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Baby &
kleinkind
Ausgabe 2009/2010
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Ihre GratisAusgabe
zum
Mitnehmen
Tipps für Eltern von Kindern bis fünf Jahre
Wenn die
Geburt
auf sich
warten lässt
Sicher
auf dem
Spielplatz
So werden
Kinder
nicht dick
Warum
Kinder nicht
gehorchen
Frühe
Förderung
Interview mit dem Kinderarzt
Remo Largo
Schwangerschaft & Geburt ✽ Gesundheit ✽ Ernährung ✽ Entwicklung ✽ Erziehung
Sie geben alles, damit Ihr Baby einschläft ...
Inhalt
Baby &
kleinkind
Liebe Leserin,
lieber Leser,
Aktuell
die
Kinder lösen in uns Emotionen aus,
–
nten
kan
t
wir vor ihrer Geburt nich
meist positive, manchmal aber auch
ngsnegative. Während jeder Entwicklu
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schritt unser Her
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lässt und uns mit Stolz erfüllt, gera
er
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wir mit unseren Sprösslingen
psychiwieder an unsere physischen und
schen Grenzen.
wer«Baby &Kleinkind» enthält Wissens
g
Allta
tes und praktische Tipps für den
mit Ihrem Kind.
n
Viel Spass beim Lesen wünscht Ihne
2 Frühe Förderung
5 Jetzt sind wir Eltern
7 Sexualität in den ersten Lebensjahren
SchWangerschaft & Geburt
10 Wohlfühltipps für Schwangere
14 Wenn die Geburt auf sich warten lässt
Gesundheit
18 Warum Schreien nervt
20 Die wichtigsten Stilltipps
23 Babypflege von Kopf bis Fuss
26 Wie Impfungen wirken
28 Achtung, heiss!
32 Sicher auf dem Spielplatz
35 Keine Angst vor dem Zahnarzt
Ernährung
Susanna Steimer Miller
Herausgeberin und Chefredaktorin
38 Kochen mit Kindern
40 Das kinderleichte Rezept
42 So werden Kinder nicht dick
45 Trinkt unser Kind genug?
Entwicklung
Impressum
Redaktion und Verlag
Susanna Steimer Miller
pr solutions gmbh, Kilchberg
[email protected]
Deshalb hat Pampers Baby-Dry die Pampers Garantie
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Peter Yates Design, New York
Satz und Lithos
Annemarie Gantenbein
satzbild, St. Gallen
Lektorat
Silvia Sawitzki, sawitext, Uster
Fotos
Andreas Steimer
Foto Steimer, Rorschach;
Siggi Bucher, Zürich
(Portrait Remo Largo);
Istockphoto (Titelbild)
Druck
AVD Goldach
Inserateverwaltung
pr solutions gmbh
Kilchberg
Tel. 044 715 07 34
www.baby-und-kleinkind.ch
48 Wissenswertes über Rituale
50 Wenn Kinder spät sprechen lernen
52 Kinder leben im Augenblick
Erziehung
54 Warum Kinder nicht gehorchen
58 Wie Kinder aufräumen lernen
62 Kindertagesstätte, Spielgruppe oder
Tagesmutter: So fühlt sich ihr Kind
bald wohl
Baby & kleinkind
Aktuell
Kinder profitieren von einander in Bezug auf
die Entwicklung
ihrer Sprache
und Motorik.
Interview
2
Heute ist das Angebot
an Fördermöglichkeiten für die
Kleinsten riesig.
Doch was braucht
ein Kind in seinen
ersten Lebensjahren
wirklich? Diese und
andere Fragen
beantwortet Remo
Largo im folgenden
Interview.
Frühe
Förderung
Jedes Kind ist anders und entwickelt sich in seinem eigenen
Tempo. Wie können Eltern die
Entwicklung ihres Babys
unterstützen?
Die grösste Herausforderung für die
Eltern ist wohl, dass sie sich nicht
allein von ihren Erwartungen und
Ängsten leiten lassen. Sie sollten
sich vielmehr bemühen, die Bedürfnisse, die ihr Kind äussert, ernst zu
nehmen und adäquat zu befriedigen. Wie viel Nahrung es beispielsweise benötigt, weiss nur das Kind
selbst und nicht die Eltern.
Nie lernt ein Mensch in seinem
Leben so leicht wie in der frühen
Kindheit. Wäre es denn nicht
sinnvoll, Kinder im Vorschulalter
stärker zu fördern? Wie sähe die
optimale Förderung aus?
Die optimale Förderung besteht für
mich darin, dass die Eltern ihren
Kindern all jene Erfahrungen
ermöglichen, die sie benötigen, um
ihre Grundkompetenzen wie
Sprache, Sozialverhalten oder
Motorik bis ins Alter von etwa fünf
Jahren zu entwickeln.
Baby & kleinkind
Interview Prof.
Remo H. Largo,
Entwicklungspädiater und
Bestseller-Autor
Viele Babys und Kleinkinder haben
heute Agenden, die jenen von
Managern gleichen. Was halten Sie
vom breiten Förderungsangebot
für die Kleinsten?
Gar nichts. Eine kindgerechte
Förderung besteht meines Erachtens nicht darin, dass die Kinder in
Kurse geschickt werden. Sie sollen
vielmehr ihre Grundkompetenzen
entwickeln können. Es gibt keine
Studie, die zeigen würde, dass eine
Förderung, die über die Grundkompetenzen hinausgeht, langfristig
Vorteile bringt. Diese «überförderten» Kinder sind in der Schule nicht
erfolgreicher. Im Gegenteil, es
kommt sogar vor, dass sie vor lauter
Kursen ihre Grundkompetenzen
nicht ausreichend entwickeln
konnten.
In den ersten Lebensjahren lernen
Kinder eine neue Sprache besonders leicht. Weshalb stehen Sie
Kursen wie Frühenglisch für
Vorschulkinder kritisch gegenüber?
Die Kinder müssen zuerst die
Erstsprache ausreichend beherrschen. Dazu brauchen sie mindes-
Haben Sie
gewusst,
tens fünf Jahre. Daneben können
sie durchaus eine Zweitsprache
lernen, aber nicht in Kursen,
sondern im alltäglichen Austausch
z.B. mit einer Tante oder einer
Kinderfrau, die eine Zweitsprache
perfekt spricht. Wichtig: Eine
Person soll immer nur eine Sprache
sprechen, sonst wird das Kind
verwirrt.
jahr während mehrerer Stunden am
Tag. Kinder sind die besten Lehrmeister. Vieles können Erwachsene
einem Kind nicht so gut beibringen
wie andere Kinder. Sprache beispielsweise wird mit anderen
Kindern viel intensiver eingeübt als
mit Erwachsenen. Dies gilt genauso
für das Beziehungsverhalten oder
die motorische Geschicklichkeit.
Sie plädieren dafür, dass Kinder
Kontakt zu anderen Kindern haben
müssen. Warum ist der Kontakt zu
Gleichaltrigen so wichtig?
Kinder brauchen den Austausch mit
anderen Kindern, älteren und
jüngeren, ab dem zweiten Lebens-
Inwiefern haben Kinder, die eine
Krippe besuchen, Vorteile gegenüber Gleichaltrigen, die ausschliesslich von der Mutter betreut
werden?
Die Vorteile können je nach den
Lebensbedingungen in der Kleinfa-
dass Kinder in den ersten
Lebensjahren auf zwei Arten
lernen. Erstens durch
Vorbilder, denen sie
Tätigkeiten abgucken und
die sie nachahmen. Als
Vorbilder dienen die Eltern
und andere Bezugsperso­
nen, Geschwister und
andere Kinder. Zweitens
beschäftigen sich die Kinder
mit Gegenständen und
lernen dabei ihre gegen­
ständliche Umwelt kennen.
Baby & kleinkind
aktuell
Kinder lernen
Sozialkompetenz am besten
mit anderen
Kindern.
4
milie vielfältig sein. Die wichtigsten
sind: Erfahrungen mit anderen
Kindern. Auch die kompetenteste
Mutter kann andere Kinder nicht
ersetzen. In der Krippe machen die
Kinder zudem Erfahrungen, die in
der Kleinfamilie immer weniger
möglich sind, beispielsweise können sie den Bewegungsdrang
ausleben und die motorischen
Fähigkeiten ausbilden, indem sie
draussen herumtollen oder im
Wald spielen.
Die Geburt des ersten
Kindes stellt das
Leben der Eltern auf
den Kopf. Das Neugeborene erfüllt sie mit
Glück – gleichzeitig
bringt die neue
Situation auch
Herausforderungen
mit sich.
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Lustiger
Formen-Würfel
Für jede Form gilt es die passende
Öffnung zu finden. Auf Knopfdruck
springen die Wände auf und die
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Was können Eltern tun, um ihr Kind
optimal zu fördern?
Das Kostbarste, was sie ihrem Kind
geben können, ist ihre Zeit: gemeinsam mit dem Kind Erfahrungen
machen, Gespräche führen und ganz
CR_Ministeps_148x102_d_f_i:CR_Ministeps_148x102_d_f_ieinfach
18.05.09
14:09 Uhrsein.Seite 1
mit ihm zusammen
Ehe und Scheidung in Zahlen
1970 heirateten Männer
durchschnittlich mit 26,5
Jahren und Frauen mit 24,1
Jahren, 2007 waren Männer
durchschnittlich 31,2 Jahre
und Frauen 28,9 Jahre alt.
1970 wurden 46 700 Paare
getraut, 6400 liessen sich
im selben Jahr scheiden.
2007 liessen sich 40 300
Paare trauen und 19 900
trennten sich. Während die
durchschnittliche Ehedauer
bei der Scheidung 1970 bei
11,6 Jahren lag, betrug sie
2007 14,5 Jahre.
Jetzt sind
wir Eltern
D
as erste Kind stellt
die Beziehung der meisten Paare auf die Probe. Plötzlich ist
alles anders. Vor der Geburt hatte
jeder Partner neben der gemeinsam
verbrachten Freizeit auch noch Zeit
für eigene Interessen. Diese müssen
jetzt zurückgestellt werden, und für
die Zweisamkeit fehlt ebenfalls die
Zeit. «Beide Partner können nicht
mehr frei über ihre Zeit verfügen,
sondern müssen sich absprechen.
Das kann zu Spannungen führen»,
sagt Josef Jung, Psychotherapeut
und Mitglied der Leitung des Insti-
aktuell
5
tuts für Kinder-, Jugendlichen- und
Familientherapie in Luzern. Auch
wenn der neue Mitbewohner noch
klein ist, brauchen Stubenwagen,
Krabbeldecke, Bettchen und Wickeltisch Platz, der oft knapp ist.
Wenn sich die Rollen
verändern
Nach der Geburt des ersten Kindes
fehlen der Frau während des Mutterschaftsurlaubs oder bei Aufgabe des
Berufs viele Aussenkontakte. Doch
auch auf die Männer hat die neue
Situation Auswirkungen. «Manche
Ein Baby
verändert
das Leben
komplett.
Baby & kleinkind
e
aktuell
Sexualität
aktuell
in den ersten
Lebensjahren
6
In der ersten
Zeit nach der
Geburt ist die
Zeit zu zweit
besonders
knapp – umso
mehr soll man
diese Momente
geniessen.
{Tipps}
für eine gute
Beziehung
Entscheidend für die Dauer
und die Qualität einer
Beziehung ist die Fähigkeit
zur Kommunikation. Nehmen
Sie sich wöchentlich
zweimal eine halbe Stunde
oder einmal eine Stunde Zeit
für Gespräche mit Ihrem
Partner. Der Termin gehört in
die Agenda. Nutzen Sie
diese Zeit nicht für die
Alltagsplanung, sondern für
den Austausch über Ihre
Befindlichkeit. Erzählen Sie
von sich und verzichten Sie
auf Schuldzuweisungen.
Teilen Sie Ihrem Partner mit,
was Ihnen nicht behagt, wo
Sie mehr Unterstützung
möchten oder wo Sie sich
missverstanden fühlten.
Baby & kleinkind
Schon Babys sind
sexuelle Wesen. Doch
ihre Sinnlichkeit
unterscheidet sich
wesentlich von der
Sexualität
Erwachsener.
Männer erleben einen ‹ErnährerSchock›. Plötzlich finden sie sich in
der scheinbar überholten männlichen Geschlechterrolle des Alleinernährers», weiss Josef Jung.
Spannungen sind auch möglich,
weil das nun meist niedrigere
Einkommen für drei reichen muss.
«Der Übergang von einer Zweierzu einer Dreierbeziehung ist eine
Herausforderung.»
Die eigene Kindheit
Mutter und Vater werden – gewollt
oder nicht – mit den Erfahrungen
aus der eigenen Kindheit konfrontiert. Sie stellen sich Fragen wie:
«Was will ich so machen wie meine
Eltern, was hingegen ganz anders?»
Unterschiedliche Vorstellungen
können zu einem Kampf um die
«bessere» Herkunftsfamilie führen.
Josef Jung dazu: «Die Suche nach
Halt bei den eigenen Eltern unter
gleichzeitiger Abgrenzung kann zu
einer Gratwanderung werden.»
Zeit zu zweit
Eltern sollten nie vergessen, dass sie
auch noch ein Paar sind. Jedem
Elternpaar tut es gut, immer wieder
Momente zu zweit zu geniessen. Die
wichtigste Massnahme zur Überwindung von Beziehungskrisen sind
Gespräche. «Da sich auch die Lust
auf Sex nach der Geburt verändern
kann, darf dieses Thema dabei nicht
ausgespart werden», empfiehlt
Josef Jung.
Herrscht dicke Luft, wäre es
falsch, sich die Zeit für eine Aussprache mit dem Partner nicht zu
nehmen und sich stattdessen in die
Arbeit zu stürzen. Ebenfalls kontraproduktiv ist es, Streit negativ zu
bewerten oder ihm einfach auszuweichen. Ein Paar, das alles nur
noch «wegen dem Kind» tut, läuft
irgendwann Gefahr, sich auseinanderzuleben. Reden über Erwartungen, Bedürfnisse und Vorstellungen
hilft vielen Paaren, eine Krise zu
überwinden.
Kurstipp
Bruno Wermuth
bietet Weiterbildungen und Vorträge zu
kindlicher Sexualität
und Sexualerziehung
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und Kontakt: www.
brunowermuth.ch.
B
abys geniessen
Berührungen und
erleben die Welt mit allen Sinnen.
Wenn der kleine Sohn beim Wickeln jedoch eine Erektion hat oder
die Klitoris der Tochter anschwillt,
sind viele Eltern etwas verunsichert.
Bruno Wermuth, Sexualpädagoge
und -berater aus Bern, erklärt dazu:
«Dies sind in erster Linie natürliche
Körperreaktionen, die nicht im
selben Sinn wie bei Erwachsenen
sexuell motiviert sind.»
Babys macht es Spass, ihre
Geschlechtsteile zu entdecken.
Deshalb sollten sie immer wieder
die Möglichkeit haben, auch mal
nackt zu strampeln. «Wenn das
7
Kind seine Geschlechtsteile erkundet, sind Kommentare wie ‹Pfui!›
für eine gesunde Sexualentwicklung
nicht förderlich», weiss der Sexualpädagoge. Er empfiehlt den Eltern
zudem, beim Waschen oder Wickeln die Geschlechtsteile ihres
Kindes von klein auf zu benennen,
genauso wie andere Körperteile
auch. Am Anfang sind kindliche
Begriffe in Ordnung. Mit der Zeit
soll das Kind weitere Begriffe und
Bezeichnungen für die einzelnen
Teile der Sexualorgane kennenlernen. Gerade bei Mädchen sei das
wichtig, so der Fachmann, weil ihre
Geschlechtsorgane nicht so gut
sichtbar sind wie bei kleinen Jungs.
Das Neugeborene geniesst
den Kuss seines
Brüderchens.
Baby & kleinkind
Kind sowohl von der Mutter als
auch vom Vater in seinem Stolz
bestärkt wird. «Die Zeigelust zu
unterbinden wäre schlecht für die
Entwicklung des Selbstwertgefühls
des Kindes, weil das Kind dadurch
lernt, dass die Freude am eigenen
Körper nicht gut ist», erläutert der
Sexualpädagoge.
aktuell
8
«Mama, wie
kommen Babys
in den Bauch?»
Was Sie übers
«Dökterle» wissen
sollten
«Dökterle» entspricht
dem natürlichen
Forschungsdrang des
Kindes.
Jedes Kind soll freiwillig
mitspielen und jederzeit
aussteigen dürfen.
Kein Kind darf dem
anderen Schmerzen
zufügen.
Kinder spielen
«Dökterlis» lieber hinter
verschlossenen Türen.
Erwachsene haben
dabei nichts zu suchen,
weder als Zuschauer
noch als Mitspieler.
Unausgeglichene
Verhältnisse in Bezug
auf die körperlichen und
geistigen Kräfte und
damit Machtgefälle
unter den Kindern
müssen vermieden
werden.
Baby & kleinkind
Lustvolle Empfindungen
Ab dem zweiten Lebensjahr beginnen sich Kinder gezielt an den
Geschlechtsteilen zu berühren, um
sich dadurch angenehme Gefühle
zu verschaffen. «Selbstbefriedigung
ist schon im Kleinkindalter möglich. Dabei geht es einfach nur
darum, lustvolle Empfindungen zu
erleben», erklärt Bruno Wermuth.
Manche Eltern erschrecken, weil sie
die Handlungen aus der Erwachsenenperspektive bewerten und etwas
hineininterpretieren, was es für
Kinder nicht ist. Laut Bruno
Wermuth sind Kleinkinder noch
nicht in der Lage, Kategorien wie
Sinnlichkeit, Zärtlichkeit und
Sexualität zu unterscheiden.
Grenzen respektieren
Kinder sind von Natur aus neugierig. Manche sind ganz fasziniert von
den Geschlechtsteilen der Eltern
und wollen diese gerne auch berühren, was die Eltern verunsichern
kann. Bruno Wermuth dazu: «Die
Eltern sollten altersentsprechend
entscheiden. Wenn ein zweijähriges
Kind den Penis seines Vaters kurz
berühren will, kann das in Ordnung
sein. Bei einem sechsjährigen Kind
sind solche Berührungen jedoch
nicht mehr angebracht. Und
natürlich dürfen die Berührungen
nie durch den Lustgewinn der
erwachsenen Person motiviert
sein.» Eltern sollen es ihrem Kind
sagen, wenn sie diese Berührung
nicht oder nicht mehr wünschen.
Dadurch lernt das Kind, dass jeder
selber über seinen Körper entscheiden und Berührungen deshalb auch
ablehnen darf.
Die Zeigelust
Die meisten Kleinkinder ziehen sich
gerne nackt aus. Ende des zweiten
Lebensjahrs haben manche Kinder
grossen Spass daran, ihre Geschlechtsteile zu entblössen. «Bei
der Zeigelust handelt es sich um eine
ganz normale Phase, die vorübergeht», erklärt Bruno Wermuth.
Kinder entdecken, was sie mit ihrem
Körper machen können, und sind
stolz auf ihr Geschlecht. Während
dieser Phase ist es wichtig, dass das
Sexualerziehung ist wichtig
Wenn Kinder zum ersten Mal Fragen zur Sexualität oder zur Fortpflanzung stellen, kommen viele
Eltern ins Schleudern. Bruno
­Wermuth dazu: «Sexualerziehung
ist ein fortlaufender Prozess. Wenn
Kinder Fragen stellen, haben sie ein
Recht auf Antworten. Wichtig ist,
dass sich die Eltern an der Frage orientieren und nichts hineininterpre-
tieren.» Will ein Kleinkind wissen,
wie Babys in den Bauch kommen,
wäre ein Biologievortrag fehl am
Platz. Besser ist eine symbolische
und spielerische Sprache. Nicht alle
Details müssen schon im ersten Gespräch erklärt werden. Die Information, dass das Baby in den Bauch
kommt, wenn Papa sein «Schnäbi»
beim Schmusen in die Scheide von
Mama steckt, kann am Anfang
schon ausreichen.
Beide Elternteile sollen sich um
die Sexualerziehung kümmern und
sich gegenseitig dabei unterstützen,
um einen möglichst entspannten
und altersgerechten Zugang zur
Sexualität zu schaffen. Sexualerziehung ist ein zentraler Bestandteil
der Prävention von sexueller Gewalt
an Kindern.
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erziehung und Präven­
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e rb1
Schwangerschaft & Geburt
10
Wohlfühltipps
für Schwangere
Eine Schwangerschaft ist keine
Krankheit, trotzdem kann sie von
eschwerden treten
Beschwerden
vor allem im ersten und
begleitet sein. im letzten Drittel der Schwanger-
B
Ernährung
bei Übelkeit
Empfehlenswert sind:
Fleisch, dunkelgrüne Blattsalate, Eier, Hartkäse, Speck,
Fisch, Algen, jodiertes Salz,
Linsen, Gerste, Mais, Hefe,
Vollreis, Joghurt, Quark,
Champignons, Avocado,
Grünkohl, Rahm, Kartoffeln,
Zwetschgen. Tipp: zu Früchten immer etwas Salz (z.B.
gesalzene Cracker) essen.
Zurückhaltung
bei:
Früchte (wenn sie nicht mit
Salz kombiniert werden),
rote Peperoni, Tomaten, Kürbis, Blumenkohl, Schwarzund Grüntee, Pistazien,
Sesam, Mandeln, Pinienkerne, Milch, Sauermilchprodukte, Honig.
Baby & kleinkind
schaft auf. Zu Beginn der Schwangerschaft muss sich der Organismus
der Frau auf die Schwangerschaft
einstellen, im letzten Trimester wird
das wachsende Kind zu einer Belastung für ihren Körper. Viele Beschwerden lassen sich lindern, wenn
man die folgenden, von der Hebamme Anna Heldstab Indermaur aus
Berneck zusammengestellten Tipps
befolgt. Sollten diese nichts bringen,
können die Hebamme oder der Arzt
weiterhelfen.
Übelkeit und Erbrechen
Schwangere, die an Übelkeit leiden,
sollten Stützstrümpfe tragen. Durch
den Druck auf die Venen kann keine
Flüssigkeit im Körper versacken,
und der Blutdruck wird stabilisiert.
Gegen Übelkeit können zudem
Akupunktur, Scheiben von frischem
Ingwer oder Pfefferminztee (warm,
kalt oder in Eisstückchen gefroren)
helfen. Frauen, die in der Früh-
Im zweiten
Trimester fühlen
sich die meisten
Schwangeren
am wohlsten.
Das hilft bei Wassereinlagerungen
schwangerschaft an starker Übelkeit
leiden, sollten versuchsweise alle
Vitamin- und Mineralstoffpräparate
absetzen, da diese die Beschwerden
verschlimmern können. Nach Möglichkeit sollte sich die betroffene
Schwangere entlasten (an der Arbeitsstelle, im Haushalt, bei der
Kinderbetreuung), denn auch Stress
kann die Übelkeit verstärken.
Wassereinlagerungen
In der Schwangerschaft sind die Gefässe durchlässiger für Flüssigkeit,
und zwischen den Zellen kann sich
Wasser ansammeln, was zum Beispiel müde Beine oder aufgedunsene Hände verursachen kann. Das
Anziehen von Stützstrümpfen bereits morgens vor dem Aufstehen in
Kombination mit einer Anpassung
der Ernährung kann hier helfen.
Ödeme können am wirkungsvollsten durch die Einnahme von genügend Salz und ausreichend Eiweiss
(ideal sind sechs kleine Portionen
am Tag) behandelt werden. Erfolgversprechend ist auch das Trinken
von Buchweizenkrauttee. Vorübergehende Linderung bringt zudem
eine Lymphdrainage.
Genügend Salz und sechs
kleine Portionen Eiweiss
über den Tag verteilt: zum
Beispiel Quark, Eier, Milch,
Joghurt, Fisch, Fleisch,
Wurst, Käse, Soja, Nüsse,
Kichererbsen, Linsen und
weitere Hülsenfrüchte.
Baby & kleinkind
Willkommen bei
Schwangerschaft
& Geburt
12
Ernährung
bei Sodbrennen
Lindernd
wirken:
Kartoffeln, Popcorn, Milch,
Rahm, Frischkäse, Käse,
Quark, Joghurt, rohe
geraffelte Äpfel, Haferflocken, Hafersuppe, geschälte
Mandeln, Mandelmus.
Verschlimmernd wirken:
Fettes und scharfes Essen,
grosse Mengen Fleisch,
Hülsenfrüchte, Tomaten,
Süsses, Koffeinhaltiges,
Pfefferminze, Fruchtsäfte
und Alkohol.
Das hilft bei
Sodbrennen:
Nehmen Sie fünf bis sieben kleine Mahlzeiten
am Tag zu sich.
Machen Sie einen Verdauungsspaziergang
­anstatt ein Mittags­
schläfchen.
Essen Sie mindestens
drei bis vier Stunden vor
dem Schlafengehen.
Stellen Sie das Kopfende
beim Bett höher.
Baby & kleinkind
Sodbrennen
Durch die Schwangerschaftshormone verlangsamt sich die Verdauung, und der Schliessmuskel zwischen Magen und Speiseröhre kann
erschlaffen. Das wachsende Kind
drückt den Magen nach oben, so
dass er sich nicht mehr vollständig
entfalten kann. Resultat: Speisebrei
und saurer Magensaft können in die
Speiseröhre zurückfliessen, was sich
als schmerzhaftes Brennen bemerkbar macht. Die gute Nachricht:
Nach der 36. Schwangerschaftswoche nehmen die Beschwerden ab,
wenn sich das Kind ins kleine
Becken senkt.
Krampfadern und
Hämorrhoiden
Schwangerschaftshormone erweitern das gesamte Gefässsystem im
Körper. Wenn das Kind wächst,
können die Venen abgedrückt werden, was einen Stau verursacht.
Korrekt angezogen, verschaffen
Stützstrümpfe den meisten Schwangeren Linderung und verringern das
Thromboserisiko. Wichtig für die
Prävention von Hämorrhoiden ist
eine gute Verdauung, die am besten
durch viel Bewegung, eine ballaststoffreiche Ernährung und viel
Trinken erreicht wird. Bei Verstopfungen können Flohsamen Wunder
wirken. Äusserlich helfen Venengels
und bei Hämorrhoiden Salben auf
der Basis von Hamamelis. Auch
Akupunktur kann lindernd wirken.
Wadenkrämpfe und
vor­zeitige Wehen
Grund für diese Probleme ist oft
eine Überaktivität der glatten Muskulatur, die durch Einnahme von
Magnesium und Kalzium gedämpft
werden kann. Bei vorzeitigen
Wehen ist Ruhen meist am effizientesten. Zudem müssen Verstopfung
und Durchfall verhindert werden.
Bei Verstopfung helfen Flohsamen,
bei Durchfall Schwarztee (mindestens 10 Min. ziehen lassen) in Kombination zum Beispiel mit Bioflorin.
Auch Akupunktur zeigt Erfolge.
Rückenschmerzen
Durch die Schwangerschaftshormone wird das Becken weiter. Diese
Veränderung bewirkt, dass das
Skelett instabil wird und kleine
Fehlstellungen, die bereits vor der
Schwangerschaft vorhanden waren,
durch die Gewichtszunahme schnell
zu Rückenschmerzen führen.
Osteopathie und Kraniosakraltherapie korrigieren Fehlstellungen und
lösen Verkrampfungen. Auch
Akupunktur, Akupunktur-Massage
und das Einreiben von ätherischen
Ölen bringen Linderung. Vorbeugend wirken Schwangerschaftsyoga
und Rückengymnastik.
Schlafstörungen
Eine Schwangerschaft ist eine
körperliche Belastung. Der grosse
Bauch und die Erwartungsspannung können zu Schlafproblemen
führen. Durch häufige Toilettenbesuche in der Nacht wird der Schlaf
ebenfalls empfindlich gestört.
Neben der Akupunktur helfen
diverse Arzneipflanzen beim
Einschlafen: Orangenblüten,
Zitronen- und Goldmelisse, Hopfen, Lavendel, Johanniskraut und
Baldrian. Ausser Baldrian können
alle Pflanzen als Tee eingenommen
werden. Wenn Schlafen durch
ununterbrochenes Kreisen der
Gedanken verhindert wird, kann
auch eine Bachblüten-Therapie
helfen.
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Schwangerschaft
& Geburt
So wird die Geburt
eingeleitet
14
Nur gerade etwa 4%
der Babys erblicken
das Licht der Welt
zum errechneten
Geburtstermin. Mehr
als ein Drittel der
Kinder lassen sich
Zeit und werden
nach diesem Termin
geboren.
Wenn die
Geburt auf sich
warten lässt
N
aht der errechnete
Geburtstermin, können
es die meisten Schwangeren kaum
erwarten, bis es losgeht. Der Bauch
wird zur Last, und die Ungeduld
nimmt mit jedem Tag zu. Manche
werdenden Mütter machen sich
auch Sorgen um ihr Kind. Dr.
Markus Hodel, Leitender Arzt der
Abteilung Geburtshilfe am Kantonsspital Luzern, beruhigt: «Eine
Terminüberschreitung per se ist
noch kein Grund zur Sorge, wenn
Wie lange dauert die
Schwangerschaft?
Eine Schwangerschaft dauert nach Lehrbuch 40 Wochen
respektive 40 x 7 = 280 Tage ab Beginn der letzten
Menstruation oder 38 x 7 = 266 Tage ab der Befruchtung
des Eis. Da Frauen oft nicht genau wissen, wann die
Befruchtung stattgefunden hat, wählt man den ersten Tag
der letzten Menstruation als Bezugspunkt. Ist dieser
unbekannt, lassen sich das Alter des Ungeborenen und
der voraussichtliche Geburtstermin heute mit Hilfe von
Ultraschall zwischen der 11. und der 14. Schwangerschaftswoche sehr genau bestimmen.
Baby & kleinkind
man weiss, dass es dem Kind gut
geht.» Studien haben gezeigt, dass
das geringe Risiko, dass das Kind
im Mutterleib erkrankt, etwa
sieben Tage nach dem errechneten
Termin leicht steigt. Ab 14 Tagen
nach dem Termin spricht man von
Übertragen, und Komplikationen
sind eher wahrscheinlich.
Engmaschige Kontrollen
Wird der angenommene Geburtstermin überschritten, empfiehlt Dr.
Markus Hodel häufigere Kontrollen, um die Reservekapazität des
Mutterkuchens einzuschätzen. «An
der Frauenklinik am Kantonsspital
Luzern untersuchen wir die
Schwangeren in der Regel am
Termin und dann 5, 7, 9, 11 und 13
Tage danach. Das Vorgehen variiert
von Klinik zu Klinik», erklärt Dr.
Hodel. Bei den Untersuchungen
werden die Herztöne, die Fruchtwassermenge, die Bewegungen des
Kindes und die Atembewegungen,
die es schon im Mutterleib ausführt, sowie das kindliche Gewicht
Entspannung ist
für das Einsetzen der Wehen
förderlich.
kontrolliert. «Je nach Ergebnis
kann man ruhig zuwarten», sagt
der Gynäkologe. Entscheidend sei
aber auch das Befinden der Frau
und wie sie mit dem Warten auf die
Geburt umzugehen vermag.
Möglichkeiten der Medizin
Um das Einsetzen der Geburtswehen zu beeinflussen, gibt es viele
alternativmedizinische Möglichkeiten (siehe Seite 16). Wenn diese
Methoden keine Wirkung zeigen,
macht das Kantonsspital Luzern
den Schwangeren sieben Tage nach
dem errechneten Geburtstermin
das Angebot, die Geburt medikamentös einzuleiten. «Die Frau soll
selber entscheiden können, ob sie
weiter abwarten will oder nicht»,
sagt Markus Hodel. Eine Einleitung wird nur im Spital durchgeführt und bedeutet, dass die
Schwangere in der Geburtsklinik
bleiben muss. Die Frau muss sich
bewusst sein, dass es je nach
Reifungsgrad des Muttermundes
bis zu 48 Stunden, manchmal
sogar bis zu 72 Stunden dauern
kann, bis das Kind da ist. Das kann
mühsam sein. Eine medikamentöse Einleitung der Geburt 10 bis
12 Tage nach dem Termin hat
keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kaiserschnitt notwendig wird.
In der Regel erhält die
Schwangere zuerst eine Tab­
lette mit Prostaglandin, das
übrigens auch in der Spermi­
enflüssigkeit enthalten ist. Die
Hebamme führt die Tablette
in die Scheide ein, und die
Schwangere muss dann eine
Stunde lang liegen bleiben. Da­
nach darf sie aufstehen, muss
aber im Spital oder in der Nähe
der Klinik bleiben. Wenn der
Muttermund noch nicht ganz
reif ist, kann der Vorgang wie­
derholt werden.
Bei Frauen, die schon
­einmal durch Kaiserschnitt
entbunden haben, wird die
Methode nicht angewendet,
da auf diese Art eingeleitete
Wehen die Kaiserschnitt­
narben zu stark beanspruchen
könnten. Diese Frauen erhal­
ten ein Wehen auslösendes
Hormon (Oxytocin) über eine
Infusion. Der sogenannte
­Wehentropf wird auch bei
Schwangeren angewendet,
deren Muttermund schon sehr
reif ist, oder wenn die Tablet­
ten zu wenig Wirkung zeigen.
Im Vergleich zur Einleitung
durch Tabletten hat diese Me­
thode den Vorteil, dass sich
die Wehen besser steuern las­
sen. Allerdings bedeutet sie
auch, dass die Herztöne des
Kindes permanent überwacht
werden müssen und die
Schwangere sich nicht mehr
frei bewegen kann.
Baby & kleinkind
LeShop.ch – So kauft man heute ein.
Schwangerschaft
& Geburt
Diese Tipps können helfen,
Wehen auszulösen
16
Wenn der Termin da ist, können Schwangere den Wehen mit
bestimmten Verhaltensweisen oder natürlichen Methoden auf
die Sprünge helfen. Die Hebamme Anna Heldstab Indermaur
aus Berneck im Rheintal hat die wichtigsten zusammengefasst.
Stress vermeiden
Stress hemmt die Wehentätigkeit. Gönnen Sie sich am
besten nochmals Zeit für sich. Lesen Sie, gehen Sie zur
Pediküre oder zur Coiffeuse. Wichtig ist jetzt Ablenkung.
In Bewegung bleiben
Treppen steigen, Spazieren gehen, Velo fahren ... Gebä­
ren ist ein aktiver Vorgang, und Bewegung hilft, ihn
auszulösen.
Sex
Geschlechtsverkehr um den angenommenen Termin
kann Wehen auslösen. Dafür ist das Hormon Prostaglan­
din in der Spermienflüssigkeit verantwortlich. Zudem
zieht sich die Gebärmutter beim Orgasmus zusammen.
Akupunktur
Akupunktur eignet sich als Geburtsvorbereitung bereits
von der 36. Schwangerschaftswoche an oder zum Einlei­
ten nach Ablauf des errechneten Termins.
Homöopathie
Fragen Sie Ihre Hebamme oder Ihren Homöopathen, wel­
che Globuli zur Geburtseinleitung sich für Sie eignen.
Aromatherapie
Mischen Sie dem Badewasser ein Wehen auslösendes
Öl bei (z.B. Entbindungsduft von Ingeborg Stadelmann).
Baby & kleinkind
Brustwarzenstimulation
Durch Stimulation der Brustwarzen wird das Wehen aus­
lösende Hormon Oxytocin ausgeschüttet. Delegieren Sie
das Stimulieren an Ihren Partner oder benutzen Sie eine
Milchpumpe. Stimulieren Sie jede Brust fünf Minuten
und warten Sie ab, was passiert.
Wehentee
Kochen Sie 1 l Wasser mit 1 Zimtstange, 10 Gewürz­
nelken und 1 Teelöffel Ingwerpulver während 2–3
Minuten. Geben Sie einen Esslöffel echtes Eisenkraut
(aus der Apotheke) dazu und lassen Sie den Tee 5 Mi­
nuten zugedeckt ziehen. Filtern Sie den Tee ab und
trinken Sie ihn lauwarm über den Tag verteilt. Passiert
nichts, können Sie die Prozedur nach einer eintägigen
Pause wiederholen. Wehentee kann während einer
Woche nach Ablauf des errechneten Termins einge­
setzt werden.
Wehen-Cocktail
Mischen Sie 2–3 Esslöffel Rizinusöl und 2–3 Esslöffel
Cognac unter Schütteln mit 2 dl Fruchtsaft (Orangenoder Aprikosensaft). Trinken Sie den Cocktail in einem
Zug. Das Rizinusöl bewirkt nach 6 Stunden Durchfall
und regt die Gebärmuttermuskulatur stark an. Diese Me­
thode sollte erst 10 Tage nach dem errechneten Termin
angewendet werden und ist die letzte Möglichkeit vor
der medikamentösen Einleitung.
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Gesundheit
Was Babys
beruhigt
18
Warum
Schreien nervt
Weinen ist für einen
Säugling die einzige
Möglichkeit zur
verbalen Kommunikation. Wenn ein
in schreiendes
Baby weint, heisst
Baby kann seine Eltern
das nicht unbedingt, an psychische und physische
dass ihm etwas fehlt. Grenzen führen, die für sie ganz neu
E
Herausforderung, mit dem Schreien
ihres Kindes umgehen zu lernen, es
auszuhalten und zu akzeptieren,
dass ein Baby auch ohne ersichtlisind. Die Mütterberaterin Manuela chen Grund weinen kann. In den
Meyer-Mäder dazu: «Erwachsene
ersten zwei, drei Monaten nach der
setzen Weinen meist mit Schmerzen Geburt muss ein Kind sehr viel
gleich. Eltern wollen für ihr Kind
lernen, macht grosse Entwicklungsdas Beste und versuchen deshalb
schritte und wird mit diversen
häufig, einen medizinischen Grund Reizen konfrontiert, so dass es vor
für das Schreien zu finden. Ein
allem in den Abendstunden öfter
solcher liegt aber nur selten vor.»
weint. Bis zu zweieinhalb Stunden
Für die Eltern ist es eine grosse
pro Tag sind völlig normal. Wenn es
den Eltern nicht gelingt, ihr Baby zu
beruhigen, sind sie verunsichert,
verängstigt oder gar frustriert. Ein
schreiendes Baby belastet auch die
Schütteln ist
Paarbeziehung, und viele Eltern
gefährlich
fühlen sich mit einem schreienden
Säugling alleingelassen.
Wenn Sie spüren, dass Sie als Eltern mit den
Nerven langsam am Ende sind, legen Sie Ihr
Mit dem Schreien umgehen
schreiendes Baby ins Bett und verlassen den
lernen
Raum für ein paar Minuten. Nehmen Sie eine
Manuela Meyer-Mäder rät den
Dusche oder gehen Sie kurz an die frische Luft,
Eltern, Hilfe zu holen, bevor sie an
um Abstand zu gewinnen und sich selber zu
ihre Grenzen stossen. «Das fällt
beruhigen. Schütteln Sie Ihr Kind niemals! Das
vielen nicht leicht, denn sie wollen
kann zu schwersten Verletzungen oder sogar
möglichst alles im Griff haben und
zum Tod des Säuglings führen.
perfekte Eltern sein», sagt MeyerMäder. Die Mütterberaterin, der
Baby & kleinkind
Viele Neugeborene beruhigen
sich erst, wenn
sie herumgetragen werden.
Kinderarzt, Selbsthilfeorganisationen oder im Akutfall auch der
Elternnotruf können Unterstützung
leisten. Wichtig ist auch der Austausch mit anderen Eltern.
Schreit ein Baby übermässig viel
(mehr als drei Stunden an drei
Tagen pro Woche, und dies über
einen Zeitraum von drei Wochen)
müssen körperliche Probleme ausgeschlossen werden. Heute weiss
man, dass nur selten Drei-MonatsKoliken hinter dem Schreien stecken. In den ersten Lebensmonaten
muss ein Baby zuerst lernen, sich
selber zu beruhigen.
Wenn sich Eltern bewusst mit
dem Schreien ­auseinandersetzten,
werden sie ­realisieren, dass sie
nichts falsch machen. Ein Gespräch
mit der Mütterberaterin kann helfen, individuelle Entlastungsstrategien zu finden. Manchmal können
auch alternativmedizinische Methoden etwas bewirken.
Cool bleiben
Laut Manuela Meyer-Mäder ist
die grosse Herausforderung für
die Eltern, Mut zur Gelassenheit
zu entwickeln. Schreien ist übrigens nicht nur in der westlichen
Kultur bekannt. Andere Kulturen
gehen mit dem Schreien einfach
anders um, zum Beispiel indem
die Mütter die Kinder häufiger
herumtragen.
{Tipp}
Leider gibt es kein Patentrezept. Diese Tipps sind jedoch
das Ausprobieren wert:
Unterstützen Sie Ihr Kind
beim Finden seines
eigenen Schlaf-WachRhythmus.
Reduzieren Sie die
Aussenreize.
Tragen Sie Ihr Baby herum.
Gehen Sie mit ihm
spazieren (auch mal am
Abend, wenn es weint).
Singen Sie ihm etwas vor
oder stellen Sie die
Musikdose an.
Einige Babys beruhigen
sich in warmem Wasser.
Massieren Sie Ihr Baby;
manchmal reicht es aus,
die Füsschen zu
streicheln.
Bieten Sie Ihrem Baby
einen Nuggi an, wenn es
gut an der Brust trinkt.
Unterstützen Sie sich als
Paar und als Eltern gegenseitig und verzichten Sie
auf Schuldzuweisungen.
Erkundigen Sie sich bei
der zuständigen Mütterund Väterberatungstelle
nach Unterstützungsmöglichkeiten und holen Sie
frühzeitig Hilfe.
Die Aussage, Schreien sei für die Entwicklung der Lunge
gesund, ist ein Ammenmärchen. Lassen Sie Ihr Kind
nicht einfach während längerer Zeit schreien, sondern
versuchen Sie herauszufinden, weshalb es schreit. Geben
Sie ihm aber die Möglichkeit, sich selber zu beruhigen.
Nehmen Sie es deshalb nicht sofort aus dem Bett, wenn es
schreit – manchmal hilft es schon, ihm übers Köpfchen zu
streicheln oder etwas vorzusingen.
Baby & kleinkind
Heute gibt es keine strikten Richtlinien mehr.
Stillende Mütter dürfen das essen, was sie
schon immer gegessen haben. Ideal ist eine
ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse
und Früchten. Ausserdem muss die stillende
Mutter viel trinken (am besten ein Getränk zu
jeder Stillmahlzeit), allerdings nicht über den
Durst – das wäre kontraproduktiv. Trinken
Gesundheit
20
Je mehr das
Baby trinkt,
desto mehr
Milch wird
produziert.
Stillen hat viele
Vorteile, doch nicht
immer klappt es
damit auf Anhieb.
Die folgenden Tipps
können helfen, damit
Stillen für Mutter
und Kind zu einer
positiven Erfahrung
wird.
Baby & kleinkind
Die wichtigsten
Stilltipps
S
tillen ist in unserer
Kultur nicht mehr eine
Frage der Intuition. Sowohl die
Mutter als auch das Neugeborene
müssen lernen, wie Stillen geht. Am
Anfang gibt es oft Stolpersteine.
Brigitte Benkert, Stillberaterin
IBCLC am Kantonsspital Baden,
erachtet es für sehr wichtig, dass
sich Mütter nicht aufs Stillen
versteifen und sich am Anfang von
einer Fachfrau unterstützen lassen.
«Gerade nach einer schwierigen
Geburt müssen sich Mutter und
Kind erholen können. Stress wirkt
sich nämlich hinderlich auf die
Milchbildung aus», sagt Brigitte
Benkert. «Paaren, die ihr erstes
Kind erwarten, rate ich, mit dem
Versand der Geburtsanzeigen etwas
abzuwarten und im Spital nur dann
Besuch zu empfangen, wenn man
auch wirklich dazu bereit ist.» Im
Wochenbett müssen sich Mutter
und Kind erst finden. Einmal zu
Hause, soll die Frau nicht den
Anspruch an sich stellen, neben
einer guten Mutter auch noch eine
perfekte Hausfrau und Partnerin zu
sein. Wenn das Baby schläft, gönnt
sie sich lieber mal eine Pause, statt
den Abwasch zu erledigen. Fürs
Stillen ist Erholung wichtiger als
eine aufgeräumte Wohnung.
Wundwerden der Brust­
warzen vermeiden
Ein grosser Teil der frischgebacke­
nen Mütter empfindet das Ansetzen
des Babys in der ersten Zeit als
schmerzhaft. Eine erfahrene
Stillberaterin kann dabei helfen, die
ideale Ansetzposition zu finden und
das korrekte Saugen zu zeigen. Um
zu vermeiden, dass die Brustwarzen
wund werden, ist es zentral, dass
der Mund des Babys nicht nur die
Brustwarze, sondern auch den
Warzenhof umschliesst. «Das Baby
sollte in einer Linie möglichst nah
am Körper liegen. Die Lippen des
Babys sollten nach aussen gestülpt
sein», erklärt Brigitte Benkert.
Wenn die Milch nicht fliesst
Manche Mütter verzweifeln zu
Anfang fast, weil sie das Gefühl
haben, nicht genügend Milch zu
produzieren. Es ist ganz normal,
dass die Milchbildung Zeit braucht.
In den ersten drei Lebenstagen
braucht das Neugeborene viele
kleine Portionen. Wichtig ist die
Erkenntnis, dass das Angebot durch
die Nachfrage bestimmt wird.
Damit sich also Milch bilden kann,
muss sie fliessen. «Neugeborene
wollen in den ersten 24 Stunden
nach der Geburt mindestens
viermal, vielleicht auch schon öfter,
an der Brust trinken. Am zweiten
Tag ist es nicht ungewöhnlich, wenn
das Baby alle zwei Stunden nach der
Brust verlangt», sagt Brigitte
Benkert. Um die Milchbildung in
Gang zu bringen, können Still­
tropfen, homöopathische Globuli,
Still-, Fenchel- oder Melissentee
sowie eine Brustmassage helfen.
Auch Wärme wirkt sich positiv auf
die Milchproduktion aus. Im
Wochenbett kann es zudem sinnvoll
sein, die Milchbildung zusätzlich
durch Abpumpen anzuregen. Bei
manchen Frauen hilft die Anwen­
über den Bedarf reduziert die Milchmenge.
Neuere Studien haben gezeigt, dass Blähungen beim Kind nicht von bestimmten Lebensmitteln verursacht werden, sondern eher von
der Luft, die es beim Schreien oder beim hastigen Trinken an der Brust verschluckt. Ein
Positionswechsel kann dazu beitragen, dass
die Milch weniger schnell fliesst.
dung eines Nasensprays mit dem
künstlich hergestellten Hormon
Oxytocin, damit die Milch zu
fliessen beginnt und dadurch die
Milchbildung angeregt wird.
Die Muttermilch wird im
Drüsen­gewebe produziert, gut 60%
davon befinden sich nur gerade
etwa drei Zentimeter hinter der
Brustwarze. Die Stillexpertin rät
deshalb: «Um nicht die Milchgänge
zu blockieren, sollte die Frau beim
Stillen nicht mit dem Daumen auf
die Brust drücken. Eine gleich­mäs­
sige, aber sanfte Kompression der
Brust mit der ganzen Hand kann
hingegen förderlich sein, damit die
Milch fliesst.»
Stillen nicht erzwingen
Ein Kind profitiert von jedem
Tropfen Muttermilch. Auch wenn
die Mutter zum Beispiel aufgrund
ihrer Arbeitstätigkeit nur teilweise
stillt, ist das gut für das Kind. «Ein
Baby, das sich an der Brust wohl­
fühlt, stillt sich nicht ab, wenn es
hin und wieder einen Schoppen
kriegt», weiss Brigitte Benkert.
Klappt es mit dem Stillen nicht oder
entscheidet sich die Mutter wegen
Schmerzen oder aus anderen
Gründen zum Abstillen, darf sie
sich nicht als Versagerin fühlen.
Stillen ist eine persönliche Entschei­
dung, die jede Mutter selber treffen
muss.
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Was darf ich essen?
«Stillen. 100
Elternfragen»,
Brigitte Benkert,
Urania-Verlag,
2007.
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Auf der Website des
Berufsverbandes
Schweizerischer Stillberaterinnen (BSS) finden Sie
die Adresse einer
Still­beraterin IBCLC:
www.stillen.ch.
Baby & kleinkind
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Wenn Eltern mit
ihrem Baby bei der
Körperpflege plaudern und mit ihm
spielen, wird es dieses
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Pflegeformel bewahrt die Haut vor dem Austrocknen, reduziert
das Risiko von Allergien und brennt nicht in den Augen. Natürliche
Mineralien und Mandelöl stärken die Schutzbarriere der Haut.
Unter der feuchtwarmen
Windel können leicht
Hautirritationen entstehen.
Bei Rötungen hilft eine
zinkhaltige Creme, die man
in einer dünnen Schicht
aufträgt. Hat das Baby
offene Stellen im Genitalbereich, rät Barbara Hertli,
diese mit einem Sud aus
Eichenrinde zu waschen
oder dem Badewasser für
das Baby Eichenrinde
beizugeben. Nach dem
Trocknen betupft man die
offenen Stellen mit Eosin.
Sobald sich an diesen
Stellen wieder Haut gebildet
hat, trägt man eine dünne
Schicht zinkhaltiger Salbe
oder antiseptischer
Wundcreme auf.
Babypflege
von Kopf
Gesundheit
23
bis Fuss
Haut
Viele Neugeborene haben eine sehr
trockene Haut. Das erstaunt nicht,
schliesslich haben sie neun Monate
im Fruchtwasser verbracht. Manch­
mal schuppt die Haut, und es kön­
nen sich kleine Risse bilden. Da hilft
nur das Einmassieren eines pflanz­
lichen Öls oder einer reichhaltigen
Babylotion. Die Mütterberaterin
Barbara Hertli aus Fribourg emp­
fiehlt zudem: «Ein Augenmerk soll­
ten die Eltern auf die Hautfalten
richten. Dort kann es aufgrund von
Reibung, Feuchtigkeit und Bakte­
rienansammlungen sehr schnell zu
schmerzhaften wunden Stellen
kommen.» Besonders anfällig sind
die Hautfalten am Hals, in den Ach­
selhöhlen und hinter den Ohren.
Hautfalten müssen regel­mäs­sig ge­
säubert, gut abgetrocknet und
­eingeölt werden. Für das tägliche
Waschen des Gesichts, der Hände
und Füsse sowie des Intimbereichs
reichen warmes Wasser und ein
weicher Waschlappen aus.
Intimpflege
Bei Mädchen muss der Genitalbe­
reich immer von vorne nach hinten
gereinigt werden. So gelangen keine
Verunreinigungen und Bakterien in
die Harnröhre. Zu Hause verwendet
man warmes Wasser, unterwegs
sind unparfümierte Feuchttüchlein
Babys
geniessen
Streicheleinheiten beim
Wickeln.
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Baby & kleinkind
Gesundheit
24
Am besten
badet man ein
Baby immer
etwa zur
gleichen Zeit.
praktischer. Rückstände zwischen
den Schamlippen entfernen die
Eltern am leichtesten mit einem in
Babyöl getränkten Wattebausch
oder einer Windeleinlage. Barbara
Hertli weist darauf hin, dass Eltern
nicht versuchen sollten, die Käse­
schmiere an den Schamlippen ihres
neugeborenen Mädchens zu entfer­
nen. Diese schützt die Haut und
verschwindet von selbst.
Bei Jungen darf die Vorhaut nicht
zurückgezogen werden. Die Haut­
falten unter dem Hodensack reinigt
man am besten mit warmem Was­
ser. Danach tupft man sie trocken
und ölt sie ein.
kann sich das Kind verbrühen,
wenn es mit dem Wasserhahn spielt.
Nach dem Baden wird das Baby
überall gut abgetrocknet. (Hautfal­
ten, Finger- und Zehenzwischenräume nicht vergessen). Bei Bedarf
können die Eltern es mit einem
pflanzlichen Babyöl oder einer
Babylotion massieren.
Haare
Die Haare des Neugeborenen
wäscht man, indem man während
des Badens mit einem Waschlappen
sanft über sein Köpfchen fährt. Bei
Neugeborenen reicht Wasser aus.
Die Durchblutung der Kopfhaut
lässt sich durch tägliche sanfte Massagen mit einer Babybürste anregen
– ideal sind dabei kreisende Bewe­
gungen. Das hilft auch gegen
Milchschorf (siehe Seite 25).
Hautfalte nicht regelmässig gerei­
nigt, gut abgetrocknet und eingeölt
wird. Verkrustungen lassen sich mit
Babyöl und Watte entfernen.
Nase
Viele Neugeborene leiden an einer
verstopften Nase. Ihre Nasen­
schleimhäute trocknen schnell aus.
Da sie sich noch nicht schnäuzen
können, hilft das Einträufeln von
steriler Kochsalzlösung. Nasense­
kret entfernt man mit einem in
Kochsalzlösung getränkten und zu
einer Spitze gezwirbelten Watte­
bausch mit einer Drehbewegung.
Bauchnabel
In der Regel trocknet der Nabel­
stumpf nach etwa 10 bis 15 Tagen
Augen
Bei Neugeborenen kann es auf­
grund des noch engen Tränenkanals
zur Verklebung der Augen kommen.
Solche Rückstände lassen sich mit
in Schwarztee oder steriler Koch­
salzlösung getränkten Wattepads
leicht in Richtung Nase entfernen.
Die Badetemperatur
Das Badewasser sollte
37 Grad warm sein.
Überprüfen Sie die
Temperatur immer mit
einem Badethermome­
ter und/oder dem
Ellenbogen.
Baby & kleinkind
Baden
Barbara Hertli empfiehlt, Babys
nach Bedarf ein- bis dreimal pro
Woche zu baden. Dafür verwendet
man Wasser, ein paar Tropfen
Mandelöl oder einen milden Badezusatz für Babys. Vor dem Bad legt
man ein Badetuch, Kleidung und
Pflegeprodukte in Griffweite bereit.
Auch wenn das Baby selbständig
sitzen kann, darf es nie allein in der
Wanne gelassen werden. Die Gefahr
des Ertrinkens ist zu gross. Zudem
Ohren
Ohrenschmalz schafft sich selber
heraus. Die Ohrmuschel reinigt
man am besten mit einem feuchten
Tüchlein. Wattestäbchen sind nicht
ideal, weil sie den Ohrenschmalz in
den Gehörgang drücken und es zu
Trommelfellverletzungen kommen
kann. Besser geeignet ist Watte, die
man zu einer Spitze zwirbelt. Durch
sanfte Drehbewegungen lässt sich
der Ohrenschmalz damit entfernen.
Hinter den Ohren kann es zu
Verkrustungen kommen, wenn die
Windeltwister
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aus und fällt von allein ab. Solange
der Nabel noch nicht ganz verheilt
ist, muss er regelmässig mit Alkohol
desinfiziert werden. Auch wenn der
Nabelstumpf weggefallen ist, muss
die Stelle während ein paar Tagen
weiter desinfiziert und mit steriler
Gaze abgedeckt werden.
Nägel
Die Finger- und Fussnägel dürfen
frühestens nach vier Lebenswochen
mit einer speziellen Babynagel­
schere gerade und nicht zu kurz
geschnitten werden. Am besten
klappt dies, wenn das Baby auf dem
Schoss der Mutter oder des Vaters
sitzt oder wenn es schläft. Das
Massieren der Nägel mit Mandelöl
bewirkt, dass sie weicher werden.
{Tipps}
gegen Milchschorf
Massieren Sie die Kopfhaut
Ihres Babys zwei Stunden
vor dem Baden mit Mandelöl.
Das Öl lässt sich mit einem
milden Babyshampoo und
einem weichen Waschlappen abwaschen. Bürsten Sie
die Haare mit einer Babybürste. Wiederholen Sie die
Prozedur bei Bedarf während
einiger Tage.
Gesundheit
Wie verträglich sind
Impfungen?
An die Verträglichkeit von Impfstoffen werden sehr hohe
Qualitätsanforderungen gestellt. Nebenwirkungen treten
selten auf und sind in der Regel vorübergehend (z.B.
Rötung an der Einstichstelle, Fieber). In den letzten Jahren
wurde in der Schweiz kein Impfschaden verzeichnet.
Interview
Prof. Ulrich Heininger,
Mitglied der Eidgenös­
sischen Kommission
für Impffragen (EKIF)
und Leitender Arzt am
Universitäts-Kinder­
spital beider Basel
Ein kleiner Pieks
schützt vor
potenziell
gefährlichen
Krankheiten.
Impfungen gehören
zu den effektivsten
Schutzmassnahmen
in der Medizin. Wie
sie wirken, erklärt
der Impfexperte
Ulrich Heininger im
Interview mit
«Baby&Kleinkind».
Baby & kleinkind
Wie Impfungen
wirken
Herr Heininger, wie muss man sich
die Wirkungsweise von Impfungen
vorstellen?
Eine Impfung ahmt die natürliche
Infektion nach, ohne dass dabei
mögliche Komplikationen der
Krankheit in Kauf genommen
werden müssen. Der grosse Unter­
schied zwischen dem Impfen und
dem Durchmachen der Krankheit
liegt darin, dass bei einer Impfung
entweder der komplette Erreger
oder Bestandteile des unschädlich
gemachten Krankheitserregers
verabreicht werden. Kommt das
Immunsystem später mit dem
Erreger in Kontakt, erkennt es ihn
wieder und kann ihn erfolgreich
abwehren.
Das Bundesamt für Gesundheit
empfiehlt, Babys bereits im Alter
von zwei Monaten zu impfen.
Weshalb so früh?
Während der Schwangerschaft
wird das Immunsystem des Babys
auf­gebaut und unterstützt, indem
z.B. Abwehrstoffe der Mutter durch
die Plazenta und die Nabelschnur
zum Kind gelangen. Bei der Geburt
hat das Baby den maximalen Im­
munschutz erreicht. Dieser lässt
jedoch in den ersten Lebensmona­
ten nach. Zwischen dem dritten
Lebensmonat und der Vollendung
des ersten Lebensjahrs sinkt er
­rapide ab. Deshalb ist es empfeh­
lenswert, ein Kind bereits im Alter
von zwei Monaten zu impfen, da­
mit es einen eigenen Immunschutz
aufbaut, solange noch ein guter,
von der Mutter erworbener Im­
munschutz besteht. Grundsätzlich
vertragen zwei Monate alte Babys
Impfungen sehr gut.
Welche Ziele werden mit den
offiziellen Impfempfehlungen
verfolgt?
Einerseits soll das Individuum,
andererseits aber auch die ge­
samte Bevölkerung geschützt
werden. Wer sich impft, trägt
dazu bei, dass Menschen, die sich
zum Beispiel aus medizinischen
Gründen (z.B. bei einer Immun­
schwäche) nicht gegen Masern,
Mumps und Röteln impfen lassen
dürfen, vor diesen Krankheiten
geschützt sind. Mit den Impfemp­
fehlungen unterstützt die Schweiz
auch die Bestrebungen der Welt­
gesundheitsorganisation, Krank­
heiten wie zum Beispiel die
Masern weltweit auszurotten.
Haben Sie gewusst,
dass Masern nicht harmlos sind? Masern können zu einer
Hirnentzündung und in der Folge zu Epilepsie und Entwicklungsbehinderungen führen. Manchmal endet die Krankheit
sogar tödlich. Das Komplikationsrisiko steigt mit dem Alter.
Generell dürfen sogenannte Kinderkrankheiten nicht
unterschätzt werden.
In der Schweiz ist es in den letzten
Jahren immer wieder zu Masernepidemien gekommen. Warum?
Um die Masern bei uns auszurotten,
müssten mindestens 95% der Kinder
zweimal dagegen geimpft sein. Dann
käme es nicht mehr zu Epidemien,
wie das Beispiel Finnland zeigt. In
der Schweiz sind zurzeit erst etwa
87% der Kinder gegen diese potenzi­
ell gefährliche Krankheit geimpft.
Buchtipp
‹‹
26
«Handbuch
Kinderimpfung»,
Ulrich Heininger,
Irisiana, 2009.
Weshalb empfehlen Sie Eltern, ihre
Kinder gemäss Impfplan zu
schützen?
Die Entwicklung von Impfstoffen ist
eine der grössten Errungenschaften
der Medizin. Jedes Kind soll daran
teilhaben dürfen und sich dadurch
vor zwölf potenziell gefährlichen
Krankheiten schützen können. Es
gibt viele andere Infektionskrank­
heiten, gegen die es keinen so
effizienten Schutz gibt. Impfen
heisst Verantwortung für sein Kind
und andere übernehmen.
Baby & kleinkind
Gesundheit
28
Eine Studie aus
Schweden hat gezeigt,
dass Kinder von 0 bis
4 Jahren und Menschen ab 85 Jahren
am häufigsten wegen
Verbrühungen im
Spital behandelt
werden müssen.
Kleine Kinder können die Gefahren, die
von heissem Wasser
oder Fett, einer
heissen Herdplatte
oder von offenem
Feuer ausgehen, nicht
einschätzen.
Achtung,
heiss!
D
ie Tatsache, dass
sich Babys und Klein­
kinder besonders häufig verbrühen
oder verbrennen, hängt mit ihrer
Entwicklung zusammen. Lernt ein
Baby sich fortzubewegen, kommt es
mit allerlei Dingen in seiner Um­
gebung in Kontakt. Es hält sich
überall fest und stützt sich ab. Auch
wenn es zum Beispiel die heisse Tür
eines Schwedenofens berührt, ist
es nicht in der Lage, seine Hand so­
fort zurückzuziehen. Laut Christian
Scherer, Leiter Erziehung bei der
Beratungsstelle für Unfallverhütung
bfu, passieren die meisten Verbrü­
hungs- und Verbrennungsunfälle
mit kleinen Kindern in der Küche
und im Bad.
Die Hauptgefahren
Am häufigsten verbrühen sich
Kinder mit heissem Wasser, das
durch die Kleidung in die Haut
dringt. Durch die Wärmeentwick­
lung in der Tiefe wird das Gewebe
geschädigt. Manchmal sieht man
den endgültigen Schaden erst nach
sieben Tagen. Seltener verbrühen
sich Kinder mit heissem Fett – umso
Baby & kleinkind
gravierender sind jedoch die Folgen.
Weitere Gefahrenquellen sind heisse
Herdplatten, Bügeleisen, Luftbe­
feuchter oder Öfen aller Art. Ver­
brennungen durch offenes Feuer
ziehen sich vor allem ältere Kinder
ab acht Jahren zu.
Vorbeugen ist besser
als Heilen
«Am besten schützen Eltern ihre
Kinder, indem sie zunächst poten­
zielle Gefahrenquellen aus dem
Weg räumen», rät Christian Sche­
rer. Eltern müssen sich der Gefah­
ren bewusst sein, damit sie ihr Kind
darauf aufmerksam machen und
ihm mit zunehmendem Alter
erklären können, wie es sich davor
schützt. Der Fachmann empfiehlt:
«Eltern können zum Beispiel die
Hand ihres Kindes in die Nähe
einer Hitzequelle führen, so dass
das Kind spürt, dass es heiss wird.»
Diese Übung wiederholt man so
häufig wie nötig.
Am besten schützen
Eltern ihre Kinder, indem
sie zunächst potenzielle
Gefahrenquellen aus
dem Weg räumen.
Die Gefahr von
Verbrühungen
ist in der Küche
besonders
gross.
Baby & kleinkind
Damit die Wärmeentwicklung
in der Tiefe möglichst schnell
gestoppt wird, muss die
betroffene Stelle sofort
gekühlt werden.
Gesundheit
1
2
3
4
Interview
Dr. Clemens Schiestl,
Leiter des Zentrums
für brandverletzte
Kinder, Universitäts­
kinderkliniken Zürich
So schützen Sie Ihr Kind:
...in der Küche
Kochen Sie auf den hinteren
Herdplatten. Stellen Sie Pfannen mit
dem Griff nach hinten auf den Herd.
Montieren Sie einen KinderHerdschutz.
Lassen Sie Kinder während des
Kochens nicht in der Nähe des
Herdes spielen.
...am Esstisch
Lassen Sie Ihr Kind nicht allein
am gedeckten Tisch und stellen
Sie heisse Speisen konsequent
ausser Reichweite von Kindern ab,
z.B. in der Mitte des Esstischs.
Achten Sie auch im Restaurant
darauf, dass Ihr Kind potenzielle
Gefahrenquellen (z.B. heisse
Kaffeetassen, vorgewärmte Teller)
Platzieren Sie Elektrogeräte
wie Wasserkocher, Toaster,
Kaffee­maschine, Raclette-Ofen
oder Waffeleisen immer so,
dass Kinder sie nicht am Kabel
herun­terziehen können.
Wenn Sie Säuglingsmilch oder
Brei im Mikrowellenofen wärmen,
sollten Sie das Fläschen immer
kräftig schütteln (halten Sie das
Saugloch mit Daumen und
Zeigefinger zu) bzw. den Inhalt
umrühren und unbedingt die
Temperatur kontrollieren. In der
Mikrowelle werden Speisen
ungleichmässig erhitzt.
nicht berühren kann.
Lassen Sie niemals ein Kind auf
Ihrem Schoss sitzen, wenn Sie
etwas Heisses trinken oder
essen. Eine Tasse heisser Tee
reicht aus, um 30% der Haut
eines Kindes zu verbrühen.
Verzichten Sie auf Tischdecken. Schon ein Kleinkind ist in
der Lage, eine Schüssel mit
heisser Suppe durch Ziehen am
herunterhängenden Tischtuch
über den Tischrand zu befördern.
Brennsprit gehört nicht in
einen Haushalt mit Kindern.
Verwenden Sie Brennpaste fürs
Fondue und Anzündwürfel für
den Grill.
...im Wohnbereich
Stellen Sie Kerzen immer
ausser Reichweite auf. Lassen Sie
Ihr Kind nie mit einer brennenden
Kerze allein, und räumen Sie
Streichhölzer nach Gebrauch
gleich weg.
...im Bad
Eine Wassertemperatur von
50 °C reicht aus, um die Haut
zu verbrühen. Die Installation
einer Mischbatterie mit
Tempe­raturbegrenzung schützt
vor ­Verbrühungen.
Haben Sie heisses Wasser
benutzt, sollten Sie immer kaltes
Wasser nachlaufen lassen. So
Sichern Sie alle Steckdosen.
Der Kontakt mit Strom kann zu
schweren Verbrennungen führen.
Lassen Sie Eimer mit heissem
Wasser nie auf dem Boden
stehen. Kinder könnten darüber
stolpern oder hineinfallen.
Schirmen Sie Luftbefeuchter,
Heizöfen und Cheminées so ab,
dass Ihr Kind diese Gefahren­
quellen nicht berühren kann.
verbrüht sich Ihr Kind nicht, wenn
es den Wasserhahn später öffnet.
Kontrollieren Sie das Badewasser immer mit dem Ellenbogen
oder dem Thermometer (ideale
Badetemperatur für Babys und
Kleinkinder: 36–37 °C). Lassen
Sie Ihr Kind erst in die Wanne
steigen, wenn die Wassertempe-
ratur perfekt ist. Verzichten Sie
darauf, heisses Wasser nach­
laufen zu lassen.
Lassen Sie Ihr Kind nie allein in
der Badewanne. Neben der
Ertrinkungsgefahr besteht das
Risiko, dass es sich beim Öffnen
des Wasserhahns verbrüht.
Warum können Verbrennungen und
Verbrühungen gerade bei kleinen
Kindern gravierende Auswirkungen
haben?
Je kleiner ein Kind ist, desto dünner ist seine
Haut und desto schneller wird diese zum
Beispiel durch heisses Wasser bis in tiefe
Schichten verletzt. Eine Verbrühung mit 70
Grad heissem Wasser kann bei einem
Erwachsenen ohne Narben abheilen, bei
einem einjährigen Kind hinterlässt es schon
nach einem Kontakt von ein bis zwei
Millisekunden eine Narbe.
Wann muss ein Kind sofort zum Notarzt?
Immer wenn Blasen entstehen und die
Verletzung grösser ist als die halbe Fläche
des Handtellers des Kindes. Verbrennungen
im Gesicht und an den Händen sind ebenfalls heikel. Hier empfehle ich, lieber einmal
zu viel als zu wenig zum Arzt zu gehen.
Mepha Generika –
wenn Leistung und Preis
stimmen müssen.
Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker nach
Mepha Generika.
zuverlässig
Die mit dem Regenbogen
Baby & kleinkind
Zahnpasta, Mehl oder Öle gehören nicht in
eine Brandwunde. Auf keinen Fall sollten
Eltern Brandblasen aufstechen.
Wie kann die Medizin brandverletzten
Kindern helfen?
Was empfehlen Sie Eltern bei kleineren Die Behandlungsoptionen haben sich enorm
Verbrennungen und Verbrühungen?
verbessert. Heute steht uns die Möglichkeit
Damit die Wärmeentwicklung in der Tiefe
des Hautersatzes zur Verfügung. Ein Kind,
möglichst schnell gestoppt wird, muss die
bei dem 15% der Körperoberfläche verbrüht
betroffene Stelle sofort gekühlt werden.
sind, ist für uns kein Verbrennungsnotfall
10–15 Minuten mit 20 Grad warmem Wasser mehr, sondern ein ästhetischer Notfall. Auch
reichen aus. Kühler sollte das Wasser nicht bei der Behandlung grossflächiger Verbrensein, denn das Kind darf sich auf keinen Fall nungen gibt es Fortschritte, aber es bleiben
unterkühlen. Das Kühlen muss unverzüglich meist grosse Narben zurück. Unser Ziel ist,
geschehen, also erst kühlen und dann den die Narben an Haut und Seele für Kind und
Notarzt rufen, wenn man allein ist. Cremen, Familie bestmöglich zu minimieren.
1809
30
Verbrühungen und Verbrennungen behandeln
{Tipps}
Gesundheit
zur Sicherheit auf
Spielplätzen
Kinder wollen
sich auf dem
Spielplatz austoben
und müssen
dabei lernen, mit
Gefahren
umzugehen.
32
Spielen ist
entscheidend für
die Entwicklung
von Kindern.
Spielplätze tragen
zur Entfaltung bei
und fördern die
Selbstsicherheit und
das Selbstvertrauen
inder zwischen
Wippschaukeln. Ausserdem können
0 und 5 Jahren sind auf
Stürze auf ungeeigneten Bodenbevon Kindern. Doch
dem
Spielplatz
besonders
gefährdet.
lag zu Verletzungen führen.
sie bergen auch
Ihnen fehlt das Bewusstsein für
Verletzungspotenzial.
Sicher auf dem
Spielplatz
K
Risiken. Sie können sie nicht
voraussehen. «Zudem sind Kleinkinder noch nicht in der Lage, ihre
Aufmerksamkeit und Konzentration
länger auf eine potenziell gefährliche Situation zu richten, und lassen
sich leicht ablenken», sagt Christian
Scherer, Leiter Erziehung an der
Beratungsstelle für Unfallver­hütung
bfu. Am häufigsten verletzen sich
Kinder auf Spielplätzen durch
Stürze. Besonders gefährdet ist der
Kopf. Die meisten Unfälle ereignen
sich im Zusammenhang mit
­Spielgeräten wie Rutschbahnen,
Brettschaukeln, Klettertürmen und
Baby & kleinkind
Das Gefahrenbewusstsein
Erst ab etwa fünf Jahren können
Kinder ihre Aufmerksamkeit
bewusst steuern. Trotzdem lassen
sie sich auch in diesem Alter noch
sehr schnell von ihrer Umwelt
ablenken. Ein fünfjähriges Kind
­realisiert die Sturzgefahr erst, wenn
es bereits auf den Kletterturm
gestiegen ist. Jüngeren Kindern
fehlt dieses Bewusstsein für akute
Gefahren weitgehend. Eine Gefahr
voraussehen, also zum Beispiel
bevor ein Kind auf den Kletterturm steigt, kann es in der Regel
erst mit etwa acht Jahren. Vor­
Oft passieren
Unfälle, weil
sich Kinder
leicht ablenken
lassen.
Schlau durch
Bewegung
beugende Verhaltensweisen
entwickeln Kinder frühstens etwa
mit neun bis zehn Jahren.
Mit Gefahren umgehen
Spielplätze müssen Sicherheitsanforderungen erfüllen und gewartet
werden. Aber nicht alle Gefahren
lassen sich eliminieren – das wäre
auch nicht sinnvoll. Christian
Scherer dazu: «Kinder wollen sich
auf dem Spielplatz austoben und
müssen dabei lernen, mit Gefahren
umzugehen. Es darf jedoch nicht
sein, dass sich ein Kind schwer
verletzt, nur weil der Spielplatz
nicht den Sicherheitsanforderungen
entspricht, z.B. nicht über Fallschutzmatten verfügt, die einen
Sturz genügend dämpfen.»
Bewegung und Spiel sind
wichtige Bestandteile einer
ganzheitlichen Entwicklung des
Kindes. Im Kleinkindalter sind
Denken, Lernen und Wahrnehmen sehr eng mit Bewegung
verbunden: Jegliche Erkenntnis
erfolgt durch Handlung. Diese
basiert in der Regel auf Bewegung. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass
Kinder, die an Bewegungsförderungsprogrammen teilnehmen, bessere Ergebnisse bei
Intelligenztests erzielen. Motorische Fertigkeiten wirken sich
auch auf sozialer und emotionaler Ebene aus. Bewegliche
Kinder sind weniger ängstlich
und selbstbewusster als ungeschickte Altersgenossen.
1. Überprüfen Sie Spielgeräte immer auf Mängel
(z.B. ­lockere Schrauben,
Splitter an ­Holzoberflä-
chen, Rost, überstehende
Nägel oder herausragende Schrauben, scharfe
Ecken und Kanten, schad-
hafte Seile) und melden
Sie diese dem Betreiber
des Spielplatzes.
2. Lassen Sie Ihr Kind nicht
mit einem Velohelm auf
ein ­Klettergerüst steigen.
Der ­vermeintliche Schutz
kann bei einem Sturz zur
Todesfalle werden. Wenn
Ihr Kind mir dem Helm
hängen bleibt, hat es
keine Chance, sich zu
befreien.
3. Bevorzugen Sie abgedeckte Sandkästen. Nicht
abgedeckte Sandkästen
können mit Tierkot
verschmutzt sein. Beobachten Sie Ihr Kind beim
Spielen. Es sollte keinen
Sand in den Mund nehmen und sich nach dem
Spielen im Sandkasten
die Hände gut waschen.
4. Ermuntern Sie Ihr Kind,
Neues auszuprobieren,
und bieten Sie ihm dabei
nur so viel ­Hilfestellung,
wie es braucht. Es soll
unter Ihrer Aufsicht ­alles
selber ausprobieren
können. Weisen Sie es
nicht ­ständig auf Gefahren hin, ­sondern vermitteln Sie ihm auf positive
Art und Weise, wie es auf
seine ­Sicherheit achten
kann – also lieber «Halt
dich gut fest!» ­anstatt
«Pass auf, dass du nicht
runterfällst !».
Baby & kleinkind
Die Zahnpflege für Kinder, die langsam
eine grosse Klappe bekommen.
Viele Menschen gehen
nicht gerne zum
Zahnarzt. Eltern
können einiges tun,
damit sich ihre
Ängste nicht auf ihr
Kind
übertragen.
Haben
Sie gewusst,
dass sich 60% bis 70%
der Bevölkerung vor
dem Zahnarztbesuch
fürchten? Bei einem
grossen Teil der Betroffenen sind diese Ängste
mit schlechten Erfahrungen beim Zahnarzt
in der Kindheit
begründet.
Die CANDIDA Junior Zahnpflegelinie ist für Kinder, die aus dem Kleinkindalter heraus sind und noch nicht
zu den jungen Erwachsenen zählen. Speziell für das Wechselgebiss im Alter von 6 bis 12 Jahren wurde
eine Zahnbürste entwickelt, die Kinderzähne besonders sanft und sicher reinigt. Die fruchtige GlittergelZahnpasta mit Orange-Passionsfrucht Aroma sorgt ausserdem für mehr Spass beim Zähneputzen.
Keine Angst
vor dem
Z
Gesundheit
35
Zahnarzt
ahnärztliche
Eingriffe können
unangenehm sein. Um ihrem Kind
Zahnbehandlungen zu ersparen,
sollten die Eltern ab dem Durchbruch des ersten Milchzahns auf
eine gute Zahnhygiene achten.
Gesunde Milchzähne sind die beste
Basis für gesunde bleibende Zähne.
In den ersten sechs Lebensjahren
tragen die Eltern die Verantwortung
für die Zahnhygiene ihrer Kinder.
Das bedeutet, dass das Kind zwar
schon von klein auf im Sitzen mit
der Zahnbürste hantieren darf, die
Eltern aber auf jeden Fall immer
nachputzen müssen.
Was Eltern tun können
Damit sich ein Kind nicht vor der
Zahnkontrolle fürchtet, sollten die
Eltern immer positiv vom Zahnarzt
sprechen. Drohungen wie «Wenn
du dir die Zähne nicht putzen lässt,
kriegst du Löcher, die der Zahnarzt
flicken muss, und das tut weh»
schüren beim Kind Ängste. Vor dem
ersten Zahnarztbesuch kann es
sinnvoll sein, wenn das Kind einmal
zuschauen darf, wie die Zahnkontrolle bei den Eltern oder einem
älteren Geschwister abläuft. So
realisiert es, dass ein Zahnarztbesuch etwas ganz Normales ist und
nicht mit Schmerzen verbunden
Für Kinder
ist es essenziell, dass sie
ihre ersten
Zahnkontrollen positiv
erleben.
Baby & kleinkind
Gesundheit
36
{Tipps}
sein muss. Auch altersgerechte
Bilderbücher können eine ideale
Vorbereitung sein.
Der erste Zahnarztbesuch
Die Kinderzahnärztin Dr. Juliane
Leonhardt Amar aus Genf empfiehlt Eltern, ihr Kind mit etwa zwei
bis drei Jahren zum ersten Mal von
einem auf Kinder spezialisierten
Zahnarzt untersuchen zu lassen. In
diesem Alter sind die meisten Milchzähne durchgebrochen, und der
Tipps für
gesunde
Kinderzähne
Putzen Sie die Zähne
Ihres Kindes, sobald der
erste Milchzahn
durchgebrochen ist.
Verwenden Sie eine
Kinderzahnbürste und
einen kleinen Tupfen
Kinderzahnpasta mit
niedrigem Fluoridgehalt.
Im ersten Lebensjahr
putzen Sie die Zähne
Ihres Kindes einmal, ab
dem ersten Geburtstag
zweimal und ab dem
zweiten Geburtstag
dreimal am Tag.
Nach dem Verzehr von
Süssigkeiten müssen die
Zähne immer geputzt
werden.
Achten Sie darauf, dass
Ihr Kind möglichst wenig
Süsses isst, und wenn
Süsses, dann nur zu den
Hauptmahlzeiten. Ver-
zichten Sie auf Süss-
getränke.
Reinigen Sie ab dem
vierten Lebensjahr die
Zahnzwischenräume mit
Zahnseide.
Baby & kleinkind
such dem Kind positiv in Erinnerung bleibt. «Das ist eine Investition
in die Zukunft», sagt die Mutter von
zwei Teenagern.
Ideal ist es, wenn der Zahnarzt
das Kind und seine Eltern im Wartezimmer begrüsst. Im Behandlungszimmer soll das Kind die
Gelegenheit bekommen, sich
umzuschauen, alles anzufassen, sich
an die neue Umgebung zu gewöhnen und Vertrauen zum Zahnarzt
aufzubauen, bevor es auf dem
Kleinkinder
sollen bei der
Behandlung von
älteren Geschwistern ruhig
zuschauen.
Stofftieres, worauf sie beim Putzen
der Kinderzähne speziell achten
sollen. Nach der Behandlung lobe
ich das Kind jeweils und überreiche
ihm ein Geschenk», erzählt die
Zahnärztin. Bei Kindern, die sich
beim Zähneputzen nicht kooperativ
verhalten, kann der Zahnarzt
ebenfalls mit Tipps behilflich sein.
Was Eltern vermeiden
sollten
Während des Zahnarztbesuches
braucht das Kind die Unterstützung
und Nähe der Eltern. Auch von den
Eltern wird eine grosse Portion
Geduld verlangt. Wenn ihr Kind
während der Kontrolle Angst bekommt, müssen sie sich bewusst
sein, dass sie ihm keinen Mut
zusprechen, indem sie sagen: «Hab
keine Angst, es tut nicht weh.»
Begriffe wie «Angst» und «wehtun» sind negativ besetzt. Auch
Drohungen wie «Wenn du jetzt
nicht stillsitzt, gehe ich» führen
nicht zur Entspannung der Situation. Ist ein Kind sehr ängstlich,
helfen Aussagen wie «Wenn du jetzt
schön tapfer bist, kriegst du nachher ein Geschenk» nicht weiter.
Geschenke können die Angst nicht
vertreiben.
Hilfe in
Ihrer Nähe
Einen Kinderzahnarzt in
Ihrer Nähe finden Sie unter
www.kinderzahn.ch.
{Tipps}
So klappt es mit
dem Putzen
Nehmen Sie Ihr Kind
rücklings auf den
Schoss, so dass Sie ihm
gut in den Mund schau-
en können.
Stabilisieren Sie seinen
Kiefer mit der Hand.
Reinigen Sie zuerst die
Zahnoberflächen mit
kleinen, horizontalen
Bewegungen. Die
Aussen- und die Innen-
flächen putzen Sie mit
sanften vertikalen
Bewegungen, die auch
übers Zahnfleisch
führen.
Eine Wunderwelt fürs Baby
Die weiche Wunderwelt Erlebnisdecke ist
ein Paradies für die Kleinsten – mit viel
Spielzeug, farbenfrohen Motiven,
Zahnarzt kann die Eltern frühzeitig
über das korrekte Putzen und
weitere präventive Massnahmen
(Ernährung, Fluorprophylaxe)
informieren, bevor sich Karies
bilden kann. Bei der ersten Kontrolle kann der Zahnarzt auch das
Kariesrisiko einschätzen und
danach mit den Eltern besprechen,
wie häufig eine Zahnkontrolle
notwendig sein wird. Juliane
Leonhardt Amar erachtet es als sehr
wichtig, dass der erste Zahnarztbe-
Behandlungsstuhl Platz nimmt.
«In den ersten drei Lebensjahren
behandle ich kleine Patienten,
während sie auf einem Elternteil
liegen. Durch die Nähe zur Mutter
oder zum Vater fühlt sich das Kind
wohler», erklärt Juliane Leonhardt
Amar. Für die erste Konsultation
muss der Zahnarzt genügend Zeit
für das Kind reservieren und viel
Geduld mitbringen. «Nach der
Zahnkontrolle zeige ich dem Kind
und den Eltern am Gebiss eines
Lichteffekten und Naturgeräuschen.
Ein faszinierendes Plätzchen zum
Spielen, Entdecken und Erholen.
Praktisch zum Mitnehmen.
www.fisher-price.ch
Ernährung
Gemüse, das
Kinder selber
rüsten dürfen,
schmeckt
einfach besser.
Interview
38
Marianne Botta
Diener, Ernährungswissenschafterin und
Buchautorin, lässt
ihre Kinder von klein
auf mitkochen.
Weshalb, erzählt sie
im folgenden
Interview.
Kochen
mit Kindern
Sie sind Mutter von sieben Kindern.
Warum integrieren Sie Ihre Kinder
beim Kochen?
Dafür sprechen viele Gründe.
Ge­meinsam zu kochen macht
Kindern Spass und fördert die
Bindung zu den Eltern. Kochen die
Eltern allein, wenden sie sich dem
Kochherd oder dem Kühlschrank
zu. Tun sie es mit ihrem Kind, geben
sie sich auch mit ihm ab. Für Kinder
ist es spannend, zu beobachten, wie
etwas entsteht. Schon die Kleinsten
geniessen es, wenn sie bei wichtigen
Alltagsverrichtungen mithelfen
dürfen. Das tut ihrem Selbstver­
trauen gut.
Beim Kochen lernen
Kochen ist eine kreative und spielerische Erfahrung, die
alle fünf Sinne anspricht. Beim Anrühren einer Salat­
sauce oder beim Teigkneten zum Beispiel wird die
Entwicklung von Fein- und Grobmotorik ge­fördert.
Zudem lernen Kinder beim Kochen, wie die verschiede­
nen Lebensmittel heissen. Und dass dasselbe Lebens­
mittel für immer wieder neue, anders schmeckende
Gerichte verwendet werden kann. Wie Tomaten, welche
mal eine Zutat zum Fleischgericht sind, mal eine
Spaghettisauce ergeben oder einen Salat.
Baby & kleinkind
Marianne Botta
Diener, Ernährungs­
wissenschafterin und
siebenfache Mutter.
Kochen mit Kleinkindern ist aber
auch ganz schön zeitaufwendig.
Ja, das ist tatsächlich so. Um mit
ihrem Kleinkind zu kochen, brau­
chen die Eltern eine grosse Portion
Geduld und mehr Zeit als sonst. Ich
bin aber überzeugt, dass sich dieser
Aufwand lohnt. Wenn ein Kind von
klein auf beim Kochen helfen darf,
ist es später in der Lage, die Eltern
in der Küche zu entlasten. Es wird
als Teenager selbständig eine Mahl­
zeit zubereiten können, wenn die
Eltern zur Essenszeit mal nicht da­
heim sein können.
Inwiefern wirkt sich gemeinsames
Kochen auf das Essverhalten des
Kindes aus?
Kinder, die beim Kochen helfen
dürfen, sind erfahrungsgemäss die
besseren Esser. Sie haben einen
anderen Bezug zu Lebensmitteln.
Wer beim Zubereiten eines Gerichts
mitarbeiten darf, ist eher bereit, es
auch zu probieren und zu essen.
Ab wann dürfen die Kleinsten in
Ihrer Küche mit anpacken?
Sehr früh. Sobald meine Kinder
selbständig sitzen konnten, durften
sie mir vom Hochstuhl aus beim
Kochen zuschauen. Natürlich muss
man dabei immer aufpassen, dass
sich das Kind nicht verletzen kann.
Der Hochstuhl soll so stehen, dass
Spritzer von heissem Fett das Kind
nicht erreichen können. Mit etwa
zwei Jahren können Kinder einfa­
che Arbeiten verrichten. Manchmal
ist es am besten, wenn sie dies im
Hochstuhl am Esstisch tun dürfen.
Welche Arbeiten können Kleinkinder denn schon ausführen?
Das ist von Kind zu Kind unter­
schiedlich. Viele Zweijährige
können zum Beispiel schon Käse in
Stücke schneiden, eine Gurke mit
dem Sparschäler rüsten, eine
Salatsauce anrühren oder eine
Wurst häuten. Natürlich brauchen
sie immer wieder Unterstützung
dabei. Auch wenn das Resultat
nicht perfekt ist, sollten die Eltern
lieber fünf gerade sein lassen und
das Kind nicht kritisieren. Sonst
verleidet es ihm in der Küche
schnell. Auch über die Unordnung,
die beim Kochen mit dem Kind
entsteht, dürfen sie sich auf keinen
Fall ärgern.
Sie haben die Verletzungsgefahr in
der Küche angesprochen. Welche
Erfahrungen haben Sie damit
gemacht?
Manche Eltern unterschätzen die
Fähigkeiten ihres Kindes. Ich habe
zum Beispiel die Erfahrung ge­
macht, dass schon Dreijährige mit
einem normal schneidenden Messer
umgehen können und die Verlet­
zungsgefahr dabei geringer ist als
bei einem stumpfen Messer, mit
dem das Kind abrutscht, weil es
nicht richtig schneidet. Damit sich
ein Kind nicht verletzt, sollten die
Eltern es gut beobachten und ihm
Arbeiten zutrauen, die seinem
individuellen Entwicklungsstand
entsprechen.
Buchtipp
«Mit Kindern
kochen, essen
und geniessen»,
Marianne Botta
Diener, Beobachter-Buchverlag,
2009. Auf S. 40
finden Sie eines
der rund 300
feinen Rezepte.
Baby & kleinkind
Ernährung
Das kinderleichte
Rezept
PASTASCHNECKEN*
Zutaten: für 6 Personen
1,2 kg Gemüse gemischt
(z.B. Rüebli, Zucchetti, Broccoli,
40
Blumenkohl, Fenchel)
Butter für die Form
250 g Ricotta
1 Eigelb
100 g geriebener Käse
DÜFTE
AROMEN
GEBORGENHEIT
KREATIVITÄT
(z.B. Appenzeller oder Greyerzer)
Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle
Mit dieser
Kombination von
Gemüse, Pasta
und Käse können
Eltern bei ihren
Kindern punkten.
frisch geriebene Muskatnuss
4 Rollen Fertig-Pastateig
(2 Packungen)
3 dl Halbrahm
2 dl Gemüsebouillon
Für Babys kochen: wie man eine ausgewogene und gesunde
Mahlzeit mit den richtigen Nährstoffen einfach zubereiten kann
Wir in der Schweiz kochen Babys
Mahlzeiten gerne selbst.
Dies ist eine Art sich persönlich in
die Entwicklung unseres Kindes zu
involvieren.
Zutat. Mit anderen Worten: Sie
bestehen zu fast 100 % aus den
besten Fleisch- oder Fischstücken,
die für Sie frisch zubereitet wurden.
Ernährungsexperten sind sich einig:
Das Geheimnis einer ausgewogenen
und gesunden Ernährung liegt darin,
für das Baby ein breites Nahrungsangebot zur Verfügung zu stellen.
Doch manchmal ist es im Alltag
schwierig, die richtige Auswahl an
Fleisch und Fisch zu treffen und
diese zuzubereiten.
Milupa Ingredient – Ihre Lösung
für eine abwechslungsreiche
Ernährung
Milupa bringt nun eine neue
Produktlinie auf den Markt, mit der
Sie zu Hause die raffiniertesten
Baby-Mahlzeiten schnell und einfach
zubereiten: Milupa Ingredient. Diese
Produkte bestehen aus nur einer
Milupa Ingredient - 2 x 80 g
Fleisch oder Fisch
Milupa Ingredient ist ein willkommener Helfer, damit Sie Ihre eigenen
Mahlzeiten zubereiten und
gleichzeitig sicher sein können, dass
Ihr Baby die für seine Entwicklung
wichtigen Nährstoffe, wie essenzielle
Fettsäuren, Omega-3, Eisen usw.,
erhält.
Kreieren Sie selbst eine
ausgewogene Mahlzeit
– schnell und einfach
Die Zubereitung Ihrer
eigenen Mahlzeit zu Hause
erfordert nur drei Schritte:
1. Bereiten Sie das
Gemüse und nach
Babys Geschmack Reis,
Nudeln usw. vor.
2. Fügen Sie Milupa
Ingredient hinzu.
3. Wärmen Sie die Mahlzeit
(siehe Abbildung).
Milupa
Ingredient und/oder
+
Eine ausgewogene Mahlzeit
=
oder
Mit Milupa Ingredient, können
Sie Ihrem Baby jeden Tag schnell
und einfach ausgewogene,
gesunde und abwechslungsreiche
Mahlzeiten zubereiten.
Gemüse rüsten, mundgerecht schneiden,
weich dämpfen und etwas auskühlen lassen.
Die Hälfte des Gemüses in eine grosse
gefettete Gratinform verteilen. Die andere
Hälfte mit dem Kartoffelstampfer oder der
Gabel grob zerdrücken. Mit Ricotta, Eigelb
und der Hälfte des Käses mischen. Mit Salz,
Pfeffer und Muskatnuss würzen. Backofen
auf 220 °C vorheizen. Die erste Pastateigrolle
auf der Arbeitsfläche auslegen. Ein Viertel
der Gemüsefüllung auf Teig ausstreichen,
dabei auf allen Seiten einen Rand von 1 cm
freilassen. Teig satt aufrollen und in 6 Stücke
(Schnecken) schneiden. Auf die gleiche
Weise die weiteren Pastarollen füllen.
Pastaschnecken mit der Schnittfläche nach
oben aufs Gemüse legen. Restlichen Käse auf
Schnecken verteilen, Halbrahm und Gemü­
sebouillon darübergiessen und auf zweit­
unters­ter Rille 25–30 Minuten überbacken.
* aus «Mit Kindern kochen, essen und
geniessen», Beobachter-Buchverlag, 2009
Kinderkitchen – die Küchenhelfer von Kuhn Rikon
wurden für Kinderhände geschaffen und von Kindern getestet. Die kleinen Köche entwickeln damit
von früh auf einen Sinn für Qualität und Planung.
Feinmotorik und Kreativität werden gefördert und
der Spass am Kochen entdeckt. Entdecken Sie
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und im Fachhandel.
Kuhn Rikon – Design auf
höchstem Niveau.
Ernährung
42
Wer als Kleinkind
schon dick ist, hat ein
hohes Risiko, auch
im Erwachsenenalter
mit Übergewicht
kämpfen zu müssen.
Hier ein paar Tipps,
wie Eltern die
­Wei­chen gleich zu
Anfang richtig stellen
können.
Die wichtigsten
Ernährungstipps
So werden
Kinder nicht dick
Ü
bergewicht kann
zu erheblichen gesundheit­lichen Problemen sowie zu
psychischen und sozialen Schwierigkeiten führen. Heute leiden
immer mehr Kinder an Krankheiten wie Diabetes des Typus II,
Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Gelenkerkrankungen.
Übergewichtige Kinder sind weniger beweglich, ihre Koordination,
die Ausdauer und die Leistungsfähigkeit sind eingeschränkt.
Die Weichen werden
früh gestellt
Übergewicht lässt sich vorbeugen
– am besten schon während der
Schwangerschaft. Sophie Frei,
Ernährungswissenschafterin und
Ist mein Kind
normalgewichtig?
Auf www.gesundheitsfoerderung.ch finden Sie
schnell eine Antwort auf diese Frage. Geben Sie
«BMI Rechner für Kinder» in der Suchfunktion ein,
tragen Sie Geschlecht, Alter, Grösse und Gewicht ein,
und Sie erfahren, wo Ihr Kind steht.
Baby & kleinkind
Eine ausge­
wogene Ernährung beugt
Übergewicht vor.
Die Eltern bestimmen,
was auf den Tisch
kommt, das Kind, wie viel
es davon essen will.
Programmleiterin bei Suisse
Balance, erläutert: «Die Prägung
des Essverhaltens findet bereits im
Mutterleib statt. Je vielfältiger sich
die werdende Mutter ernährt, desto
mehr Geschmacksrichtungen sind
dem Kind bereits bei der Geburt
vertraut. Es wird später offener sein
für eine Vielfalt an Lebensmitteln.»
Auch stillende Mütter sollten auf
eine ausgewogene und vielseitige
Ernährung achten. Je nachdem,
was die Mutter gegessen hat,
schmeckt die Muttermilch anders.
Gestillte Kinder laufen im Allge­
meinen weniger Gefahr, später an
Übergewicht zu erkranken, als nicht
gestillte.
Das Kind bestimmt die Menge
Babys und Kleinkinder haben ein
ausgeprägtes Hunger- und Sättigungsgefühl. «Diesen natürlichen
Schutz vor Übergewicht dürfen
Eltern nicht zerstören. Wenn sich
ein Baby von der Brust abwendet,
seine Flasche wegstösst, sein Mündchen zupresst oder den letzten Löffel
mit Brei partout nicht essen will,
sollten Eltern diese Signale erken-
nen und respektieren. Das Hungergefühl kann von Mahlzeit zu Mahlzeit und von Kind zu Kind sehr
unterschiedlich sein», sagt Sophie
Frei. Kann ein Kind selbständig
essen, gilt: Die Eltern bestimmen,
was auf den Tisch kommt, das Kind,
wie viel es davon essen will.
Eltern sind Vorbilder
Essen wird nicht anerzogen, sondern vielmehr vorgelebt. «Um die
Freude am Essen zu wecken, lassen
die Eltern ihre Kinder am besten
möglichst früh beim Einkaufen und
beim Zubereiten von Mahlzeiten
mitmachen», rät Sophie Frei.
«Wenn ein Kind ein Lebensmittel
nicht auf Anhieb mag, dürfen die
Eltern nicht sofort aufgeben.
Manchmal muss es etwas 10- bis
15-mal probieren, bis es auf den
Geschmack kommt.» Wichtig ist
auch, dass Eltern ein positives
Gewöhnen Sie Ihr Kind
daran, Wasser zu trinken – zu den Mahlzeiten
und zwischendurch.
Süssgetränke sind zu
vermeiden!
Eine bunte Vielfalt an
Früchten und Gemüsen
am Tag ­versorgt Ihr Kind
mit vielen wichtigen
Nährstoffen.
Kinder brauchen regelmässige Mahlzeiten,
ideal sind fünf am Tag.
Das ständige Naschen
von zucker- und fett­
reichen Snacks zwischendurch oder kurz
vor dem Essen verdirbt
den Appetit, fördert
Übergewicht und Karies.
Kinder brauchen abwechslungsreiche Nahrung. Es gibt keine
Verbote, es kommt auf
die Menge, die Kom­
bination und die Häufigkeit der Lebensmittel an.
Naschen sollte nur
­einmal pro Tag erlaubt
werden.
Essen ist keine Nebensache: Schalten Sie
während des Essens den
Fernseher aus.
Baby & kleinkind
Ernährung
44
Bewegung
im Freien
stärkt das
Immunsystem.
Vorbild für ihre Kinder sind und
mit Genuss essen, vieles probieren
und sich über den Geschmack zum
Beispiel einer reifen Erdbeere oder
Mandarine freuen.
Auf die Energiebilanz
kommt es an
Die Ursache für Übergewicht ist
leicht zu erklären: Wer mehr
Energie (Kalorien) zuführt, als er
verbraucht, wird dick – das gilt
schon für Kinder. Damit die Balance stimmt, muss das Kind von
klein auf die Möglichkeit haben,
sich zu bewegen. Am besten können
Säuglinge ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben, wenn sie
bequeme Kleidung tragen, auch mal
barfuss strampeln und oft auf dem
Boden statt in einer Wippe liegen
dürfen. «Mit jeder Bewegung, die
ein Baby lernt, schafft es wichtige
Voraussetzungen für weitere
Baby & kleinkind
Bewegungen», erläutert Sophie
Frei. Zudem stärkt Bewegung sein
Selbstvertrauen und regt seine
Sinne an. Auch Kleinkinder brauchen viel Bewegung zu Hause und
in der freien Natur. Ideal ist es,
wenn sie sich möglichst jeden Tag
bei jedem Wetter im Freien aufhalten und spielen dürfen. Je vielfäl­
tiger der Bewegungsschatz eines
Kindes ist, desto schneller wird es
weitere Bewegungen beherrschen
lernen. «Viel Bewegung in den
ersten Lebensjahren prägt einen
Menschen fürs Leben, denn die
Entwicklung von grobmotorischen
Fähigkeiten ist zum Teil schon mit
sechs Jahren abgeschlossen», weiss
Sophie Frei.
Bewegung fördern
Damit ein Kind viele Erfahrungen
mit unterschiedlichen Bewegungen
sammeln kann, müssen einige
Bedingungen erfüllt sein. Anstatt
das Baby ins Laufgitter zu sperren,
räumt man sicherheitshalber zum
Beispiel gefährliche oder kostbare
Gegenstände weg. Eltern können
ihr Baby spielerisch dazu motivieren, sich zu bewegen, beispielsweise
indem sie ihm einen Ball zurollen.
Ganz zentral ist, dass die Eltern ihr
Baby aufmerksam beobachten und
nur dann eingreifen, wenn es
wirklich in Gefahr ist oder Hilfe
braucht. Auch in der Wohnung
können Eltern ihrem Kind attraktive Bewegungslandschaften bieten,
mit ihm tanzen oder herumtollen.
Am nachhaltigsten sind Bewegungsabläufe, die sich im Alltag
ergeben, zum Beispiel zu Fuss
Einkaufen gehen und zur Belohnung einen Umweg zum Spielplatz
machen.
Ernährung
Interview
Prof. Kurt Baerlocher,
Kinderarzt und
Spezialist für Kinderernähung, St. Gallen
45
Diese Frage verun­
sichert viele Eltern in
den ersten Lebens­
jahren ihres Kindes.
Im folgenden Inter­
view gibt Prof. Kurt
Baerlocher, Spezialist
für Kinderernäh­
rung, Tipps rund
ums Trinken.
Trinkt unser
Kind genug?
Wie viel sollte ein Baby in den
ersten Lebensmonaten trinken?
In den ersten vier bis sechs Lebensmonaten deckt die Milchmenge
auch den Wasserbedarf. Muttermilch und Säuglingsanfangs­nahrung enthalten etwa 87% Wasser.
Der Wasserbedarf wird auf 130 ml/
kg Körpergewicht geschätzt, was
einer Milchmenge von 150 ml/kg
Körpergewicht entspricht (Streu-
breite 130–180 ml). Die Milchmenge sollte einen Liter pro Tag nicht
überschreiten.
Ich empfehle Eltern, das Trinkverhalten des Kindes gut zu beobachten und nicht zu versuchen, ihr
Kind nach einem starren Schema zu
ernähren. Die Trinkmenge kann bei
den einzelnen Mahlzeiten unterschiedlich sein, die Tagesmenge
bleibt aber meist die gleiche.
Aufgrund ihres
individuellen
Stoffwechsels
nehmen Babys
in den ersten
Monaten
unter­­schiedlich
schnell zu.
Baby & kleinkind
umgehängt, um so ihren Bedarf zu
decken. Dies führt jedoch zu schlechten Trink­sitten. Dauernuckeln an
der Schoppenflasche beeinträchtigt
die Zahnstellung und führt zu Karies, insbesondere wenn das Getränk
gesüsst ist.
Ernährung
46
Kinder brauchen
Wasser nicht
nur zu den
Mahlzeiten,
sondern auch
zwischendurch.
Wenn das
Baby nachts
noch keinen
Tee mag
Die Mütterberaterin
Manuela Meyer-­
Mäder empfiehlt,
die Schoppenmilch
schrittweise zu verdünnen, indem die
Eltern die Milchpulvermenge von Tag zu
Tag um einen Löffel
reduzieren bis der
Schoppen nur noch
aus Wasser besteht.
Baby & kleinkind
Wann sollten Eltern ihrem Baby
Wasser oder ungesüssten Tee
verabreichen?
Ein gestilltes Kind braucht in den
ersten sechs Lebensmonaten kein
Wasser oder ungesüssten Tee,
ausser es sei medizinisch indiziert
oder ausnahmsweise bei sehr hohen
Temperaturen im Sommer. Bei
Flaschenkindern, die sich nachts
melden, empfehle ich in der Regel,
ungesüssten Tee zu verabreichen,
um ihnen so das nächtliche Trinken
abzugewöhnen und sie nicht zu
überfüttern. Nach zehn bis zwölf
Wochen sollte das Kind einen
Tag-Nacht-Rhythmus entwickelt
haben und acht Stunden durchschlafen können. Es gibt aber auch
Kinder, die tagsüber zu wenig
trinken und in der Nacht kompensieren müssen. Aus diesem Grund
sind Verallgemeinerungen heikel.
Nach sechs Monaten nimmt die
Trinkmenge entsprechend der
Zufuhr von Beikost in Form von
Brei ab. Der Tagesbedarf an Wasser
beträgt in dieser Zeit etwa 110 ml/
kg Körpergewicht und wird durch
Milch und Brei gedeckt.
Ab wann ist die Umstellung auf die
Tasse sinnvoll?
Möglichst früh. Für die Zähne und
die Zahnstellung ist Trinken aus der
Tasse besser als aus der Schoppenflasche. Ich empfehle den Eltern,
dass sie erste Versuche mit einer
Tasse machen, wenn das Kind vom
Tisch zu essen beginnt, also etwa
mit zehn bis zwölf Monaten. Viele
Babys zwischen sechs und acht
Monaten können schon aus dem
Schnabelbecher trinken.
Welche Konsequenzen sind möglich, wenn ein Kind zu wenig trinkt?
Flüssigkeitsmangel kann unter
anderem zu Verstopfungen führen.
Ausserdem besteht die Gefahr, dass
das Kind austrocknet. Das Risiko,
Nierensteine zu entwickeln, kann
sich ebenfalls erhöhen. Zudem
leiden Kinder, die zu wenig trinken,
häufiger an Kopfschmerzen. Sowohl
ihre Konzentration als auch ihre
körperliche Leistungsfähigkeit kann
beeinträchtigt sein.
Und nach einem
Jahr warum
aufhören,
es zu schützen?
Wie können Eltern ihr Kind dazu
animieren, genügend zu trinken?
Indem sie ihm während der Mahlzeiten und auch zwischendurch
immer wieder Wasser oder ungesüssten Tee aus der (Schnabel-)
Tasse anbieten. Eltern sollten ein
Bewusstsein fürs Trinken entwickeln und dies auch bei ihren
Kindern fördern. Trinken ist für die
Entwicklung des Kindes genauso
wichtig wie Essen.
Liste der Verkaufsstellen auf www.aptamil.ch
Leitungswasser,
Mineralwasser ohne
Kohlensäure, ungesüsster Tee. Zuckerhaltige Getränke wie
Sirup oder Fruchtsäfte fördern Karies
und Übergewicht.
So gewöhnt sich Ihr Kind an Wasser
Trinken Sie selber konsequent Wasser.
Bieten Sie zu den Mahlzeiten immer Wasser an.
Servieren Sie das Wasser in einem attraktiven Becher.
Manche Kinder lieben Strohhalme.
Ältere Kinder bevorzugen möglichst kaltes Wasser.
Machen Sie weiter!
Wie viel sollten Kleinkinder trinken?
Im zweiten Lebensjahr soll ein Kind
etwa 500 ml Milch pro Tag trinken.
Durch den Konsum von anderen
Milchprodukten reduziert sich diese
Menge. Zusätzlich braucht es Wasser oder ungesüssten Tee. Im zweiten bis vierten Lebensjahr beträgt
der Flüssigkeitsbedarf etwa 1,2–1,4 l
pro Tag. Bei vielen Kindern wird
dieser Bedarf nicht ganz gedeckt.
Tendenziell essen Kinder zu wenig
wasserreiche Nahrungsmittel wie
Obst und Gemüse. Oft trinken sie
auch nichts zwischendurch. Andere
wiederum haben eine Nuckelflasche
Ideale
Getränke
Mit der Muttermilch haben Sie Ihr Baby
optimal geschützt und ihm wertvolle Nährstoffe zur Stärkung seines Immunsystems
gegeben. Dann sind Sie vielleicht auf eine
andere Säuglingsmilch umgestiegen.
Inzwischen ist Ihr Kind ein Jahr alt, aber sein
Immunsystem ist noch nicht voll entwickelt.
Warum also jetzt aufhören? Mit Aptamil
Junior können Sie Ihr Kind weiter schützen.
Aptamil Junior ist die erste Junior-Milch, die
das Immunsystem Ihres Kindes Tag für Tag
auf natürliche Weise unterstützt, damit es
gesund heranwächst.
Entwicklung
Ein Ritual vor
dem Zubettgehen hilft beim
Einschlafen.
48
Rituale strukturieren den Alltag und
geben Kindern
Sicherheit und
Geborgenheit.
Rituale
sind Zeitgeber
Für Kinder sind
Rituale im Zusammenhang mit Feiertagen wie Ostern,
Weihnachten oder
Geburtstagen sehr
wichtig. Sie setzen
über das ganze Jahr
hinweg Orientierungspunkte.
Baby & kleinkind
Wissenswertes
über Rituale
U
nter Ritualen
versteht man bestimmte
Verhaltensweisen, die nach einem
festgelegten Schema und klaren
Regeln ablaufen und uns aufgrund
der Wiederholung immer vertrauter
werden. Häufig vollziehen Eltern
Rituale unbewusst oder übernehmen sie einfach aus ihrer Kindheit.
Rituale geben dem Kind von klein
auf Halt: Ob das Weckritual am
Morgen, der Tischspruch beim
Mittagessen oder das Zubettgeh-­
Ritual – das Kind kann sich darauf
verlassen, dass diese Elemente des
Alltags es immer begleiten.
Gerade Kinder, die sich zeitlich
schlecht orientieren können, pro­
fitieren von einem Leitfaden für den
Tag und finden sich damit besser
zurecht. Rituale helfen Kindern
auch in Krisenzeiten. Wenn sich ein
Kind verletzt hat, macht ein «Heile,
heile Segen» den Schmerz gleich
viel erträglicher. Am Morgen helfen
Rituale dabei, das Kind rechtzeitig
aus dem Haus zu bringen. Ein
Übergangsritual erleichtert den
Eintritt in eine neue Phase, das
kann zum Beispiel ein kleines Abschiedsritual in der Kindertagesstätte, der Spielgruppe oder im
Kindergarten sein.
Machtkämpfe ade
Rituale tragen zur Beschränkung
der Diskussionen am Esstisch bei.
Wenn ein Kind weiss, dass es erst
dann essen darf, wenn es die Hände
gewaschen hat und alle am Tisch
sitzen, ein Tischlied gesungen,
einander an den Händen gehalten
oder guten Appetit gewünscht
haben, beginnt die Mahlzeit entspannter. Beim Zubettgehen helfen
Rituale, abendliche Machtkämpfe
mit dem Kind zu vermeiden. Die
Mütterberaterin Christine Schaub
aus Basel dazu: «Ein strukturierter
Ablauf am Abend – Essen, ruhiges
Spielen, Abendtoilette, Vorlesen –
hilft dem Kind, sich auf die Nacht
vorzubereiten.» Das gibt weniger
Diskussionen, weil es sich so vertrauensvoll dem Schlaf hingeben
kann und weiss, dass auch morgen
noch alles in Ordnung ist.
Was es zu bedenken gilt
Bereits ab dem sechsten Lebens­
monat gewöhnen sich Kinder sehr
stark an Schlafrituale. Christine
Schaub empfiehlt deshalb: «Eltern
sollten sich für Rituale entscheiden,
die sie über längere Zeit beibehalten
wollen, und sich bewusst sein, dass
Babys nachts immer wieder kurz
wach werden und oft nach dem
gleichen Einschlafritual wie am
Abend verlangen, weil sie sich noch
nicht selber beruhigen können.»
Schläft ein Baby immer nur in den
Armen der Mutter ein, während
diese auf einem Medizinball hüpft,
will es jeden Abend und auch
mitten in der Nacht – wenn es wach
wird – so von ihr gehalten werden.
Sinnvoller ist es daher, das Abend­
ritual so zu gestalten, dass das Kind
sehr früh lernt, selbständig einzuschlafen. Am besten wechseln sich
die Eltern beim Abendritual ab.
So schläft das Kind auch ein, wenn
der eine Elternteil mal nicht zu
Hause ist.
Endlich Feierabend
Kinder geniessen die Zuwendung
und die Aufmerksamkeit, die sie
während des Abendrituals von den
Eltern erfahren. Viele Kleinkinder
versuchen deshalb, das Ritual in die
Länge zu ziehen, indem sie zum
Beispiel eine zweite Geschichte
hören oder noch einen Schluck
Wasser trinken wollen. Christine
Schaub rät: «Damit die Eltern auch
noch etwas vom Feierabend haben,
sollten sie das Abendritual zeitlich
begrenzen.» Ausgedehnte Abendrituale, bei denen ein Elternteil für
längere Zeit verschwindet oder im
Kinderzimmer einschläft, sind oft
Anlass für Beziehungsprobleme.
{Tipps}
So verändern Sie
ein Ritual
Schläft Ihr Kind nur ein,
wenn Sie es herumtragen,
es in den Armen wiegen oder
bei ihm liegen? Empfinden
Sie das von Ihnen eingeführte Abendritual als mühsam und wollen es ändern?
Dann bedenken Sie, dass
sich Kinder nur langsam an
Veränderungen gewöhnen
können. Gehen Sie so vor:
1. Bauen Sie die aktive Einschlafhilfe (Wiegen, Herumtragen) ab, und legen
Sie das Kind hin.
2. Reduzieren Sie den
Körperkontakt.
3. Geben Sie ihm ein Plüschtier oder ein Nuschi.
4. Setzen Sie sich ruhig
neben das Kind.
5. Beschäftigen Sie sich
noch etwas im Zimmer
oder gehen Sie hinaus.
Baby & kleinkind
Eltern sollten
möglichst oft
auf Augenhöhe
mit ihrem Kind
sprechen
entwicklung
50
Wie verschieden
Babys sind, zeigt sich
deutlich an der
Sprachentwicklung.
Die meisten Kinder
beginnen um den
ersten Geburtstag
herum zu sprechen,
ein paar wenige auch
schon mit acht
Monaten, andere erst
mit dreissig
Monaten.
Wenn Babys spät
sprechen lernen
R
und 15% der Kinder in
der Schweiz gehören zu
den Spätsprechern, das heisst, dass
sie mit zwei Jahren weniger als
fünfzig Wörter (inkl. Lautmalereien) sprechen und noch keine
Zweiwortkombinationen bilden.
Ein Kleinkind, das lange nicht oder
nur wenig spricht, kann seine Eltern
verunsichern. «Ein spätes Einsetzen
der Wörter muss nicht unbedingt
ein Zeichen für eine zu langsame
oder ungewöhnliche Sprachentwicklung beim Kind sein», beruhigt
Hilda Geissmann, Logopädin am
Kinderspital Zürich, «etwa die
Hälfte der Spätsprecher holt den
Entwicklungsrückstand bis zum
dritten Geburtstag auf.» Machen
sich die Eltern Sorgen, sollten sie
jedoch eine Fachperson beiziehen.
{Tipps}
Das unterstützt die Sprachentwicklung
Sprechen Sie schon mit Ihrem Neugeborenen viel.
Zeigen Sie selber Spass an der Kommunikation und der Sprache.
Schauen Sie mit Ihrem Kind von klein auf Bilderbücher an, singen
Sie mit ihm und machen Sie Sprechspiele.
Lassen Sie sich von den Interessen Ihres Kindes leiten.
Halten Sie Blickkontakt mit ihm. So bekommen Sie seine
Aufmerksamkeit.
Baby & kleinkind
Sprache im Alltag erleben
Ein Kind lernt sprechen, indem es
Gegenstände mit dem Mund oder
den Händen befühlt und verschiedene Handlungen ausprobiert.
Daraus entwickelt sich dann ein
inneres Bild, und das Kind realisiert, dass sich Wörter auf konkrete
Handlungen und Gegenstände
beziehen. Es kann über diese Dinge
sprechen, auch wenn sie nicht
vorhanden sind. Spricht ein Kind
nicht oder nur sehr wenig, können
ihm die Eltern helfen, indem sie
beim Baden, Anziehen, Spielen oder
Einkaufen Gegenstände oder
Handlungen immer wieder benennen. «In diesen alltäglichen Situationen und im gemeinsamen Spiel
erfährt das Kind auf lustvolle Weise,
dass es Spass macht, sich mitzuteilen», sagt Hilda Geissmann.
Aug in Auge
Spätsprecher setzen manchmal vor
allem Mimik und Gestik ein, um
sich mitzuteilen. Hilda Geissmann
rät: «Eltern sollten ihrem Kind
nicht jeden Wunsch von den Augen
ablesen, sondern seine Kommunikationsversuche genau beobachten
und ihm Wörter anbieten.» Das
geht so: Versucht ein Baby, einen
Ball zu erreichen, und macht dabei
quengelnde Geräusche, können die
Eltern fragen: «Ball? Willst du den
Ball?» Das Kind signalisiert dann
oft, dass die Eltern es richtig verstanden haben. Bei der Übergabe
des Balls folgt der Kommentar:
«Ball! Hier hast du den Ball.»
Wichtig ist dabei, dass die Eltern
mit dem Kind Blickkontakt halten
und möglichst auf Augenhöhe mit
ihm kommunizieren.
Sprechen ist komplex
Kinder brauchen Zeit, um sich
sprachlich zu organisieren. Sie
hören Äusserungen ihres Gegenübers, müssen diese entschlüsseln
und verstehen und sich dann
überlegen, welche Wörter sie wie
gebrauchen, betonen und kombinieren müssen, um sich mitzuteilen.
«Bei Kindern, die spät sprechen
lernen, besteht die Gefahr, dem
Kind für das Sprechen zu wenig Zeit
zu lassen und es mit Sprache zu
überfluten», weiss die Logopädin.
Das Kind lernt so nicht, dass es
mit Worten etwas bewirken kann.
Hilda Geissmann beobachtet aber
auch das andere Extrem: «Manche
Eltern von Spätsprechern hören
selber auf zu sprechen, was natürlich nicht förderlich ist.»
Lernen durch Nachahmen
Kleine Kinder können ihre Aufmerksamkeit nur für Sekunden auf
etwas Bestimmtes richten. Das
sprachliche Angebot sollte deshalb
kurz sein. Beobachtet das Kind
einen Vogel, gestikuliert und
klatscht dabei, übernehmen die
Eltern diese Äusserungen und
klatschen ebenfalls in die Hände,
während sie das Wort «VVVooogel»
stark betonen. «Nachahmung regt
Nachahmung an», sagt Hilda
Geissmann. Sie empfiehlt zudem,
Bewegungen, Geräusche sowie
Lautmalereien und Wörter des
Kindes aufzugreifen und um ein bis
zwei Wörter zu ergänzen.
Haben Sie
gewusst,
dass ein Kind rund
drei- bis viermal mehr
Wörter versteht, als es
sprechen kann? Mit
10 Monaten versteht
es etwa 10 Wörter,
mit 13 Monaten etwa
50 Wörter und mit
rund 16 Monaten
bereits 100 Wörter.
Mit 6 Jahren sind es
dann zwischen 9000
und 14000 Wörter
– aktiv benutzt das
Kind jedoch nur
3000 bis 5000
Wörter.
Baby & kleinkind
Für Kinder
dauert Zeit
länger als für
Erwachsene.
entwicklung
Wenn Zeit zum Streitpunkt wird
Oft führt das Fehlen des
Zeitverständnisses zu
Diskussionen zwischen
Kindern und Eltern. Warum?
Um angemessen mit einem
Kleinkind umzugehen,
müssen die Eltern wissen,
was ihr Kind über die Zeit
weiss. Gerade wenn Kinder
morgens trödeln, reagieren
manche Eltern ungehalten.
Sie empfinden das Trödeln
als Provokation und ärgern
sich. Das Kind versteht aber
nicht, weshalb es sich
beeilen sollte. Es ist noch
nicht fähig, die Absichten der
Eltern zu verstehen und
seine eigenen Wünsche
zurückzustellen. Aussagen
wie «Jetzt mach mal vorwärts. In zehn Minuten fährt
der Bus» bringen gar nichts.
52
Kinder leben im
Augenblick
In den ersten Lebensjahren haben Kinder
noch kein Zeitverständnis. Sekunde,
Minute, Stunde oder
it Aussagen wie «In
Tag sind für sie
fünf Minuten essen wir»
nichtssagende oder «Morgen gehen wir in den
Begriffe. Zoo» kann ein Kind in seinen ersten
M
drei Lebensjahren noch nichts an­
fangen. Erst zwischen dem dritten
und dem fünften Lebensjahr ent­
steht ein gewisses Verständnis für
die Zeit. «Dieses basale Zeitver­
ständnis hat mit den metrischen
Zeitbegriffen aber noch nichts zu
Baby & kleinkind
tun», erklärt Oskar Jenni, Leiter der
Abteilung Entwicklungspädiatrie
am Kinderspital in Zürich. Erst im
Schulalter kann sich ein Kind vor­
stellen, wie lange eine bestimmte
Zeiteinheit dauert.
Zeit verstehen
Mit der Entwicklung des Zeitver­
ständnisses gehen weitere Ent­
wicklungsschritte einher. Bis zum
vierten Lebensjahr sind Kinder
zum Beispiel noch nicht in der
Lage, ihre Bedürfnisse hintanzu­
stellen. Ihre eigenen Wünsche
stehen im Zentrum. Sie können
sich nicht in ihr Gegenüber
versetzen und dessen Absichten
verstehen. «Mit vier Jahren
entwickelt das Kind eine Fremd­
wahrnehmung, die es ihm er­
laubt, sich in die Gedanken von
anderen hineinzuversetzen und
seine eigenen Bedürfnisse zu­
rückzustellen», sagt Oskar Jenni.
Im Gegensatz zu einem zweioder dreijährigen Kind kann ein
vierjähriges Kind leichter akzep­
tieren, dass der Tisch nach dem
Was wäre denn sinnvoller?
Dem Kind helfen immer gleich
bleibende Handlungsabläufe.
So können die Eltern Zeitgeber setzen. Das Kind versteht
dann, dass es Frühstück gibt,
wenn es angezogen ist, und
dass es Schuhe und Jacke
anziehen muss, wenn die
Zähne geputzt sind. Schon
Säuglinge können sich eine
Vorstellung von bestimmten
Abläufen machen. Wirkungsvoll sind bei vielen Kindern
auch Wettbewerbe, z.B. nach
dem Motto «Wer hat die Jacke
schneller angezogen?». Ab
dem vierten Lebensjahr
können Eltern dem Kind auch
erklären, dass es bereit sein
muss, wenn der grosse Zeiger
der Uhr an einem bestimmten
Punkt angelangt ist.
Essen zuerst abgeräumt werden
muss, bevor man darauf basteln
kann.
Die Gegenwart zählt
Kleinkinder leben im Jetzt. Sie
­können sich noch nicht in die Ver­
gangenheit versetzen und staunen,
wenn ihnen die Eltern von ihrer
Kindheit erzählen und sie realisie­
ren, dass Erwachsene auch mal
klein waren. Deshalb können Kin­
der in den ersten Lebensjahren
noch nicht schildern, was sie den
ganzen Tag in der Krippe erlebt
haben. Diese Fähigkeit entwickelt
das Kind erst, wenn es eine grund­
legende Vorstellung von Zeit hat.
Interview
PD Dr. Oskar Jenni,
Leiter Abteilung
Entwicklungspädiatrie,
Kinderspital Zürich
Wann sollten die Eltern
ihrem Kind etwas über die
Zeit beibringen?
Bis zum Schulalter ist das nicht
sinnvoll – ausser das Kind
interessiert sich von sich aus
für die Uhr. Bis zum Kindergartenalter sind Zeitangaben wie
«Du musst noch zweimal
schlafen, dann kommt die
Grossmama» verständlicher
als «Übermorgen kommt die
Grossmama».
Um angemes­
sen mit einem
Kleinkind
umzugehen,
müssen die
Eltern wis­
sen, was ihr
Kind über die
Zeit weiss.
Baby & kleinkind
Erziehung
«Ich will den
Kugelschreiber
zurück!»
54
Warum Kinder
nicht gehorchen
Im zweiten Lebensjahr wollen Kinder
die Welt entdecken
und alles selber
ausprobieren. Eltern
ie angeborene
sehen sich immer
Neugierde eines Kindes
mehr mit der Rolle ist die beste Basis für das Lernen.
als Erzieher Nur zu dumm, wenn der kleine
konfrontiert. Sprössling für seine ersten Strich-
D
männchen Mamas teuren Lippenstift verwendet oder das Bücherregal als Kletterturm entdeckt. Für
Eltern von Kindern zwischen
eineinhalb und dreieinhalb Jahren
wird das Begrenzen der Autonomieansprüche zum Dauerbrenner.
Grenzen sind für Kinder wichtig –
das Setzen der Grenzen empfinden
die Eltern als mühsam, manchmal
sogar als frustrierend, wenn das
Kind nicht gehorcht. Alle Eltern von
Kleinkindern erleben immer wieder
Momente, in denen sie das Gefühl
haben, ihr Kind nicht im Griff zu
haben. Zu den typischen Situationen gehören das Theater beim
Essen, Stress beim morgendlichen
Anziehen oder Diskussionen beim
Zubettgehen.
Baby & kleinkind
Die Kinderperspektive
Für eine ermutigende Erziehung
müssen Eltern wissen, dass kleine
Kinder die Welt ganz anders wahrnehmen als Erwachsene. Anna von
Ditfurth, Erziehungsberaterin und
wissenschaftliche Mitarbeiterin am
Marie Meierhofer-Institut für das
Kind in Zürich, dazu: «Bis ein Kind
etwa dreieinhalb Jahre alt ist, kann
es sich nicht in die Perspektive anderer Menschen hineinversetzen.»
Wenn es zum Beispiel die Fensterscheibe im Wohnzimmer bespuckt,
kann es noch nicht verstehen, weshalb Papa das überhaupt nicht ­lustig
findet. Schimpfen nützt in diesem
Fall nichts. Besser ist es, dem Kind
ruhig zu sagen, dass die Scheibe
jetzt schmutzig ist, dann mit dem
Kind einen Lappen zu holen und die
Scheibe mit ihm zu reinigen. So
lernt es, dass seinem Tun Grenzen
gesetzt werden und seine Hand­
lungen Konsequenzen haben.
{Tipps}
fürs Anziehen
Viele Kleinkinder erleben
eine Phase, in der sie nicht
das anziehen möchten, was
die Eltern wollen. Zwei
Vorgehensweisen können
helfen:
«Ich will, ich will!»
Für Kleinkinder sind Bedürfnisse
noch nicht relativierbar. Ein Kind,
das gerne ein Puzzle machen möchte, gleichzeitig noch einen interessanten Ball entdeckt und Durst hat,
kann verzweifeln und ausflippen.
Anna von Ditfurth dazu: «In einer
solchen Situation sind Kinder auf
die Hilfe Erwachsener angewiesen,
um sich zu beruhigen. Am besten
gelingt dies, wenn die Eltern die
­Bedürfnisse des Kindes erkennen,
benennen und es beim Setzen der
Prioritäten unterstützen und begleiten.» Kontraproduktiv wäre es, dem
verzweifelten Kind x weitere Dinge
anzubieten, um es zu beruhigen,
oder es zu fragen, was los sei. «Das
würde es komplett überfordern»,
1. Geben Sie Ihrem Kind
zwei Garderoben zur Auswahl (mit mehr ist das
Kind überfordert.)
2. Führen Sie alternierende
Kinder- und Elterntage
ein. Am Montag bestimmen Sie, was das Kind anzieht, am Dienstag Ihr
Kind. Kritisieren Sie es
nicht, wenn die Farbkombination nicht perfekt ist.
Baby & kleinkind
Erziehung
Kinder wollen in
erster Linie
geliebt werden.
56
Schreien bringt gar nichts. Kinder, die nicht
gehorchen, haben ja nicht ein Hörproblem.
Auch wir Erwachsene kooperieren nicht besser,
wenn wir zum Beispiel von unserem Partner
oder bei der Arbeit angeschrien werden.
Es wird Spass dabei haben.» Wichtig ist, dass es diese Arbeiten in seinem Tempo und so weit möglich auf
seine Art verrichten darf.
Haben Sie gewusst,
dass Drohungen, Bestrafungen, Erpressungsversuche
und Belohnungen keine geeigneten Massnahmen zur
Erziehung von Kleinkindern sind? Die Bereitschaft
des Kindes, zu gehorchen, erhöht sich dadurch nicht.
Sie steigt jedoch, wenn die Kinder erfahren, dass ihre
Eltern sie dabei unterstützen, Vorhaben zu verwirklichen, ihnen helfen, wenn etwas schwierig ist, und
unerwünschte Aktivitäten von den Eltern umgelenkt
werden bzw. Konsequenzen haben (z.B. Spucke von
der Scheibe abwischen). Diese Erfahrungen bewirken,
dass Kleinkinder sich anpassen lernen, kooperieren
oder gehorchen.
Baby & kleinkind
weiss die Fachfrau. Allgemein rät
Anna von Ditfurth, die Wahlmöglichkeiten zu beschränken.
Auf Kooperation setzen
Für den Aufbau eines gesunden
Selbstwertgefühls und der Eigenständigkeit ist es wichtig, dass
sich das Kind von klein auf als jemand erfährt, der Dinge bewirken
kann (Selbstwirksamkeitserfah­
rungen). Anna von Ditfurth empfiehlt deshalb, Kinder ihrem Alter
entsprechend in Aufgaben des
­Alltags einzubeziehen: «Schon ein
zweijähriges Kind kann beim Wäscheaufhängen helfen oder am
Waschbecken ‹Abwaschen› spielen,
während die Mutter daneben kocht.
Handeln ist angesagt
Eltern erwarten von sich selbst, dass
sie ihre Kinder intuitiv richtig
erziehen. Das ist aber nicht immer
so einfach. Laut Anna von Ditfurth
neigen wir als Erwachsene und
Eltern dazu, zu viel zu reden und
Kleinkindern zu viel zu erklären,
statt zu handeln. Versucht ein
Kleinkind, auf das Bücherregal zu
klettern, sollten die Eltern ihm nicht
zigmal sagen, dass es das nicht darf.
Besser ist es, sofort zum Kind
hinzugehen, es wegzuführen, dabei
zu sagen «Hier sollst du nicht
klettern», gleichzeitig aber auch
sein Bedürfnis zu erkennen und in
eine Aktivität überzuleiten, die
diesem entspricht. Wenn die Eltern
sagen: «Ich sehe, du willst jetzt
gerne klettern. Komm wir gehen
nach draussen, dort kannst du das
tun», erfährt das Kind, dass seine
Bedürfnisse wahrgenommen
werden. Diese Erfahrung fördert
das Vertrauen in die Eltern und die
Bereitschaft des Kindes, auch zu
kooperieren, wenn mal keine
Alternative möglich ist.
Austesten
Im dritten Lebensjahr entwickelt
sich die Moral des Kindes. Stellt ein
Kind beispielsweise am Strassenrand seinen Fuss auf die Fahrbahn
und schaut die Mutter an, testet es
Moral – es versucht herauszufinden,
ob es wichtig ist, auf dem Trottoir zu
bleiben, oder nicht. Eltern interpretieren dieses Verhalten oft als
Provokation und schimpfen mit
ihrem Kind. Diese Reaktion bewirkt
aber nur, dass das Kind sein Tun
wiederholt.
Beruhigen ist das A und O
Gehorcht ein Kind nicht, werden
manche Eltern laut. Anna von
Ditfurth dazu: «Schreien bringt gar
nichts. Kinder, die nicht gehorchen,
haben ja nicht ein Hörproblem.
Auch wir Erwachsene kooperieren
nicht besser, wenn wir zum Beispiel
von unserem Partner oder bei der
Arbeit angeschrien werden.»
Damit Konflikte mit ihrem Kind
nicht ausarten, sollten die Eltern
sich zuerst selber beruhigen.
Manchmal kann es notwendig sein,
den Raum zu verlassen. Im nächsten Schritt müssen die Eltern dem
Kind helfen, sich zu beruhigen.
Die Bereitschaft des Kindes, zu
kooperieren oder sich anzupassen,
steigt, wenn man gewisse Bedürfnisse des Kindes später zu einer
passenden Zeit an einem passenden
Ort wieder aufgreift. Ein Kind, das
an die Fensterscheibe spuckt,
könnte z.B. ruhig einmal in der
Badewanne herumspucken.
{Tipps}
für entspannte
Mahlzeiten
1. Vermeiden sie Machtkämpfe beim Essen. Versuchen Sie, es bei Tisch
leicht und fröhlich zu- und
hergehen zu lassen.
2 .Sie stellen eine Auswahl
an Speisen in Schüsseln
auf den Tisch – Ihr Kind
schöpft sich davon, soviel
es essen mag.
3. Verzichten Sie auf Diskussionen wie «Bei der Oma
hast du Broccoli gegessen, warum jetzt nicht?».
4. Wenn Ihr Kind etwas
nicht mag, soll es dies an
den Tellerrand legen
dürfen.
5. Äussern Sie sich am Tisch
nicht negativ über das
Essen.
6. Wenn Ihr Kind den Zucchettiauflauf mit «Pfui»
kommentiert, erklären Sie
ihm kurz, dass Essen
nicht «pfui» ist, man aber
sagen darf, wenn man
etwas jetzt nicht essen
möchte.
Baby & kleinkind
Erziehung
Interview
Sarah Renold,
­Pädagogin, Erziehungs­
beraterin und Buchautorin, Aarau
58
Gerne breiten sich
Kleinkinder nicht
nur in ihrem
­Zimmer, sondern
auch im Wohnzimmer und in der
Küche aus – zum
Ärger vieler Eltern.
Wie Eltern ihre
Kinder zum Aufräumen animieren
können, erklärt
Sarah ­Renold, Erziehungsberaterin und
Buchautorin.
Wie Kinder
aufräumen lernen
Wenn Kleinkinder spielen, entsteht
schnell eine grosse Unordnung.
Warum?
Kinder in diesem Alter lieben es,
verschiedene Spielsachen und
Materialien hervorzuholen, und
stören sich überhaupt nicht daran,
im Chaos zu spielen. Kleinkinder
haben noch keinen Sinn für Ordnung, wie wir Erwachsene sie
verstehen. Sie versorgen ihre
Kleider nicht oder stellen ihre
Zahnbürste nicht ins Glas, kurzum,
sie lassen alles dort liegen, wo es
gerade hinfällt. Solche Dinge
erledigen Kinder nicht von sich aus,
sie müssen erst erlernt werden.
Aufräumen –
am besten einmal täglich
Kinder sprechen gut auf Rituale und Routine an.
Deshalb ist tägliches gemeinsames Aufräumen sinn­
voller als einmal in der Woche eine grosse Putzaktion.
Für ein ritualisiertes Aufräumen eignet sich etwa die
Zeit zwischen Nachmittagsaktivität und Nachtessen.
Das Kind sollte noch nicht zu müde und auch nicht zu
hungrig sein. Beides macht nämlich schlechte Laune
und vermindert die Bereitschaft mitzuhelfen.
Baby & kleinkind
Weshalb kommt es in Familien
immer wieder zu Diskussionen,
wenn es ums Aufräumen geht?
Ein wichtiger Grund ist, dass
Kleinkinder andere Bedürfnisse
haben als Erwachsene: Der Ort, an
dem Kinder sich beim Spielen am
wohlsten und am sichersten fühlen
– zum Beispiel im Wohnzimmer,
wo ihre Eltern jederzeit hör- und
sichtbar sind –, ist oft derselbe Ort,
den Erwachsene zum Vorzeigen
gern aufgeräumt haben möchten.
Dieser Anspruch ist nicht kind­
gerecht und führt zu unnötigem
Stress. Immerhin dauert diese
Phase bloss vier, fünf Jahre. Ab
dem Kindergartenalter ziehen
Kinder sich immer öfter zum
Spielen ins Zimmer zurück oder
möchten mit anderen Kindern
draussen spielen.
Welche Erwartungen können Eltern
in Bezug auf das Aufräumen an ihr
Kind haben?
Nicht zu hohe. Ein dreijähriges
Kind ist zum Beispiel noch nicht in
der Lage, ein Zimmer selber auf­
zuräumen.
{Tipps}
Ideen, die das
Aufräumen
erleichtern:
Kleinkinder
fühlen sich
auch im
Chaos wohl.
Kleinkinder
haben noch
keinen Sinn für
Ordnung, wie
wir Erwachsene
sie verstehen.
Ab welchem Alter ist es denn
sinnvoll, Kindern das Aufräumen
beizubringen?
So früh wie möglich. Kleine Kinder
lieben es, in die «richtigen» Auf­
gaben des Alltags einbezogen zu
werden. Sie fühlen sich dadurch
«gross» und entwickeln ein gesundes Selbstvertrauen. Schon ein
eineinhalbjähriges Kind kann seine
Windel in den dafür vorgesehenen
Eimer werfen – und macht dies mit
grossem Spass. Die meisten Kinder
sind dann motorisch bereits in der
Lage, herumliegende Spielsachen
mit Mama oder Papa gemeinsam
wegzuräumen. Am besten klappt es
mit dem Aufräumen, wenn man
daraus ein Spiel oder ein Ritual
macht. Nur damit nachher Ordnung herrscht, ist das für Kinder
noch lange kein Grund, alle Spiel­
sachen wegzuräumen. Eltern sollten
lieber einmal fünf gerade sein lassen
und stattdessen mehr mit ihrem
Kind spielen.
Was gilt es zu bedenken?
Kinder können nicht diverse
Auf­gaben zugleich ausführen. Je
kleiner das Kind, desto weniger
Aufträge aufs Mal! Also: Kinder bis
drei Jahre können erst eine, bis
Vierjährige zwei und ältere drei
Spass macht den ganz
Kleinen, ihre Klötzchen,
Plastikwürfel, Bälle in
einen Puppenwagen
oder einen Lastwagen
zu ­füllen, damit he­rum­
zu­fahren und den Inhalt
zuletzt in die dafür vor­
gesehene Schublade zu
kippen.
Machen Sie einen Wett­
lauf: «Wer hat wohl
schneller aufgeräumt –
du oder ich?»
Lassen Sie Ihr Kind aus­
wählen: «Willst du die
Klötze, die Autos oder
die Bücher aufräumen?»
Mama oder Papa erle­
digt dann den Rest.
Spielen Sie Detektiv: Wir
gehen in der Wohnung
herum und suchen zu­
erst nur herumliegende
Legosteine. Danach
Figürchen, dann Autos
etc. Dazu verkleiden wir
uns mit Hut, Fernrohr
(leere WC-Papier-Rolle)
und grosser Tasche (um
das Gefundene darin zu
verstauen).
Wichtig: Für solche Aufräum­
aktionen muss genügend
Zeit eingeplant werden.
Baby & kleinkind
Beispiel: «Wenn wir alles aufgeräumt haben, erzähle ich dir eine
Geschichte.»
Erziehung
Was wäre kontraproduktiv?
Zynismus und übertriebene Strenge.
Jedes Kind hat sein Arbeitstempo,
genau wie Erwachsene. Viele Eltern
wollen, dass ihr Kind null Komma
plötzlich aufräumt. Ist dies nicht der
Fall, sehen solche Eltern gleich rot
und reagieren laut oder übertrieben
streng. Dies führt zu unnötigen
Spannungen. Besser: mit dem Kind
einen Zeitpunkt vereinbaren (z.B.
­Eieruhr stellen), bis zu dem etwas
aufgeräumt sein muss.
60
Gemeinsam
Aufräumen
macht mehr
Spass.
Buchtipp
«Motivierte
Kinder – zufrie­
dene Eltern»
Sarah Renold,
BeobachterBuchverlag,
2006.
Baby & kleinkind
Aufgaben aufs Mal erledigen. Ist ein
Kind sehr lebhaft oder verträumt,
so ist es ratsam, ihm immer nur eine
Aufgabe auf einmal zu stellen.
Wie lernt das Kind, einen
Aufräumauftrag auszuführen?
Kein Kind will beim Spielen
unterbrochen werden. Deshalb ist
es sinnvoll, eine Ankündigung mit
zeitlicher Limite zu machen:
«Wenn die Eieruhr klingelt, musst
du dein Malzeug wegräumen, die
Hände waschen und die Malschürze aufhängen. Bis dahin
darfst du weitermalen.» Fürs
Aufräumen mit Kleinkindern sind
kindgerechte Schubladen oder
Boxen empfehlenswert. Diese
sollten leicht zu öffnen sein. Sie
sollten sich in Reichweite des
Kindes befinden, also möglichst
weit unten. Es ist einfacher, wenn
alle Spielsachen in die gleiche Box
gefüllt werden dürfen, als wenn
akribisch sortiert werden muss.
Ideal ist zum Beispiel das Ordnen
nach Büchern, nach weichen und
harten Spielsachen.
Wie können Eltern weiter
motivieren?
Kinder wollen für ihr Tun aufrichtig
gelobt werden. «Toll, Bianca, wie du
das ganze Puppengeschirr versorgt
hast!» ermutigt viel mehr, als wenn
es heisst: «Ach, Bianca, kannst du
nicht endlich auch noch deinen
restlichen Kram wegschaffen?!»
Sinnvoll sind auch Anreize wie zum
Welche Folgen hat es, wenn Eltern
immer alles selber aufräumen?
Das Kind lernt, dass Aufräumen
offenbar nicht zu seinen Aufgaben
gehört. Es kann getrost etwas
anderes tun, seine Eltern machen ja
alles wieder schön ordentlich.
Kinder, die so aufwachsen, werden
eher mit Verweigerung reagieren,
wenn sie später ein richtiges Ämtli
übernehmen sollen.
Traumhafte
Kinderzimmer
Was passiert, wenn Eltern selber
unordentlich sind?
Ihr Kind wird davon ausgehen,
dass dies so sein muss. Es wird mit
hoher Wahrscheinlichkeit ebenso
chaotisch werden wie Mama und
Papa. Dies ist allerdings keine gute
Voraussetzung für Kindergarten
und Schule, wo Ordnung halten
dazugehört.
Wenn ältere Kinder
nicht kooperieren
Ist das Kind älter und ist ihm zuzu­muten, gewisse
Aufräumarbeiten selbständig zu erledigen, sollten klare
Regeln gelten: Jeder räumt seinen Teller ab, die Jacke
gehört in die Garderobe, das Pyjama unters Kissen.
Werden diese Regeln missachtet, hilft absichtliches
Ignorieren. Das geht so: Ermahnen Sie Ihr Kind
einmal, höchstens zweimal, dass es seine Sachen
wegräumen soll. Wenn es Ihre Anweisung nicht beachtet, lassen Sie bitte die Dinge dort liegen, wo sie sind,
und schenken Sie Ihrem Kind keine Aufmerksamkeit.
Wenn es das nächste Mal etwas von Ihnen will, machen
Sie es erst auf die von ihm zu erledigende Arbeit
aufmerksam. Ihr Kind lernt so: erst die Anweisung
befolgen, danach hört Mama oder Papa wieder zu.
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Erziehung
62
Kinder profitieren
von der Betreuung in
einer Kindertagesstätte, einer Spielgruppe oder durch
eine Tagesmutter
ungemein. Um den
Übergang zur fami­
lienergänzenden
Betreuung zu erleichtern und zum Wohl
des Kindes zu gestalten, gilt es jedoch
einiges zu beachten.
Baby & kleinkind
Kindertagesstätte,
Spielgruppe oder
Tagesmutter:
So fühlt sich Ihr
Kind bald wohl
S
o verschieden
Kleinkinder auch sind,
eines haben sie alle gemeinsam: Sie
sind auf ihre Eltern als Anlaufstelle
angewiesen, um bei ihnen auf­
tanken und sich Sicherheit holen
zu können. Wird ein Kleinkind
familienergänzend betreut, über­
nimmt die Erzieherin, Spielgruppenleiterin oder Tagesmutter
die Rolle einer weiteren Bezugs­
person. Kathy Egli, Psychologin
und Ausbildnerin von Kleinkinder­
zieherinnen in Zürich, weiss, wie
wichtig die Erfahrungen bei der
ersten Trennung von den Haupt­
bezugspersonen für ein Kind sind:
«Für Babys und Kleinstkinder ist
der Übergang zur familienergän­
zenden Betreuung an und für sich
kein Problem. Wie dies geschieht
ist jedoch ausschlaggebend. Ge­
glückte Übergänge sind bereichernde Trennungserfahrungen für
das weitere Leben.»
Eingewöhnung ist ein Muss
Damit sich das Kind in seiner
neuen Umgebung wohlfühlen
kann, ist eine sorgfältige, von den
Eltern begleitete Eingewöhnung
das A und O. «Mit Eingewöhnung
ist nicht gemeint, dass die Eltern
ihr Kind an Schnuppertagen in die
Kita, die Spielgruppe oder zur
Tagesmutter begleiten und mit ihm
dort spielen. Es geht auch nicht
vordringlich darum, dass das Kind
die anderen Kinder kennenlernt
oder sich mit der neuen Umgebung
vertraut machen kann», sagt Kathy
Egli. «Ziel der ersten Eingewöh­
nungstage ist der Aufbau einer
Beziehung zwischen Kind und
Erzieherin sowie zwischen Eltern
und Erzieherin.» Denn auch für
die Eltern ist der Übergang zur
Fremdbetreuung ein einschneiden­
des Erlebnis. Erst wenn sie Ver­
trauen zur eingewöhnenden
Erzieherin gewonnen haben,
Das zeichnet
einen Betreuungsort aus:
Kinder lernen
viel von
einander.
können sie ihr Kind los- und mit
gutem Gewissen zurücklassen. Das
Kind spürt die unausgesprochene
Erlaubnis der Eltern und kann sich
seiner neuen Umgebung zuwen­
den. Verlangt die Kita, die Spiel­
gruppe oder die Tagesmutter eine
von den Eltern begleitete Einge­
wöhnung, ist das ein Zeichen für
gute Qualität.
Kind bestimmt Tempo
Die Eingewöhnung muss geplant
werden und den individuellen Be­
dürfnissen des Kindes ent­sprechen.
Ein bewährtes Eingewöhnungs­
modell sieht vor, dass die Eltern das
Kind in den ersten Tagen ungefähr
für eine Stunde an den neuen Ort
begleiten, vorzugsweise an aufeinan­
derfolgenden Tagen – auch wenn
das Kind später nur einmal in der
Woche an diesem Ort sein wird. Die
Eltern lassen dem Kind Zeit, sich
von ihnen zu lösen. Sie sind für das
Kind verfügbar und nicht anderwei­
tig beschäftigt mit Spielen, Lesen
oder Telefonieren. Sie sind aufmerk­
sam präsent und fungieren als si­
chere Basis für ihr Kind. Die
Erzieherin drängt das Kind nicht
zur Kontaktaufnahme, sondern ver­
sucht, über das Spiel mit ihm in
Kontakt zu kommen. ­
Die Kita oder Spielgruppe verfügt über ein
pädagogisches Konzept.
Die Tagesmutter kann
ihre pädagogische Haltung formulieren.
Der Betreuungsort verlangt eine von den Eltern
begleitete Eingewöhnung, abgestimmt auf
die Bedürfnisse des
Kindes.
Die zuständige Erzie­
herin ist an allen Eingewöhnungstagen da.
Sie haben ein gutes
Bauchgefühl und können
Vertrauen zur einge­
wöhnenden Erzieherin
aufbauen.
Die Betreuungstage
­können so festgelegt
werden, dass das Kind
eine möglichst gleich
bleibende Kindergruppe
und vertraute Betreuerinnen antrifft.
Baby & kleinkind
Für das Wertvollste im Leben.
Erziehung
64
Frühestens am vierten Tag verab­
schieden sich die Eltern für kurze
Zeit vom Kind. Sie bleiben aber in
der Nähe, so dass sie jederzeit zu­
rückkehren können, wenn sich das
Kind von der Erzieherin nicht
­trösten lässt. Kann sich das Kind in
ihrer Abwesenheit für die neue
­Umgebung öffnen, wird die Betreu­
ungszeit allmählich verlängert.
­Idealerweise besucht das Kind den
Mit einem entschlosSenen,
klaren Abschied können Kinder
besser umgehen als mit einem
hinausgezögerten.
Betreuungsort in den ersten Wo­
chen jeweils nur halbtags.
Die Kontrolle behalten
Für das Wohlbefinden des Kleinkin­
des ist es von grösster Bedeutung,
dass seine Signale erkannt und res­
pektiert werden und dass es das
Tempo der Eingewöhnung selbst
bestimmen darf. «Nur wenn das
Kind das Gefühl hat, die Kontrolle
über die Situation zu behalten, kann
es sich ohne Ü
­ berforderung mit der
Baby & kleinkind
Übergangssituation auseinander­
setzen», weiss Kathy Egli. Unter­
suchungen belegen, dass sich die
Folgen einer ungenügenden Einge­
wöhnung oft erst nach einem hal­
ben Jahr zeigen: Die Beziehung zu
den Eltern leidet, das Kind ist häuf­
iger krank, oder es zeigt Ent­wick­
lungsverzögerungen.
Davonschleichen ist tabu
Bei der täglichen Begleitung in der
Übergangsphase sollten die Eltern
ihrem Kind bei der Ankunft Zeit
lassen, bis es sich wohlfühlt und für
den Abschied bereit ist. Sie ver­
bringen zuerst ein paar Minuten
mit ihrem Kind und seiner Erzie­
herin, bevor sie sich mit einem
­Ritual von ihm verabschieden.
­Niemals dürfen die Eltern ihr Kind
ohne Verabschiedung zurücklas­
sen. Das Kind würde dies als Ver­
trauensmissbrauch empfinden.
Auch dem Baby sollten die Eltern
erklären, dass Mama oder Papa
jetzt geht, aber zurückkehren wird,
um es abzuholen. «Mit einem ent­
schlossenen, klaren Abschied kön­
nen Kinder besser umgehen als mit
einem hinausgezögerten», sagt
Kathy Egli. Tränen beim Abschied
bedeuten übrigens selten, dass das
Kind in der Krippe unglücklich ist.
Stresstests haben gezeigt, dass es
Kleinkindern besser geht, wenn sie
ihre Gefühle ausdrücken dürfen.
Denkt das Kind tagsüber manch­
mal an seine Eltern, ist das ein
gutes Zeichen. Die Erzieherin wird
nicht versuchen, es abzulenken; sie
nimmt seinen Schmerz auf und
fasst die Gefühle des Kindes in
Worte. Das Kind fühlt sich verstan­
den und kann sich wieder auf das
Spiel einlassen.
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wird von den folgenden Organisationen mit einem Patronat unterstützt:
Schweizerischer Verband
der Mütterberaterinnen
Copyright: Nachdruck und elektronische Wiedergabe nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.
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