Die verschiedenen Diagnosen Die Borderline

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Die verschiedenen Diagnosen
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In diesem Kapitel werden die einzelnen Diagnosen beschrieben, welche
seelische Krankheiten betreffen.
Die Borderline-Störung - BPS
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Was ist BPS?
Die Borderline-Störung ist eine Persönlichkeitsstörung, die durch Impulsivität
und Instabilität von Emotionen und Stimmung, der Identität sowie
zwischenmenschlichen Beziehungen charakterisiert ist. Das schwerwiegende
psychiatrische Krankheitsbild wird auch als emotional instabile
Persönlichkeitsstörung des Borderline-Typs bezeichnet.
Die Betroffenen erleben sich als Opfer ihrer eigenen heftigen Stimmungs- und
Gefühlsschwankungen. Dies kann wiederum zu extremer innerlicher
Anspannung führen, welche dann als unerträglich und peinigend erlebt wird.
Deshalb setzen viele Borderliner selbstschädigende Verhaltensweisen ein, um
diese Anspannung zu verringern. Besonders den Schmerz spüren viele
während der extremen Spannungsphasen kaum oder nur sehr wenig.
Selbstverletzungen, Drogeneinnahmen und hoch riskante Aktivitäten
verschaffen der Anspannung eine sofortige Linderung, entwickeln sich dann
aber rasch zu einem suchtartigem Problemverhalten. Menschen, die an einer
Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden, fühlen sich innerlich zerrissen,
haben ein gestörtes Selbstbild und eine gestörte Körperwahrnehmung.
Worunter sie am meisten leiden ist die Angst vor dem Alleinsein und
instabilen Beziehungen.
Die Bezeichnung Borderline-Persönlichkeitsstörungen (borderline:
"Grenzlinie) kam zustande, weil man die Betroffenen nach
psychoanalytischem Verständnis in eine Art Übergangsbereich von
neurotischen und psychotischen Störungen ansiedelte, da Symptome aus
beiden Bereichen zu Tage treten. Das Klassifikationssystem der
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Weltgesundheitsorganisation (WHO siedelt die BorderlinePersönlichkeitsstörung heute als eine Unterform der emotional instabilen
Persönlichkeitsstörung an. Die Störung tritt häufig zusammen mit anderen
Persönlichkeitsstörungen auf (Komorbidität). Gerade in den letzten Jahren ist
das Wissen über das Erkrankungsbild erheblich gewachsen. So hat man etwa
herausgefunden, dass ein Zusammenspiel zwischen genetischen Faktoren
und in vielen Fällen frühen traumatischen Erfahrungen für die Entwicklung
der Borderline-Störung verantwortlich ist. Mehr als die Hälfte der Betroffenen
berichtet von schwerwiegendem Missbrauch, über 60% von emotionaler
Vernachlässigung; fast alle hatten ein soziales Umfeld, in welchem sie sich in
hohem Maße als fremd, gefährdet und gedemütigt erlebt haben.
Etwa 3 % der Bevölkerung leiden an einer Borderline-Störung. Oft zeigen sich
schon im Jugendalter die ersten Anzeichen. Es dürften etwa gleich viele
Männer wie Frauen betroffen zu sein, auch wenn sich auch deutlich mehr
Frauen in eine Therapie begeben. Über 60% der Betroffenen hat mindestens
einen Suizidversuch hinter sich, was die Wichtigkeit einer Behandlung
verdeutlicht.
Ursachen
Genetische Faktoren dürften einen erheblichen Anteil an der Entstehung der
Borderline-Störung haben. Dazu kommen noch bestimmte
Lebenserfahrungen, ungünstige Grundeinstellungen und schädliche
Verhaltensmuster die zur Entstehung und Aufrechterhaltung dieser
Persönlichkeitsstörung führen. Auffällig oft finden sich in der Biografie der
Betroffenen sexuelle Gewalterfahrungen (65% und/oder körperliche
Gewalterfahrungen (60%) und/oder schwere Vernachlässigung (40%). Die
meisten unter ihnen haben diese Erfahrungen bereits in der (frühen) Kindheit
gemacht. Diese Erfahrungen führen zu konkreten Veränderungen im Gehirn.
Gehirn von Borderline-Betroffenen zeigt
Veränderungen
Das Gehirn von Borderline-Patienten arbeitet teilweise anders als das von
gesunden Menschen. Die Amygdala (Mandelkern) ist als Teil des limbischen
Systems auch zuständig für die Verarbeitung von Stress, Gefahrensignalen
und von Ängsten. Diese Gehirnstruktur fällt bei Borderline-Patienten kleiner
aus und ist zusätzlich übererregbar. Weitere Auffälligkeiten zeigen sich auch
in der vorderen Großhirnrinde, dem Hippocampus, der für das Gedächtnis
und die Steuerung von Emotionen wichtig ist.
Die Borderline-Patienten haben zudem – ebenso Menschen mit anderen
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Persönlichkeitsstörungen – eine verminderte Aktivität des serotonergen
Systems1 und des cholinergen Systems2 sowie eine empfindlicher
reagierende hypothalamisch-hypophysiäre Stressachse3
Krankheitsbild der BorderlinePersönlichkeitsstörung
Borderline-Patienten haben eine gestörte Affektregulation. Sie sind also nicht
dazu in der Lage, ihre inneren gefühlsmäßigen Zustände zu kontrollieren.
Dabei dominieren äußerst unangenehme Spannungszustände, die zum Teil
als unerträglich empfunden werden. Um diesen für sie schrecklichen Zustand
zu verändern, entwickeln Borderline-Patienten bestimmte Strategien, wie
etwa Selbstverletzungen. Dabei verletzen sie sich unter anderem dadurch,
dass sie sich mit Messern oder Rasierklingen in die Haut schneiden oder sich
Verbrennungen zufügen. Doch kommt es auch zum Einsatz anderer
Methoden zum Spannnungsabbau - Drogenkonsum oder andere gefährliche
Verhaltensweisen wie etwa das Balancieren auf Brückengeländern oder das
Rasen auf der Autobahn. Getrieben vom Wunsch nach einem Zustand von
Ruhe und Geborgenheit wenden die Betroffenen diese kurzfristig wirksamen
Strategien an und rufen in Situationen der Anspannung dieses Muster ab. So
kommt es nicht selten zur „negativen Verstärkung“: Weil die Wirkung der
Selbstverletzung mit der Zeit nachlässt, muss später häufig nach und nach
häufiger und tiefer geschnitten werden, um die gleiche Wirkung zu erzielen.
Die einzelnen Formen der Selbstverletzung sind klar von Suizidversuchen zu
unterscheiden. Der Suizidversuch zeichnet sich aus durch die gezielte
Absicht, dem eigenen Leben ein Ende zu setzen, während die
Selbstverletzung der Spannungsminderung und Selbstregulation dient.
Die intensive Anspannung führt zu einer stress-abhängigen Reaktion, die
wiederum eine verzerrte oder gar aufgelöste Wahrnehmung des eigenen
Körpers nach sich ziehen kann. (Dissoziation)4 bezeichnet. Der Körper
empfindet keine Schmerzen mehr, manche Betroffene sehen sich wie im
Nebel, Geräusche klingen gedämpft und teilweise berichten die Betroffenen,
dass sie nicht mehr in der Lage sind, sich zu bewegen oder zu sprechen. Auch
optische oder akustische Halluzinationen können sich einstellen. Den
Borderline-Patienten selbst ist meistens bewusst, dass diese Stimmen oder
Erscheinungen in der Realität nicht existent sind und sie vermeiden es
regelmäßig, Außenstehenden von diesen so genannten
„Pseudohalluzinationen“ zu erzählen.
Zu den Spannungszuständen gesellen sich auch intensive aversive5
Emotionen wie Schuld, Scham, Ohnmacht und Selbstverachtung. Diese
Gefühlswelt wirkt auf die zwischenmenschliche Interaktion und beeinträchtigt
das Beziehungsleben. Große Schwankungen im Selbstwertgefühl erschweren
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eine zufriedenstellende Beziehung. Die Angst davor, verlassen zu werden, ist
ein zentraler Aspekt der Erkrankung und kann ein existentielles Ausmaß
annehmen. Oft quält die Betroffenen das Nebeneinander von Sehnsucht nach
Geborgenheit und Zuwendung und stark ausgeprägter Angst vor eben dieser
sozialen Nähe. Die ständig präsenten scheinbaren Unsicherheiten im
zwischenmenschlichen Bereich führen wieder zu Spannungszuständen, was
einem Teufelskreis entspricht, aus dem die Betroffenen kaum alleine
ausbrechen können. Partnerschaftliche Beziehungen scheitern regelmäßig
daran, dass der gesunde Partner mit den Gefühls-, Stimmungs- und
Selbstwertschwankungen des Borderline-Patienten nicht zurechtkommt,
zudem beeinflussen zwischenmenschliche Probleme am Arbeitsplatz die
soziale Funktionsfähigkeit negativ.
Diagnostik
Bei der Borderline-Störung handelt es sich um ein recht komplexes
Krankheitsbild, welches anhand verschiedener Verhaltensweisen und
bezeichnender Persönlichkeitszüge diagnostiziert werden kann. Die Diagnose
wird dann gestellt, wenn ein stark impulsives Verhalten und ein tiefgreifendes
Muster von Instabilität in den Affekten, im Selbstbild und in den
zwischenmenschlichen Beziehungen vorliegen.
Zumeist zeigen sich die Verhaltensweisen über einen längeren Zeitraum; oft
zeichneten sie sich schon in der Pubertät ab.
Zusätzlich bedarf es mindestens fünf der folgenden Kriterien, damit eine
Borderline-Störung vorliegt (nach DSM-IV):
Verzweifeltes Bemühen, reales oder imaginäres Alleinsein zu
verhindern.
Ein Muster von instabilen und intensiven zwischenmenschlichen
Beziehungen.
Identitätsstörungen: Eine ausgeprägte Instabilität des Selbstbildes
oder des Gefühls für sich selbst.
Impulsivität in mindestens zwei potentiell selbstbeschädigenden
Bereichen (z.B. Geldausgeben, Sex, Substanzmissbrauch,
rücksichtsloses Fahren, Fressanfälle).
Wiederkehrende Suiziddrohungen, -andeutungen oder –versuche oder
selbstschädigendes Verhalten.
Affektive Instabilität, die durch eine ausgeprägte Orientierung an der
aktuellen Stimmung gekennzeichnet ist (z.B. starke episodische
Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit oder Angst).
Chronisches Gefühl der Leere.
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Unangemessen starke Wut oder Schwierigkeiten, Wut oder Ärger zu
kontrollieren (z.B. häufige Wutausbrüche, andauernder Ärger,
wiederholte Prügeleien).
Vorübergehende stressabhängige paranoide Vorstellungen oder
schwere dissoziative Symptome.
Nicht alle Betroffenen fügen sich selbst Verletzungen zu und auch nicht alle
sind suchtkrank. Oft tritt die Borderline-Störung zusammen mit anderen
Krankheiten und Störungsbildern auf.
Die Zusammensetzung der Kriterien und die Schwere im individuellen Fall
bestimmt dann die weiteren Schritte und die Art der Therapie.
Begleiterkrankungen und Störungen
Kaum eine Borderline-Störung tritt einzeln auf, oft wird sie von Depressionen
und/oder Angststörungen (v.a. posttraumatische Belastungsstörungen)
begleitet. Schlaf- und/oder Ess- und Trinkstörungen (Ess- und Brechattacken
sowie Magersucht) sind ebenfalls möglich. Borderline-Persönlichkeiten sind
häufig abhängig von Alkohol und Drogen, oder leiden unter
Zwangshandlungen, wie etwa zwanghaftem Duschen. In den meisten Fällen
treten zusätzlich auch andere Persönlichkeitsstörungen auf.
Behandlungsmöglichkeiten
Wichtigste Komponente der Behandlung einer Borderline-Störung ist die
Psychotherapie. Zusätzlich finden auch bestimmte Medikamente Anwendung.
Um eine erfolgreiche Therapie zu ermöglichen, sind zunächst alle Aspekte
und Ausprägungen der Erkrankung bei dem Patienten zu erfassten. Die
Aspekte, die einer Behandlung bedürfen, werden der Wichtigkeit nach
geordnet. Vorrang haben grundsätzlich Suizidgedanken oder -versuche,
sowie Gedanken oder Verhaltensmuster, die den Fortgang der Therapie
gefährden könnten. Die weitere Anordnung der Punkte ergibt sich aus der
individuellen Situation des Patienten. Grundsätzlich treffen Patient und
Therapeut gemeinsam bestimmte Therapievereinbarungen. Dazu gehören
etwa klare Regeln, die festlegen, wie mit Selbstmordabsichten oder
Suizidversuchen, aber auch mit anderen Krisen umgegangen wird.
Therapiebausteine
Verschiedene Therapiemethoden können kombiniert werden, also Einheiten
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in Einzeltherapie und Gruppentherapie, z.T. auch medikamentöse Therapie
und Möglichkeiten der Krisenintervention in Form von telefonischer Beratung.
Die verschiedenen Therapieformen haben eine verschiedene Dauer. Ganz
abhängig von Art und Schwere der Störung und nach Wahl der
Therapiemethode dauert eine Behandlung zwischen mindestens einem und
etwa drei Jahren. Normalerweise wird aber bereits zu Beginn der Behandlung
ein Zeitplan aufgestellt.
Es existieren verschiedene Therapieformen, die auf unterschiedliche
Schwerpunkte der Erkrankung abzielen.
Dialektisch behaviorale Therapie (DBT)
Die DBT integriert Methoden aus verschiedenen Bereichen, wie der
Verhaltenstherapie, der kognitiven Therapie, der Gestalt- und
Hypnotherapie und aus dem Zen. Es gibt bei dieser Behandlungsform
Einzel- und Gruppentherapie sowie Supervision. Je nach Art des
Verhaltens oder des Problems wird die adäquate Methode
ausgewählt. In drei Therapiephasen werden unterschiedliche
Behandlungsziele verfolgt: In der ersten Therapiephase stehen
schwerwiegende Störungen der Verhaltenskontrolle im Vordergrund.
Hier werden je nach Bedarf auch Fertigkeiten trainiert, die eine
Problemlösung für den Patienten ermöglichen, z.B. Fertigkeiten zur
Stresstoleranz, zur Gefühlskontrolle, zwischenmenschliche
Fertigkeiten, Selbstwertsteigerung und Körperwahrnehmung. In der
zweiten Therapiephase werden schwerwiegende Störungen des
emotionalen Erlebens bearbeitet und in der dritten Therapiephase
Probleme der Lebensführung behandelt.
Schematherapie / schemfokussierte Therapie (SFT)
Die SFT geht von der Annahme aus, dass auf Grund ungünstiger
Kindheitserlebnisse früh entstandene Schemata die Hauptursache für
die Entwicklung von Persönlichkeitsstörungen darstellen. Diese
Schemata liegen auf einer tiefen, dem Bewusstsein schwer
zugänglichen Ebene und sind stark mit negativen Gefühlen
verbunden. Man vermutet, dass Borderline-Patienten zwischen fünf
unterschiedlichen Schemata wechseln.
Das Ziel der Behandlung ist, dass die unbewussten Schemata
geändert werden und der Patient wie ein „gesunder“ Erwachsener
agieren kann.
Mindfulness Based Therapy (MBT)
Die MBT basiert, auf der Annahme, dass das Hauptproblem in einer
mangelhaften Ausprägung der Subjekt-Objekt-Differenzierung liegt.
Die Fähigkeit, eigenes Erleben in einen verstehenden Zusammenhang
zu stellen ist gestört. Ebenso mangelt es an der Fähigkeit, innere
Vorgänge bei anderen Menschen zu erkennen und zu verstehen.
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Daher zielt die MBT auf eine Verbesserung dieser Fähigkeiten.
Dadurch kann die Affekt- und Impulskontrolle gesteigert werden, was
sich automatisch positiv auf das Beziehungsleben auswirkt.
Transference Focussed Therapy (TFP; übertragungsfokussierte
Psychotherapie)
Die TFP basiert wie die MBT auf der Annahme, dass das Hauptproblem
in einer mangelhaften Ausprägung der Subjekt-Objekt-Differenzierung
liegt. Der Begriff „Objekt“ bezieht sich hierbei auf den Partner, der auf
die Äußerungen und Handlungen des „Subjekts“ (den BorderlinePatienten) eingeht und reagiert.In der Therapie wird versucht, eine
gestörte Objektbeziehung, die oft in der Kindheit entstanden ist
(Beziehung zu Eltern, Pflegeeltern, usw.), auf den Therapeuten zu
übertragen und dadurch aufzuarbeiten.
Medikamentöse Therapie
Es existieren keine Medikamente, die eine Borderline-Störung alleine
heilen können. In den letzten Jahren wurde aber festgestellt, dass es
durchaus Medikamente gibt, welche stabilisierend und unterstützend
eingesetzt werden können. Dazu gehören Stimmungsstabilisierer,
bestimmte Antipsychotika und – im Zusammenhang mit zusätzlichen
Angststörungen oder Depressionen – so genannte SSRIs (SelektiveSerotonin-Aufnahme-Hemmer).
Prognose und Verlauf
Zwar kann die Borderline-Störung im akuten Zustand auch lebensbedrohlich
sein kann und sowohl die Betroffenen wie auch das Umfeld in starke
Mitleidenschaft ziehen, doch ist die Prognose auf lange Sicht hin eher
günstig. Neuere Studien zeigen, dass nach sechs Jahren etwa 50% und nach
10 Jahren etwa 90% der Betroffenen die notwendigen Kriterien nicht mehr
erfüllen. Jedoch bestanden Einschränkungen im privaten und beruflichen
Kontext auch nach 10 Jahren noch fort.
Voraussetzung für eine gute Prognose ist die frühzeitige Erkennung und
fachkundige Behandlung der Störung. Zudem ist es wichtig, dass eine
Therapie nicht abgebrochen wird.
Quellen
Berger M. (Hrsg.). (2012). Psychische Erkrankungen: Klinik und Therapie.
München, Jena: Urban & Fischer.
Dulz B, Herpertz S, Kernberg O & Sachsse U.(Hrsgs.) (2011). Handbuch der
Borderline-Störungen. Stuttgart: Schattauer.
Hohagen F und Nesseler T (Hrsg.). (2006). Wenn Geist und Seele streiken.
Handbuch Psychische Gesundheit. München: Südwest Verlag
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Zum serotonergen System [5]
Mehr zur PBS [6]
1. Unter dem serotonergen Syndrom versteht man eine Kombination
von verschiedenen vegetativen und neurologischen Symptomen, die
durch einen erhöhten Serotoninspiegel hervorgerufen werden. Das
serotonerge System spielt eine zentrale Rolle in der Regulation von
kognitiven, emotionalen und neuroendokrinen Prozessen und ist
somit an Das serotonerge System spielt eine zentrale Rolle in der
Regulation von kognitiven, emotionalen und neuroendokrinen
Prozessen und ist somit an einer Vielfalt von verhaltensrelevanten
Funktionen beteiligt
2. Physiologisches Funktionssystem, das Acetylcholin als Überträger
verwendet. Umfassend die vegetativen Nervenfasern, an deren
Endigungen (evtl. auch in deren Verlauf) Acetylcholin gebildet u. von
innen als Überträgerstoff (Transmitter) freigesetzt wird (v.a. alle präu. postganglionären Fasern des Parasympathikus u. die
präganglionären u. einige postganglionäre [Innervation von
Schweißdrüsen u. Uterus] Fasern des Sympathikus), ferner die
motorischen Vorderhornzellen nebst Fortsätzen (s.a. Renshaw-Zelle,
motor. Endplatte).
3. Der Hypothalamus aktiviert einerseits den Sympathikus,
andererseits ist er Ausgangspunkt einer Kaskade von Hormonen, die
die Stress-Reaktion verstärken und erweitern: Die vom Hypothalamus
ausgeschütteten Hormone werden als releasing hormons (Liberine)
bezeichnet, da sie in der nachgeschalteten Hypophyse die
Freisetzung entsprechender Hormone, der Tropine, bewirken. Diese
Hormone wirken wieder auf weitere Hormondrüsen, die auch wieder
Hormone ausschütten, die dann auf ihre Zielorgane einwirken und
gleichzeitig Hypophyse und Hypothalamus hemmen. Auf diese Weise
ist gewährleistet, dass eine Stress-Reaktion bei fehlenden Stressoren
auch wieder abgeschaltet werden kann.
4. Der Begriff Dissoziation beschreibt in der Psychologie die Trennung
von Wahrnehmungs- und Gedächtnisinhalten, welche normalerweise
assoziiert sind. Dadurch kann die integrative Funktion des
Bewusstseins, des Gedächtnisses, der Wahrnehmung und der
Identität beeinträchtigt werden. Bei einem Traumaopfer wechselt
etwa die Erinnerungsfähigkeit an das traumatische Erlebnis
ungewöhnlich stark. Oder ein Mensch hat noch während eines
traumatischen Ereignisses das Gefühl, sich in je eine „agierende“ und
eine „beobachtende“ Person zu spalten. Der Mechanismus ist auch im
gewöhnlichen Alltag präsent. So etwa beim Computerspieler, der
während des Spiels so tief versunken ist, dass er zeitweilig das Gefühl
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für die verstrichene Zeit verliert
5. Widerwillen hervorrufend
Die Posttraumatische Belastungsstörung
(PTBS)
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Die Posttraumatische Belastungsstörung
Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung
(PTBS)?
Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine zeitlich verzögerte
psychische Reaktion auf ein besonders stark belastendes Ereignis, eine
Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder einen als katastrophal
empfundenenen Zustand . Die schrecklichen Erlebnisse (Traumata) können
dabei von längerer oder kürzerer Dauer sein. So etwa bei schweren Unfällen,
Gewaltverbrechen, Naturkatastrophen oder Kriegshandlunge. Die Betroffenen
erleben in dieser Situation Gefühle wie Angst und Schutzlosigkeit erleben und
empfinden Hilflosigkeit und Kontrollverlust weil es ihnen an subjektiven
Bewältigungsmöglichkeiten mangelt.
Die PTBS hat als typisches Charakteristikum die sogenannten Symptome des
Wiedererlebens. Der Betroffene hat tagsüber Erinnerungen an das Trauma,
Tagträume oder Flashbacks, nachts leiden sie an Angstträumen.Dazu
kommen oft die sogenannten Vermeidungssymptome. Diese äußern sich in
emotionaler Stumpfheit, Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit der
Umgebung und anderen Menschen gegenüber, in der aktiven Vermeidung
von Aktivitäten und Situationen, Erinnerungen an das Trauma aktivieren
könnten. Teilweise vergessen die Betroffenen wichtige Aspekte des
traumatischen Erlebnisses, an das sie sich nicht mehr (vollständig) erinnern
können. Oft leidet der Betroffene auch an einer vegetativen Übererregtheit.
Diese äußert sich in Schlafstörungen, Reizbarkeit,
Konzentrationsschwierigkeiten, erhöhter Wachsamkeit oder ausgeprägter
Schreckhaftigkeit.
Die Störung stellt eine mögliche Reaktion auf ein traumatisches Ereignis dar.
Die auslösenden Erlebnisse können eigentlich jeden Menschen tief
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verzweifeln lassen. Darin unterscheidet sich die PTBS von der
Anpassungsstörung, die durch Belastungsfaktoren jeglichen Schweregrades
ausgelöst werden kann. Auch eine sekundäre Belastung, die durch
traumatische Ereignisse verursacht wurde, die andere (z.B. nahe Angehörige)
durchlebt haben, kann Symptome einer Posttraumatischen
Belastungsstörung hervorrufen..
Die neurobiologischen Prozesse, die bei einer PTBS im Gehirn ablaufen, sind
noch nicht verstanden worden .
Jeder zweite Mensch erlebt im Laufe seines Lebens mindestens einmal ein
traumatischen Ereignis. Ganz abhängig von der Art des traumatischen
Erlebnisses ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, an einer PTBS zu erkranken.
Sind Menschen die Ursache der jeweiligen Traumatisierung, dann ist das
Risiko besonders hoch: So erkrankt jeder dritte Betroffene nach einer
Vergewaltigung, anderen Gewaltverbrechen oder einem Kriegstrauma.
Deutlich niedriger ist die Wahrscheinlichkeit bei Naturkatastrophen, Bränden,
Chemie- oder Verkehrsunfällen oder akuten körperlichen Erkrankungen wie
etwa Herzinfarkt oder Krebserkrankung. Beziehen wir alle bekannten TraumaArten ein, dann erkrankt jeder zehnte von einem Trauma Betroffene an einer
PTBS. Die Lebenszeitprävalenz einer PTBS, also die Wahrscheinlichkeit, im
Laufe des Lebens eine Posttraumatische Belastungsstörung zu entwickeln,
liegt weltweit bei etwa 8%.
Die Posttraumatische Belastungsstörung wird auch Posttraumatisches
Belastungssyndrom, Posttraumatisches Stresssyndrom oder das englische
Posttraumatic Stress Disorder (PTSD) genannt. Die psychische Erkrankung
wird in der internationalen Klassifikation ICD-10 den Reaktionen auf schwere
Belastungen und Anpassungsstörungen zugeordnet.
Risikofaktoren
Bestimmte genetische Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit, an PTBS zu
erkranken. Des weiteren beeinflussen Umweltfaktoren und Lernerfahrungen
das Risiko.
Als Faktoren, die die Entwicklung einer Posttraumatischen Belastungsstörung
fördern, gelten:
Mangelnde soziale Unterstützung durch Familie, Freunde oder
Kollegen nach einem traumatischen Erlebnis
Jugendliches oder hohes Lebensalter, weibliches Geschlecht
Psychische Erkrankungen oder Traumata in der eigenen
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Vorgeschichte
Psychische Erkrankungen oder Traumata in der Familie
Lange Dauer und Schweregrad des Traumas
Niedriger sozio-ökonomischer Status
Symptome und Störungsbild
Die Posttraumatische Belastungsstörung sich gleich nach einem Trauma oder
zeitlich verzögert einstellen. Bei manchen Menschen treten die Symptome
erst Jahrzehnte danach auf.
Typische Symptome bei einer Posttraumatischen Belastungsstörung sind:
Symptome des Wiedererlebens: sich aufdrängende, belastende
Erinnerungen an das Trauma, Flashbacks, Alpträume
Vermeidungssymptome: emotionale Stumpfheit, Gleichgültigkeit und
Teilnahmslosigkeit der Umgebung und anderen Menschen gegenüber,
aktive Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen
an das Trauma wachrufen könnten. Manchmal können wichtige
Aspekte des traumatischen Erlebnisses nicht mehr (vollständig)
erinnert werden
Vegetative Übererregtheit: Schlafstörungen, Reizbarkeit,
Konzentrationsschwierigkeiten, erhöhte Wachsamkeit, übermäßige
Schreckhaftigkeit
Die meisten Betroffenen erleben eine hochgradige Erschütterung ihres
Selbst- und Weltbildes. Ihr Vertrauen in andere Menschen ist nachhaltig
gestört. Die meisten Betroffenen leiden zusätzlich unter schweren Schuldoder Schamgefühlen oder unter Selbsthass. In wichtigen Lebensbereichen ist
ihre Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt und die Bewältigung des Alltags
wird oft zur Qual.
Eine PTBS kann den Verlauf körperlicher Erkrankungen negativ beeinflussen.
Es besteht eine große Wahrscheinlichkeit, einer Sucht zu verfallen, einer
Depression (Major Depression) zu erliegen oder anderweitig psychisch zu
erkranken.
Diagnose
Wenn die Symptome länger als vier Wochen anhalten und die
Leistungsfähigkeit in wichtigen Lebensbereichen eingeschränkt ist, dann
stellt der Therapeut die Diagnose Posttraumatische Belastungsstörung. Eine
chronische PTBS zeichnet sich dadurch aus, dass die Symptome länger als
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drei Monate fortbestehen.
In einem ausführlichen Gespräch werden die Krankengeschichte, das
Beschwerdebild und eventuelle Risikofaktoren ermittelt. Diese werden in
einen Zusammenhang gestellt zur der Gesamtsituation und der aktuellen
Lebenssituation des Patienten. Dazu kommen standardisierte Fragebögen
zum Einsatz, die als Grundlage eines strukturierten Interviews dienen und die
Selbsteinschätzung des Betroffenen prüfen. Das Gespräch sollte in einer
vertrauensvollen Atmosphäre stattfinden, um es dem Betroffene zu
ermöglichen, sich zu öffnen und ein etwaiges Misstrauen dem Arzt gegenüber
abzulegen.
Die Hauptarbeit bei einer diagnostischen Untersuchung besteht im
vorsichtigen Herausarbeiten des Traumas, das zu der Störung geführt hat
und die Erarbeitung der subjektiven Bedeutung für den Betroffenen. Die
einzelnen Symptome der PTBS werden systematisch abgefragt, um ihre
Ausprägung abschätzen zu können. Da andere psychische Erkrankungen
ebenfalls ihre Ursache in einer extremen Belastungssituation haben können,
werden diese mittels Differentialdiagnose ausgeschlossen.
Therapie
Um von einer PTBS zu genesen, ist eine frühzeitige und umfassende
Behandlung durch einen Psychiater notwendig. Die Behandlung kann in den
meisten Fällen ambulant erfolgen. Ein Klinikaufenthalt ist angesagt, wenn der
Patient zusätzlich zur PTBS etwa unter schweren depressiven Symptomen
leidet, einer akute psychotischen Störung oder akute Suizidgefahr besteht.
Für die Behandlung kommt in erster Linie eine traumafokussierende
Psychotherapie zur Anwendung. Falls erforderlich, kommen zusätzlich
Medikamnete zum Einsatz.. Ziel ist es, in einem Gesamtbehandlungsplan
dem Betroffenen zu helfen, Kontrolle über seine ungewollt
auftretenden Erinnerungen zu erlangen,
Begleitsymptome wie Angst und Depressivität, Schlafstörungen,
Konzentrationsprobleme usw. abzubauen,
den Betroffenen dabei zu unterstützen, das Trauma als Teil der
Lebensgeschichte zu integrieren und neuen Sinn im Leben zu finden,
und sein psychosoziales Funktionsniveau zu verbessern und
insbesondere die Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen.
Der erste Schritt besteht in der Regel in der ausführlichen Aufklärung des
Betroffenen und wenn möglich auch seiner Familie oder anderer
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Bezugspersonen über die Erkrankung. Dabei wird auch ein geeignetes
Therapiekonzept vorgeschlagen. Wenn der Betroffene ausreichend gefestigt
ist, dann geht es darum, dass er sich schrittweise mit seinen traumatischen
Erlebnissen und den damit verbundenen Erinnerungen auseinandersetzt.
Zusammen mit dem Therapeuten bearbeitet er nun das traumatische
Erlebnis und ordet er es in seiner Biographie ein, um endlich einen
Schlusspunkt setzen zu können. Zusätzlich erlernt er Strategien, um
eventuellen Rückfällen vorbeugen zu können.
Als besonders wirksam gelten die folgenden Traumabearbeitungsverfahren:
kognitive Verhaltenstherapie
EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)
Prolonged Exposure Therapy (PE)
Cognitive Processing Therapy (CPT)
Narrative Exposure Therapy (NET)
Brief Eclectic Psychotherapy for PTSD (BEPP)
Die Prolonged Exposure Therapy (PE) setzt auf die sogenannte Exposition als
Behandlungsart: Dabei versetzt sich der Patient in der Therapiestunde
imaginativ in die traumatische Situation zurück und durchlebt das Trauma
mit allen dazugehörenden unangenehmen Gefühlen noch einmal. Die ganze
Sitzung wird auf Tonband aufgenommen. Der Patienten erhält dann die
Aufgabe, sich jeden Tag daheim diese Aufzeichnung anzuhören. Die
wiederholte Anwendung dieser Technik bewirkt, dass die anfänglich heftigen
emotionalen Reaktionen abklingen und die PTBS-Symptome in den
Hintergrund treten.
Auch die Cognitive Processing Therapy (CPT) bedient sich der Exposition.
Allerdings in Form einer schriftlichen Hausaufgabe. Die CPT hat zum Ziel,
sogenannte dysfunktionale Kognitionen zu bearbeiten. Das sind so etwas wie
Denkfehler. Methoden der kognitiven Umstrukturierung (z.B. sokratischer
Dialog) kommen zum Einsatz. Das Verfahren dient der Modifikation
dysfunktionaler Bewertungen kognitiv-affektiver Aspekte des Traumas, also
etwa, um Schuld- oder Schamgefühle abzubauen.
Während der EMDR-Therapie führt der Patient unter Anleitung des
Therapeuten ruckartige horizontale Augenbewegungen durch, während er
gleichzeitig die traumatische Erfahrung in Erinnerung ruft, ohne jedoch
darüber zu sprechen. EMDR hat dieselbe Wirksamkeit wie andere kognitivverhaltensorientierte Ansätze. Bei EMDR ist jedoch bilsang nicht bekannt,
welcher Wirkmechanismus zugrunde liegt.
In der Narrative Exposure Therapy (NET) kommen sowohl Anteile der
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Testimony Therapy als auch klassische verhaltenstherapeutische
Expositionsmethoden zum Einsatz. Anstatt ein einzelnes Erlebnis zu
bearbeiten, erzählt der Patient seine ganze Lebensgeschichte. Dabei
konzentriert man sich dann auf eine möglichst detaillierte Schilderung der
durchlebten Traumata. Wenn nun unverarbeitete Traumata zu Tage treten,
dann werden diese mit Hilfe einer Exposition in sensu bearbeitet. Das
Vorgehen hat zum Ziel die Habituation an die Angstreaktionen, die Reduktion
der PTSD-Symptomatik sowie die Einordnung der Traumata in eine
detaillierte und konsistente Lebensgeschichte.
Auch die Brief Eclectic Psychotherapy for PTSD (BEPP) ist ein multimodaler
Therapieansatz. Zur Anwendung kommen besonders kognitivverhaltenstherapeutische und psychodynamische Elemente. Die 16
Therapiesitzungen gliedern sich in fünf zentrale Elemente: (1)
Psychoedukation, (2) Exposition, (3) Schreibaufgaben und die Arbeit mit
Erinnerungsstücken, (4) Bedeutungszuschreibung und Integration, und (5) ein
Abschiedsritual.
In bestimmten Situationen können die traumabearbeitenden Verfahren nur
eingeschränkt eingesetzt werden. Wenn der Patient etwa von einer sehr
schlechtem körperlichen oder psychischen Verfassung ist oder das Umfeld
kaum Unterstützung leistet. Der Patient muss vor dem Beginn der Therapie
eine minimale Stabilität aufweisen. Die Stabiolisierung bedarf dringend einer
Lebenssituation, in der sich der Patient vor weiterer Traumatisierung sicher
fühlt. Wenn weitere psychische Störungen im Vordergrund stehen, wie etwa
eine schwere Depression oder eine Substanzabhängigkeit, dann bedarf es der
entsprechenden Behandlung bevor die traumabearbeitende Therapie
beginnt.
Zum Teil sind Antidepressiva der neuen Generation - sogenannte selektive
Serotonin- Wiederaufnahmehemmer (SSRI) - notwendig und hilfreich. Wegen
der Gefahr einer Abhängigkeit sollten angstlösende (Anxiolytika) oder
beruhigende (sedierende) Pharmaka (Hypnotika) nur für kurze Zeit zum
Einsatz kommen.
Unterstützende Behandlungsmöglichkeiten
Oft kommen im Gesamtbehandlungsplan kreative Ansätze wie Musiktherapie
oder Kunsttherapie, sowie Bewegungstherapie und andere Methoden zur
Verbesserung von Körperhaltung und Bewegungsabläufen (Feldenkrais, Qi
Gong, Ergotherapie) zur Anwendung.
Entspannungstechniken (Yoga, autogenes Training) oder
Biofeedbackverfahren ermöglichen es, die Symptome besser zu steuern.
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Bei Bedarf erhält der Betroffene im Rahmen der Therapie auch Unterstützung
bei einer beruflichen bzw. sozialen Neuorientierung, Trauerverarbeitung oder
Problemen in der Partnerschaft.
Prognose
Die meisten Posttraumatischen Belastungsstörungen haben gute
Heilungschancen, wenn rechtzeitig eine geeignete Therapie eingeleitet wird.
Jeder zweite Betroffene gesundet sogar ohne Behandlung
(Spontanremission).
Halten sich die Symptome allerdings hartnäckig über Jahre hinweg, dann
verlaufen knapp 30% der Fälle chronisch. Eine Posttraumatische
Belastungsstörung hat bei einer passenden Behandlung im Durchschnitt eine
Dauer von 3 Jahren. Ohne Therapie verdoppelt sich die Dauer.
Informationen für Angehörige
Die Angehörigen sollten ihren Betroffenen nach einem traumatischen Erlebnis
unbedingt auffangen. Das bedeutet unter anderem, aufmerksam zuzuhören
und die Gefühle des anderen ernst zu nehmen. Spätestens dann, wenn
Suizidgedanken aufkommen, ist umgehend ein Arzt einzuschalten.
Es ist hilfreich, den Betroffenen darin zu bestärken, eine Therapie zu
beginnen. Falls der Therapeut es sinnvoll findet, die Angehörigen mit in die
Behandlung einzubeziehen, dann sollte man nicht zögern, sich darin
einbinden zu lassen. Um besser helfen zu können und selbst gesund zu
bleiben, sollten die Angehörigen Unterstützungsangebote wahrnehmen. Dazu
kann eine Angehörigengruppe gehören.
Links
Deutschland
Weisser Ring e.V., Hilfe für Opfer von Gewaltverbrechen [9]
Das psychosoziale Netzwerk der Bundeswehr [10]
Hilfsorganisation für Angehörige von Gewaltopfern [11]
International
International Society for Traumatic Stress Studes ISTSS [12]
National Center for PTSD [13]
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Quellen
Posttraumatische Belastungsstörung, Psychische Erkrankungen – Klinik und
Therapie, Mathias Berger, Urban & Fischer, 4. Auflage 2012
S3-Leitlinie: Posttraumatische Belastungsstörung ICD10: F43.1, Nr. 051/010,
Langfassung und Patientenversion unter
http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/051-010.html [14]
S2-Leitlinie: Diagnostik und Behandlung von akuten Folgen psychischer
Traumatisierung, Nr. 051/027
Langfassung unter http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/051-027.html [15]
Friedman MJ, Keane TM, Resick PA: Handbook of PTSD. Science and practice.
New York, Guilford, 2007
Foa EB, Keane TM, Friedman MJ, Cohen JA: Effective treatments for PTSD.
Practice guidelines from the international society for traumatic stress studies,
ed 2. New York, Guilford, 2009
Die Posttraumatische Belastungsstörung [16]
Die Angsterkrankung
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Registrieren [18].
Kein Mensch kann von sich behaupten, niemals Angst gehabt zu haben. Was
ist jedoch Angst ? Der Angstzustand bewegt sich zwischen den Zuständen der
Ängstlichkeit und der krankhaften (pathologischen) Angst. Ängstlichkeit ist
ein Persönlichkeitsmerkmal, das den betroffenen Menschen in seinem
Erleben und Verhalten prägt und sich normalerweise kaum ändert. Ängstliche
Menschen leiden öfter und intensiver als Andere an alltäglichen
Befürchtungen.
Angst ist hingegen ein sehr unangenehmer Gemütszustand, der oft von
körperlichen Erscheinungen begleitet wird. Gerade dadurch unterscheidet sie
sich von der reinen Befürchtung, die uns untertags umtreibt. Angst entsteht
dabei aus einem Gefühl der Bedrohung. Diese Bedrohung kann ganz konkret
oder aber nicht nachweisbar sein. Genau so wenig wie jede kleine
Stimmungsschwankung eine Depression ist, ist jede Befürchtung schon eine
krankhafte Angst. Auch wenn dies oft verwechselt wird und deshalb viele
Menschen fälschlicherweise die quälenden Störungen Angst und Depression
mit alltäglichen Gefühlsreaktionen gleichsetzen. Deshalb wird eine reale,
ernsthafte Erkrankung oft nicht schnell genug erkannt. Zudem ist die
krankhafte Angst nicht nur eine äußerst lästige Angelegenheit, sondern
beeinträchtigt und behindert den Betroffenen, demütigt und quält ihn.
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Nach Margraf wird Angst zur Krankheit, wenn sie unangemessen stark und
anhaltend ist, ohne ausreichendem Grund auftritt, nicht mehr kontrolliert
oder ausgehalten wird sowie Leid verursacht oder das Leben einschränkt.
Schwerwiegende pathologische Angststörungen bedürfen stets dringend
einer eingehenden ärztlichen Behandlung.
Häufigkeit
Psychische Krankheiten im Allgemeinen und Angst und Depression im
Besonderen sind nicht so einfach zu fassen wie andere Leiden. Die
Dunkelziffer liegt deshalb recht hoch. Dies liegt vor allem am mangelnden
Kenntnisstand bezüglich des Beschwerdebildes und an einer hohen SchamSchwelle. Die in unserer Gesellschaft verankerte Scham vor einem
psychischen Leiden ist ohnehin eines der größten Probleme, was
Kenntnisstand und damit Diagnose und rechtzeitige Vorbeugung, ja sogar
Therapie und Rehabilitation anbelangt.
Absolute Gewissheit besteht jedoch darüber, dass die Angststörungen stark
zugenommen haben und inzwischen zehn Prozent der Bevölkerung betreffen.
Laut Schätzdaten oder Analogieschlüssen nähern sich die Zahlen der
Angststörungen langsam den Zahlen der depressiven Zustände. Auch diese
gehen einher mit volkswirtschaftlichen Einbußen, die in die Milliarden gehen.
Generell sieht es ganz so aus, als ob die wirtschaftliche Zukunft der
Industrienationen vor allem davon abhängt, ob man die "psychosoziale
Gesundheit" der Bürger in den Griff bekommt oder durch entsprechende
Soziallasten für die Behandlung der psychischen Krankheiten langsam
erdrückt zu werden droht.
Frauen sind in Bezug auf Angststörungen deutlich häufiger betroffen. Doch
zieht das männliche Geschlecht gut nach. Dieses ist höchstwahrscheinlich
ohnehin stärker beteiligt, auch wenn es bezüglich Gesundheit im Allgemeinen
und seelische Störungen im Speziellen arglos bis risikoreich mit sich selbst
umgeht. Krankhafte Ängste finden wir verstärkt sowohl unter den älteren, als
auch den jungen Menschen. Die Betroffenheit in den sogenannten "besten
Jahren" nahm die letzten Jahre auch stark zu. Verheiratete sind (wie in vielen
anderen Fällen auch) weniger oft betroffen als die Alleinlebenden. Die
Ledigen, Verwitweten oder Geschiedenen sind vergleichsweise schlechter
gestellt.
Angst und Zwangsstörungen
Gerade im Bereich der Angst- und Zwangstörungen änderte sich die bislang
vertretene Lehrmeinung in den letzten Jahren enorm.
Angst ist nicht gleich Angst. Es ist wichtig, genau zu unterscheiden, um dann
auch die richtige Behandlungsmethode anzuwenden.
Die Angststörungen gliedern sich dabei drei Kategorien, nämlich in phobische
Störungen, Panikstörungen und generalisierte Angststörungen.
Die phobischen Störungen beinhalten Ängste, die sich gezielt auf Dinge oder
Situationen richten (Furcht). Am bekanntesten ist hier wohl die Platzangst.
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Gemeint ist dabei die Angst vor offenen Plätzen, die Angst, das eigene Haus
zu verlassen, Geschäfte zu betreten, sich in eine Menschenmenge oder auf
öffentliche Plätze zu begeben oder allein in Zügen, Bussen oder Flugzeugen
zu reisen. Während einer solchen Krise gibt der Betroffene dann sofort dem
Drang nach, sich umgehend einen möglichen Fluchtweg zu suchen. Auch die
allerorts bekannte Angst vor Spinnen oder aber vor Mäusen sind phobische
Störungen.
Von Panikstörungen sprechen wir, wenn wiederholt schwere impulsive Angstoder Panikzustände aufkommen. Diese lassen sich nicht auf spezielle
Situationen beschränken und sind deshalb nicht vorhersehbar. Symptome
können auf vielerlei Art und Weise auftreten. Typischerweise werden die
Panikattacken genauso wie bei Platzangst (Agoraphobie) begleitet von
plötzlichem Herzklopfen, Brustschmerzen, Erstickungsgefühl, Schwindel und
dem Gefühl der Entfremdung. Oft ist da auch die unmittelbare Angst, sofort
zu sterben, die Kontrolle zu verlieren oder psychotisch zu werden. Die Dauer
der Anfälle variiert und geht meist nur über wenige Minuten, teilweise auch
etwas länger. Weil die Situationen urplötzlich und unberechenbar entstehen,
befällt den Betroffenen oft eine Angst vor der Angst (Erwartungsangst).
Auch die generalisierten Angststörungen lassen sich nicht auf bestimmte
Situationen beschränken. Es kommt etwa zu Nervosität, Zittern,
Muskelspannung, Schwitzen, Benommenheit, Herzklopfen, Schwindelgefühle
oder Oberbauchbeschwerden, welche lange anhalten. Soll der Betroffene nun
seine Ängste konkretisieren, dann kreisen seine Ausführungen oft um
nächste Angehörige, denen etwas zustoßen könnte, oder aber er artikuliert
andere dunkle Vorahnungen. Teilweise gehen die generalisierten
Angststörungen einher mit weiteren Symptomen (Komorbiditäten), wie etwa
Zwangssymptomen oder aber depressiven Verstimmungszuständen.
Die Kombination von Angst und Zwangssymptomen wird erst seit einigen
Jahren wissenschaftlich genauer beleuchtet. Vorher anscheinend gar nicht
existierend avancierte die Krankheit zeitweise zur Modekrankheit, was ihr
leider ein schlechtes Image einbrachte.
Therapeutische Möglichkeiten
Angsstörungen sind inzwischen bezüglich Symptomatik (Beschwerdebild),
Ätiologie (Ursache), Pathogenese (Krankheitsverlauf) und psychosozialen
Folgen gut untersucht worden.
Inzwischen gibt es eine ganze Reihe an konkreten Therapiemöglichkeiten,
wie man sich das vor einigen Jahren noch nicht vorzustellen vermochte:
Das heutige Angebot reicht von der bislang oft vernachlässigten und für
Therapie und Vorbeugung unersetzlichen Aufklärung über Selbsthilfegruppen
einschließlich allgemeinverständlicher Schriften bis hin zu den für
Angststörungen anerkannten Psychotherapieverfahren (zumeist
verhaltenstherapeutische, aber auch tiefenpsychologisch fundierte sowie
Gesprächspsychotherapie, ferner Entspannungsverfahren u. a.) sowie
soziotherapeutischen Korrekturen und Unterstützungshilfen bezüglich
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Partnerschaft, Familie, Freundeskreis, Nachbarschaft, Beruf usw.
Atemberaubend war die Entwicklung in der modernen Pharmakotherapie : Sie
produziert inzwischen früher vernachlässigte und oft abgelehnte Angebote.
Die Benzodiazepin-Tranquilizer (Beruhigungsmittel) machen inzwischen den
geringsten Teil aus. Interessant sind dabei neben den Nicht-BenzodiazepinAnxiolytika (angstlösenden Arzneimitteln, die nicht zu den herkömmlichen
Beruhigungsmitteln gehören), den hoch- und niederpotenten Neuroleptika
(antipsychotisch wirkende Psychopharmaka) und den psychotropen
Phytopharmaka (Pflanzenheilmittel mit Wirkung auf das Seelenleben), wie
etwa Kava-Kava/Kavain vor allem die Antidepressiva.
Die antidepressiven Psychopharmaka waren ursprünglich den Depressionen
vorbehalten und nehmen inzwischen den ersten Platz ein, was die
erfolgreiche Behandlung von Angststörungen angeht. Verwendung finden
dabei eine breite Palette : Die so genannten tri- und tetrazyklischen
Antidepressiva (die älteste Generation) über die modernen SerotoninWiederaufnahme-Hemmer bis zum MAO-A-Hemmer und einigen neuen
antidepressiven Substanzen. Die Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer
werden dabei als erfolgreichste angstlösende Arzneimittel angesehen.
Die Erfolge sind ermutigend. Vor allem wenn man sich eines GesamtBehandlungsplanes bedient, der sich auf Psychotherapie, soziotherapeutische
Korrekturen und Unterstützungsmaßnahmen sowie gezielte
Pharmakotherapie stützt.
Vorsicht ist jedoch geboten vor zu simplen Erklärungsansätzen wie etwa im
Buch "Befreite Gefühle" von Colette Dowling. Dowling erweckt dabei den
Eindruck, depressive Störungen, Zwangsstörungen, Angststörungen und viele
andere psychische Erkrankungen, wie etwa Essstörungen, ließen sich auf ein
und dieselbe Transmitterstörung im Gehirn reduzieren. Deshalb sei der ganze
Reigen der Beschwerden mit ein und demselben Medikament, nämlich einem
neu zu entwickelnden Antidepressivum, behandelbar. Solche
Erklärungsansätze werfen uns zurück in die Steinzeit der Psychiatrie, als es
noch unmöglich war, einzelne Krankheitsbilder zu unterscheiden.
Richtig ist jedoch an Dowlings Ansatz, dass bestimmte Zwangssymptome mit
speziellen Antidepressiva relativ erfolgreich therapierbar waren und sich
manche Formen von Angststörungen mit Antidepressiva eingrenzen ließen.
Schluss
Unverzichtbare Grundlage für Diagnose und Therapie ist es, zu erkennen,
dass man unter einer Angststörung leidet, sich diese einzugestehen, und sich
auch in dieser Sache an einen Arzt zu wenden.
Quellen
Frau Dr. A. Schaefer, PIA der psychiatrischen Klinik zu Altenburg
http://www.psychiatrie.de/fakten/ [19]
Seite 19 von 51
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http://www.psychiatrie.de/diagnosen/ [20]
http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/angst.html [21]
Margraf, J. (Hrsg.): Lehrbuch der Verhaltenstherapie, 2000
Die Demenzerkrankung
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Demenz
Unter dem Oberbegriff Demenz (lateinisch für dementia = ohne Verstand)
versammeln (subsummieren) sich verschiedene Erkrankungen, die alle eine
Minderung der geistigen Leistungsfähigkeit zeitigen. Die Fähigkeit, Neues
aufzunehmen, zu sprechen und wieder zu erinnern, also zu lernen,
vermindert sich. Folge ist eine zunehmende Einschränkung der selbständigen
Bewältigung der Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL's). Es häufen sich die
Probleme damit, neue gedankliche Inhalte aufzunehmen und diese dann im
Anschluss wiederzugeben. Vergesslichkeit alleine ist jedoch noch lange keine
Demenz.
Die Orientierung (Einordnung, wo der Betroffene sich gerade aufhält und was
um ihn herum gerade geschieht) und die Urteilsfähigkeit nehmen zunächst
ab. Danach kommt es zu Schwierigkeiten in Bezug auf Sprech- und
Rechenvermögen und die Persönlichkeit verändert sich. Die Ausführung von
alltäglichen Angelegenheiten wie Waschen, Kochen oder Einkaufen
misslingen zusehends bis sie schließlich ganz zum Erliegen kommen. Für die
Betroffenen geht der Kontakt und das Verständnis für ihre Umwelt verloren
(Verfremdung). Dies löst Verunsicherung, Angst, zum Teil auch Aggressivität
aber auch Enthemmung, Depressivität sowie Sprunghaftigkeit der
Gestimmtheit aus. Dies gestaltet den Umgang seitens der Angehörigen oder
des Pflegepersonals recht schwierig.
Das Risiko, einer Demenz zu erliegen, wächst im Alter stark. Nur zwei Prozent
der Menschen im Alter von 65 und 69 Jahren sind an Demenz erkrankt.
Demgegenüber sind unter den 80 bis 84-Jährigen zehn bis siebzehn Prozent
betroffen und jeder Dritte der Menschen über 90.
In Deutschland finden sich etwa eine Million demenzkranke Menschen.
Jährlich kommt eine Viertelmillion Menschen hinzu, so dass sich die Zahl der
Demenzkranken bis 2050 schätzungsweise verdoppeln wird. Die Demenz ist
heute schon der häufigste Grund dafür, einen Betroffenen im Pflegeheim
unterzubringen.
Zu 90 Prozent werden Demenzkranke gepflegt von den eigenen Angehörigen.
Zu 80 Prozent von Frauen.
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Die häufigste Demenzform ist die Alzheimer-Demenz gefolgt von der
sogenannten vaskulären Demenz (diese wird durch Durchblutungsstörungen
im Gehirn ausgelöst) beziehungsweise einem Gemisch aus beiden
Erkrankungen. Seltenere Formen sind die Fronto-Kortikalen (die Hirnrinde
betreffenden) Demenzen.
Die Pflegereform
Das Pflegeleistungs-Ergänzungsgesetz von 2001 verschafft erstmals
demenzkranken Menschen, aber auch geistig behinderten und psychisch
kranken Pflegebedürftigen mit erheblichem allgemeinem Betreuungsbedarf
zusätzliche Leistungen und verbesserte Versorgungsangebote im Rahmen
der häuslichen Versorgung. Die so vergebenen Leistungen bewährten sich
derart, dass sie 2008 im Pflegeweiterentwicklungsgesetz einflossen.
Deutliche Leistungsverbesserungen für die Menschen mit Demenz, mit
geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen und einer erheblich
eingeschränkten Alltagskompetenz, bei denen ein erheblicher Bedarf an
allgemeiner Beaufsichtigung und Betreuung gegeben ist, sind das Ergebnis
der neuen Reform. Es geht darin in der Hauptsache darum, die Angehörigen
zu entlasten, die ansonsten 24 Stunden am Tag in die Pflicht genommen
werden, weil sie die kognitiv erkrankten Pflegebedürftigen nicht für sich allein
lassen können.
Aus dem Leistungsangebot der Pflegeversicherung können Betroffene
zusätzliche Betreuung und allgemeine Beaufsichtigung auf zwei Arten in
Anspruch nehmen – nämlich entweder durch ehrenamtlich tätige Helfer oder
durch zugelassene Pflegedienste.
Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen
Am wichtigsten ist wohl die Geduld. Ungeduld erzeugt nämlich im
Betroffenen das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. Daraus resultiert
dann Unzufriedenheit, Traurigkeit und Unwohlsein. Zudem ist der Betroffene
wegen der Störungen des Gedächtnisses nicht mehr lernfähig. Das meiste
von dem, was man ihnen mitteilt, ist schon nach wenigen Minuten wieder
vergessen. Man kann also mit ihnen nichts mehr zuverlässig vereinbaren.
Dennoch kann man ihnen mit viel Geduld noch etwas beibringen. Führt man
den Betroffenen nämlich immer wieder an seinen Platz und erklärt man ihm,
dies sei sein Platz, dann besteht die große Chance, dass er sich dies auch
verinnerlicht und selbständig seinen Platz aufsucht. Würde man ihn dann
fragen, wo sein Platz sei, dann würde er wohl nur ausweichend darauf
antworten. Auf Fragen sollte man also verzichten.
Beim Umgang mit Demenzkranken, sollte man das Demenz-Paradoxon nicht
vergessen : Damit ist gemeint, dass der Betroffene krankheitsbedingt
nichtmehr dazu in der Lage ist, den Verlust seiner kognitiven Leistungen auch
wahrzunehmen und sich mit den Konsequenzen zu beschäftigen.
Bei der Verständigung mit einem Demenzkranken sollte man auf einfache
Sprache zurückgreifen. Damit trägt man zugleich der Altersschwerhörigkeit
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Rechnung als auch der Tatsache, dass der Betroffene lange Sätze oft gar
nicht mehr verstehen kann. Auch wenn er eindeutig im Unrecht ist, sollte
man sich auf kein Streitgespräch mit dem Betroffenen einlassen. Zwar kann
er sich wohl bald an das Gespräch nicht mehr erinnern, doch bleiben dann
eine Verwirrtheitund Unzufriedenheit zurück. Demenzkranke empfinden Streit
als bedrohlich, weil sie verlernt haben, zu wissen, dass der Streit wieder
vergeht. Die Betroffenen leben nämlich fast nur in der Vergangenheit. Die
Zukunft hat für sie keinerlei Bedeutung.
Ist keine sprachliche Verständigung mehr möglich, dann ist es umso
wichtiger, die übrigen Sinne (Schmecken, Riechen, Hören, Tasten, Bewegung)
anzuregen. Die Reize sollten dabei einzeln angeboten werden. Ein
Überangebot führt eher zur Verwirrtheit, da dann die verschiedenen
Verursacher nicht mehr getrennt und zugeordnet werden können.
Erleben demenzkranker Menschen
Es fällt umso leichter, mit einem Erkrankten zu kommunizieren, wenn man
sich in dessen Gefühlswelt hineinversetzt.
Die Welt eines Demenzkranken ist sehr unverständlich strukturiert, weil er
die Orientierung verliert. So fällt es ihm schwer, Gegenstände, Situationen
oder Personen in einen größeren Zusammenhang (Kontext) einzubauen.
Erinnerungsstörungen verwehren den Zugriff auf gespeichertes Wissen
(semantisches Gedächtnis) und Erlebnisse (episodisches Gedächtnis). Somit
ist es dem Betroffenen unmöglich, sich in der aktuellen Situation
zurechtzufinden. Ist der Kranke noch fähig dazu, sein Verhalten als
unangemessen einzuordnen, so kann dies zu Unruhe und Resignation führen.
Da sie die Entscheidungen der Pflegenden nicht mehr nachvollziehen können,
fühlen sich Demenzkranke oft falsch verstanden und bevormundet. Sie sind
jedoch oft dazu in der Lage, konkret ihre Wünsche zu äußern. Manche unter
ihnen spüren noch, wenn sie Andere langweilen oder durch ihr Verhalten
peinlich berühren. Diese Fähigkeit zum emotionalen Kontakt schwindet
jedoch im Lauf der Zeit, was für die Pflegenden eine große Belastung
darstellt.
Wenn der Demenzkranke mit seinen Schwächen konfrontiert wird, kann er
recht verärgert reagieren, weil er für Dinge verantwortlich gemacht wird, die
er inzwischen längst vergessen hat.
Auch die Betroffenen haben Gefühle. Wenn sie ihren geistigen Verfall
erkennen, dann kann es zu starken Depressionen kommen. Depressionen
und Demenz ähneln sich sehr stark in ihrer Symptomatik und können deshalb
leicht verwechselt werden. Mit dem Fortschreiten der Krankheit verflacht das
Gefühlsleben und ergreift Interessenlosigkeit und die Unfähigkeit, sich zu
freuen oder zu trauern Besitz vom Betroffenen.
Zum Verhältnis zu den Pflegenden
Neun von zehn Betroffenen werden gepflegt von ihren nächsten
Angehörigen, je acht davon von Frauen. Oftmals versiegen deren soziale
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Kontakte und sie leben nur noch für den Dementen, mit dem jedoch so gut
wie keine Kommunikation mehr möglich ist. Ihre regelmäßig gegen den
Betroffenen gerichteten aggressiven Gefühle produzieren immense
Schuldgefühle in ihnen. Dazu kommt noch die große Angst, selbst einmal
dement zu werden. Oft führt dies alles direkt in eine depressive Entwicklung
oder zu psychosomatischen Beschwerden wie zum Beispiel chronischen
Schmerzerkrankungen. Die psychische Erkrankung des Pflegenden tritt meist
erst nach dem Ableben des Betroffenen auf, wenn man eigentlich sein Leben
wieder in vollen Zügen genießen will.
Die Erkrankung der Lebenspartner oder Eltern kränkt auch die anderen
Familienmitglieder, weil Angriffe auf den Partner auch Angriffe sind auf die
pflegenden Angehörigen. Verhält sich der demente Partner nun unsinnig,
wird ihm oft Bösartigkeit und fehlender guter Wille unterstellt.
Es empfiehlt sich folglich, eine Angehörigengruppe, einen Psychotherapeuten
oder eine Demenzberatungsstelle in der Nähe des eigenen Wohnorts
aufzusuchen.
Volkswirtschaftliche Auswirkungen
Der vierte Altenbericht der deutschen Bundesregierung von 2004 schätzt die
Kosten für Behandlung und Pflege der Demenzkranken auf 26 Milliarden Euro.
Ein Drittel davon wird dabei in der Pflege kostenneutral durch Angehörige
erbracht. 2010 sind 20 Prozent der Bundesbürger über 65 Jahre alt. Die
Kosten steigen also auf 36 Milliarden Euro an, wobei der Anteil an
Pflegekosten kontinuierlich zunimmt wegen der geänderten
Familienstrukturen mit Single-Haushalten und Kleinfamilien.
Therapien
Ein Mix aus medikamentöser Therapie und Biografiearbeit hat sich als recht
wirksam erwiesen.
Seit einigen Jahren gibt es Medikamente gegen Demenz, sogenannte
Antidementiva. Heilbar ist die Demenz nicht, aber für einen Zeitraum von ein
bis zwei Jahren kann das Fortschreiten verzögert werden. Es geht vielmehr
darum, die Alltagskompetenz der Betroffenen zu bessern und ihre kognitive
Leistung so lange wie nur möglich zu erhalten. Beigaben wie beruhigende
Medikamente und Neuroleptika mit anticholinerger (den Neurotransmitter
Acetylcholin hemmend) Nebenwirkung können sich verschlechternd auf die
kognitiven Fähigkeiten des Erkrankten auswirken.
Manche Patienten profitieren dabei ganz wesentlich von den Medikamenten
und andere wiederum gar nicht.
Bei der Biografiearbeit geht es darum, in Erfahrung zu bringen, warum sich
ein Betroffener in einer bestimmten Situation so verhält und nicht anders. Je
besser die Biographie eines Erkrankten durchleuchtet wurden und je
detaillierter seine Gewohnheiten und Eigenheiten bekannt sind, desto besser
ist er für die Pflegenden zu verstehen.
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Das Tau-Protein
Das Tau-Protein ist ein Protein, welches in Tierzellen an stützende
Zytoskelettproteine (Mikrotubuli) bindet und deren Zusammenbau regelt.
Neurodegenerative Erkrankungen mit Ablagerungen von Tau-Protein werden
in der Gruppe als Tauopathien bezeichnet. Die bekannteste Tauopathie ist
der Morbus Alzheimer. Bei einer Erkrankung funktioniert das Protein nicht
mehr so wie früher – es kann nicht mehr mit den Mikrotubuli interagieren.
Dies hat zur Folge, dass das geschädigte und nutzlos gewordene Protein im
Körper abgelagert wird. Diese Ablagerungen können wir als sogenannte
neurofibrilläre Läsionen (Verletzungen) in den Gehirnen der AlzheimerPatienten beobachten.
Quellen
Frau Dr. A. Schaefer, PIA der psychiatrischen Klinik zu Altenburg
http://de.wikipedia.org/wiki/Demenz [24]
http://www.netdoktor.de/Krankheiten/Demenz/ [25]
Patienten-Information der Bundesärztekammer und der
Kassenärztlichen Bundesvereinigung (www.patienten-information.de;
[26] Abruf: 03.02.2010)
Leitlinie der Dt. Ges. f. Psychiatrie, Psychotherapie und
Nervenheilkunde (DGPPN) und der Dt. Ges. f. Neurologie (DGN):
Demenzen (Stand: November 2009)
Brandt T. et al.: Therapie und Verlauf neurologischer Erkrankungen.
Kohlhammer Verlag. 5. Auflage 2007
http://www.schleswig-holstein.de/ [27] ('Demenz' eingeben im
Suchkasten)
Die depressive Erkrankung (Depression)
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Depression
Depression ist abgeleitet vom lateinischen Wort „deprimere“, welches mit
„niederdrücken“ übersetzt wird. Depression ist also eine Krankheit, die mit
psychischer Niedergeschlagenheit zu tun hat. Diese ist zusätzlich mit
körperlichen wie seelischen Störungen gekoppelt. Schlafstörungen,
Antriebslosigkeit und Verdauungsstörungen gehen oft mit der Erkrankung
einher. Es handelt sich um eine affektive Störung und man spricht dabei je
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nach Verlauf von einer depressiven Episode oder einer rezidivierenden
(wiederkehrenden) depressiven Störung. Behandelt wird die Krankheit mit
Antidepressiva und Psychotherapie.
Zahlen
Die Schwermut ist so alt wie die Menschheit, so finden sich schon
Beschreibungen im Alten Testament und bei den antiken Philosophen. Doch
sind Depressionen je nach Zeit und Gesellschaft einem Wandel unterworfen
was Beschwerdebild, Ursache, Verlauf und Häufigkeit anbetrifft.
Depressionen gehören mit den Angststörungen zu den verbreitesten
seelischen Krankheiten (und der Krankheiten überhaupt). Wahrscheinlich
leidet jeder zehnte bis vierte Patient, der seinen Hausarzt aufsucht an einer
wie auch immer ausgeprägten Schwermut.
Etwa fünf Prozent der Bevölkerung leiden an einer Depression, die dringend
einer Behandlung bedarf. Das sind umgerechnet vier Millionen Menschen.
Viermal so viele Menschen erleiden während ihres Lebens eine Depression.
Frauen gegenüber Männern doppelt so häufig betroffen.
Problematisch im Umgang mit Depressionen ist der Umstand, dass sie sich
gar nicht als Depressionen darstellen - zumindest nicht in der Art, wie es sich
die meisten Menschen wohl vorstellen. Zudem kann der Arzt bei einem
Leiden ohne organischer Ursache nur dann eine seelische Störung erkennen,
wenn der Patient in seinem Verhalten oder aber in seiner persönlichen Klage
dies zu erkennen gibt. Bis zur Hälfte der Patienten werden gar nicht erst als
depressiv erkannt und von den Patienten mit einschlägiger Diagnose wird
wiederum nur die Hälfte antidepressiv versorgt.
Dasselbe Problem zeigt sich außerhalb der Praxen. So wissen viele
Betroffene, die erst gar nicht den Hausarzt aufsuchen, gar nicht um ihre
Krankheit und fühlen sich einfach nur leistungsschwach und elend.
Rechnen wir die Dunkelziffern hoch, dann kann man bei der Depression sehr
wohl von einer Volkskrankheit sprechen.
Formen der Depression
Die unipolare („einpolige“) Depression ist die häufigste Form der Erkrankung.
Man spricht deswegen von unipolar, weil der Betroffene nur depressive aber
keine manischen Phasen hat. Die Krankheit geht einher mit dem Morgentief,
einem frühen Aufwachen, Schlafstörungen in der zweiten Nachthälfte und
Niedergeschlagenheit.
Demgegenüber durchlebt der von der bipolaren affektiven Störung Betroffene
sowohl manische als auch depressive Phasen. Der manisch Erkrankte zeigt
ein übersteigertes Selbstverständnis und er überschätzt sich und seine
Fähigkeiten. Zum Beispiel können sie wochenlang nachts durcharbeiten,
ohne Ermüdungserscheinungen wahrzunehmen.
Als dritte Variante gibt es die Dysthymie und die Zyklothymie. Dabei treten
die depressiven Symptome bei der Dysthymie weniger stark auf als bei der
unipolaren Depression. Dafür beginnen sie schon in frühen Jugendjahren und
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nehmen einen chronischen Verlauf – sie dauern also über weite
Lebensabschnitte hin. Die Zyklothymie ist das bipolare Gegenstück zur
Dysthymie und weist weniger starke manische und depressive Phasen auf.
Die saisonal abhängige Depression (SAD, Winterdepression) zeichnet sich
dadurch aus, dass die depressiven Symptome in der Regel im Herbst oder
Winter beginnen und im Frühjahr oder Frühsommer wieder abklingen. Sie
dauern regelmäßig maximal ein halbes Jahr an und gehen eher einher mit
Energielosigkeit als mit einer depressiven Verstimmung.
Symptome
Ursachen und Verlauf
Bezüglich Krankheitsursache (Ätiologie) und ihrer Entstehung (Pathogenese)
herrschte früher eine recht einseitige Betrachtungsweise vor. Heute spricht
man jedoch von einer multifaktoriellen Ätiopathogenese. Gemeint sind also
viele sich gegenseitig beeinflussende Ursachen. (siehe auch den Artikel aus
der Klinikzeitung vom August 2010)
Ursächlich für eine Depression können beispielsweise eine genetische
Disposition (erblich bedingte Krankheitsneigung ), frühkindliche Hirntraumen
(Hirnschäden) und vor allem belastende psychosoziale Entwicklungen in der
Kindheit (durch Erziehung, familiäres Umfeld, später Schule usw.) sowie
bestimmte Persönlichkeitseigenschaften sein.
In Bezug auf den Verlauf kommt es neben dem plötzlichen Ausbruch der
Krankheit auch zu langsam schleichenden Entwicklungen, die sich auf
psychosoziale oder organische Belastungen zurückführen lassen und durch
ein bestimmtes Ereignis angestoßen (getriggert) werden.
Danach ändert sich der Haushalt der Botenstoffe (Neurotransmitter wie etwa
Serotonin, Noradrenalin, Dopamin usw.) in bestimmten Hirnregionen, weil der
Körper versucht, gegen zu steuern. Das hochkomplizierte Transmittersystem
im Gehirn kommt dabei völlig durcheinander, was wiederum andere
biochemische Systeme im Körper stört.
Die Behandlung mit Antidepressiva versucht dieses gestörte Gleichgewicht
dann wieder ins Lot zu bringen. Die Symptome klingen ab und der Patient
gesundet wieder. Natürlich ist die Anfälligkeit des Patienten gegen weitere
Schübe seitens der Depression dennoch erhöht.
Behandlungsmöglichkeiten
Der Einsatz von Antidepressiva ist abhängig vom Schweregrad der
Depression. Bei einer depressiven Belastung leichten Grades kann unter
Umständen darauf verzichtet werden. Bei mittelgradigen oder gar schwer
depressiven Zuständen sind die Antidepressiva jedoch unverzichtbar. Vor
allem dann, wenn trübe Gedanken aufkommen und ein Selbsttötungsrisiko
besteht. Dies gilt auch für psychotische Symptome (zum Beispiel bei
Verarmungs-, Versündigungs- oder Krankheitswahn), welche ebenfalls mit
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einer Depression einhergehen können. Bei Suizidgefahr oder aber bei
psychotischen Symptomen wird der Hausarzt den Patienten ohnehin an einen
Psychiater oder Nervenarzt überweisen.
Erweist sich die Depression ambulant nicht als behandelbar, dann sollte man
vor einer stationären Aufnahme in einer Fachklinik nicht zurückschrecken.
Insbesondere bei Suizidgefahr (Suizidalität) besteht die Gefahr, sich später
Vorwürfe machen zu müssen, obwohl noch einmal alles gut gegangen ist.
Selbsttötungsrisiken
In Deutschland nehmen sich monatlich im Durchschnitt 1.000 Menschen das
Leben. Das sind doppelt so viele wie etwa die Zahl der Verkehrstoten im
selben Zeitraum. In den Medien nehmen die Verkehrstoten einen breiten
Raum ein, während die Suizide tabuisiert werden. Es folgt daraus eine
gefährliche Verschiebung des Gefahrenschwerpunkts, der die Wachsamkeit
diesbezüglich mindert.
Besonders bei depressiven Betroffenen besteht jedoch ein großes
Selbsttötungsrisiko (Suizidrisiko). So ist die Suizidrate bei Depressiven
dreißigmal höher als in der übrigen Bevölkerung. 40 Prozent der Menschen,
die sich das Leben nahmen, besuchten in der Woche vor dem Freitod noch
ihren Hausarzt.
Fehlannahmen und Mythen
Der Großteil der Bevölkerung geht sehr unsensibel, wenn nicht gar
grobschlächtig mit der Problematik der Depression um.
„Wer Depressionen hat, ist selbst daran schuld“ → An der Depression ist man
ebenso wenig schuld wie an einer Grippe. Gewiß begünstigen manche
Verhaltensweisen die Entwicklung der Krankheit. Doch sind solche
Entwicklungen in keinem Falle allein auf das Verhalten einer Person zurück zu
führen, sondern sind das Ergebnis des Zusammenspiels vieler, häufig
unbeeinflussbarer Faktoren.
„Reiß Dich einfach endlich mal zusammen“ → Ratschläge sind auch Schläge.
Der wohlmeinende Spruch des aufmunternden Mitmenschen ist alles andere
als hilfreich sondern kontraproduktiv, weil ein depressiver Mensch gar nicht
dazu fähig ist, diesen Ratschlag zu befolgen und umzusetzen. Es wird
lediglich das Gefühl verstärkt, dass mit einem etwas nicht stimme.
„Gegen Depressionen kann man nichts tun, man muss einfach warten, bis sie
vorbei gehen.“ → Depressionen sind inzwischen sehr wohl gut behandelbar.
Man darf nur nicht zögern, den Arzt aufzusuchen und ihn darauf
anzusprechen. Kein Depressiver ist mehr dazu gezwungen, unnötig lange
unter den quälenden Beschwerden zu leiden.
Quellen
Frau Dr. A. Schaefer, PIA der Klinik zu Altenburg
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Veröffentlicht auf Einblicke e.V. (http://einblicke-altenburg.de)
http://de.wikipedia.org/wiki/Depression [30]
http://www.netdoktor.de/Krankheiten/Depression [31]
http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/depression.html
[32]
http://www.praxispsychotherapie.de/depressionen.html [33]
Die Psychose
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Psychische Erkrankungen - Psychose
Wer kennt nicht das Gefühl, neben sich selbst zu stehen? Und wer fühlte sich
nicht schon einmal wie in einem anderen Film?
Was sind Psychosen?
Das Wort Psychose stammt aus dem Griechischen und steht für eine
ernstzunehmende seelisch-geistige Krankheit. In der Medizin bezeichnet man
damit psychische Störungen, bei denen der Betroffene die Realität zeitweilig
anders wahrnimmt als sie es ist. Das Wort ist ein Oberbegriff für eine Gruppe
von Krankheiten von recht unterschiedlichen Formen. Einige dieser
Krankheiten fallen in den schizophrenen Formenkreis und werden als
Schizophrenie bezeichnet.
So wie es bei einer schweren körperlichen Erkrankung erforderlich ist, so
führen die Erscheinungen der Psychose oft dazu, dass der Betroffene eine
Zeit lang nicht mehr dazu fähig ist, seiner Arbeit nachzugehen und sein
persönliches und häusliches Leben so zu gestalten wie vor der Erkrankung.
Oft ist bei einer Psychose die stationäre Behandlung in einer Fachklinik
angezeigt.
Dauer und Symptome der Psychosen
Psychosen bleiben nicht haften und gehen wieder vorüber. Die Krankheit
kann tritt beim Einen nur einmal auf und kehrt beim Anderen immer wieder
schubweise zurück. Die Psychose verläuft oft günstig Verlauf. Entgegen der
öffentlichen Vorstellung gilt dies auch für die schizophrenen Psychosen.
Die Krankheit äußert sich sich ganz unterschiedlich. Der Kranke kann
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beispielsweise das Gefühl haben, seine Umgebung würde sich auf
merkwürdige Art und Weise derart verändern, dass ihm nichts mehr als
vertraut oder selbstverständlich erscheint – er erlebt diese Veränderungen
als bedrohlich und angsterregend. In anderen Betroffenen setzt sich die
Meinung fest, die Anderen führten gegen sie etwas im Schilde und fühlen sich
entsprechend beeinträchtigt und auf vielerlei Art bedroht. Andere wiederum
kommen zu dem Schluss, durch Strahlen, Hypnose oder Ausserirdische gegen
ihren Willen beeinflusst zu werden. Manch hat ganz das Gefühl, die Anderen
tuschelten miteinander und redeten über ihn. Die Mitmenschen könnten ihrer
Meinung nach die Gedanken lesen und wüssten voll und ganz über den
Erkrankten Bescheid. Es gibt auch Menschen, die zum Beispiel Stimmen
hören, obwohl niemand da ist, der spricht.
Die meisten der Betroffenen haben große Angst, sind voller innerer Unruhe
und haben schwere Schlafstörungen. Einige unter ihnen werden auch
gleichgültig und interessieren sich nicht mehr für das, was um sie herum
geschieht. Sie verspüren eine große innere Leere und können sich nur unter
größter Anstrengung dazu aufraffen, etwas zu tun. Jede noch so kleine
Regung fällt ihnen unheimlich schwer. Sie kapseln sich ab und können sich
kaum mehr konzentrieren. Beim Sprechen reißt der gedankliche Faden gerne
ab.
Die Einen sind wiederum zeitweise depressiv, während die Anderen
vorübergehend heiter erscheinen.
Ursachen
Generell kann jeder an einer Psychose erkranken. Frauen erkranken weniger
häufig daran als Männer. Mit zunehmendem Alter durchlaufen immer mehr
Menschen die sogenannte Alterspsychose, die meistens durch die Demenz
verursacht wird. Bemerken die Betroffenen nämlich den schleichenden
Verlust der Erinnerung an sich, dann kann diese Bewusstwerdung in einer
leidvollen Depressionen enden.
Einer aus hundert von der Bevölkerung erlebt an sich die Psychose. Ein
Prozent erkrankt also wenigstens einmal im Leben an einer Psychose.
Zwar wurden wichtige Bedingungen für das Entstehen dieser Erkrankung
inzwischen erforscht, doch gelang es trotz der rasanten Fortschritte in
Biochemie, Medizin und Psychologie bis heute nicht, die Ursachen umfassend
zu klären.
Bis vor kurzem wurde die Bedeutung der Vererbung von Psychosen gänzlich
überschätzt. Fest steht jedoch, dass in Familien, in denen eine Psychose
auftritt, dieses Krankheitsbild häufiger auftritt.
Die Untersuchung des Stoffwechsels im Gehirn und des übrigen Stoffwechsels
im Körper zeigte es sich – bislang jedoch ungesichert – dass sich bei den an
einer Psychose leidenden Menschen Störungen des Stoffwechsels ausmachen
lassen. Dafür spricht übrigens auch, dass Medikamente, die den Stoffwechsel
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von Nervenzellen beeinflussen, sich auf die Erkrankung derart auswirken,
dass sie die Psychose beseitigen oder aber deren Verlauf wesentlich bessern.
Die Wissenschaft hat auch erkannt, dass das Verhalten der Mitmenschen und
belastende Erlebnisse aus der Kindheit die Entstehung einer Psychose
wesentlich begünstigen können. Dennoch sind wir nach wie vor weit entfernt
von einer umfassenden Erklärung der Mechanismen, welche einen Menschen
an einer Psychose erkranken lassen. Stress, Traumate und große
Veränderungen im Leben (ein Todesfall, ein Umzug, die Geburt eines Kindes
oder das Sich-Verlieben), können Psychosen auslösen.
Fest steht jedoch, dass bei der nach wie vor sehr rätselhaften Krankheit stets
mehrere der oben genannten Faktoren zusammen wirken. Da spielen die
bedingungen der Bereitschaft zu einer Erkrankung eine Rolle, die Anfälligkeit
und Verletzbarkeit also. Zum anderen können äußere und innere Einflüsse
wie etwa Störungen im Stoffwechsel, andere Erkrankungen und Belastungen
wie Streß die Psychose zu ihrem gefürchteten Ausbruch verhelfen.
Verlauf
Der Psychotiker ist oft ein sensibler, verletzbarer und intelligenter Mensch,
der labil und daher wenig belastbar ist und Probleme damit hat, sich
abzugrenzen. Die Reaktionen der Umwelt bezieht er oft auf sich, weist jedoch
dafür ein enormes Einfühlungsvermögen auf. Er benötigt klare Strukturen im
Leben und geordnete Lebensverhältnisse. Chaos und Isolationstendenzen
können nämlich wiederum psychotische Schübe auslösen.
Manche Psychotiker sind aggressiv und neigen zu emotionalen Ausbrüchen
und Übergriffen. In gesünderen Zeiten erscheinen sie dennoch recht
umgänglich, so daß man ihr aggressives Potential nicht vermutet, das sie in
einer Akutphase unberechenbar machen kann. Die Betroffenen selbst
bekommen davon nur wenig mit.
In der akuten Phase dringen die ganzen Emotionen und unterdrückten Inhalte
des Unterbewußtseins wie Ängste, Komplexe, Aggressionen, Triebe und
Urinstinkte usw., mit einem Mal an die Schwelle des Bewußtseins und der
Betroffene ist nicht mehr in der Lage dazu, sie mit Vernunft und Verstand zu
kontrollieren. Die verschiedenen Inhalte bewirken dann Bilder – Wahn und
Halluzinationen. Die Lokalisierung verläuft ähnlich einer Traumdeutung, denn
wenn die Psychose auch eine Krankheit ist, so ist sie dennoch der Ausdruck
einer überforderten Seele.
Der Akutphase einer Psychose folgt oft eine Phase der abgrundtiefen
Depression. Viele Betroffene empfinden das Erleben der Depression als
belastender als die Psychose selbst. Ist der Betreffende in der Psychose durch
seinen eigenen „Wahn“ von sich selbst abgelenkt, so konfrontiert die
Depression einen mit sich selbst. Es kommt zu einem lähmenden oder
destruktiven Erleben, das einen auf sich selbst zurückwirft
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Rückfälle sind oft vermeidbar
Medikamente und psychiatrische Behandlung und Betreuung können die
Gefahr eines Rückfalls beträchtlich mildern. Die Sicherheit, keinen Rückfall
mehr zu erleiden, kann jedoch nicht gegeben werden. Dann treten wieder
psychotische Erscheinungen auf, wobei jedoch Hilfe möglich ist.
Am Wichtigsten ist es dabei, schon bei den ersten, noch leichten Anzeichen
der Erkrankung aufmerksam zu werden. Wenn der Arzt schon im frühen
Stadium die nötigen Maßnahmen einleitet, dann können dadurch zumeist die
schweren Störungen vermieden werden. Falls dies gelingt, dann erübrigt sich
auch ein stationärer Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik oder aber es
besteht nur die Notwendigkeit eines kurzen Aufenthalts im Krankenhaus. Oft
genügt schon der Besuch einer Tagesklinik, um den Rückfall wieder
aufzufangen. Danach ist nur noch eine ambulante Nachbehandlung
vonnöten.
Einige Symptome
Die veränderte Wahrnehmung
Gerade bei schizophrenen Psychosen laufen gesunde und krankhafte Anteile
des Verhaltens und Erlebens parallel. Gemeinhin spricht man dann in Bezug
auf eine Schizophrenie von einer gespaltenen Persönlichkeit, obwohl diese
Form der Erkrankung sehr selten ist.
Menschen, die einen psychotischen Schub durchlaufen, sind
Wahrnehmungsgenies. Jeder Mensch sieht sich ununterbrochen konfrontiert
mit Wahrnehmungen, Empfindungen, Eindrücken und Gefühlen. Der gesunde
Mensch nimmt davon maximal zehn Prozent wahr. Verdoppelt sich dieser
Anteil auf zwanzig Prozent, dann steht der Mensch in der Regel kurz vor
einem Nervenzusammenbruch. Steigert sich diese Rate, dann erkrankt der
Mensch an Seele und Geist. Er verliert die Fähigkeit, zu unterschieden, was
wichtig ist und was nicht. Das Ergebnis ist, dass der Betroffene die Lage, in
der er sich befindet, oder auch die Beziehung zu anderen Menschen nicht
mehr korrekt einschätzen kann.
Im Experiment kann man diesen Zustand bei jedem Menschen durch
permanenten Schlafentzug von ein paar Tagen künstlich provozieren. Keiner
ist also vor solch einem Zustand geschützt. Jeder kann unter bestimmten
Bedingungen davon betroffen werden.
Wahn
Oft spricht die Allgemeinheit im Zusammenhang mit Psychosen von Wahn.
Inhaltliche Denkstörungen werden gemeinhin als Wahn bezeichnet. Die
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Betroffenen entwickeln krankhafte, falsche Wahnvorstellungen, die jedoch
von der Wirklichkeit abweichen. Diese wahnhaften Vorstellungen sind für den
Kranken derart real, dass er unbeirrt daran festhält und sie nicht mehr
anhand der Wirklichkeit überprüfen kann.
Wir unterscheiden zwischen
Wahnstimmungen (Wahnspannungen, Wahnbedürfnis), in denen die
Welt für den Erkrankten verändert, bedrohlich und unheimlich
anmutet. Es handelt sich um eine Vorstufe des manifesten Wahns.
Wahnwahrnehmungen sind reale Wahrnehmungen, denen der Kranke
jedoch eine veränderte, abwegige Bedeutung zuweist.
Wahneinfälle sind wahnhafte Meinungen, die sich nur schwer von der
Wirklichkeit trennen lassen. So mag der Betroffene der Meinung sein,
er sei religiös zu höheren Dingen berufen.
Im systematisierten Wahn verknüpft der Kranke verschiedene
Wahnerlebnisse zu einem ganzen System. Der Wahn, die Dinge zu
erklären, spielt dabei eine große Rolle. Der Betroffene baut alles, was
passend erscheint, durch entsprechende Erklärungsbeweise in das
bestehende Wahnsystem ein.
Wahnthemen sind die Bereiche, die bei inhaltlichen Denkstörungen
oft auftreten. So zum Beispiel der Beziehungswahn (alles wird auf die
eigene Person bezogen), der Verfolgungswahn, der oft bei Männern
auftretende Eifersuchtswahn, der Größenwahn, der Nichtigkeitswahn
(das Gefühl der Minderwertigkeit besonders bei Depressionen), der
Versündigungs- oder Schuldwahn (Schuld bzw. Sünde gegenüber
einer höheren Instanz), Verarmungswahn (die unbegründete Angst,
den Lebensunterhalt zu verlieren) oder der hypochondrische Wahn
(also die Vorstellung, lebensbedrohlich erkrankt zu sein).
Die negative oder positive Symptomatik
In den schizophrenen Psychosen vermischen sich sich die Grenzen zwischen
eigener Wahrnehmung und Wirklichkeit. Die Erkrankten sind hochsensibel
und oft auch sehr kreativ. Durch die Fähigkeit, viel wahrzunehmen, verliert
der Betroffene dann die Ordnung und den festen Bezug zur Außenwelt.
Denken, Fühlen, Wahrnehmen und handeln haben dann keinen Bezug mehr
zur umgebeneden Realität.
Die Symptome bei schizophrenen Erkrankungen sind sehr vielfältig. Man
unterscheidet jedoch generell zwischen einer Minus- und einer PlusSymptomatik. Die Erstere zeichnet sich dadurch aus, dass zu gesünderen
Zeiten vorhandene Persönlichkeitsmerkmale wegfallen. Es entstehen
Antriebsverlust, mangelnde Körperpflege, verarmte Sprache, verminderte
Leistungsfähigkeit, weniger soziale Kontakte, der Rückzug in die eigene
Erlebniswelt, psychomotorische Verlangsamung und zur Verflachung der
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Gefühle.
Dahingegen kommt bei der Plus-Symptomatik beim Erkrankten etwas hinzu.
Der Betroffene leidet dann unter Halluzinationen, Ich-Störungen und
Wahnvorstellungen.
Insgesamt betrachtet können bei der jeweiligen Symptomatik die folgenden
Bereiche betroffen sein:
Ich-Störungen
Wahrnehmungsfunktion bei Halluzinatioen
formale Denkstörungen
inhaltliche Debkstörungen (Wahn)
Störungen der Affektivität
Störungen des Antriebs und der Psychomotorik
Die jeweilige Ausprägung der entsprechenden Symptomatik unterscheidet
sich von Patient zu Patient sehr stark. Auch müssen nicht alle Bereiche
betroffen sein. Die Betroffenen sind besonders beim Stimmenhören, bei
Auswegslosigkeit, bei Angst oder Verfolgungswahn stark von Selbstmord
gefährdet. Zwischen fünf und zehn Prozent der Betroffenen legen dann Hand
an sich. Zudem kann es bei stark ausgeprägtem Verfolgungswahn zu
Übergriffen auf unbeteiligte Dritte kommen, was die Medien dann gerne
ausschlachten. In Wirklichkeit ist das Risiko für Gewaltverbrechen und
Tötungsdelikte jedoch nicht größer als bei anderen Bevölkerungsgruppen.
Affektive Störungen
Affektivität meint die meist kurzfristigen starken Gefühlszustände wie Zorn,
Wut, Hass oder Freude. Darunter fallen aber auch langfristige bestehende
Stimmungen, die eine Gesamtlage über einen längeren Zeitraum beschreiben
wie etwa bei einer Depression.
Es gibt viel Arten der Affektstörungen:
Bei der Affektlabilität (Stimmungslabilität) wechseln Stimmungslage
oder Affekte schnell - meistens bei organisch bedingten psychischen
Störungen.
Bei der Affektarmut sind Gefühlsregungen bzw. Affekte kaum
auslösbar. Der Erkrankte wirkt interesselos und emotional
zurückhaltend.
Das Gefühl der Gefühllosigkeit (Gemütsleere) bezeichnet einen
Mangel oder vollständigen Verlust von affektiven Regungen. Der
Betroffene erlebt diesen Zustand als leidvoll und quälend. Das
Erlebnis des eigenen Leidens ist der Unterschied zur Affektarmut.
Fehlt die Beherrschung von Gefühlen, dann spricht man von einer
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Affektinkontinenz: Gefühlsäußerungen sind schon bei geringen
Anlässen übertrieben und unkontrolliert.
In der Euphorie kommt es zu übersteigertem Wohlbefinden,
Heiterkeit, Zuversicht. Diese Stimmung ist oft verbunden mit einem
übermäßigen Vitalgefühl.
Bei der Depressivität überwiegen eine starke Niedergeschlagenheit,
Lustlosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Der Kranke leidet unter Gefühlen
von Gefühllosigkeit, Freudlosigkeit und vermindertem Antrieb.
Aber auch die sogenannte Ambivalenz ist möglich: Dann bestehen z.
B. im Hinblick auf eine Person oder eine Handlung gegensätzliche
Gefühle nebeneinander. Der Betroffene erlebt diesen angespannten
Zustand als quälend.
In der Parathymie stimmt der Gefühlsausdruck der Betroffenen nicht
mit der Realität überein, z. B. Weinen über einen Witz, Lachen über
Trauer.
Bei der Affektstörung mit Angst empfindet der Erkrankte unbestimmte
oft starke Gefühle der Gefahr oder Bedrohung. Meistens begleiten
körperliche Symptome wie Zittern, Schwitzen, Herzklopfen, Atemnot,
Mundtrockenheit oder Magendruck diesen Zustand.
Stoffwechselstörungen
Alle Prozesse im lebendigen Körper unterliegen biochemischen Reaktionen.
Stets werden Stoffe neu aufgenommen, abgebaut, umgewandelt oder
ausgeschieden. Das Wort Stoffwechsel meint dabei die Gesamtheit dieser
Vorgänge. Dabei können dem Organismus jedoch eine ganze Menge Fehler
unterlaufen. Das Puzzle Mensch setzt sich dementsprechend immer wieder
neu zusammen. Sind einige Teile defekt, verwackelt oder fehlen sie sogar,
dann ergibt sich ein anderes Endbild – der Mensch wird krank.
Klassifikation und Differenzierung von Psychosen
Definitionen
Psychosen sind psychische Störungen, bei denen ein struktureller Wandel im
Erleben des Betroffenen stattfindet. Je nach Herkunft kann man Psychosen in
affektive und schizophrene Psychosen einteilen. Je nach Ursache der
Entstehung unterscheiden wir auch zwischen organischen und
nichtorganischen Psychosen. Die organischen Psychosen spalten sich auf in
reversible und irreversible Formen. Falls die Ursachen einer organischen
Psychose nicht (mehr) beseitigt werden können, dann kommt es nämlich zu
irreversiblen (nichtumkehrbaren) Formen des Krankheitsbildes.
Am häufigsten tritt bei den nichtorganischen Psychosen die Schizophrenie
auf. Dabei sprechen wir von schizophrenen Psychosen oder vom
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schizophrenen Formenkreis, der sich in verschiedene Untertypen aufteilt.
Kennzeichen der schizophrenen Psychosen ist das parallele Nebeneinander
von krankhaftem und gesundem Verhalten und Erleben des an der Psychose
Erkrankten.
Organische Psychosen
Organische (oder exogene oder somatische) Psychosen sind körperlich
begründbar, sind also auf eine organische Erkrankung zurückzuführen. Es
besteht eine zunächst höchst verwirrende Begriffsvielfalt.
Dazu gehören die
(reversiblen) akuten organischen Psychosen
und die (irreversiblen) chronischen organischen Psychosen
(organisches Psychosyndrom).
Die akuten organischen Psychosen teilen sich auf in
amentielles Syndrom, welches bei vaskulären Hirnerkrankungen
(Durchblutungsstörungen der kleinen Blutgefäße im Gehirn) auftritt
und bei Schädelhirntraumata (Schädelverletzungen, bei denen das
Gehirn betroffen ist). Mögliche Symptome sind Trübung des
Bewußtseins, Desorientierung, Denkstörungen, Ratlosigkeit,
Ängstlichkeit und motorische Unruhe bis hin zu ausgeprägten
Erregungszuständen.
Das Delirium kommt wiederum vor bei Vergiftungen und Infektionen.
Als Symptome treten auf Störungen des Bewusstseins und der
Orientierung, vor allem optische Halluzinationen, vegetative
Störungen wie Schwitzen, Herzrasen (Tachykardie), Tremor und
innerer Unruhe.
Der sogenannte Dämmerzustand kommt bei Epilepsie vor, nach
Schädelhirntraumata und bei Vergiftungen. Es kommt zu Störungen
der Wahrnehmung und des Bewußtseins, kann mit Desorientierung
einhergehen und mit nachfolgender totaler oder partieller Amnesie
(Vergessen)
Beim Durchgangssyndrom tritt die Psychose auf ohne Störungen von
Bewußtsein oder Orientierung. Es gibt mehrere Schweregrade:
Störungen der nörmalen Tätigkeit, Störungen des Antriebs,
Verarmung der Gefühle, Verlangsamung aller psychischen
Funktionen, Störungen von Gedächtnis und Affektivität,
Denkstörungen, Halluzinationen und Konfabulationen (Erzählungen,
die keinen Bezug mehr haben zu einer gegebenen realen Situation)
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Die chronischen organischen Psychosen gliedern sich in
das frühkindliche exogene Psychosesyndrom, bei dem ein
frühkindlicher Hirnschaden eine organische Beschädigung des
zentralen Nervensystems zwischen dem sechsten Lebensmonat und
dem sechsten Lebensjahr aufgetreten ist
das hirndiffuse (hirnorganische) Psychosesyndrom
das hirnlokale Psychosesyndrom, welches verursacht wurde durch
Veränderungen im zentralen Nervensystem, die nicht mehr
rückgängig gemacht werden können. Diese Veränderungen können
verschiedene Ursachen haben: Hirntumor, Schädelhirntrauma,
frühkindlicher Hirnschaden, Vergiftungen, Infektionen (wie Menginitis,
Enzephalitis oder Infektionspsychose), Epilepsie, vaskuläre
Hirnerkrankungen (s.o.), Hirnatropie (Alzheimer usw. ), endokrine
Störungen (Hypothyreaose, Hyperthyreose, Addison-Krankheit..) oder
als Folge psychotroper (auf das Gehirn einwirkender) Medikamente.
Die Symptome sind ebenso vielfältig: Bewusstseinsstörungen,
Gedächtnisstörungen, Orientierungsstörungen, IchErlebensstörungen, Wahn und Halluzinationen.
Nichtorganische Psychosen
Die nicht-organischen Psychosen heißen auch endogen. Sie sind körperlich
nicht begründbar und gliedern sich auf in
schizophrene Psychosen (Schizophrenie)
Die paranoide Schizophrenie kommt am häufigsten vor und
tritt meist im Alter von 30 bis 40 Jahren auf. Sie äußert sich in
Wahn und akustischen Halluzinationen. Die MinusSymptomatik fällt nur gering aus und Störungen der
Psychomotorik fallen weniger ins Gewicht.
Die hebephrene Schizophrenie beginnt zumeist im Alter von
15 bis 25 Jahren. Die Minus-Symptomatik ist ausgeprägt
ebenso wie Hypochondrie und affektive Störungen.
Halluzinationen und Wahn sind dabei seltener und dann nur
geringfügig ausgeprägt.
Die katatone Schizophrenie ist in den Industrieländern selten
geworden. Besonders die psychomotorischen Beschwerden
fallen besonders schwer aus. Bei Katatonie mit Stupor,
Hyperthermie und Elektrolytentgleisung nimmt die Erkrankung
gar lebensbedrohliche Formen an.
Das schizoide Residuum ist der chronische Zustand zwischen
den akuten Schüben. Es entstehen bleibende
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Beeinträchtigungen wegen des damit verbundenen sozialen
Rückzugs, der Passivität, dem Verlust von Antrieb und der
emotionalen Abstumpfung. Systematische Wahnvorstellungen
werden zum Teil auch in den gesünderen Phasen beibehalten.
Die Schizophrenia Simplex hat zu eigen einen langsamen und
schleichenden Beginn und nimmt regelmäßig einen
chronischen Verlauf. Die Minus-Symptomatik wird voll
ausgelebt.
Affektive Psychosen wie psychotische Depression, Manie und manischdepressive Erkrankungen. Die manisch-depressive Psychose geht
einher mit abrupten Stimmungswechseln ohne äußeren Anlaß und
wechselt von extrem niedergeschlagen (depressiv) bis extrem
euphorisch (manisch).
bei den schizoaffektiven Psychosen vermischen sich die
schizophrenen und die affektiven Anteile der Symptome der
Schizophrenie. Umfangreiche komplizierte Geflechte von
körperlichen, seelischen und sozialen Faktoren sollen die Ursache
sein. Zudem werden Störungen des Stoffwechsels im Bereich der
Übertragung der Botenstoffe (Neurotransmitter) als weitere Ursachen
angenommen.
Therapeutische Möglichkeiten
Arten der Hilfen
Über die Ursachen von Psychosen herrscht noch große Unklarheit, doch hat
der Arzt ein großes Instrumentarium zur Hand, um die Krankheit erfolgreich
zu behandeln. Auf den ersten Blick mag das überraschen, doch gilt dies ja
auch bei organischen Erkrankungen. So ist die Ursache eines Bluthochdrucks
oft nicht bekannt und trotzdem kann der Mediziner dem Patienten mit einer
langfristigen Behandlung mit Medikamenten gut helfen.
Es ist zunächst wichtig, den Betroffenen in einer psychotischen Krise
denselben Schutz und dieselbe Hilfe zu gewähren, die auch einem körperlich
angeschlagenem Patienten zusteht. Entlastung bringt da schon das Gespräch
mit dem Arzt, in dem der Kranke voller Vertrauen alles offenbaren kann, was
ihn bedrückt und worunter er leidet. Es hilft auch, zu erfahren, dass man
nicht alleine dasteht mit dem Leiden und es viele Andere gibt mit einem
ähnlichen Leiden, welchen bereits geholfen werden konnte.
Manchmal sieht der psychotische Mensch seine Psychose nicht als krankhaft
an und ist deshalb nur schwer dazu zu bewegen, sich helfen und behandeln
zu lassen. Besonders in diesem Falle ist es enorm wichtig, dass der Arzt den
Angehörigen die krankhafte Natur der Störungen erklärt, damit diese das
Verhalten des erkrankten Familienmitglieds nicht als Unarten, Launen oder
Versagen des Kranken ansehen.
In vielen Fällen ist eine Krankschreibung nötig, auch wenn der Erkrankte
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seine Berufstätigkeit mit großer Anstrengung ausüben könnte.
Manchmal kann zum Beispiel eine psychotische Mutter ihren Haushalt nicht
mehr versorgen. Dann hilft der sozialpsychiatrische Dienst des
Gesundheitsamtes oder ein Sozialdienst aus der Klemme.
Orte der Hilfen
Heutzutage genügt oft die ambulante Behandlung durch einen Nervenarzt. Es
ist längst nicht mehr wie früher, dass alle Menschen, die in einer
psychotischen Krise stecken, in eine psychiatrische Klinik eingewiesen
werden müssen. Die Behandlungen im Krankenhaus sind inzwischen viel
kürzer geworden und den meisten der Patienten genügt schon die
Behandlung während eines Aufenthalts in einer Tagesklinik.
In den verschiedenen psychiatrischen Einrichtungen finden sich Ärzte und
Psychologen, Fachschwestern und Fachpfleger, Sozialarbeiter und teilweise
auch Pädagogen und andere Fachkräfte, die zusammen arbeiten. Sie sind
speziell für diese Aufgaben ausgebildet und haben eine praktische Schulung
durchlaufen. Anderen Therapeuten sollte ein an einer Psychose erkrankter
Mensch auch nicht anvertraut werden.
Zur Behandlung
Für die vielen Arten von Psychosen existieren zahlreiche Möglichkeiten der
Therapie. Um Erfolge zu zeitigen muss die jeweilige Therapie unbedingt auf
die individuellen Bedürfnisse des Patienten und auf das Zusammenspiel mit
dessen Familie abgestimmt sein.
Psychosoziale Therapien, Familientherapien, Kunst- und Tanztherapien oder
auch medikamentöse Therapien sind nur einige der möglichen Therapiearten
für Psychosen.
Zu den Medikamenten
Neuroleptika heißen die Medikamente, die auf den Geist wirken. Entgegen
der weitverbreiteten Volksmeinung handelt es sich dabei nicht um Präparate
welche nur beruhigend oder dämpfend wirken und den Patienten über
Gebühr ermüden.
Neuroleptika wirken sehr spezifisch. Sie können dafür sorgen, dass Angst und
Erregung verblassen, dass sich der Patient nicht mehr beeinträchtigt fühlt
durch die Umgebung und er sich wieder besser konzentrieren kann. Die
Medikamente wirken also direkt auf die Symptome der Krankheit. Zudem
wirken sie vorbeugend.
Nimmt der Kranke nämlich die Neuroleptika weiter ein, nachdem die
Symptome abgeklungen sind, dann verhindern diese oft ein einen Rückfall in
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einem erneuten Schub. So haben Untersuchungen an tausenden von
Patienten ergeben, dass Patienten, die nach der psychotischen Krise
weiterhin ihre Medikamente regelmäßig einnehmen, viel seltener an einer
erneuten Psychose erkranken als Patienten, die keine Medikamente
einnehmen.
Wie lange der Patient nun zu seinem Schutz vor einem Rückfall die
Medikamente einnehmen sollte, ist sehr unterschiedlich und kann nur vom
behandelnden Arzt entschieden werden.
Selbstmanagement
Die meist wirren Bilder und Erlebnisse während der akuten Phase sind sehr
verschieden – sie sind eben auch Ausdruck der Persönlichkeit, die sich in
einem dramatischen Prozess der Auflösung befindet.
Natürlich gibt es immer eine Ursache für die Psychose und die Wurzel hierfür
aufzudecken und sie zu lösen – durch Therapie beispielsweise - kann die
Schübe der Krankheit zum Stillstand bringen. In diesem Prozess lernt der
Betroffene, die für ihn individuell geltenden Zeichen zu deuten, die auf den
Beginn einer Psychose hinweisen.
Je mehr der Kranke von seiner Erkrankung versteht, aus welchem Grunde er
unter bestimmten Bedingungen und in bestimmten Konstellationen dann
psychotisch reagiert, löst sich der Betroffene immer mehr aus dem
Würgegriff der Krankheit. Die Ursache wurzelt dabei nur allzu oft in der
Vergangenheit, in der Biografie des betroffenen Menschen.
Sinn von Psychosen
Psychosen wirken oft als Schutzmechanismus in Zeiten großer
Veränderungen und sie folgen einer eigenen Logik. Vorher Erlebtes wird darin
verarbeitet. Es handelt sich laut Professor Thomas Bock um einen sinnvollen
psychischen Vorgang, der nicht nur anzeigt, dass die Psyche krank ist. Die
Psychose stellt gewissermaßen einen Problemlösungsvorgang dar, um mit
den Ursachen der Psychose fertig zu werden. Viele Betroffene erleben ihre
Psychose sogar positiv, erhellend, und sehen darin einen Neubeginn.
Psychoseseminare
Der Diplompsychologe Thomas Bock und die Betroffene Dorothea Buck waren
es, die das Psychoseseminar erfunden haben, in dem Betroffene, Angehörige
und Profis auf gleicher Augenhöhe über das Phänomen der Psychose reden.
„Wir wußten so wenig über Psychosen, daß ich hoffte, wir bekommen neue
Erkenntnisse, wenn wir alle drei Gruppen zu Wort kommen lassen.“
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Der Erfolg war größer, als Bock sich je hätte träumen lassen. Das Seminar
zog nach kurzer Zeit wegen des großen Andrangs in den Hörsaal der
Hamburger Universität um.
Die Fachwelt war zuhöchst erstaunt darüber, dass Betroffene in der Lage
sind, über ihre Erkrankung vor einer Gruppe zu reden. Professor Klaus
Dörner, ehemals Chef des Westfälischen Krankenhauses in Gütersloh meint
dazu: „Bis dahin haben wir geglaubt, schwer psychisch Kranke bekommen so
etwas nicht geregelt.“ Laut Dörner dienen die Psychoseseminare der
Entabuisierung des „Wahnsinns“.
Psychoseseminare tragen also zu einer umfassenderen Sicht der Psychosen
bei und sorgen für einen besseren zwischenmenschlichen Umgang der drei
beteiligten Gruppen. Jeder Betroffene sollte einmal ein Psychoseseminar
besuchen, um mehr über sich selbst in Erfahrung zu bringen. Er könnte
Gefallen daran finden und regelmäßiger Teilnehmer werden.
Quellen
http://www.psychiatrie.de/ [36]
http://www.psychiatrie.de/diagnosen/ [20]
http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie [37]
Broschüre „Es ist normal, verschieden zu sein! Verständnis und Behandlung
von Psychosen“
Pschyrembel
http://www.medizinfo.de/kopfundseele/psychose [38]
http://www.philognosie.net/ [39]
Die Schizophrenie
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Schizophrenie
Was ist eine Psychose?
Die Psychose kennzeichnet einen krankhaften Geisteszustand, der geprägt ist
durch ein Wahnerleben und die veränderte Wahrnehmung bzw. Interpretation
der Wirklichkeit. Dieser Geisteszustand kommt besonders bei der bipolaren
Störung (manische Depression) und bei der Schizophrenie zum Tragen. Der
Auslöser ist wahrscheinlich in beiden Fällen eine falsche Reaktion des Gehirns
wegen fehlerhafter biochemischer Vorgänge. Dieser Einschätzung liegt die
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Beobachtung zugrunde, dass sich beide Erkrankungen mit Medikamenten gut
in den Griff bekommen lassen.
Nicht nur die Medikamente spielen dabei eine Rolle. So erkennt der an
Psychose erkrankte Mensch im psychotischen Zustand meistens nicht, dass
er krank ist. Gerade zur schizophrenen Psychose gesellt sich überdies das
Erleben einer Beeinträchtigung und von Verfolgung. Aus diesem Grunde ist es
oft nötig, den Schizophrenen in der akuten Phase auch gegen seinen Willen in
eine psychiatrische Einrichtung zu bringen, um ihn vor einem Suizid oder
seine Umgebung vor eventuellen zerstörerischen Aktivitäten zu schützen.
Dort erfolgt dann – wiederum zur Not auch gegen seinen Willen - eine
Behandlung mit entsprechenden Psychopharmaka. Problematisch wird das
dann nach der Entlassung des Patienten nach seiner Genesung, weil bei ihm
die Einsicht für die Medikation vorhanden sein muss. Ohne der Gabe von
Psychopharmaka tritt die Krankheit dann oft wieder auf. Es gibt aber auch
Betroffene, die auch ohne Medizin wieder gesund wurden. Bei 70 Prozent der
Betroffenen gelingt es, die Symptome zum Abklingen zu bringen und
Rückfälle zu vermeiden.
Ist die Psychose einmal ausgebrochen, dann bedeutet dies für den
Erkrankten regelmäßig einen herben Einschnitt in das bisher gewohnte
Leben. So behindert oder gar verhindert das Auftreten einer Psychose in
jungen Jahren die Ausbildung des jungen Erwachsenen. Da zumeist eine
Behinderung bzw. Beeinträchtigung des Leistungsvermögens zurückbleibt,
verringern sich die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Der Erkrankte wird
meistens zum Sozialfall. Hat er etwas mehr Glück, dann erhält er Leistungen
von der Rentenversicherung. Kümmert sich seine Umgebung nicht mehr um
ihn, dann verfällt er in die soziale Isolation.
Zudem erweckt das Bild der psychisch Kranken in der Öffentlichkeit kein
Vertrauen. So wird der Begriff „verrückt“ oder „schizophren“ meistens
abwertend verwendet. Und erfährt man einmal etwas von Schizophrenie,
dann meist aus den Nachrichten in Zusammenhang mit Mord und Totschlag.
Die bizarren Motive der Täter ziehen die Reporter magisch an. Rein statistisch
gesehen die Schizophrenen jedoch im Durchschnitt auch nicht gewalttätiger
als der als „normal“ bezeichnete Anteil Bevölkerung.
Was ist eine Schizophrenie?
Die häufigste Form der endogenen Psychose ist die Schizophrenie.
Ein Schweizer Psychiater prägte Anfang des 20. Jahrhunderts den Begriff
„Schizophrenie“. Eigentlich handelt es sich um ein wissenschaftliches
Konstrukt, weil diese Krankheit kein einheitliches Bild zeigt und sogar bei ein
und demselben Patienten zu unterschiedlichen Zeiten einen
unterschiedlichen Verlauf nehmen kann. Deshalb spricht man auch von den
Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis. Schizophrenie ist griechisch
und bedeutet Bewusstseinsspaltung. Damit soll zum Ausdruck gebracht
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werden, dass das Erleben des Erkrankten geteilt ist in die Wahrnehmung der
Realität so wie sie ist und in die Wahrnehmung einer "virtuellen" Realität,
welche er sich einbildet.
Die Krankheit gibt oft Rätsel auf. Manche der Betroffenen hören innere
Stimmen, die sie beeinträchtigen, andere haben optische Halluzinationen,
wieder andere fühlen sich von Strahlen bedroht und von magnetischen
Einflüssen. Die sich bedroht fühlenden Erkrankten erleben ihr
Ausgeliefertsein als Gedankenentzug. Nachvollziehbar ist wohl, dass der
Betroffene dann versucht, sich diese für ihn oft auch körperlich erfahrbaren
Dinge zu erklären und zu deuten. Dies besonders in der akuten Phase der
Psychose und ganz besonders bei der Ersterkrankung, wenn man noch nichts
von seinem Kranksein weiß. So kommen Konstrukte zusammen, in denen der
Betroffene sich überwacht und verfolgt sieht. Je nach Lebensgeschichte und
Erfahrungsschatz werden dann CIA, Stasi oder BND verantwortlich gemacht –
man hat ja genug Schlimmes darüber gehört. Wegen der akuten durch den
Wahrnehmungsstress verursachten Überforderung des Gehirns kommt es zur
Fehlinterpretation. Alles, was um einen herum passiert, wird dann auf die
eigene Person bezogen. In Folge bildet sich schnell ein Wahn, in dem sich
alles um die eigene Person dreht. Charakteristisch ist dabei, dass dem
Betroffenen sein Verstand bleibt. Dieser ist sozusagen in eine Gedankenfalle
geraten und wandelt nun auf den Spuren des Wahns. Der Kranke befindet
sich im desolaten Zustand der Gedankenverwirrung und der Katatonie.
Dennoch arbeitet sein Verstand ganz normal - er sieht sich jedoch wegen der
Wahneinbildungen zu seinem unnormalen Verhalten gezwungen.
Die medikamentöse Behandlung mit speziellen Neuroleptika kann dann die
Symptome mildern und oft auch den Wahn beseitigen. In besonders
schweren Fällen, insbesondere bei Katatonien, greift man dann als ultima
ratio sogar zur Elektroheilkrampfbehandlung. Diese hat ohnehin einen
schlechten Ruf als Elektroschocktherapie. Dies liegt daran, dass sie früher
ohne Narkose durchgeführt wurde und nicht selten als Disziplinierung
störender Patienten Verwendung fand.
Die Schizophrenie tritt recht häufig auf. Etwa jeder Hunderste begegnet in
seinem Leben mindestens einmal dem Leiden – also sind 800.000
Bundesbürger von dieser Krankheit betroffen. Das bedeutet aber nun nicht,
daß jeder Hundertste, dem wir begegnen, vom Wahn befallen ist. Die akute
Symptomatik der Krankheit tritt nämlich nur bei einem Drittel der Betroffenen
einmal im Leben und dann nach dieser einmaligen Episode nie wieder auf.
Ein zweites Drittel hat Rückfälle in größeren Abständen. Zwischen den
Schüben sind sie aber völlig gesund in Bezug auf ihren geistigen Zustand.
Nach jedem akuten Schub steigen dabei die Beeinträchtigungen weiter an.
Erst beim letzte Drittel kommt es zum chronischen Verlauf und es
überwiegen die Rückfälle und die Krankheitssymptomatik.
Es gilt für die meisten Betroffenen, dass eine bestimmte, regelmäßig
eingenommene Erhaltungsdosis von Neuroleptika in der Regel den Rückfall
zu vermeiden hilft. Nach den Rückfällen verbleibt oft eine Behinderung in
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Form von verminderter Stressverträglichkeit und Defiziten bei der sozialen
Kommunikation. Deshalb ist die Schizophrenie eine der Hauptursachen für
die Invalidisierung junger Menschen. Bei Männern tritt die Ersterkrankung
zumeist angefangen vom Teenageralter bis in die 20er hinein auf, bei Frauen
ein paar Jahre später.
Fälschlicherweise nimmt der Volksmund an, die Schizophrenie sei eine
Persönlichkeitsspaltung. Diese fällt jedoch unter die Persönlichkeitsstörungen
Es handelt sich also bei der gespaltenen Persönlichkeit um eine völlig andere
Form psychischer Erkrankung.
Die Ursachen?
Wir wissen bislang nur wenig über die Ursachen für das Entstehen der
Schizophrenie. Vor hundert Jahren ging man von der Vererbung aus, weil sie
in der Tat oft familiär gehäuft auftritt. Vor 30 Jahren zählte man die gestörten
Familienverhältnisse zur Hauptursache der Erkrankung. Zu den familiären
psychologischen Faktoren zählten z.B. das Fortbestehen der Mutter-KindSymbiose, inkonsequente Erziehung und das Herhalten des Kindes als
Ersatzpartner. Heutzutage gehen wir von vielen verschiedenen Faktoren aus,
die zum Entstehen der Krankheit führen. Da spielen die biologische
Veranlagung, die sozialen Umwelteinflüsse im Verlaufe der Entwicklung und
gewisse Stressereignisse eine Rolle bei der Ausbildung einer gewissen
Verletzlichkeit, auf deren Grundlage die Krankheit ausbrechen kann. Der
Kranke ist also zu sensibel für die durch das Leben tobenden Stürme.
Auslöser sind dann sehr oft belastende oder entlastende Ereignisse im Leben
der Person (Todesfall, Trennung vom Partner, Prüfungen..) Inzwischen geht
man sogar davon aus, dass jeder Mensch unter gewissen Umständen eine
Psychose bzw. eine Schizophrenie entwickeln kann – weil jeder seine eigene,
ganz individuelle Stressgrenze hat. Auch heute noch werden in manchen
Regimes „gefährliche Staatsfeinde“ mit psychologischen Methoden gefoltert,
bis diese gebrochen und psychisch krank sind.
Man geht davon aus, dass eine mit der Erkrankung einhergehende Störung
des Gehirnstoffwechsels die Ursache vieler Symptome ist. Das Gehirn
verträgt nicht mehr die Flut an Reizen, die von außen eindringt und "schaltet"
auf eine andere Stufe der Umweltwahrnehmung. Das überlastete
Nervensystem kann dann auch körperlich spürbare Symptome verursachen.
Ob sich in dieser Situation dann ein Wahn herausbildet, dürfte dann eine
Sache der Erfahrung des Betroffenen sein. So können Patienten, die schon
einmal "wahnsinnig" waren, die Gedankenfalle erkennen, in die sie das
Gehirn schicken will und entsprechend darauf reagieren, indem sie sich vom
Stress zurückziehen und ihre Neuroleptika höher dosieren. Die Medikamente
machen den Patienten sozusagen dickfelliger auf biochemischer Grundlage.
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Warum wird einer „verrückt“?
Das Gehirn befindet sich also in einer bestimmten Phase der Erkrankung in
einer Streßsituation. Die stets eingehenden optischen und akustischen
Umweltinformationen nehmen überhand und werden nicht mehr vom
Unterbewusstsein gefiltert. Also schaltet das Gehirn einen zusätzlichen Filter
ein, der die Bedeutung des Wahrgenommenen verschiebt und die
Wahrnehmung des Erkrankten wird „verrückt“.
Die Gehirnzonen, die uns unter normalen Umständen von für uns nur
zweitrangigen Informationen schützen, so dass wir uns zum Beispiel auf eine
Sache konzentrieren können, funktionieren nicht mehr richtig. So kann der
Betroffene auf Farben reagieren, deren plötzliche Wahrnehmung er auf die
eigene Person bezieht. Der Erkrankte erkennt nun neue Bedeutungsinhalte in
den Dingen und fühlt sich deshalb wie ein „Erleuchteter“. Er verfällt also in
eine „psychospirituelle Krise“ (Peter R. Breggin). Neben dem Gefühl, etwas
Besonderes zu sein, hat der Schizophrene oft körperliche Symptome und
Halluzinationen. Auch diese Symptome verlangen nach einer Begründung. So
kann der Betroffene eventuelle Beschwerden in der Herzgegend mit einem
Strahlengerät begründen, das Fremde auf ihn ausgerichtet haben. Immerhin
ist man ja etwas Besonderes und schon deshalb zeigt der Geheimdienst
Interesse an einem.
Sieht der Betroffene plötzlich Bilder oder Lichterscheinungen, so kann er etwa
annehmen, diese seien extra für ihn projiziert worden, damit er ein Rätsel
löst, um die Welt zu retten.
Ein Wahn kann also auf vielerlei Art entstehen und sich zu einem ganzen
Wahngebilde entwickeln, das dann zu einer festen Überzeugung werden
kann. Aus diesem Grunde fällt es auch gar so schwer, einem Kranken
klarzumachen, daß er der psychiatrischen Behandlung bedarf. Denn der
Betroffene kann dann davon überzeugt sein, dass es sich dabei nur um ein
Komplott oder eine Finte handelt. Die Anwendung von Gewalt, um den
Kranken vor Fremdgefährdung oder Eigengefährdung zu schützen und ihn
einer angemessenen Behandlung zuzuführen, verstärkt zweifellos die
Überzeugung, Opfer eines Komplotts von unsichtbaren Mächten geworden zu
sein.
Wie ist die Behandlung?
Medikamente
Viele der Patienten begeben sich auf Wunsch ihrer Angehörigen, oder von
sich aus, aus freien Stücken in eine Behandlung. Doch kommt es auch vor,
dass Betroffene gegen ihren Willen eingewiesen werden. Diese Betroffenen
fühlen sich oft bedroht und werden manchmal – aus ihrer Todesangst heraus
– manchmal gegenüber den Rettungskräften gewalttätig. Sie sind davom
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überzeugt, dass sie dabei nur ihr Recht der Selbstverteidigung ausüben.
Solche Patienten erleiden dann oft die recht demütigende Prozedur der
Fixierung ans Bett, bis sie durch Medikamente ruhiggestellt werden können.
Um die Symptome der Schizophrenie zu reduzieren steht eine breite Palette
an Neuroleptika zur Verfügung. Der Arzt legt dann ganz individuell die Art der
Medikation und die Dosierung fest. Die antipsychotische Wirkung der
Medikamente setzt jedoch erst nach zwei bis drei Wochen ein. Es wird
kontrovers diskutiert, ob die Neuroleptika sich direkt auf die Wahngedanken
auswirken oder der Patient durch deren generelle Abstumpfung der
Gehirnfunktionen das intellektuelle Interesse an seinen Wahnideen verliert.
Einige der Medikamente haben starke Nebenwirkungen wie z.B.
Muskellähmungen, Muskelkrämpfe oder Muskelzuckungen, Mundtrockenheit
oder sie wirken sehr stark sedierend oder sie erzeugen Ängste. Es gehört zu
einer ordentlichen Behandlung, diese Nebenwirkungen schon im Vorfeld mit
dem Patienten abzuklären, damit er sich keine falschen Erklärungen dazu
zurechtlegt.
Auch die neueren sogenannten „atypischen“ Neuroleptika - z.B. Risperidon
(Risperdal ®), Olanzapin (Zyprexa ®), Quetiapin (Seroquel ®), Amisulprid
(Solian ®), Ziprasidon (Zeldox ®), Zotepin (Nipolept ®) oder Aripiprazol
(Abilify ®) - bewirken keine Wunder, obwohl die Pharmaindustrie sie gerne
als Wundermittel bewirbt. Fast nebenwirkungsfrei und trotzdem gut wirksam
erweisen sich erstaunlicherweise die klassischen Medikamente Leponex,
Perazin oder Fluanxol.
Bei einer schizoaffektiven Erkrankung greift man eventuell zusätzlich noch
auf einen Stimmungsstabilisatoren wie etwa Lithium zurück.
Ist die akute psychotische Phase überstanden, dann sollte man nur noch die
niedrigstmögliche Erhaltungsdosis an Neuroleptika einnehmen, um einen
Wiederausbruch der Psychose zu verhindern.
Es gibt auch Patienten, die ganz ohne Tabletten oder Depotspritzen
auskommen.
Bei einem absoluten Absetzen der Medikamente ohne Rücksprache mit dem
behandelnden Arzt kann eine Absetzpsychose eintreten.
Moderne Verfahren wie Green Horse oder Soteria verzichten ganz auf Zwang
und setzen enn überhaupt dann nur auf niedrig dosierte Medikamente.
Die nötige Ruhe
Der akut psychotische Patient bedarf zusätzlich zu den Medikamenten auch
der Ruhe. Eine möglichst gewohnte reizarme Umgebung, viel Schlaf und
Vermeidung von unnötigem Informationsstress wirken wahre Wunder.
Ein Aufenthalt im Krankenhaus mit der ungewohnten Umgebung, fremden
Menschen und neue Prozeduren stellt somit nur die zweite Wahl dar. Besser
wäre es, man könnte zu Hause bleiben – darauf setzen Verfahren wie APP
(Ambulant Psychiatrische Pflege). Die überforderten Angehörigen und das
Unvermögen des Betroffenen, für sich selbst zu sorgen, machen den
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Aufenthalt in der Klinik dann doch nötig.
Verweilt der Patient länger in der Klinik, dann kann er an einer
Beschäftigungstherapie und anderen Formen sozialen Trainings teilnehmen.
Wie geht es weiter nach dem Aufenthalt in der Klinik?
Wurde der Patient aus der Klinik entlassen, dann existiert
die Möglichkeit des betreuten Wohnens und auf der
anderen Seite die Möglichkeit der Tagesstrukturierung
und/oder Rehabilitation in Tagesstätten und
Zuverdienstfirmen. Die Möglichkeiten variieren von Ort zu
Ort.
Wie kann das Umfeld in der akuten Phase helfen?
Eine Zwangseinweisung veranlassen
Verhält sich nun ein Mensch aus Ihrem Umgebung auffällig, und Sie hegen
den Verdacht, es könne sich um eine psychische Störung handeln, dann
sollten Sie sich verantwortlich fühlen und die Angelegenheit nicht unter den
Tisch kehren. Der sich auffällig verhaltende Mensch ist sehr krank und bedarf
dringend der professionellen ärztlichen Hilfe. Es geht nun darum, ihn dazu zu
überreden, sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Im Gespräch ist jedoch
zu vermeiden, eventuelle psychische Störung zu benennen, weil der Kranke
dies als Angriff oder Komplott gegen ihn missverstehen könnte. Hilfreicher ist
es, sich über den oft auftretenden Erschöpfungszustand oder unbestimmte
körperliche Beschwerden und Symptome, anzusprechen. Bieten Sie an, den
Kranken als Vertrauensperson zum Spezialisten, einem Facharzt für
Neurologie und Psychiatrie, zu begleiten. Falls ein Arzttermin zustande
kommt, dann schildern Sie dem Arzt ihre Beobachtungen des auffälligen
Verhaltens und die Symptome. Auch dabei ist darauf zu achten, kein
unnötiges Misstrauen zu schüren. Der Arzt wird dann entscheiden, wie zu
verfahren ist.
Falls der kranke Mensch schon im Wahn sein sollte und für Argumente nicht
mehr zugänglich ist, dann kann eine zwangsweise Einlieferung in eine Klinik
unerlässlich sein. Schließlich weiß man ja nicht, was er sich oder anderen
antut. In diesem Fall ist entweder ein Krankenwagen oder Notarzt oder die
Polizei zu rufen. Auch der Sozialpsychiatrische Dienst kann in dieser Situation
vermittelnd eingreifen. Dies ist ein sehr gewichtiger Schritt, den Ihnen
niemand abnehmen würde. Seien Sie sich klar darüber, dass der Betroffene
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Ihnen eventuell im Nachhinein deswegen Vorwürfe machen wird, ihn seiner
Rechte als freier Bürger dieses Landes beraubt zu haben. Aber es kann auch
vorkommen, dass er Ihnen dankbar ist, weil Sie ihn vor Unheil bewahrt haben
oder zumindest vor weiteren peinlichen Situationen.
Eine Zwangseinweisung kommt selbstredend nur in Frage, wenn der
Betroffene Gefahr läuft, sich selbst oder andere zu gefährden. Liegt dafür
kein Anhaltspunkt vor, dann besteht auch kein akuter Handlungsbedarf. Es ist
anngesagt, geduldig das Vertrauen des Kranken zu gewinnen und dann zu
versuchen, ihn davon zu überzeugen, sich in eine Behandlung zu begeben.
Hilfe nach der Entlassung
Wurde der Kranke wieder aus der Klinik entlassen, dann hilft ihm, am Besten
die Hilfe zur Selbsthilfe. Der Betroffene muss wieder lernen, das alltägliche
Leben zu meistern. Falls nötig, dann kann ihm geholfenw erden, eine eigene
Wohnung zu finden. Dies trägt zur gesundheitlichen Stabilisierung bei und
entlastet die eigene finanzielle Situation, falls der erkrankte Sohn oder die
Tochter noch zu Hause wohnt. Das soll jedoch nicht heißen, dass Sie Ihren
Sohn oder Ihre Tochter mit aller Macht aus dem Haus werfen sollen. Es
kommt dabei mal wieder ganz auf die aktuelle Situation an.
Dem erkrankten Kind sollte man nicht ständig "auf den Wecker" gehen. Es
kann hilfreich sein, eine geeignete Arbeitsstelle oder Lehrstelle oder
zumindest eine Tagesstrukturierung zu vermitteln.
Gut tut dem Betroffenen ein Gefühl der Wärme sowie der Gelassenheit
gegenüber der Situation. Überzogene Ansprüche oder ein gereiztes Klima
begünstigen lediglich einen Rückfall.
Freunden Sie sich mit dem Gedanken an, dass die Krankheit einen
chronischen Verlauf nehmen kann und damit eine bleibende Behinderung
fortbesteht. In diesem Falle sollte man sich nicht entmutigen lassen durch die
ständige Unsicherheit.
Beschaffen Sie sich Hilfe in Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen. Beide
können davon nur profitieren – sowohl der Patient als auch der Angehörige.
Die Prognose
Jeder Dritte der von Schizophrenie betroffenen Bevölkerung erkrankt nur
einmal im Leben daran und wird dann wieder vollständig gesund. Die
Krankheit ist also nicht zwingend unheilbar.
Auch für das zweite Drittel der Betroffenen erleidet nur phasenweise
Rückfälle (Rezidive). Dies kann alle zwei Jahre vorkommen. Genaue
Vorhersagen sind nicht möglich - es können auch größere Zeitabstände bis
zum nächsten Rezidiv vergehen. Trotz der Unsicherheit ist die Schizophrenie
eine Krankheit, die sich mit entsprechender Medikation und Therapie gut in
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den Griff kriegen lässt.
Lediglich beim letzte Drittel der Betroffenen überwiegt der chronische
Zustand und die Krankheitssymptome sind mehr oder weniger dauernd
präsent.
Das Suizidrisiko ist für alle Erkrankten leider erhöht. Das liegt jedoch weniger
an der Krankheit selbst als an der als bedrückend empfundenen
gesellschaftlichen Isolierung, in der sich viele der Betroffene befinden.
Natürlich gibt es neben der Schizophrenie auch noch andere Krankheitsbilder,
bei denen die Betroffenen verrückt werden und es zur Ausbildung von
Wahnideen kommt. So zum Beispiel bei der chronischen Paranoia. Da fehlen
dann die typischer Symptome einer Schizophrenie. Diese Fälle nehmen oft
einen recht ungünstigen Verlauf, weil der Betroffene keine
Behandlungseinsicht zeigt und der (teilweise nur subtile) Wahn schon Jahre
andauert.
Noch vor 30 Jahren wurden die meisten schizophrenen Patienten noch in
Irrenhäusern weggeschlossen. Dann war da noch die Nazizeit das dunkelste
Kapitel deutscher Psychiatrie-Geschichte, als erbideologisch überzeugte Ärzte
rechtlos gemachte, als lebensunwert eingestufte Kranke in den Anstalten
mittels Giftspritzen oder durch Aushungern ermordeten.
Seitdem hat sich Gott sei Dank viel getan. Es sind inzwischen wirksame
Medikamente verfügbar, die die Heilung begünstigen und dann hat sich die
Psychiatrie der Gesellschaft gegenüber geöffnet. Es gibt Tagesstätten und
betreute Wohnformen. Dem Betroffenen ist es heutzutage möglich, ein
erfülltes und befriedigendes Leben zu führen. Lediglich bezüglich der
finanziellen Situation der Betroffenen sieht es zumeist nicht gerade rosig aus.
Ebenso könnte die berufliche Wiedereingliederung besser sein. Wer in
unserer Zeit stellt auch gerne jemanden ein, für ein halbes Jahr an paranoider
Schizophrenie erkrankt war und gerne einen Job hätte. Es genügt schon, das
Wörtchen „ Psychose“ zu erwähnen, um als Bewerber prompt abgelehnt zu
werden. In diesem Falle würde nur die Unwahrheit weiterhelfen.
Auf der Suche nach einem Lebenspartner sollte man jedoch nicht lügen, da
es sehr wichtig ist, einen Partner zu finden, der Verständnis und
Einfühlungsvermögen für diese schwierige Problematik zeigt und wirklich
bereit ist, sich auf einen samt seiner Erkrankung einzulassen. Ist es schon für
gesunde Singles eine Herausforderung, den richtigen Partner zu finden, so
fällt dies den psychisch Kranken umso schwerer. Gemeinsame Interessen und
ein ähnlicher persönlicher Hintergrund sind auf alle Fälle positiv als
Grundstein für eine Beziehung.
Schizophrenie in der Öffentlichkeit
Es kann teilweise nicht ratsam sein, sich zu seiner Krankheit zu bekennen. So
zum Beispiel bei der Nachbarschaft oder bei Suche nach einer Wohnugn oder
einem Job. Dies ist ganz individuell zu handhaben. Auf jeden Fall fürchtet die
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breite Öffentlichkeit die Schizophrenie – sie verbreitet Furcht und Schrecken.
Das hat zu tun mit dem der Erkrankung anhaftenden Mythos der
Unheilbarkeit und der Unberechenbarkeit und zum anderen mit der
Darstellung durch die Medien. In vielen Psychothrillern im Fernsehen
mutieren Menschen zum mordlüsternen Verrückten. Und oft wird in den
Nachrichten im Zusammenhang mit Schizophrenie nur Mord und Totschlag
erwähnt. In Wirklichkeit sind das jedoch nur ganz seltene Fälle. Bei
unvorhersehbaren Taten sind übrigens oft die nahestehenden Personen die
Opfer. Wären überdies alle Schizophrenen Gewalttäter, würden die
Sprechstunden der Psychiater nur unter Polizeischutz ablaufen. Die meisten
Verbrechen werden auch nicht von schizophrenen Personen begangen. Und
die meisten Schizophrenen werden auch nicht gewalttätig. Die Angst
gegenüber dieser Krankheit ist also völlig unbegründet.
Doch besteht das öffentliche Stigma weiterhin. Schon der abwertende
Gebrauch des Wortes „schizophren“ in sogenannten gebildeten Kreisen führt
zur Verdammung von unschuldigen Kranken. Auch die medizinische Diagnose
„schizophren“ schießt weit über das Ziel hinaus. Wirklich schizophren ist ein
Patient nur im akuten Stadium des Wahns. Nach der Genesung ist er ein ganz
normaler Mensch mit einer mehr oder weniger beeinträchtigenden
Stoffwechselstörung. Es wäre also an der Zeit, ein neues Wort zu überlegen,
um den normalen Zustand zu beschreiben.
In Amerika nennen sich die Patienten selbst „survivors“ - also „Überlebende“,
in Deutschland heissen sie „Psychiatrie-Erfahrene“.
Das ständige Verstecken und Verheimlichen der Diagnose kann für den
Betroffenen belastender als die eigentliche Krankheit. Auch die Angehörigen
leiden unter dieser Situation. Welche Familie gesteht schon gerne ein, einen
Schizophrenen in ihrer Mitte zu haben. Die Betroffenen werden also in eine
soziale Isolation gezwungen. Hier kann nur permanente und forcierte
Aufklärung weiterhelfen. Doch beschäftigt sich kaum jemand freiwillig
ernsthaft mit einem solchen oft belächeltem oder abgelehnten Thema wie
einer psychischen Krankheit, außer vielleicht im fernsehen in einer
abwegigen Darstellung. Dabei kann jeder auf einen Schlag zum Betroffenen
werden.
Quellen
Broschüre „Es ist normal, verschieden zu sein! Verständnis und Behandlung
von Psychosen“
Pschyrembel
„Tagebuch einer Psychose“ von Bodo Bodenstein
http://www.medizinfo.de/kopfundseele/psychose/schsymptome.htm [42]
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[4] http://einblicke-altenburg.de/?q=user/register&destination=node/28
33%23comment-form
[5] http://einblicke-altenburg.de/?q=link.springer.com/content/pdf/10.1007%2
52F3-7985-1537-9_4.pdf%E2%80%8E
[6] http://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosom
atik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/borderline-stoerung/was-isteine-borderline-persoenlichkeitsstoerung-bps/
[7] http://einblickealtenburg.de/?q=user/login&destination=node/2755%23comment-form
[8] http://einblicke-altenburg.de/?q=user/register&destination=node/27
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[9] https://www.weisser-ring.de/index.php?id=3
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[15] http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/051-027.html
[16] http://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychoso
matik-psychotherapie/erkrankungen/posttraumatische-belastungsstoerungptbs/was-ist-eine-posttraumatische-belastungsstoerung-ptbs/
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[19] http://www.psychiatrie.de/fakten/
[20] http://www.psychiatrie.de/diagnosen/
[21] http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/angst.html
[22] http://einblickealtenburg.de/?q=user/login&destination=node/45%23comment-form
[23] http://einblickealtenburg.de/?q=user/register&destination=node/45%23comment-form
[24] http://de.wikipedia.org/wiki/Demenz
[25] http://www.netdoktor.de/Krankheiten/Demenz/
[26] http://www.patienten-information.de;
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[27] http://www.schleswig-holstein.de/
[28] http://einblickealtenburg.de/?q=user/login&destination=node/46%23comment-form
[29] http://einblickealtenburg.de/?q=user/register&destination=node/46%23comment-form
[30] http://de.wikipedia.org/wiki/Depression
[31] http://www.netdoktor.de/Krankheiten/Depression
[32] http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/depression.html
[33] http://www.praxispsychotherapie.de/depressionen.html
[34] http://einblickealtenburg.de/?q=user/login&destination=node/348%23comment-form
[35] http://einblicke-altenburg.de/?q=user/register&destination=node/3
48%23comment-form
[36] http://www.psychiatrie.de/
[37] http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie
[38] http://www.medizinfo.de/kopfundseele/psychose
[39] http://www.philognosie.net/
[40] http://einblickealtenburg.de/?q=user/login&destination=node/352%23comment-form
[41] http://einblicke-altenburg.de/?q=user/register&destination=node/3
52%23comment-form
[42] http://www.medizinfo.de/kopfundseele/psychose/schsymptome.htm
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