Martina Zimmer – Vortrag D – 20

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„Schlaf ist die beste Medizin"
Nutzen und Risiken von Schlafund Beruhigungsmitteln
REFERENT: MARTINA ZIMMER, APOTHEKERIN
DRESDEN, 15.FEBRUAR 2017
1
Was Sie erwartet:
Epidemiologie
Physiologie des Schlafens
Klassifikation von Schlafstörungen
Pharmakotherapie der Schlafstörungen
• S3-Leitlinie: Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen 2009
• Nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel
• Verschreibungspflichtige Arzneimittel
Zusammenfassung
2
Epidemiologie
ca. 50% haben keine Schlafprobleme
ca. 20-25% haben eine ziemlich schlechte bis schlechte Schlafqualität
ca. 15–20% haben 3 x wöchentlich und mehr Einschlafstörungen (Frauen
häufiger als Männern und bei ältere Erwachsene häufiger als jüngere
Erwachsene und Kinder)
ca. 10–34% haben 3 x wöchentlich und mehr Durchschlafstörungen
ca. 6% nehmen 1 x wöchentlich oder häufiger ein Schlafmittel ein (Frauen
doppelt so häufig, wie Männer)
Quelle: Häufigkeit und Verteilung von Schlafproblemen und Insomnie in der deutschen Erwachsenenbevölkerung – Ergebnisse der Studie zur Gesundheit
Erwachsener in Deutschland (DEGS1) Bundesgesundheitsblatt 2013
3
Der gesunde Schlafverlauf
http://images.nzz.ch/eos/v2/image/
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4
Gesunder Schlaf
Wechsel zwischen Tief- und Traumschlafphasen
4-5 Schlafphasen mit jeweils 5 typischen Schlafstadien (Dauer eines Durchlaufs ca. 90min)
Non-REM-Schlaf:
◦ Stadium I: Einschlafstadium, Dauer ca. 15min
◦ Stadium II: Leichtschlafstadium, leichte Wahrnehmung von Umweltreizen
◦ Stadium III + IV: Tiefschlafstadien: Umweltreize kaum wahrnehmbar, anfangs 20min, wird in folgenden
Zyklen immer kürzer (meist nur im ersten Drittel der Nacht zwischen 23-3Uhr)
◦  Erholungsfunktion
REM-Schlaf:
◦
◦
◦
◦
Schließt sich am Ende der Schlafperiode an
Gekennzeichnet durch schnelle Augenbewegungen (Rapid Eye Movement)
Hohe Aktivität des Gehirn, Traumphase (anfangs 5min, steigert sich auf 20min)
 Verarbeitung von Informationen
5
Individuelles Schlafprofil
1-4h
5-6h
7-8h
Kurzschläfer
Mittellangschläfer
9-10h
>10h
Langschläfer
6
Schlafdauer im Abhängigkeit vom Alter
Säuglinge: 16h
Kleinkinder: 12h
Schulkinder: 9h
Erwachsene: 7h
Merke:
Das periodische Durchlaufen aller Schlafphasen entscheidet maßgeblich über die Schlafqualität.
7
8
Veränderungen des Schlafmusters
abhängig vom Alter
kürzere Dauer von REM- und Tiefschlafphasen
Leichtschlafphasen nehmen zu
Häufiges Erwachen während der Nacht
Gesamtschlafbedürfnis verkürzt sich auf ≤ 6h (verursacht durch verminderte
körperlich und geistige Aktivität)
Merke:
Der Mittagsschlaf muss bei der Gesamtschlafdauer ebenfalls berücksichtigt werden.
9
Klassifikation von Schlafstörungen nach ICSD-2
1. Insomnien
2. Schlafbezogene Atmungsstörungen
3. Hypersomnien zentralnervösen Ursprungs
4. Zirkadianer Rhythmus – Schlafstörungen
5. Parasomnien
6. Schlafbezogene Bewegungsstörungen
7. Isolierte Symptome, offensichtliche Normvarianten und ungelöste Probleme
8. Andere Schlafstörungen
ICSD-2: International Classification of Sleep Disorders
10
Insomnien
Primäre Insomnie
sekundäre Insomnie
◦ ohne konkrete Ursache
◦ nichtorganisch
Physikalisch
Physiologisch
Psychoreaktiv
• Schlechtes Bett
• Schmerz
• Aufregung
• Lärm
• Inkontinenz
• Ärger
• Temperatur
• Epilepsie
• Angst
• Helligkeit
• Herz-KL-Erk.
• Stress
• Trauer
Psychiatrisch
•
•
•
•
•
Depressionen
Schizophrenie
Demenz
Sucht
Bipolare Stör.
Pharmakogen
• Alkohol
• Drogen
• Kaffee, Tee
• Medikamente
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Schlafstörende Arzneimittel
Substanzgruppe
Beispiele
Antibiotika
Gyrasehemmer (Ciprofloxacin, Levofloxacin,
Moxifloxacin)
Antidementiva
Donepezil, Rivastigmin
Antidepressiva
Venlafaxin, Fluoxetin
Antiasthmatika
Theophyllin
Antihypertonika
Beta-Blocker (Metoprolol, Bisoprolol, Carvedilol)
Diuretika
Furosemid
Hormone
L-Thyroxin, Glucocorticoide
Schlafmittel
Benzodiazepine (Diazepam, Nitrazepam)
Stimulanzien
Coffein, Nikotin
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Alkohol und Schlaf
Alkohol kann Einschlafen erleichtern
Aber ab 0,6 g Alkohol pro kg Körpergewicht:
Häufigeres Erwachen
REM-Schlaf durch Alkohol-Abbau gestört: schlechtere Erholung
Insbesondere problematisch bei Schlafapnoe-Syndrom: Anzahl /
Dauer der Atemaussetzer erhöht
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Nichterholsamer Schlaf/Schlafstörungen
Leitsymptome sind Ein- und/oder Durchschlafstörungen (Insomnie) und daraus
hervorgehende Tagesschläfrigkeit (Hypersomnie)
Schlafstörung ≥ 3 x wöchentlich bzw. länger als 1 Monat
wirkt sich störend auf Alltagsaktivitäten aus
weitere Symptome können sein:
Konzentrations- und Aufmerksamkeitsdefizite, Zerstreutheit, Antriebsmangel,
Erschöpfung, Rastlosigkeit, Übelkeit, Appetitlosigkeit, gastrointestinale
Störungen, Muskelschmerzen, Doppelsehen sowie Mundtrockenheit
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Was ist eine Leitlinie?
Die "Leitlinien" der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften sind
systematisch entwickelte Hilfen für Ärzte zur Entscheidungsfindung in spezifischen
Situationen.
Sie beruhen auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und in der Praxis bewährten
Verfahren und sorgen für mehr Sicherheit in der Medizin, sollen aber auch ökonomische
Aspekte berücksichtigen. Die "Leitlinien" sind für Ärzte rechtlich nicht bindend und
haben daher weder haftungsbegründende noch haftungsbefreiende Wirkung.
AWMF = Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
Quelle: http://www.awmf.org
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Leitliniengereichte Therapie der
Insomnien
 S3-Leitlinie: Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen
2009
Behandlung der Grunderkrankung
Optimierung der Schlafhygiene
Kognitiv-verhaltenstherapeutische Strategien
Pharmakologische Interventionen
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Schlafhygiene
Regelmäßige Aufsteh- und Zubettgehzeiten einhalten (auch am Wochenende)
Verzicht auf längeren Mittagsschlaf (max. 20-30min vor 15Uhr)
Zimmertemperatur: höchstens 18°C, geeignete Matratze, kein Lärm und Licht
Nach dem Mittagessen keine koffeinhaltigen Getränke trinken (Kaffee, Schwarztee)
Alkohol weitgehend vermeiden und keinesfalls als Schlafmittel einsetzen
Keine schweren Mahlzeiten am Abend
Regelmäßige körperliche Aktivität
Allmähliche Verringerung geistiger & körperlicher Anstrengung vor dem Zubettgehen
Ein persönliches Einschlafritual einführen
In der Nacht nicht auf den Wecker oder die Armbanduhr schauen
Merke: Der Begriff „Schlafhygiene“ bezeichnet Verhaltensweisen, die einen erholsamen Schlaf fördern.
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Kognitiv-verhaltenstherapeutische
Strategien
Verhaltenstherapeutische Intervention
◦ Entspannungsübungen (autogenes Training, progressive Muskelentspannung)
◦ Stimuluskontrolle
◦ Schlafrestriktion
Kognitive Intervention
◦ Techniken, um Grübelkreisläufe zu unterbinden
 Kombination der beiden Ansätze
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Pharmakotherapien
Nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel
◦ Antihistaminika
◦ Phytopharmaka
Rezeptpflichtige Arzneimittel
◦
◦
◦
◦
◦
◦
Benzodiazepine
Z-Substanzen
Antidepressiva
Neuroleptika
Chloralhydrat
Melatonin
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Nicht-verschreibungspflichtige
Arzneimittel
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Grenzen der Selbstmedikation
Ein Arztbesuch ist zu empfehlen, wenn…
die Schlafstörung länger als 4 Wochen bestehen, bzw. wenn sie häufiger als 3 x
wöchentlich auftreten (chronische Insomnie).
die Schlafstörung auf eine Grunderkrankung zurück zu führen sein könnte.
die Schlafstörung durch ein Arzneimittel hervorgerufen wurde.
der Verdacht auf Abhängigkeit oder Missbrauch besteht.
Kinder, Schwangere oder Stillende betroffen sind.
21
H1-Antihistaminika: Wirkstoffe & Präparate (Auswahl)
Antihistaminika der 1.
Generation, ursprünglich
als Antiallergika entwickelt
Überwindung der BlutHirn-Schranke
Nebenwirkung der
Sedierung als
Hauptwirkung genutzt
Diphenhydramin:
Doxylamin:
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H1-Antihistaminika: Dosierung &
Einnahmehinweise
Wirkstoff
Dosis
Erwachsene
Einnahmezeitpunkt
HWZ
Diphenhydramin 50-100mg
Einschlafstörung: 30min vor dem
Schlafengehen
Durchschlafstörung: direkt vor dem
Zubettgehen, auf der Bettkante
4-6h
Doxylamin
Einschlafstörung: 60min vor dem
Schlafengehen
Durchschlafstörung: direkt vor dem
Zubettgehen, auf der Bettkante
8-10h
25-50mg
23
H1-Antihistaminika: Nebenwirkungen
Merke:
Antihistaminika der 1. Generation
sind Dirty Drugs, d. h. sie haben keine
echte Rezeptorselektivität, sondern
ebenfalls Affinität zu anderen
Rezeptoren.
Histamin
-R.
•
•
•
Sedierung
Brechreizunterdrückung
Durchlässigkeit der Blutgefäße
H1-Antihistaminika
•
•
•
Schwindel
Benommenheit am Tag
(Hangover)
Zentralnervöse Erregung
Dopamin
- R.
Muskarin
-R.
•
•
•
•
Mundtrockenheit
Miktionsbeschwerden
Erhöhung des Augeninnendrucks
Verstopfung
24
H1-Antihistaminika: Kontraindikation
Engwinkelglaukom (Auslösung eines Glaukomanfall mögl.: starke Schmerzen,
Gesichtsfeldausfall medizinischer Notfall!)
Blasenentleerungsstörung mit Restharnbildung (Prostatahyperplasie!)
Epilepsie
Akuter Asthma-Anfall
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H1-Antihistaminika: Besonderheiten
Toleranzentwicklung
◦ bereits nach dauerhaften Einnahme über 2 Wochen
◦ Wirkverlust durch Toleranz kann nur durch Dosiserhöhung ausgeglichen werden
Rebound-Phänomen
◦ bei abruptem Absetzen nach mehrwöchiger Einnahme
◦ Verkürzte REM-Phasen unter Antihistaminika-Therapie werden nachgeholt
◦ Alpträume und Schlafstörungen möglich (d.h. immer schrittweise reduzieren)
Abhängigkeitspotential
◦ Geringes Risiko einer körperlichen und psychischen Abhängigkeit
26
H1-Antihistaminika: Vor- & Nachteile
Vorteile
Kein relevantes Abhängigkeitspotential
Nachteile
Mittlere hypnotische Potenz
Schneller Wirkungsverlust
(Toleranzentwicklung)
Hang-over
(Keine) Absetzeffekte
Nebenwirkungen
Hohe Toxizität
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Phytopharmaka
Baldrian (z.B. Baldriparan®)
◦ Positiver Effekt für 600mg EtOH-Extrakt nach 14d in Studien nachgewiesen
Hopfen (z.B. Kytta Sedativum®)
◦ Positiver Effekt als Fixkombination von 84mg Hopfen mit 374mg Baldrianextrakt in Studie nachgewiesen
Passionsblume (z.B. Lioran®)
◦ Vergleichsstudie gegen Oxazepam, zeigte angstlösende Wirkung
Melisse (z.B. Klosterfrau-Melissengeist®)
◦ Studien belegen beruhigenden Effekt
Merke:
Es gibt vereinzelte Studien zur Wirksamkeit von Phytopharmaka als Schlafmittel. Die Evidenz reicht zur Zeit
jedoch nicht aus, um in der Leitlinie empfohlen zu werden.
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Pflanzliche Arzneimittel: Vor- & Nachteile
Vorteile
Geringe Nebenwirkungen bekannt
Keine Abhängigkeit bekannt
Nachteile
Wirksamkeit gering bis fehlend
Potentielle Nebenwirkungen nicht
systematisch untersucht
Konditionierung der
Tabletteneinnahme kann von
Änderungen des Verhaltens
abhalten
29
Medikamentöse Alternativen
Anthroposophie (z.B. Avene comp Globuli velati WALA)
Schüssler Salze (z.B. Magnesium Phosph. D6)
Homöopathie (z.B. Coffea arabica D6, Cocculus D12, Neurexan®)
30
Rezeptpflichtige Arzneimittel
31
5-K-Regel
K1: Gerechtfertigter Einsatz von Hypnotika nur bei
klarer Indikation.
K2: Wahl der kleinstmöglichen Dosierung.
K3: Einsatz nur über den kürzest möglichen
Behandlungszeitraum.
K4: Medikation keinesfalls abrupt absetzen.
K5: Beachtung aller Kontraindikationen.
32
Behandlungsgrundsätze
Therapieregime des Arztes einhalten
Wechselwirkungen mit Alkohol beachten
Vorsicht durch Verlangsamung des Reaktionsvermögens
Gefahr der Gewöhnung
Beendigung der Therapie nur nach Rücksprache mit dem Arzt
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Benzodiazepine
Weltweit am häufigsten verordnete Schlafmittel
Gefahr der Benzodiazepin-Abhängigkeit bei Langzeitanwendung
Deutschlandweit geht man von 1,2 Mio. Menschen aus, die von
Benzodiazepinen abhängig sind
34
Wirkung von Benzodiazepinen
Dämpfung der Reizweiterleitung im Gehirn, indem sie die Wirkung von GABA,
dem stärksten hemmenden Neurotransmitter in unserem Gehirn, verstärken.
Schlaffördernd/
hypnotisierend
muskelrelaxierend/
krampflösend
GABA Verstärkung
angstlösend
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Benzodiazepine: Wirkstoffe, Dosierung &
Einnahmehinweise (Auswahl)
Wirkstoff
Indikation
Dosierung Einnahmezeitpunkt
Erwachsene
HWZ
Lormetazepam Ein- und Durchschlafstörungen
0,5-2mg
Direkt vor dem
Schlafengehen
8-14h
Oxazepam
Symptomatische Behandlung von
Durchschlafstörungen
10-30mg
Direkt vor dem
Schlafengehen
8-12h
Bromazepam
Als Schlafmittel, wenn gleichzeitig eine angst- und 3-6 mg
spannungslösende Wirkung am Tag erforderlich ist
1h vor dem
Schlafengehen
8-20h
Lorazepam
Schlafstörung als Folge von Angst-, Spannungsund Erregungszuständen
0,5-2,5mg
30 min vor dem
Schlafengehen
10-20h
Diazepam
die Behandlung von Schlafstörungen, die durch
Angst, Spannung und Erregung bedingt sind, ist
nur dann gerechtfertigt, wenn gleichzeitig eine
Beruhigung am Tage erforderlich ist.
3-10mg
30 min vor dem
Schlafengehen,
nicht auf vollen
Magen
48-60h
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Benzodiazepine: Nebenwirkungen
Tagesmüdigkeit („Hang-Over“), Benommenheit, verminderte Aufnahmefähigkeit,
verlängerte Reaktionszeit (Achtung: Eingeschränkte Fahrtüchtigkeit und Vorsicht beim
Bedienen von Maschinen.)
Schwindelanfälle durch Blutdruckabfall, Verwirrtheit
Muskelschwäche und Gangunsicherheit durch zentrale Muskelrelaxation (Achtung:
Erhöhtes Sturz- und Frakturrisiko!)
Atemdepression
Verlust der Erinnerung an Handlungen direkt nach der Tabletteneinnahme
Paradoxe Reaktion möglich: starke Erregung mit gleichzeitiger Bewusstseinstrübung.
Bei Langzeitanwendung: verwaschene Sprache, neurologische Störungen, kognitive
Leistungseinbußen
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Benzodiazepine: Kontraindikationen
Engwinkelglaukom (grüner Star)
Obstruktive Atemwegserkrankungen (Asthma, COPD)
Schlafapnoe
Myasthenia gravis
Schwere Leber- oder Nierenschädigungen
Suchterkrankungen in der Vorgeschichte
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Benzodiazepine: Besonderheiten
Toleranzentwicklung: Wiederholte Anwendung führt zur
Gewöhnung, d.h. die Stärke der Wirkung lässt nach. Um die gleiche
Wirkung zu erzielen, muss die Dosis erhöht werden. (setzt schon
nach wenigen Tagen ein)
Abruptes Absetzen verursacht Entzugssymptome: Unruhe,
Angstattacken, Schwindel, allgemeiner Schwäche und
Schlafstörungen. Die Dosisreduktion sollte über mehrere Monate
erfolgen.
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Benzodiazepine: Veränderung der
Schlafqualität
Die zeitlichen Verhältnisse der verschiedenen Schlafphasen werden
verändert:
Gesamtschlafdauer steigt
Tiefschlafphasen nehmen ab
REM-Phasen nehmen ab
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Benzodiazepine: Vor- & Nachteile
Vorteile
Nachteile
Gute hypnotische Potenz
Nebenwirkungspotential
Rascher Wirkeintritt
Tiefschlafunterdrückung
Geringe Toxizität
Abhängigkeitspotential
Langer Erfahrungsschatz
41
Z-Substanzen
Benzodiazepin-Analoga
Binden ebenfalls am GABA-Rezeptor,
jedoch an anderer Untereinheit
Schlaffördernd/
Nur sedativ-hypnotischer Effekt
hypnotisierend
muskelrelaxierend/
krampflösend
GABA Verstärkung
angstlösend
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Z-Substanzen: Wirkstoffe, Dosierung &
Einnahmehinweise
Wirkstoff
Indikation
Dosierung Erwachsene
Einnahmezeitpunkt
HWZ
Zolpidem
Kurzzeitbehandlung von
Schlafstörungen
<65 J.: 10-20mg
>65 J.: 5-10mg
Direkt vor dem Schlafengehen
1,5-2,5h
Zaleplon
Kurzzeitbehandlung von
Einschlafstörungen
<65 J.: 10mg
>65 J.: 5mg
Direkt vor dem Schlafengehen,
Nicht auf vollen Magen
(Wirkverzögerung!)
1h
Zopiclon
Kurzzeitbehandlung von
Schlafstörungen
<65 J.: 7,5-15mg
>65 J.: 3,75-7,5mg
Direkt vor dem Schlafengehen
3,5-6h
• Die Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen entsprechen im Wesentlichen denen der
klassischen Benzodiazepine.
• Trotz unterschiedlicher Bindung am Rezeptor können Muskelschwäche und Gangunsicherheit auftreten.
Merke:
Lt. WHO gleicht das Missbrauchs- und Abhängigkeitspotential dem der Benzodiazepine.
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Z-Substanzen: Vor- & Nachteile
Vorteile
Nachteile
Gute hypnotische Potenz
Nebenwirkungspotential
Rascher Wirkeintritt
Tiefschlafunterdrückung
Geringe Toxizität
Potentielles
Abhängigkeitspotential
Möglicherweise geringere Gefahr für
Abhängigkeits-und Toleranzentwicklung ???
Geringere Tagesmüdigkeit
44
Antidepressiva
zur Sedierung deutlich niedriger dosiert eingesetzt, als in der
Therapie von Depressionen
Keine Abhängigkeit
Keine Entzugssymptome
Fehlende Muskelrelaxation
45
Antidepressiva: Wirkstoffe, Dosierung &
Einnahmehinweise
Wirkstoff
Indikation
Dosierung
Erwachsene als
Hypnotikum
Einnahmezeitpunkt
HWZ
Amitriptylin
Depression, chron. Schmerzen
„off label“
10-50mg
2h vor dem
Schlafengehen
8-51h
Doxepin
Unruhe, Angst, Schlafstörungen,
funktionelle Organbeschwerden
10-50mg
2h vor dem
Schlafengehen
8-24h
Opipramol
Störungen des psychischen Befinden, wie
Angst, Spannung, Schlafstörung, Unruhe
und depressive Verstimmung
50-100mg
2h vor dem
Schlafengehen
6-11h
Mirtazapin
Depressionen
„off label“
7,5-30mg
2h vor dem
Schlafengehen
20-40h
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Antidepressiva: Nebenwirkungen &
Kontraindikationen
Nebenwirkungen:
◦ Mundtrockenheit, Verstopfung, Miktionsbeschwerden,
Akkommodationsstörungen
◦ Blutdrucksenkung, Herzrhythmusstörungen
◦ Eingeschränkte Reaktionsfähigkeit
◦ Erhöhte Tagesmüdigkeit (v.a. zu Therapiebeginn)
Kontraindikationen:
◦ Engwinkelglaukom
◦ Harnentleerungsstörung (z.B. Prostatahyperplasie mit Restharnbildung)
◦ Herzrhythmusstörungen (nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch
den Arzt)
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Antidepressiva: Vor- und Nachteile
Vorteile
Nachteile
Geringes/Fehlendes Abhängigkeitspotential
Kaum Toleranzentwicklung
Hohes Nebenwirkungspotential
REM-Schlafunterdrückung
Hohe Toxizität (ggf. Suizidgefahr)
Ausschleichen nach längerer
Einnahme notwendig
Individuelle Dosisfindung
schwierig
Regelmäßige Kontrollen von EKG-,
Blutbild- und Leberwerten
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Neuroleptika
Nicht Mittel der Wahl bei psychisch Gesunden
Einsatz bei Patienten mit:
◦ Demenz oder Verwirrtheit
◦ Unruhe und Erregungszuständen im Zusammenhang mit anderen
psychischen Grunderkrankungen
◦ Chronischen Schmerzen
49
Neuroleptika: Wirkstoffe, Dosierung &
Einnahmehinweise
Wirkstoff
Indikation
Dosierung
Erwachsene als
Hypnotikum
Einnahmezeitpunkt
HWZ
Promethazin Schlafstörungen, wenn andere
Alternativen nicht durchführbar oder
erfolgreich sind
10-50mg
30. Min vor dem
Schlafen gehen,
nicht auf vollen
Magen.
10-12h
Pipamperon Behandlung von Schlafstörungen,
besonders in der Geriatrie
20-80mg
Vor dem Schlafen
gehen mit etwas
Flüssigkeit.
17-22h
Melperon
25-100mg
Direkt vor dem
Schlafengehen,
nicht mit Kaffee,
Milch oder Tee.
6-8h
Behandlung von Schlafstörungen,
besonders in der Geriatrie
50
Neuroleptika: Nebenwirkungen &
Kontraindikationen
Nebenwirkungen
◦ Mundtrockenheit, Verstopfung, Akkommodationsstörungen,
Miktionsstörungen
◦ Verkrampfungen der Mimik, Zuckungen
◦ Parkinsonähnliche Symptome mit Zittern, Bewegungsverlust
◦ Motorische Unruhe
Kontraindikationen
◦ Alkoholkonsum
◦ zentral dämpfende Arzneimittel
51
Chloralhydrat
ältestes synthetisch hergestellte Schlafmittel
verändert das physiologische Schlafprofil kaum
hohes Abhängigkeitspotential
heutzutage kaum noch von Bedeutung
52
Chloralhydrat: Dosierung & Einnahmehinweise
Wirkstoff
Indikation
Dosierung
Erwachsene
Chloralhydrat Kurzzeitbehandlung 250mg – 2,0g
von Schlafstörungen
Einnahmezeitpunkt
HWZ
30. Min vor dem Schlafen gehen mit min.
150ml Wasser, Kapseln nicht zerkauen,
Substanz ist schleimhautreizend und
schmeckt sehr bitter.
8h
 Nebenwirkungen:
• Benommenheit, Schwindel, beeinträchtigtes Reaktionsvermögen, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Angst,
Unruhe
• Allergische Hautreaktionen
• Magen-Darm-Beschwerden
 Kontraindikation:
• Schwere Leber- und Nierenerkrankungen, Schwere Herzkreislauferkrankungen, Atemfunktionsstörungen,
Magen-Darm-Erkrankungen
53
Melatonin
Seit 2008 als Circardin® auf dem europäischen Markt
Melatonin ist ein körpereigenes Hormon, welches in der
Zirbeldrüse produziert wird
Dunkelheit stimuliert die Produktion und Ausschüttung
54
Melatonin: Dosierung &
Einnahmehinweise
Wirkstoff
Melatonin
Indikation
Dosierung
Erwachsene
Kurzzeitbehandlung 2mg
von Schlafstörungen
bei Patienten ab 55
Jahren
Einnahmezeitpunkt
HWZ
1-2h vor dem Schlafen gehen, nicht
direkt nach einer Mahlzeit einnehmen,
durchgehende Therapie von 3 Wochen
erforderlich
35-50min
 Nebenwirkungen:
• Reizbarkeit, Rastlosigkeit, Nervosität
• Aufmerksamkeitsstörung
• Bauchschmerzen, Verstopfung, Mundtrockenheit
 Kontraindikation:
• Vorsichtshalber bei Autoimmunerkrankungen
55
Priscus-Liste
Potenziell inadäquate Medikation für ältere Menschen
Quelle:http://www.aerzteblatt.de
/pdf.asp?id=77776
56
Zusammenfassung
Akute und chronische Insomnie gut behandelbar
Beachtung der Regeln der Schlafhygiene.
Bewusster Arzneimitteleinsatz im Rahmen der
Anwendungsmöglichkeiten und unter Berücksichtigung der
Kontraindikationen sowie potentieller Nebenwirkungen möglich.
Änderungen in Therapieregime nur unter Rücksprache des Arztes.
Berücksichtigung der Arzneimittelinformationen der Priscus-Liste.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
57
Interessante Adressen
http://www.dgsm.de
Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und
Schlafmedizin (DGSM)
http://www.dags.de/
Deutsche Akademie für Gesundheit und Schlaf
(DAGS)
http://www.insomnie-off.de
Selbsthilfegruppe Insomnie in Offenbach
http://www.dng-ev.org/
Deutsche Narkolepsie-Gesellschaft e.V
http://www.ein-und-durchschlafstoerungen.de
Selbsthilfegruppen
Klingenmünster & Limburgerhof
http://www.restless-legs.org/
Deutsche Restless Legs Vereinigung
http://www.charite.de/dgsm/dgsm/schlaflabore.ph
p?language=german
Liste der von derDGSM anerkannten
SchlafmedizinischenZentren
http://www.vdk.de/fachverband-schlafapnoe/
VDK: Fachverband Schlafapnoe und chronische
Schlafstörungen
http://www.schlafapnoe-sachsen.de
58
Quellen
Schlafstörungen, Monika Schneider, 2010, XIII,, Verlag: Deutscher Apotheker Verlag, ISBN-10:
3769251113, ISBN-13: 9783769251111
http://www.dgsm.de/downloads/akkreditierung_ergebnisqualitaet/S3Leitlinie_Nicht_erholsamer_Schlaf-Schlafstoerungen.pdf
Schlafmittel: Grundsätze einer guten Beratung, Dr. Nina Grise, Dt. Pharm. Gesellschaft, 2009
Häufigkeit und Verteilung von Schlafproblemen und Insomnie in der deutschen
Erwachsenenbevölkerung, 2013, Bundesgesundheitsbl 2013 · 56:740–748
http://priscus.net/download/PRISCUS-Liste_PRISCUS-TP3_2011.pdf
http://www.fachinfo.de/
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/?id=29053
59
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