Verbundstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen (Bachelor) Praktikum Grundlagen der Elektrotechnik und Elektronik Versuch 6 Untersuchungen an einem bipolaren Transistor Teilnehmer: Name Vorname Matr.-Nr. Datum der Versuchsdurchführung: __________________ 1 Untersuchungen an einem bipolaren Transistor Grundlagen 1. Aufbau eines bipolaren Transistors Ein bipolarer Transistor ist ein Halbleiterbauelement, das aus drei unterschiedlich dotierten Schichten in der Reihenfolge PNP oder NPN besteht. Meistens verwendet man die Reihenfolge NPN nach Bild 1a. E a) E C N P B C N b) B Bild 1: a) Schichtenfolge eines NPN-Transistors, b) zugehöriges Schaltzeichen des Transistors Die linke Schicht (N+) ist relativ stark N-dotiert. In der Mitte befindet sich eine weniger stark P-dotierte Schicht (P). Sie wird sehr dünn ausgeführt. Rechts schließt sich eine schwach N-dotierte Schicht (N-) an. Die mit den Schichten verbundenen elektrischen Anschlüsse heißen Emitter (E), Basis (B) und Kollektor (C). Bild 1b zeigt das für diesen Transistor verwendete Schaltzeichnen. 2. Anwendung und Arbeitsweise eines bipolaren Transistors Bei der Anwendung eines Transistors muss dieser stets mit Spannungen versorgt werden. Eine dabei häufig eingesetzte Schaltung (Grundschaltung) zeigt Bild 2a. Sie wird als Emitterschaltung bezeichnet. In der Anordnung wird durch die links vorhandene Spannungsquelle ein Basisstrom IB eingespeist. Dieser hat zur Folge, dass rechts ein Kollektorstrom IC auftritt, der um ein Vielfaches (zum Beispiel um den Faktor 100) größer ist als IB. Der Strom IC ist nahezu unabhängig von der Höhe der Spannung UCE (vergl. Bild 2a). Ändert man IB, so zeigt sich, dass IC und IB etwa einander proportional sind. Das beschriebene Verhalten des Transistors bedeutet, dass dieser zur Verstärkung eines Stromes verwendet werden kann. In Bild 2a stellt IB den zu verstärkenden Strom dar, und IC ist der verstärkte 2 Strom. Die Verstärkung eines Stromes ist beispielsweise in einer Lautsprecheranlage notwendig. Hier werden im Mikrofon akustische Signale in elektrische Spannungen umgeformt. Ein Mikrofon kann jedoch keinen so hohen Strom liefern, dass hierdurch in einem Lautsprecher hörbare akustische Signale entstehen. Daher muss der Strom verstärkt werden. RC IC IB IC IB UCE a) UB b) Bild 2: a) Anwendung eines Transistors als Stromverstärker, b) Anwendung eines Transistors als Schalter Eine weitere Anwendungsmöglichkeit für einen Transistor ergibt sich aus Bild 2b. Hier dient der Transistor als Schalter, mit dem der Strom IC ein- und ausgeschaltet werden kann. Der Transistor ist dann ausgeschaltet, wenn ihm kein Basisstrom IB zugeführt wird. Er stellt in diesem Fall somit einen ausgeschalteten Schalter dar, und IC ist gleich Null. Speist man jedoch einen Basisstrom IB (mit einem bestimmten Mindestwert) ein, so verhält sich der Transistor wie ein eingeschalteter Schalter, und es gilt in Bild 2b (nahezu) IC = UB/RC. 3. Transistor-Kennlinien Die Eigenschaften eines Transistors lassen sich durch die Darstellung von Strom-SpannungsKennlinien angeben. Zur Aufnahme solcher Kennlinien dient die Schaltung nach Bild 3a. IC PV = konst. IB UCE = konst. IC IB IB UCE UCE = konst. UBE a) UCE b) UBE Bild 3: a) Emitterschaltung, b) zugehöriges Mehrfach-Kennlinienfeld 3 Bild 3b zeigt eine häufig verwendete Kennliniendarstellung. Dort sind im ersten Quadranten des Koordinatensystems die Kennlinien IC = f(UCE) mit IB als Parameter eingetragen. Man spricht bei diesen Kennlinien auch vom Ausgangs-Kennlinienfeld. Der zweite Quadrant enthält die Kennlinie IC = f(IB) bei konstanter Spannung UCE. Diese Kennlinie heißt Stromverstärkungskennlinie. Im dritten Quadranten ist die Kennlinie IB= f(UBE) bei konstanter Spannung UCE angegeben. Diese Kennlinie nennt man Eingangskennlinie. Die gesamte in Bild 3b angegebene Darstellung bezeichnet man auch als MehrfachKennlinienfeld. Damit sich der Transistor nicht unzulässig stark erwärmt, darf die im Transistor in Wärme umgesetzte Leistung (Verlustleistung) PV = UCE·IC (Bild 3a) einen bestimmten Wert nicht überschreiten. Im Ausgangs-Kennlinienfeld kann man dazu, so wie in Bild 3b im ersten Quadranten dargestellt, eine Grenzkurve PV = UCE·IC = konst. eintragen, wobei PV die zulässige Verlustleistung darstellt. Diese Grenzkurve wird als Verlustleistungshyperbel bezeichnet. Sie darf beim Betrieb eines Transistors nicht überschritten werden. 4. Die Transistorschaltung als Wechselspannungsverstärker Soll eine Transistorschaltung statt eines Stromes eine Spannung verstärken, so muss zunächst nach Bild 4a in die Transistorschaltung ein Kollektorwiderstand RC eingefügt werden. Er hat zur Folge, dass sich die Betriebsspannung UB auf den Widerstand RC und die KollektorEmitter-Strecke des Transistors aufteilt. Es stellt sich die Frage, wie diese Aufteilung erfolgt. IC IC UB RC RC IB UCE UB ICA Widerstandsgerade I B4 A IB3 I B2 I B1 a) b) UCEA UB UCE Bild 4: a) Emitterschaltung mit Kollektorwiderstand RC, b) zugehöriges Ausgangs-Kennlinienfeld mit Widerstandsgerade Zur Beantwortung dieser Frage gehen wir von der sich aus Bild 4a ergebenden Gleichung IC = U B − U CE U B U CE = − RC RC RC aus. Sehen wir hierin die Größen UCE und IC als Variable an, so liegt eine Funktion von der Form IC = f(UCE) vor, die zudem eine Gradengleichung darstellt. In Bild 4b ist diese Gerade eingetragen. Sie wird als Widerstandsgerade bezeichnet. Wird jetzt in der Schaltung nach Bild 4a beispielsweise ein Basisstrom IB = IB2 (vergl. Bild 4b) eingespeist, so stellt sich in Bild 4b der Arbeitspunkt A ein. Das bedeutet, dass am Transistor die Spannung UCE = UCEA liegt, und dass der Kollektorstrom IC = ICA beträgt. Wird die in Bild 4a dargestellte Schaltung so erweitert, dass die Schaltung nach Bild 5a entsteht, erhält man eine Anordnung zur Verstärkung von Wechselspannungen. In Bild 5a ist 4 ue die zu verstärkende Wechselspannung, während ua die verstärkte Wechselspannung ist. Für die zu verstärkende Wechselspannung (Eingangsspannung) ue wird nachfolgend ein sinusförmiger Verlauf gewählt. Aus Bild 5b ist ersichtlich, wie der Verstärkung der Spannung ue in der Schaltung vor sich geht, und wie der Verlauf der verstärkten Spannung (Ausgangsspannung) ua ermittelt werden kann. Teilt man die Spannung uass durch die Spannung uess, so erhält man die Wechselspannungsverstärkung (uss = „Spannung SpitzeSpitze“). Die Wechselspannungsverstärkung beträgt somit vU = u ass . u ess RC IB UCE UB ua UBE ue IC a) IC UB RC IB A A IB 2π ωt A u ess 0 2π ωt ue b) UCE ua 0 UB U BE u ass Bild 5: a) Schaltung zur Verstärkung einer Wechselspannung b) Darstellung des Verstärkungsvorganges im Mehrfach-Kennlinienfeld (A = Arbeitspunkt) 5 Versuchsdurchführung IC A IB V A RC IB UCE UB V V UBE a) UCEA b) Bild 6: a) Schaltung zur Aufnahme des Mehrfach-Kennlinienfeldes b) Schaltung zur Ermittlung der Kollektor-Emitter-Spannung im Arbeitspunkt 1. Ermittlung der Verlustleistungshyperbel Tragen Sie in das beiliegende Koordinatenkreuz die Verlustleistungshyperbel für eine zulässige Transistor-Verlustleistung von PV = 100 mW ein (vergl. Bild 3b). Bestimmen Sie dazu zunächst Wertepaare unter Verwendung der nachstehenden Tabelle. UCE in V 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0 I C = PV U CE in mA Tragen Sie die Werte in den ersten Quadranten des Koordinatenkreuzes ein und verbinden Sie die Punkte. Beschriften Sie die Kennlinie mit PV = 100 mW. 2. Aufnahme der Ausgangskennlinien Es sind mit Hilfe der Schaltung nach Bild 6a die Ausgangskennlinien IC = f(UCE) für die Basisströme IB = (30, 40, 50, 60, 70) µA im Bereich UCE = (0 . . . 7) V aufzunehmen. Tragen Sie die Werte direkt in das beiliegende Koordinatenkreuz ein und beschriften Sie die Kennlinien mit den betreffenden Basisströmen. Benutzen Sie zur Messung des Kollektorstromes beim Amperemeter einheitlich einen Messbereich von 20 mA. 3. Eintragen der Widerstandsgeraden und Festlegung des Arbeitspunktes Tragen Sie in das Ausgangs-Kennlinienfeld die Widerstandsgerade für RC = 350 Ω und UB = 7,0 V ein (vergl. Bild 4b). Kennzeichnen Sie nach Bild 4b den Arbeitspunkt A unter der Voraussetzung, dass ein Basisstrom von IB = 40 µA eingespeist wird. 4. Ermittlung der Kollektor-Emitter-Spannung im Arbeitspunkt Ermitteln Sie sowohl messtechnisch (in der Schaltung nach Bild 6b mit RC = 350 Ω, UB = 7,0 V und IB = 40 µA) wie auch aus dem Ausgangs-Kennlinienfeld (entsprechend Bild 4b bei den gleichen Werten) die im Arbeitspunkt vorhandene Kollektor-EmitterSpannung UCEA. Tragen Sie die Ergebnisse in die nachstehende Tabelle ein. messtechnisch UCEA aus dem Kennlinienfeld 6 5. Ermittlung der Stromverstärkungskennlinie Entnehmen Sie aus dem Ausgangs-Kennlinienfeld bei einer Kollektor-Emitter-Spannung von UCE = UCEA (siehe Aufgabe 4) Wertepaare von IB und IC zur Darstellung der Stromverstärkungskennlinie. Tragen Sie die Werte direkt in den zweiten Quadranten des beiliegenden Koordinatenkreuzes ein, und verbinden Sie die Punkte. Beschriften Sie die Kennlinie mit dem entsprechenden UCEA-Wert. 6. Ermittlung der Eingangskennlinie Es ist mit Hilfe der Schaltung nach Bild 6a die Eingangskennlinie IB = f(UBE) bei UCE = UCEA im Bereich IB = (10 . . . 70) µA aufzunehmen und in den dritten Quadranten des beiliegenden Koordinatenkreuzes einzutragen. 7. Messtechnische Bestimmung der Wechselspannungsverstärkung RC IB UB V V Ua Ue Bild 7: Schaltung zur Ermittlung der Wechselspannungsverstärkung Ermitteln Sie mit Hilfe der Schaltung nach Bild 7 die Wechselspannungsverstärkung. Stellen Sie dazu bei einer Betriebsspannung von UB = 7,0 V einen Basisstrom von IB = 40 µA ein. Verwenden Sie eine sinusförmige Eingangsspannung mit der Frequenz f = 1 kHz und einem Effektivwert von Ue = 10 mV. Messen Sie die Ausgangsspannung Ua und ermitteln Sie die Wechselspannungsverstärkung, indem Sie das Ergebnis für Ua nachstehend eintragen und die Wechselspannungsverstärkung wie folgt berechnen: vU = 8. Ua = Ue 10 mV = Bestimmung der Wechselspannungsverstärkung aus dem MehrfachKennlinienfeld Konstruieren Sie entsprechend der Darstellung nach Bild 5b mit uess = 28,3 mV im aufgenommenen Mehrfach-Kennlinienfeld den Verlauf der Ausgangsspannung ua. Verwenden Sie für ωt den Maßstab 2π =ˆ 3 cm. Ermitteln Sie uass und bestimmen Sie die Wechselspannungsverstärkung, indem Sie das Ergebnis für uass nachstehend eintragen und die Wechselspannungsverstärkung wie folgt berechnen: vU = u ass = u ess 28,3 mV =