Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Prof. Dr. Abdolkarim Sadrieh Lehrstuhl für E-Business SS 2013 1 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte 3. Elektronische Festpreis-Märkte 3.1. Festpreise im Monopol 3.2. Festpreise bei differenzierten Gütern 3.3. Wettbewerb im Festpreismarkt 3.3.1. Geographische und informationelle Entdifferenzierung 3.3.2. Suchkostenreduktion durch ShopBots 3.3.3. Multi-Channel Vertrieb im Monopol 3.3.4. Multi-Channel Vertrieb im Wettbewerb 3.4. Preisdispersion 3.4.1. Preisdispersion mit Suchkosten 3.4.2. Preisdispersion mit Discountern 2 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte 3. Elektronische Festpreis-Märkte (fortgesetzt) 3.5. Yield Management 3.5.1. Konzept 3.5.2. Voraussetzungen und Anwendungsgebiete 3.5.3. Statische und dynamische Varianten 3.5.4. Beispiele für Heuristiken: Nesting und EMSR 3.5.5. Praxisbeispiel: Online-Flugpreise 3 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte („posted offer markets“) typischerweise oder Märkte meist modelliert als • (zentral oder dezentral publiziert) • • oft nur (meist keine Liefergarantie) (Vertragsannahme) • sind : Preisdiskriminierung ist auch bei öffentlicher Bekanntgabe möglich der Preisanpassung variiert • • • für „echte“ Monopole (z.B. Bahn, Post, Gas) und „Nischen-Monopole“ (z.B. Designprodukte) 4 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte => Anbieter Ware oder Dienstleistung => Einzigartigkeit heißt hier => Das Gut zu bzw . Wie kostspielig ist zu „kostspielig“? Bespiele • Ist eine Bahnfahrt substituierbar oder hat die DB ein Monopol? • Ist eine akute Blinddarm-OP substituierbar oder hat das Notfallkrankenhaus ein lokales Monopol? • Ist eine „Irony“ substituierbar oder hat die Swatch AG ein Monopol? Fazit: Das , um den zu illustrieren. 5 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Ein Teil der Konsumentenrente, die beim uniformen Preis verbleibt, soll abgeschöpft werden, um den Monopolgewinn zu steigern. • Individualisierte Preisdifferenzierung • Quantitätsbezogene Preisdifferenzierung • Segmentbezogene Preisdifferenzierung • ausreichende Marktmacht um die Preise beeinflussen zu können • Informationen über die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten • die Möglichkeit, einfache Arbitrage-Geschäfte durch Weiterverkauf zu verhindern 6 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte – insbesondere in der Funktionalität • • differenziert durch • • • • Grad der automatisierten Ansätze zur • • • (Markenname, Design usw.) (Lokation, Nebenkosten usw.) in der Realität kann von der und der werden 7 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte durch das Online-Geschäft • physische Wegekosten entfallen • virtuelle Geographie erzeugt virtuelle Wegekosten (Gestaltung der „Klickwege“, Einlogg-Prozeduren und andere „Formulare“) • physische Transportkosten steigen im Schnitt durch das Online-Geschäft • • online und offline entstehen erhebliche Suchkosten • online werden Suchkosten durch Automatisierung gesenkt • online sind unabhängige „Preisfinder“ einfacher zu erzeugen • • multi-mediale Websites statt klassische Verkäuferberatung • online sinkt die Flexibilität, aber Vergleichbarkeit steigt 8 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Preisvergleiche reduzieren Suchkosten. Dennoch bleiben beachtliche Preisunterschiede. Wie sollten Anbieter auf solche Vergleiche reagieren? 9 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte am Bsp. von www.factory-2-you.de In kompetitiven Märkten linken Anbieter ihre Seiten häufig auf Preisvergleichsseiten zurück. Vorteile • erhöht Glaubwürdigkeit der Angebote • erhöht Sichtbarkeit der bedienten und bevorzugten Preisvergleichseiten Nachteil • reduziert Suchkosten, d.h. reduziert die Differenzierung 10 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Ein homogenes Gut Vertrieb entweder online oder offline möglich • Vertriebskanäle stehen im Wettbewerb zueinander Konsumenten befinden sich gleichmäßig verteilt auf einem Kreis • Umfang des Kreises ist gleich 1 • Jeder Konsument fragt genau eine Einheit nach • Grundnutzen bei einem Offline-Kauf ist gleich u • Wenn ein Konsument online kauft wird der Grundnutzen um reduziert N symmetrische Offline-Anbieter • Gleichmäßig auf dem Kreis verteilt 1 Online-Anbieter befindet sich im Zentrum des Kreises Keine Produktions- oder Vertriebskosten Um zu einem Offline-Händler zu gelangen, entstehen lineare Entfernungskosten t 11 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Marktanteil des Online-Vertriebs Online 12 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte bezeichnet die Entfernung eines Kunden zum 1 In einem Abschnitt der Größe 2N konkurrieren jeweils genau ein OfflineAnbieter und der Online-Anbieter miteinander Nutzen eines Kunden des Offline-Kanals: uoff u poff x t Nutzen eines Kunden des Online-Kanals: uonl u ponl Indifferente Kunden ( uoff uonl ) xˆ ponl poffl t 1 x xˆ dann Kauft der Kunde x Online Wenn 2N Wenn x xˆ , dann Kauft der Kunde x beim nächstgelegenen Offline-Anbieter 13 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Es kommt zu ausschließlichem Offline-Vertrieb wenn: • Es keinen Online-Anbieter gibt 1 • xˆ Es keine Nachfrage bei dem Online-Anbieter gibt 2N Die Nachfrage von jedem Offline-Anbieter ist gleich: q1 1 N Der gleichgewichtige Preis ist gleich: t p1 N Der Gewinn für jeden Offline-Anbieter ergibt sich als: 1 t N2 14 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Voraussetzung für Multi-Channel-Vertrieb ist: xˆ Nachfrage von jedem Offline Anbieter p poffl qoffl 2 xˆ 2 onl t Online-Nachfrage p poffl 1 qonl 2 N xˆ 1 2 N onl 2 N t Gewinnfunktionen p poffl offl 2 onl poffl t ponl poffl ponl t onl 1 2 N 1 2N 15 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Beste-Antwort-Funktionen p poffl onl und 2 ponl p t offl 4N 2 Durch ineinander Einsetzen ergeben sich die gleichgewichtigen Preise t t poffl p onl und 6N 3 3N 3 Einsetzen in die Nachfragefunktionen ergibt 1 2 2 2N qoffl qonl und 3N 3t 3 3t Einsetzen in die Gewinnfunktion ergibt 2 2 2 t N 1 t 2N onl und offl 2 9 Nt 18 Nt 16 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Gleichgewichtige poffl p1 und ponl p1 für alle qoffl , qonl 0 Einführen eines Online-Vertriebskanals • • Senkt den Gewinn der bestehenden Offline-Anbieter • • Steigert die Konsumentenrente 17 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Ein Gut mit kaufrelevanten • z.B. eine Jeans Vertrieb über Online- oder Offline-Kanal möglich Es gibt • Beide Anbieter vertreiben ihre Produkte direkt Konsumenten haben für das Produkt von Anbieter i ist gleich • • Nutzen für das Produkt des anderen Anbieters (j ) ist gleich • wenn das Produkt von j ist als das von i • Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist gleich q • wenn das Produkt von j ist als das von i • Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist (1-q) : f ist groß genug, um einen extremen Preiskampf zu vermeiden 18 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Transaktionskosten von Konsumenten • Gleich beim Online-Kanal • Gleich für die erste Suche im Offline-Kanal • Gleich für die zweite Suche im Offline-Kanal • Kosten fallen an, sobald ein Konsument sucht oder offline kauft • • • „Wenn ich schon in der Stadt bin, ist es nicht so teuer eine zweite Jeans anzuprobieren.“ Es gibt drei (nicht dominierte) Strategien, die der Käufer verfolgen kann 1. Ohne Suche i kaufen 2. Suchen und bei guter Suche j kaufen, bei schlechter Suche i kaufen 3. Suchen und unabhängig vom Ergebnis der Suche j kaufen 19 Prof. Dr. A. Sadrieh 20 Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte U r k1 pi q (f>0) Kauf bei Anbieter j U r f k1 p j Kauf bei Anbieter j U r f k1 p j (1-q) (f<0) U 0 Kauf bei Anbieter i U r k1 k2 pi nicht kaufen U k1 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Entscheidet sich ein Konsument für das bekannte Produkt, dann • Kauft er dieses • Fallen an Entscheidet sich ein Konsument dazu zu • Fallen Transaktionskosten von , dann an • Wird Produkt i online gekauft, falls Produkt j schlechter ist als i • Keine zusätzlichen Transaktionskosten Das unbekannte Produkt muss im Offline-Handel begutachtet werden, bevor es gekauft wird. Es gibt zwei (nicht dominierte) Strategien, die der Käufer verfolgen kann 1. Ohne Suche i online kaufen 2. Offline suchen; bei guter Suche j offline kaufen und bei schlechter Suche i online kaufen 21 Prof. Dr. A. Sadrieh 22 Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte U r pi q (f>0) Kauf bei Anbieter j U r f k1 p j Kauf bei Anbieter j U r f k1 p j (1-q) (f<0) U 0 Kauf bei Anbieter i nicht kaufen U r k1 pi U k1 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Bei sind die zusätzlichen Bei gleich sind die zusätzlichen einer Suche Steht ein Online-Kanal zur Verfügung werden Konsumenten • Es wird häufiger ohne zu suchen die bekannte Marke gekauft • Durch Online-Kanal wird 23 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte jeder Konsument fragt 1 Einheit nach Konsumenten wissen, dass die Preise mit der Verteilungsfunktion F(p) im Intervall [ptief,phoch] verteilt sind (beachte: Preissetzungsverhalten der Unternehmen ist als eine stochastische Verteilung modelliert) jeder Konsument erhebt vor der Kaufentscheidung eine Stichprobe von n Preisen, wobei jede Preissuche Suchkosten c verursacht Konsumenten optimieren die Stichprobengröße n jeder Konsument kauft die preiswerteste Einheit seiner eigenen Stichprobe zum Preis pmin(n) (sofern pmin(n) ≤ Zahlungsbereitschaft) Preisdispersion entsteht, da jeder Konsument eine andere (eine eigene) Preisstichprobe zur Verfügung hat n wird so lange erhöht, bis die Grenzsuchkosten c den erwarteten Grenznutzen einer weiteren Preisinformation übersteigen 24 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Wie wird die optimale Stichprobengröße n* gewählt? minimiere die erwarteten Gesamtkosten (Suchkosten plus Kaufpreis) min E[C] = E[ pmin(n) ] + cn wobei E[pmin(n)] = E[min{p1, p2,…,pn}] der erwartete niedrigste Preis ist Verteilung des niedrigsten Preises in einer Stichprobe von n ist Fmin(n)(p) = 1 - [1- F(p)]n daraus folgt Erwartungswert des niedrigsten Preises E[pmin(n)] = ∫ p dFmin(n)(p) = ptief + ∫ 1 - Fmin(n)(p)dp = ptief + ∫ [1 - F(p)]n dp (je von ptief bis phoch integriert) So heißt die Minimierungsaufgabe zur Bestimmung des optimalen n: minimiere E[C] = E[ pmin(n) ] + cn = ptief + ∫ [1- F(p)]n dp + cn 25 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Relevanz des Stigler Modells im E-Business • simultane Preissuche ist angesichts Preisvergleichsseiten plausibel • Grenzkosten der Suche sind nicht konstant • Grenzkosten der Suche des ersten Preises sind relativ hoch (Preisvergleichseite muss aufgerufen werden!) • Grenzkosten der Suche für alle nachfolgenden Preise (2., 3. usw.) auf der ersten Seite der Suchmaschine sind nahe Null • Grenzkosten der Suche der Preise auf der nächsten Seite sind entsprechend: relativ hoch für den ersten und sonst nahe Null Modell passt gut zur Preissuche über Preisvergleichsseiten, aber ein wichtiges Element fehlt: Konsumenten vertrauen Verkäufern im unterschiedlichen Maße 26 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Diamonds Kritik am Stigler Modell • Zufallsverteilte statt strategische Preise Unternehmen im Stigler Modell reagieren nicht strategisch auf das Verhalten der Konsumenten (Preise sind zufallsverteilt) • Stichprobenartige statt sequentielle Preissuche Konsumenten verhalten sich nicht optimal, weil sie die Stichprobengröße n zu Beginn festlegen, anstatt sie nach dem Erhalt neuer Preisinformation anzupassen Je niedriger die Preise, die bereits beobachtet worden sind, desto weniger lohnt es sich nach weiteren Preisen zu suchen, da die Wahrscheinlichkeit einen noch niedrigeren Preis zu finden sinkt. Im Extremfall, wenn man den niedrigst möglichen Preis ptief bereits beobachtet hat, sollte man die Suche sofort beenden. 27 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Diamonds Paradox (Monopolpreise im Wettbewerbsmarkt) • Annahmen • Unternehmen verhalten sich strategisch (siehe Kritik 1) • Konsumenten suchen sequentiell (siehe Kritik 2) • Nach jeder neuen Preisinformation vergleichen Konsumenten den erwarteten Nutzen aus einer weiteren Preisinformation mit den Grenzkosten der Suche. Die Suche wird abgebrochen sobald die Grenzkosten den Grenznutzen übersteigen. • Gleichgewicht • alle Unternehmen verlangen den Monopolpreis pM • alle Konsumenten, deren Zahlungsbereitschaft größer als pM ist, suchen nur einen Preis und kaufen sofort • es entsteht keine Preisdispersion 28 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Relevanz des Diamond Modells im E-Business • sequentielle Preissuche ist im Allgemeinen üblich, oft auch im Internet, aber nicht auf Preisvergleichsseiten • Grenzkosten der Suche sind im Internet relativ niedrig „Suchleid“ der Konsumenten muss sehr hoch sein, damit ein Diamond Gleichgewicht zustande kommen kann • Diamond Gleichgewicht ist sehr labil • bereits wenn eine kleine Anzahl Konsumenten suchen, kann es sich lohnen, die Preise unterhalb des Monopolpreises zu setzen wenn es Preise unterhalb des Monopolpreises gibt, kann es sich für immer mehr Konsumenten lohnen zu suchen wenn immer mehr Konsumenten suchen, lohnt es sich für alle Unternehmen die Preise zu senken 29 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Sequentielle versus stichprobenartige (simultane) Preissuche Sequentielle Preissuche ist optimal, wenn die Suche keine Zeitkosten verursacht. Mit Zeitkosten sind vor allem die Opportunitätskosten der Zeit gemeint, aber auch andere Zeitkosten wie z.B. Internetverbindungs- und Energiekosten. Sequentielle Preissuche nutzt alle Informationen effizient, d.h. die Suche stoppt genau dann, wenn ausreichend Informationen gesammelt sind. Stichprobenartige (simultane) Preissuche kann wegen der niedrigeren Zeitkosten günstiger als das sequentiellen Suchen sein. Stichprobenartige Preissuche kann (ex-post) zu Informationsineffizienz führen, d.h. unter Umständen werden mehr Informationen als notwendig gesammelt. 30 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte 3 Unternehmen: • ein Discounter (D) setzt einen Discount-Preis pD • zwei Nicht-Discounter (ND) setzten einen höheren, uniformen Preis pND • Wettbewerb zwischen Discounter und den Nicht-Discountern unendlich viele Konsumenten (Kontinuum von Konsumenten) • jeder Konsument wird durch seine Suchkosten s beschrieben • die Suchkosten s sind uniform verteilt auf dem Intervall [L, H] ein Konsument s, der den niedrigsten Preis sucht, • hat Suchkosten in Höhe von s • findet immer den Discounter und kauft zum Discount-Preis pD • hat Gesamtkosten (einschließlich Kaufpreis) von CD(s) = pD + s 31 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte ein Konsument s, der zufällig ein Geschäft aufsucht, • hat keine Suchkosten • kauft mit 1/3 Wahrscheinlichkeit zum Discount-Preis pD und mit 2/3 Wahrscheinlichkeit zum Nicht-Discount-Preis pND • hat erwartete Gesamtkosten (einschließlich Kaufpreis) von CND(s) = 1/3pD + 2/3pND da es ein Kontinuum von Konsumenten gibt, muss es auch einen geben, der zwischen Suchen und Randomisieren indifferent ist: für den indifferenten Konsument s´ gilt: CD = CND pD + s´ = 1/3pD + 2/3pND suchen s´ = 2(pND - pD) /3 zufällig einkaufen ´ 32 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Wie viele Käufer erwartet der Discounter? alle suchenden Konsumenten, d.h. all jene mit L s < s´ 1/3 aller randomisierenden Konsumenten, d.h. 1/3 jener mit s´ s < H vom Discounter erwartete Anzahl an Käufern ist E[qD ] = (s´ - L)+(H - s´)/3 = H/3 - L + 4(pND - pD) /9 Wie viel Gewinn erwartet der Discounter? Erwarteter Gewinn (unter der Annahme, dass es keine Kosten gibt) E[πD] = pD E[qD] = pD ( H/3 - L + 4(pND - pD) /9 ) F.O.C. 0 = H/3 - L + 4pND /9 - 8pD /9 pDBR = (3H - 9L)/8 + pND /2 pDBR ist die Beste-Antwort-Funktion des Discounters 33 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Wie viele Käufer erwarten die Nicht-Discounter? 2/3 aller randomisierenden Konsumenten, d.h. 2/3 jener mit s´ s < H vom Nicht-Discounter erwartete Anzahl an Käufern ist E[qND ] = 2(H - s´)/3 = 2H/3 + 4(pD - pND) /9 Wie viel Gewinn erwarten die Nicht-Discounter? Erwarteter Gewinn (unter der Annahme, dass es keine Kosten gibt) F.O.C. E[πND] = pND E[qND] = pND ( 2H/3 + 4(pD - pND) /9 ) 0 = 2H/3 + 4pD /9 - 8pND /9 pNDBR = 3H/4 + pD /2 pNDBR ist die Beste-Antwort-Funktion der Nicht-Discounter 34 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Im Gleichgewicht treffen sich die beiden Beste-Antwort-Funktionen und die folgenden Preise stellen sich ein: pND* = (5H - 3L)/4 pD pD* = (2H - 3L)/2 Beste-Antwort-Funktion der Nicht-Discounter pND = 3H/4 + pD /2 Beste-Antwort-Funktion des Discounters pD = (3H - 9L)/8 + pND /2 (2H - 3L)/2 (3H - 9L)/8 (3H)/4 (5H - 3L)/4 pND 35 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Zusammenfassung der Ergebnisse Preisdispersion im Gleichgewicht beruht auf der Heterogenität der Konsumenten (unterschiedliche Suchkosten) Discounter haben im Gleichgewicht die niedrigeren Preise und verkaufen an alle suchenden Konsumenten Nicht-Discounter haben im Gleichgewicht höhere Preise und verkaufen nur an randomisierende Konsumenten mit steigenden Suchkosten steigen beide Preise mit fallenden Suchkosten fallen die Preise und der Wettbewerb nimmt zu 36 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Konzept des „Ertragsmanagements“ integrierte Preis-Mengen-Optimierung zur gewinnmaximierenden Kapazitätsauslastung über Segmentierung und Preisdifferenzierung segmentiere den Output („Kapazität“) und optimiere integriert: • Anzahl der Segmente • Größe der Segmente • Preis der Segmente Problem ist im Allg. für eine analytische Lösung zu komplex. Vereinfachen durch die Festlegung von 1-2 der 3 Parameter: • Anzahl und Größe der Segmente festlegen, optimale Preise berechnen (typisches Pricing-Problem von Theatersitze) • Anzahl und Preis der Segmente festlegen, optimale Segmentgröße berechnen (typisches Kontingentierungsproblem von Airline-Sitzplätzen) 37 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Konzept des „Ertragsmanagements“ Ertragsmanagement („yield management“) ging aus dem Erlösmanagement („revenue management“) hervor, Erlösmanagement ging aus dem Pricemanagement („pricing“ oder „price management“) hervor Unterschiede der drei Stufen: • Preismanagement bezeichnet im Allg. eine optimale Preisdifferenzierung bei vorgegebener Segmentierung • Erlösmanagement berücksichtigt zusätzlich die Optimierung der Segmentanzahl und -größen (d.h. Preis und Menge gleichzeitig) • Ertragsmanagement berücksichtigt zusätzlich die Kosten der Kapazitätsauslastung, die möglicherweise unterschiedlichen sind (d.h. dass im Allg. der Deckungsbeitrag die Zielgröße ist) 38 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Voraussetzungen für ein sinnvolles „Ertragsmanagements“ Möglichkeit zur Marktsegmentierung • objektive Unterscheidungsmerkmale zur Segmentbildung • Mechanismus zur Vermeidung von Arbitrage über die Segmente sprungfixe Produktionskapazitäten • hohe sprungfixe Kapazitätsänderungskosten produktions-, transport-, oder lagerungsbedingt (z.B. lohnt es sich im Allg. nicht Obst in einzeln Portionen zu ernten und zu transportieren, obwohl es verderblich ist) • niedrige Grenzkosten zusätzlicher Leistungseinheiten innerhalb der Kapazitätsgrenze Nichtlagerfähigkeit und Verderblichkeit (leere Sitzplätze im Theater oder Flugzeug sind „nicht lagerfähig“) hohe Volatilität der Nachfrage 39 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Typische Anwendungsgebiete für „Ertragsmanagements“ Veranstaltungen, Hotel, Lager, Personen- und Frachtverkehr • vom Veranstaltungsort oder Fahrzeug vorgegebene Kapazität • Segmentierung über • Sitzplatz-, Zimmer- oder Frachtplatz-Charakteristika • Merkmale des Nachfragers (Student, Rentner usw.) • Buchungs- oder Verkaufszeitpunkt verderbliche Lebensmittel, saisonale oder modische Ware • von der Ernte oder Produktion vorgegebene Kapazität • Segmentierung über • Waren-Charakteristika (z.B. Rabatte für „kleine Größen“) • Merkmale des Nachfragers (Student, Rentner usw.) • Verkaufszeitpunkt (kurz vor Ladenschluss, Saisonende usw.) 40 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Varianten des „Ertragsmanagements“ statische Variante • ex-ante Optimierung des erwarteten Ertrags (einmal pro „Saison“) • keine Re-Optimierung vor jeder Produktionsphase • keine Re-Optimierung in der (Vor-)Verkaufsphase Beispiel: Theater mit festen Sitzplatzkategorien, die für alle Vorstellungen der Saison gleich bleiben semi-statische Variante • ex-ante Optimierung des erwarteten Ertrags (einmal pro „Saison“) • Re-Optimierung vor jeder Produktionsphase • keine Re-Optimierung in der (Vor-)Verkaufsphase Beispiel: Veranstaltungsräume, deren Bestuhlung und Preise an jedes Event individuell angepasst wird Anpassung an die erwartete Nachfrage einzelner Events 41 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Varianten des „Ertragsmanagements“ dynamische Variante • ex-ante Optimierung des erwarteten Ertrags (einmal pro „Saison“) • Re-Optimierung vor jeder Produktionsphase • Re-Optimierung in der (Vor-)Verkaufsphase Beispiel: kontinuierlich am Buchungsbestand angepasste Flugpreise dynamische Anpassung an Nachfragesituation in der Verkaufs- bzw. Vorverkaufsphase Das dynamische Ertragsmanagement ist ohne IT-Unterstützung (d.h. ohne E-Business) kaum vorstellbar. 42 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Nesting ist eine der am häufigsten eingesetzten Verfahren vorgegebene Kontingente und Preise Buchungsanfragen über Kontingentsgrenzen werden nur von „unten“ nach „oben“ bedient Abbildung: Christian Stahr, Harald Wypior, Liwei Zhang, Juanjuan Zhang 43 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Nesting Beispiel: im Beispiel sind Kontingente von 10, 6, und 4 Plätze für die Kategorien A, B und C vorgehalten draus folgen maximale Buchungskapazitäten von 20 (10+6+4), 10 (6+4) und 4 Plätzen für die Kategorien A, B und C wenn nun eine zusätzliche Anfrage nach einem Platz in B kommt, aber die Kapazität von B mit 6 Buchungen bereits ausgeschöpft ist, dann wird geprüft, ob noch ein Platz in den niedrigeren Kategorien (also C) verfügbar ist ist noch ein Platz im Kontingent von C verfügbar, so wird dieser zum Preis von B verkauft ist jedoch kein Platz mehr unterhalb von B verfügbar, so wird die Anfrage abgelehnt (bzw. es wird ein höherwertiger Platz angeboten) Nachteil: fehlende Flexibilität in den Kontingentsgrößen 44 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Expected Marginal Seat Revenue (EMSR): vorgegebene Preise, aber Kontingentsgrößen flexibel Wahrscheinlichkeit der Sitzbelegung Kontingente werden so gebildet, dass der erwartete Grenzerlös pro Sitz (EMSR) maximiert wird typischerweise wird eine BinomialVerteilung angenommen aus den Binomial-Ws, lässt sich die kumulierte Wahrscheinlichkeit F(X k) berechnen, dass nicht mehr als k Buchungen eingehen daraus folgt, dass 1 - F(k) ist die Ws, dass mehr als k Buchungen eingehen, d.h. dass das Kontingent k zu klein gewählt ist erwarteter Grenzerlös der Kontingenterhöhung um 1 ist 45 Prof. Dr. A. Sadrieh 46 Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Beispiel einer EMRS-Tabelle Sitzplatz 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 f(x) 0,00 0,00 0,02 0,05 0,10 0,15 0,18 0,17 0,13 0,09 0,05 0,02 0,01 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Preis=100 p=0.25 n=26 F(x) 1-F(x) EMSR 0,00 1,00 99,94 0,01 0,99 99,45 0,03 0,97 97,42 0,08 0,92 91,98 0,18 0,82 81,56 0,34 0,66 66,29 0,52 0,48 48,46 0,69 0,31 31,48 0,82 0,18 18,05 0,91 0,09 9,09 0,96 0,04 4,01 0,98 0,02 1,55 0,99 0,01 0,52 1,00 0,00 0,15 1,00 0,00 0,04 1,00 0,00 0,01 1,00 0,00 0,00 1,00 0,00 0,00 1,00 0,00 0,00 1,00 0,00 0,00 1,00 0,00 0,00 1,00 0,00 0,00 1,00 0,00 0,00 1,00 0,00 0,00 1,00 0,00 0,00 1,00 0,00 0,00 1,00 0,00 0,00 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Beispiel-Screen eines Airline Yield Management Software 17 Tage vor Abflug: Flug Zürich (ZRH) -> Kopenhagen (CPH) 47 Prof. Dr. A. Sadrieh 48 Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Hamburg Economy-Class 18.04.2006 Hamburg Economy-Class 04.04.2006 500 500 Opodo 400 Expedia 300 Time4 200 AirlDir 100 Preis in Euro 400 Opodo 300 Expedia 200 Time4 100 AirlDir 17.04. 16.04. 14.04. 12.04. 09.04. 06.04. 03.04. 01.04. 25.03. 03.04. 02.04. 01.04. 31.03. 30.03. 29.03. 28.03. 27.03. 26.03. 25.03. 30.03. 0 0 28.03. Preis in Euro 600 Buchungstermin 2006 Buchungstermin 2006 Hamburg Economy-Class 07.04.2006 Hamburg Economy-Class 22.04.2006 Buchungstermin 2006 Buchungstermin 2006 20.04. 18.04. 17.04. 16.04. 14.04. 12.04. 09.04. 06.04. 05.04. 03.04. 02.04. 01.04. 31.03. 30.03. 29.03. 28.03. 27.03. 26.03. 0 AirlDir 06.04. 100 Time4 03.04. AirlDir 01.04. Time4 200 Expedia 30.03. 300 Opodo 28.03. Expedia Karfreitag 14.04 350 300 250 200 150 100 50 0 25.03. Opodo 400 Preis in Euro 500 25.03. Preis in Euro 600 Prof. Dr. A. Sadrieh Lehrstuhl für E-Business Struktur und Design elektronischer Märkte Ciampino/ Rom Economy-Class 04.08.2006 Preis in Euro 1200 1000 800 Ryanair Ciampino 600 Lufthansa Rom 400 200 01.08. 30.07. 28.07. 26.07. 24.07. 22.07. 20.07. 18.07. 16.07. 14.07. 12.07. 10.07. 08.07. 06.07. 04.07. 0 Buchungstermin 2006 London Stansted/ Heathrow Economy-Class 04.08.2006 800 600 Ryanair Stansted 400 Lufthansa Heathrow 200 Buchungstermin 2006 Abbildungen: Claudia Seichter 01.08. 30.07. 28.07. 26.07. 24.07. 22.07. 20.07. 18.07. 16.07. 14.07. 12.07. 10.07. 08.07. 06.07. 0 04.07. Preis in Euro 1000 49