5 14 / 15 K K SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS 5 Samstag 9.5.2015 Max-Joseph-Saal der Münchner Residenz 20.00 Uhr Sonntag 10.5.2015 Evangelische Akademie Tutzing 18.00 Uhr 5. Kammerkonzert mit Solisten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks 14/15 IVANNA TERNAY Flöte BETTINA FAISS Klarinette MICHAEL FRIEDRICH Violine ANDREA KARPINSKI Violine CHRISTIANE HÖRR Viola SAMUEL LUTZKER Violoncello ÜBERTRAGUNG DES KONZERTMITSCHNITTS AUS MÜNCHEN Donnerstag, 28. Mai 2015, ab 20.03 Uhr auf BR-KLASSIK 4 Programm Amy Marcy Beach Theme and Variations for Flute and String Quartet, op. 80 • Theme. Lento di molto, sempre espressivo • Var. I L’istesso tempo • Var. II Allegro giusto • Var. III Andantino con morbidezza (quasi Valzer lento) • Var. IV Presto leggiero • Var. V Largo di molto, con grand’ espressione – Presto leggiero • Var. VI Allegro giocoso • Tempo del Tema Elliott Carter »Esprit rude / Esprit doux« für Flöte und Klarinette Samuel Barber Streichquartett, op. 11 • Molto allegro e appassionato • Molto adagio – • Molto allegro Pause Gabriel Fauré Streichquartett e-Moll, op. 121 • Allegro moderato • Andante • Allegro Jean Françaix Klarinettenquintett • Adagio – Allegro • Scherzando • Grave • Rondo 5 Programm Kammermusik des 20. Jahrhunderts aus Frankreich und Amerika Zum Programm des heutigen Konzerts Amélie Pauli Amy Marcy Beach: Theme and Variations for Flute and String Quartet, op. 80 Amy Marcy Beach war die erste amerikanische Frau, die sich in ihrem kompositorischen Schaffen an die großen musikalischen Gattungen wagte. Deshalb erreichte sie gerade mit ihrer Es-Dur-Messe und mit der Gälischen Symphonie hohes Ansehen in ihrer Heimat. Den Großteil ihres Œuvres mit mehr als 300 Werken machen jedoch ihre Lieder aus. Ersten Musikunterricht erhielt sie von ihrer Mutter, selbst Pianistin und Sängerin, die schon früh die Begabung ihrer Tochter erkannte und in Briefen dokumentierte. So erzählt sie zum Beispiel, dass Amy schon als Kleinkind mühelos zu jeder Melodie, die ihr vorgesungen wurde, eine perfekte zweite Stimme improvisieren konnte. Später soll sie auf einer Reise nach Kalifornien den Gesang verschiedener Vögel, die sie hörte, in exakter Tonhöhe notiert haben. Eine Universität hat Amy Beach aber nie besucht, obwohl ihr Klavierlehrer Ernst Perabo sie gerne zum Studium nach Europa geschickt hätte, was für angehende amerikanische Musiker damals üblich war. Die Grundlagen der Komposition erarbeitete sie sich ausdauernd im Selbststudium, wobei sie sich vor allem mit den Werken von Bach intensiv beschäftigte. Auch nach ihrer Heirat mit dem weitaus älteren Dr. Henry Harris Aubrey Beach hörte sie nicht auf zu komponieren und als Pianistin aufzutreten. In den 25 Jahren ihrer Ehe entstand beinahe die Hälfte aller Werke. Ihr musikalischer Stil Entstehungszeit Erstveröffentlichung 1920 durch die G. Schirmer Company Widmung Der Chamber Music Society of San Francisco Uraufführung November 1942 bei Konzerten zu Amy Marcy Beachs 75. Geburtstag Lebensdaten der Komponistin 5. September 1867 in West Henniker, New Hampshire – 27. Dezember 1944 in New York 6 Amy Marcy Beach Amy Marcy Beach zeigt Einflüsse von Liszt und der deutschen romantischen Schule, aber auch traditionelle amerikanische Einflüsse, wie z. B. indianische oder afroamerikanische Musik, wurden von ihr verarbeitet. Immer wieder griff Amy Beach auch auf ihre europäischen Wurzeln zurück, der Gälischen Symphonie legte sie traditionelle irische Melodien zugrunde. In den 1890er Jahren entstanden ihre beiden bedeutendsten Werke, neben der Gälischen Symphonie die Messe in Es-Dur, die sogar als erste Komposition einer Frau von der Händel & Haydn Society Boston ausgezeichnet wurde. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1910 ging Amy Beach für vier Jahre nach Europa und widmete sich ganz ihrer Karriere als Pianistin. Theme and Variations for Flute and String Quartet wurde im Jahr 1920 veröffentlicht und ist der Chamber Music Society of San Francisco gewidmet. Das Thema der Komposition wird allein vom Streichquartett vorgestellt, während die sechs folgenden Variationen dann von allen fünf Instrumenten gespielt werden. Die Melodie des Themas liegt in der Ersten Violine, und obwohl jedes Instrument rhythmisch unabhängig behandelt wird, ist die Gesamttextur doch eher homophon als linear. Jede Variation verarbeitet nur einen bestimmten Teil des Themas, wobei die einzelnen Figuren teilweise nur aus einem einzigen Intervall bestehen. Dieses Verfahren ähnelt der Variationstechnik von Brahms, der oft auch nur Themenausschnitte zur Verarbeitung heranzog. 7 Amy Marcy Beach Elliott Carter: Esprit rude / Esprit doux für Flöte und Klarinette Elliott Carters musikalische Laufbahn erstreckte sich über die lange Zeitspanne von 75 Jahren, in denen er ca. 150 Werke schuf. Er starb am 5. November 2012 im Alter von 103 Jahren. Aber noch viel beachtlicher ist, dass er auch noch im hohen Alter immer weiter arbeitete und bis zu seinem Tod regelmäßig ein bis zwei Kompositionen pro Jahr vollendete. Seine Werke wurden von zwei unterschiedlichen Richtungen beeinflusst. Auf der einen Seite von Nadia Boulanger, bei der er in den 1930er Jahren in Paris studierte und die einen eher konservativen Stil vertrat. Auf der anderen Seite wurde er schon früh von Charles Ives gefördert, dessen Schaffen weit experimenteller und moderner war. Carters erste Kompositionen waren noch stark neoklassisch orientiert, beeinflusst von Kollegen wie Copland, Strawinsky und Hindemith, und es dauerte bis in die 1950er Jahre, bis Carter seinen eigenen Stil fand. Inspiration erhielt er von Literatur und Film, doch besonders nahe fühlte er sich dem Werk von James Joyce und Marcel Proust. Er entwickelte die so genannte »Metrical Modulation« mit häufigen Rückungen von Tempo, Metrum und Rhythmus. Dabei wurde seine Musik immer komplexer und schien deswegen auf den ersten Blick unzugänglich. Schon in den 1970er Jahren sprach man von seinem »Spätstil«, aber Carter dachte noch lange nicht ans Aufhören. In den 1980er Jahren begann eine besonders produktive Phase, und sogar nach seinem 90. Geburtstag entstanden noch über 60 Werke. Er feilte ausdauernd an seinem Stil, und Kollegen wie Pierre Boulez und Daniel Barenboim bestätigten in Gesprächen, dass seine Musik ab den 1980er Jahren zunehmend klarer und leichter aufführbar wurde. Das Werk Esprit rude / Esprit doux schrieb Elliott Carter zum 60. Geburtstag seines Kollegen und Entstehungszeit 1984 Widmung Pierre Boulez zum 60. Geburtstag (26. März 1985) Uraufführung 31. März 1985 durch Mitglieder des Ensembles Intercontemporain Lebensdaten des Komponisten 11. Dezember 1908 in New York – 5. November 2012 in New York 8 Elliott Carter Elliott Carter Freundes Pierre Boulez im Jahr 1985. Der Titel, der sich etwa mit Harter Geist / Sanfter Geist übersetzen lässt, beschreibt den janusköpfigen Charakter des Jubilars. In musikalischen Dingen zeigt sich Pierre Boulez unbeirrbar und unerbittlich, dem gegenüber steht sein eher sanftes inneres Wesen. Diese Gegensätzlichkeit setzt Carter durch kontrastreiche harte und weiche Klänge in Musik. Die beiden Adjektive rude / doux nehmen aber auch Bezug auf den griechischen Ausdruck für »sechzigstes Jahr« (»hexèkoston etos«). Es geht hier um die Aussprache der beiden griechischen Wörter, die einmal hart, einmal weich klingt. Im Fall »hexèkoston« geht dem »Epsilon« ('Eψιλον) am Wortanfang ein klingendes »H« voran, bei »etos« wird das »Epsilon« nicht aspiriert. Das Stück beginnt mit einem Thema, das auf dem Namen Boulez basiert, wobei Carter hier sowohl die deutschen Notennamen verwendet als auch die französischen: B [O] U (Ut = C) L (La = A) E [Z]. Die Flöte beginnt akzentuiert, marcato possibile und forte, also hart. Die Klarinette antwortet im Legato, Espressivo und Pianissimo, also weich. Da das Stück als Collage aufgebaut ist, folgen noch fünf weitere Themen in unterschiedlichem Charakter. Dabei gibt es für jeden Charakter eine harte und eine weiche Version. Der Flötist Aurèle Nicolet, der viel Erfahrung mit zeitgenössischer Musik hat, sagte einmal nach einer Aufführung des Werks, es sei das schwerste, was er je gespielt habe. Die Herausforderung bestehe nicht nur in der Technik, sondern auch darin, die Intention des Komponisten zu verstehen und so umzusetzen, dass es gelingt, das Publikum zu fesseln. 9 Elliott Carter Samuel Barber: Streichquartett, op. 11 Schon mit neun Jahren war Samuel Barber klar, dass es seine Berufung war, Musiker zu werden. In einem Brief an seine Mutter schrieb er, dass er nicht zum Sportler, sondern zum Komponisten geboren sei. Er wolle sie nur um eines bitten: »Verlang nicht von mir, diese unerfreuliche Sache [das Komponieren] einfach zu vergessen und Fußball spielen zu gehen. [...] Weine nicht, wenn Du dies hier liest. Es ist weder Deine, noch meine Schuld.« Obwohl die Eltern für ihren einzigen Sohn eine Karriere als Arzt vorgesehen hatten, erhielt Samuel Barber Klavierunterricht und begann schon bald darauf mit kleinen Kompositionen. Unterstützung erhielt er von seinem Onkel Sidney Homer, einem Komponisten, und von seiner Tante Louise Homer, einer Sängerin an der Metropolitan Opera. Insbesondere Sidney Homer wurde der wichtigste Ansprechpartner für Barber in der Zeit seiner musikalischen Anfänge. Inspiriert durch die Kompositionen, die der Onkel für seine Frau Louise schrieb, entstanden zunächst fast ausschließlich Lieder, und auch Jahre später lag Barbers Fokus so stark auf dem Gesang, dass viele seiner Instrumentalwerke in der Tat »Lieder ohne Worte« sind. Während der Zeit seiner Ausbildung am Curtis Institute of Music in Philadelphia verbrachte er mehrere Sommer in Italien, wo er seine Kompositionsstudien bei Rosario Scalero intensivierte. Diese Europa-Reisen entfachten eine tiefe Liebe zur europäischen Kultur, die seinen Stil prägen sollte. Starken Einfluss auf seine Musik hatte außerdem die Literatur. Zusammen mit seinem Kommilitonen und späteren Lebensgefährten Gian Carlo Menotti verbrachte er viele Stunden mit Lektüre und Studium verschiedenster Autoren. Im Frühling 1935 gewann Samuel Barber den begehrten »Prix de Rome«. Der Preis erlaubte es Entstehungszeit 1936 während seines Aufenthalts in Rom Widmung Louise und Sidney Homer Uraufführung 14. Dezember 1936 in Rom Lebensdaten des Komponisten 9. März 1910 in West Chester, Pennsylvania – 23. Januar 1981 in New York 10 Samuel Barber Samuel Barber ihm, zwei weitere Jahre in Europa zu bleiben und an der American Academy in Rom zu studieren. In dieser Zeit entstand auch sein Streichquartett op. 11. Dass gerade der zweite Satz daraus als Adagio for Strings sein bekanntestes Werk werden sollte – damit hatte er sicher nicht gerechnet. Ursprünglich wollte Barber das Quartett für seine ehemaligen Studienkollegen, die Mitglieder des Curtis Quartet, schreiben, die sich 1936 auf Europa-Tournee befanden. Die Komposition ging ihm jedoch nicht leicht von der Hand, besonders der dritte Satz bereitete ihm Schwierigkeiten, so dass er den geplanten Abgabetermin nicht einhalten konnte. Die Uraufführung fand dann am 14. Dezember 1936 in der Villa Aurelia in Rom durch das ProArte-Quartett statt. Aber auch danach konnte Barber sich nicht mit dem langen letzten Satz anfreunden und machte sich an eine Überarbeitung. Mehrere Aufführungen des Werkes fanden sogar ohne das Finale statt. Erst fünf Jahre nach der Uraufführung komponierte er einen neuen, wesentlich kürzeren Finalsatz. Der Mittelsatz, das Adagio, wurde dadurch zum eindeutigen Zentrum des Werkes. Im Jahr 1938 bearbeitete Barber diesen elegischen Satz auf eine Anfrage von Arturo Toscanini für Streichorchester. Als Adagio for Strings avancierte es zu seinem beliebtesten Werk und wurde sogar bei den Begräbnissen des amerikanischen Präsidenten Eisenhower und Albert Einsteins gespielt. 11 Samuel Barber Gabriel Fauré: Streichquartett e-Moll, op. 121 In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte es die Kammermusik in Frankreich sehr schwer, Fuß zu fassen. Der musikalische Alltag wurde dominiert von der alles überragenden Grand Opéra und Komponisten wie Meyerbeer, Bellini oder Rossini. Allgemein war man in Paris der Auffassung, die Instrumentalmusik und die Symphonie im Speziellen seien unfähig, dem Gefühlsleben des Künstlers einen persönlich geprägten Ausdruck zu geben. Der Begriff »Symphoniste« galt allgemein als Schimpfwort, das sich jeder Komponist verdiente, der es auch nur wagte, das Orchester an der Handlung einer Oper teilnehmen zu lassen. Hector Berlioz spielte seine Orchesterwerke in halb leeren Sälen, auch Frédéric Chopin war mit seiner nach innen gewandten Klaviermusik ein Außenseiter. Dennoch gaben gerade diese beiden entscheidende Anstöße für die Kammermusik in Frankreich, indem sie ein neues musikalisches Bewusstsein jenseits der Oper schufen. Gabriel Fauré profitierte von dieser Zeit der Neuorientierung. Er studierte an der École Niedermeyer bei Camille Saint-Saëns, der seine Schüler an die zeitgenössische Musik heranführte, sie erklärte, aber auch immer viel Raum zur persönlichen Entfaltung ließ. Seine persönliche musikalische Handschrift und Ausdrucksweise fand Fauré weniger in der Orchester- und Kirchenmusik als vielmehr in der vokalen und instrumentalen Kammermusik. Sie nimmt in seinem Gesamtwerk einen besonderen Stellenwert ein. Die Königsdisziplin, das Streichquartett, hob er sich bis zum Schluss auf. Im Sommer 1923 war Fauré 78 Jahre alt, zählte zu den angesehensten Komponisten Frankreichs, und doch fehlte ihm noch eine musikalische Gattung in seinem Œuvre. Er schrieb an seine Frau: »Ich habe mich an ein Streichquartett gemacht, ohne Entstehungszeit Sommer 1923 – 11. September 1924 Uraufführung 12. Juni 1925 in Paris Lebensdaten des Komponisten 12. Mai 1845 in Pamiers, Département Ariège – 4. November 1924 in Paris 12 Gabriel Fauré Gabriel Fauré Klavier. Es ist eine Gattung, die Beethoven besonders berühmt gemacht hat, so dass all diejenigen, die nicht Beethoven sind, eine Heidenangst vor ihr haben.« Ungefähr ein Jahr lang beschäftigte ihn das Streichquartett. Sein schlechter Gesundheitszustand und die schwindenden Kräfte zwangen ihn immer wieder, die Arbeit zu unterbrechen. Nur wenige Tage nach Abschluss der Arbeit erkrankte er an einer doppelten Lungenentzündung und starb am 4. November 1924. Für die beiden Hauptthemen des ersten Satzes griff er auf sein Violinkonzert von 1878 zurück, das er nie vollendet hatte, und schloss damit sozusagen biographisch den Kreis. Auch musikhistorisch wirkt sein Streichquartett über die Epochen hinaus verbindend, indem er verschiedene Satztechniken zusammenführt und zwischen romantischer und modaler Harmonik vermittelt. 13 Gabriel Fauré Jean Françaix: Klarinettenquintett Jean Françaix war in der Musikwelt Zeit seines Lebens ein Außenseiter. Die Anfeindungen, mit denen er sich konfrontiert sah, hatten verschiedene Gründe. Zum einen hat man ihm in seiner Heimat die lebenslange Verbindung zum deutschen Musikverlag Schott in Mainz übel genommen, zum anderen wurde ihm seine Ablehnung gegenüber der Avantgarde vorgeworfen. »Man hat mich einen leichtfertigen Komponisten genannt, obschon ich doch jede Note streng kontrolliere, die aus meiner Feder kommt«, meinte Françaix selbst zu dem Problem seiner »unproblematischen« Musik. Für das Publikum dagegen war Françaix ein seltener Vertreter einer heiteren, leichten Moderne. Mit Witz, Charme und Geist – und vor allem unbeeindruckt von avantgardistischen Strömungen – verstand er es, seine Hörer unabhängig von theoretischem Fachwissen zu unterhalten. Jean Françaix wuchs in einem Elternhaus auf, in dem Musik an erster Stelle stand. Sein Vater war selbst Komponist und Pianist, zudem leitete er als Direktor das Konservatorium in Le Mans, an dem auch die Mutter eine Professur für Gesang innehatte. Schon mit sechs Jahren begann der Junge zu komponieren, mit zehn Jahren erhielt er Kompositionsunterricht bei Nadia Boulanger in Paris. Zwei große Vorbilder standen im Mittelpunkt des Unterrichts: Johann Sebastian Bach und Igor Strawinsky. Gerade die ironischen Momente aus dessen Petruschka oder Pulcinella scheinen auf die Musiksprache von Françaix abgefärbt zu haben. Weitere Leitbilder waren Mozart, Schumann, Chabrier und insbesondere Ravel. Diese Vielseitigkeit der Einflüsse machte sich Françaix zum Qualitätsmerkmal, dabei fand er zu den außergewöhnlichsten Klangkombinationen. So gibt es kaum ein Instrument und kaum Entstehungszeit Komponiert 1977 im Auftrag von Eduard Brunner Uraufführung 18. Juni 1978 in München mit Eduard Brunner und dem Lindsay Quartet Lebensdaten des Komponisten 23. Mai 1912 in Le Mans – 25. September 1997 in Paris 14 Jean Françaix Jean Françaix eine Besetzungsvariante, die er nicht bedient hat, und vor allem in seinen zahlreichen Kammermusiken verstand er es, die besonderen Charaktere der einzelnen Instrumente auf überraschende Weise herauszuarbeiten. Sein Klarinettenquintett entstand 1977 im Auftrag des Schweizer Klarinettisten Eduard Brunner – ehemaliger Solo-Klarinettist im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Françaix orientierte sich in diesem Werk an der schlichten Anmut des Klarinettenquintetts von Wolfgang Amadeus Mozart und übertrug diese auf seinen typisch französischen Stil. Er entspinnt einen pointierten Konversationsstil zwischen den einzelnen Stimmen und legt dabei den Fokus mal auf Virtuosität, mal auf humorvolle Charakterisierungskunst. 15 Jean Françaix Ivanna Ternay Die gebürtige Ukrainerin begann mit sechs Jahren ihre musikalische Ausbildung an der Musikspezialschule ihrer Heimatstadt Kiew. Ihr weiterer Studienweg führte sie zu Irmela Boßler an die Musikhochschule in Leipzig sowie zu Davide Formisano an die Musikhochschule in Stuttgart. Während dieser Zeit war sie Stipendiatin der Villa Musica und der Alfred Toepfer Stiftung. Sie gewann Flötenwettbewerbe in Haifa, Moskau, Leipzig und Kiew und absolvierte parallel dazu ein Orchesterpraktikum am Stadttheater Pforzheim. Stipendien der ukrainischen Kulturstiftung sowie eine Auszeichnung der DAAD Stiftung für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender schlossen sich an. In zahlreichen Meisterkursen, u. a. bei Jean-Claude Gérard, Peter-Lukas Graf, James Galway, Jeanne Baxtresser, Andrea Lieberknecht, Renate Greiss-Armin, Gaby PasVan Riet und Maxence Larrieu, erhielt Ivanna Ternay weitere musikalische Anregungen. Außerdem absolvierte sie ein Aufbaustudium in der Solistenklasse von Davide Formisano in Stuttgart, das sie 2011 mit Auszeichnung abschloss. Ivanna Ternay war Mitglied der Bach-Akademie unter Helmuth Rilling und spielte regelmäßig als Aushilfe im Stuttgarter Kammerorchester sowie im Südwestdeutschen Kammerorchester. Als SoloFlötistin war sie am Tiroler Landestheater und Symphonieorchester Innsbruck sowie bei den Bamberger Symphonikern engagiert. Im Sommer 2010 wurde sie Finalistin des ARD-Wettbewerbs in München und gewann den BR-KLASSIK-Preis. Seit 2011 ist Ivanna Ternay Mitglied im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. 16 Biographien Bettina Faiss Bettina Faiss erhielt ihren ersten Klarinettenunterricht von Ladislaus Vischi in Ravensburg. Nach dem Abitur studierte sie an der Musikhochschule Detmold bei Hans-Dietrich Klaus und legte sowohl das Instrumentalpädagogische als auch das Künstlerische Diplom mit Bestnote ab. Frühen Erfolgen bei den Wettbewerben »Jugend musiziert« schlossen sich weitere Auszeichnungen an, so beim Tonkünstlerverband Baden-Württemberg und beim Deutschen Musikwettbewerb »Solisten 1999«. Sie wurde in die Bundesauswahl »Konzerte junger Künstler« aufgenommen und war Stipendiatin der Oscar und Vera Ritter-Stiftung, der Franz-Wirth-Gedächtnis-Stiftung, der Villa Musica sowie der Münchner Orchesterakademie. Als Zweite und Es-Klarinettistin ist Bettina Faiss seit 2000 Mitglied des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Außerdem spielt sie in verschiedenen Kammermusikformationen und ist regelmäßig Gast bei Festivals wie der Würzburger Mozartnacht, dem Rheingau Musik Festival und dem Potsdamer Musiksommer. Als Solistin konzertierte sie u. a. mit den Münchner Kammersolisten, dem Bayerischen Ärzteorchester, den Jungen Münchner Symphonikern und den Stuttgarter Philharmonikern unter Gabriel Feltz. Von 2005 bis 2008 unterrichtete sie am Richard-Strauss-Konservatorium in München. 17 Biographien Michael Friedrich Michael Friedrich studierte in München, Wien, Detmold und Paris bei Gerhart Hetzel, Wolfgang Schneiderhan und Young Uck Kim. 1987 legte er sein Staatsexamen »mit Auszeichnung« ab. Solound Kammerkonzerte in Europa und Japan, u. a. mit dem Bach Collegium München, Leonard Hokanson, Kurt Guntner, Hansjörg Schellenberger und Young Uck Kim, sowie Rundfunkaufnahmen folgten. Sein besonderes Interesse an zeitgenössischer Kammermusik dokumentiert sich in der Teilnahme an vielen Uraufführungen, z. B. bei der Münchener Biennale oder der Musikbiennale Berlin mit dem Xsemble München sowie dem Ensemble für Neue Musik München. 1984 erhielt Michael Friedrich den Förderpreis der Ida und Albert Flersheim-Stiftung in Luzern, 1988 den Kunstpreis der Stadt Schrobenhausen. Seit 1989 leitet er einen Violin- und Kammermusikkurs im Rahmen der Sommerakademie für Musik, bildende Kunst und Theater in Neuburg an der Donau. Darüber hinaus ist er häufig als Juror bei Wettbewerben, u. a. bei »Jugend musiziert«, sowie als Pädagoge tätig. Seit 1994 ist Michael Friedrich Primarius des von ihm gegründeten Grieg Quartetts München, seit 1990 Mitglied der Ersten Geigen im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. 18 Biographien Andrea Karpinski Andrea Karpisnki wurde in Hamburg geboren und bekam ihren ersten Geigenunterricht im Alter von sechs Jahren bei ihrem Vater. Ihre professionelle Ausbildung absolvierte sie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Hamburg. In ihrer Heimatstadt erhielt sie auch ihr erstes Orchesterengagement: So war sie von 1980 bis 1983 Mitglied der Hamburger Philharmoniker. 1983 trat sie schließlich ihre Stelle beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks an, wo sie zunächst in der Gruppe der Zweiten Geigen spielte und 1990 dann zu den Ersten Geigen wechselte. Darüber hinaus ist Andrea Karpinski seit 1998 Mitglied des Bayreuther Festspielorchesters. Außerhalb des Orchesters widmet sie sich der Kammermusik, u. a. im Seraphin-Quartett (seit 1991) und dem im Jahr 2000 gegründeten Pegasus-Quartett. 19 Biographien Christiane Hörr Die Bratschistin Christiane Hörr wurde in Tokio geboren und erspielte sich bereits als Jugendliche mehrfach Bundespreise bei »Jugend musiziert«. Von 1982 an studierte sie bei Jürgen Kussmaul in Düsseldorf und später bei Bruno Giuranna in Berlin. Parallel dazu besuchte sie Meisterkurse bei Ulrich Koch und Kim Kashkashian. Anschließend führte sie ein einjähriges DAADStipendium an die Indiana University Bloomington zu Csaba Erdélyi. Von 1988 bis 1990 war Christiane Hörr Mitglied des Chamber Orchestra of Europe und arbeitete dort u. a. mit Claudio Abbado und Nikolaus Harnoncourt zusammen. 1990 trat sie ihr Engagement im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks an. 1998 wechselte sie als stellvertretende Solo-Bratschistin zum Münchner Rundfunkorchester, 2005 kehrte sie wieder zum Symphonieorchester zurück. Neben ihrer Orchestertätigkeit engagiert sich Christiane Hörr vielfach als Kammermusikerin, u. a. als Mitglied des Orange String Quartet, das sich in der Besetzung mit Kontrabass statt Cello sowie mit eigenen Arrangements und Kompositionen neben dem klassischen Repertoire auch dem Jazz und der Neuen Musik widmet. Ein weiteres wichtiges Wirkungsfeld der Bratschistin ist die Jugendarbeit des Symphonieorchesters. Sie begleitet Response-Projekte und leitet Workshops mit Schülern, Wissenschaftlern und Dirigenten. 20 Biographien Samuel Lutzker Samuel Lutzker ist seit Frühjahr 2014 Mitglied der Cellogruppe im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Er studierte in Berlin und Weimar bei Jens Peter Maintz und Wolfgang Emanuel Schmidt und erhielt wichtige Impulse in Meisterkursen bei namhaften Musikern wie Lynn Harrell, Steven Isserlis, Heinrich Schiff, David Geringas, Frans Helmerson und Eberhard Feltz. Als Solist konzertierte Samuel Lutzker u. a. mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim, der Slowakischen Sinfonietta, den Budapest Strings und der Kammerphilharmonie Berlin-Brandenburg. Seit 2010 ist Samuel Lutzker Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes, seit 2012 Stipendiat der rheinland-pfälzischen Landesstiftung Villa Musica. Zahlreiche Wettbewerbserfolge begleiteten seine bisherige Laufbahn, so war er Preisträger u. a. beim Bodensee-Musikwettbewerb, beim KhachaturianWettbewerb in Armenien und beim Wettbewerb der Sinfonima-Stiftung. Einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit bildet die Kammermusik, in verschiedenen Ensembles hat er in Europa und Asien an Konzerten und CD-Aufnahmen mitgewirkt. Regelmäßige Kammermusikauftritte mit Professoren der Wuppertaler und Kölner Musikhochschulen sowie Einladungen zum Kammermusikfestival Prussia Cove – Open Chamber Music in Cornwall waren prägende Inspirationsquellen. Samuel Lutzker spielt auf einem Instrument von Jean-Baptiste Vuillaume, das ihm von der Stiftung Villa Musica zur Verfügung gestellt wird. 21 Biographien B r- K L a SSI K-Stu di okonzerte FeStIvaL der ard-PreISträger CHrISteL Lee VIOLINE YUra Lee VIOLA BrUnO PHILIPPe VIOLONCELLO FLOrIan MItrea KLAVIER Mozart Haydn Kodály Fauré Beethoven Schubert Brahms Karten: Euro 14,– / 18,– (je Abend) Schüler und Studenten: Euro 8,– (je Abend) BRticket 089 / 59 00 10 880 www.br-klassikticket.de München Ticket 089 / 54 81 81 81 facebook.com/brklassik Fotos: © Daniel Delang Montag 18. Mai 2015 Dienstag 19. Mai 2015 20.00 Uhr Studio 2 im Funkhaus Auch live im Radio auf BR-KLASSIK und als Videostream auf br-klassik.de SYMPHONIEORCHESTER SYMPHONIEORCHESTER DO. 14.5.2015 FR. 15.5.2015 Philharmonie 20.00 Uhr Konzerteinführung 18.45 Uhr 7. Abo A SA. 16.5.2015 Philharmonie 19.00 Uhr Konzerteinführung 17.45 Uhr 3. Abo S FR. 5.6.2015 Philharmonie 20.00 Uhr Konzerteinführung 18.45 Uhr Sonderkonzert SA. 6.6.2015 Philharmonie 19.00 Uhr Konzerteinführung 17.45 Uhr 4. Abo S LIONEL BRINGUIER Leitung IGOR LEVIT Klavier SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS ANTON WEBERN Passacaglia d-Moll, op. 1 LUDWIG VAN BEETHOVEN Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll, op. 37 FLORENT SCHMITT »La tragédie de Salomé«, op. 50 MAURICE RAVEL »Boléro« GUSTAVO DUDAMEL Leitung SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS JOHN ADAMS »City Noir« LUDWIG VAN BEETHOVEN Symphonie Nr. 7 A-Dur, op. 92 € 18 / 29 / 35 / 43 / 52 / 62 € 18 / 29 / 35 / 43 / 52 / 62 23 Vorschau KAMMERKONZERT kartenvorverkauf SA. 13.6.2015 Max-Joseph-Saal der Münchner Residenz 20.00 Uhr SO. 14.6.2015 Evangelische Akademie Tutzing 18.00 Uhr 6. Konzert mit Solisten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks BRticket Foyer des BR-Hochhauses Arnulfstr. 42, 80335 München Mo.–Fr. 9.00–17.30 Uhr Telefon: (089) 59 00 10 880 Telefax: (089) 59 00 10 881 Online-Kartenbestellung: www.br-klassikticket.de CARSTEN CAREY DUFFIN Horn MARTIN ANGERER Trompete HERBERT ZIMMERMANN Trompete UWE SCHRODI Posaune STEFAN TISCHLER Tuba LUKAS MARIA KUEN Klavier PAUL HINDEMITH Sonate für Trompete und Klavier Sonate für Horn und Klavier Sonate für Posaune und Klavier Sonate für Basstuba und Klavier DANIEL SPEER Sonate für Blechbläserquintett a-Moll GIROLAMO FRESCOBALDI Canzona seconda für Blechbläserquintett GIOVANNI GABRIELI Canzon septimi toni für Blechbläserquintett und Klavier Nr. 2 München Ticket GmbH Postfach 20 14 13 80014 München Telefon: (089) 54 81 81 81 Vorverkauf in München und im Umland über alle an München Ticket angeschlossenen Vorverkaufsstellen Schüler- und Studentenkarten zu € 8,– bereits im Vorverkauf München: € 15 / 19 / 23 Tutzing: € 25 / 30 / 35 Studenten € 15 (inklusive Eintritt in den Schlosspark und Schlossführung), Vorverkauf über die Buchhandlung Held, Hauptstraße 70, 82327 Tutzing Tel.: (08158) 83 88 24 Vorschau / Karten Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Mariss Jansons Chefdirigent NIKOLAUS PONT Orchestermanager Textnachweis Amélie Pauli: Originalbeitrag für dieses Heft; Biographien: Archiv des Bayerischen Rundfunks. Bayerischer Rundfunk Rundfunkplatz 1 80335 München Telefon: (089) 59 00-34111 Bildnachweis © Peterborough Historical Society, New Hampshire (Beach); © Meredith Heuer (Carter); Fred K. Prieberg: Lexikon der Neuen Musik, Freiburg / München 1958 (Barber); © Roger Viollet, Paris (Fauré); © Charlotte Oswald (Françaix); © Astrid Ackermann und Peter Meisel (Solisten des Symphonieorchesters); Archiv des Bayerischen Rundfunks. IMPRESSUM Herausgegeben vom Bayerischen Rundfunk Programmbereich BR-KLASSIK Publikationen Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks Verantwortlich Dr. Renate Ulm Redaktion Dr. Vera Baur Graphisches Gesamtkonzept Bureau Mirko Borsche Umsetzung Antonia Schwarz, München Druck alpha-teamDRUCK GmbH Nachdruck nur mit Genehmigung Das Heft wurde auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. 25 Impressum A Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks Sprungbrett zu den Orchestern der Welt Ausbildungsplätze 4 Violinen 1 Flöte 2 Violen 2 Violoncelli 1 Oboe 1 Trompete 1 Horn 2 Kontrabässe 1 Klarinette 1 Posaune 1 Fagott 1 Pauke mit Schlagzeug Ausbildung • Instrumentaler Einzelunterricht • Mentales Training • Kammermusik • Mitwirkung bei Proben und Konzerten des Symphonieorchesters Erfolg Absolventen der Akademie finden Engagements in renommierten Orchestern im In- und Ausland Konzerttermine • Dienstag, 19. Mai 2015, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung • Sonntag, 21. Juni 2015, Festsaal Kloster Seeon • Donnerstag, 9. Juli 2015, Hubertussaal Schloss Nymphenburg Förderer Die Akademie dankt F R E U N D E S Y M P H O N I E O R C H E S T E R B A Y E R I S C H E R R U N D F U N K e.V. Kontakt Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks Geschäftsführung: Christine Reif Hanselmannstraße 20, 80809 München Telefon: 089/3509-9756 Fax: 089/3509-9757 E-Mail: [email protected] www.br-klassik.de 5. Kammerkonzert 9./ 1 0.5. 2 015 www.br-klassik.de