tiefen Liegetönen in Bass- und Kontrabassklarinette.
Dieser Konzert-Parcours, in dem der Solist zum Protagonisten einer leidenschaftlichen Geschichte wird und dabei bühnenwirksam von Station
zu Station wandert, endet schließlich auf dem traditionellen Platz zwischen
den Ersten Geigen und dem Dirigenten. Bis dahin hat das Solo-Instrument
einen weiten ideellen Weg zurückgelegt – vom geheimnisvoll-perkussiven
Beginn im Stil von Bartóks Nachtmusiken bis hin zu einem entrückten,
wehmütigen Schlussgesang, der sich ins Nichts verliert – »doloroso«: »In
meinem Viola Concerto ist die Szenerie über weite Strecken in ein utopisches Land verlegt: am Anfang in eine fremd-tastende Sphäre, ausschließlich
von Bratschen-Pizzicati in allen möglichen und unmöglichen Varianten
bevölkert; dann als sehnsüchtiger Gesang aus einem imaginären orientalischen Märchenland; schließlich ein Sturz in artistisch-absurde Virtuositäts-Kaskaden, die das Herzstück des Werkes, eine Aria für Bratsche und
extrem gedämpfte Streicher, einleiten; ein schmerzlich-inniger Abgesang
auf eine versunkene Welt« (Jörg Widmann, im Oktober 2015).
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Jörg Widmann
Musik & Bild
René Magritte (1898 –1967)
»Golconda«
(1953)
René Magritte (1898–1967): Golconda (1953)
Öl auf Leinwand, 80 x 100 cm, The Menil Collection, Houston / Texas
Der belgische Maler René Magritte zählt zu den bedeutenden Surrealisten neben Salvador Dalí, Max Ernst und Man Ray. Eines seiner bekanntesten Bilder ist La trahison des images – Der Verrat der Bilder: eine realistisch abgebildete Pfeife, unter der in kindlicher Schönschreibschrift steht:
»Ceci n’est pas une pipe.« – »Dies ist keine Pfeife.« Der Gegenstand und
seine Bezeichnung, das Abbild und die Realität werden in Frage gestellt.
So stehen Magrittes Menschen im Gemälde Golconda auch nicht mit beiden Beinen auf der Erde, sondern sind im Raum (auch im Luftraum) verteilt. Der Künstler widersetzt sich der herrschenden Norm, manchmal
sogar den physikalischen Gesetzen, vor allem aber dem Gewohnten – andeutungsweise wie Jörg Widmann in seinem Viola Concerto, weil er
seinen Solisten im Raum (auf dem Podium) umhergehen und erst am Ende
den »angestammten« Platz einnehmen und weil er nicht den Dirigenten
das Stück beginnen lässt.
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Musik & Bild
Der Surrealismus in der Literatur, in der Malerei und auch im Film hat sich
zu Beginn des 20. Jahrhunderts, vor allem als Reaktion auf die Freud’sche
Traumdeutung und Psychoanalyse, auf das Unbewusste und das Traumbild konzentriert. Magritte forderte das Publikum mit seinen Bildern dazu
auf, über den Begriff der »Realität« nachzudenken. Er malte zahlreiche
Bilder mit Alltagsgegenständen, zu denen die Titel nicht kongruent waren:
eine Handtasche hieß dann »Le ciel« – »Der Himmel«, ein Taschenmesser
»L’oiseau« – »Der Vogel«. Magrittes Freund Louis Scutenaire, der sich –
ebenfalls Surrealist – öfter Titel zu einzelnen Werken Magrittes ausgedacht
hatte, gab dem vorliegenden Bild den Namen Golconda. Aber wir sehen
nicht die altindische Ruinenstadt Golkonda bei Hyderabad, sondern eine
weiß getünchte Häuserzeile mit roten Ziegeldächern, wie man sie aus dem
wallonischen Belgien kennt. Möglicherweise bietet diese belgische Häuserreihe aber nach außen hin einen ähnlichen Schutzwall wie die Festung
Golkonda, denn alle Fenster in der Fassade wirken durch die zugezogenen
Vorhänge wie versiegelt. Man sieht nicht hinein, und so gleichen die Gebäude einer Barriere vor einem hellblauen Himmel. Als weiteren Arbeitsschritt hat Magritte zahlreiche Männer gemalt, die wie uniformiert erscheinen in ihren schwarzen Schuhen, Hosen, Mänteln und Melonen – der
für Magritte so typischen Kopfbedeckung. Sie stehen alle sehr aufrecht,
sind aber mal nach vorn, dann nach rechts oder links gerichtet und über
das Gebäude sowie den Himmel in unterschiedlichen Größen verteilt,
womit Magritte dem Gemälde eine enorme Tiefenwirkung verleiht. Tatsächlich hat er ganz unterschiedliche Gesichter gemalt, so soll der in der
rechten Mitte frontal den Betrachter ansehende Mann der Titelgeber Louis
Scutenaire sein. Die Männer wirken – so die eine Interpretation – durch
die fast regelmäßige Anordnung wie große Tropfen, die vom Himmel fallen, also wie ein Regenschauer. Oder – eine andere Interpretation – wie
aufsteigende Heißluftballons. Diese Herren würde man eigentlich in der
Straße flanierend erwarten, die hier gar nicht abgebildet ist, denn der Blick
richtet sich ja sogleich aus einem Fenster hinauf in den Himmel. Wie um
allzu große Nähe zu verhindern, werden die Figuren mit großem Abstand
zueinander über das gesamte Bild verteilt. Jede Figur wirkt auf diese Weise
isoliert und einsam, aber auch austauschbar, trotz der kaum wahrnehmbaren individuellen Züge. Ihre gleichartige Anordnung erinnert an ein
Tapetenmuster, das in zahllosen Wiederholungen vor unseren Augen abrollt.
Magritte äußerte sich einmal (vermutlich ironisch) zu seinem Bild:
»Golkonda war im Altertum eine in Ruinen versunkene Stadt. Dieses Gemälde zeigt eine Ruinenstadt. All diese Leute steigen auf, weil sie ruiniert
sind und Luftschlösser bauen.«
Renate Ulm
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Musik & Bild
»Leidenschaftliche Pilgerfahrt
einer Seele«
Zu Edward Elgars Zweiter Symphonie
Angelika Rahm
Der Pomp and Circumstance March Nr. 1 ist
leider bis heute sein bekanntestes Werk: jener
Orchestermarsch, dessen Trio-Teil anlässlich der
Krönung Edwards VII. 1902 mit dem Text Land
of Hope and Glory versehen wurde und von da an
zur zweiten britischen Nationalhymne avancierte.
Seit seiner Uraufführung 1901 darf das Stück in
keinem der berühmten Londoner »Last Night
of the Proms«-Konzerte fehlen, doch es verfälscht
den Blick auf seinen Schöpfer Edward Elgar. Schon
seinen Zeitgenossen galt er damit als patriotischer Prunkkomponist, als musikalischer Repräsentant des britischen Empire. Ein doppeltes Missverständnis: Zum einen ist der Titel Pomp and
Circumstance, ein Zitat aus Shakespeares Othello,
keine Verherrlichung des Ruhms, sondern dessen
Abgesang. Zum anderen stammte Elgar keineswegs aus der spätviktorianischen Oberschicht
und fühlte sich Zeit seines Lebens dreifach gebrandmarkt – durch seine kleinbürgerliche Herkunft aus der Provinz, als Katholik im protestantischen England sowie als weitgehend autodidaktisch ausgebildeter Musiker.
Am 2. Juni 1857 wurde Edward Elgar in Broadheath in der Nähe von Worcester geboren, als
viertes von sieben Kindern des Klavierstimmers
und Musikalienhändlers William Elgar. Edward
begann im Elternhaus mit dem Klavierspiel, begleitete später die Gemeinde auf der Kirchenorgel, brachte sich selbst das Geigenspiel bei und
konnte bald mit weiteren Instrumenten aus dem
väterlichen Geschäft umgehen. Für eine geregelte
Ausbildung stand kein Geld zur Verfügung, so
blieb auch der Besuch des Leipziger Konservato-
Entstehungszeit
April 1909 – Februar 1911
(unter Verwendung von
Skizzen aus den Jahren
1903/1904)
Widmung
Dem Andenken an König
Edward VII.
Uraufführung
24. Mai 1911 beim London
Music Festival in der
Queen’s Hall unter der
Leitung des Komponisten
Lebensdaten des
Komponisten
2. Juni 1857 in Broadheath
bei Worcester – 23. Februar
1934 in Worcester
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Edward Elgar
Edward Elgar am Klavier
riums ein unerfüllbarer Wunschtraum. »Ich sah und lernte einen Großteil über Musik durch die Flut von Musikstücken, die durch die Firma
meines Vaters gingen«, erinnerte sich Elgar später. »Ich las alles, spielte
alles und hörte alles, was ich bekommen konnte. Ich bin ein Autodidakt
auf dem Gebiet der Harmonie, des Kontrapunkts, der Form, bei allem,
was das ›Geheimnis‹ der Musik ausmacht.« Elgars Heimatstadt verfügte
über ein reges Kulturleben, aber vor allem ließ sie ihn in die englische
Chortradition hineinwachsen und prägte damit sein späteres kompositorisches Schaffen: Worcester gehörte, neben Gloucester und Hereford, zu
den Veranstaltern des Three Choirs Festivals. Dieses hatte sich, seit seinen
bescheidenen Anfängen 1724, zu einem überregional bedeutenden Ereignis entwickelt, bei dem Antonín Dvořák 1884 sein Stabat Mater und
seine Sechste Symphonie dirigierte. Im Orchester spielte damals Edward
Elgar in der Gruppe der Ersten Geigen, hingerissen von Dvořáks Kompositionen und vor allem von dessen Kunst der Orchestrierung. Neben seiner
Arbeit als Geiger arrangierte Elgar Musikstücke, begleitete Sänger und
Chöre, dirigierte und komponierte. Unter seinen umfangreicheren Werken
dieser ersten Schaffensphase sollten besonders die Kantaten The Black
Knight, King Olaf, The Banner of St. George und Caractacus erwähnt
werden, die zu Achtungserfolgen gerieten. Finanziell ergiebiger zeigte sich
das für seine spätere Frau komponierte Salut d’amour. Doch erst mit den
1899 unter der Leitung von Hans Richter uraufgeführten Enigma-Variationen gelang ihm im Alter von 42 Jahren der Durchbruch. Diesen
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Edward Elgar
König Edward VII. von Großbritannien (1901/1902)
Gemälde von Luke Fildes (1843–1927)
Erfolg konnte er ein Jahr später mit dem Oratorium The Dream of Gerontius fortsetzen und so die 20 produktivsten und international erfolgreichsten Jahre seines Lebens einläuten. Ganz besondere Wertschätzung
wurde ihm dabei von deutscher Seite entgegengebracht, allen voran von
Richard Strauss, der anlässlich der zweiten Aufführung des Gerontius in
Düsseldorf, am 19. Mai 1902, eine in England aufsehenerregende Rede
hielt. Darin stellte er den Kollegen auf eine Stufe mit der kontinentalen
Avantgarde, bezeichnete ihn als Anführer einer englischen Moderne und
erhob sein Glas auf den »ersten englischen Fortschrittsmann, Meister
Edward Elgar«.
Die ersehnte öffentliche Anerkennung, die sich 1904 auch in der Erhebung in den Adelsstand äußerte, brachte Elgar zugleich eine erhebliche
Last an Verantwortung. Man glaubte nun weithin, er sei der Komponist,
von dem die Welt die erste wahrhaft große britische Symphonie erwarten
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Edward Elgar
dürfe. Tatsächlich geriet die Uraufführung seiner Ersten Symphonie
As-Dur am 3. Dezember 1908 zur Sensation, mit Ovationen für den
Komponisten, euphorischen Kritiken und fast 100 weiteren Aufführungen im folgenden Jahr. Hans Richter, der als Dirigent und Widmungsträger das Werk aus der Taufe hob, bezeichnete es als »die größte Symphonie unserer Zeit, die vom bedeutendsten heute lebenden Komponisten geschrieben wurde«. Zwei Jahre darauf gab es begeisterten Applaus
für das Fritz Kreisler gewidmete Violinkonzert, das rasch von den berühmtesten Geigern weltweit gespielt wurde. Schon während der Arbeit am Violinkonzert beschäftigte sich Elgar mit der Komposition seiner Zweiten Symphonie und intensivierte ab Dezember 1910 diese Tätigkeit. Am 28. Februar
1911 vollendete er das Werk, dem er als Motto ein Zitat aus dem Gedicht
Invocation von Percy Bysshe Shelley voranstellte: »Rarely, rarely comest
thou, Spirit of Delight!« (»Ach, wie selten kommst du noch, Geist der
Fröhlichkeit!«). »Um die Stimmung der Symphonie zu erfassen«, erläuterte
Elgar, »muss man das ganze Gedicht von Shelley lesen, aber die Musik
illustriert weder das ganze Gedicht, noch erhellt das Gedicht vollständig
die Musik.« An anderer Stelle umschrieb er das Werk mit seinen dramatischen Ausbrüchen und der teilweise düsteren Tonsprache als »die leidenschaftliche Pilgerschaft einer Seele«.
Die Symphonie steckt, auch aufgrund ihrer kurzen, rastlos wirkenden
Themen, voller überraschender Charakter- und Stimmungswechsel. Trotzdem sind die vier Sätze reich an thematischen Wechselbeziehungen und
werden durch eine emotionale Spannung zusammengehalten. »Der Keim
des Werks steckt in den Eröffnungstakten, dem ›Spirit of Delight‹-Thema«,
erklärte Elgar, »die in veränderter Form zum letzten Mal in den Schlusstakten des Finalsatzes zu hören sind.« Der erste Satz, Allegro vivace e nobilmente, ist ein breit angelegter Sonatensatz (»Ich habe fieberhaft daran
gearbeitet, und das Ding ist von enormer Energie«). Der überschäumenden Freude des besagten Anfangsthemas folgt zunächst das sanftere Nebenthema der Geigen und im weiteren Verlauf eine spukhaft verhangene
Episode mit Harfen, gedämpften Hörnern und Streichern »con sordino«.
Der Komponist nannte sie »die außergewöhnlichste Passage, die ich je
gehört habe – eine Art unheilvoller Einfluss, der durch die Sommernacht
in einem Garten zieht.« Der zweite Satz, Larghetto, offenbart sich als zutiefst empfundene Elegie. Nach einem Paukenwirbel und einer ruhigen
Streicherpassage wird über einem langsamen Marsch-Rhythmus das kraftvolle erste Thema vorgestellt. Angesichts der Widmung der Symphonie
(»Dedicated to the Memory of His late Majesty King Edward VII.«) wird der
Satz gerne als Trauermusik für den 1910 verstorbenen König interpretiert.
Allerdings hatte Elgar schon 1904 Ideen dazu aufgezeichnet, als ihn die
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Edward Elgar
Sir Edward Elgar, der
Gentleman (ca. 1905)
Nachricht vom Tod seines Freundes Alfred Rodewald erschütterte. Wenn
das Trauermarsch-Thema nach einem leidenschaftlichen Höhepunkt wiederkehrt, erhebt sich darüber innig die Solo-Oboe. Elgar erläuterte dazu:
»Im zweiten Satz, bei Ziffer 79, ›klagt‹ die weibliche Stimme der Oboe
über dem breiten, männlichen ersten Thema – und gleicht die Stelle bei
Ziffer 87 nicht einer Frau, die einem Mann Blumen auf das Grab legt?«
Der dritte Satz beginnt lebhaft und scheinbar heiter. »Das Rondo wurde
auf der Piazza San Marco in Venedig skizziert: Ich notierte den Rhythmus der Eröffnungstakte einiger Straßenmusikanten«, erzählte der Komponist. Doch nach einiger Zeit kündigen die Pauken die Wiederkehr des
Themas vom »unheilvollen Einfluss« aus dem ersten Satz an, das zuerst
in den Streichern auftaucht und dann massiv vom Blech übernommen
wird. Elgar verglich diese albtraumhafte Sequenz mit einigen Zeilen aus
dem Gedicht Maud von Alfred Tennyson, der Vision von einem Grab
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Edward Elgar
unter der Straße: »Und die Hufe der Pferde schlagen, schlagen in meinen
Schädel und in mein Hirn.« Die düstere Spannung löst sich im vierten
Satz, Moderato e maestoso, der zur Haupttonart Es-Dur zurückkehrt.
Elgar zufolge wird »das ganze Leid besänftigt und veredelt im letzten Satz,
der in einer ruhigen und erhabenen Stimmung endet«. In der resignativ
wirkenden Coda erklingt noch einmal das einleitende Thema der Symphonie, gleitet zart und lyrisch durch das Orchester und verklingt, bevor
ein Paukenwirbel den Schlusspunkt setzt.
Die Uraufführung am 24. Mai 1911 verlief für den Komponisten, der sein
Werk selbst dirigierte, enttäuschend. Das nicht sehr zahlreich erschienene
Publikum reagierte zurückhaltend, weshalb Elgar verstört seinem Konzertmeister zuraunte: »Was ist bloß los mit ihnen, Billy? Sie sitzen da wie
ein Haufen ausgestopfter Schweine.« Ein Kritiker unterstellte dem Werk
»Pessimismus und Rebellion«. Elgar hatte die Erwartungen enttäuscht und
kein festliches, affirmatives Konzertereignis präsentiert, passend zum
imperialen Selbstvertrauen des Landes. Erst in den Jahrzehnten nach
dem Ersten Weltkrieg wurde die Symphonie als eines von Elgars persönlichsten und wichtigsten Werken anerkannt. Er selbst war sich darüber
von Anfang an im Klaren: »Im Violinkonzert, der Symphonie Nr. 2 und
in der Ode (The Music Makers) habe ich mir die Seele aus dem Leib geschrieben, in diesen drei Werken habe ich mich offenbart.«
Das London Symphony Orchestra in der Queen’s Hall unter der Leitung von Edward
Elgar im Jahr 1911
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Edward Elgar
Percy Bysshe Shelley
(1792–1822)
Invocation
Beschwörung
Rarely, rarely, comest thou,
Spirit of Delight!
Wherefore hast thou left me now
Many a day and night?
Many a weary night and day
’Tis since thou art fled away.
Ach, wie selten kommst du doch,
Geist der Fröhlichkeit!
Wohin hast du mich verlassen,
all die Tag’ und Nächte?
Viel’ verdrossne Nächt’ und Tage
meidest du mich schon.
How shall ever one like me
Win thee back again?
With the joyous and the free
Thou wilt scoff at pain.
Spirit false! thou hast forgot
All but those who need thee not.
Wie soll einer so wie ich
dich zurückgewinnen?
Gleich den Glücklichen und Frei’n
verspottest du den Schmerz.
Falscher Geist! Bedenkst nur den,
der dich gar nicht braucht!
As a lizard with the shade
Of a trembling leaf,
Thou with sorrow art dismay’d;
Even the sighs of grief
Reproach thee, that thou art not near,
And reproach thou wilt not hear.
Wie die Echse hasst den Schatten
eines Blatts im Wind,
so entsetzen dich die Sorgen.
Selbst des Kummers Weh
ist ein unbequemer Vorwurf,
den du nie gern hörst.
Let me set my mournful ditty
To a merry measure;
Thou wilt never come for pity,
Thou wilt come for pleasure:
Pity then will cut away
Those cruel wings, and thou wilt stay.
Drum erhält mein kläglich’ Liedchen
einen heitren Takt.
Aus Erbarmen kommst du niemals,
aus Vergnügen wohl.
Mitleid kappt dir dann die Flügel
Und du bleibst bei mir.
I love all that thou lovest,
Spirit of Delight!
The fresh earth in new leaves drest,
And the starry night;
Autumn evening, and the morn
When the golden mists are born.
Ich lieb all das, was du liebst,
Geist der Fröhlichkeit!
Frisches Grün auf saftger Erde,
Nacht voll Sternenglanz.
Herbstesabend und am Morgen
Goldner Nebeldunst.
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Percy Bysshe Shelley
I love snow and all the forms
Of the radiant frost;
I love waves, and winds, and storms,
Everything almost
Which is Nature’s, and may be
Untainted by man’s misery.
Ich lieb Schnee und alle Arten
wundervollen Frosts.
Ich lieb Wellen, Winde, Stürme,
beinah alles der Natur,
was von Menschens Gram und Kummer
bleibet unbefleckt.
I love tranquil solitude,
And such society
As is quiet, wise, and good;
Between thee and me
What diff’rence? but thou dost possess
The things I seek, not love them less.
Ich lieb stille Einsamkeiten
und Gesellschaft ruhig,
voller Weisheit und voll Güte.
Zwischen mir und dir,
oh Geist, ist kein Unterschied!
Du nur hast, was ich begehre!
I love Love – though he has wings,
And like light can flee,
But above all other things,
Spirit, I love thee –
Thou art love and life! O come!
Make once more my heart thy home!
Ich lieb Liebe, trotz der Flügel,
die sie flüchtig macht.
Aber mehr als andre,
Geist, lieb ich doch dich!
Du bist Lieb’ und Leben! Komm!
Mach mein Herz zu deinem Heim!
(Übersetzung: Ursula Rasch)
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Percy Bysshe Shelley
br-klassik
HIGHLIGHTS IM Fernsehen
Bayerisches Fernsehen
Sonntag, 6. März 2016 | 10.20 Uhr
Herbert Blomstedt dirigiert
Carl Nielsen: Symphonie Nr. 5, op. 50
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Konzertaufzeichnung aus dem Herkulessaal (2015)
Erstausstrahlung
Donnerstag, 10. März 2016 | 23.35 Uhr
KlickKlack
Das Musikmagazin
Moderation: Sol Gabetta
(Wdh. Sonntag, 13. März, 10.30 Uhr)
Carl Nielsen
ARD-ALPHA
Sonntag, 6. März 2016 | 11.00 Uhr
U21 – VERNETZT
Das Musikmagazin aus dem Radiostudio
Sonntag, 13. März 2016 | 11.00 Uhr
Zum 75. Geburtstag des Komponisten
Wilfried Hiller – Vom Klang der Sterne
Ein Film von Dorothee Binding und
Benedict Mirow (2011)
Wilfried Hiller
br-klassik.de
br-klassik
HIGHLIGHTS IM RADIO
Samstag, 5. März 2016 | 14.05 Uhr
Das Musik-Feature
»Eile, flieg nach Neapel«
Eine Opernmetropole zwischen Sängerkult, Theaterfest und
musikalischem Experiment
Von Florian Heurich
Samstag, 5. März 2016 | 20.05 Uhr
Live aus der Musikhochschule München
»Nacht der Filmmusik«
Münchner Rundfunkorchester
Leitung: Ulf Schirmer
Musik von Enjott Schneider, Rainer Fabich, Martin Böttcher, Martina Eisenreich,
Klaus Doldinger, Konstantin Wecker, Ralf Wengenmayr u. a.
Sonntag, 6. März 2016 | 10.05 Uhr
Symphonische Matinée
Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Werke von Claude Debussy, Wolfgang Amadeus Mozart und Maurice Ravel
Sonntag, 6. März 2016 | 19.00 Uhr
Live aus dem Münchner Nationaltheater
Giuseppe Verdi: »Un ballo in maschera«
Riccardo – Piotr Beczala
Amelia – Anja Harteros
Bayerisches Staatsorchester
Leitung: Zubin Mehta
Dienstag, 8. März 2016 | 14.05 Uhr
Panorama
Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Joseph Haydn: Klavierkonzert D-Dur, Hob. XVIII:11
(Klavier und Leitung: András Schiff);
Franz Schubert: Symphonie Nr. 6 C-Dur (Rafael Kubelík) u. a.
br-klassik.de
Zubin Mehta
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Biographien
Antoine Tamestit
Antoine Tamestit, 1979 in Paris geboren, studierte bei Jean Sulem, Jesse
Levine und Tabea Zimmermann, bevor er als Preisträger zahlreicher renommierter Wettbewerbe auf sich aufmerksam machte. Darunter ist vor
allem der Internationale Musikwettbewerb der ARD in München zu
nennen, bei dem er 2004 den Ersten Preis, den Publikumspreis sowie zwei
Sonderpreise gewann. Seither arbeitet er mit namhaften Orchestern wie
den Wiener Philharmonikern, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem
London Symphony Orchestra, dem Orchestre de Paris und dem Chamber
Orchestra of Europe zusammen, zu seinen Partnern am Pult zählen u. a.
Riccardo Muti, Franz Welser-Möst und Paavo Järvi. Antoine Tamestit pflegt
ein breites Repertoire von der Barockmusik bis zur Musik der Gegenwart,
wobei Uraufführungen und Aufnahmen zeitgenössischer Werke einen
wichtigen Teil seiner Arbeit bilden: So spielte er gemeinsam mit Tabea
Zimmermann 2009 erstmals das Concerto pour deux altos et orchestre
von Bruno Mantovani in Paris. Ebenfalls 2009 hob Antoine Tamestit das
Violakonzert Remnants of Songs … An Amphigory in Graz aus der Taufe,
das Olga Neuwirth für ihn komponierte. Jörg Widmann hat für Antoine
Tamestit das Viola Concerto geschrieben, das 2015 bereits in Paris und in
Stockholm aufgeführt wurde. Eine weitere Leidenschaft des Künstlers gilt
der Kammermusik, der er sich u. a. mit Leif Ove Andsnes, Gautier und
Renaud Capuçon, Leonidas Kavakos, Gidon Kremer, Mischa Maisky,
Emmanuel Pahud, dem Quatuor Ébène, dem Hagen Quartett, Anne Sofie
von Otter, Sandrine Piau und Christianne Stotijn widmet. Gemeinsam
mit Frank Peter Zimmermann und dem Schweizer Cellisten Christian Poltéra musiziert er im Trio Zimmermann. Aber auch mit Solo-Recitals, u. a.
mit Werken von Bach, Ligeti, Hindemith und Olga Neuwirth, ist der Bratschist auf den großen Bühnen der Welt zu hören. Für seine Einspielung
der Bach’schen Cello-Suiten Nr. 1, 3 und 5 sowie das Album Chaconne mit
der d-Moll-Partita für Violine (jeweils in einer Bratschenfassung) und der
Solo-Sonate von Ligeti wurde er von der Fachpresse hochgelobt. Viele
weitere CD-Veröffentlichungen, u. a. das Bratschenkonzert von Schnittke,
liegen vor. Antoine Tamestit war von 2007 bis 2013 Professor an der Kölner
Musikhochschule, seit Herbst 2013 hat er eine Professur am Pariser Conservatoire. Ebenfalls seit 2013 ist er gemeinsam mit Nobuko Imai Künstlerischer Leiter des Viola Space Festivals in Tokio. Antoine Tamestit spielt
die Viola »Mahler« von Antonio Stradivari aus dem Jahr 1672, die ihm
von der Stiftung Habisreutinger zur Verfügung gestellt wird. Beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks war der Bratschist zuletzt
im Mai 2015 mit Hector Berlioz’ Harold en Italie zu erleben.
25
Biographien
Schumann
2 CD 900122
Szenen aus Goethes
„Es geht um Liebe, es geht um sinnliche Erkenntnis (…),
es geht um die höchste Schönheit (…), es geht um Politik und Macht,
sogar um Landgewinn. Kurz: den ganzen Horizont menschlicher Gier und Neugier
muss Faust abschreiten. (…) Man kann in diesem Faust-Bild schwelgen.“
Christian Gerhaher
Christian Gerhaher · Christiane Karg · Alastair Miles · Mari Eriksmoen
Bernarda Fink · Andrew Staples · Kurt Rydl · Tareq Nazmi
Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Daniel Harding
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Erhältlich im Handel und im BRshop
Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks
Schon bald nach seiner Gründung 1949 durch Eugen Jochum entwickelte
sich das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zu einem international renommierten Klangkörper, dessen Ruf die auf Jochum folgenden Chefdirigenten Rafael Kubelík, Sir Colin Davis und Lorin Maazel stetig
weiter ausbauten. Neben den Interpretationen des klassisch-romantischen
Repertoires gehörte im Rahmen der 1945 von Karl Amadeus Hartmann gegründeten musica viva von Beginn an auch die Pflege der zeitgenössischen
Musik zu den zentralen Aufgaben des Orchesters. 2003 wurde Mariss Jansons
Chefdirigent von Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks. Aber auch viele namhafte Gastdirigenten wie Erich und Carlos Kleiber,
Otto Klemperer, Karl Böhm, Leonard Bernstein, Günter Wand, Sir Georg
Solti, Carlo Maria Giulini, Kurt Sanderling und Wolfgang Sawallisch haben
das Symphonieorchester nachhaltig geprägt. Heute sind Bernard Haitink,
Riccardo Muti, Esa-Pekka Salonen, Herbert Blomstedt, Franz Welser-Möst,
Daniel Harding, Yannick Nézet-Séguin, Simon Rattle und Andris Nelsons
wichtige Partner. Tourneen führen das Orchester durch nahezu alle europäischen Länder, nach Asien sowie nach Nord- und Südamerika. Als »Orchestra in Residence« tritt das Orchester seit 2004 alljährlich beim Lucerne
Festival zu Ostern auf, 2006 wurde es für seine Einspielung der 13. Symphonie von Dmitrij Schostakowitsch mit dem Grammy geehrt. Bei einem
Orchesterranking der Zeitschrift Gramophone, für das international renommierte Musikkritiker nach »The world’s greatest orchestras« befragt
wurden, kam das Symphonieorchester auf Platz sechs.
27
Biographien
28
Biographien
Daniel Harding
Daniel Harding, 1975 in Oxford geboren, begann seine Laufbahn als
Assistent von Sir Simon Rattle beim City of Birmingham Symphony Orchestra, mit dem er 1994 sein professionelles Debüt gab. In der Spielzeit
1995/1996 assistierte er Claudio Abbado bei den Berliner Philharmonikern, seinen ersten öffentlichen Auftritt mit diesem Orchester absolvierte
er 1996. Neben Verpflichtungen in Trondheim und Norrköping war Daniel
Harding von 1997 bis 2003 Musikdirektor der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen sowie zuletzt Chefdirigent und Musikdirektor des
Mahler Chamber Orchestra (2003–2011), das ihn mit dem Titel Conductor
Laureate auf Lebenszeit geehrt hat. Derzeit ist Daniel Harding Musikdirektor des Schwedischen Radio-Symphonieorchesters, Erster Gastdirigent
des London Symphony Orchestra und Künstlerischer Direktor der Ohga
Hall im japanischen Karuizawa. Als Music Partner ist er außerdem dem
New Japan Philharmonic Orchestra verbunden. Im Herbst 2016 wird er
in der Nachfolge von Paavo Järvi die Leitung des Orchestre de Paris übernehmen. Gastauftritte führen Daniel Harding zu weltweit bedeutenden
Orchestern wie den Berliner und Wiener Philharmonikern, der Sächsischen Staatskapelle Dresden, dem Concertgebouworkest Amsterdam sowie
dem Philadelphia, dem New York Philharmonic, dem Los Angeles Philharmonic, dem Boston Symphony und dem Chicago Symphony Orchestra.
Als Operndirigent hat er sich u. a. mit Produktionen an der Mailänder
Scala, am Royal Opera House Covent Garden in London, an der Bayerischen Staatsoper in München und bei den Salzburger Festspielen einen
Namen gemacht. Regelmäßig ist er auch beim Festival in Aix-en-Provence
zu erleben. In der Spielzeit 2012/2013 debütierte Daniel Harding an den
Staatsopern in Berlin und Wien mit Wagners Fliegendem Holländer. Für
seine Aufführungen der Cavalleria rusticana und Pagliacci an der Mailänder
Scala 2011 wurde er mit dem renommierten Abbiati-Preis geehrt. Auch
viele seiner CDs wurden prämiert, so die Aufnahmen von Mozarts Don
Giovanni, Brittens Billy Budd und The Turn of the Screw. Beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ist Daniel Harding ein gern gesehener Gast, zuletzt stand er im Juni 2015 mit Werken von Wagner,
Schönberg und Brahms am Pult. Zwei CD-Produktionen sind aus der
gemeinsamen Arbeit bisher hervorgegangen: Arien deutscher Opern der
Romantik und Schumanns Faust-Szenen, beide mit dem Bariton Christian Gerhaher. Daniel Harding ist Chevalier de l’ordre des arts et des
lettres und Mitglied der Royal Swedish Academy of Music.
29
Biographien
j
70
jahre
br-chor
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
Mariss Jansons Dirigent, CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
70 JAHRE CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
Berühmte Opernchöre von RICHARD WAGNER, GIUSEPPE VERDI u. a.
Informationen: br-so.de, Tickets: br-klassikticket.de € 18 / 25 / 43 / 58 / 69 / 82 / 94 Einführung: 18.45 Uhr
a nsons
Bureau Borsche
7. und 8.4. 20 Uhr Herkulessaal
SYMPHONIEORCHESTER
KAMMERKONZERT
SA. 5.3.2016
Herkulessaal
11.00 und 13.00 Uhr
Familienkonzert
SA. 5.3.2016
Max-Joseph-Saal | 20.00 Uhr
SO. 6.3.2016
Ev. Akademie Tutzing | 18.00 Uhr
3. Konzert mit Solisten des
Symphonieorchesters
DANIEL HARDING
Leitung
RUFUS BECK
Sprecher
KATHARINA NEUSCHAEFER
Text
MARTIN FENGEL
Illustrationen
LEONHARD HUBER
Regie
SYMPHONIEORCHESTER DES
BAYERISCHEN RUNDFUNKS
»Hexengold«
Die Geschichte einer abenteuerlichen Schatzsuche voller magischer
Gestalten
EDWARD ELGAR
Auszüge aus der
Symphonie Nr. 2 Es-Dur, op. 63
Für Kinder ab 5 Jahren
Erwachsene € 16 / Kinder € 8 / Familienkarte (2 Erwachsene und 2 Kinder) € 40
RACHAEL WILSON Mezzosopran
CHRISTOF HARTKOPF Bariton
WERNER MITTELBACH Klarinette
SUSANNE SONNTAG Fagott
HANNES LÄUBIN Trompete
THOMAS HORCH Posaune
JOSEPH BASTIAN Posaune
CHRISTIAN PILZ Schlagzeug
PETER RIEHM Violine
TEJA ANDRESEN Kontrabass
PAUL HINDEMITH
»Musikalisches Blumengärtlein und
Leyptziger Allerley« für Klarinette und
Kontrabass
ERWIN SCHULHOFF
»Bassnachtigall«, drei Vortragsstücke
für Kontrafagott, op. 38
MAURICIO KAGEL
»Zehn Märsche um den Sieg zu
verfehlen« für Bläser und Schlagzeug
(Auswahl)
CHRISTIAN JOST
»Death Knocks«, Oper in einem Akt
nach dem Schauspiel von Woody
Allen für Mezzosopran, Bariton und
Kammerensemble
München: € 15 / 19 / 23
Tutzing: € 25 / 30 / 35 Studenten € 15
31
Vorschau
Freunde sind wichtig im Leben eines jeden von uns.
Diese Überlegung machten sich musikbegeisterte
und engagierte Menschen zu eigen und gründeten
den gemeinnützigen Verein der »Freunde des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks e. V.«.
Seine heute über 900 Mitglieder fördern die herausragende künstlerische Arbeit des Symphonieorchesters und seiner Akademie nach Kräften. Der Verein
trägt dazu bei, den Ruf dieses weltweit berühmten
Orchesters weiterhin zu mehren. Mit der finanziellen
Unterstützung der »Freunde« werden Instrumente
finanziert, Kompositionsaufträge erteilt, Kammermusikkurse abgehalten und jungen Talenten in der Akademie eine erstklassige Ausbildung an ihren Instrumenten ermöglicht. Den »Freunde«-Mitgliedern werden
zahlreiche attraktive Vergünstigungen angeboten, von
exklusiven Besuchen ausgewählter Proben über bevorzugte Kartenbestellungen bis hin zu Reisen des
Orchesters zu Sonderkonditionen. *
Helfen Sie mit als Freund und lassen Sie sich in die
Welt der klassischen Musik entführen!
KAMMERORCHESTER
SYMPHONIEORCHESTER
SO. 6.3.2016
Prinzregententheater
11.00 Uhr
4. Konzert
DO. 10.3.2016
FR. 11.3.2016
Philharmonie
20.00 Uhr
Konzerteinführung 18.45 Uhr
6. Abo A
ALISA WEILERSTEIN
Violoncello
RADOSLAW SZULC
Künstlerische Leitung
KAMMERORCHESTER DES
SYMPHONIEORCHESTERS DES
BAYERISCHEN RUNDFUNKS
JOSEPH HAYDN
Cellokonzert C-Dur, Hob. VIIb:1
Cellokonzert D-Dur, Hob. VIIb:2
GIUSEPPE VERDI
Streichquartett e-Moll (Fassung
für Streichorchester)
MARISS JANSONS
Leitung
SYMPHONIEORCHESTER DES
BAYERISCHEN RUNDFUNKS
GUSTAV MAHLER
Symphonie Nr. 5 cis-Moll
ÜBERRASCHUNGSSTÜCK
€ 25 / 35 / 49 / 58 / 69 / 82
€ 33 / 43 / 51 / 58 / 63 / 71
Vorverkauf auch über Bell’Arte,
Tel.: (089) 8 11 61 91
33
Vorschau
B r- K L aSSI K-Stu di o konzerte
KrIStIan
BeZUIDenHOUt
HAMMERKLAVIER
CHIarOSCUrO
QUartet
Mozart
Haydn
Foto: Marco Borggreve
Dienstag
15. März
20.00 Uhr
Studio 2
im Funkhaus
Karten:
Euro 21,– / 29,–
Schüler und Studenten: Euro 8,–
BRticket 0 800 / 59 00 59 4
www.br-klassikticket.de
München Ticket 089 / 54 81 81 81
facebook.com/brklassik
Auch live im Radio auf BR-KLASSIK
und als Videostream auf br-klassik.de
RUNDFUNKORCHESTER
kartenvorverkauf
FR. 18.3.2016
Herz-Jesu-Kirche
20.00 Uhr
Konzerteinführung 19.00 Uhr
3. Paradisi gloria
BRticket
Foyer des BR-Hochhauses
Arnulfstr. 42, 80335 München
Mo.–Fr. 9.00–17.30 Uhr
Telefon: 0800 / 5900 594
(kostenfrei im Inland),
0049 / 89 / 55 80 80 (international)
Telefax: 0049 / 89 / 5900 184 23 26
Online-Kartenbestellung:
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München Ticket GmbH
Postfach 20 14 13
80014 München
Telefon: 089 / 54 81 81 81
Vorverkauf in München und im
Umland über alle an München Ticket
angeschlossenen Vorverkaufsstellen
ULF SCHIRMER
Leitung
MICHAELA KAUNE
Sopran
HENRY RAUDALES
Violine
MÜNCHNER
RUNDFUNKORCHESTER
JAROMÍR WEINBERGER
»Préludes réligieux et profanes«
für Orchester (Auszüge)
JAMES MACMILLAN
»Í (A Meditation on Iona)«
für Streichorchester und
Schlagwerk
PĒTERIS VASKS
»Einsamer Engel«
Meditation für Violine und
Streichorchester
FRANK MARTIN
»Maria-Triptychon«
für Sopran, Violine und Orchester
Schüler- und Studentenkarten
zu € 8,– bereits im Vorverkauf
€ 25 / 34
35
Vorschau / Karten
BR-KLASSIK.DE
Das neue Klassik-Portal.
Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks
Mariss Jansons
Chefdirigent
NIKOLAUS PONT
Orchestermanager
Bayerischer Rundfunk
Rundfunkplatz 1
80335 München
Telefon: (089) 59 00 34 111
IMPRESSUM
Herausgegeben vom Bayerischen Rundfunk
Programmbereich BR-KLASSIK
Publikationen Symphonieorchester
und Chor des Bayerischen Rundfunks
REDAKTION
Dr. Renate Ulm (verantwortlich)
Dr. Vera Baur
GRAPHISCHES GESAMTKONZEPT
Bureau Mirko Borsche
UMSETZUNG
Antonia Schwarz, München
DRUCK
alpha-teamDRUCK GmbH
Nachdruck nur mit Genehmigung
Textnachweis
Susanne Schmerda: Originalbeitrag für dieses
Heft; Musik & Bild: Renate Ulm; Angelika
Rahm: aus den Programmheften des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
vom 23./24. Oktober 2008; Übersetzung
Shelley: Ursula Rasch; Biographien: Archiv
des Bayerischen Rundfunks.
Bildnachweis
© Marco Borggreve (Widmann); © 2015
SCHOTT MUSIC, Mainz (Partiturausschnitt
Widmann); © Éric Larrayadieu (Tamestit S. 8
und 22); © VG Bild-Kunst, Bonn 2016 (René
Magritte: Golconda); Wikimedia (Elgar S. 13
und 16; König Edward VII.); The Musical Times
Vol. 52, No. 825, 1. November 1911 (Edward
Elgar und das London Symphony Orchestra);
Musiker und ihre Häuser, München 1998
(Nielsen); privat (Wilfried Hiller); © Wilfried
Hösl (Mehta); © Astrid Ackermann (Symphonieorchester); © Julian Hargreaves (Harding);
Archiv des Bayerischen Rundfunks.
Das Heft wurde auf chlorfrei gebleichtem
Papier gedruckt.
37
Impressum
A
Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
Sprungbrett
zu den Orchestern der Welt
Ausbildungsplätze
4 Violinen
1 Flöte
2 Violen
2 Violoncelli
1 Oboe
1 Trompete
1 Horn
2 Kontrabässe
1 Klarinette
1 Posaune
1 Fagott
1 Pauke mit Schlagzeug
Ausbildung
• Instrumentaler Einzelunterricht
• Mentales Training
• Kammermusik
• Mitwirkung bei Proben und Konzerten des Symphonieorchesters
Erfolg
Absolventen der Akademie finden Engagements in renommierten Orchestern
im In- und Ausland
Konzerttermine
• Mittwoch, 11. Mai 2016, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung
• Donnerstag, 14. Juli 2016, Hubertussaal Schloss Nymphenburg
• Samstag, 16. Juli 2016, Festsaal Kloster Seeon
Förderer
Die Akademie dankt
F
R
E
U
N
D
E
S Y M P H O N I E O R C H E S T E R
B A Y E R I S C H E R R U N D F U N K
e.V.
Kontakt
Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
Geschäftsführung: Christine Reif
Hanselmannstraße 20, 80809 München
Telefon: 089/3509-9756
Fax: 089/3509-9757
E-Mail: [email protected]
www.br-so.de
2. Abo B
3. / 4 .3. 2 016
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