Anhang des Projektberichts - UM Baden

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Anhang
E n e r g i ee f f i z i e n t e , e n e r g e t i s c h n a c h h a l t i g e u n d l e r n f ö r d e r l i c h e
Sanierung von Schulgebäuden
Projektbericht
Anregungen für den Transfer in die Praxis
Impressum
Titel
Energieeffiziente, energetisch nachhaltige und lernförderliche
Sanierung von Schulgebäuden – Anhang
Herausgeber
Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg,
Postfach 10 34 39, 70029 Stuttgart, www.um.baden-wuerttemberg.de
Verfasser
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP, Nobelstraße 12, 70569 Stuttgart
Text und RedaktionProf. Dr. Philip Leistner, Hans Erhorn, Johann Reiß, Michael Geiger
Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Nobelstraße 12, 70569 Stuttgart
Gestaltung und LayoutJedermann-Verlag GmbH, Mittelgewannweg 15, 69123 Heidelberg
Druck
1. Auflage 10/2013
Copyright
Der Nachdruck ist – auch auszugsweise – nur mit Zustimmung des Umweltministeriums Baden-Württemberg mit Quellenangabe und
Überlassung von Belegexemplaren gestattet.
Download
www.projekt-schulgebaeudesanierung.baden-wuerttemberg.de
2
Inhalt
ADen Sanierungsprozess steuern
4
A.1Ermittlungsphase
4
A.2Konzeptphase
5
A.3Projektierungsphase
7
A.4Umsetzungsphase
8
A.5Inbetriebnahmephase
9
A.6Betriebsphase
11
BInformationen zu Schwerpunktthemen
13
B.1Lüftung
13
B.2
15
Licht
B.3Akustik
19
B.4Ergonomie
23
B.5
Baulicher Wärmeschutz
23
B.6
Effiziente Energieversorgung
25
C
Erfahrungen aus den Projekten
27
C.1
Max-Planck-Gymnasium, Karlsruhe
27
C.2
Theodor-Heuss-Gymnasium, Freiburg
30
C.3
Schulzentrum West, Schwäbisch Hall
32
C.4
Bärbel-von-Ottenheim-Gemeinschaftsschule, Schwanau
35
DBildnachweise
3
38
A
Den Sanierungsprozess
steuern
Der gesamte Sanierungsprozess wurde in sechs Phasen aufgeteilt. Im Folgenden ist jede Phase kurz
beschrieben, Merkposten sind in den zugehörigen Checklisten eins bis sechs zusammengestellt.
Download unter: www.projekt-schulgebaeudesanierung.baden-wuerttemberg.de
A.1
Ermittlungsphase
EnErgiE
& Bau
Bedarfsermittlung
Bestandsaufnahme
zielsetzung
Pädagogik
& schulE
Entwicklungsplanung
rahmenbedingungen
zielsetzung (Pädagogik)
sichErhEit &
gEsundhEit
Bedarfs- und Bestandsabgleich mit uvv schulen
zielsetzung (Ergonomie)
In der ersten Phase des Sanierungsprozesses wird
nicht stark genug betont werden. Begehungen und
die Bestandssituation ermittelt und die grundlegen-
der buchstäbliche Blick „hinter die Kulissen“ sind
den Ziele (Vision) werden formuliert. Dazu ist eine
unumgänglich. Dieser Aufwand vermeidet teure
Sammlung und Sichtung aller Bestandsunterlagen
Überraschungen bzw. unsichere Kostenschätzungen.
notwendig. Sie umfassen bauliche Unterlagen, wie
Die am Bauwerk und der Anlagentechnik vorhan-
z. B. Grundrisse, Schnitte, Ansichten und Detail-
denen Mängel werden betrachtet, dokumentiert
pläne, aber auch weitere Dokumente wie Nach-
und bewertet. Dies gilt auch für die Verhältnisse in
weise bezüglich Energiebilanz, Schallschutz und
den Räumen. Anhand der Checkliste 1 lassen sich
Brandschutz. Wichtig sind auch Strangschemen zur
die einzelnen Schritte kontrollieren. Die einzelnen
Heizungs- und Lüftungstechnik sowie zur Wasser-
Raumnutzungen sowie die Betriebszeiten und
versorgung und Elektroverteilung. Optional können
die Energieverbräuche der letzten Jahre werden
auch verschiedene Erhebungen und Messungen
ebenfalls zusammengestellt. Ein Vergleich mit
durchgeführt und dokumentiert werden, wie z. B.
Verbrauchswerten in Richtlinien ermöglicht eine
der Nachhallzeit, des Tageslichtquotienten und
energetische Einstufung des Gebäudes.
der Luftqualität.
In jedem Fall sollten Fördermöglichkeiten in Betracht
Der nächste Schritt besteht in der Aktualisierung
gezogen werden. Infrage kommen die Förder-
vorhandener Unterlagen. Je nach Bedarf und Größe
programme der Bundes- und Landesministerien
des Sanierungsvorhabens kann die Bestandsaufnah-
und gegebenenfalls von einzelnen Stiftungen. Dabei
me entweder durch den Bauherrn selbst oder durch
sind auch Förderprogramme für unterschiedliche
Fachplaner erfolgen. Diese Entscheidung obliegt
Schulformen zu berücksichtigen (z. B. Förderungen
dem Bauherrn. Die Bedeutung einer ausführlichen
bei Ganztagsschulen).
und detaillierten Untersuchung des Bestandes kann
4
Eine Sortierung der Maßnahmen nach ihrer Sanie-
ten Schutzziele sind verbindlich und müssen stets
rungsdringlichkeit ist zu empfehlen. Damit lässt sich
eingehalten werden. Zukunftsweisende Konzepte
das weitere Vorgehen leichter planen. Mithilfe einer
betrachten darüber hinaus die ganze Schule als
Priorisierung werden z. B. funktionale und optische
Lern- und Lebensraum und berücksichtigen bei der
Mängel der Dringlichkeit nach geordnet. Im weite-
Gebäudegestaltung Aspekte wie
ren Verlauf sollen bereits die Ziele diskutiert werden.
Ein Ziel kann beispielsweise ein bestimmter Energiestandard sein (z. B. Plusenergie-Gebäude) oder
bestimmte Anforderungen an Raumgrößen und
Raumqualitäten (z. B. angepasste Gruppenräume,
getrennte Arbeitsbereiche für Lehrerinnen und
Lehrer, behindertengerechte Zugänge und Klassenräume, ergonomisches Mobiliar). Neben der Ästhetik der baulichen Umsetzung können aber auch
Strukturierung (Größen, Anordnung) von
n Klassenzimmern, Fluren und dergleichen,
Schaffung zusätzlicher Aufenthalts- und Rück-
n zugsmöglichkeiten, z. B. Räume der Stille,
aufeinander abgestimmte Gestaltung von Farbe,
n Licht, Mobiliar und Pflanzen,
Räume für Team- und Einzelarbeit für Schüle-
n rinnen und Schüler und für Lehrkräfte.
eine besonders wirtschaftliche Umsetzung und der
Einsatz von nachhaltigen Baustoffen ein vorrangiges
Detailinformationen dazu sind z. B. in der Informa-
Ziel darstellen.
tionsbroschüre „Klasse(n) – Räume für Schulen“
der Gesetzlichen Unfallversicherung (GUV-SI 8094)
A.2
Grundsätzlich sind die Anforderungen an die Sicher-
enthalten. Die Beteiligung aller Nutzer und auch
heit in Schulen an die Unfallverhütungsvorschrift
der Eltern bei diesem Gestaltungsprozess hat sich in
Schulen (GUV-V S1) gebunden. Die darin genann-
vielen Fällen als wertvoll erwiesen.
Konzeptphase
EnErgiE
& Bau
alternativen bewerten
kostenschätzung
ziele priorisieren
Pädagogik
& schulE
ziele priorisieren
Planungsbeteiligung
alternativen bewerten
sichErhEit &
gEsundhEit
Prioritäten festlegen
kostenschätzung
konzepterstellung
Die Zusammenstellung eines fach- und gewerke-
Für die Konzepterstellung sind aktuelle Kenntnisse
übergreifenden Planungsteams noch vor der eigent-
über vorhandene und möglicherweise geänderte
lichen Planung erweist sich als sinnvoll. Einzelne
gesetzliche Anforderungen unverzichtbar. In zahl-
Planer sind nicht immer in der Lage, das vollstän-
reichen Gesetzen und Verordnungen ist geregelt,
dige Expertenwissen bereit zu stellen. Auch ein
welche baulichen und energetischen Anforderun-
gewisses „Revierdenken“ beim Planungsprozess ist
gen vom Bauherrn berücksichtigt werden müssen.
verbreitet. Insbesondere bei sehr speziellen Fragen
Gerade die Änderungen von Regelungen können
ist die Einbeziehung von Spezialisten unumgänglich.
zu überraschenden und kostenwirksamen Konse-
Insgesamt lassen sich so hohe Qualitätsstandards
quenzen führen. Anders ausgedrückt, die Hoffnung
sicherstellen, letztlich die Kosten reduzieren sowie
auf weitgehenden Bestandsschutz kann sich als
ganzheitliche Konzepte entwickeln und umsetzen.
trügerisch erweisen. Deshalb sind insbesondere
5
sicherheitsrelevante Bestimmungen, wie z. B. hin-
Die bauliche Konzeption des Gebäudes und der
sichtlich des Brandschutzes, und ihre Folgen für die
Räumlichkeiten ist natürlich von zentraler Bedeu-
Sanierung unbedingt zu beachten und zu bewerten.
tung für die bedarfsgerechte Nutzung nach aktu-
Darüber hinaus lassen sich die Energieeinsparver-
ellen Regeln, einschließlich der heute zu beachten-
ordnung (EnEV), das Erneuerbare-Energien-Wärme-
den Ganztagsbetreuung, Inklusion und dergleichen.
gesetz (EEWärmeG) sowie viele weitere Normen
Die Konzeptentwicklung sollte daher ausgiebig,
zitieren. Die in der Ermittlungsphase gesetzten Ziele
gegebenenfalls iterativ und in jedem Fall im engen
werden nun hinsichtlich ihrer Umsetzung auch
Austausch mit allen Beteiligten und Betroffenen
unter finanziellen und zeitlichen (Länge und Lage
erfolgen. Mitunter werden durchaus auch Experi-
der Bauphase) Gesichtspunkten priorisiert. Dabei
mente vereinbart, um neue Lösungen auszuprobie-
ist auch der Energiestandard festzulegen und zu
ren. Bei der damit verbundenen Information und
spezifizieren. Diese Priorisierung muss natürlich
Kommunikation erweist sich ein gut eingespieltes
in den nächsten Phasen richtungsweisend weiter-
Planungsteam (Koordinator, Moderator) erneut als
verfolgt werden. Optional können weitere Ziele
überaus wertvoll. Nur so lassen sich auch pädago-
definiert werden, wenn z. B. Mindeststandards über-
gische Grundzüge von Anfang an berücksichtigen.
troffen werden sollen. Aspekte in diesem Sinne sind
Geeignete Schüler- und Lehrerarbeitsplätze sowie
Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, Flächeneffizienz,
die Raumausstattung mit zeitgemäßer Technik, nicht
Wirtschaftlichkeit und Ressourcenschonung. Dabei
nur aber besonders in Fachräumen, beeinflussen
kann auch der Einsatz innovativer, vielleicht sogar
natürlich auch das bauliche Layout des Gebäudes.
ortsbezogener Technologien von Interesse sein.
Nachdem Konzeptvarianten und Lösungsansätze
untersucht und erstellt wurden, folgt die Optimie-
Die Entwicklung von baulichen und anlagentech-
rung und Bewertung im Sinne einer Gesamtschau.
nischen Konzepten erfordert eine ganze Reihe
Auch die Festlegung der Bewertungs- bzw. Ver-
von Zielspezifikationen, die nach und nach in
gleichskriterien für die Varianten muss sich an den
unterschiedliche Lösungsansätze einfließen. Dabei
Zielen orientieren. Dennoch sind die Kosten meist
werden auch die zahlreichen Wechselbeziehungen
der Knackpunkt, selbst wenn langfristige Finanzie-
zwischen den Teilkonzepten offenkundig. So
rungsstrategien festgelegt wurden. Übersteigen die
betrifft die Energieeffizienz nicht nur die Fassade,
Kosten das verfügbare Budget, ist eine Reduzierung
die Haustechnik und die Beleuchtung, sondern
der „Wunschliste“ nötig. Allerdings sollte auch sie
natürlich auch die Behaglichkeit, Ergonomie und
den einmal definierten Prioritäten folgen. Dies stellt
selbst die Akustik. Der Austausch von Isoliergläsern
nicht nur Kontinuität sondern auch Nachvollzieh-
durch bessere Dreifachverglasungen kann z. B.
barkeit und Transparenz der Entscheidungen sicher.
den Schallschutz verschlechtern, bei Gebäuden in
lärmintensiven Innenstädten ein sehr ärgerlicher
„Nebeneffekt“. Zugleich sind Detailfragen an dieser
Stelle zu behandeln, wie z. B. Überlegungen zu
energieeffizienten Elektrogeräten wie Drucker,
Kopierer und Computer.
6
A.3
Projektierungsphase
EnErgiE
& Bau
Planunterlagen erstellen
nachweise (EnEv u. a.)
vergabe
Pädagogik
& schulE
Projektbegleitung
Musterlösungen
auswahl von Provisorien
sichErhEit &
gEsundhEit
uvv schulen in baulichen
Planunterlagen verankern,
ausstattung (Muster)
Nachdem das zuständige Gremium, z. B. der Ge-
ein späteres Monitoring nach Bezug des Gebäudes
meinderat, dem entwickelten Konzept zugestimmt
gedacht werden. Dafür sind z. B. Wärmemengen-
hat, kann die Genehmigungsplanung beginnen.
und Stromzähler sowie Fühler für Luft- und Heiz-
Wenn die zuständige Bauverwaltung die Maßnahme
wassertemperaturen einzuplanen. Ein nachträglicher
nicht mit eigenem Personal plant, ist vor Beginn
Einbau führt zumindest zu höheren Kosten.
der Genehmigungsplanung zu prüfen, ob ein VOFVerfahren (Vergabeordnung für freiberufliche Leis-
Die Ausführungsplanung ist die Grundlage für die
tungen) erforderlich ist. In diesem Fall ist damit zu
Erstellung des Leistungsverzeichnisses und der
rechnen, dass ein völlig neues Planungsteam beauf-
Kostenberechnung. Es müssen in dieser Phase alle
tragt wird. Allein um Verzögerungen zu vermeiden,
auszuführenden Komponenten und Qualitäten
sollte dann dafür gesorgt werden, dass die bereits
präzise in den Plänen enthalten sein. Nachträgliche
vorliegenden Planungsergebnisse dem Planungs-
Wünsche oder Zusätze, die nicht in den Leistungs-
team bekannt sind oder sogar übernommen werden.
verzeichnissen auftauchen, können von den Anbie-
Für die Genehmigungsplanung sind neben den
tern nicht angeboten werden. Die dann folgenden
Architektenplänen diverse Nachweise notwendig.
Nachträge sind in der Regel sehr kostenintensiv
Statik, Bauphysik und andere Bereiche sind davon
und eine der häufigsten Ursachen für Budgetüber-
betroffen. Erneut sei hier auf das Thema Brand-
schreitungen. Die Ausschreibung und Vergabe sollte
schutz verwiesen, da sich die Vorschriften deutlich
vorausschauend erfolgen. Meist werden daher nicht
verschärft haben und immer einen örtlichen Detail-
alle Leistungsverzeichnisse gleichzeitig verschickt,
bezug haben. Aber auch die Einhaltung aller Details
um in gewissen Grenzen Rückwirkungen späterer
der Unfallverhütungsvorschrift Schulen (GUV-V S1),
Änderungen auf bereits ausgeschriebene Leistungen
einschließlich der darin zitierten technischen Re-
berücksichtigen zu können. Die ausführenden
geln, Normen und Informationen, ist sicherzustellen.
Firmen werden bei öffentlichen Bauvorhaben nach
Es lohnt sich, auch in diesen Bereichen genau zu
dem Angebotspreis festgelegt. Dieses Vergabeverfah-
planen und zu prüfen. Einerseits geschieht es im
ren kann durchaus Probleme mit sich bringen, wenn
Sinne der Sicherheit und Gesundheit der Nutzer.
sich z. B. während der Bauphase Fehleinschätzungen
Andererseits sind nachträgliche Änderungen teuer,
der Anbieter hinsichtlich der lieferbaren Qualität
mit zeitweiligen oder dauerhaften Störungen
oder der verfügbaren Kapazität (personelle und
verbunden und in vielen Fällen auch unschön.
technische Ressourcen) offenbaren. Da diese Prozedur jedoch vorgeschrieben ist, sollten geeignete
Nach Erhalt der Baugenehmigung beginnt die
Schritte zur Eingrenzung möglicher Konsequenzen
Erstellung der Ausführungs- und Detailpläne für das
eingeplant werden.
Gebäude und auch die technische Gebäudeausrüstung. Während dieses Planungsprozesses muss ein
Die Ausstattung und in gewisser Weise auch die
intensiver Austausch zwischen den Architekten und
Ausgestaltung der Räume ist natürlich bereits vor
den Fachplanern stattfinden. Bereits hier sollte an
der jetzt erreichten Umsetzungsphase planerisch
7
zu integrieren. Für einige Ausstattungsdetails sind
oder Pausenräumen, es sind oft die Details, die auf
z. B. auch bauliche Voraussetzungen zu schaffen.
dem Reißbrett anders eingeschätzt werden. In der
Meist nimmt die Raumausstattung jedoch erst in der
Nutzungspraxis führen sie dann zu unerwünschten
Projektierungsphase konkrete Gestalt an, in Form
„Speziallösungen“. Ist die klare Bewertung z. B. einer
der „klassischen“ Bemusterung (z. B. Oberflächen,
Möblierungssituation dennoch nicht möglich, sollte
Beläge), mitunter mit einem Musterraum oder als
auf Flexibilität geachtet werden.
3D-Visualisierung, die heute in beachtlicher Qualität
A.4
möglich ist. Natürlich ist dies mit Aufwand für alle
Die geplanten Übergangsräume bzw. Provisorien
Beteiligten verbunden, aber die Möglichkeit einer
müssen nun bereit stehen. Sie sollten eine ange-
realitätsnahen Bewertung oder gar Erprobung ist
messene Qualität für unbeeinträchtigten Unterricht
gerade bei Neuerungen von größtem Wert. Ob in
aufweisen und vom Bau möglichst kaum betroffen
Unterrichtsräumen, Fachräumen, Bewegungs-
sein.
Umsetzungsphase
EnErgiE
& Bau
Bauliche realisierung
Bauüberwachung
kostenüberwachung
Pädagogik
& schulE
organisation
von übergangsbetrieb
und kommunikation
sichErhEit &
gEsundhEit
Bauliche und technische
ausstattung realisieren,
kostenüberwachung
Mit der Beauftragung der ausführenden Firmen
Abweichungen und „Speziallösungen“ gravierende
beginnt die bauliche Umsetzung der geplanten Maß-
Folgen für das Gesamtergebnis haben können.
nahme. An erster Stelle steht dabei meist der
Gerade bei der Sanierung ist die Anwesenheit einer
Abriss bzw. Rückbau betroffener Abschnitte, so dass
kompetenten Bauleitung nahezu durchgehend
zu diesem Zeitpunkt die Übergangsbereiche bzw.
erforderlich. Nur so lassen sich auch die Detail- und
Provisorien einerseits funktionieren müssen und
Konstruktionspläne laufend aktualisieren, sowohl
andererseits so wenig wie möglich vom Bau zu
für konstruktive Ausführungen als auch für Heizung,
spüren sein sollte. Generell ist bei Sanierungen der
Lüftung, Sanitär und Elektrotechnik. Die verfüg-
Baustellenbetrieb so zu organisieren, dass Sicher-
baren Unterlagen zu den heute vorwiegend sanierten
heit und Gesundheit gewährleistet sind sowie Be-
Schulgebäuden aus den 1970er Jahren sind erfah-
einträchtigungen auf die umgebende Bausubstanz
rungsgemäß nicht so lückenlos wie gewünscht. Aus
vermieden werden. Alle Beteiligten sollten die Be-
energetischer Sicht ist auf die eingesetzten Wärme-
sonderheiten des Objektes usw. kennen. Bei neuen
dämmstoffe und auf Wärmebrücken zu achten, aus
Bautechniken oder Baustoffen ist z. B. auch auf
akustischer Sicht auf Anschlüsse, Fugen und vieles
eine Unterweisung der Handwerker zu achten.
andere mehr. Bei der technischen Gebäudeausrüstung sei z. B. auf den korrekten Einbau der ge-
Während des Baustellenbetriebs sollte kontinuier-
planten Wärmemengen- und Stromzähler verwiesen.
lich die Ausführung mit der Planung verglichen
Häufig sind Probleme beim späteren Monitoring
werden. Es ist nicht erst auf heutigen Baustellen
auf den fehlerhaften Einbau der Messgeräte zurück-
naheliegend, dass vermeintlich unbedeutende
zuführen.
8
Die Prüfung der Dichtheit des Gebäudes kann
Fristen können relativ lang sein und selbst bei
bereits nach Komplettierung der Gebäudehülle
Überschreitung lösen sich die Probleme nicht auto-
erfolgen. Bei Gebäuden mit einer Lüftungsanlage ist
matisch. Manche Mängel sind kurzfristig kaum zu
dieser Test zwingend vorgeschrieben, da eine un-
erkennen. So werden z. B. zwar alle Komponenten
dichte Gebäudehülle zu erhöhten Lüftungsverlusten
korrekt in Heizungsanlagen eingebaut, aber nicht
führen und sogar Bauschäden verursachen kann.
optimal aufeinander abgestimmt. Beim Heizbetrieb
Die abschließende Messung ist zwar nach Fertig-
gibt es nicht einmal Klagen, so dass die Anlage viele
stellung vorgesehen, aber durch vorherige Tests
Jahre läuft. Allerdings arbeitet sie möglicherweise
können Leckagen frühzeitig festgestellt und noch
sehr ineffizient, was sich in der Regel nur durch ein
leichter nachgebessert werden.
Monitoring feststellen lässt, das nach der Inbetriebnahme des Gebäudes startet.
Auch wenn nicht immer Messprozeduren zur Verfügung stehen, muss der Abnahme der Gewerke
Die Vollständigkeit von Planungs- und Revisionsun-
die höchste Aufmerksamkeit gelten. Dahinter steckt
terlagen, Bedienungsanleitungen, Prüfprotokollen,
nicht etwa nur Misstrauen, sondern vielmehr die
Gutachten und Berichten ist zu prüfen und Unter-
Komplexität des Bauens mit zahlreichen Schnitt-
lagen über Verjährungsfristen und Gewährleistungs-
stellen zwischen den Gewerken, die eine einzelne
ansprüche sind zu beachten. Alle umgesetzten
Fachfirma nicht bewerten kann und muss. Im
Maßnahmen werden im Raumbuch dokumentiert,
Vordergrund stehen Vollständigkeit und Funktions-
das in digitalisierter Form künftig als Wartungshand-
fähigkeit sowie die Einhaltung vertraglich fest-
buch dient. Generell sollten für die Archivierung
gelegter Zielwerte (Soll-Ist-Vergleich). In einem
alle Dokumente digitalisiert gespeichert werden.
Abnahmeprotokoll werden alle Punkte festgehalten,
Selbstverständlich steht auch ein abschließender
auch die unscheinbaren Details. Mängel müssen
Soll-Ist-Kostenvergleich an, u. a. um bei künftigen
von den zuständigen Firmen in einer vereinbarten
Objekten die Planungssicherheit zu erhöhen.
Zeit beseitigt werden. Diese gesetzlich geregelten
A.5
Inbetriebnahmephase
EnErgiE
& Bau
inbetriebnahme
Monitoring-Programm
Mängelbeseitigung
Pädagogik
& schulE
nutzungsprüfung
schulung/unterweisung
(schülerinnen/schüler)
sichErhEit &
gEsundhEit
inbetriebnahme und
Prüfung, unterweisung
und schulung
Vor der Inbetriebnahme ist festzulegen, welche
in den Räumen nach dem vorgegebenen Stunden-
Parameter bzw. Kriterien von wem geprüft werden
profil erreicht? Bleibt im Fall einer geregelten
müssen. Unter Inbetriebnahme ist nicht das Ein-
Lüftungsanlage die CO2-Konzentration unter dem
schalten einer Anlage zu verstehen, dies erfolgte bei
eingestellten Wert? Bei einer (energetischen)
der Abnahme. Vielmehr geht es um das Einregeln
Fassadensanierung mit entsprechend luftdichter
und Einstellen der gesamten Technik, damit sie wie
Gebäudehülle, aber ohne Lüftungsanlage müssen
geplant funktioniert. Werden z. B. die Temperaturen
die Nutzer mittels der Fenster selbst für gute Luft
9
sorgen. Als Sensor zur Signalisierung des Lüftungs-
Viele Anlagenkomponenten, wie z. B. Lüftungs-
bedarfs bietet hier die so genannte „Lüftungsampel“
geräte, Heizkessel, Blockheizkraftwerk und der-
eine gute Orientierung.
gleichen, erfordern eine regelmäßige Wartung.
Der Abschluss entsprechender Wartungsverträge ist
Auch andere Gebäude- und Raumeigenschaften
also notwendig. In diesem Sinne ist auch eine
lassen sich erst zu diesem Zeitpunkt ermitteln, z. B.
kontinuierliche und fortlaufende Übersicht über das
Schallschutz und Raumakustik. Derartige Abnahme-
Gebäude und die eingebaute Anlagentechnik sicher-
messungen sind keineswegs die Regel, da sie Zeit
zustellen, indem in einem Betriebsprotokoll alle
beanspruchen und Kosten verursachen. Bei dieser
relevanten Störungen, Wartungen, Reparaturen und
Entscheidung ist jedoch zu bedenken, ob die Ver-
dergleichen erfasst werden.
meidung von Aufwand und eventuell erforderlichen
Nachbesserungen den Vorrang gegenüber einer
Trotz sorgfältiger Planung ist ein mit der Inbetrieb-
nachweislich hohen Raumqualität haben soll. Dies
nahme beginnendes und dauerhaftes Monitoring
gilt auch bei neu eingebauten Materialien, die
sinnvoll. Einige bauliche und technische Maßnahmen
zumindest temporär spürbare Emissionen mit sich
beruhen schließlich auf Nutzungsannahmen, die
bringen können und zu Anfragen von Lehrerinnen
sich im Nachhinein ändern können. Dies gilt im
und Lehrern und Eltern führen. Hier ist es ratsam,
Übrigen gleichermaßen für bauliche, pädagogische
die Konzentration dieser Stoffe, der so genannten
und sicherheitstechnische Konzepte. Die tatsächli-
flüchtigen organischen Verbindungen (volatile organic
che Umsetzung, der Umgang mit Räumen, Technik
compound – VOC), über einen bestimmten
und Ausstattung sollte mit den geplanten Szena-
Zeitraum zu ermitteln.
rien und Erwartungen verglichen werden. An diesem
Prozess sind alle Betroffenen zu beteiligen.
Neue Räume und Anlagen müssen richtig behandelt
und bedient werden, um die damit möglichen
Mit Bezug auf die Anlagentechnik kann der Haus-
Vorteile auch praktisch umzusetzen. Angesichts der
meister eine Hauptrolle übernehmen oder eine
komplexer werdenden Technik ist dies allein mit
externe Firma. Zu den überwachten Werten gehören
der Lektüre von Bedienungsanleitungen nicht mehr
z. B. der Heizenergie- und Stromverbrauch. Ergeben
möglich. Fachgerechte Einweisungen oder Schu-
sich Mehrverbräuche von ca. 20 %, ist Ursachen-
lungen des Bedienpersonals sind erforderlich. Diese
forschung angeraten.
Investition sollte nicht gescheut sondern bereits
bei der Ausschreibung integriert werden, denn eine
Information und Partizipation aller Beteiligten sind
kostspielige Anlagentechnik, die nicht optimal
auch bei Fragen der Sicherheit und des Gesund-
betrieben wird, führt zu Energieverschwendung und
heitsschutzes in erneuerten Räumlichkeiten unab-
verursacht Unzufriedenheit und Ärger. Daher sind
dingbare Voraussetzungen. Unterweisungen und
nicht nur die Hausmeister, die in der Regel für
eine gemeinsame Bewertung vermitteln nicht nur
den reibungsfreien Betrieb der Anlagentechnik ver-
das Verständnis für Konzepte und Details, sie
antwortlich sind, sondern auch das Lehrpersonal
sorgen auch für bewussten Umgang. Eine höchst
angemessen zu informieren. Die Weitervermittlung
ergonomische Ausstattung kann ihre positive
an die Schülerinnen und Schüler kann in zusätz-
Wirkung nicht ohne klare Nutzungshinweise ent-
liche Lerneffekte münden. Die so erreichte Auf-
falten.
merksamkeit aller lässt auch eventuelle Mängel
schneller und sicherer erkennen.
10
A.6
Betriebsphase
EnErgiE
& Bau
stetige inspektionen
Betriebsoptimierung
Weiterbildung
Pädagogik
& schulE
Evaluierung der ziele
Einbindung in den
unterricht (Monitoring)
sichErhEit &
gEsundhEit
regelmäßige Prüfung
und inspektion, instandhaltung und anpassung
Die Betriebs- bzw. Nutzungsphase stellt den Nor-
reagieren. Auftretende Mängel müssen über die
malbetrieb dar, also einen nach abgeschlossener
gesamte Monitoring-Phase protokolliert werden.
Erneuerung und Überwindung der Anfangsschwierigkeiten langen Zeitraum. Formal betrachtet
Die unvermeidlich wiederkehrenden Instandhal-
beginnt mit der dauerhaften Nutzung auch die
tungsmaßnahmen beinhalten Wartung, Inspektion
Abnutzung, so dass Aspekte wie Pflege, Wartung
und Instandsetzung. Der Gebäudeeigentümer hat
und Instandhaltung im Vordergrund stehen. Sie
darauf zu achten, dass die Wartungsarbeiten in den
liefern letztlich auch die Indikatoren für späteren
vorgesehenen Intervallen und von dafür geschultem
Erneuerungs- und Änderungsbedarf. Damit schließt
Personal durchgeführt werden. Zur Aktualisierung
sich gewissermaßen der Kreis des Sanierungs-
des Fachwissens ist nach der erstmaligen Einweisung
prozesses, an dessen Anfang die Auslösefaktoren für
eine fortwährende Weiterbildung des technischen
eine Sanierung standen. Trotz der meist langen
Personals und in einigen Bereichen auch der Nutzer
Nutzungszeiträume lohnt sich insbesondere bei
nötig.
größeren Beständen von Schulgebäuden eine
systematische Überwachung und Bewertung. Sie
Regelmäßige Prüfungen und Inspektionen
ermöglicht eine langfristig ausgewogene Bewirt-
müssen insbesondere für alle sicherheitsrelevanten
schaftung und lässt den Sanierungsbedarf frühzeitig
Aspekte organisiert werden. Davon betroffen sind
erkennen und einplanen. Das überraschende Ein-
u. a. elektrische Anlagen (GUV-V A3), elektrische
treten akuter Mängel mit kritischen Ausmaßen lässt
Betriebsmittel (GUV-V A3), wie z. B. Projektoren,
sich so nahezu ausschließen. Dies ist zweifellos ein
Computer, Schultafeln (GUV-SI 8016), Maschinen
Vorteil für alle Betroffenen und Beteiligten.
und Anlagen in Fachräumen und Werkstätten
sowie Sportgeräte und Außenanlagen. Hinzu kommt
Dazu wird das bereits während der Inbetriebnahme
spezielle Sicherheitstechnik, wie z. B. Kommuni-
gestartete Monitoring kontinuierlich weitergeführt.
kationssysteme.
Es umfasst regelmäßige Kommunikation, auch in
Form von Begehungen und Inspektionen der
Dies betrifft alle Räume und Bereiche. Die
Substanz, sowie eine fortlaufende Kontrolle des
Auflistung ist daher genauso umfangreich wie das
Anlagenbetriebs und des Energieverbrauchs.
Gefährdungspotential, das es zu minimieren gilt.
Störungen können sofort erkannt und dann auch
Prüfung und Gefahrenbeseitigung sollen durch
schnell behoben werden. Zur kontinuierlichen
wiederkehrende Information und Unterweisung
Analyse müssen Systeme zur Überwachung und
auch zu organisatorischen Abläufen mit Sicherheits-
Fehlererkennung eingebaut werden. Damit beginnt
hintergrund verbunden werden. Insbesondere die
die eigentliche Betriebsoptimierung. Die Daten
Kinder machen Schulen zu besonderen Gebäuden,
werden aufbereitet und ausgewertet, um Abwei-
auch in Sicherheitsfragen. Kinder verhalten sich
chungen einfach zu erkennen und darauf zu
nicht einfach wie „kleine Erwachsene“, was sich in
der Sicherheitsorganisation widerspiegeln muss.
11
Einleitend wurde der in vielfacher Hinsicht lohnens-
positiven Effekte z. B. auf Behaglichkeit, Lernerfolg
werte Charakter von Investitionen in Schulen
und soziales Klima in der Schule zu quantifizieren.
hervorgehoben. Während die Aufwertung der Bau-
All diese Erkenntnisse können in fokussierte Leit-
substanz auf den ersten Blick und die Energie-
fäden und ausführliche Handlungsrichtlinien ein-
effizienz nach dem Blick auf die Verbräuche klar
fließen, die erstellt bzw. fortgeschrieben werden, um
ersichtlich sind, bedarf die Lernförderlichkeit einer
bei der nächsten Schulsanierung darauf zurück-
gesonderten Betrachtung. Diese Evaluierung der
greifen zu können.
Sanierungsergebnisse ist wichtig für alle Betroffenen
und Beteiligten, nicht zuletzt auch für den Kostenträger. Nutzerbefragungen sind ein Mittel, um die
12
B
Informationen zu
Schwerpunktthemen
B.1
Lüftung
Eine gute Raumluftqualität fördert das Lernen an
ein stündlicher Luftwechsel von 45 m³/Person
unseren Schulen. Jedoch zeigen viele in der Vergan-
empfohlen. Dieser hohe Luftwechsel führt entspre-
genheit durchgeführte Untersuchungen, dass es
chend der Norm zu einer mittleren CO2-Raumluft-
häufig an der guten Luftqualität mangelt. Für die
konzentration von 500 ppm über der Außenluft-
Bewertung der Luftqualität hat sich die CO2-Kon-
konzentration. Bei einer angenommenen mittleren
zentration bewährt. CO2 ist zwar kein Schadstoff,
Außenluftkonzentration von 400 ppm sind dies
doch es eignet sich als Qualitätsparameter hervor-
900 ppm. Da ein hoher Luftwechsel auch zu höheren
ragend, da es relativ leicht zu messen ist. Mit
Heizwärmeverbräuchen führt, wird ein Wert von
steigendem CO2-Gehalt nehmen auch die Geruchs-
ca. 1.500 ppm empfohlen. Diese CO2-Konzentration
und Schadstoffe in der Luft zu. Pettenkoffer hat
wird in der Regel nicht überschritten, wenn der
bereits im Jahr 1840 als oberen Grenzwert eine Kon-
stündliche Luftwechsel bei 25 m³/Person liegt.
zentration von 1.000 ppm (parts per million) angegeben. Verschiedene Untersuchungen ergaben,
Wird eine Schule neu errichtet, ist es zweckmäßig,
dass bereits über 1.000 ppm das Lernvermögen und
eine Zu- und Abluftanlage mit hocheffizienter
die Konzentration abnehmen.
Wärmerückgewinnung einzubauen (Rückwärmezahl
> 80 %). Damit kann der notwendige Luftwechsel
Die CO2-Abgabe eines Menschen liegt bei etwa
gezielt und bedarfsgerecht eingestellt werden. Es
15 l/h (Liter pro Stunde). Bei jungen Menschen ist
muss allerdings bei der Planung auf kurze Kanäle
sie kleiner, bei älteren größer. Geht man von
und große Rohrquerschnitte geachtet werden, denn
15 l/h aus und nimmt an, dass sich 30 Schülerinnen
der Stromverbrauch für Lüftungsanlagen kann be-
und Schüler im Klassenraum mit den Maßen
achtlich hoch sein und – primärenergetisch betrach-
8 m x 8 m x 3 m befinden und der Klassenraum
tet – die Vorteile einer Wärmerückgewinnung
eine mittelmäßige Winddichtheit aufweist, dauert
wieder zunichtemachen. Die zu befördernden Luft-
es bei geschlossenen Fenstern ca. 25 Minuten, bis
mengen können reduziert werden, wenn berück-
die CO2-Konzentration auf 1.500 ppm angestiegen
sichtigt wird, dass in den Pausen zur Lüftungsunter-
ist. Durch gezielte Lüftung kann die Konzentration
stützung die Fenster geöffnet werden. Bei der
schnell gesenkt bzw. die Luftqualität rasch ver-
Installation der Anlagen müssen die Anforderungen
bessert werden. Aus der Sicht des Energieverbrauchs
des Brandschutzes beachtet werden, die den Einbau
soll jedoch auch nicht mehr gelüftet werden als
von Brandschutzklappen zwischen den Klassenräu-
unbedingt notwendig ist. Die Schwierigkeit besteht
men und Fluren vorsehen. Ferner muss sicherge-
darin, das richtige Maß zu finden.
stellt sein, dass die Anlagen bedarfsgerecht geregelt
werden können. Die Regelung nach dem CO2-
In der Norm DIN EN 13779 (Lüftung von Nicht-
Gehalt der Raumluft im Klassenraum hat sich als
wohngebäuden – Allgemeine Grundlagen und Anfor-
energieeffizient erwiesen, da nur so viel Luft aus-
derungen für Lüftungs- und Klimaanlagen und Raum-
getauscht wird, wie notwendig ist. Wenn die Räume
luftsysteme) wird im informativen Anhang für die
nicht belegt sind, kann die Lüftungsanlage abge-
Erzielung einer mittleren Raumluftqualität (IDA 2)
schaltet werden.
13
Der nachträgliche Einbau von Zu- und Abluft-
Die meisten Bestandsschulen besitzen keine
anlagen mit Wärmerückgewinnung in bestehende
Lüftungsanlagen. Die Lüftung dieser Schulen muss
Schulgebäude im Rahmen der energetischen
über die Fenster erfolgen. Durch ein weit geöffnetes
Sanierung ist meist aufwändig und teuer. Vielfach
Fenster (Drehöffnung) wird innerhalb einiger
steht auch der Platz für die Verlegung der Zu- und
Minuten das gesamte Luftvolumen des Raumes aus-
Abluftkanäle nicht zur Verfügung. Einen Ausweg
getauscht. Im geschlossenen Zustand hingegen
stellt der Einbau von dezentralen Einzelgeräten mit
erfolgt über die Fugen des Fensters nur ein relativ
Wärmerückgewinnung dar. Die Geräte müssen
geringer Luftwechsel. Insbesondere bei neuen
allerdings im Klassenraum untergebracht werden
Fenstern kann sich der Luftwechsel auf weniger als
und für die Zu- und Abluft sind Öffnungen in der
1/10 des Raumvolumens pro Stunde reduzieren.
Außenwand notwendig. Ferner sind hohe Anforde-
Um die verbrauchte Luft in einem Klassenraum
rungen bezüglich Geräuschentwicklung an das Gerät
abzuführen, ist die Öffnung der Fenster unumgäng-
gestellt. Aus der Sicht des Brandschutzes bieten
lich. Eine Dauerlüftung durch gekippte Fenster
diese Anlagen jedoch Vorteile, da keine Kanäle
ist in der Heizperiode jedoch zu vermeiden, da
durch benachbarte Klassenräume geführt werden
dadurch ein höherer Luftaustausch vorgenommen
müssen. Die Entscheidung, ob eine zentrale oder
wird als notwendig ist. Die Folge ist ein zu hoher
dezentrale Lüftungsanlage eingebaut wird, hängt in
Heizwärmeverbrauch. Die richtige Strategie ist
der Regel von den örtlichen Gegebenheiten ab.
die Pausenlüftung. In den Pausen, die in der Regel
Zentrale Anlagen sind von den Investitionen zwar
jeweils nach 45 Minuten stattfinden, müssen
billiger und erfordern einen kleineren Wartungs-
möglichst viele Fenster geöffnet werden. Um jedoch
aufwand, doch die Anforderungen an den Brand-
während der gesamten Schulstunde eine gute
schutz erfordern einen höheren Aufwand.
Luftqualität zu haben, ist es insbesondere bei einer
großen Klassenstärke notwendig, auch mindestens
Die Installation von Abluftanlagen kann als weitere
einmal zwischen den Pausen zu lüften. Eine gute
Möglichkeit des nachträglichen Einbaus von Lüf-
Kontrollmöglichkeit für die aktuelle Luftqualität
tungstechnik betrachtet werden. Da nur Abluftrohre
stellt die Lüftungsampel dar (Bild 1). Sie kann gut
zu verlegen sind, halbiert sich der Platzbedarf für
sichtbar im Raum aufgestellt werden und gibt
die Rohre gegenüber den zentralen Zu- und Abluft-
Auskunft über die Luftqualität. Wenn z. B. die CO2-
anlagen. Allerdings ist bei diesen Anlagen keine
Konzentration unter 1.200 ppm liegt, leuchtet ein
Wärmerückgewinnung möglich. Ferner muss die
grünes Licht auf, das auf gelb umschaltet, wenn sie
Luft, bevor sie in den Raum eingeblasen wird,
zwischen 1.200 und 1.500 ppm liegt und rot leuchtet
vorgewärmt werden, da sonst die einströmende
bei Konzentrationen über 1.500 ppm. Ähnlich
Zuluft zu Zugerscheinung führen kann.
funktioniert die Lärmampel, allerdings fehlen dort
noch verlässliche Schallpegel für die „Umschaltwerte“.
Bild 1: Lüftungsampel (CO2-Konzentration) und Lärmampel (Schallpegel) im Raum
geben Hinweise für den Nutzer
14
B.2
Licht
Wie wirkt Licht auf den
unterhalb der Schwelle der Absolutblendung, je
Menschen?
heller die Umgebung, desto höher ist die menschliche Sehleistung. Über vorgegebene Beleuchtungs-
Etwa 80 bis 90 % der Informationsaufnahme des
stärken wird bei dem angenommenen Reflexions-
Menschen erfolgt über das Auge. Abgestimmte
verhalten üblicher Arbeitsmaterialien indirekt
Beleuchtungstechnik gestattet die Erfüllung von
sichergestellt, dass der Arbeitsaufgabe angemessene
Sehaufgaben unterschiedlichster Art. Licht beein-
Leuchtdichten erreicht werden (z. B. Fachräume
flusst die Psyche sowie den biologischen Tages-
aufgrund der oft höheren Anforderungen an die
rhythmus und ist zentrales Gestaltungselement in
Sehaufgabe 500 Lux (lx) statt 300 lx).
der Architektur. Licht gibt Orientierung im
Freien und in Innenräumen, soziokulturell ist erst
Während die grundlegenden physiologischen
durch günstiges Kunstlicht die heutige „24 h an
Wirk-zusammenhänge der visuellen Wahrnehmung
7 Tagen – Rund um die Uhr“-Gesellschaft möglich
im Wesentlichen für alle Individuen gleich sind,
geworden.
trifft dies für die darauf folgenden Verarbeitungsschritte nicht zu; diese sind in Teilen vielmehr durch
Um die Wirkung von Licht auf den Menschen zu
subjektive Bewertungen geprägt (psychologische
verstehen, sind grundlegend drei unterschiedliche
Effekte). So wird die Blendung (z. B. durch nicht
Einflusswege zu unterscheiden. Licht wirkt zum
ausreichend geschirmte Lampen), welche nicht un-
einen über einen visuellen, zum zweiten über einen
mittelbar die Sehfunktion einschränkt, dennoch
perzeptuellen (unbewusste Prozesse) und zum
aber als unangenehm bewertet werden kann, auf
dritten über einen circadianen Weg (inneren
Basis von Regressionsansätzen beruhend auf
Rhythmen).
empirischen Untersuchungen beschrieben (z. B.
Unified glare rating (UGR) für Kunstlicht, Day-
Der visuelle Einflussweg beinhaltet die rein
light glare rating (DGP) für Tageslicht). Neue
physiologische Wahrnehmung durch das Auge und
Untersuchungen deuten auf weitere psychologische
in Folge die damit zusammenhängende visuelle
Wirkungen hin, wie z. B. dass in bestimmten Situ-
Leistung. Die Wirkkette der visuellen Wahrnehmung
ationen warme Lichtfarben und geringe Beleuch-
erfolgt vom Auge über den Sehnerv bis zum Gehirn,
tungsstärken den kreativen Prozess fördern. Höhere
wo die Lichtreize im visuellen Cortex zu Bildern
Farbtemperaturen und höhere Helligkeiten akti-
verarbeitet werden. Das menschliche Auge ist in der
vieren dagegen eher analytische und funktionale
Lage, einen sehr großen Bereich an Leuchtdichten
Fähigkeiten und fördern höhere Leistung. Konkrete,
erfassen zu können (bis zu 12 Zehnerpotenzen),
belastbare Empfehlungen für die Allgemeinbeleuch-
jedoch kann nicht der gesamte Bereich gleichzeitig
tung können allerdings zurzeit noch nicht gegeben
verarbeitet werden. Das Auge adaptiert ständig an
werden.
die Lichtverhältnisse der Umgebung. Ist das Auge
auf einen Leuchtdichtezustand adaptiert, wirken
Im Jahre 2002 entdeckten Forscher einen circadi-
relativ zu hohe Leuchtdichten als blendende Objekte,
anen Photorezeptor im Auge, der direkt mit der
die eine relativ zu niedrige Leuchtdichte besitzen,
„inneren Uhr“ des Menschen, dem sog. suprachias-
erscheinen dagegen als undifferenzierbar und
matischen Nukleus, im Gehirn verbunden ist.
dunkel. Dies verlangt nach ausgeglichenen Leucht-
Mithilfe des Lichts steuert dieser zahlreiche körper-
dichteverhältnissen im Gesichtsfeld, was in der
liche und hormonelle Prozesse, die dazu beitragen,
Planung durch eine allgemeine Empfehlung von
dass Menschen müde oder wach werden. Dazu
Faktor drei zwischen unmittelbarem Sehbereich
gehört z. B. die Ausschüttung bzw. Unterdrückung
und Umgebungsbereich resultiert. Prinzipiell gilt
des Schlafhormons Melatonin. Vereinfacht ausge-
15
drückt, wird morgens bei Sonnenaufgang die Mela-
missionswert, einem möglichst geringen Verspros-
tonin-Ausschüttung unterdrückt, was uns fit und
sungs- und Rahmenanteil, Größe und Position
wach werden lässt, während abends bei Sonnenun-
der Fenster maximiert werden. Sturzhöhen sollten
tergang vermehrt Melatonin ausgeschüttet wird, was
gering ausgebildet werden (intensitätsstarkes
den Menschen müde werden lässt. Licht hat folglich
Zenitlicht!). Verglaste Brüstungen sind dagegen
eine große Bedeutung für den Schlaf-Wach-
nicht erforderlich, da das Licht quasi „unter den
Rhythmus des Menschen. Grundlegend gilt dabei:
Tisch fällt“ und kaum zur Raumaufhellung beiträgt.
Kaltweißes Licht wirkt besonders aktivierend, da
Vielmehr besteht die Gefahr, dass diese Bereiche
die maximale Empfindlichkeit der Nervenzellen
die solaren Wärmegewinne erhöhen, was in
für die nicht visuelle Lichtwirkung bei etwa 470
strahlungsreichen Monaten zur Überwärmung der
Nanometer (nm), also im blauen Spektralbereich,
Räume führen kann. Permanente Verschattungen
liegt (visuelle Empfindlichkeit hat Maximum bei
baulicher Art (Auskragungen vor Fenstern) oder
555 nm). Wesentlich hierbei ist neben dem Absolut-
durch Fassadenkomponenten (Sonnenschutzgläser,
niveau der dargebotenen spektralen Strahlungs-
stationäre Sonnenschutzlamellen) sollten in unseren
leistung auch ihr zeitliches Auftreten. Laut Empfeh-
Breiten vermieden werden.
lung der Lichttechnischen Gesellschaft (LiTG) sind
für junge Menschen aus der Sicht der biologischen
Sonnen-/Blendschutzsysteme müssen adäquaten
(circadianen) Wirkung von Licht Beleuchtungs-
Blendschutz (Schutzfunktion) bereitstellen, un-
stärken von 600 lx horizontal und 300 lx vertikal bei
erwünschte Wärmestrahlung fernhalten und sollten
8.000 K (Kelvin) (oder etwas höhere Beleuchtungs-
dabei die Räume aber mit ausreichend Tageslicht
stärken bei tageslichtähnlichen Farbtemperaturen
versorgen (Versorgungsfunktion). Ziel bei Besonnung
von ca. 6000 K) angemessen. Diese setzen sich aus
ist es, die Leuchtdichten an der Fassadeninnen-
dem verfügbaren Tageslicht und einem Anteil an
seite der Klassenräume soweit herabzusetzen, dass
Kunstlicht zusammen. Über weite Teile des Jahres
der Unterricht im Raum störungsfrei durchgeführt
trägt das Tageslicht den Großteil dieser Beleuch-
werden kann. Auf der anderen Seite sollte der
tungsstärke bei. Es wird somit bei aktuellem
Raum ausreichend mit Tageslicht versorgt werden,
Wissensstand keine Notwendigkeit gesehen, von
so dass auch und gerade in Zeiten direkter Beson-
der im Folgenden dargestellten üblichen Planungs-
nung weitestgehend auf den Einsatz von Kunstlicht
praxis abzuweichen und wie in einigen Studien
verzichtet werden kann. Ein erprobtes Konzept ist,
suggeriert, elektrische Beleuchtungsanlagen mit
durch eine Teilung der Fassade einen Fensterbereich
dynamischem Licht mit bis über 1.000 lx und vari-
oberhalb Augenhöhe zu Zwecken der Lichtlenkung
able Farbtemperaturen von unter 4.000 K bis über
einzusetzen und den unteren Fensterbereich durch
10 000 K zu installieren.
entsprechende Systeme zu entblenden (Raffstore,
deren Lamellen im oberen Behangbereich geöffnet
werden oder Raffstore unten, Lichtlenkgläser oben).
Wie bringt man gutes Licht
Lamellen mit „Cut-Off“ reflektieren direkte Son-
in Schulen?
nenstrahlen zurück, lenken nur das indirekte Licht
in den Raum und sorgen damit für ausreichend
Ta g e s l i c h t
Tageslicht im Raum. Sie bieten des Weiteren zu
Tageslicht ist aufgrund der Nutzungszeiten von
einem Großteil der Nutzungszeit eine Sichtverbin-
Schulen die dominierende und zugleich kostenlose
dung nach außen. Durchsichtige Sonnenschutz-
Beleuchtungsart. Für die Planung von Tageslicht
systeme (wie metallisch bedampfte Folien) bieten
in Schulbauten können folgende Hinweise dienlich
keinen ausreichenden Blendschutz. Sie setzen die
sein. Da in unseren Breiten bedeckte Himmels-
hohen Leuchtdichten der Sonne nicht ausreichend
zustände überwiegen, sollte bei deaktiviertem
herab, was im Gesichtsfeld zur Direktblendung oder
Sonnenschutz der Lichtdurchgang durch die Fassade
auf Bildschirmen zu Reflexblendung führen kann.
mittels Auswahl von Gläsern mit hohem Lichttrans-
Zusätzlich werden durch die geringe Lichttrans-
16
mission und die damit bedingte Reduktion des
damit zur Unterstützung der natürlichen Beleuch-
Lichteinfalls des Himmelslichtes die Räume stark
tung eingesetzt werden, liegen zwischen 4.000 und
verdunkelt. Markisoletten oder Fallarm-Markisen
6.500 Kelvin. Mit der 2011 erfolgten Überarbeitung
können je nach Stoffart Farbverfälschungen ver-
der DIN EN 12464-1 wurden z. B. in Ergänzung
ursachen, stellen aber ansonsten ein geeignetes
zu den seit langem existierenden Anforderungen an
Mittel dar, Sonnenschutz mit einer Sichtverbindung
die horizontale Beleuchtungsstärke (Allgemeinbe-
nach außen zu verbinden. Störanfälligkeit durch
leuchtung) und vertikale Beleuchtungsstärke (z. B.
Wind ist auch hier zu beachten.
Tafelbeleuchtung) zusätzliche Anforderungen an die
zylindrische Beleuchtungsstärke (Mittelwert der
Dachoberlichter weisen flächenbezogen eine ca.
Beleuchtungsstärke in vertikaler Ebene) formuliert.
50 % höhere Belichtung auf als vertikale Fassade.
Ein hier empfohlener Wert für Unterrichtsräume
Sie sind wesentlich blendungsunkritischer und
von 150 lx zielt auf eine verbesserte Unterstützung
ermöglichen eine gleichmäßigere Verteilung des
der visuellen Kommunikation durch ausreichende
Lichts im Raum. Wo baulich möglich, sollte diese
Helligkeit von Gesichtern ab. In diesen Bereichen
Art der Tageslichtöffnung erwogen werden. In
sind ggf. direkte/indirekte Beleuchtungssysteme
entsprechender Weise sind Atrienbereiche zu sehen,
reinen Direktbeleuchtungen vorzuziehen. Für die
die z. B. in Pausenzeiten auch im Winter einen
in Schulen üblichen Nutzungen wie Klassenräume,
guten Zugang zu Tageslicht ermöglichen können.
Fachräume, Lehreräume, Turnhallen aber auch
Werkräume sind differenzierte Vorgaben aufgeführt.
In Klassenräumen sollte sich die Ausrichtung der
Spezielle Bereiche der Sehaufgabe sind entspre-
Plätze zur Fassade an Rechtshändern orientieren
chend festzulegen und wie die Tafelbeleuchtung
(Anteil 85–90 % an der Bevölkerung), d. h. das Licht
ergänzend zur Allgemeinbeleuchtung zu planen und
fällt von links ein und es kommt zu keiner Ver-
auszuführen. Bei der Bewertung der Blendung
schattung durch die eigene Hand beim Schreiben.
im Innenraum geht man davon aus, dass nur die
psychologische Blendung von Bedeutung ist,
Elektrisches Licht
entsprechende Blendungsbewertungswerte nach
Elektrisches Licht sollte bei nicht ausreichendem
UGR (Unified Glare Rating) werden ebenfalls in
Tageslicht (tiefe, fassadenferne Gebäudebereiche,
der DIN EN 12464 vorgegeben (z. B. Klassenräume
Nachtzeiten) gute Sehbedingungen ermöglichen.
UGR < 19). Die Raumgestaltung sollte in hellen
Basierend auf den Kenntnissen der physiologischen
Farben gehalten werden. Dies beeinflusst auch
und in Teilen psychologischen Wahrnehmung
maßgeblich die zu installierende Leistung (ca. 30 %
erfolgt die Planung und Installation heute üblicher
Unterschied zwischen einem hellgrauen Raum und
Beleuchtungsanlagen hinsichtlich Beleuchtungs-
einem weißen Klassenraum). Um die Leistungs-
niveau, Lichtverteilung inklusive Blendungsbegren-
fähigkeit der Beleuchtungsanlage über die Zeit zu
zung und Farbwiedergabe. Mindestanforderungen
sichern, sollte diese regelmäßig gewartet werden.
wurden z. B. in der DIN EN 12464-1 [Licht und
Dies ist vom Fachplaner in einem Wartungsplan
Beleuchtung – Beleuchtung von Arbeitsstätten –
(Zeitpunkte der Lampenwechsel, Leuchtenreinigung,
Teil 1: Arbeitsstätten in Innenräumen] normativ
Neuanstriche) zu definieren.
gefasst. Bei den relevanten Beleuchtungssystemen in
Schulen werden die Beleuchtungsstärken auf 300 lx
Die Beleuchtungsbranche befindet sich in einem
in Klassenräumen (500 lx in Klassenräumen bei
technologischen Wandel. Laut Prognosen werden
Erwachsenenbildung) und bis 500 lx in Fachklassen
bis 2020 etwa 60 % aller Beleuchtungsprodukte auf
ausgelegt. Bei diesen Werten stellen sich im All-
der LED-Technologie basieren. Dies wird auch
gemeinen Leuchtdichten ein, bei denen die Leistungs-
die Beleuchtung in Schulen umfassen. Investitions-
funktion des Auges gut auf die Sehanforderungen
kosten für LED-Beleuchtungssysteme übersteigen
abgestimmt ist. Die Farbtemperaturen bei Beleuch-
zurzeit noch die konventioneller Systeme (Leucht-
tungssystemen, die hauptsächlich zur Tageszeit und
stofflampentechnologie). Aufgrund der in Teilen
17
erheblich höheren Lebensdauer von LED-Anlagen
Sonnenschutzsysteme wie Behänge können heute
zeigen diese günstigere Betriebskosten und in
differenziert angesteuert werden. So kann z. B. ein
Teilen mittlerweile höhere Effizienzen, wodurch die
konventioneller Behang im „Cut-off Modus“ (s.o.)
Gesamtkosten (Total Cost of Ownership-TCO)
betrieben werden, in dem ein Sonnenstandsrechner
die konventioneller Systeme für ausgewählte
für Betriebszeit und Fassadenorientierung jeweils
Nutzungen bereits heute unterschreiten. So sind im
die ideale Lamellenneigung ermittelt. Neben zentra-
Bereich von Fluren und Verkehrswegen LED-Down-
ler Windwächter- und Frostschutzfunktionen sollten
lights gegenüber Downlights auf Basis von Kom-
bei vorhandener GLT-Infrastruktur Fassaden bei
paktleuchtstofflampen die wirtschaftlich günstigere
Nichtbelegung der Räume (setzt Präsenzdetektoren
Lösung. Bei Projekten, die sich heute noch in den
voraus, s.u.) nach dem thermisch optimalen Zustand
frühen Planungsphasen bewegen, können LED-
betrieben werden (Sonnenschutz deaktiviert im
Lösungen für Klassenräume und Lehrerzimmer
Winter -> Nutzung passive Solargewinne; Sonnen-
bereits die wirtschaftlichere und effizientere Lösung
schutz aktiviert im Sommer -> Vermeidung
darstellen. Diese dynamische Entwicklung von
Überwärmungsrisiko).
Kostenstruktur und Effizienz sollte z. B. auch durch
das Hinzuziehen der Beratungsleistungen von
Es empfiehlt sich eine tageslichtabhängige und
Licht- oder Elektrofachplanern während der Projekt-
belegungsabhängige Kontrolle der Beleuchtung in
laufzeit beachtet werden.
Klassenräumen. Dies setzt Leuchten mit dimmbaren
elektronischen Vorschaltgeräten und einen entspre-
Nach Schätzungen des ZVEI (deutscher Industrie-
chenden Lichtregelkreis (Lichtsteuerung) voraus.
verband) werden ca. 80 % der Beleuchtungsanlagen
Funktional können die Lösungen als Bestandteil
in Deutschland gar nicht oder nicht nach dem
einer Gebäudeleittechnik oder als autonome Lösung
aktuellen Stand der Anforderungen und Technik
umgesetzt werden. Autonome Lösungen können
geplant. Dies ist verantwortlich für z.T. erhebliche
bereits ab ca. 10 €/m² realisiert werden, bieten
Überinstallationen. Um Fehlinstallationen zu
allerdings nicht die zuvor angesprochene logische
vermeiden, empfiehlt es sich z. B. seitens der Planer
Verknüpfung mit der Fassade.
auf die guten, von der Lichtbranche ständig
aktualisierten, kostenfreien (!) Instrumente wie
Oft werden für Fassade und Ansteuerung der
DIALux oder Relux zurückzugreifen. In Teilen
elektrischen Beleuchtung in den Räumen unter-
bieten große Hersteller von Leuchten Planungs-
schiedliche Bussysteme eingesetzt, so dass häufig
leistungen direkt mit an.
erst eine Systemintegration eine zufriedenstellende
integrale Lösung bieten kann.
L i c h t m a n a g eme n t
Ziel des Lichtmanagements (der Gebäudeleittechnik (GLT) allgemein) ist es, Schülerinnen und
Typische energetische
Schüler und Lehrerinnen und Lehrer in der
Ke n n we r t e d e r B e l e u c h t u n g
Bereitstellung guter Sehbedingungen zu unterstüt-
in Schulen
zen. Dies sollte bei einem möglichst ressourcenschonenden Betrieb der Anlage erfolgen. So ist im
Zur Orientierung (Benchmarking) werden im
Referentenentwurf der EnEV Lichtmanagement als
Folgenden einige ausgewählte installierte Leistungen
sogenannte Referenztechnik auch für Klassenräume
und Jahresstromverbrauchswerte typischer neuer
definiert. Erfahrungen zeigen, dass automatisierte
Beleuchtungsanlagen und Anlagen im Bestand an-
Systeme zumeist nur akzeptiert werden, wenn sie
gegeben. Typische spezifische installierte Leistungen
(vom Lehrpersonal) auf einfache Weise übersteuert
bei Beleuchtungsanlagen liegen im Neubau bei
werden können. Generell ist eine einfache, intuitive
Klassenräumen (300 lx) mit Langfeldleuchten bei ca.
Bedienbarkeit anzustreben.
6,5 W/m² mit einem jährlichen spezifischen Energiebedarf von ca. 5 kWh/m²a ohne und 3 kWh/m²a
18
B.3
mit Lichtmanagement. Bei Fachräumen mit höheren
in anderen Nutzungsbereichen, überholt haben.
Beleuchtungsanforderungen (500 lx) liegt die
Im Bestand liegen die installierten Leistungen von
flächenbezogene installierte Leistung entsprechend
Beleuchtungsanlagen, die noch in den Neunzehn-
bei ca. 9 W/m² und somit der Energiebedarf
hundertachtzigern installiert wurden im Bereich
bei 7,5 kWh/m²a ohne und 5 kWh/m²a mit Licht-
Faktor 3 oder mehr höher als bei heute üblicher
management. LED Lösungen liegen momentan
Technik. Um Potentiale abschätzen zu können,
gleichauf mit effizienten T5-Leuchtstofflampen
kann die App „reLight“ zur Inspektion bestehender
Lösungen, werden diese jedoch in kürze, wie auch
Beleuchtungsanlagen heruntergeladen werden.
Akustik
Warum Akustik in der
Hochwertige Akustik lässt sich problemlos mit all
Schule?
den anderen substanziellen, bauphysikalischen und
nutzungsbedingt organisatorischen Anforderungen
Geeignete akustische Lehr- und Lernbedingungen
an Räume und Gebäude verbinden. Es gibt heute
sind für erfolgreiches Lehren, Lernen und Leben in
zahlreiche bauliche Angebote, um etwa Brandschutz,
Schulen unerlässlich. Optimierte Akustik in Unter-
sommerlichen und winterlichen Wärmeschutz
richtsräumen trägt nicht nur zur Entlastung des
sowie Schallschutz gleichermaßen zu gewährleisten.
Lehrpersonals bei, sondern auch zur Steigerung des
Genauso lassen sich Raumklima, Raumlicht und
Wohlbefindens und grundlegender kognitiver
Raumakustik in Einklang bringen. Gemeinsam
Leistungen der Schülerinnen und Schüler. Hingegen
stellen sie die Kriterien für nachhaltige Lebens- und
wirken sich ungünstige akustische Bedingungen
Arbeitsräume dar, deren Wert nicht nur an den
infolge hoher Belastung langfristig sogar negativ auf
Baukosten gemessen werden darf. Und dennoch
das sozial-emotionale „Klima“ in einer Klasse aus.
bedeutet eine nachhaltige Akustik keineswegs
Die Befunde sind also eindeutig. Dennoch erweist
Kostenexplosion, da sich hinreichend Spielraum für
sich die Schule viel zu oft als lärm- und dadurch
wirtschaftlich ausgewogene Lösungen bietet.
stressbelasteter Arbeitsplatz sowie als ein Lebensraum, der Konzepten wie Ganztagsschule und
Aspekten wie Inklusion akustisch nicht gewachsen
Was gehört zu guter
ist.
Akustik in der Schule?
Nur wenn alle Elemente der Akustik von Anfang an
Die akustische Gestaltung von Schulen betrifft die
berücksichtigt werden, kann sie als angemessener
bau- und raumakustischen Eigenschaften des jeweils
Bestandteil der Schulgestaltung verwirklicht werden.
gesamten Gebäudes einschließlich der äußeren
Sie steht dabei in enger Wechselbeziehung mit
Umgebung. Dazu zählen alle Unterrichtsräume sowie
anderen bautechnischen, bauphysikalischen, archi-
Räume für Musik, Sport, Werkstatt und derglei-
tektonischen und organisatorischen Aspekten.
chen, sonstige Räumlichkeiten wie Aula, Mensa,
Nicht zuletzt bietet aber auch der bewusste und
Flure und Treppenhäuser und natürlich auch
informierte Umgang mit Räumen und Gebäuden
Lehrerzimmer sowie andere Arbeits- und Aufent-
Potential für eine Nutzung ohne akustische Be-
haltsräume für Lehrerinnen und Lehrer und das
lastungen oder Belästigungen.
Schulpersonal.
19
Es gibt an sich keine Ausnahmen, nur unter-
äußere Nutzungsbereiche der Schule, z. B. Sport-
schiedlich ausgeprägte akustische Ansprüche. Die
und Spielplätze, in die Planung und Bewertung
bau-akustischen Eigenschaften umfassen den
einzubeziehen. Es geht hierbei um die Balance aus
Schallschutz von Wänden, Decken, Dächern, Türen
akustischem Schutzbedürfnis und Konfliktpotential
und Fenstern gegenüber Geräuschen von außen,
durch Lärm. Eine fundierte und vorausschauende
z. B. Verkehrslärm, sowie von innen, z. B. Sprache,
Planung ermöglicht nicht nur eine hohe akustische
Musik etc., von Decken und Treppen gegenüber
Qualität der Schule, sondern auch deren wirtschaft-
Trittschall, z. B. durch gehende Personen und das Be-
liche bauliche Umsetzung, z. B. in Form angemes-
wegen von Stühlen etc., gegenüber Geräuschen
sener Schallschutzfenster.
von haustechnischen Anlagen und Installationen.
Die raumakustischen Eigenschaften umfassen die
Baulicher Schallschutz
gegenseitige Sprachverständlichkeit sowie den
Angesichts all der möglichen akustischen Störungen
Beitrag des Raumes zur Verstärkung oder Dämpfung
von außen und innen geht es beim baulichen
von Geräuschen, insbesondere von Sprache.
Schallschutz letztlich um angemessene Ruhe in den
Physikalisch bedingt beeinflussen sich die bau- und
genutzten Räumen, egal welcher Lärm woher
raumakustischen Eigenschaften gegenseitig in
kommt. Dieses Ziel steckt auch hinter den obligato-
unterschiedlichem Maße. So hängt z. B. der resul-
rischen Forderungen der Norm DIN 4109, die sich
tierende Schallschutz zwischen benachbarten
grundsätzlich nach der Nutzung der Räume richtet.
Räumen sowohl von der Schalldämmung der Wand-
Je lauter die Nutzung in einem Raum ist, desto
bauteile als auch von der akustischen Dämpfung
weniger fallen Störungen auf. Probleme können
in den Räumen ab.
entstehen, wenn sich im Verlauf der Zeit Nutzungsänderungen ergeben oder wünschenswert wären.
Gerade die nachträgliche Aufwertung von baulichen
W i e k o mm t g u t e A k u s t i k i n
Schallschutzeigenschaften ist meist aufwändig und
die Schule?
teuer.
Lärm, Schallschutz und Raumakustik sind keine
Die Geräusche, wie Verkehrslärm von außen,
neuen Phänomene und auch akustisch gute Schulen
Sprache, Musik oder Trittschall aus anderen Räumen
gibt es bereits. Es kann also sowohl auf Normen und
sowie Geräusche durch haustechnische Anlagen,
Richtlinien als auch auf praktische Erfahrungen
überlagern sich im Raum. Für diese Überlagerung
und wissenschaftliche Erkenntnisse zurückgegriffen
gibt es einige Grundregeln: Das lauteste Geräusch
werden. Dieser Stand der Technik mit seinen vielen
bestimmt den Gesamtpegel und mehrere, etwa
Möglichkeiten der Ausgestaltung lässt sich seiner
gleich laute Fremdgeräusche summieren sich auf.
Breite nach weder aufzählen noch detailliert er-
Eine einzige „unterschätzte“ Schallquelle kann also
läutern. Vielmehr geht es um einen „roten Faden“,
alle sonstigen Bemühungen kolportieren und jede
um eine Handlungsorientierung für die an Planung
Schallquelle muss zumindest soweit unterdrückt
und Bau Beteiligten. Damit werden weder Aspekte
werden, dass sie auch noch in der Gesamtaddition
vergessen noch der gestalterische und wirtschaft-
mit allen anderen Quellen den Zielwert einhält.
liche Spielraum über Gebühr eingeengt.
Einige Kernprinzipien der bauakustischen Planung
bei feststehendem Gebäudestandort lassen sich
A u SSe n l ä r m
zusammenfassen:
Wie bei anderen bauphysikalischen Fragestellungen
auch, liefern die urbanen Gegebenheiten einschließ-
Die Grundrissgestaltung hat die erste Priorität
n lich der langfristig ausgerichteten Bebauungskon-
bei der Schallschutzplanung, auch wenn hier
zepte erste wesentliche Informationen für die Fest-
nicht alle Wünsche umsetzbar sind. Neben
legung der schalltechnischen Eigenschaften des
der Vermeidung benachbarter, unterschiedlich
Gebäudes. Darüber hinaus sind auch zugehörige
geräuschintensiver Raumnutzungen können
20
regelrechte „Pufferzonen“ die akustische
Raumakustik
Qualität verbessern und baulichen Aufwand
Die raumakustische Gestaltung konzentriert sich auf
reduzieren.
die maßgeblichen Schallquellen im Raum. In der
Die Wahl der Bauweise und der einzelnen
Schule sind dies alle Nutzergeräusche, d. h. Sprache,
Bauteile erfolgt meist nach Gesichtspunkten, die
Musik und all die vielen mit Schallentstehung
nicht an erster Stelle den Schallschutz verfolgen.
verbundenen Handlungen und Tätigkeiten. Zwei
Bei Außenbauteilen steht z. B. der Wärme-
fundamentale Zielgrößen stehen dabei raum- und
schutz im Vordergrund, bei Innenbauteilen
nutzungsabhängig im Vordergrund: Die Dämpfung
dagegen der Brandschutz und das Tragverhalten.
der Geräusche sowie die Verständlichkeit von
Dennoch können alle bekannten Bauweisen
Sprache. Im Vergleich dazu sind z. B. optimale Hör-
auch auf einem hohen Schallschutzniveau
bedingungen beim Musikhören oder beim eigenen
realisiert werden. Grundsatzfragen wie „Massiv-
Musizieren lediglich wünschenswert. Im Interesse
oder Leichtbau?“, „Beton- oder Holzdecke?“
aller Beteiligten und Betroffenen sollten insbeson-
usw. stellen sich nicht aus schalltechnischer
dere in den Unterrichtsräumen höchste Ansprüche
Sicht. Die meisten Konstruktionen können die
erfüllt werden. Hier sind sowohl angemessene
Anforderungen erfüllen.
Lärmpegel als auch gute Sprachverständlichkeit ge-
Nach der Wahl der Bauteile sind noch zahl-
fordert. Dabei weisen diese Räume meist eine hohe
reiche Details zu berücksichtigen, um das
Personendichte auf und es finden zeitgleich sehr
jeweilige Element im baulichen Kontext auch
unterschiedliche Aktivitäten statt. Für die üblichen,
akustisch zu integrieren. Ein wesentlicher
nicht allzu komplex geformten Raumabmessungen
Einflussfaktor sind dabei die so genannten
sind jedoch die raumakustischen Maßnahmen
Nebenwege, d. h. Schallübertragungswege über
überschaubar. Das heißt, beide Zielsetzungen lassen
die Bauteile, die das eigentlich trennende
sich mit wirkungsvollen Maßnahmen zur Raumbe-
Bauteil flankieren. Einer Reihe von Details, z. B.
dämpfung und in einigen Fällen zur Schallschirmung
alle Wand- oder Türöffnungen für Lüftungs-
erreichen. Vorkehrungen zur Lenkung oder gar
zwecke sowie den allgegenwärtigen Fugen bei
Streuung des Schalls können dagegen vernachlässigt
Türen und dergleichen, ist besondere Aufmerk-
werden. Planerisch ist also meist der Einbau von
samkeit zu widmen, da sie erfahrungsgemäß,
schallabsorbierenden Oberflächen vorzusehen.
n n aber nicht etwa zwangsläufig, zu ärgerlichen
Schwachstellen führen können. Umlaufende
Die maßgebliche Kenngröße zur Charakterisierung
Dichtungen und auch Absenkdichtungen
der Bedämpfung von Innenräumen ist die Nach-
beheben z. B. Probleme bei Türen mit minima-
hallzeit. In üblichen Schulräumen, ausgenommen
lem Aufwand.
sei hier z. B. die Aula, steht sie in einem direkten
Verhältnis zur Sprachverständlichkeit und zur
Te c h n i s c h e r S c h a l l s c h u t z
Reduktion der Lärmpegel, so dass eine angemesse-
Bei den Geräuschen von haustechnischen Anlagen,
ne Nachhallzeit in Schulräumen als vorrangige
Installationen und sonstigen Einrichtungen stehen
Forderung für die akustische Planung herangezogen
sowohl Dauergeräusche als auch Geräuschspitzen
und nach DIN 18041 beziffert werden kann. Bei
im Vordergrund. Gerade die letztgenannten stören
offenen Grundrisslösungen ohne bauliche Trennung
wegen ihrer hörbaren Auffälligkeit. Während die
unterschiedlich genutzter Räume wird empfohlen,
betreffende Normung nur die zum Gebäude ge-
durchgehend das Bedämpfungsniveau von Unter-
hörenden Anlagen (z. B. Heizung, Lüftung, Sanitär)
richtsräumen auszuführen. Flexibilität in der Nut-
betrachtet, die vom Nutzer an sich nicht beeinflusst
zung und die Möglichkeit zur kurzfristigen Umge-
werden können, sollten darüber hinaus auch die
staltung bleiben damit erhalten. Nachteile durch das
vom Nutzer selbst betriebenen Anlagen (z. B. Ma-
hier vorgeschlagene hohe Bedämpfungsniveau sind
schinen in Werkstattbereichen) einem akustischen
in Räumen mit Mischnutzung nicht zu befürchten.
Gesamtkonzept angepasst werden.
21
Bei größeren Sporthallen sollte in jedem Fall eine
bunden. Mobile Stellwände verbinden Stauraum,
fachgerecht festgelegte Nachhallzeit eingehalten
Gestaltungselement und variable optische Trennung
werden, welche die oftmals vielgestaltigen Nut-
mit wertvollen Flächen zur Schallabsorption.
zungsarten der Halle berücksichtigt.
An dieser Stelle sei noch auf ein Potential der
Eingangsbereiche und zentrale Flure werden häufig
Innenraumgestaltung zur Geräuschminderung hin-
übersehen oder zumindest unzureichend gewürdigt.
gewiesen, das zwar begrenzt, aber doch bekannt
Gerade wenn kein separater Eingangsbereich
ist und genutzt werden sollte. Es geht um die Wahl
vorhanden ist, sind sie wichtige Kommunikations-
der Bodenbeläge, des Mobiliars sowie der Sport-
orte, z. B. bei Grundschulen für den informellen
und Spielgeräte. Beispielsweise bietet die Schnitt-
Austausch zwischen Eltern und Schulpersonal.
stelle von Bodenbelag und den darauf bewegten
Für die Ausführung schallabsorbierender Maßnah-
Stühlen mehrere bekannte Möglichkeiten der
men ist eine Vielzahl von Produkten aus unter-
Geräuschreduzierung, ohne die Beweglichkeit oder
schiedlichsten Materialien kommerziell verfügbar.
die tägliche Reinigung zu behindern. Ähnliche
Erfolg versprechend sind sinnvolle Bauteil-Kombi-
„Lärmquellen“ (Quietschen, Knarren, Schlagen)
nation, die den gesamten relevanten Frequenz-
lassen sich beim sonstigen Mobiliar finden und be-
bereich abdecken. Dabei ist der Bereich der tieferen
handeln. Diese Hinweise mögen nahe liegend
Frequenzen konstruktiv am schwierigsten umzuset-
erscheinen oder auch detailverliebt klingen, ihre
zen. Bei marktüblichen Akustik-Unterdecken sollte
Beachtung kann jedoch zu einer entspannteren
daher erfahrungsgemäß eine Abhängehöhe von
akustischen Gesamtsituation beitragen.
20 cm nicht unterschritten werden. Ausgesprochene
Tiefenabsorber sind in Raumecken und -kanten
am wirksamsten positioniert. Bei der Auswahl der
Re s ü mee
Materialien sollten Fragen des Brandschutzes, der
Raumlufthygiene und der mechanischen Belastbar-
Die hier beschriebene akustische Qualität ist sowohl
keit beachtet werden. Für frei im Raum hängende
für bestehende als auch für neue Gebäude von
Akustiksegel sollte auch eine praktikable Reini-
Bedeutung. Alle Anforderungen oder Empfehlungen
gungsmöglichkeit eingeplant sein. Auch regelmäßige
sind bei sachgemäßer Planung mit kommerziell
Renovierungen oder Schönheitsreparaturen sind
verfügbaren Bauteilen problemlos umsetzbar. Nor-
zu bedenken. Bei vielen Raumakustik-Lösungen ist
men, Richtlinien und andere Quellen enthalten
z. B. ein einfaches Überstreichen nicht möglich,
dazu eine große Vielfalt von konstruktiven, bauli-
so dass in diesen Fällen ein kompletter Austausch
chen und stofflichen Gestaltungsmöglichkeiten, die
der raumseitigen Bauteilschichten erforderlich
sowohl Schallschutzaspekte als auch die Einstellung
werden kann.
der raumakustischen Bedingungen betreffen.
In offenen Lernlandschaften bieten die in Groß-
Insbesondere bei größeren Erweiterungs- oder
raumbüros bekannten Stell- oder Schirmwände
Modernisierungsmaßnahmen ist die Einbeziehung
Lösungspotential, entweder als mobiles Einzelele-
professioneller Akustikplaner zu empfehlen.
ment oder in integrierter Form mit Mobiliar ver-
22
B.4
Ergonomie
Schulen wandeln sich zunehmend von Belehrungs-
sprüche an Sicherheit und Gesundheit. Diese bei-
anstalten zu Häusern des Zusammenlernens und
den Aspekte sind für den Sachkosten- bzw. Schul-
Zusammenlebens. In den Lebensräumen werden
träger obligatorisch. Mit Blick auf die Sicherheit der
nicht Fächer, sondern Schülerinnen und Schüler
Schülerinnen und Schüler hat er dafür zu sorgen,
unterrichtet und in ihrer individuellen Entwicklung
dass alle baulichen Anlagen und Einrichtungen der
ganzheitlich gefördert. Eine solche Schule führt
Schule nach den geltenden Bestimmungen („All-
zu pädagogischen Konzepten mit flexiblen Unter-
gemeine Ausführungs- und Gestaltungsgrundsätze“
richtsformen und vielfältigen Arbeitsformen. Daher
der Unfallverhütungsvorschrift Schulen, GUV-V S1)
benötigt sie auch eine Neuorientierung in der
errichtet und in Stand gehalten werden. Dies hat
Schularchitektur.
der Sachkosten- bzw. Schulträger bei jeder Planung,
ob Neubau oder Änderung, zu dokumentieren
Einflüsse auf Bildungs- und Erziehungsprozesse
und sicherzustellen.
haben der Zustand und die Gestaltung der Lernorte
sowie die Art und Weise, wie diese miteinander in
Die Ergonomie wird in der aktuellen Unfallverhü-
Beziehung stehen, das Ineinanderfließen von Innen
tungsvorschrift nur als Randbereich unter vielen
und Außen, das richtige Verhältnis zwischen persön-
Einzelpunkten berücksichtigt. So sind z. B. Stühle
lichen und Gemeinschaftsräumen, die Anordnung
und Tische bereitzustellen, die auf die Körper-
der verschiedenen Lernlandschaften, die farbliche
größe abgestimmt sind und dem Stand der Technik
Gestaltung und die Sauberkeit der Räumlichkeiten.
entsprechen. Auch die ausreichende Beleuchtung
All dies wirkt sich sowohl auf das Wohlbefinden
von Aufenthaltsbereichen mit künstlichem Licht
und die Gesundheit als auch auf die Leistungsfähig-
entsprechend der schulischen Nutzung wird fest-
keit der Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen
gehalten. Es findet aber derzeit ein Prozess des Um-
und Lehrer aus. Für gelingende Lernprozesse muss
denkens statt, indem zusätzliche Empfehlungen
also dem Gebäude, den Räumen und der Ausstat-
für gesundheits- und lernfördernde Klassenzimmer
tung in gleichem Maße Aufmerksamkeit geschenkt
(GUV-SI 8094) über den bisherigen Umfang des
werden wie der pädagogischen Methodik, dem
Sicherheitsbegriffes hinausgehen. Die frühere Auf-
sozial-emotionalen Schulklima und dem Leitungs-
fassung, dass sowohl gute Schule in einem schlech-
handeln.
ten Gebäude als auch schlechte Schule in einem
guten Gebäude möglich sei, wurde revidiert.
Eine so verstandene Ergonomie der gebauten und
gestalteten Umgebung komplettiert auch die An-
B.5
Baulicher Wärmeschutz
Der Heizwärmebedarf eines Gebäudes hängt
eingehalten werden müssen. Die momentan gültige
maßgeblich vom Transmissionsverlust über Wände,
EnEV 2009 gilt als erfüllt, wenn die opaken Hüll-
Dach, Fenster und Decken gegen Außenluft ab. Bei
flächenbauteile, an denen Veränderungen vor-
einer energetischen Sanierung ist es das Ziel, diese
genommen werden, den U-Wert von 0,24 W/m²K
Werte zu minimieren. Die zum Zeitpunkt der
nicht überschreiten (Siehe EnEV 2009, Anlage 3,
Sanierung gültige Energieeinsparverordnung (EnEV)
Tabelle 1). Sie gilt auch als erfüllt, wenn der maxi-
gibt die Mindestwerte an, die bei einer Sanierung
male Primärenergiebedarf des Gebäudes nach der
23
Sanierung nicht mehr als 40 % über dem zulässigen
Innendämmung mit Calciumsilikatplatten eine
Primärenergiebedarf eines Neubaus liegt, der die
gute Lösung darstellen. Hierbei sollte besonderes
gleiche Geometrie aufweist.
Augenmerk auf die korrekte Ausführung gelegt
werden, um Bauschäden durch Kondenswasser zu
Mit Blick auf die Richtlinie 2010/31/EU des Euro-
vermeiden. Ferner muss beim Einbau von neuen
päischen Parlaments (EPBD-Richtlinie), die für
Fenstern (und somit annähernd luftdichten Fen-
öffentliche Neubauten ab 2019 den Niedrigstenergie-
sterrahmen) darauf geachtet werden, dass weiterhin
Standard vorgibt, ist es ratsam, das Gebäude bereits
ein ausreichender Luftaustausch stattfindet, um eine
heute so zu sanieren, dass es den 3-Liter-Haus- oder
zu hohe Luftfeuchtigkeit zu vermeiden. Die sonst
den Plusenergiehaus-Standard erfüllt. Mindestens
ansteigende Luftfeuchtigkeit begünstigt Schimmel-
sollten jedoch die opaken Hüllflächenbauteile
bildung.
(Wand, Dach, Boden und Decke gegen Außenluft)
einen U-Wert von 0,17 W/m²K nicht überschreiten.
Bei der nachträglichen Dämmung von Nichtwohn-
Der U-Wert der Fenster sollte unter 0,9 W/m²K
gebäuden kommt oftmals auch die vorgehängte
liegen und einen Gesamtenergiedurchlassgrad
hinterlüftete Fassade (VHF) zum Einsatz. Die viel-
(g-Wert) von über 0,52 aufweisen. Dieser Wert ist
fältige Gestaltung der Bekleidung ist hierfür
mit 3-fach-wärmeschutzverglasten Scheiben mit
ausschlaggebend. Bewährte Werkstoffe sind bei-
Argon-Füllung mit hochgedämmten Rahmen
spielsweise faserverstärkte Harzkompositplatten,
erzielbar.
Tafeln aus Faserzement, Keramik, Kupfer, Titanzink,
Aluminiumverbundplatten und Glas. Die Däm-
Bei der Dämmung der Gebäudehülle geht die
mung ist bei der hinterlüfteten Fassade von der Be-
Bestrebung dahin, mit möglichst schlanken Dämm-
kleidung durch einen Luftspalt getrennt und die
stoffdicken eine effiziente Dämmung, d. h., einen
Bekleidung stellt den Wetterschutz dar. Die beiden
niedrigen U-Wert zu erzielen. Dies erfordert den
beschriebenen Systeme, Wärmedämmverbund-
Einsatz von Dämmstoffen mit geringer Wärmeleit-
system und vorgehängte hinterlüftete Fassade,
fähigkeit. Die Vakuumdämmung weist mit 0,007
decken den Großteil der ausgeführten Außen-
W/mK mit Abstand die geringste Wärmeleitfähigkeit
dämmungen ab.
auf. Da sie derzeit mit ca. 150 €/m² bei einer Dicke
von 2 cm noch sehr teuer ist, wird sie momentan
Die Dämmung des Sattel- oder Pultdaches erfolgte
noch meist nur für Sonderzwecke eingesetzt, wenn
in der Vergangenheit in der Regel durch eine
aus Platzgründen eine konventionelle Dämmung
Zwischensparrendämmung. Aus Gründen der be-
nicht ausreicht.
schränkten Sparrenhöhe können die heute gewünschten U-Werte mit einer Zwischensparren-
Für die nachträgliche Außendämmung eigenen sich
dämmung allein nicht mehr erreicht werden. Es ist
unterschiedliche Dämmsysteme. Die größte Ver-
daher eine zusätzliche Untersparrendämmung oder
breitung hat das Wärmedämmverbundsystem mit
eine Übersparrendämmung notwendig und üblich.
dem Dämmstoff Polystyrol. Es ist kostengünstig und
Eine Übersparrendämmung hat den Vorteil, dass
die Anbringung ist relativ problemlos. Das System
auf der Raumseite die Raumhöhe nicht einge-
muss eine bauaufsichtliche Zulassung aufweisen,
schränkt wird und auch keine weiteren Maßnahmen
die vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBT)
nötig sind; sie verursacht allerdings deutlich höhere
ausgestellt wird. In diesem Dokument sind die
Kosten. Stellt bei einer Schule ein Flachdach den
Produkte des Systems beschrieben. Ferner ist auch
oberen Gebäudeabschluss dar, muss die Dachhaut
angegeben, wie die Anbringung des Systems
abgenommen und eine Zusatzdämmung aufgebracht
erfolgen muss.
oder die vorhandene Dämmung durch eine dickere
Dämmschicht ersetzt werden.
Bei denkmalgeschützten Gebäuden, bei denen die
Fassade nicht verändert werden darf, kann eine
24
Üblicherweise wird der untere thermische Gebäu-
0,9 W/m²K. Es muss dabei jedoch auf den g-Wert
deabschluss bei einem unterkellerten Gebäude
geachtet werden. Er ist in der Regel gegenüber
durch die Kellerdecke und bei einem nichtunterkel-
den zweifachverglasten scheiben etwas niedriger.
lerten Gebäude durch den Boden gebildet. Die
Am Markt werden jedoch Dreifachscheiben mit
möglichen dämmtechnischen Maßnahmen unter-
einem g-Wert von über 0,6 angeboten. Neben der
scheiden sich daher stark. Die Kellerdecke kann
Verringerung der Transmissionswärmeverluste und
kostengünstig auf der Unterseite gedämmt werden.
des dadurch bedingten kleineren Heizenergie-
Der Boden hingegen müsste zur unterseitigen
verbrauchs hat eine Dämmung der Gebäudehülle
Dämmung zusammen mit der Bodenplatte komplett
folgende weitere Vorteile:
ausgebaut werden. Dieser Aufwand ist jedoch
unverhältnismäßig hoch. Wesentlich kostengünstiger
n
Wertsteigerung des Gebäudes
und nicht höher ist hingegen ein neuer Bodenauf-
n
Verminderung der Energiekosten
bau mit einer Vakuumdämmplatte. Auf diese Weise
n Bautenschutz und Verminderung von Schimmel-
erhält man einen U-Wert des Bodens von kleiner als
0,20 W/m²K. Dieses Beispiel stellt ein typisches
pilzbildung
Steigerung der Behaglichkeit und des Aufent-
n Einsatzgebiet für die Vakuumdämmung dar.
haltskomforts, weil die Oberflächentemperaturen der Außenbauteile angehoben werden
Dreifach wärmeschutzverglaste Fenster mit hoch-
n
gedämmten Rahmen reduzieren den U-Wert gegen-
n Positive Auswirkungen auf den Klimaschutz
über zweifachverglasten Fernstern mit konventionellen Rahmen von ca. 1,2 W/m²K auf unter
B.6
Schutz der Ressourcen
durch CO2-Reduzierung
n
Städtebauliche Aufwertung
Effiziente Energieversorgung
Schulen sollen Vorbildfunktionen übernehmen,
Dies kann schon heute dazu führen, dass Schul-
dies gilt im besonderen Maße für deren Energie-
gebäude durch die Sanierung vom Energieverbrau-
effizienz. Mit Blick auf die Richtlinie 2010/31/EU des
cher zum Energieerzeuger werden. Da bei diesem
Europäischen Parlaments (EPBD-Richtlinie), die
Konzept die Summe aller im Gebäude benötigter
für öffentliche Neubauten ab 2019 den Niedrigst-
Energiemengen über erneuerbare Energien ausgegli-
energie-Standard vorgibt, ist es ratsam, das Gebäude
chen werden muss, die im räumlichen Umfeld des
bereits heute so zu sanieren, dass es einen Standard
Gebäudes erschlossen werden können, ist vorrangig
erreicht, der weit über die gesetzlichen Mindest-
die Bedarfsmenge an Energie über eine deutlich ver-
anforderungen hinaus geht, also den 3‐Liter‐Haus‐
besserte Energieeffizienz bestmöglich zu reduzieren.
oder besser noch den Plusenergiehaus-Standard
erfüllt. Das Energiekonzept einer energieeffizienten
Die Energieeffizienz von Schulgebäuden lässt sich
Schule fußt gegenüber herkömmlicher Bauweise
neben der Verwendung von hocheffizienten Wärme-
auf den 3 Säulen:
schutzmaßnahmen (hocheffiziente Fenster und
Wärmeschutzsysteme für die Gebäudehülle), ganz
Energieeffizienz des Gebäudes bestmöglich
maßgeblich über den Gebäudeentwurf (kompakter
steigern
Gebäudekörper, optimale Orientierung) verbessern.
Energiebedarf der Haushaltsprozesse so weit
Auch eine optimierte Verarbeitung der baulichen
wie möglich senken
Komponenten (wärmebrücken(zuschlags)freie und
Erneuerbare Energien zur Restdeckung
luftdichte Konstruktionen und Bauteilanschlüsse)
verwenden
sowie energiebewusstes Nutzerverhalten (Ver-
n n n 25
Bild 2: Die Grundsteine energieeffizienter Schulgebäude
brauchsvisualisierung, Smart Metering) tragen
Energieeffizienz (A++) und mit effizienter Raum-
wesentlich dazu bei. Gleichzeitig erhöht sich durch
beleuchtung (LED- oder Energiesparlampen in
die bedarfssenkenden Maßnahmen in aller Regel
Verbindung mit Bedarfskontrollsystemen).
der Nutzungskomfort, da die hierbei entstehenden
warmen Oberflächen eine höhere Behaglichkeit in
Die erneuerbaren Energien lassen sich aktiv und
den Räumen ermöglichen.
passiv im Gebäude erschließen. Völlig kostenfrei
können die passiven Solargewinne über die Fenster
Die Energieeffizienz lässt sich weiterhin erhöhen
einerseits zur Reduzierung des Heizenergiebedarfs
durch niedrige Systemtemperaturen (und damit
und anderseits zur Reduzierung des Lichtbedarfs
verbundene niedrige Wärmeverluste) in der Heiz-
durch Tageslichtnutzung genutzt werden. Aktiv
anlage, durch kurze Leitungslängen bei Heiz-,
lassen sich erneuerbare Energien über thermische
Warmwasser und Lüftungsanlagen (und damit ver-
Solarkollektoren, biogene Brennstoffe, Geothermie
bundenen niedrigeren Wärmeverlusten und ge-
oder Umweltwärme erschließen.
ringere Antriebsenergien für Pumpen und Ventilatoren), durch das Vermeiden der Warmwasserzirku-
Ein Plus im Gebäude können schließlich strom-
lation, durch Wärmerückgewinnungssysteme in
erzeugende Systeme, wie Photovoltaik- oder Wind-
der Lüftung und in den Abwassersystemen, durch
kraftanlagen, generieren. Hierbei sollte die Eigen-
hydraulischen Abgleich in allen Anlagen (und damit
nutzung der Gewinne im Vordergrund stehen,
verbundenen geringeren Antriebsenergien für
etwaige produzierte Überschüsse im Gebäude best-
Pumpen und Ventilatoren), mit bedarfsgesteuerten
möglich gespeichert werden und nur die darüber
Heiz- und Lüftungssystemen (und einer damit
hinausgehenden ins Netz der Energieanbieter
vermiedenen Überversorgung der Räume mit Frisch-
einspeist werden. Die Speicher haben eine hohe
luft und Heizwärme), mit Arbeitsgeräten höchster
Bedeutung im System.
26
C
Erfahrungen aus Projekten
Pilotprojekte machen den Einsatz von neuartigen zukunftsorientierten Konzepten, Materialien und
Technologien sowie deren Evaluierung bei der Sanierung von Schulgebäuden möglich.
Dies erfordert die Beachtung von vielfältigen Ansprüchen und Regeln sowie die Koordination von
Interessenten und Beteiligten. Bei der Frage, warum, was und wie saniert oder verändert werden kann,
müssen Bau und Schulrealität in Einklang gebracht werden. Die optimale Nutzung des Schulgebäudes
stellt ein vorrangiges Ziel dar. Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen haben ebenfalls höchste Priorität
erlangt und nicht zuletzt sind ein finanzieller und zeitlicher Rahmen einzuhalten. Oft treten unvorhergesehene Probleme auf, die eine flexible Reaktion erfordern.
Die am Pilotprojekt beteiligten Schulen berichten über die Besonderheiten der Projektdurchführung.
Dabei wird vor allem auf die Sanierungskonzepte und die interne Verwaltungsstruktur eingegangen.
C.1
Max-Planck-Gymnasium, Karlsruhe
P r o j e k t be s c h r e i b u n g
durchgeführt. Auch der Einsatz von Fördermittel ist
nicht zwingend investitionsentscheidend.
Beim Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft
Karlsruhe sind die Auslösefaktoren für eine Sanie-
Beim Max-Planck-Gymnasium handelt es sich
rung bzw. Modernisierung eines Gebäudes in erster
um einen Gebäudekomplex bestehend aus drei
Linie die erforderlichen Umstrukturierungen von
zusammenhängenden Gebäudeteilen. Das Max-
Nutzungsbereichen, aber auch eine bevorstehende
Planck-Gymnasium wurde im Zeitraum von 1953
Erweiterung des Gebäudes. Weitere Einflüsse,
bis 1956 erbaut und galt zur damaligen Zeit als
die eine energetische Sanierung eines Gebäudes
einer der modernsten Schulbauten Deutschlands.
auslösen können, sind die Impulse aus der Politik
Eine energetisch nachhaltige Gebäudesanierung
und/oder der Verwaltung.
soll am Hauptgebäude des Gebäudekomplexes
durchgeführt werden. Das Hauptgebäude wurde
Einer der Gründe für die energetische Gebäude-
1953–1954 errichtet. In diesem Gebäude befinden
teilsanierung des Max-Planck-Gymnasiums war der
sich Fachräume für Biologie, Physik und Chemie,
schlechte bauliche Zustand des Verwaltungsbe-
Räumlichkeiten für Bildende Kunst, Verwaltung
reiches, dessen Größenordnung und die funktio-
und die Mensa. Das Hauptgebäude besteht aus zwei
nalen Bedürfnisse sich nicht mehr als ausreichend
Vollgeschossen und einem beheizten Untergeschoss.
erwiesen.
Die Architektur des Hauptgebäudes ist geprägt
durch das abgesetzte Dach und den Sockel, welcher
Eine systematische Überprüfung und Überwachung
durch das etwas zurückgesetzte Untergeschoss
des Gebäudebestandes zum Beispiel auf Mängel
entsteht. Die herausragenden Betonpfeiler setzten
mit der Einstufung der Dringlichkeit wird nicht
zusätzlich vertikale Akzente. Beim Hauptgebäude
durchgeführt. Aus diesem Grund werden bei der
handelt es sich um eine Stahlbetonskelettkonstruk-
Stadt Karlsruhe keine strategischen Sanierungen
tion. Die oberste Geschossdecke bildet im Bestand
27
die wärmedämmende Hülle. Das Stehfalz-Blechdach
Sonnenschutzvorrichtung untergebracht. Die Fenster
ist ungedämmt, ebenso der Brüstungsbereich der
im Untergeschoss sind 1-fach verglast und wurden
Außenwand, die Wand gegen Erdreich und die
teilweise durch 2-fach verglaste Fenster ersetzt. Viele
Bodenplatte. Bei den Fenstern im Erd- und Ober-
Fenster weisen erhebliche Mängel auf und können
geschoss handelt es sich um Verbundholzfenster.
teilweise nicht zum Lüften geöffnet werden. Die
Im Zwischenraum dieser Fenster sind Jalousien als
Beheizung des Gebäudes erfolgt über Fernwärme.
Bild 3: Hauptgebäude
Bild 4: Pilotklassenzimmer
Geb ä u d e d a t e n
Bauherr
Stadt Karlsruhe
Standort
Krokusweg 49,
76199 Karlsruhe,
Baden-Württemberg
Projektstatus
Gebäudeteilsanierung in Planung
Baujahr
1953–1956
Sanierungszeitraum
ca. 2013–2015
Bruttogrundfläche
4.212 m²
Beheizte Nettogrundfläche
3.715 m²
Bruttorauminhalt
13.104 m3 (beheiztes Gebäudevolumen)
A/V-Verhältnis vor Sanierung
0,46 m²/m3
A/V-Verhältnis nach Sanierung
0,46 m²/m3
Anzahl der Klassenräume
21 (Hauptgebäude)
Anzahl der Schüler
ca. 950
S a n i e r u n g s k o n z ep t
Installationen genutzt werden kann. Darüber hinaus
werden alle Brüstungen wärmegedämmt.
Bei der Gebäudesanierung des Hauptgebäudes ist
die architektonische Qualität der Fassade zu erhalten.
Die Fenster sollen gegen 3-fach Wärmeschutzver-
Die wärmedämmende Hülle soll im Rahmen der
glasung mit einem Holz-Aluminiumrahmen-Rahmen
Sanierung in die Dachhaut verlegt werden, sodass
ausgetauscht werden. Die Oberlichter der Fenster
die vorhandenen Unterdecken erhalten bleiben
erhalten einen mechanischen Antrieb. Auf diese
und der Deckenzwischenraum zum Verlegen von
Weise wird eine kontrollierte natürliche Be- und
28
Entlüftung ermöglicht. Diese soll zusätzlich von
Re a l i s i e r u n g v o n S c h u l -
Abluftventilatoren unterstützt werden. Die unteren
g eb ä u d e s a n i e r u n g e n d u r c h
Öffnungsflügel des Fensters können manuell geöff-
d i e S ta d t K a r l s r u h e
net werden und dienen gleichzeitig als Fluchtweg.
Mit diesem Konzept wird eine sogenannte Hybrid-
Bei der Stadt Karlsruhe wird ein neues großes
lüftung realisiert. Die motorisch geregelte Fenster-
Projekt durch die Abteilung der Projektentwicklung
lüftung soll auch zur Nachtlüftung genutzt werden.
in die Wege geleitet. Bei Freigabe der Maßnahmen
Da das Gebäude bereits über einen Fernwärmean-
geht die Aufgabe in die Hände der Abteilung der
schluss verfügt, werden die bestehenden Heizkörper
Projektsteuerung über. Die beiden Abteilungen Pro-
mit elektromotorisch betriebenen Ventilen ausge-
jektentwicklung und Projektsteuerung bilden die
stattet. Mit Hilfe der Gebäudeleittechnik (GLT)
Abteilung „Projektmanagement“. Diese Abteilung
ist es möglich die Steuerung der Fensterlüftung, die
ist für die Organisations- und Prozessabläufe, die
Regelung der Abluftventilatoren und der elektro-
Terminplanung sowie das Kostencontrolling zuständig.
motorischen Heizkörperventilen miteinander zu
verknüpfen.
Für die komplette Objektbetreuung und zur
Durchführung von kleineren Bauunterhaltungs-
Es ist ein außenliegender automatisch gesteuerter
maßnahmen unter anderem auch Instandsetzungs-
Sonnenschutz in der Form von Jalousien geplant. Im
maßnahmen und kleineren Umbaumaßnahmen
Bereich der Oberlichter sollen feststehende Sonnen-
ist die Abteilung „Objektmanagement“ zuständig.
schutzelemente umgesetzt werden.
Diese Abteilung setzt sich bei der Stadt Karlsruhe
aus drei regionalen Objektteams zusammen, welche
Das Beleuchtungskonzept sieht eine Beleuchtungs-
aus Architekten, Ingenieuren, Technikern und
anlage mit dynamischer Lichtsteuerung vor, welche
weiteren Fachleuten bestehen.
für verschiedene Tätigkeiten der Schülerinnen und
Schüler unterschiedliche Beleuchtungssituationen
Eine weitere Fachabteilung der technischen Gebäude-
anbietet.
ausrüstung ist für die Gewerke der Kostengruppe
400 (Heizung, Lüftung, Sanitär) verantwortlich. Die
In die Gebäudesanierung des Max-Planck-Gymnasi-
Gruppe Projektcontrolling überwacht die Kosten
ums ist ein Pilotprojekt „Energieeffiziente, ener-
eines Projektes.
getisch nachhaltige und lernförderliche Sanierung
von Schulgebäuden“ integriert. Im Rahmen dieses
Der Standardablauf eines Projektes von der Entste-
Pilotprojektes soll ein Klassenraum musterhaft
hung über Übergabe bis zum Bauunterhalt ist in
und hochwertig, unter Einsatz von verschiedenen
einem eigenen Projekthandbuch der Stadt Karlsruhe
innovativen Techniken, saniert werden. Dabei sollen
festgehalten. In einer eigenen Leitlinie werden die
die Aspekte einer lernförderlichen Umgebung
Leitziele, die Nachhaltigkeitskriterien sowie tech-
in den Vordergrund gerückt werden. Es soll vor
nische und energetische Standards definiert. Weitere
allem eine Optimierung des Innenraumklimas, der
Anforderungen werden nicht nur den gesetzlichen
Beleuchtung und der Akustik sowie Ergonomie und
Normen entnommen, sondern Standardleitfäden auf
der Farbgestaltung des Klassenraums durchgeführt
die jeweilige Nutzung eines Gebäudes übertragen.
werden.
Das Schul- und Sportamt hat die Funktion des
Nutzervertreters und wird in den Planungsprozess
miteingebunden.
29
C.2
Theodor-Heuss-Gymnasium, Freiburg
P r o j e k t be s c h r e i b u n g
aus der Wärmezentrale der Schneeburgschule über
ein Gas-Heizkraftwerk. Der dringende Handlungs-
Das Theodor-Heuss-Gymnasium im Stadtteil
bedarf äußert sich durch den enormen Heizenergie-
St. Georgen von Freiburg wurde 1972 gegründet.
verbrauch, der beim Theodor-Heuss-Gymnasium
Ein weiteres Gebäude ist 1977 hinzugekommen.
60 % über den Verbrauch zeitgleich errichteter
Beide Bauten wurden in Stahlbetonskelettbauweise
Schulen liegt.
mit einer Pfosten-Riegel-Fassade ausgeführt.
Das in den 70er Jahren vernachlässigte Interesse an
Zurzeit besuchen 840 Schülerinnen und Schüler
bauphysikalischer und konstruktiv korrekter Bauart
und 70 Lehrkräfte das Gymnasium. Die sanierungs-
äußert sich in der heutigen Gebäudestruktur des
bedürftige Schule zeigt neben bauphysikalischen
Gymnasiums wieder. Starker Raumbedarf forderte
Defiziten auch gesundheitsschädliche Gefahren durch
eine schnelle und günstige Bauweise, die durch
die in den 70er Jahren in Baustoffen enthaltenen
Stahlbetonfertigteile ermöglicht wurde. Dadurch
Schadstoffe. Eine undichte Fassade, geringe Wärme-
entstanden Wärmebrücken, mangelnde Isolierung
dämmung und auskragende Fassadenelemente
der Gebäudehülle, Bodenplatten und Kellerwänden.
verursachen hohe Wärmeverluste und Feuchtigkeits-
Die Folgen der damaligen Bauweise spiegeln sich
schäden. Die Wärmeversorgung der Schule erfolgt
heute in Form von hohen Energieverbräuchen wieder.
Geb ä u d e d a t e n
Bauherr
Stadt Freiburg
Standort
Andreas-Hofer-Str.1,
79111 Freiburg,
Baden-Württemberg
Projektstatus
Sanierung in der Realisierung
Baujahr
1. BA 1972
2. BA 1977
Sanierungszeitraum
2012–2014
Bruttogrundfläche
1. Bauabschnitt 5.665 m²
2. Bauabschnitt 3.580 m2 (ohne Sporthalle)
Beheizte Nettogrundfläche
4.097 Energiebezugsfläche EBFPHPP
(4.723 m² Nutzfläche)
Bruttorauminhalt
23.718 m3 Gebäudevolumen Ve nach Sanierung
A/V-Verhältnis vor Sanierung
0,51 m²/m3
A/V-Verhältnis nach Sanierung
0,29 m²/m3
Anzahl der Klassenräume
29
Anzahl der Schüler
840
S a n i e r u n g s k o n z ep t
„Ganztagsschule“ wurde bereits saniert und 2011
in Betrieb genommen. Der zweite Bauabschnitt
Unter Berücksichtigung der Bau- und Energie-
„Klassen“ wird 2014 fertiggestellt.
leitlinien der Stadt Freiburg erarbeitete das Planungsteam ein Gesamtsanierungskonzept im Passiv-
Für die Senkung der Transmissionswärmeverluste
hausstandard, welches sich in zwei wesentliche
sind mehrere Maßnahmen vorgesehen. Neben der
Bauabschnitte gliedert. Der erste Bauabschnitt
Reduktion des A/V-Verhältnisses von ursprünglich
30
Bild 5: Hauptgebäude
Bild 6: Chemieraum
0,51 m-1 auf 0,29 m-1 und dem Rückbau auskra-
Heuss-Gymnasiums standen Fördergelder aus dem
gender Fassadenelemente, ist die Gebäudehülle
zweiten Konjunkturpaket für die Fassadensanie-
zusätzlich durch eine Vorhangfassade in luftdichter
rung zur Verfügung. Darüber hinaus bestand der
und wärmebrückenfreier Pfosten-Riegel-Konstruk-
Wunsch nach einer Umstrukturierung hin zur
tion ergänzt worden. Zudem wurde die bisherige
Ganztagseinrichtung.
2-Scheiben-Verglasung durch neue 3-ScheibenWärmeschutzverglasung ausgetauscht.
Das Gebäudemanagement der Stadt Freiburg baut
auf drei Säulen auf: kaufmännisches Management,
Durch die Kernsanierung liegen die U-Werte der
Bauteile weitgehend unter 0,15
W/m2K.
Das neu
technisches Management und Dienstleistungsmanagement. Die Matrixstruktur der Organisation sieht
eingeplante Lüftungskonzept mit hocheffizienter
darüber hinaus Produktmanager vor, die die Ge-
Wärmerückgewinnung von ca. 85 % ermöglicht eine
bäude des Bestandes und deren Nutzer jeweils nach
bedarfsgerechte Steuerung. Die Kühlung zentraler
Gebäudekategorien betreuen und über die
Räume wird durch eine natürliche Nachtlüftung
jeweiligen Mängel des Gebäudes und den aktuellen
gewährleistet.
Bauzustand der Schule gut informiert sind. Für
kleinere Sanierungsvorhaben werden kleinere
Zur Belichtung des Atriums ist ein Glas-Satteldach
Objektteams eingesetzt. Die Stadt Freiburg orien-
mit Stahlkonstruktion vorgesehen. Für die Bestim-
tiert sich an eigenen Bauleitlinien, welche Standards
mung der Nachhallzeit wurden Messungen durch-
z. B. bei der Sanierung von Schulen vorgeben.
geführt, deren Ergebnisse den Anforderungen nach
Das Regelwerk beinhaltet Energieleitlinien und
DIN 18041 entsprechen.
Baustandards, die in der Summe einen energetisch
sinnvollen Umgang mit den Gebäuden fordern,
Re a l i s i e r u n g v o n S c h u l -
und für Sanierungs- oder Baumaßnahmen die Reali-
g eb ä u d e s a n i e r u n g e n d u r c h
sierung entsprechend nachhaltiger Details für
d i e S ta d t F r e i b u r g
die Langlebigkeit und Nachhaltigkeit der Gebäude
sicherstellen. Weitere Vorgaben wie z. B. das
Bei der Auswahl der zu sanierenden Schule gibt es
Modellraumprogramm legen die Schulbauförder-
bei der Stadt Freiburg eine systematische Vorge-
richtlinien des Landes Baden-Württemberg fest.
hensweise. Die Entscheidung zum Sanieren entsteht
unter Berücksichtigung der Anforderungen des
Das Nutzeramt und der Nutzer werden frühzeitig
Schulamtes und der hieraus resultierenden bau-
am Prozess beteiligt. Dies geschieht in Form eines
lichen Erfordernisse. Eine Priorisierung findet nach
Sanierungsbeirates aus Amt für Schule und Bildung,
Dringlichkeit der Sanierungsmaßnahme aus bau-
Schulleitung, Lehrer-, Schüler- und Elternvertretung.
lichen, funktionalen und hygienischen Aspekten,
Im Rahmen der Übergabe finden spezifische Ein-
Förderwahrscheinlichkeit und programmatischer
weisungen der Nutzer statt, um die richtige Hand-
Notwendigkeit einer Umnutzung bzw. Nutzungs-
habung und Bedienung eines Passivhauses zu ver-
erweiterung statt. Bei der Sanierung des Theodor-
mitteln.
31
C.3
Schulzentrum West, Schwäbisch Hall
Bild 7: Luftbild Schulzentrum West
ProjEktBEschrEiBung
eine Fläche von über 25.000 m² und eine beheizte
Fläche von über 20.000 m² (ohne Hagenbachhallen).
Das Schulzentrum West befindet sich im Stadtteil
Somit ist das Schulzentrum West die größte Immo-
Hagenbach in Schwäbisch Hall. Der Baubeginn des
bilie der Stadt Schwäbisch Hall. Im Schulzentrum
Schulzentrums erfolgte im März 1973. Im August
haben rund 2.050 Schülerinnen und Schüler und
1974 konnten die Schulen einziehen und mit dem
250 Lehrerinnen und Lehrer Platz. Zur Verfügung
Unterrichtsbetrieb beginnen. Die Sportstätten
stehen 125 Unterrichts- und Fachräume mit
wurden 1975/76 fertiggestellt. 2007 wurden ein
75 Nebenräumen.
Schülerhaus und eine Mensa auf dem Schulgelände
erbaut. Seit 2008 findet eine Sanierung des Zen-
Nach 40 Jahren Schulbetrieb wird zunehmend ein
trums in Bauabschnitten statt, die voraussichtlich
Reparaturstau verzeichnet. So treten in den letzten
2020 abgeschlossen wird.
Jahren immer häufiger Schäden am Wasser-, Abwasser- und Heizungssystemen auf. Zum allgemein
Im Schulzentrum West sind zurzeit die Erasmus-
schlechten baulichen Zustand der Schule kommt
Widmann-Gymnasium, die Leonhard-Kern-Real-
noch eine vorhandene Asbestbelastung in Brü-
schule sowie die Thomas-Schweicker-Werkrealschu-
stungsbereichen hinzu, so dass eine umfangreiche
le untergebracht. Das Schulgelände verfügt über
Sanierung notwendig wird.
32
Geb ä u d e d a t e n
Bauherr
Stadt Schwäbisch Hall
Standort
Berliner Str. 16,
74523 Schwäbisch Hall,
Baden-Württemberg
Projektstatus
in der Realisierung
Baujahr
1973
Sanierungszeitraum
2008–2020
Bruttogrundfläche
ca. 25.000 m²
Beheizte Nettogrundfläche
ca. 20.000 m²
Bruttorauminhalt
98.350 m³
A/V-Verhältnis vor Sanierung
0,39 m²/m3
A/V-Verhältnis nach Sanierung
0,39 m²/m3
Anzahl der Klassenräume
80
Anzahl der Schüler
2.050
S a n i e r u n g s k o n z ep t
Einrichtungsgegenstände. Böden, Wände, Decken
und Türen zeigen nach 35 Jahren enorme Abnut-
Am Schulzentrum West wird eine Generalsanierung
zungserscheinungen, so dass diese ebenfalls Teil der
durchgeführt. Die Generalsanierung findet aufgrund
Sanierungsmaßnahmen sein sollen.
des Umfangs der Sanierungsmaßnahmen stufenweise
statt. Dafür wurde ein Stufenkonzept aufgestellt,
Unter die baukonstruktiven Maßnahmen fallen die
welches über einen Zeitraum von 2008 bis 2020 läuft.
Fassaden- und Dachsanierung, sowie die Sanierung
Es wurden Bauabschnitte angelegt, um einen mög-
der Heizungs- und Lüftungsanlage. Die bestehende
lichst störungsfreien Schulbetrieb zu gewährleisten.
Haustechnik wird erneuert. Auch Sanitärinstalla-
Dabei spielen exakte Bauabläufe eine wichtige Rolle.
tionen sowie Rohrleitungen müssen generalüber-
Die Durchführung der geplanten Maßnahmen als
holt werden. Zusätzlich werden die elektrischen
durchstrukturiertes Sanierungskonzept bringt viele
Anlagen hinsichtlich der Elektroverteilungen, der
Vorteile mit sich. Durch eine optimal koordinierte
Installationsgeräte und der Beleuchtungskörper auf
Arbeitsweise werden doppelte Arbeiten vermieden
den neuesten Stand der Technik gebracht.
und aufgrund der blockweisen Ausschreibungen
Kostenvorteile erzielt. Somit wird die Funktions-
Eine Mess-, Steuer-, Regeltechnik wird installiert,
fähigkeit der Schule für die nächste Zeit gesichert
die einhergehend mit der Errichtung einer Gebäu-
und die Unterhaltungskosten werden auf ein Mini-
deleittechnik die Betriebskosten durch Minimierung
mum reduziert. Die Sanierungsmaßnahmen umfassen
des Energieeinsatzes reduziert, da der Betrieb der
im Wesentlichen brandschutztechnische Maßnah-
Anlagen individuell dem tatsächlichen Nutzerver-
men, Ausstattung der Fachklassen, baukonstruktive
halten angepasst werden kann.
Maßnahmen sowie die Sanierung der Außenanlagen.
Des Weiteren werden Contracting-Modelle unter-
Bei dem derzeitigen Bestand existieren keine Kon-
sucht und über Pädagogik und Betreuungshinter-
trollmöglichkeiten der Gebäudetechnik, somit wird
gründe sowie die Bereiche außerhalb der Klassen-
das gesamte Gebäude im Tagbetrieb sowohl beheizt
räume (Schulstraße, Aufenthaltsbereiche) diskutiert.
als auch belüftet, ohne Berücksichtigung, ob die
Räume belegt sind oder nicht. Weiterhin wird die in
Die Ausstattung der Fachklassen beinhaltet die Er-
weiten Bereichen sanierungsbedürftige Außenanlage
neuerung der kompletten Raumausstattung inkl. der
erneuert, die sich größtenteils noch im Originalzustand befindet.
33
Re a l i s i e r u n g v o n
Die Überwachung der Bestandsgebäude findet
S c h u l g eb ä u d e s a n i e r u n g e n
hauptsächlich durch Rückkopplung mit dem Haus-
d u r c h d i e S ta d t
meister, den Nutzern und der Schulleitung in
Schwäbisch Hall
regelmäßigen Abständen statt. Aber auch regelmäßige
Baubegehungen tragen zur Erfassung bei. Somit
Ständig wiederkehrende Mängel, insbesondere
sind der Bestand und die vorhandenen Mängel gut
Mängel an Anlagenkomponenten, sind häufig Aus-
dokumentiert. Fördermittel sind im Allgemeinen
lösefaktoren für Sanierungsmaßnahmen. Im Falle
nicht sanierungsentscheidend, werden aber bei
der Sanierung des Schulzentrums West waren
Sanierungsvorhaben rechtzeitig berücksichtigt. Ein
vor allem erhebliche Mängel an den technischen
Energiebeauftragter prüft bei einer anstehenden
Anlagen zu verzeichnen. Ständige Ausfälle der
Sanierung, ob passende Fördermittel zur Verfügung
Lüftung und Heizung waren zu verzeichnen, was
stehen. Innerhalb der Verwaltungsstruktur existieren
auch zweifellos mit dem Zustand der 40 Jahre
Teams für die Bauunterhaltung. Diese sind haupt-
alten Anlagen zu tun hatte. Ersatzteile für die
sächlich für die Planung, Umsetzung der Bau- und
Instandsetzung der Anlagen waren auf Grund des
Sanierungsvorhaben sowie für die Bestandüber-
Alters der Anlage nicht mehr lieferbar. Aufsum-
wachung zuständig. Eigene Leitlinien existieren in
miert traten immer mehr Mängel auf, die mit den
Form von Energiestandards, die bei baulichen Um-
üblichen Mitteln der Bauunterhaltung nicht mehr
setzungsmaßnahmen eingesetzt werden. Weiterhin
zu bewältigen waren. Somit wurde die Entschei-
gibt es eigens entwickelte Befragungsbögen, welche
dung zur Komplettsanierung getroffen.
zur Erfassung der Nutzeranforderungen dienen. Die
frühzeitige Beteiligung der Nutzer am Sanierungsprozess erfolgt mithilfe dieser Fragebögen.
34
C.4
Bärbel-von-OttenheimGemeinschaftsschule, Schwanau
Schwanau ist eine kleine Gemeinde in Baden-
tungstrakt sowie Technikräume erweitert worden.
Württemberg mit ca. 6.800 Einwohnern und gehört
Aufgrund enormer Bauteilmängel hat man sich 2008
zum Ortenaukreis. Die Gemeinde besitzt zwei
für eine Komplettsanierung entschieden. In den
Schulen. Eine Grundschule im Ortsteil Nonnen-
Entscheidungsprozess flossen nicht nur die erhebli-
weier mit Außenstelle in Allmannsweier mit ca. 200
chen Defizite am Bauwerk ein, sondern auch die
– und die Bärbel-von-Ottenheim-Gemeinschafts-
Anpassung der Schule an eine mögliche Nutzungs-
schule mit 260 Schülerinnen und Schülern.
änderung. Somit beschloss man den Erhalt des
Schulzentrums als Werkrealschule. Augenblicklich
Im Jahr 1963 wurde das Gemeinschaftsschulzentrum
ist die Bärbel-von-Ottenheim-Schule die einzige
erbaut. 1996 ist die Anlage durch einen Verwal-
Gemeinschaftsschule des Ortenaukreises.
Bild 8: Hauptgebäude
Bild 9: Mensa
35
P r o j e k t be s c h r e i b u n g
Der Schwerpunkt der Sanierungsmaßnahmen liegt
in lern- und gesundheitsförderlichen Einrichtungen
Im neuen Konzept des Schulzentrums wird eine
für den regulären Schulbetrieb. Das aus den Kern-
energetische und bauphysikalische Verbesserung der
zielen entwickelte Konzept basiert auf dem Zu-
Bausubstanz zur Minimierung der Energiekosten
sammenspiel von sechs Hauptkomponenten. Dazu
verfolgt. Eine energetische Lösung, 3-fach-verglaste
zählen ein angenehmes Raumklima, eine effektive
Fenster mit Holzrahmen und Aluminiumbeschlägen,
Lüftungsanlage, eine wirkungsvolle Raumakustik
Vollwärmeschutz auf den alten Betonaußenwänden
und Beleuchtungsstrategie sowie der Einsatz von
und überdämmte Fensterrahmen, wurde realisiert.
Farben und ergonomisch geformtem Mobiliar.
Somit erreicht der Wand- und Fensterbereich nahezu Passivhausstandard. Zur Stromerzeugung sind
auf den Dächern des Schulgebäudes Photovoltaikelemente angebracht.
Geb ä u d e d a t e n
Bauherr
Gemeinde Schwanau
Standort
Schwarzwaldstraße 10,
77963 Schwanau,
Baden-Württemberg
Projektstatus
abgeschlossen
Baujahr
1963 Schulzentrum
1996 Verwaltungstrakt und Technikräume
Sanierungszeitraum
2008–2012
Bruttogrundfläche
Beheizte Nettogrundfläche
1.954,6 m² (Gebäudenutzfläche)
Bruttorauminhalt
6.108,1 m³ (beheiztes Gebäudevolumen)
A/V-Verhältnis vor Sanierung
0,49 m²/m3
A/V-Verhältnis nach Sanierung
0,45 m²/m3
Anzahl der Klassenräume
19
Anzahl der Schüler
Gemeinschaftsschule 260 Schüler
S a n i e r u n g s k o n z ep t
Das Heizungssystem wurde komplett erneuert und
besitzt eine zusätzliche Kühlfunktion. Die Räume
Das neue Lüftungskonzept beinhaltet eine kontrol-
sind mit Einzelraumregelung ausgestattet und über
lierte Be- und Entlüftungsanlage, welche durch
die Gebäudeleittechnik gesteuert. Als Besonderheit
den Kohlenstoffdioxidgehalt der Luft (CO2-Gehalt)
der Sanitäreinrichtung wurden wasserlose Urinale
gesteuert wird. Weiterhin ist die Anlage mit
eingesetzt.
hocheffizientem Doppelkreuzstromwärmestauscher
ausgestattet. Zur Nachtlüftung wird ein Abluft-
Für ein ruhiges und konzentriertes Lernumfeld mit
betrieb mit automatischer Kippfunktion bei den
guter Sprachverständlichkeit ist die Beachtung
Oberlichtern realisiert. Die Lüftung schaltet ab,
der Raumakustik sinnvoll. Dazu gehört der Einbau
sobald die Fenster geöffnet sind. Somit wird eine
von schallabsorbierenden Materialien an Decken
optimale Luftqualität gesichert. Durch Fensterkon-
und Wänden. Zudem integriert die Schule schall-
takte werden zudem Energieverluste minimiert.
absorbierende Einrichtungen, beispielsweise durch
akustisch wirksame Pinnwände.
36
Bild 10: Frontalunterricht
Bild 11: Gruppenarbeit
Die neue Beleuchtungsstrategie sieht unter Ein-
rEalisiErung von schul-
haltung einer flexiblen und tageslichtabhängigen
gEBäudEsaniErungEn durch
Lichtsteuerung eine Mindeststärke von 500 lx vor
diE gEMEindE schWanau
und wird durch Tageslichtsensoren und Präsenzmelder gesteuert. Die Jalousiesteuerung erfolgt
Auch in Schwanau führten mehrere Auslösefaktoren
über Lichtsensoren, dabei wird auch der sommer-
zum Start des Sanierungsvorhabens. Erhebliche
liche Wärmeschutz gewährleistet. Hinzu kommt die
Baumängel und die Umstrukturierung zur Werk-
Verwendung von hellen Farben für eine angenehme
realschule waren ausschlaggebende Faktoren. Die
Lernatmosphäre.
Projekte werden ihrer Dringlichkeit hinsichtlich
Bauschäden und Nutzungsbedarf priorisiert. Mit dem
In Anbetracht der langen Sitzstellung eines Schülers
Entschluss der Kernsanierung wurden auch die
während des Schulbetriebes wird mithilfe von
Wünsche der Nutzer in den Sanierungsprozess mit
ergonomischen Möbeln die dynamische und richtige
einbezogen.
Körperhaltung begünstigt bzw. unterstützt. Zudem
können die mit Rollen versehenen Tische und
Aus der Bausumme von 4,4 Mio. Euro stammen
Stühle an unterschiedliche Lernsituationen ange-
227.000 Euro aus dem Konjunkturpaket II. Weitere
passt werden. Die Schulmöbel sind sowohl für
200.000 Euro Fördergelder standen für den Mensa-
Gruppen- als auch Einzelarbeit einsetzbar. Höhen-
anbau zur Verfügung. Daraus ist erkennbar, dass die
verstellbare Einzeltische und Stühle können an
Fördergelder für eine Sanierungsentscheidung eher
die Größenunterschiede der Schülerinnen und
nicht relevant waren.
Schüler angepasst werden. Neben Stehtischen sind
ebenso bis 16° neigbare Tischplatten vorgesehen.
Die Verwaltungsstruktur im Rathaus ist überschaubar. Im Unterschied zu Großstädten findet in der
Die funktionale Einrichtung unterstützt moderne
Gemeinde eine enge Kooperation mit Schulleitung,
Unterrichtsformen und -strukturen. Abwechslungs-
Fachfirmen und Nutzern statt. Diese werden schon
reiche Varianten können ohne großen Zeitaufwand
zu Beginn des Projektes mit einbezogen. Nutzer-
realisiert werden.
anforderungen können direkt mitgeteilt werden.
Dabei ist auch die Einweisung der Nutzer in die
neuen Technologien essentiell. Davon hängt die
Effizienz der Anlagen ab. Die Sanierungskonzepte
werden auf die spezifischen Gegebenheiten und
Anforderungen mit Hilfe von Fachplanern auf das
jeweilige Projekt zu geschnitten.
37
D
Bildnachweise
Bild-Nr.
38
Bezeichnung
Urheber
Titelabbildungen
fotolia.com
1
Lüftungsampel (CO2-Konzentration)
und Lärmampel (Schallpegel) im Raum
geben Hinweise für den Nutzer
Fraunhofer IBP
2
Die Grundsteine energieeffizienter
Schulgebäude
Fraunhofer IBP
3
Hauptgebäude
Stadt Karlsruhe
HGW Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft
4
Pilotklassenzimmer
Stadt Karlsruhe
HGW Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft
5
Hauptgebäude
Stadt Freiburg
Gebäudemanagement Freiburg
6
Chemieraum
Stadt Freiburg
Gebäudemanagement Freiburg
7
Luftbild Schulzentrum West
Jürgen Weller Photographie
Schwäbisch Hall
8
Hauptgebäude
Gemeinde Schwanau
Bauamt
9
Mensa
Gemeinde Schwanau
Bauamt
10
Frontalunterricht
VS Vereinigte Spezialmöbelfabriken GmbH
11
Gruppenarbeit
VS Vereinigte Spezialmöbelfabriken GmbH
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