AKMUI--Tagung 2010 in Soest AKMUI Norbert Christmann FB Mathematik der TU KL September 2010 Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Programm (Ankündigung) In Diskussion um Computereinsatz: Mittels Computereinsatz können komplexe Inhalte trivialisiert werden und so den SchülerInnen zugänglich gemacht werden. werden Beobachtung (Lehrpläne, Diskussion mit B t /L h Beratern/Lehrern/Autoren/Studierenden…): /A t /St di d ) Zweifel an Nutzung dieser Chance Statt Anreicherung eher Reduzierung ? Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Wo sind wir 2010? Tagungsthema: Geometrie 2030 - zwischen Kreidetafel und Holodeck Wir haben - und 2030 sicher noch mehr - die Möglichkeit, selbst Entdeckungs, Erkundungs-, Erfahrungs- und Erklärungshandlungen durch den Computerbildschirm selbst zu erleben und selbst nacherleben zu lassen. lassen Schon heute können wir das mit dem Namen Bruner verbundene EIS effizient um neue Facetten bereichern: enaktiv Ikonisches, ikonisch Enaktives, sogar kti Symbolisches. S b li h (Wird das getan?) enaktiv Vieles, was früher mühsam zu materialisieren war, wird nun auf dem Bildschirm (virtuell) lebendig. (Auch Auch für die SchülerInnen?) Was sollen und wollen wir da noch mehr erwarten? Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Rückblick: Geometrie um 1950 Trennung des MU der S1 in Algebra und Geometrie (Bücher und Hefte) Geometrieheft: Seiten zweispaltig: p g Linien für K. Beschreibung……., Leere Spalte für Geg. Stücke, Planfigur, Konstruktion Konstruktion mittels Zirkel und Lineal, Lineal geg. geg Größen (auch Winkel) wurden damit in Zeichnung übertragen Parallelen konnten mittels Verschieben (Dreieck entlang Lineal) gezeichnet werden. g Wichtig: Determination in Beschreibung, Punkte als Schnittpunkte „geometrischer Örter“. Keine Koordinaten in der S1. Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Veränderungen Geometrie und Algebra integriert integriert, Geometrie vielfach reduziert (neue Inhalte, z. B. Stochastik) Frühzeitig Koordinaten, nur noch ein Heft mit kariertem Papier p Geodreieck als Hilfsmittel Computer, vgl. l Zweii Spalten l bei b i Geogebra b Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Koordinaten Vorteile: Lö Lösungskontrolle, k t ll Sichern des Gebrauchs dieses wichtigen g Hilfsmittel Also nicht verteufeln, verteufeln aber doch Kritisches Hinterfragen Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Beispiel zu Koordinatenproblem Winkelhalbierende werden schon früh genutzt In G8 werden schon in KL. 8 reelle Zahlen eingeführt Auch die Geometrie braucht reelle Zahlen! Gibt es zu den beiden roten Geraden eine Winkelhalbierende, wenn nur rationale Koordinaten verfügbar? fü b ? Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Anmerkung zur L.-Ausbildung Alte Studiengänge (in KL): 2x4 SWS Geometrie (im Wahlpflichtbereich) I Affine Geometrie mit deren Algebraisierung (Schließungssätze Desargues, Pappus-Pascal, Sonderfall Affine Ebenen (sparsam)), euklidische Räume analalytisch II E klidi h Eb Euklidische Ebenen ddurch h schrittweise h itt i S Spezialisierung i li i zur Anschauungsebene dabei insbesondere auch endliche euklidische Ebenen, vgl. hierzu auch meinen Vortrag auf einer Akmui-Tagung Akmui Tagung zu diesem Thema Neue Studiengänge (BM): 2 SWS Euklidische Geometrie Noch Nachdenken über endliche Geometrien im MU? (heute!!!) Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Winkelsätze an Parallelen Stufen- und Wechselwinkelsatz Problem: Wann sind zwei Geraden parallel? (Geodreieck erspart hier „Nachdenken“) F l h R Falsche Reihenfolge: ih f l Umkehrung U k h der d zuvor genannten Sätze nach vorn. Euklidische Fassung des „Parallelenaxioms“ häufig nicht bekannt, wäre aber hilfreich Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Kennzeichnungen von // 90 ° β β1 g β β4 β2 β 90 ° h s d1 90 ° β β3 Q P d2 90 ° t Mein Favorit: g // h < == > g, h haben gemeinsames Lot (Orthogonal „einfacher“ als generelle Winkelmessung) Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 90 ° Es folgen die fünf Postulate: „Gefordert soll sein: 1. Dass man von jedem Punkt nach jedem Punkt die Strecke ziehen kann, 2. Dass man eine begrenzte gerade Linie zusammenhängend gerade verlängern kann. 3 Dass man mit jedem Mittelpunkt und Abstand den Kreis zeichnen kann 3. kann. 4. Dass alle rechten Winkel einander gleich sind. 5. Und dass , wenn eine gerade Linie beim Schnitt mit zwei geraden Linien bewirkt,, dass innen auf derselben Seite entstehende Winkel zusammen kleiner als zwei Rechte werden, dann die zwei geraden Linien bei Verlängerung ins unendliche sich treffen auf d S der Seite, it auf der die Winkel liegen, die zusammen kleiner als zwei Rechte sind.“ ← { Zum Schnittpunkt Bild zum 5. euklidischen Postulat Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Außenwinkelsatz Im Bild sind α1, β1, γ1 Außenwinkel des Dreiecks ABC. Diese sind jeweils Nebenwinkel der entsprechenden Innenwinkel, ergänzen sich also mit diesen zu 180°. Es gilt derAußenwinkelsatz: Ein Außenwinkel ist größer als jeder der beiden de be de nicht c anliegenden a ege de Innenwinkel, also α1 > β, γ ; β1 > α, γ ; γ1 > α, β. Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? γ α1 C γ γ1 α A Christmann AKMUI Soest 2010 β β β1 B Euklids Beweis des Außenwinkelsatzes F δ δ1 C γ1 γ1 γ E α1 α2 D α3 A G Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? α δ β β β1 B Im gegebenen Dreieck ABC wird zunächst der Mittelpunkt E der Strecke AC bestimmt. Dieser wird mit B verbunden,, dann die Strecke BE über E hinaus verlängert bis zum Punkt F, wobei L(EF) = L(EB). (F ist demnach der Schnittpunkt des Kreises um E mit Radius L(EB) mit der Verlängerung l von EB über b E hinaus.) hi ) Die entstehenden Dreiecke AEF und CEB sind dann kongruent nach sws (L(EF) = L(EB), ((AEF) = ((CEB) als S h it l i k l L(AE) = L(CE)). L(CE)) Dann D Scheitelwinkel, stimmen diese Dreiecke in allen übrigen Maßen überein, insbesondere ist α2 = γ. Wegen α1 > α2 (α2 ist ein Teilwinkel von α1, 1 Euklid: „Das Das ganze ist größer als seine Teile.") gilt dann auch α1 > γ. Entsprechend lässt sich mit Halbierung von AB zeigen, dass α1 > β gilt. Christmann AKMUI Soest 2010 Wechselwinkelkriterium für // Vorausgesetzt wird demnach β1 = β2. Zu zeigen ist, dass sich g und h nicht schneiden. Der Beweis wird indirekt geführt. Angenommen, die Geraden g und h schneiden sich in einem Punkt S (im Bild durch „um die Ecke gehen“ der Geraden angedeutet). Dann wäre β2 ein Außenwinkel des Dreiecks ABS, müsste daher größer als der nicht anliegende Innenwinkel β1 sein. Das kann nicht sein, weil beide Winkel als ggleichweit vorausgesetzt g wurden. Somit müssen die Geraden parallel und verschieden sein. Bei diesem Beweis muss man bereit sein, die Gültigkeit des Kongruenzsatzes sws zu akzeptieren. Natürlich könnte auch dieser Satz auf andere zurück füh t werden, d ein i Anfang A f it als l gültig ülti akzeptieren k ti geführt mit (Grund-) Sätzen muss aber auf jeden Fall gemacht werden. Weil der Kongruenzsatz sws genügend einfach ist (man denke doch an die Einfachheit der Konstruktion eines Dreiecks nach sws), soll er hier nicht weiter hinterfragte werden. Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? B g β2 β s S β1 β A Christmann AKMUI Soest 2010 h Kongruenzsätze Laut Lehrplan von RP ist es nicht erforderlich, alle Kongruenzsätze zu besprechen. Kleinlaut wird dann an einer andern Stelle zugegeben, dass zu beachten ist, dass hierzu der Kongruenzsatz…. erforderlich ist. ist Gehört zu einer Aufgabe (hier: Welche Stücke bestimmen ein Dreieck eindeutig?) deren vollständige Lösung? Also: Wenn schon Kongruenzsätze, dann alle? Verlangt dies nicht grundsätzlich die mathematische Vorgehensweise V h i (Suche (S h aller ll Lösungen) Lö ) Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Empirie oder System? C Eine knifflige Konstruktion? a b sb B A Wird nur knifflig, wenn man „kniffligen“ Lösungsweg vorschreibt: Zusammensetzen ungeordneter Schnipsel mit Anweisungen. Übertreibung des experimentellen Vorgehens Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Vierecke (sind teilweise gemein) Kongruenz aufgrund der 5 blauen Strecken? Argumentation in einem Buch: Dreiecke eindeutig, also auch Viereck als aus diesen Dreiecken zusammengesetzt Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 DGS zwingt i t zur Korrektur K kt (Vierecke (Vi k nicht i ht unbedingt b di t kkonvex, steht t ht in dem entsprechenden Buch auf der gleichen Seite) Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Was ist ein Viereck? Überschneidungsfrei? Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Kongruenzabbildungen In RP noch vorgeschrieben, dabei Empfehlung des Rechnereinsatzes (Verpflichtung zum Einsatz besteht, aber nicht unbedingt bei diesem Gegenstand) Berater: Unbedingt Kapitel so gestalten, damit auch „rechnerfrei“ gearbeitet werden kann (Ein Argument: Rechnerraum für MU kaum verfügbar) In BW nur noch Achsen- und Punktspiegelung verpflichtend Tools in also T l für fü Abbildungen Abbild i DGS-Systemen DGS S l teilweise il i überflüssig? Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Begründen und Beweisen Haben die Schüler noch eine gesicherte Argumentationsbasis g ((nach Rauswurf der Diskussion von „Grundsätzen“ usw.)? Beispiel zum Lokalen Ordnen: Kongruenzabbildung als längentreue Abbildung, Bild eines Dreiecks sichert Abbildung, daher Längentreue -> Winkeltreue Erkenntnisgewinn mit Werkzeug DGS konstruktiv möglich – Überforderung? Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Kongruenzabbildung als längentreue Abbildung P' 2,308101 cm B' C' P 6,252793 cm C 6,604257 cm 1418 cm 6 768784 cm 6,768784 A' A 7,117488 cm Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? B Christmann AKMUI Soest 2010 Beweisprinzipien außermathematisch Satz: Zwei in einer Ebene liegende (beliebig geformte) Pfannkuchen können stets durch einen geraden Schnitt simultan i lt (also ( l zugleich) l i h) halbiert h lbi t werden. d Stellen wir uns zwei in der Ebene (auf dem Tisch oder auf einem flache Teller) liegende Pfannkuchen vor. vor Wie kann man diese mit einem geraden Schnitt „gerecht“ teilen? Das Zweipfannkuchenproblem: Beide Pfannkuchen sollen mit einem Schnitt halbiert werden (vgl. (vgl Davis /Hersh: Erfahrung Mathematik) Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Zwei--PfannenkuchenZwei Pfannenkuchen-Problem Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Klassifikation z. B. von Von Kongruenzabbildungen Äh li hk it bbild Ähnlichkeitsabbildungen Normdarstellungen dieser Abbildungen Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 E2 In dieser Aufgabe sollst du zeigen, dass gleichorientierte, g zueinander ähnliche Dreiecke durch eine Drehstreckung aufeinander abgebildet werden können, wobei Drehszentrum und Streckungszentrum übereinstimmen. E4 In dieser Aufgabe sollst du zeigen, dass entgegengesetzt orientierte orientierte, zueinander ähnliche Dreiecke durch die Verkettung einer Achsenspiegelung mit einer zentrischen Streckung (Spiegelstreckung) aufeinander abgebildet werden können, bei der das Streckungszentrum auf der Spiegelachse liegt. Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Polynombestimmung Ausgleichsrechnung: Fü n+1 Für +1 P Punkte kt iin der d Regel R l Polynom P l vom Grad <n suchen. Mit Knopfdruck kann man verdeutlichen, dass Grad n unsinnig. Lagrange-Ansatz Lagrange Ansatz zur Polynombestimmung im Zusammenhang mit Rechnernutzung besser als Ansatz Ansat mit Gleichungssystemen Gleich ngss stemen Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Weiterführende Überlegungen sinnvoll, z. B. ? Die Beschreibung der Temperaturmesswerte durch Regressionskurven soll weiter untersucht werden. Bestimme die Regressionspolynome vom Grad 5 und Grad 6 und überprüfe die Qualität der Näherung anhand von Schaubildern Schaubildern. Bestimme das Polynom p kleinsten Grades, das für alle Zeitpunkte exakt die gemessenen Werte liefert. Ist es zur Näherung der Messreihe geeignet? Welches Polynom würde sich in b) ergeben, wenn die Temperatur konstant 22° wäre? Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Noch zwei Projektbeispiele Zum Thema Mathematik und Musik ik Näheres dazu in MU 1/2011 Trivialisierung/Reduz. auf Triviales? Christmann AKMUI Soest 2010 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!! Dem AKMUI viel Erfolg insbesondere auch zur Neugestaltung des MU im Jahr 2030 christmann@mathematik uni kl de [email protected]