Tuberkulosebericht 2009

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Geschäftsbereich
Gesundheit
Tuberkulose
im Ostalbkreis
• Aktuelle Informationen
für Fachleute, Betroffene
und Angehörige
September 2009
Landratsamt Ostalbkreis
Eine Dienstleistung vom
Geschäftsbereich Gesundheit
Geschäftsbereich Gesundheit
Tuberkulose
im Ostalbkreis
• Aktuelle Informationen
für Fachleute, Betroffene
und Angehörige
September 2009
Autoren:
Francisca Geiger, TBC-Fürsorgeärztin
Dr. Klaus Walter, Gesundheitsdezernent
Landratsamt Ostalbkreis
Geschäftsbereich Gesundheit
Julius-Bausch-Straße 12
73430 Aalen
Mail: [email protected]
Internet: www.ostalbkreis.de
Vorwort
Sehr geehrte Klienten unseres Hauses,
Infektionskrankheiten suchen seit der Antike den Menschen heim. Europa wurde damals und im Mittelalter mehrfach durch Seuchen entvölkert, vor allem Pest und Cholera haben viele Opfer gefordert. Heute führen neben der Tuberkulose die Krankheiten
AIDS und Malaria die Liste der weltweit häufigsten Todesfälle an Infektionskrankheiten
an.
Die Tuberkulose verursacht keine großen Epidemien, sie war (und ist) aber so häufig,
dass die Aussage von Robert Koch, dem Entdecker des Tuberkelbazillus 1882, auch
heute noch gilt:
”Wenn die Zahl der Opfer, welche eine Krankheit fordert, als Maßstab für ihre
Bedeutung zu gelten hat, dann müssen alle Krankheiten, namentlich aber die gefürchtetsten Infektionskrankheiten Pest und Cholera weit hinter der Tuberkulose
zurückstehen.”
Auch heute sterben weltweit zwei bis drei Millionen Menschen im Jahr an einer Tuberkulose, etwa genauso viel wie an AIDS oder Malaria. In Deutschland muss bei guter
Behandlung kaum jemand an der Tuberkulose sterben, wir vergessen aber gerne,
dass diese Krankheit auch bei uns nicht völlig verschwunden ist.
Der Geschäftsbereich Gesundheit im Landratsamt Ostalbkreis sorgt dafür, dass die
Bevölkerung unseres Kreises bestmöglichst geschützt wird und dass die bei uns im
Ostalbkreis auftretenden Fälle an Tuberkulose keinen größeren Schaden anrichten.
Dies ist nur durch ständige Aufmerksamkeit möglich. Freunde und Bekannte eines Erkrankten müssen auf eine Ansteckung getestet werden, durch ärztliche Untersuchungen und Röntgenbilder wird nach der Quelle der Infektion gefahndet.
Dieser Bericht wurde jetzt aktualisiert, weil es neue Entwicklungen bei der Erkrankung
„Tuberkulose“ gibt und damit auch das Vorgehen des Gesundheitsamts sich völlig
verändert hat. Der Bericht soll die Abläufe transparent machen und um Verständnis zu
werben für die notwendigen Maßnahmen des Gesundheitsamtes im Zusammenhang
mit einer Tuberkulose-Erkrankung.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre,
Klaus Pavel
Landrat
Dr. med. Klaus Walter
Gesundheitsdezernent
3
Inhaltsverzeichnis
Vorwort…………………………………………………………………………………………….. 3
Inhaltsverzeichnis……………………………………………………………… 4
1. Vorbemerkungen zur Tuberkulose……………………………………..
1.1
¾
¾
1.2
1.3
1.4
1.5
¾
¾
¾
¾
1.6
1.7
5
Übertragungswege der Tuberkulose………………………………………………….. 5
Wie kann man sich anstecken?....................................................................... 5
Ansteckung mit Tuberkulosebakterien bedeutet nicht immer Krankheit………… 5
Erkrankungsrisiko der infizierten Person……………………………………………... 6
Krankheitszeichen…………………………………………………………………………6
Was bedeutet „offene“ und „geschlossene“ Tuberkulose?................................. 6
Diagnostische Verfahren…………………………………………………………….......6
Tuberkulose-Hauttest (Tuberkulin-Hauttest)…………………………………………. 6
Bluttest (Interferon-Gamma-Test)…………………………………………………….. 6
Röntgenaufnahme der Lunge……………………………………………………………7
Nachweis der Erreger……………………………………………………………………. 7
Behandlung……………………………………………………………………………….. 7
Tuberkuloseschutzimpfung (BCG-Impfung)………………………………………….. 8
2. Häufigkeit der Tuberkulose weltweit und in Deutschland………
2.1
2.2
2.3
¾
¾
¾
¾
8
Globale Sicht……………………………………………………………………………… 8
Infektionsstand in Deutschland………………………………………………………… 9
Tuberkulose im Ostalbkreis…………………………………………………………… 9
Merkmale der Tuberkulose-Fälle 2008 im Ostalbkreis…………………………… 9
Altersverteilung der Tuberkulose-Fälle im Jahr 2008 im Ostalbkreis…….............9
Herkunft der Tuberkulose-Fälle im Jahr 2008 im Ostalbkreis……………..............10
Tuberkulose-Fälle pro 100.000 Einwohner…………………………………..............10
3. Die Tuberkulose-Abteilung im Geschäftsbereich Gesundheit……
3.1
3.2
¾
¾
¾
¾
¾
¾
10
Personal und technische Ausstattung………………………………………………… 10
Aufgabenbereiche…………………………………………………………………………11
Umgebungsuntersuchung……………………………………………………………… 11
Quellensuche……………………………………………………………………………….13
Überwachungsmaßnahmen…………………………………………………….............13
Beratung…………………………………………………………………………………….14
Epidemiologie und Statistik………………………………………………………………14
Weitere Aufgaben der Tuberkulose-Abteilung……………………………………… 15
4. Fazit………………………………………………………………………...
15
Ablaufschema………………………………………………………………………………………. 16
Mitarbeiterinnen der Tuberkulose Abteilung…………………………………………………… 17
Öffnungszeiten und telefonische Erreichbarkeit………………………………………………. 17
4
1. Vorbemerkungen
zur Tuberkulose
Um 1890 starb jeder siebte Deutsche an der
”Schwindsucht”, wie die Krankheit früher genannt wurde.
nismus Abwehrkräfte, die in den meisten Fällen
ausreichen um die Weiterverbreitung und Vermehrung der Tuberkulose-Bakterien im Organismus zu verhindern. In dieser Zeit schlummert
der Erreger als latenter Herd im Körper. Das
Immunsystem kann zwar diese latenten Herde
im Körper nicht abtöten, aber deren Wachstum
in den meisten Fällen so erfolgreich kontrollieren, dass die Krankheit nicht ausbricht.
Heute, mehr als 125 Jahren nach der Entdeckung ihres Erregers, ist die Tuberkulose immer
noch weltweit die häufigste zum Tode führende
behandelbare bakterielle Infektionskrankheit.
Diese Abwehrbereitschaft kann jedoch durch
z. B. Immunschwäche wie HIV-Infektion oder
Aids, Suchterkrankung, Diabetes usw. beeinflusst werden.
Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit, die
durch den Erreger Mycobacterium tuberculosis
hervorgerufen wird. Er wurde 1882 von Robert
Koch entdeckt. Das war der erste wichtige Schritt
zur Bekämpfung der Tuberkulose.
1.1 Übertragungswege der Tuberkulose
¾ Wie kann man sich anstecken?
Die Ansteckung mit Tuberkulosebakterien erfolgt
heute praktisch nur noch über die Atemwege
von Mensch zu Mensch. Der an offener Tuberkulose Erkrankte gibt beim Sprechen, Husten
und Niesen mit seinem Atem feinste Tröpfchen
ab, die Tuberkulosebakterien enthalten. Diese
können von anderen Menschen eingeatmet
werden (Tröpfcheninfektion). Eine Ansteckung
durch Ausscheidungen von Tuberkulosebakterien aus anderen Organen außer der Lunge oder
über infizierte Gegenstände oder Kleidung ist
sehr selten.
offene Lungentuberkulose
Wenn sich die Tuberkulose-Bakterien in der
Lunge vermehren, kommt es zu einer Erkrankung an Tuberkulose in der Lunge (oder seltener auch in anderen Organen wie z. B. Niere,
Lymphknoten oder Knochen).
Die Ansteckungsgefahr ist umso größer
ƒ je länger und enger der Kontakt war
ƒ je mehr Tuberkulosebakterien der Erkrankte ausgeschieden hat
Ca. 5% bis 10% der Infizierten erkranken im
Laufe ihres Lebens an einer Tuberkulose, oder
anders ausgedrückt: 90 % bis 95% der Infizierten bleiben gesund.
Der Zeitraum von der Infektion bis zum Ausbruch der Krankheit, die sogenannte Inkubationszeit, liegt zwischen 3 Monaten und mehreren
Jahren. Das Risiko des Ausbruchs der Erkrankung ist in den ersten beiden Jahren nach der
Infektion am höchsten. Die Reaktivierung latenter Herde kann jedoch noch nach Jahrzehnten
auftreten.
¾ Ansteckung mit Tuberkulosebakterien
bedeutet nicht immer Krankheit
Wenn eine Person sich mit Tuberkulosebakterien
angesteckt hat, bedeutet es nicht, dass diese
Person krank ist oder wird. Man unterscheidet
zwischen „Ansteckung mit Tuberkulosebakterien“ und „Erkrankung an Tuberkulose“.
Nach einer Ansteckung (Infektion) mit Tuberkulosebakterien entwickelt der eigene Orga-
5
1.2 Erkrankungsrisiko der infizierten Person
Die Tuberkulose ist eine Krankheit, die alle Organe befallen kann. Meist wird jedoch die Lunge
betroffen. Bei der Lungentuberkulose vermehren
sich die Tuberkulose-Bakterien in der Lunge und
zerstören das Gewebe. Man unterscheidet zwischen „geschlossene“ und „offene“ Lungentuberkulose.
Kleine Kinder (unter 5 Jahren) und Personen mit
einer Immunschwäche erkranken häufiger und
schwerer an Tuberkulose. Besonderes Risiko
besteht z. B. für:
•
HIV-Infizierte
•
Organtransplantierte
•
Chronisch kranke Patienten (Staublunge,
Diabetes, Nierenkrankheiten)
•
Therapie mit Kortikoiden oder anderen
Medikamenten, die die körpereigene Abwehr dämpfen.
Solang die Infektionsherde in der Lunge, zu
Beginn der Erkrankung, keinen Kontakt zum
Bronchialsystem haben, können die Bakterien
nicht nach außen gelangen dann spricht man
von einer „geschlossenen Lungentuberkulose“.
Im Krankheitsverlauf können aber die Infektionsherde durch Gewebezerfall Anschluss an das
Bronchialsystem finden und die Bakterien gelangen beim Sprechen, Niesen und Husten mit
der Atemluft in die Umgebung. Jetzt spricht man
von einer „offenen Lungentuberkulose“.
1.3 Krankheitszeichen
Die Tuberkulose anderer Organe (extrapulmonale Tuberkulose) wie z. B. Niere, Lymphknoten
oder Knochen, sind „geschlossene Tuberkulosen“.
Die Diagnose einer Tuberkulose ist nicht einfach
zu stellen, weil es keine charakteristischen
Krankheitszeichen gibt. Häufig beginnt die Erkrankung mit wenigen Symptomen. Zu diesen
gehören:
•
•
•
•
•
•
•
1.5 Diagnostische Verfahren
Einschränkungen des Allgemeinbefindens
Husten oder Hüsteln, im späten Stadium mit
Blutbeimengungen
Müdigkeit
Appetitlosigkeit
Nachtschweiß
Gewichtsabnahme
leichtes Fieber (um 38°C), besonderes in
den Nachmittagsstunden
Da die Symptome der Tuberkulose recht uncharakteristisch sind, ist die Labor- und Röntgendiagnostik weiterhin das wichtigste Mittel zur Diagnose der Erkrankung.
¾ Tuberkulose-Hauttest (TuberkulinHauttest)
Der Tuberkulose-Hauttest wird am Unterarm
angelegt und muss nach 3-7 Tagen abgelesen
werden. Wenn eine Verhärtung der Teststelle
eintritt (positives Ergebnis), ist dies ein Hinweis
auf eine mögliche Ansteckung mit Tuberkulosebakterien. In diesem Fall folgt in der Regel ein
Bluttest (Interferon-Gamma-Test).
Auch Schwangere und kleine Kinder können
getestet werden.
1.4 Was bedeutet „offene“ und
„geschlossene“ Tuberkulose?
¾ Bluttest (Interferon-Gamma-Test)
Der Interferon-Gamma-Test ist ein indirekter
Test zum Nachweis einer Infektion mit Tuberkulose-Bakterien.
Bei allen Kontaktpersonen die positiv auf den
Tuberkulose - Hauttest reagieren ist ein Bluttest vorgesehen (Interferon-Gamma-Test), der
6
Das wichtigste für die Behandlung der Tuberkulose, unabhängig ob offen oder geschlossen, ist
die regelmäßige und konsequente Einnahme
der Medikamente. Die Behandlung wird in der
Regel mit einer Kombination von drei bis vier
verschiedenen Medikamenten (sog. Antituberkulostatika) durchgeführt, die als Tabletten eingenommen werden. Die Mehrfachtherapie ist sehr
wichtig, um die Resistenzentwicklung der Keime
zu verhindern.
auch vom Geschäftbereich Gesundheit durchgeführt wird.
Diese Blutuntersuchung ist notwendig, um ein
positives Ergebnis des Tuberkulose-Hauttests zu
bestätigen. Somit werden unnötige Röntgenaufnahmen vermieden (z. B. bei falsch positivem
Tuberkulose-Hauttest wegen einer früheren Tuberkulose-Impfung oder bei atypischen Mykobakteriosen).
¾ Röntgenaufnahme der Lunge
Wenn der Tuberkulose-Hauttest und/oder der
Bluttest eine Infektion anzeigen oder wenn der
Verdacht auf eine Erkrankung an Tuberkulose
besteht (z. B. bei Beschwerden), wird eine Röntgenaufnahme der Lunge angefertigt. Die Röntgenuntersuchung der Lunge ist notwendig, um
festzustellen, ob eine akute Erkrankung an Lungentuberkulose vorliegt. Zusätzlich kann eine
Untersuchung auf Tuberkulosebakterien im Auswurf notwendig sein.
Bereits zwei bis vier Wochen nach Behandlungsbeginn einer offenen Tuberkulose scheiden 70
bis 80% der Patienten keine Keime mehr aus.
Trotzdem muss die Therapie bis zur völligen
Ausheilung weitergeführt werden. Sie muss lange genug erfolgen, um Rezidive (Rückfälle) und
Bildung von resistenten Keimen zu vermeiden.
Sie dauert üblicherweise sechs Monate.
Ohne Behandlung sterben heute noch etwa 50%
der Erkrankten, etwa 25% erleiden einen Rückfall und nur bei 25% der Erkrankten kommt es
zu einer Spontanheilung.
¾ Nachweis der Erreger
¾
Die endgültige Diagnose ”Tuberkulose” kann
man nur durch den Nachweis des Erregers stellen. Bei der Lungentuberkulose werden die Bakterien im Auswurf (Sputum) oder auch im respiratorischen Sekret wie Bronchiallavage oder im
Magensaft des Patienten nachgewiesen. Befindet
sich eine große Anzahl von Erregern im untersuchten Medium, so spricht dies für eine hohe
Ansteckungsfähigkeit, befinden sich nur wenige
Erreger in der Probe, werden diese erst nach
wochenlangem Wachstum sichtbar. Werden
Keime im Direktausstrich gefunden (mikroskopisch offene Lungentuberkulose), so ist eine
höhere Ansteckungsfähigkeit gegeben als wenn
man die Keime erst nach mehrwöchigem kulturellem Wachstum findet (kulturell offene Lungentuberkulose).
Bei der multiresistenten Tuberkulose ist den Tuberkuloseerreger gegen zwei der wichtigsten
Antibiotika zur Behandlung der Tuberkulosekrankheit (Isoniazid und Rifampcin) resistent.
Multiresistente Tuberkulose
Die Behandlung einer multiresistenten Tuberkulose dauert mindestens 24 Monate, ist sehr kostenintensiv und zeigt häufig unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen. In diesen Fällen wird
in der Regel eine konsequent überwachte Kombinationstherapie durchgeführt. Dies bedeutet:
Der Patient geht täglich zum Geschäftsbereich
Gesundheit oder in die Arztpraxis und nimmt
dort seine Medikamente unter Aufsicht ein.
Diese sogenannte DOTS (= Directly Observed
Treatment short course) wird seit 1991 von der
WHO insbesondere für die Behandlung der
multiresistenten Tuberkulose („MDR-Tuberkulose“) empfohlen.
1.6 Behandlung
Im Jahr 2006 meldete die WHO das Auftreten
einer solchen, kaum noch behandelbaren Tuberkulose-Form in Südafrika, die noch dazu
ungewöhnlich schnell fortschreitet und innerhalb
kurzer Zeit zum Tode führen kann. Diese sogenannten extrem resistenten Stämme („XDRTuberkulose“) sind mittlerweile in allen Teilen
der Welt nachgewiesen, auch bei einzelnen
Fällen in Deutschland.
Die Tuberkulose ist eine gut behandelbare und
heilbare Krankheit geworden. Eine rechtzeitige
Diagnose ermöglicht eine problemlose Behandlung, die unter bestimmten Voraussetzungen
zuhause durchführbar ist. Schwere Erkrankungen müssen in der Klinik behandelt werden,
ansonsten findet die Therapie der Tuberkulose
meist ambulant bei niedergelassenen Ärzten
statt.
7
1.7 Tuberkuloseschutzimpfung
(BCG-Impfung)
¾ Präventive Behandlung
In besonderen Fällen, wenn der TuberkuloseHauttest und/oder Blutuntersuchung (InterferonGamma-Test) eine Infektion anzeigen (positives
Ergebnis) kann mit Medikamenten verhindert
werden, dass die Erkrankung ausbricht. Bei kleinen Kinder und Personen mit Immunschwäche
ist dies sehr wichtig. Gängiges Vorgehen ist,
kleine Kinder unabhängig von Testresultat sofort
präventiv zu behandeln. Über die Notwendigkeit einer eventuell präventiven Behandlung
werden die Kontaktpersonen im Geschäftsbereich Gesundheit aufgeklärt.
2.
Seit 1998 ist die BCG-Impfung in Deutschland
keine empfohlene Impfung mehr.
Die Gründe dafür sind die günstige epidemiologische Situation in Deutschland, eine nicht
sichere Wirksamkeit der Impfung und die nicht
seltenen unerwünschten Nebenwirkungen des
BCG-Impfstoffes.
Anders ist dies in den Entwicklungsländern, wo
eine neue Tuberkuloseimpfung dringender den
je benötigt wird.
Häufigkeit der Tuberkulose weltweit und in Deutschland
2.1 Globale Sicht
Die unregelmäßige und zu kurze Einnahme der
Medikamente ist die Hauptursache zur Entstehung der sogenannten multiresistenten Tuberkulose (MDR), bei der die Bakterien sehr widerstandsfähig gegen die Medikamente sind. Ne ben den afrikanischen Ländern südlich der Sahara und Südostasien ist die Tuberkulose besonderes in Indien und einigen lateinamerikanischen Staaten sehr häufig. Deshalb ist in den
stark betroffenen Länder die Kurzzeittherapie mit
Medikamenteneinnahme unter Aufsicht (sog.
DOTS = Directly Observed Treatment Shortcourse) einer der wichtigsten Maßnahme zur
Bekämpfung dieser Krankheit.
Weltweit gehört die Tuberkulose immer noch zu
den Erkrankungen, an denen Millionen von
Menschen jährlich sterben. Nach Angaben der
WHO, ereignet sich in jeder Sekunde irgendwo
auf der Erde eine Neuinfektion. Insgesamt ist
gegenwärtig ein Drittel der Weltbevölkerung
infiziert, ca. 9,2 Millionen Menschen erkranken
jährlich neu an Tuberkulose, mehr als 80% davon in Entwicklungsländern. Jährlich sterben
insgesamt 1,7 Millionen Menschen daran. Dieser Krankheit fallen jedes Jahr 100.000 Kinder
zum Opfer.
Ein Drittel der weltweiten Zunahme der Tuberkuloseerkrankungen in den vergangenen Jahren
wird auf eine gleichzeitig bestehende HIV – Infektion bzw. AIDS zurückgeführt.
Neben der multiresistenten Tuberkulose geben
derzeit auch sogenannte extrem resistente Tuberkulosestämme (XDR) Anlass zur Sorge. Diese
hochresistente Tuberkulose ist medikamentös kaum noch behandelbar und führt bei Patienten mit HIV-Infektion innerhalb kurzer Zeit
zum Tode.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein HIV-infizierter
Patient nach einem Kontakt mit Tuberkulosebakterien auch eine Tuberkulose entwickelt, ist 100fach höher als bei einem nicht HIV-infizierten
Menschen.
Zwei Drittel der Tuberkuloseerkrankungen in
Europa entfallen auf das Gebiet der ehemaligen
Sowjetunion. Aufgrund der geographischen
Nähe und der Migration aus diesen Region ergab sich hieraus in den vergangenen Jahren
eine besondere Relevanz für Deutschland.
Von einer Lösung des Problems ”Tuberkulose”
kann also nicht gesprochen werden. Gerade in
den ärmeren Ländern fehlt das Geld für eine
konsequente Therapie. Wichtig ist auch, dass die
Therapie regelmäßig und lange genug durchgeführt wird. Hier ist die Zuverlässigkeit des Patienten gefordert, die oft genug nicht vorhanden ist.
8
2.2 Infektionsstand in Deutschland
2.3 Tuberkulose im Ostalbkreis
Nach Angaben vom Robert Koch Institut erkrankten 2007 in Deutschland 5.020 Personen
an einer aktiven Tuberkulose, das sind 7% weniger als 2006 (Die bundesweiten Zahlen liegen
nur für das Jahr 2007 vor).
¾
Aufgetretene Tuberkulose-Fälle pro
Jahr im Ostalbkreis 1998 -2008
40
Die Inzidenz (d. h. die Neuerkrankungsrate) im
Jahr 2007 liegt bei 6,1 Erkrankungen pro
100.000 Einwohnern (2006: 6,6 Erkrankungen
pro 100.000 Einwohner). Die bereits in den
Vorjahren bestehende rückläufige Tendenz setzte sich weiter fort. Mit einer Inzidenz von deutlich unter 20/100.000 Einwohner zählt Deutschland schon seit Jahren zu den so genannten
„Niedrig-Inzidenz-Ländern“.
35
35
27
25
23
21
20
15
15
10
Aalen
S.G m ünd
O stalbkreis
30
30
12
15
17
20
19
16
16
10
14
11
5
24
7
11
14
15
8
9
8
5
12
10
8
4
4
0
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Im Jahr 2007 betrug die Tuberkuloseinzidenz
der ausländischen Mitbürger 22,8/100.000 Einwohner und war damit das Fünffache der Inzidenz deutscher Staatsbürger (4,2/100.000 Einwohner).
Die Abbildung zeigt den Verlauf der Tuberkulose-Fälle
der letzten zehn Jahre im Ostalbkreis.
Im Jahr 2008 wurden im Ostalbkreis insgesamt
12 Tuberkulose-Fälle gemeldet, 8 Fälle im Bereich Aalen (2007 waren dies 4) und 4 Fälle im
Bereich Schwäbisch Gmünd (2007 waren dies
10).
Insgesamt erkrankten 2007 in Deutschland
Männer häufiger an einer Tuberkulose als Frauen (2007: Inzidenz 7,3 Männer vs. 4,9 Frauen
pro 100.000 Einwohner).
¾
Auch bei der Kindertuberkulose zeigt sich eine
rückläufige Entwicklung. Im Jahr 2007 erkrankten 180 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren
an Tuberkulose.
Merkmale der Tuberkulose-Fälle
2008 im Ostalbkreis
Bei zehn der Erkrankungsfällen bestand eine
Tuberkulose der Atmungsorgane, der Rest wies
eine TBC anderer Organe auf. Erfreulicherweise
hatten wir im Jahr 2008 keine Meldung von
multiresistenter Lungentuberkulose (2005 war
dies 1 Fall, 2006: 3 Fälle, 2007: 1 Fall).
Im Jahr 2008 erkrankten Männer häufiger als
Frauen an einer Tuberkulose. Im vorherigen
Jahr dagegen waren es ebenso viele Männer
wie Frauen.
Im Jahr 2007 bestand bei den Erkrankungsfällen überwiegend eine Tuberkulose der Atmungsorgane (80,4%), die restlichen Fälle wiesen eine Tuberkulose anderer Organe auf.
Ähnlich wie in den Vorjahren finden sich im Jahr
2007 die höchsten Tuberkuloseinzidenzen pro
100.000 Einwohner den Bundesländern Hamburg (9,0), Bremen (8,6) und Berlin (7,9).
¾
Die in den letzten Jahren beobachtete besorgniserregende Tendenz der Zunahme multiresistenter Tuberkulose-Erreger hat sich im Jahr
2007 nicht fortgesetzt. Für das Jahr 2007 zeigt
sich erstmals eine Abnahme des Anteils der
multiresistenten Tuberkulose, von 2,2% (79 Fälle) im Jahr 2006 auf 2,0% (66 Fälle) im Jahr
2007.
Altersverteilung der Tuberkulose-Fälle
im Jahr 2008 im Ostalbkreis
bis 15Jahren
16 bis 30J:
17%
25%
31 bis 45J.
46 bis 60J.
24%
17%
17%
9
über 60J.
Tuberkulose-Häufigkeit besteht, eine Röntgenaufnahme der Lunge anzufertigen.
Die Altersverteilung ist in der zuvor stehenden
Grafik dargestellt. Die Erkrankung betrifft alle
Altersgruppen, auch zwei Kinder bis 15 Jahre
erkrankten an einer aktiven Tuberkulose.
Im Ostalbkreis setzte sich auch die rückläufige
Tendenz, nach einem Anstieg im Jahr 2006,
weiter fort.
¾ Herkunft der Tuberkulose-Fälle im Jahr
2008 im Ostalbkreis
Wie die Abbildung zeigt, ist in den letzten Jahren die Neuerkrankungsrate in Baden Württemberg rückläufig (2007: 5,6 Erkrankungen pro
100.000 Einwohner).
Bei der Herkunft der Erkrankten hat sich eine
Verschiebung ergeben. Der Anteil der ausländischen Erkrankten hat sich, im Vergleich zum
Vorjahr, deutlich verringert und machte ein Drittel der Tuberkulose Fälle aus. Im Vorjahr war es
die Hälfte.
Die Neuerkrankungsrate im Ostalbkreis lag
2007 bei 4,5 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner und damit unter dem Landsdurchschnitt.
Allerdings sind bei den zehn deutschen Erkrankten drei Spätaussiedler aus osteuropäischen
Ländern, in denen die Tuberkulose viel häufiger
vorkommt als in Deutschland. Im Vorjahr waren
es vier.
¾ Tuberkulose Fälle pro 100.00 Einwohner
Vergleich: Baden-Württemberg und Ostalbkreis
8%
13,3
14
Deutschland
25%
12,7
12
Kasachstan
10
Türkei
11,2
Ostalbkreis
10,9
11,6
10,7
10,6
8
11,2
9,9
8,3
8,4
7,4
8,6
7,9
6
67%
Baden-Württemberg
8,4
8,2
6,7
6,6
6,7
6,3
4
5,9
5,4
5,6
4,5
2
0
Die Grafik zeigt die Herkunftsländer der im Ostalbkreis aufgetreten Erkrankungen.
96
97
98
99
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Diese Zahlen zeigen, dass es sinnvoll ist, bei
Migranten aus Ländern, in denen eine hohe
3. Die TBC-Abteilung im Geschäftsbereich Gesundheit
3.1 Personal und technische Ausstattung
Untersuchungen auf Tuberkulose können in
Aalen und in Schwäbisch Gmünd durchgeführt
werden.
über eine entsprechende klinische Ausbildung
und spezifische Erfahrung im Bereich der Tuberkulose-Diagnostik und Therapie. Die Assistentinnen sind ausgebildete Med. Techn. Assistentinnen (MTAs), Krankenschwestern oder Arzthelferinnen und in die speziellen Aufgaben der Tuberkulosefürsorge eingearbeitet. Der Tätigkeitsbereich umfasst nicht nur medizinische Inhalte,
Das Tuberkulosefürsorgeteam im Geschäftsbereich Gesundheit Ostalbkreis besteht aus einer
Ärztin und je zwei Teilzeit-Assistentinnen in Aalen und Schwäbisch Gmünd. Die Ärztin verfügt
10
2007
sondern hat auch soziale und organisatorische
Aspekte.
In Einzelfällen müssen die Mitarbeiterinnen auch
aufsuchend tätig werden, wenn sich die zu untersuchenden Personen nicht kooperativ zeigen.
nationstherapie sind die Patienten nach 2-3 Wochen meist nicht mehr infektiös. Eine Ausheilung der Erkrankung dauert jedoch wesentlich
länger und erfordert eine regelmäßige Einnahme von Medikamenten über mehrere Monate.
In beiden Standorten (Aalen und Schwäbisch
Gmünd) ist die entsprechende Labor- und Röntgeneinrichtung im Haus vorhanden. Dies ist
notwendig für eine sichere Diagnose und die
Verlaufskontrolle dieser Krankheit.
Umgebungsuntersuchung
Überwachungsmaßnahmen
Die im Rahmen der Tuberkulosebekämpfung
durchgeführten Untersuchungen vom Geschäftsbereich Gesundheit sind für die Bevölkerung kostenlos.
Beratung
3.2 Aufgabenbereiche
Epidemiologie
Statistik
Aufgaben der
Tuberkuloseabteilung
Quellensuche
Untersuchung
von Risikogruppen
Die Aufgabe des Geschäftsbereichs Gesundheit
im Landratsamt Ostalbkreis bei der Bekämpfung
der Tuberkulose umfassen:
¾ Umgebungsuntersuchung
-Fallfindung
-Aufdeckung von Infektionsketten und
Eine Umgebungsuntersuchung wird veranlasst,
wenn eine offene Lungentuberkulose an den
Geschäftsbereich Gesundheit gemeldet wurde.
-Verhütung der Weiterverbreitung dieser Krankheit
Die engen Kontaktpersonen (d. h. Familienmitglieder, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen)
eines ansteckenden Erkrankten müssen vorsorglich untersucht werden, denn sie könnten
sich angesteckt haben, später manifest erkranken und wieder weitere Personen anstecken.
Diese Untersuchung nennt man Umgebungsuntersuchung. Je nach Einzelfall sind mehrere
Untersuchungen durchzuführen.
Die Tuberkulose ist nach §§ 6 und 7 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) eine meldepflichtige
Krankheit. Das bedeutet, dass ein Labor, Krankenhaus oder niedergelassener Arzt jede neue
Erkrankung an Tuberkulose an den Geschäftsbereich Gesundheit melden muss.
Die spezialisierte Tätigkeit der Tuberkulosebekämpfung im Geschäftsbereich Gesundheit
erfordert fachkompetente, rasche, flexible und
unbürokratische Zusammenarbeit mit den Betroffenen und ihren Angehörigen, niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern, Sozialversicherungsträgern, Betrieben, Speziallabors, unter
Umständen der Staatsanwaltschaft, Polizei, Asylbewerbern, Sozial- und Ordnungsämtern.
Die Personen, die mit dem Erkrankten (Indexfall)
Kontakt hatten, werden ermittelt. Dazu wird der
Erkrankte gebeten, eine Liste der Kontaktpersonen zusammenzustellen.
• Wer soll untersucht werden?
Nach einer Tuberkulosemeldung übernimmt der
Geschäftsbereich Gesundheit die notwendigen
seuchenhygienischen Ermittlungen. Der
Geschäftsbereich Gesundheit muss sicherstellen,
dass die Patienten eine Therapie erhalten und
im Bedarfsfall isoliert werden. Damit soll die
Infektionsgefahr für die Kontaktpersonen beseitigt werden.
Unter einer wirksamen antituberkulösen Kombi-
Im März 2007 wurden neue Empfehlungen für
die Umgebungsuntersuchung bei Tuberkulose
veröffentlicht (Empfehlungen für die Umgebungsuntersuchung bei Tuberkulose - Deutsches
Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose
- DZK).
Das Infektions- und Erkrankungsrisiko wird unter
anderem von Häufigkeit, Dauer und Intensität
des Kontaktes bestimmt, deshalb ist zwischen
11
Der Tuberkulose-Hauttest wird sinnvoller Weise
acht Wochen nach der letzten Infektionsmöglichkeit (letzter Kontakt mit der an Tuberkulose
erkrankten Person) angelegt, da beim negativen
Ergebnis ansonsten ein Wiederholungstest erforderlich ist. Dieser wird frühestens am 3. Tag,
spätestens am 7. Tag nach dem Anlegen abgelesen. Wenn sich an der Teststelle eine Verdickung der Haut gebildet hat wird der Test als
positiv, wenn keine Verdickung zu spüren/tasten
ist wird dies als negativ bewertet.
engem und geringem Kontakt zu unterscheiden.
Es wird empfohlen, in eine Umgebungsuntersuchung diejenigen Personen einzubeziehen, die
in den letzten 2 -6 Monaten vor der Diagnosestellung, einen engen Kontakt zum Indexfall
hatten, und zwar
ƒ
oder
ƒ
mit dem Indexfall intime Kontakte hatten
oder in der gleichen Wohnung, im gleichen Zimmer oder sonstigen geschlossenen Räumen gelebt haben
Ein negatives Testergebnis, 8 Wochen nach der
letzten Infektionsmöglichkeit, zeigt an, dass keine Infektion mit Tuberkulosebakterien stattgefunden hat und insofern weitere Untersuchungen nicht erforderlich sind.
besonders intensive, auch einmalige
Kontakte mit dem Indexfall in geschlossenen Räumen hatten (und hier sind
nicht nur intime Kontakte gemeint), wie
sie z. B. vorkommen
Bei allen Kontaktpersonen die positiv auf den
Tuberkulose-Hauttest reagieren, ist einen Bluttest vorgesehen (Interferon-Gamma-Test) der
auch vom Geschäftsbereich Gesundheit durchgeführt wird. Diese Blutuntersuchung ist notwendig, um ein positives Ergebnis vom TuberkuloseHauttest zu bestätigen und unnötige Röntgenaufnahmen zu vermeiden.
-bei engen körperlichen Kontakten (Tanzen, Kampfsportarten, etc.)
-bei pflegerischen Verrichtungen oder
Atemgymnastik
-bei zahnärztlicher oder HNO-ärztlicher
Untersuchung sowie Lungenspiegelung
(Bronchoskopie)
oder
ƒ
Bei einem positiven Ergebnis des Bluttests (Interferon-Gamma-Test) ist eine Röntgenaufnahme
der Lunge erforderlich. In der Regel muss die
Röntgenuntersuchung nach 9 Monaten wiederholt werden. Bei entsprechenden Beschwerden
wird auch der Auswurf untersucht.
Personen die insgesamt mindestens 8
Stunden (bei der Meldung einer mikroskopischen offenen Lungentuberkulose)
bzw. 40 Stunden (bei der Meldung einer kulturellen offenen Lungentuberkulose) in geschlossenen Räumen oder
Verkehrsmitteln miteinander verbracht
haben.
Über die Notwendigkeit einer eventuell präventiven Behandlung werden die Kontaktpersonen im
Geschäftsbereich Gesundheit aufgeklärt.
Ausnahme sind Kontaktpersonen die evt. diese
Kriterien nicht erfüllen aber zu einer Risikogruppe gehören (siehe Seite 6) und Kinder.
Diese Vorgehensweise bei der Umgebungsuntersuchung unterscheidet sich bei Kindern unter
15 Jahren und Personen, die über 50 Jahre alt
sind:
Zur Duldung der entsprechenden Untersuchungen sind die Kontaktpersonen nach §§ 16, 25
und 26 IfSG verpflichtet.
ƒ Vorgehensweise bei Kontaktpersonen unter 15 Jahren: Kinder sollen unverzüglich,
nach Stellung der Diagnose beim Indexfall
mittels eines Tuberkulose-Hauttests getestet
werden. Hierbei ist eine enge Zusammenarbeit mit den betreuenden Kinderärzten
zwecks klinischer Verlaufsbeobachtung und
präventiver Behandlung sehr wichtig. Bei negativem Ergebnis des Tuberkulose-Hauttests
wird dieser in ca. 8 (12) Wochen wiederholt.
Bei einem positiven Ergebnis aber sind weitere Untersuchungen notwendig, um eine aktive Tuberkulose auszuschließen.
Die beim Geschäftsbereich Gesundheit im Rahmen einer Umgebungsuntersuchung durchgeführten Untersuchungen sind kostenfrei.
•
Wie läuft eine Umgebungsuntersuchung
ab?
Nach Eingang der Kontaktpersonenliste werden
die Kontaktpersonen benachrichtigt und ins
Geschäftsbereich Gesundheit zu den notwendigen Untersuchungen eingeladen.
12
völlig beschwerdefrei, sodass die Tuberkuloseerkrankung ohne die Untersuchung vom Geschäftsbereich Gesundheit erst in einen späterem Stadium entdeckt worden wäre.
Im Schnitt steckt ein unentdeckter Erkrankter pro
Jahr 10 bis 15 weitere Personen an.
ƒ Vorgehensweise bei Kontaktpersonen, die
50 Jahre oder älter sind: Die Röntgenaufnahme der Lunge ist für diese Gruppe die
Untersuchung der Wahl. Die Durchführung
des Tuberkulose-Hauttests wird nicht empfohlen, da ab Vollendung des 50. Lebensjahres gehäuft mit falsch-negativen Tuberkulinreaktionen zu rechnen ist. Ab dem 50. Lebensjahr ist mit einem größeren Risiko von
unerwünschten Arzneimittelnebenwirkungen
(z. B. Hepatitis) zu rechnen.
¾ Überwachungsmaßnahmen
Der Geschäftsbereich Gesundheit hat die Aufgabe, den Verlauf der Krankheit zu begleiten
und die Ausheilung sicherzustellen und zu
überprüfen.
Mit diesen Maßnahmen sollen bisher unerkannte Ansteckungsquellen und frisch angesteckte
Personen entdeckt werden.
Die Therapie der Tuberkulose dauert lange.
Auch nach der medikamentösen Therapie, insbesondere wenn die Medikamente nicht regelmäßig und lange genug eingenommen wurden,
kann es in den ersten Jahren zu einem erneuten
Aufflammen der Erkrankung kommen. Um dies
rechtzeitig zu erkennen, ist eine ärztliche Überwachung während und nach der Behandlung
notwendig.
¾ Quellensuche
Nach der Meldung einer geschlossenen Tuberkulose (d. h. eine Tuberkulose ohne KeimAusscheidung) werden die Kontaktpersonen
ebenfalls untersucht. In diesem Fall wird nach
einer Quelle gesucht, d. h. nach einer Person,
die in der Umgebung des Erkrankten lebt und
selbst krank ist und ihn infiziert hat. Diese Untersuchung nennt man Quellensuche.
Die Behandlung und die Überwachung von
Patienten mit Tuberkulose wird in Zusammenarbeit mit Krankenhäusern und niedergelassenen
Ärzten durch den Geschäftsbereich Gesundheit
durchgeführt.
Da Kinder unter 10 Jahren als Ansteckungsquelle nur selten in Frage kommen, werden bei der
Quellensuche in der Regel alle mindestens 10
Jahre alten Personen, die in den letzten zwei bis
sechs Monaten engen Kontakt mit dem Indexfall
gehabt haben, untersucht.
Um sicherzustellen, dass die Einnahme der Medikamente jeden Tag zuverlässig erfolgt, sind
regelmäßige Kontakte bzw. Nachfragen mit
dem Patienten, Kontakte mit den behandelnden
Ärzten und eventuell auch Hausbesuche erforderlich. In besonderen Fällen, wenn die Einnahme von Medikamenten nicht zuverlässig ist,
organisiert der Geschäftsbereich Gesundheit
eine überwachte Therapie, die im Geschäftsbereich Gesundheit, in einer Arztpraxis oder durch
eine Sozialstation erfolgen kann.
Diese sogenannte DOTS (= Directly Observed
Treatment short course) wird seit 1991 von der
WHO insbesondere für die Behandlung der
multiresistenten
Tuberkulose
(„MDR-Tuberkulose“) empfohlen.
Für Kontaktpersonen ohne Symptome im Alter
zwischen 10 bis unter 50 Jahren kommt ein
Tuberkulose-Hauttest
und/oder
InterferonGamma-Test in Betracht. Im Fall eines positiven
Testergebnisses ist eine Röntgenuntersuchung
der Lunge erforderlich.
Bei symptomatischen Kontaktpersonen ist eine
Röntgenuntersuchung der Lunge vorrangig notwendig.
Abgesehen von der Abklärung fraglicher Befunde bedarf es keiner Nachuntersuchung.
Wenn ein Tuberkulose-Patient sich der notwendigen Behandlung entzieht oder sich nicht an
die notwendigen Isolationsmaßnahmen hält,
besteht nach dem Infektionsschutzgesetz die
Möglichkeit, eine sogenannte „Zwangsweise
Absonderung“ in einem geschlossenen Krankenhaus anzuordnen. Dies bedeutet einen
Freiheitsentzug zum Schutz der Umgebung.
Hierzu
Im Geschäftsbereich Gesundheit Ostalbkreis
wurden im Jahr 2008 für Umgebungsuntersuchungen und Quellensuchen 387 Personen zur
Untersuchung eingeladen. Sie sind je nach
Sachlage ein- bis dreimal untersucht worden.
Bei diesen Untersuchungen wurden zwei neue
Tuberkulosefälle entdeckt. Alle beiden Personen
hatten keine typischen Beschwerden oder waren
13
Auch heute noch meiden die Kontaktpersonen
den Erkrankten aus Angst. Der Patient und seine
Familie fühlen sich ausgegrenzt und diskriminiert. Leider ist in vielen Bevölkerungsgruppen
eine Erkrankung an Tuberkulose immer noch
ein Grund zur Kündigung von Arbeitsplatz oder
Wohnung und Feindseligkeit auch innerhalb von
Familien.
ist eine richterliche Anordnung erforderlich, die
auf Antrag von Gesundheits- und Ordnungsamt
erfolgt.
Multifaktorielle Problemlagen wie Drogen- oder
Alkoholproblematik, Multiresistenzen, fehlende
Krankheitseinsicht, Arbeitslosigkeit und eine
zunehmende Verschlechterung der sozialen Verhältnisse erfordert eine engmaschige Überwachung, die sehr aufwendig sein kann.
Durch die Beratung beim Geschäftsbereich Gesundheit werden die Familie und Umgebung des
Patienten über die Tuberkuloseerkrankung,
Übertragungswege, Behandlung und Maßnahmen, die die Weiterverbreitung der Tuberkulose
verhindern, wie z. B. Umgebungsuntersuchung,
Quellensuche oder Präventive Behandlung der
Tuberkulose, informiert.
Bei manchen Fällen können die auftretenden
Schwierigkeiten sehr vielfältig sein.
Die Sicherstellung der hauswirtschaftlichen und
pflegerischen Versorgung, die Suche einer Unterkunft für einen Patient ohne festen Wohnsitz
sowie klärende Anrufe bei Ämtern und Institutionen wie Krankenkassen, bis zur Organisation
von Terminen und eventuell Begleitung zu Ärzten
sind Aufgaben, die den Arbeitsalltag der Mitarbeiterinnen der Tuberkulose-Abteilung bestimmen. Im Einzellfall, wenn der Patient nicht mehr
für sich selbst sorgen kann, regen wir eine
Betreuung nach dem Betreuungsgesetz an.
In Aufklärungsgesprächen informieren die Mitarbeiterinnen der Tuberkulose-Abteilung im
Geschäftsbereich Gesundheit die Patienten und
Kontaktpersonen und bauen so Vorurteile und
Ängste ab.
Im Rahmen von größeren Umgebungsuntersuchungen z. B. in Firmen, Heimen oder Schulen,
werden die Kontaktpersonen vor Ort informiert
(Vorträge, Infomaterial, Elternabend) und untersucht.
Nach der Behandlung bleiben diese Patienten
weiterhin in der Tuberkulose-Überwachung, bis
eine Reaktivierung als nicht mehr wahrscheinlich
gilt. Je nach Ablauf der Erkrankung oder nach
dem Vorhandensein von Risikofaktoren, die eine
Reaktivierung begünstigen, kann diese Überwachung mehrere Jahre dauern. Solche Risikofaktoren sind z. B. multiresistente TuberkuloseErreger, nicht konsequent durchgeführte Therapie durch unregelmäßige Tabletteneinnahme,
Ausdehnung des Restbefundes in der Lunge,
Zweiterkrankung wie HIV-Infektion oder Alkoholmissbrauch.
Die Tuberkulose-Sprechstunde steht jedem ratsuchenden Bürger offen. Nicht nur Betroffene
oder Angehörige, sondern auch Bürgerinnen
und Bürger, die Fragen zur Tuberkulose haben,
können den Rat vom Geschäftsbereich Gesundheit in Anspruch nehmen.
¾ Epidemiologie und Statistik
Insgesamt ist die Anzahl der Tuberkulosefälle
rückläufig, die Zahl von schwierigen Fällen, in
denen eine Krisenintervention erforderlich ist,
hat jedoch zugenommen. Im Jahr 2008 befanden sich insgesamt 67 Personen in der Überwachung (während und nach der Behandlung)
durch den Geschäftsbereich Gesundheit im
Ostalbkreis.
Der Geschäftsbereich Gesundheit im Ostalbkreis
erstellt monatliche und jährliche Statistiken über
aktive und inaktive Tuberkulosefälle im Ostalbkreis.
Alle eingegangenen Tuberkulosemeldungen
werden an das Landesgesundheitsamt in Stuttgart übermittelt und von dort weiter an das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin gesendet. Dort
werden Daten zur epidemiologischen Situation
der Tuberkulose in Deutschland gesammelt und
fachlich ausgewertet. Die Ergebnisse werden
mit fachlichen Empfehlungen zu Diagnostik und
Therapie an die Gesundheitsämter und die Ärzteschaft zurückgegeben.
¾ Beratung
Die Tuberkulose ist noch immer eine Krankheit,
die als diskriminierend angesehen wird. Dies ist
historisch bedingt, denn in der Nachkriegszeit
war es eine Krankheit, die mit einem Kuraufenthalt in einem Sanatorium ohne Kontakt zur Außenwelt verbunden war. Öfters als heute verliefen die Erkrankungsfälle schwer und endeten
tödlich.
14
¾ Weitere Aufgaben der TuberkuloseAbteilung
Untersuchungen zur Aufenthaltserlaubnis
- Untersuchung für die Bereitschaftspolizei
- Untersuchung von Risikogruppen wie Asylbewerber, Flüchtlinge, Obdachlose oder
Häftlinge
Zusätzlich ist die Tuberkulose-Abteilung verantwortlich für die Durchführung weiterer Untersuchungen im Geschäftsbereich Gesundheit, bei
denen eine Tuberkuloseerkrankung auszuschließen ist, wie zum Beispiel:
4. Fazit
•
Mit diesem Bericht möchten wir die Bevölkerung über die Aufgaben der TuberkuloseAbteilung im Geschäftsbereich Gesundheit
informieren.
•
Er wurde geschrieben, um die Arbeit der
Tuberkulose-Fürsorge transparent zu machen und um Verständnis zu werben für die
notwendigen Maßnahmen vom Geschäftsbereich Gesundheit im Zusammenhang mit
einer Tuberkulose-Erkrankung.
•
Wir zeigen die Situation der Tuberkulose
weltweit, in Deutschland und speziell im
Ostalbkreis auf.
•
Die Tuberkulose ist keineswegs besiegt und
macht durch die Zunahme der modernen
Armut, Flüchtlingsströme, Drogensucht und
Erregerresistenzen zunehmend auf der ganzen Welt Probleme.
•
•
Nur durch Aufklärung/Beratung der Bevölkerung, Überwachung der Erkrankten sowie
Veranlassung von Umgebungsuntersuchungen (wie zuvor beschrieben) können wir die
Infektionsketten unterbrechen, die Weiterverbreitung der Tuberkulose verhindern und
einen weiteren Rückgang der Krankheit fördern.
•
Die Tuberkulose-Abteilung im Geschäftsbereich Gesundheit Ostalbkreis ist in der Lage,
für die Bevölkerung des Kreises eine Röntgenuntersuchung der Lunge im Amt in Aalen und in Schwäbisch Gmünd anzubieten. Das ist in Verbindung mit einer qualifizierten Beratung entscheidend für die rasche
Entdeckung erkrankter und infektiöser Personen und für eine schnell einsetzende
Therapie.
•
Zusammenfassend kann der Geschäftsbereich Gesundheit im Landratsamt Ostalbkreis in Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten und den Krankenhäusern
eine effektive Tuberkulosebekämpfung gewährleisten.
Die aktuelle Statistik in unserem Kreis zeigt,
dass auch bei rückläufigen Erkrankungszahlen bei uns kein Grund zur Entwarnung besteht. Im Ostalbkreis hatten wir in den letzten vier Jahren fünf Meldungen von offener
multiresistenter Lungentuberkulose.
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Tuberkulose Meldung
Geschlossene Tuberkulose
Offene Tuberkulose
Geschäftsbereich Gesundheit
Umgebungsuntersuchung
Tuberkulose-Haut-Test
8 Wochen nach letztem Kontakt
+
Tuberkulose-Hauttest
Ohne Wartezeit
Beratung
-
Keine
weiteren Maßnahmen
Blutuntersuchung
(Interferon-Gamma-Test)
-
-
Röntgenuntersuchung der Lunge
unauffällig
nein
Röntgenkontrolle
nach Abschluss
-
+
Röntgenuntersuchung der Lunge
auffällig
Präventive Behandlung
+
unauffällig
Weitere Untersuchungen
erforderlich
+
Weitere Untersuchungen
erforderlich
+
ja
Röntgenkontrolle
nach 9 Monaten
auffällig
Tuberkulose Behandlung
Ablaufschema
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Blutuntersuchung
(Interferon-Gamma-Test)
+
Quellensuche
Mitarbeiterinnen der Tuberkulose-Abteilungen
Francisca Geiger
TBC-Fürsorgeärztin
In Aalen
Maria-Luise Dostal
und in Schwäbisch Gmünd
Doris Waibel
Evelyn Schwarz
Christel Meyer-Frank
Öffnungszeiten und Erreichbarkeiten vom Landratsamt Ostalbkreis,
Geschäftsbereich Gesundheit
73430 Aalen
Julius-Bausch-Straße 12 (im Arbeitsamt)
Tel.: 07361 503-1122 od.: 07361 503-1120
73523 Schwäbisch Gmünd
Oberbettringer Str. 166
Tel.: 07171 32-4150 od.: 07171 32-4142
Mo., Mi., Do. und Freitag
vormittags
08:15 - 11:45 Uhr
Mo., Mi., Do. und Freitag
vormittags
08:15 - 11:45 Uhr
Mo. und Di.
nachmittags
14:00 - 16:00 Uhr
Mo. und Di.
nachmittags
14:00 - 16:00 Uhr
Donnerstag
nachmittags
14:00 - 18:00 Uhr
Donnerstag
nachmittags
14:00 - 18:00 Uhr
Tbc-Sprechstunde:
Dienstag und
Donnerstag
08:00 - 12:00 Uhr
und nach Vereinbarung
Tbc-Sprechstunde:
Dienstag und
14:00 - 16:00 Uhr
Freitag
08:00 - 12:00 Uhr
und nach Vereinbarung
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