Patienteninformation Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) Die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind seit etwa 100 Jahren bekannt, weit verbreitet und von ihrer Ursache her leider nach wie vor nicht geklärt. Es handelt sich um entzündliche Erkrankungen des Dickdarms (Colitis ulcerosa) oder aller Abschnitte des Magen-Darmtraktes von der Mundhöhle bis zum After (Morbus Crohn), bei denen sich die Darmschleimhaut aus unklarer Ursache entzündet und zu Schmerzen, Blutungen, Fieber, Durchfällen und möglichen Komplikationen führt. Der Morbus Crohn kommt etwa in einer Häufigkeit von 7 - 8 auf 100.000 Einwohner vor. Die Colitis ulcerosa ist häufiger, etwa 200 von 100.000 Einwohnern erkranken. Genetische Faktoren (Vererbung) sollen in der Herkunft eine Rolle spielen. Ob Umweltfaktoren, Hygiene oder Ernährungsgewohnheiten die Krankheit mit beeinflussen können, ist nach wie vor nicht geklärt. Symptome/Beschwerden Das Leitsymptom beider Erkrankungen sind Durchfälle, Darmblutungen und Koliken. Auch Allgemeinsymptome wie Fieber und Gelenkbeschwerden sowie Entzündungen des Auges können hinzutreten. Beim Morbus Crohn erkrankt am häufigsten der Dünndarm und hier der Übergang zwischen Dünndarm und Dickdarm im Bereich des rechten Unterbauches, in der Nähe des Blinddarms. Die Colitis ulcerosa ist definitionsgemäß auf den Dickdarm beschränkt. Unterscheiden kann man beide Erkrankungen über das Befallsmuster, die mikroskopische Aufarbeitung entnommener Schleimhautproben bei der Dickdarmspiegelung und über den Ort des Befalls. Komplikationen Beim Morbus Crohn kann die chronische Entzündung eines betroffenen Darmsegments zu narbigen Verengungen und nachfolgendem Darmverschluss führen. Außerdem ist eine Fistelbildung mit einer Verbindung des Darms zu anderen Organen oder der Körperoberfläche möglich, Eiteransammlungen (Abszesse) oder Brüche (Perforationen) des Darmes sind gefürchtet. In schweren Fällen macht dies notfallmäßige operative Eingriffe notwendig. Bei der Colitis ulcerosa sind gefährliche Blutungen, zusätzlicher Befall der Gelenke und im chronischen Verlauf das Risiko für die spätere Entwicklung von Dickdarmkrebs als mögliche Komplikationen zu nennen. Der Verlauf beider Erkrankungen ist meistens chronisch wiederkehrend, beide Erkrankungen verlaufen in Schüben mit längeren stabilen Phasen im Wechsel zu Phasen einer verstärkten Krankheitsaktivität. Die Diagnosestellung beider Erkrankungen erfolgt mittels endoskopischer Verfahren, bei der Colitis ulcerosa ist die Dickdarmspiegelung die wichtigste Untersuchung. Beim Morbus Crohn sind Spiegelungen des Magens, vom oberen Dünndarm, Dickdarm und Probeentnahmen notwendig. Gelegentlich ist die Diagnosestellung beim Morbus Crohn etwas schwieriger, dies immer dann, wenn Abschnitte befallen sind, die einer endoskopischen Untersuchung nicht zugänglich sind (z.B. der mittlere Dünndarm). Dann helfen uns radiologische Verfahren wie MRT des Dünndarms mit Kontrastmittel, Ultraschalluntersuchungen oder Untersuchungen mit kleinen verschluckbaren Kameras weiter. Behandlung Grundsätzlich unterscheidet man bei der Therapie des Morbus Crohn und der Colitis ulcerosa zwischen der Therapie des akuten Schubes und der Erhaltungstherapie. Im akuten Schub müssen „stärkere“ Medikamente gegeben werden, teils über einen Dauertropf, teils in Verbindung mit künstlicher Ernährung. Glucokortikoide (Kortison) und andere stark entzündungshemmende Medikamente sind nach wie vor wichtiger Bestandteil der Behandlung des akuten Schubes. Bei der Colitis ulcerosa können diese Medikamente teilweise auch lokal, z. B. als Klystire oder Einläufe gegeben werden. Bei Komplikationen wie Fistelbildung, Abszessen, Darmverschluss oder Darmdurchbruch (Perforation), sind operative Maßnahmen notwendig. Die langfristig angelegte Erhaltungstherapie (zwischen den Schüben) muss sich sehr stark an Verträglichkeit und Nebenwirkungen orientieren. Hier gilt für beide Erkrankungen je nach Schweregrad eine Stufentherapie. Zunächst kommen meistens schwächere entzündungshemmende Medikamente wie Mesalazin zum Einsatz. Sollte dieses Medikament nicht ausreichen, werden sogenannte Immunsuppressiva eingesetzt, dies sind Medikamente, welche überschießende Entzündungsaktivitäten des Körpers eindämmen können. Bekannt sind diese Medikamente aus der Transplantationsmedizin zur Verhinderung einer Transplantatabstoßung und aus der Behandlung vieler rheumatischer Erkrankungen. Azathioprin, Methotrexat und andere Substanzen sind hierfür Beispiele. Als dritte Stufe werden heute häufig TNF-Alpha-Blocker eingesetzt. Dies sind sogenannte Biologika, Signalhemmstoffe im Entzündungsablauf. Diätetische Maßnahmen Durch die Darmerkrankung leiden manche Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa an Fehl- und Mangelernährung. In schweren Fällen kann es sein, dass der Darm Nährstoffe unzureichend aufnimmt. Auch ein Eisenverlust ist durch die Blutungen möglich. Oft vermeiden manche Patienten bestimmte Nahrungsmittel, von denen sie das Gefühl haben, sie verschlimmerten die Erkrankung. Allgemeingültige Diätempfehlungen können nicht ausgesprochen werden. Jeder Patient ist individuell zu betrachten. Auf Mangelzustände bezüglich Eisen, Vitamin B12, Zink und Kalorienzufuhr ist von Seiten der behandelnden Ärzte zu achten. Auch gilt es mögliche Nebenwirkungen der Behandlung zu beachten. Beispielsweise sollten Patienten, die längere Zeit mit Kortison behandelt werden, Untersuchungen zum Osteoporoserisiko und regelmäßige Blutzuckertestungen durchführen lassen. Ob Psychotherapie und Entspannungsmethoden hilfreich sind, ist schwer zu beurteilen. Eingesetzt werden diese Maßnahmen, um übermäßigen Stress als Folge der Erkrankung vorzubeugen. Hier kommt auch die körperliche Bewegung und der Sport ins Spiel. Die psychische Stabilisierung und der Stressabbau durch Sport sowie die Verbesserung der körperlichen Fitness sind hilfreich, um die Krankheitsfolgen zu lindern und die Krankheit im Alltag besser zu bewältigen. Nachfolgend einige hilfreiche Internetlinks: http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Morbus_Crohn/Colitis_ulcerosa_Vereinigung http://www.crohn-colitis-karlsruhe.de/weblinks/26-dccv/ http://www.pflegewiki.de/wiki/Morbus_Crohn http://www.pflegewiki.de/wiki/Colitis_ulcerosa http://ka.stadtwiki.net/Morbus_Crohn/Colitis_ulcerosa_Selbsthilfegruppe