Titel des Vortrages

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Beschwerdeobjektivierung
am Beispiel des Schmerzes
Prof. Dr. Markus Bassler
Hannover, 23.06.2016
Vortragsgliederung
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Einführung Begutachtung
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Prinzipien der Beschwerdenvalidierung
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Konzepte der Somatisierungsstörung
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Pathogenese chronischer Schmerzsyndrome
Vortragsgliederung
•
Einführung Begutachtung
•
Prinzipien der Beschwerdenvalidierung
•
Konzepte der Somatisierungsstörung
•
Pathogenese chronischer Schmerzsyndrome
Qualitätskriterien Begutachtung
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•
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•
Begutachtung muss transparent und nachvollziehbar sein
Es muss einen Konsens über relevante „harte“ und „weiche“
Daten geben (Kriterienkatalog)
Diese Kriterien sollten soweit möglich empirisch belegt sein
Der Teil des Ermessens sollte so klein wie möglich sein
Gutachter sollten bei gleicher Faktenlage (überwiegend) zu
einem gleichen Urteil kommen
Das Subjektive jedes Entscheidungsprozesses muss
wahrgenommen und reflektiert werden
Qualitätskriterien Begutachtung
Quelle: Gehrke & Mai, 2007
Studiendesign
(Gerke & Mai 2007)
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•
9 erfahrene Gutachter aus den sozialmedizinischen Diensten der
Rentenversicherungsträge beurteilten jeweils ein Gutachten aus den
Fachbereichen Orthopädie, Innere Medizin und Psychiatrie.
Die drei Gutachten waren anonymisiert und waren im Rahmen eines
Antrags auf Erwerbsminderungsrente erstellt worden.
Die Beurteilung erfolgte über einen standardisierten Fragenkatalog, der
insgesamt 6 Beurteilungsdimensionen eines Gutachtens operationalisierte.
Jede Frage war daraufhin zu beantworten, ob ein Mangel besteht (ja/nein)
– bei ja: Beschreibung des Mangels in Stichworten.
Übereinstimmung der Gutachter
(Fallbeispiel Innere Medizin)
Quelle: Gehrke & Mai, 2007
Übereinstimmung der Gutachter
(Fallbeispiel Psychiatrie)
Quelle: Gehrke & Mai, 2007
Studiendesign
(Dickmann & Brooks 2007)
Beurteilung eines fiktiven Falls durch 22 Gutachter:
(20 Nervenärzte, 1 Psychiater, 1 Neurologe)
Fall:
49 Jahre alte Sachbearbeiterin;
rezidivierende depressive Störung, derzeit mittelgradige Episode (F33.1)
Datenmaterial zur Kasuistik:
Psychiatrische Anamnese, neurologischer und psychiatrischer Befund;
Entlassungsdiagnosen der psychiatrisch-psychotherapeutischen Klinik;
Behandlungsdiagnosen (Hausarzt, Facharzt) einschließlich biografischer
Anamnese; Video-Interview (nach Hamilton, HAMD-Rating)
Studiendesign
(Dickmann & Brooks 2007)
Beurteilung eines fiktiven Falls durch 22 Gutachter:
(20 Nervenärzte, 1 Psychiater, 1 Neurologe)
Ergebnis:
8 Gutachter: vollschichtig erwerbsfähig (6 Stunden und mehr)
4 Gutachter: Minderung der Erwerbsfähigkeit (3 bis unter 6 Stunden)
10 Gutachter: Vollerwerbsminderung (weniger als 3 Stunden)
Große Unterschiede in der Beurteilung
der Leistungsfähigkeit
Quelle: Dickmann & Brooks, 2007
Vortragsgliederung
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Einführung Begutachtung
•
Prinzipien der Beschwerdenvalidierung
•
Konzepte der Somatisierungsstörung
•
Pathogenese chronischer Schmerzsyndrome
Prinzipien der Beschwerdevalidierung
bei der Schmerzbegutachtung
Kriterium
Inhaltliche Darstellung
A
Nachweis externer Anreize für Aggravation oder Simulation zum Begutachtungszeitpunkt: z.B. laufende Gerichtsverfahren, Rentenantrag, Berufsunfähigkeitsfragen
B
Hinweise auf Aggravation oder Simulation der Beeinträchtigung im Rahmen der
klinischen Untersuchung (z.B. Arzt, Physiotherapeut, Ergotherapeut)
B1
Wahrscheinliche negative Leistungsverzerrung („probable effort bias“)
B2
Diskrepanz zwischen selbstberichteten Symptomen und erwartbarer physiologischer
Begleitreaktion
B3
„Unnormale/unnatürliche Befunde im Rahmen der klinischen Untersuchung
B4
Diskrepanz zwischen Untersuchungsergebnissen und vom Gutachter beobachtetes
Verhalten (auch in unbeobachteten Situationen)
Quelle: Bianchini et al. 2005; Spine Journal 5: 404-17,
„Malingered Pain-Related Disability“
Prinzipien der Beschwerdenvalidierung
bei der Schmerzbegutachtung
Kriterium
Inhaltliche Darstellung
C
Hinweise auf Aggravation oder Simulation der Beeinträchtigung aus
neuropsychologischen oder kognitiven Tests
C1
Eindeutige negative Antwortverzerrungen in mindestens einem Alternativwahlverfahren für kognitive Leistungen. Leistungen liegen unter Ratewahrscheinlichkeit.
C2
Wahrscheinliche negative Antwortverzerrungen bei der Beschreibung subjektiver
Symptome oder kognitiven Leistungsfähigkeit in einem validierten Test für Aggravation
C3
Diskrepanz zwischen dem kognitiven Leistungsprofil und bekannten klinischen Mustern
der kognitiven Leistung
C4
Diskrepanz zwischen neuropsychologischen Testergebnissen und der (auch außerhalb
der Testsituation) beobachteten kognitiven Leistungsfähigkeit
Quelle: Bianchini et al. 2005; Spine Journal 5: 404-17,
„Malingered Pain-Related Disability“
Prinzipien der Beschwerdenvalidierung
bei der Schmerzbegutachtung
Kriterium
Inhaltliche Darstellung
D
Hinweise auf Aggravation aus der Beschreibung der Symptome, Beschwerden und
Behinderung durch den Probanden (Selbstberichte)
E
D1
Überzeugende eindeutige Inkonsistenzen zwischen den durch den Probanden
beschriebenen kognitiven oder körperlichen Leistungen in Untersuchungssituationen
D2
Diskrepanzen zwischen selbstberichteter Anamnese und Vorbefunden
D3
Symptombeschreibung nicht übereinstimmend mit bekannten Mustern, physiologisch
oder neurologisch nicht erklärbar
D4
Unterschiede zwischen der durch den Probanden beschriebenen kognitiven oder
körperlichen Leistung und dem im Rahmen der Begutachtung beobachteten Verhalten
D5
Hinweise auf Aggravation aus standardisierten Verfahren, die eine verzerrte
Selbstwahrnehmung nahelegen.
Die Beobachtungen, die die Kriterien B, C und D erfüllen, sind nicht vollständig durch
eine psychische oder neurologische Erkrankung oder entwicklungsbedingte Faktoren
erklärbar. Sie repräsentieren wahrscheinliche bewusstseinsnahe Verhaltensweisen.
Quelle: Bianchini et al. 2005; Spine Journal 5: 404-17
Prinzipien der Beschwerdenvalidierungstests
Prinzip
Inhaltliche Darstellung
Prinzip der verdeckten Leichtigkeit
(scheinbar schwere Aufgabe)
Schwierig erscheinende Aufgaben, die aber in Wirklichkeit leicht zu lösen sind. Bereits geringe kognitive
Leistung reicht für maximale Lösung aus.
Leichte versus schwere Aufgaben
Einfache Aufgaben sind selbst bei einer vorliegenden
kognitiven Beeinträchtigung leichter zu lösen als
schwere
Forced-Choice-Paradigma
(Alternativwahlverfahren)
Die Antworten eines Probanden bezüglich alternativer
Wahlmöglichkeiten fallen deutlich schlechter aus als
bei reinem Raten zu erwarten wäre
Quelle: Egle et al. 2014
Zusammenfassung Beschwerdevalidierung
(bei chronischen Schmerzsyndromen)
•
Beschwerdevalidierungstests können eine negative Antwortverzerrung
belegen, sie erlauben als einzelnes Testergebnis aber keine Aussage über
die Ursache.
•
Es sollten immer mehrere Tests für die Validierung von Beschwerden und
Funktionsstörungen erfolgen.
•
Die Beschwerdevalidierung sollte sowohl die Präsentation der
Beschwerden als auch die Anstrengungsbereitschaft überprüfen.
•
Erst die Zusammenschau aller multimodal gewonnenen Informationen
ermöglicht eine klinische Einschätzung der Validität der vorgetragenen
Beschwerden unter Berücksichtigung differenzialdiagnostischer
Überlegungen.
Vortragsgliederung
•
Einführung Begutachtung
•
Prinzipien der Beschwerdenvalidierung
•
Konzepte der Somatisierungsstörung
•
Pathogenese chronischer Schmerzsyndrome
Krankheitsbilder Psychosomatik
psychogen
Konversionsstörungen
Somatoforme Störungen
Psychosomatosen
Somatopsychische Störungen
somatogen
Somatisierungsstörung
(Definition nach ICD-10)
•
Körperliche Symptome ohne ausreichende
körperliche Ursache.
•
Hartnäckige Forderung nach Untersuchungen trotz
Versicherung, dass Beschwerden nicht körperlich
begründbar sind (somatisches Krankheitskonzept).
•
Beginn und Verlauf zeigen meist enge Beziehung zu
Konflikten und Lebensereignissen, dieses wird von
Patienten meist negiert.
Somatoforme Störungen
• Leidensdruck hoch
• Aufmerksamkeit hoch
• Inanspruchnahme hoch
• Weitere somatoforme Symptome ( ~ 80%)
• Komorbide psychische Störungen (60 - 70%)
Validität klinischer Diagnosen
(Randomisierte Studie Rehazentrum Oberharz)
Klinisches Urteil
Affektive
Störung
Angst- und
Zwangsstörung
Somatoforme
Störung
Anpassungsstörung
Keine
Diagnose
61
3
5
11
0
Angst- und Zwangsstörung (n= 41)
21
6
4
10
0
Somatoforme Störung
(n= 31)
16
2
7
6
0
Anpassungsstörung
(n= 6)
3
0
1
2
0
Keine Diagnose
(n=27)
6
2
6
5
0
SKID-Interview
Affektive Störung
(n= 80)
Quelle: Kaminski et al. 2015
Somatic Symptom Disorder
(DSM V)
A. Somatische Symptome:
Eines oder mehrere somatische Symptome, die belastend sind oder zu erheblichen Einschränkungen
in der alltäglichen Lebensführung führen.
B. Gedanken, Emotionen, Verhalten:
Exzessive Gedanken, Gefühle oder Verhaltensweisen bezüglich der somatischen Symptome oder
damit einhergehender Gesundheitssorgen, die sich in mindestens einem der folgenden Merkmale
ausdrücken:
• Unangemessene und andauernde Gedanken bezüglich der Ernsthaftigkeit der vorliegenden Symptome
• Anhaltende stark ausgeprägte Ängste in Bezug auf die Gesundheit oder die Symptome
• Exzessiver Aufwand an Zeit und Energie, die für die Symptome oder Gesundheitssorgen aufgebracht werden
Somatic Symptom Disorder
(DSM V)
C. Chronizität:
Obwohl keines der einzelnen somatischen Symptome durchgängig vorhanden sein muss,
ist der Zustand der Symptombelastung persistierend (typischerweise länger als 6 Monate).
Bestimme:
• Mit überwiegendem Schmerz (früher: „Schmerzstörung“)
• Andauernd: Ein chronischer Verlauf ist gekennzeichnet durch schwergradige Symptome, deutliche
Beeinträchtigungen und eine lange Dauer (länger als 6 Monate)
Aktueller Schweregrad:
Leicht: Nur eines der unter Kriterium B bezeichneten Symptome trifft zu.
Mittel: Zwei oder mehr der unter Kriterium B bezeichneten Symptome treffen zu.
Schwer: Zwei oder mehr der unter Kriterium B bezeichneten Symptome treffen zu; zusätzlich bestehen
multiple somatische Beschwerden (oder ein sehr schwer ausgeprägtes somatisches Symptom).
Vortragsgliederung
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Einführung Begutachtung
•
Prinzipien der Beschwerdenvalidierung
•
Konzepte der Somatisierungsstörung
•
Pathogenese chronischer Schmerzsyndrome
Akuter Schmerz
•
•
•
•
Symptom einer Krankheit
Warnfunktion (drohende Schädigung)
Diagnostik (somatisch)
Therapie (somatisch)
Chronischer Schmerz
•
•
•
•
•
Verlust der Warn- und Vermeidungsfunktion
Verselbstständigung des Schmerzes
Unabhängigkeit vom auslösenden Reiz
Diagnostik (somatopsychisch)
Therapie (multimodal)
Chronischer Schmerz
(Epidemiologie)
•
ca. 25% der Bevölkerung leiden an chronisch
wiederkehrendem bzw. chronischem Schmerz
• ca. 7-10% der Bevölkerung leiden an behandlungsbedürftigen chronischen Schmerzen
•
ca. 2% der Bevölkerung benötigen eine
spezielle Schmerztherapie
Akuter versus chronischer Schmerz
chronisch
6 Monate
Psychosoziale
Faktoren
Somatische
Faktoren
akut
Chronischer Schmerz
(Somatische Diagnosen)
•
•
•
•
•
Zervikobrachiales Syndrom (M53.0)
Lumbo-Ischialgie (M54.2)
Kreuzschmerz (M54.5)
Fibromyalgie (M79.7)
Migräne (G43.0, G43.1),
Spannungskopfschmerz (G44.3)
Psychische Diagnosen
Schmerz als häufiges (Leit-) Symptom
•
•
•
•
•
•
•
Coenästhetische Schizophrenie (F20.8)
Affektive Störungen (F32, F33, F34)
Posttraumatische Belastungsstörung (F43.1)
Somatisierungsstörung (F45.0)
Undifferenzierte Somatisierungsstörung (F45.1)
Hypochondrische Störung (F45.2)
Anhaltende somatoforme Schmerzstörung (F45.4)
Definition somatoforme Schmerzstörung
(ICD-10: F45.4)
Mindestens 6 Monate kontinuierlicher, an den meisten
Tagen anhaltender, schwerer und belastender Schmerz
in einem Körperteil, der nicht adäquat durch den
Nachweis eines physiologischen Prozesses oder einer
körperlichen Störung erklärt werden kann, und der
anhaltend der Hauptfokus für die Aufmerksamkeit der
Patienten ist.
Definition von Schmerz nach DGSS
(Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes)
Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und
Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder
potentieller Gewebsschädigung verknüpft ist
oder
mit Begriffen einer solchen Schädigung
beschrieben wird.
Definition von Schmerz nach DGSS
(Definitorische Konsequenzen)
•
•
•
Emotionale Komponente besteht gleichberechtigt
neben sensorischer Komponente
Schmerz ist subjektive Empfindung, ohne dass eine
objektivierbare periphere Läsion bestehen muss
Keine kausale Verknüpfung von Gewebsschädigung
und Schmerzreaktion
Schmerztypen
Merkmal
neuropathisch
nociceptiv
primär psychogen
Schmerzcharakter
brennend, bohrend,
elektrisierend
drückend, bohrend, reißend
variabel
Gestörte Motorik
entsprechend Beteiligung
motorischer Nerven bzw.
Verbindungen
Schmerzschonung,
keine Paresen
nicht konklusiv
Gestörte Sensibilität
entsprechend Beteiligung
sensibler Nerven bzw.
Verbindungen
lokal, jedoch nicht
topographisch dem
somatosensorischen System
zuzuordnen
nicht somatotopisch
Autonome Zeichen
häufig bei peripheren oder
spinalen Läsionen
nur lokale Zeichen
fehlend
Allodynie, Hyperalgesie,
Neuralgie
keine Somatotopie (peripher,
radikulär, zentral), weder
dermatomal, myotomal noch
sklerotomal
inkonstante Angaben,
weitere Hinweise für primär
psychische Ursache
Diverses
Risikofaktoren für chronischen Schmerz
(nach Egle 2007)
Psychosoziale Prädisposition
Biologische Prädisposition
unsichere Bindung
emotionale Vernachlässigung
Viktimisierung
Temperament
gehemmt, ängstlich
Versagen im schulischen
oder beruflichen
Werdegang
frühe/häufigeKrankheit
Schmerzerfahrung
labiles Selbstwertgefühl
Angst, Depression,
Ruhelosigkeit
Störung der Stressverarbeit./
-beantwortung, sensorische
Hypervigilanz (Schmerz, Lärm)
Ausgeprägtes Kontrollverhalten
Hyperaktivität, Perfektionismus
unreife Konfliktbewältigung
Risikofaktoren für chronischen Schmerz
(nach Egle 2007)
Ausgeprägtes Kontrollverhalten
Hyperaktivität, Perfektionismus
unreife Konfliktbewältigung
psychoszialer Stress
Familiär, beruflich
biologischer Stress
(iatrogen)
Überforderung, narzisstische Krise
Dysfunktion von HPA, LC-NE-Achse, deszendierende Hemmung
Schmerz, Erschöpfung, psychovergetative Symptome
Ängstlich-hypochondrische Bewertung und Verarbeitung
Körperliche Dekonditionierung, muskuläre Spannung,
sozialer Rückzug, negative Affekte, doctor shopping
Biographische Risikofaktoren
(Erhöhte Wahrscheinlichkeit für psychische Störungen)
Quelle: Egle, ACE- Studie, Mainz
Biographische Prägung
Genetische
Vulnerabilität
Kindheitsprägung
Pain prone
Stress
Action prone
Traumatisierung
Zentral-cerebrale Schmerz-Sensibilisierung
Spinale
Sensibilisierung
Somatosensorisches Priming
Periphere
Sensibilisierung
„Sozialer Schmerz“
(MacDonald & Leary, Psych Bull, 2005)
Sozialer (psychischer) Schmerz:
Spezifische emotionale Reaktion auf die Wahrnehmung, dass man aus ersehnten Beziehungen
ausgeschlossen wird, „gebrochenes Herz, verletzte Gefühle, Schlag ins Gesicht…“
Physischer Schmerz:
Die neuronalen Strukturen, welche die affektive Komponente von physischem Schmerz
regulieren, steuern zugleich das Erleben von psychischem (sozialen) Schmerz
Veränderungen im somatosensorischen Cortex
bei chronischem Rückenschmerz
Das Projektionsfeld, das in der Hirnrinde den Rücken repräsentiert (blauer Punkt), hat sich bei
einem Patienten mit chronischen Rückenschmerzen in Richtung Mitte ausgedehnt (roter Punkt).
Zum Vergleich: Das Areal, das die Finger repräsentiert, hat seine Ausdehnung jedoch nicht verändert
(rote und blaue Dreiecke).
Interdisziplinäre Schmerzstation
(Rehazentrum Bad Pyrmont)
Basisdiagnostik
bei Aufnahmetag
Sichtung
medizinischer
Vorbefunde,
ärztliche
Untersuchung,
diagnostische
Einschätzung
Berufsbezogene
Diagnostik,
Würzburger
Screeningfragebogen
(MBOR)
Funktionelle
Diagnostik,
BeschwerdeValidierung
Psychologische
Untersuchung,
Selbsteinschätzung
(PsyBaDo),
Schmerzfragebögen
Interdisziplinäre Schmerzstation
(Idealtypische Schmerztypen)
Gruppe III
psychosomatisch
somatogen
Gruppe I
somatisch
Gruppe II
somatopsychisch
somatogen
psychogen
psychogen
Diagnostische Zuordnung
(Patientengruppen I - III)
Gruppe 1
(N=10)
• Hauptdiagnosen: M54, F54, F45.41, G43/G44,
(somatischer Befund: ↑↑↑, psychischer Befund: ↑)
• Therapiemodule: überwiegend somatisch orientierte Angebote
Arbeitsplatztraining I + II
Gruppe 2
(N=10)
• Hauptdiagnosen: M54, F54, F45, M79.7, G43/G44
(somatischer Befund: ↑↑, psychischer Befund : ↑↑)
• Therapiemodule: gleichrangig somatische und psychologische Angebote
Arbeitsplatztraining I + II
Gruppe 3
(N=20)
• Hauptdiagnosen: F45.4, M79.7, F32.x, F33.x, F40.x, F41.x, F43.x, F44.x, F45
(somatischer Befund: ↑, psychischer Befund: ↑↑↑)
• Therapiemodule: überwiegend psychologische Angebote
Arbeitsplatztraining I + II
Zusammenfassung
Objektivierung von chronischem Schmerz ist nur unter
Einbeziehung mehrerer diagnostischer Ebenen möglich:
•
Erhebung somatischer Befunde einschließlich ärztlicher Untersuchung
•
Erhebung einer schmerztherapeutischen Anamnese
•
Erhebung testpsychologischer Befunde (+ Beschwerdenvalidierung)
•
Erhebung der vom Patienten selbst berichteten Symptome
•
Erhebung einer biographischen Anamnese
•
Erforderlichenfalls Verlaufsbeobachtung im klinischen Setting
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !
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