Psychische Erkrankungen AUSWIRKUNGEN AUF DIE ERZIEHUNGSFÄHIGKEIT DER ELTERN UND DIE BINDUNGSENTWICKLUNG DER KINDER ©HIPP Transgenerationale Übertragung der psychischen Erkrankungen Erbliche Disposition (Funktionsstörungen, medikamentöser Behandlung) Schizophrenie (z.B. auch Wochenbettpsychose) manisch-depressive Erkrankung (z.B. auch Wochenbettdepression) Suchterkrankungen (?) Störung der Bindungsentwicklung des Kindes: Traumatisierungen wie z.B. durch Vernachlässigung, unverarbeitete Beziehungsabbrüche (Bindungsverluste) , emotionale Misshandlung, Gewalt, sexueller Missbrauch (Strukturstörungen, Psychotherapie) Angststörungen Depressionen Persönlichkeitsstörungen Psychosomatische Störungen Suchterkrankungen Erfahrungsabhängige Anteile des Gehirns Limbisches System: „emotionales Gehirn“ Integrationsfunktion durch enge Verbindung zu allen Hirnstrukturen Zentrales Bewertungssystem des Menschen (Vergleich des aktuellen Erlebens mit Vorerfahrung) Amygdala (älteste Struktur): implizites bildhaftes („heißes“) Gedächtnis, „Feuermelder“ , Zentrum der furcht- und angstgeleiteten Verhaltensbewertung / Teil des Bindungssystems (Gefahrenabwehr, Hemmung des Broca-Sprachzentrums, Hirnstamm-Hotline, Aktivierung des autonomen Nervensystems) Hippocampus („Bibliothekar“): explizites, sprachgebundenes („kaltes“) Gedächtnis, Kontextualisierung (Verortung in Zeit und Raum) durch Vernetzung mit Kortex (biografisches Gedächtnis) Nucleus accumbens: Belohnungssystem nach positiver Beziehungserfahrung, erfolgreichem Problemlösen (Dopaminschwemme mit nachfolgeder Endorphinfreisetzung), Teil des Explorationssystem, Neugier Präfrontale Großhirnrinde sprachdominiertes „Ich-Bewusstsein“ Steuerungsfunktionen: Selbstkontrolle (Frustrationstoleranz), Realitätsprüfung Problemlösungskompetenz (Antizipation, Umgang mit hoher Komplexität) Mentalisierung (soziale Kompetenz): Selbstreflexion/Empathie Motivation, Konzentrationsfähigkeit Gewissen (Moralische Instanz) Einteilung der Traumata Existenztrauma: Todesnäherfahrung z.B. Unfall, Naturereignis, Überfall, Vergewaltigung, Folter etc. Verlusttrauma: Tod des Kindes, Partner etc. Symbiosetrauma (Bindungsstörung, Entwicklungstrauma): Vernachlässigung, emotionale Misshandlung, Lieblosigkeit Bindungssystemtrauma: Familiensystem (oder gesamte Gesellschaft) werden von Trauma dominiert (z.B. Kriegsfolge) mit Täter-Opfer-Reinszenierungen Traumatische Zange (Michaela Huber) Diskrepanz: Bedrohliche Situationsfaktoren (Vernachlässigung, emotionale Misshandlung, Gewalt, sexueller Missbrauch etc.)/Ressourcen Überflutende Angst (Schock, Todesnähe-Erleben) → FurchtKognitions-Sympathikussystem (Adrenalin-Cortisolausschüttung) Ohnmacht (kein Kampf möglich), Hilflosigkeit (keine Flucht) Notabschaltung des Furcht-Sympathikussystems → Aktivierung des Panik-Bindungs-Parasympathikussystems: Hilfeschrei, → Panikattacke (Herzrasen, Zittern, weiche Knie, StuhlHarndrang) → „Totstellreflex“(energiesparendes Überlebensprogramm, sensomotorische nonverbale Speicherung): Paradoxe Ausschüttung von Glückshormonen (Endorphine) Unterwerfung, Erstarrung („Freezing“) Bewusstseinsveränderung (Trance), Lustgefühl, Gedächtnisstörung No Fight, No Flight, Freeze, Fragment- Konstellation TIKONDANE – Katrin vom Hoff 22/09/2014 Biopsychosoziale Traumafolgen Fehlprägung des autonomen Nervensystems (Schädigung der Stressbewältigungssysteme nach toxischer Cortisol-Einwirkung) mit übererregbarem Bedrohungszentrums (Amygdala) und den entsprechenden Notfallreflexen (Selbstkontrollverluste) Mentalisierungsdefizite (Präfrontalkortex!) mit Einschränkungen von Selbstreflexionsfähigkeit, Feinfühligkeit und Responsivität: Krankheitseinsicht (Therapiemotivation) Problemkongruenz (Hilfeakzeptanz) desorganisierte Bindungsmuster mit den ihnen inhärenten Annäherungs-Vermeidungs-Konflikten: intensive/instabile Beziehungsmuster, Gut-Böse-Spaltungen (Täter-OpferReinszenierungen), „Hopping-Verhalten“ Identitätsfragmentierung mit der ständigen Bedrohung des IchBewusstseins durch trauma-assoziierte Persönlichkeitsanteile (Erlebnisdiskontinuität, psychosoziale Desorganisation, eingeschränkte Lernfähigkeit) Fehleinstellung der autonomen Stressbewältigungssysteme traumaplastische Struktur des Gehirns (Notfallbereitschaft) Übererregtes Panik-Bindungs-System: hohes Stress- Anspannungsniveau, Angst vor Verlassen-Werden (Allein-Sein), psychomotorische Unruhe, Hilflosigkeit, Schlafstörungen (Hypervigilanz, Hyperarousal) „Fehlalarmierung“ des Bedrohungssystems (Amygdala) bei Überforderung, Frustration, Triggerreizen oder Aktivierung des Annäherungs-Vermeidungs-Konfliktes (z.B. kindliches Bindungsverhalten) → Orientierungsverlust (Rückkehr des Traumas) → Todesangst Unkontrollierte Überlebensreaktionen mit katastrophischen Reflexmustern (Notfallprogramme, Defensivreaktionen): Furcht-Sympathikus-System: Kampf (Wut) – Flucht (Angst)→ Panik-Bindungs-Parasympathikus-System: Unterwerfung (Hilfeschrei) Notabschaltung („Totstellreflex“): Dissoziation/Erstarrung (Freezing) Mentalisierung (Präfrontalhirnfunktion) reflexiver Modus, Metakognition Metaperspektive („innerer Beobachter“): Fähigkeit sich selbst von außen (Selbstreflexion) und andere von innen zu sehen (Empathie) Wissen um die geistigen Prozesse hinter dem Verhalten anderer Menschen (Gedanken, Gefühle, Überzeugungen, Wünsche etc.) Mind reading: Verständnis (Interpretation) der psychischen Zustände hinter den Handlungen anderer Menschen (Vorhersehbarkeit) Meta-korrektives Gegenmittel bei psychischen Stress („innerer Dialog“) „Playing with reality“: Spielerische Interpretation der Realität (Fähigkeit zum Perspektivwechsel, Humor) Basis der moralischen Urteilsfähigkeit (Gewissen) Vormentale Zustände: Kinder bis zum 5. Lebensjahr, traumatisierte, schizophrene oder demente Menschen Äquivalenzmodus: (Symbiose; Grenzstörung zwischen Selbst und Objekt; Gemeinschaft durch Gleichheit!): kein Unterschied zwischen mentaler und äußerer Realität Intoleranz gegenüber abweichenden Perspektiven Erschreckende innere Bilder bekommen Realitätscharakter (Flashback, Paranoia) Als-Ob-Modus (Spaltung, Schutz durch Desintegration): Innere Welt ist von äußerer Realität entkoppelt (Gedanken bilden keine Brücke) z.B. Pseudologia phantastica, Flucht in Illusionswelten (Kindernamen!), Zweitidentität in der virtuellen Internetwelt Gefühle von Leere und Bedeutungslosigkeit (Dissoziation, Entfremdung von sich selbst und der Welt) Vormentale Zustände Teleologischer Modus (Schutz durch Abhängigkeit) Nur das Ergebnis zählt (Absicht ist von beobachtbarer Handlung abhängig) Die Umwelt muss funktionieren, um eigene innerer Spannung zu mindern (Bezugspersonen als Hilfsobjekte, Angst vor Verlassen-Werden) → manipulative Strategien (auch Gewalt) Innere Zustände können nur durch real befriedigende Handlungen oder körperliche Eingriffe beeinflusst → Ausagieren (Konflikte/Wohnungswechsel, innerer Schmerz/Selbstverletzung; Liebe/Sex; Suchtmittelkonsum) Magisches Denken: Korrelation wird als Ursache fehlgedeutet (paranormale Ursachenattribuierung: Anwendung von Formeln, Ritualen, Sprüche, „Naturheilmittel etc.) Spaltung: Der Annäherungs-VermeidungsKonflikt Phobien gegenüber Bindung und Bindungsverlust (Kognitive Blockade), „Gut-Böse-Dichotomie“: Retterübertragung: Idealisierte Bezugsperson (nährender, fürsorglicher Elternteil) wird im Rahmen einer Symbiose Beschützer und Versorger (Ausschaltung des Bedrohungssystems) → Konflikt mit dem Kinderschutzauftrag Täterübertragung: Nach Frustration oder zu großer Nähe Entwertung und Trennung (Aktivierung des Bedrohungssystems) mit projektiver Identifizierung, „Hopping-Verhalten“ oder rascher Wechsel von Nähe und Distanz („Ich hasse Dich, verlass mich nicht!“) Spaltung des Helferfeldes in Retter (Verstrickung, Symbiose) und Täter (Kontrolle, Feindseligkeit) Beurteilung der Erziehungsfähigkeit bei Persönlichkeitsstörungen Traumatisierungen in der Vorgeschichte: Vernachlässigung, Bindungsabbrüche (z.B. Heimaufenthalte, Pflegefamilie, Tod eines Elternteils etc.), Gewalt, sexueller Missbrauch etc. Beziehungsverläufe: Partner, Helfer, Arbeit etc. Aktuelle Symptomatik: Coping-Strategien (Selbstverletzung, Alkohol, Drogen, Essstörungen, Internetmissbrauch etc.) Mentalisierungsniveau: Problemkongruenz (Krankheitseinsicht) und Hilfeakzeptanz (Therapiemotivation) Fremdanamnese wichtiger als aktueller Untersuchungsbefund! (Täuschung als Überlebensstrategie!) → Kooperationsproblematik (Spaltung) Seelische Spaltungen nach Trauma-Erfahrungen ( modifiziert nach Franz Ruppert) Traumatisierte „kindliche“ Anteile ÜberlebensAnteile (CopingStrategien) Gesunder Anteil (Alltagspersönlichkeit) „ängstliches, einsames Kind“ (Panik-Bindungssystem, symbiotische Abhängigkeit, Depressivität): Prämentale Zustände: teleologischer und Äquivalenz-Modi Panikartige Angst vor dem Verlassen werden(Alleinsein) Scham- Schuldgefühle (Täterintrojekt: „Bin schlechter Mensch!“) Hilflosigkeit, Ohnmacht, Antriebslosigkeit (Verwahrlosung) Hypervigilanz / Hyperarousal (Schlafstörungen, Licht!) Gefühl der Fremdheit in der Welt („Heimweh“) Kinder und Tiere (Oxytocin) als Hilfsobjekte (Schlafen im gleichen Bett, kein Kindergarten- Schulbesuch etc.) Opferidentität: Toleranz von destruktiven Beziehungsmustern (Unterwerfung, Beschwichtigung) Suizidalität Ärgerliches impulsives Kind: FurchtSympathikussystem („pubertierender Jugendlicher“) Äquivalenzmodus: Paranoide Fremdattribuierung von Fehlern (Misstrauen, Eifersucht, die Welt ist „böse“!) Täteridentität: „teleologischer“ Kampfmodus zur Unterwerfung der Hilfsobjekte (Erzwingen von Zuwendung, Abwehr der Selbstentwertung) Unkontrollierbare Wut (keine Selbstberuhigung möglich), Rache, Hassgefühle, unerträgliche innere Anspannung Antizipierte Bedrohung berechtigt Misshandlung anderer (Jugendbanden, Delinquenz?) trotzige Verweigerung (keine Akzeptanz von Hilfen) Beziehungsabbruch „distanzierender Beschützer“ (Notabschaltung): Als-Ob-Modus der Mentalisierung (Desintegration) Veränderte Bewusstseinszustände mit Entfremdung von Selbst- und Umwelterfahrung (Verlust des Wirklichkeitsgefühls unter Endorphineinwirkung): • • • • • • • Depersonalisation, Derealisation Konversionssymptome (Anästhesie → Schwangerschaft!) Abgleiten in Fantasiewelt → Pseudologia phantastica Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit (Wegdämmern, Trance, Tunnelblick), Unterwerfung Amnesien (Gedächtnisstörungen), Fugue (Flucht) „Freezing“ (Bewegungsstarre), Unterwerfung Psychogene Krampfanfälle Psychosomatische Beschwerden Dissoziationen (2) • • • • Ungewolltes Wiedererleben traumatischer Ereignisse (Flashbacks, Intrusionen, Schlafstörungen): DD Psychose Halluzinatorische Überflutung mit traumaassoziierten Bildern, Geräuschen, Gerüchen etc. Ich-Fragmentierung, Angst vor dem „Verrücktwerden“ Absoluter Kontrollverlust, Orientierungslosigkeit Katastrophische Schmerzen Bewältigungsstrategien (Coping) 1. Vermeidung (Überlastungsschutz) Triggergeneralisierung: Ausweitung der „Gefahrenzonen“ bis zur Handlungsunfähigkeit (Verstecken in der Wohnung, kein Öffnen der Post, keine Behördenkontakte) Soziophobie (Schamgefühl, Mentalisierungsdefizit, Misstrauen): Schulabsentismus, Abbruch von Ausbildungen → „Langeweile“, Überforderung, Außenseiterrolle, „Mobbing“, Ungerechtigkeit (Bestrafung von Kontrollverlusten) Bindungsphobie (Nähe zum Kind): wenig Haut- und Blickkontakt (kein Spiegeln), wenig Ansprache, kein Stillen (Oxytozinmangel!) Konfliktvermeidung: Erfüllung der Erwartungen anderer (falsches Selbst), Überlastung mit Pflichten und Aufgaben, kein „Nein-Sagen“(zwanghafte Gefügigkeit),, wenig Selbstfürsorge (Workaholismus , „Burn Out“) 2. Kontrolle /Illusion Kontrolle: Andere Menschen: Manipulation, Beherrschung, Gewalt ( bei eigener Gewalterfahrung!) Zwänge Definition von Tabuzonen (Verleugnung von Trauma und psychischer Störung) Hilfe-Kontroll-Dilemma Illusionen Traumbilder: Idealer Partner, ewige Liebe, heile Familie, grandioser beruflicher Erfolg, berühmte Kinder, Autarkie etc. Esoterik Internetmissbrauch (Flucht in Parallelwelt) Pathologische Internetnutzung Multimediageräte (Smartphone): Telefonieren, SMS, Chatten (Pseudokontakte) → Lösung des Annäherungs-Vermeidungs-Konfliktes Anxiolyse (z.B. beim Allein-Sein) Stimulation (bei dissoziativen Zuständen) Partnersuche (idealisierende Projektionen, Rettungsübertragung) Multiplayer-Online-Rollenspiele (z.B. WOW, Second Life): klare Strukturen und Regeln (Sicherheit, Orientierung, Gerechtigkeit) Erfahrungen der Zugehörigkeit („Gilde“) Selbstwirksamkeit mit unmittelbarer Stimulation des Belohnungssystems (Dopamin) Transzentales Selbsterleben als Avatar in einer Märchenwelt (Omnipotenz bei ausgeschaltetem Körpererleben) 3. Kompensation und Symptombekämpfung Hilfsobjekte: Tiere, Partner, Kinder Selbstverletzung: Affektregulation (Spannungsabbau, Rückgewinnung der Kontrolle); Abwehr von Dissoziationen und Flashbacks; Selbstbestrafung; soziale Funktionen (Aufmerksamkeit, Provokation, sekundärer Krankheitsgewinn) Essstörungen (Adipositas, Bulimie, Anorexie): affektive Regulation Alkohol, Drogen (Cannabis, Amphetamine) zur Selbstmedikation Entwicklung des menschlichen Gehirns Überfluss an unreifen, undifferenzierten Nervenzellen beim Neugeborenen (Entwicklungspotential) Reifung d.h. Spezialisierung der Nervenzellen erfolgt durch Vernetzung und synaptischer Verschaltung in Abhängigkeit von den (optionalen) Nutzungsbedingungen (Interaktionserfahrungen mit der Umwelt, Lernen → Kulturanpassung, Mehrgenerationenperspektive, Koevolution) Abbau der nicht gebrauchten Nervenzellen bis zum 12. Lebensjahr (Wegfall der Reservekapazität) Später Anpassungsprozesse durch Umbau der bereits bestehenden ausgereiften Zellstrukturen, adulte Neurogenese (Neuroplastizität, Gehirn als Baustelle) „Cells that fire together, wire together, survive together.“ Alan Schore Die Nervenzellen bilden ein gleichmäßiges dichtes Netz, das Impulse in alle Richtungen weiterleitet. Durch Lernen verstärken sich einige Bahnen, andere verkümmern. Vielfältige Anregungen führen zu komplexen Strukturen. Zum Lernen steht weitgehend das bis dahin gebildete Netz zur Verfügung. Neue Verbindungen entstehen schwerer. Das Neugeborene Angeborene, fixierte Wahrnehmungs-Handlungs- Muster (Hirnstamm: Automatismen, Impulsivität) Erleben der Affekte als katastrophische Emotionen (Wut, Furcht, Hunger, Schmerzen, intensive Bedürftigkeit) → Erregung des Panik-Bindungssystems (Amygdala, Parasympathikus, Stress-Hormon-Achse) Kontaktgestaltung der Kleinkinder mit der Außenwelt Bindungsverhalten (Sicherheitssystem, Selbstschutz): Abhängigkeit von physischer Nähe der Bindungspersonen: Protest bei Trennung Suche der Nähe zu den Bindungspersonen zur Herstellung von Sicherheit und Versorgung bei Angst, Schmerz, Hunger etc. Explorationsverhalten (Neugiersystem) Distanzierung von Bindungspersonen zur Erkundung der Außenwelt mit Annäherung an attraktive Ziele Selbstwirksamkeitserfahrungen, Kompetenzerwerb beim Problemlösen (Dopamin / Endorphine → neuronale Vernetzung) Anstrengung mit Frustrationstoleranz Autonomieentwicklung eingebettet in Beziehung, „bezogene“ Individuation (Zugehörigkeit/Individualität), Mentalisierung Gehirnwachstum → Erwachsenwerden Bindung und Exploration nach Grossmann & Grossmann Bindungssystem aktiv Exploration s-system aktiv Bindung und Exploration Nach Grossmann & Grossmann Bindungssystem aktiv Exploration s-system aktiv Voraussetzung für gelingende Entwicklungsprozesse: Mutter bildet „sichere Basis“ (Intuition, Mentalisierung: „inneres Radarsystems“ für kindliche Signale, Beruhigung des Panik-Bindungssystems) Wahrnehmung der nonverbalen kindlichen Signale und Entwicklungsinitiativen (Mimik, Blicke, Zielbewegungen, Lautäußerungen) Richtige Interpretation der Signale in Abgrenzung von den eigenen Bedürfnissen (Einfühlungsvermögen, Selbstreflexion, Realitätsprüfung) Zeitnahe und angemessene Reaktion (Responsivität, Kontingenz) Entwicklung einer gegenseitigen Einstimmung (Synchronizität der psychophysiologischen Rhythmen; „Mutualität“, „sozialer Tanz“) „Freie Situation“: Wechsel von Kontakt (Blickkontakt, Mimik, Spiegelgeräusche) - und Folgemomenten Teilen und Trainieren von Aufmerksamkeit Markiertes Spiegeln (Wahrnehmen, Benennen des Explorationszieles, Bestätigen) der Affekte → Aufbau von Spiegelneuronen, Selbstrepräsentanzen, Objektrepräsentanzen, Affektdifferenzierung und regulierung, Sprachförderung Leitungsmomente: Essen, Körperhygiene, Einschlafen Kontext: Sicherheit, Klarheit Einleitung mit Kontaktaufnahme (Anschluss, Markiertes Spiegeln, Benennen) Angebot von Ritualen, Struktur, Orientierung (Benennen des Kooperationszieles, Bestätigen der gewünschten Aktion, Abschlussmarkierung, Lernen durch Wiederholung nicht allein durch Einsicht: „Mutter als Schallplatte“) Entwicklung der Affektregulation (Fonagy & Bateman 2006) Psychisches Selbst Sekundäre Repräsentation Repräsentation des eigenen Zustandes Ausdruck „Verdauung“ Resonanz Körperliches Selbst Zustand innerer Erregung Primäre Repräsentation Kind Bindungsperson Sichere Bindung ab 12. bis 18. Lebensmonat (50% bis 60 %) Ausgeglichene Bindungs-Explorationsbalance (Fremde- Situation-Test nach Mary Ainsworth) positives Selbstbild: Urvertrauen (Vorbildakzeptanz), Kohärenzgefühl (Verstehen, Selbstwirksamkeit, Sinn) Beruhigende Objektbilder: Stabile präverbale Repräsentanzen der primären Bezugspersonen Gute Mentalisierungsfähigkeit: soziale Kompetenz mit guter Kooperationsfähigkeit; sichere Abgrenzungen Selbst/Objekt; Fantasie/Wirklichkeit; Gegenwart/Vergangenheit Resilienz: Schutz gegenüber kritischen Lebensereignissen Mentalisierungsdefizit der Mutter: keine sichere Basis (Intuition, Feinfühligkeit, Responsivität) Hohe Wahrnehmungsschwelle für kindliche Signale: High-Tension- State → Interaktion auf extremem Affektniveau (Stress!) Kein Spiegeln: Vermeidungsverhalten (von „Triggerreizen“): Sprachlosigkeit, wenig Haut-Blickkontakt Dissoziation: Trance, Freezing Antriebsstörung (z.B. Depression, Schizophrenie) Unmarkiertes (unreflektiertes) Spiegeln: Infektion: Kindliche Angst wird unverändert oder verstärkt als eigene Emotion (Ansteckung mit Hilflosigkeit, Panik) gespiegelt Inkontingenz (Unberechenbarkeit, Zeitverzögerung) Bestrafung der kindlichen Bindungssignale oder Explorationsaktivitäten (evtl. Ablenkung durch Verwöhnung) Invalidierung der kindlichen Emotionen Umkehr von Folgen und Leiten ohne Kontaktmomente Folgen desorganisierter Bindung (Bateman & Fogaty) Fremdes Selbst / eigener Körper als Objekt Psychisches Selbst Nicht Sekundäre Repräsentation kontingente Repräsentation Ausdruck Misslingende Verdauung KörperSelbst Innere Erregung bleibt oder steigt an Resonanz Primäre Repräsentation Kind Bindungsperson Aufhebung der Generationsgrenzen: Das Kind als kleiner Erwachsener Funktionalisierung des Kindes : „guter Elternteil“: Symbiose (ungefährliche Nähe als Teil des Selbst) zur Überwindung von Einsamkeit und AlleinSein Hilfsobjekt zur externen Affektregulierung Bedeutungserhöhung: Soziale Aufwertung als Mutter, narzisstische Projektion (zukünftiger „Glamour“) Vermeidung von Ausbildung und Beruf Stabilisierung der Beziehung zum Partner Symbol für „heile“ Familie (Ungeschehenmachen des Traumas) Aufhebung der Generationsgrenzen Das „böse Kind“ (Gefährdung!): Nach Ende der Symbiose-Illusion (6.Lebensmonat?) Interpretation des kindlichen Bindungsverhaltens als Bedrängung und des Explorationsverhaltens als Abwendung (Liebesentzug) Täterübertragung („böser Elternteil“): Enttäuschung, aggressive Ablehnung, emotionale Misshandlung Sündenbockfunktion: Externalisierung des „fremden Selbst“ oder des „Täterintrojekts“ (später Gefahr cotraumatischer Prozesse) Geschwisterrivalität (evtl. Neid auf die Lebensfreude des Kindes) Aufhebung der Generationsgrenzen Das „gute“ Kind: Die Parentifizierung (Rollenumkehr, Überforderung, gute Mentalisierung) Retterübertragung („guter Elternteil“) Symbiose durch Verzicht des Kindes auf Autonomie Entwicklung eines „falschen Selbst“: Ängstlicher Gehorsam (Unterwerfung), Beschwichtigung (Fassadenhaftigkeit), Überfürsorglichkeit (Kontrolle), Überanpassung an die Erwartungen anderer, Abspaltung eigener Bedürfnisse Helferidentität (Überwindung der Einsamkeit durch Verantwortungsübernahme für andere) Wechsel Gut/Böse: „Ich hasse Dich, verlass mich nicht!“ Verzicht auf Versorgungs- und Leitungsfunktion (Grenzsetzung) Unsichere Bindungsmuster (30% bis 35% der Kinder im zweiten Lebensjahr) Unsichere ambivalente Bindung: affektive Selbstschutzstrategie, Dominanz des Bindungssystems (Angst, Ärger, Trostsuche) Unsicher vermeidende Bindung: kognitive Selbstschutzstrategie (Antizipation negativer Konsequenzen); Exploration mit Hemmung negativer Affektäußerungen (Bindungsbedürfnisse) → Risikofaktoren mit erhöhter Vulnerabilität gegenüber psychosozialer Belastung Bindungsstörungen(Traumatisierung): kontextunabhängige, rigide Selbstschutzstrategien Externalisierte Störungen: gestörte Aufmerksamkeits- Affekt- und Impulsregulation (z.B. ADHS, Störung des Sozialverhaltens) → Notfallreflexe unter Stress (Fight, Flight, Freeze), beeinträchtigte Kooperationsfähigkeit Unreife Mentalisierungsmodi (Äquivalenzmodus/Symbiose): von der Grenzdurchlässigkeit zur Grenzüberschreitung Annäherungs-Vermeidungskonflikt gegenüber Bindungspersonen: kein Vertrauen, kein Selbstvertrauen Ablehnung von Hilfe und Nähe (um Zurückweisung zuvorzukommen) Reinszenierung des Opferstatus durch Stören, Provozieren (negative Kontaktgestaltung, keine Kooperationsfähigkeit) Bindungsstörungen Internalisierte Störungen (Überanpassung): Zwanghafte Fürsorglichkeit (Parentifizierung) Unterwerfung („falsches Selbst“) Sozial promiske Annäherung an fremde Erwachsene kein Bindungsverhalten • Entwicklungsverzögerungen (Sprache, Motorik); Autonomiedefizite • Lernstörungen (LRS, Dyskalkulie, ADS etc.) Regression in bereits verlassene Entwicklungsphasen (Einkoten, Einnässen) Schlafstörungen, Albträume