Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie Ergebnisse aus Psychotherapie, Beratung und Psychiatrie Herausgeberinnen und Herausgeber: Ulrike Lehmkuhl, Berlin; Albert Lenz, Paderborn; Franz Resch, Heidelberg; Georg Romer, Münster; Maria von Salisch, Lüneburg; Svenja Taubner, Klagenfurt Verantwortliche Herausgeber: Univ.-Prof. Dr. med. Franz Resch, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Heidelberg, Blumenstr. 8, D-69115 Heidelberg Univ.-Prof. Dr. med. Georg Romer, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie, Schmeddingstr. 50, D-48149 Münster Redakteur: Dipl.-Psych. Kay Niebank (verantw. i. S. des niedersächs. Pressegesetzes), Hartwigstr. 2c, D-28209 Bremen, E-Mail: [email protected] Gegründet von A. Dührssen und W. Schwidder Frühere Herausgeber: R. Adam, M. Cierpka, A. Dührssen, E. Jorswieck, G. Klosinski, M. Müller-Küppers, W. Schwidder, I. Seiffge-Krenke, F. Specht, A. Streeck-Fischer Manuskripteinsendungen werden an die Redaktion erbeten. Hinweise zur Manuskriptgestaltung bei der Redaktion oder unter www.v-r.de. Eingesandte Manuskripte werden von unabhängigen Gutachtern vor ihrer Annahme beurteilt (referee-Verfahren). Mit der Annahme des Manuskriptes und seiner Veröffentlichung in der Zeitschrift erhält der Verlag das ausschließliche Verlagsrecht für alle Sprachen und Länder. Für die Rücksendung unverlangter Rezensionsexemplare keine Gewähr. Produkthaftung: Autoren und Verlag haben sich um größtmögliche Genauigkeit bemüht. Dennoch kann für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen keine Gewähr übernommen werden. Bezugsbedingungen: Die Zeitschrift erscheint zehnmal jährlich mit einem Gesamtumfang von ca. 800 Seiten. Der Bezugspreis beträgt jährlich € 84,–/86,40 (A)/sFr 105,–. Inst.-Preis: € 199,–/204,60 (A)/sFr 243,–. Einzelheft € 14,95/15,40 (A)/sFr 20,90. Jeweils zzgl. Versandkosten. Preisänderungen vorbehalten. Die Bezugsdauer verlängert sich um ein Jahr, wenn keine Abbestellung bis zum 1.10. erfolgt. Die in dieser Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Übersetzungen, Nachdruck, Vervielfältigungen, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstr. 13, D-37073 Göttingen, Tel.: 0551/5084-40, Fax: 0551/5084-454; E-Mail: [email protected] (für Bestellungen u. Abonnementverwaltung). Verantwortlich für die Anzeigen: Ulrike Vockenberg, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht. ONLINE unter www.v-r.de Druck- und Bindearbeiten: Hubert & Co, Göttingen. Die Zeitschrift wird regelmäßig von den Literaturdatenbanken DIMDI, ETHMED, Psyc-INFO und PSYNDEX und den Referatediensten „Current Contents“ (SSCI), „Psychological Abstracts“ und „Psychologischer Index“ ausgewertet. Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefreiem Papier. ISSN (Printausgabe): 0032-7034, ISSN (online): 2196-8225 ipabo_157.55.39.163 Inhalt Editiorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 768 Übersichtsarbeiten/Review Articles Aline Baader, Klaus Schmeck, Franz Resch und Michael Kaess Psychotherapie der Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter . . . . . . . . . . . . . . . . . 770 Psychotherapy of Personality Disorders in Adolescence Originalarbeiten / Original Articles Tanja Müller-Göttken, Lars O. White, Kai von Klitzing und Annette M. Klein Reflexive Kompetenz der Mütter als Prädiktor des Therapieerfolgs mit Psychoanalytischer Kurzzeittherapie im Alter von 4 bis 10 Jahren . . . . . . . . . . . . 795 Maternal Reflective Functioning as a Predictor of Therapeutic Success of Psychoanalytic Short-term Therapy for Children Aged 4 to 10 Years Christian Postert, Sandra Achtergarde, Ida Wessing, Georg Romer, Tilman Fürniss, Marlies Averbeck-Holocher und Jörg M. Müller Multiprofessionelle Intervallbehandlung psychisch kranker Kinder im Vorschulalter und ihrer Eltern in einer Familientagesklinik . . . . . . . . . . . . . . . . . . 812 Multiprofessional Intermittent Psychiatric Treatment of Children in Preschool Age and their Parents in a Family Day Clinic Katharina Weitkamp, Sanna Claaßen, Silke Wiegand-Grefe und Georg Romer Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik im Kindes- und Jugendalter (OPD-KJ): die Achsen im Verlauf von analytischer Kinder- und Jugendpsychotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 831 Operationalized Psychodynamic Diagnostics in Childhood and Adolescence (OPD-CA): The Axis During Psychoanalytic Child- and Adolescent Psychotherapy Autoren und Autorinnen / Authors 844 | Gutachter und Gutachterinnen / Reviewers 846 | Buchbesprechungen / Book Reviews 847 | Tagungskalender / Congress Dates 853 | Aus dem Inhalt des nächsten Heftes / Preview of the next Issue 854 Den CME-Fragebogen zu diesem Heft finden Sie auf unserer Website www.v-r.de zum Download auf der Seite der Zeitschrift „Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie“ unter der Rubrik „Mediathek“. Sie können 2 Fortbildungspunkte erhalten. Dafür senden Sie bitte den handschriftlich ausgefüllten Fragebogen zur Auswertung an die dort angegebene Adresse. Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63: 767 (2014), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2014 EDITORIAL Aktuelle Entwicklungen in der Psychotherapieforschung im Kindes- und Jugendalter Liebe Leserinnen und Leser, dieses Themenheft zur Psychotherapieforschung bildet den Jahresabschluss und stellt zugleich einen Höhe- und Schlusspunkt für 2014 dar: Das Heft ist Frau Professor Lehmkuhl gewidmet, die ab 2015 aus der Gruppe der Herausgeber im Zuge ihrer Emeritierung ausscheiden wird. Frau Lehmkuhl hat dem Herausgeberteam seit November 1992 angehört. Von April 1994 bis Ende 2013 war sie verantwortliche Herausgeberin. Rund 22 Jahre lang hat Frau Lehmkuhl damit das Profil der „Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie“ geprägt, 20 Jahre davon in leitender Position. Sie war tragende Säule, Entscheidungsinstanz und Meinungsmacherin. Durch ihre unbestechliche, besonnene Art, durch ihr Augenmaß und ihr enormes Fachwissen gab sie der Zeitschrift eine Richtung, unerschütterlich in Alltagsstürmen, nicht den Moden verfallend, klar, manchmal auch streng, aber immer mit großer Menschlichkeit. Frau Lehmkuhl hat sich stets für Humanität, Toleranz und Menschenwürde eingesetzt, das Totalitäre, die kalte Routine und biologistische Engführungen hat sie immer gemieden. Offen für evidenzbasiertes Wissen, aber immer auch für die leidvollen Erfahrungen, die viele Kinder und Jugendliche, die unseres Fachgebietes bedürfen, machen müssen, hat Frau Lehmkuhl 23 Themenhefte verantwortet, wobei das Spektrum von einzelnen Risiken (wie zum Beispiel Scheidung) über die Entwicklungspsychopathologie zur Versorgungsforschung reicht. Die wichtigsten kinderpsychiatrischen Störungsbilder wurden angesprochen und dem aktuellen Kenntnisstand entsprechend therapieorientiert und ressourcenorientiert abgehandelt. Frau Lehmkuhl hat das Herausgeberteam menschlich geprägt, sie hat unserer Arbeit ein Gesicht gegeben. Die Zusammenarbeit mit ihr ließ immer in den Sachfragen auch Wärme und Herzlichkeit erkennen. Ulrike, wir danken Dir als Herausgeber für die gemeinsame Zeit, wir werden Dich vermissen. Psychotherapieforschung ist ein wichtiges Zukunftsthema. Im Bereich der Psychotherapie gibt es einen klaren Nachholbedarf an systematischer Forschung. Die vier Arbeiten dieses Themenheftes kennzeichnen wichtige „Baustellen“ der Forschungslandschaft. In der Übersichtsarbeit von Baader et al. (2014) werden die Evidenzen für unterschiedliche Psychotherapieansätze bei Jugendlichen mit Persönlichkeitsstörungen vorgestellt. Auch das Dilemma der Begrifflichkeit von Persönlichkeitsstörungen im jungen Lebensalter wird angesprochen und diskutiert. Die Verwendung diagnostischer Inventare ermöglicht heute doch eine valide und reliable Diagnosestellung. Die Grundsätze psychotherapeutischer Arbeit bei Jugendlichen werden schulenübergreifend den unterschiedlichen Therapieverfahren vorangestellt. Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63: 768 – 769 (2014), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2014 ipabo_157.55.39.163 Editorial 769 Die Arbeit von Müller-Göttken et al. (2014) untersucht die reflexive Kompetenz von Müttern als Prädiktor für eine psychoanalytische Therapie bei Kindern im Alter von vier bis zehn Jahren. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass insbesondere expansive Symptome im Rahmen der Kurzzeittherapie positiv respondierten, wenn die reflexive Kompetenz der Mütter schon vor Therapiebeginn hoch war. Stellt die reflexive Kompetenz der Mütter vielleicht ein positives Prognosekriterium für psychoanalytische Kurzzeittherapie insbesondere bei externalisierender Symptomatik der Kinder dar? Ein innovatives teilstationäres Therapiemodell aus dem zukunftsweisenden Bereich der Vorschulpsychiatrie wird in der Arbeit von Postert et al. (2014) präsentiert: Die multiprofessionelle Intervallbehandlung von Kindern im Kleinkind- und Vorschulalter in einer Familien-Tagesklinik. In diesem Ansatz ergänzen sich Gruppen- und Einzelbehandlungen der Kinder und ihrer mit aufgenommen Bezugspersonen. Neben einer detaillierten Beschreibung des klinischen Settings findet sich ein illustrierender Fallbericht sowie eine Zusammenfassung bisheriger Evaluationsstudien. Die Studie von Weitkamp et al. (2014) untersucht mit dem Instrument der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik im Kindes- und Jugendalter (OPDKJ) die psychodynamischen Konstrukte – Struktur, Beziehung und Konflikt – im Therapieverlauf sowie im Zusammenhang zum Therapieerfolg. Es zeigt sich, dass sich im Therapeutenurteil durch analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie zentrale psychoanalytische Konstrukte wie das Strukturniveau, der affektive Selbstbezug sowie die klinische Bedeutsamkeit intrapsychischer Konflikte verändern. Eine operationalisierte Diagnostik von psychodynamischen Konstrukten im Therapieverlauf erscheint zur Erfassung von Veränderungen in Ergänzung zu psychopathologischen und anderen Verlaufskriterien sinnvoll. Georg Romer und Franz Resch für das Herausgebergremium Günter Presting für den Verlag Baader, A., Schmeck, K., Resch, F., Kaess, M. (2014). Psychotherapie der Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 63, 770-794. Müller-Göttken, T., White, L. O., von Klitzing, K., Klein, A. M. (2014). Reflexive Kompetenz der Mütter als Prädiktor des Therapieerfolgs mit Psychoanalytischer Kurzzeittherapie im Alter von 4-10 Jahren. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 63, 795-811. Postert, C., Achtergarde, S., Wessing, I., Romer, G., Fürniss, T., Averbeck-Holocher, M., Müller, J. M. (2014). Multiprofessionelle Intervallbehandlung psychisch kranker Kinder im Vorschulalter und ihrer Eltern in einer Familientagesklinik. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 63, 812-830. Weitkamp, K., Claaßen, S., Wiegand-Grefe, S., Romer, G. (2014). Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik im Kindes- und Jugendalter (OPD-KJ): die Achsen im Verlauf von analytischer Kinder- und Jugendpsychotherapie. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 63, 831-843. ÜBERSICHTSARBEITEN Psychotherapie der Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter Aline Baader, Klaus Schmeck, Franz Resch und Michael Kaess Summary Psychotherapy of Personality Disorders in Adolescence By the current state of knowledge adolescent personality disorders should be taken seriously due to their high prevalence and severe symptomatology. Personality disorders are characterized by a stable pattern of deviation concerning cognition, affectivity, impulse control, and interpersonal relationships and have negative repercussions in psychosocial functioning and subsequent development. There is emerging evidence that personality disorder diagnosis is reliable and valid during adolescence. It is essential to detect youth with personality pathology in order to refer them to specific psychotherapeutic interventions and consequently avoid further chronification and life-long functional impairment. This selective review will give an overview over personality disorders in adolescents as well as according psychotherapeutic interventions. Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63/2014, 770-794 Keywords personality disorder – adolescent – psychotherapy Zusammenfassung Persönlichkeitsstörungen des Jugendalters stellen aus heutiger Sicht in ihrer Prävalenz und Schwere der Symptomatik ernstzunehmende Krankheitsentitäten dar. Sie sind gekennzeichnet durch ein stabiles Muster an Verhaltensauffälligkeiten in den Bereichen Kognition, Affektivität, Impulskontrolle und insbesondere im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen. In der Regel gehen sie mit erheblichen negativen Konsequenzen hinsichtlich des psychosozialen Funktionsniveaus und der weiteren Entwicklung der betroffenen Jugendlichen einher. Inzwischen zeigt sich zunehmend, dass eine reliable und valide Diagnose von Persönlichkeitsstörungen auch im Jugendalter möglich ist. Bei Vorliegen der entsprechenden Symptome ist es von immenser Bedeutung, die zutreffende Diagnose zu stellen, um den Jugendlichen den Zugang zu einer adäquaten, spezifischen Psychotherapie zu ermöglichen und somit eine Chronifizierung zu vermeiden und die psychosoziale Prognose zu verbessern. Diese selektive Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63: 770 – 794 (2014), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2014 ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������� Psychotherapie der Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter������ 771 Übersichtsarbeit soll einen Überblick über Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter sowie die hierfür möglichen psychotherapeutischen Verfahren geben. Schlagwörter Persönlichkeitsstörung – Jugendliche – Psychotherapie 1 Das Dilemma der Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter Kaum ein anderes Krankheitsbild in der Kinder- und Jugendpsychiatrie scheint in den letzten Jahrzehnten so kontrovers diskutiert worden zu sein wie die Diagnose der Persönlichkeitsstörungen im Kindes- und Jugendalter. Grundsätzlich mag die immer noch dürftige Studienlage zu diesem Thema einen großen Beitrag leisten. Mit Ausnahme der Borderline-Persönlichkeitsstörung, die aufgrund ihrer schillernden, extrovertierten Symptomatik kaum übersehen werden kann, gibt es nur wenig fundierte empirische Daten hinsichtlich anderer Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter. Angesichts der noch schlechteren Datenlage zum Thema Persönlichkeitsstörungen im Kindesalter soll in dem vorliegenden Artikel der Schwerpunkt auf das Jugendalter gelegt werden. Nichtsdestotrotz ist eine gewissenhafte Auseinandersetzung mit dem Störungsbild für alle im kinder- und jugendpsychiatrischen Setting arbeitenden Fachleute vonnöten, da es sich hierbei um eine sehr häufige Erkrankung des Erwachsenenalters handelt, die jedoch nach heutigem Kenntnisstand ihren Ursprung in Kindheit und Jugend besitzt und demzufolge als „Erkrankung der Lebensspanne“ bezeichnet werden kann (Tackett, Silberschmidt, Krueger, Sponheim, 2009). Grundsätzlich lassen sich die Persönlichkeitsstörungen in drei Kategorien, so genannte Cluster, einteilen, wobei unter Cluster A die sonderbar-exzentrischen Persönlichkeitsstörungen (paranoide, schizoide und nach DSM-IV auch die schizotype Persönlichkeitsstörung), unter Cluster B die dramatisch-emotional-launische Persönlichkeitsstörungen (antisoziale, Borderline, histrionisch und nach DSM-IV auch narzisstische Persönlichkeitsstörung) sowie unter Cluster C die ängstlich-furchtsamen Persönlichkeitsstörungen (selbstunsichere, dependente, zwanghafte Persönlichkeitsstörung) unterteilt sind. In diesem Artikel soll aber nach einem allgemeinen Teil vor allem auf die in der Adoleszenz besonders relevanten Typen von Persönlichkeitsstörungen eingegangen werden (Salbach-Andrae et al., 2008), zu denen auch bereits ausreichend Daten oder zumindest Erfahrungen vorliegen. Kritiker der Diagnose von Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter argumentieren, dass eine Persönlichkeitsstörung erst dann als solche benannt werden könne, wenn die Persönlichkeitsentwicklung abgeschlossen sei (Shapiro, 1990). Dies impliziert jedoch, dass es sich bei der Persönlichkeit um ein in sich geschlossenes Konstrukt handelt, das demzufolge mit Eintritt in das Erwachsenenalter ausgereift ist. Bereits hier zeigt sich die Schwierigkeit, den Endpunkt dieser scheinbar zeitlich begrenzten Phase zu setzen, 772 A. Baader et al. ist doch das offizielle Erwachsenenalter mit 18 Jahren in erster Linie eine juristische Grenze, die das Kind vom Erwachsenen trennen soll. Darüber hinaus wird der Beginn des Erwachsenenalters kulturell sehr unterschiedlich gesehen und unterliegt selbst innerhalb einer Kultur vielen Einflussfaktoren wie beispielsweise Bildungsweg und Elternhaus. Heutzutage geht man daher bezüglich der Entwicklung von Persönlichkeit von einem lebenslang andauernden, sich stetig wandelnden Prozess aus (Schmeck u. Schlüter-Müller, 2009). Ein anderer Kritikpunkt zum Thema Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter ist die Behauptung, dass Symptome einer womöglich vorliegenden Persönlichkeitsstörung wie beispielsweise Identitätsstörung, Instabilität der Affekte oder zwischenmenschliche Schwierigkeiten, als „Pubertäts-immanent“ anzusehen seien und die Trennschärfe zu Konzepten wie „Adoleszentenkrisen“ hierbei nur sehr schlecht ausgebildet ist. In Anbetracht der Schwere der Symptome bei Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter wird diese Sichtweise der Problematik nicht gerecht, da schließlich alle Jugendliche die Pubertät auf dem Weg zum Erwachsenwerden durchlaufen müssen und hierbei die meisten ohne größere Einbußen des psychosozialen Funktionsniveaus diese Zeit bewältigen (Schmid, Schmeck, Petermann, 2008). Wahrscheinlich auch aufgrund der meist ausgeprägten Morbidität von Persönlichkeitsstörungen wird häufig argumentiert, dass die Symptome einer Persönlichkeitsstörung genauso gut in die Diagnose eines anderen klinisch-psychiatrischen Syndroms aufgehen können (vgl. Chanen, Jovev, Jackson, 2007; Kaess, Parzer et al., 2013). Die wohl größte Befürchtung im Zusammenhang mit der Vergabe einer Persönlichkeitsstörungsdiagnose ist die Sorge um eine lebenslange Stigmatisierung der Jugendlichen vor dem Hintergrund der Annahme, dass Persönlichkeitsstörungen tiefgreifend und unveränderbar seien und demzufolge kaum Aussicht auf einen Therapieerfolg besteht. Professionelle Helfer könnten daher möglicherweise resignieren und sich von den betroffenen Jugendlichen abwenden, aus dem Gefühl heraus, nicht hilfreich sein zu können (Schmid et al., 2008). Darüber hinaus wird vor einer „Personenperspektivierung komplexer Störungen des zwischenmenschlichen Beziehungsverhaltens“ (Linden u. Hautzinger, 2011, S. 614) gewarnt. Gerade weil Persönlichkeitsstörungen gehäuft mit Traumatisierungen in Zusammenhang stehen (Johnson, Cohen, Brown, Smailes, Bernstein, 1999; Schmeck, 2001; Battle et al., 2004), solle das Verhalten der Betroffenen nicht als Persönlichkeitspathologie begriffen werden, sondern als teilweise „überlebenswichtige funktionale Kompetenzen“ (Fiedler, 2007, S. 1110). Diese verschiedenen Punkte waren wohl auch Grund für die Tatsache, dass sowohl in dem inzwischen erneuerten DSM-IV (APA, 2000) als auch in der bis heute gültigen ICD-10 (WHO, 2009) besondere Vorsicht gegenüber der Diagnose einer Persönlichkeitsstörung vor dem 18. Lebensjahr gefordert wird. Den genannten Kritikpunkten gegenüber steht jedoch mittlerweile eine Reihe von Argumenten, die die Diagnose von Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter befürworten. Inzwischen konnte mehrfach und klar gezeigt werden, dass es sich bei Persönlichkeitsstörungen um eine deutlich nachweisbare Psychopathologie in der Adoles- ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������� Psychotherapie der Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter������ 773 zenz handelt, die zuverlässig diagnostiziert werden kann (Grilo, McGlashan, Quinlan, Walker, Greenfeld, 1998; Johnson et al., 1999; Kasen, Cohen, Skodol, Johnson, Brook, 1999; Levy et al., 1999; Westen, Shedler, Durrett, Glass, Martens, 2003; Westen, Dutra, Shedler, 2005). Auch erwies sich die Diagnose im Jugendalter als ähnlich stabil wie im Erwachsenenalter und ging darüber hinaus mit schwerwiegenden psychosozialen Konsequenzen für die weitere Entwicklung bis ins Erwachsenenalter der betroffenen Jugendlichen einher (Bernstein et al., 1993; Johnson et al., 1999; Kasen et al., 1999; Chanen et al., 2004). Persönlichkeitsstörungen gehen nicht in anderen psychiatrischen Diagnosen auf, vielmehr scheinen sie sogar einer Vielzahl von psychiatrischen Störungen im Jugendalter zugrunde zu liegen. Für die Borderline-Persönlichkeitsstörung konnte bereits gezeigt werden, dass diese im Vergleich zu anderen stationären Patienten der Kinder- und Jugendpsychiatrie ein deutlich höheres Maß an psychiatrischer Komorbidität aufweist (Kaess, von Ceumern-Lindenstjerna et al., 2013), und ein ähnliches Bild zeigt sich auch für die Komorbidität mit anderen Persönlichkeitsstörungen (Chanen et al., 2007). Dieser Befund zeigt sich analog zum Erwachsenenalter (z. B. Zanarini, Frankenburg, Hennen, Reich, Silk, 2004). Ein hohes Maß an Komorbidität stellt daher ein Identifikationsmerkmal der Borderline-Persönlichkeitsstörung dar, was mit Wahrscheinlichkeit auch für andere Persönlichkeitsstörungen gilt. Dennoch bleiben Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter aufgrund der Berührungsängste vieler Fachleute als Resultat der zuvor genannten Gegenargumente sowie der diagnostischen Unsicherheiten häufig unerkannt (Chanen et al., 2007). Eine kinder- und jugendpsychiatrische Studie aus Deutschland konnte zeigen, dass nur etwa die Hälfte der vorliegenden Persönlichkeitsstörungen bei Jugendlichen auch von den behandelnden Klinikern erkannt wurde (Salbach-Andrae et al., 2008). Dies ist für die Betroffenen umso tragischer, da aus den der Persönlichkeitsstörung anhaftenden Schwierigkeiten insbesondere in zwischenmenschlichen Bereichen ernsthafte Beeinträchtigungen des psychosozialen Funktionsniveaus resultieren (Skodol, Johnson, Cohen, Sneed, Crawford, 2007). In einer für die Entwicklung sehr relevanten Phase schaffen es Jugendliche mit Persönlichkeitsstörung nicht, den jeweiligen Aufgaben wie beispielsweise Abschluss einer erfolgreichen Schullaufbahn, Einstieg in das Berufsleben, Ablösung vom Elternhaus oder Aufrechterhaltung von Beziehungen gerecht zu werden. Wichtige Entwicklungsschritte können deshalb nicht bewältigt werden. Dementsprechend erleiden die Betroffenen erhebliche Nachteile bezüglich der gesellschaftlichen Teilhabe und erreichen oftmals nicht die ihren kognitiven Begabungen entsprechenden beruflichen Möglichkeiten (Johnson, Chen, Cohen, 2004). Es gibt mittlerweile eine große Zahl von Studien, die die Wirksamkeit von spezifischen Psychotherapien bei Persönlichkeitsstörungen, insbesondere BorderlinePersönlichkeitsstörungen, belegen und damit der weit verbreiteten Annahme, Persönlichkeitsstörungen seien ein lebenslanges Schicksal, widersprechen (Ba- 774 A. Baader et al. teman u. Fonagy, 1999, 2001; Binks et al., 2006; Linehan et al., 2006; Zanarini, Frankenburg, Hennen, Reich, Silk, 2006; Clarkin, Levy, Lenzenweger, Kernberg, 2007; Krischer, Sevecke, Lehmkuhl, Pukrop, 2007). Dadurch, dass die jugendlichen Patienten rechtzeitig einer adäquaten Therapie zugeführt werden, könnten chronische Verläufe mit daraus resultierenden erheblichen Konsequenzen, nicht zuletzt auch für das Gesundheitssystem, vermieden werden (Chanen et al., 2007; Koglin u. Petermann, 2007; Krischer et al., 2007). Auch sollte nicht vergessen werden, dass sowohl die Patienten als auch deren Familien zumeist mit großer Erleichterung reagieren, sobald die vorhandenen Symptome unter einer fundierten Diagnose subsummiert sind und daraus eine spezifische Behandlungsindikation abgeleitet werden kann. Stigmatisierungsängste im Zusammenhang mit der Diagnose Persönlichkeitsstörung sind auch unter Fachleuten weit verbreitet, jedoch sollte diesbezüglich beachtet werden, dass diese Haltung möglicherweise falsche Diagnosen und damit einhergehend inadäquate Therapieversuche, beispielsweise polypharmakologische, zur Folge haben kann. Wenn Jugendlichen, die unter einer Persönlichkeitsstörung leiden, statt dieser einen Diagnose eine große Zahl von anderen Diagnosen gegeben wird, dürfte dies kaum weniger stigmatisierende Auswirkungen haben. Noch gravierender ist jedoch, dass den Betroffenen dadurch der Zugang zu einer spezifischen Therapie erschwert wird, was letztlich negative Auswirkungen auf die Prognose des Krankheitsbildes hat (Kaess, Brunner, Chanen, 2014). Nach heutigem Kenntnisstand sollten Berührungsängste von Seiten der professionellen Helfer gegenüber dem Thema Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter abgebaut werden. Mehrere aktuelle Übersichtsarbeiten Jahre kamen nach Prüfung der Datenlage zu dem Schluss, dass die Diagnose von Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter wahrscheinlich ähnlich reliabel und valide gestellt werden kann wie im Erwachsenenalter, und dass eine Frühintervention bei Persönlichkeitsstörungen aufgrund der möglichen langfristigen Folgen unbedingt indiziert ist (Chanen, Jovev, McCutcheon, Jackson, McGorry, 2008; Kaess et al., 2014; Miller, Muehlenkamp, Jacobson, 2008). Nicht zuletzt zeigt sich die allgemeine Änderung der Sichtweise auch in der Tatsache, dass die Warnung in den diagnostischen Leitlinien des DSM-IV, eine Persönlichkeitsstörung nur unter bestimmten Bedingungen vor dem 18. Lebensjahr zu diagnostizieren, im neuen DSM-5 nicht mehr zu finden ist (APA, 2000, 2013). Nach dem Willen der für Persönlichkeitsstörungen zuständigen Arbeitsgruppe zur Vorbereitung der ICD-11 wird auch in diesem neuen Klassifikationssystem die Altersgrenze zur Diagnose von Persönlichkeitsstörungen vollständig gestrichen (Tyrer et al., 2011; Tyrer, 2014). Um den Betroffenen jungen Menschen eine bestmögliche Unterstützung zu bieten und dabei jedoch auch nicht die Schwere eines solchen Krankheitsbildes außer Acht zu lassen, ist eine gewissenhafte und qualitativ hochwertige Diagnostik selbstverständlich essenziell. ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������� Psychotherapie der Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter������ 775 2 Prävalenz der Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter Zur Epidemiologie der Persönlichkeitsstörung im Jugendalter gibt es bis dato kaum verlässliche Daten. Was beispielsweise Prävalenzangaben oder Daten zu Langzeitverläufen betrifft, müssen zum großen Teil Angaben aus Erwachsenenstudien herangezogen werden. In einer Längsschnittstudie von Bernstein et al. aus dem Jahr 1993 wurde eine Häufigkeit der Persönlichkeitsstörungen von 17,2 % in der Gruppe der 11- bis 21-jährigen amerikanischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus der Allgemeinbevölkerung berichtet (Bernstein et al., 1993). Libal und Kollegen konnten eine Prävalenz von 32 % bei den 15- bis 18-Jährigen einer klinischen Population finden (Libal, Schmid, Plener, Schmeck, Fegert, 2004). Nach den diagnostischen Leitlinien für Persönlichkeitsstörungen laut ICD-10 gilt, dass die Störung immer in der Kindheit und Jugend beginnt und sich letztlich dauerhaft im Erwachsenenalter manifestiert (WHO, 2009). In einer englischen Geburtskohorte (Zanarini et al., 2011) wurden mit 6.330 11-jährigen Kindern Interviews durchgeführt und geprüft, inwieweit schon bei Kindern in diesem Alter Kriterien einer Borderline-Persönlichkeitsstörung zu beobachten sind. 3,2 % der Kinder (3,6 % Mädchen, 2,8 % Jungen) erfüllten die DSM-IV-Kriterien für eine Borderline-Persönlichkeitsstörung im Vergleich zu 5,9 % einer großen US-Bevölkerungsstichprobe von Erwachsenen (6,2 % Frauen, 5,6 % Männer). Anhand mehrerer Studien geht man derzeit von einer Prävalenz der Persönlichkeitsstörungen bei Jugendlichen in der Allgemeinbevölkerung von 17 % aus (Johnson et al., 2000), also etwas häufiger sogar als bei Erwachsenen mit ca. 10 % (Torgersen, Kringlen, Cramer, 2001; Samuels et al., 2002; Coid, Yang, Tyrer, Roberts, Ullrich, 2006). Eine Überschätzung der Prävalenz aufgrund der häufigen Nutzung von Selbstberichtsinstrumenten oder der Problematik der Unterscheidung zwischen akutem Krankheitssymptom und Persönlichkeitsmerkmal muss hier kritisch in Betracht gezogen werden. Dennoch handelt es sich bei Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter letztlich um eher häufige psychiatrische Störungsbilder. Genauere Zahlen zur Häufigkeit der einzelnen Formen der Persönlichkeitsstörungen sind für das Jugendalter derzeit noch nicht ausreichend vorhanden. In einer Untersuchung zur Überprüfung der Anwendbarkeit des SCID-II wiesen Salbach-Andrae und Kollegen in einer stationären, jugendpsychiatrischen Inanspruchnahmepopulation im Alter von 14 bis 18 Jahren eine Prävalenz der Persönlichkeitsstörung von insgesamt 32,7 % nach. Am häufigsten trat die selbstunsichere Persönlichkeitsstörung mit 12,7 % auf, gefolgt von der dissozialen Persönlichkeitsstörung mit 11,8 % und der Borderline-Persönlichkeitsstörung mit 8,2 %, weitere Persönlichkeitsstörungen traten nur am Rande in Erscheinung (Salbach-Andrae et al., 2008). Diese Ergebnisse stimmen auch mit Untersuchungen aus amerikanischen Studien weitgehend überein (Levy et al., 1999; Chanen et al., 2004). 776 A. Baader et al. 3 Diagnostik der Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter Eine der Schwierigkeiten bei der Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen ist ein auch bei anderen Erkrankungen aus dem psychiatrischen Formenkreis nicht unübliches Phänomen der fehlenden Krankheitseinsicht. Die Symptome werden häufig von den Betroffenen selbst als nicht störend empfunden, was oftmals jedoch nicht für die zugehörigen Familien gilt. Ein gewisser und im weiteren Verlauf sehr stark ausgeprägter Leidensdruck entwickelt sich jedoch häufig bei zunehmenden Anforderungen an das Individuum im persönlichen, sozialen oder beruflichen Kontext. Die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung sollte äußerst gewissenhaft und nicht vorschnell gestellt werden, wobei die allgemeinen diagnostischen Kriterien nach ICD-10 (vgl. Tab. 1) grundsätzlich erfüllt sein müssen (ICD-10, WHO 2009). Die Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen sollte im Jugendalter, wie auch bei erwachsenen Patienten, anhand strukturierter klinischer Interviews mit zusätzlichen fremdanamnestischen Befunden von möglichst mehreren Personen aus dem Umfeld des Patienten unabhängig voneinander erfolgen. Tabelle 1: Allgemeine diagnostische Kriterien von Persönlichkeitsstörungen nach ICD-10 • Deutliche Abweichung von kulturell erwarteten und allgemein akzeptierten Vorgaben hinsichtlich ȤȤ Denken, ȤȤ Affektivität ȤȤ Impulskontrolle ȤȤ Bedürfnisbefriedigung ȤȤ zwischenmenschlichen Beziehungen. • Das auffällige Verhaltensmuster erscheint in vielen sozialen Situationen eindeutig unflexibel und unpassend. • Es besteht ein persönlicher Leidensdruck und/oder ein nachteiliger Einfluss auf die soziale Umwelt. • Die Abweichungen sind stabil, situationsübergreifend und von langer Dauer. Sie beginnen im Kindesalter oder der Adoleszenz. • Die Abweichungen können nicht durch eine andere psychische oder hirnorganische Erkrankung erklärt werden. Viele besorgte Eltern fragen den Kliniker des Öfteren nach dem Unterschied zwischen einer „heftigen Pubertät“ und dem Krankheitsbild der Persönlichkeitsstörung. In einer Lebensspanne wie der Adoleszenz, in der Identitätsbildung und Autonomieentwicklung im Vordergrund stehen, lässt sich die Frage, ob Risikoverhaltensweisen wie erhöhter Alkoholkonsum, riskante Verhaltensweisen im Straßenverkehr etc. nun gängigem Pubertätsverhalten zuzuordnen sind oder bereits Anzeichen beispielsweise einer Borderlinestörung sind, nicht immer leicht beantworten. Grundsätzlich kann hierzu gesagt werden, dass insbesondere rigide, unflexible Verhaltensweisen, die nicht auf eine bestimmte Situation oder äußere Faktoren begrenzt sind, kennzeichnend für eine Persönlichkeitsstörung sind. Dennoch sollte ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������� Psychotherapie der Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter������ 777 nicht vergessen werden, dass bis dato entwicklungsadaptierte, spezifische Kriterien der Persönlichkeitsstörung des Jugendalters fehlen und dementsprechend Kriterien aus dem Erwachsenenbereich verwendet werden (Kaess, 2014). Da jedoch gerade die Adoleszenz geprägt ist von sehr unterschiedlichen Reifungsprozessen und Veränderungen in mentaler, körperlicher wie auch emotionaler Hinsicht, bedarf dieses Gebiet unbedingt weiterer Forschungsanstrengungen, um zwischen Normalität und Pathologie der Persönlichkeitsentwicklung bei Jugendlichen noch besser und vor allem frühzeitiger unterscheiden zu können. Bisher gibt es für das Kindes- und Jugendalter keine spezifischen diagnostischen Verfahren zur Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen. Zusammen mit dem Fehlen von entwicklungsabhängigen Kriterien dieser Störungen äußert sich hier der hohe Forschungs- und Entwicklungsbedarf in diesem Feld. Derzeit werden daher zur Diagnosesicherung die im Erwachsenenalter etablierten Instrumente empfohlen. Zu den häufigsten Testverfahren zur kategorialen Erfassung von Persönlichkeitsstörungssymptomen zählt das „Strukturierte klinische Interview für DSM-IV, Achse II: Persönlichkeitsstörungen“ (SCID-II; First, Gibbon, Spitzer, Williams, Benjamin, 1997; deutsche Übersetzung: Wittchen, Zaudig, Fydrich, 1997). Es setzt sich aus einem Screeningteil anhand eines Fragebogens sowie einem halbstrukturierten Interview zusammen und lässt sich mit vergleichsweise geringem zeitlichem Aufwand durchführen. Neben dem SCID-II kommt die IPDE (International Personality Disorder Examination; Loranger et al., 1994; deutsche Fassung: Mombour et al., 1996) zum Einsatz, wobei es sich hierbei ebenfalls um ein strukturiertes Interview mit einem offenen Einleitungsteil handelt. Der Nachteil gegenüber dem SCID-II ist die lange Dauer des Interviews (1½ Stunden und länger). Eine weitere Möglichkeit der Erfassung von Persönlichkeitsmerkmalen ist die Internationale Diagnose Checkliste für Persönlichkeitsstörungen (IDCL-P; Bronisch, Hiller, Mombour, Zaudig, 1995). Möglichst erfahrene Diagnostiker erheben anhand dieser Checkliste die diagnostischen Kriterien, wobei es sich hierbei um eine Fremdbeurteilung handelt. Neben der kategorialen Diagnostik gibt es mehrere Verfahren für eine dimensionale Erfassung von Symptomen der Persönlichkeitsstörung. Der Dimensional Assessment of Personality Pathology-Basic Questionnaire (DAPPBQ; Livesley u. Jackson, 2001) erfasst anhand eines Selbstbeurteilungsfragebogens die vier Dimensionen emotionale Dysregulation, dissoziatives Verhalten, Gehemmtheit und Zwanghaftigkeit, so genannte Primärfaktoren, denen insgesamt 18 Persönlichkeitsmerkmale auf einer Sekundärskala zugeordnet werden. Es liegt eine spezielle Fassung für Jugendliche vor, wobei ein Nachteil insbesondere für diese Klientel die lange Durchführungsdauer ist (Krischer et al., 2007). Anhand des Temperament und Charakter Inventars (TCI; Cloninger et al., 1999) auf Grundlage des psychobiologischen Modells von Charakter und Temperament nach Cloninger (1994) lassen sich Persönlichkeitsstörungen anhand bestimmter Kombinationen von Charakter- und Temperamentsfaktoren erfassen. Auch hier gibt es eine Variante speziell für jugendliche Patienten (JTCI-12-18R; Goth u. Schmeck, 2009). 778 A. Baader et al. Mithilfe eines Selbstbeurteilungsbogens werden im Persönlichkeitsstil- und Störungsinventar (PSSI) so genannte relative Ausprägungen von Persönlichkeitsmerkmalen erfasst, die jedoch nicht einer Diagnose der Persönlichkeitsstörung nach DSMIV oder ICD-10 entsprechen, sondern lediglich einen bestimmten Persönlichkeitsstil abbilden sollen (Kuhl u. Kazen, 1997). Dieses Verfahren kann bereits ab dem 14. Lebensjahr angewendet werden. Ein neuer Ansatz zur Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen wird im DSM-5 als Alternative vorgeschlagen (APA, 2013). Hier wird in Sektion III ein „Hybrid-Modell“ aus dimensionalen und kategorialen Anteilen vorgestellt, wobei fünf Bereiche pathologischer Persönlichkeitsmerkmale (negative Affektivität, Verschlossenheit, Antagonismus, Hemmungsschwäche, Psychotizismus) betrachtet werden, die in die Diagnose von insgesamt sechs verschiedenen Persönlichkeitsstörungen münden können. Hierbei handelt es sich um die Borderline-Persönlichkeitsstörung, die antisoziale, schizotype, ängstlich-vermeidende, narzisstische sowie die zwanghafte Persönlichkeitsstörung. 4 Grundsätze der Psychotherapie von Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter In der Behandlung der Persönlichkeitsstörung im Jugendalter muss mangels kontrollierter Therapiestudien auf Ergebnisse aus Erwachsenenstudien zurückgegriffen werden. Allgemeine Therapieprinzipien in der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen lassen sich auf die Arbeit mit Jugendlichen jedoch übertragen (Bateman u. Fonagy, 2000), wobei einige Punkte für das Jugendalter jedoch besonders beachtet werden sollten (Kaess, Brunner, Resch, 2011). So ist eine besonders tragfähige Beziehung zwischen Patient und Therapeut für ein Gelingen der Therapie bei Persönlichkeitsstörungen essenziell, was bei Jugendlichen aufgrund der teilweise oppositionellen Grundhaltung gegenüber erwachsenen Autoritätspersonen nicht selten eine besondere Herausforderung darstellt. Auch sollte die Therapie immer einen klaren Behandlungsfokus setzen sowie einen strukturierenden Ansatz verfolgen. Aufgrund der Komplexität des Krankheitsbildes sollten auch oder sogar insbesondere bei Jugendlichen spezialisierte Fachkräfte die Behandlung übernehmen, beispielsweise in Schwerpunktpraxen, spezialisierten teil-/vollstationären Settings, Spezialsprechstunden in Institutsambulanzen und auch in Jugendhilfeeinrichtungen mit konsiliarpsychiatrischer Unterstützung mit Fokus auf Persönlichkeitsstörungen (Schmeck u. Schlüter-Müller, 2009). Aus psychodynamischer Sicht ist ein bedeutsamer Inhalt der Therapie die Verbesserung der Beziehungsfähigkeit durch verbesserte Eigen- und Fremdwahrnehmung. Dies erscheint von besonderer Wichtigkeit, da Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Bereichen bei Patienten mit Persönlichkeitsstörung sehr prominent sind und auch den meisten Leidensdruck verursachen können. Dies wird auch im neuen DSM-5 deutlich, ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������� Psychotherapie der Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter������ 779 da hier die Störung der Identität und der zwischenmenschlichen Beziehungen als Kernkomponenten einer Persönlichkeitsstörung angesehen werden (APA, 2013). Mit der schwierigen Beziehungsgestaltung als eines der zentralen Problemfelder liegt es nahe, sich diesem Bereich ganz besonders in der Adoleszenz zu widmen. Jugendliche definieren zu einem gewissen Anteil ihren Selbstwert über die Integration in der Gleichaltrigengruppe und benötigen diese Kontakte, um sich im Rahmen ihrer Entwicklung von den Eltern loslösen und als eigenständige Individuen erfahren zu können (Schmeck u. Schlüter-Müller, 2009). Gelingt dieser Prozess nicht oder nur unzureichend, so ist es nicht verwunderlich, dass eine Distanzierung vom Elternhaus mit Aufnahme eines eigenständigen Lebens nicht gelingt und die Jugendlichen oder jungen Erwachsenen sehr lange und trotz vieler Konflikte im direkten elterlichen Einzugsgebiet verbleiben, was einer typischen Lebensgestaltung bei Jugendlichen mit Persönlichkeitsstörungen entspricht (Johnson et al., 2004). Dies impliziert jedoch, dass der Elternarbeit bei den betroffenen Jugendlichen große Bedeutung beigemessen werden muss (Schlüter-Müller, Jung, Burger, Pick, Schmeck, 2014). Es trägt keineswegs zu einem gelingenden therapeutischen Prozess bei, den Eltern die Sündenbockrolle zuzuweisen, selbst bei verzerrter innerfamiliärer Kommunikation und pathologischen Beziehungsmustern (Novick u. Novick, 2003; Fruzzetti, Shenk, Hoffman, 2005). Im Rahmen von psychoedukativen Maßnahmen sollten betroffene Eltern ressourcenorientiert im Umgang mit ihrem Kind geschult werden und die Überzeugung gewinnen, dass sie gebraucht werden (Johnson, 1991). Grundsätzlich bietet sich zumindest bei den meisten Persönlichkeitsstörungen auch die Gruppentherapie als Behandlungssetting an, da in einem geschützten Rahmen unter therapeutischer Supervision Interaktionen mit Gleichaltrigen eingeübt werden können. Im Jugendalter gilt die grundsätzliche Empfehlung einer möglichst ambulanten Versorgung von Jugendlichen mit Persönlichkeitsstörungen. Hier besteht die Vorstellung, dass die Störung am besten dort zu behandeln ist, wo sie symptomatisch wird, also im Alltag mit all seinen Anforderungen und vorhandenen Beziehungen (Kaess et al., 2011). Natürlich muss die Entscheidung vor dem Hintergrund der vorliegenden Gefährdung sowie der familiär-häuslichen Situation getroffen werden. Anhand der Arbeiten zur Persönlichkeitsstörung entwickelte Livesley (2001) spezielle Behandlungsstrategien, abgestimmt auf die den Persönlichkeitsstörungen immanenten Besonderheiten (Livesley, 2001). Die erste Strategie beinhaltet den Aufbau und die Aufrechterhaltung eines therapeutischen Arbeitsbündnisses. Dies ist insofern nicht trivial, da dauerhafte Beziehungen für junge Patienten mit Persönlichkeitsstörung aufgrund der jeweiligen Defizite im zwischenmenschlichen Bereich nur schwer zu erreichen sind. Nach Luborsky (1984) zeichnet sich eine positive Therapeuten-Patienten-Beziehung dadurch aus, dass einerseits die Therapie vom Patienten als hilfreich angesehen wird und das Miteinander durch gegenseitigen Respekt und eine wertschätzende Grundhaltung geprägt ist. Andererseits sollte sich das Arbeitsbündnis so gestalten, dass der Patient gemeinsam mit seinem Therapeuten an seinen Schwierigkeiten arbeitet und auf dessen Ratschläge 780 A. Baader et al. vertraut. Darüber hinaus sollte in der therapeutischen Arbeit darauf geachtet werden, dem Patienten Optimismus, Verständnis und Akzeptanz zu vermitteln. Fortschritte sollten als solche erkannt und mitgeteilt werden. Gemeinsame Therapieziele sollten definiert und zusammen erarbeitet werden (Luborsky, 1994). Für jugendliche Patienten muss darüber hinaus berücksichtigt werden, dass der Beginn einer Psychotherapie häufig fremdmotiviert ist, beispielsweise durch Interventionen von Seiten der Eltern, der Schulen oder des Jugendamtes, und dementsprechend eine grundlegende Therapiemotivation erst noch erarbeitet werden muss (Kaess et al., 2011). Zusätzlich tun sich Jugendliche oftmals schwer sich Erwachsenen anzuvertrauen und suchen eher Verständnis bei Gleichaltrigen. Auch besteht im Patientenkontakt mit Jugendlichen das Risiko, vom Patienten in der Mutter- oder Vaterrolle gesehen und damit möglicherweise abgelehnt zu werden (Streeck-Fischer, 2008). Die zweite Strategie in der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen nach Livesley ist der Aufbau und die Aufrechterhaltung eines konsistenten Behandlungsprozesses. Dies könnte ein vor dem eigentlichen Beginn der therapeutischen Sitzungen abgeschlossener Behandlungsvertrag sein, in dem Ziele aber auch Regeln und Bedingungen definiert sind. Beispielsweise sollte vorab über den Umgang mit suizidalen Verhaltensweisen und die sich daran anschließenden Kriseninterventionen gesprochen werden. Anhand von Krisenplänen werden die Abläufe bei akuter Exazerbation der Symptomatik bereits im Vorfeld genau erläutert und gegebenenfalls auch schriftlich festgehalten. Auch bietet sich schon zu Beginn eine Hierarchisierung der Therapieinhalte mit Fokus auf die aktuelle Problematik des Patienten an. Darüber hinaus sollten neben den Regeln für eine erfolgreiche Therapie auch therapieschädigendes Verhalten und die damit verbundenen Konsequenzen besprochen werden. Als dritte Strategie wird das Prinzip der Wertschätzung postuliert. Praktisch umgesetzt bedeutet dies, das Verhalten und die Erfahrungen des Patienten wahrzunehmen und zu akzeptieren sowie die Funktionalität des jeweiligen Verhaltens zu deuten. Selbstabwertungen sollten mit dem Fokus auf die Ressourcen des Patienten erkannt und verringert werden. Über das Prinzip der inneren Achtsamkeit, das seine Ursprünge im Zen-Buddhismus hat, lernen die Patienten Dinge zunächst einmal nur wahrzunehmen, ohne diese sofort zu bewerten, und über eine Steigerung des Sich-SelbstBewusstseins mehr Selbstkontrolle auszuüben. Die vierte Strategie beinhaltet Aufbau und Aufrechterhaltung von Behandlungsmotivation. Nach Livesley kann dies dadurch erreicht werden, dass vom Patienten nur kleine Schritte in Richtung Veränderung erwartet und auch Ängste in diesem Zusammenhang offen angesprochen werden. Wie bereits erwähnt, muss insbesondere bei Jugendlichen mit einer anfangs gering ausgeprägten Behandlungsmotivation gerechnet werden. Hinzu kommt, dass die Therapie im Rahmen von Regelverstößen oder grundsätzlich abweisendem Verhalten infrage gestellt werden kann. Hier gilt es verschiedene der Situation angemessene Commitmentstrategien anzuwenden, wie beispielsweise Betonen der freien Wahlmöglichkeit oder Erinnern an frühere Zustimmungen (Böhme, Fleischhaker, Mayer-Bruns, Schulz, 2001). ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������� Psychotherapie der Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter������ 781 Bei fehlender Behandlungsmotivation sollte keine Psychotherapie erfolgen. Diese Forderung lässt sich für erwachsene Patienten nachvollziehen und ist auch für Jugendliche in der Mehrzahl der Fälle sinnvoll. Da jedoch bei schwerer Entwicklungsgefährdung eine vollumfängliche Einsichtsfähigkeit für therapeutische Interventionen nicht vorauszusetzen ist, kann in Einzelfällen eine stationäre Unterbringung auch gegen den Willen des Patienten nach §16 31b BGB erforderlich sein, um wichtige Entwicklungsschritte zu unterstützen oder einen Kontakt zu Helfersystemen überhaupt erst möglich zu machen (Schmeck et al., 2009). Die Indikationen für eine stationäre Behandlung bei Jugendlichen werden heute zunehmend enger gefasst und beinhalten akute Eigen- und/oder Fremdgefährdung, schwere komorbide Störungen, schwere, chirurgisch versorgungspflichtige, rezidivierende Selbstverletzungen, Hochrisikoverhalten und Unbeschulbarkeit. Bei anhaltender Traumatisierung oder schwerer psychosoziale Belastung im Umfeld kann eine stationäre Behandlung erfolgen, es sollten aber auch a priori stationäre Angebote der Jugendhilfe mit begleitender ambulanten Therapie in Betracht gezogen werden (Kaess et al., 2011). 5 Psychotherapieformen der Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter Die allgemeine Überzeugung, Persönlichkeitsstörungen seien stabil über die gesamte Lebenszeit und dementsprechend nahezu nicht therapierbar, konnte mittlerweile widerlegt werden (Shea, 1996; Leichsenring u. Leibing, 2003). Allgemeines Therapieziel sollte nach Fiedler und Herpertz (2010) jedoch nicht sein, die Persönlichkeitsstörung selbst zu therapieren, „sondern die sich daraus ergebenden komplexen Interaktionsstörungen, die Störungen des Erlebens, die Störung der Realitätswahrnehmung, der Selbstwahrnehmung oder Selbstdarstellung sowie die Störungen der Impulskontrolle.“ In dem folgenden Abschnitt sollen zunächst die Behandlungsansätze ausgewählter Typen der Persönlichkeitsstörung vorgestellt werden. Im Anschluss wird auf spezielle Psychotherapieverfahren im Zusammenhang mit Persönlichkeitsstörungen eingegangen. Gut evaluierte, manualisierte Verfahren sind die dialektisch behaviorale Therapie (DBT; Linehan, 1993), die übertragungsfokussierte psychodynamische Therapie (TFP; Clarkin, Yeomans, Kernberg, 1999), in der Modifikation für Jugendliche als Adolescent Identity Treatment (AIT; Foelsch et al., 2014) bezeichnet, die mentalisierungsgestützte Therapie (MBT; Bateman u. Fonagy, 2001) sowie die schemafokussierte Therapie (SFT; Young, Klosko, Weishaar, 2005). Auf diese Verfahren wird später detaillierter eingegangen. Zusätzlich kann in den kommenden Jahren sicherlich auf weitere therapeutische Neuentwicklungen im Bereich der Behandlung von Jugendlichen mit Persönlichkeitsstörungen gehofft werden. So konnten zum Beispiel Salzer und Kollegen erst kürzlich bei Borderlinepatienten zwischen 14 und 19 Jahren mithilfe eines psychoanalytisch orientierten manualisierten Therapieverfahrens Remissionsraten von 32 % erzielen (Salzer, Cropp, Streeck-Fischer, im Druck). 782 A. Baader et al. Im folgenden Kapitel sollen einige allgemeine Therapieprinzipien zur Behandlung bestimmter Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter benannt werden. Da noch nicht zu allen Persönlichkeitsstörungen solche spezifischen Prinzipien bestehen, werden hier die häufigsten Störungen im kinder- und jugendpsychiatrischen Setting (SalbachAndrae et al., 2008; Borderline-Persönlichkeitsstörung, dissoziale Persönlichkeitsstörung, histrionische Persönlichkeitsstörung und selbstunsichere Persönlichkeitsstörung) einzeln behandelt. 5.1 Psychotherapeutische Behandlungsansätze einzelner Persönlichkeitsstörungen 5.1.1 Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung Einige Behandlungsverfahren wurden speziell für die Borderline-Persönlichkeitsstörung konzipiert. Aufgrund der besonderen Verhaltensweisen der betroffenen Patienten war es notwendig, klassische therapeutische Konzepte dem Störungsbild anzupassen und grundlegende Veränderungen vorzunehmen. Zu diesen Verfahren gehören unter anderem die dialektisch behaviorale Therapie und die übertragungsfokussierte psychodynamische Therapie, auf die später noch eingegangen wird. Darüber hinaus finden Verfahren wie die Mentalisierungsgestützte Therapie sowie die Schematherapie bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung Anwendung. „Die Arbeit mit Borderline-Patienten fordert und belastet die therapeutische Beziehung in besonderem Maße. Gerade weil die Patienten häufig aus einem unberechenbaren, gewaltsamen und demütigenden familiärem Umfeld kommen, haben sie das nachvollziehbare Interesse, ihrerseits die Beziehungen zu steuern und zu kontrollieren. Gleichzeitig fühlen sich viele Borderlinepatienten geradezu existentiell abhängig von ihren Therapeuten. Man sollte sich als Therapeut diese intensive Dimension vergegenwärtigen“ (S-2 Leitlinien Persönlichkeitsstörungen, 2008, S. 31). Bereits geringe Änderungen hinsichtlich der zeitlichen Planung können ausgeprägte Ängste oder Aggressionen verursachen, sodass besonderes Augenmerk auf konstante Strukturen gelegt werden sollte. Grundsätzlich haben sich bei der Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung spezielle Techniken und Vorgehensweisen bewährt: Bereits zu Beginn der Therapie sollte eine zeitlich klare Begrenzung der Intervention vereinbart werden. Klare Regeln bezüglich des Umgangs mit Suizidalität, Kriseninterventionen und therapiestörendem Verhalten sind von immenser Bedeutung für einen erfolgreichen Therapieverlauf und sollten im Rahmen von Therapieverträgen festgehalten werden. Behandler sollten mit den Patienten genaue „Krisenpläne“ erarbeiten, um die Patienten für den Ernstfall vorzubereiten und sie darin zu unterstützen, auf funktionale Weise mit im Behandlungsverlauf sehr wahrscheinlich auftretenden Krisen umzugehen. Das Angebot einer ebenfalls genau reglementierten telefonischen Beratung kann hilfreich sein, um ungeplante Klinikeinweisungen zu begrenzen. Alle störungsspezifischen Verfahren zur Behandlung der ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������� Psychotherapie der Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter������ 783 Borderline-Persönlichkeitsstörung beinhalten eine Hierarchisierung der Behandlungsfoci, das heißt, dass Suizidalität sowie therapieschädigendes Verhalten vorrangig behandelt werden und erst in einem nächsten Schritt Therapieinhalte besprochen werden, die sich an aktuellen Themen und Erlebniswelten des Patienten orientieren. Dieses Prinzip der „dynamischen Hierarchisierung“ hat sich in der Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung als sehr hilfreich erwiesen (vgl. Kaess et al., 2011). 5.1.2 Behandlung der dissozialen Persönlichkeitsstörung Die therapeutische Behandlung von Patienten mit einer dissozialen Persönlichkeitsstörung ist in vielerlei Hinsicht umstritten. So gibt es Studien, die auf eine Verschlechterung der Symptomatik bei einem delinquenten Patientenkollektiv unter therapeutischer Behandlung hinweisen (Rice, Harris, Cormier, 1992; Hare, Clark, Grann, Thornton, 2000). In anderen Studien waren solche Effekte jedoch nicht aufgetreten, sodass diesbezüglich keine klaren Aussagen getroffen werden können (D’Silva, Duggan, McCarthy, 2004). Es gilt zu bedenken, dass die heute bekannten Therapien in erster Linie für erwachsene Straftäter entwickelt wurden und aus diesem Grund Aussagen über die Behandlung von jugendlichen Patienten mit Störung des Sozialverhaltens mit dissozialer Persönlichkeitsakzentuierung dürftig sind. Gängige Therapieverfahren sind kognitiv behaviorale Verfahren wie das „Reasoning and Rehabilitation Program“ nach Gretenkord (2002), die dialektisch-behaviorale Therapie im forensischen Setting (DBT-F; Oermann, Brück, Bohus, 2008) sowie die übertragungsfokussierte Psychotherapie bei Delinquenz (TFFP; Lackinger, Dammann, Wittmann, 2008). Empfehlungen für die Behandlung bei Dissozialität im Jugendalter richten sich auf frühzeitige und auf lange Sicht zu etablierende Jugendhilfemaßnahmen in Kombination mit ambulanten psychotherapeutischen Verfahren. Ziele dieser Behandlung sollten die „Verbesserung der Bindungsfähigkeit, Förderung der Gewissensbildung sowie emotionale Nachreifung“ sein (Schmeck et al., 2009, S. 71). Ein therapeutisches Interventionsprogramm für dissoziale Kinder und Jugendliche liegt in Form des „Multisystemischen Behandlungsansatz für antisoziale Kinder und Jugendliche“ vor (Henggeler, Schoenwald, Borduin, Cunningham, 1998). Es handelt sich hierbei um ein familien- und gesellschaftsbasiertes Intensivprogramm, das sich den Ursachen von schwerwiegendem antisozialem Verhalten von Jugendlichen annimmt. Das Therapieprogramm, das sich über einen Zeitraum von drei bis fünf Monaten erstreckt, ist konzipiert für die betroffenen Jugendlichen und deren Familien und bedient sich Elementen aus der Familientherapie, dem Elterncoaching und der kognitiven Verhaltenstherapie. Zusätzlich werden die Therapeuten in wöchentlichen Gruppensitzungen supervidiert. In zahlreichen, zum Großteil randomisiert-kontrollierten Therapiestudien konnte die Wirksamkeit dieses Verfahrens über eine kurz- und langfristige Reduktion delinquenter Verhaltensweisen gezeigt werden (Borduin et al., 1995; Timmons-Mitchell, Bender, Kishna, Mitchell, 2006; Ogden u. Hagen, 2006; Butler, Baruch, Hickey, Fonagy, 2011; Weiss et al., 2013). 784 A. Baader et al. 5.1.3 Behandlung der histrionischen Persönlichkeitsstörungen Bei der Behandlung der histrionischen Persönlichkeitsstörung sollte in der therapeutischen Beziehungsgestaltung darauf geachtet werden, dem Wunsch des Patienten nach Aufmerksamkeit und Zuwendung Rechnung zu tragen. Diese Haltung wird insbesondere dann von Bedeutung, wenn der Patient das dramatisch-übersteigerte Verhalten abzulegen beginnt und stattdessen auf authentischere und weniger theatralische Weise in Beziehung tritt. In der kognitiven Verhaltenstherapie, die bei diesem Krankheitsbild zur Anwendung kommen kann, liegt der Behandlungsfokus zum einen auf dem globalen, impressionistischen Denkstil und den daraus resultierenden Problemfeldern insbesondere in der Bewältigung des Alltags. Zum anderen sollen dysfunktionale Strategien im Kampf um Aufmerksamkeit und die geringe Frustrationstoleranz gegenüber Zurückweisung und Kränkung reduziert werden (Freeman, 2004; Beck, Freeman, Davis, 2003). Histrionische Patienten treten in Kontakt mit anderen über den übertriebenen Ausdruck ihrer Emotionen. Beim Gegenüber ruft dieses Verhalten aufgrund der Theatralik und Unechtheit eher Unverständnis und Ablehnung hervor, was dem Wunsch des Patienten nach Aufmerksamkeit und Anerkennung genau entgegensteht und somit zu einem erheblichen Leidensdruck führen kann. Es erscheint somit in der therapeutischen Arbeit als essenziell, die „Selbstreflexion bezüglich inadäquaten AffektAusdruckes zu verbessern“. Des Weiteren sollen Patienten angehalten werden „auch schwächer ausgeprägte Gefühle zu akzeptieren und diesen Raum zu geben ohne zu dramatisieren“ (S-2 Leitlinien Persönlichkeitsstörungen, 2008, S. 37). Zu erheblichen Einschränkungen im Alltag kann es bei histrionischen Patienten durch ihre Sprunghaftigkeit und Inkohärenz kommen. Der therapeutische Fokus sollte deshalb auf die Minimierung und Konzentration auf das Wesentliche gelegt werden, Langeweile sollte ausgehalten und einmal begonnene Aufgaben zu Ende gebracht werden. Achtsamkeitsübungen aus dem Bereich der Zen-Meditation bieten sich als ideales Training zur Fokussierung und Hemmung dissoziativer Zustände an. 5.1.4 Behandlung der selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung Bei der Therapie der selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung sollten Behandlungsschwerpunkte die Reduktion des Vermeidungsverhaltens durch verhaltenstherapeutisches Expositionstraining, der Abbau pathologischer Erregungszustände durch Entspannungstechniken sowie Verbesserung sozialer Fertigkeiten durch soziales Kompetenztraining sein (Wälte, 2003; Schmeck u. Schlüter-Müller, 2009; Fiedler, 2007). In der Therapie der selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung eignen sich Einzel- und Gruppentherapeutische Angebote. Kognitive Erklärungsmodelle der selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung gehen von charakteristischen Schemata aus, die die Verhaltensweisen der betroffenen Patienten bestimmen und auf einem ausgeprägt negativen Selbstbild und der existenziellen Angst vor Zurückweisung beruhen. Die ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������� Psychotherapie der Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter������ 785 dysfunktionalen Grundannahmen werden in der kognitiven Einzeltherapie identifiziert und beleuchtet, wobei in einem nächsten Schritt der Patient die Erkenntnis erlangen soll, dass diese letztlich keinen globalen Tatsachencharakter besitzen (Beck et al., 2003). Ein weiterer relevanter Bestandteil der kognitiv-verhaltenstherapeutischen Ansätze sind so genannte Verhaltensexperimente. Hierbei werden die Befürchtungen und ängstlichen Überzeugungen der Patienten anhand von systematischen Testungen einer Realitätsprüfung unterzogen (Stangier, Clark, Ehlers, 2006). Eine Gruppentherapie wird idealerweise ergänzend zur Einzeltherapie durchgeführt. Der Vorteil der Gruppentherapie liegt darin, dass bereits das Setting Expositionscharakter besitzt, nämlich sich in einer Gruppe von anfangs unbekannten Menschen aufzuhalten und mit ihnen zu sprechen. Darüber hinaus finden Patienten ideale Bedingungen vor, um in einem geschützten Rahmen, beispielsweise mithilfe von Rollenspielen, alternative Verhaltensweisen zu dem bisherigen Vermeidungsverhalten auszuprobieren. Die Rollenspiele werden als zentraler Bestandteil der kognitivverhaltenstherapeutischen Ansätze angesehen. Je nach Patient werden verschiedene Angst und Unsicherheit auslösende Situationen vorbesprochen, schließlich mit den übrigen Mitpatienten nachgestellt und anschließend diskutiert. Neue Verhaltensmöglichkeiten werden gemeinsam überlegt und in weiteren Rollenspielen eingeübt, wobei selbstabwertende Kognitionen detektiert und als nicht hilfreich eingeschätzt und schließlich positiv umstrukturiert werden sollen (vgl. auch S-2 Leitlinien Persönlichkeitsstörungen, 2008). Gerade im Hinblick auf die massiven Ängste hinsichtlich der Bewertung durch andere sollte auf eine wertschätzende und konstruktive Kritik geachtet werden. Auch erfordert die Arbeit mit ängstlich-vermeidenden Patienten ein besonderes Maß an Geduld und Zeit, um nicht das Risiko einzugehen, die Patienten durch ein zu schnelles Vorgehen zu überfordern. Neben der Reduktion von Ängsten im Umgang mit Mitmenschen stellt das Training der sozialen Fertigkeiten ein weiteres Ziel der Rollenspiele dar. Hierbei kommen Videoaufnahmen zum Einsatz, wodurch eine objektivere Beurteilung der Verhaltensweisen durch die Patienten selbst ermöglicht werden soll. Auch eignet sich diese Technik zur Verbesserung des Selbstwertgefühls beispielsweise durch Fokussierung auf und Verbalisierung der positive Verhaltensweisen während einer Videosequenz (Renneberg u. Fydrich, 1999). Insbesondere für das soziale Kompetenztraining liegen anhand mehrerer Studien positive Wirksamkeitsnachweise für die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung vor (Renneberg, Goldstein, Philipps, Chambless, 1990; Renneberg, 1996). 5.2 Spezifische Therapieverfahren bei Persönlichkeitsstörungen 5.2.1 Dialektisch-behaviorale Therapie – DBT-A Die dialektisch behaviorale Therapie von Linehan wurde auf der Grundlage des so genannten affektiven Vulnerabilitätskonzepts für Patienten mit selbstverletzenden Verhaltensweisen und chronischer Suizidalität bei Borderline-Persönlichkeitsstö- 786 A. Baader et al. rung entwickelt (Linehan, 1987, 1989). Das affektive Vulnerabilitätskonzept von Linehan geht bei den Betroffenen von einer dysfunktionalen Regulation der Affekte aus, wonach Borderlinepatienten eine höhere Sensitivität gegenüber emotionalen Reizen zeigen als Gesunde, zusätzlich auf schwache Reize übermäßig heftig reagieren und zudem eine verzögerte Rückkehr zum emotionalen Ausgangsniveau aufweisen. Darüber hinaus sind die Patienten mit dieser besonderen Vulnerabilität des Öfteren damit konfrontiert, dass sie in so genannten „invalidierenden Ursprungsfamilien“ aufwachsen. Ein Zusammenhang mit sexuellen Missbrauchserfahrungen wird ebenfalls diskutiert (Venta, Kenkel-Mikelonis, Sharp, 2012; Kaess et al., 2013). Anhand mehrerer Therapiestudien konnte die Wirksamkeit dieses Behandlungsverfahrens auch über einen längeren Zeitraum hinweg bei Erwachsenen nachgewiesen werden (Bohus u. Schmahl, 2006; Linehan et al., 2006). Linehan kombiniert ein grundlegend verhaltenstherapeutisches Konzept mit Elementen des Zen-Buddhismus, der Gestalttherapie, der kognitiven Therapie und der Hypnotherapie. Im Hinblick auf die Besonderheiten und speziellen Themen bei Jugendlichen wurde das Verfahren modifiziert und als Dialektisch Behaviorale Therapie für Adoleszente veröffentlicht (DBT-A; Rathus u. Miller, 2002; Miller, Rathus, Linehan, 2007; deutsche Übersetzung: Böhme et al., 2001). Die Behandlung setzt sich über die Dauer von 16 Wochen aus einzeltherapeutischen Terminen, wöchentlichem Fertigkeitentraining in der Gruppe, Telefonkontakten mit dem Einzeltherapeuten sowie der regelmäßigen Supervision der Therapeuten zusammen. Primäres Ziel ist die Reduktion des selbstverletzenden Verhaltens und der chronischen Suizidalität. Im nächsten Schritt sollen Verhaltensweisen umstrukturiert werden, die eine Beeinträchtigung der Lebensqualität des Betroffenen bedeuten, sowie Fertigkeiten erworben werden, wodurch die vom Patienten gesetzten Ziele umgesetzt werden können. Auch für die Version der DBT für Adoleszente liegen bereits positive Längsschnittbefunde vor (Rathus u. Miller, 2002; Fleischhaker, Munz, Böhme, Sixt, Schulz, 2006), ein echter Wirksamkeitsnachweis im Sinne von randomisiert-kontrollierten Studien steht jedoch noch aus. 5.2.2 Übertragungsfokussierte Psychotherapie – TFP Das Verfahren der übertragungsfokussierten Psychotherapie nach Kernberg (Transference Focused Psychotherapy, TFP; Clarkin et al., 2001) beruht auf den Grundlagen der psychoanalytischen Objektbeziehungstheorie und konzentriert sich auf die Analyse von Übertragungs- und Gegenübertragungsprozessen bei Borderlinepatienten. Es wird hierbei davon ausgegangen, dass „aktuelle Symptome des Patienten als unbewusste Wiederholungen von pathologischen internalisierten Objektbeziehungen der Vergangenheit zu verstehen sind“ (Schmeck u. Schlüter-Müller, 2009, S. 82; Clarkin et al., 1999), die sich in der Gegenwart in Form von pathologischen Verhaltensweisen manifestieren. Bei diesem Verfahren handelt es sich um eine einbis dreijährige Einzeltherapie mit ein bis zwei Kontakten pro Woche. Zentraler Fokus liegt auf der Behandlung der Identitätsstörung. Zu den Behandlungstechniken ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������� Psychotherapie der Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter������ 787 gehören die Klärung, Konfrontation und Deutung, wobei letztlich die Integration des Selbstkonzeptes, der dissoziierten, abgespaltenen Affekte sowie eine Verbesserung der Empathiefähigkeit für sich und andere angestrebt werden sollen (Kaess et al., 2011; Schlüter-Müller u. Schmeck, in press). Das Konzept der TFP wurde auf die Behandlung von Jugendlichen angepasst und liegt in manualisierter Form (AIT, Adolescent Identity Treatment; Foelsch et al., 2014) vor. 5.2.3 Mentalisierungsgestützte Therapie – MBT Ein weiteres Therapiekonzept zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen stellt die so genannte Mentalisierungsgestützte Therapie (MBT) nach Bateman und Fonagy (2000) dar. Ausgehend von psychoanalytischen und bindungstheoretischen Grundannahmen wird der zentrale Fokus auf die Mentalisierung gelegt, also auf die „Fähigkeit, das eigene Verhalten und das Verhalten anderer Menschen durch Zuschreibung mentaler Zustände zu verstehen“ (Schmeck u. Schlüter-Müller, 2009, S. 90). Nach Bateman und Fonagy ist diese Fähigkeit bei jüngeren Kindern und auch insbesondere bei Borderlinepatienten nicht vollständig ausgebildet (Bateman u. Fonagy, 2004). Der Fokus der Behandlung richtet sich auf gegenwärtige Prozesse, die vom Therapeuten im Sinne von Übertragung und Gegenübertragung ähnlich der TFP analysiert werden. Die Therapie kann als Einzel- oder Gruppentherapie konzipiert sein und lässt sich gut mit anderen Behandlungskonzepten kombinieren. Ein Wirksamkeitsnachweis konnte bereits für selbstverletzendes Verhalten bei Jugendlichen erbracht werden (Roussow u. Fonagy, 2012). 5.2.4 Schemafokussierte Therapie – SFT Auf der Grundlage der kognitiven Verhaltenstherapie für Persönlichkeitsstörungen nach Beck in Kombination mit emotionsfokussierten und psychodynamischen Elementen entwickelten Young und Kollegen die Schemafokussierte Therapie (SFT; Young et al., 2005). Es wird davon ausgegangen, dass während der Persönlichkeitsentwicklung bestimmte Überzeugungen, Denkinhalte, Gefühle, Körperempfindungen und Erinnerungen innerhalb verschiedener Schemata subsumiert werden. Treten in der kindlichen Entwicklung Vernachlässigung oder schwerwiegende Traumatisierungen auf, entstehen nach Young et al. „frühe maladaptive Schemata“, wie beispielsweise Unzulänglichkeit/Scham, Misstrauen/Missbrauch, Erfolglosigkeit/Versagen etc., die wiederum großen Einfluss auf die eigene Person und die Interaktion mit anderen Menschen haben können. Ziel der SFT ist, diese negativen Selbstüberzeugungen zu identifizieren und zu korrigieren. Die Therapie ist für das ambulante Setting konzipiert und unterteilt sich in die Stufen Bindung, emotionale Regulation, Veränderung der Schemamodi und Autonomieentwicklung. Für die Anwendung bei Erwachsenen, nicht jedoch bei Jugendlichen, liegt eine Vergleichsstudie vor, die die Wirksamkeit dieser Therapieform belegt (Giesen-Bloo, vanDyck, Spinhoven, 2006). 788 A. Baader et al. 6 Schlussfolgerung und Ausblick Nach heutigem Erkenntnisstand sollten Berührungsängste von Fachleuten hinsichtlich Persönlichkeitsstörungen bei Jugendlichen der Vergangenheit angehören. Vielmehr sollte darauf Wert gelegt werden, auf diesem Gebiet weiteren Wissenszuwachs zu erlangen und damit letztlich die therapeutische Versorgung der betroffenen Jugendlichen zu verbessern. Demzufolge kommt der Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen im klinischen Alltag eine große Bedeutung zu, die jedoch nur dann qualitativ hochwertig sein kann, wenn entsprechende diagnostische Schulungen stattfinden. Eine störungsspezifische Psychotherapie stellt die Methode der Wahl bei der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen des Kindes- und Jugendalters dar. Die Wirksamkeit spezieller Therapieverfahren konnte bereits vereinzelt untersucht werden. Jedoch stehen für das Jugendalter echte Wirksamkeitsnachweise im Sinne von randomisiert-kontrollierten Studien noch aus und müssen Gegenstand zukünftiger Forschung sein. Literatur APA (2000). Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders DSM-IV-TR. Washington D. C.: American Psychiatric Publishing. APA (2013). Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fifth Edition, DSM-5. Washington D. C.: American Psychiatric Publishing. Bateman, A., Fonagy, P. (1999). Effectiveness of partial hospitalization in the treatment of borderline personality disorder: A randomized controlled trial. The American Journal of Psychiatry, 156, 1563-1569. Bateman, A., Fonagy, P. (2001). Treatment of borderline personality disorder with psychoanalytically oriented partial hospitalization: an 18-month follow-up. The American Journal of Psychiatry, 158, 36-42. Bateman, A., Fonagy, P. (2004). Psychotherapy for Borderline personality disorder: Mentalisation based treatment of BPD. 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White*, Kai von Klitzing und Annette M. Klein Summary Maternal Reflective Functioning as a Predictor of Therapeutic Success of Psychoanalytic Shortterm Therapy for Children Aged 4 to 10 Years Recent work implicates the capacity to mentalize as a predictor of therapeutic success of psychodynamically oriented psychotherapy for adults. However, little, if any, research focuses on similar associations in childhood. In the current study, we investigated the role of maternal reflective functioning (RF) in the treatment of 25 children with clinically diagnosed anxiety disorders and a high level of externalizing comorbidity in an outpatient setting. Before and after treatment of their children with short-term Psychoanalytic Child Therapy (PaCT), we assessed maternal RF using the Parent Development Interview and requested parents to report on symptoms of their 4-10-year-old children using the Child Behavior Checklist (CBCL). RF proved highly stable and showed no significant change from pre- to post-treatment over an average treatment interval of 41 weeks. While remission in internalizing symptoms was unrelated to pretreatment maternal RF, children with high-RF mothers showed significant remission of externalizing comorbidity in comparison to children with low-RF mothers both immediately after treatment as well as at six-month follow-up. These preliminary results support parental RF as a valuable prognostic criterion for successful treatment of externalizing symptoms with PaCT. These findings call for replication in large-scale follow-up studies with children diagnosed with externalizing disorders. Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63/2014, 795-811 Keywords psychoanalytic child therapy – mentalization – maternal reflective functioning – developmental psychopathology – externalizing behavior 1 Diese Studie wurde von der Heidehof Stiftung GmbH gefördert. Die Autoren danken allen teilnehmenden Eltern und Kindern. * geteilte Erstautorenschaft Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63: 795 – 811 (2014), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2014 796 T. Müller-Göttken et al. Zusammenfassung Die Fähigkeit zur Mentalisierung hat sich in der Vergangenheit als Prädiktor für den Behandlungserfolg innerhalb psychodynamisch orientierter Psychotherapie im Erwachsenenalter erwiesen. Es besteht jedoch ein Mangel an empirischen Studien zu ähnlichen Zusammenhängen im Kindesalter. In der vorliegenden Studie wurde die Rolle der elterlichen reflexiven Kompetenz (RK) bei der Behandlung einer Gruppe von 25 Kindern mit klinisch diagnostizierter Angststörung und einem hohen Grad an externalisierender Komorbidität im Ambulanzsetting getestet. Vor und nach Behandlung ihrer Kinder mit Psychoanalytischer Kurzzeittherapie (PaKT) wurde bei 25 Müttern mittels des Parent Development Interviews die RK gemessen und in Beziehung zum Symptomrückgang ihrer 4- bis 10-jährigen Kinder nach Therapieende und im sechsmonatigen Follow-Up gesetzt. Internalisierende und externalisierende Symptome wurden anhand von Elterneinschätzungen auf der Child Behavior Checklist (CBCL) erfasst. Elterliche RK zeigte über einen Therapiezeitraum von 41 Wochen eine sehr hohe Stabilität und keine signifikante Veränderung durch PaKT. Während der Rückgang internalisierender Symptome sich als unabhängig von elterlicher RK vor Therapiebeginn erwies, zeigte sich bei Kindern von Müttern mit hoher RK ein signifikant stärkerer Rückgang der externalisierenden Komorbidität im Vergleich zu Kindern von Müttern mit niedrigerer RK sowohl unmittelbar nach PaKT als auch zum sechsmonatigen Follow-Up. Diese Ergebnisse weisen auf die elterliche RK als womöglich wertvolles Prognosekriterium für die erfolgreiche Behandlung externalisierender Symptome mit PaKT hin. Diese Befunde sollten in groß angelegten Wirksamkeitsstudien in Gruppen mit diagnostizierten externalisierenden Störungen überprüft werden. Schlagwörter psychoanalytische Kurzzeittherapie für Kinder – Mentalisierung – mütterliche reflexive Kompetenz – Entwicklungspsychopathologie – externalisierendes Verhalten 1 Theoretischer Hintergrund Die Fähigkeit zur Mentalisierung hat sich jüngst als wichtiger Risikofaktor für verschiedene psychiatrische Störungsbilder sowie als Prädiktor für den Behandlungserfolg bei psychodynamisch orientierter Psychotherapie erwiesen (Katznelson, 2014). Mentalisierung bezeichnet dabei die „Fähigkeit, das eigene Verhalten oder das Verhalten anderer Menschen durch Zuschreibung mentaler Zustände zu interpretieren“ (Fonagy, Gergely, Jurist, Target, 2002). Dieser Begriff wurde auf der Basis zahlreicher zumeist psychoanalytisch und entwicklungspsychologisch geprägter Theorien entwickelt (Holmes, 2005). Laut Fonagy und Kollegen (2002) bildet sich das Fundament der Mentalisierungsfähigkeit bereits im Säuglingsalter in der sozialen Interaktion mit Bezugspersonen heraus. Dabei wird das dem sich entwickelnden Individuum angeborene Potenzial zur Mentalisierung erst mittels kontingenter und markierter Affektspiegelung durch die Bezugsperson ermöglicht. Somit ist eine kontingente (d. h. passende und zuverlässige) Reaktion der Bezugsperson auf die primären (v. a. ne- ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������������� Reflexive Kompetenz der Mütter als Prädiktor des Therapieerfolgs������ 797 gativen) Affektzustände des Säuglings sowohl für das Selbsterleben als auch für das Verständnis und die Regulation der eigenen Affekte von entscheidender Bedeutung. Markierung der gespiegelten Affekte (z. B. regulierte Übertreibung des Primäraffekts des Säuglings) sowie andere pädagogische Signale der Bezugspersonen (z. B. hohe Stimmlage) ermöglichen es dabei dem Säugling, die gespiegelten Affekte als auf ihn bezogen zu begreifen (statt als Affektausdruck der Bezugsperson selbst) (Gergely u. Unoka, 2008). Gelingt der Bezugsperson diese Spiegelung in ausreichendem Maße, bilden sich beim Säugling laut Fonagy und Kollegen (2002) sekundäre Repräsentationen der eigenen Affekte heraus, die sich bei künftigen Affektzuständen regulierend auswirken können (z. B. da der Säugling lernt, dass die eigenen Affekte wahrgenommen werden und darauf passend reagiert wird) und einen Grundstein für die psychische Gesundheit des heranwachsenden Kindes legen. Im Einklang mit diesen Überlegungen wurde die elterliche Mentalisierung zunächst als Prädiktor für eine sichere Bindungsbeziehung untersucht. Dabei erwies sich die vorgeburtliche Kompetenz der Eltern, über die mentalen Zustände des Kindes zu reflektieren, als entscheidend für die spätere Ausprägung einer sicheren Bindung des Kindes (Fonagy, Steele, Steele, Moran, Higgitt, 1991), die wiederum emotional-kognitive und affekt-regulative Fähigkeiten im Vorschulalter und Schulalter vorhersagt (Fonagy, Redfern, Charman, 1997; White, Wu, Borelli, Mayes, Crowley, 2013; White et al., 2012). Fonagy und Kollegen (1991) maßen die Reflexive Kompetenz (RK) eines Individuums anhand einer Skala (Reflective Functioning Skala; Fonagy, Target, Steele, Steele, 1998), die für das Adult Attachment Interview (AAI; George, Kaplan, Main, 1996) entwickelt wurde, um die Mentalisierungsfähigkeit des Individuums messbar zu machen. RK wird somit anhand der erinnerten eigenen Eltern-Kind-Beziehung mittels der Narrative des AAI erhoben. Nachfolgende Untersuchungen mithilfe des Parent Development Interviews (PDI; Slade, Aber et al., 2005), welches Narrative des Elternteils zur aktuellen Eltern-Kind Beziehung evoziert, um die elterliche RK zu erfassen (Slade, Bernbach, Grienenberger, Levy, Locker, 2005), konnten belegen, dass eine erhöhte RK speziell in Bezug auf das eigene Kind ebenfalls einen Prädiktor einer sicheren Bindung darstellt (Slade, Grienenberger, Bernbach, Levy, Locker, 2005). Darüber hinaus konnte dieselbe Forschergruppe nachweisen, dass der Effekt der RK auf Bindung zum Teil indirekt durch mütterliche Reaktionsweisen bei negativen Affekten des Säuglings mediiert wird (Grienenberger, Kelly, Slade, 2005). Der von Fonagy und Kollegen postulierte Zusammenhang zwischen Mentalisierung und verschiedenen Formen der Psychopathologie gilt mittlerweile ebenfalls als weitreichend empirisch belegt (Katznelson, 2014). Mehrere Untersuchungen konnten zeigen, dass Patienten mit Borderline Persönlichkeitsstörung (v. a. wenn sie ebenfalls Kindesmisshandlung erfuhren) über eine signifikant niedrigere RK als gesunde und klinische Kontrollen verfügen (Fonagy et al., 1996). Des Weiteren haben bereits mehrere Studien Zusammenhänge zwischen klinisch relevantem aggressiven bzw. externalisierenden Verhalten und niedrigerer RK berichtet (Levinson u. Fonagy, 2004; Möller, Falkenström, Holmqvist Larsson, Holmqvist, 2014; Taubner, White, Zimmermann, 798 T. Müller-Göttken et al. Fonagy, Nolte, 2013). Straftäter in geschlossenem Vollzug zeigten beispielsweise im Vergleich zu einer gematchten Patientengruppe und gesunden Kontrollen eine besonders niedrige RK (Levinson u. Fonagy, 2004). Darüber hinaus bestand ein spezifischer Zusammenhang zwischen niedrigerer RK und der Schwere der Tat. Ähnliche Assoziationen zwischen proaktiver jedoch nicht reaktiver Aggression und niedrigerer RK (Taubner, White et al., 2013) sowie zwischen externalisierendem Verhalten und niedrigerer Perspektivenübernahme in Geschichtenergänzungen (Hill, Fonagy, Lancaster, Broyden, 2007; Hill, Murray, Leidecker, Sharp, 2008) konnten bereits bei Kindern und Jugendlichen nachgewiesen werden. Diese Zusammenhänge werden teils auf ein vermindertes Einfühlungsvermögen in die psychischen Konsequenzen des eigenen Handelns für das Opfer der Aggression zurückgeführt, welches wiederum aggressives Handeln fördern könnte (Blair, Mitchell, Blair, 2005). Seit langem wird dem elterlichen Perspektivenübernahme- und Empathievermögen eine entscheidende Rolle bei der Vermittlung dieser Effekte beigemessen (Feshbach, 1987). Bei den bisher wenigen Studien zu internalisierenden Störungen (Angst und Depression) ergab sich dagegen ein heterogenes Bild. Einerseits berichten Fischer-Kern und Kollegen (2013) eine deutlich reduzierte RK bei Patienten mit klinischer Depression im Vergleich zu Kontrollen. Andererseits zeigten zwei weitere Untersuchungen an depressiven Patienten RK-Werte im Normbereich und keinerlei Hinweise für eine global reduzierte RK im Vergleich zu Kontrollen (Karlsson u. Kermott, 2006; Taubner, Kessler, Buchheim, Kächele, Staun, 2011). Jedoch zeigte sich bei Taubner und Kollegen (2011) in der Patientengruppe speziell bei Verlustthemen eine Reduktion der RK. Ein vergleichbares Resultat konnte ebenfalls mit Patienten, die unter Panikstörung litten, erzielt werden, sodass ihre RK spezifisch bei panikrelevanten Themen abnahm (Rudden, Milrod, Target, Ackerman, Graf, 2006). Zum Zusammenhang zwischen Mentalisierung und internalisierenden Störungen im Kindesalter sind den Autoren der vorliegenden Arbeit jedoch keine Studien bekannt. Hinsichtlich der Studienlage zur Rolle der Mentalisierung in der Kinderpsychotherapie herrscht ebenfalls ein deutliches Forschungsdefizit vor. Dies ist auch deshalb besonders überraschend, da bereits in den Anfängen der Formulierung der Mentalisierungstheorie Fallstudien zur möglicherweise zentralen Rolle der Mentalisierung in der Kinderpsychotherapie entstanden sind (Fonagy u. Target, 1996a). Möglicherweise ist diese Forschungslücke auf Unklarheiten bei der Erfassung der Mentalisierungsfähigkeit vor allem bei jungen Kindern zurückführbar. Zwar wurden bereits Versuche unternommen, Aspekte der kindlichen Mentalisierungsfähigkeit zu erfassen (Fonagy, Redfern et al., 1997; Fonagy, Steele, Steele, Holder, 1997; Hill et al., 2008; Juen, Schick, Cierpka, Benecke, 2009), aber bisher ist die Vergleichbarkeit dieser Maße mit der RK noch umstritten. Des Weiteren schließt sich angesichts des nachgewiesenen Zusammenhangs zwischen der elterlichen Mentalisierungsfähigkeit und der Bindungsentwicklung (Fonagy et al., 1991) und sozialen Kognition des Kindes (Meins et al., 2002) unmittelbar die Frage nach der Rolle der elterlichen Mentalisierungsfähigkeit bei der Wirksamkeit von Kinderpsychotherapie an. Da die RK zur Erfassung der Mentalisie- ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������������� Reflexive Kompetenz der Mütter als Prädiktor des Therapieerfolgs������ 799 rung bei Erwachsenen bereits in zahlreichen Studien validiert wurde und mittlerweile auch größere Untersuchungen zur Faktorstruktur und Test-Retest-Reliabilität des Maßes vorliegen (Taubner, Hörz et al., 2013), bot sich die elterliche RK in der vorliegenden Studie als gut geeignet für eine erste Untersuchung in diesem Feld an. In der Psychotherapieforschung bei Erwachsenen haben sich primär zwei mögliche Wirkungsweisen der Mentalisierung auf den Psychotherapieprozess herauskristallisiert. Auf der einen Seite erwies sich die RK vor Therapiebeginn als Prädiktor des Therapieerfolgs bzw. einer beschleunigten Verbesserung der psychischen Belastung oder des psychosozialen Funktionsniveaus (Gullestad, Johansen, Høglend, Karterud, Wilberg, 2012; Müller, Kaufhold, Overbeck, Grabhorn, 2006; Taubner et al., 2011). Zum anderen hat sich die RK zumindest in zwei von insgesamt vier Studien auch als Mediator des Behandlungserfolgs von psychodynamischen Psychotherapien erwiesen (s. Katznelson, 2014). Symptomreduktionen scheinen somit bei psychodynamischen Verfahren indirekt durch eine Verbesserung der Mentalisierungsfähigkeit vermittelt zu werden. Aufbauend auf dieser Studienlage soll in der vorliegenden Studie der Einfluss der elterlichen RK auf die Wirksamkeit der von Göttken und von Klitzing (2014) entwickelten Psychoanalytischen Kurzzeittherapie (PaKT) für Kinder untersucht werden. Diese manualisierte Therapieform hat sich bereits im Rahmen eines Ambulanzsettings mit Kindern mit diagnostizierten Angststörungen im Alter von 4-10 Jahren im Vergleich zu einer Wartekontrollgruppe als wirksam erwiesen (Göttken, White, Klein, von Klitzing, 2014). Symptomreduktionen ergaben sich dabei nachhaltig sowohl auf der Ebene der internalisierenden Probleme als auch der komorbid auftretenden externalisierenden Probleme unmittelbar sowie sechs Monate nach Therapieende. Im Rahmen dieser Studie wurde die RK der Mütter mittels des PDIs vor und nach der Therapie erfasst und soll nun im Folgenden in Beziehung zum Therapieerfolg unmittelbar nach der Therapie und im sechsmonatigen Follow-Up gesetzt werden. Da der Großteil der insgesamt 20-25 PaKT Sitzungen im Einzelsetting mit dem Kind einmal pro Woche stattfand und nur circa fünf bis sechs Sitzungen auf die Elternarbeit entfielen, konnte kein direkter Einfluss auf die elterliche RK erwartet werden. Bisherige Studien hatten Veränderungen der RK nur nach höher-frequenten direkten Erwachseneninterventionen gezeigt (Levy et al., 2006). Eine mögliche Veränderung der mütterlichen RK wurde dennoch explorativ untersucht. Weiterhin wurde im Einklang mit den oben genannten Studien im Erwachsenenalter (Gullestad et al., 2012; Müller et al., 2006; Taubner et al., 2011) eine Beziehung zwischen dem mütterlichen Ausgangswert der RK vor PaKT und der Symptomveränderung des Kindes nach PaKT angenommen. Im Vergleich zu Kindern von Müttern mit niedriger RK zu Therapiebeginn erwarteten wir einen stärkeren Symptomrückgang bei Kindern, deren Mütter vor Therapiebeginn eine hohe RK aufwiesen, da diese womöglich den Therapieerfolg besser unterstützen und tolerieren können. Angesichts der deutlich klareren Evidenzbasis hinsichtlich niedrigerer Mentalisierung bei externalisierenden Problemen wurde primär ein Zusammenhang mit einer Symptomreduktion der externalisierenden Komorbidität und nur sekundär ein Effekt auf die internalisierende Hauptsymptomatik prädiziert. 800 T. Müller-Göttken et al. 2 Methode 2.1 Stichprobe Siebenunddreißig Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren wurden an die kinder- und jugendpsychiatrische Ambulanz der Universitätsklinik überwiesen. Um eingeschlossen zu werden, mussten die Kinder die Kriterien für eine Angststörung nach DSM-IV erfüllen, die durch einen geschulten Interviewer (LOW) mittels des Preschool Age Psychiatric Assessments (Egger u. Angold, 2004) diagnostiziert wurde (N = 30). In der vorliegenden Untersuchung wurden ausschließlich Familien berücksichtigt, die PaKT vollständig abgeschlossen hatten und bei denen sowohl ein PDI vor Therapiebeginn als auch nach Therapieende vorlag (N = 25). Die Stichprobe bestand zu 40 % (n = 10) aus Mädchen. Das Durchschnittsalter der Kinder betrug 7,04 Jahre (SD = 2,17). 2.2 Psychoanalytische Kurzzeitherapie (PaKT) Die manualisierte Psychoanalytische Kurzzeittherapie (PaKT) für Kinder von vier bis zehn Jahren (Göttken u. von Klitzing, 2008, 2011, 2014) umfasst fokaltherapeutische (Klüwer, 2005) sowie mentalisierungsbasierte Aspekte (Verheugt-Pleiter, Zevalkink, Schmeets, 2008). PaKT findet im Rahmen von 20-25 psychotherapeutischen Sitzungen in wechselnden Settings (Therapeut-Eltern-Kind, Kind allein, Eltern allein) statt, in denen ein Beziehungsthema bearbeitet wird, das dem Symptom zugrunde liegt. Aufbauend auf psychoanalytischen Therapiekonzepten werden zwei Wirkfaktoren angenommen: Einerseits richtet die Therapie ihren Fokus auf eine Veränderung der mentalen Repräsentationen und die damit verbundenen kognitiv-emotionalen Stile des Kindes. Andererseits zielen psychoanalytisch orientierte Elternsitzungen darauf, die Einsicht der Eltern in psychische Zustände des Kindes, also die Mentalisierung der Eltern bezüglich ihres Kindes zu fördern. 2.3 Instrumente Parent Development Interview (PDI). Das Parent Development Interview (PDI; Slade, Aber et al., 2005) ist ein semistrukturiertes Interview zur Erfassung der mentalen Repräsentationen eines Elternteils in Bezug auf das Kind, in Bezug auf sich selbst als Elternteil und in Bezug auf ihre Beziehung zum Kind. Das PDI ist angelehnt an das Adult Attachment Interview (George et al., 1996), dient jedoch der direkten Erfassung reflexiver Prozesse der Eltern im Kontext der aktuellen Eltern-Kind-Beziehung anhand einer eigens für das PDI adaptierten Reflexiven-Kompetenz-Skala (Slade, Bernbach et al., 2005). Die Mütter wurden von zwei verschiedenen Interviewern vor und nach PaKT interviewt, sodass beide Interviewer jede Mutter jeweils nur einmal interviewten. In der vorliegenden Studie wurde das PDI nur mit den Müttern bzw. Pflegemüttern durchgeführt, da 50 % der Kinder mit einer alleinerziehenden Mutter zusammen- ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������������� Reflexive Kompetenz der Mütter als Prädiktor des Therapieerfolgs������ 801 lebten und – da Väter wenig oder zu Beginn der Therapie oftmals gar keinen Kontakt zu ihren Kindern hatten – die Mütter an den Untersuchungen teilnahmen. Alle PDI Untersuchungen wurden auf Video aufgenommen, transkribiert und anschließend von einer unabhängigen, reliablen und zertifizierten Raterin codiert. Die Kodiererin war hinsichtlich der Forschungshypothesen, den Messzeitpunkten, sowie den Behandlungskonditionen (direkte Behandlungsgruppe vs. Wartekontrollgruppe) verblindet. Das Training zur Durchführung des PDI mit entsprechender Reflexiver-Kompetenz Scoring Methode wurde am Anna-Freud-Zentrum in London absolviert. Reflexive Kompetenz-Skala (RK). Anhand der Narrative der Eltern – erhoben mittels PDI – wird die RK des Elternteils anhand der für das PDI adaptierten RK-Skala (Slade, Bernbach et al., 2005) von Fonagy und Kollegen (1998) nach vier zentralen Kriterien kodiert: a) Wahrnehmung des Charakters mentaler Zustände, b) Fähigkeit, einen Bezug zwischen Verhaltensebene und zugrundeliegenden mentalen Zuständen herzustellen, c) Erkennen der Abhängigkeit mentaler Zustände vom Entwicklungsstand des Kindes und d) Wahrnehmung und Bezug nehmen auf mentale Zustände und innerpsychische Befindlichkeiten des Interviewers. Der Hauptunterschied zur mittels AAI erfassten RK liegt dabei im Fokus des Interviews auf die aktuelle Eltern-Kind-Beziehung. Dies ermöglicht eine beziehungsspezifischere Erfassung der mütterlichen RK in Bezug auf das Kind. Im Unterschied zum AAI spielen dabei zurückliegende Kindheitserfahrungen des Interviewten eine weniger große Rolle. Darüber hinaus wird bei der Erfassung der RK explizit die Fähigkeit des Elternteils, seinem Kind psychische Zustände gemäß des Entwicklungsstands zu unterstellen, gemessen (s. z. B. Kriterium c). Die RK wird anhand einer reliablen und validen 11-stufigen Skala von -1 bis 9 kodiert (Taubner, Hörz et al., 2013). Eine durchschnittliche bis hohe RK (4-9) wird vergeben, wenn sich die Textpassagen durch ein hohes Ausmaß an Elaboriertheit, Originalität und Perspektivenverschränkung auszeichnen. Die Narrative sollten daher die oben genannten Kategorien a) – d) enthalten und menschliches Verhalten mittels Zuschreibung mentaler Zustände erklären. Da einige Fragen des PDI emotional belastende Themen ansprechen, wird die Demonstration Reflexiver Kompetenz anhand schmerzhafter oder belastender Themenkomplexe ausdrücklich mit einer hohen Wertung gewürdigt. Die Wertungen 0-3 (niedrige oder abwesende RK) werden dann vergeben, wenn die interviewte Person eigenes oder fremdes Verhalten ohne Bezugnahme auf mentale Zustände erklärt. Die Wertung -1 (negative RK) wird vergeben, wenn es sich bei den Äußerungen des Untersuchten um dezidiert nicht-reflexive, feindselige oder bizarre Antworten handelt die auf nicht-integrierte oder fragmentierte RK hinweisen. Child Behavior Checklist (CBCL). Die weitverbreitete und sehr gut validierte Child Behavior Checklist (Achenbach, 1991; Achenbach u. Rescorla, 2003; Schmeck et al., 2001) wurde vor und nach PaKT sowie zum sechsmonatigen Follow-Up durch die Mütter ausgefüllt. Die CBCL umfasst 113 Items und generiert übergeordnete Skalen zur Einschätzung der Gesamtprobleme, der externalisierenden und internalisierenden Symptome sowie mehrere Subskalen (u. a. Aggressives Verhalten, Dissoziales Verhalten, Aufmerksamkeitsstörung, Angst/Depression, Sozialer Rückzug). 802 T. Müller-Göttken et al. 2.4 Datenanalyse Zur Untersuchung unserer Fragestellungen wurden folgende statistische Verfahren angewendet: Pearson Korrelationen sowie Varianzanalysen mit Messwiederholung. 3 Ergebnisse 3.1 Externalisierendes und internalisierendes Verhalten der Kinder sowie Zusammenhang zwischen Reflexiver Kompetenz der Mütter und Symptombelastung der Kinder Die Mütter stuften internalisierendes Verhalten ihrer Kinder in 18 Fällen (72 %) als auffällig, in 6 Fällen (24 %) als grenzwertig und in einem Fall (4 %) als unauffällig ein. Des Weiteren wiesen vor der Behandlung 14 Kinder (56 %) einen auffälligen, 3 Kinder (12 %) einen grenzwertigen und 8 Kinder (32 %) einen unauffälligen Wert für externalisierendes Verhalten auf. Die Korrelation zwischen internalisierenden und externalisierenden Symptomen betrug in dieser Stichprobe vor der Therapie (T1) r = .46 (p = .022), nach der Therapie (T2) r = .24 (p = .268) und zum Follow-Up sechs Monate nach der Therapie (T3) r = .52 (p = .012). Die Zusammenhänge zwischen der Ausprägung der Reflexiven Kompetenz der Mütter vor und nach der Therapie und der Symptombelastung der Kinder (Pearson Korrelationen), sind in Tabelle 1 aufgeführt. Die mütterliche RK vor der Therapie korrelierte signifikant negativ mit externalisierenden Problemen zu T2 und T3 sowie mit dem Gesamtproblemwert T3, das heißt, je höher die RK der Mütter vor der Therapie, desto niedriger waren externalisierende Probleme und der Gesamtproblemwert nach der Therapie ausgeprägt. Tabelle 1: Zusammenhänge zwischen der Ausprägung der Reflexiven Kompetenz der Mütter vor und nach der Therapie und der Symptombelastung der Kinder, Korrelationen nach Pearson CBCL Internalisierend T1 CBCL Externalisierend T1 CBCL Gesamtproblemwert T1 CBCL Internalisierend T2 CBCL Externalisierend T2 CBCL Gesamtproblemwert T2 CBCL Internalisierend T3 CBCL Externalisierend T3 CBCL Gesamtproblemwert T3 PDI-RK T1 .03 -.10 -.18 .12 -.44* -.37† -.25 -.48* -.53* *p < .05, **p < .01,***p < .001, †p < .10 ipabo_157.55.39.163 PDI-RK T2 .03 -.06 -.14 .33 -.23 -.09 -.10 -.27 -.29 ���������������������������������������������������������������������� Reflexive Kompetenz der Mütter als Prädiktor des Therapieerfolgs������ 803 3.2 Prä-Post-Vergleiche Reflexive Kompetenz Vor der Therapie betrug die RK der Mütter über ihr Kind im Mittel 4.64 (SD = 1.52). Dies entspricht einem Gesamtwert, der etwas unterhalb des Rohwertes für eine „eindeutige Reflexive Kompetenz“ (Wertung 5) liegt, aber vergleichbar mit Werten gesunder Populationen ist (Taubner, Hörz et al., 2013). Nach der Therapie mit PaKT betrug die RK der Mütter über ihr Kind im Mittel 4.60 (SD = 1.44). Die Pearson Korrelation zwischen Prä- und Postwerten der RK betrug r = .77 (p < .001). Um den möglichen Behandlungseffekt auf die RK der Mütter zu erfassen, wurde eine Varianzanalyse mit Messwiederholung (Prä, Post) gerechnet. Hierbei zeigte sich keine signifikante Veränderung, F(1, 24) = 0.038; p = .846; ηP² = .002. 3.3 Zusammenhang von Reflexiver Kompetenz der Mütter und Symptomreduktion der Kinder Um zu überprüfen, ob ein Zusammenhang zwischen der Ausprägung der RK der Mütter vor der Therapie und dem Symptomrückgang der Kinder besteht, wurden für die Symptomskalen des CBCL-Differenzwerte2 zwischen Post- und Prätherapie sowie zwischen Follow-Up und Prätherapie-Zeitpunkten gebildet und mit dem Ausmaß der RK der Mütter vor der Therapie korreliert. Hierbei wurden die Prätherapie-Werte jeweils von den Posttherapie- bzw. Follow-Up-Werten abgezogen. Je stärker demzufolge die Abnahme der Symptome ausfiel, desto negativer sind die Differenzwerte. Es konnte für die CBCL-Skalen Externalisierendes, Aggressives und Dissoziales Verhalten eine negative Korrelation zwischen dem Ausmaß an RK der Mütter vor der Therapie und der Symptomveränderung der Kinder nach PaKT ermittelt werden. Des Weiteren wurde eine negative Korrelation zwischen der RK der Mütter und der Veränderung der CBCL-Skalen Externalisierendes und Dissoziales Verhalten sowie bei der Gesamtauffälligkeit der Kinder nach dem Follow-Up verzeichnet. Das heißt, je besser die Mütter zu Beginn der Therapie über ihr Kind reflektieren konnten, umso ausgeprägter war der Rückgang des externalisierenden, aggressiven und dissozialen Verhaltens nach PaKT sowie des externalisierenden und dissozialen Verhaltens und der Gesamtauffälligkeit nach dem Follow-Up. Dieser Zusammenhang ließ sich für die anderen CBCL-Symptomskalen nicht nachweisen (s. Tab. 2). Um mögliche Interaktionseffekte zu testen, wurde zunächst die Gesamtstichprobe mittels Median Split Methode in zwei Gruppen aufgeteilt: Mütter mit niedriger bis durchschnittlicher RK (1-4) und Mütter mit durchschnittlicher bis hoher RK (5-9). Vor der Therapie zeigten 11 Mütter (44,0 %) eine niedrige bis durchschnittliche RK, während 14 Mütter (56 %) eine durchschnittliche bis hohe RK aufwiesen. 2 Die hier präsentierten Berechnungen wurden ebenfalls unter Verwendung von Regressionsresiduen anstelle der Differenzwerte durchgeführt. Dabei zeigte sich das gleiche Ergebnis, auch bei gleichzeitiger Kontrolle von Geschlecht und Alter des Kindes. 804 T. Müller-Göttken et al. Tabelle 2: Zusammenhang zwischen der Ausprägung der Reflexiven Kompetenz der Mütter vor der Therapie und dem Symptomrückgang der Kinder, Differenz T2-T1 (N = 25), Differenz T3-T1 (N = 22), Korrelationen nach Pearson CBCL Internalisierend Minimum Maximum CBCL Sozialer Rückzug Minimum Maximum CBCL Angst/Depression Minimum Maximum CBCL Externalisierend Minimum Maximum CBCL Aggression Minimum Maximum CBCL Dissozialität Minimum Maximum CBCL Aufmerksamkeit Minimum Maximum CBCL Gesamtprobleme Minimum Maximum Differenz T2-T1 M (SD) -6.50 (7.05) -22 5 -20.63 (3.02) -10 2 -3.13 (4.60) -11 6 -3.92 (5.06) -12 7 -3.29 (4.09) -11 6 -0.63 (1.61) -4 2 -0.71 (2.16) -5 3 -16.13 (13.62) -44 7 r .02 -.02 .09 -.56** -.51* -.47* -.09 -.19 Differenz T3-T1 M (SD) 6.05 (6.80) -5 22 -2.91 (2.47) -7 2 -4.36 (4.61) -15 7 -3.86 (8.66) -17 22 -3.27 (7.23) -14 19 -0.59 (1.82) -4 3 -0.64 (2.50) -5 4 -17.73 (15.81) -49 10 r -.30 -.23 -.38† -.45* -.42* -.50* -.29 -.47* *p < .05, **p < .01,***p < .001, †p < .10 Pro Symptombereich wurde nun eine univariate Varianzanalyse mit dem Zeitpunkt (Prä, Post bzw. Prä, Follow-Up) als Innersubjektfaktor und Gruppenzugehörigkeit (niedrige bis durchschnittliche RK versus durchschnittliche bis hohe RK) als Zwischengruppenfaktor gerechnet. Für die CBCL-Skalen Externalisierende Probleme und Aggressives Verhalten ergaben sich signifikante Interaktionseffekte (Gruppenzugehörigkeit x Zeitpunkt), sowohl für Prä-Post- als auch für Prä-Follow-UpVergleiche. Die Gruppe der Kinder, deren Mütter vor der Behandlung mit PaKT ein durchschnittliches bis hohes Ausmaß an RK aufwiesen, zeigte einen stärkeren Symptomrückgang nach der Therapie, als Kinder, deren Mütter eine niedrige bis durchschnittliche RK besaßen. Dieser Effekt konnte nicht für andere Symptomskalen des CBCL nachgewiesen werden (s. Tab. 3). ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������������� Reflexive Kompetenz der Mütter als Prädiktor des Therapieerfolgs������ 805 Tabelle 3: Symptomrückgang (CBCL) von T1 zu T2 und von T1 zu T3 der Kinder in den verschiedenen Gruppen von Müttern mit niedriger bis durchschnittlicher („RK niedrig“) oder durchschnittlicher bis hoher („RK hoch“) Reflexiver Kompetenz Internalisierend RK niedrig RK hoch Sozialer Rückzug RK niedrig RK hoch Angst/Depression RK niedrig RK hoch Externalisierend RK niedrig RK hoch Aggression RK niedrig RK hoch Dissozialität RK niedrig RK hoch Aufmerksamkeit RK niedrig RK hoch Ges. problemwert RK niedrig RK hoch Prä (T1) Post (T2) M (SD) M (SD) Follow-Up T3 M (SD) 17.50 (9.18) 17.64 (9.04) 10.00 (5.38) 11.86 (5.17) 10.70 (7.69) 8.50 (5.28) 6.50 (3.56) 6.36 (3.27) 3.80 (2.74) 3.79 (2.75) 4.00 (3.13) 2.92 (2.50) 9.80 (7.21) 9.64 (4.92) 5.50 (3.72) 7.36 (3.23) 6.00 (4.76) 4.33 (3.17) 18.20 (11.91) 17.50 (9.70) 17.50 (9.70) 9.64 (5.53) 17.60 (9.68) 6.92 (6.24) 15.30 (9.35) 13.50 (6.61) 14.70 (7.56) 8.29 (4.46) 14.90 (8.58) 6.00 (5.17) 2.90 (2.89) 2.36 (2.27) 2.80 (2.30) 1.36 (1.34) 2.70 (1.64) 0.92 (1.24) 7.40 (2.88) 4.57 (2.93) 6.80 (3.43) 3.79 (2.83) 7.90 (4.51) 3.00 (3.30) Zeit Prä-Post F p ηP² 0.34 .569 .015 Zeit Prä-Follow-Up F p ηP² 0.36 .560 .018 22.00 .921 .000 0.03 .855 .002 1.13 .300 .049 0.97 .336 .046 9.50 .005 .302 5.70 .027 .222 10.48 .004 .323 5.83 .026 .226 1.89 .183 .079 2.89 .105 .126 0.04 .841 .002 1.20 .286 .057 0.24 .632 .011 2.69 .116 .119 57.40 (25.74) 42.90 (20.80) 44.80 (20.85) 47.14 (20.81) 29.81 (11.81) 22.08 (13.38) ANOVA, df = 24 (T1-T2), df = 21 (T1-T3) 4 Diskussion Die vorliegende Studie konnte die elterliche RK als Prädiktor des Psychotherapieerfolgs im Rahmen der Psychoanalytischen Kurzzeittherapie für Kinder (PaKT; Göttken u. von Klitzing, 2014) teilweise bestätigen. Zwar wurde im Vergleich zu Kindern mit Müttern, die eine niedrigere RK aufwiesen, keine stärkere Reduktion der internalisierenden Hauptsymptomatik als bei Kindern, deren Mütter eine höhere RK zeigten, dokumentiert. Jedoch ergab sich beim Vergleich der beiden Gruppen eine deutlich stärkere Verbesserung der komorbiden externalisierenden Symptomatik, vor allem im Hinblick auf aggressives Verhalten sowohl unmittelbar nach Thera- 806 T. Müller-Göttken et al. pieende als auch im sechsmonatigen Follow-Up. Diese Ergebnisse konnten auch mittels signifikanter negativer Korrelationen zwischen der elterlichen RK vor Therapiebeginn und (1.) der Prä-post Veränderung des externalisierenden, aggressiven und dissozialen Verhaltens und (2.) der Prä-Follow-Up Veränderung des externalisierenden und dissozialen Verhaltens sowie der Gesamtauffälligkeit belegt werden. Es konnte keine Verbesserung der RK der Mütter nach der Behandlung mit PaKT nachgewiesen werden. Die im Rahmen von PaKT durchgeführten 5-6 Sitzungen Elternarbeit zeigen somit hinsichtlich einer Verbesserung der Mentalisierung der Mütter über ihr Kind keinen nachweisbaren Effekt. Dieses Ergebnis deckt sich mit anderen Befunden, die keine signifikanten Veränderungen der RK durch Kurzzeit-Interventionen nachweisen konnten (s. Katznelson, 2014). Bislang konnten Verbesserungen der RK nur in direkten, längeren und intensiveren Interventionen mit erwachsenen Patientenpopulationen nachgewiesen werden (Levy et al., 2006; Rudden et al., 2006). Da es einen Zusammenhang zwischen Mentalisierungsfähigkeit und Strukturniveau eines Individuums gibt (Müller et al., 2006) ist anzunehmen, dass eine nachhaltige Veränderung der Mentalisierung – ebenso wie strukturelle Veränderungen – einer längerfristigen und intensiveren Intervention bedürfen. Der differenzielle Effekt des elterlichen RK-Ausgangswerts auf die Verbesserung der externalisierenden Symptomatik des Kindes nach PaKT befindet sich im Einklang mit der Literatur zur zentralen Rolle der Mentalisierung bei externalisierenden psychiatrischen Krankheitsbildern (Hill et al., 2007; Levinson u. Fonagy, 2004; Möller et al., 2014; Taubner, White et al., 2013). Die aktuellen Befunde erweitern dieses Feld, indem sie andeuten, dass sich eine hohe elterliche RK positiv auf die Behandlung externalisierender Symptome auswirken könnte. Zugleich scheint mittels PaKT die Behandlung internalisierender Symptomatik größtenteils unabhängig von der elterlichen RK zu gelingen. Diese Ergebnisse könnten durch eine Reihe von Mechanismen erklärt werden, die in künftigen Untersuchungen einer empirischen Prüfung zugeführt werden sollten. Zunächst weist dieser Befund darauf hin, dass Mütter mit einem hohen Ausmaß an RK vor der Therapie das Interventionsangebot PaKT möglicherweise besonders gut für sich nutzen konnten. Wie bereits durch Wirksamkeitsstudien mit Erwachsenen angedeutet wurde (Taubner et al., 2011), könnte eine hohe RK die Entwicklung der therapeutischen Allianz mit den Eltern begünstigen, sodass sich der positive Einfluss von PaKT auf externalisierende Probleme über die Eltern besser entfalten kann. Möglicherweise konnten diese Mütter die Kindinterventionen der Therapeuten im Rahmen von PaKT besonders gut aufnehmen und unterstützen. Angesichts der großen Bedeutung des Einbezugs von Eltern im Falle von Behandlungen externalisierender Störungsbilder im frühen Kindesalter (Eyberg, Nelson, Boggs, 2008), unterstreicht dieses Ergebnis ebenfalls die Bedeutsamkeit der Eltern im Falle der Behandlung von externalisierenden Symptomen mittels PaKT. PaKT-Therapeuten könnten mit der Unterstützung von Eltern mit hoher RK externalisierende Kinder hinsichtlich der psychischen Konsequenzen ihrer aggressiven Handlungen für andere sensibilisieren und somit eine Reduktion externalisierender Verhaltensweisen bewirken. ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������������� Reflexive Kompetenz der Mütter als Prädiktor des Therapieerfolgs������ 807 Im Umkehrschluss weist dieses Ergebnis gleichzeitig darauf hin, dass im Falle einer niedrigen elterlichen RK bei der Behandlung externalisierender Symptomatik mittels PaKT eine Anpassung der Verfahrensweise der Therapeuten angezeigt sein könnte. Insbesondere Mütter, die vor der Behandlung mit PaKT ein niedriges Ausmaß an RK aufweisen, sollten ergänzende Interventionsangebote bekommen. Diese Flexibilität in der Vorgehensweise ist bereits im PaKT-Manual angelegt, sodass bei Bedarf Elternsitzungen vorgeschaltet werden können, die unter anderem eine Verbesserung der elterlichen Mentalisierungsfähigkeit zum Ziel haben (Göttken u. von Klitzing, 2014). Eine zusätzliche Erweiterung des Elternmoduls von PaKT um strukturbezogene psychotherapeutische Techniken im Sinne der Techniken der Mentalisierungsbasierten Psychotherapie sollte in Erwägung gezogen werden. Weiterhin könnte insbesondere in Fällen schwerwiegender elterlicher Psychopathologie auch ein Rückgriff auf längerfristige direkte Interventionen mit den Eltern erfolgen, die nachgewiesenermaßen die elterliche RK verbessern (Levy et al., 2006; Rudden et al., 2006). Andererseits könnte eine hohe RK auf eine weniger refraktäre und weniger persistente externalisierende Störung der Kinder selbst hinweisen, die eine Behandlung mit PaKT begünstigt haben könnte. Da elterliche soziale Kognition bereits mehrfach als Prädiktor der kindlichen sozialen Kognition impliziert wurde (Fonagy, Steele et al., 1997; McQuaid, Bigelow, McLaughlin, MacLean, 2008; Meins et al., 2002), ist es denkbar, dass die elterliche RK als Proxy für die kindliche soziale Kognition dienen und somit Letztere für die Ergebnisse ausschlaggebend sein könnte. Zugleich könnte ebenfalls eine hohe mütterliche RK die Sensibilität der Mütter bezüglich externalisierender Symptome ihres Kindes verstärken, sodass sowohl Auffälligkeiten als auch Veränderungen dieser Auffälligkeiten besser wahrgenommen werden können. Der Befund, dass der soeben diskutierte positive Zusammenhang zwischen Reflexiver Kompetenz und Symptomrückgang nur in Bezug auf externalisierendes, aggressives und dissoziales Verhalten sowie die Gesamtauffälligkeit, nicht aber hinsichtlich internalisierender Symptome gefunden werden konnte, könnte dahingehend interpretiert werden, dass die Prognose der Behandlung von internalisierenden Symptomen mit PaKT gut ist, auch wenn die Eltern nicht gut über ihr Kind reflektieren können. Eine eingeschränkte Mentalisierungsfähigkeit der Eltern ist somit kein Prädiktor für einen negativen Therapieerfolg bei internalisierenden Symptomen. Möglicherweise wirkt sich PaKT auf internalisierende Symptome weniger über die mentalisierungsfördernde Elternarbeit innerhalb der fünf bis sechs Elternsitzungen aus, als über kindzentrierte Interventionen im Rahmen der Einzelsitzungen mit dem Kind. 4.1 Limitationen Aufgrund der Stichprobengröße und des Studiendesigns ist auf die Vorläufigkeit dieser Ergebnisse hinzuweisen. So könnte sich die elterliche RK in größeren Untersuchungen noch als Prädiktor der Behandlung (spezifischer) internalisierender Symptome erweisen. Da sich hochfrequente psychodynamische Verfahren erwiesenermaßen besser zur Be- 808 T. Müller-Göttken et al. handlung externalisierender Symptome eignen (Fonagy u. Target, 1996b), wäre es darüber hinaus möglich, dass mittels einer höher-frequenten Form von psychodynamischer Psychotherapie als PaKT externalisierende Symptome bei Kindern von Eltern mit niedriger RK ebenfalls erfolgreich behandelt werden können. Des Weiteren bildeten klinisch relevante internalisierende Störungen in der vorliegenden Studie das Einschlusskriterium, was zur Folge hatte, dass Kinder nur zum Teil klinisch relevante externalisierende Probleme zeigten und wenn diese vorlagen, dann ausschließlich in komorbider Form. Es bleibt daher abzuwarten, ob sich die vorliegenden Effekte ebenfalls auf Stichproben mit ausschließlich klinisch relevanten sowie reinen externalisierenden Störungen generalisieren lassen. Des Weiteren konnte mittels dieses Studiendesigns zwar eine Prädiktion jedoch kein Moderationseffekt nachgewiesen werden, da die Effekte nicht innerhalb einer Kontrollgruppe untersucht wurden. Daher kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine höhere mütterliche RK bei Kindern zunächst nur die Spontanremission der externalisierenden Symptomatik begünstigt. Da die Stabilität externalisierender Symptome bekanntermaßen in Abhängigkeit des Schweregrads variiert (Loeber, Burke, Lahey, Winters, Zera, 2000), wäre auch hier eine Untersuchung an ausschließlich klinisch relevanten externalisierenden Störungen sinnvoll. Zudem ist es möglich, dass sich die Höhe der mütterlichen RK auf die Einschätzung der kindlichen externalisierenden Symptome auswirkt, beispielsweise dass Auffälligkeiten und ihre Veränderungen bei hoher RK besser wahrgenommen werden. Dies konnte in dem vorliegenden Design ebenfalls nicht kontrolliert werden und bedarf der weiteren Forschung. Fazit für die Praxis Diese Studie liefert erste Hinweise auf die Bedeutung der elterlichen Mentalisierungsfähigkeit für die Wirksamkeit und Umsetzung von psychodynamischen Kurzzeittherapien im Kindesalter. Die aktuellen Befunde weisen darauf hin, dass sich eine hohe elterliche RK positiv auf die Behandlung kindlicher externalisierender Symptome auswirkt. Möglicherweise begünstigt eine hohe RK die Entwicklung der therapeutischen Allianz mit den Eltern, sodass sich der positive Einfluss von PaKT auf externalisierende Symptome über die Eltern besser entfalten kann. Gleichzeitig scheint die Behandlung internalisierender Symptomatik mittels PaKT unabhängig von der elterlichen RK zu gelingen. Wir schließen daraus, dass insbesondere Mütter, die ein niedriges Ausmaß an RK aufweisen, vor Beginn der Behandlung des Kindes mit PaKT besondere ergänzende Interventionsangebote bekommen sollten. Um die RK der Eltern vor Therapiebeginn eindeutig als ein Indikationskriterium für unterschiedliche psychotherapeutische Herangehensweisen bei Störungen im Kindesalter zu belegen, sind Folgeuntersuchungen nötig. Die gründliche Erforschung von Indikationskriterien trägt der Frage „What works for whom?“ Rechnung (Fonagy, Target, Cottrell, Phillips, Kurtz, 2005), und könnte letztlich den Übergang zu einer evidenzbasierten Personalisierung der psychotherapeutischen Versorgung einläuten. ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������������� Reflexive Kompetenz der Mütter als Prädiktor des Therapieerfolgs������ 809 Literatur Achenbach, T. M. (1991). Manual for the Child Behavior Checklist 4-18 and 1991 Profile. Burlington, VT: University of Vermont. Achenbach, T. M., Rescorla, L. (2003). Manual for Child Behaviour Checklist/4-18 and 1991 profile. Burlington, VT: University of Vermont. Blair, R. J., Mitchell, D. G., Blair, K. (2005). The psychopath: Emotion and the brain. Oxford, UK: Blackwell. Egger, H. L., Angold, A. (2004). The Preschool Age Psychiatric Assessment (PAPA): A structured parent interview for diagnosing psychiatric disorders in preschool children. 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Müller Summary Multiprofessional Intermittent Psychiatric Treatment of Children in Preschool Age and their Parents in a Family Day Clinic Psychiatric treatment of children in preschool age (0-6 years) and their parents is an expanding field of research due to its high clinical significance. Specific family psychiatric treatment programs have been developed to meet the demands of this young age group, but are little known. A multiprofessional intermittent treatment approach sensitive to developmental and family context has been established in the Preschool Family Day Hospital for Infants, Toddlers and Preschoolers and their Families at Münster University Hospital, Germany. Group and individual therapeutic interventions for both children and parents, video-based parentchild-interaction therapy, psychiatric and psychotherapeutic treatments of parents and family therapeutic interventions integrating siblings are supporting and enhancing each other in an innovative and integrated family psychiatric program. First results of evaluation studies are reported that show that this treatment is effective. Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63/2014, 812-830 Keywords Family Day Hospital – preschool age – program description Zusammenfassung Aufgrund der großen klinischen Relevanz entwickelt sich die Behandlung psychisch kranker Kinder im Vorschulalter (0-6 Jahre) und ihrer Eltern mehr und mehr zu einem intensiv beforschten Arbeitsfeld. Familienpsychiatrische Angebote berücksichtigen die besonderen Herausforderungen dieses frühen Lebensalters, sind aber noch wenig bekannt. In der Familientagesklinik für Vorschulkinder der Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie des Universitätsklinikums Münster erfolgt eine multiprofessionelle entwicklungs- und familienorientierte Intervallbehandlung. Im Rahmen eines innovativen familienpsychiatrischen multimodalen Ansatzes ergänzen sich Gruppen- und Einzelbehandlungen der Kinder und ihrer Eltern, videogestützte Therapie der Eltern-Kind-Interaktionen, psychiatrische und psychotherapeutische Behandlung der Eltern sowie familientherapeutische Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63: 812 – 830 (2014), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2014 ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������������� Multiprofessionelle Intervallbehandlung psychisch kranker Kinder������ 813 Interventionen unter Einbezug weiterer Geschwister in einem integrierten Modell. Erste Evaluationsstudien, die die Wirksamkeit belegen, werden berichtet. Schlagwörter Familientagesklinik – Vorschulalter – Behandlungskonzept 1 Hintergrund Die Behandlung psychisch kranker Kinder im Vorschulalter (0-6 Jahre) und ihrer Eltern entwickelt sich aufgrund der großen klinischen Relevanz zu einem intensiv beforschten Arbeitsfeld (Egger u. Angold, 2006; Romer, 2011). Studien aus den USA weisen bei 14-25 % aller Kleinkinder (2-5 Jahre) auf klinisch relevante psychische Störungen mit hoher Persistenz hin (Bufferd, Dougherty, Carlson, Rose, Klein, 2012; Egger u. Angold, 2006). Die Ergebnisse der Fragebogenstudie des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) des Robert-Koch-Instituts scheinen diese Daten für deutsche Verhältnisse zu bestätigen: Hier liegen 15,8 % der Jungen und 10,6 % der Mädchen zwischen drei und sechs Jahren im psychisch auffälligen Bereich oder im Grenzbereich hierzu (Bundesgesundheitsblatt, 2007). Verschiedene Fachgesellschaften haben den großen aktuellen Bedarf an differenzierten Behandlungskonzepten erkannt und kooperativ Leitlinien zu psychischen Störungen im Säuglings-, Kleinkind- und Vorschulalter entwickelt (von Gontard, Möhler, Bindt, im Druck). In der Praxis werden psychische Störungen im Vorschulalter oft noch nicht adäquat erkannt und behandelt, da es für diese Altersstufe bisher an diagnostischen Kategorien und Instrumenten sowie an altersadäquaten Therapiekonzepten mangelt (Postert, Averbeck-Holocher, Beyer, Müller, Fürniss, 2009; Tse, 2006). Eltern wird eine zentrale Rolle bei der psychiatrischen Behandlung von Kindern im Vorschulalter zugewiesen. Zugrunde liegt die Auffassung, dass ein Mangel an elterlicher Sensitivität oder emotionaler Verfügbarkeit zur emotionalen Dysregulation des Kindes und zur Symptombildung beiträgt (Gloger-Tippelt, Koenig, Zweyer, Lahl, 2007; Wiefel et al., 2005). Empirisch wird der große elterliche Einfluss auf die psychische Gesundheit der Kinder durch Studien zur Eltern-Kind-Beziehung und -Bindung (Dallaire u. Weinraub, 2007), zu den Wechselwirkungen von elterlicher und kindlicher psychischer Gesundheit (Manning u. Gregoire, 2006) und zu den neurobiologischen Auswirkungen gelingender und misslingender Eltern-Kind-Beziehungen (Swain, Lorberbaum, Kose, Strathearn, 2007) gestützt. Die Dringlichkeit frühzeitig beginnender Behandlungen wird durch neurobiologische Studien zur Hirnentwicklung unterstrichen, die auf die frühe Empfänglichkeit des kindlichen Hirns sowohl für schädliche als auch für protektive Einflüsse hinweisen (Teuchert-Noodt u. Lehmann, 2003). Verschiedene kinder- und jugendpsychiatrische Institutionen haben familienpsychiatrische Ansätze entwickelt, um Eltern an zentraler Stelle in die Behandlung ihres 814 C. Postert et al. psychisch kranken Kleinkindes zu integrieren (Pollet, Bamforth, Collins, 2000). Auf der einen Seite kann sich elterliches Erziehungsverhalten positiv oder negativ auf die Symptomatik der Kinder auswirken; auf der anderen kann die Symptomatik der Kinder Auswirkungen haben auf das elterliche Erziehungsverhalten oder die psychische Gesundheit der Eltern (Romer, 2011). Familientagesklinische Behandlungskonzepte adressieren beide Beziehungspartner und versuchen, die Vorteile ambulanter und stationärer Behandlungsansätze zu integrieren: Sowohl die Eltern als auch die Kinder können an intensiven multimodalen Therapieprogrammen im klinischen Setting teilnehmen, ohne dass die Kinder von ihren Familien getrennt werden. Erste Studien weisen auf die Wirksamkeit kinderpsychiatrischer familientagesklinischer Behandlungsansätze hin (z. B. Müller et al., im Druck; Scholz, Asen, Gantchev, Schell, Süß, 2002). In Europa begann die Entwicklung familientagesklinischer Ansätze in den 1960ern in den Niederlanden (Piorkowski-Wühr, 1986) und setzte sich in England, Schweiz und Norwegen fort (Furniss et al., 2013). In Abgrenzung zu Mutter-Kind-Behandlungseinheiten in psychiatrischen Kliniken, die primär elterliche Erkrankungen wie postpartale Depressionen oder Psychosen behandeln, sind hier die Kinder mit ihren psychischen Erkrankungen die Indexpatienten. Die erste deutsche Familientagesklinik für Vorschulkinder (0-6 Jahre) wurde 1997 an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie am Universitätsklinikum Münster eingerichtet; englischsprachige Beschreibungen des multimodalen Therapiekonzepts und erster Evaluationsergebnisse finden sich in Furniss et al. (2013) und Müller et al. (im Druck). Die Münsteraner Familientagesklinik für Vorschulkinder bietet zehn Behandlungsplätze für Kinder. Ein oder beide Elternteile sind obligatorisch als Begleitpersonen oder, bei eigener psychischer Erkrankung, als erwachsene Patienten in den Behandlungsprozess intensiv eingebunden. Dabei erfolgt eine enge Kooperation mit den Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Münster. 2 Rahmenbedingungen der Familientagesklinik für Vorschulkinder 2.1 Intervallbehandlung Die Behandlung in der Familientagesklinik findet für die Familien an zwei respektive drei Tagen pro Woche statt. Eine Patientengruppe wird so montags und dienstags, eine andere Patientengruppe mittwochs, donnerstags und freitags behandelt und verbringt jeweils den Rest der Woche im gewohnten Umfeld. Auf diese Weise erhalten die Patienten und ihre Familien an zwei respektive drei Tagen pro Woche intensive therapeutische Interventionen in Kombination mit längeren Erprobungsphasen, in denen therapeutisch induzierte Veränderungen im häuslichen Umfeld, in Kindertagestätten oder Spielgruppen umgesetzt und erprobt werden können. ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������������� Multiprofessionelle Intervallbehandlung psychisch kranker Kinder������ 815 Therapeutische Veränderungen brauchen in Familien oft Zeit. Die Gesamtbehandlungsdauer bei einer Intervallbehandlung ist länger als bei einer üblichen tagesklinischen Behandlung: Während sich z. B. 30 Behandlungstage im herkömmlichen tagesklinischen Setting mit 5 Behandlungstagen/Woche über eine Gesamtbehandlungsdauer von 6 Wochen erstrecken, entsprechen 30 Behandlungstage im familientagesklinischen Setting in Münster bei 2 Behandlungstagen/Woche einer Gesamtbehandlungsdauer von 15 Wochen. Eine Intervallbehandlung gibt den Familien also eine oft dringend notwendige längere Gesamtbehandlungsdauer, um die intensiven therapeutischen Impulse in ihre Lebenswirklichkeit umzusetzen, zu erproben und in weitere Kontexte zu generalisieren. Studien zeigen, dass Kinder effektiver lernen, wenn der therapeutische Input sich über längere Zeiträume unter Einschluss behandlungsfreier Intervalle verteilt (Ambridge, Theakston, Lieven, Tomasello, 2006). Die Intervallbehandlung sichert zusätzlich eine hohe ökologische Validität. Der regelmäßige Rhythmus aus Behandlungstagen und Erprobungstagen ermöglicht den Kindern und ihren Familien, therapeutisch induzierte Veränderungen zu verarbeiten und zu integrieren, auf andere Kontexte zu übertragen, in das Alltagsleben zu transferieren und ihre Sozialkontakte aufrechtzuerhalten. Die Therapeuten überprüfen den Behandlungserfolg, indem sie regelmäßig die Auswirkungen der Behandlung auf die Symptomatik der Kinder z. B. in der Kindertagesstätte und im häuslichen Kontext erfassen und zeitnah die Therapieplanung anpassen. 2.2 Zusammensetzung des multiprofessionellen Teams Die Familientagesklinik wird oberärztlich geleitet und supervidiert. Zu den weiteren Mitarbeitern des multiprofessionellen Teams gehören eine Assistenzärztin, ein Psychologe oder eine heil- bzw. sozialpädagogische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, ein Motopäde, eine Ergotherapeutin und drei Fachkräfte für Gesundheits- und Kranken- bzw. Kinderkrankenpflege mit entsprechenden Fortbildungen. Wöchentliche Fallbesprechungen finden mit dem Direktor der Klinik statt. Nach der Entlassung der Familien werden regelmäßige ambulante Wiedervorstellungstermine mit den Therapeuten der Familientagesklinik zur weiteren Kontrolle des Verlaufs vereinbart. 2.3 Aufnahmekriterien für Kinder Alle überwiesenen Kinder erhalten in der Klinikambulanz eine umfassende kinderpsychiatrische Diagnostik, um den Schweregrad der Symptomatik und die Indikation für eine ambulante oder tagesklinische Behandlung zu überprüfen. Kontraindikationen für eine familientagesklinische Aufnahme sind tiefgreifende Entwicklungsstörungen wie Autismus und geistige Behinderung. Haben die Indexpatienten Geschwister im Vorschulalter, können diese – bei entsprechender Symptomatik – ebenfalls als Patienten oder aber als begleitende Familienmitglieder an der kompletten Behandlung teilnehmen und so zur ökologischen Validität des Behandlungssettings beitragen (Modry-Mandell, Gamble, Taylor, 2007). 816 C. Postert et al. 2.4 Aufnahmekriterien für Eltern Eltern nehmen an der Behandlung als Begleitpersonen oder als eigene psychiatrische Patienten teil, sofern sie nicht an akuten Psychosen, schweren Suchterkrankungen oder akuter Suizidalität mit der Notwendigkeit einer eigenen stationären Behandlung leiden. Bei akuten psychiatrischen Notfällen können Eltern in der benachbarten Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie aufgenommen werden. Stellen sie für sich selbst und andere keine akute Gefahr mehr dar, können sie wieder an der Behandlung ihrer Kinder partizipieren. Bei Bedarf können beide Elternteile oder andere bedeutsame Bezugspersonen der Kinder an vereinbarten Tagen abwechselnd oder gleichzeitig an allen therapeutischen Behandlungseinheiten teilnehmen. 3 Diagnostik 3.1 Kinderpsychiatrische Diagnostik Im Rahmen des ersten Zwei- respektive Drei-Tages-Behandlungsblocks findet eine intensive videobasierte Diagnostik der Symptomatik des Kindes im Kontext der Eltern-Kind-, Therapeuten-Kind- und Kind-Kind-Interaktionen statt. Hierzu gehören strukturierte und unstrukturierte Spielsituationen mit den Eltern, Geschwistern, anderen Kindern oder Mitarbeitern und das Spiel alleine, Trennungen und Wiedervereinigungen mit Bindungspersonen sowie Mahlzeiten und andere Aktivitäten des täglichen Lebens. Videoaufnahmen signifikanter Interaktionen dienen als wichtiges diagnostisches und therapeutisches Instrument, z. B. im Rahmen von VideofeedbackGesprächen (Papoušek u. de Chuquisengo, 2006; Phaneuf u. MacIntyre, 2007), und werden im Rahmen der ersten Fallbesprechung vom ganzen Behandlungsteam diskutiert und bewertet. Im Rahmen einer klinischen Konsensentscheidung erstellt das multiprofessionelle Team den psychopathologischen Befund des Kindes. Darüber hinaus werden schriftliche Informationen aus den Kindertagesstätten der Patienten eingeholt oder die Erzieherinnen in die Familientagesklinik eingeladen, um die Symptomatik des Kindes in verschiedenen Kontexten zu explorieren. Bei Bedarf wird in Kooperation mit den Kliniken für Pädiatrie, Kindernephrologie, Pädaudiologie oder dem Institut für Humangenetik zusätzliche medizinische Diagnostik veranlasst. 3.2 Elterliche psychiatrische Diagnostik Alle Eltern mit eigenem psychiatrischen Patientenstatus erhalten eine intensive psychiatrische und biografische Anamnese inklusive einer medizinischen Untersuchung. Zusätzliche psychiatrische, neurologische und andere medizinische Untersuchungen sowie Behandlungen werden in enger Kooperation mit den anderen Kliniken des Universitätsklinikums Münster durchgeführt. ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������������� Multiprofessionelle Intervallbehandlung psychisch kranker Kinder������ 817 3.3 Bindungs- und Beziehungsdiagnostik Das Behandlungsteam bewertet die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung zum Zeitpunkt der Aufnahme und der Entlassung mit der Parent Infant Relationship-Global Assessment Scale (PIR-GAS; Zero to Three, 2005) und der Relationship Problems Checklist (RPCL; Zero to Three, 2005). Die erste Skala umfasst eine Quantifizierung der Schwere der Beziehungsstörung, die zweite eine Typologie verschiedener Qualitäten von Beziehungsstörungen. Bei Bedarf und entsprechendem Alter wird der kindliche Bindungstyp anhand der Fremden Situation nach Ainsworth (Ainsworth, Blehar, Waters, Wall, 1978) erhoben. 4 Therapeutische Instrumente Im multiprofessionellen Team erfolgt eine diagnostische Gesamteinschätzung der Symptomatik des Kindes sowie aufrechterhaltender Faktoren auf der Ebene des Kindes, der Eltern, der Eltern-Kind-Interaktionen, des Familiensystems und des weiteren sozialen Umfeldes. Hieraus wird eine differenzierte Behandlungsplanung für alle Therapiebereiche erarbeitet und mit den Eltern in Form hierarchisierter Behandlungsziele operationalisiert. Regelmäßig werden die Symptomatik des Kindes und die elterlichen Faktoren, die die Symptomatik des Kindes aufrechterhalten, erneut eingeschätzt, um den Behandlungsplan flexibel anzupassen. Im Verlauf der Behandlung erfolgt alle sechs Wochen eine erneute Fallbesprechung im multiprofessionellen Team, das unter Auswertung neuer Videoaufnahmen und zusätzlicher Diagnostik eine Bewertung und Steuerung des Behandlungsverlaufs unter Integration der Perspektiven aller beteiligter Professionen ermöglicht. In besonderem Maße fließen die Erfahrungen zur therapeutischen Entwicklung der Kinder an den Erprobungstagen ein, die durch die Eltern im häuslichen Umfeld sowie durch die Erzieherinnen in den Kindertagesstätten gemacht werden. Innerhalb eines strukturierten Tagesablaufes ergänzen sich verschiedene Therapieelemente zu einem integrierten multimodalen Therapiekonzept (s. Abb. 1). Diese Struktur schafft für Kinder und Eltern eine Erwartbarkeit therapeutischer Maßnahmen, bleibt aber flexibel genug, um individuelle diagnostische und therapeutische Maßnahmen zu ermöglichen (Schlüter-Müller u. Arbeitlang, 1995). Zahlreiche Übergaben im Tagesablauf sichern im multiprofessionellen Team einen guten Informationsfluss in der Therapiesteuerung und eine enge Verschränkung der Interventionen der Behandler. Der multimodale diagnostische und therapeutische Ansatz der Familientagesklinik für Vorschulkinder kann anhand einer Erweiterung von Daniel Sterns (1995, 2004) Ansatz der „Eintrittspforten“ (ports of entry) visualisiert werden (s. Abb. 2), der mögliche diagnostische und therapeutische Interventionen in die Familien psychisch kranker Kinder im Vorschulalter beschreibt (Sameroff, 2004; Stern, 1995, 2004). Dieser 818 C. Postert et al. Ansatz unterscheidet zwischen therapeutischen Interventionen auf der Ebene interner elterlicher Repräsentanzen wie individuellen Einstellungen, Ängsten und Überzeugungen, und Interventionen auf der Verhaltensebene im Kontext sichtbarer Interaktionen zwischen Personen, so z. B. Füttern, Spielen, Grenzsetzungen, Trösten etc. Die therapeutischen Interventionen in der Familientagesklinik für Vorschulkinder in Münster nutzen beide Ebenen, indem sie in einem integrierten Konzept gleichzeitig auf das Kind, den Elternteil, die Eltern-Kind-Dyade, die Elterndyade, das Familiensystem, die Kindergruppe und die Elterngruppe fokussieren (s. Abb. 2). MULTIPROFESSIONELLE THERAPIE MULTIPROF. THERAPIESTEUERUNG Visite Therapeutische Tagesplanung Elterngruppe Kindergruppe Übergabe Eltern-Kind-Interaktionstherapie Entwicklungs- und Beziehungsdiagnostik therapeutisch begleitetes Mittagessen Übergabe freie Beschäftigung von Eltern + Kind Dokumentation Eltern-Kind-Interaktionstherapie Einzel- und Familiengespräche Übergabe Elterngruppe Kindergruppe Fallbesprechung, Supervision Dokumentation Abbildung 1: Struktur eines Behandlungstages der Familientagesklinik In der Folge werden die wesentlichen therapeutischen Elemente der Familientagesklinik für Vorschulkinder in Münster (Kindergruppe, Elterngruppe, videobasierte Eltern-Kind-Interaktionstherapie, individuelle therapeutische Interventionen für Kinder, Einzelgespräche mit den Eltern, Familiengespräche) gegliedert nach Setting, Inhalt, Ziele und Funktion der Behandler beschrieben. Anhand einer kurzen Fallvignette wird anschließend das Zusammenspiel der verschiedenen Therapieelemente am Beispiel der Behandlung eines Kleinkindes mit einer Fütterstörung exemplarisch ausgeführt. ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������������� Multiprofessionelle Intervallbehandlung psychisch kranker Kinder������ 819 Kindergruppe Interventionen auf der Ebene des Verhaltens Elterngruppe Interventionen auf der Ebene der Repräsentanzen Elternteil 1 Kind Individuelle therapeutische Interventionen Videobasierte Eltern-KindInteraktionstherapie Multiprof. Behandlungsteam Coaching Einzelgespräche Familiengespräche Elternteil 2 Abbildung 2: Die multimodale familienpsychiatrische Behandlung in der Familientagesklinik für Vorschulkinder: Beteiligte Personen (Ovale) und Interventionen (Rechtecke) auf der Ebene des Verhaltens (grauer Hintergrund) und der Repräsentanzen (weißer Hintergrund) 4.1 Kindergruppe Setting. Eine Gruppenbehandlung der Kinder findet jeweils morgens und nachmittags in einer Kindergruppe statt, die zeitlich parallel zur Elterngruppe liegt. Begleitende Geschwister nehmen ebenfalls teil. Am Anfang einer Kindergruppe steht die temporäre Trennung von den Eltern, am Ende die Wiedervereinigung. Wenn eine Trennung für die Kinder noch nicht möglich oder nicht ratsam ist, können sie ihre Eltern in die Elterngruppe begleiten. Inhalt. Die therapeutische Kindergruppe beginnt am Morgen mit einem gemeinsamen Frühstück und schließt am Nachmittag mit einem gemeinsamen Früchtesnack. Diese strukturierten Mahlzeiten bieten neben einer basalen Befriedigung physischer Bedürfnisse nach Ankunft und vor Abfahrt ein soziales Gruppenritual, das für diagnostische und therapeutische Zwecke sehr bedeutsam ist. Nach der Frühstückssituation folgen freies Spiel oder psychomotorische Angebote für alle Kinder im Gruppenraum oder auf einem angrenzenden der Familientagesklinik vorbehaltenen Spielplatz als Außentherapiefläche. Die Behandler strukturieren die Kindergruppe nicht mehr 820 C. Postert et al. als nötig, um die interaktiven und emotionalen Ressourcen und Defizite der Kinder in der Gruppensituation diagnostisch einschätzen und therapeutisch intervenieren zu können. Kinder mit Entwicklungs- oder sozio-emotionalen Störungen werden in ihren Fähigkeiten individuell unterstützt. Die ergotherapeutische und motopädische Behandlung fokussiert darüber hinaus auf körperliche Aktivitäten, die die sensorische Integration und die motorischen Fähigkeiten der Kinder fördern. Ziele. Situationen von Trennung und Wiedervereinigung von Eltern und Kindern erfüllen wichtige diagnostische und therapeutische Zwecke, da die Symptomatik der Kinder unter diesen alltäglichen Erfahrungen im Bindungs- und Interaktionsverhalten offensichtlich werden kann. Die Behandler erkennen und behandeln kindliche und elterliche Faktoren, die die kindliche psychiatrische Symptomatik aufrechterhalten. In den Gruppenmahlzeiten werden die Kinder darin unterstützt, sich im Rahmen der Gruppenregeln emotional zu regulieren, sich abzuwechseln und einfache Aufgaben wie die Zubereitung von Obst umzusetzen. Insbesondere Kinder mit gestörtem Essverhalten profitieren in hohem Maße vom sozialen Modell anderer Kinder in der Gruppensituation. Die ergotherapeutische und motopädische Behandlung ermöglicht den Kindern eine verbesserte Selbst- und Gefahreneinschätzung in sozialen Bewegungsspielen. Die therapeutische Unterstützung im freien Spiel verbessert die emotionale Selbstregulation, soziale Kooperation und Konfliktlösung der Kinder in der Peergroup. Die Kinder entwickeln altersadäquate soziale und emotionale Strategien, um mit Situationen des Konflikts, verzögerter Bedürfnisbefriedigung, Angst, Ablehnung oder Aggressionen besser umzugehen. Funktion der Behandler. Die Behandler intervenieren im freien Spiel nur zu therapeutischen Zwecken und in der Konfliktlösung. Sie helfen den Kindern, eigene Emotionen und die der Interaktionspartner zu erkennen und durch verbale und non-verbale Copingstrategien altersadäquat zu regulieren und Lösungen zu finden. 4.2 Elterngruppe Setting. Alle Eltern nehmen täglich ohne Kinder an zwei Elterngruppen teil, von denen eine morgens und eine nachmittags stattfindet. Innerhalb der Elterngruppe wird nicht zwischen Eltern mit oder ohne Patientenstatus unterschieden, da alle in unterschiedlichem Ausmaß über Ressourcen und Belastungen verfügen, die sie in die Gruppe einbringen können. Da die Elterngruppe unterstützende Funktion bei der Behandlung der Kinder haben soll, wird insbesondere die Elternrolle thematisiert, nicht die individuelle Psychopathologie oder Biografie eines Erwachsenen ohne Bezug zur Elternfunktion. Die Oberärztin oder ein Arzt oder Psychologe und ein weiterer Mitarbeiter der Familientagesklinik strukturieren und moderieren jede Elterngruppe und tragen zu einer aktiven Beteiligung aller Eltern bei. Inhalt. Im Setting der Gruppe können die Eltern offen über ihre Belastungen, Gefühle, Erfahrungen und Ängste in der Elternrolle sprechen. Insbesondere der Erfahrungsaustausch zwischen den Eltern und wechselseitiges Feedback werden angeregt, um wichtige Selbsthilfeaspekte zu aktivieren. In der Elterngruppe am Morgen werden ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������������� Multiprofessionelle Intervallbehandlung psychisch kranker Kinder������ 821 alle Eltern angeregt, spezifische Ziele für den Behandlungstag ihres Kindes zu formulieren, insbesondere für die videobasierte Therapie der Eltern-Kind-Interaktion. In der Elterngruppe am Nachmittag werden die zurückliegenden Behandlungseinheiten reflektiert. Die Zusammenhänge zwischen kindlichem und elterlichen Verhalten werden anhand konkreter Episoden des zurückliegenden Tages analysiert. Ziele. Selbsthilfeaspekte sind ein zentrales Element der Elterngruppe. Spezifische Ziele sind emotionale Unterstützung, Entlastung und das wechselseitige Lernen von den Erfahrungen der anderen Eltern, von denen Veränderungsimpulse oft eher aufgenommen werden als von den Behandlern. Die Teilnehmer erlernen voneinander sinnvolle und altersadäquate Erziehungs- und Copingstrategien im Umgang mit ihrem psychisch kranken Kind. Elemente wie Gruppenzusammengehörigkeit oder elterliche Selbstwertgebung in der Gruppe spielen eine wichtige Rolle (Marmarosh, Holtz, Schottenbauer, 2005). Die kulturelle und subkulturelle Vielfalt normativer Vorstellungen von gelingender Eltern-Kind-Interaktion wird dabei wertschätzend berücksichtigt. In der Elterngruppe am Nachmittag wird das elterliche Verständnis für kindliche Bindung, Exploration, Selbstwirksamkeit und Autonomie vertieft. Eltern entwickeln ein Verständnis für ihre Rolle als erwachsene Ko-Regulatoren kindlicher Emotionen wie Angst oder Wut. In der Intervallbehandlung ist der Transfer der aktuellen Behandlungsziele in die außerklinische Erprobungsphase ein wichtiges Element, insbesondere in der letzten Elterngruppe vor den Erprobungstagen. Die Fokussierung auf gelungene Beispiele elterlicher Sensitivität, emotionaler Verfügbarkeit und Selbstwirksamkeit ermutigt die Eltern, die Behandlungsziele im therapiefreien Intervall weiter zu verfolgen. Funktion der Behandler. In der Elterngruppe am Morgen unterstützen die Therapeuten die Eltern dabei, realistische Behandlungsziele und Strategien für die nachfolgenden Behandlungseinheiten zu entwickeln. In der Elterngruppe am Nachmittag unterstützen die Behandler die Eltern bei der Bewertung, inwiefern die Behandlungsziele erreicht wurden oder modifiziert und an die Erfordernisse der Erprobungstage angepasst werden müssen. 4.3 Videobasierte Eltern-Kind-Interaktionstherapie Setting. Die Diagnostik und Therapie der Eltern-Kind-Interaktion ist ein Kernelement der Behandlung und findet zweimal pro Behandlungstag statt, gewöhnlich in einem großen Multifunktions-Gruppenraum mit Bereichen für Rollenspiele, Gesellschaftsspiele, kreatives Gestalten oder psychomotorische Bewegung. Alle Situationen, in denen die Symptomatik des Kindes offensichtlich wird, können zum Gegenstand der Eltern-Kind-Interaktionstherapie werden: Spiel in der Dyade oder im erweiterten sozialen Setting mit anderen Kindern, Trennungen und Wiedervereinigungen, Sauberkeitserziehung etc. Die komplexe Situation des therapeutisch begleiteten Mittagessens in der Gesamtgruppe hat einen besonderen klinischen und ökologischen Stellenwert, um videobasiert die Symptomatik des Kindes in der Interaktion mit den Eltern diagnostisch zu erfassen und zu therapieren. Je nach diagnostischen und therapeutischen 822 C. Postert et al. Erfordernissen werden für die Interaktionstherapie auch die Küche, das Badezimmer, der Spielplatz der Familientagesklinik oder außerklinische Bereiche wie ein nahegelegener naturbelassener Bach oder ein Einkaufsgebiet genutzt, um die ökologische Validität des Behandlungssettings zu steigern. Inhalt. Die Therapie der Interaktion fokussiert auf das Spiel und andere Alltagsaktivitäten zwischen Kindern und ihren Eltern, entweder als Dyade oder im Multifamiliensetting. In der Live-Interaktion und in Videofeedback-Gesprächen werden die Eltern dabei unterstützt, entsprechend der in der Elterngruppe am Morgen festgelegten Behandlungsziele ihr Kind emotional, sozial und kognitiv in verschiedenen Situationen altersgemäß zu unterstützen und wichtige symptomaufrechterhaltende Faktoren zu reduzieren. Die Behandler setzen ihre Interventionen gezielt und niedrigfrequent ein, um den Eltern nicht ihre Selbstwirksamkeit zu nehmen. Insbesondere bei elterlicher Hilflosigkeit und sehr jungen Eltern kann die Interaktionstherapie in einer akuten Belastungssituation jedoch auch ein intensives Coaching des Elternteils umfassen. Ziele. Das halboffene Behandlungssetting ermöglicht das offene Teilen von Erfahrungen und die wechselseitige Unterstützung der Familien. Die therapeutischen Interventionen verbessern die Interaktionen, Affektregulation und die wechselseitige emotionale Verfügbarkeit zwischen den Eltern und ihren Kindern und führen zum Aufbau altersentsprechender kommunikativer Konfliktlösungsstrategien. Die verbesserten emotionalen und kommunikativen Fähigkeiten der Eltern und Kinder tragen zu einer Verminderung symptomatischer Verhaltensweisen und einer verbesserten Affektkontrolle der Kinder bei. Funktion der Behandler. Die Behandler beobachten elterliches Interaktionsverhalten in Alltags- und krisenhaften Situationen, bieten Feedback und helfen, belastete ElternKind-Interaktionen auf der Ebene des Verhaltens oder der Beziehungsrepräsentanzen zu modifizieren. Die Strukturierungsfähigkeiten von Eltern, die Schwierigkeiten mit Grenzsetzungen haben, werden durch Erarbeitung und begleitete Implementierung von Tagesstrukturen, Ritualen und Regeln unterstützt. In Fällen ausgeprägter Feindseligkeit oder emotionaler Distanz werden zur Entlastung Situationen geschaffen, die den Interaktionspartnern grundlegende Erfahrungen eines genussvollen Miteinanders ermöglichen, so z. B. im Snoezelen-Bereich der Klinik. Beobachtungen zu elterlichem Interaktionsverhalten sowie zugrundeliegenden mentalen Repräsentanzen und Projektionen werden zeitnah mit dem Einzeltherapeuten des Elternteils besprochen. Mögliche Ursachen feindseligen oder überprotektiven elterlichen Verhaltens, die ihren Ursprung in der Gegenwarts- oder der Herkunftsfamilie des Elternteils haben, werden in Einzelgesprächen mit den Eltern vertiefend exploriert und behandelt. Die Rolle des Videofeedbacks in der Interaktionstherapie. Eltern-Kind-Interaktionen in verschiedenen Kontexten werden videografiert und zeitnah mit den Eltern analysiert unter ressourcenorientierter Fokussierung auf elterliche Verhaltensstrategien, emotionale Haltungen, Bewertungen und Wertvorstellungen bezüglich der eigenen Rolle und der des Kindes. Das Videofeedback beginnt immer mit gelungenen ElternKind-Interaktionen, um die Ressourcen von Eltern und Kindern hervorzuheben und das Selbstvertrauen der Eltern in ihre Fähigkeiten zu stärken. ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������������� Multiprofessionelle Intervallbehandlung psychisch kranker Kinder������ 823 4.4 Individuelle therapeutische Interventionen für die Kinder Setting. Grundsätzlich folgt die Familientagesklinik einem integrierten multifamilien-therapeutischen Gruppenansatz. Individuelle therapeutische Maßnahmen für Kinder wie z. B. spieltherapeutische Interventionen sind ein zusätzliches Element und Fällen vorbehalten, in denen z. B. Kinder extreme Gewalt oder destruktive Interaktionsmuster erfahren haben oder emotional besonders belastet sind (oft durch einen psychisch erkrankten Elternteil). Kinder mit Erkrankungen wie elektivem Mutismus, Enuresis oder Enkopresis o. ä. können diagnosenspezifische Behandlungsverfahren außerhalb der großen Gruppe erhalten. Inhalt. Die therapeutischen Interventionen im Einzelsetting hängen in hohem Maße vom Entwicklungsalter des Kindes, dem Störungsbild und den Behandlungszielen ab. Sofern therapeutisch sinnvoll, können Eltern diesen Interventionen durch einen Einwegspiegel oder auf Videoaufnahmen verfolgen. Ziele. Maßnahmen im spieltherapeutischen Einzelsetting ermöglichen Kindern, ihre Erfahrungen und Gefühle mit einem hohen Grad an Eigenkontrolle symbolisch auszudrücken, zu verarbeiten und gegebenenfalls zunehmend verbal zu kommunizieren. Dies geht mit einer Reduzierung der kinderpsychiatrischen Symptomatik einher (Ray, 2006; Wettig, Franke, Fjordbak, 2006). Funktion der Behandler. Die Behandler geben dem Kind feinfühlig Raum, eigene Gefühle und Erfahrungen ins Spiel zu bringen, zugrundeliegende Belastungen auszudrücken, Selbstwirksamkeit zu erlangen und zu genießen sowie emotionale Selbstregulation und soziale Interaktionsfähigkeiten zu erlernen. 4.5 Einzelgespräche mit den Eltern Setting. Jeder Elternteil erhält unabhängig vom eigenen Patientenstatus in jedem Behandlungsblock von zwei respektive drei Tagen ein Einzelgespräch, an dem die Kinder nicht teilnehmen, sofern es sich nicht um Säuglinge handelt. Inhalt. Die biografischen und emotionalen Erfahrungen der Eltern haben einen direkten Einfluss auf die Sensitivität, mit der sie die Verhaltensweisen und Emotionen ihrer Kinder verstehen und regulieren. Insofern werden in diesem Setting die emotionale Befindlichkeit der Eltern, mögliches Unbehagen an der elterlichen Rolle, Konflikte mit der Ursprungsfamilie und vergangene elterliche traumatische Erfahrungen thematisiert, die die Symptomatik der Kinder aufrechterhalten oder zu einer Exazerbation beitragen (siehe das Konzept der „Gespenster im Kinderzimmer“ von Fraiberg, Adelson, Shapiro, 1975). Ziele. Die Einzelbehandlung fokussiert auf die Mütter und Väter in ihrer Rolle als Eltern. Im therapeutischen Dialog werden dysfunktionale intra- und interpersonale Konflikte identifiziert und behandelt. Darüber hinaus findet Entwicklungsberatung statt und werden Möglichkeiten identifiziert, in Belastungssituationen von elterlicher Wut, Hilflosigkeit, Frustration und Angst angemessen mit dem Kind umzugehen. El- 824 C. Postert et al. tern mit Patientenstatus erhalten eine eigene psychiatrische Behandlung und lernen, zwischen eigener und kindlicher Befindlichkeit zu unterscheiden. Sie erkennen, wie eigene Symptome die Symptomatik der Kinder beeinflussen. Funktion der Behandler. Der Therapeut hilft Eltern, eigene innere Konflikte zu erkennen, biografische Erfahrungen zu kontextualisieren und zu verarbeiten, die Selbstwahrnehmung zu verbessern und resultierende Veränderungen in das Erziehungsverhalten einfließen zu lassen. Darüber hinaus bietet der Therapeut Entwicklungsberatung und hilft den Eltern, die emotionalen, sozialen und kognitiven Bedürfnisse der Kinder zu erkennen und zu berücksichtigen. 4.6 Familiengespräche Setting. Gewöhnlich alle zwei bis drei Wochen führt die Oberärztin in Abwesenheit der Kinder ein familientherapeutisches Gespräch mit den Eltern, um deren wechselseitige Unterstützung zu verbessern. Inhalt. Im Mittelpunkt dieser Gespräche stehen zumeist die Abstimmung des Erziehungsverhaltens der Eltern und, falls nötig, paartherapeutische Themen wie emotionale Divergenzen, die das Erziehungsverhalten der Beteiligten negativ beeinflussen. Hierzu gehören Wahrnehmungsunterschiede des kindlichen Verhaltens und seiner emotionalen Befindlichkeit sowie Strategien zur emotionalen Regulation des Kindes. Primär paartherapeutische Themen, die außerhalb des Rahmens der kinderpsychiatrischen Behandlung liegen, werden an externe Angebote einer Paartherapie verwiesen. Ziele. Die Familiengespräche dienen primär der Einbindung des zweiten Elternteils (üblicherweise des Vaters) in die Therapie, die gerade bei der Behandlung von Vorschulkindern von besonderer Bedeutung ist (Eickhorst u. Scholtes, 2011). Ziel ist, dass die Eltern ein geteiltes Verständnis der Symptomatik des Kindes entwickeln, das sie befähigt, gemeinsam die Beziehung zum psychisch kranken Kind konsistent und altersgerecht zu gestalten. Konflikte auf Elternebene sollen thematisiert und Lösungen unter Berücksichtigung des Entwicklungsstand des Kindes und der elterlichen Erwartungen erarbeitet werden. Funktion der Behandler. Die Therapeutin identifiziert gegensätzliche und dysfunktionale Beziehungsrepräsentanzen der Eltern, die Angst, Verwirrung, Wut oder Hilflosigkeit beim Kind hervorrufen und damit seine Symptomatik verstärken (Bögels u. Brechman-Toussaint, 2006). Die Therapeutin strukturiert und moderiert die Gespräche, sichert die angemessene Berücksichtigung der Belange beider Elternteile, unterstützt die Eltern bei Problemlösungen und wechselseitiger Hilfe und vermittelt bei Bedarf in Konflikten. ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������������� Multiprofessionelle Intervallbehandlung psychisch kranker Kinder������ 825 5 Fallvignette: Familientagesklinische Behandlung eines 17 Monate alten Mädchens mit Fütterstörung Die 17 Monate alte Lisa wurde aufgrund persistierender Fütterstörungen in der Ambulanz der Klinik vorgestellt und angesichts der Schwere und Chronizität des Erkrankungsbildes familientagesklinisch aufgenommen. In der Diagnostik ergab sich eine emotionale Störung mit hoher psychomotorischer Aktivität und Impulsdurchbrüchen auf dem Boden einer Bindungsunsicherheit (ICD-10 F93.8), die in der Fremden Situation bei desorganisiertem Bindungstyp mit Anteilen unsicher-vermeidenden und unsicher-ambivalenten Bindungsverhaltens imponierte. Insbesondere in den Füttersituationen, die phasenweise Charakteristika einer umkämpften Zwangsfütterung annahmen, wurde eine ausgeprägte Mutter-Kind-Interaktionsstörung (ICD-10 F68.8) bei fehlenden Hinweisen auf Misshandlung oder anderen Ursachen einer Kindeswohlgefährdung sichtbar. Während das Kind bei sehr wählerischem Essverhalten und eingeschränkter Nahrungsmittelauswahl um eigene Autonomie beim Essen kämpfte, zeigte die Mutter rigide überkontrollierendes und dem Entwicklungsstand des Kindes nicht entsprechendes Fütterverhalten. Deutlich wurde darüber hinaus, dass die Feinfühligkeit des mütterlichen Fütterverhaltens biografisch eingeschränkt war durch den frühen Verlust der Großmutter mütterlicherseits, die im 6. Lebensjahr der Mutter nach längerer Erkrankung und zunehmender Kachexie an einem Magenkarzinom verstorben war. Das Essverhalten von Lisa hatte trotz Normalgewichts der Tochter über der 20er-Perzentile in hohem Maße mütterliche Verlustängste hervorgerufen, die im Rahmen der Fütterstörung zunehmend exazerbierten. Im Zuge partnerschaftlicher Auseinandersetzungen um die adäquate Gestaltung der Esssituation hatte sich der Vater zurückgezogen und wurde von der Mutter als nicht mehr unterstützend erlebt. Es hatte sich ein ausgeprägtes und persistentes Symptombild aus sich wechselseitig verstärkenden kindlichen, mütterlichen, interaktionalen und familiären Faktoren entwickelt, das zunehmend auch in anderen Regulationsbereichen des Kindes, insbesondere der Schlafregulation des Kindes sowie der emotionalen Regulation des Kindes symptomatisch wurde. Im Rahmen des multiprofessionellen Therapieansatzes wurde die Familie an 51 Tagen in der Familientagesklinik behandelt; bei 3 Behandlungstagen pro Woche entsprach dies einer Gesamtbehandlungsdauer von 17 Wochen. Die multimodale Behandlung adressierte neben der Beziehungs- und Bindungssituation zwischen Kind und Mutter alle relevanten Regulations- und Alltagsbereiche der Familie. Aus der Fülle der multimodalen Therapieelemente werden im Kontext dieser Fallvignette nur die Maßnahmen zur spezifischen Behandlung der Fütterstörung vorgestellt (s. Abb. 3). Mutter und Tochter wurden therapeutisch bei allen Mahlzeiten begleitet und videografiert. Neben einer Beratung der Eltern bezüglich einer altersadäquaten Gestaltung der Esssituation, insbesondere einer Förderung der Autonomiespielräume des Kindes mit eigenständiger Nahrungsaufnahme, erfolgte ein intensives Videofeedback, in dessen Rahmen mit der Mutter eigene gelingende Mutter-Kind-Interaktionen im Sinne eines ressourcenorientierten Self-Modelling reflektiert wurden. Die Tochter baute in spiele- 826 C. Postert et al. rischen Matschsituationen mit Essmaterialien Hemmungen bezüglich verschiedener Lebensmittel ab und erprobte in den Kindergruppen am Modell der anderen Kinder eine Erweiterung ihres Nahrungsspektrums. In Einzelgesprächen trauerte die Mutter um den frühen Verlust der Großmutter mütterlicherseits und lernte, zwischen biografischen Belastungen aus ihrer Herkunftsfamilie und ihrer Gegenwartsfamilie zu unterscheiden. Partnerschaftliche Konflikte konnten in den Familiengesprächen geklärt und die Unterstützung des Vaters für die Mutter wiederhergestellt werden. In der Multifamilienbehandlung, insbesondere auch in den Elterngruppen, erfuhr die Mutter Entlastung, Unterstützung und Modell durch die anderen in Behandlung befindlichen Eltern. Nachdem sich in der Esssituation eine zunehmende Reduzierung des Symptombildes und Erweiterung der Autonomie des Kindes zeigte, erfolgte eine schrittweise Generalisierung dieses Behandlungserfolges auf den häuslichen Kontext sowie auf die weiteren Regulations- und Alltagskontexte des Kindes. Die Familie konnte schließlich bei deutlich gebessertem Symptombild und einer verbesserten Beziehungs- und Bindungssituation zwischen Kind und Mutter in die Fortbehandlung durch die Ambulanz für Vorschulkinder der Klinik entlassen werden, wo sich die Therapieerfolge in einer anschließenden achtmonatigen ambulanten Weiterbehandlung weiter stabilisierten. Essrituale in der Kindergruppe Interventionen auf der Ebene des Verhaltens Elterlicher Erfahrungsaustausch Essverhalten Interventionen auf der Ebene der Repräsentanzen Mutter Kind Matscherfahrungen des Kindes mit Essen Therapeutisch begleitete Mahlzeiten von Kind und Eltern mit Videofeedback Multiprof. Behandlungsteam Einzelgespräche zum Tod der Großmutter Beratung altersgemäßes Essen Familiengespräche mit Aktivierung der Unterstützung des Vaters Vater Abbildung 3: Fallvignette – Familientagesklinische Behandlung eines 17 Monate alten Mädchens mit Fütterstörung: Beteiligte Personen (Ovale) und spezifische Interventionen (Rechtecke) auf der Ebene des Verhaltens (grauer Hintergrund) und der Repräsentanzen (weißer Hintergrund). ipabo_157.55.39.163 ���������������������������������������������������������������������� Multiprofessionelle Intervallbehandlung psychisch kranker Kinder������ 827 6 Evaluationsstudien Erste mittlerweile publizierte Evaluationsergebnisse deuten auf die Wirksamkeit der multiprofessionellen familientagesklinischen Intervallbehandlung in Münster hin (Müller et al., im Druck). Zum Zeitpunkt der Aufnahme und der Entlassung wurde die Symptomatik von 185 Kindern (130 Jungen, 55 Mädchen) im Urteil durch die Behandler in der Caregiver-Teacher Report Form (C-TRF/1.5-5) sowie durch die Mütter in der Child Behavior Checklist (CBCL/1.5-5) erfasst. Der Einfluss der mütterlichen Psychopathologie in der Bewertung der Symptomatik des Kindes wurde dabei statistisch kontrolliert (Müller u. Furniss, 2013). Nach Behandlung zeigten die Kinder signifikante Verbesserungen im C-TRF/CBCL Total Problem Score mit einem durchschnittlichen Cohen’s d = -0.50 im Urteil der Behandler, d = -0.97 für die nicht-kontrollierten mütterlichen Urteile und d = -0.68 für die kontrollierten mütterlichen Urteile. Im Urteil der Behandler zeigten die Kinder nach Therapie vor allem eine Abnahme der internalisierenden, in etwas geringerem Ausmaß auch eine Abnahme der externalisierenden Symptomatik. Die Effektstärken der Daten der Münsteraner Familientagesklinik liegen dabei über denen anderer klinischer multimodaler Behandlungsangebote für Vorschulkinder, die zwischen d = -0.12 und d = -0.40 angegeben werden (Tse, 2006). Prädiktoren eines Therapieerfolges beim Kind sind in unserer Studie im Behandlerurteil insbesondere das Symptomniveau vor Behandlung, nicht jedoch Kindesalter, Geschlecht, Dauer der Behandlung oder Verbesserung der mütterlichen Psychopathologie. Erwähnenswert ist, dass eine Untergruppe von Kindern (etwa 35 % im Urteil der Behandler, 22 % im nicht-kontrollierten Urteil der Mütter und 25 % im kontrollierten Urteil der Mütter) auch nach Entlassung aus der Familientagesklinik noch eine klinisch relevante Symptomatik aufwies und längerfristiger spezifischer Behandlungsangebote mit enger Verschränkung ambulanter und tagesklinischer Maßnahmen bedurfte (Müller et al., im Druck). 7 Diskussion Dieser Artikel stellt das multiprofessionelle familienpsychiatrische Behandlungskonzept der Familientagesklinik für Vorschulkinder des Universitätsklinikums Münster vor. Da Familienmitglieder und ihre wechselseitigen Beziehungen nicht nur mögliche Risikofaktoren, sondern wertvolle Ressourcen bei der Behandlung psychisch kranker Kinder im Vorschulalter sind, werden Eltern und Geschwister intensiv in die Diagnostik und Behandlung des Indexpatienten einbezogen. Falls nötig, werden auch Eltern als Patienten aufgenommen und in einem integrierten familienpsychiatrischen Ansatz mitbehandelt. Selbsthilfeaspekte stellen ein wichtiges Element des integrierten multifamilien-therapeutischen Ansatzes in der Familientagesklinik für Vorschulkinder dar. Ein Spezifikum der Therapie ist die Intervallbehandlung: Eine halboffene Gruppe von Familien wird 828 C. Postert et al. im Rahmen eines tagesklinischen Zweitagesblocks, eine weitere halboffene Gruppe im Rahmen eines tagesklinischen Dreitagesblocks behandelt (entweder Montag bis Dienstag oder Mittwoch bis Freitag). Der regelmäßige Rhythmus von intensiven ganztägigen Behandlungen in der Klinik und Erprobungstagen im üblichen Umfeld der Kinder und ihrer Familien ermöglicht eine intensive Erprobung therapeutischer Veränderungen in Alltagskontexten wie häuslicher Umgebung oder Kindertagesstätten mit hoher ökologischer Validität, deren Ergebnisse in der Therapiesteuerung unmittelbar berücksichtigt werden. Durch die Kombination von zwei bzw. drei intensiven Behandlungstagen mit längeren Erprobungsphasen sind bei der Intervallbehandlung Gesamtbehandlungszeiten über einen Zeitraum von zwei bis vier Monaten üblich. Darüber hinaus kann die Kontinuität der Sozialbeziehungen der Kinder und der Familien im Alltagsleben aufrechterhalten werden, in manchen Fällen sogar in Teilzeit die berufliche Tätigkeit beider Eltern während der Behandlung. Erste Evaluationsdaten weisen auf die Effektivität des Behandlungskonzepts hin, bedürfen jedoch der weiteren Prüfung insbesondere durch Berücksichtigung längerer Katamnesezeiträume. Fazit für die Praxis Familientagesklinische Ansätze integrieren Eltern an zentraler Stelle in die Behandlung ihres psychisch kranken Kindes im Vorschulalter (0-6 Jahre). In der Familientagesklinik für Vorschulkinder des Universitätsklinikums Münster ergänzen sich multiprofessionelle Einzel- und Gruppenbehandlungen von Kindern und Eltern, videogestützte Therapie der Eltern-Kind-Interaktionen, psychiatrische und psychotherapeutische Behandlung der Eltern sowie familientherapeutische Interventionen in einem integrierten Modell. Aus den berichteten klinischen Erfahrungen und Evaluationsergebnissen kann geschlossen werden, dass die familientagesklinische Intervallbehandlung in Münster effektiv in der Behandlung psychisch kranker Vorschulkinder ist. Literatur Ainsworth, M., Blehar, M., Waters, E., Wall, S. (1978). Patterns of Attachment. Hillsdale, NJ: Erlbaum. Ambridge, B., Theakston, A. L., Lieven, E. V. M., Tomasello, M. (2006). The distributed learning effect for children’s acquisition of an abstract syntactic construction. Cognitive Development, 21, 174-193. Bundesgesundheitsblatt. Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz (2007). 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Christian Postert, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie, Universitätsklinikum Münster, Schmeddingstr. 50, 48149 Münster; E-Mail: [email protected] Sandra Achtergarde, Marlies Averbeck-Holocher, Tilman Fürniss, Jörg Michael Müller, Christian Postert, Georg Romer und Ida Wessing, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie, Universitätsklinikum Münster ipabo_157.55.39.163 Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik im Kindes- und Jugendalter (OPD-KJ): die Achsen im Verlauf von analytischer Kinder- und Jugendpsychotherapie Katharina Weitkamp, Sanna Claaßen, Silke Wiegand-Grefe und Georg Romer1 Summary Operationalized Psychodynamic Diagnostics in Childhood and Adolescence (OPD-CA): The Axis During Psychoanalytic Child- and Adolescent Psychotherapy There is evidence for the effectiveness of psychodynamic therapies in terms of symptom reduction. Up to now, there is little evidence to what extend therapy translates to the improvement of core analytical concepts, like psychic structure, interpersonal relatedness, and intrapsychic conflicts. The current study focuses on these concepts over the course of therapy as well as in connection with outcome. The concepts are assessed with the Operationalized Psychodynamic Diagnostics in Childhood and Adolescence (OPD-CA). Additionally, the OPD-CA axis prerequisites of treatment is tested as a predictor of outcome. 16 therapists rated 146 participating patients at the beginning and the end of therapy within the framework of a study on the effectiveness of psychoanalytical psychotherapy. Therapists rated the OPD-CA as well as the level of psychosocial impairment. Psychic structure, interpersonal relatedness, and intrapsychic conflicts improved significantly over the course of therapy. Positive outcome was predicted by communicative abilities, positive self-relatedness and an undistinctive intrapsychic conflict at the beginning of therapy as well as the improvement of these during therapy. Among the prerequisites of treatment only the subjective level of mental impairment and the intrapsychic resources were predictive of outcome. Psychoanalytic psychotherapy for children and adolescents improved central psychodynamic concepts like psychic structure, interpersonal relatedness, and intrapsychic conflicts. Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63/2014, 831-843 Keywords Operationalized Psychodynamic Diagnostics in Childhood and Adolescence (OPD-CA) – children – psychodynamic diagnostic – outcome – sensitivity to change 1 Wir bedanken uns bei den Therapeuten und Patienten für ihre Teilnahme an der Studie. Die vorliegende Arbeit basiert in Teilen auf der Masterarbeit von Sanna Claaßen, Universität Hamburg aus dem Jahr 2013. Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63: 831 – 843 (2014), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2014 832 K. Weitkamp et al. Zusammenfassung Die Wirksamkeit psychoanalytischer Therapieansätze ist im Hinblick auf die Reduktion der Symptomatik mittlerweile belegt. Inwieweit sich im Lauf einer analytischen Therapie neben der Symptomatik auch komplexe psychoanalytische Konstrukte wie das Strukturniveau, der affektive Selbstbezug und die intrapsychischen Konflikte verändern, ist bislang wenig empirisch beforscht. Die vorliegende Studie betrachtet die mittels der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik im Kindes- und Jugendalter (OPD-KJ) erfassten psychodynamischen Konstrukte Struktur, Beziehung und Konflikt im Therapieverlauf sowie im Zusammenhang zum Therapieerfolg. Des Weiteren wird die OPD-KJ-Achse Behandlungsvoraussetzungen als Prädiktor für den Therapieerfolg betrachtet. Im Rahmen einer Studie zur Wirksamkeit psychoanalytischer Therapien wurden die OPD-KJ sowie die Beeinträchtigungsschwere durch 16 Therapeuten an 146 Patienten zu Therapiebeginn und -ende erhoben. Struktur, Beziehung, und Konflikt verbesserten sich signifikant positiv zwischen Therapiebeginn und -ende. Der Therapieerfolg wurde prädiktiv vorhergesagt durch die kommunikativen Fähigkeiten, einen positiven Selbstbezug und einen gering ausgeprägten wichtigsten Konflikt jeweils zu Therapiebeginn als auch die Verbesserung im Verlauf der Therapie. Von den Behandlungsvoraussetzungen waren lediglich der subjektive Schweregrad der psychischen Beeinträchtigung sowie die intrapsychischen Ressourcen prädiktiv für den Therapieerfolg. Durch analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie verbessern sich im Therapeutenurteil zentrale psychoanalytische Konstrukte wie das Strukturniveau, der affektive Selbstbezug sowie die klinische Bedeutsamkeit intrapsychischer Konflikte Schlagwörter Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik im Kindes- und Jugendalter (OPD-KJ) – Kinder – psychodynamische Diagnostik – Therapieerfolg – Veränderungssensitivität 1 Hintergrund In der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland sind analytische und tiefenpsychologisch fundierte Therapieansätze weit verbreitet. 63,2 % der niedergelassenen Kinder- und Jugendtherapeuten haben eine analytische und/oder tiefenpsychologische Berechtigung (Kassenärztliche Bundesvereinigung, 2011). Die Wirksamkeit dieser psychoanalytischen Therapieansätze ist im Hinblick auf die Reduktion der Symptomatik belegt (Abbass, Rabung, Leichsenring, Refseth, Midgley, 2013). Inwieweit im Lauf einer analytischen Therapie neben der Symptomatik auch zentrale psychoanalytische Konstrukte wie das Strukturniveau, die Beziehungsfähigkeit und die intrapsychischen Konflikte verbessert werden, ist bislang wenig beforscht. Zur Diagnostik dieser psychoanalytischen Konstrukte steht die Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik im Kindes- und Jugendalter (Arbeitskreis OPD-KJ, 2003) zur Verfügung. Aktuell ist mit der OPD-KJ 2 eine vollständig überarbeitete Auflage erschienen (Arbeitskreis OPD-KJ, 2013). Die OPD-KJ stellt eine Ergänzung zum ipabo_157.55.39.163 ����������������������������������������������������������������������������� OPD-KJ-Achsen im Verlauf analytischer Kinder- und Jugendpsychotherapie������ 833 multiaxialen Klassifikationssystem (MAS; Remschmidt, Schmidt, Poustka, 2001) dar. Die OPD-KJ ist eine modular aufgebaute Operationalisierung psychodynamischer Konstrukte zur strukturierten und reliablen Erfassung von Behandlungsvoraussetzungen, intrapsychischen Konflikten, Beziehungsmustern und psychischer Struktur. Die Datenerhebung erfolgt in unstandardisierter auf das Individuum bezogener Interaktion. Das Wahrgenommene wird erst im Anschluss vom Diagnostiker/Therapeuten anhand der Operationalisierung der Achsen Beziehung, Konflikt, Struktur und Behandlungsvoraussetzungen kodiert. Die Diagnostik mit der OPD-KJ kann für die Indikationsstellung sowie den therapeutischen Prozess, z. B. in Form eines Behandlungsfokus, wichtige handlungsleitende Aspekte bieten. Ferner soll das Instrument sich zur Verlaufsmessung eignen und Verlaufsprädiktionen ermöglichen (Resch, Schulte-Markwort, Bürgin, 1998). Erste Befunde zur OPD-KJ in der Psychotherapieforschung zeigten einen prädiktiven Zusammenhang zum Therapieerfolg von familialen Ressourcen, der Beziehung zu Gleichaltrigen, höherer Behandlungsmotivation, besserer Bündnisfähigkeit sowie einer geringeren psychischen und somatischen Beeinträchtigung (Winter, Jelen, Lehmkuhl, 2007). Jelen-Mauboussin und Kollegen (2012) untersuchten die strukturellen Veränderungen von 25 Patienten von Behandlungsbeginn zu ca. 27 Monate danach. Die Kinder und Jugendlichen zeigten signifikante Verbesserungen in der Gesamtintegration auf der Achse Struktur der OPDKJ. Veränderungsmessungen bezüglich der Achse Konflikt und Beziehung der OPD-KJ liegen noch nicht vor. Lediglich eine Einzelfallanalyse zur positiven Entwicklung der Beziehungsfähigkeit wird von Weber (2012) beschrieben. Ziel der vorliegenden Studie war die Prüfung der Veränderungen der OPD-KJ-Achsen im Therapieverlauf. Darüber hinaus wurde der Frage nachgegangen, ob und in welchem Ausmaß etwaige Veränderungen auf den Achsen mit einem Therapieerfolg, gemessen am Rückgang der Beeinträchtigungsschwere, zusammenhängen. Weiteres Ziel war die Betrachtung der Frage, welche Dimensionen der Achse Behandlungsvoraussetzungen eine prädiktive Bedeutung für den Therapieerfolg haben. 2 Methode 2.1 Ablauf und Studiendesign Die Daten der vorliegenden Studie wurden im Rahmen der Hamburger Studie zur Wirksamkeit psychoanalytischer Behandlungen von Kindern und Jugendlichen erhoben (Wiegand-Grefe, Weitkamp, Timmermann, Romer, 2012). Dabei handelt es sich um eine naturalistische Praxisstudie in Zusammenarbeit mit 26 niedergelassenen psychoanalytisch ausgebildeten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten.2 Das 2 Im Folgenden wird der besseren Lesbarkeit halber das generische Maskulinum verwendet, Therapeutinnen und Patientinnen sind stets mitgemeint. 834 K. Weitkamp et al. Forschungsprojekt wurde von der Vereinigung analytischer Kinder- und JugendlichenPsychotherapeuten e.V. (VaKJP) gefördert und durch die Ethikkommission der Ärztekammer Hamburg genehmigt. Zwischen September 2007 und Juli 2010 haben 393 Kinder und Jugendliche eine Psychotherapie bei den teilnehmenden Therapeuten begonnen. 231 Patienten haben sich zur Teilnahme bereit erklärt (58,78 %), davon waren 177 Patienten Interventionspatienten und 54 Wartelisten-Kontrollgruppenpatienten. In die vorliegende Studie wurde eine Teilstichprobe von 146 Interventionspatienten einbezogen, für welche das Therapeutenurteil zu Therapiebeginn und -ende vorlag. Zwischen den Teilnehmern und Nicht-Teilnehmern gab es keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich zentraler Parameter wie Alter, Geschlecht, Störungsart, Ausmaß der Belastung und familiärem Funktionsniveau. Die teilnehmenden Familien erhielten ein Aufklärungsschreiben und gaben ihr schriftliches Einverständnis. Die Fragebogen wurden den Therapeuten und Familien postalisch zugestellt. Zu Therapiebeginn und -ende sowie je nach Therapiedauer zu fünf Zwischenmessungen im Laufe der Therapie füllten die Therapeuten Fragebogen aus. Für die vorliegenden Auswertungen wurde das Therapeutenurteil zu Therapiebeginn und -ende betrachtet. 2.2 Stichprobe Von den 146 Interventionspatienten waren 91 weiblich (62,3 %) und zu Therapiebeginn im Durchschnitt 12,69 Jahre alt (SD = 4,59, Range 4-21 Jahre). 46,3 % der Patienten lebten mit beiden Elternteilen, 53,7 % bei alleinerziehenden Elternteilen. Die Erfassung der Diagnosen erfolgte zum einen über ein halbstrukturiertes diagnostisches Interview mit dem Scheduled Assessment of Depression and Schizophrenia (Kiddie-SADS – Present Version; Delmo, Weiffenbach, Gabriel, Stadler, Poustka, 2001) sowie durch den behandelnden Psychotherapeuten. K-SADS Diagnosen lagen für 106 Patienten vor (72,6 %). Bei 49 Patienten (46,2 %) wurde eine affektive Störung diagnostiziert, bei 49 Patienten eine Angststörung (46,2 %), bei 32 Patienten eine Anpassungs- und Belastungsstörung (30,2 %), bei 30 eine externalisierende Störung (28,3 %), bei weiteren 35 Patienten (33,9 %) eine sonstige andere Störung, wie z. B. Essstörungen, Ticstörungen, Enkopresis, Enuresis oder elektiver Mutismus. Eine Komorbidität von mindestens zwei diagnostizierten Störungen lag bei 77 Patienten vor (72,6 %). Die Therapie dauerte im Durchschnitt M = 23,56 Monate (SD = 14,28) und umfasste im Mittel M = 92,12 Therapiesitzungen (SD = 55,89). Diese Teilstichprobe von 146 Patienten wurde von 19 Therapeuten behandelt (von den anderen sieben Therapeuten lagen keine Daten zu Therapiebeginn und -ende zu einem Patienten vor). 16 Therapeuten waren weiblich (84.21 %). Die Therapeuten waren zu Beginn der Studie M = 56,9 Jahre alt (SD = 3,7). Alle Therapeuten hatten eine abgeschlossene Ausbildung zum analytischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten und mehrjährige Praxiserfahrung. Die durchschnittliche Berufserfahrung der Therapeuten betrug zu Beginn der Studie M = 15,8 Jahre (SD = 5,5). Die Therapeuten leisteten M = 28,3 Therapiestunden (SD = 4,04) pro Woche. ipabo_157.55.39.163 ����������������������������������������������������������������������������� OPD-KJ-Achsen im Verlauf analytischer Kinder- und Jugendpsychotherapie������ 835 2.3 Instrumente Die verwendeten Instrumente waren Teil einer umfassenderen Testbatterie. Beschrieben werden hier nur die für diese Fragestellung relevanten Instrumente. 2.3.1 OPD-KJ Im Folgenden werden die verwendeten Achsen der OPD-KJ näher beschrieben. Die Achse Beziehung ermöglicht es, das Beziehungsverhalten in drei unterschiedlichen Bereichen abzubilden: dem objektgerichteten, dem subjektgerichteten sowie dem selbstbezüglichen „Kreis“. In der vorliegenden Studie wurde nur der selbstbezügliche Kreis eingesetzt. Der Selbstbezug wird jeweils auf zwei orthogonalen und bipolaren Dimensionen eingeschätzt, die kreisförmig angeordnet sind. Auf der waagerechten Achse findet sich die Dimension Affiliation (sich Genuss verschaffend versus sich quälend), auf der senkrechten Achse findet sich die Dimension Kontrolle (sich kontrollierend versus frei und sorglos mit sich umgehend). Die auf den 45° liegenden Kategorien sind jeweils Mischformen aus den Dimensionen. Für jede der acht Kategorien wird der Grad der Ausprägung von 1 = nicht vorhanden bis 4 = sehr stark vorhanden eingeschätzt. Die Achse Konflikt beschreibt acht Konfliktthemen, welche von 0 = nicht vorhanden bis 3 = vorhanden und sehr bedeutsam eingeschätzt werden. Darüber hinaus werden die beiden wichtigsten Konflikte gekennzeichnet und der Modus der Verarbeitung global eingeschätzt (vierfach gestuft von vorwiegend aktiv bis vorwiegend passiv). Die Konflikte sind Abhängigkeit versus Autonomie, Unterwerfung versus Kontrolle, Versorgung versus Autarkie, Selbstwertkonflikt, Loyalitätskonflikt, Ödipaler Konflikt, Identitätskonflikt und schwere Lebensbelastungen.3 Die Achse Struktur umfasst die drei Dimensionen Steuerung, Selbst- und Objektwahrnehmung und Kommunikative Fähigkeiten. Die Dimensionen werden auf vier bzw. fünf Aspekten der Dimension sowie auf einem Gesamtwert eingeschätzt von 1 = gute Integration bis 4 = Desintegration. Die Gesamtwerte sollen anhand der Operationalisierungen nach klinischem Ermessen vergeben werden und können vom rechnerischen Durchschnitt abweichen. Die Achse Behandlungsvoraussetzungen besteht aus drei Kategorien, deren Items jeweils nach Ausprägungsgrad eingeschätzt werden von 0 = nicht vorhanden bis 3 = hoch. Die Kategorien sind subjektive Dimensionen (z. B. subjektiver Schweregrad der Beeinträchtigung), Ressourcen (z. B. Beziehungen zu Gleichaltrigen) und Therapievoraussetzungen (z. B. Einsichtsfähigkeit). Die psychometrische Güte der OPD-KJ ist zufrieden3 In der aktuellen Neufassung der OPD-KJ 2 (Arbeitskreis OPD-KJ, 2013) wurde der Konflikt Autonomie vs. Abhängigkeit in Nähe-Distanz Konflikt umbenannt, Versorgung vs. Autarkie wurde umbenannt in Selbstversorgen vs. Versorgtwerden und der Loyalitätskonflikt wurde umbenannt in Schuldkonflikt. 836 K. Weitkamp et al. stellend (Weitkamp, Wiegand-Grefe, Romer, 2012). Alle teilnehmenden Therapeuten erhielten für die im Rahmen der Studie vorgenommene OPD-KJ-Diagnostik eine gesonderte Schulung. 2.3.2 Beeinträchtigungsschwere Der Beeinträchtigungsschwere-Score für Kinder und Jugendliche (BSS-K; Fahrig, Hartmann, Kronmüller, unveröffentl. Manuskript) umfasst vier Dimensionen: psychische, somatische, sozial-kommunikative und Leistungsbeeinträchtigung und besteht aus sechs Items. Jedes Item wird vom Therapeuten auf einer fünfstufigen Skala von 0 = überhaupt nicht bis 4 = sehr stark geratet. Ein Gesamtwert steht für das Ausmaß der Beeinträchtigung (Cut-Off > 6; Stefini et al., 2008). Die Retest-Reliabilität lag bei rtt = .84 (Fahrig et al., unveröffentl. Manuskript). 2.4 Auswertungen Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS 20.0. Für alle Auswertungen wurde das Signifikanzniveau auf α ≤ .05 festgelegt. Die Einschätzung der Effektstärken folgte gängigen Kriterien (Cohen, 1988). Im Rahmen der Berechnungen der Skalengesamtwerte wurde das Item Krankheitsgewinn der Skala Therapievoraussetzungen vorab umgepolt. Der selbstbezügliche Kreis der Achse Beziehung wurde in zwei Subskalen berechnet (Weitkamp, Wiegand-Grefe, Romer, 2013; Winter, Jelen, Pressel, Lenz, Lehmkuhl, 2011). Die positive sowie die negative selbstbezügliche Beziehung wurden somit durch jeweils vier Items erfasst. Die Analyse der Veränderungen auf den Achsen Beziehung, Konflikt und Struktur der OPD-KJ zwischen Therapiebeginn und -ende erfolgte mittels einfaktorieller Varianzanalysen mit Messwiederholung. Zur Überprüfung des Zusammenhangs der Veränderungen in den OPD-KJ-Achsen mit Veränderungen in der Beeinträchtigungsschwere wurden multiple lineare Regressionen berechnet. Untersucht wurde, ob die Veränderungen auf den OPD-KJ-Achsen (Prädiktoren) den Rückgang in der Beeinträchtigungsschwere (abhängige Variable) vorhersagen können. Vorab wurden Differenzvariablen gebildet (Therapiebeginn/t1 – Therapieende/t2), sodass positive Werte positiven Veränderungen in den OPD-KJ-Achsen und der Beeinträchtigungsschwere entsprechen. In der Regression wurden darüber hinaus die jeweiligen OPDKJ-Ausgangswerte zu t1 sowie die Beeinträchtigungsschwere zu t1 als Prädiktoren mit aufgenommen, um für unterschiedliche Ausgangsniveaus zu kontrollieren. Die Prädiktoren wurden schrittweise in die Regression eingeschlossen. Die Voraussetzungen für die Verfahren wurden vorab geprüft. Normalverteilung, Varianzhomogenität und Homoskedastizität konnten angenommen werden. Mulitkollinearität für die Regression konnte ausgeschlossen werden. ipabo_157.55.39.163 ����������������������������������������������������������������������������� OPD-KJ-Achsen im Verlauf analytischer Kinder- und Jugendpsychotherapie������ 837 3 Ergebnisse Die Stichprobe wurde von den Therapeuten zu Therapiebeginn insgesamt als deutlich beeinträchtigt wahrgenommen. Die Struktur wurde im Durchschnitt als mäßig integriert eingeschätzt (Steuerung: M = 2,13; SD = 0,55; Selbst/Objekterleben: M = 1,93; SD = 0,55; Kommunikative Fähigkeiten: M = 1,97; SD = 0,55). Die Therapeuten schätzten den positiven Selbstbezug durchschnittlich als etwas vorhanden ein (M = 2,31; SD = 0,81), den negativen Selbstbezug hingegen als mittelmäßig vorhanden (negativ: M = 2,86; SD = 0,92). Als wichtigster Konflikt wurde zu Therapiebeginn an erster Stelle Versorgung versus Autarkie (26,2 %) benannt, gefolgt von Selbstwertkonflikt (18,6 %), Abhängigkeit versus Autonomie (17,2 %) und Unterwerfung versus Kontrolle (14,5 %). Die anderen Konflikte wurden eher selten als wichtig angesehen (< 9,7 %). Die Ausprägung des wichtigsten Konflikts wurde überwiegend als sehr bedeutsam angesehen (M = 2,74, SD = 0,60). 3.1 Prä-post Veränderung in den OPD-KJ-Achsen Struktur. Die Berechnung der einfaktoriellen Varianzanalyse mit Messwiederholung zeigte, dass sich die Ausprägungen auf den drei Dimensionen der Achse Struktur zwischen Therapiebeginn und -ende signifikant positiv in der Größenordnung von großen Effektstärken veränderten (s. Tab. 1). Tabelle 1: Mittelwerte und Standardabweichungen der Achsen Struktur, Beziehung (selbstbezüglicher Kreis) und Konflikt zu Therapiebeginn und -ende Struktur Struktur Steuerung Selbst-/Objekterleben Kommunikative Fähigkeiten Selbstbezüglicher Kreis Positive Beziehung Negative Beziehung Konflikt Wichtigster Konflikt Therapiebeginn Therapieende F M (SD) M (SD) p η² 2,14 (0,55) 1,94 (0,55) 1,97 (0,55) 1,65 (0,55) 1,55 (0,52) 1,59 (0,54) 144,000 85,252 102,230 <.001 <.001 <.001 ,454 ,373 ,415 2,30 (0,80) 2,86 (0,92) 3,34 (0,78) 2,04 (0,74) 119,712 105,385 <.001 <.001 ,557 ,424 2,74 (0,60) 1,83 (0,89) 144,635 <.001 ,503 Beziehung (selbstbezüglicher Kreis). Im Selbstbezug der Patienten ergab eine einfaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung auf dem Faktor Zeit, dass mit positiven Selbstgefühlen verbundener Umgang der Patienten mit sich selbst signifikant über die Zeit zunahm. Mit negativen Selbstgefühlen verbundener Umgang mit sich selbst nahm dagegen zwischen Therapieanfang und -ende signifikant ab. Nach Cohen (1988) sind die Effekte als groß einzuschätzen (s. Tab. 1). 838 K. Weitkamp et al. Konflikt. Die Durchführung einer einfaktoriellen Varianzanalyse mit Messwiederholung zeigte eine signifikante Abnahme der Virulenz für den wichtigsten Konflikt mit großen Effekten (s. Tab. 1). 3.2 OPD-KJ-Achsen als Prädiktoren für den Therapieerfolg Die Hypothese, dass die Veränderungen auf den OPD-KJ-Achsen Struktur, Konflikt und Beziehung eine Symptomveränderung zum Therapieende vorhersagen können, wurde mittels multiplen Regressionsanalysen untersucht. Hierzu wurden die Ausgangswerte sowie die Differenzwerte t1-t2 der Achsen schrittweise in die Regression eingeschlossen. Abhängige Variable war die Veränderung der Beeinträchtigungsschwere von t1-t2. Das finale Modell ist in Tabelle 2 dargestellt. Durch die eingeschlossenen Prädiktoren konnten 63 % der Varianz aufgeklärt werden. Signifikante Prädiktoren waren die Verbesserung der kommunikativen Fähigkeiten (β = ,35), ein höherer Ausgangswert der Beeinträchtigungsschwere (β = ,67), die Verbesserung im selbstbezüglichen Kreis/positiv (β = ,50), der Ausgangswert im selbstbezüglichen Kreis/positiv (β = ,40), bessere kommunikative Fähigkeiten zu Therapiebeginn (β = -,17), die Verbesserung im wichtigsten Konflikt (β = ,17) sowie eine geringere Ausprägung im wichtigsten Konflikt (β = -,12). Tabelle 2: Multiple Regression mit den Ausgangswerten (t1) sowie den Veränderungen (t1-t2) auf der Achse Struktur als Prädiktoren für die Veränderung der Beeinträchtigungsschwere im Therapieverlauf Korr. R² b Eingeschlossene Prädiktoren β t p 95% KI U/O .63 t1-t2 Differenz Kommunikative Fähigkeiten t1 Beeinträchtigungsschwere t1-t2 Differenz selbstbezügl. Kreis/positiv t1 selbstbezügl. Kreis/positiv t1 Kommunikative Fähigkeiten t1-t2 Differenz wichtigster Konflikt t1 wichtigster Konflikt 3,17 0,76 2,21 2,05 -1,27 0,79 -0,83 ,35 4,971 ,67 10,518 ,50 6,359 ,40 5,002 -,17 -2,314 ,17 2,652 -,12 -2,046 <,001 1,91/4,43 <,001 0,61/0,90 <,001 1,52/2,89 <,001 1,24/2,86 ,022 -2,36/-0,18 ,009 0,20/1,38 ,043 -1,63/-0,03 Anmerkungen: KI = Konfidenzintervall, U = untere Grenze, O = obere Grenze, t1 = Therapiebeginn, t2 = Therapieende Behandlungsvoraussetzungen. Es wurde mittels einer multiplen linearen Regression geprüft, ob die Items der Achse Behandlungsvoraussetzungen zu t1 den Rückgang der Beeinträchtigungsschwere von t1 zu t2 vorhersagen können. Das finale Regressionsmodell erklärte 9,6 % der Varianz (s. Tab. 3) und umfasste zwei Items: den subjektiven Schweregrad der psychischen Beeinträchtigung (β = .25, p ≤ .016) sowie intrapsychische Ressourcen (β = .23, p ≤ .028). Das bedeutet, dass lediglich eine hohe subjektive Beeinträchtigung durch die psychische Symptomatik sowie gut ausgeprägte intrapsychische Ressourcen im Umfang kleiner Effekte für den Therapieerfolg prädiktiv waren. ipabo_157.55.39.163 ����������������������������������������������������������������������������� OPD-KJ-Achsen im Verlauf analytischer Kinder- und Jugendpsychotherapie������ 839 Tabelle 3: Multiple Regression mit den Items der Achse Behandlungsvoraussetzungen als Prädiktoren für die Veränderung der Beeinträchtigungsschwere im Therapieverlauf Eingeschlossene Prädiktoren Korr. R² b β t p 95% KI U/O 1,36 0,25 2,450 ,016 0,26/2,46 1,32 0,23 2,235 ,028 0,15/2,49 .10 Subjektiver Schweregrad psychischer Beeinträchtigung Intrapsychische Ressourcen Anmerkungen: KI = Konfidenzintervall, U = untere Grenze, O = obere Grenze, t1 = Therapiebeginn, t2 = Therapieende 4 Diskussion In der vorliegenden Studie wurde die Veränderung psychodynamischer Konstrukte wie Struktur, Beziehung und intrapsychische Konflikte im Verlauf von analytischer Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie betrachtet. Darüber hinaus wurde untersucht, ob die Achsen der OPD-KJ den Therapieerfolg vorhersagen können bzw. die Veränderung in den Achsen mit dem Therapieerfolg im Zusammenhang stehen. Des Weiteren wurde der Zusammenhang der Behandlungsvoraussetzungen zum Therapieerfolg betrachtet. Die varianzanalytische Prüfung der Veränderungen der Ausprägungen auf den Achsen Struktur, Konflikt und Beziehung ergab signifikant positive Veränderungen auf allen drei Achsen zwischen Therapiebeginn und -ende. Die Verbesserungen bezüglich der Achse Struktur zeigten sich hierbei auf den drei Dimensionen Steuerung, Selbst- und Objekterleben und Kommunikative Fähigkeiten im Sinne einer Verbesserung des strukturellen Integrationsniveaus. Jelen-Mauboussin und Kollegen (2012) kamen im Rahmen einer Veränderungsmessung mit der Strukturachse zu vergleichbaren Ergebnissen. Die Patienten wiesen zwei Jahre nach ihrer stationären Behandlung ein signifikant höheres Integrationsniveau der Struktur als zu Behandlungsbeginn auf. Während sich auf der Dimension Steuerung und Kommunikative Fähigkeiten bedeutsame Verbesserungen zeigten, veränderten sich die Ausprägungen auf der Dimension Selbst- und Objekterleben dort nicht signifikant (Jelen-Mauboussin et al., 2012). Eine mögliche Ursache für diesen Befund könnte die kleine Stichprobe von 25 Patienten sein, die durch eine hohe Drop-out-Rate verursacht wurde. Zudem nahm im Rahmen der vorliegenden Arbeit ein mit positiven Selbstgefühlen einhergehender Umgang der Patienten mit sich selbst (affektiv positiv getönter Selbstbezug) signifikant zu. Hinsichtlich des negativen affektiv getönten Selbstbezuges zeigte sich außerdem eine signifikante Abnahme zwischen Therapiebeginn und -ende mit großen Effekten. Auch bezüglich der Achse Konflikt zeigte sich, dass sich die Ausprägung des wichtigsten Konflikts zwischen Therapiebeginn und -ende signifikant positiv veränderte. In der Operationalisierung der Konfliktachse bedeutet dies, dass dieser Konflikt bei Therapieende weniger dysfunktional und entwick- 840 K. Weitkamp et al. lungsbeeinträchtigend organisiert war. Nach den Einschätzungen der Therapeuten war der wichtigste Konflikt auch zu Therapieende im Mittel noch vorhanden, hatte jedoch an Bedeutsamkeit verloren. Die vorliegenden Befunde sprechen damit dafür, dass eine analytische Therapie neben der belegten Symptomreduktion (Abbass et al., 2013) auch im Hinblick auf spezifische psychodynamische Konstrukte wirksam ist. Im Rahmen der Überprüfungen, wie die Ausgangswerte und die Veränderung auf den Achsen Struktur, Beziehung und Konflikt mit dem Therapieerfolg also der Reduktion der Beeinträchtigungsschwere zum Therapieende zusammenhängen, zeigte sich eine prädiktive Bedeutung für die Verbesserung der kommunikativen Fähigkeiten, den Ausgangswert der Beeinträchtigungsschwere, die Verbesserung im affektiv positiv getönten Selbstbezug, den Ausgangswert im positiv getönten Selbstbezug, bessere kommunikative Fähigkeiten zu Therapiebeginn, die Verbesserung im wichtigsten Konflikt sowie eine geringere Ausprägung im wichtigsten Konflikt zu Therapiebeginn. Demnach erscheinen gewisse Ausgangsbedingungen günstiger für den Therapieverlauf zu sein, insbesondere die kommunikativen Fähigkeiten des Patienten. Aber auch gewisse Verbesserungen im Verlauf der Therapie, wie z. B. ein positiverer Selbstbezug oder eine deutlichere Konfliktreduktion, waren mit einem Rückgang der Beeinträchtigung assoziiert. Bei den Behandlungsvoraussetzungen zeigte sich, dass lediglich eine hohe subjektive Beeinträchtigung durch die psychische Symptomatik sowie gut ausgeprägte intrapsychische Ressourcen den Therapieerfolg prädiktiv vorhersagen konnten, bemerkenswerterweise jedoch nicht die differenziert operationalisierten Items subjektiver Leidensdruck, Veränderungsmotivation und Spezifische Therapiemotivation. Dies mag Anlass geben, die Konzeption der Differenzierung dieser Items bzw. die Validität ihrer Operationalisierung kritisch zu hinterfragen. Es bleibt künftigen Studien mit der Neufassung der OPD-KJ 2 vorbehalten zu prüfen, ob die bei Therapiebeginn erhobenen Behandlungsvoraussetzungen in ihrem prädiktiven Wert auf den Behandlungsverlauf aussagekräftiger sind als in der vorliegenden Studie. Im Vergleich zu den Ergebnissen der Studie von Winter, Jelen und Lehmkuhl (2007) waren in dieser Studie damit die intrapsychischen Ressourcen im Hinblick auf die Prädiktion des Therapieerfolges bedeutsamer als familiale und soziale Ressourcen. Die Autoren stellten familiale Ressourcen, die Beziehung zu Gleichaltrigen, eine höhere Behandlungsmotivation, eine bessere Bündnisfähigkeit sowie eine geringere psychische und somatische Beeinträchtigung als wichtige Prädiktoren für den Therapieerfolg fest. In der Studie von Jelen wurde der Therapieverlauf anhand verschiedener Beurteilerperspektiven erfasst. Dies kann eine mögliche Ursache für die Unterschiede in den Ergebnissen sein. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie verdeutlichen, dass sich die Struktur, Konflikte und Beziehungsfähigkeit im Verlauf von analytischer Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie bei einer hochbelasteten, meist komorbiden naturalistischen Stichprobe aus Therapeutensicht positiv veränderten. Bei der untersuchten Stichprobe handelte es sich um eine klinische Inanspruchnahme-Population mit einem breiten Störungsspektrum und hoher klinischer Repräsentativität. Die OPD-KJ-Achsen zeigten sich sensitiv bezüglich therapieinduzierter Veränderungen. ipabo_157.55.39.163 ����������������������������������������������������������������������������� OPD-KJ-Achsen im Verlauf analytischer Kinder- und Jugendpsychotherapie������ 841 5 Limitationen Bei der Interpretation der vorliegenden Ergebnisse gilt es einige methodische Limitationen zu berücksichtigen. In der vorliegenden Untersuchung wurde aufgrund ökonomischer Restriktionen lediglich der selbstbezügliche Kreis der Beziehungsachse miteinbezogen. Neben dem Selbstbezug sollten künftige Untersuchungen, wie in der OPD-KJ-Diagnostik vorgesehen, auch die interpersonelle Beziehungsgestaltung berücksichtigen. Wie in der OPD-KJ-Diagnostik beabsichtigt, sollte neben der Analyse des interpersonellen Beziehungsverhaltens auf dyadischer Ebene die Befunderhebung auch auf triadischer Ebene stattfinden. Auf diese Weise würde ein komplexerer Blick auf das Beziehungssystem des Kindes mit den realen Abhängigkeiten des Kindes ermöglicht werden. Eine methodische Schwäche liegt in der geringen internen Konsistenz des negativen selbstbezüglichen Kreises der Achse Beziehung. Als Zielkriterium für den Therapieerfolg wurde die von den Therapeuten eingeschätzte Beeinträchtigungsschwere gewählt, um einen Beurteiler-Bias zu vermeiden, der durch wechselnde Beurteilerperspektiven anzunehmen wäre. Die Therapeuten haben ebenfalls die OPD-KJ-Ratings abgegeben. Wählt man ein anderes Zielkriterium für den Therapieerfolg, beispielsweise die vom Elternteil eingeschätzte Symptomreduktion (erfasst mit der Child Behavior Checklist, CBCL; Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist, 1998), weist lediglich die Steuerung einen signifikanten Zusammenhang zur Symptomreduktion auf. Dies ist teilweise auf die geringe Übereinstimmung zwischen verschiedenen Beurteilerperspektiven zurückführbar (De Los Reyes u. Kazdin, 2005). Zur Abschätzung der Robustheit der präsentierten Befunde ist es in zukünftiger Forschung wichtig, die Befunde mit einem objektiven Fremdmaß zu replizieren, dass den Therapieerfolg nicht allein aus Behandlerperspektive erfasst. Hierzu würden sich z. B. klinische Interviews bei Behandlungsbeginn und -ende durch von der Therapie unabhängige Untersucher sowie OPD-KJ-Fremd-Ratings anhand videografierter psychodynamischer Erstinterviews eignen. Interessant wäre gewesen, die Stabilität der erzielten Verbesserungen zu betrachten. Für die Verbesserung der Symptomatik zeigten sich in der Stichprobe beispielsweise stabile Effekte ein Jahr nach Therapieende (Weitkamp et al., eingereicht). Da die Therapeuten ihre Patienten nach Therapieende jedoch nicht wieder gesehen haben, konnte die OPD-KJ in der Katamnese nicht eingesetzt werden. 842 K. Weitkamp et al. Fazit für die Praxis Das strukturelle Integrationsniveau, der affektive Selbstbezug und die klinische Bedeutsamkeit intrapsychischer Konflikte werden im Verlauf einer analytischen Kinderund Jugendtherapie deutlich verbessert. Die OPD-KJ eignet sich als Verlaufsinstrument und kann neben zentralen Aspekten wie Indikationsstellung und Fokus in der Therapie zur Qualitätssicherung und Therapieevaluation dienen. Aus der differenzierten Betrachtung der Psychodynamik von Patienten können wichtige Kenntnisse für die Therapiegestaltung und für die Prozessdokumentation gewonnen werden. Des Weiteren trägt die differenzierte Herangehensweise zu einem ganzheitlicheren Bild von Therapieverläufen bei. So bleibt zu hoffen, dass einzelne methodische Schwächen, die sich im Rahmen psychometrischer Untersuchungen zur OPD-KJ gezeigt haben (Weitkamp et al., 2012), durch die Überarbeitungen in der Neufassung der OPD-KJ-2 (Arbeitskreis OPD-KJ, 2013) überwunden wurden und mit der OPD-KJ 2 künftig als qualitätssicherndes und therapieevaluierendes Instrument zur Verfügung steht, das im Rahmen der Wirksamkeitsforschung analytischer Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie eine deutlich verbesserte Validität haben wird. Literatur Abbass, A. A., Rabung, S., Leichsenring, F., Refseth, J. S., Midgley, N. (2013). Psychodynamic psychotherapy for children and adolescents: A meta-analysis of short-term psychodynamic models. Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry, 52, 863-875. Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist (1998). Elternfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen – Deutsche Bearbeitung der Child Behavior Checklist (CBCL/418) (2. Aufl.). Köln: Arbeitsgruppe Kinder-, Jugend- und Familiendiagnostik (KJFD). Arbeitskreis OPD-KJ (2013). OPD-KJ-2 – Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik im Kindes- und Jugendalter. Bern: Huber. Arbeitskreis OPD-KJ (Hrsg.) (2003). Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik im Kindes- und Jugendalter – Grundlagen und Manual. Bern: Hans Huber. Cohen, J. (1988). Statistical power analysis for the behavioral sciences (2. Aufl.). Hillsdale, NJ: Erlbaum. De Los Reyes, A., Kazdin, A. E. (2005). Informant discrepancies in the assessment of childhood psychopathology: A critical review, theoretical framework, and recommendations for further study. Psychological Bulletin, 131, 483-509. doi: 10.1037/0033-2909.131.4.483 Delmo, C., Weiffenbach, O., Gabriel, M., Stadler, C., Poustka, F. (2001). Scheduled Assessment of Depression and Schizophrenia, Kiddie-SADS – Present and Lifetime Version (KSADS-PL) (5. Aufl.). Frankfurt a. M.: Klinik für Psychiatrie und Psychiatrie des Kindesund Jugendalters. Fahrig, H., Hartmann, M., Kronmüller, K. T. (unveröffentl. Manuskript). Beeinträchtigungsschwere-Score für Kinder und Jugendliche (BSS-K) – Rating Manual (Unveröffentlichtes Manuskript). Heidelberg: Universität Heidelberg. ipabo_157.55.39.163 ����������������������������������������������������������������������������� OPD-KJ-Achsen im Verlauf analytischer Kinder- und Jugendpsychotherapie������ 843 Jelen-Mauboussin, A., Klipsch, O., Pressel, C., Lenz, K., Lehmkuhl, U., Winter, S. (2012). Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik des Kindes- und Jugendalters – Veränderungsmessung mit der Strukturachse bei Kindern und Jugendlichen mit psychiatrischer Störung. Psychotherapeut, 58, 24-30. doi: 10.1007/s00278-012-0954-4 Kassenärztliche Bundesvereinigung (2011). Grunddaten zur vertragsärztlichen Versorgung in Deutschland. Verfügbar unter: http://www.kbv.de/media/sp/Grunddaten_2011.pdf Remschmidt, H., Schmidt, M., Poustka, F. (2001). Multitaxiales Klassifikationsschema für psychische Störungen des Kindes- und Jugendalters nach ICD-10 der WHO (4. Aufl.). Bern: Hans Huber. Resch, F., Schulte-Markwort, M., Bürgin, D. (1998). Operationalisierte psychodynamische Diagnostik im Kindes- und Jugendalter – Ein Beitrag zur Qualitätssicherung. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 47, 373-386. Stefini, A., Geiser-Elze, A., Hartmann, M., Horn, H., Winkelmann, K., Kronmüller, K. T. (2008). Bindungsstil und Therapieerfolg in der psychodynamischen Kurzzeittherapie bei Kindern und Jugendlichen. Psychotherapie und psychologische Medizin, 59, 68-74. Weber, M. (2012). Anwendungsmöglichkeiten der OPD-KJ Achse Beziehung. Kinderanalyse, 20, 21-42. Weitkamp, K., Daniels, J. K., Baumeister-Duru, A., Wulf, A., Daubmann, A., Romer, G., Wiegand-Grefe, S. (eingereicht). Effectiveness of psychoanalytic psychotherapy for children and adolescents with severe anxiety psychopathology in a naturalistic treatment setting. Weitkamp, K., Wiegand-Grefe, S., Romer, G. (2012). Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik im Kindes- und Jugendalter (OPD-KJ): Ein systematischer Review zur empirischen Validierung. Kinderanalyse, 20, 148-170. Weitkamp, K., Wiegand-Grefe, S., Romer, G. (2013). Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik im Kindes- und Jugendalter (OPD-KJ): Reliabilität und Konstruktvalidität der Achsen Struktur und Behandlungsvoraussetzungen. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 62, 243-254. Wiegand-Grefe, S., Weitkamp, K., Timmermann, H., & Romer, G. (2011). Hamburger Studie zur Wirksamkeit psychoanalytischer Behandlungen von Kindern und Jugendlichen. In A. Springer, B. Janta & K. Münch (Eds.), Angst (pp. 147-160). Gießen: Psychosozial-Verlag. Winter, S., Jelen, A., Lehmkuhl, U. (2007). Ist die Achse „Behandlungsvoraussetzungen“ der OPD-KJ ein Prädiktor für den Therapieerfolg? Kongressbeitrag auf der DGPPN, Berlin. Nervenarzt, 78, 492. Winter, S., Jelen, A., Pressel, C., Lenz, K., Lehmkuhl, U. (2011). Klinische und empirische Befunde zur OPD-KJ. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 60, 41-59. Korrespondenzanschrift: Dr. Katharina Weitkamp, Zentrum für klinisch-psychologische Forschung und Familienforschung (ZKPF), MSH Medical School Hamburg, Am Kaiserkai 1, 20457 Hamburg; E-Mail: [email protected] Katharina Weitkamp und Silke Wiegand-Grefe, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und psychosomatik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf; jetzt im Zentrum für klinischpsychologische Forschung und Familienforschung (ZKPF) an der MSH Medical School Hamburg; Sanna Claaßen, Fachbereich Psychologie, Universität Hamburg; Georg Romer, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und psychosomatik, Universitätsklinikum Münster AUTOREN UND AUTORINNEN Sandra Achtergarde, Dr. phil., Dipl.-Psych., wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik, Universitätsklinikum Münster. Marlies Averbeck-Holocher, Dr. med., Dipl.-Psych., leitende Oberärztin der Klinik für Kinderund Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik, Universitätsklinikum Münster. Aline Baader, seit 2012 Assistenzärztin in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Heidelberg. Sanna Claaßen, Psychologin (M. Sc.) in Ausbildung zur Tiefenpsychologischen Psychotherapeutin am ZAP-Nord in Lübeck. Tilman Fürniss, Prof. Dr. med., Professor em. und ehemaliger Direktor der Klinik für Kinderund Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik, Universitätsklinikum Münster. Michael Kaess, Dr. med., Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -Psychotherapie und Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Heidelberg. Annette M. Klein, Dr. phil., Dipl.-Psych., wissenschaftliche Mitarbeiterin und Forschungskoordinatorin an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters, Universität Leipzig. Jörg Michael Müller, Dr. phil., Dipl.-Psych., Forschungskoordinator der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik, Universitätsklinikum Münster. Tanja Müller-Göttken, Dipl.-Psych., Psychologische Psychotherapeutin, Psychoanalytikerin (DPV/IPA) und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters, Universität Leipzig. Christian Postert, Dr. med., Dr. phil., wissenschaftlicher Mitarbeiter der Klinik für Kinderund Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik, Universitätsklinikum Münster und Professor mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie an der Hochschule für Gesundheit in Bochum. Franz Resch, Prof. Dr. med., Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Psychoanalytiker, ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Psychosozialen Zentrum, Universitätsklinikum Heidelberg. Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63: 844 ­– 845 (2014), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2014 ipabo_157.55.39.163 Autoren und Autorinnen 845 Georg Romer, Prof. Dr. med., Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie am Universitätsklinikum Münster. Klaus Schmeck, Prof. Dr. med., Dipl.-Psych., Ordinarius für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Basel. Kai von Klitzing, Prof. Dr. med., Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Psychoanalytiker (IPA), Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters, Universität Leipzig. Katharina Weitkamp, Dr. phil., Dipl.-Psych., methodische Leitung des Zentrums für klinischpsychologische Forschung und Familienforschung an der MSH Medical School Hamburg. Ida Wessing, Dr. rer. nat., Dipl.-Psych., wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik, Universitätsklinikum Münster. Silke Wiegand-Grefe, Prof. Dr. rer. nat., Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der MSH Medical School Hamburg. Leiterin des Zentrums für klinisch-psychologische Forschung und Familienforschung und der Psychotherapeutischen Hochschulambulanz der MSH. Lars O. White, M.Sc., B.Sc., Verbundprojektkoordinator AMIS, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters, Universität Leipzig. GUTACHTER UND GUTACHTERINNEN Über den Herausgeberkreis hinaus waren 2014 eine Reihe von Gutachterinnen und Gutachtern für die Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie tätig. Herausgeberinnen, Herausgeber und Redaktion danken den folgenden Referentinnen und Referenten für ihre ausführlichen und detaillierten Stellungnahmen. Prof. Dr. Françoise Alsaker, Bern Prof. Dr. Cord Benecke, Kassel PD Dr. Corinna Bergelt, Hamburg Dr. Thomas Beyer, Münster Prof. Dr. Sarah Yvonne Brandl, Münster Dr. Andreas Eickhorst, München Dr. Sylvia Eimecke, Marburg Dr. Reinhold Feldmann, Münster Prof. Dr. Lutz Goldbeck, Ulm Prof. Dr. Michael Günter, Stuttgart Prof. Dr. Marcus Hasselhorn, Frankfurt/M. Dr. Sandra Lutz Hochreutener, Zürich Prof. Dr. Bettina Janke, Heidelberg PD Dr. Inge Kamp-Becker, Marburg PD Dr. Monika Keller, Heidelberg Dr. Martin Knollmann, Essen Dr. Jörn Moock, Lüneburg Prof. Dr. Christoph Möller, Hannover Dr. Jan Pauschardt, Fulda Prof. Dr. Friedemann Pfäfflin, Ulm Dr. Wilhelm Preuss, Hamburg Dr. Brigitte Ramsauer, Hamburg Prof. Dr. Udo Rauchfleisch, Basel Dr. Olaf Reis, Rostock Prof. Dr. Hertha Richter-Appelt, Hamburg Prof. Dr. Udo Rolle, Frankfurt/M. Prof. Dr. Klaus Sarimski, Heidelberg Prof. Dr. Renate Schepker, Ravensburg Prof. Dr. Sören Schmidt, Düsseldorf Prof. Dr. Klaus A. Schneewind, München Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Würzburg Prof. Dr. Inge Seiffge-Krenke, Mainz Dr. Peter Sitzer, Bielefeld Manuel Stoiber, München Prof. Dr. Annette Streeck-Fischer, Göttingen Prof. Dr. Ulrich Strehlow, Freiburg Dr. Regina Taurines, Würzburg Dr. Ulf Thiemann, Heidelberg Dr. Anne Toussaint, Hamburg Cornelia Tsirigotis, Frankfurt/M. Dr. Holger von der Lippe, Magdeburg Prof. Dr. Andreas Warnke, Würzburg Prof. Dr. Sabine Weinert, Bamberg Dr. Katharina Weitkamp, Hamburg Lars Otto White, Leipzig Dr. Sibylle-Maria Winter, Berlin Prof. Dr. Ute Ziegenhain, Ulm Dr. Marina Zulauf Logoz, Zürich Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63: 846 (2014), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2014 ipabo_157.55.39.163 BUCHBESPRECHUNGEN Hopf, H. (2014). Die Psychoanalyse des Jungen. Stuttgart: Klett-Cotta, 384 Seiten, 44,95 €. Auf dieses Buch haben wir lange gewartet: Hans Hopf, zweifellos einer der bedeutendsten deutschen Kinderanalytiker, legt eine umfangreiche Anthologie des Jungen vor. Dieses Schwergewicht von 400 Seiten enthält die ganze Kompetenz, Kreativität und Begeisterung, dieses erfahrenen Therapeuten, der unerschrocken und mutig ein Skotom aufgreift. Wir müssen uns wirklich fragen: Wie konnten wir all die Jahre den Jungen immer nur durch die „weibliche Brille“ als „femme manque“ betrachten, als jemand, der sich nicht ausreichend an unsere weiblich geprägten Ideologie anpasst, stört, laut ist, auf seine Autonomie bedacht und – trotz jahrzehntlanger weiblicher Sozialisation – die Sehnsucht nach den philobatischen Weiten nicht ganz aufgegeben hat? Es macht nachdenklich, wie ambivalent unser Männerbild ist und dass sich, wie Hans Hopf belegt, viele Jungen von der „geknickten Männlichkeit“ nicht mehr erholen werden und zu einer gutartigen narzisstischen Integrität ihrer Männlichkeit im Erwachsenenalter gelangen können. Nachdem sowohl in den frühen analytischen Schriften von Helene Deutsch und Karen Horney, erst recht aber in den analytischen Diskursen der Nachkriegszeit, mehr das Thema Mütter und (etwas weniger häufig) Töchter im Vordergrund stand, wurde es wirklich Zeit, Jungen auf der Suche nach ihrer Identität zu begleiten und die einzigartigen, besonderen Charakteristiken dieses Geschlechts herauszuarbeiten. Das Buch von Hans Hopf ist unerschrocken und mutig aber auch mutmachend – und es zeugt von einem unglaublich reichen theoretischen und therapeutischen Wissen: Das beginnt bereits mit der sehr persönlichen Einleitung, die den Bogen spannt von den Kriegskindern ohne Väter über traumatisierte Väter der Nachkriegszeit zu Kriegskindern als spätere Väter bis zur Frage „Wieviel Junge darf es sein?“ Und es ist eine klare Absage an das Schwarz-Weiß-Denken – keines der Geschlechter ist besser als das andere! Durch die Dominanz des weiblichen Geschlechts in der Erziehung, auch der öffentlichen Erziehung, erscheinen Jungen nämlich oft ungenügend mentalisiert und symbolisierungsfähig. Komplex und vielschichtig werden biologische Grundlagen, die Geschlechtsentwicklung beim Jungen ebenso behandelt wie die psychoanalytischen Theorien, die die Vater-Sohn- Beziehung und die Mutter-Sohn-Beziehung umfassen. In faszinierenden Fallbeispielen beschreibt Hans Hopf wie sich die Mutter der sich entwickelnden Sexualität ihres Sohnes behutsam, neugierig, aber auch ängstlich nähert und wie dem kleinen Jungen die Entidentifizierung mit der Mutter gelingt – oder misslingt: Sind Mutters Schürzenbänder elastisch genug, lassen sie dem Sohn genügend Freiheit? Insbesondere an bestimmten Schaltstellen der Triebentwicklung, bei der Bearbeitung des Kastrationskomplexes, des Ödipuskomplexes ist der hilfreiche Vater notwendig, proPrax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63: 847 – 852 (2014), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2014 848 Buchbesprechungen fitieren Jungen von der Aktivierung des Explorationssystems, für dessen Förderung Männer, Väter zuständig sind. Daher beschreibt ein weiteres wichtiges Kapitel die sich entwickelnde Beziehung zwischen Vater und Sohn, ausgehend von der psychoanalytischen Bedeutung des Vaters nach Freud und dem Gesetz des Vaters nach Lacan. Dabei geht es unter anderem um entscheidende Identifizierungen mit dem Vater und die Bildung des Über-Ichs bei seinem Sohn. Aus der Sicht des Sohnes wird zwischen imaginärem Vater, symbolischem und realem Vater unterschieden – das ist insbesondere bezüglich der häufig beklagten „Vaterabwesenheit“ auch in Zweielternfamilien eine wichtige Unterscheidung – und der Sohn auf dem Weg zur Erkundung der nichtmütterlichen Welt liebevoll begleitet. Aber auch das Verständnis, das Hans Hopf für den Vater hat, ist bewegend. Die durchaus schwierige Situation für alle drei, Vater – Mutter – Sohn, aufzugreifen, mit Humor und Feingefühl zu beleuchten und therapeutische Hilfen aufzuzeigen, ist Hans Hopf überragend gelungen. Die einzigartige Mischung aus Neugier, Humor, kritischer Reflexion und warmherzigen therapeutischen Interventionen macht das Buch zu einer faszinierenden Lektüre, die zeigt, dass die Entwicklung eines Sohnes ein Abenteuer ist, auf das man sich einlassen muss, das öfter Angst und Unsicherheit weckt und mit dem zunehmenden Alter des Kindes immer neue Kompetenzen vom Vater, von der Mutter und vom Paar erfordert. Eindrucksvoll wird in vielen wunderbaren Fallbespielen erörtert, wie sich der VaterSohn-Konflikt, der Mutter-Sohn-Konflikt, die „Störung“ des Sohnes, die Anlass für die Aufnahme therapeutischer Hilfe ist, aus der Biografie seiner Eltern, ihren bisherigen Erfahrungen und ihrem Erleben der Partnerschaft entwickeln kann. Dabei ist hervorzuheben, dass es Hans Hopf gelingt, bei der Triangulierung die Paarebene nie aus den Augen zu lassen, das heißt die Tatsache, dass der Sohn im triadischen Spiel, in der Interaktion mit den Eltern auch Erfahrungen macht und internalisiert, die die Paarbeziehung seiner Eltern betreffen. Es wird deutlich, wie die Probleme gemeinsam mit dem Therapeuten gemeistert werden können – und dass das auch Spaß macht! Es ist ein absolutes Lesevergnügen, Hans Hopf sozusagen bei der therapeutischen Arbeit über die Schulter zu schauen, seinen spielerischen und liebevollen Umgang mit allen Dreien, insbesondere aber seine große Empathie für den Sohn zu erleben. Für mich als Entwicklungspsychologin ist es natürlich ein besonderer Genuss, die feinsinnigen und differenzierten Entwicklungsschritte des Sohnes von den frühen Entwicklungsstufen über die Latenz und Adoleszenz nachzulesen – mit all den klugen und interessanten Ausführungen zur Vaterabwesenheit, zum Hass auf und der Sehnsucht nach dem Vater. Wie warmherzig und liebevoll das lustvolle Kräftemessen, Angstlust und gefährliche Mutproben, der Aufbau der Illusion einer narzisstischen Unabhängigkeit geschildert wurde! Es ist hervorzuheben, das zentrale Tabuthemen wie Sexualität und Aggression, aber auch die gesellschaftliche Realität mutig aufgegriffen und fundiert bearbeitet werden. Überhaupt: Die neuen Medien, die gesellschaftliche Realität – das Computerspielen als „Beruhigungsmittel“ für Jungen – man spürt, dass Hans Hopf in seiner therapeutischen Arbeit wirklich auf dem Boden der gegenwärtigen Realität steht und die innere und ipabo_157.55.39.163 Buchbesprechungen 849 äußere Welt unglaublich gut verbinden kann. Mit anderen Worten: Es ist ein absolut wunderbares Buch, packend zu lesen und für den Praktiker im Feld von Therapie und Beratung mit Sicherheit ein sehr großer Gewinn. Für mich ist es das schönste und spannendste Buch, das ich in den letzten Jahren gelesen habe. Inge Seiffge-Krenke, Mainz Schanze, C. (2014). Psychiatrische Diagnostik und Therapie bei Menschen mit Intelligenzminderung. Ein Arbeits- und Praxisbuch für Ärzte, Psychologen, Heilerziehungspfleger und -pädagogen (2. Aufl.). Stuttgart: Schattauer, 468 Seiten, 54,99 €. Die Überarbeitung des vor sieben Jahren erstmalig erschienenen Arbeits- und Praxisbuches begründet der Herausgeber mit der „zunehmenden Etablierung psychiatrischer Diagnostik und Therapie bei Menschen mit Intelligenzminderung“ innerhalb der Psychiatrie, was insbesondere zu einem weiter gespannten ambulanten Netzwerk spezialisierter Versorgungsangebote geführt habe. Dadurch sei es gelungen, „moderne, wissenschaftlich fundierte Behandlungskonzepte für diese besondere Patientengruppe zugänglich zu machen“. Der Band enthält nunmehr 33 Kapitel, die jeweils einem der vier Bereiche „Grundlagen der Diagnostik“, „ICD-10-Störungsbilder“, „Therapieverfahren“ und „Pädagogik, Betreuung und forensische Aspekte“, einer Art Restkategorie zugeordnet sind. Die Beiträge beziehen sich ausschließlich auf erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung, behandeln aber Themen, die durchaus auch für den Kinder- und Jugendbereich relevant sind. Die ICD-10-orientierten Diagnosekapitel, die etwa die Hälfte des Bandes ausmachen, enthalten jeweils eine allgemeine Einführung in das Störungsbild und sodann Informationen zu den diagnostischen und therapeutischen Besonderheiten bei Menschen mit Intelligenzminderung. Ein oder mehrere Fallbeispiele bilden jeweils den Abschluss. Die Autoren der Einzelbeiträge scheinen durchaus unterschiedliche Vorstellungen vom Personenkreis der Menschen mit Intelligenzminderung zu haben. Teilweise fragt man sich, wie die Behandlungsvorschläge zu einem IQ < 70 passen können, etwa wenn im Kapitel „Persönlichkeitsstörungen“ ein Muster-Behandlungsvertrag abgedruckt ist, der Klauseln wie „Wenn ich an einer Stunde nicht teilnehme, arbeite ich den Inhalt bis zur nächsten Stunde nach“ enthält. Dies erklärt sich möglicherweise mit dem Vorgehen einiger Autoren, auch Menschen mit Lernbehinderung in die Betrachtung einzubeziehen bzw. ihr Augenmerk sogar vornehmlich auf diese zu richten, ein schlecht definierter Personenkreis, für den aber nach landläufiger Auffassung keine behinderungsspezifischen Besonderheiten auszumachen sind. Der Informationsgehalt der Beiträge fällt sehr unterschiedlich aus. Einige beruhen auf sorgfältiger Sichtung auch angloamerikanischer Fachliteratur und werden dem eingangs formulierten Anspruch des Werkes durchaus gerecht. Andere ignorieren 850 Buchbesprechungen die Publikationslage weiträumig und begnügen sich mit der Weitergabe individueller klinischer Erfahrungen oder lassen behinderungstypische Aspekte weitgehend außer Acht. In einigen Kapiteln finden sich ausgesprochen nützliche Hinweise, z. B. zu Epilepsie oder Ess- und Schlafstörungen. Auch in den Kapiteln, die sich den Behandlungsmöglichkeiten widmen, werden die behinderungstypischen Spezifika der verschiedenen psychotherapeutischen Ansätze nur begrenzt deutlich. Der vierte Teil enthält Beiträge zu Pädagogik, Pflege, Betreuungsrecht, psychiatrischen Versorgungsstrukturen, Maßregelvollzug, Krisenmanagement und ein schwer einzuordnendes Kapitel zum „besseren Verständnis der Erfahrungswelt von Menschen mit Intelligenzminderung“. Dieses Buch fällt nicht nur um 25 Seiten kürzer aus als vom Verlag behauptet, sondern erfüllt auch nicht den vom Klappentext induzierten Anspruch, einen „umfassenden … Überblick über sämtliche psychiatrischen (sic!) Störungsbilder bei Menschen mit Intelligenzminderung“ zu geben. Es ist aber zumindest teilweise in der Lage, dem Praktiker brauchbare Informationen an die Hand zu geben. Es fehlen wichtige Themen wie selbstverletzendes Verhalten oder Schmerz, die insbesondere bei Menschen mit schwereren Ausprägungsformen der Intelligenzminderung von Bedeutung sind. Leser, die Literaturverweise nicht für überflüssige Platzverschwendung, sondern für wertvolle Arbeitshilfen halten, vermissen die abgedruckten Quellenangaben. Diese müssen von der Verlagshomepage heruntergeladen werden – ein lästiger Umstand. Desgleichen sind die Demonstrationsfilme, anders als in der Erstauflage, nicht mehr als DVD beigefügt, sondern müssen ebenfalls online gesehen werden, was leistungsfähige Datennetze voraussetzt, die allerdings in absehbarer Zeit nicht flächendeckend gewährleistet sind. Dieter Irblich, Auel Schuchardt, E. (2013) Warum gerade ich? Leben lernen in Krisen (13. Aufl.). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 360 Seiten, 19,99 €. Dieses Buch enthält so etwas wie das Lebenswerk von Erika Schuchardt. Über 2000 Lebensgeschichten der letzten 100 Jahre hat sie auf Gemeinsamkeiten hin untersucht. Die nach Themen sortierte Literaturliste nimmt einen großen Teil des Buches ein. Allein diese Bibliografie ist ein wertvolles Nachschlagewerk für alle, die von Krisen getroffen sind, aber auch für all jene, die sie privat oder beruflich begleiten. Personen, die interviewt wurden, fanden oft Halt im christlichen Glauben, aber häufig gerade nicht in den Kirchen. Betroffene fühlten sich eher als Objekt für „gute Werke“, sehnten sich aber nach echter Begegnung in Augenhöhe und Anteilnahme. Wo dies gelingt, ist es eine Bereicherung, auch für die Begleiter (s. Kapitel 4). Krisenverarbeitung wird als Lernprozess verstanden. Der Weg durch eine Krise scheint der Autorin wie eine Spirale, eine Form, die sie sie in vielen Varianten ipabo_157.55.39.163 Buchbesprechungen 851 entdeckt, z. B. in der Natur und in der Kunst. Einige eindrucksvolle Bilder werden dazu veröffentlicht. Sie entwickelt einen achtfachen Spiralweg zur Krisenbewältigung, aufwärts gehen ihn die Betroffenen, abwärts die Nichtbetroffenen, die sich in Interaktion mit ersteren befinden. Der Weg geht von 1) Ungewissheit, geschockt sein und nicht annehmen können zu 2) der Gewissheit. Dann kommt ein von ihr als sehr wichtig empfundener Schritt 3) Aggression, zu dem die Frage „warum gerade ich“ gehört. In Schritt 4) wird verhandelt, in 5) eher Depression erlebt, um dann 6) zu einer Annahme zu finden. Das ist die Voraussetzung zu 7) Aktivität und 8) Solidarität mit anderen. Dies bleibt ein lebenslanges Lernen, denn Krisen können in jedem Leben nicht vermieden werden. Ihre These, dass Aggression in diesem Prozess nötig ist und christlicher Glaube dies auffangen kann, in Anklage an und Klage vor Gott, findet sie in den vielen Biografien bestätigt. Dabei gibt es eine naiv-apathische und eine kritisch-sympathische Form. Die Biographie von Pearl S. Buck, die ein geistig behindertes Kind hatte, wird dargestellt, hier lassen sich die einzelnen Phasen gut erkennen. Ein Kapitel beschäftigt sich mit Biografien, in denen der Glaube eine wesentliche Rolle spielt: Luise Habel, die an Kinderlähmung, Ingrid Weber-Fast, die an Depressionen leidet, Jacques Lusseyran, der blind war und durch die Nazis politisch verfolgt wurde, Ruth MüllerGarnn und Silvia und Albert Görres, die ebenfalls behinderte Kinder hatten. Besonders beeindruckend ist die Geschichte der krebskranken Laurel Lee. Als Nichttheologin, aber als kirchlich engagierte Frau, stellt Schuchardt verschiedene theologische Ansätze dar, die sich speziell mit Leid befasst haben: Dorothea Sölle, A. M. K. Müller, Giesbert Greshake. Dabei ist ihr selber die Beziehungsdimension am wichtigsten: zu Gott auch bei gefühlter Gottesferne und zum anderen Menschen, um sein Leid durch Mittragen zu lindern und zu ermöglichen, dass die Spirale der Verarbeitung nicht abgebrochen wird. Als besonderes „Bonbon“ liegt dem Buch eine DVD bei: ein Vortrag der Autorin anlässlich der 150-jährigen deutsch-japanischen Freundschaft über Beethoven, der unter seiner Taubheit zu leiden hatte. Dies wird anhand der Hammerklaviersonate erläutert, in der alle acht Phasen der Krisenbewältigung vorkommen und vom Pianisten anschaulich erläutert werden. Dass dieses Buch preisgekrönt und in elf Sprachen übersetzt wurde, darunter koreanisch, scheint absolut berechtigt, allein schon weil die Fülle der bearbeiteten Lebensgeschichten einzigartig ist. Charlotte von Bülow-Faerber, Ilsede 852 Buchbesprechungen Die folgenden Neuerscheinungen können zur Besprechung bei der Redaktion angefordert werden: –– Alvarez, A. (2014). Das denkende Herz. Drei Ebenen psychoanalytischer Therapie mit gestörten Kindern. Frankfurt/M.: Brandes & Apsel, 304 Seiten, 34,90 €. –– Bilke-Hentsch, O. et al. (Hrsg.) (2014). Praxisbuch Verhaltenssucht. Symptomatik, Diagnostik und Therapie bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Stuttgart: Georg Thieme, 264 Seiten, 59,99 €. –– Brehm, R. M. (2014). Handicap: Lesen und Schreiben? Geben Sie niemals auf! Die Chancen phonetisch-phonologischer Strategien. Heidelberg: Springer, 330 Seiten, 19,99 €. –– Gliemann, C., Faichney, N. (2014). Papas Seele hat Schnupfen. Karlsruhe: Monterosa Verlag, 60 Seiten, 19,80 €. –– Jitschin, A. et al. (Hrsg.) (2014). Perspektiven der Bildungsberatung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 228 Seiten, 19,99 €. –– Lempa, G., Troje, E. (Hrsg.) (2014). Zwischen Biologie und Biographie. Einflüsse auf die therapeutische Praxis. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 232 Seiten, 29,99 €. –– Möller, H., Müller-Kalkstein, R. (Hrsg.) (2014). Gender und Beratung. Auf dem Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit in Organisationen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 208 Seiten, 29,99 €. –– Müller-Vahl, K. (2014). Tourette-Syndrom und andere Tic-Erkrankungen im Kindes- und Erwachsenenalter (2., akt. u. erw. Aufl.). Berlin: MWV, 310 Seiten, 44,95 €. –– Pohl, G. (2014). Kindheit – aufs Spiel gesetzt. Vom Wert des Spielens für die Entwicklung des Kindes (4. Aufl.). Heidelberg: Springer, 203 Seiten, 19,99 €. –– Scheidt, C. E. et al. (2014). Narrative Bewältigung von Trauma und Verlust. Stuttgart: Schattauer, 261 Seiten, 34,99 €. –– Seel, H.-J. (2014). Beratung: Reflexivität als Profession. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 269 Seiten, 29,99 €. –– Wöller, W., Kruse, J. (2014). Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. Basisbuch und Praxisleitfaden (4., aktual. Aufl.). Stuttgart: Schattauer, 589 Seiten, 59,99 €. ipabo_157.55.39.163 TAGUNGSKALENDER 16.1.2015 in Essen: Beginn der Seminarreihe Hypno-Systemisches Arbeiten in Beratung und Therapie Auskunft: ifs – Bochumer Str. 50, 45276 Essen; Tel.: 0201-8486560, E-Mail: [email protected], Internet: www.ifs-essen.de 27./28.1.2015 in Essen: Workshop: Systemische Beratung/Therapie mit multikulturellen Klienten Auskunft: ifs – Bochumer Str. 50, 45276 Essen; Tel.: 0201-8486560, E-Mail: [email protected], Internet: www.ifs-essen.de 12.2.2015 in Essen: Beginn der Seminarreihe KOF – Kinderorientierte Familientherapie Auskunft: ifs – Bochumer Str. 50, 45276 Essen; Tel.: 0201-8486560, E-Mail: [email protected], Internet: www.ifs-essen.de 12.-15.2.2015 in Brixen/Südtirol: Start der Fortbildung tiefenpsychologisch fundierte Gruppentherapie für Kinder und Jugendliche Auskunft: Ärztliche Akademie für Psychotherapie von Kindern und Jugendlichen e.V., Spiegelstr. 5, 81241 München; Internet: www.aerztliche-akademie.de 21.2.2015 in Wien/Österreich: Jahrestagung 2015 der Österreichischen Gesellschaft für Psychosomatik in der Inneren Medizin. Sprachlose Seele – klagender Körper Auskunft: Ärztezentrale MED.INFO, Helferstorferstraße 4, A-1014 Wien; Tel.: +43/1-5311648, Fax: +43/1-5311661, E-Mail: [email protected], Internet: www.oegpim.at/veranstaltungen 28.2.2015 in Frankfurt/M.: 21. Konferenz der Arbeitsgemeinschaft für wissenschaftlichen Austausch der VAKJP. Psychoanalytische Behandlung von Essstörungen: Falldarstellung – Manual – Leitlinien – Wirksamkeitsstudien Auskunft: Kerstin Bolduan, Bundesgeschäftsstelle der Vereinigung Analytischer Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (VAKJP), Kurfürstendamm 72, 10709 Berlin; Tel.: 030-32796260, Fax 030-32796266, E-Mail: [email protected] 7./8.3.2015 in Bremen: 64. Kindertherapietage an der Universität Bremen Auskunft: Eva Todisco, Zentrum für Klinische Psychologie der Universität Bremen, Grazer Straße 6, 28359 Bremen; Tel.: 0421-218-68603, Fax: 0421-218-68629, E-Mail: [email protected], Internet: www.zrf.uni-bremen.de Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63: 853 - 854 (2014), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2014 854 Tagungskalender 25./26.3. in Frankfurt/M.: Beratung in Zukunft – Im Zentrum der Hilfen Auskunft: Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V., Internet: www.bke.de 24.4.2015 in Potsdam: Fachtagung Autonomie und Mündigkeit in der Sozialen Arbeit Auskunft: Internet: http://fachtag2015sozialearbeit.wordpress.com 25.4.-2.5.2015 in Klappholttal/Sylt: 30. Entspannungstherapiewoche der Deutschen Gesellschaft für Entspannungsverfahren DG-E e.V. Embodiment, entspannte Körper – verkörperte Entspannung Auskünfte: DG-E e.V.-Geschäftsstelle, Blanckstraße 3, 23564 Lübeck, Tel.: 03212-7070533, E-Mail: [email protected], Internet: www.dg-e.de 13.-17.7.2015 in Salzburg/Österreich: 64. Internationale Pädagogische Werktagung Salzburg. Einander anerkennen Auskunft: Internet: www.bildungskirche.at/Werktagung 19./20.9.2015 in Bremen: 65. Kindertherapietage an der Universität Bremen Auskunft: Eva Todisco, Zentrum für Klinische Psychologie der Universität Bremen, Grazer Straße 6, 28359 Bremen; Tel.: 0421-218-68603, Fax: 0421-218-68629, E-Mail: [email protected], Internet: www.zrf.uni-bremen.de Aus dem Inhalt des nächsten Heftes Thema: Psychotherapie in der Erziehungsberatung K. Diegel: Angstbedingte Schulverweigerung – I. Herrmann: Integrierte Familienberatung als ganzheitliches Hilfeangebot – U. Lux u. M. Hudecek: Aggressives Verhalten von Kindern und Konflikte in der elterlichen Paarbeziehung – T. Schnelzer: Tiefenpsychologische fundierte Psychotherapie in der Erziehungsberatung ipabo_157.55.39.163 Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie Ergebnisse aus Psychotherapie, Beratung und Psychiatrie 63. Jahrgang 2014 Herausgeberinnen und Herausgeber Ulrike Lehmkuhl, Berlin – Albert Lenz, Paderborn – Franz Resch, Heidelberg – Georg Romer, Münster – Maria von Salisch, Lüneburg – Svenja Taubner, Klagenfurt Verantwortliche Herausgeber Franz Resch, Heidelberg Georg Romer, Münster Redakteur Kay Niebank, Bremen Gegründet von A. Dührssen und W. Schwidder Frühere Herausgeber R. Adam, M. Cierpka, A. Dührssen, E. Jorswieck, G. Klosinski, M. Müller-Küppers, W. Schwidder, I. Seiffge-Krenke, F. Specht, A. Streeck-Fischer Vandenhoeck & Ruprecht ISSN 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen Internet: www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Printed in Germany. Satz: Kay Niebank, Hartwigstr. 2c, 28209 Bremen Druck und Bindung: Hubert & Co., Robert-Bosch-Breite 6, 37379 Göttingen Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier ipabo_157.55.39.163 Inhalt Zum Thema / On the Subject Möller, B., Romer, G.: Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter .( Gender Dysphoria in Children and Adolescents). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . von Salisch, M.: Jugendliche im Web 2.0: Risiken und Chancen (Adolescents in Web 2.0: Risks and Chances). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 431 338 Übersichtsarbeiten / Review Articles Baader, A., Schmeck, K., Resch, F., Kaess, M.: Psychotherapie der Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter (Psychotherapy of Personality Disorders in Adolescence). . . Birkle, S., Holtmann, M.: Bipolare Depression im Kindes- und Jugendalter (Bipolar Depression in Childhood and Adolescence). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Chodan, W., Häßler, F., Reis, O.: Programme zur Prävention von sexuellem Missbrauch von Menschen mit geistiger Behinderung (Sexual Abuse Prevention Programs for Individuals with Mental Retardation). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dolle, K., Schulte-Körne, G.: Komplementäre Ansätze zur Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen (Complementary Treatment Methods for Depression in Children and Adolescents). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quindeau, I.: Geschlechtsidentitätsentwicklung jenseits starrer Zweigeschlechtlichkeit (The Development of Gender Identity Beyond Rigid Dichotomy) . . . . . . . . . . . . . . . . Wiencke, C., Lehr, D., Ebert, D. D., Sieland, B., Riper, H., Berking, M.: Internetbasierte Ansätze in der Prävention und Behandlung von depressiven Beschwerden bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen (Internet-based Approaches in Prevention and Treatment of Depressive Symptoms in Adolescents and Young Adults). . . . . . . . Zulauf Logoz, M.: Die Revision und 5. Auflage des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) und ihre Auswirkungen auf die Diagnostik im Kinder-/Jugendbereich (The Revision and 5th Edition of the Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5): Consequences for the Diagnostic Work with Children and Adolescents) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 770 219 82 237 437 395 562 Originalarbeiten / Original Articles Baldus, C., Haevelmann, A., Reis , O., Thomasius, R.: Internalisierendes Problemverhalten und Cannabiskonsum: Zusammenhänge und Einflussvariablen in einer Querschnittsuntersuchung 14- bis 23-jähriger Cannabiskonsumenten (Internalizing Problem Behaviour and Cannabis Use: Associations and Variables of Influence in a Cross-Sectional Study of 14- to 23 Year Old Cannabis Users) . . . . . . . . . . Becker, I., Gjergji-Lama, V., Romer, G., Möller, B.: Merkmale von Kindern und Jugendlichen mit Geschlechtsdysphorie in der Hamburger Spezialsprechstunde 200 IV Inhalt (Characteristics of Children and Adolescents with Gender Dysphoria Referred to the Hamburg Gender Identity Clinic). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Belhadj Kouider, E., Koglin, U., Lorenz, A. L., Dupont, M., Petermann, F.: Interethnische Analysen der Verteilungen psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen in einer Inanspruchnahmepopulation (Interethnic Analyses of Distributions in Children and Adolescents Mental Disorders in a Health Care Utilization). . . . . . . Eichin, C., Fröhlich-Gildhoff, K.: Differenzielle Intervention im Feld der Frühen Hilfen (Differential Indication and Interventions in Early Support Systems for Young Families) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heger, J. P., Brunner, R., Parzer, P., Fischer, G., Resch, F., Kaess, M.: Depression und Risikoverhalten bei Jugendlichen (Depression and Risk Behavior in Adolescence). . . . . . . Juen, F.: Aspekte der Mentalisierungsdiagnostik bei Kindern (Facets of Diagnostics of Mentalization in Childre). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Korte, A., Beier, K. M., Vukorepa, J., Mersmann, M., Albiez, V.: Heterogenität von Geschlechtsidentitätsstörungen bei Jugendlichen: Zur differenziellen Bedeutung der psychiatrischen Komorbidität und individuellen Psychodynamik (About the Heterogeneity in Adolescents with Gender Identity Disorder: Differential Importance of Psychiatric Comorbidity and Considerations of Individual Psychodynamics). . . . . . Lacina, R. M., Staub-Ghielmini, S., Bircher, U., Bianchi, F., Schmeck, K., Schmid, M.: Die Erfassung von Problemverhalten bei Jugendlichen und ihre psychische Belastung im Selbsturteil (Survey of Problematic Behaviour of Adolescents and their Self-Reported Psychopathology). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Meyenburg, B.: Geschlechtsdysphorie im Jugendalter. Schwierige Behandlungsverläufe (Gender Dysphoria in Adolescents: Difficulties in Treatment). . . . . . . . . . . . . Möller, B., Nieder, T. O., Preuss, W. F., Becker, I., Fahrenkrug, S., Wüsthof, A., Briken, P., Romer, G., Richter-Appelt, H.: Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Geschlechtsdysphorie im Rahmen einer interdisziplinären Spezialsprechstunde (Care of Children and Adolescents with Gender Dysphoria in the Context of an Interdisciplinary Special Consultation Service). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Müller-Göttken, T., White, L. O., von Klitzing, K., Klein, A. M.: Reflexive Kompetenz der Mütter als Prädiktor des Therapieerfolgs mit Psychoanalytischer Kurzzeittherapie im Alter von 4-10 Jahren (Maternal Reflective Functioning as a Predictor of Therapeutic Success of Psychoanalytic Short-term Therapy for Children Aged 4-10 Years). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Niemann, K., Häßler, F.: Seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in der stationären Jugendhilfe/Heimerziehung (Children’s and Adolescents’ Mental Health in Residential Youth Care Settings) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto, Y., Andreas, A., von Klitzing, K., Fuchs, S., Klein, A. M.: Traurig, besorgt und ängstlich: Depression und Angststörungen im Vorschulalter – Befunde zu Relevanz, Symptomatik und Beeinträchtigungen (Sadness, Worries and Fears: Depression and Anxiety Disorders in Preschool Age – Results of Relevance, Symptoms and Impairment) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pfetsch, J., Müller, C. J., Walk, S., Ittel, A.: Bewältigung von Cyberviktimisierung im Jugendalter – Emotionale und verhaltensbezogene Reaktionen auf Cyberbullying (Coping of Cybervictimization in Adolescence – Emotional and Behavioral Reactions to Cyberbullying). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ipabo_157.55.39.163 486 272 289 177 723 523 36 510 465 795 590 154 343 Inhalt Postert, C., Achtergarde, S., Wessing, I., Romer, G., Fürniss, T., Averbeck-Holocher, M., Müller, J. M.: Multiprofessionelle Intervallbehandlung psychisch kranker Kinder im Vorschulalter und ihrer Eltern in einer Familientagesklinik (Multiprofessional Intermittent Psychiatric Treatment of Children in Preschool Age and their Parents in a Family Day Clinic). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quitmann, J., Rohenkohl, A., Sommer, R., Petzold, S., Bullinger, M., die deutsche QoLISSY Kliniker Gruppe: Wie erleben betroffene Kinder und Jugendliche ihren Kleinwuchs, und wie ist die Sicht ihrer Eltern? (How do Affected Children and Adolescents Experience their Short Stature, and what is the Point of View of their Parents?) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reich, G., Horn, H., Winkelmann, K., Kronmüller, K.-T., Stefini, A.: Psychoanalytisch-orientierte Fokaltherapie der Bulimia nervosa bei weiblichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Ein Manual (Psychodynamik Focal Therapy of Bulimia Nervosa for Female Adolescents and Young Adults) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rücker, S., Büttner, P., Petermann, U., Petermann, F.: Altersspezifische Effekte am Beginn teilstationärer Jugendhilfemaßnahmen (Age-Specific Effects at the Beginning of In-/Out-/Daypatient Welfare Measures). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rutzen, K. M., Nieder, T. O., Schreier, H., Möller, B.: Die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Geschlechtsdysphorie aus der Sicht internationaler Expertise (Clinical Treatment of Children and Adolescents with Gender Dysphoria from International Experts’ Point of View). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sarimski, K.: Familiäre Belastungen in Pflege- und Adoptionsfamilien mit Kindern mit fetalem Alkoholsyndrom (Caregiver Stress in Foster and Adoptive Parents of Children with Fetal Alcohol Spectrum Disorders). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schindler, I., Desmet, M., Meganck, R., Kächele, H.: Psychoanalytische Einzelfallstudien von Kindern und Jugendlichen: Charakterisierung mit dem „Inventory of Basic Information in Single Cases“ (Psychoanalytic Single Case Studies of Children and Adolescents: Characterisation with the „Inventory of Basic Information in Single Cases“). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schultze-Krumbholz, A., Höher, J., Fiebig, J., Scheithauer, H.: Wie definieren Jugendliche in Deutschland Cybermobbing? Eine Fokusgruppenstudie unter Jugendlichen einer deutschen Großstadt (How do Adolescents in Germany Define Cyberbullying? A Focus-Group Study of Adolescents from a German Major City). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schultze-Krumbholz, A., Zagorscak, P., Wölfer, R., Scheithauer, H.: Das Medienhelden-Programm zur Förderung von Medienkompetenz und Prävention von Cybermobbing: Konzept und Ergebnisse aus der Evaluation (Promotion of Media Competence and Prevention of Cyberbullying Using the Medienhelden Program: Results from an Evaluation Study). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steger, L., Höllwarth, M., Rumpold, G., Juen, B.: Beziehungsmuster bei Müttern von Kleinkindern mit funktioneller Obstipation (Relationship Pattern of Mothers with Functional Constipated Infants). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Suing, M., Petermann, F., Schmidt, M. H., Gollan, T., Sinzig, J.: Das Kompetenzanalyseverfahren (KANN): Autismus-Spektrum-Störungen und/oder ADHS im Vergleich (The German Competence Analysis Questionnaire (KANN): Autismspectrum-disorders and/or ADHD Compared). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V 812 635 2 99 449 649 308 361 379 577 666 VI Inhalt Taubner, S., Curth, C., Unger, A., Kotte, S.: Die Mentalisierende Berufsausbildung – Praxisbericht aus einer Pilotstudie an einem Berufsbildungswerk für lernbehinderte Adoleszente (The Mentalizing Vocational Training – First Results from a Pilot Study with Adolescents with Learning Disabilities) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Taubner, S., Fritsch, S., Lück, M., Vesterling, C., Böhmann, J., Stumpe, A.: Mentalisierung und Bindungstransmission (Mentalization and Attachment Transmission). . . Ulke, C., Klein, A. M., von Klitzing, K.: Auswirkungen von strukturellen Interventionen auf wiederholte kritische Ereignisse in der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie (Effects of Ward Interventions on Repeated Critical Incidents in Child and Adolescent Psychiatric Inpatient Car). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . von Wyl, A.: Mentalisierung und Theory of Mind (Mentalization and Theory of Mind). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wartberg, L., Thomsen, M., Moll, B., Thomasius, R.: Pilotstudie zur Effektivität eines kognitiv-verhaltenstherapeutischen Gruppenprogramms mit psychoedukativen Anteilen für Jugendliche mit pathologischem Internetgebrauch (Pilot Study on the Effectiveness of a Cognitive Behavioural Group Programme for Adolescents with Pathological Internet Use). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weitkamp, K., Claaßen, S., Wiegand-Grefe, S., Romer, G.: Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik im Kindes- und Jugendalter (OPD-KJ): die Achsen im Verlauf von analytischer Kinder- und Jugendpsychotherapie (Operationalized Psychodynamic Diagnostics in Childhood and Adolescence (OPD-CA): The Axis During Psychoanalytic Child- and Adolescent Psychotherapy). . . . . . . . . . . . . . . . . Witt, A., Schmid, M., Fegert, J. M., Plener, P. L., Goldbeck, L.: Temperament und Charaktereigenschaften als protektive Faktoren bei Jugendlichen in stationären Jugendhilfeeinrichtungen (Temperament and Character-Traits as Protective Factors Among Adolescents in Juvenile Residential Facilities). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 738 699 616 730 21 831 114 Leitlinien / Guidelines Meyenburg, B., Korte, A., Möller, B., Romer, G.: Störungen der Geschlechtsidentität im Kindes- und Jugendalter (F64) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 542 Buchbesprechungen / Book Reviews Adam-Lauterbach, D. (2013). Geschwisterbeziehung und seelische Erkrankung. Entwicklungspsychologie, Psychodynamik, Therapie (E. Butzmann). . . . . . . . . . . . . . . . . Bienstein, P., Rojahn, J. (Hrsg.) (2013). Selbstverletzendes Verhalten bei Menschen mit geistiger Behinderung. Grundlagen, Diagnostik und Intervention (D. Irblich) . . . . . Bockmann, A.-K., Kiese-Himmel, C. (2012). ELAN-R. Elternfragebogen zur Wortschatzentwicklung im frühen Kindesalter (L. Unzner) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dammasch, F., Teising, M. (Hrsg.) (2013). Das modernisierte Kind (H.-W. Dielitzsch,) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank, C., Hermanns, L. M., Löchel, E. (Hrsg.) (2013). Jahrbuch der Psychoanalyse – Beiträge zur Theorie, Praxis und Geschichte, Band 66 und Band 67 (M. Hirsch). . . . ipabo_157.55.39.163 418 419 266 75 422 Inhalt Fröhlich-Gildhoff, K. (2013). Angewandte Entwicklungspsychologie der Kindheit. Begleiten, Unterstützen und Fördern in Familie, Kita und Grundschule (L. Unzner). . Hasselhorn, M., Heinze, A., Schneider, W., Trautwein, U. (Hrsg.) (2013). Diagnostik mathematischer Kompetenzen (H. Mackenberg). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hopf, H. (2014). Die Psychoanalyse des Jungen (I. Seiffge-Krenke) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jacob, A. (2014). Interaktionsbeobachtung von Eltern und Kind. Methoden – Indikation – Anwendung. Ein Praxisbuch (K. A. Schneewind). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Landolt, M. A. (2012). Psychotraumatologie des Kindesalters. Grundlagen, Diagnostik und Interventionen (D. Irblich). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lehmkuhl, G., Petermann, F. (Hrsg.) (2014). Fallbuch Scenotest (F. Wienand) . . . . . . . Lehmkuhl, G., Poustka, F., Holtmann, M., Steiner, H. (Hrsg.) (2013). Lehrbuch der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Band 1: Grundlagen, Band 2: Störungsbilder (D. Irblich). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lenz, A., Brockmann, E. (2013). Kinder psychisch kranker Eltern stärken. Informationen für Eltern, Erzieher und Lehrer (E. Schmutz). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Leu, H. R., von Behr, A. (Hrsg.) (2013). Forschung und Praxis der Frühpädagogik. Profiwissen für die Arbeit mit Kindern von 0-3 Jahren (L. Unzner). . . . . . . . . . . . . . . Leuzinger-Bohleber, M., Bahrke, U., Negele, A. (Hrsg.) (2013). Chronische Depression. Verstehen – Behandeln – Erforschen (C. von Bülow-Faerber) . . . . . . . . . . . . . . . . Maercker, A., Forstmeier, S. (Hrsg.) (2013). Der Lebensrückblick in Therapie und Beratung (K. Niebank). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Möller, C., Glaschke, V. (2013). Computersucht. Was Eltern tun können (R. Kammerl). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Müller, A. W., Reisenzein, R. (2013). Emotionen – Natur und Funktion (C. von BülowFaerber). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Müller-Rösler, U., Lehmkuhl, G., Oelsner, W. (2012). Entwicklung neu denken. Mit Kunst lernen und lehren (C. von Bülow-Faerber). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petermann, F., Rißling, J.-K. (Hrsg.) (2013). Fallbuch SET 5-10 (D. Irblich). . . . . . . . . . Rass, E. (Hrsg.) (2012). Allan Schore: Schaltstellen der Entwicklung. Eine Einführung in die Theorie der Affektregulation mit seinen zentralen Texten (M. Naumann-Lenzen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rauwald, M. (Hrsg.) (2013). Vererbte Wunden. Transgenerationale Weitergabe traumatischer Erfahrungen (C. von Bülow-Faerber). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rost, D. H. (2013). Handbuch Intelligenz (M. Mickley). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sarimski, K., Hintermair, M., Lang, M. (2013). Familienorientierte Frühförderung von Kindern mit Behinderung. Beiträge zur Frühförderung interdisziplinär – Band 17 (D. Irblich). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schanze, C. (2014). Psychiatrische Diagnostik und Therapie bei Menschen mit Intelligenzminderung. Ein Arbeits- und Praxisbuch für Ärzte, Psychologen, Heilerziehungspfleger und -pädagogen (D. Irblich). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schuchardt, E. (2013) Warum gerade ich? Leben lernen in Krisen (C. von BülowFaerber). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seidler, G. H., Freyberger, H. J., Maercker, A. (2011). Handbuch der Psychotraumatologie (D. Irblich) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Senf, W., Broda, M., Wilms, B. (2013). Techniken der Psychotherapie. Ein methodenübergreifendes Kompendium (L. Fröhlich). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII 609 325 847 687 71 688 324 555 140 762 690 420 73 72 139 142 70 608 326 849 850 138 763 VIII Namensverzeichnis Neuere Testverfahren / Test Reviews Gleißner, U., Krause, M. P., Reuner, G. (2011). KOPKI 4-6. Fragebogen zur Erfassung kognitiver Prozesse bei 4- bis 6-jährigen Kindern (D. Irblich) . . . . . . . . . . . . . Petermann, F. (2012). SET 5-10. Sprachstandserhebungstest für Kinder im Alter zwischen 5 und 10 Jahren (D. Irblich). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 131 Editorial. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150, 335, 696, 768 Autoren und Autorinnen / Authors . . . . . . . . . . 63, 130, 264, 322, 416, 553, 607, 685, 761, 844 Neuere Testverfahren / Test Reviews. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65, 131 Buchbesprechungen / Book Reviews. . . . . . . . . . 70, 138, 266, 324, 418, 555, 608, 687, 762, 847 Tagungskalender / Congress Dates. . . . . . . . . . . 77, 145, 268, 331, 426, 559, 613, 692, 765, 853 Mitteilungen / News. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148, 328, 558, 611 Gutachter und Gutachterinnen / Reviewers. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 846 Namensverzeichnis Die fett gedruckten Seitenzahlen beziehen sich auf Originalbeiträge Achtergarde, S. 812 Adam-Lauterbach, D. 418 Albiez, V. 523 Andreas, A. 154 Averbeck-Holocher, M. 812 Baader, A. 770 Bahrke, U. 762 Baldus, C. 200 Becker, I. 465, 486 Beier, K. M. 523 Belhadj Kouider, E. 272 Berking, M. 395 Bianchi, F. 36 Bienstein, P. 419 Bircher, U. 36 Birkle, S. 219 Bockmann, A.-K. 266 Böhmann, J. 699 Briken, P. 465 Brockmann, E. 555 Broda, M. 763 Brunner, R. 177 Bullinger, M. 635 Büttner, P. 99 Chodan, W. 82 Claaßen, S. 831 Curth, C. 738 Dammasch, F. 75 Desmet, M. 308 Dolle, K. 237 Dupont, M. 272 Ebert, D. D. 395 Eichin, C. 289 Fahrenkrug, S. 465 Fegert, J. M. 114 Fiebig, J. 361 Fischer, G. 177 Forstmeier, S. 690 Frank, C. 422 Freyberger, H. J. 138 Fritsch, S. 699 Fröhlich-Gildhoff, K. 289, 609 Fuchs, S. 154 Fürniss, T. 812 Gjergji-Lama, V. 486 Glaschke, V. 420 Gleißner, U. 65 Goldbeck, L. 114 Gollan, T. 666 Haevelmann, A. 200 Hasselhorn, M. 325 ipabo_157.55.39.163 Häßler, F. 82, 590 Heger, J. P. 177 Heinze, A. 325 Hermanns, L. M. 422 Hintermair, M. 326 Höher, J. 361 Höllwarth, M. 577 Holtmann, M. 219, 324 Hopf, H. 847 Horn, H. 2 Ittel, A. 343 Jacob, A. 687 Juen, B. 577 Juen, F. 723 Kächele, H. 308 Kaess, M. 177, 770 Kiese-Himmel, C. 266 Klein, A. M. 154, 616, 795 Koglin, U. 272 Korte, A. 523, 542 Kotte, S. 738 Krause, M. P. 65 Kronmüller, K.-T. 2 Lacina, R. M. 36 Landolt, M. A. 71 Lang, M. 326 Lehmkuhl, G. 72, 324, 688 Lehr, D. 395 Lenz, A. 555 Leu, H. R. 140 Leuzinger-Bohleber, M. 762 Löchel, E. 422 Lorenz, A. L. 272 Lück, M. 699 Maercker, A. 138, 690 Meganck, R. 308 Mersmann, M. 523 Meyenburg, B. 510, 542 Moll, B. 21 Möller, B. 431, 449, 465, 486, 542 Möller, C. 420 Müller, A. W. 73 Müller, C. J. 343 Müller, J. M. 812 Müller-Göttken, T. 795 Müller-Rösler, U. 72 Negele, A. 762 Nieder, T. O. 449, 465 Niemann, K. 590 Oelsner, W. 72 Otto, Y. 154 Parzer, P. 177 Petermann, F. 99, 131, 139, 272, 666, 688 Petermann, U. 99 Petzold, S. 635 Pfetsch, J. 343 Plener, P. L. 114 Postert, C. 812 Poustka, F. 324 Preuss, W. F. 465 Namensverzeichnis Quindeau, I. 437 Quitmann, J. 635 Rass, E. 142 Rauwald, M. 70 Reich, G. 2 Reis, O. 82, 200 Reisenzein, R. 73 Resch, F. 177, 770 Reuner, G. 65 Richter-Appelt, H. 465 Riper, H. 395 Rißling, J.-K. 139 Rohenkohl, A. 635 Rojahn, J. 419 Romer, G. 431, 465, 486, 542, 812, 831 Rost, D. H. 608 Rücker, S. 99 Rumpold, G. 577 Rutzen, K. M. 449 Sarimski, K. 326, 649 Schanze, C. 849 Scheithauer, H. 361, 379 Schindler, I. 308 Schmeck, K. 36, 770 Schmid, M. 36, 114 Schmidt, M. H. 666 Schneider, W. 325 Schreier, H. 449 Schuchardt, E. 850 Schulte-Körne, G. 237 Schultze-Krumbholz, A. 361, 379 Seidler, G. H. 138 Senf, W. 763 Sieland, B. 395 IX Sinzig, J. 666 Sommer, R. 635 Staub-Ghielmini, S. 36 Stefini, A. 2 Steger, L. 577 Steiner, H. 324 Stumpe, A. 699 Suing, M. 666 Taubner, S. 699, 738 Teising, M. 75 Thomasius, R. 21, 200 Thomsen, M. 21 Trautwein, U. 325 Ulke, C. 616 Unger, A. 738 Vesterling, C. 699 von Behr, A. 140 von Klitzing, K. 154, 616, 795 von Salisch, M. 338 von Wyl, A. 730 Vukorepa, J. 523 Walk, S. 343 Wartberg, L. 21 Weitkamp, K. 831 Wessing, I. 812 White, L. O. 795 Wiegand-Grefe, S. 831 Wiencke, C. 395 Wilms, B. 763 Winkelmann, K. 2 Witt, A. 114 Wölfer, R. 379 Wüsthof, A. 465 Zagorscak, P. 379 Zulauf Logoz, M. 562 X Sachverzeichnis Sachverzeichnis ADHS 666 Adoleszenz 2, 177 Alter bei Erstauftreten 486 Angststörung 154 auffälliges Verhalten im Jugendalter 36 Autismus 666 Behandlung 21, 219, 237, 431, 465 Behandlungskonzept 812 Behinderung, geistige 82 berufliche Rehabilitation 738 Bewältigungsstrategien 343 Beziehungsmuster 577 Bindung 723 Bindungssicherheit 699 Bipolare Depression 219 Bulimia nervosa 2 - atypische 2 Cannabis 200 Cannabiswirkerwartungen 200 Charakter 114 Cyberbullying 338, 343 Cybermobbing 338, 361, 379 Deeskalation 616 Depression 154, 395 Depressive Störung 237 Diagnosestellung 219 Differenzielle Indikation und Intervention 289 DSM-5 562 Einzelfall 308 Elternperspektive 635 e-Mental-Health 395 Emotion 343 Entwicklung der Geschlechtsidentität 437 Entwicklungspsychologie 730 Entwicklungspsychopathologie 795 Entwicklungsstörungen 82 Epidemiologie 272 Erzählkompetenz 730 Erziehungskompetenz 99 ethnische Gruppe 272 Evaluation 82 evidenz- und konsensbasierte Leitlinie 237 Familienbelastung 649 Familientagesklinik 812 fetales Alkoholsyndrom 649 Fokusgruppen 361, 635 Forschung, qualitative 361 Frühe Hilfen 289 frühe Kindheit 723 geistige Behinderung 82 Geschichtenergänzungsverfahren 723 Geschlechtsdysphorie 449, 523 - im Jugendalter 510 - im Kindesalter 486 Geschlechtsidentität, Entwicklung 437, 486 - Variationen 431, 465 Geschlechtsidentitätsstörung 449, 523 - im Kindesalter 486 Geschlechtsunterschiede 730 Gruppenprogramm 21 Hormonbehandlung 523 Internet 338, 395 Internet Gaming Disorder 21 Internetberatung 338 Internetsucht 21 Internettherapie 338 Interventionen, strukturelle 616 Jugenddelinquenz 36 Jugendhilfe 99 - stationäre 590 Jugendhilfeeinrichtungen, stationäre 114 Jugendliche mit Geschlechtsdysphorie, Psychotherapie 510 ipabo_157.55.39.163 Jugendliche 177, 200, 395, 562, 770 junge Erwachsene 200 Kinder- und Jugendhilfe 666 Kinder und Jugendliche 237, 635 Kinder- und Jugendpsychiatrie, stationäre 616 Kinder 562, 831 Kleinkinder 577 Kleinwuchs 635 klinische Phasen 219 Komorbidität 154 Kompetenzanalyseverfahren (KANN) 666 komplementäre Therapie 237 Kooperation von Jugendhilfe und Gesundheitssystem 289 kritisches Ereignis 616 Lernbehinderung 738 Männlichkeit 437 Medienhelden 379 Mentalisierung 723, 730, 738, 795 Methodologie 308 Migration 272 Missbrauch, sexueller 82 Mobbing 361 Mobiltelefon 338 Mütter 577 mütterliche Mind-Mindedness 699 mütterliche reflexive Kompetenz 795 mütterliches Reflective Functioning 699 Obstipation 577 OPD-KJ 831 Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik im Kindes- und Jugendalter (OPD-KJ) 831 Participant Role-Ansatz 343 Passgenauigkeit von Unterstützung 289 pathologischer Internetgebrauch 21 Persönlichkeitsstörung 770 Prävalenz psychischer Störungen 590 Prävalenz 36 Prävention 82, 379 Präventionsprogramm 738 Problemverhalten, externalisierendes 200, 795 psychische Störungen 272, 562 - Prävalenz 590 psychoanalytische Kurzzeittherapie für Kinder 795 psychodynamische Diagnostik 831 psychodynamische Therapie 2 psychodynamisches Organisationsverständnis 738 Psychopathologie und Geschlechtsdysphorie 510 Psychotherapie 770 Psychotherapie bei Jugendlichen mit Geschlechtsdysphorie 510 Sachverzeichnis Pubertätsunterdrückung 431, 465 Pubertätsverzögerung 449 Qualitätsmanagement 616 Qualitätssicherung 99 Rauschtrinken 36 Regulationsstörungen 577 Resilienz 114 Resilienzfaktoren 114 Ressourcen 666 Risikofaktoren 177 Risikoverhaltensweisen 177 SDQ 36 seelische Gesundheit 590 Selbsthilfe 395 Selbstverletzung 36 sexueller Missbrauch 82 SEYLE-Studie 177 Soziale Kompetenzen 379 soziodemografische Charakteristika 486 stationäre Jugendhilfeeinrichtungen 114 Störungen, psychische 272, 562 Störungsorientierung 2 Symptombelastung, allgemeine 699 Systematisierung 308 Temperament 114 XI Theory of Mind 723, 730 Therapie, komplementäre 237 Therapieerfolg 831 transgender 431, 465 transgenerationale Weitergabe von Bindung 699 Transsexualität 431, 465, 523 Unterstützung 649 Varianten der Geschlechtsidentitätsentwicklung 486 Variationen der Geschlechtsidentität 431, 465 Veränderungssensitivität 831 Verhaltensauffälligkeiten 99 Verlauf 219 Versorgungsforschung 272 Vorschulalter 154, 812 Weiblichkeit 437 Wirksamkeit 99 Wohlbefinden 379 Anne Alvarez Das denkende Herz Drei Ebenen psychoanalytischer Therapie mit gestörten Kindern 304 S., € 34,90, geb. Großoktav ISBN 978-3-95558-066-7 »Minutiös diagnostiziert Alvarez den psychischen Zustand ihrer Patienten, unterscheidet beispielsweise sehr genau, ob ein Kind auf psychopathische Weise von Gewalt fasziniert ist oder einfach voller Gewalt ist, die es nicht verarbeiten kann (...). Anne Alvarez hat wirklich etwas zu sagen.« (Herbert Kley, Psyche) Manfred Endres / Catharina Salamander (Hrsg.) Latenz: Entwicklung und Behandlung Jahrbuch der Kinderund Jugendlichen-Psychoanalyse, Band 3 284 S., € 29,90, geb. Großoktav ISBN 978-3-95558-071-1 Das Latenz-Kind wagt normalerweise den Sprung aus der Familie und beginnt in der Schule zu lernen. Doch in der Latenz offenbaren sich dann Probleme und Konflikte aus vorangegangenen Entwicklungsschritten, die nun psychotherapeutisch bearbeitet werden müssen. Bitte fordern Sie auch unseren kostenlosen Psychoanalysekatalog an: Brandes & Apsel Verlag: E-Mail: [email protected] • www.brandes-apsel-verlag.de Gerne senden wir Ihnen auch unseren kostenlosen Newsletter zu: [email protected] ipabo_157.55.39.163 Veränderte Gesellschaft – Veränderte Familien Herausforderungen für die Diagnostik und Behandlung psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen CME zertifiziert Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e. V. XXXIV. DGKJP KONGRESS mit umfangreichem Fortbildungsprogramm 4. – 7. März 2015 // LMU München Reduzierte Teilnahmegebühren bei Anmeldung und Zahlung bis 31. Dezember 2014 www.dgkjp-kongress.de ipabo_157.55.39.163 Praxis der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie bei Carl-Auer 351 Seiten, Kt, 2. Aufl. 2009 € (D) 29,95/€ (A) 30,80 ISBN 978-3-89670-538-9 220 Seiten, Kt 7., unveränd. Aufl. 2013 € (D) 21,90/€ (A) 22,60 ISBN 978-3-89670-528-0 187 Seiten, 23 Abb., Kbr 6., unveränd. Aufl. 2013 € (D) 14,95/€ (A) 15,40 ISBN 978-3-89670-530-3 283 Seiten, 41 Abb., Kt, 2014 € (D) 29,95/€ (A) 30,80 247 Seiten, Kt, 2008 € (D) 24,95/€ (A) 25,70 ISBN 978-3-89670-627-0 287 Seiten, Kt, 5. Aufl. 2007 € (D) 24,90/€ (A) 25,60 ISBN 978-3-89670-582-2 ISBN 978-3-8497-0034-8 Carl-Auer Verlag • www.carl-auer. de Bei www.carl-auer.de bestellt, deutschlandweit portofrei geliefert! Ein Leitfaden für die Anwendung der OPDKJ-2-Achse in der therapeutischen Praxis Die Konfliktachse der OPD-KJ-2 Ein Fallbuch für die klinische Arbeit Von Inge Seiffge-Krenke, Heiko Dietrich, Petra Adler-Corman, Helene Timmermann, Maike Rathgeber, Sibylle Winter, Christine Röpke. 2014. 164 Seiten, mit 2 Abb. und 6 Tab., kartoniert € 19,99 D ISBN 978-3-525-40244-3 eBook: € 15,99 D ISBN 978-3-647-40244-4 Die Konfliktachse der OPD-KJ-2 stellt eine Bereicherung für die therapeutische Arbeit dar. Wie sie im Einzelnen hilfreich einbezogen werden kann, zeigt dieses Buch aus der Praxis für die Praxis. Die Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik liegt seit 2013 in überarbeiteter Fassung vor (OPD-KJ-2). Im Zentrum dieses Buchs steht die Konfliktachse. Es zeigt, welche typischen intrapsychischen, entwicklungshemmenden Konflikte bei Kindern und Jugendlichen diagnostiziert und wie sie behandelt werden können. Therapeutische Vorgehensweisen in Kurz- und Langzeitbehandlungen, die Elternarbeit und die Anwendung der OPD-KJ-2 bei der Berichterstellung an den Gutachter werden anschaulich beschrieben. Zahlreiche Fallbeispiele aus der Praxis und Supervision verdeutlichen die Relevanz der Konfliktachse für den Alltag in Psychotherapie, Beratung sowie Kinder- bzw. Jugendlichenpsychiatrie und -psychosomatik. www.v-r.de ipabo_157.55.39.163