0 17.4.1.4 EKG-Wellen und -Intervalle 0 17.4.1.6 Berechnung der

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17 Herzkrankheiten
2 Unipolare Ableitungen nach Goldberger
Zwei der obigen Elektroden werden zu einer Sammelelektrode (neutralem Pol) zusammengeschaltet und dann werden die
Potentialschwankungen zwischen Sammelelektrode und dritter Elektrode gemessen.
Ableitung aVR (augmented voltage right arm): rechtes Vorderbein (positiv) zu linkem Vorder- und linkem Hinterbein.
Ableitung aVL (augmented voltage left arm): linkes Vorderbein (positiv) zu rechtem Vorder- und linkem Hinterbein.
Ableitung aVF (augmented voltage left foot): linkes Hinterbein (positiv) zu rechtem und linkem Vorderbein.
Wenn die Elektroden falsch an den Gliedmaßen fixiert werden, resultieren andere Formen der EKG-Wellen. Bevor ein EKG
als pathologisch beurteilt wird, sollte überprüft werden, ob die
Elektroden bei der EKG-Aufnahme korrekt platziert wurden
(Abb. 17.5).
0
17.4.1.4
EKG-Wellen und -Intervalle (s. Abb. 17.6)
Die P-Welle stellt die Vorhofdepolarisation dar. Das PQ- oder
PR-Intervall entspricht der Zeitdauer der Erregungsausbreitung
vom Sinusknoten bis durch den AV-Knoten. Der QRS-Komplex
entspricht der Kammerdepolarisation (Erregung der Ventrikel). Per definitionem wird dabei die erste negative Zacke vor
dem P mit Q bezeichnet und reflektiert die Erregungsausbreitung bei der Depolarisation des interventrikulären Septums, R
ist die erste positive Zacke nach dem P und entspricht der Depolarisation beider Ventrikel, das S ist die negative Zacke vor
dem R und reflektiert die Depolarisation der basalen Anteile
der Kammern. Die T-Welle bildet sich bei der Kammerrepolarisation (Erregungsrückbildung). Der im Allgemeinen in der Nulllinie verlaufende Teil der EKG-Kurve zwischen S-Zacke und TWelle wird ST-Strecke genannt.
Das EKG sollte konsequent immer nach dem gleichen Schema gelesen werden:
1. Identifikation der einzelnen Zacken/Wellen
2. Berechnen der Herzfrequenz (= Anzahl RR-Intervalle in 3 s
multipliziert mit 20)
3. Beurteilung des Herzrhythmus
4. Ausmessung der Amplituden (P, Q, R, S, T), der Dauer der
Zacken bzw. Wellen (P, QRS) und Ausmessen der Intervalle
(PQ, QT), üblicherweise in Abl. II, und Vergleich mit Normalwerten (Tab. 17.3)
5. Berechnen der elektrischen Herzachse
0
17.4.1.6
Berechnung der mittleren Herzachse
Definition 1 Die elektrische Aktivität des Herzens produziert
gleichzeitig viele Potentialdifferenzen, die sich dreidimensional in verschiedenen Richtungen ausbreiten. Die mittlere elektrische Herzachse ist die Resultante aller Ströme (Richtung der
Summe der Erregungsausbreitung) während der Ventrikeldepolarisation. Eine Abweichung der elektrischen Herzachse
530
a
b
Abb. 17.5a,b EKG (Ableitungen I, II, III) beim gleichen Hund mit
verwechselten (a) und korrekt (b) angelegten Elektroden. Die Amp­
lituden der verschiedenen Zacken und elektrische Herzachse ändern sich
massiv und können so zu Fehlinterpretationen führen
Abb. 17.6 Schema einer normalen EKG-Kurve mit Markierung der
PQ- und ST-Strecke sowie der wichtigsten Zeitwerte. P = Vorhof­
erregung; Q, R, S = Erregung der Ventrikel (Kammerdepolarisation); T = Erregungsrückbildung in den Ventrikeln (Kammerrepolarisation)
kann Folge einer veränderten Lage des Herzens im Thorax, einer Reizleitungsstörung oder einer Ventrikelhypertrophie sein.
Die normale Herzachse liegt zwischen +40 und +100°. Eine Abweichung nach rechts, d. h. > 100°, weist auf Rechtsherzhypertrophie oder einen Rechtsschenkelblock, eine Abweichung
nach links, d. h. < 40°, auf eine Linksherzhypertrophie oder einen Linksschenkelblock hin.
Unter den verschiedenen Methoden zur Bestimmung der
mittleren elektrischen Herzachse seien zwei einfache erwähnt:
aus: Suter/Kohn, Praktikum der Hundeklinik (ISBN 3-8304-4141-X) © 2006 Parey
17.4 Weiterführende kardiologische Untersuchungsmöglichkeiten
Tabelle 17.3 Vorlage für die EKG-Auswertung mit Normalwertbereichen. Wo nicht anders vermerkt, beziehen sich die Werte
auf die Abl. II; SI und SII = S in Abl. I und II.
Besitzer:
2
Signalement:
Normalwerte Hund
Frequenz:
/min
Bemerkungen
60–120/min
3
Sinusrhythmus
Sinusarrhythmie
wandernder Schrittmacher
Rhythmus:
1
4
P-Amplitude in Abl. II:
mV
< 0,4 mV
P-Dauer in Abl. II:
s
< 0,04 s (große Rasse < 0,05 s)
PR-Intervall:
s
0,06–0,13 s
R-Amplitude in Abl. II:
mV
< 3,0 mV (kleine Rasse < 2,5 mV, große Rasse < 3,5 mV)
QRS-Dauer in Abl. II:
s
< 0,06 s (kleine Rasse < 0,05 s, große Rasse < 0,07 s)
S-Amplitude in Abl. I:
S-Amplitude in Abl. II:
mV
mV
< 0,05 mV
< 0,35 mV
ST-Absenkung in Abl. II:
-Anstieg:
mV
mV
< 0,2 mV
< 0,15 mV
QT-Intervall:
s
0,15–0,25 s
T-Amplitude:
mV
positiv/negativ/biphasisch
± 0,05–1 mV in allen Ableitungen
< 1/4 von R
Elektrische Achse:
°
+40° bis +100°
5
6
7
8
9
EKG-Diagnose / Interpretation:
1. Schätzen der Richtung der Herzachse anhand der Gliedmaßenableitung mit der höchsten Nettoamplitude: Die Ableitung mit der höchsten Netto-QRS-Amplitude liegt in etwa
parallel (< 30°) zur elektrischen Herzachse. Falls die höchs­
ten Amplituden in zwei Ableitungen gleich hoch sind, liegt
die Herzachse zwischen diesen beiden Ableitungen. Berechnungsbeispiel: EKG in Abb. 17.7; die höchste Nettoamplitude kann in Abl. II gemessen werden, die Herzachse liegt also
etwa in der Richtung der Abl. II und beträgt somit etwa 60°.
2. Bestimmen der isoelektrischen Achse:
Isoelektrisch heißt, dass die Summe der positiven und negativen Ablenkungen des QRS-Komplexes Null ergibt.
Die Richtung der mittleren elektrischen Kräfte steht senkrecht zur isoelektrischen Achse. Jene Ableitung, welche
senkrecht zur isoelektrischen Achse steht, gibt die Richtung
der mittleren elektrischen Achse an. Berechnungsbeispiel:
EKG in Abb. 17.9; die Summe der positiven und negativen
Ausschläge heben sich in Abl. aVL auf; senkrecht zu dieser
isoelektrischen Ableitung steht die Abl. II, welche hier negativ ist; somit liegt die elektrische Herzachse etwa bei 240°,
was auf eine ausgeprägte Rechtsherzhypertrophie deutet.
Manchmal sind alle Ableitungen isoelektrisch. In diesen Fällen
kann die elektrische Herzachse nicht berechnet werden.
0
17.4.1.7
10
EKG-Analyse, Veränderungen der
Zacken und Wellen (für Normalwerte s. Tab. 17.3)
P-Zacke: Die P-Zacken sind i. d. R. in den 3 Einthoven-Ableitungen positiv. Eine zu hohe Amplitude von P (P pulmonale)
deutet auf eine Hypertrophie des rechten, eine Verbreiterung (P
mitrale) auf eine Hypertrophie des linken Vorhofs hin. Veränderungen der P-Amplitude sind jedoch wenig sensitiv für Vorhofvergrößerungen. Die P-Amplituden können bei erhöhtem Vagotonus physiologischerweise variieren (Automatiezentrum wandert zwischen Sinus- und AV-Knoten = wandernder Schrittmacher, Abb. 17.11). Die P-Zacke fehlt u. a. bei Hyperkaliämie und
bei Vorhofflimmern.
QRS-Komplex (Kammerkomplex): Die Amplituden und die
Verbreiterung des QRS Komplexes sind kein sensitives Diagnostikum zur Identifikation einer Herzvergrößerung. Es braucht eine ausgeprägte links- oder rechtsventrikuläre Volumen- oder
Drucküberladung, bis greifbare Veränderungen des QRS-Komplexes im EKG sichtbar werden.
Eine Amplitude der R-Zacke > 3 mV in Abl. II wird als Hochspannung bezeichnet und deutet auf eine linksventrikuläre Hypertrophie hin (Abb. 17.7). Hochspannung kann v. a. bei einem
persistierenden Ductus arteriosus und manchmal bei einer
aus: Suter/Kohn, Praktikum der Hundeklinik (ISBN 3-8304-4141-X) © 2006 Parey
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