Wirtschaftliche Aspekte Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Wirtschaftliche Aspekte des Klimawandels für Österreich „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) 1 Wirtschaftliche Aspekte des Klimawandels Klimapolitik – Verteilung der Wirkungen über Raum und Zeit Vulnerabilität – Bestimmungsfaktoren und damit Politikfelder Anpassung – „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 Beispiel Tourismus, Energie, Verkehr, Infrastruktur innovative Strukturen und Klimaschutz (Zusammenspiel von Emissionsminderung und Klimawandel-Anpassung) 2 1 Wirtschaftliche Aspekte Nutzen und Kosten von Klimapolitik in Raum und Zeit Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Global Regional Lokal Emissionsminderung Nutzen verhinderte Klimafolgen : Ungleiche Verteilung, nicht immer wo Mitigation auftritt EmissionsMinderung Kosten und Adaptations-Kosten Zusatz-Nutzen und Nutzen Kurzfristig Langfristig „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 3 Wirtschaftliche Aspekte Anpassung an den Klimawandel Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Autonome Anpassung: keine bewusste Reaktion auf Klimastimulus, sondern durch ökologische Änderungen (natürl. Systeme) oder Marktbedingte Änderungen (menschl. Systeme) (zB frühere Blüte, Erhöhung Versicherungsprämien) Geplante Anpassung: durch gezielte politische Entscheidungen, um näher einem gewünschten Zustand zu kommen (zB Änderung in der Flächenwidmung) „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 4 2 Wirtschaftliche Aspekte Vulnerabilität und Anpassung Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Top-down approach Global World development Global greenhouse gases Global climate models Regionalisation Impacts Climate adaptation policy Vulnerability (social) Vulnerability (physical) Local Adaptive capacity Indicators based on: Economic resources Technology Infrastructure Information & skills Institutions Equity Bottom -up approach Past Present Qu.: Carter (2007) Future „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 5 Wirtschaftliche Aspekte Vulnerabilität und Anpassung Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Top-down approach Global World development Global greenhouse gases Anpassung nur als Restgröße? Global climate models Regionalisation Impacts Soziale Vulnerabilität Climate adaptation policy Vulnerability (social) Vulnerability (physical) Local Komplexität in Beantwortung multiplen Stresses vernachlässigt Adaptive capacity In Industrieländern bisher kaum analysiert Eher: Physische Vulnerabilität für Zukunft bewertet Indicators based on: Economic resources Technology Infrastructure Information & skills Institutions Equity Bottom -up approach Past „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 Present Future 6 3 Wirtschaftliche Aspekte Verringerung der Vulnerabilität Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Vulnerabilität auch eine Funktion der Qualität der Sozialpolitik Vulnerabilität höher bei höherem Anteil der “Schwachen” ⇒ Allgemeine Sozialpolitik mitentscheidend „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 7 Wirtschaftliche Aspekte Verringerung der Vulnerabilität Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Beispiel: Kühlungsbedarf finanzielle Unterstützung bei Anpassung an Klimawandel für Ärmere (zB Außenjalousien) versus Richtlinie Neubau: Passivhausstandard mit Nutzung der Verzögerung der Wärmewellen über Erdreich - Verzögerung der Wärmeleistung um eine Jahreszeit Richtlinie Klimaanlage (Altbau): solarbetrieben - größte Energieleistung zur Zeit des höchsten Bedarfs Kombiniert mit “allgemeiner Sozialpolitik (inkl. Wohnkostenindex)” „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 8 4 Wirtschaftliche Aspekte Zukunftsszenario Klimawandel Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) reclip:more Temperaturänderung [°C] Alpenraum: 1980er verglichen mit 2040er (60 Jahre) Winter +1.9°C Frühling +2.2°C Sommer +2.3°C Herbst +2.7°C Jahr: +2.3°C „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 Wirtschaftliche Aspekte Zukunftsszenario Klimawandel Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) reclip:more Niederschlagsänderung [%] Alpenraum: 1980er verglichen mit 2040er (60 Jahre) Winter + 7.9 % Sommer -12.3 % Frühling + 1.2 % Herbst -13.9 % Jahr: -4.0% „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 5 Wirtschaftliche Aspekte Zukunftsszenario Klimawandel Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Temperaturänderung im Alpenraum über 60 Jahre (1980er – 2040er): +2.3°C ca. 0.4°C pro Dekade, Temp. steigt doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt. Niederschlagsänderung: bis zu +20 % (Winter, NW), -30 % (Sommer + Herbst, SE). Große Unsicherheit in diesen Werten! Österreich liegt in einer „Grenzzone“ zwischen zunehmenden Niederschlägen im Norden und zunehmender Trockenheit in Süden. Anzeichen für Zunahme von Trockenperioden (Sommer, S) Anzeichen für zunehmende Starkniederschläge (Winter, NW) „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 Wirtschaftliche Aspekte Tourismus Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Tourismus Wertschöpfung des Tourismus in Österreich Direkter Anteil 6,4% Mit indirekten Effekten ~9% Höchster Tourismus-Anteil am BIP/Kopf aller Industrieländer Winter 2005/06 erstmals mehr Übernachtungen als im Sommer (~60 Mio.) Sommer 2006 -1,1% Übernachtungen „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 12 6 Wirtschaftliche Aspekte Tourismus Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Wetter- und Klimaabhängigkeit Wintersport Bestimmte Formen des Sommerurlaubs (u.a. Badeurlaub, Aktivurlaub) Internationale Dimension: reagiert auf Veränderungen im Wettbewerb zwischen Reisezielen Abhängigkeit von anderen nationalen und globalen Prozessen: demografische Veränderung (Überalterung) wirtschaftliche Entwicklung (Wirtschaftskraft, Ölpreis, …) Angst vor Terror,.. Anpassung aufeinander abgestimmt „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 13 Wirtschaftliche Aspekte Wintertourismus Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Schneegebundenheit Wintersport Schneearme (wie auch zu schneereiche) Winter: Einnahmenrückgang Erhöhung Schneelinie Schneesicherheit: Pro 1°C steigt die Schneefallgrenze um 100 – 150 mBei 30C Erwärmung: Erhöhung der Schneelinie um ~300m Schneesicherheit (zumindest für 100 Tage zwischen 1. Dez und 15. April Schneedecke 30-50cm, in 7 von 10 Wintern) nimmt ab Ausweichen in höhere Lagen Auftauen Gletscher, Permafrostböden => Gefährdung technischer Infrastruktur (Liftanlagen) Starke Verringerung der Gletschervolumen unter 3.000m Schneearme Winter: Pistensicherheit kann sinken (Besucherströme konzentriert, schmaler Beschneiungskorridor) empirische belegt zB Dez. 2004 Gefährdung primär niedrige Lagen / kleinere Schigebiete ohne Rahmenangebote (Wellness, Apres-Ski) „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 14 7 Wirtschaftliche Aspekte Sommertourismus Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Relevante Klimafaktoren: Lufttemperatur Wassertemperatur Sonnenscheindauer steigende Temperaturen, weniger Niederschläge Begünstigt eher den Sommertourismus Saison verlängert Genaue Abhängigkeiten kaum untersucht Europäischer Kontext Südeuropa: Attraktivitätsverlust in Hauptsaison (nicht Nebensaison) Österreich in einzelnen Jahren bestimmte Tourismusformen: Vulnerabiliät durch Extremergeignisse (Hitzewellen, Hochwasser, neue Krankheiten (Malaria, Ausweitung FSME)) – ohne Anpassung sind Touristen (lokal nicht vertraut) besonders vulnerabel „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 15 Wirtschaftliche Aspekte Anpassung im Tourismus Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Wintertourismus Neue Liftanlagen in höheren Regionen Beschneiung Wasserverbrauch 1.000 – 4.000 m3/ha Energieverbrauch ~2.500 kWh/ha Temperaturabhängigkeit Ökologische Verschiebung zu Spät-blühern Schaffung von Alternativangeboten (Wellness und Kultur, nicht schneegebundener Sport (Wanderungen), …) Sommertourismus Steigerung regionale Attraktivität Diversifizierung Potenzielle Sommerreiseziele mit wetterunabhängigen Attraktionen ausstatten Allgemein Versicherung Rücklagenbildung „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 Für Extreme Wetterereignisse: Einheitliche Gefahren-Warnungen Gute Kommunikationsstrategie 16 8 Wirtschaftliche Aspekte Energie: Heiz- und Kühlgradtage Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Jahressummen 1981/90: 3171 HGT 2041/50: 2548 HGT Wien (171m) Heizgradtage (20/12) Heizgradtage 2041/50 Erwartete Abnahme 1981/90 - 2041/50 Heizgradtage 2041/50 800 800 700 700 600 600 500 500 400 400 300 300 200 200 100 Erwartete Abnahme 1981/90 - 2041/50 100 0 0 Jan Feb Mär Apr Mai Kühlgradtage 1981/90 Kühlgradtage (18,3/18,3) Jahressummen 1981/90: 3873 HGT 2041/50: 3144 HGT Lienz (668m) Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Erwartete Zunahme 1981/90-2041/50 Feb Mär Apr Mai Jun Kühlgradtage 1981/90 160 160 120 120 80 80 40 Jul Aug Sep Okt Nov Dez Erwartete Zunahme 1981/90-2041/50 40 0 0 Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Jahressummen 1981/90: 202 KGT 2041/50: 438 KGT Nov Dez Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahressummen 1981/90: 59 KGT 2041/50: 178 KGT Qu.: Prettenthaler et al. (2007) „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 17 Wirtschaftliche Aspekte Energie: Heiz- und Kühlgradtage Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Endenergie für Raumwärme Wohnungsdichte und Heizenergiebedarf 20.000 klimabedingte Abnahme 1981/90 bis 2041/50 18.000 Endenergie für Raumwärme 2041/50 16.000 14.000 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0 <10 10 bis 99 100 bis 999 >999 Anzahl der Wohnungen pro km_ 1) Höhenlage 2) Einfamilienhäuser vs. Mehrfamilienhäuser „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 Qu.: Prettenthaler et al. (2007) 18 9 Wirtschaftliche Aspekte Energie: Heiz- und Kühlgradtage Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Seehöhe 1600 1400 HGT 1981/90 1400 KGT 1981/90 1200 HGT 2041/50 1200 KGT 2041/50 Seehöhe (in m) Seehöhe (in m) 1600 1000 800 600 1000 800 600 400 400 200 200 0 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 0 100 200 300 400 500 600 Kühlgradtage (18,3/18,3) Heizgradtage (20/12) Sowohl HGT als auch KGT verschieben sich um etwa 300 Höhenmeter Mehr als die Hälfte der Österreicher wohnt unter 400 Meter Seehöhe!! Qu.: Prettenthaler et al. (2007) „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 19 Wirtschaftliche Aspekte Energie: Kühlgradtage Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Durchschnittliche Kühlgradtage Wohnungsdichte und Kühlgradtage 450 Zunahme 1981/90 bis 2041/50 400 KGT 1981/90 350 300 250 200 150 100 50 0 <10 <100 <1000 Anzahl der Wohnungen pro km_ >=1000 Qu.: Prettenthaler et al. (2007) KGT der Niederungen (ohne Bevölkerungsgewichtung): 1981/90: 95; 2041/50: 231 KGT der Niederungen (mit Bevölkerungsgewichtung): 1981/90: 137; 2041/50: 315 Annahme Kühlenergiebedarf proportional zu KGT: Faktor 2,35!! Penetrationsrate, Effizienz der eingesetzten Geräte, gesetzliche Vorgaben etc. „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 20 10 Wirtschaftliche Aspekte Verkehr Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Auswirkungen im Verkehrswesen Winter: Abnahme von Frost- und Eistagen Sommer: Hitzetage Unfälle (Temp >320C: +22% (Stadt), >370C: +33%), Schäden an Infrastruktur Temperaturzunahme: Erhöhung Gefahr Ozon-Episoden Allg. Extremereignisse: Unterbrechung Verkehrssystem (Produktion, Tourismus), Schäden Verkehrs-Infrastruktur Niedrigwasser / Hochwasser – Schifffahrt „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 21 Wirtschaftliche Aspekte Verkehr Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Auswirkungen über das Verkehrswesen Steigende Mobilitätskosten im MIV => Zukunft Stadt “The end of suburbia” Zusammenspiel von Anpassung und Emissionsminderung Grünraum - als Strategie der Wärmeinsel entgegenzuwirken - sichert attraktive Fußläufigkeit versus (Wärme-Insel-bedingtes) Abwandern öffentliche Verwaltung und Industrie Unattraktivität => ökon. Bedingungen schlechter => Kriminalität „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 22 11 Wirtschaftliche Aspekte Verkehr Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Derzeit straßenverkehrsfördernde Maßnahmen (kontraproduktiv) [insgesamt 5% des BIP] Bauordnung Wohnbauförderung Raumordnung Kilometergeld Straßeninfrastruktur Unfallfolgekosten aus allgem. Sozialversicherung Verkehrsflächen grundsteuerbefreit Behebung „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 23 Wirtschaftliche Aspekte Wirtschaft Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Wirtschaft = Überlebens-Sicherungssystem (Grund-)Bedürfnisse – „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 Behausung Nahrung Zugang (Mobilität) 24 12 Wirtschaftliche Aspekte Wirtschaft im Klimawandel Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) CO2 e Konzentration in der Atmosphäre 800 700 600 fossile Reserven 2050 (-25% Emissionen) 2050/2035 2050 (-70% Emissionen) 2006 1750 500 parts per million (ppm) 400 CO 2e 300 200 100 0 ppm CO2e „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 25 Wirtschaftliche Aspekte Infrastruktur Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Extreme Wetterereignisse: Erhöhter Reparatur/Wartungsbedarf Infrastruktur (Verkehr, Wohnen) im privaten Bereich: Erhöhung Versicherungsprämien => Mieten/Betriebskosten „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 26 13 Wirtschaftliche Aspekte Vulnerabilität und Anpassung Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Top-down approach Global World development Global greenhouse gases Global climate models Regionalisation Impacts Climate adaptation policy Vulnerability (social) Vulnerability (physical) Local Adaptive capacity Indicators based on: Economic resources Technology Infrastructure Information & skills Institutions Equity Bottom -up approach Past Present Future „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 Qu.: Carter (2007) 27 Wirtschaftliche Aspekte Karl Steininger (WegCenter/UniGraz) Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit! „Klima : Wandel – Strategie : Anpassung“ EU Umweltbüro, Wien, 19. November 2007 28 14