„Schlaf ist die beste Medizin" Nutzen und Risiken von Schlafund Beruhigungsmitteln REFERENT: MARTINA ZIMMER, APOTHEKERIN DRESDEN, 15.FEBRUAR 2017 1 Was Sie erwartet: Epidemiologie Physiologie des Schlafens Klassifikation von Schlafstörungen Pharmakotherapie der Schlafstörungen • S3-Leitlinie: Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen 2009 • Nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel • Verschreibungspflichtige Arzneimittel Zusammenfassung 2 Epidemiologie ca. 50% haben keine Schlafprobleme ca. 20-25% haben eine ziemlich schlechte bis schlechte Schlafqualität ca. 15–20% haben 3 x wöchentlich und mehr Einschlafstörungen (Frauen häufiger als Männern und bei ältere Erwachsene häufiger als jüngere Erwachsene und Kinder) ca. 10–34% haben 3 x wöchentlich und mehr Durchschlafstörungen ca. 6% nehmen 1 x wöchentlich oder häufiger ein Schlafmittel ein (Frauen doppelt so häufig, wie Männer) Quelle: Häufigkeit und Verteilung von Schlafproblemen und Insomnie in der deutschen Erwachsenenbevölkerung – Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) Bundesgesundheitsblatt 2013 3 Der gesunde Schlafverlauf http://images.nzz.ch/eos/v2/image/ view/620//text/inset/cea40549/1.18366706/1 408521745/infografik-schlaf.jpg 4 Gesunder Schlaf Wechsel zwischen Tief- und Traumschlafphasen 4-5 Schlafphasen mit jeweils 5 typischen Schlafstadien (Dauer eines Durchlaufs ca. 90min) Non-REM-Schlaf: ◦ Stadium I: Einschlafstadium, Dauer ca. 15min ◦ Stadium II: Leichtschlafstadium, leichte Wahrnehmung von Umweltreizen ◦ Stadium III + IV: Tiefschlafstadien: Umweltreize kaum wahrnehmbar, anfangs 20min, wird in folgenden Zyklen immer kürzer (meist nur im ersten Drittel der Nacht zwischen 23-3Uhr) ◦ Erholungsfunktion REM-Schlaf: ◦ ◦ ◦ ◦ Schließt sich am Ende der Schlafperiode an Gekennzeichnet durch schnelle Augenbewegungen (Rapid Eye Movement) Hohe Aktivität des Gehirn, Traumphase (anfangs 5min, steigert sich auf 20min) Verarbeitung von Informationen 5 Individuelles Schlafprofil 1-4h 5-6h 7-8h Kurzschläfer Mittellangschläfer 9-10h >10h Langschläfer 6 Schlafdauer im Abhängigkeit vom Alter Säuglinge: 16h Kleinkinder: 12h Schulkinder: 9h Erwachsene: 7h Merke: Das periodische Durchlaufen aller Schlafphasen entscheidet maßgeblich über die Schlafqualität. 7 8 Veränderungen des Schlafmusters abhängig vom Alter kürzere Dauer von REM- und Tiefschlafphasen Leichtschlafphasen nehmen zu Häufiges Erwachen während der Nacht Gesamtschlafbedürfnis verkürzt sich auf ≤ 6h (verursacht durch verminderte körperlich und geistige Aktivität) Merke: Der Mittagsschlaf muss bei der Gesamtschlafdauer ebenfalls berücksichtigt werden. 9 Klassifikation von Schlafstörungen nach ICSD-2 1. Insomnien 2. Schlafbezogene Atmungsstörungen 3. Hypersomnien zentralnervösen Ursprungs 4. Zirkadianer Rhythmus – Schlafstörungen 5. Parasomnien 6. Schlafbezogene Bewegungsstörungen 7. Isolierte Symptome, offensichtliche Normvarianten und ungelöste Probleme 8. Andere Schlafstörungen ICSD-2: International Classification of Sleep Disorders 10 Insomnien Primäre Insomnie sekundäre Insomnie ◦ ohne konkrete Ursache ◦ nichtorganisch Physikalisch Physiologisch Psychoreaktiv • Schlechtes Bett • Schmerz • Aufregung • Lärm • Inkontinenz • Ärger • Temperatur • Epilepsie • Angst • Helligkeit • Herz-KL-Erk. • Stress • Trauer Psychiatrisch • • • • • Depressionen Schizophrenie Demenz Sucht Bipolare Stör. Pharmakogen • Alkohol • Drogen • Kaffee, Tee • Medikamente 11 Schlafstörende Arzneimittel Substanzgruppe Beispiele Antibiotika Gyrasehemmer (Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin) Antidementiva Donepezil, Rivastigmin Antidepressiva Venlafaxin, Fluoxetin Antiasthmatika Theophyllin Antihypertonika Beta-Blocker (Metoprolol, Bisoprolol, Carvedilol) Diuretika Furosemid Hormone L-Thyroxin, Glucocorticoide Schlafmittel Benzodiazepine (Diazepam, Nitrazepam) Stimulanzien Coffein, Nikotin 12 Alkohol und Schlaf Alkohol kann Einschlafen erleichtern Aber ab 0,6 g Alkohol pro kg Körpergewicht: Häufigeres Erwachen REM-Schlaf durch Alkohol-Abbau gestört: schlechtere Erholung Insbesondere problematisch bei Schlafapnoe-Syndrom: Anzahl / Dauer der Atemaussetzer erhöht 13 Nichterholsamer Schlaf/Schlafstörungen Leitsymptome sind Ein- und/oder Durchschlafstörungen (Insomnie) und daraus hervorgehende Tagesschläfrigkeit (Hypersomnie) Schlafstörung ≥ 3 x wöchentlich bzw. länger als 1 Monat wirkt sich störend auf Alltagsaktivitäten aus weitere Symptome können sein: Konzentrations- und Aufmerksamkeitsdefizite, Zerstreutheit, Antriebsmangel, Erschöpfung, Rastlosigkeit, Übelkeit, Appetitlosigkeit, gastrointestinale Störungen, Muskelschmerzen, Doppelsehen sowie Mundtrockenheit 14 Was ist eine Leitlinie? Die "Leitlinien" der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften sind systematisch entwickelte Hilfen für Ärzte zur Entscheidungsfindung in spezifischen Situationen. Sie beruhen auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und in der Praxis bewährten Verfahren und sorgen für mehr Sicherheit in der Medizin, sollen aber auch ökonomische Aspekte berücksichtigen. Die "Leitlinien" sind für Ärzte rechtlich nicht bindend und haben daher weder haftungsbegründende noch haftungsbefreiende Wirkung. AWMF = Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften Quelle: http://www.awmf.org 15 Leitliniengereichte Therapie der Insomnien S3-Leitlinie: Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen 2009 Behandlung der Grunderkrankung Optimierung der Schlafhygiene Kognitiv-verhaltenstherapeutische Strategien Pharmakologische Interventionen 16 Schlafhygiene Regelmäßige Aufsteh- und Zubettgehzeiten einhalten (auch am Wochenende) Verzicht auf längeren Mittagsschlaf (max. 20-30min vor 15Uhr) Zimmertemperatur: höchstens 18°C, geeignete Matratze, kein Lärm und Licht Nach dem Mittagessen keine koffeinhaltigen Getränke trinken (Kaffee, Schwarztee) Alkohol weitgehend vermeiden und keinesfalls als Schlafmittel einsetzen Keine schweren Mahlzeiten am Abend Regelmäßige körperliche Aktivität Allmähliche Verringerung geistiger & körperlicher Anstrengung vor dem Zubettgehen Ein persönliches Einschlafritual einführen In der Nacht nicht auf den Wecker oder die Armbanduhr schauen Merke: Der Begriff „Schlafhygiene“ bezeichnet Verhaltensweisen, die einen erholsamen Schlaf fördern. 17 Kognitiv-verhaltenstherapeutische Strategien Verhaltenstherapeutische Intervention ◦ Entspannungsübungen (autogenes Training, progressive Muskelentspannung) ◦ Stimuluskontrolle ◦ Schlafrestriktion Kognitive Intervention ◦ Techniken, um Grübelkreisläufe zu unterbinden Kombination der beiden Ansätze 18 Pharmakotherapien Nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel ◦ Antihistaminika ◦ Phytopharmaka Rezeptpflichtige Arzneimittel ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ ◦ Benzodiazepine Z-Substanzen Antidepressiva Neuroleptika Chloralhydrat Melatonin 19 Nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel 20 Grenzen der Selbstmedikation Ein Arztbesuch ist zu empfehlen, wenn… die Schlafstörung länger als 4 Wochen bestehen, bzw. wenn sie häufiger als 3 x wöchentlich auftreten (chronische Insomnie). die Schlafstörung auf eine Grunderkrankung zurück zu führen sein könnte. die Schlafstörung durch ein Arzneimittel hervorgerufen wurde. der Verdacht auf Abhängigkeit oder Missbrauch besteht. Kinder, Schwangere oder Stillende betroffen sind. 21 H1-Antihistaminika: Wirkstoffe & Präparate (Auswahl) Antihistaminika der 1. Generation, ursprünglich als Antiallergika entwickelt Überwindung der BlutHirn-Schranke Nebenwirkung der Sedierung als Hauptwirkung genutzt Diphenhydramin: Doxylamin: 22 H1-Antihistaminika: Dosierung & Einnahmehinweise Wirkstoff Dosis Erwachsene Einnahmezeitpunkt HWZ Diphenhydramin 50-100mg Einschlafstörung: 30min vor dem Schlafengehen Durchschlafstörung: direkt vor dem Zubettgehen, auf der Bettkante 4-6h Doxylamin Einschlafstörung: 60min vor dem Schlafengehen Durchschlafstörung: direkt vor dem Zubettgehen, auf der Bettkante 8-10h 25-50mg 23 H1-Antihistaminika: Nebenwirkungen Merke: Antihistaminika der 1. Generation sind Dirty Drugs, d. h. sie haben keine echte Rezeptorselektivität, sondern ebenfalls Affinität zu anderen Rezeptoren. Histamin -R. • • • Sedierung Brechreizunterdrückung Durchlässigkeit der Blutgefäße H1-Antihistaminika • • • Schwindel Benommenheit am Tag (Hangover) Zentralnervöse Erregung Dopamin - R. Muskarin -R. • • • • Mundtrockenheit Miktionsbeschwerden Erhöhung des Augeninnendrucks Verstopfung 24 H1-Antihistaminika: Kontraindikation Engwinkelglaukom (Auslösung eines Glaukomanfall mögl.: starke Schmerzen, Gesichtsfeldausfall medizinischer Notfall!) Blasenentleerungsstörung mit Restharnbildung (Prostatahyperplasie!) Epilepsie Akuter Asthma-Anfall 25 H1-Antihistaminika: Besonderheiten Toleranzentwicklung ◦ bereits nach dauerhaften Einnahme über 2 Wochen ◦ Wirkverlust durch Toleranz kann nur durch Dosiserhöhung ausgeglichen werden Rebound-Phänomen ◦ bei abruptem Absetzen nach mehrwöchiger Einnahme ◦ Verkürzte REM-Phasen unter Antihistaminika-Therapie werden nachgeholt ◦ Alpträume und Schlafstörungen möglich (d.h. immer schrittweise reduzieren) Abhängigkeitspotential ◦ Geringes Risiko einer körperlichen und psychischen Abhängigkeit 26 H1-Antihistaminika: Vor- & Nachteile Vorteile Kein relevantes Abhängigkeitspotential Nachteile Mittlere hypnotische Potenz Schneller Wirkungsverlust (Toleranzentwicklung) Hang-over (Keine) Absetzeffekte Nebenwirkungen Hohe Toxizität 27 Phytopharmaka Baldrian (z.B. Baldriparan®) ◦ Positiver Effekt für 600mg EtOH-Extrakt nach 14d in Studien nachgewiesen Hopfen (z.B. Kytta Sedativum®) ◦ Positiver Effekt als Fixkombination von 84mg Hopfen mit 374mg Baldrianextrakt in Studie nachgewiesen Passionsblume (z.B. Lioran®) ◦ Vergleichsstudie gegen Oxazepam, zeigte angstlösende Wirkung Melisse (z.B. Klosterfrau-Melissengeist®) ◦ Studien belegen beruhigenden Effekt Merke: Es gibt vereinzelte Studien zur Wirksamkeit von Phytopharmaka als Schlafmittel. Die Evidenz reicht zur Zeit jedoch nicht aus, um in der Leitlinie empfohlen zu werden. 28 Pflanzliche Arzneimittel: Vor- & Nachteile Vorteile Geringe Nebenwirkungen bekannt Keine Abhängigkeit bekannt Nachteile Wirksamkeit gering bis fehlend Potentielle Nebenwirkungen nicht systematisch untersucht Konditionierung der Tabletteneinnahme kann von Änderungen des Verhaltens abhalten 29 Medikamentöse Alternativen Anthroposophie (z.B. Avene comp Globuli velati WALA) Schüssler Salze (z.B. Magnesium Phosph. D6) Homöopathie (z.B. Coffea arabica D6, Cocculus D12, Neurexan®) 30 Rezeptpflichtige Arzneimittel 31 5-K-Regel K1: Gerechtfertigter Einsatz von Hypnotika nur bei klarer Indikation. K2: Wahl der kleinstmöglichen Dosierung. K3: Einsatz nur über den kürzest möglichen Behandlungszeitraum. K4: Medikation keinesfalls abrupt absetzen. K5: Beachtung aller Kontraindikationen. 32 Behandlungsgrundsätze Therapieregime des Arztes einhalten Wechselwirkungen mit Alkohol beachten Vorsicht durch Verlangsamung des Reaktionsvermögens Gefahr der Gewöhnung Beendigung der Therapie nur nach Rücksprache mit dem Arzt 33 Benzodiazepine Weltweit am häufigsten verordnete Schlafmittel Gefahr der Benzodiazepin-Abhängigkeit bei Langzeitanwendung Deutschlandweit geht man von 1,2 Mio. Menschen aus, die von Benzodiazepinen abhängig sind 34 Wirkung von Benzodiazepinen Dämpfung der Reizweiterleitung im Gehirn, indem sie die Wirkung von GABA, dem stärksten hemmenden Neurotransmitter in unserem Gehirn, verstärken. Schlaffördernd/ hypnotisierend muskelrelaxierend/ krampflösend GABA Verstärkung angstlösend 35 Benzodiazepine: Wirkstoffe, Dosierung & Einnahmehinweise (Auswahl) Wirkstoff Indikation Dosierung Einnahmezeitpunkt Erwachsene HWZ Lormetazepam Ein- und Durchschlafstörungen 0,5-2mg Direkt vor dem Schlafengehen 8-14h Oxazepam Symptomatische Behandlung von Durchschlafstörungen 10-30mg Direkt vor dem Schlafengehen 8-12h Bromazepam Als Schlafmittel, wenn gleichzeitig eine angst- und 3-6 mg spannungslösende Wirkung am Tag erforderlich ist 1h vor dem Schlafengehen 8-20h Lorazepam Schlafstörung als Folge von Angst-, Spannungsund Erregungszuständen 0,5-2,5mg 30 min vor dem Schlafengehen 10-20h Diazepam die Behandlung von Schlafstörungen, die durch Angst, Spannung und Erregung bedingt sind, ist nur dann gerechtfertigt, wenn gleichzeitig eine Beruhigung am Tage erforderlich ist. 3-10mg 30 min vor dem Schlafengehen, nicht auf vollen Magen 48-60h 36 Benzodiazepine: Nebenwirkungen Tagesmüdigkeit („Hang-Over“), Benommenheit, verminderte Aufnahmefähigkeit, verlängerte Reaktionszeit (Achtung: Eingeschränkte Fahrtüchtigkeit und Vorsicht beim Bedienen von Maschinen.) Schwindelanfälle durch Blutdruckabfall, Verwirrtheit Muskelschwäche und Gangunsicherheit durch zentrale Muskelrelaxation (Achtung: Erhöhtes Sturz- und Frakturrisiko!) Atemdepression Verlust der Erinnerung an Handlungen direkt nach der Tabletteneinnahme Paradoxe Reaktion möglich: starke Erregung mit gleichzeitiger Bewusstseinstrübung. Bei Langzeitanwendung: verwaschene Sprache, neurologische Störungen, kognitive Leistungseinbußen 37 Benzodiazepine: Kontraindikationen Engwinkelglaukom (grüner Star) Obstruktive Atemwegserkrankungen (Asthma, COPD) Schlafapnoe Myasthenia gravis Schwere Leber- oder Nierenschädigungen Suchterkrankungen in der Vorgeschichte 38 Benzodiazepine: Besonderheiten Toleranzentwicklung: Wiederholte Anwendung führt zur Gewöhnung, d.h. die Stärke der Wirkung lässt nach. Um die gleiche Wirkung zu erzielen, muss die Dosis erhöht werden. (setzt schon nach wenigen Tagen ein) Abruptes Absetzen verursacht Entzugssymptome: Unruhe, Angstattacken, Schwindel, allgemeiner Schwäche und Schlafstörungen. Die Dosisreduktion sollte über mehrere Monate erfolgen. 39 Benzodiazepine: Veränderung der Schlafqualität Die zeitlichen Verhältnisse der verschiedenen Schlafphasen werden verändert: Gesamtschlafdauer steigt Tiefschlafphasen nehmen ab REM-Phasen nehmen ab 40 Benzodiazepine: Vor- & Nachteile Vorteile Nachteile Gute hypnotische Potenz Nebenwirkungspotential Rascher Wirkeintritt Tiefschlafunterdrückung Geringe Toxizität Abhängigkeitspotential Langer Erfahrungsschatz 41 Z-Substanzen Benzodiazepin-Analoga Binden ebenfalls am GABA-Rezeptor, jedoch an anderer Untereinheit Schlaffördernd/ Nur sedativ-hypnotischer Effekt hypnotisierend muskelrelaxierend/ krampflösend GABA Verstärkung angstlösend 42 Z-Substanzen: Wirkstoffe, Dosierung & Einnahmehinweise Wirkstoff Indikation Dosierung Erwachsene Einnahmezeitpunkt HWZ Zolpidem Kurzzeitbehandlung von Schlafstörungen <65 J.: 10-20mg >65 J.: 5-10mg Direkt vor dem Schlafengehen 1,5-2,5h Zaleplon Kurzzeitbehandlung von Einschlafstörungen <65 J.: 10mg >65 J.: 5mg Direkt vor dem Schlafengehen, Nicht auf vollen Magen (Wirkverzögerung!) 1h Zopiclon Kurzzeitbehandlung von Schlafstörungen <65 J.: 7,5-15mg >65 J.: 3,75-7,5mg Direkt vor dem Schlafengehen 3,5-6h • Die Neben-, Wechselwirkungen und Kontraindikationen entsprechen im Wesentlichen denen der klassischen Benzodiazepine. • Trotz unterschiedlicher Bindung am Rezeptor können Muskelschwäche und Gangunsicherheit auftreten. Merke: Lt. WHO gleicht das Missbrauchs- und Abhängigkeitspotential dem der Benzodiazepine. 43 Z-Substanzen: Vor- & Nachteile Vorteile Nachteile Gute hypnotische Potenz Nebenwirkungspotential Rascher Wirkeintritt Tiefschlafunterdrückung Geringe Toxizität Potentielles Abhängigkeitspotential Möglicherweise geringere Gefahr für Abhängigkeits-und Toleranzentwicklung ??? Geringere Tagesmüdigkeit 44 Antidepressiva zur Sedierung deutlich niedriger dosiert eingesetzt, als in der Therapie von Depressionen Keine Abhängigkeit Keine Entzugssymptome Fehlende Muskelrelaxation 45 Antidepressiva: Wirkstoffe, Dosierung & Einnahmehinweise Wirkstoff Indikation Dosierung Erwachsene als Hypnotikum Einnahmezeitpunkt HWZ Amitriptylin Depression, chron. Schmerzen „off label“ 10-50mg 2h vor dem Schlafengehen 8-51h Doxepin Unruhe, Angst, Schlafstörungen, funktionelle Organbeschwerden 10-50mg 2h vor dem Schlafengehen 8-24h Opipramol Störungen des psychischen Befinden, wie Angst, Spannung, Schlafstörung, Unruhe und depressive Verstimmung 50-100mg 2h vor dem Schlafengehen 6-11h Mirtazapin Depressionen „off label“ 7,5-30mg 2h vor dem Schlafengehen 20-40h 46 Antidepressiva: Nebenwirkungen & Kontraindikationen Nebenwirkungen: ◦ Mundtrockenheit, Verstopfung, Miktionsbeschwerden, Akkommodationsstörungen ◦ Blutdrucksenkung, Herzrhythmusstörungen ◦ Eingeschränkte Reaktionsfähigkeit ◦ Erhöhte Tagesmüdigkeit (v.a. zu Therapiebeginn) Kontraindikationen: ◦ Engwinkelglaukom ◦ Harnentleerungsstörung (z.B. Prostatahyperplasie mit Restharnbildung) ◦ Herzrhythmusstörungen (nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt) 47 Antidepressiva: Vor- und Nachteile Vorteile Nachteile Geringes/Fehlendes Abhängigkeitspotential Kaum Toleranzentwicklung Hohes Nebenwirkungspotential REM-Schlafunterdrückung Hohe Toxizität (ggf. Suizidgefahr) Ausschleichen nach längerer Einnahme notwendig Individuelle Dosisfindung schwierig Regelmäßige Kontrollen von EKG-, Blutbild- und Leberwerten 48 Neuroleptika Nicht Mittel der Wahl bei psychisch Gesunden Einsatz bei Patienten mit: ◦ Demenz oder Verwirrtheit ◦ Unruhe und Erregungszuständen im Zusammenhang mit anderen psychischen Grunderkrankungen ◦ Chronischen Schmerzen 49 Neuroleptika: Wirkstoffe, Dosierung & Einnahmehinweise Wirkstoff Indikation Dosierung Erwachsene als Hypnotikum Einnahmezeitpunkt HWZ Promethazin Schlafstörungen, wenn andere Alternativen nicht durchführbar oder erfolgreich sind 10-50mg 30. Min vor dem Schlafen gehen, nicht auf vollen Magen. 10-12h Pipamperon Behandlung von Schlafstörungen, besonders in der Geriatrie 20-80mg Vor dem Schlafen gehen mit etwas Flüssigkeit. 17-22h Melperon 25-100mg Direkt vor dem Schlafengehen, nicht mit Kaffee, Milch oder Tee. 6-8h Behandlung von Schlafstörungen, besonders in der Geriatrie 50 Neuroleptika: Nebenwirkungen & Kontraindikationen Nebenwirkungen ◦ Mundtrockenheit, Verstopfung, Akkommodationsstörungen, Miktionsstörungen ◦ Verkrampfungen der Mimik, Zuckungen ◦ Parkinsonähnliche Symptome mit Zittern, Bewegungsverlust ◦ Motorische Unruhe Kontraindikationen ◦ Alkoholkonsum ◦ zentral dämpfende Arzneimittel 51 Chloralhydrat ältestes synthetisch hergestellte Schlafmittel verändert das physiologische Schlafprofil kaum hohes Abhängigkeitspotential heutzutage kaum noch von Bedeutung 52 Chloralhydrat: Dosierung & Einnahmehinweise Wirkstoff Indikation Dosierung Erwachsene Chloralhydrat Kurzzeitbehandlung 250mg – 2,0g von Schlafstörungen Einnahmezeitpunkt HWZ 30. Min vor dem Schlafen gehen mit min. 150ml Wasser, Kapseln nicht zerkauen, Substanz ist schleimhautreizend und schmeckt sehr bitter. 8h Nebenwirkungen: • Benommenheit, Schwindel, beeinträchtigtes Reaktionsvermögen, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Angst, Unruhe • Allergische Hautreaktionen • Magen-Darm-Beschwerden Kontraindikation: • Schwere Leber- und Nierenerkrankungen, Schwere Herzkreislauferkrankungen, Atemfunktionsstörungen, Magen-Darm-Erkrankungen 53 Melatonin Seit 2008 als Circardin® auf dem europäischen Markt Melatonin ist ein körpereigenes Hormon, welches in der Zirbeldrüse produziert wird Dunkelheit stimuliert die Produktion und Ausschüttung 54 Melatonin: Dosierung & Einnahmehinweise Wirkstoff Melatonin Indikation Dosierung Erwachsene Kurzzeitbehandlung 2mg von Schlafstörungen bei Patienten ab 55 Jahren Einnahmezeitpunkt HWZ 1-2h vor dem Schlafen gehen, nicht direkt nach einer Mahlzeit einnehmen, durchgehende Therapie von 3 Wochen erforderlich 35-50min Nebenwirkungen: • Reizbarkeit, Rastlosigkeit, Nervosität • Aufmerksamkeitsstörung • Bauchschmerzen, Verstopfung, Mundtrockenheit Kontraindikation: • Vorsichtshalber bei Autoimmunerkrankungen 55 Priscus-Liste Potenziell inadäquate Medikation für ältere Menschen Quelle:http://www.aerzteblatt.de /pdf.asp?id=77776 56 Zusammenfassung Akute und chronische Insomnie gut behandelbar Beachtung der Regeln der Schlafhygiene. Bewusster Arzneimitteleinsatz im Rahmen der Anwendungsmöglichkeiten und unter Berücksichtigung der Kontraindikationen sowie potentieller Nebenwirkungen möglich. Änderungen in Therapieregime nur unter Rücksprache des Arztes. Berücksichtigung der Arzneimittelinformationen der Priscus-Liste. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 57 Interessante Adressen http://www.dgsm.de Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) http://www.dags.de/ Deutsche Akademie für Gesundheit und Schlaf (DAGS) http://www.insomnie-off.de Selbsthilfegruppe Insomnie in Offenbach http://www.dng-ev.org/ Deutsche Narkolepsie-Gesellschaft e.V http://www.ein-und-durchschlafstoerungen.de Selbsthilfegruppen Klingenmünster & Limburgerhof http://www.restless-legs.org/ Deutsche Restless Legs Vereinigung http://www.charite.de/dgsm/dgsm/schlaflabore.ph p?language=german Liste der von derDGSM anerkannten SchlafmedizinischenZentren http://www.vdk.de/fachverband-schlafapnoe/ VDK: Fachverband Schlafapnoe und chronische Schlafstörungen http://www.schlafapnoe-sachsen.de 58 Quellen Schlafstörungen, Monika Schneider, 2010, XIII,, Verlag: Deutscher Apotheker Verlag, ISBN-10: 3769251113, ISBN-13: 9783769251111 http://www.dgsm.de/downloads/akkreditierung_ergebnisqualitaet/S3Leitlinie_Nicht_erholsamer_Schlaf-Schlafstoerungen.pdf Schlafmittel: Grundsätze einer guten Beratung, Dr. Nina Grise, Dt. Pharm. Gesellschaft, 2009 Häufigkeit und Verteilung von Schlafproblemen und Insomnie in der deutschen Erwachsenenbevölkerung, 2013, Bundesgesundheitsbl 2013 · 56:740–748 http://priscus.net/download/PRISCUS-Liste_PRISCUS-TP3_2011.pdf http://www.fachinfo.de/ http://www.pharmazeutische-zeitung.de/?id=29053 59