Privat Serie – Gesundheits-Manager schwüre. Die eine Ursache ist chemischer Natur. Magenschleimhautentzündungen, Magengeschwüre und auch Zwölffingerdarmgeschwüre können durch die Einnahme von bestimmten Schmerzmedikamenten wie zum Beispiel Diclofenac ausgelöst werden. Die andere Hauptursache ist eine Infektion der Magenschleimhaut mit dem Bakterium Helicobacter pylori. RM: Und wie werden eine Magenschleimhautentzündung oder ein Magengeschwür möglichst schonend festgestellt und behandelt? Prof. Dr. Heike: Klagt ein Patient über meh- Auf den Magen geschlagen Interview mit dem Gastroenterologen Prof. Dr. Michael Heike, Direktor der Medizinischen Klinik Mitte des Klinikums Dortmund und laut Focus einer der Top-Ärzte 2012 in Deutschland „Magen-Darm-Probleme“ werden gern als kleines, unangenehmes Wehwehchen abgetan. Neben virusbedingten Magen-DarmGrippen, die besonders häufig zuschlagen, gibt es noch zahlreiche andere Gründe, warum es uns „flau“ in der Magen- und Darmgegend ist. Auch ernste Erkrankungen können dahinterstecken. Wir haben einen der Top-Experten Deutschlands interviewt. RM: Schaut man sich die 20 häufigsten AU-Diagnosen der DAK an, gehören dazu „sonstige und nicht näher bezeichnete Gastroenteritis und Kolitis“ und „sonstige nichtinfektiöse Gastroenteritis und Kolitis“. Was hat sich der Laie darunter vorzustellen? Prof. Dr. Heike: Hierbei handelt es sich um ganz unspezifische Aufnahmediagnosen für Patienten mit Durchfallerkrankungen. Die Ursachen sind in der Regel ganz unterschiedlich: Das kann eine einfache Darminfektion sein, aber auch die erste Ausprägung einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung; und bei älteren Menschen können auch Durchblutungsstörungen am Darm vorliegen. RM: Magenprobleme, die zum Beispiel aus einer Magenschleimhautentzündung 68 Revier MANAGER 10-11/13 oder einem Magengeschwür resultieren, wurden lange Zeit vornehmlich hohem Stress zugeschrieben – sie gelten als typische Manager-Krankheit. Heute weiß man, dass viele weitere Faktoren eine Rolle spielen. Wie ist hier der Stand der Wissenschaft? Prof. Dr. Heike: Stress ist ein Faktor, aber Stress alleine macht noch keine Magenprobleme. Es gibt zwei Hauptursachen für Magenschleimhautentzündungen und Magenge- Gesundheitsmanager Serie Teil 1: Teil 2: Teil 3: Teil 4: Teil 5: Teil 6: Teil 7: Teil 8: Teil 9: Teil 10: Teil 11: Einleitung – März Muskel/Skelett: Rücken und Bandscheiben – April Muskel/Skelett: Gelenke und Sehnen – Mai Psyche Therapien – Juni Psyche Prävention – Juli/August Atemwege/Lunge – September Magen und Darm – Oktober Herz/Kreislauf – November/Dezember Allergien und Berufsallergien – Jan. 2014 Augen: Therapien und Kosmetik – Feb. 2014 Zähne – Therapien und Kosmetik – März 2014 rere Wochen über Oberbauchschmerzen, sollte zur Klärung in jedem Fall eine Speiseröhren-, Magen- und Zwölffingerdarmspiegelung durchgeführt werden – alleine, um etwas Bösartiges ausschließen zu können. Wer diese Untersuchung als unangenehm empfindet, kann sich auch mit einem Schlafmittel betäuben lassen. Bei auffälligen Schleimhautbefunden entnimmt der Gastroenterologe eine Probe, die der Pathologe später auf Helicobacter pylori hin untersucht. Ist das Bakterium vorhanden, kann die Infektion mit der Einnahme von einem Säureblocker und zwei Antibiotika über mehrere Tage in 80 Prozent der Fälle ausgeheilt werden. Der Säureblocker muss weitere sechs Wochen eingenommen werden, damit das Geschwür abheilt. Ist das Geschwür durch ein Schmerzmittel verursacht worden, dann sollte das Medikament nach Möglichkeit abgesetzt werden und ebenfalls eine Behandlung mit einem Säureblocker über sechs Wochen erfolgen. Danach sollte eine endoskopische Kontrolle erfolgen, um ein Karzinom auszuschließen, das sich hinter dem Magengeschwür verbergen könnte. RM: Als Volkskrankheit kann mittlerweile auch das Reizdarm-Syndrom bezeichnet werden. Was ist darunter zu verstehen? Prof. Dr. Heike: Der Reizdarm ist keine be- drohliche Erkrankung, sondern eine Funktionsstörung des Darms, die mit unangenehmen Symptomen wie ständigem Druckgefühl oder Luft im Darm, Verstopfung oder Durchfall einhergeht. Es bestehen chronische, das heißt länger als drei Monate anhaltende Beschwerden, jedoch keine Alarmsymptome wie Gewichtsabnahme oder Blutarmut. Nachts gibt es in der Regel keine Beschwerden. Patienten mit diesen Symptomen werden zunächst daraufhin untersucht, ob nicht spezielle Erkrankungen wie ein Dickdarmkarzinom, eine chronische Darmentzündung, ein LaktoseIntoleranz oder eine Glutenunverträglichkeit Serie – Gesundheits-Manager Privat dahinterstecken. Ist das nicht der Fall, handelt es sich um einen Reizdarm, der je nach Symptomen diätetisch oder mit verstopfungslösenden Medikamenten behandelt wird. RM: Darmerkrankungen werden oft tabuisiert, weil es sich für viele Menschen um eine Körperregion handelt, über die man nicht gerne spricht. Die beiden großen entzündlichen Darmerkrankungen (CED) sind der Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa. Erklären Sie unseren Lesern bitte kurz, was man darunter versteht und welche Beschwerden damit verbunden sind. Foto: Klinikum Dortmund Prof. Dr. Heike: Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind schwerwiegende Entzündungen des Darms, deren Ursachen bis heute nur in Ansätzen geklärt sind. Die Erkrankungen unterscheiden sich in einigen wesentlichen Punkten. Während der Morbus Crohn den gesamten Magendarmtrakt vom Mund bis zum Enddarm befallen kann, beschränkt sich die Colitis ulcerosa auf den Dickdarm. Morbus Crohn tritt meistens abschnittsweise auf, während Colitis ulcerosa den Dickdarm kontinuierlich ausgehend vom Enddarm nach oben befällt. Schwerwiegende Ausprägungen des Morbus Crohn führen zu Engstellungen des Darms bis zum Darmverschluss oder zu Fisteln. Die Colitis ulcerosa geht bei aktivem Verlauf beziehungsweise bei einem Schub mit blutigschleimigen Durchfällen einher, zum Teil mit krampfartigen Schmerzen. Der Morbus Crohn kann je nach Befallsmuster unterschiedliche Symptome hervorrufen. Bei Befall des Dickdarms kann es ebenfalls zu blutig-schleimigen Durchfällen kommen. Beim Befall des Dünndarms stehen eher Durchfälle und Schmerzen im Vordergrund. Insbesondere die Ausbildung von Engstellungen im Darm führt zu wiederkehrenden kolikartigen Bauchschmerzen. Bei beiden Prof. Dr. med. Michael Heike ist Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hämatologie und internistische Onkologie sowie Endokrinologie im Klinikzentrum Mitte des Klinikums Dortmund. Der Experte ist 2012 vom Magazin Focus als einer der besten Ärzte Deutschlands ausgezeichnet worden Erkrankungen kann es durch die chronische Entzündungsreaktion und den Blutverlust zu einer Blutarmut kommen. Weiterhin können die Patienten unter Gelenkschmerzen und bestimmten Hauterkrankungen leiden. zwei und mehr Verwandten ersten Grades mit einem Dickdarmkrebs muss man sogar an eine vererbbare Dickdarmkrebsbelastung denken. Dann sollte eine genetische Beratung durch einen entsprechenden Facharzt erfolgen. RM: Beide Erkrankungen sind bis heute nicht heilbar. Welche Therapiemöglichkeiten tragen zu einer Linderung bei? RM: Und wie sieht die Vorsorge aus für Menschen, die kein nachgewiesenes familiäres Risiko haben? Prof. Dr. Heike: Beide Erkrankungen werden in erster Linie medikamentös behandelt, prinzipiell auch mit den gleichen Medikamenten. Bei leichten bis mittleren Verläufen wird meist 5-Acetylsalicylsäure eingesetzt. Bei einer schwereren Entzündung muss für die akute Phase der Erkrankung Cortison gegeben werden, das aber innerhalb von zwei bis drei Monaten reduziert und ausgeschlichen wird. Sollte es nach Absetzen des Cortisons häufiger zu entzündlichen Schüben kommen, ist eine langfristige immununterdrückende medikamentöse Behandlung erforderlich. Darmoperationen kommen bei beiden entzündlichen Darmerkrankungen infrage, wenn die medikamentöse Therapie nicht ausreicht. Bei der Colitis ulcerosa muß bei schweren Verläufen, wenn Medikamente nicht wirken, der Dickdarm entfernt werden. Beim M. Crohn operiert man bei Engstellungen oder Fisteln, die auf eine medikamentöse Behandlung nicht besser werden, nur die betroffenen Darmabschnitte. Während die Colitis ulcerosa durch die Dickdarmentfernung geheilt ist, kann der Morbus Crohn leider wieder an anderer Stelle auftreten. Prof. Dr. Heike: Die höchste Wirksamkeit hat eine komplette Spiegelung des Dickdarms einmalig ab dem 50. Lebensjahr. Sollten Dickdarmpolypen als Krebsvorstufen entdeckt werden, können diese bei der Spiegelung gleich entfernt werden und das Dickdarmkrebsrisiko wird erheblich gesenkt. Bei unauffälligem Befund sollte die Dickdarmspiegelung nach zehn Jahren wiederholt werden. Bei Personen mit einem durchschnittlichen Dickdarmkrebsrisiko, die keine Dickdarmspiegelung wünschen, sollte ab dem 50. Lebensjahr einmal jährlich ein Test auf verborgenes Blut im Stuhl durchgeführt werden. Sollte dieser Test allerdings positiv ausfallen, ist eine Dickdarmspiegelung unumgänglich. RM: Patienten mit einer CED haben zudem ein höheres Risiko an Darmkrebs zu erkranken, einer der häufigsten Krebserkrankungen überhaupt. Und leider auch eine Krebserkrankung, die schleichend und fast unbemerkt entsteht. Prof. Dr. Heike: Wenn man die Häufigkeiten bei Männern und Frauen zusammennimmt, ist der Dickdarmkrebs der häufigste Krebs überhaupt. Sechs Prozent der Bevölkerung erkranken daran. Neben dem Vorliegen einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung kann ebenso eine familiäre Veranlagung zu einem erhöhten Dickdarmkrebsrisiko führen. Bei Dickdarmkrebs bei Verwandten ersten Grades hat man ein doppelt so hohes Risiko, im Laufe des Lebens einen Dickdarmkrebs zu entwickeln. Ist der an Dickdarmkrebs Erkrankte in der Familie jünger als 50 Jahre, vervierfacht sich sogar das Risiko der Verwandten ersten Grades. Bei RM: Und was kann ein gesunder Mensch im alltäglichen Leben machen, um seinen Magendarmtrakt fit zu halten? Prof. Dr. Heike: Den Magendarmtrakt kann man am besten durch eine gesunde Mischkost mit wenig rotem Fleisch und wenig tierischen Fetten fit halten. Ein genügend hoher Ballaststoffanteil sollte für eine regelmäßige Stuhlentleerung sorgen. Diese Ballaststoffe sollten vor allem in natürlicher Form, das heißt in Form von Salat und Gemüse sowie Vollkornprodukten aufgenommen werden. Weiterhin hält regelmäßiger Ausdauersport den Magendarmtrakt fit und verringert das Krebsrisiko im Allgemeinen und natürlich auch das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. 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