2 Grundlagen Strahlen sind scharf gebündelte Teilchen- oder Energieströme. Strahlung ist die Gesamtheit der aus einer Quelle austretenden Strahlen. Strahlen, deren Energie so groß ist, daß sie beim Durchtritt durch Materie Atome ionisieren können, nennt man ionisierende Strahlen . Es gibt direkt ionisierende und indirekt ionisierende Strahlung. Direkt ionisierende Strahlung besteht aus elektrisch geladenen Teilen, Elektronen, Protonen, Deuteronen und Alphateilchen. Sie rufen Ionisation unmittelbar durch Stoß hervor. Indirekt ionisierende Strahlung wird von elektrisch neutralen Teilchen hervorgerufen, von Photonen. Photonen sind Energiepakete, Quanten genannt. Sie besitzen weder Masse noch Ladung, und sie breiten sich in einer transversalen Wellenbewegung aus. Daraus ergibt sich, daß sie keine unmittelbare Stoßionisation bewirken können . Maßeinheit der Energie: Das Elektronenvolt (eV) ist die Maßeinheit für die Energie der Atom-, Kern- und Elementarteilchen. Ein Elektronenvolt entspricht der kinetischen Energie eines Elektrons mit der Ladung 1, das sich bei einer Potentialdifferenz von 1 Volt im Vakuum bewegt. Das Spektrum der Photonenstrahlung (elektromagnetischen Strahlung) . Das Spektrum der Photonenstrahlung erstreckt sich über einen großen Bereich von Quantenenergien: von den energiearmen Radiowellen über Infrarot, sichtbares Licht, Ultraviolett, energiereiche Röntgenund Gammastrahlen bis zur kosmischen Strahlung. Die Photonenflußdichte einer Strahlung entspricht der Photonenzahl, die pro Zeiteinheit (s) eine definierte Fläche (m 2) durchdringt. Gemeinsame Eigenschaften der Photonenstrahlung: • Der Transport der Strahlung geschieht in Form von Quanten. • Die Strahlung breitet sich geradlinig aus: • Die Strahlung breitet sich von der Quelle als Bündel aus, im freien Raum gilt für sie das Abstandsquadratgesetz (s. Kap . 4.14). • Die Strahlung bewegt sich im Vakuum mit Lichtgeschwindigkeit fort, 3 · 1QKmJs. 32 • • 2 Grundlagen Die Energieflußdichte der Strahlung wird in Materie verringert (Schwächung). Die Strahlung wird von elektrischen oder magnetischen Feldern nicht beeinflußt. Fiir die Erklärung der Wirkungen der Bildentstehung durch die Röntgenstrahlung stehen zwei Modelle zur Verfügung: • das Strahlenmodell, • das QuantenmodelL Das Strahlenmodell wurde zu Gunsten des Quantenmodells verlassen. 2.1 Elemente und Atome Elemente lassen sich nicht mehr in weitere stoffliche Bestandteile zerlegen. Atome sind die kleinsten Teile eines Elementes, die noch dessen Eigenschaften besitzen und chemisch nicht weiter zerlegt werden können, ohne diese zu verlieren. Das Atom besteht aus einer Vielzahl von Elementarteilchen: Elektronen, Positronen, Neutrinos, Mesinos und vielen kleineren Komponenten. Die Elementarteilchen unterscheiden sich durch die Eigenschaften der Ruh emasse, der elektrischen Ladung, des Eigendrehimp ulses (Spin) und durch die unterschiedliche mittlere Lebensdauer. Ein Teil der Elementarteilchen, die Nukleonen , befindet sich im Kern. Nukleone. bestehen aus Protonen, dem positiv geladenen Zustand des Kerns, und aus Neutronen. Sie entsprechen seinem elektrisch neutralen Zustand. Die Masse eines Nukleons beträgt das 1840fache der Elektronenmasse. Der Durchmesser des Atomkerns beträgt 10-14 m, und der Abstand des positiven geladenen Kerns von der Elektronenhülle ist verhältnismäßig groß. Die Hülle besteht aus mehreren den Kern umgebenden Schalen, die mit Elektron en besetzt sind. Atomkern und Hülle weisen einen Gesamtdurchmesser von 10·1r' m auf. Die Zahl der Protonen entspricht der Kernladungszahl oder Ordnungszahl Z. Ein chemisches Element ist durch die Zahl der Protonen definiert. Die Elektronen sind negativ geladene Elementarteilchen. Sie bewegen sich in definierten Bahnen um den Atomkern. 2.1 Elemente und Atome 33 Beim elektrisch neutralen Atom entspricht die Elektronenzahl der Hülle der Zahl der positiv geladenen Protonen im Kern. Da sich die negative Ladung der Elektronen und die positive der Protonen entsprechen, heben sich ihre Ladungen auf, das Atom wirkt sich nach außen elektrisch neutral aus. Im Gegensatz dazu sind Ionen positiv oder negativ geladene Atome, deren Protonen- und Elektronenzahlen nicht identisch sind. Die Massenzahl gibt die Summe der Protonen und Neutronen im Atomkern an, die Anzahl der Nukleonen. Atome einer bestimmten Protonen-, aber nicht identischen Neutronenzahl im Kern, werden als Isotope des betreffenden Elementes oder Nuklids bezeichnet. Das Bohr-Atommodell ermöglicht eine bildhafte Vorstellung des Aufbaus der Elektronenumlaufbahnen, der Elektronenhülle. Die Elektronen umlaufen den Kern in einem Schalenmuster, jede Schale besitzt ein bestimmtes geometrisches Muster. Die Schalen haben einen definierten Abstand zum Kern und eine Maximalzahl an Elektronen. Die Schalen werden in der Reihenfolge von innen nach außen alphabetisch mit Großbuchstaben bezeichnet. Die Schalenelektronen sind mit einer jeweils typischen Bindungsenergie an den Atomkern gebunden. Die innerste Schale ist die K-Schale, sie weist den kleinsten energetischen Zustand auf. Die Bindungsenergie (Potentialdifferenz) der Elektronen in Schalenposition ist bei den Elementen unterschiedlich, sie steigt mit zunehmender Ordnungszahl der Elemente. M-Schale Abbildung 2-1: Schematische Darstellung des Bohr-Atommodells 34 2 Grundlagen 2.2 Ionisation und Anregung Gelangt Energie durch Strahlung oder durch freie Elektronen in das System der Atomhülle, kann es zu Wechselwirkungen mit den gebundenen Elektronen oder mit dem elektrischen Feld des Atomkerns kommen. Am Atom tritt Anregung auf, wenn ein gebundenes Hüllenelektron aus seinem Grundzustand (mit niedriger Energie) einen Zustand höherer potentieller Energie erreicht, indem es seinen Standort verläßt und einen freien Platz einer kernferneren Schale besetzt, aber im Atomverbund bleibt. Zustände der Anregung können hervorgerufen werden durch: • die Absorption eines Photons mit passender Energie; • einen unelastischen Zusammenstoß mit einem schnellen, d.h. energiereichen Elektron. • den Zusammenstoß eines Atoms im Grundzustand mit einem angeregten Atom. Dabei wird die Anregungsenergie von einem Atom auf das andere übertragen. Da nach dem Energieminimierungsgesetz jedes physikalische System ein möglichst kleines Energieniveau zum Ziel hat, strebt ein angeregtes Elektron seine Ausgangsposition in der energieärmeren Schale wieder an. Die zur Anregung aufgewendete Energie wird wieder freigegeben. Dies geschieht meist in Form von Quantenstrahlung, zum Beispiel durch Lichtausstrahlung. Zur Ionisation eines Atoms kommt es, wenn einem Schalenelektron Energie zugeführt wird und dieses sich ganz aus der Kernbindung löst. Die kann erfolgen durch: • Stoßionisation. Ein geladenes Teilchen (Elektron, Proton usw.), das genügend kinetische Energie besitzt, stößt mit einem Atom zusammen. • Photoionisation. Sie erfolgt durch Absorption eines Photons, dessen Energie größer ist als die Bindungsenergie eines der Hüllenelektronen. 2.3 Energ ieübertragungen durch Elektronen 35 2.3 Energieübertragungen durch Elektronen - Erzeugung von Röntgenstrahlung Röntgenstrahlen werden mit Röntgenröhren erzeugt; energiereiche (freie) Elektronen prallen auf Anoden auf. Die Atome des Schwermetalls der Anoden dienen als Target (Zielscheibe). Dabei treten charakteristische Röntgenstrahlung und Bremsstrahlen auf. Abbildung 2-2: Vereinfachte schematische Darstellung der Erzeugung von Röntgenstrahlung . Aus der Kathode treten Elektronen aus und prallen mit hoher Geschwindigkeit auf die Anode, dabei entstehen Röntgenstrahlen . 2.3.1 Charakteristische Röntgenstrahlung (Abb. 2-3) Am Metall der Anode werden die schnellen und freien Elektronen abgebremst und dringen von außen in das System der in der Atomhülle gebundenen Elektronen ein. Die freien Elektronen treten in Wechselwirkun sowohl mit den Hüllenelektronen als auch mit dem elektrischen 36 2 Grundlagen Feld des Atomkerns. Im ersten Falle wird dem Hüllenelektron durch einen Stoß Energie übertragen, und es nimmt einen Platz auf einer kernferneren Schale {Anregung) ein , oder die Energieübertragung ist größer als die Bindungsenergie und es tritt Ionisation ein, das Hüllenelektron verläßt den Atomverband. Mlmax. 18 Elektronen) herausgeschossenes K· lektron Kathoden- Eiekiro;- Eigenstrahlung Kß Abbildung 2-3: Schematisches Modell der Entstehung der charakteristischen Röntgenstrahlung. Ein Kathodenelektron schleudert aus einem Anodenatom ei n Elektron aus der K-Schale. Der freiwerdende Platz wird entweder durch ein Elektron der äußeren Schale oder durch ein Elektron der darüber liegenden Scha le besetzt. Bei den Elektronensprüngen auf Schalen niedrig erer Ener· gieniveaus werden Röntgenphotonen bestimmter Energiebeträge frei . In beiden Fällen entsteht ein freier Platz auf den Ausgangsschalen der Hüllenelektronen, die von Elektr onen der kernferneren Schalen mit höherem Energiepotential besetzt werden. Dabei verringert sich die potentielle Energie der jeweiligen Elektronen. Die Differenz der Energiezustände geben die Atome als elektromagnetische Schwingungen ab. Jedes Element im Periodensystem weist eine typische bestimmte Zahl von Potentialdifferenzen auf. Diese sind festlie ende Werte, die 37 2.3 Energieübertragungen durch Elektronen der Energie der emittierten Strahlung mit den typischen Linienspektren entsprechen, der charakteristischen Röntgenstrahlung. Die Gesamtenergiezusammensetzung ist für die einzelnen Elemente charakteristisch. Eine Linie entspricht der Strahlung einer Wellenlänge. Abbildung 2-4 zeigt ein Beispiel eines Linienspektrums einer charakteristischen Röntgenstrahlung. Die im Spektrum auftretenden Emissionsspitzen werden mit den Buchstaben derjenigen Elektronenschalen des Atoms bezeichnet, auf welche die Elektronen in den Grundzustand zurückgesprungen sind. Bei Energieübergängen der äußeren Schalen mit geringen Bindungsenergien und daher kleinen Potentialdifferenzen emittiert das Atom Lichtstrahlen. Bei Energieübergängen der inneren Schalen mit hohen Bindungsenergien und daher großen Potentia,ldifferenzen emittiert das Atom Röntgenstrahlen. Dosisleistung Abbildung 2-4: I Beispiel eines Linienspektrums; Dosisleistung als Funktion der Photoenergie. Energ1e 38 2 Grundlagen 2.3.2 Bremsstrahlung Wenn freie energiereiche Elektronen in ein Atom eindringen, ohne daß sie ihre Energie auf Schalenelektronen übertragen, treten sie in Wechselwirkung mit dem elektrischen Feld des positiv geladenen Atomkerns, das zwischen den Schalenelektronen und dem Atomkern besteht. Dabei werden die Elektronen abgebremst und teilweise abgelenkt. Die Elektronen geben einen Teil, in seltenen Fällen die ganze kinetische Energie in Form Pinrs Photons ab. Photonen aus diesem Prozeß bilden die Bremsstrahlung (Abb. 2-5) . Atomkern Abbildung 2-5: Wechselwirkung der Kathodenelektronen am Atomkern. Das Elektron wird entsprechend der elektrostatischen Kraft in Hyperbelbahnen um die Atomkerne gelenkt. Es gibt je nach seinem Abstand vom Kern kinetische Energie in Form von Strahlenenergie ab. Mit der zunehmenden Ordnungszahl der Elemente der Targets (Anode) wächst die Ausbeute an Bremsstrahlung. Die Bremsstrahlung (heterogene Strahlung) besitzt ein kontinuierlich ablaufendes Spektrum, dessen obere Energiegrenze nahezu identisch mit der Energie der einfallenden Elektronen ist. Im Spektrum der Röntgenstrahlung ragen die Linienspektren der charakteristischen Röntgenstrahlung als Emissionsspitzen heraus (Abb. 2-6). Die maximale Quantenenergie eines Bremsstrahlenspektrums entspricht der Grenzenergie (Grenzwellenlänge), die Strahlung weist dann die höchste Frequenz und die niedrigste Wellenlänge auf. 2.3 Energieübertragungen durch Elektronen 39 11 l.okv......._ 1--Ka 11 0 kV ~I '-' ~"' I r----... SO kV )I 0 20 .......... V'\Kß ~ .~ ~ 40 ~ 60 ~ r--. 80 100 keV Photonenenergie Abbildung 2-6: Photonenflußdichte (Intensität) der Röntgenbremsstrahlung einer Wolframanodenröhre bei verschiedenen Röhrenspannungen. Bei der 11 0-kV-Strahlung sind die Ka- und Kß-Linien des Linienspektrums deutlich nachweisbar. 2.3.3 Wärmeenergie Beim Auftreffen eines freien Elektrons auf die Atome des Anodenmaterials (Target) tritt am Elektron mindestens ein elementarer Prozeß auf. Das Elektron gibt Teile seiner kinetischen Energie an ein Schalenelektron ab. Dabei wird das Schalenelektron angeregt oder vom Atom abgetrennt. Ein Elektron kann mehrere Atome anregen oder ionisieren. Ein angeregtes Atom gibt im Festkörper seine Anregungsenergie an Nachbaratome weiter. Ionisation und Anregung erhöhen die Energie des Atoms, es entsteht Wärme. Im Spannungsbereich der Röntgendiagnostik wird die kinetische Energie der eindringenden Elektronen vor allem in Wärme, weniger als ein Prozent in Röntgenstrahlung umgesetzt. Dagegen liefern die hohen kinetischen Energien der Elektronen der Hochvolttherapie (Beschleuniger) mehr Rönt enstrahlung als Wärme. 40 2 Grundlagen 2.4 Schwächung der Röntgenstrahlung (Photonenstrahlung) im Körper (Abb. 2-7) Die primäre Wechselwirkung der Photonen mit Materie bewirkt eine Intensitätsabschwächung der Strahlung. Bei der Schwächung treten Energieübertragungen, Energieabsorption und Energieumwandlung auf. Sie werden in den folgenden 3 Kapiteln beschrieben: Photoeffekt, Compton-EtTekt und Paarbildungsprozeß. Eine einfache modellhafte Zeichnung (Abb. 2-7) soll die Abläufe bei der Durchstrahlung von Materie erläutern. Paarbildungsprozesse haben nur in der Strahlentherapie mit hohen Photonenenergien eine Bedeutung. Streustrahlung Abbildung 2-7: Schematische Darstellung der Abschwächung von Röntgenstrahlen im Diagnostikbereich. Primärstrahlung 2.4.1 Photoeffekt. Der Photoeffekt führt zur Absorption von Röntgenstrahlen . Die Energie des in Materie einfallenden Photons wird vollständig auf ein Schalenelektron als Bewegungsenergie übertragen. Die Energieübertragung geschieht vorwiegend an den inneren Schalen (K-, L-Schalen). Die Energie des Photons zur Freisatzung des Elektrons muß größer als dessen Bindungsenergie sein. Das freigesetzte Elektron, das Photoelektron, kann auch die Freisatzung eines weiteren sekundären Elektrons bewirken (Abb. 2-8). Die Möglichkeit des Auftretens des Photoeffektes ist von der einwi rkenden Photonenenergie und der Dichte des wechselwirkenden Materials abhängig. Der Photoeffekt ist am ehesten bei Elementen mit hoher Ordnungszahl und bei niedriger Photonenenergie zu erwarten. Aus diesem 2.4 Schwächung der Röntgenstrahlung im Körper 41 Grunde verwendet man in der Röntgendiagnostik zur Abschirmung von Räumen und für die Schutzkleidung Materialien mit hoher Ordnungszahl, z.B. Materialien mit integrierten Bleioxidpartikeln. Die Wahrscheinüchkeit des Auftretens des Photoeffektes wird mit Hilfe des Photoabsorptionskoeffizienten beschrieben. Er wächst etwa mit der 3. Potenz der Ordnungszahl der Atome eines in Wechselwirkung stehenden Elementes. In gleichem Maße nimmt der Photoabsorptionskoeffizient mit zunehmender Photonenenergie ab. Wenn die eingestrahlte Photonenenergie gleich der Bindungsenergie des Schalenelektrons ist, dann tritt ein Resonanzeffekt auf, der besonders günstige Bedingungen für das Auslösen eines Photoelektrons bietet. Mit zunehmender Photonenenergie nimmt die Ausbeute der Photoeffekte kontinuierlich ab. Sie wird beim Auftreten der Resonanzbedingungen durch das Auftreten von Emissionsmaxima unterbrochen. Die graphische Darstellung der Photoabsorption in Abhängigkeit von der Energie zeigt an diesen Stellen der Emissionsmaxima scharfe Kanten, die Absorptionskanten (Abb. 2-9). Die Richtung der emittierten Photoelektronen weist eine Abhängigkeit von der Energie der wechselwirkenden Photonen auf. Mit zunehmender Energie nähert sich der Emissionswinkel oound verläuft in gleicher Richtung mit dem einstrahlenden PhotonenbündeL M Abbildung 2-8: Schematisches Modell des Photoeffektes. Beim Photoeffekt wird ein Elektron aus einer inneren Schale durch vollständige Absorption eines Photons freigesetzt. 2 Grundlagen 42 0,01 0.001 L __ _ _ _ _ _ ___,__ __ _ , 1oo 10 0.01 0.1 Abbildung 2-9: Absorptionskanten der Kurve des Photoabsorptionskoeffizienten. PhAK = Photoabsorptionskoeffizient Pholonenenergie (MeV) 2.4.1.1 Absorption durch den Photoeffekt in der Röntgendiagnostik Schwächung durch Absorption der Röntgenstrahlung in Abhängigkeit von der Materiedichte. Die Dichte errechnet sich aus dem Quotienten Masse durch Volumen. Mit der Zahl der Atome pro Volumeneinheit wächst die Absorption. Es besteht ein direktes Verhältnis zwischen Dichte und Absorption (Tab. 2-1). Der Absorptionskoefftzient der Strahlung wächst mit der Dichte einer zu durchstrahlenden Materie. Lufthaltige Organe lassen sich von Weichteil- und Knochengeweben gut abgrenzen; die Dichteunterschiede betragen nach Tabelle 2-1 etwa 1:1000. Tabelle 2-1: Dichte verschiedener Stoffe Durchstrahlte Materie Luft Weichteile und Wasser Knochen Dichte, (g/cm3) 0,001283 1.0 2.0-2.5 2.4 Schwächung der Röntgenstrahlung im Körper 43 Schwächtmg durch Absorption der Röntgenstrahlwtg in Abhängigkeit von der Materiedicke. Die Absorption nimmt linear mit der Materiedicke zu. Schwächung durch Absorption in Abhängigkeit von der chemischen Beschaffenheit- Ordnungszahl. Der Absorptionskoeffizient einer Röntgenstrahlung bis zu 100 kVo ändert sich etwa proportional mit der 3. Potenz der Ordnungszahl Z der durchstrahlten Materie. Die wesentlichen in den Weichteilen enthaltenen Elemente sind in Tabelle 2-2 angegeben. Tabelle 2-2: Ordnungszahlen der wichtigsten Elemente Atom Wasserstoff Kohlenstoff Stickstoff Sauerstoff Kalzium Chemisches Symbol Ordnungszahl Z H 1 c 6 7 N 0 8 Ca 20 Die effektive Ordnungszahl des Wassers und der Weichteile der tierischen und menschlichen Körper beträgt etwa Z = 7. Die effektive Ordnungszahl wird aus dem prozentualen Anteil der einzelnen Elemente des betreffenden Stoffes errechnet. Das Knochengewebe besitzt durch den großen Kalziumgehalt eine höhere effektive Ordnungszahl als die Weichteile. Aus der unterschiedlichen Absorption entstehen die Kontraste (Tab. 2-3). Tabelle 2-3: Effektive Ordnungszahlen Durchstrahlte Materie Effektive Ordnungszahl Wasser 7 Luft 7,54 Weichteile Knochen 7.42 9-12 2 Grundlagen 44 Die Ordnungszahlen der kontrastgebenden Substanzen in den verschiedenen Kontrastmitteln wie Jod oder Barium sowie der Substanzen, die zur Strahlenabschirmung verwandt werden, Blei und Wolfram, sind in Tabelle 2-4 gezeigt. Tabelle 2-4: Ordnungszahlen von kontrastgebenden Elementen und von strahlenabschirmenden Substanzen Atom Jod Barium Wolfram Blei Chemisches Symbol Ordnungszahl J Ba 53 56 w 74 82 Pb Schwächung durch Absorption der Röntgenstrahlung in Ab hängigkeit von der Strahlenenergie. Die Absorption der Strahlung in der Materie ändert sich proportional mit der 3. Potenz ihrer Energie. Energieärmere Strahlen werden pro Zentimeter Schicht gleichen Stoffes stärker absorbiert als energiereichere. Ordnungszahlenkontraste, das heißt die Absorptionsunterschiede zwischen Weichteilen und Knochen, sind bei energiearmer Röntgenstrahlung wesentlich größer als bei energiereichen Strahlen. Photonenenergie (Wellenlänge Härte) Ordnungszahl Dichte (spez. Gew.) Dicke 5 . . Absorption verringert sich proportional Absorption steigt mit der mit der 3. Potenz der Photonenenergie 3. Potenz der Ordnungszahl Absorption ändert sich mit der Dichte DD Absorption ändert sich mit der Dicke Abbildung 2-10: ln einem schematischen Modell sind Schwächungstaktoren der Röntgenstrahlung zusammengefaßt. Die Breite der Pfeile soll die Dosisleistung der Röntgenstrahlung andeuten. 46 2 Grundlagen 2.4.2 Compton-Effekt (Abb. 2-11) Beim Compton-Effekt entsteht in der durchstrahlten Materie eine Wechselwirkung zwischen Photonen und den schwächer gebundenen äußeren Schalenelektronen. Das Photon verliert durch den Ausstoß eines Elektrons einen Teil seiner Energie und wird aus seiner ursprünglichen Richtung abgelenkt. Das Elektron verläßt als Compton-Elektron das dann ionisirrte Atom. Seine kinetische Energie ist meist noch ausreichend für rl11· Ionisation weiterer Atome aufseiner Bahn. • Abbildung 2-11: Schematisches Modell des Compton-Effektes. Beim Campton Effekt wird ein Elektron aus einer äußeren Schale durch Absorption eines Photons freigesetzt. Dabei wird ein Photon geringerer Energie in einem abweichenden Winkel abgestrahlt. Der Compton-Effekt wird als Streuw1g (inkohärente Streuung) bezeichnet. Die Compton-Streuung ist, im Gegensatz zum Photoeffekt, weitgehend unabhängig von der Ordnungszahl der Atome. Dies ist auf die abschirmende Wirkung des elektrischen Feldes der inneren Elektronenschalen zurückzuführen. Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des Compton-Effektes wird mit dem Compton-Wechselwirkungskoeffizienten berechnet. Da nicht 2.4 Schwächung der Röntgenstrahlung im Körper 47 die gesamte Photonenenergie bei der Wechselwirkung auf das Elektron übertragen, sondern auch ein Teil absorbiert wird, setzt sich der Koeffizient aus den beiden Komponenten Campton-Streukoeffizient und Compton -Absorptionskoeffizient zusammen. Der Campton-Absorptionskoeffizient wächst mit zunehmender Dichte der Materie. Eine Sonderform der Streuung ist die klassische Streuung oder die kohärente Streuung. Sie liegt vor, wenn am Photon eine Richtungsänderung ohne Energieverlust eintritt. Eine Elektronenhülle nimmt die Energie des einfallenden Photons auf und gibt sie in Form eines Photons gleicher Energie wieder ab. Parameter, die den Streustrahlenanteil beeinflussen. Die Untersuchungen .an Wasserphantomen ergaben folgende Abhängigkeiten: • Der Streustrahlenanteil wächst mit dem durchstrahlten Körpervolumen. • Bei einer Steigenmg der Feldgröße bis etwa 250 cm 2 nimmt der Streustrahlenanteil signifikant zu. Ein weiterer Anstieg der Feldgröße ändert nur unwesentlich den Anteil an Streustrahlung. • Der in der Röntgendiagnostik augewandte Röhrenspannungsbereich hat einen nahezu konstanten Streustrahlenanteil an der Primärstrahlung. Erst eine Erhöhung der Röhrenspannung bis zu 150 kV0 bringt eine unbedeutende Zunahme der Streustrahlung. Beispiele für den Streustrahlenanteil bei verschiedenen Aufnahmen der Röntgendiagnostik: Der Streustrahlenanteil ist abhängig vom Typ der Organaufnahme und von der Körperbeschaffenheit der Patienten. Bei der pa Beckenaufnahme (90 kV0 ) eines mittelgewichtigen Patienten tritt ein Streustrahlenanteil von 80% und beim schwergewichtigen eine solche von 85-90% auf. Die seitliche Beckenaufnahme (80 kV0 ) weist einen noch höheren Streustrahlenanteil von bis zu 95% auf. Bei pa Lungenaufnahme beträgt der Streustrahlenanteil (120 kV0 ) 55-65% und bei der p.a.-Schädelaufnahme (70 kV0 ) mit kleinerem Format 45%. Die Kontrastabbildtmg von Details im Körper hängt von deren Lage im Körper ab. Der Kontrast eines von der Bildebene entfernteren Details ist durch einen stärkeren Streustrahlenanteil im Detailschatten verschlechtert. Die Streustrahlung erstreckt sich über das ganze Format des Röntgenfilmes und bewirkt eine nahezu homogene Schwärzung des Filmes mit einem flachen Maximum in Formatmitte. Diese Zusatzbelichtung 48 2 Grundlagen führt zu einer von der Streustrahlenintensität abhängigen Kontrastminderung des Röntgenbildes. Ein 50-%-Anteil der Streustrahlung an der Primärstrahlung reduziert den Bildkontrast auf die Hälfte. Die Maßnahmen zur Verringerung des Streuanteils in der Röntgendiagnostik werden im Kapitel 5.3 beschrieben. 2.4.2.1 Streuung (Compton-Effekt) in der Röntgendiagnostik Wird ein Objekt von der aus dem Röntgenstrahler (Röntgenröhre) austretenden Nutzstrahlung getroffen, kann diese durch Absorption und auch durch Streuung geschwächt werden. Die Strahlung, die aus dem Körper ohne Richtungsänderung austritt, ist die bildgebende Primärstrahlung. Strahlung, die eine Richtungsänderung erfährt, nennen wir Streustrahlung. Sie ist für die Bildgebung unerwünscht, sie hat keine bildge bende Funktion und sie vermindert die Bildkontraste. Ihre Energie ist bei den verwendeten Energiebereichen nur wenig geringer als die aus dem Röntgenstrahler emittierte Röntgenprimärstrahlung. Streurichtung. Die auf die Elektronen übertragene Energie und der Winkel, den die gestreuten Photonen mit der Primärstrahlenrichtung bilden, hängen von der primären..Photonenenergie ab. Die in der Röntgendiagnostik auftretenden Photonenenergien streuen einen hohen Anteil der Photonen in die entgegengesetzte Richtung: Der Winkel zwischen Primärstrahlung und gestreuten Photonen beträgt mehr als 90°. Photonen mit höherer Energie streuen bevorzugt in Richtung der Primärstrahlung (Abb. 2-12). 2.4 Schwächung der Röntgenstrahlung im Körper Abbildung 2-12: Schematische Wiedergabe der Schwächungsvorgänge der diagnostischen Röntgenstrahlung bei zwei verschiedenen Spannungswerten. a} Niedrige Spannung: Die Absorption überwiegt. Die Streuung erfolgt nach allen Richtungen. b} Höhere Spannung: Abnahme der Absorption und relative Zunahme der Streustrahlung. Die Strahlung wird mehr in Richtung der Primärstrahlung gestreut. niedrige Röhrenspannung 49 L ~ ) I I K:\ Primärstrahlung absorbierte Strahlung Streustrahlung / I I BildeoJne I L höhere Röhrenspannung ' 'I ~ ___..-"-\ '\. ~ """' / a -... ---. I ... b 2.4.3 Paarbildungsprozeß Der Paarbildungsprozeß tritt bei einer Photonenenergie von über 1,2 MeV auf, er hat nur für Betrachtungen auf dem Gebiet der Strahlentherapie eine Bedeutung. Wenn ein energiereiches Photon in die Nähe eines Atomkerns gelangt, tritt eine Wechselwirkung mit dem elektrischen Kernfeld auf. Spontan entsteht ein Paar aus einem negativen und positiven Elektron (Positron). Das Photon verliert seine Energie und verschwindet. Der Paarbildungskoeffizient gibt die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des Paarbildungsprozesses an. Er wächst mit der Ordnungszahl des wechselwirkenden Materials und mit dem Logarithmus der Photonenenergie (Abb. 2-13). 50 2 Grundlagen Abbildung 2-13: Elektron Schematisches Modell der Paarbi ldung. Wechselwirkung mit einem Kernfeld. Dabei treten je ein Elektron und Positron auf + Positron 2.5 Zusammenfassung der Schwächung der Röntgenstrahlung (Photonen) in der Materie (Abb.2-14, 2-15) Die Gesamtschwächung eines Photonenstrahlenbündels ist in der Röntgendiagnostik im wesentlichen bedingt durch die Absorption und die Streuung, die Richtungsänderung der Photonen. Bei der Absorption sind folgende Vorgänge beteiligt: Photoeffekt, Paarbildung und die Compton-Absorption. Die bei den Wechselwirkungsprozessen freigesetzten Elektronen können weitere Prozesse auslösen, so daß das Strahlenbündel auf dem Weg durch die Materie seine primären Eigenschaften verliert. 2.5 Schwächung der Röntgenstrahlung 51 Abbildung 2-14: Schematische Darstellung sämtlicher Schwächungsvorgänge. I Photoeffekt I e IKlassische Streuung I gestreutes Photon gestreutes Photon I Campton-Streuung I -e -e I Paarbildung I Proton I Kernreaktion,! Schwächung von Röntgen- oder Photonenstrahlen Abbildung 2-15: Schwächung von Röntgen- oder Photonenstrahlung. 2 Grundlagen 52 2.5.1 Schwächungsvorgänge in Abhängigkeit von der Strahlenenergie Im vorliegenden Schema sind die Schwächungsvorgänge der Röntgenstrahlen bei zunehmender Strahlenenergie aufgezeigt. Mit zunehmender Energie verringert sich die Photoabsorption, dagegen nimmt die Campton-Absorption zu. Bei einer weiteren Energieerhöhung über 1,02 MeV tritt Paarbildung auf, und der Compton-Effekt geht zurück (Abb. 2-16). Absorption kV0 10 Streuung Paarbildung 100% 200 1-------o ••-----~ 400~---------- 1000 t - - - - - - - - - - - \ 100000 .___ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ j Abbildung 2-16: Schwächungsvorgänge der Röntgenstrahlung in Abhängigkeit von der Röhrenspannung. Die schematische Abbildung soll eine Vorstellung der Vorgänge schaffen. Die Zahlenangaben sind nur annährend zu werten. 2.5.2 Gesamtschwächungskoeffizient Mit dem Gesamtschwächungskoeffizienten wird die Schwächung der Röntgenquanten in Materie ermittelt. Wesentliche Faktoren für die Berechnung der Schwächungskoefilzienten sind uan..ten_ene:rgie, Dichte 2.5 Schwächung der Röntgenstrahlung 53 und Ordnungszahl des schwächenden Materials. Die Berechnung des Gesamtschwächungskoeffizienten findet in der Praxis keine Anwendung, denn die Röntgenbremsstrahlung enthält, im Gegensatz zur charakteristischen Strahlung, ein relativ breites energetisches Quantenspektrum (heterogene Röntgenstrahlung). das eine mathematische Berechnung kompliziert und erschwert. 2.5.3 Projektionsbedingte Reduktion der Röntgenstrahlung Röntgenstrahlen werden als divergierendes Strahlenbündel emittiert. Die Divergenz der Strahlung bewirkt mit zunehmender Entfernung von der Quelle eine projektionsbedingte Reduktion (s. Geometriefaktor, Abstandsquadratgesetz. s. Kap. 4.1.4. 2.5.4 Aufhärtung Beim Durchtritt durch Materie sind die energieabhängigen Schwächungskoeffizienten für den Effekt der Aufhärtung verantwortlich. Der Photoeffekt ist wesentlich an der Schwächung der Strahlung beteiligt. Die energieärmeren Photonen sind weit mehr betroffen als die energiereicheren. Ein großer Teil der energieärmeren Quanten des Röntgenspektrums verschwindet. Es ist eine Filterwirkung. bei der eine relative Zunahme der energiereichen Quanten eintritt und die Grenzenergie (maximale Quantenenergie) gleichbleibt Der Vorgang wird als .,Aufhärtung" bezeichnet. Zusammengofaßt ist zu sagen: Mit wachsender Eindringtiefe wird die effektive Energie der Strahlung größer und die Photonenflußdichte kleiner. Daraus ist zu folgern. daß der Gesamtschwächungskoeffizient mit steigender mittlerer Energie der Photonen im Strahlenspektrum abnimmt. Die Reduktion der Intensität eines Bremsspektrums wird in Abbildung 2-17 demonstriert. Aufgezeichnet ist die Dosisleistung der Strahlung als Funktion der Wellenlänge. Hier tritt die oben beschriebene relative Zunahme der energiereicheren Quantenanteile in Erscheinung. 54 2 Grundlagen Abbildung 2-17: II 111 IV a Dosisleistung Schematische Darstellung der Filterung einer heterogenen Strahlung. a) Die Strahlung wird durch die Filter geschwächt. b) Darstellung der Strahlenspektren der einzelnen Phasen der Filterung Die Grenzwellenlänge bleibt gleich. Der Anteil der langwelligen. energieärmeren Strahlen nimmt ab b 2.5.5 Halbwertschichtdicke - Homogenitätsgrad Die Qualität einer Strahlung läßt sich durch ihre Schwächungskurve bestimmen. Als schwächendes Material verwendet man Standardstoffe mit hohem Reinheitsgrad z.B. Kupfer. Die Meßanordnung ist in der Abbildung 2-18 wiedergegeben. In der Praxis begnügt man sich mit der Messung von zwei IIalbwertschichtdicken. Die Halbwertschichtdicke (auch kurz Ilaibwertdicke genannt) wird mit "s" bezeichnet. Diese ist die Schichtdicke eines Stoffes, die die Standardionendosis (im großen Abstand vom Absorber gemessen) auf die Hälfte herabsetzt. Je härter oder energiereicher eine Strahlung ist, um so größer ist die entsprechende Halbwertschichtdicke. Bei monoenergetischer Strahlung sind die Halbwertschichtdicken konstant (Abb. 2-19). Bei heterogener Strahlung, die sich aus Quanten verschiedener Energien zusammensetzt, tritt eine Aufhärtung auf, d.h., die llalbwertschichtdicken nehmen zu (Abb. 2-20). 2.5 Schwächung der Röntgenstrahlung l 55 3 4 2 5 Abbildung 2-18: Meßanordnung der Strahlendosisleistung zur Bestimmung der Halbwertsch ichtdicke. Zur Reduzierung der Streustrahlung wird im schma len Strahlenbündel in großen Abständen zwischen Strah lenquel le, Filterschichten und Ioni sationskammer gemessen. 1 Strah lenquelle, Z und 3 Einblendung, 4 Filterschichten, 5 loni sationsmeßkammer. "/oder Dosis 100 60 50 ------- I I I I 40 I I I I I 50------- I 25 ! l I ' -------T--------y-------_______ iI ________ r--' -----t-----' "' 20 12,5 6,25 '' ------~------- I I I qs s, iI qlS \O s, " 12.5 20 · - - - : - -- -- - I ---1 -- --1------wi s, Abbildung 2-19: Schwächungskurve für monoenergetische Strahlung (einer Quantenenergie). Die prozentuale Dosisleistung als Funktion der Dicke eines Stoffes. Gleichbleibende Dicken (s) reduzieren die Dosisleistung jeweils um 50%. Abbildung 2-20: Schwächungskurve für heterogene Strahlung (Strahlung mit unterschiedlicher Quantenenergie). Die prozentuale Dosisleistung als Funktion der Dicke eines Dosis Stoffes. lnfo lge der Aufhärtung der Strahlung tritt eine Zunahme der Halbwertschichtdicken ein. 2 Grundlagen 56 Der Homogenitätsgrad H entspricht dem Verhältnis der ersten zur zweiten Halbwertschicht Halbwertschichtdicke 1 Gleichung 2-1 Homogenitätsgrad H = Halbwertschichtdicke2 Der Homogenitätsgrad beträgt für monoenergetische Strahlung H = 1. für heterogene Strahlung H = < 1 2.5.6 Filter in der Röntgendiagnostik Niederenergetische (weiche) Bremsstrahlenanteile können wegen des Überwiegens des Photoeffektes (hoher Schwächungskoeffizient) einen Körper nicht durchdringen. Sie lösen im Körper zahlreiche Wechselwirkungsprozesse aus und stellen eine unzulässige Belastung dar. Zur Reduktion energiearmer Strahlenanteile werden in der Röntgendiagnostik und Strahlentherapie Härtungsnlter verwandt. Die Filterwirkung bewirkt eine relative Zunahme der energiereichen Strahlen im Bremsspektrum bei gleichbleibender Grenzenergie (= niedrigster Energieanteil im Bremsspektrum). Jedes Material im Strahlengang zwischen der Strahlenquelle und dem zu durchstrahlenden Objekt wirkt als Filter. Das Röhrenfenster ist als Eigennlter zu werten. Zusatzftlter in der Röntgendiagnostik sollen die Strahlung authärten, sie setzen die Strahlenbelastung des Körpers herab. Der Gesamtfilter besteht aus Eigenfilter und Zusatzfilter. Die Wirkung der Zusatzfilter und Eigenfilter wird mit dem Äquivalenzwert (Gleichwert) für Aluminium oder Kupfer angegeben. In der Röntgendiagnostik kann der Gesamtfilter einen Al-Gleichwort von 1,5 mm bis 12 mm aufweisen. Über Filter in der Röntgendiagnostik siehe auch Kapitel 6.1. 5 und 20.8.6.