KOLLOQUIUM PHILOSOPHIE Prof. Dr. Carleton B. Christensen (Australian National University, Canberra) Zum Zusammenhang von Mensch, Natur und Entfremdung in Marx´ ÖkonomischPhilosophischen Manuskripten Vortrag im Rahmen des Kolloquiums Philosophie Abstract Im Rahmen meiner Bemühungen um eine Rehabilitierung des Marx’schen Entfremdungsbegriffs rekonstruiere ich eine These, die Marx offensichtlich als wesentlich für diesen Begriff betrachtet, die aber ausgesprochen rätselhaft ist: dass der Mensch ein „Gattungswesen“ ist, das als solches die eigene Gattung und die Gattungen der übrigen Dinge zum Gegenstand macht. Zu diesem Zweck ziehe ich den formalen Begriff der „Existenz“ bei Heidegger heran. Auf der Basis dieser Interpretation erläutere ich dann den Naturbegriff bei Marx und zeige u.a., dass das, was bei Marx „Natur“ heißt, völlig verschieden ist von dem, was Descartes und der heutige Naturalismus unter „Natur“ verstehen. Zum Schluss versuche ich, allerdings nur skizzenhaft, plausibel zu machen, dass, nur wenn man Gattungswesen und Natur im Marx’schen Sinne auffasst, man verständlich machen kann, wie die kapitalistische Lohnarbeit eine Form der „Entäußerung“ des menschlichen Wesens ist, an deren Ende das Arbeitsprodukt dem Arbeiter „fremd“ gegenübersteht. Zur Person Carleton B. Christensen studierte Philosophie zunächst an der Latrobe University in Melbourne, Australien. Er setzte sein Studium an der Goethe-Universität, in Frankfurt am Main fort. Nach dem Erwerb des M.A. promovierte er 1990 bei Karl-Otto Apel und Jürgen Habermas mit einer Arbeit über Searles Theorie der Sprechakte. Nach einem Forschungsstipendium an der Universität von New South Wales, lehrte er zunächst von 1993 bis 2000 an der Australian National University (ANU) in Canberra (Australien), anschließend bis 2007 an der Universität von Sydney. 2008 kehrte Christensen an die ANU zurück. Vor kurzem ließ er sich in den vorzeitigen Ruhestand versetzen, um sich ganz der Forschung und der Publikationstätigkeit zu widmen. Christensens Arbeit gilt primär der Deutschen Philosophie des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, mit dem Schwerpunkt in der Phänomenologie Husserls und Heideggers. Er forschte aber auch zu Descartes, Kant, Hegel, Marx, der Kritischen Theorie und der Hermeneutik (Gadamer). Gebiete, auf denen Christensen insbesondere in den letzten 10 Jahren intensiv gearbeitet hat, sind die Philosophie der Technik, die Umweltphilosophie und die Philosophie der Nachhaltigkeit. Geschult in analytischer Philosophie hat er sich in letzter Zeit intensiv mit dem Problem der Indexikalität und der Subjektivität beschäftigt. Wann? Donnerstag, den 14. Juli 2016 ab 18:15 Uhr Wo? Pausenhalle des Philosophischen Instituts, Eilfschornsteinstraße 16, 52062 Aachen KOLLOQUIUM PHILOSOPHIE Veröffentlichungen Bücher • • Language and Intentionality: A Critical Examination of Searle’s Theory of Speech Acts, Würzburg: Königshausen & Neumann, 1991 Self and World: From Analytic Philosophy to Phenomenology, Berlin and New York: Walter de Gruyter, 2008 Aufsätze (Auswahl): • • • • • • • • • • • • ‘Two Kinds of Economy, Two Kinds of Self—Toward More Manageable, Hence More Sustainable and Just Supply Chains’, in Human Ecological Review, Vol. 21, No.2 (2015), pp.321 ‘Sustainability and Sustainable Development: Philosophical Distinctions and Practical Implications’, co-authored with Donald Hector and James Petrie, in Environmental Values, Vol. 23, No.1 (2014), pp.8-28 ‘Human Ecology as Philosophy’, in Human Ecological Review, Vol. 20, No.2 (2014), pp.3150 ‘The Horizonal Structure of Perceptual Experience’, in Logical Analysis and History of Philosophy/Philosophiegeschichte und Logische Analyse, Vol. 16 (2013), edited by Uwe Meixner and Albert Newen, pp.109-141 ‘The World’, in Routledge Companion to Phenomenology, edited by Sebastian Luft and Søren, Overgaard, London and New York: Routledge, 2011, pp.211-221 ‘Is a radical ecopolitics secular and how might it be?’, in Politics and Religion in the New Century: Contemporary Perspectives, edited by Philip Quadrio and Carrol Besseling, Sydney University Press, 2009, pp.291-325 ‘What are the Categories in Sein und Zeit? Brandom on Heidegger on Zuhandenheit’, in European Journal of Philosophy, Vol. 15, August, No. 2, 2007, pp.159-185 ‘Nichts Neues unter der Sonne: Bewußtsein und Selbstbewußtsein bei Paul Natorp’, in KantStudien, Vol. 98, No. 3, September, 2007, pp.372-398 ‘Wie Man Gedanken und Anschauungen zusammenführt: Eine Rekonstruktion von Mind and World’, in Deutsche Zeitschrift für Philosophie, Vol. 48, No. 6, December, 2000, pp.891-914 ‘Escape from Twin Earth – Putnam’s “Logic” of Natural Kind Terms’, in International Journal of Philosophical Studies, Vol. 9, 2001, pp.123-150 ‘What does (the young) Heidegger mean by the Seinsfrage?’, in Inquiry - An Interdisciplinary Journal of Philosophy, Vol. 42, No.3-4, November, 1999, pp.411-438 ‘Meaning Things and Meaning Others’, in Philosophy and Phenomenological Research, Vol. 57, No. 3, September, 1997, pp.495-522 Wann? Donnerstag, den 14. Juli 2016 ab 18:15 Uhr Wo? Pausenhalle des Philosophischen Instituts, Eilfschornsteinstraße 16, 52062 Aachen