Schau mir in die Augen, Doktor

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SERIE
Seite 12
Freitag, 27. November 2009
Schau mir in die Augen, Doktor
Fotos: Shutterstock / Martin Weis
Die Augen des Menschen – ein
hochkomplexes und äußerst
empfindliches Sinnesorgan.
S
Fast jeder zweite Deutsche über 50 Jahren leidet am Grauen Star – Bei Routine-Operation wird Mini-Linse eingesetzt – Erfolgsrate liegt bei 95 Prozent
ie sind Lenker in der Liebe,
Spiegel der Seele, Tor zur
Welt. Aber unsere Augen nehmen nicht nur Daten auf, sie liefern
auch welche. Immerhin gelten sie
als wichtigstes Kriterium unserer
Außenwirkung. Vermutlich ein
Grund dafür, dass der Klassiker:
„Du hast wunderschöne Augen!“,
immer noch die Pole-Position unter den Komplimenten hält und sicher der einzige, weshalb Mascara
gleich nach dem Lippenstift zu den
Stars unter den Kosmetikartikeln
zählt.
von Constanze Kleis
So stimmt gleich in doppeltem
Sinn, dass – wie die Schriftstellerin
Anäis Nin die besonderen Merkmale des Sinnesorgans zusammen fasste – Botschaften vom Auge weiter
gegeben werden. Umso fataler,
wenn der Informationsfluss im
wahrsten Sinne des Wortes von einer Erkrankung getrübt wird, von
der in Deutschland etwa die Hälfte
aller über 50-Jährigen und fast alle
über 75-Jährigen betroffen sind:
Dem Grauen Star oder auch „Katarakt“ – der Eintrübung der Linse.
„Katarakt“ geht auf das grie-
Klare Sicht für
nah und fern
Es klingt ebenso abenteuerlich wie
aufregend, wenn Augenärzte von
neuen Techniken für künftige Operationen erzählen. In Heidelberg arbeiten Forscher an einer künstlichen Linse, die alle Funktionen des
menschlichen Auges übernehmen
soll. Die wichtigste Aufgabe wird
sein, die Brechkraft der Linse so zu
verändern, dass durch entsprechende Beugung des einfallenden Lichtstrahls das Bild scharf auf der Netzhaut abgebildet wird. Wenn das gelingt, werden wir im Alter wieder
genauso klar sehen können wie in
der Jugend. Linsen, die auf die Entfernung des fokussierten Gegenstandes reagieren, sind im wissenschaftlichen Test. Bis zum endgültigen Einsatz werden noch ein paar
Jahre vergehen. In weiteren Untersuchungen müssen noch die Effektivität und Nachteile der neuen
Kunststofflinse getestet werden. ahf
Hier gibt es Hilfe
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft, Platenstraße 1, 80336
München, Tel. (089) 55 05 76 80, Internet: www.dog.org.
Berufsverband der Augenärzte
Deutschlands, Postfach 30 01 55,
40401
Düsseldorf,
Internet:
www.augeninfo.de.
Bund zur Förderung Sehbehinderter, Düsseldorfer Str. 50, 41460
Neuss, Tel. (02131) 176 30 91, Internet: www.bfs-ev.de.
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Unsere Serie „Sprechstunde“ sowie weitere Informationen finden Sie im Internet unter
www.fnp.de/sprechstunde. Dort
ist auch ein Forum eingerichtet:
Betroffene können sich über ihre
Krankheit mit anderen Usern
austauschen.
chische Wort für „herabstürzendes
Wasser“ zurück. Man erklärte sich
die im fortgeschrittenen Stadium
der Krankheit eingetrübte Linse damit, dass Vitalsäfte von der Pupille
herabfließen.
Nur eine Operation hilft
„Grauer Star“ leitet sich vom mittelhochdeutschen „starblint“ ab,
auch eine Beschreibung der Symptome: Dem starren Blick der Erkrankten, die ihre Umgebung nicht
mehr fixieren können. Die milchige
Eintrübung der Augenlinse im
Spätstadium lieferte das „grau“ dazu.
Grauer Star gilt weltweit als eine
Hauptursache für Erblindung und
ist – ähnlich wie Falten oder Weitsichtigkeit – in 90 Prozent der Fälle
einfach eine Alterserscheinung.
Nur in wenigen Ausnahmen führen auch Augenverletzungen, Kortisontherapien oder etwa eine Diabetes mellitus zu dieser Erkrankung.
Mögliche – aber seltene – Ursache für einen Grauen Star jenseits
der Volljährigkeit kann auch eine
vorgeburtliche Infektion durch die
Mutter, etwa durch Röteln oder
Masern in der Schwangerschaft,
sein.
Die Eintrübung der Linse beginnt langsam und zieht sich
manchmal über mehrere Jahre. ähnlich verlockend empfinden wie
Meist sind beide Augen betroffen, eine Steuerprüfung: Der Austausch
wenn auch oft in unterschiedlicher der getrübten Linse durch eine
Intensität.
künstliche Linse ist die einzige BeEs beginnt damit, dass man seine handlungsmöglichkeit.
Umgebung zunehmend so sieht, als
Bis zu 600 000 Mal wird dieser
würde man in einem alten Foto-Al- Eingriff pro Jahr überwiegend ambum mit stark verblichenen Bil- bulant allein in Deutschland
dern blättern. Bis man schließlich durchgeführt und führt in der Redas Gefühl hat, als würde man – gel zu einer deutlichen Besserung
nein, nicht das
der Sehfähigkeit.
berühmte Brett
Ein Eingriff, der
vorm Kopf, sonübrigens selbst
dern eine Milchgerade in das
glasscheibe mit
Graue-Star-Alter
Was uns krank macht.
sich
herumtragekommen ist:
Wie wir gesund werden.
gen.
Am 29. NoBei
Sonnenvember
1949
Serie Teil 17
licht oder Scheinsetzte der engliwerfern von Fahrsche Augenarzt
zeugen erlebt man Ähnliches wie Harold Ridley bei einer Operation
bei einer Begegnung mit George in London erstmal einem an GrauClooney oder Pamela Anderson: em Star erkrankten Patienten eine
Man ist völlig geblendet. Und je künstliche Linse an Stelle der trübe
weiter die Krankheit voran schrei- gewordenen Augenlinse ein.
tet, desto schwerer wird es mit dem
Der Name des Patienten ist leiräumlichen Sehen.
der nicht überliefert, obwohl er für
seine Hauptrolle bei dieser RevoluMutiger englische Patient
tion mindestens so viel Mut bewieEindeutiges Symptom: Wenn man sen hat wie Neil Armstrong oder
plötzlich keine Lesebrille mehr Roald Amundsen und sich damit
braucht. Dafür verschlechtert sich eigentlich einen Stammplatz in der
das Sehen in die Ferne. Auch wenn Ahnenreihe der großen Helden verdie meisten Menschen einen Ein- dient hätte.
Der Namenlose musste damals
griff direkt im Auge vermutlich als
Sprechstunde
nach der Operation noch eine Brille mit ca. 13 Dioptrien tragen. Heute brauchen die Operierten oft gar
keine Brille mehr. Moderne Linsen
haben eine sogenannte „multifokale Optik“, das heißt, sie ermöglichen das Fern- und Nahsehen und
korrigieren damit auch die Altersfehlsichtigkeit.
Ähnlich wie eine Gleitsichtbrille
lassen diese Linsen die verschiedenen benötigten Brennpunkte entstehen. Und sie haben einen Blaulichtfilter, der die Netzhaut gegen
Sonnenlicht schützt. Anders als ihre Vorläufer können die Linsen
nicht nur weit mehr, sie sind auch
wesentlich dünner und wiegen nur
noch einen Bruchteil.
Millimeterarbeit im Auge
Entsprechend ist der Eingriff längst
nicht mehr so gravierend, wie beispielsweise noch in den 60er Jahren. Unter örtlicher Betäubung
wird zunächst die getrübte Linse
mittels Ultraschall zerkleinert und
abgesaugt, dann wird die neue über
einen kleinen Schnitt von kaum
drei Millimeter am Hornhautrand
ins Auge eingebracht, wo sie – ähnlich wie ein Spreizdübel – erst dort
ihre volle Größe entfaltet.
Ein Fortschritt, von dem auch
der Erfinder des Verfahrens noch
Ab 40 jährlich zum Augenarzt!
Grauer Star: Operation unter örtlicher Betäubung dauert nur wenige Minuten
N Von Andreas H. Fritzsche
Was man gegen den Grauen Star
tun kann, um sein Augenlicht zu
retten – das sagt im Interview Dr.
Gerd Gemmer, Chefarzt der Augenklinik des St. Marienhospitals
in Frankfurt.
Wie entsteht Grauer Star?
GEMMER: Durch eine Eintrübung
der Linse. Die befindet sich im vorderen Teil des Auges, ähnlich wie
das Objektiv beim Fotoapparat,
und hat auch eine ähnliche Funktion. Unterschiedliche Einflüsse –
wie zum Beispiel bei Stoffwechselerkrankungen – können dazu führen, dass sich die Linse eintrübt.
Gibt es weitere Gründe?
GEMMER: Der Graue Star kann
auch genetisch bedingt sein. Das
Alter spielt ebenfalls eine große
Rolle. Ein weiterer Grund sind Unfälle, die das Auge direkt betreffen,
zum Beispiel Ballverletzungen, ein
Faustschlag oder eine Verletzung
des Auges durch Splitter.
Wie sehr beeinträchtigt der Graue
Star?
GEMMER: Die ersten leichten Eintrübungen werden von vielen Patienten nicht bemerkt. Lediglich eine vermehrte Blendempfindlichkeit ist das erste Anzeichen. Die
Eintrübung der Linse verläuft meistens sehr langsam und kann sich
über mehrere Jahre erstrecken.
Gibt es eine Möglichkeit, die Trübung
festzustellen?
GEMMER: Ja, wenn der Patient so
selbstkritisch ist und merkt, dass er
zum Beispiel schlechter lesen kann.
Das genaue Ausmaß der Trübung
kann durch einen Besuch beim Augenarzt genau festgestellt werden.
Aber heute geht man doch nur noch
zum Optiker, wenn man zum Beispiel
eine neue Brille braucht.
GEMMER: Ein Besuch bei einem
Optiker ersetzt nicht den Besuch
beim Augenarzt. Man kann aber
davon ausgehen, dass ein Optiker
seine Kunden zu einem Augenarzt
schickt, wenn mit bestmöglichen
Brillengläser nicht das volle Sehvermögen erreicht wird.
Sollte man regelmäßig einen Check up
beim Augenarzt machen?
GEMMER: Ja, das empfiehlt sich ab
dem 40. Lebensjahr – jährlich.
Es geht dabei nicht nur um den
Grauen Star, sondern auch um
den Grünen Star (erhöhter Augeninnendruck) oder etwaige
Netzhautveränderungen.
Der Grüne Star ist viel
gefährlicher, da die
Schäden sich nicht
beheben
lassen,
wenn sie erst
nach Jahren
festgestellt
werden. Der
Augendruck sollte deshalb jährlich überprüft
werden.
Gibt es Vorwarnungen?
GEMMER: Erstes Signal ist die Blendempfindlichkeit. Dies empfindet am stärksten ein
Autofahrer nachts an
den Lichtern der entgegenkommenden Fahrzeuge.
Wie gefährlich ist der
Graue Star?
Dr. Gerd Gemmer, Chefarzt
der Augenklinik des
St. Marienhospitals in Frankfurt
GEMMER: Gefährlich in dem Sinn
ist der Graue Star nicht. Gefährlich
wird es nur, wenn mit schlechtem
Sehvermögen aktiv am Straßenverkehr teilgenommen wird. In den
meisten EU-Ländern müssen sich
deshalb Führerschein-Besitzer regelmäßig einer ärztlichen Untersuchung und einem Sehtest unterziehen.
Wo wird die Operation gemacht?
GEMMER: Die meisten Operationen werden ambulant durchgeführt – in einer Augenklinik, einem
Augenzentrum oder einer auf
Operationen eingerichteten
Augenarztpraxis.
Wie läuft die Behandlung ab?
GEMMER: Am Tag
vor der Operation
wird das Auge untersucht und vermessen und die
Linse berechnet.
Im St. Marienkrankenhaus zum
Beispiel wird bei 95
Prozent der Patienten die
Graue Star-Operation in
Tropfnarkose durchgeführt. Für die örtliche
Betäubung werden dabei lediglich einige
Tropfen des Narkosemittels ins Auge gegeben,
was mehrmals wiederholt wird. Der Patient
spürt von der Operation
nichts. Die gesamte Operation dauert in der Regel
lediglich fünf bis sieben Minuten.
Wird auch unter Vollnarkose
operiert?
GEMMER: Ja, wenn der Patient
es wünscht, weil er zum Beispiel
profitierte. Mit beinahe neunzig
Jahren ließ Harold Ridley, der bis
zu seinem Tod im Jahr 2001 in einem hübschen Cottage im britischen Salisbury wohnte, sich in beiden Augen Intraokularlinsen einsetzen und genoss so die Früchte
seiner Arbeit.
Erblinden droht
Zu seinen Lebzeiten war an die
neueste Errungenschaft auf dem
Linsenmarkt noch gar nicht zu
denken: Es handelt sich um eine sogenannte „Injektionslinse“, die den
Tausch einmal mehr erleichtern
soll. Sie wird – wie der Name schon
sagt – mit einem spritzenähnlichen
Instrument in das Auge injiziert.
Damit soll das Infektionsrisiko
noch weiter gesenkt werden.
Denn wie alle Eingriffe ist auch
die Katarakt-Op nicht risikofrei.
Die Erfolgsrate liegt bei Patienten,
sofern sie nicht noch unter weiteren Augenerkrankungen leiden,
zwar bei immerhin 95 Prozent.
Aber gerade am Auge kann das
Misslingen gravierende Konsequenzen bis hin zum Erblinden haben.
Empfohlen wird aus diesem
Grund, dasselbe zu tun, was auch
ein guter Anleger tun würde: Das
Risiko zu streuen. Also – sollten
beide Augen betroffen sein – zu-
nächst das eine operieren zu lassen
(in der Regel das schlechtere), und
erst dann, wenn sich das gut von
der Operation erholt hat, auch das
zweite Auge in Angriff zu nehmen.
Wer jetzt die Zeit aussitzen will,
bis die Erfolgsquote dem Traummarke von 100 Prozent erreicht
hat, dem sei allerdings gesagt, dass
bei fortgeschrittener Linsentrübung auch modernste Operationsmethoden mitunter nicht mehr angewendet werden. Oder dass das Risiko – dass die OP im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge geht – noch
einmal deutlich steigt.
Augen auf und durch
Es gibt also keine Alternative – zumal, wenn es um die Sehkraft geht.
Da lautet schlussendlich die Devise:
Augen auf und durch. Schon um
sich sein Tor zur Welt, sein Fenster
zur Seele und auch ein bisschen
sein wichtigstes Flirt-Instrument zu
erhalten.
Ohne Augen jedenfalls würde
der Flirttipp, den der Sänger Chris
Martin dem Magazin Stern einmal
verriet, wohl kaum funktionieren:
„Wie macht man eine Frau in einem englischen Pub an? Du sagst
einfach: Du hast wunderschöne Augen, deshalb möchte ich jetzt deine
Brüste anfassen.“
Heute Telefon-Sprechstunde
Exklusiv für unsere Leser: die
tägliche Telefon-Sprechstunde.
Haben Sie Fragen zum Thema
Grauer Star? Dr. Gerd Gemmer
sitzt heute zwischen 13 und 14
Uhr an unserem Lesertelefon.
Rufen Sie an:
Tel. (069) 7501 4322.
unter Platzangst leidet.
Braucht man weiterhin eine Brille?
GEMMER: Für jede Operation
wird individuell eine Linse berechnet. Somit kann geplant werden, ob
der Patient ohne Brille in der Ferne
scharf sehen oder ob er ohne Brille
lesen kann. Allerdings können geringe Abweichungen dazu führen,
dass man sowohl in der Ferne als
auch in der Nähe noch eine Brille
benötigt. Es gibt auch Speziallinsen, mit denen man in der Ferne
wie in der Nähe keine Brillenkorrektur mehr benötigt. Bei diesen
Linsen können jedoch Nebeneffekte auftreten, die das Scharfsehen beeinträchtigen. Bevor eine solche
Linse implantiert wird, sollte sich
der Patient die Vor- und Nachteile
sehr genau vom Operateur erklären
lassen. Weiterhin muss man wissen,
dass die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten der Grauen StarOperation, wenn derartige Speziallinsen vom Patienten gewünscht
werden, nicht übernehmen.
Kann der Graue Star wieder kommen?
GEMMER: Ja, es kann zu einem sogenannten Nachstar kommen, der
nach Monaten oder auch nach Jahren auftreten kann. Dieser Nachstar
bedarf aber keiner neuerlichen
Operation, sondern kann innerhalb
weniger Sekunden mit einem Laser
entfernt werden.
Was ist, wenn beide Augen betroffen
sind?
GEMMER: Es gibt mittlerweile OPZentren, die an einem Tag beide
Augen operieren. Um das Operationsrisiko so gering wie möglich zu
halten, sollte zuerst das am stärksten betroffene Auge operiert werden und das zweite Auge frühestens nach Ablauf einer Woche.
Bei Kindern ganz
schnell operieren
Bei einem angeborenen Grauen
Star sollte möglichst umgehend,
nachdem die Diagnose festgestellt
wurde, eine Operation erfolgen.
Wenn die Trübung schon bei der
Geburt besteht, ist die Erkrankung
meist mit der Erstuntersuchung
feststellbar.
Später liegt es am Kinderarzt,
den Grauen Star festzustellen. Das
jedoch ist nicht immer leicht: Der
Kinderarzt hat zwar seine gängigen
Tests, aber natürlich nicht die Ausbildung eines Augenarztes.
Aber auch die Eltern können eine Augentrübung bei ihrem Sprößling feststellen. Sie müssen nur ihr
Kind genaustens beobachten und
auf dessen Reflexe achten.
Wenn man dem Kind in die Augen schaut, muss auf die Mitte der
Pupille geachtet werden: Sie ist normalerweise schwarz. Tritt dort ein
Grauschleier auf, ist das ein erstes
und ernstes Anzeichen. Dann sollte
man mit dem Kind zum Augenarzt
gehen, um nachsehen zu lassen, ob
eventuell eine Linsentrübung vorliegt.
Ist das der Fall, ist höchste Eile
geboten. „Es sollte dann ganz
schnell operiert werden“, sagt Augenarzt Dr. Gerd Gemmer, „denn
im Kindesalter bilden sich die Seh-
bahnen aus. Und je früher der
Graue Star festgestellt und operiert
wird, desto besser ist es.“
Das Sehzentrum liegt hinten im
Kopf, das Auge befindet sich vorn.
Wie bei Videorekorder und Fernseher, wo das Bild über ein Kooxialkabel zum Bildschirm gelangt,
muss auch hier das Bild von vorn
nach hinten zum Sehzentrum weitergeleitet werden.
Das Sehzentrum aber bildet sich
nur dann aus, wenn ein scharfes
Bild übertragen wird. Geschieht das
nicht und wird eine solcher Schaden nicht schnellstens operiert, ist
das Auge – egal, wie jung das Kind
ist – als Sehorgan nur noch sehr
minderwertig. Die Sehkraft liegt
dann vielleicht nur noch bei fünf
bis zehn Prozent.
Aber auch, wenn rechtzeitig operiert wird, bleibt ein Problem, weil
das Auge noch wächst. Dr. Gerd
Gemmer: „Wenn beim Erwachsenen das Auge ausgemessen und die
Linse berechnet wird, dann stimmt
das für den Rest des Lebens. Kinder
wachsen aber und sind normalerweise in jungen Jahren weitsichtig.“ Deshalb muss dann unter Umständen im Erwachsenenalter die
Linse noch einmal ausgewechselt
werden.
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Im Wahn kranker Schönheit: Magersucht
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