FACHHOCHSCHULE OSNABRÜCK -Fachbereich WirtschaftProf. Dr. W. Kiel Osnabrück, den 26.06.92 SS 1992 Klausur im Fach MATHEMATIK (BiG) Bearbeitungszeit : 180 Minuten Zulässige Hilfsmittel : Taschenrechner Besondere Hinweise zur vorliegenden Klausur: Es sind insgesamt 7 Aufgaben zu lösen und dabei maximal 100 Punkte zu erzielen: Im Aufgabenblock A. (Finanzmathematik) soll zwischen Aufgabe A.1 und Aufgabe A.2. ausgewählt werden, d.h. es sind lediglich zwei Aufgaben aus der Finanzmathematik zu bearbeiten. Im Aufgabenblock B. (Differentialrechnung) sind alle 4 Aufgaben zu bearbeiten. Im Aufgabenblock C. (Lineare Algebra) ist nur eine Aufgabe zu bearbeiten, d.h. es soll zwischen Aufgabe C.1. und Aufgabe C.2 ausgewählt werden. Es werden nur 7 Lösungen akzeptiert. Die einzelnen Lösungen müssen eindeutig erkennbar sein (kein Probieren - jeweils nur eine Lösung). __________________________________________________________________ A. FINANZMATHEMATIK Aufgabe A.1. (12 Punkte) Eine Betriebswirtin, die sich gut in Finanzmathematik auskennt, plant den folgenden Ansparprozeß: - Zum 1.1.1993 wird ein Guthaben von 10.000,- DM auf ein Konto eingezahlt. Zum 1.1.1995 soll ein Guthaben von 7.500,- DM auf ein Konto eingezahlt werden. Am 1.1.1998 werden 5.000,- DM eingezahlt, und in den darauf folgenden vier Jahren jeweils der gleiche Betrag zum 1.1. Der Zinssatz sei für 1993, 1994 und 1995 7 %. Für die Jahre 1996 und 1997 soll mit 6 % gerechnet werden. Ab dem 1.1.1998 ist von 5 % auszugehen. Wie hoch wird unter den genannten Annahmen das Guthaben der Betriebswirtin am 1.1.2005 bei zinseszinslicher Verzinsung sein? - 2 Aufgabe A.2. (12 Punkte) Eine Privatklinik plant einen Erweiterungsbau und müßte dazu erst das Grundstück eines Nachbarn kaufen. Zum Verkauf bietet der Nachbar am 1.1.1993 vier unterschiedliche Möglichkeiten an: a) b) c) d) Die Klinik kann das Grundstück sofort zu 500.000,- DM erwerben. Die Klinik könnte das Grundstück am 1.1.1998 zu 650.000,- DM erwerben (unentgeltliche Nutzung ab dem 1.1.1993). Die Klinik könnte das Grundstück sofort erwerben, wenn sie dem Verkäufer ab dem 1.1.1995 20 Jahre lang eine regelmäßige vorschüssige Rente von 42.000,- DM zusichert. Die Klinik könnte das Grundstück sofort erwerben und mit drei unregelmäßigen Beträgen bezahlen: am 1.1.1993 100.000,- DM, am 1.1.1995 250.000,- DM und am 1.1.2000 250.000,- DM. Welches Angebot ist für die Privatklinik zum 1.1.1993 am günstigsten, wenn ein Zinssatz von 5 % unterstellt wird? Aufgabe A.3. (16 Punkte) Ein junger Arzt will medizinische Apparate für 150.000 DM,- anschaffen. Die Finanzierung dieser Anschaffung übernimmt eine Bank. Es wurden die folgenden Konditionen ausgehandelt: - - Es wird eine Auszahlungsgebühr in Höhe von 3 Prozent der Schuldsumme vereinbart. Das Darlehen wird am 1.1.1993 voll ausgezahlt. Da der Arzt seine Praxis gerade erst neu gegründet hat, soll die Tilgung in der Anfangsphase für 3 Jahre ausgesetzt werden. Der Arzt braucht während dieser Zeit auch keine Zinsen zu zahlen. Für die tilgungsfreie Zeit wird ein Zinssatz von 9 Prozent festgelegt. Ab dem 1.1.1996 soll die bis dahin aufgelaufene Schuld annuitätisch mit 2 % zuzüglich ersparter Zinsen getilgt werden. Als Zinssatz wird für die Jahre 1996 bis einschließlich dem Jahr 1998 ein Prozentsatz von 8 v.H. vereinbart. Ab dem 1.1.1999 wird ein Zinssatz von 6 % festgelegt. Stellen Sie den Tilgungsplan für das erste und das vierte Jahr der Annuitätentilgung auf. Wie lange wird die Laufzeit der gesamten Annuitätentilgung sein ? Wie hoch ist die Restschuld zu Beginn des letzten Jahres und auf welche Weise könnte diese finanzmathematisch neutral beglichen werden? B. DIFFERENTIALRECHNUNG Aufgabe B.1. (13 Punkte) Eine lineare Angebotsfunktion für ein Wertepaare (x1=1000 ME / p1=5 GE) und Die Nachfragefunktion nach diesem Gut 2100: p = - (1/450.000) x2 + bestimmtes Gut sei durch die (x2=2000 ME / p2=7 GE) gegeben. lautet im Bereich 600 < x < 11 . - 3 a. b. c. Bestimmen Sie den Marktpreis, die dabei umgesetzte Menge, den Umsatz und allgemein die Preiselastizität der Nachfrage und die des Angebots. Wie groß ist die Preiselastizität der Nachfrage bei einem Preis von p = 5,50 GE? Ist die Nachfrage an dieser Stelle der Nachfragefunktion elastisch oder unelastisch? Interpretieren sie den berechneten Wert der Elastizität. Bestimmen Sie die Preiselastizität des Angebots und die der Nachfrage für den Marktpreis. Aufgabe B.2. (12 Punkte) Eine Herstellerfirma von Medikamenten fertigt u.a. ein spezielles Medikament. Jährlich können davon 5.000 Einheiten abgesetzt werden. Die Rüstkosten für ein Fertigungslos betragen 250,- DM pro Produktionsserie. Das in den bereits gefertigten, aber noch nicht verkauften Medikamenten gebundene Kapital muß mit 5 % p.a. verzinst werden. Der Absatz vollzieht sich kontinuierlich. Die proportionalen Herstellungskosten (z.B. für Rohstoffe) pro Einheit betragen 8,- DM. Wie groß ist die optimale Losgröße für eine Produktionsserie und wie oft soll eine solche Produktionsserie demzufolge pro Jahr gefertigt werden? Aufgabe B.3. (15 Punkte) Ein Monopolist stellt ein Produkt in unterschiedlichen Ausführungen her. Bei der Produktion entstehen die stückvariablen Kosten von k1 = 1 DM pro Stück des Produkts 1 und von k2 = 3 DM pro Stück des Produktes 2. Bei einem Verkaufspreis von p1 für das Produkt 1 und von p2 für das Produkt 2 ergeben sich zwei Nachfragefunktionen in Abhängigkeit von den Güterpreisen p1 und p2: x1 = 105 - 60 p1 + 15 p2 x2 = 142,5 + 15 p1 - 22,5 p2 . Bei welchen Preisen p1 und p2 ist der Gewinn des Monopolisten maximal? Welche Gütermengen x1 und x2 ergeben sich bei dem gewinnoptimalen Preis? Quantifizieren Sie Gewinn, Umsatz und Kosten im Optimum! Aufgabe B.4. (16 Punkte) Ein bestimmtes Produkt sei mit zwei unterschiedlichen Produktionsfaktoren r1 und r2 (z.B. Arbeit und Kapital) zu erzeugen. Für die zwei Produktionsfaktoren seien die folgenden Faktorpreise gegeben: 1 GE pro Einheit r1 und 16 GE pro Einheit r2. a. Ermitteln Sie nach dem Lagrange-Ansatz die kostenminimale Faktorkombination unter der Voraussetzung, daß ein Output von 6000 - 4 Mengeneinheiten des Produktes erstellt wird, und daß der Produktion die folgende Produktionsfunktion zugrundeliegt: ___________ 3 x = 6 . √_ r1 . r22 . b. Quantifizieren Sie die Kosten im Optimum. c. Bestimmen Sie zur Menge 6000 die Isoquante und die Grenzrate der Substitution. d. Interpretieren Sie Lambda. C. LINEARE ALGEBRA Aufgabe C.1. (16 Punkte) Für zwei Betriebe eines Unternehmens bestehe die folgende Lieferstruktur (Angaben als Wertgrößen in Mio. DM) Input 1 an Betrieb 2 Endnachfrage Output von Betrieb 1 2 a. Quantifizieren Sie den Gesamtoutput der beiden Betriebe. Wie lautet die Produktionskoeffizientenmatrix? Formulieren Sie ein statisches Leontief-Modell für die vorgegebene Input-/OutputStruktur. b. Welche Endnachfrage wäre unter den gegebenen technologischen Voraussetzungen möglich, wenn der Betrieb 1 einen Output zum Wert von 150 Mio. DM erstellen würde, und der Betrieb 2 einen Output zum Wert von 200 Mio. DM? c. Wie hoch müßte der Gesamtoutput der beiden Betriebe sein, wenn die Endnachfrage nach den Produkten des Betriebes 1 '20 Mio. DM' betragen würde und die nach den Produkten des Betriebes 2 '80 Mio. DM' ? Aufgabe C.2. (16 Punkte) Das folgende lineare Gleichungssystem möge eine innerbetriebliche Kostenverrechnung beschreiben, d.h. es werden für jede Kostenstelle die Kosten bei gegebenen Primärkosten in Abhängigkeit von den Verrechnungspreisen pro Leistungseinheit der jeweiligen Kostenstelle (p1, p2 und p3) betrachtet: - 5 (1) 600p1 = 600 (2) 300p2 = 100 + 300p1 (3) + 100p2 + 300p3 + 200p3 1500p3 = 300 + 300p1 + 200p2 a. Schreiben Sie das Gleichungssystem so um, daß Sie es als Matrizengleichung auffassen können, und formulieren Sie die entsprechende Matrizengleichung. b. Lösen Sie diese Matrizengleichung durch Matrizeninversion auf und geben sie die jeweiligen internen Verrechnungspreise p1, p2 und p3 an. c. Welcher Lösungsvektor würde sich ergeben, wenn im obigen Gleichungssystem in der Gleichung (1) statt 600 nun 900 und in der Gleichung (3) statt 300 nun 500 als Primärkosten auftreten? Lösen Sie diese Frage allein durch eine Matrizenmultiplikation. - 6 Notwendige FORMELN zur Lösung der Aufgaben des Bereichs A. __________________________________________________________ 1. Zinsrechnung Kn = Ko qn qn - 1 _________ Kn = rE q q - 1 2. Rentenrechnung qn - 1 _________ Rn = rv q q - 1 Rn = Ro qn 3. Tilgungsrechnung qn - 1 n _ _________ Kn = Ko q A q - 1 A = Ko (i + i*) bzw. qn - 1 _________ Kn = rE q - 1