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Tschaiko
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
Donnerstag 15.10.2015
Freitag 16.10.2015
1. Abo A
Philharmonie
20.00 – ca. 22.00 Uhr
15 / 16
MARISS JANSONS
Leitung
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
KONZERTEINFÜHRUNG
18.45 Uhr
Moderation: Antje Dörfner
LIVE-ÜBERTRAGUNG in Surround auf BR-KLASSIK
Freitag, 16.10.2015
PausenZeichen:
Neuerscheinungen auf dem Musikbuch-Markt
Zusammengestellt von Sylvia Schreiber
Konzert zum Nachhören (on demand):
Eine Woche abrufbar auf br-klassik.de
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Programm
Pjotr I. Tschaikowsky
Fantasie-Ouvertüre »Romeo und Julia«
•
Andante non tanto quasi Moderato – Allegro giusto
Jean Sibelius
»Karelia-Suite«, op. 11
•
Intermezzo. Moderato
•
Ballade. Tempo di Menuetto – Un poco più lento
•
Alla marcia. Moderato
Pause
Überraschungsstück
Edgard Varèse
»Amériques« für großes Orchester
(Erstfassung von 1922)
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Programm
»Für das Liebesthema könnte ich
Sie umarmen!«
Zu Pjotr Tschaikowskys Fantasie-Ouvertüre Romeo und Julia
Vera Baur
»So grenzenlos ist meine
Huld, die Liebe / So tief ja
wie das Meer. Je mehr ich gebe, / Je mehr auch
hab ich: beides ist unendlich.« – Kein anderes
Paar der Weltliteratur wurde so sehr zum Symbol für die Unentrinnbarkeit und Bedingungslosigkeit der Liebe wie Romeo und Julia. William
Shakespeare verlieh ihnen mit seinem 1597 erschienenen Drama Unsterblichkeit, und bis
heute ist die Faszinationskraft des Veroneser Liebespaares ungebrochen. Auch musikalisch haben
Romeo und Julia Geschichte geschrieben, ließen
sich doch zahlreiche Komponisten von ihnen inspirieren. Georg Anton Benda, Vincenzo Bellini
und Charles Gounod brachten den Stoff auf die
Opernbühne, Hector Berlioz verarbeitete ihn zu
einer großangelegten Vokal-Symphonie, und Leonard Bernstein verwandelte ihn mit seinem Musical West Side Story in ein Drama des 20. Jahrhunderts. Zwei der heute populärsten Romeound-Julia-Vertonungen stammen aus Russland:
Sergej Prokofjews Ballett-Musik aus dem Jahr 1935
(inklusive ihrer späteren Suiten-Ableger) und Pjotr
Tschaikowskys Fantasie-Ouvertüre von 1869.
Den Anstoß zu einer musikalischen Bearbeitung
des Romeo-und-Julia-Sujets in Form eine Ouvertüre erhielt Tschaikowsky im Sommer 1869 durch
Milij Balakirew, Begründer und führender Kopf
der Komponistengruppe »Mächtiges Häuflein«,
der kurz zuvor selbst Ouvertüre und Bühnenmusik zu einem Shakespeare-Stück (King Lear) geschrieben hatte. Balakirews Initiative erfolgte jedoch nicht ganz ohne Hintergedanken, vielmehr
war sie wohl ein gezielter Versuch, Tschaikowsky
Entstehungszeit
1869/1870
Überarbeitung: 1879/1880
Widmung
Milij Balakirew
Uraufführung
16. März 1870 in Moskau
unter der Leitung von
Nikolaj Rubinstein
Lebensdaten des
Komponisten
25. April (7. Mai) 1840 in
Wotkinsk (Ural) –
25. Oktober (6. November)
1893 in St. Petersburg
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Pjotr Tschaikowsky
Pjotr Tschaikowsky (1869)
für die eigenen Ideen zu gewinnen. Denn eigentlich wurde der junge
Moskauer Konservatoriumslehrer dem »Feindeslager« zugerechnet, jenem
Kreis klassisch geschulter Komponisten, die sich vor allem der großen abendländischen Musik westlicher Prägung verpflichtet fühlten. Dieser Richtung
setzten die national gesinnten Komponisten des »Mächtigen Häufleins«
(neben Balakirew auch Alexander Borodin, César Cui, Modest Mussorgsky
und Nikolaj Rimskij-Korsakow) eine gewisse musikalische Urwüchsigkeit
entgegen: Durch die Orientierung an der Volksmusik und die Verarbeitung von Themen aus der russischen Geschichte wollte man sich von den
westlichen Einflüssen lösen und eine eigenständige russische Musiksprache finden. Ab 1868 kam es jedoch zu mehreren wohlwollenden Kontakten zwischen dem um Neutralität bemühten Tschaikowsky und den
»Revolutionären« um Balakirew. Die »Fünf« sahen in Tschaikowsky einen
talentierten Hoffnungsträger, dieser erwiderte die Sympathiebekundungen mit der Bitte an Balakirew, seine Symphonische Fantasie Fatum in
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Pjotr Tschaikowsky
Milij Balakirew (1863)
St. Petersburg, dem Kraftzentrum des »Mächtigen Häufleins«, zu dirigieren.
Schon anlässlich dieses Ereignisses zeigte sich Balakirew gegenüber Tschaikowsky nicht zimperlich: »Sie wissen zu wenig über moderne Musik«,
befand er nach der von ihm geleiteten Aufführung. »Sie werden nie Freiheit der Form von den Klassikern lernen. Dort kann man nichts Neues
finden.« Trotzdem nahm er die ihm angetragene Widmung des Werkes
an, denn »sie ist für mich von großem Wert, weil sie mir Ihre freundschaftlichen Gefühle zeigt. Ich erwidere diese Gefühle meinerseits.« Auch
im Austausch über Romeo und Julia fielen deutliche Worte. Bereits im
Vorfeld der erneut ihm gewidmeten Komposition hatte Balakirew allerlei
Vorschläge und Wünsche formuliert – u. a. die Anlage des Stücks in Sonatensatzform und die Disposition der Tonarten –, doch nun, da Tschaikowsky
die wichtigsten Themen der Ende November 1869 abgeschlossenen Partitur in Abschriften nach St. Petersburg geschickt hatte, verteilte er weitere
Belehrungen: »Da Ihre Ouvertüre ja fast fertig ist und bald aufgeführt wird,
will ich Ihnen ganz offen meine Meinung sagen. Das erste Motiv [gemeint
ist die langsame Einleitung] gefällt mir gar nicht, vielleicht könnte es noch
durch weitere Bearbeitung gewinnen; so ist es weder schön noch kraftvoll
genug, um den Bruder Lorenzo treffend zu charakterisieren. Es müsste etwas
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Pjotr Tschaikowsky
in der Art katholischer Kirchenmusik sein, wie Liszt sie […] verwandt hat.
Ihr Motiv klingt nach einem dieser Quartette von Haydn, diesem Genius
bürgerlicher Musik, bei dem man gleich großen Durst auf Bier bekommt.«
Dennoch kam er zu einem positiven Gesamturteil: »Es ist die erste Ihrer
Kompositionen, die so viel schöne Dinge enthält, dass man sie ohne
Zögern auch als Ganzes für gut hält.« Und über das Liebesthema schrieb
er: »Ich spiele es immer wieder und könnte Sie dafür umarmen! Es hat
alle Süße und Sehnsucht der Liebe […].«
Balakirews Einschätzung war keineswegs falsch: Tatsächlich kann Tschaikowskys Romeo-und-Julia-Ouvertüre als sein erstes großes Meisterwerk
gelten, das ihm zwar spät, dafür aber nachhaltig Erfolg bescherte. Die
Uraufführung am 16. März 1870 in Moskau sowie weitere Aufführungen
in den folgenden Jahren stießen noch auf wenig Resonanz, doch sollte
sich dies später geradezu ins Gegenteil verkehren: Während seiner ausgedehnten Auslandsreisen in den 1880er Jahren konnte Tschaikowsky kaum
ein Konzert dirigieren, bei dem die Veranstalter nicht Romeo und Julia aufs
Programm setzen wollten.
Auch Balakirews Lobeshymne auf das Liebesthema stimmt man gerne
zu. Eine geniale Eingebung ist jedoch nicht nur das Thema selbst, sondern
Romeo und Julia: Themen der Erstfassung (langsame Einleitung und HauptsatzAllegro), die Tschaikowsky im November 1869 an Balakirew schickte
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Pjotr Tschaikowsky
Romeo und Julia,
Balkonszene
Bleistiftzeichnung von
Johann Heinrich Füssli
(1815)
auch die Art, wie es eingeführt und entwickelt wird. Nach dem hitzigerregten, durch Blech und Schlagzeug-Batterie martialisch aufgeladenen
Hauptthema des Allegro giusto, das die Feindschaft der beiden Familien
versinnbildlicht, kommt die Musik fast zum Verstummen, bevor die Liebesmelodie – formal das Seitenthema – zunächst verhalten, leicht verschattet
im Englischhorn und in den gedämpften Bratschen erklingt: ein erstes zartes
Gewahrwerden der Liebe. Kurz weicht es einem etwas zögerlichen, tastenden Zwischenspiel in den Streichern, dann wird das Thema mit großem
Aufschwung an Flöten und Oboen weitergereicht, wo es sich selbstverloren und voller Klangschönheit in höchsten Lagen wiegt. Doch wer genau
hinhört, vernimmt die Hornstimme, die mit einem leicht bedrohlichen
Pochen in Sekundschritten das Liebesthema fast durchgängig grundiert.
10
Pjotr Tschaikowsky
Der Durchführungsabschnitt ist dem
Widerstreit des feindseligen Hauptthemas mit der Choralmotivik aus
der langsamen Einleitung gewidmet.
Sie steht für die kirchliche und gütige Welt des Pater Lorenzo, der den
Liebenden Beistand schenkt, sie aber
vor ihrem tragischen Schicksal nicht
zu bewahren vermag. Wenn die Liebesmelodie in der Reprise schließlich
wieder erklingt, wird sie im Unisono
der Streicher (unterstützt von der
Piccolo-Flöte) noch einmal zu höchster Intensität gesteigert – eine Affirmation der Liebe, deren Emphase
wohl aus dem Wissen um ihre Unmöglichkeit resultiert. Erfolgreich
beginnt die musikalische Sphäre der
Feindeswelt das Liebesthema zu unterwandern und behauptet schließlich mit noch größerer Gewalt und
Aggressivität das Feld. Die Coda (Moderato assai) lässt schmerzvoll verzerrte
Fetzen des Liebesthemas vorbeiziehen und hebt zu dem Versuch an, das
Geschehen mittels Choral und einem letzten Aufflammen des Sehnsuchtsmotives zu verklären, doch diese Illusion wird von den Fortissimo-Schlägen der letzten Takte unerbittlich zerstört.
In den Monaten nach der Uraufführung nahm Tschaikowsky wiederholt
Änderungen an seiner Ouvertüre vor. So überarbeitete er – vielleicht unter
dem Eindruck der Kritik Balakirews – die langsame Einleitung. Doch auch
an dieser Fassung des Werkes, die 1871 im Druck veröffentlicht wurde,
mäkelte Balakirew herum. Dieses Mal ließ sich Tschaikowsky nicht beirren,
erst 1880 nahm er sich die Partitur nochmals vor und revidierte den Schluss.
Zu Balakirew und seinen Mitstreitern unterhielt er weiterhin zahlreiche
Kontakte (u. a. entstand 1885 mit der Manfred-Symphonie op. 58 erneut ein
Werk auf Anregung Balakirews), aber letztlich blieb Tschaikowskys Haltung
gegenüber den »Fünf« reserviert. »Alle neuen Petersburger Komponisten
sind sehr begabt, aber sie zeichnen sich durch eine furchtbare Überheblichkeit aus und glauben auf ganz dilettantische Art, sie wären der übrigen Musikwelt überlegen«, schrieb er 1877 an Nadeschda von Meck. Ihr,
der Mäzenin und Vertrauten, offenbarte er seine innersten Ansichten.
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Pjotr Tschaikowsky
Musikalisches Manifest
Zu Jean Sibelius’ Karelia-Suite, op. 11
Vera Baur
Karelien (finnisch: Karjala)
– was für ein weites Panorama an Assoziationen öffnet dieser Name! In
seinem vokalreichen Klang schwingt etwas Musikalisches, melodisch Wiegendes mit, vor manchem entsteht das Bild eines mystischen Ortes
mit einer fernen, archaischen Volkskultur, und
für Naturfreunde ist es ein Sehnsuchtsziel par excellence: endlose Wälder und Weiten, unzählige
Seen, unberührte Wildnis, Einsamkeit, eines der
letzten Paradiese Europas. Und Karelien ist die
Geburtsstätte des finnischen Nationalepos Kalevala, jener Sammlung alter Gesänge und Gedichte
(Runen) aus der heidnischen Frühzeit des Landes,
die der finnische Arzt und Philologe Elias Lönnrot
im 19. Jahrhundert auf ausgedehnten Reisen zusammengetragen und zu einer zusammenhängenden Versdichtung verwoben hatte. Aber jenseits
von Mythologie und landschaftlicher Idylle – ja
in einem fast unwirklichen Gegensatz dazu –
war Karelien über Jahrhunderte auch ein Ort erbitterter Auseinandersetzungen zwischen den
Großmächten Schweden und Russland um Land
und Religion, eine leidvolle Folge von Kämpfen,
Grenzverschiebungen, Verlusten und Vertreibungen – ein Gebiet, an dem sich die wechselhafte Geschichte Finnlands spiegelt wie nirgends sonst.
Noch heute ist Karelien kein fest umrissenes politisches Gebilde, sondern umfasst Gebiete auf
beiden Seiten der finnisch-russischen Grenze. Es
reicht vom finnischen Meerbusen im Süden bis
zum Weißen Meer im Norden, wobei der russische Teil wesentlich größer ist als der finnische.
Seit 1809 war Finnland als autonomes Großfürstentum Teil des russischen Reiches, nachdem es
zuvor mehrere Jahrhunderte überwiegend unter
Entstehungszeit
1893
Uraufführung
13. November 1893 in
Helsinki
Lebensdaten des
Komponisten
8. Dezember 1865 in
Hämeenlinna –
20. September 1957 in
Järvenpää
12
Jean Sibelius
Jean Sibelius (1890er Jahre)
schwedischem Einfluss gestanden hatte. Und wie vielerorts in Europa regten sich auch im hohen Norden im Verlauf des 19. Jahrhunderts Bestrebungen nach nationaler und kultureller Eigenständigkeit. In diesem Prozess, der in Finnland vor allem im letzten Jahrzehnt vor der Jahrhundertwende eine besondere Dynamik bekam, spielten natürlich die Künstler
eine entscheidende Rolle: Ihnen war es gegeben, die Themen, die in der
Luft lagen, zu verarbeiten und nationale Identifikationspunkte zu schaffen.
In Finnland hatten hier sowohl Karelien als auch das Kalevala besondere
Bedeutung. Das Phänomen der künstlerischen Idealisierung Kareliens als
Hort eines unverfälschten volkskulturellen Erbes ging sogar unter dem Begriff des »Karelianismus« in die finnische Kunstgeschichte ein, vor allem die
Sagen des Kalevala wurden von Malern und Komponisten mit großem
Schaffensdrang in Bild und Ton gesetzt. Als einer der Begründer und wichtigsten Vertreter des »Karelianismus« gilt der Maler und Architekt Akseli GallenKallela (1865–1931), von dem wohl die meisten und bekanntesten Illustrationen des Kalevala stammen. In der Musik erwies sich neben Robert Kajanus
(1856–1933) insbesondere Jean Sibelius als Mann der Stunde. Auch er verar13
Jean Sibelius
Der Berg Koli in Karelien, Gemälde von Eero Järnefelt, dem Bruder von Sibelius’ Frau Aino
beitete zahlreiche Motive aus dem Kalevala, etwa in der Lemminkäinen-Suite
(1893–1895), der Symphonischen Fantasie Pohjolas Tochter (1906) und der
Tondichtung Luonnotar für Sopran und Orchester (1913). Den Auftakt zu
der Reihe von Kalevala-Kompositionen und die Initialzündung für seinen
Weg und Ruhm als Komponist im Dienste der finnischen Sache markierte
die über 70-minütige Symphonie für Mezzosopran, Bariton, Männerchor und
Orchester Kullervo, die im April 1892 unter großem Beifall der Öffentlichkeit
uraufgeführt wurde. Gleich im Juni darauf heiratete Sibelius Aino Järnefelt, und die mehrwöchige Hochzeitsreise führte ihn erstmals persönlich
nach Karelien, wo er, ausgestattet mit einem Universitätsstipendium, Runensänger aufsuchte und, wie einst Elias Lönnrot, deren Lieder aufzeichnete.
Im Frühjahr des folgenden Jahres erreichte Sibelius ein Kompositionsauftrag einer karelischen Studentenverbindung. Man bat ihn, die Musik
zu einer Aufführung von sieben »Lebenden Bildern« (»Tableaux vivants«)
mit Themen aus der karelischen Geschichte zu schreiben, speziell der Geschichte der Stadt und Burg Viborg (finnisch: Viipuri), einer schwedischen
Gründung in der historischen Region Karelien, die heute auf russischem
Staatsgebiet zwischen St. Petersburg und der südostfinnischen Stadt Lappeenranta liegt. Dieser Auftrag stand in einem hochpolitischen Kontext,
ging es doch um weit mehr als um ein historisches Bühnenspiel. Nach
einer Phase zunehmender Einschränkungen der finnischen Autonomie und
immer weitreichenderer Repressionen seitens der zaristischen Politik –
14
Jean Sibelius
Finnen wurden aus Regierungsstellen gedrängt, das Russische als Pflichtfach eingeführt, Presse und Künste zensiert –, heizte sich die antirussische
Stimmung in Finnland immer weiter auf. Und so diente die Veranstaltung,
die die Studentenverbindung für den 13. November 1893 in Helsinki organisierte, zwar offiziell dem Zweck einer »Benefizlotterie«, deren Erlös
kulturellen und sozialen Projekten in der Provinz Viipuri zugutekommen
sollte. In Wahrheit aber war sie ein patriotisches Manifest. Mit den »Lebenden Bildern« war es möglich, allegorisch anzudeuten, was mit Worten der
Zensur wohl nicht entgangen wäre, und die musikalische Schilderung
der jahrhundertelangen Kämpfe um Karelien geriet zu einer Demonstration des finnischen Widerstands gegen die um sich greifende Russifizierung. Die Tableaumusik, bestehend aus einer Ouvertüre und sieben Sätzen,
gipfelte nach dem letzten Bild in einem prachtvollen Orchesterarrangement des Liedes Unser Land (finnisch: Maamme), der späteren finnischen
Nationalhymne, und damit in der Forderung nach Unabhängigkeit. Entsprechend groß scheint der euphorische Tumult im übervollen Saal gewesen zu sein, wie man einem Brief Sibelius’, der die Uraufführung seiner
Karelia-Musik selbst dirigierte, entnehmen kann: »Man konnte die Musik
überhaupt nicht hören, weil alle schrien und klatschten.«
Symposion, Gemälde von Akseli Gallen-Kallela (1894)
Von li. nach re.: Akseli Gallen-Kallela, Oskar Merikanto, Robert Kajanus und Jean Sibelius
Die Symposion-Sitzungen der vier Künstler mit Debatten über Leben, Politik und Kunst,
die im Hotel Kämp in Helsinki stattfanden, dauerten oft tage- und nächtelang
15
Jean Sibelius
Burg Viborg, schwedische Gründung und Schauplatz zahlreicher Kämpfe, heute auf
russischem Staatsgebiet
Von diesem Erfolg getragen, etablierte sich das Werk in Finnland sehr
schnell als reine Konzertmusik, schon wenige Tage nach der Uraufführung
erklang es erneut in nahezu voller Länge, danach in verschiedenen und
wechselnden Ausschnitten. Wohl bald kristallisierten sich als Standard
jene vier Nummern heraus, die später auch publiziert wurden – die drei
Sätze der als op. 11 veröffentlichten Karelia-Suite und die separat edierte
Karelia-Ouvertüre op. 10. Um weitere Aufführungen des Gesamtwerks
scheint sich Sibelius nicht bemüht zu haben. Der finnische Komponist
Jouni Kaipainen, der 1997 eine Rekonstruktion der kompletten ursprünglichen Tableaumusik vornahm, vermutet, Sibelius habe seine Karelia-Musik
als zu »flach« und plakativ empfunden. Natürlich geht es in der Tableaumusik nicht um komplexe motivische Konstruktion und strukturelle
Stringenz, wie man sie um diese Zeit in einem symphonischen Kontext
hätte erwarten dürfen, vielmehr um einfache, aber eindringliche musikalische Stimmungsbilder, deren Aufgabe es war, die national gestimmte
Zuhörerschaft unmittelbar zu fesseln und in ihrem Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken.
Der erste Satz (Intermezzo) enthält die Musik zum dritten Bild der Bühnenmusik. Geschildert wird eine Episode aus dem Jahr 1333: Herzog
Narimont von Litauen zieht Steuern in der Provinz Käkisalmi ein. Kriegerisch-schmissig gibt sich die Musik dieses Satzes: Fanfarenmotivik, Marschrhythmus, große Bläserbesetzung, Tamburin, Große Trommel und Becken
bestimmen das Klangbild, wobei das dynamische An- und Abschwellen
die Assoziation eines sich nähernden und wieder entfernenden Heereszuges
entstehen lässt. Etwas mehr als 100 Jahre später, 1446, spielt die Episode
des zweiten Satzes (Ballade). Der abgesetzte schwedische König Karl Knutsson
hat sich in die Burg Viborg zurückgezogen und lauscht voller Schwermut
dem Lied eines Barden, das in der Tableaumusik von einem Sänger vorgetragen wurde und in der Suite in die Stimme des Englischhorns verlegt
16
Jean Sibelius
Runensänger in Uhtua (1894)
ist. Die dem karelischen Runengesang eigene Monotonie, sein gleichförmiges Schreiten und Kreisen in engen Tonräumen scheinen hier ihren
Niederschlag gefunden zu haben. Der letzte Satz (Alla marcia), beruhend
auf dem fünften Bild der Tableaumusik, erinnert wieder an die kriegerische Geschichte Kareliens. Pontus de la Gardie, schwedischer Oberbefehlshaber mit französischer Herkunft, rückt im Jahr 1580 auf Käkisalmi
vor und erobert die Stadt von den Russen zurück. Zwei verschiedene musikalische Charaktere bestimmen diesen Satz. Fröhlich, fast übermütig ist
der erste Abschnitt. Mit dem Wechsel der Tonart wird ein martialischerer
Ton angeschlagen: Leichte Klangschärfen, Schlaginstrumente und Fanfaren mischen sich ins Geschehen, Satzfülle und Dynamik wachsen an.
Die fröhliche Musik kehrt wieder, nach und nach werden die beiden Teile
aber enger miteinander verschränkt, bis es zu einem triumphalen Abschluss
kommt. Ob der beschwingte Tonfall dieses Satzes, der zum kriegerischen
Sujet nicht so recht passen will, dadurch zu erklären ist, dass es inhaltlich
um einen Punktsieg über Russland geht, mag dahingestellt bleiben. Sicher
ist, dass Sibelius mit der rhythmischen wie melodischen Vitalität und Zugkraft seiner Musik einen Nerv der Zeit traf. Dass er neben diesem leichteren Genre in ganz andere kompositorische Tiefen vorzustoßen vermochte,
konnte er in vielen anderen Werken, insbesondere in seinen sieben Symphonien zeigen.
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Jean Sibelius
EINE STERNSTUNDE
DES GROSSEN
TSCHAIKOWSKY-DIRIGENTEN
MARISS JANSONS
3 CD 900129
PIQUE DAME
Tschaikowskys späte Meisteroper mit international bedeutenden Solisten,
die mit den Rollen der „Pique Dame“ auch sprachlich auf authentische Weise
bestens vertraut sind.
♠
Tatiana Serjan · Misha Didyk · Larissa Diadkova
Alexey Markov · Alexey Shishlyaev u.a.
♠
Kinderchor der Bayerischen Staatsoper
Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
MARISS JANSONS
18
Überraschungsstück
www.br-klassik.de/label
Erhältlich im Handel und im BRshop
CHUNG
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C
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RRAS
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Auf dem Weg zum »befreiten Klang«
Zu Edgard Varèses Amériques
Judith Kemp
»Zuerst hörte ich den
Klang, der mich an meine
Träume als kleiner Junge erinnerte: ein hohes
pfeifendes Cis. Ich hörte es, als ich in meinem
Westside-Apartment arbeitete, wo ich alle Geräusche des Flusses vernahm – die einsamen Nebelhörner, die schrillen, energischen Pfeifen, die ganze
wundervolle Fluss-Sinfonie, die mich mehr bewegte als irgendetwas jemals zuvor.« Die ersten
Höreindrücke von New York seien es gewesen, so
Varèse, die ihn zu seinen Amériques inspirierten.
Im Dezember 1915 hatte er nach der gesundheitsbedingten Entlassung aus der französischen Armee seinem Vaterland den Rücken gekehrt und
sich nach New York eingeschifft, das ihm schnell
zu einer zweiten Heimat wurde. Wie bereits zuvor in Berlin und Paris fand Varèse auch hier dank
seiner überaus charismatischen Ausstrahlung bald
Anschluss an die Künstlerschaft und avancierte
durch seine Tätigkeiten als Dirigent und Gründer
des New Symphony Orchestra in kurzer Zeit zu
einer der namhaftesten und kontroversesten Persönlichkeiten des New Yorker Musiklebens. Als
engagierter Förderer der Neuen Musik rief er 1921
gemeinsam mit dem Komponisten und Harfenisten Carlos Salzedo die International Composer’s Guild ins Leben, für die er die renommierte
New Yorker Bildhauerin und Kunstmäzenin Gertrude Vanderbilt Whitney als Hauptgeldgeberin
gewinnen konnte. Vanderbilt Whitney, deren
Name durch das 1931 von ihr gegründete Whitney Museum of American Art – seit Mai 2015
im neuen Gebäude von Renzo Piano im Meatpacking District – bis heute im Stadtbild präsent
ist, trat jedoch nicht nur im Rahmen der ICG als
Sponsorin in Erscheinung. Als anonyme Spenderin
Entstehungszeit
1918 –1921
Bearbeitung: 1927
Widmung
»To my unknown friends of
the Spring of 1921«
Uraufführung
9. April 1926 durch das
Philadelphia Orchestra
unter Leopold Stokowski
in Philadelphia
Bearbeitete Fassung:
30. Mai 1929 durch das
Orchestre des Concerts
Poulet unter Gaston Poulet
in der Maison Gaveau in
Paris
Lebensdaten des
Komponisten
22. Dezember 1883 in
Paris – 6. November 1965
in New York
20
Edgard Varèse
Edgard Varèse
ließ sie Varèse im Frühjahr 1921 während seiner Arbeit an Amériques ein
größeres Geldgeschenk zukommen, das dieser voller Dankbarkeit entgegennahm, ohne die Identität seiner Unterstützerin jedoch auch nur im
Geringsten zu erahnen. »To my unknown friends of the Spring of 1921«,
lautet daher die Widmung des Stückes, das den Auftakt zu Varèses schöpferischem Œuvre bildet. Zwar waren bereits in den Jahren zuvor verschiedene Kompositionen entstanden, doch sind sie alle verschollen (wahrscheinlich wurden sie von ihm selbst vernichtet), so dass über Varèses frühen
Stil und seine musikalische Entwicklung kaum Aussagen zu treffen sind.
Und doch verraten seine Amériques einiges über die Tradition, der er entstammte, wie auch über seine Vorbilder und Ideale. Bereits ein kurzer Blick
in die Partitur gibt Aufschluss über seine Orientierung an Gustav Mahler,
Richard Strauss und dem frühen Arnold Schönberg. Hiervon zeugen neben dem riesigen, 142 Personen starken Orchesterapparat, der ausgefallene Instrumente wie Altflöte, Heckelphon und Kontrabassposaune miteinschließt, auch die zahlreichen auf Deutsch verfassten Vortragsbezeichnungen, darunter »scharf abreißen«, »weiblich« oder »gedämpft – weich,
aber sehr warm, nicht schleppen«, wie sie ähnlich auch in den Partituren
der genannten Meister vielfach zu finden sind. Doch auch der Einfluss
21
Edgard Varèse
New York 1913
Der frisch fertiggestellte
Woolworth Tower war mit
240 Meter Höhe das damals
höchste Gebäude der Welt
der Impressionisten ist deutlich zu hören, offenkundig gleich zu Beginn
in der solistisch vorgetragenen Melodie der Altflöte, die an die Eröffnungstakte von Claude Debussys berühmter, 1894 uraufgeführter Symphonischer
Dichtung Prélude à l’après-midi d’un faune erinnert. Und nicht zuletzt
hat auch Igor Strawinskys Skandalstück Le sacre du printemps aus dem
Jahr 1913 mit seinen stampfenden Rhythmen klar erkennbare Spuren in
Amériques hinterlassen.
Bei allen Verweisen auf die Musiksprache älterer und jüngerer Kollegen
sind jedoch ebenso deutlich die neuen Wege auszumachen, die Varèse in
seiner Komposition beschreitet. So übernimmt er von Mahler und Strauss
zwar das große Orchester, lässt es aber nur an wenigen, ausgesuchten Stellen im Tutti erklingen. Anstelle eines satten Mischklangs wählt Varèse
einen durchsichtigen, kontrastreichen Spaltklang, indem er die Instrumentengruppen trennt und in unkonventionellen Formationen miteinander
kombiniert. Neu ist auch das enorme Aufgebot an Schlaginstrumenten,
das Varèse in Amériques verwendet: Neben vier Pauken erklingen Xylophon, Glocken, Triangel, Schellen, Ratsche, Glockenspiel, Peitsche, Tamburin, Gong, Tamtam, Celesta, zwei Große Trommeln, chinesisches Becken,
Kastagnetten, Becken, Paradetrommel, Sirene und als besondere Spezialität
eine Neuschöpfung von Varèse mit dem Namen »Lion’s roar« (»Löwengebrüll«), bei der es sich um einen Bottich handelt, durch dessen Boden eine
22
Edgard Varèse
Schnur gezogen wird, wodurch die schwingende Membran eine Art knurrendes Geräusch erzeugt. Klänge wie diese, die bis dato in der so genannten »Ernsten« Musik undenkbar gewesen waren, bezeugen Varèses Unmut
über die Beschränktheit des traditionellen Instrumentariums. Sein Traum
von einem Instrument, das in der Lage sei, jegliche Tonhöhen, (Mikro-)
Intervalle und Klangfarben präzise und kontrolliert zu erzeugen, sollte
allerdings erst in den 1950er Jahren mit der Einrichtung der ersten elektronischen Musikstudios in Erfüllung gehen. Und doch lassen sich Amériques durchaus schon als experimenteller Vorläufer zu seinen späteren
elektronischen Kompositionen Déserts (1950–1954) und Poème électronique (1957/1958) deuten. So erzeugen besonders die Glissandi, also die
auf- und abwärtsgeführten Schleiffiguren, wie auch die Sirene einen »präelektronischen Sound« (Grete Wehmeyer). Dass dieser »Sound« jedoch das
eigentliche Thema von Amériques bildet, wird bei der genaueren Betrachtung der Partitur ersichtlich, vergeht doch kaum ein Takt, in dem nicht
entweder Glissando, Sirene oder Chromatik, letztlich also drei Varianten
derselben musikalischen Figur, erklingen. Besonders kurios – und für die
ersten Hörer sicherlich auch schockierend – ist die Verwendung der Sirene,
die in Verbindung mit dem Werktitel unmittelbar an eine New Yorker
Edgard Varèse: Amériques, Partiturausschnitt mit den charakteristischen Glissandi und
chromatischen Auf- und Abgängen
23
Edgard Varèse
East River, New York, No. 2, Gemälde von Georgia O’Keeffe (1927)
Polizeisirene denken lässt. Tatsächlich steht sie jedoch für sehr viel mehr,
symbolisiert sie doch für Varèse den Ausbruch – in diesem Kontext also
die Loslösung von der musikalischen Tradition und der Musiksprache der
Jahrhundertwende. Varèse verband mit dem Geräusch der Sirene aber auch
das Bild einer Rakete, die die Atmosphäre der Tonalität durchbricht und
schließlich eine »tonalitätsfreie Stratosphäre« (Grete Wehmeyer) erreicht.
Die räumliche Vorstellung, die in diesem Vergleich anklingt, zählt zu den
zentralen Topoi von Varèses Kompositionsstil, erblickte er doch im Raum
eine grundlegende Komponente für die Erzeugung und Rezeption von
Musik. Am deutlichsten wird dies in seinem Poème électronique, das er
für den von Le Corbusier entworfenen Philips-Pavillon der Brüsseler Weltausstellung 1958 schrieb und das über 350 verteilte Lautsprecher den Raum
klanglich ausfüllte. Doch auch in Amériques beschäftigte er sich bereits
mit den Möglichkeiten der räumlichen Musikvermittlung, sei es durch die
Verwendung eines Fernorchesters, das hinter der Bühne positioniert ist,
wie auch durch die stereophone Wirkung des Spaltklangs.
Neue Instrumente, neue Konstellationen der Instrumentengruppen, neue
Raumkonzepte – in vielfacher Hinsicht beginnt mit Amériques der Weg
hin zu jener von Varèse ausgerufenen »Befreiung des Klangs«, die sein
gesamtes Werk charakterisiert, wobei der Begriff des Klangs nach Varèses
Verständnis nicht im konventionellen Sinne nur die Klangfarbe, sondern
»die Gesamtheit möglicher Erscheinungsformen von Musik« (Dieter A.
Nanz) bezeichnet. Diesen Weg ist der Komponist Zeit seines Lebens konsequent weitergegangen, damit erschuf er eine neuartige Musiksprache,
»die so ganz herausfällt aus der Musikgeschichte«, wie der Musikkritiker
Max Marschalk in der Vossischen Zeitung 1932 schrieb. Bis heute gilt
Varèses Werk innerhalb der avantgardistischen Musikszene des 20. Jahrhunderts als einzigartig und sein Schöpfer als einer der faszinierendsten
und einflussreichsten Komponisten der Moderne.
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Edgard Varèse
25
Maurice Ravel
www.ard-musikwettbewerb.de
Klaviertrio
Gesang
Bläserquintett
Oboe
Trompete
Klavier
Schlagzeug
Viola
Klarinette
Flöte
Violoncello
Fagott
Posaune
Harfe
Klavierduo
Horn
Streichquartett
Violine
Kontrabass
Orgel
Gitarre
ontrabass
arfe
treichquartett
orn
65. Internationaler
Musikwettbewerb der
ARD München
29. August bis
16. September 2016
Nächster
Wettbewerb 2017:
Klavier
Violine
Oboe
Gitarre
br-klassik
HIGHLIGHTS IM Fernsehen
Bayerisches Fernsehen
Sonntag, 18. Oktober 2015 | 10.15 Uhr
Mariss Jansons dirigiert
Igor Strawinsky: »Petruschka« (Fassung 1947)
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
(Konzertaufzeichnung aus der Philharmonie im Gasteig vom 17. April 2015,
Erstausstrahlung)
Donnerstag, 22. Oktober 2015 | 23.25 Uhr
KlickKlack
Das Musikmagazin
Moderation: Martin Grubinger
(Keine Wdh. am Sonntag)
ARD-ALPHA
Sonntag, 18. Oktober 2015 | 11.00 Uhr
Lorin Maazel dirigiert
Franz Schubert: Symphonie Nr. 2 B-Dur, D 125
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
(Konzertaufzeichnung aus dem Prinzregententheater
von 2001)
Sonntag, 18. Oktober 2015 | 20.15 Uhr
Klassik am Odeonsplatz 2015
Lorin Maazel
Mit Werken von Prokofjew, Debussy, de Falla und Ravel
Solistin: Julia Fischer
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Pablo Heras-Casado
Sonntag, 25. Oktober 2015 | 11.00 Uhr
Lorin Maazel dirigiert
Franz Schubert: Symphonie Nr. 3 D-Dur, D 200
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
(Konzertaufzeichnung aus dem Prinzregententheater von 2001)
br-klassik.de
br-klassik
HIGHLIGHTS IM RADIO
Samstag, 17. Oktober 2015 | 14.05 Uhr
Das Musik-Feature
»Ich höre die Stille nicht mehr«
Von Ohrgeräuschen und Hörstürzen bei Musikern
Von Frank Schwarz
Dienstag, 20. Oktober 2015 | 14.05 Uhr
Panorama
Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Werke von Hector Berlioz, Franz Liszt, Antonín Dvořák, W. A. Mozart u. a.
Dienstag, 20. Oktober 2015 | 19.05 Uhr
Das starke Stück
Musiker erklären Meisterwerke
Dmitrij Schostakowitsch: Violinkonzert Nr. 2 cis-Moll, op. 129
(Christian Tetzlaff, Violine; Helsinki Philharmonic Orchestra:
John Storga°rds)
Dienstag, 20. Oktober 2015 | 20.03 Uhr
Interpretationen im Vergleich
Hugo Wolf: »Italienisches Liederbuch«
Aufnahmen mit Elisabeth Schwarzkopf,
Dietrich Fischer-Dieskau, Elly Ameling, Olaf Bär,
Christian Gerhaher u. a.
Von Nicola Eißer
br-klassik.de
Dmitrij Schostakowitsch
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Biographie
Mariss Jansons
Der 1943 in Riga geborene Sohn des Dirigenten Arvı-ds Jansons absolvierte
seine Ausbildung am Konservatorium in Leningrad (Violine, Klavier, Dirigieren) mit Auszeichnung; Studien in Wien bei Hans Swarowsky und in
Salzburg bei Herbert von Karajan folgten. 1971 war Mariss Jansons Preisträger beim Dirigentenwettbewerb der Karajan-Stiftung in Berlin, im selben Jahr machte ihn Jewgenij Mrawinskij zu seinem Assistenten bei den
Leningrader Philharmonikern, den heutigen St. Petersburger Philharmonikern. Bis 1999 blieb er diesem Orchester als ständiger Dirigent eng verbunden. Von 1979 bis 2000 setzte Mariss Jansons Maßstäbe als Chefdirigent der Osloer Philharmoniker, die er zu einem internationalen Spitzenorchester geformt hat. Außerdem war er Erster Gastdirigent des London
Philharmonic Orchestra (1992–1997) und Musikdirektor des Pittsburgh
Symphony Orchestra (1997–2004). Seit 2003 ist Mariss Jansons Chefdirigent von Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks. Von
2004 bis 2015 stand er zugleich dem Concertgebouworkest Amsterdam
als Chefdirigent vor, das ihn im Februar dieses Jahres zu seinem Ehrendirigenten ernannte. Nach seinem Abschiedskonzert im März wurde ihm
die Silberne Ehrenmedaille der Stadt Amsterdam überreicht. Mariss Jansons arbeitet auch regelmäßig mit den Berliner und Wiener Philharmonikern, deren Neujahrskonzert er 2016 zum dritten Mal leiten wird.
Mariss Jansons ist Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde in
Wien sowie der Royal Academy of Music in London. Für seinen Einsatz
bei den Osloer Philharmonikern wurde ihm der Königliche Norwegische
Verdienstorden verliehen. 2003 erhielt er die Hans-von-Bülow-Medaille
der Berliner Philharmoniker, 2004 ehrte ihn die Londoner Royal Philharmonic Society als »Conductor of the Year«, 2006 erklärte ihn die MIDEM
zum »Artist of the Year«, außerdem bekam er den Orden »Drei Sterne« der
Republik Lettland. Im selben Jahr erhielt er für die 13. Symphonie von
Schostakowitsch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks den Grammy in der Kategorie »Beste Orchesterdarbietung«. Mit
dem ECHO Klassik wurde Mariss Jansons 2007 als »Dirigent des Jahres«,
2008 für die Einspielung von Werken von Bartók und Ravel sowie 2010
für Bruckners Siebte Symphonie geehrt. 2009 folgte die Verleihung des
Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst, 2010 die des
Bayerischen Maximiliansordens. 2013 durfte Mariss Jansons für sein dirigentisches Lebenswerk den Ernst von Siemens Musikpreis und von Bundespräsident Joachim Gauck das »Große Bundesverdienstkreuz mit Stern«
entgegennehmen, 2015 wurde er zum »Commandeur des Arts et des Lettres«
der Französischen Republik ernannt.
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Biographie
Informationen: br-so.de, Tickets: br-klassikticket.de € 18 / 30 / 38 / 46 / 56 / 65 Einführung: 18.45 Uhr
5. und 6.11. 20 Uhr Philharmonie
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
Esa-Pekka Salonen Dirigent, Omo Bello Sopran, Marie-Eve Munger Sopran, Hélène
Hébrard Mezzosopran, Julie Pasturaud Mezzosopran, SOPHIE PONDJICLIS Mezzosopran,
François Piolino Tenor, ERIC OWENS Bassbariton, Nathan Berg Bass, Kinderchor der
Bayerischen Staatsoper, Chor des Bayerischen Rundfunks – Esa-Pekka Salonen
»Karawane« für Chor und Orchester; Maurice Ravel »L’enfant et les sortilèges«, Oper in zwei
Teilen (konzertant)
KAMMERORCHESTER
RUNDFUNKORCHESTER
SO. 18.10.2015
Prinzregententheater
11.00 Uhr
1. Konzert
FR. 13.11.2015
Herz-Jesu-Kirche, Neuhausen
20.00 Uhr
Konzerteinführung 19.00 Uhr
1. Paradisi gloria /
»Die vier Enden der Erde«
VESSELINA KASAROVA
Mezzosopran
RADOSLAW SZULC
Künstlerische Leitung
KAMMERORCHESTER DES
SYMPHONIEORCHESTERS
DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
GEORG FRIEDRICH HÄNDEL
»Cara sposa, amante cara, dove sei?«
(aus: »Rinaldo«, HWV 7a)
BÉLA BARTÓK
Rumänische Volkstänze, Sz 68
KRASSIMIR KYURKCHIYSKI (Arr.)
Bulgarische Lieder
RADOSLAV LAZAROV
»Song and Toccata misteriosa«
WOLFGANG AMADEUS MOZART
Symphonie Nr. 4 D-Dur, KV 19
Marsch F-Dur, KV 248
Arien aus »Mitridate, re di Ponto«,
KV 87
LORENZO VIOTTI
Leitung
SIMONA BRÜNINGHAUS
Sopran
CHOR DES BAYERISCHEN
RUNDFUNKS
MÜNCHNER
RUNDFUNKORCHESTER
OLIVIER MESSIAEN
»Les offrandes oubliées«
für Orchester
FRANCIS POULENC
»Sept répons des ténèbres«
für Sopran, Chor und Orchester
OLIVIER MESSIAEN
»Le tombeau resplendissant«
für Orchester
€ 25 / 34
€ 34 / 46 / 56 / 63 / 68 / 74
Vorverkauf auch über Bell’Arte,
Tel.: (089) 8 11 61 91
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Vorschau
SYMPHONIEORCHESTER
SYMPHONIEORCHESTER
DO. 26.11.2015
FR. 27.11.2015
Philharmonie
20.00 Uhr
Konzerteinführung 18.45 Uhr
3. Abo A
SA. 28.11.2015
Philharmonie
19.00 Uhr
Konzerteinführung 17.45 Uhr
1. Abo S
DO. 10.12.2015
FR. 11.12.2015
Herkulessaal
20.00 Uhr
Konzerteinführung 18.45 Uhr
1. Abo D
ALAIN ALTINOGLU
Leitung
KIT ARMSTRONG
Klavier
SYMPHONIEORCHESTER DES
BAYERISCHEN RUNDFUNKS
IGOR STRAWINSKY
»Le chant du rossignol«
BÉLA BARTÓK
Klavierkonzert Nr. 1, Sz 83
MAURICE RAVEL
»Ma mère l’oye«
BÉLA BARTÓK
»Der wunderbare Mandarin«,
Suite, Sz 73
ALAN GILBERT
Leitung
LARS VOGT
Klavier
CHRISTINA LANDSHAMER
Sopran
MICHAEL NAGY
Bariton
SYMPHONIEORCHESTER DES
BAYERISCHEN RUNDFUNKS
CHRISTOPHER ROUSE
»Rapture«
WOLFGANG AMADEUS MOZART
Klavierkonzert c-Moll, KV 491
CARL NIELSEN
Symphonie Nr. 3 für Soli und
Orchester, op. 27
(»Sinfonia espansiva«)
€ 13 / 18 / 30 / 38 / 46 / 56 / 65
€ 18 / 30 / 38 / 46 / 56 / 65
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Vorschau
B r- K L a SSI K-Stu di o konzerte
LIEDERABEND
FLOrIan BOeSCH
BARITON
MaLCOLM MartIneaU
KLAVIER
Schubert
Schumann
Liszt
Karten:
Euro 21,– / 29,–
Schüler und Studenten: Euro 8,–
BRticket 089 / 59 00 10 880
www.br-klassikticket.de
München Ticket 089 / 54 81 81 81
facebook.com/brklassik
Foto: Lukas Beck
Dienstag
27. Oktober 2015
20.00 Uhr
Studio 2
im Funkhaus
Auch live im Radio auf BR-KLASSIK
und als Videostream auf br-klassik.de
KAMMERKONZERT
kartenvorverkauf
SA. 12.12.2015
Max-Joseph-Saal der Münchner
Residenz
20.00 Uhr
SO. 13.12.2015
Evangelische Akademie Tutzing
18.00 Uhr
1. Konzert mit Solisten des
Symphonieorchesters des
Bayerischen Rundfunks
BRticket
Foyer des BR-Hochhauses
Arnulfstr. 42, 80335 München
Mo.–Fr. 9.00–17.30 Uhr
Telefon: (089) 59 00 10 880
Telefax: (089) 59 00 10 881
Online-Kartenbestellung:
www.br-klassikticket.de
NATALIE SCHWAABE Flöte
TOBIAS VOGELMANN Oboe
HEINRICH TREYDTE Klarinette
SUSANNE SONNTAG Fagott
FRANÇOIS BASTIAN Horn
STEFAN TISCHLER Tuba
LUKAS MARIA KUEN Klavier
GALINA USTWOLSKAJA
»Dona nobis pacem« für Piccoloflöte,
Tuba und Klavier
WOLFGANG AMADEUS MOZART
Quintett für Oboe, Klarinette, Horn,
Fagott und Klavier Es-Dur, KV 452
GIACINTO SCELSI
»Rucke di Guck« für Piccoloflöte
und Oboe
ARVO PÄRT
»Spiegel im Spiegel« für Klarinette
und Klavier
LUCIANO BERIO
»Ricorrenze« für Flöte, Oboe,
Klarinette, Horn und Fagott
München: € 15 / 19 / 23, Tutzing: € 25 / 30 / 35
Studenten € 15 (inklusive Eintritt in den
Schlosspark und Schlossführung), Vorverkauf
über die Buchhandlung Held, Hauptstraße 70,
82327 Tutzing Tel.: (08158) 83 88
München Ticket GmbH
Postfach 20 14 13
80014 München
Telefon: (089) 54 81 81 81
Vorverkauf in München und im
Umland über alle an München Ticket
angeschlossenen Vorverkaufsstellen
Schüler- und Studentenkarten
zu € 8,– bereits im Vorverkauf
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Vorschau / Karten
HÖHEPUNKTE
IM LIVESTREAM
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Erleben Sie auf br-klassik.de ausgewählte Konzerte von
Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks
sowie vom Münchner Rundfunkorchester. Freuen Sie sich auf
Klassikhöhepunkte aus Bayern und „Bühne frei im Studio 2“
(Jazz live) kostenlos im Internet. Live und on demand.*
*On demand = Video und Audio auf Abruf. Zu
sehen und zu hören, wann immer Sie möchten.
Ein kostenfreies Angebot von BR-KLASSIK.
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Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks
Mariss Jansons
Chefdirigent
NIKOLAUS PONT
Orchestermanager
Textnachweis
Vera Baur und Judith Kemp: Originalbeiträge
für dieses Heft; Biographie: Archiv des Bayerischen Rundfunks.
Bayerischer Rundfunk
Rundfunkplatz 1
80335 München
Telefon: (089) 59 00 34 111
Bildnachweis
Pjotr Iljitsch Tschaikowski, Leipzig 1978
(Tschaikowsky, Brief an Balakirew,
Nadeschda von Meck); Edward Garden:
Balakirev. A critical study of his life and
music, London 1967 (Balakirew); Hildegard Hammerschmidt-Hummel (Hrsg.):
Die Shakespeare-Illustration (1594–2000),
Wiesbaden 2003 (Füssli); Erik Tawaststjerna:
Jean Sibelius, Salzburg und Wien 2005
(Sibelius); Wikimedia Commons / Public
Domain (Symposion, Varèse), Wikipedia
(Runensänger); Ric Burns, James Sanders
und Lisa Ades: New York. Die illustrierte
Geschichte von 1609 bis heute, München
2002 (New York); © Casa Ricordi Milano
(Edgard Varèse: Amériques); © VG Bild-Kunst,
Bonn 2015 (Georgia O’Keeffe: East River,
New York, No. 2); © Foto Sessner / Dachau
(Maazel); © Deutsche Fotothek (Schostakowitsch); © Astrid Ackermann (Jansons); Archiv
des Bayerischen Rundfunks.
IMPRESSUM
Herausgegeben vom Bayerischen Rundfunk
Programmbereich BR-KLASSIK
Publikationen Symphonieorchester
und Chor des Bayerischen Rundfunks
REDAKTION
Dr. Renate Ulm (verantwortlich)
Dr. Vera Baur
GRAPHISCHES GESAMTKONZEPT
Bureau Mirko Borsche
UMSETZUNG
Antonia Schwarz, München
DRUCK
alpha-teamDRUCK GmbH
Nachdruck nur mit Genehmigung
Das Heft wurde auf chlorfrei gebleichtem
Papier gedruckt.
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Impressum
A
Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
Sprungbrett
zu den Orchestern der Welt
Ausbildungsplätze
4 Violinen
1 Flöte
2 Violen
2 Violoncelli
1 Oboe
1 Trompete
1 Horn
2 Kontrabässe
1 Klarinette
1 Posaune
1 Fagott
1 Pauke mit Schlagzeug
Ausbildung
• Instrumentaler Einzelunterricht
• Mentales Training
• Kammermusik
• Mitwirkung bei Proben und Konzerten des Symphonieorchesters
Erfolg
Absolventen der Akademie finden Engagements in renommierten Orchestern
im In- und Ausland
Konzerttermin
• Dienstag, 24. November 2015, Allerheiligen-Hofkirche
Förderer
Die Akademie dankt
F
R
E
U
N
D
E
S Y M P H O N I E O R C H E S T E R
B A Y E R I S C H E R R U N D F U N K
e.V.
Kontakt
Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
Geschäftsführung: Christine Reif
Hanselmannstraße 20, 80809 München
Telefon: 089/3509-9756
Fax: 089/3509-9757
E-Mail: [email protected]
www.br-klassik.de
1. Abo A
15. / 1 6.10. 2 015
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