Gruppenbildungsprozess Merkblatt Die Entstehung eines Teams ist ein Prozess. Die Entwicklung geht nicht linear, zielstrebig und mit immer grösserer Effizienzsteigerung vor sich. Ähnlich einer Sportmannschaft muss das Team "zusammenwachsen", die Möglichkeit haben sich zu orientieren, Konflikte auszuleben und zu beseitigen, Kompromisse zu schliessen, sich zu integrieren und zu wachsen. Dieser Entwicklungsprozess vollzieht sich auf verschiedenen Ebenen: - auf der Sachebene, hier sind alle Aspekte der sachlichen Bewältigung der Aufgabenstellung und der Selbstorganisation angesiedelt und - auf der Interaktionsebene, auf der alle menschlichen Seiten des Teams betroffen sind (z.B. Wertschätzung, Einfluss, erwünschtes und unerwünschtes Verhalten, die eigene Rolle im Team usw.) Die Teambildung verläuft oft in 4 Phasen: Orientierungsphase (Forming) Dies ist die Entstehungsphase des Teams, jedes Mitglied hat bestimmte Erwartungen, muss die eigene Rolle finden. Auf der Interaktionsebene findet ein Beschnuppern statt, auf der Sachebene werden Informationen gesammelt, Ziele geklärt usw. Konfrontationsphase (Storming) Diese Phase ist für die Teamentwicklung von enormer Wichtigkeit. Teams, die hier steckenbleiben, werden früher oder später, oder von aussen aufgelöst. Gefühle werden nicht mehr versteckt, wie in der Orientierungsphase, es wird um Machtpositionen gekämpft, die eigene Identität um jeden Preis vertreten und die Positionen verteidigt. Auf der Sachebene finden Diskrepanzen zwischen persönlichen Vorstellungen/Erwartungen und der Aufgabe statt, Methoden und Aufgabenbewältigung werden diskutiert, die Teamleitung angegriffen. Am Ende dieser Phase steht jedoch die Definition der Aufgabenrollen und es besteht ein (allgemeiner) Grundkonsens. Kooperationsphase (Norming) Die Wogen im Team haben sich geglättet, es entsteht ein Wir-Gefühl, Ideen, Gedanken, Daten, etc. werden offen ausgetauscht. Die Kooperation läuft nicht mehr innerhalb der Cliquen, sie findet im ganzen Team statt. Unter Umständen kann die Vermeidung von Konflikten in dieser Phase zu einer langfristig unproduktiven Phase führen. Alles in allem ist dies die Phase, in der das Team eine solide Arbeitsplattform gefunden hat und diese weiter ausbaut. Wachstumsphase (Performing) In dieser Phase fließt nun nahezu die gesamte Teamenergie in die Aufgabenbewältigung. Dank einer hohen Teamkohäsion (Zusammenhalt) sind nun auch Spitzenleistungen möglich. Unter Umständen kann das Team an dieser Stelle auch wieder zusammenbrechen. Der Selbststeuerungsprozess ist nun sehr hoch, es finden regelmässige Feedbacksitzungen zu Problemen auf der Sach- und Interaktionsebene statt. In dieser Phase kann das Team auch in die 2. Phase zurückfallen, zum Beispiel bei neuen Teammitgliedern, Wechsel der Teamleitung, wichtige Ereignisse von aussen. Diese Herausforderungen werden von reifen Teams schneller gelöst, als von jungen Teams. Es sollen hier nicht alle Phasen der Teamentwicklung in aller Ausführlichkeit behandelt werden. Jungwacht Blauring Schweiz SCHUB / Schar leiten / Leitungsteam / Gruppenbildungsprozess 09/2014 Seite 1/2 Es kann hilfreich sein, wenn man sich als Teamleitung oder –mitglied den Phasen bewusst ist und Möglichkeiten schafft um die Phasen zu durchleben um schlussendlich mit voller Energie zusammenzuarbeiten können. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Entwicklungsphasen und die Prozesse in den beiden Ebenen: Orientierung Sachebene (Gruppenaufgabe) Interaktionsebene (Soziales Miteinander) • Erwartungen klären (wozu, für wen, was) • eigene Rolle finden • Informationen sammeln • Gegenseitiges Kennenlernen • Ziele klären und verstehen • Verschlossen im Zeigen von Gefühlen • Teilziele definieren • Welches Verhalten wird akzeptiert? • Struktur entwickeln • • Methoden zur Abhängigkeit von Teamleiter, Normen, Standards • Aufgabenbewältigung entwickeln Konfrontation und Konflikt Sachebene (Gruppenaufgabe) Interaktionsebene (Soziales Miteinander) • Diskussionen im "Entweder-Oder- Stil" • • Diskrepanz zwischen Aufgabe und persönlicher Orientierung Individualität um jeden Preis (Profilierung) • Widerstand gegen Aufgaben und Methoden Verteidigen von Positionen (Hackordnung) • Polarisation und Cliquenbildung • Kontrolle wird abgelehnt • Kampf um Macht und Status • Definition von Aufgabenrollen und Grundkonsens • Konflikte um Stilfragen • Konsens, Kompromiss, Kooperation Sachebene (Gruppenaufgabe) Interaktionsebene (Soziales Miteinander) • Offener Austausch von Daten, Ideen, Meinungen • Wertschätzung und Akzeptanz untereinander • Spielregeln für die Arbeit • Entspannen und Wohlbefinden • Suche nach Problemlösungen • echtes WIR-Gefühl • Kooperation aller • Konfliktvermeidung, soweit es geht • Entwicklung von Standards zur Aufgabenbewältigung • Entwicklung des Team-Jargons Integration und Wachstum Sachebene (Gruppenaufgabe) • Aktivität ganz im Dienst der Teamaufgabe • hoher Selbststeuerungsgrad • Interaktionsebene (Soziales Miteinander) • hohe Team-Kohäsion (Zusammenhalt) • offenes Feedback über Teamentwicklungsstand kreative Ideen • Verhaltensstandards sind geklärt • kontinuierliche Prozessverbesserung • hohe Teamidentifikation • hoher Qualitätsanspruch an die Arbeit Diese einzelnen Phasen können auch wiederholt durchgemacht werden, wenn ein neues Teammitglied in ein bestehendes Team eintritt, oder sich eine Änderung der Aufgabe ergibt. Jungwacht Blauring Schweiz SCHUB / Schar leiten / Leitungsteam / Gruppenbildungsprozess 09/2014 Seite 2/2