Impfpflicht: Immun gegen die Vernunft (PDF

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24.2.2017
Impfpflicht: Immun gegen die Vernunft ­ Marie­Theres Egyed ­ derStandard.at › Meinung
Impfpflicht: Immun gegen
die Vernunft
KOMMENTAR
MARIE­THERES
EGYED
23. Februar 2017, 16:54
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Masernausbruch: Eine Impfpflicht ist
kompromisslos, aber unumgänglich
Eines steht fest: Masern sind keine
Kinderkrankheit. Denn eine solche
verfügt über zwei Eigenschaften: Sie
ist für den Betroffenen fürchterlich
unangenehm, aber weitgehend
harmlos. Auf Masern trifft nur
Ersteres zu. Sie sind eine
hochansteckende Viruserkrankung.
Folgeschäden wie chronische
Gehirnentzündungen (Enzephalitis)
können noch Jahre nach der
eigentlichen Infektion auftreten und
enden mit Sicherheit tödlich.
Im Februar, also im zweiten Monat
des neuen Jahres, sind bereits mehr
Erkrankungen registriert worden als
im gesamten Vorjahr. Bei 55 Fällen
kann man sagen: "Schlimm für die
Kranken, Bedrohung ist es aber
keine." Zu diesem Schluss sollte man
sich aber nicht hinreißen lassen.
Darüber hinwegzusehen, dass eine
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Krankheit, die längst ausgerottet sein
könnte, eine Renaissance erlebt, ist
eine Fehleinschätzung. Anscheinend
sind sich viele Österreicher nicht des
Risikos bewusst oder ignorieren
wissentlich, auch Überträger der
Viren zu sein. Beides darf in einem
aufgeklärten Land nicht vorkommen
– es ist schlicht verantwortungslos.
Die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) hat das Ziel ausgelobt, bis
2020 Masern auszurotten. Dazu
benötigt es eine Durchimpfungsrate
von 95 Prozent, in Österreich liegt sie
deutlich darunter, genaue Zahlen gibt
es aber nicht, nur Hochrechnungen
auf Basis der Krankheitsfälle. Warum
beharrliche Verweigerer einer
Schutzimpfung eine Gefahr
darstellen? Weil es wichtig ist, einen
Herdenschutz aufzubauen. Eine
Masernimpfung ist erst kurz vor dem
ersten Lebensjahr möglich.
Säuglinge sind für bestimmte
Infektionskrankheiten besonders
anfällig, und der Ausbruch ist für
einen kleinen Körper auch deutlich
schwieriger zu bewältigen. Welcher
vernünftige Mensch will seinem Kind
das Risiko von hohem
Fieber, Schmerzen und möglichen
Folgeschäden zumuten?
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Sind Erwachsene geimpft, können
sie die Krankheit weder übertragen
noch bekommen. Sie schützen damit
ihr Umfeld, ihre Kinder. Das gleiche
Argument zählt auch für ältere und
geschwächte Personen. Wer krank
ist und im Spital liegt, darf keinesfalls
der Gefahr ausgesetzt sein, von nicht
geimpftem Personal angesteckt zu
werden: Das sollte selbstverständlich
sein.
Es ist arrogant zu behaupten,
Krankheiten seien sinnvoll, um den
Körper zu stärken. Das, liebe
Impfgegner, nennt sich
Sozialdarwinismus und bedeutet,
dass nur die Stärksten überleben
sollen.
Wer das Risiko sucht, kann das
gerne in anderen Bereichen
ausleben, doch die Gesellschaft
wegen Ignoranz, Egoismus und
fehlgeleiteter Ideologie in
Mitleidenschaft zu ziehen, ist grob
fahrlässig. Medizinische
Errungenschaften wie
Immunisierungen sind Meilensteine
für die Gesamtbevölkerung,
Solidarität ist hier überlebenswichtig.
Ob ein Appell an die Vernunft
ausreicht, um die Impfmoral zu
heben, ist fraglich. Viele Gegner
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scheinen sich vor allem gegen
rationale Argumente immunisiert zu
haben.
Eine Impfpflicht mag kompromisslos
wirken, doch ist sie unumgänglich.
Erfahrungen aus Ungarn und
Tschechien zeigen, dass Ausbrüche
dadurch verhindert werden können.
In Europa gibt es nur in Kroatien
mehr Erkrankungen als in Österreich.
Der vorletzte Platz ist
besorgniserregend. Es ist eine
Bedrohung, die nicht kleingeredet
werden darf, vor allem, wenn es
bereits die Möglichkeit gibt, diese
Krankheit endgültig zu besiegen.
(Marie­Theres Egyed, 23.2.2017)
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