Bis an die Grenzen des Universums

Werbung
iram
Institut de
Radioastronomie
Millimétrique
Bis an die Grenzen des Universums
Herausgegeben von IRAM © 2008
Unter der Leitung von: Pierre Cox
Text und Redaktion: Karin Zacher
Diese Broschüre ist ebenfalls in den Sprachen Englisch,
Französisch und Spanisch erhältlich.
Folgenden Personen möchten wir danken:
Jérémie Boissier, Michael Bremer, Dennis Downes,
Frédéric Gueth, Brigitte Indigo, Bernard Lazareff, Doris
Maier, Gisela Matoso, Mary McClean, Roberto Neri,
Jérôme Pety, Vincent Pietu, Bruno Pissard, Jean-Louis
Pollet, Franz Punkt, Clemens Thum, Karl Schuster, Marc
Torres und Jan Martin Winters
Verwendung des Inhalts:
Der Inhalt dieser Publikation darf für persönliche
Zwecke kopiert, heruntergeladen oder ausgedruckt
werden. Ausschnitte der Broschüre dürfen für Texte,
Vorträge, persönliche Blogs, Internetseiten und
Unterrichtsmaterialien verwendet werden – unter
Vorbehalt der Erwähnung der Copyright-Rechte (Titel
der Publikation, © IRAM). Anfragen zu öffentlichrechtlichen Verwendungen sind an IRAM zu richten.
Verweise an Drittpersonen:
Einige Elemente in dieser Broschüre können einen
Verweis an eine Drittperson bzw. -partei enthalten,
deren Copyright-Rechte zu berücksichtigen sind. Die
Erlaubnis zur Verwendung dieses Materials, muss bei den
jeweiligen Rechtsinhabern eingeholt werden.
Entwurf und Gestaltung: rebusparis.com
Gedruckt in Frankreich auf Symbol Freelife Papier,
umweltfreundliches, FSC-zertifiziertes Bilderdruckpapier
(Elemental Chlorine Free) mit hohen Anteilen
ausgewählter wiederverwerteter Materialien
1
Bis an die Grenzen des Universums
Institut für Radioastronomie im Millimeterbereich
iram
Institut de
Radioastronomie
Millimétrique
2
Auf den Spuren des
unsichtbaren Universums
IRAM ist ein internationales Forschungsinstitut für
Radioastronomie, dessen Auftrag die Erforschung
des Universums, seines Ursprungs und seiner
Evolution ist.
Die Forschungseinrichtung mit Sitz in Grenoble
wurde 1979 von der deutschen Max-PlanckGesellschaft (MPG) und dem französischen
Centre National de la Recherche Scientifique
(CNRS) gegründet. 1990 durch das spanische
Instituto Geográfico Nacional (IGN) erweitert,
ist IRAM das Ergebnis einer erfolgreichen
multinationalen Zusammenarbeit im Bereich der
Radioastronomieforschung.
Das Institut beschäftigt mehr als 120
Wissenschaftler, Ingenieure, Techniker und
Verwaltungsangestellte und betreibt zwei
Observatorien: Das 30-Meter-Teleskop auf dem
Pico Veleta nahe Granada in Spanien und das
Interferometer (sechs 15-Meter-Antennen)
auf dem Plateau de Bure in den französischen
Hochalpen. Beide Instrumente zählen zu den
besten Radioteleskopen der Welt und sind
heute die leistungsfähigsten Observatorien im
Millimeterbereich.
Spezialisiert auf den Empfang von Radiowellen
im Millimeterbereich spielen MillimeterTeleskope eine entscheidende Rolle in
der modernen Astronomie: Während von
kosmischem Staub und interstellaren Wolken
umgebene Objekte im Weltall für optische
Instrumente unsichtbar sind, können sie genau
diese Objekte aufspüren. Vielmehr erfassen ihre
3
Antennen die Radiowellen der Moleküle und
Staubpartikel kosmischer Gebilde. Auf diese
Weise dringen Forscher bis zu den entferntesten
Galaxien vor, analysieren schwarze Löcher am
Rande des uns bekannten Universums und
verfolgen die kosmische Hintergrundstrahlung
bis zu ihrer Quelle, dem Urknall, zurück.
Gleichzeitig erlaubt dieser Astronomiezweig die
Analyse interstellarer Moleküle und kosmischen
Staubs, Schlüsselelemente für die Entstehung
von Sternen und Galaxien – und damit für die
Entwicklung des Universums.
Führend in ihrem Gebiet, ermöglichen es die
IRAM-Teleskope, die Grundbausteine interstellarer
Materie nicht nur in unserem Sonnensystem
ausfindig zu machen, sondern auch innerhalb
der gesamten Milchstraße bis hin zu Galaxien in
kosmischen Entfernungen.
Die Andromeda-Galaxie (M31) in sichtbarem Licht
und im Licht des Moleküls Karbonmonoxid, welches
Regionen mit hohen Anteilen an molekularem Gas
hervorhebt – mit anderen Worten mögliche aktive
Sternentstehungsgebiete.
Im Dienste dieser Forschung und der
internationalen wissenschaftlichen Gemeinde
entwickeln IRAM-Wissenschaftler und
Ingenieure zudem speziell auf Radioastronomie
im Millimeterbereich zugeschnittene
Technik und Software. Die Laboratorien des
Instituts decken den kompletten Bereich der
Höchstfrequenz- und Terahertztechnologie
ab: Von supraleitenden Detektoren über
komplexe Empfängersysteme bis hin zu
digitaler Hochgeschwindigkeitselektronik und
spezialisierter Software zur Datenverarbeitung.
Dabei stellt IRAM sein Fachwissen auch anderen
Radioastronomiezentren zur Verfügung und
beliefert deren Observatorien mit technisch
hochspezialisierten Komponenten. Gleichzeitig
unterhält das Institut erfolgreiche Partnerschaften
mit mehreren nationalen und internationalen
Weltraumforschungseinrichtungen wie ESA,
NASA oder CNES und ist einer der wichtigsten
Partner des internationalen Projektes ALMA,
ein geplantes Radioobservatorium in der
chilenischen Wüste.
Dank seiner beiden hochmodernen
Observatorien sowie seinem einzigartigen
institutseigenen Know-how ist IRAM heute die
weltweit führende Forschungseinrichtung für
Radioastronomie im Millimeterbereich.
4
Das Abbild des Pferdekopf-Nebels im MillimeterWellenlängenbereich zeigt Dichte und Verteilung
des molekularen Gases innerhalb des Nebels. Der
berühmte Pferdekopf erinnert dabei mehr an den eines
Seepferdchens.
Interstellare Moleküle
In dunklen Staubwolken wie dem bekannten Pferdekopf-Nebel wurden bis heute zahlreiche
interstellare Moleküle entdeckt.
Um sich selbst rotierend, emittieren interstellare Moleküle in Millimeter-Wellenlängen. Wie
eine Art Fingerabdruck, strahlt dabei jede Art von Molekül in ihr ganz eigenen Frequenzen.
IRAMs Observatorien operieren daher bei einer Wellenlänge von 3, 2, 1 und 0.8
Millimetern – vier atmosphärische Fenster, die für Frequenzen interstellarer Moleküle
durchlässig sind.
Ein Großteil der Radiowellen aus dem Weltall wird gleichwohl von Wasser in der
Atmosphäre absorbiert, weshalb für die Institutsteleskope ein Standort in Höhenlage mit
stabilem und möglichst trockenem Klima gewählt wurde.
5
Radioastronomie und die Grundbausteine des Weltalls
Radioastronomie im Millimeterbereich ist ein
noch recht junger Forschungszweig. Erst Ende
der 1960er Jahre wurde es technisch möglich,
Empfänger zu bauen, die sich als ausreichend
sensibel erwiesen, Millimeter-Radiowellen aus
dem Weltall einzufangen. Von da an entwickelte
sich die Radioastronomie in diesem Gebiet
allerdings sehr schnell zu einem tragenden
Pfeiler in der Astronomieforschung.
Entscheidend für den rapiden
Bedeutungszuwachs der Radioastronomie
war die Entdeckung zahlreicher interstellarer
Moleküle, deren Strahlung – im Gegensatz zu
dem für das menschliche Auge sichtbare Licht –
nicht von interstellaren Staubwolken absorbiert
wird.
Wissenschaftlern eröffnete sich so die
Möglichkeit, in ganz neue und unbekannte
Regionen des Weltalls vorzudringen und vor
allem auch kalte Materie, nur einige Grade
über dem absoluten Nullpunkt, und schwach
leuchtende kosmische Objekte zu untersuchen.
Neben der spektakulären Entdeckung von Wasser
im All spürten Radioastronomen dabei auch
Moleküle auf, die auf der Erde nicht zu finden
sind.
Interstellare Moleküle sind deshalb so essentiell
in der Astronomie- und Astrophysikforschung,
weil sie notwendige Schlüsselkomponenten
für die Evolution der Materie zwischen den
Sternen darstellen. Die Grundbausteine der
interstellaren Materie sind besonders in
kosmischen Staubwolken anzutreffen, wo sie,
für das Erkalten der Materie verantwortlich,
eine wichtige Voraussetzung für die allmähliche
und schrittweise Komprimierung der Wolke
schaffen – ein Prozess, der zur Geburt eines
oder sogar mehrerer Sterne führen kann. Die
nicht zur Sternbildung benutzte Materie kreist
anschließend in so genannten zirkumstellaren
Scheiben um den jungen Stern herum. Durch
chemische Reaktionen auf molekularer Ebene
angeregt, entwickelt sich die interstellare Materie
kontinuierlich weiter, bis hin zur Möglichkeit der
Entstehung von Proto-Planeten.
Die äußeren Hüllen eines sterbenden Sternes
wiederum reichern das interstellare Milieu von
neuem mit Molekülen und frischem Staub
an. Strahlungen, wie die eines naheliegenden
Sternes, setzen schließlich chemische Reaktionen
auf den Oberflächen interstellarer Staubwolken
in Gang, die zur Bildung komplexer Moleküle
führen.
Aus dem im Urknall entstandenen Wasserstoff,
häufigstes Atom im Universum, sowie anderen,
durch thermonukleare Verschmelzung innerhalb
von Sternen gebildeten Atomen (wie Sauerstoff,
Kohlenstoff oder Stickstoff ), formen sich so
zuerst einfache Moleküle wie Karbonmonoxid,
Methanol oder Ethanol, um anschließend
komplexere Verbindungen zu bilden –
einschließlich denjenigen, die am Anfang des
Lebens stehen.
Eine Art kosmischen Zyklus repräsentierend,
durchwandert interstellare Materie auf
diese Weise verschiedene Zustände. Die
Radioastronomie im Millimeterbereich ist für die
Erforschung dieses Kreislaufes von maßgeblicher
Bedeutung und die beiden IRAM-Observatorien
dafür mit richtungsweisender Technologie
ausgestattet.
O
C
Das Karbonmonoxid-Molekül (CO), eines der häufigsten
Moleküle im interstellaren Milieu, erlaubt den
Radioteleskopen kosmische Objekte noch am Rande des
Universums aufzuspüren.
N
C
H
H
N
C
H
H
Das Molekül Aminoacetonitril (NH2CH2CN), ein
chemischer Verwandter und möglicher direkter Vorläufer
einer Aminosäure, wurde mit Hilfe der IRAM-Teleskope
nahe dem Zentrum der Milchstraße entdeckt.
6
Das 30-Meter-Teleskop auf dem Pico Veleta
Das Tor zum Universum
7
IRAM besitzt die weltweit besten Instrumente
der Radioastronomie im Millimeterbereich,
darunter das Teleskop auf dem Pico Veleta in
der spanischen Sierra Nevada.
In vierjähriger Bauzeit zwischen 1980 und 1984
in einer Höhe von 2850 Metern über dem
Meeresspiegel konstruiert, ist es mit seiner
beeindruckenden Antenne von 30 Metern
Durchmesser eines der größten und darüber
hinaus das empfindlichste Radioteleskop im
Millimeterbereich.
Das Observatorium ist, was man in der
Fachsprache der Astronomie ein single
dish nennt, ein klassisches Einzelteleskop,
und daher zur Erforschung ausgedehnter
kosmischer Objekte geeignet, wie Galaxien und
interstellare Wolken.
Dank seiner großen Oberfläche verfügt das
Teleskop über eine hohe Empfindlichkeit, was
das Observatorium auch für die Beobachtung
schwacher Quellen prädestiniert. Allein die
Oberfläche seiner Teleskopschüssel ist mit
einer Genauigkeit von 55 Mikrometern justiert,
was der Feinheit eines menschlichen Haares
entspricht.
Indem das Teleskop auf eine bestimmte Quelle
am Himmel ausgerichtet wird und diese durch
langsame Nachführung schrittweise abgetastet
wird, können in einem Rasterverfahren Bilder
im Millimeterbereich von ganzen Galaxien
erstellt werden.
Das 30-Meter-Teleskop ist mit einer
einzigartigen Auswahl von Empfängern
ausgestattet, darunter eine Reihe von
Einzelpixel-Empfängern, die bei Wellenlängen
von 3,2,1 und 0.8 Millimetern operieren
und zwei, im Bereich von einem Millimeter
arbeitende Kameras: HERA, eine 9 PixelAnordnung zur Kartographierung molekularen
Gases in weitläufigen kosmischen Nebelwolken
und MAMBO, eine am Max-Planck-Institut für
Radioastronomie in Bonn entwickelte 117 PixelKamera zur Beobachtung von kosmischem
Staub in naheliegenden interstellaren Wolken
bis hin zu weit entfernten Galaxien.
Ein zusätzlicher Vorteil des 30-Meter-Teleskops
ist die Möglichkeit, mehrere Wellenlängen zur
gleichen Zeit zu beobachten.
Forscher können so detaillierte Sternkarten
im Millimeterbereich anfertigen, nach noch
unbekannten kosmischen Gebilden im
Universum suchen oder interstellare Objekte
nach neuen Molekülen und Staubemissionen
durchforsten.
Das 30-Meter-Teleskop ist heute eines der
gefragtesten Radioteleskope auf der ganzen
Welt. Mehr als 250 Astronomen kommen
jedes Jahr auf den Pico Veleta, um dort ihre
wissenschaftlichen Projekte zu realisieren. Die
Anzahl der jährlichen Projektvorschläge ist so
groß, dass weniger als die Hälfte von ihnen
tatsächlich durchgeführt werden kann.
Beobachtet wird 24 Stunden rund um die Uhr,
365 Tage im Jahr, weshalb das Gebäude neben
der Antenne nicht nur einen Kontrollraum für
das Teleskop enthält, sondern auch eine Küche
sowie Schlaf- und Aufenthaltsräume für die
Wissenschaftler und Institutsmitarbeiter.
Besonders interessant ist das Observatorium in
der Sierra Nevada auch deshalb, weil es einen
Blick auf die südliche Hemisphäre des Himmels
freigibt, wo sich das Zentrum unserer Galaxie
erstreckt.
8
Das Interferometer auf dem Plateau de Bure
Sechs Antennen lauschen dem Kosmos
9
Auch das zweite der IRAM-Teleskope, das Plateau
de Bure Interferometer, ist ein Instrument der
Superlative.
In einer Höhe von 2550 Metern über dem
Meeresspiegel auf einem flachen und
weitläufigen Plateau in den französischen
Hochalpen errichtet, besteht es aus sechs
15-Meter-Antennen, von denen jede einzelne mit
hochsensiblen Empfängern ausgestattet ist. Ein
speziell entwickeltes Schienensystem ermöglicht
es, die Teleskope auf einer Nord-Süd- und einer
Ost-West-Achse über eine Distanz von 760
Metern hin und her zu bewegen.
Bei Beobachtungen agieren die sechs
Antennen des Observatoriums wie ein einziges
Teleskop, eine Technik, die in der Fachsprache
Interferometrie genannt wird.
Indem die Antennen auf eine Quelle im
Weltall ausgerichtet werden und die von
ihnen empfangenen Signale anschließend
zusammengeschaltet werden, erhält man die
räumliche Auflösung eines Einzelteleskops,
dessen Durchmesser dem Abstand zwischen
den Antennen entspricht – im Falle des IRAMInterferometers einem Teleskop von bis zu 760
Metern.
Das IRAM-Observatorium besitzt damit eine
derart detaillierte räumliche Auflösung, dass es
in der Lage wäre, zwei nebeneinander liegende
Ein-Cent-Münzen in fünf Kilometern Entfernung
zu unterscheiden – was es zum empfindlichsten
Interferometer der Radioastronomie im
Millimeterbereich macht.
Weil ein solch hochentwickeltes und komplexes
Antennensystem schwer zu bedienen ist,
werden die Beobachtungen auf dem Plateau
de Bure ausschließlich von IRAM-Operateuren
durchgeführt.
Um ein komplettes Bild des Objekts im Weltall zu
erhalten, nutzt man gleichzeitig die natürliche
Rotation der Erde, welche die Antennen in
ihrer Konfiguration langsam dreht und ihnen
so ermöglicht, das Objekt am Himmel Schritt
für Schritt abzutasten. Innerhalb von wenigen
Stunden Beobachtungszeit kann so ein
hochauflösendes Bild einer Quelle gezeichnet
werden.
Komplementär zum 30-Meter-Teleskop auf
dem Pico Veleta, ist das Plateau de BureObservatorium damit prädestiniert für die
Analyse von Feinstrukturen eines kosmischen
Gebildes. Beide Instrumente ergänzen sich
so auf hohem Niveau und machen IRAM
unter Wissenschaftlern zu einem der meist
frequentierten Institute weltweit.
Gemeinsam mit anderen Radioteleskopen
können die beiden Instrumente zu einem die
ganze Erde umspannenden Interferometer
zusammengeschaltet werden (Very Large
Baseline Interferometry), was besonders für
die Erforschung hell und intensiv leuchtender
kosmischer Phänomene von großem Interesse ist,
wie stark strahlende Materie um schwarze Löcher
(Quasare) oder Sternenhüllen. Mit einer so hohen
Bildauflösung, dass ein Golfball auf dem Mond
entdeckt werden könnte, wird diese Technologie
auch zur exakten Positionsbestimmung der
tektonischen Platten auf der Erde oder zur
Überprüfung von Satellitenbahnen genutzt.
Auch der Bau des Observatoriums stellte
eine große technische und logistische
Herausforderung dar. Zehntausende Tonnen
von Material sowie sämtliche zur Konstruktion
notwendigen Maschinen galt es auf die
Hochebene zu transportieren, insbesondere um
das hochpräzise Schienensystem einzurichten.
Heute kann die horizontale und vertikale Position
der Antennen auf ihren Beobachtungsstationen
auf den Bruchteil eines Millimeters genau
bestimmt werden.
Seit dieser Konstruktionsphase, die 1990
abgeschlossen wurde, ist das Observatorium
auf dem Plateau de Bure in permanenter
Entwicklung. Anfänglich nur aus drei Antennen
bestehend, verdoppelte sich deren Zahl in
nur zehn Jahren, und auch die Basislinien
wurden in verschiedenen Erweiterungsphasen
um nahezu das dreifache verlängert. Neue
Empfängersysteme haben kürzlich die
Leistungsfähigkeit der Antennen noch einmal
erhöht.
IRAM leitet mit diesen Entwicklungen eine
neue Ära in der Forschungsgeschichte der
Radioastronomie ein.
10
A
Dekodierung der Signale
aus dem Weltall
B
E
C
Auf die Paneele der Antenne treffend B,
werden die Signale aus dem Kosmos A
über den Subreflektor C gebündelt und
in das Innere der Antenne weitergeleitet
D, wo sich der Empfänger befindet E.
Aufgrund der großen Entfernungen sind
die Signale nur sehr schwach.
Um das Signal zu verstärken, muss der
Empfänger es zuerst in eine niedrigere
Frequenz umwandeln.
D
Im Mischer F, Teil des Empfängers, wird
das Signal aus dem Weltall deshalb mit
einem für diesen Zweck produzierten
lokalen Signal G überlagert, das eine
benachbarte Frequenz zu der des
Originalsignals hat.
Dank dem supraleitenden Kontakt H
(auch Tunneldiode genannt), essentielle
Komponente des Mischers, erhält man
schließlich die Differenz der beiden
Ausgangsfrequenzen. Dieses Signal mit
einer viel niedrigeren Frequenz kann jetzt
verstärkt werden.
E
G
F
F
H
H
11
K
HERA / IRAM 30m RT
Millimeterwellen
~1 mm
Infrarot
~10 µm
Sichtbares Licht
~500 nm
UV-Strahlen
~10 nm
Röntgenstrahlen
≲1 nm
NE – Region
Spiral arm near 75” / 80”
Interarm near 100” / 90”
Interarm near 50” / 70”
0.15
J
≳10 cm
L
12CO 2–1 in M51
0.2
Radiowellen
0.1
0.05
0
300
350
400
450
500
550
Velocity (km/h)
Über ein Kabelnetzwerk bis ins
Hauptgebäude I transferiert, bündelt
der Korrelator J auf dem Plateau de Bure
die Signale und befreit sie von störendem
Hintergrundrauschen. Das 30-MeterTeleskop besitzt zur Signalverarbeitung
einen so genannten Auto-Korrelator.
Mit Hilfe spezieller Softwareprogramme
können Wissenschaftler die empfangenen
Signale in Datenform K übertragen und
Bilder der Quelle im Millimeterbereich
erstellen, wie das der Spiralgalaxie M51 L.
I
J
K
12
Höchstfrequenz- und Terahertztechnologie
in der Radioastronomie
Die von Radioteleskopen empfangenen Signale
aus dem Kosmos sind so schwach, dass man
eine Galaxie über 13,7 Milliarden Jahre (etwa das
Alter unseres Universums) hinweg beobachten
müsste, um genügend Energie zu sammeln,
eine einfache Glühbirne für 10 Sekunden zum
Leuchten zu bringen.
Das Signal einer Quelle im Weltall muss daher
erst verstärkt werden, bevor es analysiert
werden kann. Technisch ist dies bei derart
kurzen Wellenlängen wie im Millimeterbereich
jedoch schwierig. Der Empfänger eines
Radioteleskops senkt daher zuerst die Frequenz
des eingehenden Signals – ein Vorgang, der sich
innerhalb des Mischers, Teil des Empfängers,
abspielt:
Von der Antenne zum Empfänger weitergeleitet,
wird das kosmische Signal vom Horn
aufgenommen und durch eine millimeterkleine,
enge Tunnelröhre geschleust. Von diesem Tunnel,
dem so genannten Wellenleiter, gelangt das
Signal schließlich in den Mischer (nur einige
Zentimeter groß).
In den Mischerblocks findet die
Umwandlung des Signals aus
dem Kosmos statt. Die Blocks
selbst werden mit einer 5-Achsen
CNC Präzisionsfräsmaschine
in der IRAM eigenen Werkstatt
bearbeitet.
Dort angekommen wird das Signal aus dem
Weltall zuerst im Koppler mit einem lokal
produzierten Signal vermischt, um anschließend
auf die supraleitendende Tunneldiode zu treffen.
Die Diode wiederum registriert die Differenz
zwischen den beiden Eingangssignalen: Ein
drittes Signal, dessen intermediäre Frequenz so
niedrig ist, dass es verstärkt werden kann.
Mit dem Ziel, die beiden Eingangssignale
voneinander zu trennen und die Arbeitsleistung
des supraleitenden Kontakts zu optimieren,
ist der Mischer außerdem mit speziellen
supraleitenden Schaltkreisen versehen.
Gemeinsam mit den ihn ergänzenden
Komponenten, Koppler und Horn, wird der
Mischer von IRAM-Ingenieuren und Technikern
entwickelt, in der Werkhalle des Instituts mit
Hilfe mikro-mechanischer Fertigungstechniken
hergestellt und anschließend in den Laboratorien
der Forschungseinrichtung zusammengesetzt.
Die supraleitende Tunneldiode ist mit einer
Größe von weniger als einem Mikrometer
(ein tausendstel Millimeter) das Herzstück des
Empfängers. Sie sorgt für die Weiterleitung des
Signals aus dem Weltall innerhalb des Mixers, mit
dem Ziel, es dabei so wenig wie möglich durch
zusätzliches Hintergrundrauschen zu verfälschen.
Die Diode besteht aus zwei Metallschichten,
meist hochreines Niob, das einige Grade über
dem absoluten Nullpunkt zum nahezu perfekten
elektrischen Leiter ohne Widerstand und damit
rauscharm wird. Speziell angefertigte und mit
flüssigem Helium gekühlte Kryostatkammern
halten deshalb die Empfängersysteme in den
IRAM-Antennen auf konstanten -269C°. Die
beiden Supraleiter-Schichten sind wiederum
durch eine etwa einen Nanometer (ein millionstel
Millimeter) dicke Isolatorschicht getrennt, die in
13
modernen Tunneldioden aus Aluminiumoxyd
besteht.
Das ankommende Signal bewirkt einen
Transport der elektrischen Ladungen von einem
Metallkontakt über die Isolationsschicht bis zum
anderen gegenüberliegenden Metallkontakt –
ein Vorgang, der in der Fachsprache als
photonenunterstütztes Tunneln bezeichnet wird
und den eigentlichen Empfangsprozess in einem
Millimetersystem darstellt: Die Erfassung von
Energie und Photonen des hereinkommenden
Signals.
Zur Herstellung und Weiterentwicklung
der supraleitenden Tunnelkontakte
betreibt IRAM ein eigenes Labor für
Mikro- und Nanotechnologie, in dem
neben modernen Beschichtungsverfahren
unter Ultrahochvakuumsbedingungen
auch mikrolithographische Methoden zur
Strukturierung der Dioden zum Einsatz kommen.
Das Institut ist damit in der Lage,
Empfängersysteme für Millimeterastronomie
herzustellen, die – lediglich durch
unvermeidbares physikalisches
Quantenrauschen beeinträchtigt – eine
nahezu perfekte Signalübertragung
gewährleisten. Als Spitzenreiter im Bereich
der Höchstfrequenztechnologie entwickelt
IRAM ebenfalls die Empfängersysteme für
das in der südlichen Hemisphäre geplante
Radioobservatorium ALMA.
Die supraleitenden Tunneldioden sind nicht größer als
ein Mikrometer im Quadrat. Im Reinraum hergestellt und
in einen Mikrochip integriert, werden sie mit Hilfe eines
speziellen UV-Klebstoffes im Mischerblock fixiert.
14
IRAMs digitales Universum
Im Korrelator, der sich in einem der Kontrollsäle
im Hauptgebäude des Observatoriums befindet
und besonders in der Interferometrie eine
zentrale Rolle spielt, laufen schließlich die Signale
der verschiedenen Antennen zusammen.
Mit einer Rechenleistung von 15 Teraoperationen
(15 Tausendmilliarden) pro Sekunde, ist er in
der Lage ein winzig kleines Signal aus dem
von physikalischen Quanteneffekten und
Umgebung verursachten Hintergrundrauschen
herauszufiltern. Im Gegensatz zu diesem
störenden Geräusch, das zufallsbedingt ist
und stark variieren kann, ist das Signal aus
dem Kosmos gewöhnlich stabil. Indem der
Korrelator über Stunden und Tage hinweg eine
Art Mittelwert der verschiedenen Geräusche
berechnet, reduziert er das Rauschen und
kann am Ende das von der Quelle stammende
Signal herauskristallisieren. Dabei kompensiert
er gleichzeitig die durch die Erdrotation
hervorgerufene Signalverzögerung.
Sämtliche dafür benötigten elektronischen
Schaltkreise – darunter eine große Anzahl
spezieller Siliziumchips – werden nur für diesen
Zweck konzipiert und hergestellt.
Darüber hinaus analysiert und klassifiziert
der Korrelator simultan tausende von
eingehenden Frequenzen, was es möglich
macht, diese später einem bestimmten Molekül
zuzuordnen. Parallel dazu berechnet er die
temporären Verschiebungen zwischen den
von unterschiedlichen Antennen kommenden
Signalen und bestimmt so die genaue Position
der Quelle am Himmel. Dafür misst wiederum
eine spezielle elektronische Vorrichtung
La Ge
uf om
ze e
itu tr
nt isc
er he
sc r
hi
ed
Korrelator
Signalverzögerung im Kabel
15
kontinuierlich und auf den hundertstel Millimeter
genau die Längen der Kabel zwischen Antennen
und Hauptgebäude.
Um eine optimale Daten- und Signalübertragung
zu gewährleisten, ist das Plateau de Bure unterirdisch mit einem Netzwerk hochentwickelter
optischer Monomodefasern und Kabeln
überzogen.
Im Gegensatz zum Observatorium auf
dem Plateau de Bure besitzt das 30-MeterTeleskop keinen Korrelator, sondern
mehrere Spektrometer, die auf der Basis von
Autokorrelation, analoger Filtration und FourierTransformation arbeiten.
Insgesamt sind der Datenfluss und die Übertragungsgeschwindigkeit im Millimeterbereich
der Radioastronomie mehrere hundert Mal
größer als bei den besten existierenden
Internetverbindungen.
Für die komplexen Rechenleistungen des
Korrelators sind ausgefeilte Computerprogramme
verantwortlich, die von einer Expertengruppe
IRAMs entwickelt werden. Seit mehr als 25 Jahren
gehört das Institut zu den Spitzenreitern für die
Konzeption und Weiterentwicklung von Software
im Bereich der Radioastronomie.
Kontrollprogramme – wie dasjenige zur
Antennensteuerung – mussten von IRAMInformatikern und -Astronomen erst geschrieben
werden, und zahlreiche weitere Programme –
zur Verwaltung der wissenschaftlichen
Beobachtungsprojekte, zur Datenverarbeitung
und zur Archivierung aller bisher erhaltenen
wissenschaftlichen Resultate – werden vom
Ingenieurs-Team der Forschungseinrichtung
ständig an die neuesten wissenschaftlichen und
technischen Entwicklungen angepasst.
Teile der von IRAM entwickelten Software
werden vom Institut zudem frei zur Verfügung
gestellt und von zahlreichen anderen
Observatorien weltweit genutzt.
IRAMs Forschung und Entwicklungen in
jedem dieser Bereiche garantieren nicht
nur die Ausstattung beider Observatorien
mit absoluter Spitzentechnologie, sondern
beeinflussen gleichzeitig auch andere
anwendungsbezogene Bereiche, wie zum
Beispiel bildgebende Verfahren in der Medizin,
Hochleistungs-Kommunikationstechnologien,
die Fernerkundung oder auch die
Atmosphärenforschung.
16
13 Milliarden Jahre in die Vergangenheit
Im Laufe der letzten 30 Jahre haben IRAMWissenschaftler und die Instrumente der
Forschungseinrichtung für eine große Anzahl
spektakulärer Entdeckungen gesorgt.
Die Teleskope des Instituts lieferten sensationelle
und einzigartige Bilder von Sternen in jedem
Lebensalter, erfassten schwarze Löcher am
Rande des Universums – die schon 870 Millionen
Jahre nach dem Urknall entstanden – und
ermöglichten die ersten detaillierten Aufnahmen
von Scheiben um junge Sterne, in denen sich
rasante chemische Prozesse abspielen und erste
Vorläufer von Planeten vermutet werden. Darüber
hinaus wurde die Mehrheit der Entdeckungen
molekularen Gases in kosmologischer Ferne mit
IRAM-Teleskopen gemacht.
Wissenschaftler des Instituts und seiner
Partnerorganisationen publizierten nicht
nur bahnbrechende Studien über die
Zusammensetzung von Galaxien und Entstehung
von Sternen, sondern entdeckten etwa ein
Viertel aller bis heute bekannten interstellaren
Moleküle – ein entscheidender Beitrag zur
Astrochemie und ein bedeutender Schritt in
Richtung Exobiologie.
Pionier der ersten Stunde, hat IRAM so die
Forschung auf dem Gebiet der Radioastronomie
im Millimeterbereich nachhaltig geprägt.
Die Astrochemie (v. griech.: astron „Gestirn“
und vermutlich chymeia „[die Kunst der Metall-]
Gießerei“ im Sinne von „Umwandlung“) befasst
sich mit der Erforschung der chemischen
Elemente im Universum. Ziel der Astrochemiker
ist es, zu verstehen wie Moleküle sich bilden,
wie sie miteinander und dem sie umgebenden
interstellaren Milieu in Wechselwirkung stehen
und wie sie wieder zerstört werden. Gleichzeitig
trägt dieser Forschungszweig zu neuen
Erkenntnissen über den Ursprung des Lebens im
Universum bei.
Von Kometen wie Hale-Bopp wird angenommen, dass sie
die Entwicklung der Planeten in unserem Sonnensystem
entscheidend beeinflusst haben.
Tatsächlich konnten mit Hilfe der IRAM-Teleskope
zahlreiche Moleküle im Innern Hale-Bopps nachgewiesen
werden.
Angesichts dieser molekularen Vielfältigkeit und
Komplexität im Kern von Kometen schließen
Wissenschaftler nicht aus, dass Kometeneinschläge auch
organische Moleküle auf die Erde brachten.
17
Sternenzyklus
Bipolare Ströme um den jungen
Stern HH 211
Bei der Entstehung eines Sternes
verdichten sich Gas und Staub derart, dass
sich ein so genannter Proto-Stern bildet,
in dessen Kern sich die Materie immer
weiter zusammenzieht. Der Proto-Stern
dreht sich dabei immer schneller um sich
selbst und schleudert gleichzeitig einen
Teil seiner Materie mit der unglaublichen
Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro
Sekunde in das interstellare Milieu zurück.
Die ausgestoßenen Materieflüsse werden
in der Fachsprache bipolare Ströme
genannt.
HH 211 ist einer der Proto-Sterne, mit
etwa ein Viertel Sonnenmasse, um
den IRAM-Wissenschaftler ein solches
Phänomen zum ersten Mal in der
Forschungsgeschichte der Astronomie im
Detail beobachten konnten. Unsichtbar
für optische Instrumente, da sich
Proto-Sterne meist innerhalb von
interstellaren Wolken befinden,
zeigt der rote Punkt in der
Mitte des Bildes
HH 211, genauer gesagt die ihn
umgebenden Gas- und Staubemissionen.
Ein wenig weiter weg sieht man den
Einschlag und die Auswirkungen der
bipolaren Ströme auf die sich um den
Stern herum im interstellaren Milieu
befindliche Materie. Eine neuerliche
Beobachtung mit der verbesserten
räumlichen Auflösung des Interferometers
brachte sogar ein noch unerwarteteres
Ergebnis hervor: Die bipolaren Ströme
entfernen sich nicht – wie zuerst
vermutet – linear von dem Proto-Stern,
sondern agieren wiederum mit dem
interstellaren Milieu und scheinen sich in
mehrere Arme aufzuteilen.
18
Zirkumbinäre Scheibe
im System GG Tauri
Auch die nähere Untersuchung des
jungen Doppelsternsystems GG Tauri
durch IRAM-Wissenschaftler sorgte in
der Forschungsgemeinde für Aufsehen.
Wie vermutlich etwa die Hälfte aller
stellaren Systeme, besteht es aus zwei
sich umkreisenden Sternen – im Falle von
GG Tauri von etwa zwei Drittel der Masse
unserer Sonne. Als wirkliche Überraschung
aber stellte sich der auf dem Bild deutlich
sichtbare Ring heraus, der die einzige bis heute
bekannte zirkumbinäre Scheibe darstellt. Aus
interstellarer Materie bestehend, wurden seine
inneren Ringe förmlich von den gegenseitig
interagierenden Sternen ausgehöhlt, die den
kosmischen Staub auf ihrem Weg einfach
„aufgesaugt“ haben.
In ganz ähnlichen Scheiben, die ebenfalls
mit Hilfe der IRAM-Teleskope beobachtet
werden können, bilden sich Planeten ‑ was
den Astronomen einzigartige Möglichkeiten
eröffnet, die Ursachen der Planetenentstehung
näher zu untersuchen und die chemischen
Prozesse zu analysieren, die zur Bildung von
Sonnensystemen wie dem Unseren führen.
Der Stern TT Cygni
Abhängig von ihrer Masse beenden weniger
bis durchschnittlich massive Sterne, wie unsere
Sonne, ihre Existenz, indem sie ihre äußeren
Schichten abwerfen, um sich anschließend
in weiße Zwerge zu verwandeln. Das
nebenstehende außergewöhnliche Bild ist auf
dem Plateau de Bure entstanden und zeigt den
Stern TT Cygni in eben diesem Stadium seiner
Entwicklung. Indem das IRAM-Interferometer
die Radiowellen des Moleküls Karbonmonoxid,
Teil der ausgestoßenen Schicht, einfängt,
macht es letztere für die Forscher sichtbar.
Man sieht, wie sich die vor über 2000 Jahren
abgeworfen Hülle von dem Stern entfernt.
Eine später abgestoßene Schicht befindet sich
noch in relativer Nähe um den Stern. Einmal
ausgeschleudert, erkalten diese Schalen relativ
schnell und bilden dabei eine große Anzahl
von Molekülen und Staubpartikeln.
Sterne am Ende ihrer Existenz stellen so wahre
„Massenproduzenten“ von kosmischem Staub
dar. Für die Forschung ergeben sich auf diese
Weise unschätzbare Gelegenheiten, neue
interstellare Moleküle zu entdecken, jedes
davon ein neues Puzzlestück der Evolution des
Universums.
19
Vom interstellaren Molekül zur Galaxie
M51: Die Whirlpool-Galaxie
Die Galaxie SMM J16359
Die über 27 Millionen Lichtjahre entfernte
Whirlpool-Galaxie (M51) im Sternbild
der Jagdhunde gehört neben dem
Andromeda-Nebel (M31) zu den der Erde
am nächstgelegenen Galaxien.
SMM J16359 ist eine Galaxie, die man
mehr als 5 Milliarden Lichtjahre von
der Erde entfernt und versteckt hinter
anderen Galaxiehaufen eigentlich
gar nicht sehen dürfte. Dank eines
außergewöhnlichen astronomischen
Phänomens, Gravitationslinseneffekt
genannt, ist sie dennoch sichtbar. Dabei
lenkt die Schwerkraft des hell leuchtenden
Galaxiehaufens (oben rechts im Bild)
zwischen Erde und SMM J16359 das Licht
von letzterer derart ab, dass ihr Bild nicht
nur verdreifacht, sondern insgesamt auch
um mehr als 40 Mal vergrößert wird.
IRAM-Wissenschaftler haben die erste
vollständige Karte dieser Galaxie im
Millimeterbereich erstellt. Mit dem
30-Meter-Teleskop konnten Verteilung,
Dichte und Geschwindigkeit von
Molekülen wie Karbonmonoxid exakt
nachvollzogen werden. Auf diese Weise
erhielten Forscher eines der seltenen
kompletten Bilder einer Galaxie mit ihren
Spiralarmen und deren Zusammensetzung
aus atomarem und molekularem Gas.
Die räumliche Konzentration des
Moleküls Karbonmonoxid im Zentrum
der Galaxie weist auf eine hohe
Moleküldichte und damit auf ein aktives
Sternentstehungsgebiet hin. Die erste
globale Vision von M51 enthält ebenfalls
Informationen über die Dynamik der
Galaxie, deren eine Hälfte sich in Richtung
des Beobachters ausdehnt, während sich
die andere Hälfte von ihm weg bewegt.
Durch Beobachtungen mit dem Plateau
de Bure-Interferometer des in der Galaxie
vielfach vorzufindenden Moleküls
Karbonmonoxid konnten Wissenschaftler
Rückschlüsse auf die tatsächlichen
physikalischen und chemischen
Eigenschaften von SMM J16359 ziehen:
Häufigkeit des Vorkommens, Dynamik und
Masse des molekularen Gases lassen darauf
schließen, dass SMM J16359 tatsächlich aus
zwei miteinander kollidierenden Galaxien
besteht.
Bild i
m Mi
Optis
llime
ches
terbe
reich
Bild
20
Technische Daten der IRAM-Teleskope
Standort
Höhe
Geographische Länge und Breite
Anzahl der Antennen
Durchmesser der Antennen
Gewicht pro Antenne
Montierung
Reflektorpaneele
Durchmesser des Subreflektors
Oberflächengenauigkeit
Qualität der Nachführung bei Beobachtungen
Frequenz- und Wellenlängenbereich
30-Meter-Teleskop
Interferometer (6 x 15 Meter)
Pico Veleta, Sierra Nevada, Spanien
Plateau de Bure, Hochalpen, Frankreich
2850 Meter
2550 Meter
03:23:33.7 W / 37:03:58.3 N
05:54:28.5 E / 44:38:02.0 N
1
6
30 Meter
15 Meter
800 Tonnen
125 Tonnen
Alt-Azimut-Stahlmontierung auf Betonsockel
Alt-Azimut-Stahlmontierung auf Transportern mit eigenen Antriebsmotoren
420 Aluminium-Paneele auf Aluminium-Wabenstruktur
176 Aluminium-Paneele auf Aluminium-Wabenstruktur pro Antenne
2 Meter
1,5 Meter
55 Mikrometer
50 Mikrometer
< 1 ⁄ 3600° (weniger als eine Bogensekunde)
< 1 ⁄ 3600° (weniger als eine Bogensekunde)
80 bis 370 GHz / 3 bis 0.8 Millimeter
80 bis 370 GHz / 3 bis 0.8 Millimeter
Dévoiler l’univers invisible
1
iram
2 3 45 6 7 8 9
Jusqu’aux confins de l’univers
La radioastronomie et les éléments constitutifs de l’espace
13
14
11
10
15
Molécules interstellaires
16
18
19
26
27
23 24 25 28
29
30
31
20
21
22
La technologie des hautes fréquences
en radioastronomie
32
L’univers digital de l’IRAM
33
13 milliards d’années dans le passé
39
17
Décoder les signaux de l’espace
Six antennes à l’écoute du cosmos
34 35
36
37
Le cycle des étoiles
40
12
La porte de l’univers
38
De la molécule interstellaire à la galaxie
41
42
43
44
45
46
Fotos
1 : X-ray : NASA/CXC/CfA/D.Evans et al. ; Optical/
UV : NASA/STScI ; Radio : NSF/VLA/CfA/D.
Evans et al., STFC/JBO/MERLIN ; 2 : IRAM ;
3 : © Rebus ; 4 : IRAM ; 5, 6, 7 : © Rebus ; 8 : IRAM ;
9, 10 : © Rebus ; 11: Optical : © 1998, 1999,
2000 Celestial Images ; millimetric : IRAM
12 : © Rebus ;13 : IRAM ; 14 : T.A.Rector (NOAO/AURA/
NSF) and Hubble Heritage Team (STScI/AURA/NASA) ;
15 : Représentations 3D Sven Thorwirth (MPIfR)
/ © Rebus ; 16 : Alexandre Beelen ; 17 : © Rebus ;
18 : © Rebus ; 19 : Bruno Pissard ; 20, 21 22, 23, 24,
25 : IRAM ; 26 : NRAO/AUI/NSF ; 27 : IRAM ; 28 : NASA/
JPL-Caltech/ Univ. of AZ/R. Kennicutt ; 29 : T.A.Rector
and Monica Ramirez/NOAO/AURA/NSF ; 30 : NASA/
JPL-Caltech ; 31 : NASA/CXC/UMd./A.Wilson et
al. ; 32 : IRAM ; 33 : © Rebus ; 34, 35 : IRAM ; 36, 37,
38 : © Rebus ; 39 : Wolfgang Brandner (JPL/IPAC), Eva K.
Grebel (Univ. Washington), You-Hua Chu (Univ. Illinois
Urbana-Champaign), and NASA ; 40 : Nicolas Biver ;
41, 42, 43, 44 : IRAM ; 45 : NASA, ESA, Richard Ellis and
Jean-Paul Kneib ; 46 : IRAM.
Institut de Radioastronomie
Millimétrique
300 rue de la Piscine
Saint-Martin d’Hères
F-38406 France
Tel: +33 [0]4 76 82 49 00
Fax: +33 [0]4 76 51 59 38
[email protected] www.iram.fr
Institut de
Radioastronomie
Millimétrique
Instituto de Radioastronomía
Milimétrica
Avenida Divina Pastora 7, Local 20
E-18012 Granada, España
Tel: +34 958 80 54 54
Fax: +34 958 22 23 63
[email protected] www.iram.es
Observatoire
du Plateau de Bure
Observatorio
Radioastronómico
de Pico Veleta
Saint-Etienne-en-Dévoluy
F-05250 France
Tel: +33 [0]4 92 52 53 60
Fax: +33 [0]4 92 52 53 61
Sierra Nevada
Granada, España
Tel: +34 958 48 20 02
Fax: +34 958 48 11 49
Herunterladen