Steckt hinter der Störung des Sozialverhaltens häufig eine komplexe

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Steckt hinter der Störung des
Sozialverhaltens häufig eine komplexe
Traumafolgestörung?
Argumente für diese These
Pro und Contra Debatte
XXXV. DGKJPP Kongress Ulm
Marc Schmid, Ulm, 23. März 2017
Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch | 28.03.2017
1
Einleitung
«Die «Erwachsenen» beschäftigen sich zu
wenig mit den Problemen, die Jugendliche
haben, und zu viel mit den Problemen, die
Jugendliche machen.»
Ute Claas, Deutsche Kriminologin
http://www.phpresource.de/forum/attachments/outorder/2455d1181334360-na-toll-na-toll.jpg
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2
Gliederung
Meine Argumentationslinie? - 1
›
Epidemiologie und Ätiologie
› ACE und Beziehungstraumata als Risikofaktor für eine SSV
› Wie häufig sind ACE und traumatische Erlebnisse bei einer SSV?
› Störung des Sozialverhaltens als Risikofaktor für traumatische
Erlebnisse
›
Die Diagnose einer Störung des Sozialverhaltens ist wenig
handlungsleitend - ätiologische Modelle greifen zu kurz.
›
Psychotraumatologie kann hohe und wechselnde Komorbidität der SSV
erklären.
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3
Gliederung
Meine Argumentationslinie? - 2
›
Symptomkomplexe der Störung des Sozialverhaltens aus Perspektive der
Psychotraumatologie - neurobiologische Forschung
›
Nutzen der Traumaperspektive
› Traumasensibilität erleichtert pädagogischen und therapeutischen
Zugang
› Perspektivenwechsel: Gute Gründe für Regelverletzungen und
Aggression - schützt vor Sanktionseskalationen
› Fördert Kontinuität in der interdisziplinären Hilfeplanung
› Studien zur Traumatherapie sind ermutigend
› Zusammenfassung, Schlussfolgerungen und Diskussion
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4
Trauma und Störung des Sozialverhaltens
Psychosoziale Belastung spielt bei keinem anderen …
›
Bei kaum einem anderen kinder- und jugendpsychiatrischen
Krankheitsbild spielen Sozialisationsbedingungen eine ähnlich bedeutsame
Rolle wie bei der Entwicklung einer externalisierenden Störung:
› Relative Armut und soziales Umfeld (Costello et al., 2003; Schlack
et al, 2012; Ravens-Sieberer et al., 2012)
› Delinquenz in der Familie (Jaffee et al., 2006; Farrington & Crago,
2016)
›
Der recht unmittelbare Einfluss von ungünstigen Erziehungspraktiken auf
die Entwicklung einer Störung des Sozialverhaltens wurde vielfach
repliziert (Überblick bei Petermann & Petermann, 2013; Eigenheer et al.,
2015).
›
Zunehmende Diskussion, inwiefern diese Zusammenhänge mittels der
Psychotraumatologie erklärt und in der Behandlungsplanung beachtet
werden sollte (Harris et al., 2004; Steiner et al., 2004; Hensel, 2006;
Schmid, 2008, 2010, 2012).
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Was ist ein Trauma?
Kampf und Flucht sind Reaktionen auf Bedrohung
Traumatisches Lebensereignis
Extreme physiologische
Erregung
Flucht
Freeze
Fight
Traumasymptome
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6
Trauma und Störung des Sozialverhaltens
Assoziation mit aggressivem Verhalten
›
Traumatische Erfahrungen haben Einfluss auf viele Faktoren ,die schwere
Gewalttaten begünstigen (Appetitive Aggression, Substanzkonsum, geringe
soziale Teilhabe) - Aggression als sinnvolle Überlebensstrategie in chronisch
bedrohlichen Umwelten (Sommer et al., 2017; Hinsberger et al., 2016).
›
Externalisierende Symptome dominieren bei ehemaligen Kindersoldaten –
PTBS-Symptome entstehen oft erst in überdauernder leben in Sicherheit (Ertl
et al., submitted).
›
Durch die Mütter berichtete körperliche Kindesmisshandlung ist mit
antisozialem Verhalten im Lehrerurteil assoziiert (Jaffee et al., 2004).
›
Traumatische Erlebnisse in der Familie und posttraumatische Symptome
führen zu aggressivem Verhalten bei Schulkindern (Ozkol et al., 2010).
Körperliche Disziplinierung führt zu geringer schulischen Teilhabe (Hecker et
al., 2016).
›
In längsschnittlichen Untersuchungen entwickeln misshandelte und
vernachlässigte Kinder am häufigsten eine Störung des Sozialverhaltens.
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7
Welche Diagnosen entstehen nach Kindheitstrauma?
Opfer von körperlicher und sexueller Gewalt
Die Kinder bekamen im Durchschnitt 2,8 verschiedene
Diagnosen
Trennungsangst/Überängstlichkeit
59 %
Störung des Sozialverhaltens/
Oppositionelles Verhalten
57 %
Phobien
36 %
PTBS
36 %
ADHS
29 %
Ackermann et al. (1998)
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Welche Störungen entstehen nach Kindheitstrauma?
Störungen des Sozialverhaltens sind am häufigsten!
%
60
N = 1400
50
40
Irgendeine Diagnose
30
Angststörung
20
Depressive Störung
10
Störung des
Sozialverhaltens
0
Copeland et al. 2007
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9
Trauma und aggressives Verhalten
Die Zusammenhänge sind extrem stark
›
Das relative Risiko von Jugendlichen (MW = 15, 5 Jahre, N >6000)
gewalttätiges Verhalten zu zeigen steigt, wenn diese von traumatischen
Erlebnissen und PTBS-Symptomen im UCLA-RI berichten, erheblich an (OR
male = 7,9 , OR female = 5,5 (Aebi et al. 2017).
›
Durch die Mütter berichtete körperliche Kindesmisshandlung ist mit
antisozialem Verhalten im Lehrerurteil assoziiert (Jaffee et al., 2004).
›
Deutliche Assoziation zwischen Misshandlung in der Kindheit und der
Entwicklung einer Störung des Sozialverhaltens im Jugendalter (OR = 2.44.7) (Afifi et al., 2011).
›
Extrem hohe Prävalenzraten (50-95%) von traumatischen Lebensereignissen
und Kindesmisshandlung bei jugendlichen Straftätern (Plattner et al., 2003,
2011; Bieneck & Pfeiffer, 2012; Steinlin & Schmid 2013).
›
Viele Studien sowie ein strukturiertes Review von Bernhard et al. (2016) mit
19 Studien zeigen sowohl hohe Prävalenzraten von traumatischen
Erfahrungen als auch von PTBS.
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Häufigkeit von traumatischen Erlebnissen bei SVV
Traumatische Erlebnisse eher die Regel…
SSV und Exposition Trauma (m/f)
100%
Prävalenz Exposition Trauma
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
Reebeye 2000, n=65
(Klinisch Kinder/Jugend)
current prevalence
Wassermann 2011, n=9611
(Jugendliche Straftäter)
lifetime prevalence
Greger 2015, n=335
(Hochrisiko Population)
point prevalence (last 3
months)
Afifi 2011, n=34653
(Erwachsene)
lifetime prevalence
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11
Prävalenz von PTBS bei Kindern und Jugendlichen mit SSV
(Bernhard, Martinelli, Ackermann, Saure & Freitag, 2016)
60%
50%
Prävalenz
40%
weiblich
30%
männlich
Gesamt
20%
10%
0%
Burket 1995, n=25
Reebye 2000, n=65
Illomäki 2012, n=155
Connor 2007, n=53
Metaanalyse Bernhard
2016, n=298
Studien
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12
Prävalenz von traumatischen Lebensereignissen
MAZ.-Stichprobe: Heimjugendliche in der Schweiz
100,0%
87,1% 86,3%
90,0%
80,0%
80,0%
69,4%
70,0%
64,2%
56,5%
60,0%
50,0%
40,0%
30,0%
20,0%
10,0%
4,0%
0,0%
irgendein Trauma
Total (n=414/480)
interpersonelle Traumata
SSV (n=124/144)
0,0%
3,9%
ABR/PTBS
strafrechtl. (n=95/102)
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13
Erfahrungen häuslicher Gewalt in der Kindheit und
durchschnittliche Anzahl an verurteilten Gewalt- und
Eigentumsdelikten nach der MAZ.-Untersuchung (N=457)
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14
Mehrere Erklärungen für Relevanz der Psychotraumatologie
SSV bedeutsamer Risikofaktor für traumatische Erfahrungen
›
›
›
›
Das relative Risiko eines erneuten traumatischen
Erlebnisses ist für Jugendliche mit einer SSV
wesentlich erhöht (OR=2,7 3.34)
(Konen et al., 2015; Afifi et al., 2011).
›
Symptomatik führt auch zu
innerfamiliären Eskalationen,
höheres Misshandlungsrisiko für
Kinder mit ADHS/ODD.
Opfer von Gewalterfahrungen in
der Peergruppe und bei
Konflikten mit anderen „Gangs“.
Erfahrungen von (sexueller)
Gewalt beim „auf die Kurve
gehen“.
Traumatisierung durch eigene
schwere Gewalttaten oder
Mittäterschaften
……………………………….
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15
Störung des Sozialverhaltens
(K)eine handlungsleitende Diagnose?
›
Eine Störung des Sozialverhaltens ist eigentlich nur eine Auflistung von
problematischen Verhaltensweisen.
›
Psychopathologische Symptome im engeren Sinne werden innerhalb der
Diagnose kaum abgebildet (Wertschätzung?!, therapeutische
Ansatzpunkte?).
›
Jede/r gute PsychotherapeutIn wird sehr genau explorieren, was die
Auslöser und aufrechterhaltenden Bedingungen der besorgniserregenden Verhaltensweisen sind und welche sozio-emotionalen oder
strukturellen Fertigkeiten der Selbstregulation spezifisch gefördert
werden müssen.
›
Viele dieser Fertigkeiten werden auch explizit in ätiologische Modelle zur
Entstehung von aggressivem Verhalten einer Störung des
Sozialverhaltens eingebracht. Aber wo kommen diese denn her?
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16
Ätiologische Modelle der SSV beschreiben das Richtige
Die Modelle erklären aber die Ursachen kaum
Biologisch determinierte
Kapazitäten des Kindes
Erfahrungsbasis des
Kindes
Soziale Reize
1. Kodierungsprozess – Informationsverarbeitung
2. Repräsentationsprozess – Interpretation
3. Reaktionssuchprozess - Repertoire an Reaktionen
4. Reaktionsauswahlprozess - Verhaltenshemmung Antizipation von Konsequenzen - Entscheidung
5. Ausführungsprozess - soziale Fertigkeiten - Modelle
Dodge et al. 1986 adaptiert
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17
Ätiologische Modelle der SSV beschreiben das Richtige
Die Modelle erklären aber die Ursachen kaum
Biologisch determinierte
Kapazitäten des Kindes
CAVE !
Erfahrungsbasis des
Kindes
Soziale Reize
1. Kodierungsprozess – Informationsverarbeitung
2. Repräsentationsprozess – Interpretation
Verniedlichung !
3. Reaktionssuchprozess - Repertoire an Reaktionen
4. Reaktionsauswahlprozess - Verhaltenshemmung Antizipation von Konsequenzen - Entscheidung
5. Ausführungsprozess - soziale Fertigkeiten - Modelle
Dodge et al. 1986 adaptiert
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18
Störung des Sozialverhaltens
Die ätiologischen Modelle sind oft nicht zu Ende gedacht
›
Fast alle ätiologischen Modelle und Therapiemanuale zur Behandlung
einer Störung des Sozialverhaltens setzen bei unterentwickelten sozioemotionalen Fertigkeiten oder Entwicklungsdefiziten an (z.B. Petermann
& Petermann, 2012, 2012; Götz-Dorten & Döpfner, 2010; Grassmann &
Stadler, 2008; Glick & Goldstein, 1987).
›
Die Fertigkeiten sind sehr klug gewählt und daraus lassen sich auch für
traumatisierte Kinder und Jugendliche sinnvolle und potentiell
wirkungsvolle Interventionen ableiten.
›
Die Modelle können aber oft nicht ausreichend gut erklären, wo diese
Defizite herkommen bzw. wie diese entstanden sind. Sie vermeiden diese
Erklärungen tendenziell und bleiben teilweise an der Oberfläche.
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19
Störung des Sozialverhaltens und Selbstregulation
Psychotraumatologie beschreibt die gleichen Phänomene!
Psychopathologische
Symptome
Psychotraumatologie
Alle Probleme sind
eindeutig mit ACE und
traumatischen
Erfahrungen assoziiert!
Soziale
Informationsverarbeitung
Emotionswahrnehmung
Emotionsregulation
Frustrationstoleranz
Selbstwirksamkeit in sozialen
Interaktionen
Geringerer Selbstwert –
Probleme/Defizite in vielen
Entwicklungsbereichen
Chronische Überregung
Störung des
Sozialverhalten
Wenig Erklärungen zur
Ätiologie der unterentwickelten Fertigkeiten!
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20
Störung des Sozialverhaltens
Die ätiologischen Modelle sind oft nicht zu Ende gedacht
›
Die TherapeutInnen werden nicht explizit aufgefordert, belastende
Lebensereignisse in die Psychoedukation aufzunehmen, obwohl eigentlich
klar ist, dass die psychosoziale Lerngeschichte von besonders belastenden
Erlebnissen geprägt ist (Fosha et al., 2009; Wendisch, 2015).
›
Ohne adäquate Beachtung der Biographie wird die Chance vertan, dieses
Wissen in das Fallverständnis die Psychoedukation einzuweben und diese
noch stärker zu individualisieren.
›
Auch die Möglichkeit, Problemverhalten früh in einen anderen
wertschätzenden und ressourcenorientierten Kontext zu stellen und
dadurch die therapeutische Beziehung zu stärken, verstreicht ungenutzt.
›
Die Symptome und das Problemverhalten bleiben das Ergebnis von
persönlichen Defiziten in der Verhaltensregulation.
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21
Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung
Vorschlag für ICD-11
(Cloitre et al., 2013;
Maercker et al., 2013)
Emotionsregulation
PTBS
Selbstbild/
Selbstwertregulation
Probleme mit
Beziehungen
und
Interaktionen
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22
Biologische Faktoren
Genetik, prä- und perinatale
Risikofaktoren
Soziale
Wahrnehmung
weniger
soziale
Kompetenzen
PTSD:
Hyperarousal,
Intrusionen,
Vermeidung
Störungen
der
Empathiefähigkeit
Mentalisierung
Bindungsstörung
Störungen
der Interaktion
Störung der
Impulskontrolle
Selbstregulation
Stresstoleranz
Invalidierende,
vernachlässigende
Umgebung
Typ-II-Traumata
Selbstwert, Gefühl d.
Selbstunwirksamkeit
kognitive Schemata
Dissoziationsneigung/
Sinneswahrnehmung
Schmid (2008)
Störung der
Emotionsregulation
Störungen des
Körperselbst
Körperwahrnehmung
Somatisierung
Störung der
exekutiven,
kognitiven
Funktionen
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23
Trauma und Selbstregulationsprobleme
Nachweise für Auswirkung von ACE auf Selbstregulation
Für alle Selbstregulationsprobleme gibt es Belege für einen engen
Zusammenhang mit belastenden Lebensereignissen aus mehreren - sehr
sehr vielen hochkarätigen Studien!
›
›
›
›
›
›
Emotionsregulation: Cloitre et al., 2005; Young & Widom, 2014; Cicchetti,
2016; Ehring & Quack, 2010; Barnow, 2015; Shepard & Wild, 2014;
Überblick Schmid, 2013; etc.
Impulsivität und reaktive Aggression: Cullerten-Sen et al., 2008; Maughan &
Cicchetti, 2002; Shafti et al., 2009; Blomeyer et al., 2008; Schmidt & Laucht,
2008; etc.
Entwicklungsdefizite und exekutive Funktionen: Beckett et al., 2007; Colvert
et al., 2007; Rutter, 2007; De Bellis, 2014; Beer & De Bellis, 2002; Kindler,
2016; Eusers et al., 2013; etc.
Selbstinsuffizienz und Selbstwertregulation: Kim & Cicchetti, 2003; Kim et
al., 2009; Widom et al., 2008; Nilsson et al., 2015; Oshri et al., 2017; GaskinWasson et al., 2017; etc.
Interpersonelles Misstrauen und soziale Wahrnehmung: van Reemst et al.,
2016; Barnow et al., 2009; Pollak et al., 2003; Pollak, 2015; …..
Etc.
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24
Pollak et al. 2003,
……
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32
Halt!
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33
Ärger / Wut
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34
Selbstregulation und soziale Teilhabe
Bester Prädiktor für Legalprognose und soziale Teilhabe
›
Mehrere Untersuchungen zeigen folglich, dass Selbstregulationsprobleme
sehr deutlich auf maladaptives Erziehungsverhalten und die
wiederkehrenden interpersonellen traumatischen Erfahrungen
zurückzuführen sind (van der Kolk, 1996; Moffitt et al., 2012; Cecil et al.,
2012; Marusak et al., 2015; Young & Widom, 2014; Cicchetti, 2013, 2016).
›
Selbstregulationskompetenzen sind ein hervorragender Prädiktor für eine
gesunde und prosoziale Entwicklung (Moffitt et al., 2011, Schönfeld et al.
2017) und eine gute soziale Teilhabe.
›
Soziale Teilhabe, oder zumindest die Chance darauf, ist für die Behandlung
von Jugendlichen mit einer Störung des Sozialverhaltens essentiell - man
kann eine Störung des Sozialverhaltens nur behandeln, wenn die
Betroffenen etwas zu verlieren oder zumindest zu gewinnen haben.
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35
Verschiedene Wege zum aggressiven Verhalten
Unterschiedliche sozio-emotionale Fertigkeiten beteiligt
Blair, 2013
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36
Modell der Affektregulation
Stimulus
Wahrnehmung
Emotionale
Sensibilität
Amygdala
Arousal
Initiale emotionale
Reaktion
Stressachse
Implizite Regulation
Bewertung
Attentionaler Bias
Antizipation von ReizReaktionsKontingenzen
Explizite Regulation
int. Unterdrückung
Finale emotionale
Reaktion
Neubewertung
Lerngeschichte
Herpertz, 2009
Verhalten
Welche Erfahrungen mit Regeln bestehen?
Was passiert bei einer Regelübertretung?
Großhirn: Bewusste
intellektuelle Verarbeitung
und Einordnung in
biographischen Kontext
Blockiert
Reiz
Pädagogische Intervention
Reiz /Verhalten
wird als potentiell
gefährlich
betrachtet
Reptiliengehirn:
Automatismen: Kampf ,
Flucht , Erstarrung (Freeze)
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38
Komorbidität
Störung des Sozialverhaltens hat immer Begleitsymptome
›
Die Störung des Sozialverhaltens tritt fast immer in Verbindung mit anderen
Störungsbildern auf. Über 70% erfüllen Diagnosekriterien für weitere
psychische Erkrankungen (Nock et al., 2011; Merkingas et al., 2010).
›
Das relative Risiko, dass ein/e Jugendliche, die unter einer Störung des
Sozialverhaltens leidet, auch unter weiteren Erkrankungen leidet, ist 0.6-11.6
Mal höher (Copeland et al., 2013).
›
Die Komorbidität von Angststörungen und einer Störung des
Sozialverhaltens wird am besten über traumatische Erlebnisse in der
Vorgeschichte erklärt (Lüdtke et al., 2017).
›
Bei in der Kindheit schwer traumatisierten Menschen wird häufig eine
höhere Komorbidität sowie ein Wechsel der Symptome mit dem
Entwicklungsverlauf beobachtet (Beauchaine & Cicchetti, 2016; Schmid et
al., 2010; Teicher & Samson, 2013, 2016; Kim-Cohen et al., 2006; Copeland
et al., 2015).
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39
Interpersonelle Gewalterfahrungen haben
unterschiedlich schwere Folgen
(Teicher et al., 2006; Teicher & Samson, 2013, 2016)
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40
Trauma-Entwicklungsheteropie
Schmid, Fegert, Petermann (2010)
Bipolare
Störungen im
Kindesalter
Substanzmissbrauch
Affektive Störungen
Störung des
Sozialverhaltens
Emotionale
Störungen
Angststörungen
Bindungsstörungen
Regulationsstörungen
Geburt
Vorschulalter
Störungen der
Persönlichkeitsentwicklung
Selbstverletzung
Suizidalität
ADHS
Oppositionelles
Verhalten

 Traumafolgestörungen + biologische Faktoren
Schulalter
Pubertät
Adoleszenz
Auch die Spezifikationen der SSV helfen nicht
„Early Starter“ sind ebenfalls mit ACE assoziiert
›
„Early Starter“ sind in der Regel sowohl biologisch, aber eben auch
familiär und psychosozial, besonders hoch belastet (Moffitt, 1993;
Moffitt et al., 1996).
›
Kinder, die schon früh mit aggressivem Verhalten auffallen, haben oft
eine defizitäre und nicht ausreichend sensitive Versorgung in ihrer
frühen Kindheit erlebt und weisen daher Bindungsauffälligkeiten, sozioemotionale Probleme und Entwicklungsverzögerungen auf (Shaw et al.,
2001; Kjeldsen et al., 2014; Hay et al., 2016).
›
Viele Kinder mit externalisierenden Symptomen entwickeln später auch
internalisierende Symptome bei geringer sozialer Teilhabe (Copeland et
al., 2009, 2013, 2015; Kim-Cohen et al., 2006).
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42
Auch die Spezifikationen verbessern das Problem nicht
Callous-unemotional traits sind ebenfalls mit ACE assoziiert
›
Limitierte prosoziale Fertigkeiten: Psychopathische Persönlichkeitszüge
sind insbesondere mit sehr frühen vorsprachlichen Traumata assoziiert
(Cima et al., 2008; Craparo et al., 2013; Krischer & Sevecke, 2008;
Dardis et al., 2016; Gobin et al., 2015; Kahn et al., 2013; etc.).
›
Elterliche Sensitivität und Wärme im Erziehungsverhalten beeinflussen
bei Kindern mit CU-traits, ob diese eine SSV entwickeln oder nicht (Wall
et al., 2016; Frick et al., 2013; Silva & Stattin, 2016). Vermutlich
entscheiden die ACE-anhängige Selbststeuerungsfähigkeit und
Bindungsrepräsentationen, wie sich diese CU-traits auswirken.
›
Manche neurobiologischen Reaktionen von Menschen mit
psychopathischen Persönlichkeitszügen lassen sich auch
gut als sehr frühe Adaptation an chronische Belastungen
erklären (Kerig et al., 2012; Kimonis et al., 2016;
von Pollier et al., 2013).
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43
Verständnis der SSV als Traumafolgestörung
Was ändert und nützt das?
1. Perspektivenwechsel: Steigert Motivation, das emotionales Engagement
und die persönliche Verantwortungsübernahmen im psychosozialen
Helfersystem.
2. Gemeinsame Sprache und Falldefinition im psychosozialen
Helfernetzwerk.
3. Wertschätzende Psychoedukation verbessert das Selbstverstehen des
Jugendlichen und liefert wichtige Ansatzpunkte für die gemeinsame
Therapieplanung.
4. Traumapsychotherapeutische Interventionen sind oft indiziert - erste
Studien zeigen eindrückliche Effekte.
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44
Selbststeuerung ist der zentrale Faktor für SVV
Wie Kinder Selbstregulation lernen
» Anfangs werden die Gefühle von
der primären Bezugsperson
organisiert.
» Dann werden die Gefühle mit
Hilfe der Bezugsperson organisiert.
» Und schliesslich kann das Kind
seine Gefühle selbst organisieren.
(Cooper, Hoffman & Powell, 2001)
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45
Störung des Sozialverhaltens als Folge einer hoch
unsicheren Bindungsentwicklung
Ergebnisse mehrerer Metaanalysen
›
Eine aktuelle Metaanalyse von 21 Studien (Theule et al., 2016) zeigte,
dass über 56% hoch unsichere Bindungsrepräsentationen aufweisen (OR
= 3,79 im Vergleich zu Kontrollgruppen).
›
Hoch unsichere Bindungsmuster gehen mit einer schlechteren Prognose
und höheren Delinquenz einher (Theule et al., 2016 ).
›
Hoch unsichere Bindungsrepräsentationen und Symptome von
Bindungsstörung erschweren die therapeutische Beziehungsgestaltung
und müssen beachtet werden. Sie erhöhen das Risiko von
Therapieabbrüchen (Pérez et al., 2011; Byrd et al., 2010; Metaanalyse
von Diener & Monroe, 2011).
›
Bindungsprobleme moderieren den Effekt zwischen traumatischen
Erfahrungen und internalisierenden und externalisierenden psychischen
Störungen (Cicchetti & Doyle, 2016).
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46
Eine Traumasensibilität braucht es, weil…
Ein pädagogisches Dilemma
Gehen kaum
Beziehungen ein
Brauchen
Unterstützung bei
der
Selbstregulation
Dilemma:
Klienten brauchen
Beziehung, um
Selbstregulation
erlernen zu können können aber noch
keine normalen
Beziehungen eingehen
August Aichhorn (1924) spricht in
„Verwahrloste Jugend“ vom „Liebesdefizit“.
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47
Eine Traumasensibilität braucht es, weil…
Ein pädagogisches Dilemma
Gehen kaum
Beziehungen ein
Brauchen
Unterstützung bei
der
Selbstregulation
Dilemma:
Klienten brauchen
Beziehung, um
Selbstregulation
erlernen zu können können aber noch
keine normalen
Beziehungen eingehen
August Aichhorn (1924) spricht in verwahrloste
Jugend vom „Liebesdefizit“.
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48
Eine Traumasensibilität braucht es, weil…
Ein pädagogisches Dilemma
Gehen kaum
Beziehungen ein
Brauchen
Unterstützung bei
der
Selbstregulation
Dilemma:
Klienten brauchen
Beziehung, um
Selbstregulation
erlernen zu können können aber noch
keine normalen
Beziehungen eingehen
August Aichhorn (1924) spricht in verwahrloste
Jugend vom „Liebesdefizit“.
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49
Bindung und Selbstregulation bei traumatisierten Kindern
Ein Lösungsversuch
Gehen kaum
Beziehungen ein
Brauchen
Unterstützung bei
der
Selbstregulation
Lösungsidee:
„Sicherer Ort“
mit
verlässlichen
Beziehungsangeboten
und
korrigierenden
Beziehungserfahrungen
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50
Perspektivenwechsel
Wenn ich traumatisch belastete Jungen/Mädchen sehe…
›
Wenn es durch die Traumaperspektive gelingt, gute Gründe für
problematische Verhaltensweisen zu erkennen und diese als nachvollziehbare
Reaktionen, um sich zu schützen und die Kontrolle zu behalten, zu verstehen,
erleichtert das den therapeutischen und pädagogischen Beziehungsaufbau/erhalt.
›
Sozialpädagogische und agogische Institutionen entwickeln einen längeren
Atem und höhere Haltefähigkeiten, wenn ihre traumatisierten
Heranwachsenden weitere Beziehungsabbrüche zu ersparen.
›
Problemverhalten zu verstehen, bedeutet nicht automatisch, damit
einverstanden zu sein. Verständnis beugt aber Sanktionsexzessen vor!
›
Eine Störung des Sozialverhaltens kann nur erfolgreich behandelt werden,
wenn die Betroffenen etwas verlieren können, das ihnen wichtig ist (das sind
oft Beziehungen zu Menschen, die an sie glauben)!
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51
Traumasensibilität beim Beziehungsaufbau
Chancen für Psychoedukation und Motivationsaufbau
›
Die psychotraumatologische Perspektive auf die Symptomatik erleichtert
den Beziehungsaufbau und die Psychoedukation (Greenwald, 2000). Die
problematischen und oft schambesetzten Verhaltensweisen sind eine
normale Reaktion auf unnormale Erfahrungen.
›
Es ist wichtig, den Wirkfaktor der „Klärung“ von Grawe (2000) in einer
selbstwertstützenden Art („Ressourcenorientierung“) und Weise zu
adressieren. Die Jugendliche beginnen ihr eigenes Verhalten besser zu
verstehen.
›
Die Psychoedukation wird dadurch individualisiert und deutlich
interessanter für die Heranwachsenden. Daraus ergeben sich
passgenaue Ansatzpunkte für Interventionen, was die
Therapiemotivation erhöht.
›
Auch für Eltern kann eine solche Psychoedukation, wenn sie mit der
notwendigen Fachlichkeit und Wertschätzung transportiert wird, sehr
wertvoll und entlastend sein (transgenerationalenWeitergabe,
Mehrgenerationenperspektive).
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52
Wirkung von Traumatherapie bei SVV
Exposition wirkt positiv auf sozioemotionale Fertigkeiten
›
Das MASTR-Manual von Greenwald (2000) verbindet eine jugendgerechte
Motivationsphase und Psychoedukation mit drei EMDR-Sitzungen.
›
Es liegen inzwischen zwei Studien, die das MASTR-Manual im Vergleich zu
einer Kontrollgruppe, vor (Sobermann et al., 2008; Farkas et al., 2010; vgl.
Leenarts et al., 2013). Beide zeigen eine deutliche Regression der SSVSymptomatik.
›
Prinzipiell ließen sich auch andere evidenzbasierte Verfahren der
Verhaltenstherapie (TF-CBT, NET, CP) anwenden (Hensel, 2006; McAmkin,
2010; Ahrens, 2008). Für die narrative Exposure Therapie wurde extra ein
forensisches Modul „FORNET“ entwickelt (Hecker et al., 2015).
›
Inzwischen werden auch vermehrt Fertigkeitentrainings bei
Heranwachsenden mit einer Störung des Sozialverhaltens und forensischen
Settings eingesetzt (Stadler et al., 2017; Prätzlich et al., 2016; Oermann et al.,
2008).
›
Es gibt aber deutliche Hinweise darauf, dass sich die Selbstregulation von
komplex traumatisierten Menschen stärker verbessert, wenn ein
Fertigkeitentraining mit einer Expositionsbehandlung kombiniert wird (vgl.
Cloitre et al., 2010; Bohus et al., 2013; Steil et al., 2015).
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53
Indikation für evidenzbasierte Traumapsychotherapie
Wann macht eine Traumaexposition Sinn?
›
Komorbide PTBS
›
Es gibt klar mit traumatischen Erlebnissen assoziierte Auslöser für
Intrusionen für internalisierende Reaktionen.
›
Es gibt klar mit traumatischen Erlebnissen assoziierte Auslöser für Ausraster
und externalisierende Probleme.
›
Auch in sicherer Umgebung persistiert das Hyperarousal, Schlafstörungen
und Alpträume.
›
Durch Psychoedukation und Traumaanamnese lassen sich umschreibbare
traumatische Erlebnisse herausarbeiten, die in ein Narrativ münden
können.
›
Der/die Jugendliche möchte behandelt werden, und es besteht gerade
eine tragfähige therapeutische Beziehung.
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54
Fazit meiner Argumentationslinie
Das sind die Fakten des Falles
›
Misshandlung und Vernachlässigung führen in Längsschnittstudien häufig zu
einer Störung des Sozialverhaltens. Traumatische Erfahrungen sind bei
Jugendlichen mit einer SVV eher die Regel als die Ausnahme!
›
Die Diagnose einer Störung des Sozialverhaltens bringt wenig für die
Therapieplanung und tritt fast immer in Verbindung mit weiteren
komorbiden Krankheitsbildern auf - dies ist gut über die
Psychotraumatologie zu erklären!
›
Ätiologische Modelle zur Entstehung von SSV beschreiben unterentwickelte
sozio-emotionale Fertigkeiten als Hauptursache, erklären aber nicht,
warum diese unterentwickelt sind. Die psychotraumatologische Forschung
belegt mit methodisch guten Studien vielfach, dass die identischen Defizite
eine Traumafolgestörung sind.
›
Ein Blick auf die belastende Lebensgeschichte der Jugendlichen erlaubt es,
gute Gründe für ihr Verhalten zu identifizieren, was es erlaubt oder
zumindest erleichtert, sich für sie emotional zu engagieren und
verantwortlich zu fühlen.
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55
Schlussfolgerungen
Bedeutung für Praxis, Forschung und Fachpolitik - 1
›
Bei Jugendlichen mit einer SSV ist immer eine ausführliche Anamnese zu
erheben und direkt und indirekt nach belastenden Lebensereignissen und
harschen Erziehungsmaßnahmen zu fragen.
›
Es macht Sinn, zusätzlich Fragebögen und offene diagnostische Verfahren
einzusetzen, die es erlauben, belastende Erlebnisse anzugeben und diese
mit den Jugendlichen gut nach zu besprechen.
›
Traumasensibilität und die Annahme des „guten Grundes“ erhöhen die
Tragfähigkeit des Helfersystems und die Kontinuität in der Hilfeplanung
bietet gute Ansatzpunkte für Fallbesprechungen mit den betreuenden
Teams .
›
Ohne echte Teilhabemöglichkeiten haben auch Therapeuten keine Chance!
›
Über Konzepte der Psychotraumatologie (sekundäre Traumatisierung)
lassen sich auch Ressourcen für emotionale Versorgung der Teams
begründen (Schmid, 2013, 2014).
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56
Schlussfolgerungen
Bedeutung für Praxis, Forschung und Fachpolitik - 2
›
Evidenzbasierte Traumatherapien sind indiziert, wenn komorbide PTBSSymptome vorliegen und/oder Aggression und Fluchtimpulse häufig
plötzlich durch traumaassoziierte Reize ausgelöst werden.
›
Die Ergebnisse von ersten Studien, die traumatherapeutischen
Interventionen einsetzten, sind ausgesprochen ermutigend. Eine
zusätzliche Expositionsbehandlung wirkt sich positiv auf die Fähigkeit zu
Selbstregulation aus.
›
Brauchen mehr Interventions- und Versorgungsforschung sowie
Grundlagenforschung zur SVV, die die Traumätiologie
beachtet/kontrolliert (z.B. Murray-Close et al., 2008; Teicher & Samson,
2016).
›
Prävention ist essentiell: Frühe Hilfen und eine konsequente
nachgehende Unterstützung für hochbelastete Familie leistet einen
wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Jugenddelinquenz und Erhaltung
der seelischen Gesundheit.
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Fazit
»Wir behandeln unsere Patienten nicht, um sie von etwas zu heilen,
das ihnen in der Vergangenheit angetan worden ist; vielmehr
versuchen wir, sie von dem zu heilen, was sie immer noch sich selbst
und anderen antun, um mit dem, was ihnen in der Vergangenheit
angetan wurde, fertig zu werden.«
Philip M. Bromberg (1998),
US-Psychologe und Psychoanalytiker
http://www.rensch-haus.com/images/gesundheit_oekologie.jpg
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Danke für Ihre Aufmerksamkeit
Danke für die Unterstützung
© Nachbarschaftsheim Neukölln Projekt
Stattknast Berlin
Folien unter www.equals.ch
Mein Dank gilt:
Yael Spira
Nils Jenkel
Thomas Hensel (Offenburg)
http://www.paedboutique.de
/images/kind1.jpg
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Kontakt
Marc Schmid
Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik
Schanzenstrasse 13
CH-4056 Basel
Tel. +41 61 265 89 60
[email protected]
www.ipkj.ch
www.equals.ch
www.traumapaedagogik.ch
http://www.upkbs.ch
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