VO_Kinderpsychiatrie_Voelkl-Kernstock_Handout_4.3.2016

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Aufgaben der
Kinder- und Jugendpsychiatrie
vorbeugen
erkennen
behandeln
rehabilitieren
begutachten
Einführung in die
Kinder- und Jugendpsychiatrie
Sabine Völkl-Kernstock
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie
Medizinische Universität Wien
Wien, 4. März 2016
2
Problemstellungen in der
Kinder- und Jugendpsychiatrie
Exkurs
Klinisch-psychologische Diagnostik
… setzt ein modernes Störungswissen
voraus.
… muss ethische und rechtliche Vorgaben
berücksichtigen.
… setzt das Können der
Gesprächsführung sowie der
Verhaltensbeobachtung voraus.
Entwicklungsstörungen
Verhaltensstörungen
Psychische Störungen
Psychosoziale Störungen
Psychosomatische Störungen
(neurologische Störungen)
3
4
Untersuchung von Kinder und
Jugendlichen
Exkurs
Klinisch-psychologische Diagnostik
Zu beachten gilt:
Verpflichtend ist
… die umfassende Aufklärung über den Zweck der
Untersuchung.
… die Freiwilligkeit der Teilnahme an der Untersuchung.
… beim Einsatz testpsychologischer Verfahren, welche
Funktionen damit untersucht werden.
… die Verschwiegenheit gegenüber unbefugten anderen
Personen.
5
Basisbefunderstellung unter Heranziehung der
4 Basisbereiche der Entwicklung
Freiwilligkeit
Einsicht zur Notwendigkeit der
Untersuchung
Altersbedingte Grenzen der
Selbstreflexion, sozialen Wahrnehmung
und verbalen Kompetenz
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BIO-PSYCHO- SOZIALES MODELL
Prädisponierende Bedingungen: genetische,
biologische und soziale Faktoren
Körperliche Entwicklung
Auslösende (situative) Bedingungen:
biologisch, psychosozial
Emotionale Entwicklung
Kognitive Entwicklung
Aufrechterhaltende Bedingungen:
Funktionalität, kurzfristige und langfristige
Konsequenzen der Symptomatik, real oder
antizipert.
Soziale Entwicklung
7
8
Prädisponierende Bedingungen
Auslösende (situative) Bedingungen
Genetische Einflüsse
Biologische Einflüsse: Temperament,
Exekutivfunktionen, körperliche Faktoren etc.
Abnorme Psychosoziale Einflüsse: siehe
Achse V der Multiaxialen Klassifikation
(Verbindung zu Bindungsfähigkeit, Selbstwert,
soziale Kompetenz, etc.)
Psychische Störungen
sonstiges
Life events
Traumatisierungen
Entwicklungsschritte und
Entwicklungsaufgaben
Konflikte
……
9
10
Aufrechterhaltende Bedingungen
Biologisch:
Temperament, Exektuiv-Funktionen, körperliche
Eigenschaften und Merkmale
Sozial:
Abnorme Umgebungsbedingungen,
interpersonelle Absicherung, fehlende soziale
Kompetenz
Psychisch: z.B. Identitätssicherung
Angst oder Furcht ist
eine normale Reaktion
höherer Lebewesen auf
akute oder vorgestellte
Gefahr, die sich im
Verhalten sowie als
inneres Gefühl äußert
und von
physiologischen
Veränderungen
begleitet wird.
(Marks 1987)
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Angst im Kindes- und Jugendalter
Normale vs. Pathologische Angst
Angst ist eine lebensnotwendige Reaktion und Erfahrung; sie wird
erlebt als ein unangenehmes Gefühl der Bedrohung.
Sie ergreift grundsätzlich den gesamten Menschen, erstreckt sich
auf all seine Wahrnehmungs-, Vorstellungs- und
Verhaltensbereiche.
Nicht jede Form der Angst bedarf der therapeutischen Intervention.
Angst kann durchaus auch motivierenden, leistungssteigernden
Charakter haben oder ein wesentliches Element der Problemlösung
darstellen (Angst als Bewältigungsfaktor).
Krankhafte Angst: unterscheidet sich von normaler Angst durch
Intensität, Dauer und „Unangemessenheit“ zum situativen
Kontext, bisweilen auch von der Angstform als solcher (z.B.
Panikattacke).
1. Epidemiologie der
Angststörungen
2. Symptome der Angst
3. Formen der
Angsterkrankungen
4. Therapie der
Angststörungen
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Epidemiologie der Angststörungen
Häufigste psychiatrische Störung
10% der 8-jährigen
Lebenszeitprävalenz 14% bis 19%
Spezifische Phobien am häufigsten
Frauen doppelt so oft betroffen
Hohe Komorbidität (Depression, Zwang)
Unbehandelt hohes Chronifizierungsrisiko
und Risiko der Substanzabhängigkeit
Federer et al.
(2000)
Steinhausen et al.
(1998)
Essau et al. (1998)
Alter (Jahre)
8
7-16
12-17
14-24
Stichprobengröße
826
1964
1035
3021
Prävalenzzeitraum
6 Monate
6 Monate
1 Jahr
LZ
Angststörungen
gesamt
9,5%
11,4%
11,3%
Trennungsangst
2,8%
0,8%
-
-
Spezifische Phobie
5,2%
5,8%
2,7%
3,5%
Soziale Phobie
0,4%
4,7%
1,4%
1,6%
Generalisierte
Angststörung
1,4%
0,6%
0,2‘%
0,4%
18,6%
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2. Symptome der Angst
Symptome der Angst I
Emotion
Angst manifestiert
sich auf der Ebene
der Emotion, des
Verhalten und des
Körpers
Verhalten
Symptome der Angst II
Herz-Kreislauf
Herzklopfen, Herzrasen
Atembeschwerden
Beklemmungsgefühl
Brustschmerz
Symptome der Angst III
Verdauungstrakt
Mundtrockenheit
Schluckbeschwerden
Übelkeit, Erbrechen
Bauchschmerzen
Diarrhoe
Harn- und Stuhldrang
Körper
Symptome der Angst IV
Schweißausbrüche
Hitzewallungen oder Kälteschauer
Erröten
Zittern
Gefühllosigkeit
Schwächegefühl
Muskelverspannung
Kopfschmerz
3. Formen der
Angsterkrankungen
Symptome der Angst V
Psychisch
Angst vor Kontrollverlust oder verrückt zu werden
Angst vor Trennung von Bezugsperson
Angst zu sterben
Angst vor Peinlichkeit und Bloßstellung
Keine Milderung durch rationale Erklärungen oder
Beruhigungsversuche
Erwartungsangst
Vermeidungsverhalten
Depressive Stimmungslage
Befangenheit, Verlegenheit
Schlafstörungen, Alpträume
Schreien, Wutausbrüche, Reizbarkeit
Ruhelosigkeit und Nervosität
Konzentrationsprobleme
Angststörungen im Kindesalter
Klinisch relevante Ängste:
dieselben Angstthemen, die alterstypisch zu erwarten sind, jedoch
besonders stark, über mehrere Monate anhaltend,
zu einer Beeinträchtigung der normalen Entwicklung des Kindes führend.
Symptomatisch: Persistieren in nicht mehr entwicklungstypischer Phasen,
besonders frühes Auftreten.
Phobische Störungen des Kindesalters (F93.1)
Emotionale Störung mit Trennungsangst (F93.0)
Störung mit sozialer Überempfindlichkeit des Kindesalters
(F93.2)
Generalisierte Angststörung des Kindesalters (F93.8)
Elektiver Mutismus (F94.0)
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Angststörungen
Agoraphobie
Ungerichtete
Angststörungen
Gerichtete
Angststörungen
Agoraphobie
Panikstörung
Soziale
Phobie
Emotionale Störung
mit Trennungsangst
Störung mit
sozialer Ängstlichkeit
des Kindesalters
Generalisierte
Angststörung
Generalisierte
Angststörung
des Kindesalters
Spezifische
Phobien
Phobische Störung
des Kindesalters
Angst und
depressive Störung
gemischt
Soziale Phobie
Diese Störungen zentrieren
sich um die Furcht vor
prüfender Betrachtung
durch andere Menschen in
verhältnismäßig kleinen
Gruppen (nicht dagegen in
anonymen
Menschenmengen)
Die Angst ist auf bestimmte
soziale Situationen
beschränkt oder überwiegt
in solchen Situationen
Die phobischen Situationen
werden vermieden
Der Beginn liegt häufig im
Jugendalter
Hauptmerkmal ist die Angst,
sich an Orten oder in
Situationen zu befinden, von
denen aus ein Rückzug an
einen sicheren Platz, im
Allgemeinen nach Hause,
schwierig oder peinlich ist
Die Angst muss in mindestens
zwei der folgenden
Situationen auftreten:
1. Menschenmengen
2. öffentlichen Plätzen
3. bei Reisen mit weiter
Entfernung von zu Hause
4. bei Reisen alleine
Vermeidungsverhalten
Psychovegetative Symptome
Spezifische Phobien - Soziale Phobie
= Furcht vor prüfender Betrachtung durch andere Menschen
in verhältnismäßig kleinen Gruppen, Angst beschränkt auf
bestimmte soziale Situationen, länger als sechs Monate
andauernd.
dritthäufigste unter den psychiatrischen Erkrankungen (nach
Substanzabhängigkeit und Depression)
zur Chronifizierung neigend, ca. ein Drittel der Betroffenen
remittiert spontan
signifikant häufiger Einsamkeitsgefühle, Dysphorie,
allgemeine emotionale Übererregbarkeit sowie
internalisierende Verhaltensweisen, hohes Risiko
komorbider psychiatrischer Störungen insbesondere im
Falle einer frühen Erstmanifestation der Angststörung.
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Spezifische Phobien - Soziale Phobie II
Störung mit sozialer Ängstlichkeit des
Kindesalters
hoher Anteil schulischer oder beruflicher „UnderAchiever“
deutlich erschwertes Erreichen einer finanziellen oder
emotionalen Unabhängigkeit insbesondere im Falle
einer späten Diagnosenstellung bzw. unzureichenden
oder uneffektiven Behandlung deutlich erschwert.
Übergang in das Erwachsenenalter: hohe
Komorbiditätsraten mit ängstlich- vermeidenden sowie
abhängigen Persönlichkeitsstörungen
Kinder mit dieser Störung
zeigen eine durchgängige
oder wiederkehrende
altersunangemessene
Furcht vor Fremden oder
meiden diese
Dieses Verhalten führt zu
einer bedeutsamen
sozialen Beeinträchtigung
Die Störung beginnt vor
dem 6. Lebensjahr
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Entwicklungstypische Ängste
Phobische Störungen des Kindesalters
Abnorm gesteigerte Furcht vor alterstypisch
angstbesetzten Objekten oder Situationen
Der Beginn liegt in der
entwicklungsangemessenen Altersstufe
Ausgeprägtes Vermeidungsverhalten
gegenüber solchen Objekten oder Situationen
(nach Scarr, 2009)
Alter
Psychologische / soziale Quelle
Kompetenz
entwicklungstypischer Angst
Alterstypische
klinisch
relevante Angst
2-4
Präoperationales Denken, kein
Trennen von Fantasie und Realität
Fantasiekreaturen,
potentielle Einbrecher,
Dunkelheit
Trennungsangst,
Dunkelheit,
Geister
5-7
Konkret-operationales Denken,
Fähigkeit konkret-logisch zu denken
Naturkatastrophen,
Verletzungen, Tiere,
medienbasierte Ängste
Tierphobie,
Blutphobie
8-11
Selbstwert basiert auf akademischen
und sportlichen Leistungen
Schlechte schulische und
sportliche Leistungen,
Prüfungen
Schulphobie
12-18
Formal-operationales Denken,
Gefahren werden antizipiert
Selbstwert durch Gleichaltrige
Ablehnung durch
Gleichaltrige
Sozialphobie,
Agoraphobie,
Panikstörung
Panikstörung
Panikstörung
selten vor der Adoleszenz
wiederkehrende ausgeprägte Angstattacken,
gekennzeichnet von intensiver Angst oder Unbehagen
sowie möglichen begleitenden vegetativen Symptomen,
welche innerhalb weniger Minuten ein Maximum
erreichen können.
nicht beschränkt auf eine spezifische Situation oder
besondere Umstände
nicht vorhersehbar, Erwartungsangst („Angst vor der
Angst“)
Dauer: meist nur wenige Minuten; angstfreie Intervalle
meist fluchtartiges Verlassen des Ortes
Ungerichtet
Wiederkehrend
Spontan und
unvorhersehbar
Intensive psychovegetative
Symptome
Kurz (1-60 Min.)
Nach Barlow (1988) können
Kinder nicht internal
attribuieren und es fehlt
dadurch die Spontaneität für
Panik Attacken
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Panikstörung II
Emotionale Störung mit Trennungsangst
etwa 50% aller Jugendlichen zwischen 12 und 16 Jahren
haben bereits einen Panikanfall erlebt (plötzlich
auftretende Panikanfälle bereits signifikant häufig mit
kognitiven Symptomen, die die Bedrohung der
körperlichen Unversehrtheit beinhalteten, verbunden)
unabhängige Prädiktoren: vorausgegangene Emotionale
Störung mit Trennungsangst, Generalisierte
Angsterkrankung des Kindesalters
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Über mindestens vier Wochen anhaltende unrealistische
Sorgen, von Eltern oder anderen wichtigen
Bezugspersonen dauerhaft getrennt zu werden.
Ablehnung oder Vermeidung von Trennungssituationen,
verbunden mit starkem Leiden des Kindes und häufig
von somatischen Symptomen (Übelkeit,
Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Erbrechen)
gekennzeichnet
Beginn vor 6. Lebensjahr
36
Emotionale Störung mit Trennungsangst
Eltern selbst häufig selbst psychisch belastet (z.B.
Angstproblematik)
Kind: große Schwierigkeiten, tagsüber allein ohne
Bezugsperson
zuhause zu sein oft auch Trennungsschwierigkeiten
am Abend, Einschlafprobleme, Albträume, langwierige
Zubettgehsituationen, altersunangemessenes
Einschlafen im elterlichen Bett, Fehlen
altersentsprechender Erfahrungen mit
Auswärtsübernachten bei Freunden etc.
Sonderform: Schulphobie (stationäre Behandlung)
Generalisierte Angststörung
Ungerichtete (frei
flottierende) und
anhaltende Angst an
den meisten Tagen
einer Woche
Mit vielfältigen,
insbesondere
vegetativen
Symptomen
37
Generalisierte Angststörung
Generalisierte Angststörung des
Kindesalters
= eine Fülle anhaltender unkontrollierbarer und übermäßiger
Sorgen und Ängste, in mindestens zwei Situationen auftretend, über
mind. 6 Monate
nicht auf Symptome anderer Angststörungen bezogen
keine Symptome einer affektiven oder psychotischen Störung
mehrere Lebensbereiche betreffend: z.B. Sorgen über zukünftiges
Unglück sowie familiäre Belange, Leistungs- und Versagensängste
häufig: Konzentrations- und Schlafstörungen, Nervosität, vielfältige
vegetative Symptome (i.S. einer vegetativen Übererregbarkeit)
Angst wird als frei flottierend wahrgenommen
übermäßiges Bedürfnis nach Rückversicherung,
Vermeidungsverhalten und geringes Selbstvertrauen, ängstliche
Erwartungshaltung.
Fast täglich intensive Ängste und übermäßige
Sorgen,
nicht panikartig und nicht auf eine Sache gerichtet
Schwierigkeit Sorgen zu kontrollieren
Gefühl der Anspannung
Ängstliche Erwartung
Bedürfnis nach Rückversicherung
Müdigkeit und Konzentrationsprobleme
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Elektiver Mutismus
= emotional bedingte Störung der sprachlichen Kommunikation
Einsatz nonverbaler Mittel (Mimik, Gestik, schriftliche
Aufzeichnungen); das Kind/der Jugendliche spricht meist in einigen
sozialen Situationen fließend, bleibt jedoch in anderen
Zusammenhängen (fast) stumm.
In der Regel keine fehlenden Sprachfertigkeiten oder Defizite
bezüglich der Artikulation, der expressiven oder rezeptiven Sprache.
Vermeidungsstrategie sozial phobischer Kinder und Jugendlicher?
DD: Ausschluss einer schizophrenen Störung (insbesondere der
Katatonie) oder einer tief greifenden Entwicklungsstörung
→ Erfragen der störungsspezifischen Entwicklungsgeschichte, von
Besonderheiten der Sprachentwicklung, der Primärpersönlichkeit, von
Temperamentsmerkmalen sowie frühkindlichen Verhaltensauffälligkeiten,
von Angst, Kontaktproblemen, Trennungsängstlichkeit, Schlaf- und
Essproblemen
41
4. Therapie der Angststörungen
Phobische Störung
des Kindesalters
Emotionale Störung
mit Trennungsangst
des Kindesalters
Angst vor einer oder wenigen
Situationen
Unrealistische / anhaltende Sorge
über Trennung von Eltern
Abneigung und Vermeidung von
Trennungssituationen
Störung mit sozialer
Ängstlichkeit des
Kindesalters
Generalisierte
Angststörung des
Kindesalters
Angst vor Blamage und Peinlichkeit Angst und Sorge in den meisten
Lebensbereichen
vor Fremden in sozialen Situationen
Sorgen können schwer kontrolliert
werden
Bedürfnis nach Rückversicherung
Multimodale Behandlung mit dem Ziel, dass
der Betroffene lernt sich wieder in Angst
auslösenden Situationen zu behaupten
Informationsvermittlung über Angststörung
Etablierung eines Arbeitsbündnisses
Rücksprache / Beratung mit Schule
Verhaltensorientierte Interventionen (z.B.
Expositionstraining, Entspannungstherapie)
Psychodynamische Psychotherapie (Förderung der
Persönlichkeitsentwicklung)
Familientherapeutisches Setting
Erst wenn die vorangestellten Interventionen keinen
Erfolg zeigten, kann nach sorgfältiger Abwägung eine
psychopharmakologische Behandlung indiziert sein.
Neurobiologie ein physiologisches zentrales Furcht- und
Angstsystem
Neurobiologie ein physiologisches zentrales Furcht- und
Angstsystem
Amygdala:
= eine für die Prozesse der Emotionsverarbeitung
entscheidende mandelförmige Struktur, bestehend aus
verschiedenen Zellgruppen im limbischen System
zum Zeitpunkt der Geburt voll ausgebildet, Entwicklung
deutlich vor der des Hippocampus beendet
zentral für den physiologischen Angstausdruck wie auch für
den Erwerb konditionierter Reaktionen
sensorische Informationen aus verschiedenen Abschnitten
des Kortex erreichen die Amygdala über ihre lateralen und
basolateralen Kerne
→ Bahnen zum zentralen Amygdala-Kern →Zielgebiete im
Gebiet des Hypothalamus und Gehirnstamm → Vermittlung
spezifischer Symptome von Angst und Furcht
Zuordnung verschiedene Abschnitte des sog. Mandelkerns zu
unterschiedlichen Formen der Angst
Angststörungen vergesellschaftet mit erhöhter
Amygdalareaktivität nachweisbare Reversibilität (fMRT) durch
eine effektive Behandlung durch SSRIs oder CBT
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Psychopharmakologische
Behandlung
Erst wenn die kognitive Verhaltenstherapie keinen
sichtbaren Erfolg zeigt, kann nach sorgfältiger
Abwägung eine psychopharmakologische
Behandlung indiziert sein.
Aufgrund der geringen und wenig gravierenden
Nebenwirkungen empfiehlt sich dann der
Einsatz von SSRI.
(Cave: möglicherweise erhöhen SSRIs suizidales
Verhalten bei Kindern- und Jugendlichen)
– Ausmaß der veränderten Reaktivität möglicherweise auch Marker
für die individuelle Therapieresponsibilität
(McClure et al. 2007)
Verlauf und Prognose
nur 10% der Ängste bei Kinder und Jugendlichen, die die
Charakteristika für eine Angststörung erfüllen, chronifizieren;
damit jedoch generell erhöhtes Risiko einer psychischen
Störung im Erwachsenenalter sowie einer
Substanzabhängigkeit (Crome und Bloor 2005, Goodwin et al.
2004, Huizink et al. 2006)
Enger Zusammenhang zwischen dem häufigen Konsum von
Cannabis und einer Angststörung vor dem Alter von 15
Jahren, jedoch keine direkte Kausalität (Hayatbakhsh et al.
2007)
Follow-up-Untersuchung über 40 Jahre: Persistieren oder
Wiederkehren internalisierender Störungen mit entsprechend
schlechtem Outcome bei mehr als zwei Dritteln der
mindestens zweimalig erkrankten Adoleszenten (Colman et
al. 2007)
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Verlauf und Prognose
Schlussfolgerung
Prospektive Längsschnittstudie (14 bis 24Jährige): enger,
jedoch nicht spezifischer Zusammenhang zwischen
vorausgegangener Emotionaler Störung mit Trennungsangst
und nachfolgender Panikstörung mit Agoraphobie, darüber
hinaus zeichnete sich ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung
von bipolaren Störungen sowie einer späteren
Schmerzstörung oder Alkoholabhängigkeit ab (Brückl et al.
2007).
Insbesondere das gemeinsame Auftreten von Depression
und Angst (hier vor allem die Generalisierte Angststörung) ist
mit einem deutlich erhöhten Suizidrisiko behaftet
z.T. deutlich negative Auswirkungen auf die Lebensqualität
der Betroffenen
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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Nicht nur der Erkrankte selbst, sondern auch sein
unmittelbares soziales Umfeld und damit auch die
Gesellschaft profitieren von einer frühen
Diagnosestellung und effektiven Behandlung
Präventiver Ansatz: frühzeitige Förderung der elterlichen
Feinfühligkeit, adäquate Behandlung elterlicher
psychischer Probleme (Depression, Suchterkrankung,
Angst), Beeinflussung des Erziehungsstils
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