Leseprobe - Schildkröten im Fokus

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23.10.2008
Das Schildkrötenjournal
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ISSN 1612-7900
1. November 2008
Und es geht doch
Zeckenbefall
Klein aber fein
Testudo kleinmanni – wie
man Nachzuchten zur
Nachzucht bringt
Erstaunliche Unterschiede
bei Bulgariens
Landschildkröten
Kinosternon leucostomum
– vielseitig, interessant
und gut zu vermehren
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www.schildkroeten-im-fokus.de
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Schildkröten im Fokus, Bergheim 5 (4), 2008: 3–15
Alrun Reinarz, Lübeck
Testudo kleinmanni – Haltung und Nachzucht
der Ägyptischen Landschildkröte
Zur Haltung von Testudo kleinmanni kam ich nach einigen Jahren Erfahrung in der Pflege von
Schildkröten verschiedener europäischer Arten. Ich fand den Winter einfach langweilig, da alle
meine Landschildkröten in Winterstarre waren. So durchforstete ich meine Literatur auf der Suche
nach einer Art, die genau dann ihren Aktivitätsschwerpunkt hat, und stieß auf die Beschreibung
von Testudo kleinmanni. Schon rein optisch fand ich diese kleinbleibende Art ansprechend, so begann
ich nach diesen Tieren Ausschau zu halten. Zu meiner großen Freude gelang es mir, 1999 die ersten
beiden Nachzuchttiere von einem deutschen Züchter zu erwerben, im Jahre 2000 kamen weitere
drei Tiere hinzu. Diese fünf Tiere sind inzwischen adult, stammen von zwei verschiedenen Züchtern
und machen bis heute meine Zuchtgruppe aus. Ich habe bewusst darauf verzichtet, weitere Tiere
zu der bestehenden Gruppe zu erwerben, da das Risiko, sich Krankheiten einzuschleppen, mit
jedem Neuerwerb steigt.
Abb. 1
Meine heutige Zuchtgruppe habe ich aus Nachzuchten aufgebaut – inzwischen sorgen die Tiere selbst regelmäßig für Nachwuchs – hier ein bei mir geschlüpftes Jungtier
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ALRUN REINARZ
Abb. 2a-b
Die adulten Tiere leben in einem Wintergarten (a). Die Becken können bei schönem Wetter unter das UVdurchlässige Vordach gerollt werden (b, noch im Bau), so dass die Tiere ohne Umsetzten in eine neue Umgebung direktes UV-Licht und Freilandaufenthalt bekommen.
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Haltung und Nachzucht der Ägyptischen Landschildkröte
Unterbringung und Einrichtung
Meine adulten Tiere leben ganzjährig in einem Wintergarten. Das Dach ist mit Hoklartherm-Doppelstegplatten gedeckt, so dass UV-Licht einfällt. Im
Sommer komme ich bei gutem Wetter komplett
ohne zusätzliche Beleuchtung aus. Bei Schlechtwetterperioden – sowie während der kälteren Jahreszeiten – werden entsprechend der Witterung Lampen,
in die Wände der Becken integrierte Heizmatten
oder, wenn es sehr kalt wird, auch im Bodensubstrat
verlegte Heizkabel zugeschaltet.
Den großen Vorteil dieser Haltungsform stellt meiner
Meinung nach die hohe Temperaturvarianz dar. Auf
diese Weise kann ich deutlichere Nachtabsenkungen
erreichen als in jedem Wohnzimmerterrarium, und
während des Sommers herrschen im Wintergarten
so hohe Temperaturen, wie ich sie ohne Hilfe des
natürlichen Sonneneinfalls nie erreichen könnte.
Genau diese große Bandbreite scheint die Ägyptischen
Landschildkröten optimal zu stimulieren und das ist
sicher ausschlaggebend für meine guten Nachzuchterfolge. Auch im natürlichen Habitat von Testudo
kleinmanni treten starke Temperaturschwankungen
im Jahresverlauf auf, so dass meine Wintergartenbedingungen diesen ungefähr entsprechen. Selbst die
Schlüpflinge setze ich gleich diesen Bedingungen
aus, ohne dass es bisher zu Problemen kam. Zwecks
besserer Überwachung leben sie allerdings in ihrem
jeweils ersten Winter in einem Zimmerterrarium.
Das Bodensubstrat der Becken besteht aus lehmhaltigem Sand. Zunächst hatte ich meine Gehege mit
losem Spielsand eingerichtet. Nachteilig war jedoch,
dass der Sand wegen der Lauffreudigkeit der Tiere
komplett verschleppt wurde. So entstanden ungewollte Hügel, an anderen Stellen war das Becken dann
annähernd substratfrei. Auch die Bepflanzung ist bei
losem Sand schwierig, da die Tiere gern im Wurzelbereich der Bepflanzung ruhen, sich also ein- und
die Pflanzen dabei ausgraben. Das passiert zwar auch
Abb. 3
Die Jungtiere verbringen den ersten Winter in
einem oben offenen Zimmerterrarium
Abb. 4
Bei längeren Schlechtwetterperioden wird auch im
Wintergarten ein Strahler zugeschaltet
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ALRUN REINARZ
Abb. 5
Der Bodengrund besteht aus lehmhaltigem Sand –
hier können sich die Schildkröten auch für die
Trockenruhe eingraben und direktes UV-Licht und
Freilandaufenthalt bekommen.
Abb. 6
Ägyptische Landschildkröten, die während der
Sommerruhe kurzfristig aktiv sind, werden gezielt
mit einer Einmalspritze getränkt.
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noch bei lehmhaltigem Bodengrund, aber doch in
einem erheblich geringeren Ausmaß.
Meine Bepflanzung wechselt immer mal wieder,
da nur wenige Arten der Dauerbelastung – wenig
Wasser bei gleichzeitigem Angriff auf den Wurzelbereich sowie Abknabberattacken – standhalten. Am
längsten haltbar sind einige Agavenarten (Agave
filifera, A. stricta, A. toumeyana), wenn sie dem Habitat
auch von der Herkunft nicht ganz entsprechen. Außerdem setze ich immer mal wieder Seggen in die Becken
ein. Sie vertrocknen zwar mit der Zeit, haben aber
trotzdem noch einen gewissen Zierwert und werden
von den Tieren gern als Versteckplätze genutzt. Auch
hochstämmige Sukkulenten beispielsweise Crassula
ovata (Geldbaum) sind zur Bepflanzung geeignet.
Unterschlüpfe aus Steinplatten sowie Totholz,
um die Becken besser zu strukturieren, vervollständigen die Einrichtung.
Da die adulten Tiere nur sehr selten aus Wasserschälchen trinken, halte ich es nicht für sinnvoll,
diese dauerhaft im Becken zu belassen. Durch die
hohe Lauffreudigkeit der Tiere sind Trinkgefäße
ohnehin innerhalb kürzester Zeit verschmutzt bzw.
voll Substrat geschleppt. Wässert man hingegen das
Becken mittels Wäschesprenger, werden Tropfen von
Pflanzen und Steinen gierig durch die Nase aufgesogen. Während des Winters sprenge ich jeden
zweiten Tag. Wasserpfützen auf Steinplatten trocknen
binnen kurzer Zeit wieder aus. Auch das Substrat
trocknet schnell wieder ab. Macht ein Weibchen Anstalten, zur Eiablage zu schreiten, werden potentielle
Stellen gewässert, um die Grabfähigkeit des Substrates
zu erhöhen. Auch die Pflanzen werden gelegentlich
gegossen. Vor dauerhaft nassen Stellen möchte ich
in diesem Zusammenhang aber deutlich warnen, da
das die idealen Areale sind, in denen sich Feuchtkeime (z. B. Pseudomonas sp.) ansiedeln können.
Jahresrhythmus
Die Saison beginnt Ende November, Anfang Dezember
mit den ersten Paarungsaktivitäten der Männchen.
Ein Männchen belasse ich ganzjährig bei den drei
weiblichen Tieren, das zweite Männchen kommt nur
tageweise kontrolliert zu den Weibchen, da es sehr
aggressiv ist und die weiblichen Schildkröten bei
dauerhafter Vergesellschaftung extrem stresst. Die
Paarungsversuche sind nicht zu überhören, da die
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Inhalt
EDITORIAL / IMPRESSUM
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ALRUN REINARZ
Testudo kleinmanni – Haltung und Nachzucht
der Ägyptischen Landschildkröte
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JOB STUMPEL
Siamesische Zwillinge bei der
Dreistreifen-Klappschildkröte
(Kinosternon baurii, GARMAN, 1891)
16
HANS-JÜRGEN BIDMON
WISSENSCHAFT IM FOKUS
18
STEFAN GABRIEL
Zeckenbefall an
Europäischen Landschildkröten in Bulgarien
21
EWALD MISTELBAUER
Die Weißmaul-Klappschildkröte Kinosternon leucostomum DUMÉRIL, BIBRON & DUMÉRIL, 1851, im Fokus
23
IM FOKUS
2. Landschildkröten-Workshop
der Schildkröten im Fokus
35
SCHILDKRÖTEN IM FOKUS ist in BIOSIS® Zoological Record gelistet
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