Zeitbild: Soziale Marktwirtschaft

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Jahrgang 57
Themen der Zeit aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Umwelt und Gesundheit
Soziale
Marktwirtschaft
ChAnCenGleIChheIT
WAChsTUM
WeTTbeWerb
VerAnTWorTUnG
reGeln
sChUldenbreMse
eUroPA
In Zusammenarbeit mit dem
Aktuelle
Materialien für den handlungsorientierten Unterricht
Erfolgsmodell Soziale Marktwirtschaft
Deutschland hat ein Erfolgsmodell: die Soziale Marktwirtschaft. Was heißt das genau?
Das heißt, dass man zum Beispiel sein Leben selbst in die Hand nehmen und frei gestalten
kann. Die Soziale Marktwirtschaft macht das möglich, indem sie gleiche Chancen für
alle gewährleistet. Sie ermöglicht Lebenswege, bei denen die Leistung, nicht die Herkunft
oder das Einkommen der Eltern über Erfolg und Aufstieg entscheiden soll. Soziale Marktwirtschaft sichert zudem einen freien und fairen Wettbewerb in der Wirtschaft. Er sorgt
dafür, dass Unternehmen auf Innovationen, Vielfalt und Einsatzfreude setzen, um Kunden
zu gewinnen. So entstehen mehr Arbeitsplätze, Wachstum und Wohlstand.
Die Soziale Marktwirtschaft gehört zu den besten Traditionen der deutschen Geschichte.
Sie ist der Grund für den Erfolg unserer Volkswirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg.
Dank ihr hat sich ein Versprechen für die größte Mehrzahl der Menschen realisiert, das
lautete: Streng dich an, dann wird was aus dir! Das haben uns unsere Eltern gelehrt und
das ist die Lebenserfahrung, die die allermeisten in Deutschland gemacht haben. Auch
heute muss sich Leistung für alle lohnen. Wir brauchen gute Löhne, die sicherstellen, dass
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am Wohlstandszuwachs teilhaben. Schließlich
tragen sie mit ihrer Arbeit maßgeblich dazu bei. Der Mindestlohn trägt diesem Gedanken
Rechnung.
Deutschlands Wirtschaft und Arbeitsmarkt sind heute in guter Verfassung. Flexible und
innovative Unternehmer und hochqualifizierte Beschäftigte legen immer wieder, jeden
Tag von Neuem, die Grundlage für diesen wirtschaftlichen Erfolg. Wir können uns aber
nicht zurücklehnen. In Zeiten der Digitalisierung und der vierten industriellen Revolution
müssen wir die Soziale Marktwirtschaft weiterentwickeln. Für ein Mehr an Fortschritt,
Freiheit und Gerechtigkeit.
Das können wir nur alle gemeinsam und generationsübergreifend schaffen. Wir brauchen
euch! Eure Ideen, euren Einsatz und euren Unternehmergeist! Damit es uns gelingt,
die Soziale Marktwirtschaft gemeinsam neu mit Leben zu füllen, den Wohlstand und den
sozialen Zusammenhalt in Deutschland zu stärken.
Ihr Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel
Lernziele
Einundzwanzig
Arbeitsblätter
Die Schülerinnen und Schüler sollen





die Grundgedanken der Sozialen Marktwirtschaft kennen,
erkennen, dass die Soziale Marktwirtschaft ein auf Privateigentum begründetes marktwirtschaftlich organisiertes
Wirtschaftssystem darstellt, bei dem der Staat die Rahmenbedingungen setzt und für sozialen Ausgleich sorgt mit
dem Ziel Wohlstand für alle,
die Funktionsweise der Sozialen Marktwirtschaft verstehen
und den zunehmenden internationalen Einfluss, z. B. in
Zusammenhang mit der Finanz- und Staatsschuldenkrise,
erkennen,
grundlegende Ordnungsformen und -elemente der Sozialen
Marktwirtschaft kennen und wissen, dass für die Sicherung
der Funktionsfähigkeit ein Rechtsrahmen erforderlich ist,
verstehen, dass wirtschaftspolitische Entscheidungen
übergeordneten gesellschaftlichen Zielen dienen sollen.
Die Fragestellungen im Überblick:
1. Wieso gab es auf einmal alles?
2. Soziale Marktwirtschaft: Was ist das?
3. Weshalb ist Wirtschaftswachstum wichtig?
4. Warum schafft Wettbewerb Wohlstand?
5. Teuer, günstig oder gerade richtig?
Wie bilden sich die Preise?
6. Welche Aufgaben hat der Staat?
7. Wo steht die Soziale Marktwirtschaft im Grundgesetz?
8. Was ist sozial an der Sozialen Marktwirtschaft?
9. Sozialpartnerschaft: Gemeinsam stärker?!
Didaktisch-methodische
Anregungen
10. „Samstags gehört Vati mir“
11. Die Schuldenfalle: Was macht der Staat?
Diese Ausgabe „Soziale Marktwirtschaft“ soll dazu beitragen, das Vertrauen Jugendlicher in die Problemlösungsfähigkeit der Sozialen Marktwirtschaft zu stärken.
Die Arbeitsblätter ermöglichen einen lebendigen, handlungsorientierten Umgang mit dem komplexen Thema „Soziale
Marktwirtschaft“. Neben der fachlichen Qualifikation und dem
Umgang mit neuen Medien steht deshalb die Schüleraktivität
im Mittelpunkt.
Alle Arbeitsblätter sind als Übungsblätter konzipiert und
bieten neben fachlichen Informationen verschiedene Angebote
für eine abwechslungsreiche Aufbereitung der Thematik.
Zur optimalen Bearbeitung bietet diese Arbeitsmappe
zusätzlich themenbezogene Internetadressen und ein Glossar
mit wichtigen Wirtschaftsbegriffen aus den Arbeitsblättern.
Um wirtschaftliche und soziale Problemstellungen unterschiedlicher Interessengruppen zu verstehen, bieten sich
zudem Rollenspiele an.
12. Europas Finanzen auf einem guten Weg?
13. Welche Regeln brauchen die Finanzmärkte?
14. Welche Gehälter sind gerecht?
15. Welche Rolle spielen Unternehmerinnen und
Unternehmer?
16. Globalisierung – wer sind die Gewinner,
wer die Verlierer?
17. Was tun, wenn die Gesellschaft immer älter wird?
18. Wir brauchen euch!
19. Vorbild Deutschland?!
20. Ist Erfolg Glückssache?
21. Soziale Marktwirtschaft: Alles kapiert?
%
der VW-Käfer: symbol
für den breiten
Wirtschaftsaufschwung
der 60er-Jahre.
12
Wirtschaftswachstum
in Prozent
9
6
Arbeitslosenquote
in Prozent
Beschäftigte
in Millionen
(Skala rechts)
3
0
-3
1950
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
6
deutschland nach dem
Zweiten Weltkrieg: ein
land in schutt und Asche.
-6
Entwicklung des Wirtschaftswachstums, der Anzahl der Beschäftigten und der Arbeitslosi
68
2 Soziale Marktwirtschaft: Was ist das?
Die Väter der Sozialen Marktwirtschaft
1 Wieso gab es auf einmal alles?
1948: Auf einmal gab es alles. Die Währungsreform –
Geburtsstunde der Sozialen Marktwirtschaft
Ludwig Erhard hatte Amerikaner und
Engländer nicht gefragt. Die waren am
20. Juni 1948 völlig überrascht, als Erhard an
diesem Tag nicht nur die Deutsche Mark (DM)
einführte, sondern auch die Preisbindung aufhob. Die Siegermächte waren zwar auch für
die DM, sie hatten die vielen Geldscheine in
Amerika gedruckt und die wertvolle Fracht in
5000 Kisten nach Deutschland geschafft. Die
neue Währung sollte den Menschen Vertrauen geben, die Wirtschaft wieder in Schwung
bringen. Aber die Preise freigeben? Nein,
davor hatten die Alliierten Angst, sie glaubten
nicht daran, dass die Schaufenster über Nacht
voll werden würden. Sie fürchteten Inflation
und Proteste.
Ganz unbegründet waren die Sorgen
nicht. Deutschland war durch den Krieg
zerstört. Die Reichsmark war nichts mehr
wert; die Menschen hatten Hunger. Jeder
Bürger bekam seine Lebensmittel nur auf
Bezugsschein, das reichte aber kaum zum
Überleben. Preise wurden zentral festgesetzt,
die Produktion gesteuert. Wer etwas mehr
als die offizielle Ration haben wollte, musste
dafür auf dem Schwarzmarkt astronomische
Summen bezahlen oder tauschen.
Ludwig Erhard glaubte an die Kreativität
und den Erfindungsgeist der Deutschen.
Wenn die Menschen erst einmal wieder
Vertrauen in die eigene Währung hätten,
so sein Kalkül, würde der Schwarzmarkt
verschwinden, wären die Schaufenster wieder voll. Genau so kam es. Jeder Deutsche
bekam am Tag eins der Währungsreform
40 Mark Kopfgeld. Sparguthaben in der
alten Reichsmark wurden getauscht; für
100 Reichsmark gab es 6,50 DM. Löhne
und Mieten wurden im Verhältnis eins zu
eins umgestellt. Das Wunder geschah: Über
Nacht holten die Händler ihre Waren aus den
Verstecken; man konnte wieder einkaufen.
Plötzlich gab es Bohnenkaffee und Südfrüchte. Selbst ein Volkswagen wurde innerhalb
von acht Tagen geliefert, wenn man 5300
DM bezahlen konnte.
Das Entscheidende war das Vertrauen in
die neue Währung. Das war der Grundstock
für das Wirtschaftswunder; die Schwarzmärkte trockneten über Nacht aus. Anfangs
sorgte Inflation für Unmut, aber auch die
verschwand rasch, weil die Unternehmen die
Produktion ausweiteten und die Wirtschaft
wieder in Gang kam.
Der Schwarzhandel blühte
Ohne Rucksack ging gar nichts.
Obwohl Heinz Grüter am Ende des
Krieges erst 17 Jahre alt war, ließen
ihn seine Eltern immer wieder mit
dem völlig überfüllten Zug von
Essen nach Westfalen fahren. Die
Bauern dort wollten feine Tücher,
er brauchte Lebensmittel gegen den
Hunger. Also besorgte er sich in der
Tuchfabrik Stoff und dafür bekam
er Speck und Eier. Aus Westfalen
zurück, bezahlte er seinen Essener
Tuchlieferanten mit Lebensmitteln.
Weil er geschickt tauschte, blieb
am Ende immer genügend für die
eigene Familie übrig.
Der erste Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland
hieß Ludwig Erhard (1897–1977). Gemeinsam mit Alfred MüllerArmack und Walter Eucken entwickelte er das Konzept der Sozialen
Marktwirtschaft. Sie wollten die Vorteile der freien Wirtschaft
fördern und deren Nachteile durch klare Regeln eindämmen.
Daher plädierten sie vehement für ein Wirtschaftssystem, das auf
Wettbewerb, Vertragsfreiheit, freie Preisbildung, Privateigentum
und Haftung für wirtschaftliche Entscheidungen setzt. Ludwig
Erhard bereitete die Einführung der Deutschen Mark als neue Währung vor und beendete
die strenge Regulierung der Nachkriegswirtschaft mit der Währungsreform am 20. Juni
1948. Die Reformen führten zunächst zwar zu hohen Preissteigerungen, die Gewerkschaften riefen im November 1948 einen Generalstreik aus. Das zu Beginn der fünfziger Jahre
einsetzende sogenannte Wirtschaftswunder bestätigte dann aber Erhards Kurs. Auch Karl
Schiller (SPD), Professor für Volkswirtschaftslehre und unter Kanzler Willy Brandt Wirtschafts- und Finanzminister in der sozialliberalen Koalition, setzte später auf die Soziale
Marktwirtschaft. Er gilt bis heute, neben Ludwig Erhard (CDU), als einer der führenden
Wirtschaftspolitiker der Nachkriegszeit.
[
Eine Umfrage des Instituts für
Demoskopie Allensbach zeigt einen
Vertrauensverlust in die Soziale
Marktwirtschaft – und das, obwohl
die Soziale Marktwirtschaft für den
Wohlstand, den die Menschen in
Deutschland erleben, entscheidend
mitverantwortlich ist. Die wichtigsten
Kritikpunkte waren danach:
48 % Die Marktwirtschaft
begünstigt die Starken,
die Schwachen bleiben
auf der Strecke
Obwohl die Soziale Marktwirtschaft nicht namentlich im Grundgesetz als deutsches Wirtschaftssystem festgehalten ist,
legen zentrale rechtliche Elemente die Grundlage für diese Wirtschaftsordnung.
35 %  Leistung lohnt sich
zu wenig
32 %  Dass alles so unsicher
ist, dass es zu viele Risiken
gibt
8 % 
Planwirtschaft
In der „freien Marktwirtschaft“ konkurrieren verschiedene
Unternehmen um die Gunst der Kunden und Verbraucher.
So entsteht Wettbewerbsdruck. Er führt dazu, dass Unternehmen ihre Produkte entsprechend der Wünsche ihrer
Kunden weiterentwickeln, die Qualität verbessern und/
oder die Preise senken, um weiter am Markt bestehen zu
können. Die Unternehmen produzieren, was die Menschen
nachfragen. Die Preise bilden sich am Markt im Spiel von
Angebot und Nachfrage. Dieses System des freien Marktes
führt aber zu erheblicher Ungleichheit.
In der Planwirtschaft, auch „Zentralverwaltungswirtschaft“
genannt, wird das gesamte wirtschaftliche Geschehen von
einer zentralen Stelle nach politischen Zielvorstellungen
geplant, gelenkt und verwaltet. Der Staat bestimmt, z. B.
in Fünfjahresplänen, von wem, wann, wie viele und welche
Güter (Waren und Dienstleistungen) hergestellt werden,
wer diese erhalten soll, und legt die Preise fest. Es gibt
zwischen Unternehmen keinen oder kaum Wettbewerb
und in der Folge meist auch weniger Innovationen. Dieses
System hemmt aber die Entwicklung von Ungleichheit.
Soziale Marktwirtschaft



Grundgesetz
[
Unser Wirtschaftssystem
ist nicht leistungsfähig
genug
Freie Marktwirtschaft

Wo steht die Soziale Marktwirtschaft
7 im Grundgesetz?
Kritikpunkte am deutschen
Wirtschaftssystem
Quelle: IfD-Allensbach 2012
„Ich will, dass der Einzelne sagen kann: ,Ich will mich aus eigener Kraft
bewähren, ich will das Risiko des Lebens selbst tragen, will für mein Schicksal
selbstverantwortlich sein. Sorge du, Staat, dafür, dass ich dazu in der Lage bin’.”
Ludwig Erhard
2. Welche Bedürfnisse hatten die Menschen 1948?
Bedürfnisse 1948
(3) Das Recht, zur Wahrung und Förderung der
Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen Vereinigungen zu bilden, ist für jedermann und für alle
Berufe gewährleistet. Abreden, die dieses Recht
einschränken oder zu behindern suchen, sind
nichtig, hierauf gerichtete Maßnahmen sind
rechtswidrig ...
Sie setzt auf Markt, Privatinitiative, Wettbewerb, Sozialpartnerschaft und Solidarität.
Der Einzelne kann sein wirtschaftliches Schicksal selbst in die Hand nehmen.
Die Soziale Marktwirtschaft verhindert, dass der Mensch Spielball wirtschaftlicher Macht wird. Denn
sie schützt sowohl vor einer Übermacht des Marktes als auch vor einer Übermacht des Staates.
Sie sorgt für soziale Sicherheit und beruht auf einer gemeinsamen Verantwortung von Arbeitnehmern
und Arbeitgebern.
Artikel 15
[Sozialisierung]
Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung
durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere
Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden.
Für die Entschädigung gilt Artikel 14 Abs. 3 Satz 3
und 4 entsprechend.
Artikel 12
[Berufsfreiheit, Verbot der Zwangsarbeit]
(1) Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen.
Die Berufsausübung kann durch Gesetz oder
auf Grund eines Gesetzes geregelt werden.
(2) Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit
gezwungen werden, außer im Rahmen einer
herkömmlichen allgemeinen, für alle gleichen
öffentlichen Dienstleistungspflicht.
(3) Zwangsarbeit ist nur bei einer gerichtlich angeordneten Freiheitsentziehung zulässig.
Hier sind einige Quellen, die Ihnen bei der Recherche helfen:
BMWi – Soziale Marktwirtschaft: http://bit.ly/12ULpEW
Auswärtiges Amt – Länderinformationen: http://bit.ly/zsILeC
IMF Country Information Page: http://bit.ly/aUekny
Meine Bedürfnisse heute
(1) Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch die
Gesetze bestimmt.
(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll
zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.
(3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der
Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch
Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen,
das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt ...
[Vereinigungsfreiheit]
2. Begründen Sie Ihre Entscheidung!
3. Welche Bedürfnisse haben Sie heute?
[Eigentum, Erbrecht, Enteignung]
Artikel 9
1. Ordnen Sie folgende Länder der jeweiligen Wirtschaftsordnung zu.
Kuba, USA, Russland, Deutschland, Frankreich, Vereinigtes Königreich, Nordkorea, China
1. Machen Sie sich Gedanken über die Wünsche der Menschen, damals und heute.
Artikel 14
[Handlungsfreiheit,
Freiheit der Person]
(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung
seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die
Rechte anderer verletzt und nicht gegen
die verfassungsmäßige Ordnung oder das
Sittengesetz verstößt.
Los!
Los!
Artikel 2
Artikel 20
[Sozialer Bundesstaat]
(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
Artikel 28
[Sozialer Rechtsstaat]
(1) Die verfassungsmäßige Ordnung in den Ländern
muss den Grundsätzen des republikanischen,
demokratischen und sozialen Rechtsstaates im Sinne
dieses Grundgesetzes entsprechen ...
Diese Rechte sind in der Sozialen Marktwirtschaft durch
gesetzliche Regelungen dort eingeschränkt, wo die Rechte
anderer verletzt werden können. Solche Gesetze sind
z. B. Gewerbeordnung, Handwerksordnung, Ladenschlussgesetz, Jugendarbeitsschutzgesetz, Kündigungsschutzgesetz,
Schwerbeschädigtengesetz, Bundesurlaubsgesetz, Kartellgesetz,
Tarifvertragsgesetz, Berufsbildungsgesetz.
Los!
Globalisierung – wer sind die Gewinner,
16 wer die Verlierer?
Erörtern Sie die Berufsfreiheit. Gehen Sie dabei auch auf die Beschränkung in einigen Berufen ein.
Die Globalisierung ist kein neues Phänomen. So gründete sich
z. B. in Deutschland mit der Hanse bereits Mitte des 12. Jahrhunderts eine Vereinigung von Kaufleuten, die im Seehandel lange sehr
erfolgreich war. Und der Kaufmann Jakob Fugger konnte Anfang
des 16. Jahrhunderts in Europa ein grenzüberschreitendes Handelsund Finanzimperium aufbauen. Getrieben durch die Öffnung der
Märkte und den technischen Fortschritt hat die Globalisierung noch
mehr Fahrt aufgenommen: So hat der Welthandel von 1960 bis 2012
fast um das 17-fache zugenommen – obwohl die Weltwarenproduktion nur um den Faktor 5,6 stieg. Die Globalisierung fördert
auch die Bildung internationaler Unternehmen, die in mehreren
Ländern der Welt aktiv sind. Seit 1960 stieg deren Zahl von ca. 7.000
auf inzwischen über 65.000 an.
Die globale Vermögenspyramide
0,7
> 1 Mio. USD
44,0
7,9
100.000 bis 1 Mio. USD
41,3
10.000 bis 100.000 USD
21,5
Berühmte Ökonomen zur Globalisierung
< 10.000 USD
69,8
Adam Smith (1723–1790),
geistiger Vater der Marktwirtschaft
In seinem Werk „Der Wohlstand der Nationen“ begründet
Smith, dass die Arbeitsteilung zwischen verschiedenen
Menschen, Unternehmen oder Ländern die Quelle des
Wohlstands ist.
Vermögen
2,9
Anteil am
Gesamtvermögen
(in %)
Weltbevölkerung – Zahl der Erwachsenen (in %)
Die größten Handelspartner
Deutschlands 2014 (in Mrd. Euro, Werte gerundet)
Einfuhr
Ausfuhr
Niederlande
88
102
China
79
96
Vereinigte Staaten
Frankreich
68
84
Vereinigtes Königreich
Vereinigte Staaten
49
75
China
Italien
48
73
Niederlande
Vereinigtes Königreich
42
56
Österreich
Belgien
40
54
Italien
Polen
40
48
Polen
Schweiz
39
46
Schweiz
Russische Föderation
38
42
Belgien
Frankreich
BMWi (2015)
David Ricardo (1772–1823),
britischer Nationalökonom und Bankier
Er entwickelte 1817 die Theorie des komparativen Kostenvorteils, die heute noch immer Gültigkeit hat. Erklärt hat
er sie ursprünglich am Beispiel der Länder England und
Portugal und der Güter Tuch und Wein. Sie zeigt, dass
Arbeitsteilung und Güteraustausch für beide Länder vorteilhaft sind, wenn sich jedes Land auf das konzentriert, was
es am besten herstellen kann.
11,8
Quelle: Credit Suisse Global Wealth Databook 2014
Gleiche Produkte,
gleiches Spielzeug,
gleiche Einrichtung
überall auf der Welt:
der Inbegriff der
Globalisierung.
Oft wird Globalisierung als weltweite Arbeitsteilung beschrieben. Wirtschaftliche Globalisierung bezeichnet einen
Prozess, bei dem weltweite Märkte für Waren, Dienstleistungen und Kapital entstehen und Volkswirtschaften sich
zunehmend international miteinander verflechten. Ein
typisches Beispiel ist die Produktion eines Smartphones: in
den USA oder Südkorea erfolgt das Design, wichtige Rohstoffe kommen aus Afrika, der Touchscreen aus Deutschland,
die Chips aus Südkorea. In China wird alles zusammengebaut
und dann weltweit verschickt. Globalisierung ist nicht allein
ein Phänomen, das die Wirtschaft betrifft. Es gibt mittlerweile auch eine globale Verflechtung, z. B. im Bereich von
Kultur und Lifestyle (Mode, Musik, Filme), vor allem angetrieben durch den Siegeszug des Internet.
Quelle: BMWi
Definition Globalisierung
Los!
1. Geben Sie mit eigenen Worten den Fachterminus Globalisierung wieder.
2. Erörtern Sie Chancen und Risiken für Deutschland im Globalisierungsprozess.
Filmtipp zur Globalisierung: WissensWerte – Globalisierung, http://bit.ly/gN9ijt

69
70
71
72
73
74
75
Ölpreiskrise und Überforderung der
Wirtschaft durch den staat führten
in den 70er-Jahren zu einbrüchen.
igkeit in Deutschland
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
durch die erneuerung der
sozialen Marktwirtschaft
in den 80er-Jahren wurden
in den alten bundesländern
über drei Millionen neue
Arbeitsplätze geschaffen.
91
Glossar
Bruttoinlandsprodukt (BIP): Das Bruttoinlandsprodukt ist ein
wichtiger Gradmesser für die Leistung einer Volkswirtschaft. Es gibt
den Gesamtwert aller Güter (Waren und Dienstleistungen) an, die
innerhalb eines Jahres in einer Volkswirtschaft hergestellt wurden
und dem Endverbrauch dienen. Das BIP umschließt also Autos
und Nahrungsmittel genauso wie Tätigkeiten von Rechtsanwälten
oder Friseuren. Das BIP Deutschlands beinhaltet damit auch die
Leistungen der Ausländer, die innerhalb unseres Landes arbeiten,
während die Leistungen der Inländer, die im Ausland arbeiten, nicht
berücksichtigt werden. Das BIP misst die wirtschaftliche Leistung
eines Landes von der Produktions- und der Verwendungsseite her
und wird in der Wirtschaftsstatistik bevorzugt verwendet, um sich
ein Bild über den Wohlstand des Landes und die Leistungsfähigkeit
einer Volkswirtschaft zu machen.
Investitionen begleitet, und Phasen des Aufschwungs und der Hochkonjunktur gehen in der Regel mit einer hohen Investitionstätigkeit
einher. Investitionen führen zu einer Belebung der Konjunktur und
geben Impulse für Wirtschaftswachstum.
Kartell: Kartelle sind Absprachen (schriftlich oder mündlich) über
Preise und Mengen. Dadurch wird der Wettbewerb ausgeschaltet
zulasten von Abnehmern/Konsumenten. Kartelle sind durch das
Wettbewerbsrecht grundsätzlich verboten. Verstoßen Unternehmen
dagegen, können das Bundeskartellamt oder die Europäische Kartellbehörde Bußgelder verhängen.
Marktwirtschaft: Darunter versteht man eine Wirtschaftsordnung,
in der Privateigentum an den Produktionsmitteln sowie die Abstimmung aller wirtschaftlichen Handlungen bei dezentraler Wirtschaftsplanung über den Markt typisch sind. Der Staat setzt in der Marktwirtschaft nur Rahmenbedingungen fest, greift selbst aber nicht in
das Marktgeschehen ein. Das Recht auf selbstständige Betätigung und
eigenständige wirtschaftliche Entscheidungen ist sichergestellt.
Bundeskartellamt: Das Bundeskartellamt ist eine nachgeordnete
Behörde des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie.
Rechtsgrundlage ist das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen
(GWB) vom 1.1.1958. Das Bundeskartellamt ist zuständig für den
Schutz des Wettbewerbs. Wichtige Aufgaben: Überwachung und
Durchsetzung des Kartellverbots, Genehmigung anmeldepflichtiger
Kartelle, Fusionskontrolle sowie Missbrauchsaufsicht.
Mittelstand: Das ist die gebräuchliche Bezeichnung für kleinere
und mittlere Unternehmen aus den Wirtschaftsbereichen Industrie,
Handwerk, Handel, dem Dienstleistungsbereich sowie den freien
Berufen. Die weitaus größte Zahl der deutschen Unternehmen
(mehr als 99 Prozent) gehört der mittelständischen Wirtschaft an.
Finanzkrise: Eine Reihe von Krisen hat die Europäische Wirtschaftsund Währungsunion in den vergangenen Jahren unter Druck gesetzt.
Die Bankenkrise wurde zur Finanzkrise, die Finanzkrise ging über
in eine Wirtschaftskrise, und schließlich gerieten die Haushalte
einiger Euroländer in eine Schieflage. Einige Mitgliedstaaten waren
nicht mehr in der Lage, ihre Schulden sicher zu bedienen. Durch die
Staatsschuldenkrise ist die Wirtschafts- und Währungsunion in eine
Vertrauenskrise gerutscht – trotz stabilem Euro.
Planwirtschaft (auch Zentralverwaltungswirtschaft): Bei dieser
Wirtschaftsordnung plant, lenkt und kontrolliert eine zentrale
Planungsbehörde den gesamten Wirtschaftsprozess unter politischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Kennzeichen sind z. B.
Kollektiveigentum an den Produktionsmitteln, zentrale Wirtschaftsplanung, staatliche Preisfestlegung für Güter und Dienstleistungen
oder staatliche Lenkung von Berufs- und Arbeitsplatzwahl.
Investitionen: Als Investition bezeichnet man die langfristige Anlage
von Finanzmitteln in Vermögensobjekten, die zukünftig Erträge
bringen sollen. Je nach Anlageobjekt unterscheidet man zwischen
Sachinvestitionen, Finanzinvestitionen (z. B. Erwerb von Wertpapieren) und Bildungsinvestitionen. Der Verlauf der Konjunktur ist
eng mit der Investitionsbereitschaft der Unternehmen verbunden.
Konjunkturelle Phasen des Abschwungs sind von verminderten
Soziale Marktwirtschaft: Die zentrale Idee der Sozialen Marktwirtschaft ist es, den Mechanismus eines freien Marktes zu erhalten
und gleichzeitig für sozialen Ausgleich zu sorgen. Die deutsche
Wirtschaftspolitik orientiert sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts
am Konzept der Sozialen Marktwirtschaft.
Mio.
40
30
2008/2009: beginn
der weltweiten Finanzund staatsschuldenkrise
der Wiedervereinigungs-boom
verdeckte zunächst die
Konjunkturkrise und strukturelle
Probleme der Wirtschaft.
92
93
94
95
96
97
20
10
98
99
2000
01
02
03
04
05
06
Am 1. Januar 2002 wurde
erfolgreich der euro eingeführt.
Quellen: bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (bMWi), statistisches bundesamt, IZA
07
08
09
10
11
12
13
14
0
Lösungen
Arbeitsblatt 21:
1. Bruttoinlandsprodukt 2. Schulden
3. Grundgesetz 4. Gewerkschaft
5. Globalisierung 6. Angebot 7. Lernen
8. Kartell 9. Planwirtschaft 10. Staat
11. Frankreich 12. Wohlstand
Lösungswort: Ludwig Erhard
Impressum
Diese Zeitbild-Ausgabe entstand in Zusammenarbeit mit
dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.
 Verantwortlich für den Inhalt: Frank J. Richter
 Redaktion: Peter Wiedemann (3. Neuauflage 2016),
Bernd Woischnik, Christina Georgieva, Jürgen Zurheide
 Didaktische Beratung: Steffen Reblin
 Gestaltung: setz it. Richert GmbH, Sankt Augustin
 Bildnachweis:
Mappe: Titel: (von li. nach re.): iStockphoto/i-bob; Getty Images;
dpa Picture-Alliance; iStockphoto/Andreas Reh; CreativCollection;
Fotolia/Gina Sanders, S. 2: BMWi/Maurice Weiss, S. 3: (von li. nach re.):
akg-images; iStockphoto, S. 4: (von li. nach re.): dpa Picture-Alliance;
ullstein bild/Wodicka, S. 5: (von li. nach re.): dpa Picture-Alliance;
iStockphoto/i-bob; CreativCollection
Inhalt: S. 1 - S. 21: iStockphoto (Radfahrer), S. 1: dpa Picture-Alliance,
S. 2: dpa Picture-Alliance, S. 3: Erik Liebermann, S. 4: Fotolia/jejje11;
wikipedia/andynormancx; Erik Liebermann, S. 5: iStockphoto/
luxcreative, S. 7: iStockphoto/Justin Horrocks, S. 8: iStockphoto/
Lise Gagne, S. 9: Erik Liebermann, S. 10: DGB, S. 11: Erik Liebermann,
S. 14: iStockphoto/evirgen, S. 16: shutterstock, S. 17: iStockphoto/
itsmejust, S. 20: Erik Liebermann
 Druck: vier C Print Berlin, 2016
Wieso gab es auf einmal alles?
1948: Auf einmal gab es alles. Die Währungsreform –
Geburtsstunde der Sozialen Marktwirtschaft
Ludwig Erhard hatte Amerikaner und
Engländer nicht gefragt. Die waren am
20. Juni 1948 völlig überrascht, als Erhard
an diesem Tag nicht nur die Deutsche Mark
(DM) einführte, sondern auch die Preisbindung aufhob. Die Siegermächte waren
zwar auch für die DM, sie hatten die vielen
Geldscheine in Amerika gedruckt und
die wertvolle Fracht in 5.000 Kisten nach
Deutschland geschafft. Die neue Währung
sollte den Menschen Vertrauen geben, die
Wirtschaft wieder in Schwung bringen.
Aber die Preise freigeben? Nein, davor hatten die Alliierten Angst, sie glaubten nicht
daran, dass die Schaufenster über Nacht voll
werden würden. Sie fürchteten Inflation
und Proteste.
Ganz unbegründet waren die Sorgen
nicht. Deutschland war durch den Krieg
zerstört. Die Reichsmark war nichts mehr
wert; die Menschen hatten Hunger. Jeder
Bürger bekam seine Lebensmittel nur auf
Bezugsschein, das reichte aber kaum zum
Überleben. Preise wurden zentral festgesetzt,
die Produktion wurde gesteuert. Wer etwas
mehr als die offizielle Ration haben wollte,
musste dafür auf dem Schwarzmarkt astronomische Summen bezahlen oder tauschen.
Ludwig Erhard glaubte an die Kreativität und den Erfindungsgeist der
Deutschen. Wenn die Menschen erst
einmal wieder Vertrauen in die eigene
Währung hätten, so sein Kalkül, würde
der Schwarzmarkt verschwinden, wären
die Schaufenster wieder voll. Genau so
kam es. Jeder Deutsche bekam am Tag eins
der Währungsreform 40 Mark Kopfgeld.
Sparguthaben in der alten Reichsmark
wurden getauscht; für 100 Reichsmark
gab es 6,50 DM. Löhne und Mieten wurden
im Verhältnis eins zu eins umgestellt. Das
Wunder geschah: Über Nacht holten die
Händler ihre Waren aus den Verstecken;
man konnte wieder einkaufen. Plötzlich
gab es Bohnenkaffee und Südfrüchte.
Selbst ein Volkswagen wurde innerhalb
von acht Tagen geliefert, wenn man 5.300
DM bezahlen konnte.
Das Entscheidende war das Vertrauen in
die neue Währung. Das war der Grundstock
für das Wirtschaftswunder; die Schwarzmärkte trockneten über Nacht aus. Anfangs
sorgte Inflation für Unmut, aber auch die
verschwand rasch, weil die Unternehmen die
Produktion ausweiteten und die Wirtschaft
wieder in Gang kam.
Der Schwarzhandel blühte
Ohne Rucksack ging gar nichts.
Obwohl Heinz Grüter am Ende des
Krieges erst 17 Jahre alt war, ließen
ihn seine Eltern immer wieder mit
dem völlig überfüllten Zug von
Essen nach Westfalen fahren. Die
Bauern dort wollten feine Tücher,
er brauchte Lebensmittel gegen den
Hunger. Also besorgte er sich in der
Tuchfabrik Stoff, und dafür bekam
er Speck und Eier. Aus Westfalen
zurück, bezahlte er seinen Essener
Tuchlieferanten mit Lebensmitteln.
Weil er geschickt tauschte, blieb
am Ende immer genügend für die
eigene Familie übrig.
Los!
1. Machen Sie sich Gedanken über die Wünsche der Menschen, damals und heute.
2. Welche Bedürfnisse hatten die Menschen 1948?
3. Welche Bedürfnisse haben Sie heute?
Bedürfnisse 1948
Meine Bedürfnisse heute
Soziale Marktwirtschaft: Was ist das?
Die Väter der Sozialen Marktwirtschaft
Der erste Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland
hieß Ludwig Erhard (1897–1977). Gemeinsam mit Alfred MüllerArmack und Walter Eucken entwickelte er das Konzept der Sozialen
Marktwirtschaft. Sie wollten die Vorteile der freien Wirtschaft
fördern und deren Nachteile durch klare Regeln eindämmen.
Daher plädierten sie vehement für ein Wirtschaftssystem, das auf
Wettbewerb, Vertragsfreiheit, freie Preisbildung, Privateigentum
und Haftung für wirtschaftliche Entscheidungen setzt. Ludwig
Erhard bereitete die Einführung der Deutschen Mark als neue Währung vor und beendete
die strenge Regulierung der Nachkriegswirtschaft mit der Währungsreform am 20. Juni
1948. Die Reformen führten zunächst zwar zu hohen Preissteigerungen, die Gewerkschaften
riefen im November 1948 einen Generalstreik aus. Das zu Beginn der 50er-Jahre einsetzende
sogenannte Wirtschaftswunder bestätigte dann aber Erhards Kurs. Auch Karl Schiller (SPD),
Professor für Volkswirtschaftslehre und unter Kanzler Willy Brandt Wirtschafts- und Finanzminister in der sozialliberalen Koalition, setzte später auf die Soziale Marktwirtschaft.
Er gilt bis heute, neben Ludwig Erhard (CDU), als einer der führenden Wirtschaftspolitiker
der Nachkriegszeit.
[
Kritikpunkte am deutschen
Wirtschaftssystem
Eine Umfrage des Instituts für
Demoskopie Allensbach zeigt einen
Vertrauensverlust in die Soziale
Marktwirtschaft – und das, obwohl
die Soziale Marktwirtschaft für den
Wohlstand, den die Menschen in
Deutschland erleben, entscheidend
mitverantwortlich ist. Die wichtigsten
Kritikpunkte waren danach:
48 % Die Marktwirtschaft
begünstigt die Starken,
die Schwachen bleiben
auf der Strecke
35 % 
Leistung lohnt sich
zu wenig
32 % 
Dass alles so unsicher
ist, dass es zu viele Risiken
gibt
38 % 
Unser Wirtschaftssystem
ist nicht leistungsfähig
genug
[
Freie Marktwirtschaft
Planwirtschaft
In der freien Marktwirtschaft konkurrieren verschiedene
Unternehmen um die Gunst der Kunden und Verbraucher.
So entsteht Wettbewerbsdruck. Er führt dazu, dass Unternehmen ihre Produkte entsprechend der Wünsche ihrer
Kunden weiterentwickeln, die Qualität verbessern und/
oder die Preise senken, um weiter am Markt bestehen zu
können. Die Unternehmen produzieren, was die Menschen
nachfragen. Die Preise bilden sich am Markt im Spiel von
Angebot und Nachfrage. Dieses System des freien Marktes
führt aber zu erheblicher Ungleichheit.
In der Planwirtschaft, auch „Zentralverwaltungswirtschaft“
genannt, wird das gesamte wirtschaftliche Geschehen von
einer zentralen Stelle nach politischen Zielvorstellungen
geplant, gelenkt und verwaltet. Der Staat bestimmt, z. B.
in Fünfjahresplänen, von wem, wann, wie viele und welche
Güter (Waren und Dienstleistungen) hergestellt werden und
wer diese erhalten soll. Außerdem legt er die Preise fest. Es
gibt zwischen Unternehmen keinen oder kaum Wettbewerb
und in der Folge meist auch weniger Innovationen. Dieses
System hemmt aber die Entwicklung von Ungleichheit.
Soziale Marktwirtschaft




Sie setzt auf Markt, Privatinitiative, Wettbewerb, Sozialpartnerschaft und Solidarität.
Der Einzelne kann sein wirtschaftliches Schicksal selbst in die Hand nehmen.
Die Soziale Marktwirtschaft verhindert, dass der Mensch Spielball wirtschaftlicher Macht wird. Denn
sie schützt sowohl vor einer Übermacht des Marktes als auch vor einer Übermacht des Staates.
Sie sorgt für soziale Sicherheit und beruht auf einer gemeinsamen Verantwortung von Arbeitnehmern
und Arbeitgebern.
Los!
1. Ordnen Sie folgende Länder der jeweiligen Wirtschaftsordnung zu:
Kuba, USA, Russland, Deutschland, Frankreich, Vereinigtes Königreich, Nordkorea, China
2. Begründen Sie Ihre Entscheidung!
Hier sind einige Quellen, die Ihnen bei der Recherche helfen:
BMWi – Soziale Marktwirtschaft: http://bit.ly/12ULpEW
Auswärtiges Amt – Länderinformationen: http://bit.ly/zsILeC
IMF Country Information Page: http://bit.ly/aUekny
Quelle: IfD-Allensbach 2012
„Ich will, dass der Einzelne sagen kann: ,Ich will mich aus eigener Kraft
bewähren, ich will das Risiko des Lebens selbst tragen, will für mein Schicksal
selbst verantwortlich sein. Sorge du, Staat, dafür, dass ich dazu in der Lage bin•.“
Ludwig Erhard
Weshalb ist Wirtschaftswachstum
wichtig?
Man könnte sich ja durchaus fragen: Warum brauchen wir noch weiteres Wirtschaftswachstum, wenn wir doch schon ein hohes Wohlstandsniveau erreicht haben? Tatsächlich
lässt sich der jetzige Zustand aber nicht einfach „einfrieren“. So führt z. B. die zunehmende
Automatisierung in der Industrie dazu, dass immer mehr von immer weniger Menschen
produziert wird – die Produktivität steigt. Gleichzeitig gehen dadurch aber auch Arbeitsplätze
verloren. Wir brauchen Wirtschaftswachstum, damit diese Arbeitsplätze an anderer Stelle
neu entstehen. Zudem steht unsere Wirtschaft im internationalen Wettbewerb. Ausländische
Investoren bevorzugen dynamische, wachsende Volkswirtschaften, wenn es z. B. darum geht,
wo eine neue Fabrik errichtet werden soll. Zudem kann nur eine wachsende Volkswirtschaft
die besten Talente für sich gewinnen. Schließlich schafft Wirtschaftswachstum finanzielle
Spielräume für Investitionen in Bildung, Kultur und soziale Projekte.
Es ist genau wie beim Kaffeekränzchen von Onkel Herbert:
Wenn der Kuchen zu klein ist,
werden nicht alle satt. Deshalb
ist es auch in der Sozialen Marktwirtschaft wichtig, einen möglichst großen Kuchen zu backen.
Wirtschaftswachstum (BIP) in Prozent
Arbeitslosenquote in Prozent
Beschäftigte in Millionen (Skala rechts)
Prozent
Mio.
30
60
20
40
10
20
0
1992
1996
2000
2004
2008
2012
0
2014
Quellen: Statistisches Bundesamt, BMWi, 2014
-10
Veränderung des BIP
Das Bruttoinlandsprodukt (Abkürzung: BIP) ist ein wichtiger Gradmesser für die Leistung einer Volkswirtschaft.
Es gibt den Gesamtwert aller Güter (Waren und Dienstleistungen) an, die innerhalb eines Jahres in einer Volkswirtschaft hergestellt wurden und dem Endverbrauch dienen. Das BIP umschließt also Autos und Nahrungsmittel
genauso wie Tätigkeiten von Rechtsanwälten oder Friseuren. Wenn von wirtschaftlichem Wachstum gesprochen
wird, bezieht sich dies meist auf die (jährliche) Veränderung des BIP. Das Wirtschaftswachstum hat sich in der Vergangenheit nicht gleichmäßig entwickelt. Gründe dafür sind beispielsweise die Ölkrise (1974/75), der Wachstumsschub
durch die Wiedervereinigung (1990), die Internetblase und der Zusammenbruch des Neuen Marktes (2001) oder die
Finanzmarktkrise (2009). Zeiten, in denen das Wirtschaftswachstum negativ ist, das BIP also kleiner wird, werden
auch als Rezession bezeichnet. Genauer gesagt spricht man von einer Rezession, wenn das Wirtschaftswachstum
in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen negativ gegenüber den jeweiligen Vorjahresquartalen ist.
Los!
Stellen Sie sich vor, dass Sie Bundeswirtschaftsministerin/Bundeswirtschaftsminister wären.
Benennen Sie Maßnahmen, um das Wirtschaftswachstum in Deutschland zu steigern. Begründen Sie Ihre
Entscheidung.
Den Kauf neuer Autos von Kfz-Steuern befreien
Geld drucken und jedem Bürger 1.000 Euro auszahlen
Steuern senken für die Bürger
Investitionen und neue Technologien durch steuerliche Anreize fördern
Steuern senken für die Unternehmen
Erneuerbare Energien fördern
Rente erst ab 70 auszahlen
Urlaub nur noch in Deutschland erlauben
Samstagsarbeit wieder einführen
Den Import ausländischer Waren behindern
Warum schafft Wettbewerb Wohlstand?
Die Soziale Marktwirtschaft lebt vom Wettbewerb; er ist die
Voraussetzung für Wachstum, Arbeitsplätze und Wohlstand. Der
Wettbewerb um Kunden führt dazu, dass Unternehmen ihre
Produkte ständig verbessern und/oder die Preise senken müssen,
um am Markt zu bestehen. Der Wettbewerb sorgt so für ständige
Innovationen, die Produkte und Dienstleistungen attraktiver oder
günstiger machen. Beides ist bei Handys passiert: Diese haben
sich in den vergangenen Jahren technisch rasant weiterentwickelt
(Touchscreen, LTE-Empfang). Gleichzeitig sind die Preise für das
Telefonieren, SMS und mobiles Internet stark gesunken. Dies hatte
zwei Ursachen. Zum einen konnten die Unternehmen durch neue
technologische Erfindungen dieselben Leistungen immer billiger
anbieten. Zum anderen versuchten Anbieter mit niedrigeren Preisen und besseren Leistungen immer mehr Kunden zu gewinnen
(Wettbewerb). Und die Kunden freuten sich: Sie können heute für
dasselbe Geld mehr telefonieren oder genauso viel telefonieren und
das restliche Geld für etwas anderes ausgeben.
Preisentwicklung
Mobilfunkdienste
in Deutschland
300
250
„Kaufleute sind interessiert, den
Wettbewerb einzuschränken.“
Quellen: Statistisches Bundesamt, Zeitbild
Umrechnungsbasis: 2010 = 100
Adam Smith (1723–1790)
200
150
100
89,7
50
0
1996
1998
2000
2002
2004
2006
2008
2010
2012
2014
Schon die Väter der Sozialen Marktwirtschaft haben von „Wettbewerbsordnung“ gesprochen. Das hat zwei Seiten: Freiheit und
Ordnung. Erstens die freie Entfaltung der besseren Ideen. Zweitens
die ordnende Kraft des Staates. Denn Wettbewerb funktioniert nur
dann, wenn faire Bedingungen dafür herrschen.
Für Unternehmen bedeutet der Wettbewerb mit anderen Unternehmen Risiko und Kosten. Unternehmen versuchen deshalb den
Markt möglichst zu dominieren, um hohe Preise und Gewinne zu
erzielen. Es passiert immer wieder, dass Unternehmen unliebsame
Wettbewerber auch durch unfaire Tricks ausschalten wollen. Hier
ist der Staat gefordert! Schon Ludwig Erhard hatte das Gesetz gegen
Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) eingebracht, das zum Beispiel
Kartelle verbietet. Von einem Kartell spricht man, wenn sich mehrere konkurrierende Unternehmen über Preise, angebotene Mengen, Rabatte oder Absatzgebiete absprechen, um den Wettbewerb
auszuschalten. Für einen fairen Wettbewerb sorgt noch ein weiteres
Gesetz: das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG). Danach
dürfen Unternehmen z. B. in ihrer Werbung keine Lügen über ihre
Wettbewerber und deren Produkte verbreiten. Auch das Nachmachen z. B. von Markenprodukten eines Wettbewerbers ist verboten.
Los!
Erklären Sie die Maßnahmen der deutschen Bundesregierung, die getroffen wurden, um mehr Transparenz auf
dem Benzinmarkt zu schaffen. Beurteilen Sie die Bedeutung und Effektivität der beschlossenen Maßnahmen.
Infos, die Ihnen weiterhelfen, finden Sie hier:
Tagesschau.de: http://bit.ly/129abRV
Bundeskartellamt: http://bit.ly/1PwUuxd
Bundeswirtschaftsministerium: http://bit.ly/1bTTBOv
Eine App für den Vergleich von Spritpreisen finden Sie unter: http://bit.ly/1tfpnvg
Teuer, günstig oder gerade richtig?
Wie bilden sich die Preise?
Am Obststand „Schenk“ auf dem Viktualienmarkt in München kostet ein
Kilo Bananen bis zu 3,95 Euro. In einem
Supermarkt am Rande von München dagegen meist nur 1,29 Euro. In der Sozialen
Marktwirtschaft entstehen solche Preise
durch das Zusammenspiel von Angebot
und Nachfrage. Grundsätzlich gilt, dass
bei steigenden Preisen die Nachfrage sinkt
– weil immer weniger Menschen bereit
sind, so viel Geld z. B. für ein Kilo Bananen
auszugeben. Gleichzeitig erhöht sich bei
steigenden Preisen das Angebot – weil es
immer lohnender wird, z. B. Bananen zu
importieren und zu verkaufen. Das heißt
in diesem Fall: immer mehr Bananen auf
den Märkten (steigendes Angebot, da hohe
Preise) für immer weniger Käufer (sinkende Nachfrage, da zu teuer). Ein Händler
passt nun seinen Bananenpreis so lange
nach oben oder nach unten an, bis er den
größtmöglichen Gewinn erzielt. Oft wird
dies der Preis sein, bei dem das Produkt aus
angebotenem Preis und aktueller Nachfrage den höchsten Wert erzielt. Grafisch
abgebildet ist das der Punkt, an dem sich die
beiden Linien, die Angebot und Nachfrage
darstellen, treffen. Dies ist der sogenannte Marktgleichgewichtspreis. Wie kann
es dann aber sein, dass die Bananen am
Obststand „Schenk“ so viel teurer verkauft
werden als im Supermarkt am Rande von
München? Der Grund dafür ist, dass Angebot und Nachfrage durch viele Faktoren
beeinflusst werden: So weiß ein Tourist
aus dem Ausland vielleicht nicht, dass der
Bananenpreis auf dem Viktualienmarkt für
deutsche Verhältnisse relativ hoch ist. Oder
er hat keine Zeit, zum günstigeren Supermarkt zu gehen, da er schon bald wieder in
den Reisebus einsteigen muss. Oder aber
er will einmal etwas auf dem bekannten
Viktualienmarkt eingekauft haben und ist
bereit, für dieses Erlebnis mehr zu bezahlen. Viele weitere Gründe sind denkbar.
Bestimmte Verhaltensweisen von Unternehmen können die Preisbildung aber stark
beeinträchtigen und dadurch den Kunden
schaden. Dazu zählen Preisabsprachen zwischen Verkäufern, die man Kartelle nennt.
Der Obststand auf dem Viktualienmarkt
und der Supermarkt könnten sich z. B.
verabreden, Bananen nur noch für 5 Euro
pro Kilo zu verkaufen – die Kunden hätten
dann keine Wahl mehr. Preise können auch
steigen, wenn es nur noch einige wenige
(Oligopol) oder sogar nur noch einen Verkäufer (Monopol) gibt. In unserem Beispiel
wäre das der Fall, wenn der Supermarkt
schließt und nur noch der Obststand vom
Viktualienmarkt Bananen anbietet – hier
hätten die Kunden dann ebenfalls keine
Wahl mehr. Die Unternehmen könnten
sich aber auch durch unfaire Praktiken gegenseitig schaden, zum Beispiel wenn Herr
Schenk vom Viktualienmarkt Gerüchte
verbreiten würde, dass die im Supermarkt
verkauften Bananen mit gefährlichen
Bakterien verunreinigt sind. Aufgabe des
Staates ist es in all diesen Fällen, den fairen
Wettbewerb zu schützen und missbräuchliche Entwicklungen zu unterbinden, da
die Bürgerinnen und Bürger sonst mit
höheren Preisen bei schlechterer Qualität
zu rechnen hätten.
Preis in Euro
Angebot
4
3
2
Nachfrage
1
500
1000
1500
2000
Menge in Gramm
Los!
1. Ergänzen Sie den Lückentext mit folgenden Begriffen. Achten Sie darauf, dass einige Begriffe doppelt
verwendet werden können, währenddessen andere nicht sinnrelevant sind.
2. Erläutern Sie anhand der Grafik und eines selbst gewählten Beispiels das Prinzip von Angebot und Nachfrage.
Begriffe: Aktie, Angebot, Geld, Gewinn, Kartell, Kurs, Liberalisierung, Markt, Monopol, Nachfrage, Preis,
sinken/sinkt, steigen/steigt, Währung
Angebot und Nachfrage werden durch den Preis beeinflusst: Steigt der Preis, den der Anbieter erzielen kann,
, weil der Anbieter einen höheren
erzielen kann. Dagegen
dann steigt
nimmt
bei einem steigenden Preis ab. Umgekehrt verhält es sich, wenn der Preis sinkt: Dann
erhöht sich
. Steigt das Angebot bei gleichbleibender Nachfrage, dann sinkt
. Erhöht sich die Nachfrage bei gleichbleibendem Angebot, dann
der Preis.
Welche Aufgaben hat der Staat?
Nicht alle Aufgaben des Staates sind wirtschaftlicher Natur. Selbstverständlich muss
der Staat z. B. seine Bürger vor Gefahren
schützen (Polizei, Feuerwehr, Militär).
Viele Aufgaben dienen aber zumindest
auch dazu, eine erfolgreiche wirtschaftliche
Tätigkeit zu ermöglichen. So stellt der Staat
beispielsweise die notwendige Infrastruktur (Straßen etc.) bereit, schafft Rechtssicherheit und ermöglicht eine friedliche
Streitbeilegung über die Gerichte. Oder er
gewährt mit Schulen und Universitäten
allen Zugang zur Bildung.
In bestimmten Fällen beeinflusst der
Staat die Wirtschaft direkt. Insbesondere
stellt er mit Gesetzen und Verordnungen
die Spielregeln auf. So regelt die Gewerbeordnung z. B., für welche Gewerbe man eine
Erlaubnis benötigt. Sozialgesetze sorgen
dafür, dass Härten infolge von Arbeitslosigkeit oder Krankheit abgefedert werden.
Und Umweltgesetze stellen sicher, dass
Umweltverschmutzer auch wirklich zur Kasse gebeten werden. Werden die Vorgaben
nicht eingehalten, setzt der Staat sie durch.
In bestimmten Fällen greift der Staat
lenkend ein, z. B. durch Förderprogramme,
die etwa Existenzgründern beim Start in die
Selbstständigkeit helfen, oder durch Konjunkturprogramme, die zu einer Belebung
der Wirtschaft beitragen.
Ordnungspolitischer Rahmen
und staatliche Eingriffe
In der Sozialen Marktwirtschaft haben das eigenverantwortliche Handeln und der freie
Wettbewerb grundsätzlich Vorrang vor staatlichen Eingriffen. Der Staat schafft nur die
notwendigen Rahmenbedingungen (Gesetze, Infrastruktur etc.), hält sich aber sonst zurück.
Staatliche Eingriffe beschränken sich daher regelmäßig auf die Anwendung und Durchsetzung geltenden Rechts (z. B. des Kartellverbots zum Schutz des freien Wettbewerbs). Nur
in Ausnahmefällen greift der Staat lenkend in das Geschehen ein.
1. Kartellrecht
Verbot von Preisabsprachen
2. Förderprogramme
Unterstützung von volkswirtschaftlich
nützlichen Projekten
Beispiel Absprache Hersteller/Handel
Beispiel EXIST-Programm
Das Bundeskartellamt (BKartA) hat gegen
mehrere Supermarktketten und Hersteller
von Süßwaren, Kaffee, Tiernahrung und
Körperpflegeprodukten Bußgelder in
Höhe von insgesamt 151,6 Millionen Euro
verhängt. Die an diesem Kartell beteiligten
Unternehmen haben sich unter anderem
über Ladenpreise für bestimmte Produkte
abgesprochen (Mitteilung des BKartA vom
18.06.2015).
EXIST ist ein Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi). Ziel ist es,
das Gründungsklima an Hochschulen und
Forschungseinrichtungen zu verbessern.
Das BMWi hat dazu seit 1998 mehr als
230 Projekte mit über 130 Millionen Euro
unterstützt. (www.exist.de)
480.000.000.000 EUR
Nach dem Zusammenbruch der US-amerikanischen Großbank Lehman Brothers
stürzte die Welt im September 2008 in eine tiefe Finanzkrise. An den Finanzmärkten
kursierten hoch komplizierte Finanzprodukte, die plötzlich nichts mehr wert waren.
Finanzexperten hatten zum Beispiel riskante Immobilienkredite von Schuldnern in
den USA gebündelt. Als diese ihre Zinsen nicht mehr zahlen konnten und reihenweise ihre Häuser verkauft wurden, verloren zuerst die Kredite und dann die verkauften Häuser drastisch an Wert. Auch europäische Banken hatten diese Finanzprodukte gekauft. Als deren Wert sank, fehlte Geld, um die Löcher zu stopfen. In der
Folge drohten auch in Deutschland große Geldhäuser zusammenzubrechen. Die
Bank „Hypo Real Estate“ musste sogar verstaatlicht werden. Banken wurden sehr
vorsichtig, und viele Unternehmen erhielten neue Kredite nur noch unter deutlich
schlechteren Bedingungen oder gar nicht mehr. Eine Vertrauenskrise drohte, die
unsere gesamte Wirtschaft erschüttert hätte. Deshalb richtete die Bundesregierung
im Oktober 2008 vorsorglich einen Fonds mit einem in seiner Dimension bis dahin
einzigartigen Garantievolumen von 480 Milliarden Euro ein, um weitere Bankenpleiten zu verhindern. Neben den Banken wurde die sogenannte Realwirtschaft
(gewerbliche Unternehmen) parallel dazu mit zwei großen Konjunkturprogrammen, im November 2008 und im Januar 2009, unterstützt. Auch andere europäische
Regierungen, und die Regierung der USA, handelten nach einem ähnlichen Muster.
Los!
Benennen Sie tabellarisch Möglichkeiten ordnungspolitischer und wirtschaftlicher Eingriffe aus Sicht des
Staates und aus Sicht eines Unternehmens. Nehmen Sie Stellung zu folgenden Beispielen: Schulen gründen,
Krankenhäuser verwalten, Autos bauen, die Deutsche Bahn managen.
Staat
Unternehmerin/Unternehmer
Wo steht die Soziale Marktwirtschaft
im Grundgesetz?
Obwohl die Soziale Marktwirtschaft nicht namentlich im Grundgesetz als deutsches Wirtschaftssystem festgehalten ist,
legen zentrale rechtliche Elemente die Grundlage für diese Wirtschaftsordnung.
Grundgesetz
Artikel 2
Artikel 14
[Handlungsfreiheit,
Freiheit der Person]
[Eigentum, Erbrecht, Enteignung]
(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung
seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die
Rechte anderer verletzt und nicht gegen
die verfassungsmäßige Ordnung oder das
Sittengesetz verstößt.
Artikel 9
[Vereinigungsfreiheit]
(3) Das Recht, zur Wahrung und Förderung der
Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen Vereinigungen zu bilden, ist für jedermann und für alle
Berufe gewährleistet. Abreden, die dieses Recht
einschränken oder zu behindern suchen, sind
nichtig, hierauf gerichtete Maßnahmen sind
rechtswidrig ...
Artikel 12
[Berufsfreiheit, Verbot der Zwangsarbeit]
(1) Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen.
Die Berufsausübung kann durch Gesetz oder
auf Grund eines Gesetzes geregelt werden.
(2) Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit
gezwungen werden, außer im Rahmen einer
herkömmlichen allgemeinen, für alle gleichen
öffentlichen Dienstleistungspflicht.
(3) Zwangsarbeit ist nur bei einer gerichtlich angeordneten Freiheitsentziehung zulässig.
(1) Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch die
Gesetze bestimmt.
(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll
zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.
(3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der
Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch
Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen,
das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt ...
Artikel 15
[Sozialisierung]
Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung
durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere
Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden.
Für die Entschädigung gilt Artikel 14 Abs. 3 Satz 3
und 4 entsprechend.
Artikel 20
[Sozialer Bundesstaat]
(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
Artikel 28
[Sozialer Rechtsstaat]
(1) Die verfassungsmäßige Ordnung in den Ländern
muss den Grundsätzen des republikanischen,
demokratischen und sozialen Rechtsstaates im Sinne
dieses Grundgesetzes entsprechen ...
Diese Rechte sind in der Sozialen Marktwirtschaft durch
gesetzliche Regelungen dort eingeschränkt, wo die Rechte
anderer verletzt werden können. Solche Gesetze sind
z. B. Gewerbeordnung, Handwerksordnung, Ladenschlussgesetz, Jugendarbeitsschutzgesetz, Kündigungsschutzgesetz,
Schwerbeschädigtengesetz, Bundesurlaubsgesetz, Kartellgesetz,
Tarifvertragsgesetz, Berufsbildungsgesetz.
Los!
Erörtern Sie die Berufsfreiheit. Gehen Sie dabei auch auf die Beschränkung in einigen Berufen ein.
Was ist sozial an der
Sozialen Marktwirtschaft?
aarKlein
Friseursalon H
abrechnung
lts
ha
Ge
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hn
Lo
erz 2015
ob
kt
O
Zeitraum
1.496,00 EUR
Grundgehalt
ersicherung
Steuer/Sozialv
Kir.St
Lohnst
7,33 EUR
91,66 EUR
RV-Beitrag
KV-Beitrag
139,88 EUR
R
121,18 EU
PV-Beitrag
AV-Beitrag
21,32 EUR
22,44 EUR
Soz
2,13 EUR
Quelle: OECD, 2015
Auszahlung:
Einer für alle, alle für einen
1.090,06 EUR
Die Soziale Marktwirtschaft verbindet die Freiheit auf dem Markt mit dem sozialen
Ausgleich. Damit keiner auf der Strecke bleibt, tragen (wirtschaftlich) starke Schultern
mehr als die schwachen. Dies ist das sogenannte Solidarprinzip. Je mehr Geld Anna
verdient, desto höher wird auch der Anteil der Abzüge auf ihrem Lohnzettel. Doch
wenn sie krank wird oder ihren Job verliert, dann kann sie sich auf die Solidargemeinschaft verlassen.
Sozialleistungen 2014
Der Ausbau des Sozialstaats 2014
Schätzungen in Prozent des Bruttoinlandsprodukts
Sozialleistungen insgesamt: 808,3 Mrd. Euro, davon sind:
Frankreich
31,9
Finnland
31,0
Belgien
30,7
Italien
28,6
Schweden
28,1
Spanien
26,8
Deutschland
25,8
Portugal
25,2
Vereinigtes Königreich
21,7
Vereinigte Staaten
19,2
Kanada
17,0
Durchschnitt OECD: 21,6
Sonstiges
Arbeitslosigkeit
2,9
3,9
11,1 Kinder,
Ehegatten,
Mutterschaft
Quelle: BMAS, Sozialbudget 2014, Zeitbild
glitz
Frau Anna Stie
17
e
lle
sa
os
hl
Sc
53117 Bonn
Anna, 20 Jahre, freut sich: Ihre Chefin hat sie nach ihrer Ausbildung
als Vollzeitkraft in ihrem Friseurgeschäft übernommen und zahlt ihr
nun den gesetzlichen Mindestlohn – 8,50 Euro die Stunde. Der gesetzliche Mindestlohn bildet eine Art Sicherheitsnetz, damit der Wettbewerb
zwischen Unternehmen nicht zulasten der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer durch Vereinbarung immer niedriger Löhne, sondern
um die besseren Produkte und Dienstleistungen stattfindet. Mit dem
Mindestlohn verdient Anna bei einer 40-Stunden-Woche 1.496,00 Euro
im Monat. Doch davon landet nicht alles auf ihrem Konto, sondern es
gibt Abzüge: Neben der Lohnsteuer sind das vor allem Abzüge für die Krankenversicherung (KV-Beitrag), Rentenversicherung (RV-Beitrag), Pflegeversicherung (PV-Beitrag)
und Arbeitslosenversicherung (AV-Beitrag) sowie der Solidaritätszuschlag (Soz) für den
wirtschaftlichen Aufbau Ostdeutschlands und die Kirchensteuer.
43,0
%
Krankheit,
Invalidität
39,1
Alter,
Hinterbliebene
Los!
1. Geben Sie mit eigenen Worten Ihre Vorstellung von sozialer Gerechtigkeit wieder.
2. Benennen Sie die Aussagen, die auf die Soziale Marktwirtschaft zutreffen. Begründen Sie Ihre Entscheidung.
Sozial gerecht ist für mich,
wenn die Menschen entsprechend ihres Einkommens Beiträge zur Sozialversicherung leisten.
wenn jeder einen gleichen Anteil seines Einkommens an Beiträgen zahlt.
wenn Menschen, die selten krank sind, niedrigere Krankenversicherungsbeiträge zahlen sollen.
wenn Menschen mit niedrigem Einkommen die gleiche Krankenversorgung erhalten.
wenn Menschen, die keine Kinder haben, weniger Rente erhalten sollen.
wenn Raucher einen höheren Krankenversicherungsbeitrag zahlen sollen.
wenn alle die gleiche Rente erhalten.
ja
nein
Sozialpartnerschaft:
Gemeinsam stärker?!
Arbeitskämpfe:
Großes Gefälle
Im Durchschnitt der Jahre 2005 bis 2013
durch Streiks und Aussperrungen verlorene
Arbeitstage je 1.000 Arbeitnehmer
Tarifpartnerschaft (Tarifautonomie)
Mitbestimmung
Tarifautonomie
Die Tarifautonomie hat sich zu einer tragenden Säule der Sozialen Marktwirtschaft
entwickelt. Sie bedeutet, dass Arbeitgeber
und Gewerkschaften die Höhe der Löhne
und Gehälter sowie Arbeitsbedingungen
wie z. B. die Arbeitszeit unbeeinflusst vom
Staat aushandeln. Die Tarifpartner können am besten die wirtschaftliche Lage
ihres Unternehmens bzw. ihrer Branche
einschätzen und einen für beide Seiten
vernünftigen Kompromiss finden. Der
Staat legt lediglich einen äußeren Rahmen
fest, z. B., wie viele Stunden eine Arbeitnehmerin/ein Arbeitnehmer pro Tag arbeiten
darf oder wie viel Urlaub ihr/ihm im Jahr
mindestens zusteht.
Der Betriebsrat
In Deutschland können Mitarbeiter
von Unternehmen mit mindestens fünf
Angestellten einen Betriebsrat gründen.
Dieser vertritt die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und hat
dazu besondere Informations-, Anhörungs- und Mitwirkungsrechte. Bestimmte
Regelungen, wie Änderungen der täglichen
Arbeitszeiten, kann ein Arbeitgeber z. B.
nur vornehmen, wenn der Betriebsrat
zustimmt. Über den Betriebsrat können
Arbeitnehmer daher wichtige betriebliche
Entscheidungen mitbestimmen (betriebliche Mitbestimmung).
Mitbestimmung
im Aufsichtsrat
Der Aufsichtsrat ist ein Kontrollgremium des Unternehmens und z. B. für Aktiengesellschaften und Genossenschaften
gesetzlich vorgeschrieben. Der Aufsichtsrat
überwacht u. a. die Geschäftsführung und
legt deren Gehälter fest. Bei großen Unternehmen mit mehr als 2.000 Mitarbeitern
wird er zu gleichen Teilen durch Vertreter
der Anteilseigner und der Arbeitnehmer
gebildet. Die Anteilseigner stellen den Aufsichtsratsvorsitzenden, der bei Stimmengleichheit mit einer Doppelstimme für die
Pattauflösung sorgt. Über den Aufsichtsrat
können Arbeitnehmer strategische Fragen
mitbestimmen (Unternehmensmitbestimmung).
66
Spanien
139
Frankreich
135
Italien
76
Finnland
23
Vereinigtes
Königreich
16 Deutschland
9 USA
5 Polen
2 Österreich
1 Schweiz
Kooperation statt
Konfrontation
Die deutsche Sozialpartnerschaft wird
von vielen Wirtschaftsexperten, auch im
Ausland, als ein wichtiger Standortfaktor
Deutschlands angesehen. Im Dialog zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern
können Probleme bereits geklärt werden,
bevor sie eskalieren und etwa in Streiks
münden. Es gibt aber auch Kritiker, die
insbesondere die Mitbestimmung als zu
bürokratisch, zeitraubend und kostenintensiv ansehen.
Los!
Ein Start-up-Unternehmen, das Computerspiele entwickelt, hat großen Erfolg. Jetzt möchten die Beschäftigten
darüber verhandeln, wie alle am Erfolg beteiligt werden können. Gestalten Sie im Kurs ein Rollenspiel. Die
Verhandlungselemente sind: Unternehmensbeteiligung, Arbeitszeiten, betrieblicher Service (z. B. Kinderbetreuung). Übernehmen Sie dazu die Rollen der Arbeitgeber (Management) und des Betriebsrats. Sammeln Sie
Argumente und stellen Sie die Positionen der Beteiligten im Rollenspiel dar.
Quelle: WSI – Hans-Böckler-Stiftung
Deutschland wird weltweit nicht nur für seine wirtschaftlichen Erfolge geachtet,
sondern auch für die soziale Stabilität. Grundlage dafür ist die Sozialpartnerschaft, in der
Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam Verantwortung übernehmen. So haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer in vielen Unternehmen flexible Beschäftigungszeiten vereinbart.
Dies hat ganz wesentlich dazu beigetragen, dass die deutsche Wirtschaft die Finanz- und
Wirtschaftskrise gut gemeistert hat und die Zahl der Arbeitslosen trotz der Krise begrenzt
geblieben ist. Die Sozialpartnerschaft in Deutschland fußt auf den beiden Säulen:
„Samstags gehört Vati mir“
Eine Gewerkschaft ist eine Vereinigung von Arbeitnehmern, die das Ziel hat, die wirtschaftlichen und sozialen Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei den
Arbeitgebern durchzusetzen. Die Gewerkschaften sind ab den 1850er-Jahren zumeist aus
der europäischen Arbeiterbewegung hervorgegangen. Sie setzen sich für höhere Löhne,
bessere Arbeitsbedingungen und mehr Mitbestimmung ein. Sie schließen als Verhandlungspartner von Arbeitgeberverbänden Tarifverträge ab und führen auch Lohnkämpfe,
gegebenenfalls mithilfe von Streiks. Die Gewerkschaftsmitglieder zahlen einen monatlichen Beitrag – zum Beispiel ein Prozent vom Bruttoeinkommen – an die Gewerkschaft.
Aus diesen Beiträgen wird die Gewerkschaftsarbeit finanziert und das Streikgeld gezahlt
– ein von der Gewerkschaft bezahlter Beitrag für den während eines Arbeitskampfes
entgangenen Lohn.
In der noch jungen Bundesrepublik gründeten 1949 sechzehn Einzelgewerkschaften
einen Dachverband, den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Im Jahr 2014 gibt es durch
Zusammenschlüsse von Einzelgewerkschaften noch acht Einzelgewerkschaften, mit etwas
mehr als sechs Millionen Mitgliedern. Es gibt aber auch Gewerkschaften, die nicht dem
DGB angehören.
Im Zusammenspiel
Mitgliedszahlen der DGB-Gewerkschaften (2014)
2.269.281
IG Metall
2.039.931
Vereinte Dienstleistungegewerkschaft (ver.di)
IG Bergbau, Chemie, Energie
657.752
6.108.811
280.926
IG Bauern-Agrar-Umwelt
272.309
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
207.835
Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft
205.908
Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten
174.869
Gewerkschaft der Polizei
DGB gesamt
Los!
1. Arbeiten Sie mittels Internetrecherche die wichtigsten Forderungen der Gewerkschaften in Deutschland
aus den vergangenen zwei Jahren heraus.
2. Nehmen Sie zu folgender Entwicklung Stellung und entwickeln Sie mögliche Handlungsoptionen:
Die Gewerkschaften verzeichnen seit Jahren – ebenso wie die etablierten Parteien – einen Mitgliederschwund.
Quelle: DGB-Bundesvorstand
So lautete die Forderung der
Gewerkschaften 1956. Die Arbeitszeit betrug damals durchschnittlich
48 Stunden in der Woche, meist
wurde auch samstags gearbeitet.
Die Gewerkschaften forderten die
Einführung der 40-Stunden-Woche
bei vollem Lohnausgleich und
das arbeitsfreie Wochenende.
„Samstags gehört Vati mir“, lautete
daher der Slogan der Gewerkschaften zum 1. Mai 1956. Ein Jahr
später vereinbarten die Industriegewerkschaft Metall und der
Arbeitgeberverband Gesamtmetall
ein Abkommen zur stufenweisen
Einführung der 40-StundenWoche. In den Folgejahren wurde die
40-Stunden-Woche nach und nach
auch in anderen Branchen eingeführt.
Das Zusammenwirken von Unternehmen und Gewerkschaften hat die Bundesrepublik geprägt und zu einem Erfolgsmodell werden lassen. Einst waren die Gewerkschaften
als Organisation, die die Rechte der Arbeiter vertritt, nur Gegner der Arbeitgeber. Nach
dem Zweiten Weltkrieg wurden sie aber auch zu Mitgestaltern der Wirtschaftsordnung
in Deutschland. Arbeitsrechtliche und tarifliche Konflikte gab es immer wieder und wird
es auch weiterhin geben, aber die Zusammenarbeit hat auch dazu beigetragen, dass die
Bundesrepublik Deutschland wirtschaftlich so überaus erfolgreich wurde.
Die Schuldenfalle:
Was macht der Staat?
Hätte man am 31. Dezember 2014 die Staatsschulden gleichmäßig auf die 81,1 Millionen Einwohner verteilt, hätte jeder in
Deutschland, vom Säugling bis zum Rentner, ungefähr 27.400
Euro an Schulden gehabt. Denn die Gesamtschulden von
Bund, Ländern und Gemeinden erreichten nach Angaben des
Statistischen Bundesamtes zu diesem Zeitpunkt die Summe
von knapp über 2,2 Billionen Euro. Das entspricht rund 75,0
Prozent des jährlichen Bruttoinlandsprodukts – damit ist die
Obergrenze von 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, die im
europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt festgelegt ist,
deutlich überschritten. Der Grund: Um die Auswirkungen der
Finanz- und Wirtschaftskrise in Deutschland zu bekämpfen,
musste die Bundesregierung zahlreiche Maßnahmen ergreifen
und dabei neue Schulden machen. Aufgrund der mittlerweile
guten wirtschaftlichen Lage gibt es nun viel mehr Steuereinnahmen. Diese will die Bundesregierung jetzt dafür verwenden,
die Verschuldung zu reduzieren. Bereits im Jahr 2015 sollen gar
keine neuen Schulden mehr gemacht werden – der Haushalt
schreibt also keine „roten Zahlen“, sondern eine „schwarze Null“.
Das heißt, der Bund muss mit dem Geld auskommen, das er tatsächlich einnimmt. Viele Politiker wollen auch den Abbau der
über Jahrzehnte aufgelaufenen Schulden angehen.
Verschuldu
Keine neuen Schulden von 2014 an
Nettokreditaufnahme des Bundes (in Milliarden Euro)
50
40
30
20
0
34,1
44,0
17,3
22,5
22,1
0,0
0,0
0,0
2009
Ist
2010
Ist
2011
Ist
2012
Ist
2013
Ist
2014
Ist
2015
Soll
2012–2019
nach Plan
Quelle: BMF
10
Der Bundeshaushalt 2015
Gesamtausgaben: 299,5 Milliarden Euro
Als Erstes fallen die Zinsen ins Auge.
Hohe Schulden führen in der Tendenz dazu,
dass auch die Zinssätze steigen. Als Folge hat
der Staat weniger finanzielle Spielräume,
um wichtige Aufgaben anzupacken. Bund
und Länder müssen für Zinszahlungen auf
ihre Schulden mehr Geld ausgeben als für
viele andere Bereiche. Zum Beispiel gab
der Bund 2014 für die Verzinsung seiner
Schulden 25,9 Milliarden Euro aus – das ist
weit mehr, als für Bildung und Forschung
aufgewendet werden (18,8 Milliarden Euro
2014).
10,8
9,4
Verteidigung
Bundesschuld
Quelle: BMF
Warum können Schulden
des Staates zu einem Problem
werden?
7,7
Verkehr und digitale Infrastruktur
5,1
Bildung und Forschung
4,7
%
Allgemeine Finanzverwaltung
4,0
41,7
Gesundheit
Arbeit und Soziales
2,8
Familie, Senioren, Frauen und Jugend
9,2
Sonstige
2,4
Wirtschaft und Energie
2,2
Wirtschaftliche Zusammenarbeit
Los!
Stellen Sie sich vor, Sie sind Bundesfinanzministerin/Bundesfinanzminister und müssen zur Verringerung
der Staatsschulden den Rotstift ansetzen. Nehmen Sie Stellung dazu, mit welchen Maßnahmen und bei welchen
Etats Sie den Schuldenstand reduzieren würden.
Europas Finanzen auf einem guten Weg?
Seit der Einführung des Euro hat sich gezeigt: Die deutsche
Wirtschaft profitiert stark von der gemeinsamen Währung. Denn
über 36 Prozent der deutschen Exporte gehen in Eurostaaten. Im
Unterschied zu früher gibt es nun keine Wechselkursrisiken mehr.
Aber auch jeder Einzelne hat es jetzt besser, z. B. wenn er in einem
Euroland Urlaub macht: Man spart Zeit und Gebühren für den
Umtausch von Geld.
Der Euro ist zugleich ein Symbol für das geeinte Europa. Der
Traum aller, die sich ein Europa gewünscht haben, das durch eine
gemeinsame Währung noch näher zusammenrückt. Dies stellte sich
allerdings als schwieriger heraus, als gedacht. Denn es gab massive wirtschaftliche Unterschiede (z. B. bei der Inflation) zwischen
den verschiedenen Mitgliedsstaaten der künftigen Eurozone. So
beschlossen die EU-Länder mit dem Vertrag von Maastricht 1992
nicht nur die Errichtung einer Wirtschafts- und Währungsunion,
sondern auch die Kriterien, die ein Land erfüllen muss, um den
Euro einzuführen. Voraussetzungen waren z. B. eine jährliche
Neuverschuldung von maximal drei Prozent des BIP und eine
Gesamtverschuldung von höchstens 60 Prozent des BIP. Zusätzlich
einigten sich die EU-Länder wenige Jahre später auf den Europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt.
Dass dieser aber noch nicht ausreichend war, zeigte die Staatsschuldenkrise. Ab 2009 konnte die Insolvenz einzelner Eurostaaten
nur noch durch riesige finanzielle „Rettungsschirme“ verhindert
werden. Die Gründe dafür waren vielfältig, der starke Anstieg der
Staatsschulden in einigen Euroländern im Vorfeld der Krise spielte
Entwicklung der Renditen
zehnjähriger Staatsanleihen (1/2009 bis 9/2015)
Angaben in Prozent
40
Quelle: Reutes EcoWin
30
Spanien
Irland
Portugal
Griechenland
dabei eine große Rolle: Sie hatten sich beim Versuch, Banken im
Rahmen der Finanzmarktkrise zu retten, noch tiefer verschuldet.
Zugleich machte es die gemeinsame, stabile und starke Eurowährung einzelnen Staaten anfangs leicht, sich zu zunächst relativ
niedrigen Zinssätzen immer weiter zu verschulden, anstatt durch
Reformen ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Als das Vertrauen
der Investoren bei zunehmendem Schuldenstand dann schwand
und die Zinsen stiegen, konnten einzelne Staaten ihre Zins- und
Tilgungslasten nicht mehr alleine tragen.
Den Euro fit gemacht
Damit der Euro weiterhin stark bleibt und das Vertrauen wiederhergestellt wird, haben die Mitgliedstaaten inzwischen aber
umfassende Maßnahmen beschlossen:



Die nationalen Haushalte und die Wettbewerbsfähigkeit der
EU-Länder sollen künftig besser überwacht werden.
Die Finanzmärkte sollen in Zukunft strenger und intelligenter
reguliert werden.
Der Pakt für Wirtschaft und Beschäftigung hilft darüber hinaus,
Länder wieder wettbewerbsfähig zu machen.
Um die drohende Zahlungsunfähigkeit eines Eurostaates im Krisenfall abzuwenden und ihm Zeit für die notwendigen Reformen zu
verschaffen, wurde im Jahr 2013 der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) eingerichtet. Aufgabe des ESM ist es, Mitgliedstaaten der
Eurozone, die in finanziellen Schwierigkeiten sind, durch Notkredite
zu unterstützen. So kann verhindert werden, dass ihre Zahlungsunfähigkeit die gesamte Eurozone gefährdet. Um Hilfen zu erhalten, muss
ein Staat sich zu bestimmten Reformen und Sparauflagen bereit erklären. Griechenland, Irland, Portugal, Spanien und Zypern haben seit
2010 den „Rettungsschirm“ ESM bzw. seinen Vorgänger in Anspruch
genommen. Mittlerweile sind die Länder bei der Konsolidierung ihrer
öffentlichen Haushalte und der Stabilisierung ihrer wirtschaftlichen
Entwicklung vorangeschritten. Irland, Spanien und Portugal konnten
den Rettungsschirm daher bereits wieder verlassen.
20
705 Mrd. Euro
Stammkapital
ESM
10
0
01/2009
01/2010
01/2011
01/2012
01/2013
01/2014
09/2015
Los!
1. Erörtern Sie auf Grundlage der Materialien die Haftung Deutschlands für andere EU-Länder.
2. Diskutieren Sie in der Klasse, welche Vorteile der Euro Deutschland bietet.
Bertelsmann Stiftung – Video „Wer rettet hier wen und warum“ (7 min): http://bit.ly/1E2EwcW
Bundesfinanzministerium – Europäische Stabilitätsmechanismen: http://bit.ly/1K3jSdN
Europäische Kommission – „Der Euro bringt uns allen Vorteile“: http://bit.ly/1fmkTRi
davon
22 Mrd. Euro
Bareinlage
Deutschland
davon
168 Mrd. Euro
Garantien
Deutschland
Welche Regeln brauchen
die Finanzmärkte?
Eigentlich haben Finanzmärkte eine dienende Funktion: Sie müssen den Zahlungsverkehr (z. B. Überweisungen, EC-Kartenzahlungen)
organisieren und dafür sorgen, dass sich Unternehmen und Privatpersonen, aber auch Staaten, Kapital (z. B. für Investitionen) beschaffen
können. Von dieser dienenden Grundaufgabe haben sich die Finanzmärkte in der jüngsten Vergangenheit zunehmend entfernt. Viele
Banken gingen mit geliehenem Kapital hochspekulative Geschäfte ein, ohne dabei genügend eigenes Kapital als Reserve (sogenanntes
Eigenkapital) vorzuhalten, um größere Verluste im Zusammenhang mit den eingegangenen Risiken aufzufangen. Als die Risiken aus
komplizierten, undurchschaubaren Finanzprodukten zunahmen, waren einige Banken folglich nicht mehr in der Lage, die Verluste selbst
zu tragen. Ohne staatliche Hilfe wären diese Banken zusammengebrochen und hätten geschlossen werden müssen. Um dies zu verhindern, waren viele Staaten gezwungen, die Banken mit milliardenschweren Maßnahmen zu unterstützen und so die Lage zu stabilisieren.
Es wurde deutlich, dass der bisherige Ordnungsrahmen für die Finanzmärkte unzureichend war. Unter anderem folgende Regeln sollen
zukünftig dazu beitragen, dass die Finanzmärkte besser funktionieren:
Wenn eine Bank in Schwierigkeiten
gerät, kann sie unter Umständen die
Stabilität des gesamten Finanzsystems in
Gefahr bringen. In diesem Fall sind Staaten
gezwungen, mit Rettungsaktionen einzuschreiten. Während der Finanzmarktkrise
waren riesige Summen dafür erforderlich:
Von Oktober 2008 bis Oktober 2011 genehmigte die Europäische Kommission rund
4,5 Billionen Euro (37 Prozent des EU-BIP)
an staatlicher Beihilfe für Finanzinstitute.
Künftig müssen Finanzinstitute mehr
Eigenkapital bereithalten, damit sie im
Krisenfall genügend Reserven haben und
sich aus eigener Kraft stabilisieren können.
Für Banken, die eine Schlüsselstellung im
Finanzsystem einnehmen, sollen dabei
besonders strenge Vorschriften gelten. Außerdem wurden ungedeckte Leerverkäufe
verboten (verkauft werden dabei Wertpapiere, die der Verkäufer zum Verkaufszeitpunkt noch gar nicht besitzt). Des Weiteren
soll ein Gesetz die Risiken durch den
computergesteuerten Hochfrequenzhandel
(automatisierter Handel mit Wertpapieren,
der sich durch kurze Haltefristen und
hohen Umsatz auszeichnet) einschränken.
Außerdem wird die Durchführung speku-
lativer Geschäfte durch eine Vielzahl von
Regelungen (u. a. zum computergestützten
Handel an den Börsen) erschwert und besser kontrolliert.
Die Verursacher an den
Kosten der Krise beteiligen
Um die Folgen der Finanzkrise abzumildern, mussten öffentliche Gelder in
Milliardenhöhe eingesetzt werden. Die
europäische Sanierungs- und Abwicklungsrichtlinie wird nun dafür sorgen, dass bei
Banken, die finanziell in Schieflage geraten,
zunächst Eigentümer und Gläubiger der
Bank mit ihrem Kapital haften müssen,
bevor staatliche Mittel eingesetzt werden.
Damit wird ein Grundprinzip der Sozialen
Marktwirtschaft, die Einheit von Handlung
und Haftung, auch bei Banken umgesetzt.
Außerdem wurde eine neue Bankenabgabe eingeführt, die europäischen Banken
in einen Fonds für Krisenfälle einzahlen
müssen. So wird die Finanzwirtschaft in die
Kosten zur Bewältigung einer Finanzkrise
einbezogen. Eine Beteiligung des Finanzsektors an den Kosten wird auch über die
sogenannte Finanztransaktionssteuer (dabei werden verschiedene Finanzgeschäfte
besteuert) angestrebt, wofür sich Deutschland in Europa einsetzt.
Los!
Die Aufsicht stärken
Um Fehlentwicklungen auf den Finanzmärkten frühzeitig erkennen zu können,
wurde die nationale Finanzaufsicht durch
einen neu eingerichteten Ausschuss für
Finanzstabilität erweitert. Zur Stärkung
der grenzüberschreitenden Finanzaufsicht
wurde ein Europäisches FinanzaufsichtsQuelle: BMF
system entwickelt.
Ungleichgewicht zwischen
Realwirtschaft und Finanzmarkt
(Finanzmarkt 2011)
995 Billionen Dollar
Volumen der Devisengeschäfte
708 Billionen US-Dollar
Volumen außerbörslich
gehandelter Finanzderivate*
Zum Vergleich:
65 Billionen US-Dollar
Wert aller produzierten
Güter und Dienstleistungen
(BIP weltweit 2011)
87 Billionen US-Dollar
Volumen gehandelter
Aktien und Bonds
*Finananzderivate sind eine Anlageform, die auf der
Basis bestehender Wertpapiere oder Kredite zusätzliche
Handels- und Spekulationsmöglichkeiten eröffnet.
Terminkontrakte und Optionen sind zwei verbreitete Formen
von Finanzderivaten.
1. Benennen Sie aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Gründe der Notwendigkeit von Banken für die
moderne Wirtschaft. Begründen Sie Ihre Entscheidung.
2. Arbeiten Sie die Bedeutung und zentralen Merkmale der Begriffe ,,Finanztransaktionssteuer“ und
,,Europäische Bankenaufsicht“ heraus.
Filmtipp: Bundesfinanzministerium – „Die Bankenabgabe“: http://bit.ly/FOounR
Quelle: IWF, BIZ, WFE
Das Finanzsystem stabiler
und krisenfester machen
Welche Gehälter sind gerecht?
Im Zuge der Finanzkrise hat die Bundesregierung Regeln für Managergehälter aufgestellt. Wollen sich Banken aus dem 480-MilliardenEuro-Rettungspaket helfen lassen, müssen sie unter anderem die
Gehälter ihrer Top-Führungskräfte auf 500.000 Euro pro Jahr begrenzen (wie bei der Commerzbank geschehen). Aktionäre dürfen
ebenfalls keine Dividenden kassieren, wenn Banken mit Staatsgeld
gerettet werden.
Zudem hat die Europäische Union beschlossen, dass ab 2014
die Boni von Bankern auf die Höhe ihres jährlichen Festgehalts
begrenzt werden. Nur mit Zustimmung der Aktionäre kann die
Sonderzahlung doppelt so hoch ausfallen.
Mindestlöhne
Die Bundesregierung hat im April 2014 einen Mindestlohn
beschlossen – damit wird eine angemessene Lohnuntergrenze für
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sichergestellt. Seit dem
1. Januar 2015 gibt es nun einen flächendeckenden gesetzlichen
Mindestlohn von brutto 8,50 Euro je Stunde. Alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben Anspruch darauf gegenüber ihrem
Arbeitgeber. Es gibt aber auch Ausnahmen: Langzeitarbeitslose
sollen bei Annahme eines Jobs in den ersten sechs Monaten von
der Lohnuntergrenze ausgeklammert werden, ebenso Jugendliche
unter 18 Jahren ohne Ausbildung. Politisch sind Mindestlöhne
umstritten. Kritiker führen an, dass Mindestlöhne zum Verlust von
Arbeitsplätzen führen könnten. Arbeitsplätze für gering qualifizierte
Menschen würden durch Maschinen ersetzt, wanderten ins kostengünstigere Ausland ab oder würden in die Schwarzarbeit verdrängt.
Befürworter sehen sie als notwendig an, um unangemessen niedrige Löhne zu verhindern. Es geht in der Sozialen Marktwirtschaft
grundsätzlich auch darum, dass Arbeit und Leistung ihren Wert
haben müssen. Anfang 2014 gab es in folgenden EU-Ländern keinen
gesetzlichen Mindestlohn: Dänemark, Finnland, Italien, Österreich,
Schweden und Zypern.
in Euro
VW
15.860.000
Daimler
8.360.000
SAP
8.080.000
Merck
7.770.000
Deutsche Bank
7.470.000
BMW
7.250.000
Allianz
6.940.000
Henkel
6.870.000
Linde
5.580.000
BASF
5.450.000
Quelle: www.finanzen.net
Managergehälter
Verhältnis der Vorstandsvergütung zum
Durchschnittsverdienst der Arbeitnehmer
Quelle: HWWA
Begrenzung der Gehälter?
Die Top-Ten-Gehälter
der DAX-Vorstände 2014
1960er-Jahre 1 : 42
Anfang der 1990er-Jahre 1 : 32
Anfang des neuen Jahrtausends 1 : 240
Der Mindestlohn ist
in Europa längst Realität
Luxemburg
11,10 Euro
Frankreich
9,53 Euro
Niederlande
9,11 Euro
Belgien
9,10 Euro
Deutschland
8,50 Euro
Großbritannien
7,43 Euro
Spanien
3,91 Euro
Griechenland
3,35 Euro
Portugal
2,92 Euro
Polen
2,31 Euro
Tschechien
2,01 Euro
Rumänien
1,14 Euro
Im Mittel verdient ein Vollzeitbeschäftigter in Deutschland
2.889 Euro im Monat, das entspricht einem Stundenlohn
von 16,70 Euro bei einer 40-Stunden-Woche. Somit liegt
ein Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde bei 50,9 Prozent
des mittleren Lohns.
Los!
Derzeit ist die Gehaltsdebatte fast ausschließlich auf Managergehälter fokussiert. Doch im Sport oder
Showbusiness werden ebenfalls hohe Gehälter bezahlt. Der Formel-1-Rennfahrer Sebastian Vettel verdient
im Jahr mehr als 20 Millionen Euro; der Fußballspieler Philipp Lahm um die 14 Millionen Euro).
Nehmen Sie in diesem Zusammenhang Stellung dazu:
a) Was sind gerechte Löhne?
b) Inwiefern ist der Mindestlohn ein sinnvoller staatlicher Eingriff?
Quelle: OECD; für Deutschland Berechnungen des WSI auf der Grundlage
von Daten der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit – Werte für 2012,
Stand Eurowerte: Januar 2014
Letztlich ist die Frage, welche Gehälter gerecht sind, kaum zu
beantworten. Denn die Höhe der Vergütung ist grundsätzlich frei
verhandelbar. Einerseits müssen die Löhne und Gehälter über den
Verkauf der hergestellten Produkte erwirtschaftet werden. Andererseits geht es aber auch um den Lebensunterhalt von Menschen
– somit ist der Arbeitsmarkt kein Markt wie jeder andere. Kein
Wunder, dass die Frage viel diskutiert wird, vor allem wenn sehr
hohe oder sehr niedrige Gehälter gezahlt werden. Seit 1995 haben
sich die Einkünfte der Spitzenmanager weit vom Durchschnittsverdienst der Arbeitnehmer entfernt.
Welche Rolle spielen Unternehmerinnen
und Unternehmer?
Mut zum Aufbruch, Neugier, Ehrgeiz, das Übernehmen von Verantwortung, soziale Kompetenzen und vorausschauendes Planen – das
sind wichtige Erfolgsfaktoren, die Unternehmerinnen und Unternehmer auszeichnen. Selbstständige, die Tag für Tag die Soziale Marktwirtschaft leben und vorleben, findet man besonders in kleinen und mittelständischen Unternehmen.
Wichtiger Jobmotor
Kleine und mittelständische Unternehmen schaffen Arbeitsplätze für rund
16 Millionen Menschen in Deutschland. Fast
60 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Deutschland arbeiten
in diesen Unternehmen.
Langfristig und nachhaltig
Die überwiegende Mehrheit
aller deutschen Mittelständler
sind Familienunternehmen
und daher besonders
an langfristig orientierten
und nachhaltigen Geschäften
interessiert.
Viele Firmen, hoher Umsatz
Mehr als 99 Prozent aller deutschen
Unternehmen sind Mittelständler. Sie
erwirtschaften einen Umsatz von rund
zwei Billionen Euro jährlich – deutlich
mehr als die DAX-Unternehmen.
Mittelstand in Deutschland
Solide finanziert
Bei der Finanzierung
setzt der deutsche
Mittelstand zunehmend
auf Eigenkapital. Die
Eigenkapitalquote ist
auf rund 22 Prozent im
Jahr 2013 gestiegen. So
kann der Mittelstand
auch schwierige Zeiten
durchstehen.
Angabe der Anteilswerte des Mittelstands:
Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten
und weniger als 50 Millionen Euro Jahresumsatz.
Unternehmen
99,6 %
Auszubildende 84,2 %
Beschäftigte
59,4 %*
Wertschöpfung 56,5 %
Umsatz
35,3 %
Quelle: DSGV
Quelle: IfM Bonn / Statistiken / Volkswirtschaftliche
Bedeutung des KMU 2012/2014
* sozialversicherungspflichtige Beschäftigte
Los!
Ausbilder der Nation
Mehr als 80 Prozent der
Auszubildenden lernen
in kleinen und mittleren
Betrieben. Mit seinem
Engagement in der dualen
Ausbildung verhilft der
deutsche Mittelstand
Jugendlichen zu zukunftsfesten Jobs und trägt zur
geringsten Jugendarbeitslosigkeit in der EU bei.
Für eine neue Gründerzeit in Deutschland
Pro Jahr werden rund
350.000 Unternehmen
in Deutschland gegründet. Knapp 15 Prozent
der Gründerinnen und
Gründer kommen mit
einer Neuheit auf den
regionalen, deutschen
oder weltweiten Markt.
Es ist wichtig, den
Unternehmergeist in
Deutschland zu stärken
– für eine neue Gründerzeit! Damit auch mehr
junge Menschen den
Gang in die Existenzgründung wagen. Denn
gerade Start-ups sind
ein Lebenselixier für die
Wirtschaft – sie schaffen
Arbeitsplätze und führen
mit neuem Schwung zu
stärkerem Wettbewerb.
1. Haben Sie das Zeug zur Unternehmerin/zum Unternehmer? Finden Sie mithilfe des Online-Wirtschaftsspiels
,,BeBoss“ unter www.unternehmergeist-macht-schule.de Ihre Kompetenzen heraus.
Hilfreiche Informationen finden Sie unter www.existenzgruender.de.
2. Die Nachfolgeregelung ist häufig ein großes Problem für mittelständische Unternehmen. Erklären Sie
mögliche Schwierigkeiten und gestalten Sie ein Konzept zur Problemlösung.
Globalisierung – wer sind die Gewinner,
wer die Verlierer?
Die globale Vermögenspyramide
0,7
44,0
> 1 Mio. USD
7,9
100.000 bis 1 Mio. USD
41,3
10.000 bis 100.000 USD
21,5
Berühmte Ökonomen zur Globalisierung
< 10.000 USD
69,8
Adam Smith (1723–1790),
geistiger Vater der Marktwirtschaft
In seinem Werk „Der Wohlstand der Nationen“ begründet
Smith, dass die Arbeitsteilung zwischen verschiedenen
Menschen, Unternehmen oder Ländern die Quelle des
Wohlstands ist.
Vermögen
David Ricardo (1772–1823),
britischer Nationalökonom und Bankier
Er entwickelte 1817 die Theorie des komparativen Kostenvorteils, die heute noch immer Gültigkeit hat. Erklärt hat
er sie ursprünglich am Beispiel der Länder England und
Portugal und der Güter Tuch und Wein. Sie zeigt, dass
Arbeitsteilung und Güteraustausch für beide Länder vorteilhaft sind, wenn sich jedes Land auf das konzentriert, was
es am besten herstellen kann.
11,8
2,9
Anteil am
Gesamtvermögen
(in Prozent)
Weltbevölkerung – Zahl der Erwachsenen (in Prozent)
Quelle: Credit Suisse Global Wealth Databook 2014
Die Globalisierung ist kein neues Phänomen. So gründete sich
z. B. in Deutschland mit der Hanse bereits Mitte des 12. Jahrhunderts eine Vereinigung von Kaufleuten, die im Seehandel lange sehr
erfolgreich war. Und der Kaufmann Jakob Fugger konnte Anfang
des 16. Jahrhunderts in Europa ein grenzüberschreitendes Handelsund Finanzimperium aufbauen. Getrieben durch die Öffnung der
Märkte und den technischen Fortschritt, hat die Globalisierung
noch mehr Fahrt aufgenommen: So hat der Welthandel von 1960 bis
2012 fast um das 17-Fache zugenommen – obwohl die Weltwarenproduktion nur um den Faktor 5,6 stieg. Die Globalisierung fördert
auch die Bildung internationaler Unternehmen, die in mehreren
Ländern der Welt aktiv sind. Seit 1960 stieg deren Zahl von ca. 7.000
auf inzwischen über 65.000 an.
Die größten Handelspartner
Deutschlands 2014 (in Milliarden Euro, Werte gerundet)
Einfuhr
Ausfuhr
Niederlande
88
102
China
79
96
Vereinigte Staaten
Frankreich
68
84
Vereinigtes Königreich
Vereinigte Staaten
49
75
China
Italien
48
73
Niederlande
Vereinigtes Königreich
42
56
Österreich
Belgien
40
54
Italien
Polen
40
48
Polen
Schweiz
39
46
Schweiz
Russische Föderation
38
42
Belgien
Los!
1. Geben Sie mit eigenen Worten den Fachterminus „Globalisierung“ wieder.
2. Erörtern Sie Chancen und Risiken für Deutschland im Globalisierungsprozess.
Filmtipp zur Globalisierung: „WissensWerte – Globalisierung“, http://bit.ly/gN9ijt
Frankreich
BMWi (2015)
Gleiche Produkte,
gleiches Spielzeug,
gleiche Einrichtung
überall auf der Welt:
der Inbegriff der
Globalisierung.
Oft wird Globalisierung als weltweite Arbeitsteilung beschrieben. Wirtschaftliche Globalisierung bezeichnet einen
Prozess, bei dem weltweite Märkte für Waren, Dienstleistungen und Kapital entstehen und Volkswirtschaften sich
zunehmend international miteinander verflechten. Ein
typisches Beispiel ist die Produktion eines Smartphones: In
den USA oder Südkorea erfolgt das Design, wichtige Rohstoffe kommen aus Afrika, der Touchscreen aus Deutschland,
die Chips aus Südkorea. In China wird alles zusammengebaut
und dann weltweit verschickt. Globalisierung ist nicht allein
ein Phänomen, das die Wirtschaft betrifft. Es gibt mittlerweile auch eine globale Verflechtung, z. B. im Bereich von
Kultur und Lifestyle (Mode, Musik, Filme), vor allem angetrieben durch den Siegeszug des Internets.
Quelle: BMWi
Definition Globalisierung
Was tun, wenn die Gesellschaft
immer älter wird?
2045: Du bist jetzt um die 50 Jahre alt, berufstätig und müsstest, wenn die Bevölkerungsentwicklung so weitergeht, relativ hohe Beiträge für ältere Menschen zahlen – für
ihre Rente, Pflege oder Gesundheit. Was ist passiert?
Die Geburtenzahlen sind seit Anfang der 70er-Jahre stark zurückgegangen, die Lebenserwartung der Menschen hat sich aber immer mehr erhöht. Deshalb schrumpft die deutsche
Bevölkerung und wird gleichzeitig immer älter. Dieser „demografische Wandel“ hat viele
weitere Effekte: Ob Bildung oder Arbeitsmarkt, Gesundheitsversorgung oder Familie – er
umfasst alle gesellschaftlichen Bereiche. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes wird die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (20 bis unter 65 Jahre) bis zum Jahr 2030
um 4,4 Millionen und bis zum Jahr 2060 um 11 bis 15 Millionen abnehmen. Zeitgleich wird
die Zahl der Menschen, die 65 Jahre und älter sind, um rund ein Drittel auf 22,3 Millionen
Personen ansteigen. Wenn ältere Arbeitnehmer in Rente gehen, hinterlassen sie immer
häufiger eine Lücke, weil der Nachwuchs fehlt. Deshalb sind verschiedene Maßnahmen
erforderlich, um hier für einen Ausgleich zu sorgen:




Es soll leichter werden, den Beruf und die Familie zu vereinbaren.
Es ist wichtig, dass es mehr Betreuungsmöglichkeiten für Kinder gibt, damit auch Mütter
die Gelegenheit bekommen, einem Beruf nachzugehen.
Es gibt immer noch zu viele Jugendliche, die die Schule abbrechen. Ihre Zahl soll verringert und gleichzeitig der Übergang von der Schule in den Beruf verbessert werden.
Es wäre vorteilhaft, wenn ältere Menschen länger im Beruf bleiben könnten. Dafür
müssen Arbeitsplätze entsprechend ausgestaltet werden.
Wenn aus dem Ausland qualifizierte Fachkräfte und ihre Familien nach Deutschland
kommen, kann das dabei helfen, die Bevölkerungsentwicklung teilweise auszugleichen.
Bevölkerung aus dem Gleichgewicht
Wird 2015 bereits jeder
Fünfte 65 Jahre und älter
sein, ist es 30 Jahre später
schon jeder Dritte. Es
lastet entsprechend viel
auf den Schultern der
erwerbstätigen Bevölkerung zwischen 20 und 67.
2013
2060
5
13
80 u.
älter
%
61
15
20
65 bis
79 Jahre
Für die Rente der heutigen Rentner
zahlen die Beschäftigten, indem ein
Teil ihres Lohnes an die Rentenversicherung überwiesen wird (zurzeit
18,7 Prozent). Die heutigen Beitragszahler beziehen wiederum ihre Rente
dann später von der nächsten Generation. Am 1. Juli 2014 trat das neue
Rentenpaket in Kraft. Es bringt
u. a. drei wichtige Neuerungen:

18
51
20 bis
64 Jahre
16
0 bis
19 Jahre
Quelle: Statistisches Bundesamt

Generationenvertrag


Die Rente ab 63: Wer 45 Jahre
Beiträge eingezahlt hat, kann
schon zwei Jahre früher abschlagsfrei in Rente gehen.
Mütterrente: Mütter, die ihre
Kinder vor 1992 bekommen
haben, erhalten mehr Rente.
Erwerbsminderungsrente: Mehr
Geld gibt es für alle, die aus
gesundheitlichen Gründen früher
in Rente gehen müssen.
Los!
1. Zurzeit bringt jede Frau in Deutschland durchschnittlich 1,36 Kinder zur Welt. Benennen Sie mögliche
Maßnahmen des Staates und der Unternehmen für eine spürbare Steigerung der Geburtenrate. Begründen Sie
Ihre Entscheidung.
2. Erörtern Sie unter Berücksichtigung der Eingangsproblematik folgende Fragen:
Sollten die Renten zur Verhinderung hoher Beiträge gekürzt werden?
Sparen oder private Vorsorge? Gehen Sie hierbei auch auf folgende Stichworte ein: Riester-Rente,
Rürup-Rente, Aktienfonds, Staatsanleihen, Lebensversicherung, Bausparvertrag.
Nähere Informationen zum Thema „demografischer Wandel“ finden Sie unter:
www.demografische-chance.de, www.fachkraefte-offensive.de.
Wir brauchen euch!
Rückgang der Bevölkerung
im erwerbsfähigen Alter bis 2030
Die Bevölkerung im Alter von 20–64 Jahren ...
... bleibt konstant
... geht um rd. 10 % zurück
... geht um rd. 30–35 % zurück
Engpässe sind in folgenden Branchen und Berufen
festzustellen:



Akademische Berufsgruppen: Ärzte, Ingenieure im
Maschinen- und Fahrzeugbau, Elektrotechnik,
Versorgungs- und Entsorgungstechnik, IT-Experten
für Softwareentwicklung/Programmierung,
MINT-Bereich.
Handwerker/Facharbeiter: z. B. Elektroinstallateure/
-monteure, Fräser, Rohrinstallateure, Dreher, Werkzeugmacher, Kunststoffverarbeiter, Rohrnetzbauer/
Rohrschlosser, Schweißer/Brennschneider, Maschinenbautechniker.
Gesundheitsberufe: Ärzte (in ländlichen Regionen),
Pflegekräfte.
Los!
Beurteilen Sie die vorgestellten Maßnahmen.
... geht um knapp 7 % zurück
... geht um rd. 20–25 % zurück
Quelle: Statistisches Bundesamt
Der drohende Arbeitskräftemangel wird regional
unterschiedlich ausfallen.
Die Bundesregierung hat das Problem erkannt und wirkt ihm
entgegen, indem sie unter anderem:
berufliche





Bildung attraktiver macht,
mehr junge Menschen für eine Berufsausbildung motiviert,
Menschen mit Migrationshintergrund und Flüchtlinge
gezielt fördert,
die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtert,
das Interesse von jungen Frauen für typische Männerberufe
weckt,
Fachkräfte aus dem Ausland für ein Leben und eine Karriere
in Deutschland gewinnt.
Quellen: BMAS, BMWi
Der Wirtschaft in Deutschland geht es gut und somit auch
dem Arbeitsmarkt. Das hilft auch der Sozialen Marktwirtschaft.
Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist so hoch, dass viele Unternehmen ihre freien Stellen nicht mehr besetzen können. Noch
besteht nicht überall Fachkräftemangel, aber in einzelnen ländlichen Gebieten, und da vor allem in Ostdeutschland, macht er
sich bereits bemerkbar.
Hunderttausende Ingenieure und Facharbeiter gehen in den
nächsten Jahren in Ruhestand, es rücken aber nicht genügend
junge Fachkräfte nach. Bis zum Jahr 2030 könnte es nach Schätzungen von Arbeitsmarktexperten fast zwei Millionen Fachkräfte
weniger geben.
Akademisch ausgebildete Arbeitskräfte fehlen zu allererst im
sogenannten MINT-Bereich – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik: Der Anteil dieser Arbeitnehmer unter
den heute 40- bis 44-Jährigen liegt bei 24 Prozent, bei den 30- bis
34-Jährigen beträgt er nur noch 19 Prozent.
In Deutschland ist die häufigste Form der Berufsausbildung die
betriebliche Ausbildung, auch duale Ausbildung genannt. Mittlerweile wollen viele junge Menschen lieber studieren als eine Lehre
absolvieren, obwohl sie oft ebenso gute Aufstiegsmöglichkeiten
bietet. Insbesondere die Löhne in den technischen Berufen sind
vergleichsweise hoch – eine Technikerin zum Beispiel verdient
deutlich mehr als eine Arzthelferin oder Bibliothekarin. Außerdem
kann man sich zum Meister qualifizieren, sich selbstständig machen
oder später ein Studium auf den erlernten Beruf „draufsatteln“,
wenn man doch Akademiker werden möchte.
Vorbild Deutschland?!
Die positive Entwicklung in den vergangenen Jahren hat das Ansehen des deutschen Wirtschaftssystems sowohl im In- als auch
im Ausland gestärkt. Die Soziale Marktwirtschaft als Grundlage des wirtschaftlichen Erfolgs Deutschlands wird zunehmend als Vorbild
betrachtet. Doch was genau zeichnet die deutsche Volkswirtschaft aus?
Hoher Industrieanteil: Die Industrie
(genauer: das verarbeitende Gewerbe)
hatte 2014 einen Anteil von 22,3 Prozent
an der gesamten Bruttowertschöpfung in
Deutschland. Im europäischen Vergleich
ist das sehr viel: In Italien liegt er bei
15,5 Prozent, im Vereinigten Königreich
bei 9,5 Prozent und in Frankreich bei knapp
11,2 Prozent. Der EU-Durchschnitt lag 2014
bei 15,3 Prozent. Generell wird eine starke
industrielle Basis als Triebfeder für Innovationen und damit Wachstum, Wohlstand
und hochwertige Arbeitsplätze betrachtet.
Bemühungen auf EU-Ebene und aufseiten
der anderen EU-Mitgliedstaaten zielen
daher darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit
der Industrie zu stärken.
Exporterfolge: Deutschland hat auch
im Jahr 2014 seinen Platz als weltweit
drittgrößter Warenexporteur (hinter China
und USA) sowie als drittgrößter Warenimporteur (hinter USA und China) behauptet.
1.119 Milliarden Euro – über eine Billion! –
betrug der Wert deutscher Exporte im Jahr
2014. Zeitgleich wurden Waren im Wert von
889 Milliarden Euro importiert. Mit einem
„Offenheitsgrad“ (Importe plus Exporte
in Relation zum Bruttoinlandsprodukt)
von rund 85 Prozent ist Deutschland die
„offenste“ Volkswirtschaft der G7-Staaten.
Die wichtigsten Exportgüter Deutschlands
sind Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeugteile, Maschinen, chemische Erzeugnisse
sowie Datenverarbeitungsgeräte und
elektronische Erzeugnisse. Hauptimportgüter waren Datenverarbeitungsgeräte und
elektronische Erzeugnisse, Kraftfahrzeuge
und Kraftfahrzeugteile sowie Erdöl.
Beschäftigungsrekorde: Deutschland
ist das einzige Land in der EU, dem es gelungen ist, seit 2007 die Erwerbslosigkeit
deutlich zu senken und die Beschäftigung
zu erhöhen. Dabei konnte die Zahl der
Langzeitarbeitslosen um rund 40 Prozent
reduziert werden. Mit 30 Millionen gab es
2014 so viele sozialversicherungspflichtige
Beschäftigte (ohne Minijobs) wie nie zuvor
seit der Wiedervereinigung – trotz sinkender Bevölkerungszahl. Deutschland hat
die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in der
Europäischen Union (2014 nach international vergleichbaren Daten: 7,7 Prozent,
EU-Durchschnitt: 22,2 Prozent). Tarifautonomie, offene Arbeitsmärkte und Chancengleichheit – wichtige Eckpfeiler der Sozialen
Marktwirtschaft – haben wesentlich dazu
beigetragen. Aber auch die duale Ausbildung,
die parallele Ausbildung in Betrieb und Berufsschule. Gerade europäische Staaten mit
hoher Jugendarbeitslosigkeit interessieren
sich zunehmend für dieses Erfolgsmodell.
Unveränderte Ungleichheit: Laut einer
Studie der OECD aus dem Jahr 2015, ist
die Einkommensungleichheit in ihren
Mitgliedsstaaten in den vergangenen
Jahrzehnten gewachsen. Das trifft auch auf
Deutschland zu. In Deutschland hat sich,
anders als in den meisten anderen Staaaten,
die Ungleichheit der Nettoeinkommen seit
2007 nicht weiter erhöht. Allerdings ist die
Ungleichheit der Vermögen in Deutschland
stärker ausgeprägt als in vielen anderen
OECD-Ländern. Die oberen 10 Prozent der
Vermögenden besitzen nahezu 60 Prozent
des gesamten Nettohaushaltsvermögens.
USA
Österreich
„Rapide sinkende Arbeitslosigkeit,
Hunderttausende neue Jobs,
Vollbeschäftigung: Regierung und
Experten halten ein Jobwunder
in Deutschland für möglich.“*
„Deutschland hat es fertiggebracht, Wirtschaftswachstum
und sinkende Arbeitslosigkeit
zu vereinen.“*
Frankreich
Belgien
„In Deutschland sind eine solide
Finanzpolitik und eine Politik
für mehr Wachstum und
Arbeitsplätze kein Gegensatz.“*
Ungarn
„Deutschland ist bei Wachstum
und Beschäftigung (...) Vorreiter (...)
Das Problem ist, dass die deutsche
Öffentlichkeit dies nicht einmal
ansatzweise honoriert.“*
Los!
„In Deutschland sinkt die
Arbeitslosigkeit auf das Niveau
von 1992 und Deutschland zieht
den europäischen Karren.“*
* zitiert nach: bundesregierung.de > Wirtschaft > Deutschlands Aufschwung im
Spiegel internationaler Presse. Abgerufen am 22.05.2014.
1. Arbeiten Sie mittels Internetrecherche sozioökomische Kenndaten (Einwohnerzahl, BIP/BNE,
Arbeitslosenquote, Geburtenrate/Sterberate, Wirtschaftswachstum, Inflationsrate, Beschäftigte nach
Sektoren) zu folgenden Staaten heraus: Deutschland, USA, Russland, China. Vergleichen Sie die Kenndaten.
2. Nehmen Sie Stellung dazu, ob Deutschland wirtschaftlich gesehen für Sie ein Vorbild ist.
Ist Erfolg Glückssache?
Los!
D U
K A N N S T
E S .
1. Tragen Sie auf der Skala rechts ein, wie sehr Sie den Aussagen zustimmen oder diese ablehnen.
2. Begründen Sie Ihre Entscheidung und erörtern Sie die Positionen im Plenum.
lehne ab
„Für mich gibt es Wichtigeres im Leben als Schule.“ –
Mark Twain (1835–1910), US-amerikanischer Schriftsteller
„Zum Manager wird man geboren.“ – Michael Hartmann,
deutscher Soziologe
„Lehrer ist einer der wichtigsten Berufe in der Gesellschaft.
Wir müssen die Leistung der Lehrer ganz anders anerkennen.“ –
Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der Festveranstaltung
„60 Jahre Soziale Marktwirtschaft“ am 12. Juni 2008
„Was bedeutet schon Geld? Ein Mensch ist erfolgreich, wenn er
zwischen Aufstehen und Schlafengehen das tut, was ihm gefällt.“
– Bob Dylan, US-amerikanischer Folk- und Rockmusiker
„Ich habe niemals an Erfolg geglaubt. Ich habe dafür gearbeitet.“
– Estée Lauder, US-amerikanische Kosmetik-Unternehmerin
„Lassen Sie mich ein offenes Wort sprechen: Wir müssen uns
entweder bescheiden oder mehr arbeiten. Die Arbeit ist und bleibt die
Grundlage des Wohlstandes.“ – Ludwig Erhard (1897–1977),
Bundesminister für Wirtschaft, später Bundeskanzler
„Wenn du nicht gut Deutsch sprichst, dann brauchst du gar
nicht erst nach einem Job zu suchen.“ – Oleg, 17 Jahre, Schüler
„Manchmal muss man erst verlieren, um zu lernen, wie man gewinnt.“
– Lewis Hamilton, dreifacher Formel-1-Weltmeister
„Wenn ihr Sieger sein wollt, glaubt an euch. Imitiert niemanden,
findet euren eigenen Weg. Ich bin sicher, dass ein kreativer,
motivierter Mensch mit einer brennenden Idee im Herzen mehr
bewirken kann als 10.000 Kissenpupser. Also los jetzt, du fauler Sack.“
– Dieter Bohlen, deutscher Musiker und Produzent
stimme zu
Soziale Marktwirtschaft: Alles kapiert?
Überprüfen Sie Ihr Wissen zur Sozialen Marktwirtschaft! Beantworten Sie die Fragen und tragen
Sie die Lösungswörter in die Kästchen ein. Die fett umrandeten Kästchen ergeben senkrecht den Namen
einer berühmten Persönlichkeit.
10 Sicherung der sozialen Gerechtigkeit durch den ...
11 Hauptimporteur deutscher Waren im Jahr 2014.
12 Eines der zentralen Ziele der Sozialen Marktwirtschaft.
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