Reduktion des Reperfusionsödems nach Transplantation durch Blockade von HIF-1 in einem orthotopen Rattenmodell der Lungentransplantation. Patrick Paulus, Pia Ockelmann & Kai Zacharowski Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Klinikum der Goethe Universität Frankfurt am Main Fragestellung: Das frühe Lungentransplantatversagen ist durch das Auftreten eines Gewebsödems, aufgrund einer Schädigung der Endothelkohärenz charakterisiert. Hierbei nimmt der Transkriptionsfaktor Hypoxia Inducible Factor (HIF)-1 eine zentrale Stellung ein. Seine Rolle ist vielfältig und teilweise auch gegensätzlich. Generell kann man jedoch sagen, dass HIF-1 eine Vielzahl an Genen induziert, welche das zelluläre Milieu und die Grundversorgung aufrechterhalten sollen. Einige Regulierungsmechanismen sind jedoch unter den kontrollierten Bedingungen der Transplantation nicht erwünscht und hier deutet alles darauf hin, dass die summative Wirkung von HIF-1 sich negativ auf das Outcome nach Transplantationen auswirken kann.1-3 Wir untersuchten in der vorliegenden Arbeit den Effekt einer HIF-1 Blockade in einem orthotopen Modell der Lungentransplantation in der Ratte. Methodik: Für die durch die zuständige Behörde genehmigten Tierversuche ergab die Poweranalyse eine Gruppengröße von n=12. Eine statistische Evaluierung mittels ANOVA und Student’s t-Test bei Erreichen von 50% des Kontingents wurde durchgeführt. Für die Versuche wurden 225-250g schwere männliche Sprague Dawley Ratten verwendet. Die Wirkung des HIF-1 Inhibitors Deguelin wurde in einem Pilotversuch in vivo überprüft. Hierfür wurden Ratten, mit und ohne Deguelin Vorbehandlung (4mg/kg KG für 3 Tage; n=6/Gruppe) die Lungen entnommen und anschließend 1h bei 37°C unter Ischämie belassen. Die Genexpression wurde mittels RT-PCR überprüft und mit nativen Lungen verglichen. Um zu zeigen, dass eine HIF-1 Blockade auch in vivo ein Reperfusionsödem verhindert und somit einen Überlebensvorteil bietet, wurde das Modell der orthotopen unilateralen Lungentransplantation in der Ratte verwendet. Hierbei wurde die intubierte und druckkontrolliert-beatmete (Isoflurane 1,5Vol%, Pmax=25mbar, AF=80/min) Ratte linksanterolateraler thorakotomiert und die Lunge freigelegt. Nach selektiver Ligatur von Arterie, Bronchus und Vene wurden diese lungennah inzidiert. Die vorbereitete und entsprechend vorbehandelte Spenderlunge wurde dann mittels „cuff-sleeve“ Technik anastomosiert. Danach wurden sukzessive Venen-, Arterien- und Bronchusligatur eröffnet und bei korrekten Perfusions- und Ventilationsverhältnissen die Empfängerlunge entfernt und der Thorax schichtweise verschlossen. Die Nachbeobachtung ging über 48h nach Transplantation. Der HIF-1 Inhibitor wurde den Tieren noch 2 Tage nach der Transplantation verabreicht. Die Lungen der HIF-1 Inhibitor Gruppe (n=6) wurden mittels Ringerlösung perfundiert. Jene der Perfadex-Gruppe (n=6) mittels der Standard Perfusionslösung Perfadex. Ergebnisse: Durch die Ischämie wird das durch HIF-1 induzierte Gen VEGF gegenüber der Basisexpression von 125.00±15.36 auf 272.30±56.25 signifikant hochreguliert (p=0.0338). Oral verabreichter HIF-1 Inhibitor unterdrückt erfolgreich die Hochregulation von VEGF-A mRNA (86.00±22.38; p=0.0042) während der warmen Ischämie. Im Transplantationsmodell zeigte sich, dass eine HIF-1 Blockade das Reperfusionsödem alleine signifikant erniedrigen kann (Abb.1). Tiere welche Lungen erhielten die mit HIF-1 Inhibitor vor und nach Transplantation behandelt wurden, zeigten einen signifikant niedrigen Wassergehalt (10.19±0.01) gegenüber Tieren welche Lungen erhielten die mittels Perfadex (10.59±0.08; p=0.0008) perfundiert wurden. Im Beobachtungsverlauf, konnten wir zeigen, dass die Tiere mit HIF-1 Inhibition einen deutlichen Überlebensvorteil innerhalb der ersten 48 Stunden nach Transplantation haben. Das mittlere Überleben der HIF-1 behandelten Tiere betrag mit 100% Überlebenden 48.00±0.00 Stunden und jenes der Perfadex behandelten Tiere mit 33,3% Überlebenden 17.42±9.67 Stunden und war somit signifikant unterschiedlich (p=0.01)(Abb.2). Interpretation: Der Transkriptionsfaktor HIF-1 bewirkt unter Ischämiebedingungen die Induktion einer Vielzahl an Genen, unter anderem VEGF-A, welches die Permeabilität von Blutgefäßen erhöht. Durch die Blockade von HIF-1 wird die Entstehung eines Reperfusionsödems in der Lunge nach Transplantation verhindert. Durch den verminderten Wassergehalt in der transplantierten Lunge, ist die Organfunktion verbessert und bietet somit einen Überlebensvorteil. 2. Reperfusionsödem Überleben 60 11.5 11.0 *** 10.5 10.0 9.5 Mittleres Überleben (h) * 40 20 H IF -I nh ib . H IF -I nh ib . Pe rf ad ex 0 ad ex Nass/Trocken Verhältnis 12.0 Pe rf 1. Abb.1 Nach erfolgter Transplantation war das Ödem signifikant niedriger in HIF-1 Inhibitor behandelten Tieren. (n=6/ Gruppe; p=0.0008). Abb.2 Dies führte zu einem signifikanten Überlebensvorteil für die Tiere unter HIF-1 Inhibition (n=6/Gruppe; p=0.01). Literatur: 1. Aharinejad, S. et al. Donor myocardial HIF-1alpha is an independent predictor of cardiac allograft dysfunction: a 7-year prospective, exploratory study. Am J Transplant. 7, 2012-9 (2007). 2. Krenn, K. et al. Vascular endothelial growth factor increases pulmonary vascular permeability in cystic fibrosis patients undergoing lung transplantation.Eur J Cardiothorac Surg. 1,35-41 (2007). 3. Abraham, D. et al. Upregulated hypoxia-inducible factor-1 DNA binding activity to the vascular endothelial growth factor-A promoter mediates increased vascular permeability in donor lung grafts. Ann Thorac Surg. 77, 1751-5 (2004).