Es gilt das gesprochene Wort Sprechen auf der Bühne - und über das Theater Jahreskonferenz der Dramaturgischen Gesellschaft 2013 an der Bayerischen Theaterakademie August Everding 24.- 27. Januar 2013 Referenten und Gäste Christopher Balme – Moderation: Sprechtendenzen - Welchen Raum nimmt die Sprache im Tanz, im Sprechtheater, im Figuren- und im Musiktheater ein? Christopher Balme ist gebürtiger Neuseeländer und seit 2006 Professor für Theaterwissenschaft an der Universität München. Herausgeber der Zeitschrift Forum Modernes Theater, Präsident der International Federation for Theatre Research und Projektleiter der Weiterbildung Theater- und Musikmanagement. Publikationen u.a.: Theater im postkolonialen Zeitalter (1995); Decolonizing the Stage: Theatrical Syncretism and Post-Colonial Drama (1999); Einführung in die Theaterwissenschaft (1999). Pacific Performances: Theatricality and Cross-Cultural Encounter in the South Seas (2007); Cambridge Introduction to Theatre Studies (2008) Helmut Becker – Sprechtraining für DramaturgInnen DramaturgInnen sind begeisterte Vielleser, sitzen Stunden vor dem PC und schlafen wenig: Lebensweisen, welche die stimmliche Präsenz nicht wirklich fördern. Dann sollen sie aus dem Stand vor Publikum frei sprechen: Räume füllen! Menschen erreichen!! Wirkung entfalten!!! - Wie soll das gehen? Klar, ohne regelmäßiges Training geht da nichts! Wir werden uns aber um Trainingsformen kümmern, die sich in den Alltag einbauen lassen, und Kurzübungen erarbeiten, die direkt vor dem Auftritt die Aufregung dämpfen, die Sprechleistung stärken! Helmut Becker studierte in Heidelberg und Stuttgart Germanistik, Philosophie und Sprecherziehung, war jahrelang Sprecher für die Süddeutsche Blindenhörbücherei. Sprechaufträge für den BR, das ZDF und arte. Seit 1996 Dozent an der Bayerischen Theaterakademie August Everding. Vorträge zu Fragen der Sprechpädagogik und Sprechkunst an den Universitäten Bayreuth und Erlangen. Sprechcoach für Journalisten, Unternehmensberater und Autoren. Regelmäßig als Sprecher für das Literaturhaus München, die Münchner Bücherschau und das Lyrikkabinett München tätig. 1 Marijs Boulogne – Feedback Workshop: Excavations Mit einfachen Materialien – Fäden, Fasern, Farben – erschafft Marijs Boulogne Traumwelten, die den Gesetzen von Profit und Kapital entfliehen. Ihre Performance ist eine Ode an die unzähligen Dekorateure einer Welt, die Kleidung, Betten, Teppiche, Decken braucht, um darin zu gebären und zu sterben – Stickerei als ewiges Werk der Wiedergutmachung, als Heilmittel gegen den Verfall. Excavations ist das Ergebnis einer intensiven physischen und mentalen Grenzerkundung. Mit einem Endoskop untersucht die belgische Künstlerin einen Homunkulus, ein gehäkeltes, besticktes Baby, ausgestattet mit Gedärmen, Muskeln und Knochen. Sie vertieft Fragen nach Leben und Tod, Schönheit und Befreiung, auf der Suche nach dem Göttlichen im Materiellen. Ihre Rolle in diesem forensischen Märchen wechselt vom distanzierten Chirurgen zur liebenden Mutter. Das interaktive Anatomie-Theater wird zum mythischen Kreislauf von Tod – Geburt – Sterben, die »Anatomie-Stunde« zur Suche nach dem Göttlichen im Körper, einer philosophisch-künstlerischen Transgression der bizarren Art. Marijs Boulogne studierte Drama am RITS Brüssel und absolvierte eine Zusatzausbildung in den Bereichen Neue Medien, Installation und Interdisziplinäre Projekte. Sie ist Mitbegründerin der Buelens Paulina Cie, deren Projekt Endless Medication beim KunstenFESTIVALdesarts in Brüssel 2003 gezeigt und für das Theaterfestival in Antwerpen im selben Jahr ausgewählt wurde. Ihre Arbeiten kreisen um Geheimnisse weiblicher Sexualität, Selbstaufopferung, Begehren, Lust und Ekstase zwischen Freundschaft und Verrat, Unschuld und Obszönität. Sie ist Dramatikerin, Theaterregisseurin, Musikerin und Schauspielerin und seit 2011 Gastprofessorin für Set Design am RITS. Barbara Burckhardt – Moderation: Wen spricht an, wie auf der Bühne gesprochen wird? Barbara Burckhardt, Theaterkritikerin und Moderatorin, studierte Theaterwissenschaft, Germanistik und Politikwissenschaft an der Ludwig-Maximilian-Universität München. Langjährige Münchner Korrespondentin der Frankfurter Rundschau und Mitarbeiterin des Bayerischen Rundfunks, seit 1997 Redakteurin der Zeitschrift Theater heute Berlin. Jurorin bei Impulse, Theatertreffen (2005–2007) und zurzeit bei den Mülheimer Stücken. Stefanie Carp – Podiumsgast: Wen spricht an, wie auf der Bühne gesprochen wird? Stefanie Carp promovierte in Berlin in Literaturwissenschaft. Sie war Dramaturgin am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Theater Basel, am Schauspielhaus Hamburg, Chefdramaturgin und Co-Direktorin des Züricher Schauspielhauses während der künstlerischen Direktion von Christoph Marthaler. 2004–2005 und seit 2007 erneut Schauspieldirektorin der Wiener Festwochen. 2005–2007 Chefdramaturgin an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin; 2006/07 gleichzeitig Gastprofessorin am Literaturinstitut Leipzig. 2 Laurent Chétouane – Finale: Der Text spricht, nicht ich – Begegnung mit einer Theaterpraxis Anhand von einigen Texten der deutschen Theaterliteratur (Brecht, Müller, Hölderlin, Kleist - Auswahl noch offen) werden die Teilnehmer dazu animiert, eine Sprechart auszuüben, durch die aber der Text selbst "spricht". Laurent Chétouane, Regisseur und Choreograf, studierte Theaterwissenschaft an der Sorbonne und Theaterregie in Frankfurt/M. Seit 2000 zahlreiche Inszenierungen an großen Bühnen, u.a. in Hamburg, München, Weimar, Köln, Athen, Oslo, Zürich. Seit 2006 choreografiert er Tanz-Projekte mit internationalen Gastspielen in Frankreich, Holland, Belgien, Österreich, Türkei, Norwegen und Russland. Er ist Künstlerischer Leiter des Master-Studiengangs Dramaturgie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Gastprofessor in Gießen und Berlin, Gastdozent in Oslo, Hamburg, Leipzig, Bochum. Ingo Gerlach – Podiumsgast: Sprechtendenzen – Welchen Raum nimmt die Sprache im Tanz, im Sprechtheater, im Figuren- und im Musiktheater ein? Ingo Gerlach studierte Musikwissenschaft, Literaturwissenschaft und Geschichte in Bonn und Berlin. Als Stipendiat des DAAD und des italienischen Außenministeriums verbrachte er ein Jahr in Bologna. Gründungsmitglied und Alumnus der »Akademie Musiktheater heute« der Deutschen Bank Stiftung. 2002–2004 freier Mitarbeiter der Dramaturgie bei der RuhrTriennale, 2005–2012 Dramaturg an der Komischen Oper Berlin, Gastdramaturg u. a. bei Tosca (Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz), La Fabbrica – Aus der Arbeitswelt (Hebbel am Ufer) und Lulu am Opernhaus Halle. Seit der Spielzeit 2012/2013 ist er als leitender Dramaturg Musiktheater am Theater Bremen tätig. Joachim Gerstmeier – Tischgespräch: Powers of Speech Das Projekt "Powers of Speech" stellt die Rede als treibende Kraft im politischen Gefüge von Gemeinschaften ins Zentrum und thematisiert die zahlreichen Kreuzungspunkte von Theater und Politik. Auf Initiative der Siemens Stiftung und des Kaaitheaters in Brüssel wurden Theaterautoren und Regisseure in drei Kontinenten eingeladen, ihrem Verhältnis zur öffentlichen Rede im jeweils eigenen kulturellen und politischen Kontext nachzugehen. Die entstandenen Produktionen beleuchten die Mechanismen und Ökonomien, die einer Rede zugrunde liegen, und geben der Performanz des Sprechens ebenso wie einer dynamischen Beziehung zwischen Sprecher und Zuschauer Raum Joachim Gerstmeier, Dramaturg und Kurator, ist seit 2009 Projektleiter Kultur bei der Siemens Stiftung. Studium der Germanistik, Theaterwissenschaft und Philosophie; Programmgestaltung bzw. Organisationsleitung zahlreicher Festivals, u.a. Tanzwerkstatt Europa, Tanzplattform Deutschland, Theater der Welt; freier Dramaturg u.a. bei Tom Plischke/B.D.C. und Wanda Golonka. Er initiierte zahlreiche thematische Projekte und Reihen, u.a. »Moscow research» (Moskau 2001), »Wanted«(Bologna 2007), »Jetlag« (Essen 2009). Für die Siemens Stiftung baute er die Akademieprojekte »Panorama Sur« und »Movimiento Sur« auf und entwickelte Themenprojekte wie »Powers of Speech« und »Changing Places«. 3 Monika Gintersdorfer - Tischgespräch: Aktive Sprache auf der Bühne – Formulieren und Denken im Moment. Es geht um die Vorstellung, daß ein Stück sich im Moment auf der Bühne machen läßt, d.h. daß die Performer vor dem Zuschauer und durch ihn, die Worte und Bewegungen finden, die das Stück erst ganz entstehen lassen. Das setzt eine aktive Sprache voraus, also eine nicht reproduzierte Sprache. Die aktive Sprache – gesprochene Sprache ist das, was wir im Leben in jedem Moment benutzen. Auf der Bühne ebenfalls eine aktive Sprache zu sprechen ist also möglich, wenn man sich dieser Fähigkeit des Denkens und Formulierens vor anderen als Selbstverständlichkeit bewußt ist und darauf vertraut. Der Zuschauer fordert die aktive Sprache heraus, wenn sein Eingreifen oder Antworten auf die Performer ein reales Potential ist. Dafür muß das Publikum sichtbar sein und die Aufführung darf nicht die Lüge uneigentlicher Beteiligung begehen. D.h. die Performer dürfen nicht so tun als wollten sie etwas vom Publikum hören, sie müssen es wirklich hören und damit unschleimig umgehen. In diesem System gibt es keine Störung durch Unvorhergesehenes, es ist eine diskursive Dramaturgie und keine der geregelten, getimten Abläufe. Monika Gintersdorfer studierte Germanistik und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in Köln und Regie in Hamburg. 2000–2004 Inszenierungen am Hamburger Schauspielhaus, den Münchner Kammerspielen und den Salzburger Festspielen. Seit 2005 Zusammenarbeit mit Knut Klaßen und einem deutsch-afrikanischen Darstellerteam an der Volksbühne im Prater Berlin, Kampnagel Hamburg, FFT Düsseldorf, Sophiensaele Berlin, Theater Aachen, Schauspiel Köln, Ringlokschuppen Mülheim, Deutsches Theater Berlin, Schauspielhaus Bochum, Theater Bremen, HAU Berlin, Frascati Amsterdam und KVS Brüssel, kontinuierliche Auftritte und Festivals in Westafrika. Matthias Günther - Einführungsveranstaltungen: Die Straße. Die Stadt. Der Überfall. Zu Zeiten als das Theater einer Stadt Ort des bunten Widerscheins war, wo auf der Bühne sich die Gesellschaft selbst betrachtete, in großer Kennerschaft Theateraufführungen entschlüsselte, mit großem Respekt der Schauspielkunst applaudierte, wo der morgendliche Blick in die Zeitungen dem Repertoire des Theaters und der Lektüre von Theaterkritiken galt, war eine Einführungsveranstaltung überflüssig. Man wusste um das Was und Wie des Theaters. Eine gelungene Aufführung war Bestandteil gelingenden Lebens. Seit der Empörungsfuror der digitalen Welten und das Schwinden des Feuilletongeplauders Einzug erhalten hat, fehlt die lustvolle Vorbereitung auf einen Theaterabend. Deshalb braucht es hin und wieder die merkwürdige Ouvertüre einer Einführung im Foyer. Matthias Günther studierte Kulturwissenschaft und ästhetische Praxis in Hildesheim und arbeitete als Schauspieler und Regisseur in freien Theaterprojekten. 1993–97 Wissenschaftlicher Angestellter im Institut für Medien- und Theaterwissenschaft der Universität Hildesheim, anschließend Fachbereichsleiter Theater in der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel. Gastdramaturg am Schauspielhaus Wien, den Salzburger Festspielen und dem Schauspielhaus Zürich, ab 1998 Schauspieldramaturg und Regisseur am Theater Basel. Seit 2006 Dramaturg an den Münchner Kammerspielen. Mitglied der Auswahljury für das Festival Impulse 2007 und 2009. 4 Patrick Hahn – Raumgespräch: Ausgesungen? Das gesprochene Wort im Musiktheater Protokoll und Koloratur bilden das Spannungsfeld, in dem sich das gegenwärtige Musiktheater bewegt. Der emphatische Ausdruck der ausgesungenen Stimme ist für avancierte Komponisten darob immer fragwürdiger geworden. Schon Busoni postulierte, dass Musik auf der Bühne allein „bei Tänzen, bei Märschen, bei Liedern und beim Eintreten des Übernatürlichen in die Handlung“ eine Berechtigung habe. Hat es sich ausgesungen? Wie könnte sich das Verhältnis von Wort, Musik und Szene in einem künftigen Musiktheater konstituieren? Patrick Hahn, geboren in Zürich, seit 2011 Dramaturg an der Oper Stuttgart. Von 2004 bis 2011 freier Autor und Mitarbeiter des WDR. Zusammenarbeit als Dramaturg u.a. mit den Komponisten Mark Andre, Georges Aperghis, Manos Tsangaris. Librettist der 2012 uraufgeführten Musiktheater »Die Versuchung des Heiligen Antonius« und »Limbus-Limbo«. Reinhard Schulz-Preis für zeitgenössische Musikpublizistik 2012. Lehraufträge an der Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und an der Hochschule Luzern. Nino Haratischwili - Podiumsgast: Forum Autoren-Verlage-Theater Nino Haratischwili lebt in Hamburg. 1998 gründete sie an ihrer Schule eine deutsch-georgische Theatergruppe, das spätere Fliedertheater, für das sie vier Stücke auf Deutsch schrieb, inszenierte und spielte, und das mit einer Produktion an einem Bremer Gymnasium gastierte. Nach dem Studium der Filmregie in Tiflis studierte sie 2003– 2007 Theaterregie in Hamburg und machte ihren Abschluss mit der Inszenierung des eigenen Stückes Mein Herz und Dein Herz. Medeia. Für ihre Romane und Stücke erhielt sie zahlreiche Preise. Uwe Hollmach - Keynote: Der Zeitgeist und die Aussprache im Theater. Aus den Schallarchiven der Phonetischen Sammlung, Halle So war die Regelung der Bühnenaussprache ein Bedürfnis der Kunst (Theodor Siebs, 1901). Über den sprechsprachlichen Gebrauch im Theater werden immer auch gesellschaftlich-kulturelle Entwicklungen reflektiert, die Ausdruck des Zeitgeistes als Inbegriff des Wandelbaren sind. Vor diesem Hintergrund wird an Tonbeispielen rückblickend und gegenwärtig das Aussprachegeschehen im Theater nachvollzogen. Als akustische, historische Quelle dienen Sprechaufnahmen aus dem Schallarchiv der Sprechwissenschaft in Halle. 5 Uwe Hollmach studierte Sprechwissenschaft und Physik in Halle, wo er sich 2004 zu der Frage habilitierte: »Verbindet uns Deutsche zumindest in Deutschland eine gemeinsame innere Vorstellung von einer Aussprache, die wir in allen Landschaften und sozialen Ständen anerkennen?« Wissenschaftliche Arbeiten in den Themenbereichen Ausspracheforschung, Dialekte, interdisziplinäre Ansätze zur Neurowissenschaft. Seit 1996 Stimm- und Sprechbildner im Studiengang Schauspiel an der Bayerischen Theaterakademie August Everding, seit 2011 Professor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Pirkko Husemann - Podiumsgast: Sprechtendenzen – Welchen Raum nimmt die Sprache im Tanz, im Sprechtheter, im Figuren- und im Musiktheater ein? Dr. Pirkko Husemann ist freie Tanzdramaturgin und Theaterwissenschaftlerin. Von 2008 bis 2012 war sie Tanzkuratorin am Hebbel am Ufer Berlin, wo sie u.a. die Festivals Tanz im August und Context (mit-)konzipierte und Künstler wie Jeremy Wade, Angela Schubot/Jared Gradinger, Antonia Baehr, Jana Unmüßig und Kat Valastur dramaturgisch begleitete. 2008 Promotion in Theater-, Film- und Medienwissenschaft mit der Dissertation »Choreographie als kritische Praxis« über die choreografischen Arbeitsweisen von Xavier Le Roy und Thomas Lehmen (transcript: Bielefeld 2009). Katharina Keim – Raumgespräch: Rhythmisierung und Muskalisierung von Sprache am Beispiel aktueller Münchner Produktionen Ähnlich wie die experimentellen Stücke des frühen John Cage – z.B. Living Room Music oder 4’33 – das Verhältnis von Musik und Geräuschkulisse neu bestimmen, erproben mittlerweile auch Schauspielproduktionen die Verbindung von Prosa und Sprechgesang in Form von Sprechpartituren mit Live-Musik. So wird etwa mit der kammermusikalischen Übermalung von Sara Kane’s Psychose 4.48 in Johan Simons Münchner Inszenierung der Versuch unternommen, diesen Monolog weniger als autobiographisches Dokument einer tödlichen Depression sondern eher als poetischen Klangraum menschlicher Passion zu präsentieren. Diese Wiederentdeckung der Musikalität des gesprochenen Worts lässt sich mit der zentralen und historisch wechselhaften Kategorie des Rhythmus erfassen. Als ein Musik, Gestik und Sprechen verbindendes Organisationsprinzip unterläuft die Rhythmisierung immer auch die Denk- oder Mitteilungsfunktionen der Sprache und steht so im Kontrast zu einem seit der Aufklärung propagierten, mittlerweile nur noch bedingt gültigen Konzept von Sprechtheater. Katharina Keim ist Dozentin für Theaterwissenschaft und Dramaturgie an der Universität München und der Bayerischen Theaterakademie. Nach der Promotion war sie DAAD-Gastdozentin an den Universitäten Temesvar/Rumänien und Edmonton/Kanada, 2011 habilitierte sie zu Übersetzungen von Theatertexten in der Frühaufklärung. 6 Maika Knoblich – Workshop: Feedback-Techniken für künstlerische Schaffensprozesse Maika Knoblich wurde 1986 im Erzgebirge geboren und wuchs am flachen Niederrhein auf. Sie war Regieassistentin am Maxim Gorki Theater, bevor sie von 2006 bis 2009 am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen studierte. Nach ihrem B.A.-Abschluss absolviert sie nun das Master of Theatre Programm von DasArts Amsterdam. In ihrer künstlerischen Kollaboration mit Hendrik Quast beschäftigt sie sich mit Strategien des Ländlichen und der Grenze zwischen Handwerk und Kunst. Juliane Köhler – Podiumsgast: Wen spricht an, wie auf der Bühne gesprochen wird? Juliane Köhler erhielt nach ihrer Schauspielausbildung in New York ihr erstes Engagement am Staatstheater Hannover. 1993 wechselte sie ans Bayerische Staatsschauspiel. Nach einem Engagement an den Münchner Kammerspielen ist sie seit 2001 Ensemblemitglied am Residenztheater. Als Filmschauspielerin wurde sie durch ihre Rollen in »Aimée und Jaguar«, »Pünktchen und Anton« und »Nirgendwo in Afrika« bekannt. Sie wurde u.a. mit dem Bundesfilmpreis, dem Bayerischen Filmpreis und dem Silbernen Bären ausgezeichnet. Sonja Kotz - Keynote: Stimme und Körper als Träger emotionalen Ausdrucks Sowohl die Stimme als auch der Körper sind essentielle non-verbale Träger der menschlichen Emotion. Insbesondere in der Kommunikation vermitteln sie die emotionale Verfassung eines Sprechers, dienen aber auch dazu, Information über die Sprecheridentität (Geschlecht, Alter) sowie die Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft eines Sprechers zu vermitteln. In meinem Vortrag werde ich anhand mehrerer Beispiele aus der Hirnforschung erläutern, wie wir Emotionen zum einen über die Stimme, aber auch über die Integration von Stimme und Körper wahrnehmen. Sonja Kotz ist Linguistin und Psychologin und erforscht innerhalb der Kognitions-und Neurowissenschaften verbale und nicht-verbale Ausdrucksformen der menschlichen Kommunikation mit Hilfe von Verhaltensmethoden und bildgebenden Verfahren. Sie leitet die Forschungsgruppe »Subkortikale Beiträge zur Verständigung« innerhalb der Abteilung Neuropsychologie am Max Planck Institut für Kognitions-und Neurowissenschaften in Leipzig und hält eine Honorarprofessur an der Universität Leipzig, Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie. 7 Olaf Kramer - Keynote: Reden für sich selbst und andere. Wie Rhetorik Realitäten schafft. Wer zu anderen spricht, der steht auf einer Bühne – egal ob im Theater, im Parlament oder im alltäglichen Gespräch. Wer spricht, der präsentiert sich, inszeniert sich, ringt um Plausibilität und Wahrscheinlichkeit seiner Rede. Dabei reden wir meist nicht nur, um andere zu überzeugen, sondern auch um uns selbst zu überreden, dass unsere Sicht der Dinge mehr ist als eine Fiktion. Diese Doppelfunktion der Rhetorik stiftet Realität und soll an Hand von Beispielen aus Politik, Kultur und Theater erläutert werden. Dr. Olaf Kramer, Jg. 1970, ist Akademischer Rat am Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen. Zu seinen zentralen Interessengebieten zählen die literarische Rhetorik, die Rolle der Rede in der Politik sowie virtuelle Rhetorik. Trainer und Berater für Politik und Wirtschaft und Leiter der Forschungsstelle Jugend präsentiert. Neueste Veröffentlichungen: Goethe und die Rhetorik (Berlin 2010), mit Joachim Knape (Hrsg.): Rhetorik und Sprachkunst bei Thomas Bernhard (Würzburg 2011), Rhetorik. Bildung – Ausbildung – Weiterbildung (Berlin 2012). Jürgen Kuttner - Tischgespräch: Lola Montez und Demokratie – Wenn Sprache versagt, setzt die Musik ein. Jürgen Kuttner ist Radiomoderator, Kulturwissenschaftler, Theaterregisseur und freier Kunstschaffender und Mitbegründer der Ostausgabe der tageszeitung. Neben seinen legendären Sprechfunkabenden auf Radio Fritz erlangte er mit Videoschnipselvorträgen wie »Von Mainz bis an die Memel« und »Kuttner erklärt die Welt« Kultstatus und überregionale Bekanntheit in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Darüber hinaus gestaltet er literarische Abende und wirkt an verschiedenen Theaterprojekten als Autor, Darsteller und/oder in der Regiearbeit mit Dirk Laucke - Podiumsgast: Forum Autoren-Verlage-Theater Dirk Laucke (Jg. 1982) studierte Psychologie in Leipzig und Szenisches Schreiben an der UdK Berlin. 2005 entwickelte er mit Magdalena Grazewicz und Reyna Bruns im Auftrag des GRIPS-Theaters das Stück !Hier geblieben!. Sein erster Spielfilm Zeit der Fische wurde 2007 produziert, sechzehn seiner Stücke wurden bisher aufgeführt, drei Theatertexte sind inzwischen auch fürs Hörspiel bearbeitet und produziert worden. Er erhielt bereits mehrere Auszeichnungen, darunter den Kleist Förderpreis 2006 für alter ford escort dunkelblau und den Dramatikerpreis des Kulturkreises im BDI. 8 Julia Lochte - Podiumsgast: Sprechtendenzen – Welchen Raum nimmt die Sprache im Tanz, im Sprechtheter, im Figuren- und im Musiktheater ein? Julia Lochte studierte Kulturwissenschaft und ästhetische Praxis in Hildesheim. Gründungsmitglied des Theater Aspik, 1991–1995 Dozentin am Institut für Medien- und Theaterwissenschaften der Universität Hildesheim. 1995–1999 zunächst Dramaturgieassistentin, später Dramaturgin am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. 1998 Herausgeberin (mit Wilfried Schulz) von »Christoph Schlingensief: Notruf für Deutschland«. Zunächst Schauspieldramaturgin, ab 2003/04 Chefdramaturgin am Theater Basel, seit 2006/07 Chefdramaturgin der Münchner Kammerspiele, in der Spielzeit 2009/10 Künstlerische Leitung zusammen mit Christiane Schneider und Dr. Siegfried Lederer. Eva Meyer-Keller - Tischgespräch: Das Unsagbare: Death is certain Eva Meyer-Keller (Jg. 1972) arbeitet an der Schnittstelle von Darstellender und Bildender Kunst und tritt im Kontext von Festivals, Kunstgalerien und Theatern weltweit auf. Sie studierte Fotografie, Bildende Kunst, Tanz und Choreografie. Sie unterrichtet an der UdK Berlin, der Circus och Dans Högskolan Stockholm und der Zürcher Hochschule der Künste. Beteiligt an Projekten von Baktruppen, Jérôme Bel und Les Ballets C. de la B. 2010 Teilnahme am Pilotprojekt OPEN ART bei W.I.S.P. (women in swedish performance art). Eigene Choreografien, Installationen, Performances und Videoarbeiten u.a. am HAU Berlin, KunstenFestivaldesArts Brüssel, Tanzquartier Wien, MDT Stockholm. Peter Michalzik - Moderation: Forum Autoren-Verlage-Theater Peter Michalzik studierte Germanistik, Philosophie, Geschichte und Theaterwissenschaft in München unterrichtete an mehreren Hochschulen. Seit 2000 arbeitet er im Feuilleton der Frankfurter Rundschau. Zuvor war er Freier Journalist für die Süddeutsche Zeitung, Der Spiegel, Focus, das Börsenblatt des Deutschen Buchhandels und diverse Rundfunkanstalten. Er schrieb mehrere Bücher, zuletzt eine Biografie über Heinrich von Kleist, davor »Die sind ja nackt!«, ein Buch über das zeitgenössische Theater. Juror u.a. beim Berliner Theatertreffen und den Mülheimer Theatertagen. 9 Maria Milisavljevic - Preisträgerin des Kleist-Förderpreises für junge Dramatiker 2013 für das Stück ‚Brandung’ Die 24-jährige Karla ist seit Tagen verschwunden. Niemand hat sie gesehen, nachdem sie am Montagabend im strömenden Regen Richtung Supermarkt aufbrach. Während die Polizei davon ausgeht, dass die Kunststudentin sich einfach eine Auszeit gönnt, machen sich Karlas Freund Vlado, ihre Mitbewohnerin Martina und deren Schwester auf die Suche nach der Freundin. Karlas Verschwinden konfrontiert die drei jedoch nicht nur mit Furcht und Angst; die Frage nach der eigenen Identität sowie längst vergessene Kindheitserinnerungen und Traumwelten tauchen plötzlich wieder auf. Neben ihrer Tätigkeit als Dramatikerin arbeitet Maria Milisavljevic in den Bereichen Regie und Dramaturgie. Nach langjähriger Tätigkeit im freien Theater, inszenierte sie 2011 zuletzt Dürrenmatts 'Der Besuch der alten Dame' am Landestheater Niederbayern. Seit Mitte 2011 lebt die gebürtige Westfälin in Toronto, Kanada, wo sie als Regieassistentin und Produktionsdramaturgin an Kanadas bekanntestem Autorentheater, dem Tarragon Theatre, beschäftigt ist. Momentan beendet die 30-jährige darüber hinaus ihre Promotion über Englands bekanntestes Autorentheater, das Royal Court Theatre in London. Isabel Mundry - Tischgespräch: Ausgesungen? Das gesprochene Wort im Musiktheater Isabel Mundry studierte Komposition sowie Elektronische Musik, daneben Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie in Berlin und Frankfurt. Bereits während des Studiums Lehraufträge für Tonsatz und Analyse an der Berliner Kirchenmusikschule und an der HdK Berlin. 1992–94 Aufenthalt in Paris, 1994–96 freischaffende Künstlerin in Wien. 1996–2003 Professorin für Komposition und Tonsatz an der HfMDK Frankfurt a.M., seit 2004 Professorin für Komposition in Zürich. 2007/08 erster »Capell-Compositeur« der Staatskapelle Dresden. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Boris-Blacher-Preis, Kranichsteiner Musikpreis, Förderpreis der Ernst-vonSiemens-Stiftung, Heidelberger Künstlerinnenpreis. Armin Nassehi - Impuls: Wer spricht für wen? Armin Nassehi, Professor für Soziologie an der LMU München, studierte Soziologie, Philosophie, Erziehungswissenschaften und Psychologie. Seit 2001 Berater für Unternehmen unterschiedlicher Branchen. Vorstandsmitglied des Humanwissenschaftlichen Zentrums der LMU und des Münchner Kompetenzzentrums Ethik, Sprecher der interdisziplinären Forschungsinitiative »Pragmatik des Sterbens«, seit 2012 im Vorstand des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover. Publikationen (Auswahl): Tod, Modernität und Gesellschaft (mit Georg Weber), Opladen 1989; Die Zeit der Gesellschaft, Opladen 1993 (Neuaufl. 2008); Mit dem Taxi durch die Gesellschaft. Soziologische Storys, Berlin 2010. Mitherausgeber der Zeitschrift Soziale Welt und seit 2012 Herausgeber des Kursbuches. 10 Julia Naunin - Tischgespräch: Zuschauer des Akustischen: Über den Zusammenhang von Hören und Sehen (beim Sprechen) Wer spricht, fragt sich in Anbetracht des Titels und geht mit der Frage nach denjenigen, die hören und sehen, einher. Die audiovisuelle Wahrnehmung eines szenischen Geschehens ist Spielpotential und wird zum Thema in zeitgenössischen Theaterarbeiten. Augenblicke und Höreindrücke in der Arbeit Velma Superstar des Performancekollektivs Velma zeigen, dass wir es mit „Aspekten“ des Sprechens oder Singens zu tun haben. Sie fordern uns in einer Bewegung zwischen Hören und Sehen heraus, so mein Vorschlag. Auf welche Veränderungen der Zuschauer & Zuhörer-Kunst weist nun dieses Spannungsfeld hin, hinsichtlich von Bedeutungen, Konventionen und Grenzen der Beschreibbarkeit? Julia Naunin studierte Theaterwissenschaft/Kulturelle Kommunikation, Anglistik und Portugiesisch an der Humboldt Universität zu Berlin. Mitarbeiterin der »Theater der Welt«-Festivals 1996, 1999, 2002, Dramaturgin für das Jugend- und Musikprogramm am HAU/Hebbel am Ufer, Produktionsleitung und Dramaturgie in Tanz- und Theaterarbeiten von Sebastian Nübling, Jörg Buttgereit u.a. Derzeit künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Performative Künste und Bildung der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Gerda Poschmann-Reichenau -Tischgespräch: Text und Tanz: Spielformen, Chancen und Grenzen ihres Zusammenspiels auf der Bühne. Tanz verfügt über eine grundlegende Universalität, seine Rezeption verläuft (wie die der Musik) unabhängig von Sprachgrenzen. Gerade die Ausdrucksmöglichkeiten jenseits der gesprochenen Sprache machen den Reiz dieser Kunstform aus. Was verleitet ChoreografInnen dennoch dazu, Sprache – ob projiziert, live gesprochen oder als eingespielte Off-Stimme, von SchauspielerInnen oder von den TänzerInnen selbst performt in ihre Tanzproduktionen aufzunehmen? Wie ergänzen, kommentieren, reiben, widersprechen sich Text und Tanz? Wo liegen die Möglichkeiten, wo die Grenzen der „Beimischung“ von Sprache in Tanz? Dr. Gerda Poschmann-Reichenau (Jg. 1969) studierte Theaterwissenschaft, Französische Literatur und Kunstgeschichte in München und Paris und promovierte mit einer Arbeit über zeitgenössische deutschsprachige Theatertexte. Sie wirkte bis 1999 als Schauspieldramaturgin in Salzburg und ist seit 2000 freiberuflich tätig. Als Dramaturgin berät sie seither vor allem die editta braun dance company (Salzburg). Außerdem arbeitet sie als Übersetzerin und Lektorin und bearbeitet Hörspiele, Romane und Drehbücher für die Bühne. 11 Stephanie Preuß - Dramaturgin der szenischen Lesung des Kleist-Förderpreises 2013 Stephanie Preuß ist Studentin des Masterstudiengangs Dramaturgie an der Bayerischen Theaterakademie August Everding und der Ludwig-Maximilians-Universität München. Vor und während ihres Studiums war sie als Assistentin und Hospitantin für verschiedene Produktionen des Theaters an der Ruhr und des Münchner Residenztheaters tätig. An der Theaterakademie konzipierte und inszenierte sie das Projekt "ego // communitas", künstlerisch betreut von Björn Bicker. Stephanie Preuß ist Stipendiatin der Lo Eitle-Stiftung. In diesem Jahr wird sie ihr Studium abschließen. Thilo Reffert - Podiumsgast: Forum Autoren-Verlage-Theater Thilo Reffert, geb. 1970, studierte zunächst mehrere Semester Medizin, dann Theaterwissenschaften und Neuere deutsche Literatur. Gründer einer Theatergruppe, Dramaturg und Theaterpädagoge. 2010 wurde er mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden und 2011 mit dem ARD Kinderhörspielpreis ausgezeichnet. Für seine Theaterstücke bekam er u.a. den Autorenpreis des Heidelberger Stückemarktes und den Berliner Kindertheaterpreis. Außerdem schrieb er zwei Kinderbücher. Verfasste Auftragswerke für viele deutsche Bühnen, zuletzt Bilge Nathan für das Theater Koblenz. Stephanie Rinke - Podiumsgast: Sprechtendenzen – Welchen Raum nimmt die Sprache im Tanz, im Sprechtheater, im Figuren- und im Musiktheater ein? Stephanie Rinke absolvierte ein Figurentheaterstudium in Stuttgart. Danach gründete sie das Figurentheater PARADOX, welches, mehrfach ausgezeichnet, auf zahlreichen Festivals im In –und Ausland gastiert. Neben zahlreichen Gastengagements an verschiedenen Theatern war sie auch als Puppenspielerin für den KIKA tätig. Sie inszenierte u.a. am Puppentheater Magdeburg, am Theater Junge Generation Dresden, am Anhaltischen Theater Dessau und an verschiedenen freien Theatern. Seit April 2011 leitet sie den Studiengang Figurentheater an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. 12 Olaf A. Schmitt - Tischgespräch: Sprechen können im Gesang – Miroslav Srnkas Oper „ Make No Noise“ In Miroslav Srnkas Kammeroper "Make No Noise" nach Isabel Coixets Film "The secret life of words" suchen die beiden traumatisierten Protagonisten nach Möglichkeiten, über ihre grauenvollen Erfahrungen zu sprechen. Im Singen finden sie einen Weg, Unbegreifliches zu formulieren, entsteht so etwas wie Vertrauen. Gemeinsam mit der Hauptdarstellerin Laura Tatulescu und dem Dirigenten Christopher Ward am Klavier wird die Entwicklung des Sprechens und Singens auf der Bühne nachvollzogen. Olaf A. Schmitt ist seit 2008 Dramaturg an der Bayerischen Staatsoper, wo er u. a. mit Martin Kušej, Barrie Kosky und Andreas Kriegenburg zusammenarbeitete. Zuvor Dramaturg am Theater Heidelberg. Er unterrichtet an der Bayerischen Theaterakademie. Während des Studiums der Theater-, Film- und Medienwissenschaft und der Musikwissenschaft sammelte er Erfahrungen an der Staatsoper Stuttgart und bei den Salzburger Festspielen. Mitarbeit am »Heiner Müller Handbuch« und Mitherausgeber von »AufBrüche. Theaterarbeit zwischen Text und Situation«. Anke-Elisabeth See - Podiumsgast: Forum Autoren-Verlage-Theater Anke-Elisabeth See studierte nach Volontariat und Regieassistenzen im DEFA-Studio für Spielfilme Theaterwissenschaften in Leipzig. Zwischen 1989 und 1999 Dramaturgin am Berliner Maxim Gorki Theater und am Hans Otto Theater Potsdam, zwischenzeitlich freie Mitarbeit am Grips Theater. Seit 1999 Dramaturgin beim Gustav Kiepenheuer Bühnenvertrieb, einem Theater- und Medienverlag in Berlin. Arbeitsschwerpunkte sind hier Autorenbetreuung und Lektorat, Kinder- und Jugendtheater und Hörspiel. Christian Stückl – Podiumsgast: Wen spricht an, wie auf der Bühne gesprochen wird? Christian Stückl wurde 1987 Spielleiter der Passionsspiele in Oberammergau, die er 2010 bereits zum dritten Mal inszenierte. Für die Uraufführung von Werner Schwabs Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos wurde er Nachwuchsregisseur des Jahres. Stückl blieb bis 1996 an den Münchner Kammerspielen. Seit 2002 ist er Intendant des Münchner Volkstheaters. Er arbeitete u. a. an der Bayrischen Staatsoper, der Staatsoper Hamburg, dem Schauspielhaus Zürich und den Salzburger Festspielen. 13 Laura Tatulescu - Raumgespräch: Sprechen können im Gesang – Miroslav Srnkas Oper „ Make No Noise“ Laura Tatulescu begann als Violinistin, absolvierte 2005 ihre Gesangsausbildung an der Nationalen Musikuniversität in Bukarest und gab ihr Operndebüt 2004 als Marguérite (Faust) an der Nationaloper Bukarest. Anschließend Solistin an der Wiener Staatsoper, u.a. in Fidelio, La bohème, Die Zauberflöte, Werther. 2008/09 sang sie an der Los Angeles Opera und beim Spoleto Festival. Seit der Spielzeit 2009/10 ist sie Ensemblemitglied der Bayerischen Staatsoper, wo sie aktuell u.a. Gretel (Hänsel und Gretel), Musetta, Echo (Ariadne auf Naxos), Erste Waldnymphe (Rusalka) und Karolka (Jenůfa) singt. Susanne Tod - Tischgespräch: Gebärdensprachen im Kontext von Theater und Übersetzung Gebärdensprachen spielen für die Umsetzung der kulturellen Teilhabe gehörloser Menschen eine entscheidende Rolle. In der deutschsprachigen Theaterlandschaft findet dies vergleichsweise noch sehr wenig Beachtung. Wie werden Theatertexte und -aufführungen für hörbehinderte Menschen übersetzt, verdolmetscht und damit gleichberechtigt zugänglich gemacht? Das Theaterdolmetschen stellt eine spezielle und noch junge Form des Gebärdensprachdolmetschens dar, welche eine intensive Vorbereitungsphase (im Idealfall in Kontakt mit produktionsbeteiligten Dramaturgen oder Theaterpädagogen) erfordert. Wie ist dabei das Verhältnis von Gebärde und gesprochenem Wort? Welche neuen Konzepte und Wege sind hierbei für das Theater vorstellbar? Die Gesprächsrunde möchte den Teilnehmern einen Einblick in den Zusammenhang von Gebärdensprachen, Theater und Übersetzung vermitteln, dabei aber auch Raum für Rückfragen geben. Susanne Tod studierte Gebärdensprachen, Neuere Deutsche Literatur und Deutsche Sprache. Seit 2009 Theaterpädagogin und Dramaturgin mit Schwerpunkt in der Theaterarbeit mit Gehörlosen. 2010–2012 Leitung der TUSCH-Kooperation zwischen der Elbschule und dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg. 2012 Dramaturgin und Kommunikationsassistenz des gehörlosen Schauspielers für »Sippschaft« am Ernst Deutsch Theater Hamburg. Veröffentlichungen zum Themenbereich Gebärdensprachen und Theater; Zweitgutachterin an der Westsächsischen Hochschule Zwickau (Gebärdensprachdolmetschen), Arbeitsassistentin beim Deutschen Gehörlosen-Bund e.V. Aktives Mitglied bei kulturkaviar für alle e.V. (www.kulturkaviar.de). 14 Kristof Van Boven – Podiumsgast: Wen spricht an, wie auf der Bühne gesprochen wird? Kristof Van Boven, geb. in Belgien, studierte Schauspiel an der Hochschule der Künste in Arnheim, war freier Schauspieler bei verschiedenen Theaterproduktionen und konzipierte gemeinsam mit Linda Olthof eigene Stücke. Ab 2004 Ensemblemitglied am NT Gent. In dieser Zeit erarbeitete er einige Produktionen mit dem Autor und Regisseur Peter Verhelst und spielte u.a. in Ivo van Hoves Opening night und an der Volkbühne Berlin in Meg Stuarts It’s not funny. Seit der Spielzeit 2010/11 ist er Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele. 2011 Preis der Förderer der Münchner Kammerspiele ausgezeichnet, 2012 Großer Kunstpreis Berlin. Andres Veiel - Eröffnungsvortrag: Sprachen fürs Unsagbare. Von Schweineliebhabern, Bankern – und einem Theater für das Nichtgesagte Andres Veiel arbeitet an Film- und Theaterprojekten, die meist in den Grenzbereichen zwischen Realität und Fiktion angesiedelt sind. Für seine Filme Winternachtstraum (1991), Balagan (1993), Die Überlebenden (1996), Black Box BRD (2001), Die Spielwütigen (2004), Der Kick (2006), Wer wenn nicht wir (2011) erhielt er mehr als vierzig Auszeichnungen. Das Stück Der Kick (zusammen mit Gesine Schmidt) wurde in acht Sprachen übersetzt und an mehr als fünfzig Bühnen gespielt. Im Januar 2013 wird sein Stück Das Himbeerreich am Schauspiel Stuttgart und am Deutschen Theater unter seiner Regie uraufgeführt. John von Düffel - Workshop: Über jeden Menschen gibt es einen Satz, der ihn zerstört: Dialog, Dynamik, Destruktion – Übungen für eine Theatersprache Zurück den Wurzelwerken der dramatischen Literatur: ins antike Drama und seine Entdeckung des theatralischen Sprechhandelns, der Kraft des Gestus und des Dialogs als Geschehen. Für das Deutsche Theater Berlin hat John von Düffel die Dramen „König Ödipus“ und „Antigone“ von Sophokles sowie „Sieben gegen Theben“ von Aischylos und „Die Phöninzierinnen“ von Euripides zu einer Macht- und Deformationsgeschichte mit dem Titel „Ödipus Stadt“ verdichtet. Anhand von ausgewählten Textstellen werden dabei Schreibtechniken und Formprinzipien untersucht wie auch das Wesen des Zusammenspiels von Figur und Situation. John von Düffel, geboren 1966, promovierte 1989 über Erkenntnistheorie in Freiburg im Breisgau. Seit 1991 Autor und Dramaturg an verschiedenen Theatern in Stendal, Oldenburg, Basel, Bonn und Hamburg. Seit 2009 Dramaturg am Deutschen Theater Berlin und Professor für Szenisches Schreiben an Universität der Künste. Neben zahlreichen Theaterstücken schrieb er die Bestseller Vom Wasser (1998) und Houwelandt (2004). Zuletzt erschien von ihm der Roman Goethe ruft an (2011) und das Theater-Werkstattbuch Wie Dramen entstehen (2012). 15 Sapir von Kleist - Regisseurin der szenischen Lesung des Kleist-Förderpreises 2013 Sapir von Kleist wuchs in Israel auf und lebt seit 2008 in München. Seit 2010 studiert sie Schauspiel- und Musiktheaterregie an der Hochschule für Musik und Theater. Sie ist Stipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung und engagiert sich in der Jüdisch-Palästinensischen Dialoggruppe in München. Sie inszenierte verschiedene Stücke und Projekte sowohl in der freien Theaterszene als auch im Rahmen ihres Studiums in Israel und in Deutschland. Christopher Ward - Raumgespräch: Sprechen können im Gesang – Miroslav Srnkas Oper „ Make No Noise“ Christopher Ward, geboren in London, studierte Musikwissenschaft an der Oxford University und Dirigieren u.a. bei John Carewe und Colin Metters. Er arbeitete als Dirigent und Repetitor an der Guildhall School of Music and Drama in London, außerdem mit der Oxford University Philharmonia, den Arcadian Singers, der Oxford Chamber Opera, dem Pierrot Ensemble und der New Chamber Opera. 2003 wirkte er als Stipendiat an der Scottish Opera und an der Royal Scottish Academy of Music and Drama in Glasgow. Nach seiner Tätigkeit am Internationalen Opernstudio Zürich wechselte er 2005 als Kapellmeister ans Staatstheater Kassel. Seit 2009 ist er an der Bayerischen Staatsoper engagiert, seit dieser Spielzeit als Erster Kapellmeister und dirigierte hier u.a. Make No Noise, Sigurd der Drachentöter, Das schlaue Füchslein. Georg Weinand – Workshop: Feedback-Techniken für künstlerische Schaffensprozesse Georg Weinand, Künstlerischer Leiter und Geschäftsführer der Dampfzentrale Bern, studierte Philosophie und Theaterwissenschaften und war Projektleiter und Kurator im Performance Bereich, Dramaturg für Ultima Vez/Wim Vandekeybus und Mitbegründer von Les Ballets du Grand Maghreb sowie künstlerischer Leiter einer Produktionsstätte für Bühnenkunst in Genk. 2006–2012 Dramaturg und Mitglied des Ausbildungsteams bei DasArts Amsterdam, wo er u.a. das Curriculum für den DasArts Master mitentwickelte. Er ist regelmäßig als freier Journalist, künstlerischer Berater und Dramaturg tätig. 16 Diana Wesser - Tischgespräch: Die Stimme im Kopf: Audiowalks Ausgerüstet mit einem MP3 Player und einem Kopfhörer geht das Publikum bei einem Audiowalk einzeln oder in kleinen Gruppen spazieren. Das Stück entsteht im Kopf im Wechselspiel zwischen Gesehenem und Gehörtem. Welches Stück aber wird aufgeführt, wenn uns die Stimme, die nur wir hören, die Gedanken von Passanten verrät oder an verborgene Orte eines Theatergebäudes führt? Welches Verhältnis entsteht zwischen der körperlosen Stimme und unserem Körper, wenn wir ihrer Aufforderung nachkommen, Türen zu öffnen oder uns auf eine bestimmte Weise durch eine Metrostation zu bewegen? Diana Wesser studierte Medienkunst an der HGB Leipzig. 2005 gründete sie gemeinsam mit der englischen Architektin Helen Stratford das ‚urban (col)laboratory. Mit ihren (Audio)Walks, partizipatorischen Projekte, SiteSpecific Performances und Videos ist sie bei Festivals und Ausstellung im In- und Ausland vertreten, zuletzt unter Anderem in Bukarest, Ankara, Mexico City, Dhaka und Shanghai. www.dianawesser.de. Diana Wesser lebt in Leipzig. Deborah Ziegler - Sprecherziehung für Dramaturgen: Sprecherzieherische Begleitung von Inszenierungen Sprecherische Arbeit wird häufig reduziert auf „schönes Sprechen“, die Arbeit am Laut oder chorische Elemente. Jedoch: die Ängste der Figuren, ihre Sehnsüchte, ihr Scheitern und ihre Freuden – sie manifestieren sich in theatralen Sprechweisen. Es gilt zu klären: Wie begegnen sich Dramaturgen und Sprecherzieher im theatralen Prozess? Wo können sie sich ergänzen? Was ist unser Selbstverständnis in Abgrenzung zur Regie? Und: Sind wir Dienstleister oder Künstler? Wie wollen wir uns im Dreieck Regie- Dramaturgie- Sprecherziehung positionieren? Deborah Ziegler schloss ihr Studium der Sprechwissenschaft und Literaturwissenschaft an der MLU HalleWittenberg mit einer Arbeit über »Sprechcoaching als begleitendes Element der Regie im Dienste einer Inszenierung« ab. Seit 2009 ist sie freiberuflich als Sprechcoach und Dozentin im Bereich Management, Gesundheitswesen und Kultur sowie als Souffleuse am Staatsschauspiel Dresden tätig. Zusammenarbeit u.a. mit Enrico Lübbe, Jonas Zipf, Luk Perceval und Sebastian Baumgarten. Seit 2012 Lehrauftrag im Fach Sprecherziehung Regie an der HfMDK Frankfurt am Main. 17 Sabrina Zwach - Tischgespräch: Sprichst du noch oder singst du schon? Sprache in MurmelMurmel Wie soll man es machen, wenn es unmöglich machbar erscheint? Wenn das Wort, um das es geht, in der eigentlichen Bedeutung vorsieht, mit gedämpfter Stimme und in tiefer Tonlage, meist nicht sehr deutlich etwas zu sagen, was oft nicht für andere bestimmt ist, wie soll es dann auf eine Bühne gelangen? Dem Schweizer Dichter, Grafiker und Aktions- und Objektkünstler deutscher Abstammung, Dieter Roth, war dies Wurscht! Er hat 1979 das Stück „MURMEL MURMEL“ für 11 Schauspieler geschrieben und sich auserbeten, dass es das langweiligste Theaterstück der Welt werden sollte. Der Regisseur Herbert Fritsch hat sich diesem Wunsch hingegeben und mit mir als Dramaturgin eine Fassung erarbeitet, die vollkommen gegen Dieter Roths Intention gebürstet ist. Im März 2011 kam es zur Premiere an der Berliner Volksbühne am Rosa-LuxemburgPlatz. Sabrina Zwach studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis in Hildesheim. Projektkoordinatorin bei »Weimar ’99 – Kulturstadt Europas«, Leiterin der europäischen Kulturwerkstatt »REITHAUS im Ilmpark«, Kuratorin des 5. Festivals »Politik im Freien Theater« Berlin, Produzentin, Dramaturgin und Kuratorin für das interdisziplinäre Großprojekt »hamlet_X // phase 2«, Dramaturgin von Kurt Krömer beim Zürcher Theaterspektakel. Seit 2011 freie Dramaturgin und Autorin an verschiedenen deutschen Theatern (u.a. Thalia Theater Hamburg, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Residenztheater München, Opernhaus Zürich, Goethe Theater Bremen), Teil des künstlerischen Teams um Herbert Fritsch. 18