Gesunde Ernährung – wie geht´s? Prof. Dr. med. Yurdagül Zopf Medizinische Klinik 1 (Direktor: Prof. Dr. med. M. F. Neurath) Universitätsklinik Erlangen Definition: Ernährung Ernährung = Gesamtheit der Vorgänge, durch die dem lebenden Organismus diejenigen Substanzen von außen zugeführt werden, die zur Aufrechterhaltung der Lebensvorgänge notwendig sind. Funktion: 1. Energiequelle für Muskeltätigkeit, Körperwärme, Stofftransport 2. Material zum Körperaufbau beim Wachstum 3. Ersatz für im Organismus verbrauchte Substanzen (Quelle: www.wissen.de) Grundnährstoffe • • Energielieferant Aufrechterhaltung der Körpertemperatur www.sportnahrungbodybuilding.com/bilder/kohlenhydrate KOHLENHYDRATE • • • • Energielieferant Kälte- und Organschutz Trägersubstanz Vorstufen von Hormonen u.a. • • FETTE PROTEINE Aminosäurelieferant Baustein von Körperzellen, Enzymen, Botenstoffen, Muskeln, Antikörper u.a. http://www.fitonic.net/article/cover/images/ wissen/ernaehrung/Proteine.jpg http://www.ebalance.de/seam/resource/content/9 c335ca2-409d-4af4-b22a- Weitere Nährstoffe Ballaststoffe • Verdauungsförderung • Sättigung Vitamine • Regelung von Stoffwechselvorgängen Mineralstoffe und Spurenelemente • Körperaufbau und –erhalt • Regelung von Stoffwechselvorgängen Wasser • Transport- und Lösungsmittel für Nährstoffe • Zellenaufbau und –erhalt • Ausscheidung harnpflichtiger Substanzen Energiegehalt der Nährstoffe Nährstoffe Energiegehalt in kcal pro g Kohlenhydrate 4,1 Fette 9,3 Proteine 4,1 Alkohol 7,0 Ballaststoffe 0 bis 0,2 (wasserlösliche) Vitamine 0 Mineralstoffe und Spurenelemente 0 Wasser 0 Quelle: www.ernaehrung.de Gesunde Ernährung im Kindesalter http://www.mybaycity.com/images/anti_eat_1.jpg http://www.foodle.ch/cgi-bin/ckfinder/images/Nachhaltigkeit_sA.jpeg KIGGS-Studie (2003-2006, Kinder und Jugendliche bis 17 Jahren) 15 % Übergewicht 6 % Adipositas Seit 1985: Übergewicht um 50 % Adipositas um 100 % KIGGS-Studie (2003-2006, Kinder und Jugendliche bis 17 Jahren) zu wenig zu viel Obst und Gemüse Fleisch- und Wurstwaren Ballaststoffe Süßigkeiten komplexe Kohlenhydrate Einfach- und Zweifachzucker Flüssigkeit (v.a. Kinder) zuckerhaltige Getränke (Softdrinks u.a.) • geringe Qualität der Kohlenhydrate: viele Einfach- und Zweifachzucker, wenig komplexe Kohlenhydrate (Vollkornprodukte, Reis u.a.) • zu viel Fleisch- und Wurstwaren bei 86% der 12-17 jährigen Jungen) • in 4 Wochen mind. 1x Fastfood (Jugendliche) Greta-Studie (1 bis 3 Jährige aus 525 Haushalten) zu wenig zu viel Gemüse Fleisch- und Wurstwaren Vollkorngetreideprodukte Zucker gesättigte Fettsäuren, Eisen, Jod, Vitamin D, Folsäure Eiweiß Flüssigkeit • doppelt so viel Fleisch und Süßigkeiten • zu geringe Trinkmenge: nur 0,4 l/Tag (anstelle 0,60,7l/Tag) Herz-KreislaufErkrankungen Übergewicht (auch im Erwachsenenalter) Folgen Stoffwechselstörungen Gelenkprobleme Entwicklungsstörungen D-A-CH-Referenzwerte für Kinder Bedarf pro Tag 1 bis 4 Jährige m w 4 bis 15 Jährige m w Energie [kcal] 230-338 Eiweiß [g/Tag] 1,0 0,9 30-40 30-45 Kohlenhydrate [% d. Energiezufuhr] 50 50 Ballaststoffe [g] 30 30 Fett [% d. Energiezufuhr] Vitamin E [mg] 6 5 8-14 8-12 0,8-1,4 0,8-1,1 Vitamin B1 [mg] 0,6 Vitamin C [mg] 60 70-100 Folat [µg] 120 140-300 Calcium [mg] 600 750-1200 Magnesium [mg] 80 120-310 Eisen [mg] 8 8-12 8-15 Bedeutung gesunder Ernährung in der Kindheit • Körperliche und geistige Entwicklung • Konzentrations- und Leistungsfähigkeit • Stärkung der Immunabwehr • Wesentliche Prägung des Ernährungsverhaltens • Ausbildung Geschmacksvorlieben und – aversionen • Vorbeugung späterer ernährungsmitbedingter Erkrankungen z.B. Diabetes mellitus, Gicht, Fettstoffwechselstörungen Wichtige Nährstoffe Calcium und Vitamin D → optimale Knochenentwicklung Quellen: •Milch- und Milchprodukte •Brokkoli, Grünkohl, Fenchel, Lauch •Mineralwasser mit Ca > 150 mg/L •Bewegung im Freien → durch UVB-Exposition körpereigene Vitamin D-Bildung in der Haut → Stärkung der Knochen durch physische Belastung http://thumbs.dreamstime.com/x/milchprodukte-und-eier-12417455.jpg http://www.vaterfreuden.de/sites/default/files/imagecache/lead-image-full/Kinderbrauchen- D-A-CH Referenzwerte für die Calcium- und Vitamin D-Zufuhr Alter Calcium Vitamin D (Schätzwert bei fehlender endogener Synthese) mg/Tag µg/Tag 1 bis < 4 Jahre 600 20 4 bis < 7 Jahre 750 20 7 bis < 10 Jahre 900 20 10 bis < 13 Jahre 1100 20 13 bis < 15 Jahre 1200 20 Modifiziert nach: http://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/ Eiweiß → Aufbau und Erhalt des körpereigenen Eiweißes für Zellen, Muskeln usw. → Zufuhr abhängig vom Wachstum → sinkt mit ↑ Alter Quellen: • Milchprodukte • Fleisch • Fisch • Hülsenfrüchte • Getreide • Kartoffeln http://www.stayfocused.de/wp-content/uploads/2014/02/ernaehrung_proteinquellen D-A-CH Referenzwerte für die Proteinzufuhr Protein Alter g/kg/Tag m g/Tag w m w 1 bis < 4 Jahre 1,0 14 13 4 bis < 7 Jahre 0,9 18 17 7 bis < 10 Jahre 0,9 24 24 10 bis < 13 Jahre 0,9 34 35 13 bis < 15 Jahre 0,9 46 45 Modifiziert nach: http://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/protein/ Energiebedarf Kinder und Jugendliche ist abhängig von: • Größe • Geschlecht (besonders ab Pubertät) • Bewegungsintensität http://www.kinderplussport.de/img_db/31f59d.jpg?rnd= 857427327 http://www.schlafsack-online.de/uploads/pics/kindergro__sse.jpg http://www.gesundheitsweblog.de/media//kind-videospiel-300x200.jpg Empfehlungen für eine gesunde Ernährung für Kinder täglich pflanzliche Lebensmittel: Gemüse, Obst, Brot, Kartoffeln Vollkornprodukte bevorzugen (komplexe Kohlenhydrate) Wasser und ungesüßte Früchte- und Kräutertees keine oder wenig zuckerhaltige Getränke, wie Limonade, Cola fettreduzierte Milchprodukte Wurst und Fleisch in Maßen, bevorzugt fettarme Sorten (Roastbeef, Kochschinken, Lachschinken) Rapsöl oder Olivenöl verwenden (wichtige ungesättigte und Omega-3-Fettsäuren für die Gehirnentwicklung) Geeignete Lebensmittel Öle Fette Süßigkeiten zuckerhaltige Getränke fettarme Milchprodukte Fleisch- und Wurstwaren Fisch, Eier energiefreie/-arme Getränke,Obst, Gemüse, Brot, Reis, Nudeln Die Ernährung von Erwachsenen VS. http://images.womenshealth.de/fm/1/thumbnails/sh_94993798_Ernaehrung_gesund_800x462.jpg.115644 http://www.med-health.net/images/10404920/image001.jpg http://www.hivehealthmedia.com/wp-content/uploads/2010/12/obesity-evolution.jpg Prävalenz Übergewicht und Adipositas Übergewicht Adipositas Männer Frauen Männer Frauen DGE Ernährungsbericht 2012 67% 53% 23% 24% OECD 60% 45% 16% NVZ II 2008 66% 50% > 20% Über die Hälfte der deutschen Bevölkerung hat Übergewicht! + Tendenz Gründe für das Übergewicht • zu hohe Energieaufnahme durch: Nahrungsüberangebot Fast Food, Fertigprodukte Softdrinks • • • • chronischer Bewegungsmangel und geringe körperliche Aktivität Zeitmangel Genetik (noch umstritten, möglicher Zusammenhang Körperfett, Leptinspiegel, Energieumsatz) • genetische Syndrome (Prader-Willi-, Bardet-Biedl-, Cohenoder Ahlström-Syndrom) • Erkrankungen (Schilddrüsenunterfunktion) oder Pharmaka (Morbus Cushing durch Cortison) http://cdn2.spiegel.de/images/image-377529-breitwandaufmacher-ohft.jpg Folgen des Übergewichts • Herz-Kreislauferkrankungen • Bluthochdruck • Herzinfarktrisiko ↑ • Schlaganfallrisiko ↑ • Atherosklerose • Stoffwechselstörungen • Diabetes mellitus Typ 2 • Gicht „Metabolisches Syndrom“ • Fettstoffwechselstörungen • Gelenkbeschwerden • ↑ Krebsrisiko (v.a. Darmkrebs, Brustkrebs u.a.) Folgen des Übergewichts http://d1.stern.de/bilder/wissenschaft/2005/52/uebergewicht_fitwidth_489.jpg Energiebedarf Erwachsene Gesamtenergiebedarf = Grundumsatz + Leistungsumsatz Grundumsatz = benötigte Energie bei völliger Ruhe / im Liegen in 24h Aufrechterhaltung Körpertemperatur, Grundstoffwechsel (Herztätigkeit, Atmung etc.) Formeln nach Harris und Benedict (1919) Männer: GU (kcal/d = 66,473 + 13,752 * Körpergewicht [kg] + 5,003 * Körpergröße [cm] - 6,755 * Alter [Jahre] Frauen: GU (kcal/d) = 655,096 + 9,563 * Körpergewicht [kg] + 1,850 * Körpergröße [cm] - 4,676 * Alter [Jahre] Energiebedarf Erwachsene Leistungsumsatz = benötigte Energie für jede weitere körperliche Leistung als Grundsatz • individuell abhängig von Schwere der körperlichen Belastung (z.B. berufliche Tätigkeit, Freizeitaktivitäten) • „PAL“ (physical activity level) = zusätzlicher Energiebedarf als vielfaches des Grundumsatzes Arbeitsschwere und Freizeitverhalten PAL Beispiele ausschließlich sitzende oder liegende Lebensweise 1,2 alte und gebrechliche Menschen ausschließlich sitzende Tätigkeit mit wenig oder keinen Freizeitaktivitäten 1,4 – 1,5 Büroangestellte, Feinmechaniker sitzende Tätigkeit, zeitweilig auch gehend oder stehend* 1,6 - 1,7 Laboranten, Kraftfahrer, Studierende, Fließbandarbeiter überwiegend gehende und stehende Arbeit 1,8 – 1,9 Hausfrauen/-männer, Verkäufer, Kellner, Mechaniker, Handwerker körperlich anstrengende berufliche Arbeit 2,0 – 2,4 Bauarbeiter, Landwirte, Waldarbeiter, Bergarbeiter, Leistungssportler Quelle: D-A-CH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr D-A-CH Referenzwerte für den Energiebedarf Erwachsene männlich weiblich 15 bis < 19 Jahre 3100 kcal 2500 kcal 19 bis < 25 Jahre 3000 kcal 2400 kcal 25 bis < 51 Jahre 2900 kcal 2300 kcal 51 bis < 65 Jahre 2500 kcal 2000 kcal über 65 Jahre 2300 kcal 1800 kcal Quelle: D-A-CH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr E N E R G I E Alter A L T E R 10 Regeln der DGE 1) Lebensmittelvielfalt • angemessene Menge und Kombination nährstoffreicher und energiearmer Lebensmittel • überwiegend pflanzliche Lebensmittel → gesundheitsfördernde Wirkung + Nachhaltigkeit • regionale und saisonale Produkte bevorzugen http://www.hausmed.de/media/medicaltopics/paragraphs/354/energiebedarf.jpg 2) Viel Getreideprodukte und Kartoffeln • Beispiele: Brot, Getreideflocken, Nudeln, Reis → vornehmlich Vollkorn Kartoffeln http://i.onmeda.de/fs_getreide_kartoffeln.jpg • Vitamin-, Mineralstoff- und Ballaststoffreich • sekundäre Pflanzenstoffe, z.B. Flavonoide, Polyphenole, Phytosterine (gesundheitsfördernde Wirkung) • mind. 30 g Ballaststoffe pro Tag: ↓ Dickdarmkrebsrisiko, ↑ Darmmotilität hohe Zufuhr http://www.india-express-food.de/images/reis.jpg http://www.neuepresse.de/ Risiken ernährungsmitbedingte Krankheiten 3) „5 am Tag“ • 5 Portionen Gemüse und Obst am Tag (ca. 600g) • 2 Portionen Obst (ca. 240 g) • 3 Portionen Gemüse (ca. 360 g) (1 Portion = handvoll) • möglichst unverarbeitet oder nur kurz gegart • Vitamin-, Mineralstoff- und Ballaststoffreich • Sekundäre Pflanzenstoffe • saisonale Produkte (z.B. Kohl im Winter, Erdbeeren nur im Frühling/Sommer etc.) http://www.machmit-5amtag.de/uploads/pics/obstundgemuese_01.jpg Risiken für ernährungsmitbedingte Krankheiten 4) Verzehr tierischer Lebensmittel Milch und Milchprodukte Fisch Fleisch, Wurstwaren, Eier • täglich • fettarme Produkte bevorzugen • 1 bis 2 mal in der Woche • aus nachhaltiger Fischerei • • • • in Maßen 300 bis 600 g pro Woche fettarme Produkte bevorzugen weißes Fleisch (Geflügel) evtl. „gesünder“ als rotes Fleisch (Rind, Schwein) → abhängig von Zubereitung • Mineralstoff- und Vitaminlieferant (z.B. B1, B6, B12) Enthalten wertvolle Nährstoffe, wie z. B. Calcium in Milch, Jod, Selen und Omega-3-Fettsäuren in Seefisch. 5) Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel • lebensnotwendige (essenzielle) Fettsäuren • fettlösliche Vitamine (Vitamin A, D, E, K) • energiereich (9 kcal pro Gramm) → zu viel fördert Übergewicht • wenig gesättigte Fettsäuren → zu viele FS ↑ Risiko für Fettstoffwechselstörungen Folgen: Herz-Kreislauf-Erkrankungen • bevorzugt pflanzliche Öle und Fette (z. B. Raps- und Sojaöl) • unsichtbares Fett in Fertigprodukten, Wurst, Gebäck u.a. • 60 – 80 Gramm Fett pro Tag http://www.haushaltstipps.net/tipps/wpcontent/uploads/2010/02/ungesaettigte- http://www.asv-wintersdorf.de/asv/images/stories/ASV/4hering.jpg http://cdn1.theodysseyonline.com/files/2014/10/14/63548854034 210072183215798_collagen-salami3.png http://www.fid-gesundheitswissen.de/bilder-responsive/gallery/768Butter-butter-Fotolia-26987884-c-Viktor.jpg 6) Zucker und Salz in Maßen • zuckerhaltige und Lebensmittel bzw. Getränke nur gelegentlich • bevorzugt mit Kräutern und Gewürzen würzen → wenig Salz • Jod- und Fluorid-Salz verwenden • empfohlener Salzkonsum: mind. 1,4 g pro Tag max. 6,0 g pro Tag • Salzkonsum in D: ♂ 9 g/Tag und ♀ 6,5 g/Tag → Folgen: Bluthochdruck, Schädigung der Gefäße, Schlaganfall, Herzinfarkt 7) Flüssigkeit • rund 1,5 Liter Flüssigkeit pro Tag • bevorzugt Wasser und energiearme Getränke (z.B. Tee) • zuckergesüßte Getränke nur selten → energiereich → Förderung Übergewicht • Alkoholische Getränke • nur gelegentlich und in geringen • Mengen, sonst Risiko Fettleber, Leberzirrhose u.a. Organschäden http://abnehmen-schnell.co/wp-content/uploads/2013/03/Wasserglas1.jpg 8) Schonende Lebensmittelzubereitung • Garen bei möglichst niedrigen Temperaturen, kurz, mit wenig Wasser und wenig Fett → erhält Nährstoffe und verhindert die Bildung schädlicher Verbindungen • frische Zutaten • Obst und Gemüse erst kurz vor Zubereitung grob zerkleinern und möglichst nicht schälen Garverfahren Flüssigkeit/Fett geeignete Lebensmittel Dämpfen (um 100 °C) wenig Flüssigkeit Hefeklöße, Kartoffeln, Gemüse Dünsten (um 100 °C) wenig Flüssigkeit, wenig Fett Fisch, kleinstückiges Gemüse, Obst Schmoren (100-200 °C) wenig Flüssigkeit, wenig Fett Fleisch, Schmorgemüse (Bratenfond mitverwenden) 9) Zeit fürs Essen • kein „Fast Food“, sondern bewusst Essen mit Pausen • langsames Essen fördert Sättigungsempfinden http://www.fitforfun.de/files/images/201003/0/marz-special-ernahrung-10,27245_m_n.jpg 10) Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben • Vollwertige Ernährung + körperliche Bewegung und Sport (30 – 60 Minuten pro Tag) → Gewichtsregulation • öfter einmal zu Fuß gehen oder Fahrrad fahren http://www.bachelor-and-more.de/fileadmin/user_upload/Fachbereiche/Medizin_und_Gesundheit/Sport.jpg Prozessierte Lebensmittel • Wurst: Haltbarmachung mit Nitrit →bildet im sauren Milieu (Magen) mit sekundären Aminen stabile Nitrosamine • Brot: Lebensmittel auf mehr als 100 °C erhitzt → Enstehung krebserregender Substanze wie Benzpyrene, Furane, Acrylamid • Margarine • Fleisch: stark erhitz oder gegrillt → Entstehung Nitrosamine • Süßigkeiten, wie Bonbons, Drops u.a. Gefahren des übermäßigen Fleischkonsums Hitze erzeugt Karzinogene: • Häm-Eisen • Nitrate und Nitrite • gesättigte Fettsäuren • Hormone • Salz Beeinflussung Hormonstoffwechsel, ↑ Zellvermehrung, DNASchädigung, Zellschädigung durch freie Radikale Andere karzinogene Substanzen: • Heterozyklische Amine • Nitrosamine • Einsatz von Antibiotika bei Tiermast evtl. kanzerogener Einfluss http://images.zeit.de/wissen/gesundheit/2014-06/grillbratwurst/grill-bratwurst-540x304.jpg ↑ Risiko für Dickdarm- und Magenkrebs, Blasen-, Lungen-, Brust-, Eierstock-, Gebärmutterhals-, Speiseröhren-, Prostatakrebs u.a. Sinha R et al., "Meat intake and mortality: a prospective study of over half a million people." Arch Intern Med. 2009: → besonders hoher Konsum von rotem Fleisch: 25% erhöhtes Risiko für Dickdarmkrebs, 20% Lungenkrebs, 20-60% http://www.ernaehrung.de/tipps/vollwertig/images/ernaehrungspyramide.png Ernährung im Alter http://www.medical-tribune.de/uploads/pics/Mangelernaehrung_Senior_think.jpg http://www.kornspitz.com/cn/aktuelles/artikel/alter.jpg Physiologische Veränderungen • ↓ Organfunktion • ↓ Sauerstoffversorgung der Zellen • Schwächung der Zellen der Bauchspeicheldrüse → Glucosetoleranzstörung, Diabetes mellitus • ↓ Leber- und Nierenfunktion • Veränderte Knochendichte und Skelettmuskulatur → Osteoporose • ↓ Resorption von Nährstoffen, v.a. Vitaminen • ↓ Energiebedarf → Risiko für Übergewicht • ↓ Verdauungstätigkeit → häufig Obstipation • Häufig erhöhte Fett-, Cholesterin, Harnsäuregehalte im Blut 1) Körperzusammensetzung und Gewicht Muskel- und Knochenmasse Wassergehalt Körperfett sinkender Grundumsatz geringe körperliche Aktivität begünstigt Muskelabbau sinkender Leistungsumsatz Verringerter Energiebedarf Altersgruppe Kalorienbedarf bis 33 Jahre 100 % 33-55 Jahre - 10 % 55-75 Jahre - 15 % (oder 100 % - 25 %) ab 75 Jahre - 10 % (oder 100 % - 35 %) Grundumsatz nach FAO/WHO/UNU (> 65 Jahre): GU (♂ mit 70 kg/KG): (0,0491 x KG (kg)+ 2,46) x 239 = 1410 kcal/Tag GU (♀ mit 57 kg/KG): (0,0377 x KG (kg) + 2,75) x 239 = 1170 kcal/Tag (Quelle „D-A-CH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr“ S. 24 ff) Im Alter benötigt man… …weniger von den energieliefernden Nährstoffen Kohlenhydraten, Fette und Eiweiße ABER der Vitamin- und Mineralstoffbedarf ist gleichbleibend oder erhöht Kritische Nährstoffe (1) kritischer Nährstoff/ Empfehlung Vorkommen Aufgaben Mangelerscheinungen Störung Knochenbildung, Fettfische, Leber, Vit. DRegulation Calcium - und Entkalkung, KnochenVitamin D angereicherte Margarine, Phosphatstoffwechsels, erweichnung, Rachitis 20 µg/Tag Eigelb, Eigensynthese bei UVKnochenbildung bei Kindern, Lichteinwirkung in der Haut Osteomalazie bei Erwachsenen Gemüse (Tomaten, Spinat, Kohlsorten, Gurken), Orangen, Zellteilung und Störung Blutbild, Weintrauben, neubildung, Blutbildung, Anämie, Folat/ Vollkornbackwaren, Proteinstoffwechsel, (Schwangerschafts400 µg/Tag Weizenkeime, Kartoffeln, Nervengewebe, Senkung komplikationen, Fleisch, Leber, Milch, Homocysteinspiegel im Neuralrohrdefekt bei Milchprodukte, Eier, Blut Neugeborenen) Sojabohnen fast nur in tierischen Lebensmitteln: Leber, Fleich, Blutarmut (Anämie), Vitamin B12 3,0 Abbau Fettsäuren, Fisch, Milch, Eier; pflanzliche Dauerschädigungen µg/Tag Blutbildung Lebensmittel (mittels Gärung des Rückenmarks hergestellt: Sauerkraut Kritische Nährstoffe (2) kritischer Nährstoff/ Empfehlung Vorkommen Aufgaben Mangelerscheinungen Minderwuchs, Milch und Milchprodukte, Bausteine für Zähne und Entkalkung von Gemüse (Grünkohl, Knochen, beteiligt an Calcium Knochen, Osteoporose, Fenchel, Brokkoli, Lauch) Blutgerinnung und 1000-1200 mg/Tag Übererregbarkeit der Hülsenfrüchte, Nüsse, Reizweiterleitung im Muskeln und Nerven einige Mineralwässer Nervensystem (Krämpfe) u. a. Aktivierung von Vollkorngetreideprodukte, Magnesium Enzymen, Erregbarkeit Funktionsstörungen der Milch und Milchprodukte, m=350 mg/Tag, der Muskulatur, Herz- und Leber, Geflügel, Fisch, w=300 mg /Tag Förderung der Skelettmuskulatur viele Gemüsearten, Knochenmineralisierung Kartoffeln Kritische Nährstoffe (3) kritischer Nährstoff/ Empfehlung Eisen 10 µg/Tag Vorkommen Aufgaben Mangelerscheinungen Fleisch, Bort, Wurstwaren, Gemüse (z.B. Spinat, Erbsen) Baustein des roten Blutfarbstoffs, Sauerstofftransport, Blutbildung, Bestandteil von Enzymen Abgeschlagenheit, Erschöpfung, Blutarmut (Anämie), Störung der Wärmeregulation des Körpers, erhöhte Infektanfälligkeit Jod 180 µg/Tag Seefisch, jodiertes Beeinflusst als Speisesalz und damit Bestandteil der hergestellte Lebensmittel Schilddrüsenhormone (Brot, Wurst, Käse), Milch den Energieumsatz, das und Eier (bei Wachstum und die entsprechender Wärmeregulation Fütterung) Zink m=10 mg/Tag w= 7 mg/Tag Wachstumsverzögerungen, Appetitlosigkeit, Fleisch, Eier, Milch, Käse, Bestandteil oder entzündliche HautHülsenfrüchte, Aktivator zahlreicher veränderungen, BeeinVollkornerzeugnisse Enzyme und Hormone trächtigung Geschmacksempfindens, Infektabwehr und Wundheilung Vergrößerung der Schilddrüse (Kropf) 2) Verringerter Appetit und Durstgefühl Veränderung Hormonhaushalt im Alter → gestörte Hunger-/Sättigungs-Regulation Ursachen: • langsamere Magenentleerung + schnellere Ausschüttung der Sättigungshormone • ↓ Sinneswahrnehmung → weniger Magensaftproduktion • Kaubeschwerden, Medikamente, Depressionen • Abnahme Geruchs- und Geschmackswahrnehmung + Abnahme Sehvermögen Verringertes Durstempfinden im Alter Ursachen: • Angst vor häufigen (und/oder nächtlichen) Toilettengängen • Gewohnheiten (beim Essen nicht) • Abführmittel oder Diuretika 3) Veränderungen im Verdauungstrakt • ↓ Speichelbildung durch Rückbildung Speicheldrüsen, erschwerte Kaubewegung, Sinneswahrnehmung, Medikamente, Zahnprothesen • Veränderungen der Magenschleimhaut ↓ Magensaft / -säureproduktion Folgen: verringerte Aufnahme Vitamin B12, Mineralstoffen (Eisen und Calcium) • spätere Magenentleerung • geschwächte Organmuskulatur → ↓ Darmbewegung (Peristaltik) Folgen: Verstopfung (Obstipation) Risiko einer Mangelernährung steigt im Alter Ursachen nach ErnSTES-Studie 2006-2008: (Ernährung in Stationären Einrichtungen für Senioren und Seniorinnen) • Kaubeschwerden aufgrund schlechter Zahn- und Mundgesundheit • ↓ Sinneswahrnehmung • ↓ Appetit durch Medikamente • ↑ Vitamin- / Mineralstoffbedarf durch Medikamenteneinnahme • schlechte Verdauung • Mundtrockenheit Zusätzlich: Depressionen Funktionsstörungen der oberen Extremitäten oder nachlassende Feinmotorik auf Grund von Krankheiten, wie Parkinson oder nach einem Schlaganfall Schluckstörungen Demenz Immobilität Weitere Risikofaktoren • Depressionen • Funktionsstörungen der oberen Extremitäten • nachlassende Feinmotorik auf Grund von Krankheiten, wie Parkinson oder nach einem Schlaganfall • Schluckstörungen / Dysphagie • Entzündungen der Speiseröhre oder des Magen • Demenz • Immobilität http://www.taz.de/uploads/images/684x342/demenz-dpa.jpg http://www.aerzteblatt.de/bilder/2006/12/img122495.jpg Definition Mangelernährung • Unzureichende Aufnahme von Makro- und Mikronährstoffen • Gewichtsabnahme oder niedriges Körpergewicht / BMI (v.a. Abnahme der Fettmasse) Gewichtsverlust: 5% in den letzten 3 Monaten oder 10% in den letzten 6 Monaten BMI (Body Mass Index): normal: BMI < 18,5 kg/m² ältere Menschen: BMI < 20 kg/m² Newman et al. (2001): Studie mit über 65 Jährigen, Gewichtsverlust 5% in den letzten 3 Jahren → erhöhte Mortalität Ursachen für eine Mangelernährung im Alter Altersbedingte Veränderungen Erkrankungen ↓ Appetit ↑ Sättigungsgefühl Störungen Geruchs- und Geschmackssinn Akuterkrankungen Chronische Erkrankungen Medikamentennebenwirkungen Delirium, Demenz, Depression Einschränkende Behinderungen Probleme bei Nahrungsbeschaffung, zubereitung, -aufnahme Soziale Faktoren Niedriger sozioökonomischer Status Einsamkeit u.a. Therapie • Kausale Ursachenbehebung: → Zahnbehandlung, Schlucktherapie, antidepressive Therapie, Medikamentenmodifikation, ggf. pflegerische Unterstützung beim Essen • Orale Kost durch energiehaltige Lebensmittel ergänzen → Sahne, Butter, Eier, Nüsse und Samen (ggf. daraus ein Mus), Milchprodukte mit hohem Fettgehalt, Öl) • Zwischenmahlzeiten • Trinknahrung, Ernährungssonde (wenn orale Kost nicht möglich) • regelmäßige Gewichtskontrolle Prävention • „10 Regeln für eine vollwertige Ernährung“ der DGE • Regelmäßige Bewegung (z.B. Seniorensportgruppe etc.) → Erhaltung der Leistungsfähigkeit + Reduktion Verlust Muskelmasse + Steigerung Energieumsatz und Appetit • Erstellung Trinkplan bzw. –protokoll gegen Dehydrierung • Ballaststoffe gegen Obstipation (mind. 30g/Tag) • angenehme Essatmosphäre schaffen Zusammenfassung 1. Vielfältige Lebensmittelauswahl 2. Möglichste unverarbeitete Lebensmittel zu sich nehmen 3. Komplexe Kohlenhydrate (Vollkorn, Reis u.a.) bevorzugen 4. Einfache Zucker weitestgehend meiden 5. „5-am-Tag“ 6. „Gute“ Fette (ungesättigte Fettsäuren) bevorzugen 7. Fleischkonsum begrenzen 8. mind. 1,5 Liter Wasser und ungesüßte Getränke 9. Zeit für das Essen nehmen 10.Viel Bewegung / Sport Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!