Semyon Bychkov Gautier Capuçon Samstag, 14. September 2013, 10 Uhr Samstag, 14. September 2013, 19 Uhr Sonntag, 15. September 2013, 11 Uhr mphil.de Solo-Auftritt für einen Diamanten Der Fridrich-Solitär 750/– Weißgold mit 0,20 ct. G-si bereits ab 795,– Euro George Enescu „Symphonie concer tante“ für Violoncello und Orchester h-Moll op. 8 1. Assez lent 2. Majestueux – Plus vite Gustav Mahler Symphonie Nr. 1 D-Dur 1. Langsam, schleppend 2. Scherzo: Kräftig bewegt, doch nicht zu schnell 3. Feierlich und gemessen, ohne zu schleppen 4. Finale: Stürmisch bewegt Letzte Fassung der viersätzigen Version (1906) Semyon Bychkov, Dirigent Gautier Capuçon, Violoncello Samstag, 14. September 2013, 10 Uhr 1. Öffentliche Generalprobe Samstag, 14. September 2013, 19 Uhr 1. Abonnementkonzert d Sonntag, 15. September 2013, 11 Uhr 1. Abonnementkonzert g5 Eine Aufzeichnung der Konzertserie durch den Bayerischen Rundfunk wird am Freitag, den 4. Oktober 2013, ab 19:05 Uhr auf BR-Klassik gesendet Spielzeit 2013/2014 116. Spielzeit seit der Gründung 1893 Lorin Maazel, Chefdirigent Paul Müller, Intendant 2 George Enescu: „Symphonie concertante“ h-Moll „Musik im Auftrag des Herzens“ Nicole Restle George Enescu Lebensdaten des Komponisten (1881–1955) Geboren am 19. August 1881 in Liveni (heute George Enescu / Kreis Dorohoi), einem rumänischen Dorf im nördlichen Moldawien; gestorben am 4. Mai 1955 im Hotel „Atala“ (Rue Chateaubriand Nr. 10) in Paris. George Enescu gehörte als Geiger, Pianist, Dirigent, Komponist und Lehrer (etwa Yehudi Menuhins) zu den wesentlichsten musikalischen Inspiratoren Europas zwischen Ost und West mit lebenslangem Wirkungszentrum in Paris. „Symphonie concertante“ für Violoncello und Orchester h-Moll op. 8 1. Assez lent 2. Majestueux – Plus vite Entstehung George Enescu vollendete seine „Symphonie concertante“, die er in einem ersten Manuskriptentwurf noch traditionell als „Konzert für Violoncello und Orchester“ bezeichnete, am 2. November 1901. Widmung Der Komponist widmete sein Konzert dem Cellisten Joseph Salmon (1864–1943), der bei der Uraufführung den Solopart spielte. Uraufführung Am 14. März 1909 in Paris (Orchester der „Concerts Colonne“ unter Leitung von George Enescu; Solist: Joseph Salmon). George Enescu: „Symphonie concertante“ h-Moll Der große Unbekannte George Enescu gehört zweifellos in die Reihe der großen Nationalkomponisten, die in der zweiten Hälfte des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entscheidend Stil und Entwicklung der Musik ihrer Länder geprägt haben. Wie den Ungarn Béla Bartók und Zoltán Kodály oder den Tschechen Antonín Dvoˇr ák und Leoš Janáček gelang es auch dem Rumänen Enescu, das typische Idom der Volksmusik in seine eigene Musiksprache zu integrieren, ohne auf plakative Folklore zu setzen. Doch anders als seine ungarischen und tschechischen Kollegen ist er mit seinen Werken im internationalen Konzertleben kaum präsent. Mögen zwar seine Kammermusikwerke, sein Oktett, seine Streichquartette, die Violinsonaten und Klavierstücke, dank engagierter Musiker und Ensembles gelegentlich zu Gehör gebracht werden, sein symphonisches Œuvre findet – abgesehen von den populären „Rumänischen Rhapsodien“ – wenig Beachtung. Multitalent aus Moldawien Schon zu Lebzeiten stand der Komponist Enescu im Schatten seines Ruhms als Violinist und Dirigent. Er war ein Allroundtalent, gesegnet mit verschiedenen musikalischen Begabungen. Bereits als 4-jähriger konnte er auf der Geige die Melodien der Lǎutari, der rumänischen Volkssänger, nachspielen, mit fünf fing er an zu komponieren, als 9-jähriger studierte er am Konservatorium in Wien Violine, Klavier und Harmonielehre. Die Kindheit auf einem Gut in Liveni inmitten der rumänischen Tiefebene mit ihrem dörflichen Leben, ihren wogenden Gersten- und 3 Maisfeldern, hat ihn stark beeinflusst. Doch nicht nur das: die Hypothek, nach dem Tod von sieben Geschwistern als achtes und zugleich einziges Kind in überfürsorglicher Obhut seiner Eltern aufzuwachsen, machte ihn gleichzeitig zu einem empfindsamen, eigensinnigen Jungen. Ausgangs- und Fixpunkt seiner musikalischen Karriere sollte jedoch nicht seine Heimat und auch nicht Wien sein, der Ort seiner ersten Studien, sondern Paris, wo er seine Ausbildung von 1895 bis 1899 am dortigen Konservatorium fortsetzte. „Obgleich ich Paris liebte“, gestand er später, „fühlte ich mich in dieser Stadt ein wenig fremd. Die Leute waren mir letzten Endes […] zu zerebral.“ Aufstieg in Paris Die Seine-Metropole zählte um die Jahrhundertwende mit zu den führenden europäischen Musikzentren. Enescu kam dort mit allen großen Persönlichkeiten in Kontakt, die das französische Kultur- und Geistesleben prägten. Seine Kompositionslehrer waren Jules Massenet und Gabriel Fauré, zu seinen Mitschülern gehörte Maurice Ravel. Eduard Colonne, der Dirigent und Konzertveranstalter, erkannte die enorme Begabung des jungen Rumänen und nahm ihn unter seine Fittiche. Er leitete die Uraufführung von Enescus Opus 1, dem „Rumänischen Poem“, und bescherte dem damals 17jährigen seinen ersten großen Erfolg. Aber nicht nur das, Colonne wusste auch Enescus dirigentisches und geigerisches Talent zu nutzen. Der junge Rumände avancierte sehr schnell zu einem der gefragtesten Künstler seiner Zeit. Seine Interpretation von Beethovens Violinkonzert riss ganz Europa zu Beifallsstürmen hin, 4 George Enescu: „Symphonie concertante“ h-Moll er reüssierte als Solist und als Kammermusiker, legendär wurden seine Trio-Formation mit dem Pianisten Alfredo Casella und dem Cellisten Louis Fournier sowie das 1904 von ihm gegründete Enescu-Quartett, und außerdem trat er regelmäßig mit Stars wie Alfred Cortot, Pablo Casals, Eugène Ysaÿe und Jacques Thibaud auf. So glänzend wie Enescus Karriere als Interpret entwickelte sich seine Laufbahn als Komponist leider nicht – seine Musik gehörte, um es salopp auszudrücken, nicht zum „Mainstream“. Enescu war sich des Zwiespalts wohl bewusst. Obwohl ihm die eigene schöpferische Arbeit über alles ging, hatte er sich die Virtuosenlaufbahn zum Hauptberuf erwählt – wohlwissend, dass sie ihm ein gesichertes Leben ermöglichte. „Die Verleger können bei mir nichts bestellen, was sie für ‚gangbar‘ halten. Ich schaffe keine Musik auf Bestellung, sondern nur im Auftrag des Herzens !“, lautete Enescus Begründung. Zerplatzte Träume Er träumte davon, als Geiger und Dirigent in kürzester Zeit viel Geld zu verdienen, um sich dann nach Rumänien zurückziehen und sich ausschließlich dem Komponieren widmen zu können. Dieser Traum sollte sich jedoch nie erfüllen. Die beiden Weltkriege und die daraus resultierende politische Entwicklung verhinderten es: „Man weiß, was meinem Land geschah, am Ende beherrscht von der UdSSR. Für meinen Teil wollte ich meinen Prinzipien treu bleiben, meinen Gefühlen, meiner Tradition, mit der zu brechen mir nicht anstand.“ Und so pendelte er Zeit seines Lebens zwischen Paris und Rumänien, denn obgleich ihm die politischen Umstände eine Rück- kehr in die Heimat unmöglich machten – als Komponist feierte er dort seine größten Triumphe. Jährlich gab er in Rumänien Konzerte, engagierte sich beim Aufbau des Musik lebens und stiftete 1913 den George-Enescu-Kompositionspreis. Bis zu seinem Tod 1955 in Paris spielte sich sein Dasein im Spannungsfeld zwischen internationalem Künstlertum, musikalischem Engagement für die Heimat und kompositorischem Schaffen ab. Erste künstlerische Reife Die „Symphonie concertante“ für Violoncello und Orchester h-Moll entstand 1901 während einer für Enescu äußerst schöpferischen Phase, in der er mit einer Reihe von Werken bewies, welch große und vielseitige Begabung in ihm steckte; gleichwohl befand sich der junge Komponist noch auf der Suche nach seinem unverwechselbaren Stil. Seine großen Vorbilder Johannes Brahms und Richard Wagner sind in den frühen Werken ebenso präsent wie die Prägung durch seinen Lehrer Gabriel Fauré. Und dennoch: Die Synthese aus der rumänischen, deutschen und vor allem französischen Musikkultur, die Enescus späteren Kompositionsstil ausmachen sollte, kündigt sich bereits an. Von diesen frühen Werken gelten insbesondere die Violinsonate op. 6 und das Streichoktett op. 7 als Beispiele der ersten individuellen Reife. Kennzeichnend für beide Stücke ist, das Enescu die einzelnen Sätze aus einem einzigen, sehr langen Thema entwickelt; und obwohl er nach wie vor „klassische“ Formschemata bedient, sprengt er doch deren Grenzen, lässt den formalen Bau mehrdeutig erscheinen. 5 George Enescu, die musikalische Seele Rumäniens 6 George Enescu: „Symphonie concertante“ h-Moll Formale Ambivalenzen In der „Symphonie concertante“, die diesen beiden Werken folgt, führt er den begonnenen Weg weiter. Die Ambivalenz der traditionellen Formvorgaben wird hier mehr als deutlich: Besteht das Stück aus zwei großangelegten Sonatensätzen mit jeweils eingeschobenen, im Tempo veränderten Teilen, gibt es sich zu guter Letzt doch dreiteilig wie ein „normales“ Konzert oder verweisen gerade die „Einschübe“ mit ihren Stimmungswechseln auf eine viersätzige symphonische Struktur ? Wie sehr solche Fragen den Komponisten beschäftigten, belegt die Tatsache, dass er das Werk ursprünglich als Cellokonzert bezeichnet hat, den Titel jedoch nachträglich in „Symphonie concertante“ änderte. Wahrscheinlich wollte er damit nicht nur den anti-virtuosen Charakter der Komposition betonen, sondern vor allem auf ihre symphonische Grundhaltung verweisen: Auch wenn das Stück beim Hören sehr leicht und transparent daherkommt, das Solocello thematisch führend ist und die Orchesterbegleitung über weite Strecken sehr dezent erscheint, so rechtfertigt die teils offenkundige, teils latente motivische Verknüpfung zwischen Solo-Instrument und Orchesterbegleitung die Bezeichnung „Symphonie concertante“ allemal. Die Wahl der Tonart h-Moll hingegen weckt Assoziationen an Antonín Dvoˇr áks Cellokonzert, das nur sechs Jahre früher entstanden ist. Lyrisch, innig, emphatisch Das Werk erscheint wie eine einzige große Improvisation: Ein lang ausgehaltener Bläser akkord legt den klanglichen Grund, aus dem das Solo- Cello mit einem weit ausgesponnenen Thema emporsteigt – fast entsteht der Eindruck, der Cellist greife verschiedene motivische Ideen auf, variiere, verändere und transformiere sie. Da ist zum einen der sehr archaisch anmutende, über Quart- und Terzintervalle emporstrebende Aufschwung zu Beginn, der alsbald in eine rhythmisch pointierte, folkloristisch wirkende Tanzweise übergeht. Diese wiederum verliert sich wenig später in diffizile, chromatisch gefärbte Melodielinien, so dass der Eindruck entsteht, ein musikalischer Gedanke gehe aus dem anderen hervor. Das vom Cello vorgestellte Material wird von den Holzbläsern aufgegriffen und an den Solisten verwandelt zurückgegeben. Die verhaltene, verträumte Atmosphäre des Anfangs bleibt – unterbrochen von emphatischen Ausbrüchen – über weite Strecken bestehen. Erst im letzten Teil „Majestueux – Plus vite“ gesellt sich ein heroisches Orchesterthema hinzu, wodurch sich die Stimmung nachhaltig ändert: die lyrischen Momente werden zu Ruheinseln in einer großangelegten Schlusssteigerung – sie kulminiert in Akkordwiederholungen, die an das hämische Gelächter einer Hexe erinnern. Das letzte Wort aber hat das Cello, das den Themenbeginn vom Anfang des Konzerts aufgreift und somit den musikalischen Kreis schließt. Gustav Mahler: 1. Symphonie D-Dur 7 Titanischer Lebenslauf in Tönen Stephan Kohler Gustav Mahler (1860–1911) Symphonie Nr. 1 D-Dur 1. Langsam, schleppend 2. Scherzo: Kräftig bewegt, doch nicht zu schnell 3. Feierlich und gemessen, ohne zu schleppen 4. Finale: Stürmisch bewegt Letzte Fassung der viersätzigen Version (1906) dor Amadeus Hoffmanns „Fantasiestücke in Callot’s Manier“. Am häufigsten zitiert wird allerdings Mahlers Lieblingsautor Jean Paul (1763–1825), der mit insgesamt drei seiner Werke vertreten ist: „Siebenkäs. Blumen-, Frucht- und Dornenstücke oder Ehestand, Tod und Hochzeit des Armenadvokaten F[irmian]. St[anislaus]. Siebenkäs im Reichsmarktflecken Kuhschnappel“ (1796/97), „Herbst-Blumine oder Gesammelte Werkchen aus Zeitschriften“ (1810–1820) und nicht zuletzt „Titan“ (1800– 1803), Jean Pauls „Kardinal- und Kapitalroman“, der in Mahlers Versuchen einer prägnanten Titelgebung dominiert. Entstehung Lebensdaten des Komponisten Geboren am 7. Juli 1860 in Kalischt / Böhmen (heute: Kalište / Tschechien); gestorben am 18. Mai 1911 in Wien. Literarische Vorbilder In den zahlreichen Titelvarianten und später wieder zurückgezogenen Inhaltsangaben der Symphonie finden sich Anspielungen u. a. auf Dante Alighieris „Divina Commedia“, Honoré de Balzacs „Comédie humaine“ und Ernst Theo- Einzelheiten des motivischen Materials wurzeln in Mahlers Kasseler Zeit (1883–85), aus der auch der komplette 2. Satz („Blumine“) stammt – ursprünglich die Begleitmusik zu einem „Lebenden Bild“, das eine Episode aus Joseph Victor von Scheffels Versepos „Der Trompeter von Säkkingen“ illustrierte. Die Ausarbeitung zur großangelegten Symphonie erfolgte „neben fortwährendem Dirigieren und Einstudieren“ innerhalb von sechs Wochen von Ende Januar bis Anfang März 1888 in Leipzig. Das ursprünglich 5-sätzige Werk wurde nach Aufführungen in Hamburg (1893) und Weimar (1894) auf 4 Sätze verkürzt und in dieser Form 1899 im Verlag Weinberger in Wien als „Symphonie Nr. 1 in D-Dur“ erstmals gedruckt. 8 Gustav Mahler: 1. Symphonie D-Dur Uraufführung Am 20. November 1889 in Budapest (im Rahmen eines „Philharmonischen Konzerts“ des Orchesters der Königlich-Ungarischen Hofoper unter Leitung von Gustav Mahler); gespielt wurde die 5-sätzige Originalfassung mit dem zusätzlichen, „Blumine“ betitelten Andante. In der 4-sätzigen Form (ohne „Blumine“) erklang das Werk erstmals am 16. März 1896 in Berlin. „Kampf der Titanen“ und andere Leipziger Dramen Menschliches, Allzumenschliches stand am Anfang der Genesis von Mahlers erster Symphonie. Zunächst ganz vordergründig die vorprogrammierte berufliche Rivalität mit Arthur Nikisch, dem fünf Jahre älteren „Pultstar“, dem sich der neu installierte Leipziger Opernkapellmeister Mahler überlegen fühlte und dennoch auf Dauer untergeordnet, ja sogar ausgeliefert sah. Dann die Gunst der Stunde, der sich Mahler instinktsicher, aber geradezu hemmungslos ergab, indem er während einer krankheits bedingten Abwesenheit des beargwöhnten „Vorgesetzten“ letzte physische Reserven mobilisierte, um die ersehnte Hegemonie am Leipziger Opernhaus zu erringen. Man höre und staune: In der Saison 1887/88 dirigierte Mahler in 214 Vorstellungen nicht weniger als 54 verschiedene Werke ! In diese Zeit einer überaus aufreibenden Kraftprobe fiel auch die Bearbeitung einer unvollendet gebliebenen Oper Carl Maria von Webers, „Die drei Pintos“, die Mahler im Hause des Kom ponisten-Enkels Carl von Weber kennen lernte. Er verliebte sich dabei nicht nur in Webers Fragment gebliebene Partitur, sondern auch in die Gattin des Gastgebers; in Mahlers Biographie scheinen hier, wie so oft, Extremsituationen aufeinander getroffen zu sein. Ob Marion von Weber tatsächlich Mann und Kinder verlassen wollte, um mit Mahler „durchzubrennen“; ob die unglückliche Liebe zu ihr den künstlerischen Mutationsprozess in Gang setzte, der sich im Gewaltakt einer „titanischen“ Symphonie entlud – immerhin haben wir auch aus späteren Jahren Zeugnisse dafür, dass Mahler 9 Gustav Mahler in Leipzig (1888) 10 Gustav Mahler: 1. Symphonie D-Dur erotische Ängste in künstlerische Energie umzusetzen wusste. An seinen Freund Fritz Löhr schrieb er verklausuliert, aber mit letztlich entwaffnender Offenheit: „Trilogie der Leidenschaft und Wirbel wind des Lebens ! Alles in mir und um mich wird ! Nichts ist ! Lasst mich jetzt noch ein bisschen durch ! Dann sollt ihr alles erfahren !“ Kaskaden von Ausrufezeichen, hinter denen sich eine nur mühsam camouflierte Liebes affaire verbarg: ihr Name lautete zwar Marion von Weber, in Wirklichkeit aber hieß sie „Symphonie“. Künstlerische Fiktion contra biographische Realität Mahler, sonst ein Muster an Pflichtbewusstsein und Amtstreue, geriet ganz offensichtlich ins Schludern. Dem Leipziger Intendanten Max Staegemann verriet er die Ursache seiner merkwürdigen „Nachlässigkeit“ nicht, sondern stellte nur anheim, sein Verhalten würde milder beurteilt werden, wüsste man um die rational nicht steuerbaren Gründe: „Lassen Sie noch zwei Monate ins Land gehen, und Sie sollen sehen, dass ich wieder ‚der Alte‘ sein werde !“ Man weiß wenig über die amouröse Realität von Mahlers Beziehung zur Freifrau von Weber; die geradezu fanatische Komponierwut, die sie aber ganz offensichtlich auslöste, lässt immerhin auf einen hohen Bedarf an Triebsublimierung schließen, wie er noch im Brief an Fritz Löhr anlässlich der Fertigstellung der Symphonie durchschimmert: „So ! Mein Werk ist fertig ! Es ist so übermächtig geworden – wie es aus mir wie aus einem Bergstrom herausfuhr ! Wie mit einem Schlag sind alle Schleusen in mir geöffnet !“ In nur sechs Wochen von Ende Januar bis Anfang März 1888 war die Symphonie zu Papier gebracht, von der Mahler später zugab, sie sei zwar von einer leidenschaftlichen Liebe ausgelöst, in ihrer künstlerischen Physiognomie aber nicht von ihr vereinnahmt worden. Im Gegenteil: Mahler legte großen Wert auf die Beobachtung, „dass die Symphonie über die Liebesaffaire hinaus ansetzt; sie liegt ihr zugrunde – respektive: sie ging im Empfindungsleben des Schaffenden voraus. Aber das äußere Erlebnis wurde zum Anlass und nicht zum Inhalt des Werks !“ Der hier angedeutete Verschmelzungsprozess von biographischer Realität und künstlerischer Fiktion ließ sogar perspektivische Brückenschläge in die Vergangenheit zu: Während Mahlers Kapellmeisterzeit in Kassel (1883–85) provozierte die nicht minder hoffnungslose Liebe zur Koloratursopranistin Johanna Richter den Zyklus „Lieder eines fahrenden Gesellen“, dessen Melodik wiederum in das Leipziger symphonische Erstlingswerk einging. Mit anderen Worten: Mahlers Musik synthetisiert Liebesbeziehungen aus verschiedenen Zeitabschnitten, indem sie die Kasseler „Gesellen“Lieder zum thematischen Movens einer vier Jahre später komponierten, „wortlosen“ Symphonie macht, die eben dadurch semantisiert und „lesbar“ wird. Unterschiedlich Erlebtes gerät zum musikalischen Amalgam: Eine „abgeschmackte Weibergeschichte“ und eine unglückliche Liebe mutieren zur „Liebe schlechthin“ – so wie die heterogenen Herkünfte und Bedeutungen der Musik zur „Musik schlechthin“ zusammenfließen. Gustav Mahler: 1. Symphonie D-Dur „Musik über Musik“: Collagetechniken und Baukastenprinzip „Das Komponieren ist wie ein Spielen mit Bausteinen, wobei aus denselben Steinen immer ein neues Gebäude entsteht. Die Steine aber liegen von der Jugend an, die allein zum Sammeln und Aufnehmen bestimmt ist, alle schon fix und fertig da !“ Von Mahlers Seelenfreundin Natalie Bauer-Lechner überliefert, entschlüsselt die selbstexegetische Äußerung ein zentrales Bauprinzip der 1. Symphonie, das man ohne Übertreibung als Variationsprozess über vorgegebenes Material, als „Musik über Musik“ bezeichnen könnte. Dem 1. Satz und dem Mittelteil des 4. Satzes legte Mahler die Melodik zweier Lieder aus dem Zyklus „Lieder eines fahrenden Gesellen“ (1884) zugrunde; die Musik des 2. Satzes mit dem bei Jean Paul ausgeborgten Titel „Blumine“ entlehnte er der im selben Zeitraum entstandenen Begleitmusik zu „Lebenden Bildern“, die auf der Kasseler Bühne Joseph Victor von Scheffels Versepos „Der Trompeter von Säkkingen“ illustrierten; im Scherzo, dem später an die Stelle von „Blumine“ vorgerückten 3. Satz, werden Melodiepartikel aus dem frühen Lied „Hans und Grete“ von 1880 zitiert; der 4. Satz verarbeitet den berühmten Studentenkanon „Frère Jacques“ bzw. „Fra Martino“, und ins Finale schließlich sind Motive aus Franz Liszts „Dante-Symphonie“ (1856) und Wagners „Parsifal“ (1882) eingeflossen. Lange Zeit war es Mode, die thematische „Diskontinuität“ von Mahlers Musik, ihren „collageartigen“ Ansatz, als Ausflucht in eine Art höchst geistreicher „Kapellmeistermusik“ zu interpretieren, die den Mangel an genuiner Inspiration 11 raffiniert zu vertuschen suchte. In Wirklichkeit war das Spielen mit heterogenen „Bausteinen“, das Amalgamieren von meilenweit entfernten musikalischen Herkünften nicht nur gewollt, sondern sogar das Grundprinzip von Mahlers Musikästhetik. Umso erstaunlicher, dass der Komponist nach einigen Aufführungen der 5-sätzigen Originalfassung seiner „Ersten“ auf den „Blumine“-Satz verzichten wollte, der einen serenadenartigen Einschub zwischen Kopfsatz und Scherzo und damit einen Vorgriff auf die 5-Sätzigkeit manch späterer Mahler-Symphonie darstellte. Waren es dramaturgische Überlegungen, die der traditionellen 4-Sätzigkeit den Vorzug gaben, oder schlicht Maßstäbe des musikalischen Niveaus, nach denen „Blumine“ als „Salonmusik“ zu disqualifizieren war ? Vieles spricht dafür, dass Mahler die gattungskonforme Nähe zur Symphonie der Wiener Klassik suchte, um die keineswegs unangefochtene semantische Aussage- und Überzeugungskraft seiner Musik durch ein traditionelles formales Konzept positiv zu beeinflussen. Symphonische Dichtung oder Tondichtung in Symphonieform ? Wenn Brahms die Meinung vertrat, dass eine Symphonie zu schreiben „seit Haydn kein bloßer Spaß mehr, sondern eine Angelegenheit auf Leben und Tod“ sei, dann traf dies auf Mahler in noch weit höherem Maße zu – weshalb er im Anfangsstadium seiner „Ersten“ den Terminus „Symphonie“ ängstlich mied und auf zahlreiche, oft umständliche Formulierungen der Programmmusik auswich. Eine „Inhaltsangabe“, wie sie Mahler für die Aufführungen in Hamburg und Weimar konzipierte, wurde für die Budapester 12 Gustav Mahler: 1. Symphonie D-Dur Uraufführung allerdings keine verfasst; hier beschränkte er sich darauf, sein Werk als „Symphonische Dichtung in zwei Abteilungen“ anzukündigen, deren fünf Sätze – mit Ausnahme des vierten – noch völlig neutral tituliert waren: „Titan“, eine Tondichtung in Symphonieform (Manuscript) Zur Erklärung dieses Satzes diene Folgendes: Die äußere Anregung zu diesem Musikstück erhielt der Autor durch das in Österreich allen Kindern wohlbekannte parodistische Bild: Des Jägers Leichenbegängniß, aus einem alten Kindermärchenbuch: Die Thiere des Waldes geleiten den Sarg des gestorbenen Jägers zu Grabe; Hasen tragen das Fähnlein, voran eine Capelle von böhmischen Musikanten, begleitet von musicirenden Katzen, Unken, Krähen etc., und Hirsche, Rehe, Füchse und andere vierbeinige und gefiederte Thiere des Waldes geleiten in possirlichen Stellungen den Zug. An dieser Stelle ist dieses Stück als Ausdruck einer bald ironisch lustigen, bald unheimlich brütenden Stimmung gedacht, auf welche dann sogleich V. „Dall’ Inferno“ (Allegro furioso) folgt, als der plötzliche Ausbruch der Verzweiflung eines im Tiefsten verwundeten Herzens. 1. Theil: „Aus den Tagen der Jugend“, Blumen-, Frucht- und Dornstücke Akute Sprachprobleme beim Verbalisieren von Musik I. „Frühling und kein Ende“ (Einleitung und Allegro comodo). Die Einleitung stellt das Erwachen der Natur aus langem Winterschlafe dar. II. „Blumine“ (Andante). III. „Mit vollen Segeln“ (Scherzo). Das Hamburger Programm ließ Mahler nur wenig retouchiert auch 1894 in Weimar drucken: Jean Pauls „Dornenstücke“ wurden nun richtig im Plural zitiert; die Einleitung schilderte „das Erwachen der Natur im Walde am frühesten Morgen“; die Titel des zweiten und vierten Satzes wurden in „Bluminen-Capitel“ bzw. „Des Jägers Leichenbegängniss“ umbenannt; und der 5. Satz erhielt den noch deutlicher auf Dante und Liszt verweisenden Titel „Dall’ Inferno al Paradiso“. Doch auch in Weimar sah sich Mahler Missverständnissen ausgesetzt, für die I. Abteilung: 1. Einleitung und Allegro comodo. 2. Andante. 3. Scherzo. II. Abteilung: 4. À la pompes funèbres; attacca: 5. Molto appassionato. Veranlasst durch das allgemeine Unverständnis, das sein Erstlingswerk in Budapest hervorgerufen hatte, ließ Mahler die Symphonie vier Jahre ruhen, um sie 1893 in Hamburg mit einem neu und ausführlich formulierten „Programm“ als „Tondichtung in Symphonieform“ vorzustellen: 2. Theil: „Commedia humana“ IV. „Gestrandet !“ (ein Todtenmarsch in „Callot’s Manier“). 13 Der Beginn des „Todtenmarschs“ in Mahlers Handschrift (Fassung Hamburg 1893) 14 Gustav Mahler: 1. Symphonie D-Dur er – wie seinerzeit in Budapest das Fehlen – nunmehr das Vorhandensein eines Programms verantwortlich machte. Folgerichtig nahm er bei der Berliner Erstaufführung von 1896 die Hamburger bzw. Weimarer Inhaltsangabe wieder aus dem Programmheft: „Dass ich sie diesmal wegließ, hat nicht nur darin seinen Grund, dass ich mein Werk dadurch für durchaus nicht erschöpfend – ja nicht einmal zutreffend charakterisiert glaube, sondern weil ich es erlebt habe, auf welch falsche Wege hiedurch das Publikum geriet !“ Nun könnte man glauben, das literarische Fundament der Symphonie – wenn man sich seiner so umstandslos entledigen konnte – sei von Anfang an auf wackeligen Füßen gestanden. Das Gegenteil davon ist wahr: Bereits dem frühesten uns überlieferten Autograph der Symphonie, weder für die Presse noch fürs Publikum, sondern ausschließlich für sich selbst verfasst, hatte Mahler eine komprimierte Kurzfassung des in Hamburg und Weimar veröffentlichten Programms vorangestellt: Symphonie („Titan“) in 5 Sätzen (2 Abtheilungen) von Gustav Mahler I. Theil: „Aus den Tagen der Jugend“ 1. „Frühling und kein Ende“ 2. „Blumine“ 3. „Mit vollen Segeln“ II. Theil: „Commedia humana“ 4. Todtenmarsch in „Callots Manier“ 5. „Dall’ Inferno al Paradiso“ Vom Leben und Streben im Diesseits und Jenseits Aus der Hölle irdischer Verstrickung ins Paradies göttlicher Verklärung: Von seiner Vertrauten Natalie Bauer-Lechner wird berichtet, Mahler habe bei der Komposition der 1. Symphonie das Portrait „eines kraftvoll heldenhaften Menschen“, also eine Art „Heldenleben“ zehn Jahre vor Strauss’ gleichnamigem Epos im Sinn gehabt und letztlich, ebenfalls wie Strauss, sein eigenes Leben und Streben utopisch verklären wollen. In der Tat wird Bauer-Lechners Gesprächsprotokoll, demzufolge Mahlers „Zweite“ die einzig folgerichtige Antwort auf seine „Erste“ sei, die „Auferstehungssymphonie“ die „wahre, höhere Auflösung“ des Hymnus’ auf das Leben, in dem die „Erste“ kulminiere, von Selbstzeugnissen des Komponisten gestützt: In einem Brief an Gerhart Hauptmanns Schwager Max Marschalk von 1896 ist ebenfalls die Rede vom „Helden“ der 1. Symphonie, der in der 2. Symphonie zu Grabe getragen, von den Toten auferweckt und im Jenseits verklärt werde. Was hier werkübergreifend auf zwei Symphonien verteilt ist, findet sich im 4. Satz der 1. Symphonie noch höchst ironisch ineinander verkeilt: Goethes „selige Sehnsucht“ nach einem permanenten „Stirb und Werde“ als provokanter Mix aus Leichenbegängnis und übertriebener Lebenslust. Dieser „Todtenmarsch“ nahm in des Komponisten Selbstexegese stets den breitesten Raum ein, weil er von allen Sätzen der Symphonie von Publikum und Presse „am meisten missverstanden und geschmäht“ wurde. Nach dem Vorbild E. T. A. Hoffmanns und des von ihm 15 Gustav Mahler mit Schwester Justine („Justi“) in Budapest (1889) 16 Gustav Mahler: 1. Symphonie D-Dur verehrten skurrilen Manieristen der Barockzeit Jacques Callot entwirft er eine unheimliche Schatten szenerie, die in Mahlers Nacherzählung für Natalie Bauer-Lechner das offiziell propagierte Bild von den „musicirenden Thieren des Waldes in possirlichen Stellungen“ weit hinter sich lässt: „An unserem Helden zieht ein Leichenbegängnis vorbei, und das ganze Elend, der ganze Jammer der Welt mit ihren schneidenden Kontrasten und der grässlichen Ironie fasst ihn an. Den Trauermarsch hat man sich von einer ganz schlechten Musikkapelle, wie sie solchen Leichenbegängnissen zu folgen pflegt, dumpf abgespielt zu denken. Dazwischen tönt die ganze Rohheit, Lustigkeit und Banalität der Welt in den Klängen irgend einer sich dreinmischenden böhmischen Musikantenkapelle hinein, zugleich die furchtbar schmerzliche Klage des Helden. Es wirkt erschütternd in seiner scharfen Ironie und rücksichtslosen Polyphonie, besonders wo wir – nach dem Zwischensatz – den Zug vom Begräbnis zurückkommen sehen und die Leichenmusik die übliche, hier durch Mark und Bein gehende lustige Weise anstimmt.“ Jean Paul-Lektüre als Medium der Selbsterkenntnis Unabhängig davon, dass Mahler die ungewöhnliche Satzanlage der Symphonie, ihre überspitzt genrehaften, klanglich innovativen Mittelsätze und collagehaften Klitterungen konträrster Ausdrucksdimensionen dem Publikum gegenüber (zeitweise) für erklärungsbedürftig hielt, spielte für ihn die Einbettung seiner Musik in übergreifende literarische Zusammenhänge eine offenbar größere Rolle als bisher angenommen. Vor allem dürfen jene Assoziationen und Remi- niszenzen nicht unterschätzt werden, in denen Jean Pauls zur Entstehungszeit von Mahlers Symphonie knapp 100 Jahre alter, aber immer noch hochaktueller Roman „Titan“ eine mehr als nur titelgebende Rolle spielte. Ursprünglich konzipiert als eine Art „Erziehungsroman“, dessen Held Albano de Cesara sich zu einem „guten, idealischen Genie in allem“ entwickeln sollte, nannte ihn Jean Paul das „liebste und beste unter meinen Werken“, seinen alles umfassenden „Kardinal- und Kapitalroman“. Schon im selbstgestellten Anspruch ist er als Sprachkunstwerk vergleichbar mit Mahlers „titanischer“ Werk- und Weltkonzeption und weist mehr als nur zufällige Parallelen zur Ästhetik des jungen Leipziger Opernkapellmeisters auf. Wie von Mahler damals vorgelebt, spielt auch bei Jean Paul das Liebesleben eine zentrale Rolle bei der Entwicklung Albanos zum „idealischen Genie“. Durchgehend „erhabener“ Stil wird von satirischen „Digressionen“ nach dem Vorbild Lawrence Sternes konterkariert, ja sogar unterlaufen, und nicht anders als in Mahlers Musik bedingen sich Selbstüberhöhung und Selbstironie in Jean Pauls literarischer Ästhetik wechselseitig. Wenn es in einem Brief Jean Pauls an Emilie von Berlepsch 1797 heißt: „Ach möcht’ es mein ‚Titan‘ so klar darstellen, als es in mir steht, dass die ganze idealische Welt nur vom innern, nicht vom äussern Menschen betreten und beschauet werden kann !“, dann könnte dieser Stoßseufzer ebenso gut von Gustav Mahler stammen, der wie Jean Paul lebenslang davon überzeugt war, dass jeder Versuch, das Leben als äußerlich determinierten Mechanismus zu begreifen und nach dieser irrigen Vorstellung Gustav Mahler: 1. Symphonie D-Dur 17 Mahler dirigiert die Wiener Erstaufführung seiner 1. Symphonie (1900) auch gezielt zu lenken, an der stärkeren Gegenmacht des Herzens zerbricht. Jean Pauls „Titan“ emanzipiert sich von eigener Passivität, vor allem aber vom Intrigenspiel seiner dekadenten Umwelt, indem er ihre fratzenhafte Fassade „titanisch“ durchbricht. Nicht zufällig also berief sich Mahler auf einen Autor, der seine individualistischen und sensitiven Konzeptionen auf literarischem Sektor vorweg- nahm und in vielen seiner Werke – auch darin ein Vorbild Mahlers – heroisches Aufbegehren gegen fragile Masken- und Attrappenwelten feierte. 18 Die Künstler Semyon Bychkov Dirigent ersten Gastdirigenten bei den St. Petersburger Philharmonikern (1990–1994) sowie beim Orchester des Maggio Musicale Fiorentino (1993– 2000). 1998 wurde Semyon Bychkov Chefdirigent der Sächsischen Staatsoper Dresden, wo er bis 2003 Neuinszenierungen von Wagners „Rheingold“ und „Walküre“, Strauss’ „Rosenkavalier“ und Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“ dirigierte. Zu Bychkovs Repertoire zählen darüber hinaus zahlreiche weitere Opern von Verdi, Wagner, Strauss, Mussorgskij und Schostakowitsch; im Rahmen der Salzburger Festspiele dirigierte er 2004 Strauss’ „Rosenkavalier“ mit den Wiener Philharmonikern. In seiner Heimatstadt St. Petersburg besuchte Semyon Bychkov das staatliche Musikkonservatorium, wo er in die Dirigierklasse Ilya Musins aufgenommen wurde; 1975 emigrierte er in die USA. Dort war er von 1980 bis 1985 Musikdirektor des Grand Rapids Symphony Orchestra und von 1985 bis 1989 des Buffalo Philharmonic Orchestra. Anschließend übersiedelte Semyon Bychkov nach Europa, wo er Chefdirigent des renommierten Orchestre de Paris wurde, das er bis 1998 leitete; daneben übernahm er die Position eines Zuletzt war Semyon Bychkov Chefdirigent des WDR-Sinfonieorchesters Köln (1997–2010), mit dem er zahlreiche Tourneen durch Nord- und Südamerika, Russland, Japan und Europa unternommen hat. Regelmäßig leitet Semyon Bychkov die großen Orchester der USA; in Europa gastierte er u. a. bei den Berliner und Wiener Philharmonikern, beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und beim Orchester der Mailänder Scala. Die Künstler 19 Gautier Capuçon Violoncello von Christchurch (Neuseeland) sowie den 1. Preis des André-Navarra-Wettbewerbs von Toulouse. 2001 wurde Gautier Capuçon bei den Victoires de la Musique als „Junges Talent des Jahres“ ausgezeichnet. Als Solist spielte er bereits mit zahlreichen Orchestern in Europa und Übersee. Im April 2001 war er mit dem Chamber Orchestra of Europe unter Myung-Whun Chung auf Tournee, im November 2002 gab er sein Debüt mit dem Orchestre de Paris unter Leitung von Christoph Eschenbach. Der 1981 in Chambéry in Savoyen / Frankreich geborene Künstler erhielt bereits im Alter von fünf Jahren Cellounterricht. Später studierte er am Conservatoire Supérieur de Paris bei Annie Chochet-Zakine und Philippe Muller sowie Klavier bei Christophe Egiziano. Gautier Capuçon war Mitglied des European Community Youth Orchestra sowie des Gustav Mahler Jugendorchesters. 1999 war er erster Preisträger der Maurice-Ravel-Musikakademie, erhielt den 2. Preis des internationalen Cello-Wettbewerbs Gautier Capuçon ist Gast zahlreicher internationaler Festivals wie La Roque d’Anthéron, Musique en Côte Basque, Les Folles Journées de Nantes, Berlin, Edinburgh, Luzern und Lugano. Er spielte bereits zahlreiche CDs ein, u. a. mit seinem Bruder, dem Geiger Renaud Capuçon, sowie mit dem Mahler Kammerorchester unter Leitung von Daniel Harding. e ilh a Bl rm ät on te is r ch Ph 20 Auftakt Vor Ort Die Kolumne von Elke Heidenreich Dass dieses Orchester international unterwegs ist, wissen wir ja. Aber ganz besonders liebevoll finde ich, dass die Münchner Philharmoniker in ihrer eigenen Stadt nicht nur am angestammten Ort – in der Philharmonie spielen, sondern in den Postgaragen und im Hofbräuhaus (da natürlich die Bläser!), im Festsaal des Künstlerhauses und im Prinzregententheater, in Clubs und Kulturzentren und sogar auf der Alm, (Oim!) im Chiemgau gibt es Kammerkonzerte. Was für eine Anstrengung muss das sein, dauernd irgendwo mit den Instrumenten und Noten und in Konzertklamotten unterwegs zu sein, das ist keine ruhige Kugel, die die da schieben – und warum? Um uns, den Zuhörern, Freude zu machen, um zu uns zu kommen und auf diesem Wege dann andererseits uns an den Hauptspielort, in die Philharmonie zu locken. Ich bin sicher, diese Rechnung geht auf, denn allmählich frisst sich die Musik eine Spur durch die Stadt und wer will, kann ihr folgen. Im Sommer war ich auf Festspielen unterwegs, auch dieses Phänomen beobachte ich jedes Jahr wieder erstaunt: Salzburg und Bayreuth, die beiden Säulenheiligen der Festspielkultur sind ohnehin restlos ausverkauft. Aber überall landauf, landab sind bestens besuchte Festspiele, vom Beethovenfest in Bonn zu Guttenbergs Herrenchiemsee-Festspielen, vom Rheingau Musikfestival zu den Musikfestspielen Potsdam, es gibt Gluck-, Händel-, Bachfestspie- le, in Torre del Lago feiert man Puccini, in Pesaro Rossini, in Weimar Liszt, jedes Schloss, das auf sich hält, bietet Festspiele oder Festkonzerte an, von Sanssouci über Brühl bis Elmau und Schwerin, in Stuttgart gibt’s Barock, in Schwetzingen und im Ruhrgebiet Moderne, es gibt Mannheimer Mozart, Klang im Kloster, Schostakowitsch-Tage, und was sagt uns all das letztlich? Dass ein Bedarf da ist. Dass die Menschen Musik hören wollen, egal wo, dass die Sommer nicht nur ausgefüllt werden mit dem Belegen der Strandliege durchs Badetuch morgens um acht, sondern dass man sich schön anzieht, eine Karte kauft und unter freiem Himmel oder in ungewöhnlichem Ambiente klassischer Musik lauscht. Das Bedürfnis ist da, und zwar sehr groß, allein das entzückende kleine Rossini-Festival in Pesaro an der Adria verkauft in 14 Tagen 18.000 Karten. Wenn man über all das nachdenkt – über die Anstrengungen der Orchester, an verschiedenste Orte zu reisen und über die Bereitschaft des Publikums, diesen Orchestern wirklich überall hin zu folgen – dann fragt man sich schon, warum eigentlich in Krisenzeiten an der Kultur immer zuerst gespart wird, als brauchten wir die nicht. Diese Besucherzahlen, diese Anstrengungen und diese Ergebnisse sprechen eine andere Sprache als offenbar die Politiker, die mit den kulturellen Kürzungen immer so schnell bei der Hand sind: unsere überforderten Seelen brauchen die Musik geradezu wie das rettende Geländer – in den Postgaragen, auf der Alm und überall sonst. Danke dafür. Ph ch is on m er ar ätt ilh Bl 21 Stephan Haack Ulrich Haider Instrument: Violoncello Bei den Münchner Philharmonikern seit 1988 Instrument: Horn Bei den Münchner Philharmonikern seit 1993 1 Was müssen Sie tun, um sich für Ihren Job fit zu halten? Auf die Programme vorbereiten, unbekannte Werke anhören. Aber auch Sport machen, Gartenarbeit und auch mal nix tun! 2 Warum haben Sie eigentlich damals Ihr Instrument ausgesucht? Mein Vater war selber Cellist. Da hatte ich die Wahl zwischen Fußball und Cello… 3 Bei welchem Ereignis in der Geschichte der Münchner Philharmoniker wären Sie gerne dabei gewesen? Bei der Uraufführung der Mahler Symphonien. 4 Gab es einen Auftritt, der Sie besonders bewegt hat? Ja, körperlich hat mich bei einem Quartettkonzert in Tokio ein kurzes Erdbeben sehr bewegt. Seelisch mein erstes Konzert mit Celibidache 1988. 5 Haben Sie neben der Musik eine weitere große Leidenschaft? Fußball. Früher spielen, jetzt schauen! 6 Welcher Komponist wären Sie gerne für einen Tag? Mozart! Einmal spüren, wie es in diesem genial verrückten Hirn zugegangen ist. 1 Was würden Sie dem Münchner Publikum gerne mal sagen? Einfach nur Danke und bleiben sie uns treu, wir haben viel vor und es wird ihnen gefallen. 2 Gab es einen Auftritt, der Sie besonders bewegt hat? Bruckners 8. Symphonie in Wien unter Celibidache. Das war Musik in einer anderen Dimension. 3 Welches Buch lesen Sie gerade? Ich kann eines empfehlen, das ich gerade fertig gelesen habe, „Der Mann mit dem Fagott“ von Udo Jürgens. Ein wirklich hervorragendes Buch deutscher Zeitgeschichte. 4 Haben Sie neben der Musik eine weitere große Leidenschaft? Meine Familie. Ich sehe es als Privileg meines Berufes, dass ich mir auch tagsüber oft Zeit für meine Kinder nehmen kann. Darüber hinaus noch meine Projekte für Spielfeld Klassik. 5 Spielt man als Profi in der Freizeit auch noch einfach so zum Spaß? Ja, aber dann meistens Flügelhorn. Zum Beispiel beim Martinsumzug des Kindergartens meines Sohnes. 6 Welcher Komponist wären Sie gerne für einen Tag? Ich will niemand anderes sein, als der Mensch der ich bin. e 5 Fragen an … e ilh a Bl rm ät on te is r ch Ph Über die Schulter geschaut 22 Münchner Philharmoniker vor Ort Mehr als 200.000 Besucher kommen Jahr für Jahr zu den Konzerten der Münchner Philharmoniker in die Philharmonie im Gasteig und in das Künstlerhaus am Lenbachplatz, wo die Kammerkonzerte unter eigenständiger Planung der Orchestermusiker stattfinden. Eine stattliche Zahl und doch kein Grund, sich darauf auszuruhen. Unter dem Motto „Münchner Philharmoniker vor Ort“ haben sich die Münchner Philharmoniker zum Ziel gesetzt, ein lebendiger und auch über den Gasteig hinaus präsenter Bestandteil des kulturellen Lebens in München und der Region zu sein. An ungewöhnlichen Orten, an denen die Hochkultur nicht sofort erwartet wird. Um Menschen zu erreichen, die sich bislang nicht oder nur wenig mit Klassischer Musik beschäftigt haben. Interesse zu wecken für die alltägliche Arbeit eines Orchesters und einzuladen zu den Konzerten in der Philharmonie im Gasteig. Ph ch is on m er ar ätt ilh Bl 23 Alois Schlemer, Initiator der Almkonzerte „Auf da Oim“ im Chiemgau, das Kulturzentrum 2411, die Postgaragen, das Hofbräuhaus. Das waren die ersten Ziele in den Jahren 2012 und 2013. Gemeinsam mit holleschek+schlick werden die Münchner Philharmoniker noch in diesem Jahr einen weiteren Abend gestalten. Hier wie bei allen anderen Ideen für „Münchner Philharmoniker vor Ort“ gilt: Lassen Sie sich einfach überraschen... e Über die Schulter geschaut e ilh a Bl rm ät on te is r ch Ph 24 Philharmonische Notizen Philharmonische Zahl: 412 Höhenmeter, die zurückgelegt werden müssen, um alle vier Konzerte „Auf der Oim“ zu hören. CD 1 Am 20. September ist eine neue CD der Münchner Philharmoniker im Handel: Anton Bruckners Symphonie Nr. 3, unter der Leitung von Lorin Maazel. Berlin Helena Madoka Berg aus den 1. Violinen wechselt nach erfolgreichem Probespiel zu den Berliner Philharmonikern. Orchestervorstand Die Münchner Philharmoniker haben einen neuen Orchestervorstand gewählt. Matthias Ambrosius, Stephan Haack und Konstantin Sellheim vertreten in Zukunft die Interessen des Orchesters. Solo-Flöte Der Niederländer Herman van Kogelenberg beginnt im September seine Probezeit als Solo-Flötist der Münchner Philharmoniker. CD 2 Die CD „Ehrensache“ der Bläser der Münchner Philharmoniker ist da. Lorin Maazel und Zubin Mehta dirigieren Märsche. Ein Projekt zugunsten der Orchesterakademie. Erhältlich unter www.mom-music.de. Abschied Unser stellvertretender Orchesterinspizient, Bernd Rose, wird Orchesterdirektor bei den Münchner Symphonikern. Das Orchester hat die Zusammenarbeit mit ihm sehr geschätzt und wird ihn vermissen. Wir wünschen ihm für seine neue Aufgabe alles Gute! Solo-Bratsche Jano Lisboa aus Portugal tritt mit dem Beginn dieser Spielzeit seine Probezeit als Solo-Bratschist an. Bestanden Valentin Eichler, Bratsche, und Ulrich Zeller, Kontrabass haben ihre Probejahre bestanden und sind feste Mitglieder des Orchesters. Orchesterakademie Soohyun Ahn war zwei Jahre lang Stipendiatin der Orchesterakademie der Münchner Philharmoniker. Vor der Sommerpause hat sie das Probespiel um die Solo-Stelle bei den Dresdner Philharmonikern gewonnen. Ph ch is on m er ar ätt ilh Bl 25 Franz Beidler dirigiert Szenen aus Richard Wagners „Parsifal“ Gabriele E. Meyer 1913 galt es den einhundertsten Geburtstag von Richard Wagner zu feiern. Zufall oder nicht? Im selben Jahr gaben mit Siegfried Wagner und Franz Beidler zwei Dirigenten ihr Debüt bei den Münchner Philharmonikern (damals noch Konzertvereinsorchester), die mit der Familie Wagner eng verknüpft waren. Nur wenige Tage nach Ferdinand Löwes vorgezogenem Geburtstagskonzert für den Bayreuther Meister stellte sich am 10. März Sohn Siegfried mit Ausschnitten aus seinem eigenen Schaffen und dem seines Vaters vor. Im Herbst dirigierte „Hofkapellmeister“ Franz Beidler den zweiten und dritten Akt des „Parsifal“. Beidler hatte Isolde von Bülow, in Wahrheit aber Richard Wagners erstes Kind mit Cosima (damals noch mit Hans von Bülow verheiratet), im Jahre 1900 geehelicht; somit war er, wenn auch indirekt, denn Wagner verstarb 1883, dessen Schwiegersohn. Cosima jedoch stritt, wohl aus dynastischen Gründen, Wagners Vaterschaft bis zu ihrem Tode (1930) vehement ab. Der 1913 eingeleitete Prozess führte schließlich zu einem völligen Bruch. Tochter und Sohn Franz Wilhelm Beidler waren von der Erbfolge ausgeschlossen. Das Konzert am 24. Oktober hatte Franz Beidler mit großer Sorgfalt vorbereitet. Die Mitwirkenden galten allesamt als bedeutende Wagner- Sänger, nicht nur in Bayreuth. Zwar war Heinrich Knote (Parsifal), einer der besten Heldentenöre seiner Zeit durch eine Indisposition verhindert, konnte aber durch Johannes Sembach adäquat ersetzt werden. Felix von Kraus sang den Gurnemanz, Berta Morena die Kundry und Anton van Rooy den Amfortas. Der holländische Bassbariton hatte mit dieser Partie schon 1903 in der illegalen amerikanischen Erstaufführung des „Parsifal“ in New York Aufsehen erregt. Danach durfte er auf Cosima Wagners Weisung nicht mehr in Bayreuth auftreten, war doch das dreißigjährige Verbot jeglicher szenischen Aufführung des Bühnenweihfestspiels in einem anderen Ort als Bayreuth (Uraufführung daselbst am 26. Juli 1882) noch gültig. So musste man sich bis zum 31. Dezember 1913 auf vereinzelte szenische Versuche „unter der Hand“ sowie konzertante Wiedergaben beschränken. Die aber waren, anders als heutzutage, reichlich verpönt. Vor allem der Rezensent der Münchner Post bemängelte, dass die von Beidler arrangierte Konzertfassung in der bis auf den letzten Winkel mit „Wagnerverehrern“ gefüllten Tonhalle keinem künstlerischen Zwecke dienen konnte. „Der Parsifal ist jetzt frei und wird wohl im nächsten Jahre auch in München in Szene gehen – wozu also jetzt noch die Geschmackswidrigkeit einer willkürlich zusammengestü- e Orchestergeschichte e ilh a Bl rm ät on te is r ch Ph 26 Orchestergeschichte ckelten, mit ungleichen Kräften ausgeführten Konzertfassung?“ Die „Münchner Neuesten Nachrichten“ wie die „Münchener Zeitung“ folgten dieser harschen Ablehnung nur bedingt, empfanden sie doch die Darbietung aller Beteiligten, Chor und Orchester eingeschlossen, als in großen Teilen durchaus bedeutsam. „Einzelne wohlbekannte Tempospezialitäten Neubayreuther Herkunft“ wurden durchaus benannt, letztlich aber mit dem Hinweis beiseite geschoben, dass Beidlers Interpretation „trotz gelegentlicher Uebertreibungen der langsamen Zeitmaße eine wesentliche Eigentümlichkeit des Wagnerschen Spätstils glücklich traf: das große, wuchtige Pathos.“ Die erste offizielle Aufführung des „Parsifal“ in München ging übrigens am 22. Mai 1914, Richard Wagners Geburtstag, über die Bühne. Ph ch is on m er ar ätt ilh Bl 27 Otger Holleschek Beim ersten Treffen mit den Münchner Philharmonikern vor gut eineinhalb Jahren kamen zwei Seiten unabhängig voneinander auf die Idee, dass man miteinander etwas machen könnte: beide hatten ein Ziel, das zu erreichen der jeweils andere helfen konnte. Die Philharmoniker wollten raus, an neue Spielstätten, mal nur anders, mal industriell, mal abgefahren, wollten neue Gäste für ihre Musik gewinnen. Wir von holleschek+schlick waren davon überzeugt, dass auch unser Publikum – im Schnitt zwischen 25 und 40 Jahre alt und nicht zwangsläufig im Konzertsaal daheim – mit dem, was die Philharmoniker machen, begeistert mitgerissen werden wird. Bislang haben wir große, aufwändige Feste gemacht, Kurzgeschichtenwettbewerbe, Konzerte, Kurzfilmabende und literarische Entdeckungsreisen durch spezielle Stadtviertel. Veranstaltungen also, die irgendwo zwischen Spaß und Subkultur und Kultur zum urbanen Lifestyle einer städtischen Zielgruppe gehören. Dabei war unser Credo immer, authentisch, eigen und so gut wie möglich zu sein; jenseits von kurzsichtigen Image- und Szenedünkeln Momente zu kreieren, die das Publikum an die Hand nehmen, weil man ihnen anmerkt, dass sie eine eigene Idee haben, von Visionen leben. So durften wir bei dem Off-Location-Konzert der Philharmoniker in den Postgaragen im März diesen Jahres unseren Gästen die emotionale Reich- weite von klassischer Musik vorführen – keineswegs mit auf jeden Fall allgemeinverständlichen Stücken. Der Begeisterungssturm nach Schostakowitschs 9. Symphonie war berauschend. Auch der Überraschungsauftritt ein paar Stunden später – das komplette Orchester mit Grieg und Brahms hinter fallendem Vorhang quasi auf der Tanzfläche vor 2.000 Tanzenden – hat gezeigt, dass Klassik überall funktioniert, auch vor einer durchschwitzten Tanzmeute, wenn man diese großartige Musik richtig inszeniert. Wenn jetzt in weiteren Gesprächen und darauffolgenden Terminen E und U immer wieder aufeinandertreffen, dann rücken zwei unterschiedliche Seinsarten von Kultur zusammen. Hier das oftmals improvisierte, schnelllebige, bei der die Vorausschau über mehr als ein halbes Jahr schwer ist, dort die zur Perfektion getriebene Geräuschkultur, in der man sich heute über Konzerte, die in fünf Jahren passieren, Gedanken macht. Doch beiden ist eines gemeinsam. Jenseits des profanen Alltags mit seiner Zukunftsorientierung schaffen diese beiden Kulturformen Inseln, die im Jetzt sind: schöne Konzerte, tolle Feste,bei denen es kein Drumherum gibt, bei dem man dem Genuss, dem Glück, der Ausgelassenheit, eben dem Schönem im Leben ins Auge schaut. Und weil zweimal schön doppelt schön ist, gehören beide zusammen. Und sind im Doppelpack unschlagbar. e Das letzte Wort hat … 28 So. 22.09.2013, 11:00 1. Abo m Maurice Ravel „Le Tombeau de Couperin“ Francis Poulenc Konzert für zwei Klaviere und Orchester d-Moll César Franck Symphonie d-Moll Semyon Bychkov, Dirigent Katia und Marielle Labèque, Klavier Vorschau Do. 26.09.2013, 20:00 1. Abo b Fr. 27.09.2013, 20:00 1. Abo c Sa. 28.09.2013, 19:00 1. Abo f Sa. 05.10.2013, 10:00 2. ÖGP Sa. 05.10.2013, 19:00 1. Abo e5 So. 06.10.2013, 19:00 1. Abo k5 Igor Strawinsky „Le Chant du Rossignol“ Arnold Schönberg Fünf Orchesterstücke op. 16 Modest Mussorgsky „Johannisnacht auf dem Kahlen Berge“ Ludwig van Beethoven Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur op. 19 Felix Mendelssohn Bartholdy „Die erste Walpurgisnacht“ op. 60 Anton Webern Sechs Orchesterstücke op. 6 Pablo Heras-Casado, Dirigent Charlotte Hellekant, Mezzosopran Michael Schade, Tenor Michael Nagy, Bariton Philharmonischer Chor München Einstudierung: Andreas Herrmann Impressum Herausgeber Direktion der Münchner Philharmoniker Lorin Maazel, Chefdirigent Paul Müller, Intendant Kellerstraße 4, 81667 München Lektorat: Stephan Kohler Corporate Design: Graphik: dm druckmedien gmbh, München Druck: Color Offset GmbH, Geretsrieder Str. 10, 81379 München Gedruckt auf holzfreiem und FSC-Mix zertifiziertem Papier der Sorte LuxoArt Samt. Textnachweise Nicole Restle, Stephan Kohler, Elke Heidenreich, Gabriele E. Meyer und Otger Holleschek schrieben ihre Texte als Origi nalbeiträge für die Programmhefte der Münchner Philharmoniker. Lexikalische Angaben und Kurzkommentare: Stephan Kohler. Künstlerbiographien: Stephan Kohler (Bychkov), Agenturtext (Capuçon). Alle Rechte bei den Autorinnen und Autoren; jeder Nachdruck ist seitens der Urheber genehmigungs- und kostenpflichtig. Ludwig van Beethoven Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G-Dur op. 58 Eivind Gullberg Jensen, Dirigent Leif Ove Andsnes, Klavier Bildnachweise Abbildung zu George Enescu: Bernard Gavoty, Yehudi Menuhin – Georges Enesco, Genève 1960. Abbildungen zu Gustav Mahler: Gilbert Kaplan (Hrsg.), Das Mahler Album, New York / Wien 1995; Hermann Danuser, Gustav Mahler und seine Zeit, Laaber 1996; Kurt Blaukopf (mit Beiträgen von Zoltán Román), Mahler – Sein Leben, sein Werk und seine Welt in zeitgenössischen Bildern und Texten, Wien 1976. Künstlerphotos: Sheila Rock (Semyon Bychkov), M. Tammaro/Virgin Classics (Gautier Capuçon), wildundleise.de (Stephan Haack, Ulrich Haider), Leonie von Kleist (Elke Heidenreich), Otger Holleschek (Otger Holleschek), Archiv der Münchner Philharmoniker. Pablo Heras-Casado Dirigent Igor Strawinsky „Le Chant du Rossignol“ Modest Mussorgsky „Johannisnacht auf dem Kahlen Berge“ Felix Mendelssohn Bartholdy „Die erste Walpurgisnacht“ op. 60 Charlotte Hellekant, Mezzosopran Michael Schade, Tenor Michael Nagy, Bariton Philharmonischer Chor München Einstudierung: Andreas Herrmann Donnerstag, 26.09.2013, 20 Uhr Freitag, 27.09.2013, 20 Uhr Samstag, 28.09.2013, 19 Uhr Philharmonie im Gasteig Karten zu € 61 / 51,50 / 45 / 36,90 /31,20 / 18,10 / 12,30 Informationen und Karten über München Ticket KlassikLine 089 / 54 81 81 400 und unter mphil.de mphil.de mphil.de 116. Spielzeit seit der Gründung 1893 Lorin Maazel, Chefdirigent Paul Müller, Intendant