Newsletter 69 Exkursion vom Samstag, 21. Mai 2016 „Die spannende Welt der Käfer“ Als Claudia Kuhnert die Anwesenden bei schönstem Wetter begrüsste, war eine stattliche Zahl von Leuten anwesend, vielleicht 20 Erwachsene und ungefähr halb so viele Kinder. Sie stellte uns die Exkursionsleiterin, Frau Lea Kamber, Biologin, vor. Diese war mit recht viel Anschauungsmaterial angereist. In verschiedenen Boxen auf einem Holzgestell waren gekonnt präparierte Käfer zu sehen. Sie erklärte uns, dass es weltweit Insektenarten von geschätzt einer Million gebe, davon ca. 350’000 Käferarten. Also rund ein Drittel aller Insekten sind Käfer!! In der Schweiz sind es vielleicht 6500 Arten, davon hat sich Frau Kamber die holzfressenden ausgesucht, um sich mit ihnen näher zu befassen und an ihnen zu forschen. Es sind dies Pracht-, Bock-, Rosenund Hirschkäfer: Prachtkäfer sind 2 bis 80 Millimeter lang und weisen oft einen bunten, metallischen Glanz auf. Wegen ihres schillernden Aussehens sind sie begehrte Objekte für Insektensammlungen. Die Larven ernähren sich vom Holz, der Rinde oder den Blättern ihrer Wirtspflanzen. Sie bohren geschlängelte, sich verbreiternde Gänge. Die Käfer ernähren sich von Pollen, vor allem von gelben Blüten. Bockkäfer: Sie besitzen lange, gebogene Fühler, die an die Hörner eines Steinbocks erinnern. Häufig sind sie schillernd, bunt. Ausgewachsene Bockkäfer ernähren sich je nach Art von Pollen, Blütenteilen oder Baumsäften. Ihre Lebenszeit ist im Vergleich zur Larvenzeit sehr kurz. Sie beträgt maximal 90 Tage. Die Eiablage erfolgt an der Nahrungspflanze der Larven. Die Larven aller Bockkäfer sind reine Pflanzenfresser, die sich ausschliesslich von Holz ernähren Larven des gefürchteten Hausbocks richten in Dachstöcken von Häusern oft grossen Schaden an. Rosenkäfer: Rosenkäfer sind unterschiedlich gross, 8 bis 110 mm lang, sehr bunt und glänzend. Der Gold-Rosenkäfer und der Maikäfer sind die bei uns bekanntesten Arten. Ersterer ist auf seiner Oberseite grün bis bronzefarben glänzend gefärbt. Er lebt von Pollen und Staubblättern an den Blüten von Rosen, Obst, Holunder, Weissdorn, Schneeball und Doldengewächsen. Die Larven (Engerlinge) leben im Kompost oder in morschem Holz von Laubbäumen. Die Verpuppung erfolgt in einem Kokon aus Erdreich und Holzfasern. Die Entwicklung dauert 2-3 Jahre. Hirschkäfer oder Feuerschröter: Er ist ein Käfer aus der Familie der Schröter . Er gehört zu den größten und auffälligsten Käfern in Europa. Seinen Namen erhielt der Hirschkäfer aufgrund der geweihartig vergrößerten, männlichen Mandibeln (Oberkiefer). Männchen werden 25 bis 75mm, die Weibchen bloss bis 40mm lang. Beide sind schwarzbraun gefärbt, Deckflügel und Mandibeln der Männchen sind braunrot. Die Weibchen haben einen schmaleren Kopf und normal entwickelte Oberkiefer. Hirschkäfer leben bevorzugt in alten Eichenwäldern. Die Hauptflugzeit liegt zwischen Ende Mai und Ende Juli. Erwachsene Käfer leben drei bis acht Wochen. Nach der Paarung legt das Weibchen etwa 20 Eier. Die Larven entwickeln sich in den Wurzeln, brauchen jedoch durch Pilze befallenes, morsches Totholz von Eichen. Sie benötigen je nach Qualität des Holzes drei bis fünf Jahre für ihre Entwicklung. (kursiv: Gekürzte und umgearbeitete Texte aus dem Internet) Frau Kamber liess in der Folge ihre Käferboxen zirkulieren. Wir konnten feststellen, dass die Holzkäfer tatsächlich unterschiedlich gross sind. Es gab Winzlinge, aber auch Riesen unter ihnen, verschieden geformte, prächtig gefärbte, schillernde, aber auch ganz unauffällige. Eine spannende, wenig bekannte Welt! Weiter lehrten wir, dass Käfer länger als Larve, denn als Imago (erwachsenes Insekt) leben. Larven brauchen oft Jahre, bis sie sich zum fertigen Käfer entwickelt haben. Diese leben nur mehr einige Tage oder Wochen, während denen sie sich paaren und das Weibchen seine Eier ablegt. Pollen dient ihnen als Nahrung. Ihre Larven ernähren sich hauptsächlich von Totholz. Beim Fressen desselben entstehen die Gänge im Holz. Holzkäfer und ihre Larven verrichten eine Riesenarbeit, wenn sie all das anfallende, dürre, morsche oder faule Holz in unseren Wäldern beseitigen. Wir sollten ihnen hierfür dankbar sein! Man kann behaupten, dass sie nützlicher sind, als dass sie Schaden anrichten. Wenn wir ihnen helfen wollen, müssen wir folgende Punkte beachten: Keine Alleen mit alten Bäumen zerstören, intensive Waldbewirtschaftung vermeiden, mehr natürliche Wiesen und Waldränder als Nektarquellen zulassen, mehr Totholz. Rothaarbock Dann machten wir uns auf den Weg, Richtung Wald. Die beiden Kinder Emma Kamber und ihr Bruder hatten sich mit Keschern ausgerüstet, welche sie unterwegs über Gräser und Kräuter am Wegrand streifen liessen. In ihrem Schlepptau folgten die übrigen Kinder und versuchten von Hand Käfer zu fangen. Als wir am Waldrand ankamen, hatten sie einige gesammelt, die in kleine durchsichtige Dosen abgefüllt und uns zur Besichtigung weitergereicht wurden. Frau Kamber fügte noch weitere Döschen mit selbst gefangenen Käfern hinzu. Im Gegensatz zu den frisch „eingekerkerten“, bewegten sich diese aber kaum und man konnte sie so besser betrachten. Frau hatte sie vorübergehend auf Eis gelegt, und sie so erstarren lassen. An der Wärme erlangten sie jedoch bald wieder ihre volle Beweglichkeit zurück. Dann zogen wir weiter. Auf einem schmalen Weg gelangten wir zu einem mannshohen Holzhaufen. Frau Kamber nannte ihn eine „Falle“ für Holzkäfer, weil dieser natürlich eine grosse Anziehungskraft auf das Krabbelvolk ausübt. Totholz à discrétion! Tatsächlich wurden Kinder, aber auch Erwachsene bald wieder fündig. Nach eingehender Betrachtung liessen sie ihre „Gefangenen“ wieder frei. Verwandter des Hirschkäfers So gelang es unserer Exkursionsleiterin ausgezeichnet, uns für die Käfer zu interessieren. Die Erwachsenen umringten sie zudem mit vielen Fragen, die es zu beantworten galt. Allmählich wurde es Zeit, den Rückzug anzutreten. Als wir unterwegs einem Pferdemisthaufen begegneten, suchte Frau Kamber diesen mit einem Stecken nach „Mistkäfern“ ab, jedoch vergeblich, weil zu frisch. Kurzerhand zauberte sie einen sardischen Mistkäfer, auch Pillendreher oder Skarabäus genannt, hervor. In einem Konfitürenglas drehte der schwarze Kerl seine Mistkugel mangels Platz mit den Hinterbeinen im Kreis. Im Freien sorgt er auf diese Art dafür, dass der Dung von Weidetieren verschwindet und wieder neues Gras wachsen kann. Beim Kräiliger Schulhaus gab es schliesslich noch ein feines Zvieri bestehend aus Züpfe, Käse, Schoggistängel, Most oder Mineralwasser. Es war einmal mehr eine gute Gelegenheit sich über Gesehenes und Gehörtes auszutauschen. Ein interessanter Samstag Nachmittag ist’s gewesen! Herzlichen Dank an Frau Lea Kamber und ihre beiden Kinder für ihr Engagement. Text : François Quinche Fotos: René Stebler und Gian-Reto Walther