15 / 16 VA RÈ SE SI S N O S N JA BE LI US sky w Tschaiko SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS Donnerstag 15.10.2015 Freitag 16.10.2015 1. Abo A Philharmonie 20.00 – ca. 22.00 Uhr 15 / 16 MARISS JANSONS Leitung SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS KONZERTEINFÜHRUNG 18.45 Uhr Moderation: Antje Dörfner LIVE-ÜBERTRAGUNG in Surround auf BR-KLASSIK Freitag, 16.10.2015 PausenZeichen: Neuerscheinungen auf dem Musikbuch-Markt Zusammengestellt von Sylvia Schreiber Konzert zum Nachhören (on demand): Eine Woche abrufbar auf br-klassik.de 4 Programm Pjotr I. Tschaikowsky Fantasie-Ouvertüre »Romeo und Julia« • Andante non tanto quasi Moderato – Allegro giusto Jean Sibelius »Karelia-Suite«, op. 11 • Intermezzo. Moderato • Ballade. Tempo di Menuetto – Un poco più lento • Alla marcia. Moderato Pause Überraschungsstück Edgard Varèse »Amériques« für großes Orchester (Erstfassung von 1922) 5 Programm »Für das Liebesthema könnte ich Sie umarmen!« Zu Pjotr Tschaikowskys Fantasie-Ouvertüre Romeo und Julia Vera Baur »So grenzenlos ist meine Huld, die Liebe / So tief ja wie das Meer. Je mehr ich gebe, / Je mehr auch hab ich: beides ist unendlich.« – Kein anderes Paar der Weltliteratur wurde so sehr zum Symbol für die Unentrinnbarkeit und Bedingungslosigkeit der Liebe wie Romeo und Julia. William Shakespeare verlieh ihnen mit seinem 1597 erschienenen Drama Unsterblichkeit, und bis heute ist die Faszinationskraft des Veroneser Liebespaares ungebrochen. Auch musikalisch haben Romeo und Julia Geschichte geschrieben, ließen sich doch zahlreiche Komponisten von ihnen inspirieren. Georg Anton Benda, Vincenzo Bellini und Charles Gounod brachten den Stoff auf die Opernbühne, Hector Berlioz verarbeitete ihn zu einer großangelegten Vokal-Symphonie, und Leonard Bernstein verwandelte ihn mit seinem Musical West Side Story in ein Drama des 20. Jahrhunderts. Zwei der heute populärsten Romeound-Julia-Vertonungen stammen aus Russland: Sergej Prokofjews Ballett-Musik aus dem Jahr 1935 (inklusive ihrer späteren Suiten-Ableger) und Pjotr Tschaikowskys Fantasie-Ouvertüre von 1869. Den Anstoß zu einer musikalischen Bearbeitung des Romeo-und-Julia-Sujets in Form eine Ouvertüre erhielt Tschaikowsky im Sommer 1869 durch Milij Balakirew, Begründer und führender Kopf der Komponistengruppe »Mächtiges Häuflein«, der kurz zuvor selbst Ouvertüre und Bühnenmusik zu einem Shakespeare-Stück (King Lear) geschrieben hatte. Balakirews Initiative erfolgte jedoch nicht ganz ohne Hintergedanken, vielmehr war sie wohl ein gezielter Versuch, Tschaikowsky Entstehungszeit 1869/1870 Überarbeitung: 1879/1880 Widmung Milij Balakirew Uraufführung 16. März 1870 in Moskau unter der Leitung von Nikolaj Rubinstein Lebensdaten des Komponisten 25. April (7. Mai) 1840 in Wotkinsk (Ural) – 25. Oktober (6. November) 1893 in St. Petersburg 6 Pjotr Tschaikowsky Pjotr Tschaikowsky (1869) für die eigenen Ideen zu gewinnen. Denn eigentlich wurde der junge Moskauer Konservatoriumslehrer dem »Feindeslager« zugerechnet, jenem Kreis klassisch geschulter Komponisten, die sich vor allem der großen abendländischen Musik westlicher Prägung verpflichtet fühlten. Dieser Richtung setzten die national gesinnten Komponisten des »Mächtigen Häufleins« (neben Balakirew auch Alexander Borodin, César Cui, Modest Mussorgsky und Nikolaj Rimskij-Korsakow) eine gewisse musikalische Urwüchsigkeit entgegen: Durch die Orientierung an der Volksmusik und die Verarbeitung von Themen aus der russischen Geschichte wollte man sich von den westlichen Einflüssen lösen und eine eigenständige russische Musiksprache finden. Ab 1868 kam es jedoch zu mehreren wohlwollenden Kontakten zwischen dem um Neutralität bemühten Tschaikowsky und den »Revolutionären« um Balakirew. Die »Fünf« sahen in Tschaikowsky einen talentierten Hoffnungsträger, dieser erwiderte die Sympathiebekundungen mit der Bitte an Balakirew, seine Symphonische Fantasie Fatum in 7 Pjotr Tschaikowsky Milij Balakirew (1863) St. Petersburg, dem Kraftzentrum des »Mächtigen Häufleins«, zu dirigieren. Schon anlässlich dieses Ereignisses zeigte sich Balakirew gegenüber Tschaikowsky nicht zimperlich: »Sie wissen zu wenig über moderne Musik«, befand er nach der von ihm geleiteten Aufführung. »Sie werden nie Freiheit der Form von den Klassikern lernen. Dort kann man nichts Neues finden.« Trotzdem nahm er die ihm angetragene Widmung des Werkes an, denn »sie ist für mich von großem Wert, weil sie mir Ihre freundschaftlichen Gefühle zeigt. Ich erwidere diese Gefühle meinerseits.« Auch im Austausch über Romeo und Julia fielen deutliche Worte. Bereits im Vorfeld der erneut ihm gewidmeten Komposition hatte Balakirew allerlei Vorschläge und Wünsche formuliert – u. a. die Anlage des Stücks in Sonatensatzform und die Disposition der Tonarten –, doch nun, da Tschaikowsky die wichtigsten Themen der Ende November 1869 abgeschlossenen Partitur in Abschriften nach St. Petersburg geschickt hatte, verteilte er weitere Belehrungen: »Da Ihre Ouvertüre ja fast fertig ist und bald aufgeführt wird, will ich Ihnen ganz offen meine Meinung sagen. Das erste Motiv [gemeint ist die langsame Einleitung] gefällt mir gar nicht, vielleicht könnte es noch durch weitere Bearbeitung gewinnen; so ist es weder schön noch kraftvoll genug, um den Bruder Lorenzo treffend zu charakterisieren. Es müsste etwas 8 Pjotr Tschaikowsky in der Art katholischer Kirchenmusik sein, wie Liszt sie […] verwandt hat. Ihr Motiv klingt nach einem dieser Quartette von Haydn, diesem Genius bürgerlicher Musik, bei dem man gleich großen Durst auf Bier bekommt.« Dennoch kam er zu einem positiven Gesamturteil: »Es ist die erste Ihrer Kompositionen, die so viel schöne Dinge enthält, dass man sie ohne Zögern auch als Ganzes für gut hält.« Und über das Liebesthema schrieb er: »Ich spiele es immer wieder und könnte Sie dafür umarmen! Es hat alle Süße und Sehnsucht der Liebe […].« Balakirews Einschätzung war keineswegs falsch: Tatsächlich kann Tschaikowskys Romeo-und-Julia-Ouvertüre als sein erstes großes Meisterwerk gelten, das ihm zwar spät, dafür aber nachhaltig Erfolg bescherte. Die Uraufführung am 16. März 1870 in Moskau sowie weitere Aufführungen in den folgenden Jahren stießen noch auf wenig Resonanz, doch sollte sich dies später geradezu ins Gegenteil verkehren: Während seiner ausgedehnten Auslandsreisen in den 1880er Jahren konnte Tschaikowsky kaum ein Konzert dirigieren, bei dem die Veranstalter nicht Romeo und Julia aufs Programm setzen wollten. Auch Balakirews Lobeshymne auf das Liebesthema stimmt man gerne zu. Eine geniale Eingebung ist jedoch nicht nur das Thema selbst, sondern Romeo und Julia: Themen der Erstfassung (langsame Einleitung und HauptsatzAllegro), die Tschaikowsky im November 1869 an Balakirew schickte 9 Pjotr Tschaikowsky Romeo und Julia, Balkonszene Bleistiftzeichnung von Johann Heinrich Füssli (1815) auch die Art, wie es eingeführt und entwickelt wird. Nach dem hitzigerregten, durch Blech und Schlagzeug-Batterie martialisch aufgeladenen Hauptthema des Allegro giusto, das die Feindschaft der beiden Familien versinnbildlicht, kommt die Musik fast zum Verstummen, bevor die Liebesmelodie – formal das Seitenthema – zunächst verhalten, leicht verschattet im Englischhorn und in den gedämpften Bratschen erklingt: ein erstes zartes Gewahrwerden der Liebe. Kurz weicht es einem etwas zögerlichen, tastenden Zwischenspiel in den Streichern, dann wird das Thema mit großem Aufschwung an Flöten und Oboen weitergereicht, wo es sich selbstverloren und voller Klangschönheit in höchsten Lagen wiegt. Doch wer genau hinhört, vernimmt die Hornstimme, die mit einem leicht bedrohlichen Pochen in Sekundschritten das Liebesthema fast durchgängig grundiert. 10 Pjotr Tschaikowsky Der Durchführungsabschnitt ist dem Widerstreit des feindseligen Hauptthemas mit der Choralmotivik aus der langsamen Einleitung gewidmet. Sie steht für die kirchliche und gütige Welt des Pater Lorenzo, der den Liebenden Beistand schenkt, sie aber vor ihrem tragischen Schicksal nicht zu bewahren vermag. Wenn die Liebesmelodie in der Reprise schließlich wieder erklingt, wird sie im Unisono der Streicher (unterstützt von der Piccolo-Flöte) noch einmal zu höchster Intensität gesteigert – eine Affirmation der Liebe, deren Emphase wohl aus dem Wissen um ihre Unmöglichkeit resultiert. Erfolgreich beginnt die musikalische Sphäre der Feindeswelt das Liebesthema zu unterwandern und behauptet schließlich mit noch größerer Gewalt und Aggressivität das Feld. Die Coda (Moderato assai) lässt schmerzvoll verzerrte Fetzen des Liebesthemas vorbeiziehen und hebt zu dem Versuch an, das Geschehen mittels Choral und einem letzten Aufflammen des Sehnsuchtsmotives zu verklären, doch diese Illusion wird von den Fortissimo-Schlägen der letzten Takte unerbittlich zerstört. In den Monaten nach der Uraufführung nahm Tschaikowsky wiederholt Änderungen an seiner Ouvertüre vor. So überarbeitete er – vielleicht unter dem Eindruck der Kritik Balakirews – die langsame Einleitung. Doch auch an dieser Fassung des Werkes, die 1871 im Druck veröffentlicht wurde, mäkelte Balakirew herum. Dieses Mal ließ sich Tschaikowsky nicht beirren, erst 1880 nahm er sich die Partitur nochmals vor und revidierte den Schluss. Zu Balakirew und seinen Mitstreitern unterhielt er weiterhin zahlreiche Kontakte (u. a. entstand 1885 mit der Manfred-Symphonie op. 58 erneut ein Werk auf Anregung Balakirews), aber letztlich blieb Tschaikowskys Haltung gegenüber den »Fünf« reserviert. »Alle neuen Petersburger Komponisten sind sehr begabt, aber sie zeichnen sich durch eine furchtbare Überheblichkeit aus und glauben auf ganz dilettantische Art, sie wären der übrigen Musikwelt überlegen«, schrieb er 1877 an Nadeschda von Meck. Ihr, der Mäzenin und Vertrauten, offenbarte er seine innersten Ansichten. 11 Pjotr Tschaikowsky Musikalisches Manifest Zu Jean Sibelius’ Karelia-Suite, op. 11 Vera Baur Karelien (finnisch: Karjala) – was für ein weites Panorama an Assoziationen öffnet dieser Name! In seinem vokalreichen Klang schwingt etwas Musikalisches, melodisch Wiegendes mit, vor manchem entsteht das Bild eines mystischen Ortes mit einer fernen, archaischen Volkskultur, und für Naturfreunde ist es ein Sehnsuchtsziel par excellence: endlose Wälder und Weiten, unzählige Seen, unberührte Wildnis, Einsamkeit, eines der letzten Paradiese Europas. Und Karelien ist die Geburtsstätte des finnischen Nationalepos Kalevala, jener Sammlung alter Gesänge und Gedichte (Runen) aus der heidnischen Frühzeit des Landes, die der finnische Arzt und Philologe Elias Lönnrot im 19. Jahrhundert auf ausgedehnten Reisen zusammengetragen und zu einer zusammenhängenden Versdichtung verwoben hatte. Aber jenseits von Mythologie und landschaftlicher Idylle – ja in einem fast unwirklichen Gegensatz dazu – war Karelien über Jahrhunderte auch ein Ort erbitterter Auseinandersetzungen zwischen den Großmächten Schweden und Russland um Land und Religion, eine leidvolle Folge von Kämpfen, Grenzverschiebungen, Verlusten und Vertreibungen – ein Gebiet, an dem sich die wechselhafte Geschichte Finnlands spiegelt wie nirgends sonst. Noch heute ist Karelien kein fest umrissenes politisches Gebilde, sondern umfasst Gebiete auf beiden Seiten der finnisch-russischen Grenze. Es reicht vom finnischen Meerbusen im Süden bis zum Weißen Meer im Norden, wobei der russische Teil wesentlich größer ist als der finnische. Seit 1809 war Finnland als autonomes Großfürstentum Teil des russischen Reiches, nachdem es zuvor mehrere Jahrhunderte überwiegend unter Entstehungszeit 1893 Uraufführung 13. November 1893 in Helsinki Lebensdaten des Komponisten 8. Dezember 1865 in Hämeenlinna – 20. September 1957 in Järvenpää 12 Jean Sibelius Jean Sibelius (1890er Jahre) schwedischem Einfluss gestanden hatte. Und wie vielerorts in Europa regten sich auch im hohen Norden im Verlauf des 19. Jahrhunderts Bestrebungen nach nationaler und kultureller Eigenständigkeit. In diesem Prozess, der in Finnland vor allem im letzten Jahrzehnt vor der Jahrhundertwende eine besondere Dynamik bekam, spielten natürlich die Künstler eine entscheidende Rolle: Ihnen war es gegeben, die Themen, die in der Luft lagen, zu verarbeiten und nationale Identifikationspunkte zu schaffen. In Finnland hatten hier sowohl Karelien als auch das Kalevala besondere Bedeutung. Das Phänomen der künstlerischen Idealisierung Kareliens als Hort eines unverfälschten volkskulturellen Erbes ging sogar unter dem Begriff des »Karelianismus« in die finnische Kunstgeschichte ein, vor allem die Sagen des Kalevala wurden von Malern und Komponisten mit großem Schaffensdrang in Bild und Ton gesetzt. Als einer der Begründer und wichtigsten Vertreter des »Karelianismus« gilt der Maler und Architekt Akseli GallenKallela (1865–1931), von dem wohl die meisten und bekanntesten Illustrationen des Kalevala stammen. In der Musik erwies sich neben Robert Kajanus (1856–1933) insbesondere Jean Sibelius als Mann der Stunde. Auch er verar13 Jean Sibelius Der Berg Koli in Karelien, Gemälde von Eero Järnefelt, dem Bruder von Sibelius’ Frau Aino beitete zahlreiche Motive aus dem Kalevala, etwa in der Lemminkäinen-Suite (1893–1895), der Symphonischen Fantasie Pohjolas Tochter (1906) und der Tondichtung Luonnotar für Sopran und Orchester (1913). Den Auftakt zu der Reihe von Kalevala-Kompositionen und die Initialzündung für seinen Weg und Ruhm als Komponist im Dienste der finnischen Sache markierte die über 70-minütige Symphonie für Mezzosopran, Bariton, Männerchor und Orchester Kullervo, die im April 1892 unter großem Beifall der Öffentlichkeit uraufgeführt wurde. Gleich im Juni darauf heiratete Sibelius Aino Järnefelt, und die mehrwöchige Hochzeitsreise führte ihn erstmals persönlich nach Karelien, wo er, ausgestattet mit einem Universitätsstipendium, Runensänger aufsuchte und, wie einst Elias Lönnrot, deren Lieder aufzeichnete. Im Frühjahr des folgenden Jahres erreichte Sibelius ein Kompositionsauftrag einer karelischen Studentenverbindung. Man bat ihn, die Musik zu einer Aufführung von sieben »Lebenden Bildern« (»Tableaux vivants«) mit Themen aus der karelischen Geschichte zu schreiben, speziell der Geschichte der Stadt und Burg Viborg (finnisch: Viipuri), einer schwedischen Gründung in der historischen Region Karelien, die heute auf russischem Staatsgebiet zwischen St. Petersburg und der südostfinnischen Stadt Lappeenranta liegt. Dieser Auftrag stand in einem hochpolitischen Kontext, ging es doch um weit mehr als um ein historisches Bühnenspiel. Nach einer Phase zunehmender Einschränkungen der finnischen Autonomie und immer weitreichenderer Repressionen seitens der zaristischen Politik – 14 Jean Sibelius Finnen wurden aus Regierungsstellen gedrängt, das Russische als Pflichtfach eingeführt, Presse und Künste zensiert –, heizte sich die antirussische Stimmung in Finnland immer weiter auf. Und so diente die Veranstaltung, die die Studentenverbindung für den 13. November 1893 in Helsinki organisierte, zwar offiziell dem Zweck einer »Benefizlotterie«, deren Erlös kulturellen und sozialen Projekten in der Provinz Viipuri zugutekommen sollte. In Wahrheit aber war sie ein patriotisches Manifest. Mit den »Lebenden Bildern« war es möglich, allegorisch anzudeuten, was mit Worten der Zensur wohl nicht entgangen wäre, und die musikalische Schilderung der jahrhundertelangen Kämpfe um Karelien geriet zu einer Demonstration des finnischen Widerstands gegen die um sich greifende Russifizierung. Die Tableaumusik, bestehend aus einer Ouvertüre und sieben Sätzen, gipfelte nach dem letzten Bild in einem prachtvollen Orchesterarrangement des Liedes Unser Land (finnisch: Maamme), der späteren finnischen Nationalhymne, und damit in der Forderung nach Unabhängigkeit. Entsprechend groß scheint der euphorische Tumult im übervollen Saal gewesen zu sein, wie man einem Brief Sibelius’, der die Uraufführung seiner Karelia-Musik selbst dirigierte, entnehmen kann: »Man konnte die Musik überhaupt nicht hören, weil alle schrien und klatschten.« Symposion, Gemälde von Akseli Gallen-Kallela (1894) Von li. nach re.: Akseli Gallen-Kallela, Oskar Merikanto, Robert Kajanus und Jean Sibelius Die Symposion-Sitzungen der vier Künstler mit Debatten über Leben, Politik und Kunst, die im Hotel Kämp in Helsinki stattfanden, dauerten oft tage- und nächtelang 15 Jean Sibelius Burg Viborg, schwedische Gründung und Schauplatz zahlreicher Kämpfe, heute auf russischem Staatsgebiet Von diesem Erfolg getragen, etablierte sich das Werk in Finnland sehr schnell als reine Konzertmusik, schon wenige Tage nach der Uraufführung erklang es erneut in nahezu voller Länge, danach in verschiedenen und wechselnden Ausschnitten. Wohl bald kristallisierten sich als Standard jene vier Nummern heraus, die später auch publiziert wurden – die drei Sätze der als op. 11 veröffentlichten Karelia-Suite und die separat edierte Karelia-Ouvertüre op. 10. Um weitere Aufführungen des Gesamtwerks scheint sich Sibelius nicht bemüht zu haben. Der finnische Komponist Jouni Kaipainen, der 1997 eine Rekonstruktion der kompletten ursprünglichen Tableaumusik vornahm, vermutet, Sibelius habe seine Karelia-Musik als zu »flach« und plakativ empfunden. Natürlich geht es in der Tableaumusik nicht um komplexe motivische Konstruktion und strukturelle Stringenz, wie man sie um diese Zeit in einem symphonischen Kontext hätte erwarten dürfen, vielmehr um einfache, aber eindringliche musikalische Stimmungsbilder, deren Aufgabe es war, die national gestimmte Zuhörerschaft unmittelbar zu fesseln und in ihrem Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Der erste Satz (Intermezzo) enthält die Musik zum dritten Bild der Bühnenmusik. Geschildert wird eine Episode aus dem Jahr 1333: Herzog Narimont von Litauen zieht Steuern in der Provinz Käkisalmi ein. Kriegerisch-schmissig gibt sich die Musik dieses Satzes: Fanfarenmotivik, Marschrhythmus, große Bläserbesetzung, Tamburin, Große Trommel und Becken bestimmen das Klangbild, wobei das dynamische An- und Abschwellen die Assoziation eines sich nähernden und wieder entfernenden Heereszuges entstehen lässt. Etwas mehr als 100 Jahre später, 1446, spielt die Episode des zweiten Satzes (Ballade). Der abgesetzte schwedische König Karl Knutsson hat sich in die Burg Viborg zurückgezogen und lauscht voller Schwermut dem Lied eines Barden, das in der Tableaumusik von einem Sänger vorgetragen wurde und in der Suite in die Stimme des Englischhorns verlegt 16 Jean Sibelius Runensänger in Uhtua (1894) ist. Die dem karelischen Runengesang eigene Monotonie, sein gleichförmiges Schreiten und Kreisen in engen Tonräumen scheinen hier ihren Niederschlag gefunden zu haben. Der letzte Satz (Alla marcia), beruhend auf dem fünften Bild der Tableaumusik, erinnert wieder an die kriegerische Geschichte Kareliens. Pontus de la Gardie, schwedischer Oberbefehlshaber mit französischer Herkunft, rückt im Jahr 1580 auf Käkisalmi vor und erobert die Stadt von den Russen zurück. Zwei verschiedene musikalische Charaktere bestimmen diesen Satz. Fröhlich, fast übermütig ist der erste Abschnitt. Mit dem Wechsel der Tonart wird ein martialischerer Ton angeschlagen: Leichte Klangschärfen, Schlaginstrumente und Fanfaren mischen sich ins Geschehen, Satzfülle und Dynamik wachsen an. Die fröhliche Musik kehrt wieder, nach und nach werden die beiden Teile aber enger miteinander verschränkt, bis es zu einem triumphalen Abschluss kommt. Ob der beschwingte Tonfall dieses Satzes, der zum kriegerischen Sujet nicht so recht passen will, dadurch zu erklären ist, dass es inhaltlich um einen Punktsieg über Russland geht, mag dahingestellt bleiben. Sicher ist, dass Sibelius mit der rhythmischen wie melodischen Vitalität und Zugkraft seiner Musik einen Nerv der Zeit traf. Dass er neben diesem leichteren Genre in ganz andere kompositorische Tiefen vorzustoßen vermochte, konnte er in vielen anderen Werken, insbesondere in seinen sieben Symphonien zeigen. 17 Jean Sibelius EINE STERNSTUNDE DES GROSSEN TSCHAIKOWSKY-DIRIGENTEN MARISS JANSONS 3 CD 900129 PIQUE DAME Tschaikowskys späte Meisteroper mit international bedeutenden Solisten, die mit den Rollen der „Pique Dame“ auch sprachlich auf authentische Weise bestens vertraut sind. ♠ Tatiana Serjan · Misha Didyk · Larissa Diadkova Alexey Markov · Alexey Shishlyaev u.a. ♠ Kinderchor der Bayerischen Staatsoper Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks MARISS JANSONS 18 Überraschungsstück www.br-klassik.de/label Erhältlich im Handel und im BRshop CHUNG T Ü C K SS Ü RRAS E B Auf dem Weg zum »befreiten Klang« Zu Edgard Varèses Amériques Judith Kemp »Zuerst hörte ich den Klang, der mich an meine Träume als kleiner Junge erinnerte: ein hohes pfeifendes Cis. Ich hörte es, als ich in meinem Westside-Apartment arbeitete, wo ich alle Geräusche des Flusses vernahm – die einsamen Nebelhörner, die schrillen, energischen Pfeifen, die ganze wundervolle Fluss-Sinfonie, die mich mehr bewegte als irgendetwas jemals zuvor.« Die ersten Höreindrücke von New York seien es gewesen, so Varèse, die ihn zu seinen Amériques inspirierten. Im Dezember 1915 hatte er nach der gesundheitsbedingten Entlassung aus der französischen Armee seinem Vaterland den Rücken gekehrt und sich nach New York eingeschifft, das ihm schnell zu einer zweiten Heimat wurde. Wie bereits zuvor in Berlin und Paris fand Varèse auch hier dank seiner überaus charismatischen Ausstrahlung bald Anschluss an die Künstlerschaft und avancierte durch seine Tätigkeiten als Dirigent und Gründer des New Symphony Orchestra in kurzer Zeit zu einer der namhaftesten und kontroversesten Persönlichkeiten des New Yorker Musiklebens. Als engagierter Förderer der Neuen Musik rief er 1921 gemeinsam mit dem Komponisten und Harfenisten Carlos Salzedo die International Composer’s Guild ins Leben, für die er die renommierte New Yorker Bildhauerin und Kunstmäzenin Gertrude Vanderbilt Whitney als Hauptgeldgeberin gewinnen konnte. Vanderbilt Whitney, deren Name durch das 1931 von ihr gegründete Whitney Museum of American Art – seit Mai 2015 im neuen Gebäude von Renzo Piano im Meatpacking District – bis heute im Stadtbild präsent ist, trat jedoch nicht nur im Rahmen der ICG als Sponsorin in Erscheinung. Als anonyme Spenderin Entstehungszeit 1918 –1921 Bearbeitung: 1927 Widmung »To my unknown friends of the Spring of 1921« Uraufführung 9. April 1926 durch das Philadelphia Orchestra unter Leopold Stokowski in Philadelphia Bearbeitete Fassung: 30. Mai 1929 durch das Orchestre des Concerts Poulet unter Gaston Poulet in der Maison Gaveau in Paris Lebensdaten des Komponisten 22. Dezember 1883 in Paris – 6. November 1965 in New York 20 Edgard Varèse Edgard Varèse ließ sie Varèse im Frühjahr 1921 während seiner Arbeit an Amériques ein größeres Geldgeschenk zukommen, das dieser voller Dankbarkeit entgegennahm, ohne die Identität seiner Unterstützerin jedoch auch nur im Geringsten zu erahnen. »To my unknown friends of the Spring of 1921«, lautet daher die Widmung des Stückes, das den Auftakt zu Varèses schöpferischem Œuvre bildet. Zwar waren bereits in den Jahren zuvor verschiedene Kompositionen entstanden, doch sind sie alle verschollen (wahrscheinlich wurden sie von ihm selbst vernichtet), so dass über Varèses frühen Stil und seine musikalische Entwicklung kaum Aussagen zu treffen sind. Und doch verraten seine Amériques einiges über die Tradition, der er entstammte, wie auch über seine Vorbilder und Ideale. Bereits ein kurzer Blick in die Partitur gibt Aufschluss über seine Orientierung an Gustav Mahler, Richard Strauss und dem frühen Arnold Schönberg. Hiervon zeugen neben dem riesigen, 142 Personen starken Orchesterapparat, der ausgefallene Instrumente wie Altflöte, Heckelphon und Kontrabassposaune miteinschließt, auch die zahlreichen auf Deutsch verfassten Vortragsbezeichnungen, darunter »scharf abreißen«, »weiblich« oder »gedämpft – weich, aber sehr warm, nicht schleppen«, wie sie ähnlich auch in den Partituren der genannten Meister vielfach zu finden sind. Doch auch der Einfluss 21 Edgard Varèse New York 1913 Der frisch fertiggestellte Woolworth Tower war mit 240 Meter Höhe das damals höchste Gebäude der Welt der Impressionisten ist deutlich zu hören, offenkundig gleich zu Beginn in der solistisch vorgetragenen Melodie der Altflöte, die an die Eröffnungstakte von Claude Debussys berühmter, 1894 uraufgeführter Symphonischer Dichtung Prélude à l’après-midi d’un faune erinnert. Und nicht zuletzt hat auch Igor Strawinskys Skandalstück Le sacre du printemps aus dem Jahr 1913 mit seinen stampfenden Rhythmen klar erkennbare Spuren in Amériques hinterlassen. Bei allen Verweisen auf die Musiksprache älterer und jüngerer Kollegen sind jedoch ebenso deutlich die neuen Wege auszumachen, die Varèse in seiner Komposition beschreitet. So übernimmt er von Mahler und Strauss zwar das große Orchester, lässt es aber nur an wenigen, ausgesuchten Stellen im Tutti erklingen. Anstelle eines satten Mischklangs wählt Varèse einen durchsichtigen, kontrastreichen Spaltklang, indem er die Instrumentengruppen trennt und in unkonventionellen Formationen miteinander kombiniert. Neu ist auch das enorme Aufgebot an Schlaginstrumenten, das Varèse in Amériques verwendet: Neben vier Pauken erklingen Xylophon, Glocken, Triangel, Schellen, Ratsche, Glockenspiel, Peitsche, Tamburin, Gong, Tamtam, Celesta, zwei Große Trommeln, chinesisches Becken, Kastagnetten, Becken, Paradetrommel, Sirene und als besondere Spezialität eine Neuschöpfung von Varèse mit dem Namen »Lion’s roar« (»Löwengebrüll«), bei der es sich um einen Bottich handelt, durch dessen Boden eine 22 Edgard Varèse Schnur gezogen wird, wodurch die schwingende Membran eine Art knurrendes Geräusch erzeugt. Klänge wie diese, die bis dato in der so genannten »Ernsten« Musik undenkbar gewesen waren, bezeugen Varèses Unmut über die Beschränktheit des traditionellen Instrumentariums. Sein Traum von einem Instrument, das in der Lage sei, jegliche Tonhöhen, (Mikro-) Intervalle und Klangfarben präzise und kontrolliert zu erzeugen, sollte allerdings erst in den 1950er Jahren mit der Einrichtung der ersten elektronischen Musikstudios in Erfüllung gehen. Und doch lassen sich Amériques durchaus schon als experimenteller Vorläufer zu seinen späteren elektronischen Kompositionen Déserts (1950–1954) und Poème électronique (1957/1958) deuten. So erzeugen besonders die Glissandi, also die auf- und abwärtsgeführten Schleiffiguren, wie auch die Sirene einen »präelektronischen Sound« (Grete Wehmeyer). Dass dieser »Sound« jedoch das eigentliche Thema von Amériques bildet, wird bei der genaueren Betrachtung der Partitur ersichtlich, vergeht doch kaum ein Takt, in dem nicht entweder Glissando, Sirene oder Chromatik, letztlich also drei Varianten derselben musikalischen Figur, erklingen. Besonders kurios – und für die ersten Hörer sicherlich auch schockierend – ist die Verwendung der Sirene, die in Verbindung mit dem Werktitel unmittelbar an eine New Yorker Edgard Varèse: Amériques, Partiturausschnitt mit den charakteristischen Glissandi und chromatischen Auf- und Abgängen 23 Edgard Varèse East River, New York, No. 2, Gemälde von Georgia O’Keeffe (1927) Polizeisirene denken lässt. Tatsächlich steht sie jedoch für sehr viel mehr, symbolisiert sie doch für Varèse den Ausbruch – in diesem Kontext also die Loslösung von der musikalischen Tradition und der Musiksprache der Jahrhundertwende. Varèse verband mit dem Geräusch der Sirene aber auch das Bild einer Rakete, die die Atmosphäre der Tonalität durchbricht und schließlich eine »tonalitätsfreie Stratosphäre« (Grete Wehmeyer) erreicht. Die räumliche Vorstellung, die in diesem Vergleich anklingt, zählt zu den zentralen Topoi von Varèses Kompositionsstil, erblickte er doch im Raum eine grundlegende Komponente für die Erzeugung und Rezeption von Musik. Am deutlichsten wird dies in seinem Poème électronique, das er für den von Le Corbusier entworfenen Philips-Pavillon der Brüsseler Weltausstellung 1958 schrieb und das über 350 verteilte Lautsprecher den Raum klanglich ausfüllte. Doch auch in Amériques beschäftigte er sich bereits mit den Möglichkeiten der räumlichen Musikvermittlung, sei es durch die Verwendung eines Fernorchesters, das hinter der Bühne positioniert ist, wie auch durch die stereophone Wirkung des Spaltklangs. Neue Instrumente, neue Konstellationen der Instrumentengruppen, neue Raumkonzepte – in vielfacher Hinsicht beginnt mit Amériques der Weg hin zu jener von Varèse ausgerufenen »Befreiung des Klangs«, die sein gesamtes Werk charakterisiert, wobei der Begriff des Klangs nach Varèses Verständnis nicht im konventionellen Sinne nur die Klangfarbe, sondern »die Gesamtheit möglicher Erscheinungsformen von Musik« (Dieter A. Nanz) bezeichnet. Diesen Weg ist der Komponist Zeit seines Lebens konsequent weitergegangen, damit erschuf er eine neuartige Musiksprache, »die so ganz herausfällt aus der Musikgeschichte«, wie der Musikkritiker Max Marschalk in der Vossischen Zeitung 1932 schrieb. Bis heute gilt Varèses Werk innerhalb der avantgardistischen Musikszene des 20. Jahrhunderts als einzigartig und sein Schöpfer als einer der faszinierendsten und einflussreichsten Komponisten der Moderne. 24 Edgard Varèse 25 Maurice Ravel www.ard-musikwettbewerb.de Klaviertrio Gesang Bläserquintett Oboe Trompete Klavier Schlagzeug Viola Klarinette Flöte Violoncello Fagott Posaune Harfe Klavierduo Horn Streichquartett Violine Kontrabass Orgel Gitarre ontrabass arfe treichquartett orn 65. Internationaler Musikwettbewerb der ARD München 29. August bis 16. September 2016 Nächster Wettbewerb 2017: Klavier Violine Oboe Gitarre br-klassik HIGHLIGHTS IM Fernsehen Bayerisches Fernsehen Sonntag, 18. Oktober 2015 | 10.15 Uhr Mariss Jansons dirigiert Igor Strawinsky: »Petruschka« (Fassung 1947) Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (Konzertaufzeichnung aus der Philharmonie im Gasteig vom 17. April 2015, Erstausstrahlung) Donnerstag, 22. Oktober 2015 | 23.25 Uhr KlickKlack Das Musikmagazin Moderation: Martin Grubinger (Keine Wdh. am Sonntag) ARD-ALPHA Sonntag, 18. Oktober 2015 | 11.00 Uhr Lorin Maazel dirigiert Franz Schubert: Symphonie Nr. 2 B-Dur, D 125 Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (Konzertaufzeichnung aus dem Prinzregententheater von 2001) Sonntag, 18. Oktober 2015 | 20.15 Uhr Klassik am Odeonsplatz 2015 Lorin Maazel Mit Werken von Prokofjew, Debussy, de Falla und Ravel Solistin: Julia Fischer Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Leitung: Pablo Heras-Casado Sonntag, 25. Oktober 2015 | 11.00 Uhr Lorin Maazel dirigiert Franz Schubert: Symphonie Nr. 3 D-Dur, D 200 Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (Konzertaufzeichnung aus dem Prinzregententheater von 2001) br-klassik.de br-klassik HIGHLIGHTS IM RADIO Samstag, 17. Oktober 2015 | 14.05 Uhr Das Musik-Feature »Ich höre die Stille nicht mehr« Von Ohrgeräuschen und Hörstürzen bei Musikern Von Frank Schwarz Dienstag, 20. Oktober 2015 | 14.05 Uhr Panorama Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Werke von Hector Berlioz, Franz Liszt, Antonín Dvořák, W. A. Mozart u. a. Dienstag, 20. Oktober 2015 | 19.05 Uhr Das starke Stück Musiker erklären Meisterwerke Dmitrij Schostakowitsch: Violinkonzert Nr. 2 cis-Moll, op. 129 (Christian Tetzlaff, Violine; Helsinki Philharmonic Orchestra: John Storga°rds) Dienstag, 20. Oktober 2015 | 20.03 Uhr Interpretationen im Vergleich Hugo Wolf: »Italienisches Liederbuch« Aufnahmen mit Elisabeth Schwarzkopf, Dietrich Fischer-Dieskau, Elly Ameling, Olaf Bär, Christian Gerhaher u. a. Von Nicola Eißer br-klassik.de Dmitrij Schostakowitsch 28 Biographie Mariss Jansons Der 1943 in Riga geborene Sohn des Dirigenten Arvı-ds Jansons absolvierte seine Ausbildung am Konservatorium in Leningrad (Violine, Klavier, Dirigieren) mit Auszeichnung; Studien in Wien bei Hans Swarowsky und in Salzburg bei Herbert von Karajan folgten. 1971 war Mariss Jansons Preisträger beim Dirigentenwettbewerb der Karajan-Stiftung in Berlin, im selben Jahr machte ihn Jewgenij Mrawinskij zu seinem Assistenten bei den Leningrader Philharmonikern, den heutigen St. Petersburger Philharmonikern. Bis 1999 blieb er diesem Orchester als ständiger Dirigent eng verbunden. Von 1979 bis 2000 setzte Mariss Jansons Maßstäbe als Chefdirigent der Osloer Philharmoniker, die er zu einem internationalen Spitzenorchester geformt hat. Außerdem war er Erster Gastdirigent des London Philharmonic Orchestra (1992–1997) und Musikdirektor des Pittsburgh Symphony Orchestra (1997–2004). Seit 2003 ist Mariss Jansons Chefdirigent von Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks. Von 2004 bis 2015 stand er zugleich dem Concertgebouworkest Amsterdam als Chefdirigent vor, das ihn im Februar dieses Jahres zu seinem Ehrendirigenten ernannte. Nach seinem Abschiedskonzert im März wurde ihm die Silberne Ehrenmedaille der Stadt Amsterdam überreicht. Mariss Jansons arbeitet auch regelmäßig mit den Berliner und Wiener Philharmonikern, deren Neujahrskonzert er 2016 zum dritten Mal leiten wird. Mariss Jansons ist Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien sowie der Royal Academy of Music in London. Für seinen Einsatz bei den Osloer Philharmonikern wurde ihm der Königliche Norwegische Verdienstorden verliehen. 2003 erhielt er die Hans-von-Bülow-Medaille der Berliner Philharmoniker, 2004 ehrte ihn die Londoner Royal Philharmonic Society als »Conductor of the Year«, 2006 erklärte ihn die MIDEM zum »Artist of the Year«, außerdem bekam er den Orden »Drei Sterne« der Republik Lettland. Im selben Jahr erhielt er für die 13. Symphonie von Schostakowitsch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks den Grammy in der Kategorie »Beste Orchesterdarbietung«. Mit dem ECHO Klassik wurde Mariss Jansons 2007 als »Dirigent des Jahres«, 2008 für die Einspielung von Werken von Bartók und Ravel sowie 2010 für Bruckners Siebte Symphonie geehrt. 2009 folgte die Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst, 2010 die des Bayerischen Maximiliansordens. 2013 durfte Mariss Jansons für sein dirigentisches Lebenswerk den Ernst von Siemens Musikpreis und von Bundespräsident Joachim Gauck das »Große Bundesverdienstkreuz mit Stern« entgegennehmen, 2015 wurde er zum »Commandeur des Arts et des Lettres« der Französischen Republik ernannt. 29 Biographie Informationen: br-so.de, Tickets: br-klassikticket.de € 18 / 30 / 38 / 46 / 56 / 65 Einführung: 18.45 Uhr 5. und 6.11. 20 Uhr Philharmonie SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS Esa-Pekka Salonen Dirigent, Omo Bello Sopran, Marie-Eve Munger Sopran, Hélène Hébrard Mezzosopran, Julie Pasturaud Mezzosopran, SOPHIE PONDJICLIS Mezzosopran, François Piolino Tenor, ERIC OWENS Bassbariton, Nathan Berg Bass, Kinderchor der Bayerischen Staatsoper, Chor des Bayerischen Rundfunks – Esa-Pekka Salonen »Karawane« für Chor und Orchester; Maurice Ravel »L’enfant et les sortilèges«, Oper in zwei Teilen (konzertant) KAMMERORCHESTER RUNDFUNKORCHESTER SO. 18.10.2015 Prinzregententheater 11.00 Uhr 1. Konzert FR. 13.11.2015 Herz-Jesu-Kirche, Neuhausen 20.00 Uhr Konzerteinführung 19.00 Uhr 1. Paradisi gloria / »Die vier Enden der Erde« VESSELINA KASAROVA Mezzosopran RADOSLAW SZULC Künstlerische Leitung KAMMERORCHESTER DES SYMPHONIEORCHESTERS DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS GEORG FRIEDRICH HÄNDEL »Cara sposa, amante cara, dove sei?« (aus: »Rinaldo«, HWV 7a) BÉLA BARTÓK Rumänische Volkstänze, Sz 68 KRASSIMIR KYURKCHIYSKI (Arr.) Bulgarische Lieder RADOSLAV LAZAROV »Song and Toccata misteriosa« WOLFGANG AMADEUS MOZART Symphonie Nr. 4 D-Dur, KV 19 Marsch F-Dur, KV 248 Arien aus »Mitridate, re di Ponto«, KV 87 LORENZO VIOTTI Leitung SIMONA BRÜNINGHAUS Sopran CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER OLIVIER MESSIAEN »Les offrandes oubliées« für Orchester FRANCIS POULENC »Sept répons des ténèbres« für Sopran, Chor und Orchester OLIVIER MESSIAEN »Le tombeau resplendissant« für Orchester € 25 / 34 € 34 / 46 / 56 / 63 / 68 / 74 Vorverkauf auch über Bell’Arte, Tel.: (089) 8 11 61 91 31 Vorschau SYMPHONIEORCHESTER SYMPHONIEORCHESTER DO. 26.11.2015 FR. 27.11.2015 Philharmonie 20.00 Uhr Konzerteinführung 18.45 Uhr 3. Abo A SA. 28.11.2015 Philharmonie 19.00 Uhr Konzerteinführung 17.45 Uhr 1. Abo S DO. 10.12.2015 FR. 11.12.2015 Herkulessaal 20.00 Uhr Konzerteinführung 18.45 Uhr 1. Abo D ALAIN ALTINOGLU Leitung KIT ARMSTRONG Klavier SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS IGOR STRAWINSKY »Le chant du rossignol« BÉLA BARTÓK Klavierkonzert Nr. 1, Sz 83 MAURICE RAVEL »Ma mère l’oye« BÉLA BARTÓK »Der wunderbare Mandarin«, Suite, Sz 73 ALAN GILBERT Leitung LARS VOGT Klavier CHRISTINA LANDSHAMER Sopran MICHAEL NAGY Bariton SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS CHRISTOPHER ROUSE »Rapture« WOLFGANG AMADEUS MOZART Klavierkonzert c-Moll, KV 491 CARL NIELSEN Symphonie Nr. 3 für Soli und Orchester, op. 27 (»Sinfonia espansiva«) € 13 / 18 / 30 / 38 / 46 / 56 / 65 € 18 / 30 / 38 / 46 / 56 / 65 33 Vorschau B r- K L a SSI K-Stu di o konzerte LIEDERABEND FLOrIan BOeSCH BARITON MaLCOLM MartIneaU KLAVIER Schubert Schumann Liszt Karten: Euro 21,– / 29,– Schüler und Studenten: Euro 8,– BRticket 089 / 59 00 10 880 www.br-klassikticket.de München Ticket 089 / 54 81 81 81 facebook.com/brklassik Foto: Lukas Beck Dienstag 27. Oktober 2015 20.00 Uhr Studio 2 im Funkhaus Auch live im Radio auf BR-KLASSIK und als Videostream auf br-klassik.de KAMMERKONZERT kartenvorverkauf SA. 12.12.2015 Max-Joseph-Saal der Münchner Residenz 20.00 Uhr SO. 13.12.2015 Evangelische Akademie Tutzing 18.00 Uhr 1. Konzert mit Solisten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks BRticket Foyer des BR-Hochhauses Arnulfstr. 42, 80335 München Mo.–Fr. 9.00–17.30 Uhr Telefon: (089) 59 00 10 880 Telefax: (089) 59 00 10 881 Online-Kartenbestellung: www.br-klassikticket.de NATALIE SCHWAABE Flöte TOBIAS VOGELMANN Oboe HEINRICH TREYDTE Klarinette SUSANNE SONNTAG Fagott FRANÇOIS BASTIAN Horn STEFAN TISCHLER Tuba LUKAS MARIA KUEN Klavier GALINA USTWOLSKAJA »Dona nobis pacem« für Piccoloflöte, Tuba und Klavier WOLFGANG AMADEUS MOZART Quintett für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Klavier Es-Dur, KV 452 GIACINTO SCELSI »Rucke di Guck« für Piccoloflöte und Oboe ARVO PÄRT »Spiegel im Spiegel« für Klarinette und Klavier LUCIANO BERIO »Ricorrenze« für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott München: € 15 / 19 / 23, Tutzing: € 25 / 30 / 35 Studenten € 15 (inklusive Eintritt in den Schlosspark und Schlossführung), Vorverkauf über die Buchhandlung Held, Hauptstraße 70, 82327 Tutzing Tel.: (08158) 83 88 München Ticket GmbH Postfach 20 14 13 80014 München Telefon: (089) 54 81 81 81 Vorverkauf in München und im Umland über alle an München Ticket angeschlossenen Vorverkaufsstellen Schüler- und Studentenkarten zu € 8,– bereits im Vorverkauf 35 Vorschau / Karten HÖHEPUNKTE IM LIVESTREAM UND ON DEMAND Erleben Sie auf br-klassik.de ausgewählte Konzerte von Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks sowie vom Münchner Rundfunkorchester. Freuen Sie sich auf Klassikhöhepunkte aus Bayern und „Bühne frei im Studio 2“ (Jazz live) kostenlos im Internet. Live und on demand.* *On demand = Video und Audio auf Abruf. Zu sehen und zu hören, wann immer Sie möchten. Ein kostenfreies Angebot von BR-KLASSIK. br-klassik.de Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Mariss Jansons Chefdirigent NIKOLAUS PONT Orchestermanager Textnachweis Vera Baur und Judith Kemp: Originalbeiträge für dieses Heft; Biographie: Archiv des Bayerischen Rundfunks. Bayerischer Rundfunk Rundfunkplatz 1 80335 München Telefon: (089) 59 00 34 111 Bildnachweis Pjotr Iljitsch Tschaikowski, Leipzig 1978 (Tschaikowsky, Brief an Balakirew, Nadeschda von Meck); Edward Garden: Balakirev. A critical study of his life and music, London 1967 (Balakirew); Hildegard Hammerschmidt-Hummel (Hrsg.): Die Shakespeare-Illustration (1594–2000), Wiesbaden 2003 (Füssli); Erik Tawaststjerna: Jean Sibelius, Salzburg und Wien 2005 (Sibelius); Wikimedia Commons / Public Domain (Symposion, Varèse), Wikipedia (Runensänger); Ric Burns, James Sanders und Lisa Ades: New York. Die illustrierte Geschichte von 1609 bis heute, München 2002 (New York); © Casa Ricordi Milano (Edgard Varèse: Amériques); © VG Bild-Kunst, Bonn 2015 (Georgia O’Keeffe: East River, New York, No. 2); © Foto Sessner / Dachau (Maazel); © Deutsche Fotothek (Schostakowitsch); © Astrid Ackermann (Jansons); Archiv des Bayerischen Rundfunks. IMPRESSUM Herausgegeben vom Bayerischen Rundfunk Programmbereich BR-KLASSIK Publikationen Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks REDAKTION Dr. Renate Ulm (verantwortlich) Dr. Vera Baur GRAPHISCHES GESAMTKONZEPT Bureau Mirko Borsche UMSETZUNG Antonia Schwarz, München DRUCK alpha-teamDRUCK GmbH Nachdruck nur mit Genehmigung Das Heft wurde auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. 37 Impressum A Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks Sprungbrett zu den Orchestern der Welt Ausbildungsplätze 4 Violinen 1 Flöte 2 Violen 2 Violoncelli 1 Oboe 1 Trompete 1 Horn 2 Kontrabässe 1 Klarinette 1 Posaune 1 Fagott 1 Pauke mit Schlagzeug Ausbildung • Instrumentaler Einzelunterricht • Mentales Training • Kammermusik • Mitwirkung bei Proben und Konzerten des Symphonieorchesters Erfolg Absolventen der Akademie finden Engagements in renommierten Orchestern im In- und Ausland Konzerttermin • Dienstag, 24. November 2015, Allerheiligen-Hofkirche Förderer Die Akademie dankt F R E U N D E S Y M P H O N I E O R C H E S T E R B A Y E R I S C H E R R U N D F U N K e.V. Kontakt Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks Geschäftsführung: Christine Reif Hanselmannstraße 20, 80809 München Telefon: 089/3509-9756 Fax: 089/3509-9757 E-Mail: [email protected] www.br-klassik.de 1. Abo A 15. / 1 6.10. 2 015 br-so.de br-klassik.de