1 Dreiecke - der Satz des Pythagoras Theorem 1.1. (a) (Satz von Pythagoras) Sei ABC ein rechtwinkliges Dreieck mit Hypotenuse der Länge c (gegenüber dem rechten Winkel) a und Katheten der Länge c2 a2 und b. Dann gilt b2 . (b) (Umkehrung des Satzes von Pythagoras) Sei ABC ein Dreieck mit "Hypotenu- c und weiteren Kantenlängen a und b, wobei gilt, dass b2 , dann ist der der Hypotenuse gegenüberliegende Winkel ein rechter Winkel. se"(längste Kante) der Länge c2 a2 Buch I beginnt mit "Denitionen", z.B. I. Ein Punkt ist etwas, das keine Teile hat. II. Eine Strecke ist Länge ohne Breite. III. Die Enden einer Strecke sind Punkte. X. Wenn eine Strecke, die auf einer ande- ren Strecke steht, die angrenzenden Winkel gleich macht, heiÿen diese rechte Winkel und die beiden Strecken heiÿen senkrecht zueinander. XI. Ein stumpfer Winkel ist ein Winkel, der gröÿer ist als ein rechter Winkel. XII. Ein spitzer Winkel ist ein Winkel, der kleiner ist als ein rechter Winkel. Axiome I. Zwischen zwei Punkten gibt es eine Strecke. II. Eine Strecke (endlich) ist Teil einer Geraden (unendlich). III. Zu jeder Wahl von Mittelpunkt und Radius gibt es einen Kreis.. Denition 1.2. A wobei Sei K ein Körper. Ein aner Raum über H eine Menge ist, V ein K -Vektorraum und K ist τ : V pA, V, τ q, ÝÑ AbbpA, Aq eine ein Tripel Abbildung, für die gilt: @u P V ist τu : τ puq : A Ñ A bijektiv @p, q P A, D!u P V : τuppq q (V operiert einfach transitiv) @u, v P V @p P A : τu v ppq τupτv ppqq (τ ist ein Gruppenhomomorphismus) Formal erlaubt man, um Fallunterscheidungen auszuschlieÿen, auch Raum. 0 v v ñ τ0pτv ppqq τv ppq ñ τ0 id 1 A H, als anen Die Elemente von A heiÿen Punkte. Die Dimension von A ist deniert als q bei gewähltem p,Ñq P A erlaubt es, u als "Verbindungsvektor"von p und q zu betrachten. Bezeichnung pq u. Das heiÿt, es gibt AAÑV eine Abbildung mit folgenden Eigenschaften: Die Eindeutigkeit von u PV dimA : dimV. mit τu ppq Ñ pp,qqÞÑpq Für p, q, r drei paarweise verschiedene Punkte gilt: Ñ pq Ñ qr Ñ pr Ñ @p P A @u P V D!q P A mit u pq . Und Proposition 1.3. Dann ist A Sei K ein Körper, A H eine Menge und V genau dann ein aner Raum, wenn es eine Abbildung so dass gilt: Ñ @p, q, r P A paarweise verschieden: pq Ñ @p P A @u P V D!q P A : u pq, Ñ qr K Vektorraum. AAÑV ein Ñ pp,qqÞÑpq gibt, Ñ pr u 0 ô p q. Dritte äquivalente Denition von anem Raum: Es gibt eine Abbildung V A Ñ A , so dass gilt: pu,pqÞÑq:p u pu vq pp uq v @p P A, u, v P V . (A 2) p 0 p @p P A. (A 3) p u p für ein p P A ñ u 0. (A 4) @p, q P A Du P V : q p u. Denition 1.4. Ñ Sei pA, V, τ q ein aner Raum. Eine Teilmenge B A heiÿt aner Unterraum:ô Dp0 P A : U : tp0q : q P B u ist ein Untervektroraum von V . Mit dieser Denition ist B tτu pp0 q : u P U u, d.h. B ist die Bahn von p0 unter der (A 1) p U. Operation des Unterraums Denition 1.5. und P (a) (b) Ein angeordneter Körper ist ein Paar eine Teilmenge von K, pK, P q, wobei K ein Körper ist so daÿ gilt: @a, b P P : a b P P, a b P P . @a P K : a P P oder a 0 oder a P P , aber nicht zwei dieser Eigenschaften gleichzeitig Die Elemente von Proposition 1.6. (a) (b) 1 P P, K d.h. 1 P heiÿen positiv. Sei pK, P q ein angeordneter Körper. Dann gilt: ist positiv. hat Charakteristik 0, d.h. @n P N : n 1 : 2 n-mal hkkkkkikkkkkj 1 ... 1 0 in K. (c) @a P K t0u : a2 P P. Denition 1.7. linearform Sei , ¡: V V ein reeller Vektorraum. Eine symmetrische nicht-ausgeartete Bi- V ÑR pv1 ,v2 qÞÑ v1 ,v2 ¡ heiÿt Skalarprodukt. pV, , ¡q bestehend aus einem reellen Vektorraum V und einem Skalarprodukt , ¡: V V Ñ R. Proposition 1.8. Sei pV, , ¡q ein euklidischer Vektorraum. Dann gilt: || || : V?Ñ R ist eine Norm, d.h. (a) Die Abbildung: Ein euklidischer Vektorraum ist ein Paar v (b) ÞÑ||v||: v,v¡ ||λv|| |λ| ||v|| @λ P R, v P V. ||u v|| ¤ ||u|| ||v|| @u, v P V ||v|| 0 ô v 0 V V ÑR Die Abbildung d : ist eine Metrik, d.h. pu,vqÞÑdpu,vq:||uv|| dpu, v q dpv, uq @u, v, P V (Symmetrie) dpu, v q ¤ dpu, wq dpw, v q @u, v, w P V (Dreiecksungleichung) dpu, v q 0 ô u v @u, v P V. Mit dem Skalarprodukt können wir Winkel denieren durch cosϑ : u,v¡ ||u||||v|| für u, v 0. Euklids Proposition I.1: Auf einer gegebenen Strecke soll ein gleichseitiges Dreieck errichtet werden. Euklids Proposition I.2: Gegeben sind ein Punkt und eine Strecke. Aufgabe: Konstruiere eine Strecke, die den gegebenen Punkt als Endpunkt hat und gleich lang ist wie die gegebene Strecke. Zu Pythagoras: 3 2 Axiome und Grundbegrie Ein Axiom wurde schon zu Euklids Zeiten als problematisch angesehen. Euklids Axiom I.5 ist das Parallelenaxiom: Wenn eine gerade Linie j zwei gerade Linien g und h trit, so daÿ die inneren Winkel α und β auf derselben Seite weniger sind als zwei rechte Winkel, dann treen sich die beiden geraden Linien, wenn sie beliebig verlängert werden, auf der Seite der beiden Winkel α und β. Zwei Dreiecke ABC und A1 B 1 C 1 heiÿen ähnlich, wenn sie dieselben Winkel haben. Das Axiom von Wallis sagt: Gegeben seien ein Dreieck existiert ein ähnliches Dreieck A1 B 1 C 1 , ABC und eine Strecke DE . Dann A1 B 1 mindestens so lang ist wie so daÿ die Seite DE . Modernes Parallelaxiom: Gegeben ist eine Gerade P enthält und g g und ein Punkt P P g. Dann gibt es genau eine Gerade h, die nicht schneidet. Euklids Denition I.23: Parallele Geraden sind zwei Geraden in derselben Ebene, die einander nicht schneiden. Euklids Proposition I.27 beginnt: Gegeben ist eine Gerade j , die die Geraden g und h so schneidet, daÿ die entgegengesetzten Winkel α und β übereinstimmen. h parallel zueinander. Dann sind Euklids Proposition I.16: In einem Dreieck ist der Auÿenwinkel gröÿer als der Innenwinkel und der entgegengesetzte Winkel. Euklids Proposition I.29: Gegeben sind zwei g und h und eine Gerade j , die g h schneidet. Dann sind die Winkel α β gleich. Parallelen und und Charakterisierung von Parallelen: g ||h ô α β 4 g und Euklids Proposition I.31: Gegeben ist eine Gerade eine Parallele h zu g, die den Punkt A g und ein Punkt A. Dann existiert enthält. Euklids Proposition I.32: α δ = Auÿenwinkel an 5 In C einem β und ABC Dreieck α β γ 180. gilt: 3 Hilberts Axiome Sei E eine Menge und G P pE q eine Menge von Teilmengen von E . pE, Gq heiÿt Inzidenzebene, wenn die folgenden Axiome erfüllt sind: @A, B P E mit A B D!g P G : A, B P g. @g P G DA, B P g mit A B. DA, B, C P E @g P G : tA, B, C u g. Denition 3.1. Das Paar (I 1) (I 2) (I 3) Die Elemente von E heiÿen Punkte, die Elemente von G heiÿen Geraden. pP q Playfairs Axiom: Sei g eine Gerade, A ein Punkt mit A R g. Dann gibt es höchstens eine Gerade h mit A P h und g X h H. 1 1 Zwei Inzidenzebenen pE, Gq und pE , G q sind zueinander isomorph :ô D Bijektion ϕ : E Ñ E 1 , so dass ϕ eine Bijektion auf der Menge der Geraden induziert, d.h. @g P G : ϕpgq P G1 und @g1 P G1 Dg P G : ϕpgq g1. ϕ heiÿt dann Isomorphismus. Ein Automorphismus von pE, Gq ist ein Isomorphismus ϕ : pE, Gq Ñ pE, Gq. Die Automorphismen von pE, Gq bilden eine Gruppe. Denition 3.2. SeipE, Gq eine Inzidenzebene. Eine Teilmenge Z E E E heiÿt Anordnungsrelation genau dann, wenn die folgenden Axiome erfüllt sind, wobei wir ABC (Z 1) (Z 2) pA, B, C q P Z schreiben oder "B liegt zwischen A und C ". A B C ñ A, B, C sind drei verschiedene Punkte, die auf einer Geraden liegen, und es gilt auch C B A. @A B DC : A B C. für (Z 3) Wenn A, B C und drei verschiedene Punkte auf einer Geraden sind, dann liegt genau einer der drei Punkte zwischen den anderen beiden. (Z 4) (Pasch) Seien A, B und C drei Punkte, die nicht auf einer Geraden liegen, und g eine Gerade, die A noch B noch C enthält. Falls g einen Punkt D enthält, der zwischen A und B liegt, dann enthält g entweder einen Punkt zwischen A und C oder einen Punkt zwischen B und C , weder aber nicht beides. Denition 3.3. A und B verschiedene Punkte. AB : tC : A C B u Y tA, B u. (a) Seien (b) Seien A, B und C Die Strecke ist deniert als drei verschiedene Punkte, die nicht kollinear sind (d.h. nicht auf einer Geraden liegen). Das Dreieck Tripel AB ABC ist deniert als das ungeordnete pAB, BC, AC q. Die Punkte A, B, C heiÿen Ecken des Dreiecks, die Strecken AB, BC und Theorem 3.4. Sei AC heiÿen die Kanten des Dreiecks. pE, Gq eine Inzidenzebene mit einer Anordnungsrelation. Sei g P G. 6 (a) Die Menge E g lässt sich schreiben als E g S1 Y. S2, S1 H, S2 H, so dass gilt: AB X g H. (a 2) Zwei Punkte S2 ) in Wir nennen A, C (b) Sei (b 1) (b 2) T1 g liegen beide in S1 oder beide in S2 genau dann, wenn R g liegen in verschiedenen Teilmengen (einer in S1, der andere AC X g tPunktu. genau dann, wenn S1 S2 und auf derselben Seite von Seiten von R A, B (a 1) Zwei Punkte g . Im Fall (a 1) sagen wir "A und B liegen g ", im Fall (a 2) sagen wir "A und C liegen auf entgegengesetzten die beiden Seiten von g ." A P g. Dann ist g tAu T1 Y. T2, T1 H, T2 H, so dass gilt: P g tAu liegen beide in T1 oder beide in T2 genau dann, wenn A R BC . B, D P g tAu liegen in verschiedenen Teilmengen genau dann, wenn A P BD. B, C und T2 heiÿen dann die Seiten von A auf g. ÝÝÑ Denition 3.5. A und B seien zwei verschiedene Punkte. Der Strahl AB ist deniert ÝÝÑ als AB : tAu Y tC : C liegt auf der Geraden durch A und B und auf derselben Seite von A wie B u. Der Punkt A heiÿt der Ursprung des Strahls. Ein Winkel besteht aus zwei ÝÝÑ ÝÑ Strahlen AB und AC , die denselben Ursprung haben, aber nicht auf derselben Geraden liegen. Bezeichnung: ?BAC. Das Innere eines Winkels und B, C Sei D und B A und C u. und durch ?BAC ist die Menge tD : D liegen auf derselben Seite der Geraden durch A und liegen auf derselben Seite der Geraden ABC ein Dreieck. Das Innere ?BAC, ?ABC, ?ACB . des Dreiecks ist der Durchschnitt des Inneren der Winkel Proposition 3.6. Sei ABC Proposition 3.7. ÝAD ÝÑ X BCDeinHPunkt . ein Dreieck und im Inneren des Dreiecks. Dann gilt In einer Inzidenzebene mit Anordnungsrelation gilt: (a) Seien A, B, C, D vier verschiedene Punkte auf einer Geraden. Dann gilt: A B C und B C D ñ A B D A B D und B C D ñ A B C (b) Auf jeder Geraden liegen unendlich viele verschiedene Punkte. (c) @A, B, A B DC : A C B. 7 und und A C D. A C D. Sei pE, G q eine Inzidenzebene, die die Anordnungsaxiome erfüllt. Sei P pE q die Menge aller Strecken in E . Eine Relation R S S heiÿt Kongruenz zwischen Strecken AB und CD , geschrieben AB CD , genau dann, wenn die folgenden Denition 3.8. S drei Axiome erfüllt sind: (K 1) Gegeben eine Strecke Ursprung D (K 2) Aus AB C AB und ein Strahl S, der hat. Dann existiert genau ein Punkt P S, so dass AB CD. CD und AB EF folgt CD EF. Jede Strecke ist kongruent zu sich selbst. (K 3) Gegeben drei Punkte AB C A, B, C auf einer Geraden mit D, E, F auf einer Geraden mit D E F . Falls AB DE und BC EF, dann gilt auch AC DF. und drei weitere Punkte Denition 3.9. S AB Seien hat und alle Punkte von der anderen Seite von B CD zwei AB , der B und der Strahl auf der Geraden AB Strecken und als Ursprung enthält, die von liegen. Sei E A aus auf der nach (K 1 ) S , so dass CD BE. AE die Summe der Strecken AB AE AB CD. eindeutig existierende Punkt auf Dann heiÿt die Strecke und CD. Schreibweise Denition 3.10. Seien AB und CD Strecken. Wenn es einen Punkt E gibt mit C E D, CE , dann sagen wir AB ist kleiner als CD. Schreibweise AB CD, und CD ist gröÿer als AB , Schreibweise CD ¡ AB . Denition 3.11. Sei pE, G q eine Inzidenzebene, die die Anordnungsaxiome erfüllt. Sei W die Menge aller Winkel in E . Eine Relation R W W heiÿt Kongruenz zwischen Winkeln ?ABC und ?DEF, geschrieben ?ABC ?DEF , genau dann, wenn die so dass AB folgenden Axiome erfüllt sind: ?BAC ÝDF ÝÑ. ÝDE ÝÑ auf einer gegebenen Seite der Geraden DF , so dass ?BAC (K 4) Gegeben ein Winkel und ein Strahl Dann existiert genau ein Strahl ?EDF . (K 5) Für drei Winkel α, β und γ folgt aus αβ und α γ, ist zu sich selbst kongruent. (K 6) pSWS q ABC und DEF mit AB DE, AC DF und ?BAC ?EDF . Dann gilt: BC EF, ?ABC ?DEF und ?ACB ?DF E. Gegeben zwei Dreiecke In der Situation von (K 6) nennen wir die beiden Dreiecke ABC und DEF kongruent. 8 dass β γ. Jeder Winkel Denition 3.12. ?BAC ein Winkel und D ein AC , aber auf der anderen Seite von A als C . Dann sagen wir, die Winkel ?BAC und ?BAD ergänzen einander, und ?BAD ist der Ergänzungswinkel = Komplementwinkel zu ?BAC. Sei Punkt auf der Geraden Proposition 3.13. ?BAC Seien ?BAD sowie ?B 1 A1 C 1 und ?B 1 A1 D1 zwei Paare 1 1 1 1 1 1 Aus ?BAC ?B A C folgt ?BAD ?B A D . und von einander ergänzenden Winkeln. Proposition 3.14. ?BAC ein Winkel und der Strahl ÝAD ÝÑ im Inneren des Sei 1 1 1 Winkels ?BAC. Seien ?D A C ÝÝÑ ?DAC und ?B 1 A1 D1 ?BAD, und die Strahlen A1 B 1 ÝÝÑ 1 1 und A C seien auf entgegengesetzten Seiten der GeraÝÝÑ ÝÝÑ 1 1 1 1 1 1 den A D . Dann bilden die Strahlen A B und A C einen Ý ÝÝ Ñ 1 1 1 1 1 Winkel, so dass ?B A C ?BAC, und A D liegt im ?B 1 A1 C 1 . Inneren des Winkels Denition 3.15. ?BAC (a) Ein Winkel ?EDF ÝDG ÝÑ im ist gröÿer als Inneren des Winkels (b) Ein Winkel α heiÿt rechter Winkel Proposition 3.16. Denition 3.17. ?EDF , geschrieben ?BAC ?EDF oder ?BAC q genau dann, wenn ein Strahl ?EDF existiert, so dass ?BAC ?GDF. ist kleiner als ¡ ?BAC p?EDF Seien α und α1 :ô D Ergänzungswinkel rechte Winkel. Dann gilt β zu α mit α α1 . α β. Eine Inzidenzebene, die die Axiome (I 1) bis (I 3), (Z 1) bis (Z 4) und (K 1) bis (K 6) erfüllt, heiÿt Hilbert-Ebene. Die Geometrie der Hilbert-Ebene heiÿt neutrale Geometrie. Euklid Proposition I.5: In einem gleichschenkligen Dreieck stimmen die Winkel an der Basis überein: Denition 3.18. Radius MA Seien α β. M und A zwei verschiedene Punkte. Der Kreis Γ um M mit Γ : tB : B Punkt mit M B M Au. Der Punkt M ist der M A ist der Radius. ist deniert als Mittelpunkt des Kreises, M und Radius M A, und sei Γ1 ein 1 1 1 1 Kreis mit Mittelpunkt M und Radius M A . Wenn Γ Γ (als Punktmenge), dann ist 1 M M . D.h. der Mittelpunkt eines Kreises ist eindeutig bestimmt. Lemma 3.19. Sei Γ ein Kreis mit Mittelpunkt Denition 3.20. Γ ein Kreis mit Mittelpunkt M und Radius M A. Ein Punkt B liegt im Inneren Γ (oder innerhalb von Γ), wenn B M oder M B M A gilt. Ein Punkt C liegt auÿerhalb von Γ, wenn M A M C. (a) Sei von (b) Eine Gerade ΓXg g ist eine Tangente an einen Kreis Γ aus genau einem Punkt besteht. Ein Kreis 1 und Γ Γ ist tangential an einem anderen Kreis genau einen Punkt gemeinsam haben. 9 (oder tangential an Γ1 (oder berührt Γ), Γ1 ), wenn wenn Γ Proposition 3.21. (a) Sei g h ein Kreis mit Mittelpunkt Γ (c) An jedem Punkt A (d) Wenn eine Gerade Γ und Radius M A. ist g eine und die Punkte von eine Tangente an trit sie M A, die senkrecht auf M A steht. Dann g tAu liegen auÿerhalb von Γ. die Gerade durch den Punkt Tangente an (b) Sei Γ Sei Γ im Punkt des Kreises j Γ einen Punkt A. Dann ist h senkrecht zu M A. gibt es genau eine Tangente zu A von Γ Γ. enthält, aber keine Tangente ist, dann in genau zwei Punkten. Proposition 3.22. 1 (a) Seien M, M und mit Mittelpunkt A M M 1 A. und Radius Γ M1 drei verschiedene kollineare Punkte. Dann gilt: Der Kreis und Radius MA berührt den Kreis Γ1 mit Mittelpunkt Γ und Γ1 sich im Punkt A berühren, dann sind ihre Mittelpunkte kollinear mit A. (b) Wenn zwei Kreise M und M 1 (c) Wenn zwei verschiedene Kreise den Punkt A gemeinsam haben, aber nicht tan- gential sind, dann haben sie genau zwei Punkte gemeinsam. pE q (oderpKKS qq. Seien Γ und Γ1 zwei Kreise, so dass Γ1 mindestens einen Punkt im Inneren von Γ 1 sich Γ und Γ . enthält und mindestens einen Punkt auÿerhalb von Proposition 3.23. A Eine Hilbert-Ebene erfülle im Inneren eines Kreises Γ. Dann schneidet Γ. Dann schneiden pE q. Die Gerade g enthalte einen Punkt g den Kreis Γ. pE q und pP q erfüllt, heiÿt Euklidische Ebene. Euklids Proposition X.1: Seien X und Y zwei Gröÿen, X ¡ Y . Wenn man von X mindesDenition 3.24. Eine Hilbert-Ebene, die tens die Hälfte abzieht und vom Rest wieder mindestens die Hälfte, und diesen Prozess wiederholt, erhält man eine Gröÿe, die kleiner ist als Dedekindsche Schnitte: Y. K Y G, K H G, @x P K, y P G : x y, und G hat . Q kein kleinstes Element. Dedekinds Axiom kein Punkt in Punkten in AP oder S pDq: Sei g eine Gerade und zwischen zwei Punkten in S . Dann gibt es genau einen B P oder A P B. T S Y. T mit S HT T @A P S, B P T liegt und kein Punkt in Punkt 10 g P so, dass so, dass zwischen zwei gilt: Entweder 4 Von synthetischer Geometrie zu Koordinaten Denition 4.1. a und b Kongruenzklassen von Strecken. Dann ist das Produkt a b deniert als die Kongruenzklasse der Strecke EF in folgender Konstruktion: Sei ABC ein rechtwinkliges Dreieck mit AB P 1 und BC P a, rechtem Winkel bei B , und sei α : ?BAC . Sei DEF ein weiteres rechtwinkliges Dreieck mit DE P b, ?EDF α und rechtem Winkel bei E . Dann ist EF P a b. Seien Proposition 4.2. Zu einer Hilbert-Ebene, die pP q erfüllt, existiert ein bis auf Isomorphie eindeutiger angeordneter Körper K , dessen Menge P positiver Elemente genau die Menge der Kongruenzklassen von Strecken in der Hilbert-Ebene mit den obigen Operationen , ist. Theorem 4.3. K 2, Jede Hilbert-Ebene, die wobei der angeordnete Körper K pP q erfüllt, ist isomorph zur Koordinatenebene durch die Addition und Multiplikation deniert wird. Theorem 4.4. Dann gilt: Seien ABC und DEF zwei Dreiecke. rα α1, β β 1, γ γ 1s ñ a d eb fc , d.h. die beiden Dreiecke sind ähnlich genau dann, wenn alle entsprechenden Kanten proportionale Länge haben. Proposition 4.5. ABC gilt ( mit c 11 a2 b2 In einem rechtwinkligen Dreieck c2 = Hypotenuse). 5 Koordinatenebenen R2 seien p0, 0q, p1, 0q und n Punkte P1 pa1 , b1 q, . . . , Pn pan , bn q gegeben, sowie ein weiterer Punkt Q pα, β q. Dann gilt: Der Punkt Q kann mit Zirkel und Lineal aus den Punkten P1 , . . . , Pn genau dann konstruiert werden, wenn die Zahlen α und β sich aus 0, 1, a1 , . . . , an , b1 , . . . , bn durch Theorem 5.1 (Descarters). In der kartesischen Ebene endlich viele Operationen der folgenden Art ergeben: Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division; Lösung linearer Gleichungen; Lösung quadratischer Gleichungen (wobei Quadratwurzeln positiver reeller Zahlen gezogen werden dürfen.) Proposition 5.2. Eine reelle Zahl αPR ist mit Zirkel und Lineal konstruierbar genau dann, wenn es eine Kette von Körpererweiterungen gibt: Q K0 ? Ki Ki1 p ai q für ein ai P Ki1 ist rQpαq : Qs eine Potenz von 2. so dass dann K1 . . . Kn R gilt, und α P Kn . Wenn α konstruierbar ist, Unlösbare klassische Probleme: Würfelverdoppelung (Delisches Problem) Winkeldreiteilung Quadratur des Kreises Lemma 5.3. Mittelpunkt In einem Kreis vom Radius O ein Winkel ? α 1 sei am gegeben. Die Strahlen A und B . Dann hat die Sehne 2 2 cos α. schneiden den Kreis in AB die Länge d Theorem 5.4. Das reguläre nau dann, wenn n n-Eck pn ¥ 3q ist mit Zirkel und Lineal konstruierbar ge- die folgende Form hat n 2r p1 . . . ps pr, s ¥ 0q, wobei die pi paarweise verschiedene ungerade Primzahlen sind und jedes Primzahl ist, d.h. Proposition 5.5. mit Dk : p i 2 2 k In der Inzidenzebene AB ||CD, AC ||BD Proposition 5.6 und AD||BC K2 . (Satz von Pappus) A, B, C P g AC 1 ||A1 C und BC 1 ||B 1 C. eine Fermat- gibt es vier verschiedene Punkte genau dann, wenn 2 sischen Ebene K seien Geraden sowie Punkte pi 1. K In der karte- g und h gegeben, A1 , B 1 , C 1 P h, so dass 1 1 Dann gilt auch AB ||A B. und 12 A, B, C, D die Charakteristik zwei hat. K ist kommutativ genau dann, wenn der Satz von Pappus gilt. Proposition 5.7. Sei K ein Körper der Charakteristik Dann existiert eine Konguration wie im Bild: (Dreieck ABC, D, G P AB, E, H P AC, F P BC, ? DE ||GH ||BC, DF ||AC, EF ||AB, EG||HB q ô 2 P K. Proposition 5.8. relation, die K ein Körper. Dann gibt es in K 2 genau dann eine pZ4q erfüllt, wenn K ein angeordneter Körper ist. Sei pZ1q bis (A) Gegeben Strecken AB . . . AB loooooooomoooooooon n entspricht (D) Sei g AB und CD. Dann existiert ¡ CD. n P N, Anordnungs- so dass pA1q @ a P P K D n P N : n ¡ a. eine Gerade, zwei Punkten von T S Y T, S H, T H, so dass kein Punkt in S zwischen g liegt und kein Punkt in T zwischen zwei Punkten von S. Dann D! P @ A P S, B P T : A P oder B P oder A P B 1 entspricht: pD q Sei K S Y T so dass @ a P S, b P T : a b. Dann D! c P K so dass @ a P S, b P T : a ¤ c ¤ b. Es gibt angeordnete Körper, die nicht-archimedisch sind. Proposition 5.9. Sei K ein angeordneter Körper, der (als angeordneter Körper) zu einem Teilkörper von pD1q genau dann, wenn der Teilkörper ganz R ist. Proposition 5.10. pA1q erfüllt. Dann ist K isomorph R. In diesem Fall erfüllt K das Axiom K 2 die zugehörige kartesische Ebene. Dann gelten die Axiome pK2q bis pK5q. Das Axiom pK1q gilt genau dann, wenn K die folgende Bedingung erfüllt: Sei pq @a P K D b P K : 1 Proposition 5.11. Sei K ein angeordneter Körper und a2 b2 (K heiÿt dann ein pythagoreischer Körper). K ein angeordneter Körper und K2 die kartesische Ebene. Dann sind die folgenden Aussagen äquivalent: (I) In K2 gilt pE qp pKKS qq, d.h. @ Kreise Γ, Γ1 so dass Γ1 mindestens einen Punkt innerhalb von Γ und mindestens einen Punkt auÿerhalb von Γ enthält: Γ und Γ1 schneiden sich. (II) In K2 gilt pKGS q : @ Γ Kreis, g Gerade, so dass g mindestens einen Punkt im Inneren von (III) K erfüllt Γ enthält: g schneidet Γ. pq : @ a ¡ 0 D b P K : b2 a. 13 0. (Dann heiÿt K ein euklidischer Körper.) Der Hilbert-Körper besteht aus den total reellen konstruierbaren Zahlen. Existenz genügend vieler Kongruenzabbildungen In K2 gelten: pERM q und pK6q. In Hilbert-Ebenen gilt pERM q und pK6q. 14 pERM q. 6 Poincarés Modell der nichteuklidischen Geometrie K sei ein Körper, der In K2 pq aus 5.11 erfüllt. wählen wir einen Kreis P Punkte sind Punkte in Γ mit Mittelpunkt K 2, 0 p0, 0q. die im Inneren von Γ liegen. P Geraden: (a) (b) tP Punkte auf einer Geraden durch 0u. tP Punkte auf einem Kreis, der orthogonal Winkeln schneidetu. zu Γ ist, d.h. Γ mit zwei rechten Denition 6.1. Sei Γ ein Kreis mit Mittelpunkt 0 r. Die Inversion an Γ ist eine Abbildung K 2 zt0u Ñ K 2 zt0u, die einen Punkt A 0 nach der 1 folgenden Vorschrift auf A abbildet: A1 ist der eindeutig bestimmte Punkt auf dem Strahl und Radius Ñ 0A, für den gilt: 0A 0A1 r2 . A1 wird als invers zu A bezeichnet. Proposition 6.2. Kreises 0A. Γ. Sei PQ Sei A ein Punkt innerhalb des die Sehne durch A Dann schneiden die Tangenten zu senkrecht auf Γ in 1 die Gerade 0A in A , das invers zu A ist. Theorem 6.3. Sei Γ ein Kreis mit Mittelpunkt (a) Eine Gerade durch (b) Eine Gerade, die 0 0 0. P und Dann gilt für die Inversion an Q Γ: wird auf sich selbst abgebildet . nicht enthält, wird abgebildet auf einen Kreis, der (c) Ein Kreis, der in beiden Schnittpunkten senkrecht auf 0 enthält. Γ steht, wird auf sich selbst abgebildet. (d) Sei γ γ ein Kreis, der zwei zueinander inverse Punkte senkrecht auf (e) Ein Kreis, der 0 Γ A und A1 enthält. Dann steht und wird auf sich selbst abgebildet. nicht enthält, wird auf einen Kreis abgebildet. Denition 6.4. Seien A, B, P, Q vier verschiedene Punkte in der Ebene. Ihr Doppelverhältnis ist deniert als AP BP AP BQ pAB, P Qq : AQ { BQ AQ BP Proposition 6.5. Seien A, B, P, Q vier verschiedene Punkte in der Ebene, alle 0, mit 1 1 1 1 1 1 1 1 Bildern A , B , P , Q unter der Inversion an Γ. Dann gilt: pAB, P Qq pA B , P Q q. Proposition 6.6. (a) Das Poincaré-Modell erfüllt die Inzidenzaxiome (I 1), (I 2) und (I 3). 15 pP q gilt im Poincaré-Modell nicht: Es gibt eine P Gerade γ P Punkt A, so dass mehrere P Geraden existieren, die A enthalten, γ nicht schneiden (also zu γ parallel sind.) (b) Das Parallelenaxiom und einen aber Proposition 6.7. Denition 6.8. ander P Anordnungsrelation Die erfüllt (Z 1) bis (Z 4). Mit diesen Bezeichnungen heiÿen die P kongruent P Strecken AB A1 B 1 und zuein- genau dann, wenn die folgende Gleichheit von Doppelverhältnissen gilt: pAB, P Qq pA1B 1, P 1Q1q Proposition 6.9. P Kongruenz Proposition 6.10. erfüllt (K 2) - (K 5). (ERM) für die Poincaré-Ebene: Im Poincaré-Modell gibt es genü- gend viele Kongruenzabbildungen, d.h. P Punkte A (a) Für zwei und B gibt es eine P Kongruenzabbildung, die A auf B abbildet. P Punkte A, B, C , so dass AB P kongruent zu AC P Kongruenzabbildung, die A festhält und B auf C abbildet. (b) Für drei (c) Für eine P Gerade γ gibt es eine hält und die beiden Seiten von Korollar 6.11. Γ P Kongruenzabbildung, die γ punktweise fest- vertauscht. Das Poincaré-Modell erfüllt die Axiome (K 1) und (K 6). Proposition 6.12. Innern von γ ist, gibt es eine Die P Kreise sind genau die gewöhnlichen Kreise, die ganz im liegen. Korollar 6.13. Lemma 6.14. In der Poincaré-Ebene gilt (E), d.h. (KKS). Die Funktion funktion mit Werten in K¡0 . µ : pA, B q ÞÑ 1 pAB,P Qq Denition 6.15. ne und A ein Punkt mit A R Grenzparallele (oder Grenzhalbgerade) zu A) g g, B In irgendeiner Ebene sei ei- P K g. Ein Strahl h, der von A ausgeht, heiÿt Gerade g, AB ist eine multiplikative Abstands- genau dann, wenn gXhH h (durch und für alle Strah- h1 , die (echt) innerhalb des Winkels verlaufen, der 1 von BA und h gebildet wird, gilt: g X h H. len Proposition 6.16. g , ein Punkt P R g , die Senkrechte P Q zu g mit Q P g und eine Grenzparallele h durch P , die mit P Q einen Winkel α bildet. Dann gilt: Gegeben seien eine Gerade tan α 2 µpP,1 Qq 16 Denition 6.17. Eine hyperbolische Ebene ist eine Hilbert-Ebene, die das folgende Axiom erfüllt: (G) Sei g eine Gerade und Geraden P P ein Punkt, der nicht auf zu g, g liegt. Dann gibt es zwei Grenz- g senkrechten P Q liegen. Diese beiden Halbgeraden liegen nicht auf derselben Geraden. halbgeraden durch die auf zwei verschiedenen Seiten der zu Ein Ende ist nach Denition eine Äquivalenzklasse von Grenzparallelen. Addition: α und β Enden 8. Sei C P p0, 8q, A gespiegelt aus C an pα, 8q, B gespiegelt aus C an pβ, 8q. α β : Endep 8q der Mittelsenkrechten von AB . Multiplikation: p0, 8q und nenne sie α, β ñ α, β deniert, also auch pα, αq, pβ, β q, Schnittpunkte mit p0, 8q : A und B , sowie 0 für p1, 1q. Sei C auf p0, 8q so dass 0C 0A 0B (Abstände mit Vorzei- Wähle p1, 1q. eine Senkrechte zu Gegeben Enden ÝÑ P 08). Durch C geht die Senkrechte zu p0, 8q; ihre Enden sind αβ und αβ . Positiv heiÿt: Auf derselben Seite von p0, 8q wie 1. chen positiv: A Ergebnis: Die Menge der Enden ist ein angeordneter Körper Zwei hyperbolische Ebenen sind (als Hilbert-Ebenen) isomorph K. ô Die angeordne- ten Körper sind isomorph. Eine hyperbolische Ebene ist isomorph zum Poincaré-Modell in zugeordnete angeordnete Körper ist. 17 K 2, wenn K der