Berichterstattung einer Gemeinschaftsveranstaltung im Bildungszentrum Bretzfeld (Quelle: Lu, Presse BZBretzfeld) Reise mit der Drogeneisenbahn Als Dirk Schulze, im Hauptberuf Polizist, vor sechs Jahren auf einem Elternabend nach einem Tipp für eine geeignete Drogeninformation für Jugendliche gefragt wurde, ging er den Wünschen Jugendlicher, denen von Eltern sowie seinen eigenen Vorstellungen folgend ans Werk, zusammen mit seiner damals 13-jährigen Tochter. Sie steuerte ihre Computerkenntnisse und ihre Erfahrungen als Jugendliche, er die seinen als Streifenpolizist bei. Herausgekommen ist ein abendfüllendes Programm, eine Reise mit der Drogeneisenbahn, bei der die Teilnehmer nicht nur einen lebendigen Vortrag mit vielfältigem Anschauungsmaterial erleben, sondern auch selbst aktiv werden können. In einer Reihe von vier Abendveranstaltungen hatten auf Initiative des Elternbeirats alle Siebtklässler des Bildungszentrums und ihre Eltern Gelegenheit sich über Drogen und ihre Wirkungen zu informieren. Dirk Schulze spricht Klartext in seinem Vortrag, nimmt kein Blatt vor den Mund. Er erzählt nicht nur, sondern spielt seinen Zuhörern vor, was er in den Jahren seines Streifendienstes erlebt hat: mit Betrunkenen und mit Konsumenten illegaler Drogen. Dabei unterscheidet er ebenso wenig wie der menschliche Körper zwischen legalen und illegalen Drogen. Unterstützt durch eine aufwändig gestaltete PowerPoint-Präsentation wird die Wirkung von Drogen auf unseren Körper gezeigt und veranschaulicht, wie Suchtmittel in die Informationsübermittlung in unseren Gehirnen eingreifen und „Unvorhergesehenes anstellen“. Zentrale Botschaft: „Was du also machst, denkst oder fühlst, ist nicht echt!“ So werden Entfernungen falsch eingeschätzt. Die Folgen im Straßenverkehr sind bekannt. Das Motiv, seelisches Empfinden verändern zu wollen, führt aber auch häufig zu einer Veränderung ohne Wiederkehr; anschauliche Beispiele aus dem Polizeialltag belegen die theoretischen Ausführungen. Schulze rückt besonders die Wirkung von Drogen auf Kinder Jugendliche in den Blickpunkt und erklärt, wie sich in ihren Gehirnen durch neue Verschaltungen von Nervenzellen die Persönlichkeit herausbildet und - wie diese Hirnreifung durch Alkohol und andere Drogen verhindert wird. Dirk Schulze macht klar, dass Enzyme zum Abbau von Alkohol im jugendlichen Körper noch fehlen und nennt dies einen der Gründe, warum Jugendliche gar keinen Alkohol trinken dürfen. Es gibt also auf der körperlichen Ebene Unterschiede darin, wie Jugendliche und Erwachsene mit dem „Stoff“ umgehen. Aber auch psychisch reagieren Kinder und Jugendliche anders als Erwachsene: Was sich in der Schule als Vorteil erweist, ihr schnelles Lernen, ist, wenn Drogen konsumiert werden, fatal: Sie lernen auch schneller abhängig zu werden. Hinzu kommt, dass jeder Alkoholrausch Unmengen von Nervenzellen zerstört und Verblödung auf Raten bedeutet. Ein Thema des Vortrags ist die Zeitdauer, die bis zum Eintreten der Wirkung von Drogen verstreicht: Manche Drogen sind deshalb gefährlich, weil sie sofort wirken und den Konsumenten deshalb nicht mehr zu helfen ist - Gase, die geschnüffelt werden und zum Atemstillstand führen, werden genannt. Andere Drogen wie Alkohol sind deshalb eine Gefahr, weil die Wirkung mit Verzögerung eintritt. Das Beispiel der Mutter, die ihre Berichterstattung einer Gemeinschaftsveranstaltung im Bildungszentrum Bretzfeld (Quelle: Lu, Presse BZBretzfeld) betrunkene Tochter in der Disco abholt, sie zu Hause ins Bett legt und dort zwei Stunden später tot auffindet, macht den Zuhörern klar, was gemeint ist. Immer wieder warnt Schulze vor Verharmlosung: Und da werden die Erwachsenen nicht geschont. Exzesse beim Weindorf und beim Fasching, ein Gläschen in Ehren bei der Konfirmation kommen zur Sprache, Kinder im Festzelt auf dem Schoß ihrer Eltern oder im Auto ihrer rauchenden Eltern. Dirk Schulze vertritt die These, dass Alkohol, hätte man die heutigen Erkenntnisse schon länger, vermutlich nicht legal wäre. Als Anschauungsmaterial dienen nicht nur Filme und animierte Bilder (Vorsicht eklig! Wer es nicht aushält, kann ja die Augen zumachen), sondern auch ein Tisch mit verlockenden Gegenständen, die es in unserer Nähe – leider – zu kaufen gibt. Mitgebrachte Brillen täuschen die Wahrnehmung bei bestimmten Promillewerten vor und zeigen den Teilnehmern, die sie aufsetzen, wie schwer es ist, ein Schlüsselloch zu finden oder auf einer Linie zu balancieren. Auffallend bei diesem Teil der Veranstaltung: Anders als ihre zurückhaltenden Eltern, gehen Kinder neugierig auf alles zu, begierig es auszuprobieren – wie im Leben! Die Teilnehmer hören Dirk Schulze offenbar gerne zu, nicht zuletzt, weil sein Vortrag mit jeder Menge Humor gewürzt ist. Allerdings appelliert er eindringlich an seine Zuhörer nicht länger lustig zu finden, was nicht lustig ist: betrunkene Mitschüler, die sich nicht mehr auf den Beinen halten können. Denn jeder trägt Verantwortung: für sich selbst und auch für andere, die mitunter durch den eigenen Drogenkonsum zu Schaden kommen. Die Finanzierung der Veranstaltungsreihe teilten sich folgende Sponsoren: H&A Immobilen GmbH, Sautter GmbH Gerüstbau, Sparkasse Hohenlohekreis und der Schulförderverein Brettachtal. Der Elternbeirat des Bildungszentrums würde diese gelungene Vortragsreihe gerne im nächsten Jahr fortsetzen und sucht dafür noch Sponsoren! Weitere Informationen unter: www.drogeneisenbahn.de Lutz