Bahnhofskinder? Jugend und Drogen Entzug, Substitution, Entwöhnung, neue illegale Drogen 22.11.2011 Dr. Petra Werner Jugend und Drogen Entzug, Substitution, Entwöhnung, neue illegale Drogen Übersicht • Häufigkeit des Konsums • Risikofaktoren • Fallbeispiel • Neue Substanzen und deren Wirkungen • Risiken des Drogenkonsums • Therapie – Einrichtungen und Ergebnisse • Verhaltenssüchte kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 2 Bahnhofskinder? Jugend und Drogen Christiane F. „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ Deutscher Spielfilm 1981. ABENDZEITUNG, Montag 07.11.2011 http://www.bz-berlin.de/multimedia/archive/00283/christianef1_2831676.jpg kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 3 Jugend und Drogen AMPHETAMINE ECSTASY Ecstasy HEROIN CANNABIS http://www.machopan.com/ assets/06-06-20_Achterbahn.jpg kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 4 Jugend und Drogen Kraus, L., Pabst, A., Piontek, D. & Müller, S. (2010). Kurzbericht Epidemiologischer Suchtsurvey 2009. kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 5 Risikofaktoren für den Drogenkonsum • Exzessive Neugierde • Ängstlichkeit • Psychische Störungen • Familiäres Milieu • „Szenen“ kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 6 Fallbeispiel der 19-jährige Herr Z. • Übernahme von einer Intensivstation nach Barbituratintoxikation 05/2011 • Cannabiskonsum seit dem 12. LJ, danach „alle Drogen“, die letzten Jahre Heroin und Benzodiazepine i.v., vor Aufnahme bis 150 mg Diazepam/T sowie 200 mg Phenobarbital, wenig Cannabis, 30 Zigaretten täglich. Mehrfach Entzugsanfälle, wiederholte Intoxikationen, 3 Entzugsbehandlungen, 2010 Entwöhnungstherapie, seit 2005 ca. 7 Suizidversuche • die ersten 7 Jahre bei den Eltern aufgewachsen, dann bei Onkel (Radiologe) und Tante nach Heroinüberdosis des Vaters, ab 2009 in einer Jugendpension in München (nach häuslicher Gewalt), 2009 Kontaktaufnahme zur „cleanen“ Mutter (Opiatkonsum), Tod der Mutter durch einmaligen Fentanylkonsum 2010 • Mittlere Reife; wohnte in Wohnung der Tante, keine Ausbildung, Vollwaisenrente, Kindergeld, Vorstrafe wegen bewaffneten Diebstahls • Diagnosen: Polytoxikomanie, Emotional-instabile PST, rezidiv. depressive Störung kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 7 Neue Drogen • Synthetische Cannabinoide (cannabisähnliche Substanzen) • Neue amphetamin-artige Substanzen • Synthetische Opioide kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 8 Synthetische Cannabinoide z.B. „Spice“ • bestehen aus synthetischen Cannabinoiden sowie verschiedenen getrockneten Pflanzenteilen und Aromastoffen. • Nachweis synthetischer cannabinoid-mimetischer Wirkstoffe (CP-47,497, JWH-18, HU-210) • „Katz und Maus“ • Drogentests: Nachweis schwierig, Reinheit und Wirkung ungeklärt. • Sorten: als Silver, Gold, Diamond , Tropical Synergy, Arctic Synergy und Genie angeboten. • Aufnahme: Rauchen kbo-Isar-Amper-Klinikum Vgl. Wikikpedia, Bild: http://www.emcdda.europa.eu/publications/drugprofiles/synthetic-cannabinoids/de Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 Folgen des Konsums synthetischer Cannabinoide • hohe Wirksamkeit, besonders lange Halbwertszeiten, verlängerte psychoaktive Wirkung. • beträchtliche inter- und intraindividuelle Schwankungen in den Rauchmischungen selbst Æ größere Gefahr einer Überdosis als bei Cannabis. • Unruhe, akute Verwirrtheit, Gesicht und Augen gerötet, Schlaflosigkeit, psychotische Zustände möglich, häufigere Manifestation von Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis (bei Disposition) • Entzugssymptomatik: („nur“) Angstzustände, Unruhe kbo-Isar-Amper-Klinikum Vgl. www.emcdda.europa.eu/publications/drug-profiles Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 10 Amphetaminartige Substanzenz.B. Mephedron • Szenename auch M-CAT, Meow , Mephe, Meph, MMC Hammer oder Magic. • Gehört zu den Amphetaminen, ein Hauptbestandteil der sogenannten Badesalzdrogen. • In den USA als „bath salts (Badesalze)“ legal, weil mit dem Hinweis „nicht zum Verzehr geeignet versehen“ - z.B. in Supermärkten und an Tankstellen verkauft. • Seit 2008 in Mitteleuropa über Internetseiten aus dem englischsprachigen Raum als „Pflanzendünger“ oder „Badesalz“ vertrieben. • weißes fein- bis grobkristallines Pulver. Konsum über die Nase oder in ein Zigarettenpapier eingewickelt und geschluckt, ferner zu Tabletten gepresst oder in Kapseln abgefüllt. Vgl. wikikpedia und emcdda.europa.eu kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 11 Folgen des Konsums amphetaminartiger Substanzen • Wirkungen: stimulierend und stark entaktogen („das Innere berührend“), Euphorie, gesteigerte Aufmerksamkeit, Wachheit, Appetithemmung, erhöhtes Redebedürfnis und Offenheit, Mobilisierung von Kraftreserven, Verringerung des Schlafbedürfnisses. • Nebenwirkungen: Halsschmerzen, Reizungen und Verätzungen der Haut (bei Hautkontakt), Brennen in der Nase (bei nasalem Konsum), Verlangen mehr einzunehmen („Craving“), gestörtes Kurzzeitgedächtnis, Konzentrationsschwierigkeiten, erhöhte Herzfrequenz, Angst, depressive Symptome, starkes Schwitzen, erweiterte Pupillen, Müdigkeit, veränderte Wahrnehmung, Schlaflosigkeit… • Entzugssymptome: („nur“) Antriebsschwäche und depressiven Zustandsbilder kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 12 Synthetische Opioide z.B. Fentanyl (1) • narkotisierendes Analgetikum mit mindestens 80-mal erhöhter Wirkstärke als Morphin • pharmazeutische Formen: Injektionslösung, transdermales Pflaster, Lutschtablette, seit 2009 auch nasale Anwendung • illegal hergestelltes hellgelbes Pulver („Weißer Perser“) und gelegentlich „Papiertrips“ • Wirkung: narkotisierendes Analgetikum, Benommenheit und Euphorie hervorrufend Vgl. www.emcdda.europa.eu/publications/drug-profiles kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 13 Synthetische Opioide z.B. Fentanyl (2) • Nebenwirkung: Übelkeit, Schwindel, Brechreiz/Erbrechen, Müdigkeit, Kopfschmerz, Verstopfung, Anämie und periphere Ödem. Æ RASCHE Entwicklung von Toleranz und Abhängigkeit!!! • Bei Kombination mit anderen Substanzen mit dämpfender Wirkung Æ Wechselwirkungen! • Gefahr der Überdosierung mit Gefahr der Atemlähmung,TOD!!! • Hoher Missbrauch in der Drogenszene. In anderen Ländern wie z.B. Estland, Kanada, USA, Epidemien von Todesfällen durch illegal synthetisierte Fentanyle • Entzugssymptomatik: Schwitzen, Angststörungen, Schlafstörungen, Unruhe, Durchfall, Knochenschmerzen, Bauchkrämpfe, Zittern oder „Gänsehaut“ Vgl. www.emcdda.europa.eu/publications/drug-profiles kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 14 Fentanylkonsumenten bei stationärer Aufnahme Patientenangaben bei Aufnahme im IAK-KMO zur stationären Behandlung (aktueller Konsum von Fentanyl max. in den letzten 4 Wochen vor Aufnahme). Die Daten wurden aus allen Unterlagen der Patientenarztbriefe der letzten Jahre ermittelt (n = 141, zum Teil wiederholte Aufnahmen) kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 15 Risiken des Drogenkonsums • Wirkstoffgehalt oft unklar • Reinheit der Substanz oft unklar • Wirkung auf den Konsumenten oft unklar • Langfristige Folgen oder Intoxikationen möglich kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 16 Risiken des Drogenkonsums • Wirkstoffgehalt oft unklar Gefahr einer unbeabsichten Überdosierung • Reinheit der Substanz oft unklar Konsum von anderen toxischen Substanzen • Wirkung auf den Konsumenten oft unklar Gefahr von Stimmungsänderungen, Psychosen • Langfristige Folgen oder Intoxikationen möglich Gefahr des Komas, Atemstillstandes mit Herz-Kreislaufversagen kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 17 Risiken des Drogenkonsums • Wirkstoffgehalt oft unklar Gefahr einer unbeabsichten Überdosierung • Reinheit der Substanz oft unklar Konsum von anderen toxischen Substanzen • Wirkung auf den Konsumenten oft unklar Gefahr von Stimmungsänderungen, Psychosen • Langfristige Folgen oder Intoxikationen möglich Gefahr des Komas, Atemstillstandes mit Herz-Kreislaufversagen kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 18 Therapie kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | 19 Therapie Beratungsstelle kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | 20 Therapie Entzug Beratungsstelle kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | 21 Therapie Entzug Substitution Beratungsstelle kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | 22 Therapie Ambulante Therapie Entzug Substitution Beratungsstelle kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | 23 Therapie Ambulante Therapie Entzug Substitution Teilstationäre Therapie Beratungsstelle kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | 24 Therapie Stationäre Therapie Ambulante Therapie Entzug Substitution Teilstationäre Therapie Beratungsstelle kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | 25 Therapie Stationäre Therapie Ambulante Therapie Soziotherapie Entzug Substitution Teilstationäre Therapie Beratungsstelle kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | 26 Therapie Stationäre Therapie Ambulante Therapie Soziotherapie Entzug Substitution Teilstationäre Therapie Nachsorge Beratungsstelle kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | 27 Langfristige Substitution Opiatabhängiger (Wittchen, Bühringer, Rehm,, COBRA Studie 2003/2004) • Hohe Haltequote der Patienten • 14% der Patienten erreichen Abstinenz/Wechsel in Abstinenztherapie • Niedrige 1-Jahres Mortalität • Mortalität gravierend (2-3-fach) erhöht bei Patienten, die einen disziplinarischen Abbruch wegen Beigebrauch hatten • Kaum bedeutsame Unterschiede nach Substitutionsmittel 2005 gab es in Deutschland 2732 substituierende Ärzte (2009 2700 bei ca. 74000 substituierten Patienten) kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 28 Ergebnisse bei planmäßiger Beendigung (stationäre Therapie) Jahrbuch Sucht 2009 kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 29 Verhaltenssüchte Beispiele: Arbeits-, Kauf-, Pathologisches Spielen (Glücksspielsucht), Sport- und Sexsucht, sowie Medienabhängigkeiten (Internetabhängigkeit, Computerspielsucht, Lese-, Fernsehabhängigkeit, Handyabhängigkeit, Mediensucht) • Glücksspielsucht: rund 64% der 12- bis 18-jährigen in Rheinland-Pfalz haben bereits mindestens einmal Glücksspiele genutzt, rund 6% in problematischer oder gefährdender Weise (Duven, E., *Giralt, S., Müller, K.W., Wölfling, K., Dreier, M. & Beutel, M.E. Fragebögen an 4047 Schüler 02-06/2011), • Handyabhängigkeit: exzessiver Handy-Gebrauch bei Kindern als weltweites Phänomen mit Gefahr zunehmender sozialer Isolation (internationale Studien) • Internetsucht und Computerspielabhängigkeit kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 30 Computerspielabhängigkeit im Kindes- und Jugendalter (Rehbein, Kleimann, Mößle , KFN- Forschungsbericht 2009) kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 31 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Haben Sie noch Fragen? kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 32 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Haben Sie noch Fragen? Bild: http://www.vorstadtprinzessin.com/wp-content/uploads/ 2010/09/Keine-Macht-den-Drogen.jpg kbo-Isar-Amper-Klinikum Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 33 Krokodil • Desomorphin, in der Drogenszene auch Krokodil oder kurz Krok genannt • stark potentes Opioid, erstmals 1932 in den USA synthetisiert, hohes Abhängigkeitspotential, in Deutschland daher nicht gebräuchlich. • illegale Herstellung über Codein, Jod und roten Phosphor. • Endprodukt unrein und reich an stark toxischen Nebenprodukten! • Injektion führen diese Nebenprodukte zu schweren Gewebeschäden, Venenentzündungen und Nekrose bis zur Gangrän oder Organversagen. • Irreversible Schädigungen (neurologische Veränderungen, Nierenschäden, Gefäßschäden) können bereits bei der ersten Verwendung entstehen. • Die durchschnittliche Überlebensdauer von Konsumenten nach Beginn des regelmäßigen intravenösen Konsums betrage gerade noch ein Jahr. • Riesiges Problem in Rußland: „Droge der Armen“ kbo-Isar-Amper-Klinikum Vgl. Wikikpedia Präsentationstitel | Monat Jahr | Jugend und Drogen 22.11.11 34