Messtechnik (Modul B09) - Beuth Hochschule für Technik Berlin

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Messtechnik (Modul B09)
Prof. Dr.-Ing. Th. Reck
Stand WS 2012/13
Messtechnik
B09
Prof. Dr.-Ing. Th. Reck
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Inhaltsverzeichnis
1
2
3
Literatur
Begriffe
Maßeinheiten
3.1
SI-Einheiten
4
Messfehler
4.1
Fehlerarten
4.2
Systematische Fehler
4.3
Zufällige Fehler
4.3.1
Mittelwert
4.3.2
Standardabweichung
4.3.3
Vertrauensbereich
4.4
Fehlergrenzen
4.5
Fehlerfortpflanzung der Fehlergrenzen
5
Messverfahren
5.1
Einfluss von Messgeräten auf den Messkreis
6
Kenngrößen und Mittelwerte periodischer Signale
6.1
Kenngrößen
6.2
Linearer Mittelwert (Arithmetischer Mittelwert)
6.3
Gleichrichtwert (Gleichrichtmittelwert)
6.4
Effektivwert (Quadratischer Mittelwert)
6.5
Scheitelfaktor
6.6
Formfaktor
7
Analoge Messgeräte
7.1
Drehspulinstrument
7.1.1
Messbereichserweiterung mit Neben- und Vorwiderstand
7.2
Dreheisenmessinstrument
7.2.1
Spannungsbereichserweiterung
8
Leistungsmessung
8.1
Theoretische Grundlagen der Leistungsmessung
8.1.1
Zusammenfassung wichtiger Kenngrößen
8.1.2
Sinusförmige Verläufe von Spannung und Strom
8.1.3
Sinusförmiger Spannung- und nichtsinusförmige Stromverlauf
8.1.4
Nichtsinusförmige Verläufe von Spannung und Strom
8.2
Messgeräte
8.2.1
Elektrodynamisches Messinstrument
8.2.2
Time Division Multiplikator (TDM)
9
Digitalmultimeter (DMM)
9.1
Auflösung
9.2
Fehlerangaben
9.3
Aufbau und Funktionsweise
9.4
Messschaltungen
10
Universalzähler
10.1 Frequenzmessung
10.2 Frequenzverhältnismessung
10.3 Periodendauermessung
10.4 Zeitintervall- und Impulsbreitenmessung
11
Oszilloskop
11.1 Analogoszilloskop
11.2 Aufbau und Funktion des Oszilloskops
11.3 Tastkopf
Messtechnik
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Prof. Dr.-Ing. Th. Reck
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12
Messbrücken
12.1 Abgleichverfahren
12.1.1
Gleichstrommessbrücken
12.1.2
Wechselstrommessbrücken
12.2 Ausschlagverfahren
13
Sensorprinzipien
13.1 Temperaturmessung
13.1.1
Widerstandsthermometer
13.1.2
Thermoelement
13.2 Kraftmessung
13.2.1
Dehnungsmessstreifen (DMS)
13.3 Messung der magnetischen Flussdichte
13.3.1
Hallgenerator
13.3.2
Feldplatte
14
Anhang
14.1 Komplexe Rechnung
14.2 Zeigerdarstellung harmonischer Größen
14.3 Ortskurve
14.4 Bodediagramm
14.4.1
Übertragungsverhalten von Vierpolen
14.4.2
Komplexer Frequenzgang
14.4.3
Frequenzgänge von Vierpolen
14.4.4
Grundglieder
Messtechnik
B09
52
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Prof. Dr.-Ing. Th. Reck
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1
Literatur
Grundlagen der Elektrotechnik
Hagmann, Gert
AULA-Verlag Wiesbaden
Aufgabensammlung zu den Grundlagen der Elektrotechnik
Hagmann, Gert
AULA-Verlag Wiesbaden
Grundlagen der Elektrotechnik
Moeller, Fricke, Frohne, Vaske
B.G. Teubner Stuttgart
Beispiele zu Grundlagen der Elektrotechnik
Fricke, Moeller, Ptassek, Schuchardt, Vaske
B.G. Teubner Stuttgart
Elektrotechnik
Paul, R.
Band I: Elektrische Erscheinungen und Felder
Band II: Netzwerke
Springer-Verlag
Berlin, Heidelberg, New York, Tokyo
Theoretische Elektrotechnik und Elektronik
Küpfmüller, Kohn
Springer-Verlag
Berlin, Heidelberg, New York, Tokyo
Halbleiter-Schaltungstechnik
Tietze, Schenk
Springer Verlag Berlin
Analoge Schaltungen
Seifert
Verlag Technik GmbH
Elektrische Messtechnik
Patzelt, Schweinzer
Springer Verlag Wien
PC-Messtechnik
Schwetlick
Vieweg Verlag Braunschweig
Elektrische Messtechnik
Stöckl, Winterling
Teubner Verlag Stuttgart
Messtechnik
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Grundlagen der elektrischen Messtechnik
Frohne, Ueckert
Teubner Verlag Stuttgart
Elektrische Messtechnik
Schrüfer
Hanser Verlag München
Taschenbuch der elektrischen Messtechnik
Tränkler
Oldenbourg Verlag München
Elektrische und elektronische Messtechnik
Felderhoff
Hanser Verlag München
Elektrische Messtechnik
Bergmann
Vieweg Verlag Braunschweig
Handbuch der industriellen Messtechnik
Profos, Pfeifer
Oldenbourg Verlag München
Signalübertragung
Lüke
Springer Verlag Berlin
Elektronische Messtechnik
Schmusch
Vogel Buchverlag
Elektrische Messtechnik
Pfeiffer
VDE Verlag
Übungen zur Elektrischen Messtechnik
Schoen, Pfeiffer
VDE Verlag
Messtechnik
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2
Begriffe
Messen heißt vergleichen. Es wird dabei eine Größe quantitativ erfasst und festgestellt, wie oft
eine Maßeinheit in der zu messenden Größe enthalten ist. Die zum Messen eingesetzten
Messgeräte erweitern dabei den unseren Sinnen zugänglichen Wahrnehmungsraum. So sieht z.B.
das Auge nur diejenigen elektromagnetischen Schwingungen, die sich im Wellenlängenbereich
von 0,38 bis 0,78 µm bewegen, während entsprechenden Messgeräten ein Messbereich über 18
Zehnerpotenzen zugänglich ist.
Die hier behandelte elektrische Messtechnik befasst sich mit der Messung elektrischer Größen
und aller anderen Größen, die sich in elektrische Größen umformen lassen.
Mit Hilfe von Sensoren oder Aufnehmern werden nichtelektrische Größen in elektrische umgeformt und damit der elektrischen Messung zugänglich.
Die Grundbegriffe der Messtechnik sind in DIN 1319
Teil 1 Allgemeine Grundbegriffe
Teil 2 Begriffe für die Anwendung von Messgeräten
Teil 3 Begriffe für die Messunsicherheit und die Beurteilung von Messgeräten und
Messeinrichtungen
festgelegt.
Wichtige Begriffe sind:
Die Messgröße ist die zu messende physikalische, chemische oder sonstige Größe.
Der Messwert ist der mit Hilfe einer Messeinrichtung ermittelte Wert der Messgröße.
Es wird das Produkt aus Zahlenwert und Einheit der Messgröße angegeben (z.B. U = 2,1 V).
Messgröße = Zahlenwert ⋅ Einheit
Das Messverfahren nutzt bestimmte Eigenschaften oder Wirkungen des Messobjektes aus, um
in einer geeigneten Messeinrichtung die untersuchte Messgröße mit einer definierten Maßeinheit
in Beziehung zu setzen.
Die Messeinrichtung (auch Messanordnung oder Messanlage genannt) ist die Gesamtheit aller
Teile, mit denen ein auf einem bestimmten Messprinzip beruhendes Messverfahren verwirklicht
wird. Besteht die Messeinrichtung aus einem einzigen Teil, so spricht man von einem Messgerät.
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3
Maßeinheiten
Damit man messen kann, sind vorher Einheiten zu definieren. Zunächst haben sich die Einheiten
an den Menschen (z.B. Fuß, Elle) bzw. an seiner Umgebung (Erdumfang, mittlerer Sonnentag)
orientiert.
Dabei gab es jedoch Schwierigkeiten mit der Anwendung dieser Einheiten. Schon Maxwell (18311879) hat empfohlen, auf Quantenmaße überzugehen, die überall und jederzeit durch Experimente nachvollziehbar sind.
3.1
SI-Einheiten
1960 wurde von der Generalkonferenz für Maß und Gewicht das “Systeme International
d’Unites” empfohlen, das inzwischen weltweit eingeführt und in der Bundesrepublik
Deutschland gesetzlich vorgeschrieben ist.
Diese Basiseinheiten sind nach DIN 1301 oder ISO 1000:
Gebiet
Mechanik
Elektrotechnik
Thermodynamik
Optik
Chemie
Messtechnik
Basisgröße
Länge
Masse
Zeit
Stromstärke
Temperatur
Lichtstärke
Stoffmenge
Formelzeichen
l
m
t
I
T
IL
n
B09
Basiseinheiten Einheitenzeichen
Meter
m
Kilogramm
kg
Sekunde
s
Ampere
A
Kelvin
K
Candela
cd
Mol
mol
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1 Meter ist die Länge der Strecke, die Licht im Vakuum während des Intervalls von
(1/299 792 458) Sekunden durchläuft (1983).
1 Kilogramm ist die Masse des Internationalen Kilogrammprototyps (1889).
1 Sekunde ist das 9 192 631 770-fache der Periodendauer der dem Übergang zwischen den
beiden Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustands von Atomen des Nuklids 133Cs entsprechenden Strahlung (1967).
1 Ampere ist die Stärke eines zeitlich unveränderlichen elektrischen Stromes, der durch zwei im
Vakuum parallel im Abstand l m voneinander angeordnete, geradlinige, unendlich lange Leiter
von vernachlässigbar kleinem, kreisförmigen Querschnitt fließend, zwischen diesen Leitern je
1m Leiterlänge elektrodynamisch die Kraft 0,2 10-6 N hervorrufen würde (1948).
1 Kelvin ist der 273,16te Teil der thermodynamischen Temperatur des Tripelpunktes des
Wassers (1967).
1 Candela ist die Lichtstärke in einer bestimmten Richtung einer Strahlungsquelle, die monochromatische Strahlung der Frequenz 540 ⋅ 1012 Herz aussendet und deren Strahlstärke in dieser
Richtung (1/683) Watt durch Steradiant beträgt.
1 Mol ist die Stoffmenge eines Systems bestimmter Zusammensetzung, das aus ebenso vielen
Teilchen besteht, wie Atome in (12/1000) kg des Nuklids 12C enthalten sind. Bei Benutzung des
Mol müssen die Teilchen spezifiziert werden. Es können Atome, Moleküle, Ionen, Elektronen
usw. oder eine Gruppe solcher Teilchen genau angegebener Zusammensetzung sein (1971).
Diese Einheiten bilden ein kohärentes System, d.h. aus diesen Grundeinheiten abgeleitete
Einheiten lassen sich mit dem Zahlenfaktor 1 umrechnen, z.B. [v] = [s/t] = 1 m/s
In der Elektrotechnik beschränkt man sich oft auf das aus m, kg, s, A bestehende Teilsystem
(MKSA). Nachstehend sind einige abgeleitete SI-Einheiten angegeben, die einen besonderen
Namen haben.
Physikalische
Größe
3.1.1.1
Frequenz
Kraft
Druck
Energie, Arbeit,
Wärmemenge
Leistung
el. Ladung
el. Spannung
el. Kapazität
el. Widerstand
el. Leitwert
mag. Fluss
mag. Flussdichte,
Induktion
Induktivität
Hertz
Newton
Pascal
Joule
Hz
N
Pa
J
Watt
Coulomb
Volt
Farad
Ohm
Siemens
Weber
Tesla
W
C
V
F
Ω
S
Wb
T
W ⋅ A-1
C ⋅ V-1
V ⋅ A-1
A ⋅ V-1
V⋅s
Wb ⋅ m2
m2 ⋅ kg ⋅ s-3
A⋅s
m2 ⋅ kg ⋅ s-3 ⋅ A-1
m-2 ⋅ kg-1 ⋅ s 4 ⋅ A2
m2 ⋅ kg ⋅ s-3 ⋅ A-2
m-2 ⋅ kg-1 ⋅ s3 ⋅ A2
m2 ⋅ kg ⋅ s-2 ⋅ A-1
kg ⋅ s-2 ⋅ A-1
Henry
H
Wb ⋅ A-1
m2 ⋅ kg ⋅ s-2 ⋅ A-2
Messtechnik
SI-Einheit Symbol für Einheit durch SIEinheiten
ausgedrückt
N ⋅ m-2
N⋅m
J ⋅ s-1
B09
durch SIBasiseinheit
ausgedrückt
s-1
m ⋅ kg ⋅ s-2
m-1 ⋅ kg ⋅ s-2
m2 ⋅ kg ⋅ s-2
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4
Messfehler
Fehlerfreies Messen ist nicht möglich. Messobjekt und Messgerät stehen stets in Wechselwirkung und beeinflussen sich gegenseitig. Fehler lassen sich aufgrund ihrer Ursachen in
systematische Fehler und zufällige Fehler unterteilen.
4.1
Fehlerarten
Der absolute Fehler Fabs ist definiert zu:
Fabs = XA - XW
mit XA = angezeigter Wert und XW = wahrer Wert
Der relative Fehler Frel ist definiert zu:
Frel =
Fabs X A − X W
=
XW
XW
Bei analog anzeigenden Messgeräten ist es üblich, als relativen Anzeigefehler FArel den
absoluten Fehler der Anzeige Fabs auf den Messbereichsendwert XM zu beziehen.
FArel =
Fabs X A − X W
=
XM
XM
Relative Fehler haben die Einheit „1“ („dimensionslos“); sie können auch in Prozent angegeben
werden.
Bei diesen Definitionen ist zu beachten, dass der wahre Wert Xw unbekannt ist!
Beispiel:
Ein Strom hat den wahren Wert IW=1,50A. Ein analog anzeigendes Messgerät mit dem
Skalenendwert IM=2,5A zeigt IA=1,47A.
Wie groß sind absoluter Fehler Fabs, relativer Fehler Frel und relativer Anzeigefehler FArel?
Systematische Fehler:
Betrag und Vorzeichen des Fehlers sind bekannt.
Messwert kann/muss korrigiert werden.
Entstehung durch Belastung des Messobjektes mit dem Messgerät,
Fehler der Messmethode und Fehler in der Messwertumformung.
Zufällige Fehler:
Betrag und Vorzeichen des Fehlers sind unbekannt.
Messwert kann nicht korrigiert werden.
Mit statistischen Methoden kann ein „zuverlässiger“ Messwert
gewonnen werden.
Ursachen sind z.B. Störeinflüsse, Kontaktprobleme oder falsches
Ablesen der Messinstrumente.
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4.2
Systematische Fehler
Ein systematischer Fehler entsteht z.B. durch den Innenwiderstand Ri eines Amperemeters, der
eine Änderung des Stromes I während der Messung verursacht.
Systematischer Fehler bei einer Strommessung
Ohne Amperemeter fließt der Strom I:
I=
U0
R0 + R
Mit Amperemeter fließt infolge des Messgeräteinnenwiderstands ein kleinerer Strom Ii:
Ii =
U0
R0 + R + Ri
Daraus folgt der Zusammenhang zwischen dem Strom I und dem angezeigten Strom Ii:
I=
R0 + R + Ri
⋅ Ii
R0 + R
Der angezeigte Messwert Ii muss noch mit einem Korrekturfaktor multipliziert werden, um den
systematischen Fehler zu korrigieren.
Messtechnik
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4.3
Zufällige Fehler
Zufällige Fehler lassen sich mit Methoden der Statistik behandeln. Durch mehrfaches
Messen der gleichen Größe mit gleichen oder mit verschiedenen Verfahren erhält man
infolge der zufälligen Fehler unterschiedliche Messergebnisse. Die Auswertung dieser
Ergebnisse mit Hilfe der Statistik ermöglicht Schlüsse auf die Größe des wahren Wertes
und die Messunsicherheit.
4.3.1 Mittelwert
Wiederholt ein Beobachter die gleiche Messung mit denselben Mitteln unter gleichen
Bedingungen, so haben alle Einzelwerte gleiches statistisches Gewicht. Der Mittelwert X
berechnet sich dann aus den n Einzelwerten X1 bis Xn nach
X =
1 n
⋅∑ Xi
n i =1
Dieser Wert ist der optimale Wert in dem Sinne, dass die Summe aller Abweichungsquadrate von diesem optimalen Wert zu einem Minimum wird.
4.3.2 Standardabweichung
Man kennzeichnet die statistische Schwankung der Einzelwerte um den Mittelwert durch
die mittlere quadratische Abweichung, die sog. Standardabweichung
s=+
n
1
⋅∑
n − 1 i =1
(X i − X )
2
Die relative Standardabweichung sr = s / X ist der Quotiert aus der Standardabweichung
und dem Mittelwert.
4.3.3 Vertrauensbereich
Der Mittelwert wird häufig als das Messergebnis einer Messreihe angeben. Dieser Wert
entspricht nicht dem wahren Wert der Messgröße. Mit den Methoden der Statistik lassen
sich zwei Grenzwerte (Vertrauensgrenzen ν) angeben, innerhalb derer der wahre Wert
mit einer gewissen statistischen Sicherheit P zu erwarten ist. Der Vertrauensbereich liegt
zwischen
t
X - ν und X + ν
mit
ν=
⋅s
n
Der Vertrauensfaktor t als Funktion von P und der Anzahl der Messungen n ist nachfolgender Tabelle zu entnehmen. DIN 1319 empfiehlt, der Angabe des Vertrauensbereichs die statistische Sicherheit P = 95% zugrunde zu legen.
n
3
6
10
20
100
Messtechnik
t / √ n für P = 68,3%
0,76
0,45
0,34
0,23
0,10
t / √ n für P = 95%
2,5
1,05
0,72
0,47
0,20
B09
t / √ n für P = 99%
5,7
1,6
1,03
0,64
0,26
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Beispiel:
Bei wiederholten Messungen desselben Widerstandes werden folgende Werte abgelesen:
R1=783,9Ω; R2=784,3Ω; R3=785,2Ω; R4=784,8Ω; R5=784,1Ω; R6=785,2Ω
Bestimme den Vertrauensbereich ν für eine statistische Sicherheit von P = 95% und gebe
das Messergebnis an.
4.4
Fehlergrenzen
Fehlergrenzen sind die bei Nennbedingungen zulässigen äußersten Abweichungen des
Messwertes vom richtigen Wert. Hersteller von Messgeräten geben Garantiefehlergrenzen
an und garantieren damit, dass der Fehler des Gerätes innerhalb der Fehlergrenzen liegt.
Bei anzeigenden Messgeräten werden die Fehlergrenzen auf den Messbereichsendwert
bezogen und ergeben so die Klassenzahl, die in Prozent angegeben wird.
Geräteart
Feinmessgeräte
Betriebsmessgeräte
4.5
Klassenzahl
0,1
0,2
1,5
2,5
0,02
1
0,5
5
Fehlerfortpflanzung der Fehlergrenzen
Wird ein Messergebnis aus mehreren Messwerten gebildet, so gehen die einzelnen Fehler,
mit denen die Messwerte behaftet sind, in das Messergebnis ein. Oft sind nur die
maximal möglichen Fehler ohne Angabe des Vorzeichens durch die sog. Fehlergrenzen
der einzelnen Messwerte gegeben. In diesem Fall kann die Fehlerfortpflanzung mit Hilfe
des totalen Differentials abgeschätzt werden.
Sind n Messgrößen X1, X2, ..., Xn mit dem zu ermittelnden Ergebnis über die Funktion
Y = f(X1, X2, ..., Xn)
verknüpft, so kann mit Hilfe des totalen Differentials der maximale Fehler ∆Y bestimmt
werden.
 ∂Y

∂Y
∂Y
∆X 2 + ... +
∆X n 
∆Y = ± 
∆X 1 +
∂X 2
∂X n
 ∂X 1

Beispiel:
Berechnung der Scheinleistung S
S = U⋅I
S entspricht Y
U entspricht X1
I entspricht X2
 ∂S

∂S
∆S = ± 
⋅ ∆U +
⋅ ∆I 
∂I
 ∂U

∆S = ±[| I⋅∆U| + |U⋅∆ I|]
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Voltmeter:
Amperemeter:
Spannungsmessbereich:
Strommessbereich:
Spannungsmesswert:
Strommesswert:
Klasse 0,5
Klasse 1,0
UMB = 100V
IMB = 5A
UM = 80V
IM = 3A
Daraus ergibt sich:
0,5
⋅ 100V = 0,5V
100
1,0
∆I =
⋅ 5 A = 0,05 A
100
∆U =
∆S = ±[| 3A⋅0,5V| + |80V⋅0,05A|] = ± 5,5VA
∆S/S = ± 5,5VA / 240VA = ± 0,023 = ± 2,3%
Multiplikation
Y = X1 ⋅ X 2
 ∆X 1
∆X 2
∆Y
= ±
+
Y
X2
 X1




Es addieren sich die relativen Einzelfehler.
Division
Y=
X1
X2
 ∆X 1
∆X 2
∆Y
= ±
+
Y
X2
 X1




Es addieren sich die relativen Einzelfehler.
Addition
Y = X1 + X 2
∆Y
1

= ±
Y
 X 1 + X 2
 ∆X 1

∆X 2
⋅ 
⋅ X1 +
⋅ X 2 
X2
 X1

Der relative Fehler des größeren Summanden geht stärker in das Ergebnis ein.
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Subtraktion
Y = X1 − X 2
1
∆Y

= ±
Y
 X 1 − X 2
 ∆X 1

∆X 2
⋅ 
⋅ X1 +
⋅ X 2 
X2
 X1

Der relative Fehler des größeren Summanden geht stärker in das Ergebnis ein. Wenn die
Messwerte nahezu gleich sind, wird der Gesamtfehler sehr groß.
Da es in der Praxis unwahrscheinlich ist, dass alle Fehler der einzelnen Geräte an der
gleichen (positiven oder negativen) Fehlergrenze liegen, wird zusätzlich die sog.
wahrscheinliche Fehlergrenze XW definiert.
 ∂Y

= ± ∑ 
⋅ ∆X i 
i =1  ∂X i

n
XW
2
Bei dieser wahrscheinlichen Fehlergrenze wird aber nicht mehr garantiert, dass der Messwert innerhalb dieser Grenzen liegt. Eine Wahrscheinlichkeit für das Einhalten dieser
Grenzen kann nicht angegeben werden.
Aufgabe:
Es soll die Leistung an einem ohmschen Widerstand R gemessen werden Der Widerstand sei
genau bekannt und habe den Wert R = 1Ω. Der Spannungsabfall beträgt U = 12V und die
Spannung wurde mit einem Spannungsmesser der Klasse 1 im 30V-Bereich gemessen.
Bestimmen Sie die Leistung und die maximale Unsicherheit.
Messtechnik
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5
5.1
Messverfahren
Einfluss von Messgeräten auf den Messkreis
In Messschaltungen werden die Aufteilung von Strömen und Spannungen durch die
Messgeräte, z.B. den Spannungsabfall an Strommessgeräten oder den Strombedarf der
Spannungsmessgeräte, verändert. Die auftretenden Messfehler können korrigiert werden.
Stromrichtige Schaltung
Es wird gleichzeitig Spannung und Strom am bzw. im Widerstand gemessen, wobei das
Voltmeter einen falschen Messwert anzeigt. Der Spannungsmesswert Uv ist:
Uv = U + RA ⋅ I
Der Spannungsabfall am Innenwiderstand RA des Amperemeters wird mitgemessen!
Mit dem Innenwiderstand RA des Amperemeters kann der korrigierte Spannungswert am
Widerstand nach
U = Uv - RA ⋅ I
ermittelt werden.
Spannungsrichtige Schaltung
Die Spannung wird direkt am Widerstand R gemessen, aber der Strom Iv durch das
Voltmeter ist ein Fehlerstrom, der vom Amperemeter mitgemessen wird!
IA = I + IV
Mit dem Innenwiderstand Rv des Voltmeters ergibt sich der korrigierte Stromwert durch
den Widerstand R nach
I = IA - U/Rv
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Es stellt sich die Frage, wann Schaltung a) bzw. Schaltung b) verwendet wird.
Allgemein wird bei einem großen Widerstandswert R die stromrichtige Schaltung bei einem
kleinen Widerstandswerte R die spannungsrichtige Schaltung verwendet.
Es gilt:
R > RV ⋅ R A
stromrichtige Schaltung
R < RV ⋅ R A
spannungsrichtige Schaltung
Beispiel
Bei der spannungsrichtigen Schaltung wird die 2-Draht oder 4-Drahtschaltung verwendet.
Mit der 4-Drahtschaltung wird der Einfluss der Leitungswiderstände eliminiert und die
Spannung Ux direkt am Widerstand Rx gemessen. Dies ist besonders bei niederohmigen Rx
wichtig.
Rx sei ca. 80Ω
Strommesser:
Messbereichsendwert 1A
Spannungsmesser: Messbereichsendwert 40V
Beide Geräte haben die Klasse 0,5
•
Innenwiderstand RA = 2Ω
Innenwiderstand Rv = 5kΩ
Welche Messschaltung?
R < RV ⋅ R A = 10kΩ 2 = 100Ω
spannungsrichtige Schaltung
Angezeigte Messwerte mit spannungsrichtiger Schaltung: IA = 0,42A
•
UX = 35,5V
Berechnung des Widerstands Rxo ohne Korrektur:
RX 0 =
Messtechnik
U X 35,5V
=
= 84,52Ω
0,42 A
IA
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•
Korrektur des systematischen Fehlers infolge des Messgeräteinnenwiderstands Rv:
RX =
•
UX
35,5V
=
= 85,98Ω
I A − U X / RV 0,42 A − 35,5V / 5kΩ
Der absolute (systematische) Fehler ist
Fabs = 84,52Ω – 85,98Ω = -1,46Ω
•
Der relative (systematische) Fehler ist
Frel = Fabs / 85,98Ω = -0,0169 = -1,69%
•
Garantierte (relative) Fehlergrenzen:
RX ≈
UX
IA
 ∆U X
∆R X
∆I A
= ±
+
RX
IA
 UX
•



 = ± 0,2V + 0,005 A  = ±0,0175 = ±1,75%
 35,5V

0,42 A 


Garantierte (absolute) Fehlergrenzen:
∆Rx = ±0,0175 · 85,98Ω = ± 1,50Ω
Messtechnik
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6
Kenngrößen und Mittelwerte periodischer Signale
6.1
Kenngrößen
Für elektrische Vorgänge unterscheidet man die in der Abb.6.1.1 dargestellten Stromarten
(gilt auch für Spannungen).
i
i
I
i
i
i
t
a)
i
i~
t
b)
I
t
c)
t
d)
Abb.6.1.1: Stromarten
a) Gleichstrom I
b) Sinusförmiger Wechselstrom i mit Scheitelwert î
c) Nicht sinusförmiger, periodischer Wechselstrom i
d) Mischstrom i = I + i~
Beim Wechselstrom i nach der Abb.6.1.2 ändern sich Größe und Richtung periodisch mit der
Zeit t, d.h. nach Ablauf der Periodendauer T wiederholt sich der Verlauf von i.
i
T
t1
t1+T
t
i(t1)
i(t1+T)
T
Abb.6.1.2: Zeitlicher Verlauf einer periodischen Wechselgröße i
Mit der ganzen Zahl n gilt für eine periodische Wechselgröße:
f(t) = f(t + nT)
Der lineare Mittelwert einer reinen Wechselgröße ist während einer Periode Null.
Wechselstrom lässt sich leicht transformieren, d.h. bei der Energieverteilung den jeweiligen
Erfordernissen, z.B. hohe Spannung bei der Übertragung und kleine Spannung bei der
Anwendung, anpassen. Da er in Mehrphasensystemen die Erregung von Drehfeldern und somit
den einfachsten Motor- und Generatorausbau bei größten Leistungen ermöglicht, werden über
90% der elektrischen Energie als Wechselstrom erzeugt und verteilt.
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Erzeugung einer Wechselspannung
In der Energietechnik werden Wechselspannungen in den Generatoren der Kraftwerke erzeugt.
Außerdem werden Wechselrichter verwendet, die Gleichstrom in Wechselstrom umformen. Die
Erzeugung von Wechselspannungen in den Generatoren wird grundsätzlich durch das
Induktionsgesetz beschrieben. Durch Bewegung elektrischer Leiter im Magnetfeld, i.a. Rotation,
wird mechanische Energie in elektrische umgeformt. Rotiert eine Leiterschleife oder eine Spule
mit N Windungen (ergibt eine höhere Spannung) mit der Winkelgeschwindigkeit ω (=dα/dt) im
magnetischen Feld B, so ändert sich der mit der Spule verkettete Fluss
r r
$ ⋅ sin ωt
Φ ( t ) = B ⋅ A = B ⋅ A ⋅ sin α ( t ) = B ⋅ A ⋅ sin ωt = Φ
zeitlich nach Betrag und Richtung.
Entsprechend ist auch die in der rotierenden Spule induzierte Quellenspannung
u0 = N ⋅
dΦ( t )
= ω ⋅ N ⋅ B ⋅ A ⋅ cos ωt = u$0 ⋅ cos ωt
dt
nicht konstant, sondern eine Wechselspannung. Für ihren Scheitelwert gilt:
$
u$0 = ω ⋅ N ⋅ B ⋅ A = ω ⋅ N ⋅ Φ
Bei Wechselstromgeneratoren wird die erzeugte Spannung unmittelbar entnommen. Auch bei
Gleichstrommaschinen wird bei der Drehung des Ankers in der Spule zunächst eine
Wechselspannung erzeugt; mit Hilfe des Kommutators (Stromwender) wird die Wechselspannung in eine "Gleichspannung" umgerichtet.
Die Verläufe für den Fluss Φ(t) und die Spannung u0 sind in der Abb.6.1.3 dargestellt. Bei
sinusförmigem Flussverlauf erhält man einen cosinusförmigen Spannungsverlauf.
Der Fluss Φ(t) und die Spannung u0 zeigen zu verschiedenen Zeiten t ihre Scheitelwerte und
Nulldurchgänge. Man sagt, diese beiden Größen haben eine unterschiedliche Phasenlage; sie
sind gegeneinander phasenverschoben. Für die Wechselspannung gilt:
u0 = u$0 ⋅ cos(ωt ) = u$0 ⋅ sin( ωt + π2 )
Allgemein wird eine sinusförmige Wechselgröße folgendermaßen angegeben:
x = x$ ⋅ sin( ωt + ϕ )
Φ(t)
u0
π/2
π
3π/2
2π
ωt
Abb.6.1.3: Erzeugung einer Wechselspannung
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Diese Funktion besitzt zum Zeitpunkt t = 0 den Wert x ( t = 0) = x$ ⋅ sin ϕ und geht um den
Nullphasenwinkel ϕ früher als die Sinusfunktion sin(ωt) durch Null. Es ist dabei auf das
Vorzeichen des Winkels zu achten. In der Abb.6.1.4 ist z.B. der Nullphasenwinkel der Spannung
ϕu = 60° und der des Flusses ϕΦ = -30°. Der Phasenwinkel ist eine gerichtete Größe, die positive
und negative Werte annehmen kann und daher mit einem Zählpfeil gekennzeichnet werden
muss. Er wird positiv angegeben, wenn seine Pfeilspitze in die positive Winkel-Zählrichtung
weist, d.h. man muss den Zählpfeil vom positiven Nulldurchgang aus zur Ordinatenachse
richten.
Φ(t)
T
u0
ωt
ϕu
ϕΦ
ϕuΦ =ϕu -ϕΦ
ϕΦu=ϕΦ -ϕu
Abb.6.1.4: Nullphasenwinkel und Phasenverschiebung
Die Phasenverschiebung zwischen zwei Sinusfunktionen f1(t) und f2(t) mit den Phasenwinkeln
ϕ1 und ϕ2 wird ebenfalls mit einem Zählpfeil gekennzeichnet. Dabei muss stets angegeben
werden, welche der beiden Größen als Bezugsgröße gelten soll.
In der Abbildung gilt: Die Spannung u0 eilt gegenüber dem Fluss Φ(t) um den Phasenwinkel
ϕuΦ = ϕu - ϕΦ = 60° - (-30°) = 90° = π/2 vor (Richtungspfeil ϕuΦ weist von u0 nach Φ(t)); u0 geht
um π/2 früher durch Null als Φ(t).
Eine Sinusschwingung wiederholt sich nach Ablauf des Winkels 2π = 360° = ωT.
Mit der Kreisfrequenz (Winkelgeschwindigkeit) ω gilt für die Periodendauer: T = 2π / ω
Der Kehrwert der Periodendauer heißt Frequenz f: f = 1 / T
Einheit: [f] = 1 / s = Hz = Hertz
Wichtige Frequenzen bzw. Frequenzbereiche sind z.B. 50/3 Hz = 16 2/3 Hz für Fernbahnen,
50Hz für elektrische Energieversorgungsnetze (60Hz in USA), ferner 0,3kHz bis 3,4kHz pro
Sprachkanal in der Fernsprechtechnik, 16Hz bis 20kHz in der Elektroakustik, 100kHz bis
10GHz in der Nachrichtentechnik.
Die Kreisfrequenz ω = 2π f = 2π / T unterscheidet sich nur durch den Faktor 2π von der
Frequenz f und besitzt die Einheit [ω] = 1 / s (nicht Hz!).
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Beispiel:
ˆ ⋅ sin(ωt − π ) .
In einer Spule mit N = 30 ändert sich der Fluss nach der Funktion Φ(t ) = Φ
2
$
Es gilt: Φ = 0, 7Vs und f = 50 Hz.
Es sind die Periodendauer T und die Zeitfunktion u0 der induzierten Quellenspannung zu
bestimmen.
T = 1 / f = 1 / 50 Hz = 0,02 s = 20 ms
Mit der Kreisfrequenz ω = 2π f = 314 s −1 erhält man:
u0 = N ⋅
dΦ (t )
ˆ ⋅ ω ⋅ cos(ωt − π ) = 6,6kV ⋅ sin(314 s −1 ⋅ t )
= N ⋅Φ
2
dt
Beispiel:
Eine Spule (z.B. Rahmenantenne) hat die Fläche A = 900cm2 und die Windungszahl N=50. Sie
wird von einer elektromagnetischen Welle mit dem Scheitelwert der magnetischen Feldstärke
H$ = 0,1µA / cm und der Frequenz f = 5 MHz senkrecht und homogen durchsetzt.
Wie groß ist der Scheitelwert u$0 der in dieser Antenne induzierten Spannung?
Mit der Permeabilität der Luft µ 0 = 1, 256 ⋅ 10 −8 H / cm ergibt sich der Scheitelwert der Induktion:
B$ = µ 0 ⋅ H$ = 12, 56 ⋅ 10−12 T
Die Feldgrößen von elektromagnetischen Wellen sind verglichen mit den entsprechenden
Größen elektrischer Maschinen extrem klein!
Der Scheitelwert des Flusses ergibt sich nach:
$ = B$ ⋅ A = 1, 13 ⋅ 10 −12 Vs
Φ
Daher wird mit der Kreisfrequenz ω = 2 π ⋅ f = 31, 4 ⋅ 106 s −1 der Scheitelwert der induzierten
Spannung:
$ = 1, 77mV
u$0 = N ⋅ ω ⋅ Φ
Diese Spannung kann in Empfängern der Nachrichtentechnik nach entsprechender Verstärkung
ausgenutzt werden. Bei UKW-Antennen tritt nur eine Spannung von wenigen µV auf.
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Da eine Wechselgröße ihren Zeitwert fortlaufend zwischen Null und positivem bzw. negativem
Scheitelwert ändert, und die Angabe der Zeitfunktion i.a. kompliziert ist, möchte man die
Zeitfunktion durch einen einzigen kennzeichnenden Wert beschreiben.
Man könnte z.B. den Scheitelwert der Spannung benutzen, der die größte elektrische Feldstärke
und somit elektrische Beanspruchung bestimmt. Der Scheitelwert des Stromes bestimmt
ebenfalls die mechanische Beanspruchung, da die magnetischen Kräfte auf stromdurchflossene
Leiter linear (Leiter im Magnetfeld) oder quadratisch (Kraft zwischen zwei Leitern) vom Strom
abhängt.
Bei nichtsinusförmigen Verläufen sagt der Scheitelwert nichts über den Verlauf der Funktion
aus. Da der Verlauf aber allein maßgebend ist für die summarischen Wirkungen, z.B. der
Energie (Erwärmung), werden Kenngrößen definiert, die die mittleren Wirkungen unabhängig
von der Kurvenform wiedergeben.
Man unterscheidet allg. für zeitabhängige periodische (auch nichtsinusförmige) Wechselgrößen
folgende Kenngrößen (gelten entsprechend für Spannungen).
6.2
Linearer Mittelwert (Arithmetischer Mittelwert)
T
1
i = ⋅ ∫ i ⋅ dt
T 0
Bei einem reinen Wechselstrom, z.B. i = iˆ ⋅ sin(ωt ) , ergibt die Integration über eine Periode T
den Wert Null, da die Flächen der positiven und negativen Halbschwingung gleich groß sind.
Der lineare Mittelwert ist für Gleich- und Mischgrößen von Null verschieden.
Beispiel:
T
1 ˆ
iˆ
i = ⋅ ∫ i ⋅ sin(ωt ) ⋅ dt =
T 0
T
6.3
t =T
iˆ
 1

⋅ − ⋅ cos(ωt ) = −
⋅ [cos(ωT ) − cos(0)] = 0
T ⋅ω
 ω
 t =0
Gleichrichtwert (Gleichrichtmittelwert)
T
i =
1
⋅ i ⋅ dt
T ∫0
Einen einseitig gerichteten Ladungstransport erhält man, wenn der Wechselstrom z.B. mit
Dioden (Ventilen) gleichgerichtet wird. Weisen z.B. bei einem sinusförmigen Strom beide
Halbschwingungen dieselbe Stromrichtung auf (Zweiweg-Gleichrichtung), so wird der
Mittelwert über den Betrag des Stromes |i| Gleichrichtwert genannt.
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Beispiel: Gleichrichter-Brückenschaltung
In Gleichrichter-Schaltungen ist die Ladungsmenge Q vom Gleichrichtwert des Stromes
abhängig.
Aufgabe:
Bestimmen Sie für einen sinusförmigen Wechselstrom das Verhältnis von Gleichricht- zu
Scheitelwert.
i 2
Ergebnis:
= ≈ 0,637
iˆ π
Beispiel:
Ein Wechselstrom mit dem Scheitelwert î = 10A fließt durch die Gleichrichter-Brückenschaltung. Welche Ladungsmenge Q wird während der Zeit t = 2h befördert?
Es gilt:
i = 0,637 ⋅ iˆ = 6,37 A
Q = i ⋅ t = 6,37 A ⋅ 2h = 12,74 Ah
6.4
Effektivwert (Quadratischer Mittelwert)
T
1
I=
⋅ ∫ i 2 ⋅ dt
T 0
Für die meisten Wirkungen des elektrischen Stroms ist die zu dem Verbraucher übertragene
elektrische Energie W = U·I·t und daher die Leistung P = U·I = I·R·I maßgebend. Somit ist die
Wärmewirkung dem Quadrat des Stroms proportional. Der Effektivwert eines Wechselstroms
verursacht die gleiche Wärmewirkung in einem ohmschen Verbraucher wie ein Gleichstrom
gleichen Betrags.
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Abb.6.4.1: Effektivwert
Aufgabe:
Berechnen Sie den Effektivwert eines sinusförmigen Stroms.
Ergebnis:
I=
iˆ
2
≈ 0,707 ⋅ iˆ
Das Ergebnis gilt allg. für sinusförmige Wechselgrößen.
6.5
Scheitelfaktor
FS =
iˆ
I
Als Scheitelfaktor bezeichnet man das Verhältnis von Scheitelwert zu Effektivwert.
Für sinusförmige Größen gilt:
FS = 2 ≈ 1,414
6.6
Formfaktor
FF =
I
i
Als Formfaktor bezeichnet man das Verhältnis von Effektivwert zu Gleichrichtwert. Er wird u.a.
zur Beurteilung der Kurvenform bei nichtsinusförmigen Wechselgrößen herangezogen.
Für sinusförmige Größen gilt:
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FF =
π
2⋅ 2
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≈ 1,11
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7
Analoge Messgeräte
Diese Geräte werden hier nur kurz behandelt. In der Praxis werden diese Geräte nur noch selten
eingesetzt.
Beschriftung von Messwerken
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7.1
Drehspulinstrument
Drehspule (eine Windung)
W = Windungszahl
Das elektrische Moment ist im homogenen Magnetfeld (B ist konstant über den gesamten
Winkelbereich) unabhängig vom Ausschlagwinkel.
Kraft :
F = I·W·l·B
Drehmoment:
MI = 2·F·d/2 = I·W·A·B
mit A= Spulenfläche
Damit das Moment MI nicht wie beim Gleichstrommotor zu einer dauernden Drehung der Spule
führt, wird diese durch eine Feder festgehalten. Das von der Feder ausgeübte Moment nimmt mit
dem Ausschlagwinkel α zu.
Es gilt für das Direktionsmoment der Feder MD = α·D, wobei D die Drehfederkonstante ist.
Der Zeiger stellt sich im stationären Fall so ein, dass MI = MD gilt.
Der Dauerausschlag wird daher α = I·W·A·B/D
Die Stromempfindlichkeit S ist daher S = α/I = W·A·B/D
7.1.1
Messbereichserweiterung mit Neben- und Vorwiderstand
Mit dem Messwerk können nur Ströme und Spannungen in einem engen Bereich gemessen
werden (z.B. 100µA bzw. 50mV). Durch Vor- und Nebenwiderstände lassen sich die Messbereiche erweitern.
Nebenwiderstand
Soll ein Strommesser mit dem Messbereich-Endwert IM und dem inneren Widerstand RM zur
Messung des größeren Stromes I = n⋅IM verwendet werden, so schaltet man einen Nebenwiderstand RN parallel, der den Teilstrom IN = I - IM aufnimmt.
Es gilt:
RN / RM = IM / IN
Hiermit und mit IN = I - IM = n ⋅ IM - IM = IM ⋅ (n-1) wird der notwendige Nebenwiderstand:
RN = (IM / IN) ⋅ RM = (IM ⋅ RM) / (IM ⋅ (n-1)) = RM / (n-1)
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Bei der Ablesung ergibt sich der insgesamt fließende Strom I dann durch Multiplikation der
abgelesenen Stromstärke IM mit dem Faktor n.
I
IN
RN
I
URN
IM
A
RM
Strommesser mit Nebenwiderstand
Aufgabe:
Ein Strommesser mit dem Messbereich IM = 10mA und dem inneren Widerstand RM = 10Ω soll
für die Messung von Strömen bis I = 3A verwendet werden. Wie groß muss der Nebenwiderstand sein?
Vorwiderstand
Ähnlich wird der Messbereich-Endwert UM eines Spannungsmessers mit dem inneren Widerstand RM zur Messung der höheren Spannung U = n ⋅ UM durch einen Vorwiderstand RV vergrößert, der die Teilspannung UV = U - UM aufnimmt.
Es gilt:
RV / RM = UV / UM
I
RV
UV UM
RM
U
V
Spannungsmesser mit Vorwiderstand
Hiermit und mit der Spannung UV = U - UM = n ⋅ UM - UM = UM ⋅ (n-1) wird der notwendige
Vorwiderstand:
RV = [(UM ⋅ (n-1)) / UM] ⋅ RM = (n-1) ⋅ RM
Mit diesem Vorwiderstand ergibt die Ablesung nach Multiplikation mit n die anliegende
Spannung.
Aufgabe:
Mit einem Spannungsmesser mit dem Messbereich UM = 3V und dem inneren Widerstand
RM = 1000Ω sollen Spannungen bis U = 150V gemessen werden. Welcher Vorwiderstand RV ist
erforderlich?
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7.2
Dreheisenmessinstrument
Man erkennt die Spule, die vom Messstrom
durchflossen wird. Im Zentrum der Spule
befinden sich zwei Weicheisenplättchen. Eines
davon ist am Spulenkörper befestigt, das andere
an der Zeigerwelle. Der Messstrom erzeugt ein
Magnetfeld welches beide Eisenplättchen
gleichsinnig magnetisiert. Dadurch wird das
drehbar angeordnete Plättchen abgestoßen - der
Zeiger bewegt sich.
Aufbau und Wirkungsweise
Die Kraft Fa der sich abstoßenden Eisenplättchen ist proportional dem Quadrat der magnetischen
Flussdichte B
Fa ~ B 2
Damit wird das Ablenkmoment bei einem Radius r zu
Ma ~ r· B 2
Da der magnetische Kreis zum größten Teil aus Luft besteht, sind Flussdichte und Strom durch
das Messwerk zueinander proportional B ~ ii. Wie beim Drehspulinstrument ist das von der Rückstellfeder ausgeübte Moment proportional dem Ausschlagwinkel α, so dass gilt
α ~ ii2
Ist die Frequenz des Messstromes hoch genug (f > 15Hz), so bildet die Massenträgheit des
beweglichen Organs den Mittelwert und es verbleibt das Effektivwertquadrat des Stromes
T
α~
1
2
⋅ ∫ ii ⋅ dt =
T 0
I
2
i
Durch entsprechende Formgebung der Bleche wird
erreicht.
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α ~ Ii
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Der Effektivwert des Stromes wird auch bei nicht sinusförmigem Stromverlauf angezeigt, sofern
die Oberschwingungen des Messstromes den Frequenzbereich des Instruments nicht überschreiten
(zulässig z.B. 1 kHz)
7.2.1
Spannungsbereichserweiterung
Sind Spannungen zu messen, so muss die Impedanz der Feldspule ZS = RS + jωL beachtet
werden, da sich bei Messbereichserweiterungen mit Widerständen ein komplexer Spannungsteiler ergibt. Die Erweiterung kann mit einem RC-Glied vorgenommen werden. Es wird dabei
versucht, den Spannungsteiler frequenzunabhängig zu machen.
Der eingekreiste Teil stellt die Spule des Messwerks dar.
Es gilt für den komplexen Widerstand an den Eingangsklemmen:
Z = RS + jωL + R C = RS + jωL +
R
1 + jωRC
Die Aufteilung in Real- und Imaginärteil ergibt:
Z = RS +
R
1 + (ωRC )
2

R 2C
+ jω  L −
2
1 + (ωRC )





Durch konstruktive Maßnahmen kann erreicht werden, dass (ωRC ) << 1 wird.
2
Das vorgeschaltete RC-Glied ist so zu bemessen, dass L = R2·C ist. Damit verschwindet der
Imaginärteil und der Realteil ist unabhängig von der Frequenz.
Z ist nicht mehr komplex und wird
Z = Rs + R
Der Nachteil dieses Messgerätes ist sein hoher Eigenverbrauch, der zwischen 0,1 und 1 W liegen
kann (zum Vergleich Drehspulinstrument: 10-5 W).
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8
Leistungsmessung
Bezüglich der Definition der Leistungskenngrößen wird auf die DIN 40110 verwiesen.
Schwerpunktmäßig werden die Benennungen bei sinusförmiger Spannung und nichtsinusförmigem Strom behandelt.
8.1
8.1.1
Theoretische Grundlagen der Leistungsmessung
Zusammenfassung wichtiger Kenngrößen
Augenblicksleistung:
p(t) = u(t) ⋅ i(t)
Wirkleistung:
P=
1
⋅
T
t +T
∫ p(t ) ⋅ dt
t
Scheinleistung:
S=U⋅I
Blindleistung:
Q = S 2 − P2
Leistungsfaktor:
λ=
8.1.2
P
S
Sinusförmige Verläufe von Spannung und Strom
Es gelte:
u (t ) = uˆ ⋅ sin(ω ⋅ t )
Wirkleistung:
P=
Mit
P=
und
T
T
1
uˆ ⋅ iˆ
⋅ ∫ u (t ) ⋅ i (t ) ⋅ dt =
⋅ ∫ sin(ω ⋅ t ) ⋅ sin(ω ⋅ t + ϕ ) ⋅ dt
T 0
T 0
sin(α)⋅sin(β) = 0,5⋅[cos(α-β) - cos(α+β)]
S=U⋅I
Blindleistung:
Q = S 2 − P2 =
Leistungsfaktor:
Messtechnik
λ=
ergibt sich:
T
uˆ ⋅ iˆ
uˆ ⋅ iˆ
⋅ ∫ cos(ϕ ) − cos(2 ⋅ ω ⋅ t + ϕ ) ⋅ dt =
⋅ cos(ϕ ) = U ⋅ I ⋅ cos(ϕ )
2 ⋅T 0
2
Scheinleistung:
Mit
i (t ) = iˆ ⋅ sin(ω ⋅ t + ϕ )
(U ⋅ I )2 − (U ⋅ I )2 ⋅ cos 2 (ϕ ) = U ⋅ I ⋅ sin(ϕ )
sin 2 ( x) + cos 2 ( x) = 1
P
= cos(ϕ )
S
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8.1.3
Sinusförmiger Spannung- und nichtsinusförmige Stromverlauf
Es wird vorausgesetzt, dass der Strom periodisch (gleiche Periodendauer wie die Spannung) ist
und daher nach einer Fourier-Reihenentwicklung durch eine Summe von Sinusschwingungen
dargestellt werden kann. Dieser Fall ist für die Praxis wesentlich, da häufig von näherungsweise
sinusförmiger Netzspannung ausgegangen werden kann. Die Ströme sind üblicherweise nichtsinusförmig und periodisch.
u (t ) = uˆ ⋅ sin(ω ⋅ t )
Es gelte:
∞
i (t ) = I 0 + ∑ iˆn ⋅ sin(n ⋅ ω ⋅ t + ϕ n )
und
n =1
Um die Leistungen ausrechnen zu können, muss zunächst die Orthogonalitätsbeziehung behandelt werden.
Es gilt für m, n ∈ N:

= 0 für m ≠ n
sin(
m
⋅
⋅
t
)
⋅
sin(
n
⋅
⋅
t
+
)
⋅
dt
ω
ω
ϕ

n
∫0
≠ 0 für m = n

T
Unter Beachtung der Orthogonalitätsbeziehung ergibt sich nach der Definitionsgleichung für die
Wirkleistung:
T
[
]
1
P = ⋅ ∫ u ⋅ sin(ω ⋅ t ) ⋅ I 0 + iˆ1 ⋅ sin(1 ⋅ ω ⋅ t + ϕ1 ) + iˆ2 ⋅ sin(2 ⋅ ω ⋅ t + ϕ 2 ) + ... ⋅ dt = U ⋅ I 1 ⋅ cos(ϕ1 )
T 0
Die Scheinleistung ergibt sich zu:
∞
S = U ⋅ I = U ⋅ I 02 + ∑ I n2
n =1
Die Blindleistung Q = S 2 − P 2 ist eine reine Rechengröße. Sie wird üblicherweise von digitalen Leistungsmessgeräten errechnet. Analog arbeitende Leistungsmesser zeigen aufgrund ihrer
Bauart nur die Grundschwingungsblindleistung Q1 an:
Q1 = U ⋅ I1 ⋅ sin(ϕ1)
Zwischen Blindleistung und Grundschwingungsblindleistung besteht folgender Zusammenhang:
(
)
Q = S 2 − P 2 = U 2 ⋅ I 02 + I 12 + I 22 + I 32 + ... − U 2 ⋅ I 12 ⋅ cos 2 (ϕ1 )
(
)
(
)
Q = U 2 ⋅ I 12 1 − cos 2 (ϕ1 ) + U 2 ⋅ I 02 + I 22 + I 32 + ... = Q12 + D 2
D wird als Verzerrungs(blind)leistung bezeichnet und durch die Oberschwingungen (und evtl.
dem Gleichanteil) des Stromes erzeugt. Sie ist nicht von den Phasenlagen der Stromoberschwingungen abhängig.
Messtechnik
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Für den Leistungsfaktor ergibt sich:
λ=
P U ⋅ I 1 ⋅ cos(ϕ1 ) I 1
=
= ⋅ cos(ϕ1 )
S
U ⋅I
I
Aufgabe 2.1:
Der Widerstand R der Schaltung beträgt 20Ω und die sinusförmige Spannung u(t) hat einen
Effektivwert von 100V.
a) Bestimmen Sie den Strom i(t) durch den Widerstand R sowie sämtliche Leistungen bei
geschlossenem Schalter S.
b) Bestimmen Sie den Strom I durch den Widerstand R sowie die Leistungen (P, S, Q, D)
des Transformators bei geöffnetem Schalter S (ideale Dioden).
Aufgabe 2.2:
Eine Glühlampe (Nennleistung P=100W) wird über einen Dimmer betrieben. Die Netzspannung
UN(t) (U=230V) kann als sinusförmig vorausgesetzt werden. Der Dimmer ist als verlustfreier
Schalter zu betrachten, mit dem die Spannung UG(t) an der Glühlampe über den Anschnittwinkel
ϑ gesteuert werden kann.
a) Berechnen Sie den Effektivwert Iϑ des Stromes i(t) als Funktion des Anschnittwinkels ϑ
b) Für den Fall ϑ = 90° (=π/2) ist der Effektivwert I90 des Stromes zu berechnen
c) Ermitteln Sie Schein-, Wirk- und Blindleistung der Quelle (Netz) für ϑ = 90°
Aufgabe 2.3:
Zeigen Sie, dass bei sinusförmiger Spannung und bei nichtsinusförmigem Strom (ohne
Gleichanteil) die Blindleistung mit folgender Gleichung ausgedrückt werden kann:
Q=
Messtechnik
(U ⋅ I1 ⋅ sin(ϕ1 ) )2 + U 2 ⋅ (I12 + I 22 + I 32 + ...) = (U ⋅ I1 ⋅ sin(ϕ1 ) )2 + D 2
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8.1.4
Nichtsinusförmige Verläufe von Spannung und Strom
In diesem Fall lassen sich die Größen nach einer Fourier-Reihenentwicklung durch
u (t ) = U 0 + uˆ1 ⋅ sin(1 ⋅ ω ⋅ t + ϕ1u ) + uˆ 2 ⋅ sin(2 ⋅ ω ⋅ t + ϕ 2u ) + uˆ 3 ⋅ sin(3 ⋅ ω ⋅ t + ϕ 3u ) + ...
i (t ) = I 0 + iˆ1 ⋅ sin(1 ⋅ ω ⋅ t + ϕ1i ) + iˆ2 ⋅ sin( 2 ⋅ ω ⋅ t + ϕ 2i ) + iˆ3 ⋅ sin(3 ⋅ ω ⋅ t + ϕ 3i ) + ...
ausdrücken und die Wirkleistung errechnet sich unter Beachtung der Orthogonalitätsbeziehung
zu
P = U 0 ⋅ I 0 + U 1 ⋅ I 1 ⋅ cos(ϕ1u − ϕ1i ) + U 2 ⋅ I 2 ⋅ cos(ϕ 2u − ϕ 2i ) + U 3 ⋅ I 3 ⋅ cos(ϕ 3u − ϕ 3i ) + ...
Allgemein ergibt sich der Teilleistungsterm Pn, der durch die n-te Oberschwingung aus Strom
und Spannung gebildet wird, zu
Pn = U n ⋅ I n ⋅ cos(ϕ n )
8.2
8.2.1
Messgeräte
Elektrodynamisches Messinstrument
Beim elektrodynamischen Messwerk ist - verglichen mit dem Drehspulmesswerk - der Dauermagnet durch einen Elektromagneten ersetzt.
bewegliche Spule,
durchflossen von i2,
W2 Windungen, Fläche A
Die von dem Strom i1 durchflossene feststehende Spule (mit W1 Windungen) erzeugt im
Luftspalt mit der Breite a die magnetische Induktion B1(t):
B1 (t ) =
Messtechnik
µ 0 ⋅ W1
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a
⋅ i1
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Wird die bewegliche Spule von dem Strom i2 durchflossen, so entsteht ein elektrisches Moment
Mel(t):
µ ⋅ W ⋅ A ⋅ W2
M el (t ) = B1 ⋅ A ⋅ W2 ⋅ i 2 = 0 1
⋅ i1 ⋅ i2
a
Für das Direktionsmoment mit der Federkonstante D und dem Ausschlagwinkel α gilt:
MD(t) = D ⋅ α(t)
Der Zeiger stellt sich so ein, dass Mel = MD gilt.
Für den Ausschlagwinkel folgt:
α (t ) =
µ 0 ⋅ A ⋅ W1 ⋅ W2
a⋅D
⋅ i1 ⋅ i2
Wird die Drehspule durch einen vor geschalteten Widerstand Rv zum Spannungspfad, so gilt für
den Strom i2 bei einem Spulenwiderstand Ri:
i2 = u2 / (Rv + Ri)
Der Ausschlagwinkel ist somit direkt proportional zur Augenblicksleistung:
α (t ) =
µ 0 ⋅ A ⋅ W1 ⋅ W2
a ⋅ D ⋅ ( Rv + Ri )
⋅ i1 ⋅ u 2 = K ⋅ p(t )
Es sei ωo die Eigenfrequenz des Messwerks, dann können zwei Fälle unterschieden werden:
2⋅ω < ωo:
Die Augenblicksleistung p(t) wird angezeigt
2⋅ω > ωo: Durch die Massenträgheit des beweglichen Organs erfolgt eine Mittelwertbildung
und die Anzeige der Wirkleistung P nach
T
α =
Messtechnik
K
⋅ p(t ) ⋅ dt = K ⋅ P
T ∫0
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8.2.2
Time Division Multiplikator (TDM)
TDM ist ein elektronisches Leistungsmessverfahren.
Blockschaltbild TDM
Rv = Verbraucherwiderstand
Komp. = Komparator
Inv. = Inverter
Ri = Strommesswiderstand
Gs = Sägezahngenerator
TP = Mittelwertbildner
Die Funktionsweise lässt sich anhand des folgenden Bildes veranschaulichen. Es werden eine
Gleichspannung U, ein Gleichstrom I und ein ohmscher Verbraucher Rv angenommen.
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Die Sägezahnspannung Us mit der Periodendauer T wird mit der zum Strom I proportionalen
Spannung Ui verglichen. Daraus ergeben sich die Zeiten T1 bzw. T2 = (T – T1). Der Mittelwert
der Spannung UM ist dann der Wirkleistung proportional.
Es gilt:
Ui
T1 − T2
=
T
U S max
Der Mittelwertbildner ergibt:
UM
t1
t2
 1
1 
= ⋅  ∫ U V ⋅ dt + ∫ − U V ⋅ dt  = ⋅ [U V ⋅ T1 − U V ⋅ T2 ]
T t 0
t1
 T
UM =
Ui
Ri
T1 − T2
⋅UV =
⋅UV =
⋅ PV = K ⋅ PV
T
U S max
U S max
Bei Wechselgrößen u(t) und i(t) muss die Frequenz f = 1/T wesentlich größer sein als die
höchsten Frequenzanteile der Eingangssignale, die richtig erfasst werden sollen, damit die
Änderung der Änderung der Eingangssignale während einer Periode T vernachlässigbar klein
bleibt. Zur Messung der Leistung bei der Netzfrequenz fN = 50 Hz wird beispielsweise mit f =
1/T = 5kHz ... 10kHz gearbeitet.
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9
9.1
Digitalmultimeter (DMM)
Auflösung
Digitalmultimeter (DMM) werden heute für Spannungs-, Strom- und Widerstandsmessungen mit
Auflösungen bis zu 8 ½ Stellen angeboten. Hierbei werden folgende Begriffe verwendet:
Auflösung = Messbereich /Anzeigeumfang
Hätte beispielsweise ein DMM einen Spannungsbereich von ±10V und 2000 unterscheidbare
Stufen (Anzeigeumfang = 2000), so wäre die Auflösung (d.h. die Bedeutung der letzten Stelle)
20V / 2000 = 10mV.
Jede Stelle, die nicht von 0 bis 9 variieren kann, wird üblicherweise als "halbe" Stelle bezeichnet.
Beispiele für DMMs
Anzeigeumfang
1 999
6 000
240 000
190 000 000
9.2
Stellenzahl
3½
3½
5½
8½
Fehlerangaben
Verschiedene Angaben sind gebräuchlich:
Fehlergrenze = ± (Y% vom Endwert + N·Digits)
Fehlergrenze = ± (X% vom Messwert + N·Digits)
Fehlergrenze = ± (X% vom Messwert + Y% vom Endwert + N·Digits)
Beispiel:
Ein DMM hat eine Fehlergrenze im Spannungsmessbereich von ± (0,1% vom Messwert +
6·Digits). Der Anzeigeumfang ist 5000. Es wird die Spannung 4V im 5V-Bereich und im 50VBereich gemessen. Bestimmen Sie die jeweiligen Messfehler.
Lösung:
Die Auflösung beträgt im 5V-Bereich 5V/5000 = 1mV (= 1·Digit = Bedeutung der kleinsten
Stelle) und im 50V-Bereich 50V/5000 = 10mV.
Damit ergeben sich die Fehlergrenzen zu
FG = ±(0,1 ⋅ 4V / 100 + 6 ⋅ 1 mV) = ±10 mV
FG = ±(0,1 ⋅ 4V / 100 + 6 ⋅ 10 mV) = ±64 mV
Man erkennt, dass die Angabe der Digits ihre Entsprechung bei der Klassenangabe bei analog
anzeigenden Messgeräten hat. Auch bei DMMs muss der Bereich möglichst gut ausgenutzt
werden, damit die Messunsicherheit möglichst klein bleibt.
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9.3
Aufbau und Funktionsweise
Blockschaltbild
Verstärker/Teiler
Meistens haben die DMMs im Spannungsmessbereich einen konstanten Eingangswiderstand von
10MΩ. Die Abbildung zeigt den Eingangsspannungsteiler eines DMMs. Der Eingangsstrom in
den Verstärker kann vernachlässigt werden.
Effektivwertformer
Die Bildung des Effektivwertes erfolgt entsprechend der Definitionsgleichung für den
Effektivwert
T
U=
Messtechnik
1
⋅ ∫ u 2 (t ) ⋅ dt
T 0
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Beispiel:
Gegeben sei die nachfolgende Schaltung zur Bestimmung des Effektivwertes. Leiten Sie den
Zusammenhang zwischen Ua und ue(t) her.
9.4
Messschaltungen
DMMs enthalten zur Widerstandsmessung eine Konstantstromquelle. Es wird bei bekanntem
Strom der Spannungsabfall über dem Prüfobjekt ermittelt und daraus der Widerstandswert
ermittelt.
Zweidrahtmessung
RL seien die unvermeidlichen Zuleitungswiderstände. Der Konstantstrom IG fließt sowohl durch
das Prüfobjekt Rx als auch durch die Zuleitungswiderstände RL. Die Messspannung UM wird um
den Spannungsabfall an den Zuleitungswiderständen zu groß gemessen.
Es gilt
UM = IG (Rx + 2 RL)
Der Widerstand wird um 2 RL zu groß gemessen.
Sind relativ kleine Widerstände (mΩ-Bereich) zu messen, so ist die Vierdrahtmethode vorzuziehen. Nicht alle DMMs verfügen über diese Möglichkeit.
Vierdrahtmessung
Der Konstantstrom IG fließt weiterhin durch Rx und 2 RL. Es ist UM = URx, da die „äußeren“
Spannungsanschlussleitungen stromlos sind und daher an ihnen keine Spannungen abfallen
können. Es gilt
UM = IG Rx
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10 Universalzähler
Universalzähler zur Frequenz- und Zeitmessung benötigen einen sehr genauen Referenzoszillator, dessen Frequenz zum Vergleich herangezogen wird. Diese Schaltungseinheit wird als
Zeitbasis bezeichnet. Sie bestimmt im Wesentlichen die Messunsicherheit.
Der Frequenzzähler zählt die Anzahl Nx der Perioden der unbekannten Frequenz fx während
einer durch die Zeitbasis festgelegten Zeitspanne To:
fx = Nx / To = Nx⋅fo
Wird die Zeit To zu 1s, 1ms oder 1µs gewählt, dann gibt Nx die Frequenz in Hz, kHz oder MHz
an.
Der Zeitintervallzähler zählt die Anzahl Nx der Perioden der Zeitbasisfrequenz fo während der
unbekannten Zeitspanne ∆tx:
∆tx = Nx⋅To = Nx / fo
Wählt man für die Zeit To Werte wie 1s, 1ms oder 1µs, dann gibt Nx das Zeitintervall entsprechend in s, ms oder µs an.
Universalzähler gestatten in der Regel:
Frequenzmessung
Frequenzverhältnismessung
Periodendauermessung
Zeitintervall- und Impulsbreitenmessung
10.1 Frequenzmessung
Blockschaltbild eines Frequenzzählers
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Die Abbildung zeigt das Blockschaltbild eines Frequenzzählers. Das Frequenzsignal gelangt
(nach Verstärkung oder Abschwächung) an einen Pulsformer, der aus dem Eingangssignal eine
Pulsfolge bildet. Die Triggerschwelle des Pulsformers ist einstellbar. Dies ermöglicht den
Triggerfehler infolge von Störspannungen zu reduzieren. Die Öffnungszeit der Torschaltung
wird durch die Zeitbasis festgelegt. Vor dem Öffnen des Tores (Schalter schließen) wird der
Zähler zurückgesetzt. Nach dem Schließen des Tores (Schalter öffnen) wird der Zählerstand in
den Speicher übernommen und angezeigt. Damit wechselt die Anzeige nur, wenn sich nach
einem Messzyklus ein veränderter Zählerstand ergibt. Die Frequenzzählung wiederholt sich
periodisch. Die Messbereichsanpassung lässt sich durch Wahl der Zeitbasisfrequenz fa
vornehmen. Die Zeitbasisfrequenz fa wird durch Frequenzteilung aus der quarzstabilisierten
Generatorfrequenz fr abgeleitet.
Die Bestimmungsgleichung für die Frequenzmessung lautet demnach:
fx = N / Ta = N ⋅ fa
Der relative Fehler der Frequenzmessung ergibt sich aus den Fehlern der Zeitbasisfrequenz fa
und dem Zählwert N. Nach den Regeln der Fehlerfortpflanzung bei der Multiplikation ergibt sich
der relative Fehler zu:
 ∆f
∆f X
∆N 
= ± a +
fX
N 
 fa
Der absolute Zählfehler ∆N kann maximal ±1 betragen. Daraus resultiert der relative Fehler:
 ∆f
∆f X
1 
= ± a +
fX
N 
 fa
Der relative Fehler des quarzstabilisierten Oszillators kann klein gehalten werden (< 1ppm), der
relative Zählfehler sinkt mit steigender Zahl N, d.h. mit steigender Frequenz fx.
10.2 Frequenzverhältnismessung
Diese Messung lässt sich mit wenigen Änderungen zu der Frequenzmessung realisieren. Statt der
Zeitbasisfrequenz fa wird eine externe Vergleichsfrequenz fv eingespeist. Die Messung erfolgt
ansonsten wie bei der Frequenzzählung. Es gilt:
fx / fv = N
10.3 Periodendauermessung
Um die Periodendauer Tx eines Signals zu erfassen, müssen im Vergleich zur Frequenzmessung
lediglich die Rollen des Zeitbasissignals fz und des Eingangssignals fx vertauscht werden, d.h.
die Torzeit Tx wird vom unbekannten Signal fx mit der Periodendauer Tx bestimmt, während
der Zähler die N Perioden der Zeitbasis fz registriert.
Es gilt:
Tx = N⋅Tz = N / fz
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Blockschaltbild zur Periodendauermessung
Der relative Messfehler errechnet sich prinzipiell wie bei der Frequenzmessung:
 ∆TZ
∆T X
1 
= ±
+
TX
N 
 TZ
Der Zeitbasisfehler kann klein gehalten werden (< 1ppm), der relative Zählfehler sinkt mit
steigendem N, d.h. mit steigender Periodendauer.
10.4 Zeitintervall- und Impulsbreitenmessung
Die Torzeit, während der die Impulse der Zeitbasis gezählt werden, wird durch die steigende und
fallende Flanke des Eingangssignals bestimmt. Mit der Periodendauer Tz der Zeitbasis ergibt
sich aus dem Zählerstand N des Zählers die Impulsbreite:
∆tx = N ⋅ Tz = N / fz
In gleicher Weise lassen sich Zeitintervalle messen. Hierbei öffnet ein Startimpuls das Tor und
ein Stoppimpuls schließt es wieder. Die Zeit dazwischen wird als Impulszahl N angezeigt.
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Blockschaltbild der Impulsbreitenmessung
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11 Oszilloskop
11.1 Analogoszilloskop
Das Oszilloskop ist ein universelles „Spannungsmessgerät“ zur Analyse dynamischer Signale.
Alle Oszilloskope sind in Aufbau und Bedienung vergleichbar.
Einsatzmöglichkeiten des Oszilloskops:
•
•
•
•
Gleichspannungsmessung
Wechselspannungsmessung, Zeit-, Phasenmessung,
Darstellung von Einzelsignalen
X-Y Darstellungen (Lissajous)
11.2 Aufbau und Funktion des Oszilloskops
Das Oszilloskop ist ein „Spannungsmessgerät“. Mit seiner Hilfe können Gleichspannungen und
zeitabhängige Spannungssignale graphisch dargestellt und ausgewertet werden. Im Einzelnen
bietet das Oszilloskop folgende Möglichkeiten:
•
•
•
•
•
bildliche Darstellung von Signalformen
Spannungsmessung
Zeitmessung
Frequenzmessung
Phasenmessung
Die Darstellung und Auswertung der zu messenden Signale erfolgt auf einem Bildschirm von
10x8 Skalenteilen. Üblich ist die Darstellung des zeitlichen Spannungsverlaufes u(t), d. h. die
Spannung u(t) wird vertikal (y - Achse) und die Zeit t horizontal (x - Achse) dargestellt.
Das Standardoszilloskop kann zwei Signale u1(t) und u2(t) gleichzeitig abbilden. Dies erlaubt den
direkten Vergleich zweier Signale bezüglich ihrer Signalform, Amplitude und Phasenlage.
Selten kommt die Möglichkeit zum Einsatz, zwei Signale voneinander abhängig darzustellen. In
diesem Fall, dem sog. XY-Betrieb ist u1 = f(u2).
Die zu messende Signalform wird bildlich dargestellt. Störungsursachen, wie z.B. Überlagerungen von Störfrequenzen oder anderen Unregelmäßigkeiten des Signals, sind auf dem Bildschirm
für das Auge des Betrachters unmittelbar erkennbar.
Der Bildschirm des Analogoszilloskops besteht aus einer Mattscheibe, deren beschichtete
Rückseite durch einen Elektronenstrahl zum Leuchten angeregt wird. Der Elektronenstrahl wird
in der Braunschen Röhre erzeugt und durch zwei Paare von Ablenkplatten in X- und YRichtung ausgelenkt.
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16
17
S
A
Y
X
W
10
Eingang
34
23
Eingang
4
Verstärker 2
27
30
Verstärker 1
24
Vereinfachtes Prinzipschema
des Analogoszilloskops
An eine Kathode, dem sog. Wehnelt-Zylinder (W), wird eine Gleichspannung von ca. 2000 V
angelegt. Die Anode (A) und die Beschichtung des Leuchtschirmes (S) liegen auf Erdpotential.
Es kommt zur Elektronenemission vom Wehnelt-Zylinder über die gelochte Anode zum Schirm.
Beim Auftreffen des Elektronenstrahles auf die Beschichtung des Schirmes setzt sich die
kinetische Energie der Elektronen in Licht und Wärme um, auf dem Schirm erscheint ein
Lichtfleck. Die Intensität des Strahls und damit des Leuchtflecks ist von der Spannung am
Wehnelt-Zylinder abhängig. Sie kann vom Bediener variiert werden [16]. Zur besseren
Fokussierung des Strahles und damit zur Erzeugung eines möglichst scharfen Leuchtfleckes
dient die elektrostatische Linse. Auch deren Spannung kann vom Bediener variiert werden, um
eine scharfe Abbildung zu erhalten [17].
Vertikale Ablenkung (Y-Achse) des Elektronenstrahls
Das zu messende Signal wird an eine Eingangsbuchse [23 oder 34] angeschlossen und über den
zugehörigen Verstärker [24 oder 30] an die Y-Ablenkplatten angelegt. Im Bereich der Platten
entsteht dadurch ein elektrostatisches Feld, das den Strahl vertikal auslenkt. Ohne weitere
Maßnahmen würde eine darzustellende Wechselspannung als Punkt sichtbar, der sich auf und ab
bewegt. Bei einer Frequenz über 30 Hz würde man eine senkrechte Linie sehen.
Um den zeitlichen Verlauf der Spannung sehen zu können, muss der Elektronenstrahl zusätzlich
(zeitabhängig) in x-Richtung bewegt werden. Dazu wird eine geeignete im Gerät erzeugte
Sägezahnspannung [10] an die X-Ablenkplatten gelegt, die den Elektronenstrahl periodisch vom
linken zum rechten Bildrand führt.
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Horizontale Ablenkung (X-Achse) des Elektronenstrahls
Sägezahngenerator
Üblicherweise soll eine Spannung als Funktion der Zeit dargestellt werden, d.h. der Leuchtfleck
wird gleichförmig in x- Richtung abgelenkt. Diese Anforderung wird erfüllt, indem eine sägezahnförmige Spannung an die X-Ablenkplatten angelegt wird.
Bei der Spannung -ÛS zu Beginn der Rampe befindet sich der Leuchtfleck am linken Rand des
Bildschirms. Mit steigender Spannung bewegt er sich zum rechten Bildschirmrand, den er
erreicht, wenn die Spannung des Sägezahnes gleich +ÛS ist. Mit dem folgenden sehr schnellen
Spannungsabfall erreicht der Leuchtfleck wieder den Ausgangsort. Damit der zurückschnellende
Lichtfleck die Darstellung nicht stört, wird der Elektronenstrahl während der Rücklaufzeit
deaktiviert.
Der Sägezahn allein liefert aber noch keine befriedigende Abbildung: Wenn die Frequenz der
Sägezahnspannung nicht auf die Frequenz des Eingangssignals abgestimmt ist, wird bei jedem
Durchlauf der Rampe ein anderer Abschnitt der Funktion dargestellt.
Darstellung einer periodischen Funktion
bei Betrieb des Sägezahngenerators
ohne Triggerung
Es ist also zu fordern, dass die Sägezahn-Funktion stets in demselben Punkt der darzustellenden
Funktion beginnt. Nur dann werden die gleichen Abschnitte aufeinander abgebildet und es
entsteht ein stehendes Bild des Eingangssignals. Um dies zu erreichen, wird der Sägezahngenerator durch den sog. Trigger gestartet.
Triggerung
Der Trigger hat die Aufgabe, den Durchlauf des Sägezahngenerators in dem Augenblick zu
starten, in dem das Messsignal einen definierten Wert hat. Die erforderlichen Kriterien werden
vom Benutzer eingestellt:
1. ein bestimmter Wert der Spannung des Messsignals (Triggerlevel)
2. die steigende oder fallenden Flanke des Messsignals
Erfüllt die Spannung am Eingang des Oszilloskops beide Kriterien, dann startet der Trigger den
Sägezahngenerator. Dies geschieht für den Bediener unsichtbar mittels eines Rechteckimpulses.
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UE
Messsignal: Das darzustellende Signal wird über
die Eingangsbuchse [23 oder 34] angeschlossen.
Der gewünschte Triggerlevel UTr und die gewünschte Flanke (hier: steigende Flanke) werden
eingestellt. Der hinterlegte Bereich der Kurve soll
dargestellt werden.
UTr
UT
Triggerausgang: Der Trigger erkennt die Werte
des Eingangssignals, die die eingestellten Kriterien
(hier: Triggerlevel Utr und Flanke steigend) erfüllen
und gibt jeweils einen Rechteckimpuls an den
Sägezahngenerator weiter.
Sägezahngenerator: Der Sägezahn wird durch den
Rechteckimpuls des Triggers ausgelöst. Er startet
am Fußpunkt der Rampe, d. h. die Darstellung beginnt am linken Bildschirmrand.
US
Sägezahnspannung: hohe Ablenkgeschwindigkeit (steile Rampe)
US
Sägezahnspannung: geringe Ablenkgeschwindigkeit (flache Rampe)
Darstellung eines Signals bei verschiedenen
Ablenkgeschwindigkeiten.
Liegt kein Signal am Oszilloskop an oder findet der Trigger nicht die gesuchten Parameter zum
Start des Sägezahngenerators, dann bleibt der Bildschirm dunkel. (Beispiel: Es wird eine Gleichspannung von 1 V angelegt. Der eingestellte Triggerlevel ist 1,5 V. Da das Eingangssignal niemals den Triggerlevel erreicht, wird der Sägezahngenerator nicht gestartet.)
Um dennoch eine Darstellung zu erhalten, gibt es eine Automatikfunktion des Triggers: In der
Betriebsart „Auto“ wird der Triggerlevel automatisch eingestellt und der Sägezahngenerator
gestartet, wenn der Trigger kein verwertbares Signal erkennt.
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Ankopplung des Messsignals
Spannungen bestehen oft aus Gleich- und Wechselkomponenten. Das Oszilloskop bietet die
Möglichkeit, einen evtl. störenden Gleichanteil aus der Darstellung herauszufiltern. Die
Ankopplungsarten (Signal, Signal ohne Gleichanteil, kein Signal) kann durch Einstellung eines
Schalters gewählt werden.
Kopplungsschalter
AC
Messsignal
DC
Eingangsbuchse
GND
DC
GND
AC
Ein Messsignal wird an den Eingang des Oszilloskops angelegt. Je nach Stellung des Ankopplungsschalters auf Position GND, DC, AC erhält man die entsprechende Abbildung auf dem
Schirm.
Die Betriebsart GND legt den Eingang des Oszilloskop auf Masse. Das Eingangssignal ist vom
Gerät abgekoppelt. Auf diese Weise kann die Position der Nulllinie festgestellt werden.
In der Betriebsart DC wird das Signal direkt an den Y-Verstärker angelegt. Es werden Gleichund Wechselspannungsanteile der Eingangsspannung auf dem Bildschirm dargestellt.
In der Betriebsart AC wird das Signal mit einem Hochpass gefiltert. Es werden nur die Wechselspannungsanteile der Eingangsspannung sichtbar. Gleichspannungsanteile werden unterdrückt.
Dies kann notwendig sein, wenn einer hohen Gleichspannung ein geringer Wechselanteil überlagert ist. Soll nur der Wechselanteil untersucht werden, würde bereits eine geringe Verstärkung
dazu führen, dass das Signal nicht mehr auf den Bildschirm passt. Durch die Betriebsart AC wird
der (uninteressante) Gleichspannungsanteil unterdrückt und es bleiben die Wechselanteile übrig.
Diese oszillieren jetzt um die Nulllinie und können entsprechend verstärkt werden.
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Verstärkung des Messsignals
Die Größe der Abbildung auf dem Bildschirm wird durch die Einstellung der Verstärkung [24
und 30] bestimmt. Diese wird vom Benutzer in Stufen eingestellt. Die Einheit der Verstärkerskala ist Volt/DIV. DIV ist die Abkürzung von Division = Teilung, die die Einteilung des
Bildschirmes durch Rasterlinien meint.
In seltenen Fällen kann eine stufenlose Verstärkung erforderlich sein (Vergleich von Signalformen). Für diese Anwendung kann ein stufenloses Potentiometer entriegelt werden.
Die Verstärkung ist nicht mehr kalibriert!
Zweikanaldarstellung
Das Standard-Oszilloskop kann zwei Signale gleichzeitig darstellen. Aus diesem Grund gibt es
zwei Eingangsbuchsen [23] und [34] und zwei Y-Verstärker [25] und [30]. Es handelt sich also
um ein Zweikanaloszilloskop. Allerdings gibt es nur einen Elektronenstrahl und nur ein
Ablenkplattenpaar für die Y-Darstellung. Um trotzdem zwei Signale abbilden zu können, wird
der Elektronenstrahl abwechselnd von beiden Kanälen benutzt. Dafür sind zwei Betriebsarten
vorgesehen:
Alternate-Betrieb: Die Umschaltung erfolgt immer nach einem vollständigen Durchlauf des
Sägezahngenerators. D.h. mit jedem Durchlauf der Rampe des Sägezahngenerators wird
nacheinander Kanal 1 und beim folgenden Durchlauf Kanal 2 abgebildet.
Bei sehr niedrigen Ablenkgeschwindigkeiten führt diese Betriebsart zu einem sehr unruhigen
Bild, da für das menschliche Auge erkennbar wird, dass die Funktionen abwechselnd erscheinen
(Abbildungsfrequenz < 25 Hz).
Chop-Betrieb: (chop: engl.: zerhacken) Die Darstellung wird sehr schnell zwischen den beiden
Kanälen hin und her geschaltet, um bei niedrigen Frequenzen des Eingangssignals ein
flackerfreies Bild zu erhalten.
Bei sehr hohen Frequenzen führt die Umschaltung zu sichtbaren Störungen der Bildqualität.
X-Y Darstellung
Neben der Zeitsignaldarstellung kann mit dem Standard-Oszilloskop auch eine X-Y Wiedergabe
realisiert werden. Zu diesem Zweck wird die Funktion XY-Ablenkung am Oszilloskop aktiviert.
Der Sägezahngenerator ist ausgeschaltet und Kanal 2 des Oszilloskops wird an die XAblenkplatten angelegt. Werden keine Messsignale an die Eingangsbuchsen angelegt, ist nur ein
Leuchtfleck zu sehen. Werden an die beiden Eingangskanäle Messsignale gelegt und stehen die
Frequenzen zweier harmonischer Schwingungen in einem ganzzahligen Verhältnis zueinander,
dann entstehen sog. Lissajous-Figuren. Sie dienen der Frequenz und Phasenanalyse.
Darstellung einer Lissajous-Figur
(horizontal : U1 = sin(ωt), vertikal : U2 = sin(3 ωt))
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Speicherfunktion
Oszilloskope besitzen oft eine digitale Speicherfunktion. Mit der Store-Taste wird der Speicher
eingeschaltet. Die Speicherfunktion verwendet einen Analog-Digital-Umsetzer. Im digitalen
Betrieb wird das Eingangssignal in wählbaren Zeitabständen abgetastet. Dabei wird dem
Messsignal ein diskreter Wert zugeordnet (Wertquantisierung).
11.3 Tastkopf
Beim Anschluss von Messsignalen an Oszilloskope werden meist passive Tastköpfe benutzt. Die
Eingangskapazität des Oszilloskops hat eine, für hohe Signalfrequenzen nicht zu vernachlässigende, Eingangskapazität, die die Eingangsimpedanz verringert. Tastköpfe, mit denen auch
der Eingangsspannungsbereich erweitert wird, werden als frequenzkompensierter Spannungsteiler realisiert, um eine frequenzunabhängige Spannungsteilung zu gewährleisten.
Oszilloskop mit Tastkopf (10:1 Teiler)
Für das Übertragungsverhältnis der komplexen Eingangsspannung U1 und der am Oszilloskop
anliegenden Spannung U2 ergibt sich folgender Ausdruck
1 + jω R S C S
U1
RP
= 1+
⋅
U2
1 + jωRP C comp
RS
Hierbei soll in CS sowohl die Eingangskapazität des Oszilloskops als auch die Kapazität der
Zuleitung enthalten sein. Für den Fall der Gleichheit der beiden Zeitkonstanten
RS·CS = RP·Ccomp
ist der Spannungsteiler frequenzunabhängig und es gilt
U1
R
= 1+ P
U2
RS
Nachstehendes Bild zeigt einen 10:1 Tastkopf, bei dem die Einstellung des Kondensators Ccomp
durch Drehung erfolgen kann.
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Tastkopf
Die Einstellung (Abgleich) erfolgt mit Hilfe eines im Oszilloskop eingebauten Rechteckgenerators. Der Tastkopf wird verstellt, bis ein optimales Übertragungsverhalten für das
Rechtecksignal erreicht wird. Da das periodische Rechtecksignal aus sehr vielen Sinusschwingungen besteht, ist bei einem „guten“ Rechteckübertragungsverhalten von Frequenzunabhängigkeit der Spannungsteilung auszugehen.
Lissajous - Figuren
Messung erfolgt in XY – Darstellung
x - Auslenkung
x(t ) = u1 (t ) = uˆ1 ⋅ sin(ωt )
y - Auslenkung
y (t ) = u 2 (t ) = uˆ 2 ⋅ sin(ωt + ϕ )
Für t = 0 oder für ω t = n π (n = 0, 1, 2, ...) ist x(t) = 0, d.h. diese Punkte liegen auf der y-Achse.
y t =0 = uˆ 2 sin(ϕ )
Messtechnik
u n d d am i t ergi b t s i ch d er W i n k el
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 y t =0 


ˆ
u
 2 
ϕ = arcsin
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12 Messbrücken
12.1 Abgleichverfahren
Man unterscheidet Gleichstrommessbrücken zur Widerstandsmessung und Wechselstrommessbrücken zur Impedanz-, Frequenz- und Klirrfaktormessung.
12.1.1 Gleichstrommessbrücken
Wheatstone-Schaltung
Der Abgleich ist gegeben, wenn das Nullinstrument die Spannung „Null“ anzeigt.
Dann gilt: U2 = U4
Mit
U2
R2
=
U
R1 + R2
R2
R4
=
R1 + R2 R3 + R4
und
U4
R4
=
U
R3 + R4
bzw.
R2 ⋅ R3 + R2 ⋅ R4 = R1 ⋅ R4 + R2 ⋅ R4
folgt:
R1 R3
=
R2 R4
Somit ergibt sich die Abgleichbedingung:
Ist ein Widerstand in der Brücke unbekannt (z.B. R1), so kann dieser aus R1 = R2 ⋅
R3
berechnet
R4
werden.
Messtechnik
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- 53/91 -
Beispiel:
Schleifdrahtbrücke
Es handelt sich bei dem Schleifdraht um einen homogenen Draht der Länge l = a + b.
Der unbekannte Widerstand sei Rx.
Schleifdrahtbrücke
Die Abgleichbedingung lautet:
R
RX
a
= a =
R2
Rb b
bzw.
R X = R2 ⋅
a
l−a
Aufgabe:
a) Bestimme den maximalen Fehler ±∆Rx und den relativen Fehler ±∆Rx / Rx, falls bei der
Schleifdrahtbrücke nur die Länge a einen Fehler aufweist.
b) Für welchen Wert von a ist der relative Fehler am kleinsten, falls l=100cm und ±∆a=1cm
ist?
Messtechnik
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- 54/91 -
12.1.2 Wechselstrommessbrücken
Bei Wechselstrommessbrücken ist eine Speisung mit einer Wechselspannung erforderlich.
Üblicherweise wird eine sinusförmige Spannung mit einer Frequenz von 1 kHz benutzt.
Wechselstrommessbrücke
Die Brücke ist abgeglichen, wenn das Nullinstrument die Spannung „ Null“ anzeigt. Dann gilt
Z1 Z 3
=
Z2 Z4
Z1 ⋅ Z 4 = Z 2 ⋅ Z 3
Diese Gleichung lässt sich durch Real- und Imaginärteil oder durch Betrag und Phase darstellen.
Real- und Imaginärteil:
(R1 + jX1) · (R4 + jX4) = (R2 + jX2) · (R3 + jX3)
Gleichheit ist dann gegeben, wenn sowohl Realteil wie auch Imaginärteil gleich sind:
R1 · R4 – X1 · X4 = R2 · R3 – X2 · X3
X1 · R4 + R1 · X4 = X2 · R3 + R2 · X3
Betrag und Phase:
Z 1 ⋅ Z 4 ⋅ e j (ϕ1+ϕ 4 ) = Z 2 ⋅ Z 3 ⋅ e j (ϕ 2+ϕ 3)
Gleichheit ist dann gegeben, wenn sowohl Betrag wie auch Phase gleich sind:
Z1 ·Z4 = Z2 ·Z3
ϕ1 + ϕ4 = ϕ2 + ϕ3
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- 55/91 -
Kapazitätsmessbrücke nach Wien
Gemessen werden R2 und C2.
R2 und C2 stellen einen verlustbehafteten Kondensator dar.
Kapazitätsmessbrücke nach Wien
Im Abgleichfall gilt:
R1 ⋅
Mit
Z1 =
Z2 · R3 = Z1 · R4
1
j ⋅ ω ⋅ C1
1
R1 +
j ⋅ ω ⋅ C1
1
j ⋅ ω ⋅ C2
Z2 =
1
R2 +
j ⋅ ω ⋅ C2
R2 ⋅
und
folgt:
1
1
R4 ⋅ R1 ⋅
j ⋅ ω ⋅ C2
j ⋅ ω ⋅ C1
=
1
1
R2 +
R1 +
j ⋅ ω ⋅ C2
j ⋅ ω ⋅ C1
R3 ⋅ R2 ⋅
R3 ⋅ R2
C2

 R4 ⋅ R1
1
 =
⋅  R1 +
⋅
ω
⋅
j
C
C1

1 

1
⋅  R2 +
j ⋅ ω ⋅ C2

C 2 = C1 ⋅
R3
R4
Aus dem Vergleich der Imaginärteile folgt: R2 = R1 ⋅
R4
R3
Aus dem Vergleich der Realteile folgt:



Der Abgleich kann durch Änderung von C1 und R1 erfolgen.
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Induktivitätsmessbrücke nach Maxwell
Verlustbehaftete Induktivitäten, z.B. Z2, lassen sich mit der abgebildeten Brücke messen.
Induktivitätsmessbrücke nach Maxwell
Im Abgleichfall gilt:
(R2 + j ωL2) R3 = (R1 + j ωL1) R4
Realteilvergleich:
R2 · R3 = R1 · R4
R2 = R1 · R4 / R3
Imaginärteilvergleich:
L2 · R3 = L1 · R4
L2 = L1 · R4 / R3
Ein Problem bei dieser Brücke ist die Beschaffenheit der Referenzinduktivität L1. Der
Verlustwinkel dieser Referenzinduktivität muss kleiner sein als der Verlustwinkel der zu
messenden Induktivität Z2, damit die Brücke abgleichbar ist. Eine Verbesserung stellt die
Induktivitätsmessbrücke nach Maxwell-Wien dar. Hier ist anstelle einer Normalinduktivität eine Normalkapazität erforderlich, die einfacher herstellbar und präziser ist.
Induktivitätsmessbrücke nach Maxwell-Wien
Induktivitätsmessbrücke nach Maxwell-Wien
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1
j ⋅ ω ⋅ C3
= R1 ⋅ R4
Im Abgleichfall gilt: (R2 + j ⋅ ω ⋅ L2 ) ⋅
1
R3 +
j ⋅ ω ⋅ C3
R3 ⋅
bzw. nach einer Umformung:
L2 ⋅ R3
R ⋅R
R ⋅R
+ 2 3 = R1 ⋅ R3 ⋅ R4 + 1 4
C3
j ⋅ ω ⋅ C3
j ⋅ ω ⋅ C3
Realteilvergleich:
L2 = C3 ·R1 ·R4
Imaginärteilvergleich:
R2 = R1 ·R4 / R3
Aufgabe:
Gegeben sei eine Wien-Robinson Brücke zur Frequenzmessung
Die Brücke ist so dimensioniert, dass gilt:
R1 = 2·R2
R3 = R4 = R
C3 = C4 = C
Leiten Sie unter Benutzung der Abgleichbedingung die Gleichung für die Frequenz her.
Wien-Robinson Brücke
Messtechnik
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12.2 Ausschlagverfahren
Die Abbildung zeigt eine Wheatstonsche Messbrücke. Die Brücke soll mit der Spannung UB
gespeist werden. Dann bilden die Widerstände R1, R2 bzw. R3, R4 jeweils nicht belastete
Spannungsteiler.
Für die Messspannung UM ergibt sich:
 R1
R3
U M = U 1 − U 3 = U B ⋅ 
−
 R1 + R2 R3 + R4



Sind die Widerstände gleich, so ist die Brücke abgeglichen und es gilt UM = 0V. Dies gilt auch
für den Fall R1/R2 = R3/R4.
Ändert sich der Widerstand R1 um ∆R1, so ergibt sich eine Änderung der Messspannung nach:
 R1 + ∆R1
R3
∆U M = U B ⋅ 
−
 R1 + ∆R1 + R2 R3 + R4



Mit der Annahme R1/R2 = 1 und R3/R4 = 1 folgt:
 R + ∆R1
1
∆U M = U B ⋅  1
−  = U B
 2 ⋅ R1 + ∆R1 2 
 2 ⋅ R1 + 2 ⋅ ∆R1 − 2 ⋅ R1 − ∆R1 

⋅ 
4 ⋅ R1 + 2 ⋅ ∆R1


Wegen 4 R1 >> 2 ∆R1 ergibt sich:
 ∆R1 

∆U M ≈ U B ⋅ 
 4 ⋅ R1 
Wheatstonsche Messbrücke
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13 Sensorprinzipien
13.1 Temperaturmessung
Im Bereich der physikalischen Messtechnik sind Temperaturen die am häufigsten zu messenden
Größen. Insbesondere in der Prozess- und Verfahrenstechnik stellt die Temperaturmessung das
"messtechnische Rückrad" dar. Hier sollen die beiden wichtigsten Temperatursensoren
Widerstandsthermometer und Thermoelement vorgestellt werden.
13.1.1 Widerstandsthermometer
Beim Widerstandsthermometer wird ausgenutzt, dass der elektrische Widerstand R mit
steigender Temperatur TM zunimmt (positiver Temperaturkoeffizient, PTC). Der Zusammenhang
zwischen der Temperatur und dem Widerstand kann durch ein Polynom höherer Ordnung
[
]
R(TM ) = R0 ⋅ 1 + A ⋅ (TM − T0 ) + B ⋅ (TM − T0 ) 2 + C ⋅ (TM − T0 ) 3 + ...
beschrieben werden. Ro ist der Nennwiderstand, der für eine bestimmte Temperatur To gültig
ist. TM ist die Temperatur des Widerstands und A, B, C... sind materialabhängige Konstanten.
Die Terme höherer Ordnung werden je nach Genauigkeit der Messung berücksichtigt.
Als Widerstandsmaterial hat sich in der industriellen Messtechnik Platin durchgesetzt. Zu seinen
Vorteilen zählen die hohe chemische Beständigkeit, leichte Drahtherstellung und gute
Reproduzierbarkeit. Die Eigenschaften sind in der europäischen Norm DIN EN 60 751
vollständig festgelegt, so dass für Platinmesswiderstände eine universelle Austauschbarkeit
besteht. Beispielsweise gilt beim Pt100 Ro=100Ω bei To=0°C und der Messbereich erstreckt
sich von -200°C bis 850°C. Bei der Festlegung der Grundwertreihe unterscheidet man zwei
Temperaturbereiche, -200°C bis 0°C und 0°C bis 850°C.
Für den Temperaturbereich von -200°C bis 0°C gilt ein Polynom dritten Grades:
[
2
R(TM ) = R0 ⋅ 1 + A ⋅ TM + B ⋅ TM + C ⋅ (TM − 100°C ) ⋅ TM
3
]
Für den Temperaturbereich von 0°C bis 850°C gilt ein Polynom zweiten Grades:
[
R(TM ) = R0 ⋅ 1 + A ⋅ TM + B ⋅ TM
Für die Koeffizienten gilt:
2
]
A = 3,9083 ⋅ 10 −3 ⋅ °C −1
B = −5,775 ⋅ 10 −7 ⋅ °C −2 .
C = −4,183 ⋅ 10 −12 ⋅ °C −4
Der PT100 ist der am häufigsten eingesetzte Nennwiderstand. Nach der Norm werden auch
Nennwiderstände mit 500Ω und 1000Ω angeboten, die eine höhere Empfindlichkeit E
aufweisen.
Es gilt:
PT100:
E ≈ 0,4Ω / K
PT500:
E ≈ 2,0Ω / K
PT1000:
E ≈ 4,0Ω / K
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Die Gleichungen geben die Abhängigkeit des Widerstands von der Temperatur an und nicht die
Ermittlung der Temperatur aus dem gemessenen Widerstand. Für den Temperaturbereich von
0°C bis 850°C lässt sich eine geschlossene Gleichung für die Berechnung der Temperatur
angeben:
TM =
− A ⋅ R0 +
( A ⋅ R0 )2 − 4 ⋅ B ⋅ R0 ⋅ (R0 − RM )
2 ⋅ B ⋅ R0
Für den Temperaturbereich von -200°C bis 0°C lässt sich keine geschlossene Gleichung für die
Berechnung der Temperatur angeben. Es muss ein numerisches Näherungsverfahren angewendet
werden, z.B. das Newtonsche Näherungsverfahren. Beginnend mit einem beliebigen Startwert
To werden die Iterationswerte nach der folgenden Gleichung berechnet:
Ti +1 = Ti −
(
)
R(Ti ) − RM
R0 ⋅ 1 + A ⋅ Ti + B ⋅ Ti 2 + C ⋅ (Ti − 100°C ) ⋅ Ti 3 − RM
=
T
−
i
2
R ' (Ti )
R0 ⋅ A + 2 ⋅ B ⋅ Ti + C ⋅ 3 ⋅ Ti ⋅ (Ti − 100°C ) + Ti 3
(
(
))
Die Temperatur für diesen Bereich lässt sich auch aus der Grundwerttabelle ermitteln; nicht
enthaltene Zwischenwerte müssen durch lineare Interpolation berechnet werden. Mit zwei
benachbarten Temperatur-/Widerstandspaaren (T1/R1 und T2/R2) ober- bzw. unterhalb des
gesuchten Wertes gilt:
T −T
TM = T1 + 2 1 ⋅ (RM − R1 )
R2 − R1
Für die Bestimmung des Widerstandswertes RM wird ein Konstantstrom I vorgegeben und der
Spannungsabfall U am Widerstand ausgewertet. Um eine Erwärmung des Sensors zu vermeiden,
muss ein möglichst kleiner Messstrom (üblicherweise I ≤ 1mA) gewählt werden.
Folgende Schaltungen sind gebräuchlich.
Bei der Zweileitertechnik Abb.5.1.1 speist die Stromquelle den Widerstand und die Spannung U
setzt sich aus dem Spannungsabfall am Widerstand und den temperaturabhängigen
Zuleitungswiderständen der Anschlusskabel zusammen. Dadurch entsteht ein systematischer
Messfehler durch den Spannungsabfall an den Zuleitungen.
U = I·(RPT100 + 2·RL)
Abb.5.1.1: Zweileitertechnik
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Eine bessere Methode stellt die Dreileitertechnik Abb.5.1.2 dar. Durch Messung der Spannungen
U1 und U2 lässt sich der Einfluss der Zuleitungswiderstände eliminieren. Voraussetzung hierfür
ist, dass sowohl Hin- als auch Rückleiter gleichlang und von gleichem Material sind und dass sie
denselben Temperaturen ausgesetzt sind.
U1 = UPT100 + URL
U2 = UPT100 + URL/2
UM = 2·U2 – U1 = UPT100
Abb.5.1.2: Dreileitertechnik
Die optimale Messmethode ist die Vierleitertechnik Abb.5.1.3. Unter der Voraussetzung, dass
die Spannung U stromlos gemessen werden kann, ist sowohl die Spannung am Messwiderstand
als auch der Strom durch den Messwiderstand bekannt und damit der Widerstand bestimmbar.
U = I·RPT100
Abb.5.1.3: Vierleitertechnik
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Die wichtige Kenngröße „Empfindlichkeit E“ ist die Widerstandsänderung ∆R bezogen auf die
zugehörige Temperaturänderung ∆T. Beim Pt100 beträgt die Empfindlichkeit ca. 0,4Ω/K,
wodurch sich bei einem Konstantstrom von I = 1mA eine Spannungsänderung pro Kelvin von
etwa ∆U/K = 400µV/K ergibt.
In der DIN EN 60 751 sind die Toleranzklassen angegeben. Die Toleranz in der Einheit Kelvin
ergibt sich bei Einsetzen des Zahlenwertes der Widerstandstemperatur TM in °C nach:
Klasse AA:
Klasse A:
Klasse B:
Klasse C:
∆T = ±(0,10 + 0,0017 · |TM|)
∆T = ±(0,15 + 0,002 · |TM|)
∆T = ±(0,30 + 0,005 · |TM|)
∆T = ±(0,60 + 0,01 · |TM|)
mit
mit
mit
mit
TM = -70°C bis 250°C
TM = -200°C bis 650°C
TM = -200°C bis 850°C
TM = -200°C bis 850°C
Die Klassen AA und A gelten nur für Drei- und Vierleitertechnik.
Beispiel:
Mit einem Pt100 Widerstandsthermometer der Klasse A wurde eine Temperatur von TM = -80°C
gemessen. Damit ergibt sich die maximale Messunsicherheit (ohne Fehler des Messgerätes) zu
∆T = ±(0,15 + 0,002 ⋅ |-80|) = ±0,31 K,
so dass das Messergebnis aufgrund der Sensorunsicherheit TM = (-80 ± 0,31)°C lautet.
13.1.2 Thermoelement
Verbindet man zwei unterschiedliche elektrische Leiter aus den Materialien A und B und setzt
diese einer Temperaturdifferenz aus, so wird eine sog. Thermospannung erzeugt (Abb.5.1.4).
Der ursächliche physikalische Effekt wird Seebeck-Effekt genannt. Je nach verwendeten
Materialien und den Temperaturen der Messstelle und Vergleichsstelle ergeben sich
Thermospannungen, die üblicherweise im mV-Bereich liegen und in erster Näherung der
Temperaturdifferenz zwischen Mess- und Vergleichstemperatur proportional ist.
Abb.5.1.4: Thermoelement
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UthA = KA (Θ1 – Θ2)
UthB = KB (Θ1 – Θ2)
UAB = (KA - KB ) (Θ1 – Θ2) = KAB (Θ1 – Θ2)
Mit
Seebeck-Koeffizient Material A:
Seebeck-Koeffizient Material B:
Seebeck-Koeffizient Thermoelement:
KA
KB
KAB = 1µV/K … 100µV/K
Messstellentemperatur:
Vergleichsstellentemperatur:
Θ1
Θ2
Das thermoelektrische Verfahren ist nur für die Messung von Temperaturdifferenzen geeignet.
Die Tab.5.1.1 zeigt die Thermospannung einiger Metalle für die Messstellentemperatur 100°C
bezogen auf Platin als Messleitung und der Vergleichsstellentemperatur (Referenztemperatur)
von 0°C.
Material
Konstantan
Nickel
Paladium
Platin
Kupfer
Manganin
Eisen
Silizium
Thermospannung Uth
in mV/100K
-3,40
-1,90
-0,28
0,00
+0,75
+0,60
+1,88
+44,80
Tab.5.1.1: Thermoelektrische Spannungsreihe für 0°C und 100°C
Der Messkreis Abb.5.1.5 bestehe aus dem Thermoelement mit den Materialien A und B sowie
der Messleitung aus dem Material C (z.B. Cu). Die Thermospannung Uth wird mit einem
hochohmigen Messinstrument gemessen. Die Temperaturen der Vergleichssstellen ΘV1 und ΘV2
beeinflussen die Thermospannung. Die Messstellentemperatur sei ΘM.
Abb.5.1.5: Thermoelement A-B mit Anschlussleitung C
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Für die Vergleichsstellentemperatur gilt:
ΘV = ΘV1 = ΘV2
Durch die Thermoelektrische Spannungsreihe sind die Seebeck-Koeffizienten KA, KB und KC
der Materialien A, B und C gegen Platin gegeben. Die Thermospannung Uth berechnet sich aus
der Summe der vier Teilspannungen Uth1, Uth2, Uth3 und Uth4:
Uth = Uth1 + Uth2 + Uth3 + Uth4
Mit
Uth1 = KC ⋅ (ΘV – Θ0)
Uth2 = KA ⋅ (ΘM – ΘV)
Uth3 = KB ⋅ (ΘV – ΘM)
Uth4 = KC ⋅ (Θ0 – ΘV)
ergibt sich:
Uth = (KA - KB ) (ΘM – ΘV) = KAB (ΘM – ΘV)
Die entstehende Thermospannung hängt von der Temperaturdifferenz zwischen Messstelle
und Vergleichsstelle ab!
Die Übergänge (Anschlussstelle = Vergleichsstelle) zum Material C (z.B. Kupferleitungen)
müssen auf gleicher und bekannter Temperatur Θv gehalten werden.
Die folgenden Thermoelemente sind hinsichtlich der Thermospannung und deren Toleranzen
weltweit (IEC), europäisch (EN) und national (DIN) genormt.
Element
Typ
Fe-CuNi
(EisenKonstantan)
J
MaximalTemp. °C
750
Cu-CuNi
(KupferKonstantan)
T
350
NiCr-Ni
(NickelchromNickel)
K
NiCrSi-NiSi
(NicrosilNisil)
NiCr-CuNi
(NickelchromKonstantan)
definiert
bis °C
1200
Grenzabweichungen
Klasse 1
Klasse 2
Klasse 3
-40...750°C: ±0,004 T
-40...750°C: ±0,0075 T
-
oder ± 1,5°C
oder ± 2,5°C
-
400
Klasse 1
Klasse 2
Klasse 3
-40...350°C: ±0,004 T
-40...350°C: ±0,0075 T
-200...40°C: ±0,015 T
oder ± 0,5°C
oder ± 1,0°C
oder ± 1,0°C
1200
1370
Klasse 1
Klasse 2
Klasse 3
-40...1000°C: ±0,004 T
-40...1200°C: ±0,0075 T
-200...40°C: ±0,015 T
oder ± 1,5°C
oder ± 2,5°C
oder ± 2,5°C
N
1200
1300
E
900
1000
Klasse 1
Klasse 2
Klasse 3
Pt10Rh-Pt
(PlatinRhodiumPlatin)
S
1600
1540
Klasse 1
Pt13Rh-Pt
(PlatinRhodiumPlatin)
Pt30Rh-Pt6Rh
(PlatinRhodiumPlatinRhodium)
R
1600
1760
B
1700
1820
Tab.5.1.2:
Messtechnik
wie bei Typ K
-40...800°C: ±0,004 T
-40...900°C: ±0,0075 T
-200...40°C: ±0,015 T
oder ± 1,5°C
oder ± 2,5°C
oder ± 2,5°C
0...1600°C: ±[1+(T-1100°C)0,003]
oder ± 1,0°C
Klasse 2 -40...1600°C: ±0,0025 T oder ± 1,5°C
Klasse 3
wie bei Typ S
Klasse 1
Klasse 2
Klasse 3
600...1700°C:
600...1700°C:
-
±0,0025 T oder ± 1,5°C
±0,005 T oder ± 4,0°C
-
Thermoelemente mit Temperaturbereiche und Grenzabweichungen nach DIN IEC
584 bzw. DIN EN 60584
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Fe-CuNi
(EisenKonstantan)
Cu-CuNi
(KupferKonstantan)
Tab.5.1.3:
L
900
900
0...900°C:
±0,0075 T
± 3,0°C
U
600
600
0...600°C:
±0,0075 T
± 3,0°C
Thermoelemente mit Temperaturbereiche und Grenzabweichungen nach DIN
43710 (nicht mehr gültig)
In Tab.5.1.2 und Tab.5.1.3 sind Thermoelemente mit Messbereichen und Fehlerklassen
angegeben. Es gelten jeweils die größeren Toleranzwerte.
Die Thermoelemente Typ "L" und "U" sind in der alten Norm DIN 43710 angegeben und treten
gegenüber den Typen „J“ und „T“ nach DIN EN 60584 in den Hintergrund. Die jeweiligen
Elemente sind aufgrund unterschiedlicher Legierungen nicht kompatibel.
Die Maximaltemperatur ist diejenige Temperatur, bis zu der eine Grenzabweichung festgelegt
ist. Mit "definiert bis" ist die Temperatur gemeint, bis zu der die Thermospannung genormt ist.
Die Empfindlichkeit von Thermoelementen ist i. Allg. geringer als die von Widerstandsthermometern. Beispielsweise beträgt die Empfindlichkeit eines Thermoelements vom Typ K
etwa 40µV/K und damit nur 10% des Pt100-Wertes. Bei Thermoelementen, die für hohe
Temperaturen geeignet sind (z.B. Typ S oder B), ist die Empfindlichkeit noch wesentlich
geringer.
Die Überbrückung größerer Entfernungen zwischen Messstelle und Messgerät wird mit sog.
Ausgleichsleitungen realisiert. Diese Leitungen bestehen aus denselben Materialien wie die
Schenkel des Thermoelements bzw. aus Materialien mit den gleichen thermoelektrischen
Eigenschaften, so dass die Temperatur der Anschlussstelle keinen Einfluss auf das Messergebnis
hat. Bekannt sein muss die Temperatur Θv der Vergleichsstelle, die sich üblicherweise direkt am
Messgerät befindet. Die Temperatur Θv wird häufig mit Widerstandsthermometern erfasst.
Abb.5.1.6: Thermoelement mit Ausgleichsleitungen
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Tab.5.1.4 zeigt die farbliche Kennzeichnung der Anschlussleitungen nach IEC 584.
Thermoelement
Fe-CuNi „J“
Cu-CuNi „T“
NiCr-Ni „K“
NiCr-CuNi „E“
NiCrSi-NiSi „N“
Pt10Rh-Pt „S“
Pt13Rh-Pt „R“
Pt30Rh-Pt6Rh „B“
Max.-Temperatur
750°C
350°C
1200°C
900°C
1200°C
1600°C
1600°C
1700°C
Definiert bis
1200°C
400°C
1370°C
1000°C
1300°C
1540°C
1760°C
1820°C
Plus-Schenkel
Schwarz
Braun
Grün
Violett
Rosa
Orange
Orange
Grau
Minus-Schenkel
Weiß
Weiß
Weiß
Weiß
Weiß
Weiß
Weiß
Weiß
Tab.5.1.4: Farbliche Kennzeichnung der Anschlussleitungen von Thermoelementen
Aufbau von Thermoelementen
Es gibt folgende Arten:
Ungeschützt: Thermoelement ist ungeschützt, geringe thermische Trägheit, alle elektromagnetischen und umweltbedingten Störungen werden in das Messsystem eingeleitet.
Mantelthermoelement geschützt: aber unisoliert, entsprechend der Eigenschaften des Mantelmaterials guter Umweltschutz des Thermoelementes, thermisch träger als ungeschütztes
Thermoelement.
Mantelthermoelement geschützt und isoliert: zusätzlich gegen Potentialunterschiede zwischen
Messstelle und Messgerät geschützt.
Aufbau eines industriellen Thermoelementes / Einsatz typisch in der Verfahrenstechnik
Mantelrohrmaterialien: Metallisch bis 1150 °C und keramisch bis 1650 °C
Typische Einbaufehler
• Thermoelement taucht nicht ausreichend in das Messobjekt ein, es besteht keine innige
Kontaktierung
• Falsche Auswahl der Ausgleichsleitung
• Falscher Anschluss der Werkstoffpaarungen
• Zuleitung unterbrochen
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13.2 Kraftmessung
Zur Messung dieser physikalischen Größe sind Messungen mit Dehnungsmessstreifen
(DMS) in Messbrücken und mit piezoelektrischen Aufnehmern üblich.
13.2.1 Dehnungsmessstreifen (DMS)
Zunächst wird kurz auf die Wheatstonsche Messbrücke (Abb.5.2.1) eingegangen. Die Brücke
soll mit der Spannung UB gespeist werden. Dann bilden die Widerstände R1, R2 bzw. R3, R4
jeweils nicht belastete Spannungsteiler.
Abb.5.2.1: Wheatstonsche Brücke
Für die Messspannung UM ergibt sich:
 R1
R3
U M = U 1 − U 3 = U B ⋅ 
−
 R1 + R2 R3 + R4



Sind die Widerstände gleich, so ist die Brücke abgeglichen und es gilt UM = 0V. Dies gilt auch
für den Fall R1/R2 = R3/R4.
Ändert sich der Widerstand R1 um ∆R1, so ergibt sich eine Änderung der Messspannung nach:
 R1 + ∆R1
R3
−
∆U M = U B ⋅ 
 R1 + ∆R1 + R2 R3 + R4



Mit der Annahme R1/R2 = 1 und R3/R4 = 1 folgt:
 R + ∆R1
1
∆U M = U B ⋅  1
−  = U B
 2 ⋅ R1 + ∆R1 2 
 2 ⋅ R1 + 2 ⋅ ∆R1 − 2 ⋅ R1 − ∆R1 

⋅ 
4 ⋅ R1 + 2 ⋅ ∆R1


Da i. Allg. 4 R1 >> 2 ∆R1 gilt, ergibt sich:
 ∆R1 

∆U M ≈ U B ⋅ 
 4 ⋅ R1 
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In der DMS-Technik kann von gleichen Widerständen (120Ω, 350Ω,...,1000Ω) ausgegangen
werden und die Widerstandsänderungen sind relativ klein. Der DMS wird durch seinen kFaktor beschrieben. Dieser setzt die relative Widerstandsänderung zur relativen
Längenänderung des DMS ins Verhältnis:
∆R
k=
∆l
R
∆R
∆l
=k⋅
= k ⋅ε
R
l
bzw.
l
mit ε = Dehnung
Bei metallischen DMS ist der k-Faktor ca. 2 und aus den DMS-Datenblättern zu entnehmen.
Damit kann die Spannungsänderung der Brückendiagonalen nach
∆U M ≈
UB
⋅ k ⋅ε
4
berechnet werden.
Beispiel:
An einem 70 cm langen Stab aus Gussstahl mit einem Querschnitt von 10 cm2 soll eine Kraft
von 100 kN angreifen. Die zugehörige Normalspannung σ (mechanische Spannung) ist
definiert als das Verhältnis von Kraft zu Fläche.
σ=
F
10 5 N
N
= −3 2 = 10 8 2
A 10 m
m
Nach dem Hookeschen Gesetz sind mechanische Spannung σ und Dehnung ε proportional über
den Faktor E verbunden. Dieser Faktor wird als Elastizitätsmodul bezeichnet.
Der Elastizitätsmodul für Gussstahl ist 2⋅1011 N/m2, so dass sich eine Dehnung ergibt von
ε=
σ
E
=
10 8 N
m 2 = 5 ⋅ 10 − 4 = 500 ⋅ 10 −6 = 500 µm
m
2 ⋅ 1011 N 2
m
Wegen der angreifenden Kraft wird der Stahlstab um ∆l länger
∆l = ε ⋅ l = 5 ⋅ 10 −4 ⋅ 70cm = 0,35mm
Es ergibt sich mit k = 2 und UB = 5V für eine Viertelbrücke:
∆U M =
UB
⋅ k ⋅ ε = 1,25mV
4
Beim praktischen Einsatz wird ∆UM verstärkt. Bei einem Verstärkungsfaktor von 2000 ergibt
sich eine Verstärkerausgangsspannung von 2,5V. Beim Messsystem ist üblicherweise der
Proportionalitätsfaktor zwischen Kraft und erzeugter mechanischer Spannung anzugeben, damit
die Anzeige in den Kurvenfenstern in N erfolgen kann. In diesem Beispiel ist also
100kN/2,5V=40kN/V als Faktor der Messkette anzugeben. Der Messbereich beträgt bei einem
10V-Eingangsbereich des Messsystems 400 kN.
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Alternativ ist die Brückenausgangsspannung je Volt Brückenversorgungsspannung anzugeben.
In diesem Fall ist die Brückenempfindlichkeit ∆UM/UB = 1,25mV / 5V = 0,25 mV/V. Das
bedeutet, dass sich je Volt Versorgungsspannung bei 100 kN eine Brückenausgangsspannung
von 0,25 mV ergibt. Der Messeffekt kann weiter verstärkt werden, falls zusätzliche DMS (Halboder Vollbrücke) für die Messung verwendet werden.
Kalibrierung von DMS-Schaltungen
Die Messkette „DMS – Brückenschaltung – Verstärker“ wandelt die nichtelektrische Messgröße
Dehnung in eine elektrische Spannung um. Zwischen den beiden Größen besteht folgender
Zusammenhang:
Dehnung = Kalibrierfaktor ⋅ gemessene elektrische Spannung
Die quantitative Zuordnung zwischen Ausgang und Eingang der Messkette wird somit durch den
Kalibrierfaktor hergestellt, der sich aus einem Kalibriervorgang ergibt:
Kalibrierfaktor = gemessene Ausgangsspannung / bekannte, vorgegebene Dehnung
In der DMS-Technik ist eine direkte Art der Kalibrierung nicht möglich, da sich eine Dehnung als
Referenzwert für die Bestimmung des Kalibrierfaktors nur sehr schwer erzeugen lässt.
Stattdessen finden andere Verfahren Anwendung:
•
•
•
Kalibrieren mit einem vom Messverstärker gelieferten Signal
Kalibrieren mit einem Kalibriergerät
direkte Nebenschlusskalibrierung
Verstärkereigenes Kalibriersignal
Einige Messverstärker enthalten Einrichtungen, mit denen ein definiertes Signal in den
Messkreis eingespeist werden kann. Der Betrag des Kalibriersignals kann entweder im
Dehnungsmaß µm/m oder in Brückenverstimmung mV/V angegeben sein. Da die Einspeisung
erst am Verstärkereingang erfolgt, bezieht sich der gewonnene Kalibrierfaktor nicht auf die
gesamte Messkette, sondern nur auf den Verstärkerteil ohne DMS und Zuleitungen.
Kalibriergerät
Um bei der Kalibrierung den Einfluss der Zuleitungen von der Messstelle zur Brücke zu
erfassen, den die erste Kalibrierart unberücksichtigt lässt, kann man anstelle des DMS ein im
Handel erhältliches Kalibriergerät (z.B. von der Fa. HBM, Abb.5.2.2) in die Messkette einfügen.
Derartige Geräte simulieren Dehnungsänderungen durch Widerstandsänderungen. Sie sind auf
Standard-Widerstandswerte (z.B. 120Ω) festgelegt und erlauben die Vorgabe einzelner Stufen
durch einfaches Umschalten. Eine Messreihe, bei der zu vorgewählten Widerstandsänderungen
(also Schalterstellungen) die zugehörigen Verstärkerausgangsspannungen registriert werden,
liefert hier die Basis zur Bestimmung des Kalibrierfaktors, beispielsweise mittels linearer
Regression.
Dieser ist eventuell noch zu korrigieren, wenn nämlich der k-Faktor des DMS nicht mit dem des
Kalibriergerätes von k = 2,00 übereinstimmt. Nach der Kalibrierung wird das Gerät aus der
Messkette entfernt und der DMS angeschlossen.
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Abb.5.2.2: Beispiel eines DMS-Kalibrators für 120Ω und 350Ω DMS
Nebenschlusskalibrierung
Auch diese Kalibrierung arbeitet mit Widerstandsänderungen zur Simulation von
Dehnungen. Sie erfolgt aber direkt am DMS durch Parallelschalten von bekannten
Widerständen entsprechend der Gleichung
 ∆R1 

∆U M = U B ⋅ 
 4 ⋅ R1 
Hierin stellt ∆R1 die Widerstandsänderung dar, die sich durch Parallelschalten des Widerstands
Rs mit R1 ergibt. Es gilt
R ⋅R
∆R1 = 1 S − R1
R1 + RS
Damit wird die Dehnung

1 ∆R 1  RS
ε= ⋅
= ⋅ 
− 1
k R
k  R1 + RS

Für R1 = 120Ω, Rs = 220kΩ, k = 2 ergibt sich eine Dehnung ε = -268,55 µm/m.
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13.3 Messung der magnetischen Flussdichte
13.3.1 Hallgenerator
Bringt man senkrecht zur Stromrichtung bei einem vom Strom I durchflossenen Halbleiterblättchen zwei Elektroden an und lässt senkrecht dazu ein Magnetfeld B einwirken, so entsteht
an den Elektroden eine Spannung
b
b
0
0
U H = ∫ E ⋅ ds = ∫ v ⋅ B ⋅ ds = RH ⋅
I
⋅B
d
RH : Hallkonstante
d : Blättchendicke
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13.3.2 Feldplatte
Ein dünnes Blättchen aus Halbleitermaterial wird von einem Strom I durchflossen und senkrecht
dazu von einem Magnetfeld B durchsetzt. Auf die Ladungsträger wird die Lorentzkraft ausgeübt
(Betrag)
F=evB
Damit werden die Bahnen der Ladungsträger im Halbleiter verlängert und eine Widerstandsänderung erzeugt. Es gilt die Näherung
R = R0 + a ⋅ B 2
Ro : Grundwiderstand
a : Werstoffkonstante
bzw.
∆R
2 ⋅ a ⋅ B 2 ∆B
=
⋅
R
R0 + a ⋅ B 2 B
Der Widerstand ändert sich nichtlinear in Abhängigkeit der Flussdichte. Problematisch ist die
Temperaturabhängigkeit des Materials
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14 Anhang
14.1 Komplexe Rechnung
In der komplexen Ebene werde ein Zeiger r als komplexe Zahl in Komponentenform eingetragen:
r=a+jb
Dies entspricht der Angabe von rechtwinkligen (kartesischen) Koordinaten a und b. Die positive
reelle Achse wird nach rechts und die positive imaginäre Achse nach oben gezeichnet. In der
Elektrotechnik wird die imaginäre Einheit mit dem Operator j = − 1 belegt. Die Komponentenform stellt die komplexe Summe von Realteil a = Re(r) und Imaginärteil b = Im(r) dar, wobei
die Komponenten a und b jeweils positive und negative Zahlenwerte annehmen können.
Komplexe Zahl
Die Differenz r* = a – j b wird als konjugiert komplex bezeichnet. Die Unterstreichung des
Formelzeichens wird zur Kennzeichnung einer komplexen Größe beibehalten.
Neben den Komponenten a und b ist eine komplexe Zahl durch ihren Betrag r = |r| und ihren
Winkel α bestimmt. Dies entspricht der Angabe von Polarkoordinaten.
Für die polare Form r = a + j b = r cosα + j r sinα = r (cosα + j sinα)
Betrag:
r = r = a2 + b2
Winkel:
α = arctan 
folgt:
b
a
Mit der Euler-Gleichung e jα = cos α + j ⋅ sin α folgt die Exponentialform:
r = r ⋅ e j⋅α = r∠α
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- 74/91 *
Der konjugiert komplexe Zeiger r = r ⋅ e j⋅α * = r∠α * hat auch den Betrag r, jedoch beim
Phasenwinkel α* = - α das entgegen gesetzte Vorzeichen.
Der Winkelfaktor ∠α für häufig vorkommende Winkel:
α =0
e j ⋅0 = 1
α = +π 2
e
α = −π 2
+ j ⋅ π2
π
e
α = ±π
e
= j
− j⋅ 2
=−j
± j ⋅π
= −1
Der Vorsatz + j bedeutet eine Drehung um + π/2 = + 90°, der Vorsatz – j die Drehung um
- π/2 = - 90° und das Minuszeichen eine Drehung um ± π = ± 180°.
Für die Addition und Subtraktion von Zeigern benutzt man die Komponentenform und bei den
übrigen Rechenoperationen vorzugsweise die Exponentialform.
Es gilt für:
r1 = a1 + j b1
und
r2 = a2 + j b2
Addition:
r1 + r2 = (a1 + j b1) + (a2 + j b2) = (a1 + a2) + j (b1 + b2)
Subtraktion:
r1 - r2 = (a1 + j b1) - (a2 + j b2) = (a1 - a2) + j (b1 - b2)
Es gilt für:
r 1 = r1 ⋅ e jα 1 = r1 ⋅ ∠α 1
Multiplikation:
r 1 ⋅ r 2 = r1 ⋅ e jα 1 ⋅ r2 e jα 2 = r1 ⋅ r2 ⋅ e j (α 1+α 2) = r1 ⋅ r2 ⋅ ∠(α 1 + α 2 )
Division:
r 1 r1 ⋅ e jα 1 r1 j (α 1−α 2) r1
=
= ⋅e
= ⋅ ∠(α 1 − α 2 )
r2
r2
r2
r2 e jα 2
und
r 2 = r2 ⋅ e jα 2 = r2 ⋅ ∠α 2
Da das Produkt einer komplexen Zahl r3 = (c + j d) mit ihrem konjugiert komplexen Wert
*
r3* = (c – j d) stets eine reelle Zahl ergibt: r 3 ⋅ r 3 = (c + jd ) ⋅ (c − jd ) = (c 2 + d 2 ) , kann man den
Nenner eines Bruches durch Erweitern mit dem konjugiert komplexen Wert zu einer reellen Zahl
ergänzen.
Anwendung bei der Division in Komponentenform:
r=
a + jb (a + jb ) ⋅ (c − jd ) (ac + bd ) + j (bc − ad )
=
=
= e+ j⋅ f
c + jd (c + jd ) ⋅ (c − jd )
c2 + d 2
mit
ac + bd
c2 + d 2
bc − ad
f = 2
c +d2
e=
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Es gilt für:
r = r ⋅ e jα = r ⋅ ∠α
n-te Potenz:
r = r ⋅ e jα
n-te Wurzel:
n
Beachte:
n
(
r = n r ⋅e
)
n
j αn
= r n ⋅ e jnα = r n ⋅ ∠n ⋅ α
= n r ⋅ ∠(αn )
Es gibt nur eine Potenz aber n verschiedene Wurzeln!
Es gilt für:
r = r ⋅ e jα = r ⋅ ∠α
Differentiation:
d r d r ⋅ e jα
=
= r ⋅ j ⋅ e jα = j ⋅ r = r ⋅ ∠(α + π2 )
dα
dα
Integration:
∫ r ⋅ dα = ∫ r ⋅ e
(
)
jα
⋅ dα = r ⋅ 1j ⋅ e jα = 1j ⋅ r = − j ⋅ r = r ⋅ ∠(α − π2 )
Beachte:
Differentiation entspricht einer Multiplikation des Zeigers mit j bzw. einer
Drehung um + π/2
Integration entspricht einer Multiplikation des Zeigers mit - j bzw. einer Drehung
um - π/2
Aufgabe:
r1 = 6 + j 8
und
r2 = 10 – j 15
Berechnen Sie: Reziprokwerte, Summe, Differenzen, Produkt, Quotienten, Quadratwurzel
jeweils in Komponenten- und Exponentialform
Ergebnisse:
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1/r1 = 0,0602 – j 0,0799
1/r2 = 0,0307 + j 0,0461
r1 + r2 = 16 – j 7
r1 – r2 = - 4 + j 23
r2 – r1 = 4 – j 23
r1 ⋅ r2 = 180 – j 10,4
r1/r2 = - 0,183 + j 0,522
r2/r1 = - 0,597 – j 1,700
√r1 = ± 3,17 ∠26,5°
√r2 = ± 4,25 ∠-28,15°
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14.2 Zeigerdarstellung harmonischer Größen
Der Zeitverlauf einer harmonischen Größe kann durch die Gleichung (1) beschrieben werden.
u (t ) = uˆ ⋅ cos(ω ⋅ t + ϕ u )
(1)
Bei der Berechnung elektrischer Schaltungen führt diese trigonometrische Darstellung zu sehr
aufwendigen Rechnungen.
Eine einfache Methode der Berechnung elektrischer Schaltungen ergibt sich, wenn die
harmonischen Größen durch komplexe Zahlen dargestellt werden. Voraussetzung dafür ist, dass
die eingeprägten Spannungen und Ströme harmonische Größen einer Frequenz sind und dass das
Netzwerk nur aus ohmschen Widerständen, idealen Spulen und idealen Kondensatoren besteht
und sich im stationären Zustand befindet.
1
⋅ e jϕ + e − jϕ
2
1
sin ϕ =
⋅ e jϕ − e − jϕ
2j
(
cos ϕ =
Bekanntlich gilt:
)
(
(2)
)
Damit lässt sich die Zeitabhängigkeit in der Gleichung (1) auch schreiben:
u (t ) =
uˆ
⋅
2
[e
j (ωt +ϕ u )
] = U2 ⋅ [e
− j (ωt +ϕ u )
+e
j (ωt +ϕ u )
− j (ωt +ϕ u )
+e
]
(3)
Der Ausdruck U ⋅ e j (ωt +ϕ u ) enthält einen zeitabhängigen und einen zeitunabhängigen Teil. Für
den zeitunabhängigen Teil soll ein Zeiger eingeführt werden:
U = U ⋅ e jϕ u
(4)
*
Der Ausdruck U = U ⋅ e − jϕ u stellt den konjugiert komplexen Zeiger von U dar.
Damit lässt sich die harmonische Spannung der Gleichung (3) wie folgt darstellen:
u (t ) =
Die Größe
1
2
(
⋅ U ⋅e
jωt
*
− j ωt
+U ⋅e
) = 12 ⋅ (
2 ⋅U ⋅ e
j ωt
*
+ 2 ⋅U ⋅ e
− jωt
)
(5)
2 ⋅ U lässt sich durch einen ruhenden Zeiger in der komplexen Ebene darstellen:
Ruhender Zeiger
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Der Ausdruck 2 ⋅ U ⋅ e jωt stellt einen in der komplexen Ebene mit der Winkelgeschwindigkeit
ω rotierenden Zeiger dar.
Die Beziehung (5) lässt sich in der komplexen Ebene für den Zeitpunkt t = 0 wie folgt
skizzieren:
Rotierende Zeiger
Für t ≠ 0 stellen die Summanden in Gleichung (5) gegensinnig rotierende Zeiger dar, deren
Summe immer ein reeller Wert – die physikalische Größe u(t) – ist.
Allgemein lässt sich die Summe zweier konjugiert komplexer Zahlen schreiben:
*
A + A = 2 ⋅ Re( A)
mit
(6)
Re(A): Realteil von A
Mit der Zusammenfassung von (6) kann Gleichung (5) geschrieben werden:
(
u (t ) = Re 2 ⋅ U ⋅ e jωt
)
(7)
Die Gleichung (7) stellt den Zusammenhang zwischen der physikalischen Größe u(t) und ihrer
Abbildung in der komplexen Ebene 2 ⋅ U ⋅ e jωt dar.
(
)
Bei vielen Problemen der Elektrotechnik (stationärer Zustand bei harmonischen Erregergrößen,
lineare Elemente) interessiert der zeitliche Augenblickswert nicht in erster Linie. Es genügt
meist, Aussagen über den Effektivwert der Größen und über die Winkelbeziehungen zwischen
ihnen zu machen. Diese Aussagen sind allein in den Zeigern enthalten. Zeigerdiagramme können
nur Vorgänge einer bestimmten Frequenz wiedergeben, bei denen die Phasenbeziehungen
zueinander erhalten bleiben. Sie stellen eine Momentaufnahme dar. Da bei sinusförmigen
Größen das Verhältnis vom Scheitelwert zum Effektivwert durch den konstanten Scheitelfaktor
bestimmt wird, und man in der Praxis i. Allg. mit Effektivwerten arbeitet, wird die Länge des
Zeigers häufig nach dem Effektivwert festgelegt. Sinusförmige Wechselgrößen werden addiert
oder subtrahiert, indem man ihre Zeiger nach Betrag und Phase geometrisch addiert oder
subtrahiert. Bei Phasengleichheit ist die geometrische Summe gleich der algebraischen.
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14.3 Ortskurve
Bei kontinuierlicher Änderung einzelner Wirk- bzw. Blindwiderstände oder der Frequenz
beschreiben die Spitzen der Zeiger der Impedanz Z und des komplexen Stroms I (bei fester
Spannung U) oder der komplexen Spannung U (bei festem Strom I) sog. Ortskurven.
Widerstands- und Spannungsortskurven bei Reihenschaltung
a) Konstanter Blindwiderstand X mit veränderbarem Wirkwiderstand a⋅R mit a = 0 ... ∞
Impedanz:
Z = a⋅R + j X
Ortskurve Z = f(a) verläuft parallel zur positiven reellen Achse
b) Konstanter Wirkwiderstand R und konstante Induktivität L mit veränderbarer Kreisfrequenz
ω
Impedanz:
Z = R + j ωL mit ω = 0 .. ∞
Ortskurve Z = f(ω) verläuft parallel zur positiven imaginären Achse
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c) R = konstant; C = konstant; ω = variabel
Impedanz:
Z = R + 1/j ωC
mit ω = 0 .. ∞
Ortskurve Z = f(ω) verläuft parallel zur negativen imaginären Achse
Aufgrund des „komplexen Ohmschen Gesetzes“ U = Z ⋅ I unterscheidet sich die SpannungsOrtskurve U = f(a) bzw. U = f(ω) nur um einen konstanten komplexen Faktor I von der
zugehörigen Impedanz-Ortskurve Z = f(a) bzw. Z = f(ω).
Strom-Ortskurven bei Reihenschaltung
a) X = konstant; ω = konstant; a⋅R = variabel
„Komplexes Ohmsches Gesetz“:
I = U / (a⋅R + j X)
Der Strom I verläuft für a = 0 ... ∞ auf einem Halbkreis durch den Koordinaten-Nullpunkt.
Die Strom-Ortskurve I = f(a) stellt eine Inversion der Impedanz-Ortskurve Z = f(a) bzw. der
Spannungs-Ortskurve U = f(a) dar.
Für Ortskurven gilt allgemein: Inversion einer Geraden parallel zu einer Halbachse ergibt einen
Halbkreis durch den Nullpunkt mit dem Mittelpunkt auf einer Achse.
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b) R = konstant; C = konstant; ω = variabel
U
I=
Es gilt:
R + jω1C
Aufgabe:
Eine Reihenschaltung von R = 20 Ω und L = 0,5 H liegt an einer sinusförmigen Spannung mit U
= 220 V. Es sollen die Ortskurven Z = f(ω) und I = f(ω) dargestellt werden.
Lösungen:
Z = f(ω)
I = f(ω)
Gerade parallel zur positiven imaginären Achse
Halbkreis im 4.Quadranten
Aufgabe:
R = 1 kΩ
C = 1 µF
Zeichnen Sie die Ortskurve Ua/Ue. Stellen Sie das Verhältnis Ua/Ue im Bereich ω = 0 ... 10.000
1/s dar.
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Ortskurven bei Parallelschaltung
a) Änderung der Belastung
Y = a⋅G + j B
I = U ⋅ Y = U⋅(a⋅G + j B)
Ortskurve I = f(a) ist eine Gerade parallel zur positiven reellen Achse.
b) Änderung der Kreisfrequenz
i) Parallelschaltung von G und C
Y = G + j ωC
I = Y ⋅ U = G ⋅ U + j ωC ⋅ U
Ortskurve I = f(ω) ist eine Gerade parallel zur positiven imaginären Achse.
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ii) Parallelschaltung von G und L
Y = G + 1/jωL
I = U ⋅ Y = U ⋅ G + U/jωL
Ortskurve I = f(ω) ist eine Gerade parallel zur positiven imaginären Achse.
Aufgabe:
Parallelschaltung von G = 0,1 S und L = 0,5 mH mit U = 20 V. Bestimmen Sie I = f(ω).
Lösung:
Ortskurve parallel zur negativen imaginären Achse
Aufgabe:
Parallelschaltung von G = 0,1 S und L = 0,5 mH mit I = 2 A. Bestimmen Sie U = f(ω).
Lösung:
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Ortskurve Halbkreis im 1.Quadranten
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14.4 Bodediagramm
•
•
•
•
Frequenzgangdarstellung mit Ortskurve bei Netzwerken u. U. aufwendig und ungenau
(nichtlineare Frequenzteilung)
Ortskurven stellen aber als Frequenzgang Betrag und Phase in einem Diagramm dar
Darstellung der Frequenzkennlinien getrennt für Betrag und Phase führt zum Bodediagramm
Ersetzen der häufigen Multiplikation durch einfache Addition nach Transformation
Beispiel:
Hochpass-Filter
Ua
R
jωCR
jωτ
=
=
=
1
U e R + jωC 1 + jωCR 1 + jωτ
ω ⋅τ
Betrag:
Ua
=
Ue
Phase:
ϕ = arctan
(1 + (ω ⋅ τ ) )
2
mit
τ = R⋅C : Zeitkonstante in s
mit
ω⋅τ : Normierte Kreisfrequenz
 1 

 ω ⋅τ 
ω⋅τ = 0 : Ua/Ue = 0
ω⋅τ → ∞ : Ua/Ue → 1
ωgr⋅τ = 1 : Ua/Ue = 1/√2 ≈ 0,707
ωgr⋅τ : Normierte Grenz-Kreisfrequenz
ω⋅τ = 0 : ϕ = 90°
ω⋅τ → ∞ : ϕ → 0°
ωgr⋅τ = 1 : ϕ = 45°
ωgr⋅τ : Normierte Grenz-Kreisfrequenz
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14.4.1 Übertragungsverhalten von Vierpolen
Messung 1:
U 12
P1 =
Rv
Messung 2:
P2 =
U 22
Rv
Das Verhältnis der Leistungen beschreibt das Übertragungsverhalten (Verstärkung, Dämpfung)
des Vierpols:
P2 U 22
=
P1 U 12
Man arbeitet meistens mit den Logarithmen der Quotienten und macht den Ansatz:
P
p = lg 2
 P1
 U 22

 = lg 2

 U1

U 
 = 2 ⋅ lg 2  Bel
 U1 

Übliche Einheit:
1 dB (dezi Bel) = 0,1 Bel
Daraus folgt:
P 
U 
p = 10 ⋅ lg 2 dB = 20 ⋅ lg 2 dB
 P1 
 U1 
Leistungsverhältnis
Spannungsverhältnis
20 dB
100
10
10 dB
10
≈ 3,16
(dimensionslos)
3 dB
2
√2 ≈ 1,41
0 dB
1
1
Beispiel:
Vierpolkette
p = 20⋅lg(Ua3/Ue1) dB = 20⋅lg(V1⋅V2⋅V3) dB = 20⋅lg(V1) dB + 20⋅lg(V2) dB + 20⋅lg(V3) dB
= (P1 + P2 + P3) dB
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14.4.2 Komplexer Frequenzgang
V=
•
Ua
Ue
Betragsfrequenzgang (Amplitudenfrequenzgang):
V=
Ua
Ue
U
V = 20 ⋅ lg a
Ue
•

dB

Phasenwinkelfrequenzgang (Phasenfrequenzgang):
 U a
 Im
 U
ϕ = arctan  e
 Re U a
 U
  e
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
 






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Beispiel:
Hochpass-Filter
Betragsfrequenzgang:

V = 20 ⋅ lg


ω ⋅τ
(1 + (ω ⋅ τ ) )
2

dB


ω⋅τ → 0 : V → - ∞ dB
ω⋅τ → ∞ : V → 0 dB
ωgr⋅τ = 1 : V = - 3 dB
ω⋅τ << 1: V = 20⋅lg(ω⋅τ) dB
→ Steigung = 20 dB/Dekade
ω⋅τ >> 1: V = 0 dB
Darstellung der Asymptoten
Phasenfrequenzgang:
 1 

 ω ⋅τ 
ϕ = arctan
ω⋅τ << 1 : ϕ = 90°
ω⋅τ >> 1 : ϕ = 0°
ωgr⋅τ = 1 : ϕ = 45°
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Beispiel:
Tiefpass-Filter
1
U
1
1
jω C
V= a =
=
=
1
Ue
1 + jωRC 1 + jωτ
R+
jω C
Betragsfrequenzgang:

V = 20 ⋅ lg


1
(1 + (ω ⋅ τ ) )
2

dB


ωgr⋅τ = 1 → ωgr = 1/τ → fgr = 1/(2π⋅τ)
fgr : Grenzfrequenz
f << fgr: V = 0 dB
f >> fgr: V = 20⋅lg(1/2πf⋅τ) dB
= - 20⋅lg(2πf⋅τ) dB
→ Steigung = - 20 dB/Dek.
f = fgr: V = - 3 dB
Darstellung der Asymptoten
Phasenfrequenzgang:
ϕ = ϕ Z − ϕ N = 0° − arctan(ω ⋅ τ ) = − arctan (2πf ⋅ τ )
f << fgr : ϕ = 0°
f >> fgr : ϕ = - 90°
f = fgr : ϕ = - 45°
Es werden anstelle von Grenzfrequenz
(fgr) auch die Begriffe Knickfrequenz
(fK) oder Eckfrequenz (fE) benutzt.
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14.4.3 Frequenzgänge von Vierpolen
V =k⋅
( jωτ D1 ) ⋅ ( jωτ D 2 ) ⋅ ... ⋅ (1 + jωτ Z 1 ) ⋅ (1 + jωτ Z 2 ) ⋅ ...
( jωτ I 1 ) ⋅ ( jωτ I 2 ) ⋅ ... ⋅ (1 + jωτ N 1 ) ⋅ (1 + jωτ N 2 ) ⋅ ...
Beträge:
K =k
VDi = ωτ Di
VZi = 1 + (ωτ Zi ) 2
VIi = ωτ Ii
V Ni = 1 + (ωτ Ni ) 2
Phasen:
ϕ k = 0°
ϕ Di = 90°
ϕ Zi = arctan(ωτ Zi )
ϕ Ii = 90°
ϕ Ni = arctan(ωτ Ni )
mit i = 1, 2, 3, ...
V =K⋅
VD1 ⋅ e jϕD1 ⋅ ... ⋅ VZ 1 ⋅ e jϕZ 1 ⋅ ...
V ⋅ ... ⋅ VZ 1 ⋅ ... j [(ϕD1+...+ϕZ 1+...)−(ϕI 1+...+ϕN 1...)]
= K ⋅ D1
⋅e
jϕI 1
jϕN 1
VI 1 ⋅ ... ⋅ V N 1 ⋅ ...
VI 1 ⋅ e ⋅ ... ⋅ V N 1 ⋅ e
⋅ ...
Daraus folgt für den Betragsfrequenzgang:
V = 20⋅lg (K) + (20⋅lg VD1 + ... + 20⋅lg VZ1 + ...) – (20⋅lg VI1 + ... + 20⋅lg VN1 + ...)
Daraus folgt für den Phasenfrequenzgang:
ϕ = (ϕD1 + ... + ϕZ1 + ...) – (ϕI1 + ... + ϕN1 + ...)
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14.4.4 Grundglieder
V=k
V = j ωτ
V = 1 / j ωτ
V = 1 + j ωτ
V = 1 / (1 + j ωτ)
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Die Vierpol-Frequenzgänge lassen sich aus den folgenden fünf Grundgliedern entwickeln. Aus
der Multiplikation wird durch die logarithmische Darstellung (Bodediagramm) eine Addition.
V = V⋅∠ϕ = V1⋅∠ϕ1 ⋅ V2⋅∠ϕ2 = (V1 ⋅ V2)⋅∠(ϕ1+ϕ2)
Es gilt:
Die komplexe Multiplikation erfordert eine Multiplikation der Beträge und eine Addition der
Phasenwinkel. Die Multiplikation wird auf eine niedrigere Rechenoperation (Addition)
zurückgeführt, indem man die Größen logarithmiert (allg. transformiert).
Die Beträge werden nach V = 20⋅lg(V) dB (für Spannungs-/Stromverhältnisse!) logarithmiert;
die Phasenwinkel werden addiert, so dass ein linearer Maßstab beizubehalten ist.
Um große Frequenzbereiche betrachten zu können, empfiehlt es sich, auch die Frequenz
logarithmisch darzustellen, z.B. auf Logarithmenpapier. Die Zehnerpotenzen (Dekaden) haben
dann einen konstanten Abstand.
Beispiel:
R1 = 9 kΩ
R2 = 1 kΩ
C = 17,684 nF
V=
Ua
R2
=
R1 ⋅ jω1C
Ue
R1 +
V =k⋅
k=
1
jωC
=
+ R2
(
R2 ⋅ R1 +
R1 ⋅
1
j ωC
(
1
jωC
)
+ R2 ⋅ R1 +
1
j ωC
)
=
R2 ⋅ (1 + jωCR1 )
R2
=
⋅
R1 + R2 + jωCR1 R2 R1 + R2
1 + jωCR1
R ⋅R
1 + jω C ⋅ 1 2
R1 + R2
1 + jωτ 1
1 + jωτ 2
R2
= 0,1 = −20dB
R1 + R2
τ 1 = CR1 = 159,156 ⋅ 10 −6 s
τ 2 = ωC ⋅
R1 ⋅ R2
= 15,9156 ⋅ 10 −6 s
R1 + R2
ωτ 1 = 1 → f E1 =
ωτ 2 = 1 → f E 2 =
Messtechnik
1
2πτ 1
= 10 3 Hz
1
2πτ 21
= 10 4 Hz
B09
Prof. Dr.-Ing. Th. Reck
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Aufgabe:
R1 = 9 MΩ
C1 = 1 pF ... 3 pF
R2 = 1 MΩ
C2 = 18 pF
a)
b)
c)
d)
Berechnen Sie allg. den komplexen Frequenzgang V.
Zeichnen Sie den Betrags- und Phasenfrequenzgang für C1 = 1 pF und C1 = 3 pF.
Für welchen Wert von C1 sind Betrags- und Phasenfrequenzgang frequenzunabhängig?
Warum sollte man bei Messungen mit dem Oszilloskop einen Tastkopf verwenden?
Lösung:
Messtechnik
V=
Ua
R2
=
⋅
U e R1 + R2
1 + jωC1 R1
R ⋅R
1 + jω (C1 + C 2 ) 1 2
R1 + R2
B09
Prof. Dr.-Ing. Th. Reck
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