augenerkrankungen beim Wild

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Tierarzt
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Vorarlberger Jagd
der Tierarzt berichtet
Augenerkrankungen beim Wild
Dr. Norbert Greber, Landesveterinär
Im vergangenen Sommer
erhielt die Veterinärabteilung zweimal über Hegeabschüsse Kenntnis von
Augenverletzungen bzw. Erblindungen beim Rehwild.
Die bekannteste Augenkrankheit beim Wild ist die
Gamsblindheit, doch auch
bei anderen Wildtieren treten Veränderungen am Auge
auf, sodass hier versucht
werden soll, einen Überblick
über die Thematik zu geben.
oft sekundär mit bakteriellen
Erregern infiziert werden,
bietet sich dem Betrachter
im fortgeschrittenen Stadium dasselbe Bild wie bei
einer Entzündung. Eine Unterscheidung ist somit nicht
ohne weiteres möglich. Ein
Charakteristikum ist allerdings wichtig: Verletzungen
treten meist einseitig auf, Entzündungen eher beidseitig.
Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen Augenverletzungen und Augenentzündungen. Da Verletzungen
Beim männlichen Wild entsteht eine solche oft als Folge
einer Kampfhandlung. Bei
beiden Geschlechtern ist eine
Verletzungen können entweder die Augenlider betreffen
oder gleich den ganzen Augapfel. So lange das Lid nur
äußerlich verletzt ist, heilt der
Defekt normalerweise aus.
Wenn auch die Konjunktiva,
also die Bindehaut, die das
Lid innen auskleidet, durchtrennt wird, dann entsteht
insbesondere bei Verletzungen des Unterlides ein Folgeproblem: Der Tränensee rinnt
aus, die Hornhautoberfläche,
die ständig feucht gehalten
Foto: Wikipedia
Verletzung
Verletzung möglich durch
Anrennen an spitze Gegenstände, z.B. auf einer Flucht.
Querschnitt durch das Auge: der Blick vor vorne gibt bei der Betrachtung des Auges beim Tier nur die Hornhaut frei. Durch die durchsichtige Hornhaut sieht man den farbigen Teil des Auges, die Iris oder Regenbogenhaut. Sie begrenzt das Sehloch, die Pupille. Da der Augenhintergrund dunkel ist, sieht die Pupille schwarz
aus. Blickt man in ein menschliches Auge, sieht man neben der durchsichtigen Hornhaut auch die undurchsichtige Sklera oder Lederhaut, welche weiß ist. Wird der Augenhintergrund durch eine Lichtquelle beleuchtet,
wird das Licht beim Tier reflektiert und der Hintergrund erscheint hell. Beim Menschen fehlt die reflektierende
Schicht im Augenhintergrund und man sieht durch die vielen Blutgefäße in der Netzhaut nur eine rote Farbe.
werden muss, trocknet aus
und als Folge entsteht eine
Hornhautentzündung.
Wichtig ist, dass in jedem
Stadium der Augenerkrankung eine Heilung möglich
ist. Heilt die Hornhautentzündung wieder ab, nachdem
sich im Anschluss an eine
Lidverletzung dieses wieder
durch eine Narbe verschlossen hat, bleibt vorerst eine
Trübung zurück, die sich aber
allmählich wieder aufhellt.
Schreitet die Entzündung
der Hornhaut fort, oder ist
die Hornhaut direkt von der
Verletzung betroffen, ist die
Folge davon oft eine Entzündung der Hornhaut (geschwürige Veränderung) und
dadurch ein Durchbrechen
der vorderen Augenkammer,
sodass das Kammerwasser
austritt (Ausrinnen des Auges).
Selbst in diesem Stadium ist
eine Ausheilung möglich.
Durch das Ausrinnen des
Kammerwassers fällt der farbige Teil des Auges, die sogenannte Regenbogenhaut (Iris)
vor und kann dadurch wie ein
Vorhang den Hornhautdefekt
schließen. Wenn anschließend
die Hornhaut wieder heilt,
bleibt bei so einem Auge eine
charakteristische Verzerrung
der Pupille zurück (vordere
Synechie). Greift die Entzündung aber in diesem Stadium
auf die inneren Medien des
Augapfels über, spricht man
von einer inneren Augenentzündung
(Panophthalmie),
deren Folge meistens ein vollständiges Erblinden ist.
Entzündung
Für das Angehen einer Entzündung bei einem bis dahin ungeschädigten Auge
braucht es jedenfalls eine ent-
Tierarzt
November / Dezember 2012
sprechende Infektionsdosis,
also die Übertragung einer
großen Menge Krankheitserreger. Dies wird am ehesten realisiert durch direkten
Kontakt mit einem infizierten
Tier, oder durch die Übertragung mittels Insekten. Dadurch, und möglicherweise
auch durch eine Vorschädigung durch das UV-Licht der
Sonne, treten infektiöse Hornhautentzündungen meistens
im Sommerhalbjahr auf. Da
die Infektion in der Regel die
Bindehaut
(Konjunktivitis)
und die Hornhaut (Keratitis)
betrifft, spricht man von einer
infektiösen Keratokonjunktivitis, abgekürzt IKK.
Bei der IKK werden vier Stadien unterschieden:
• Erstes Stadium: verstärktes Blinzeln, Lichtscheue,
Tränenfluss.
• Zweites Stadium: Trübung
der Hornhaut, Einsprossung von Gefäßen vom
Rand her.
• Drittes Stadium: Schleimig, eitrige Entzündung,
deutlicher Tränenfluss mit
Bildung einer Sekretrinne, deutliche Trübung der
Hornhaut.
• Viertes
Stadium:
Geschwürige Veränderung
mit Durchbrechen der
Hornhaut und Ausrinnen
des Kammerwassers (siehe
oben bei Verletzung).
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Es ist immer wieder beobachtet worden, dass insbesondere die IKK während des
Alpsommers von Schafherden auf Gams- und Steinwild
übertragen wird. Bei Rehund Rotwild ist die IKK kaum
bekannt.
Möglicherweise
spielt hier der Lebensraum
eine Rolle. Durch den Aufenthalt im Wald gibt es weniger Probleme mit einer UVSchädigung des Auges bzw.
der Bindehäute wie bei jenen
Wildarten, die ob Holz leben.
Vielleicht handelt es sich aber
auch um eine artspezifische
Empfindlichkeit bei Gams
und Steinwild.
Vorgangsweise bei
Feststellung
Augenverletzungen oder Entzündungen, als deren Folge
eine deutliche Sehbehinderung zurück bleibt, sind immer ein Grund für einen Hegeabschuss. Erkennbar ist die
Erblindung daran, dass sich
die Tiere nur ungern, bzw.
möglichst wenig bewegen.
Wenn sie sich bewegen, dann
erfolgt die Bewegung unsicher. Erblindete Tiere sind
in der Regel von der Herde
abgesondert, oder sie orientieren sich auffällig an einem
anderen Tier und folgen diesem auf Schritt und Tritt.
Bei längerem Bestehen sieht
man als Folge oft eine deutli-
Erblindeter Rehbock, erlegt von Mario Wiesbauer in Sibratsgfäll West.
che Abmagerung, so dass das
Wildbret nicht mehr zu verwerten ist.
Bei der infektiösen Keratokonjunktivitis ist auch noch
die Ansteckungsfähigkeit als
Begründung für einen Hegeabschuss zu berücksichtigen.
Es ist allgemein anerkannt,
dass Tiere mit einer Erkrankung im Stadium 3 und 4 zu
erlegen sind.
Literatur: Deutz. Wildkrankheiten, Hundekrankheiten, Zoonosen; Leopold Stocker Verlag.
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