2016 /2017 - Bad Kissingen

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des Theaterrings der Spielzeit 2016/2017
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Kategorie
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jeweils in Euro
(Erwachsene)
(Erwachsene)
(Schüler, Studenten)
I
310
230
120
II
290
220
110
III
270
210
100
IV
250
200
90
V
230
190
80
Beginn Aboverkauf 01. August 2016
Ende Aboverkauf 31. August 2016
Beginn Freiverkauf 01. September 2016
Erste Vorstellung 16. Oktober 2016
Son Sonntag, 16.10. 2016
Ferdinand von Schirach, TERROR - Ein Schauspiel
Mit einem Bühnenthriller beginnt die 32. Spielzeit des Theaterrings. Im Oktober 2015 titelte die Wochenzeitung DIE ZEIT:
„Ferdinand von Schirachs Justizdrama ,Terror‘ gilt als das Erfolgsstück dieses Herbstes.“ Es wurde gleichzeitig am Deutschen
Theater Berlin und dem Schauspielhaus Frankfurt uraufgeführt und von 27 Theatern für die Spielzeit 2015/16 auf den Spielplan gesetzt. Schirach selbst war schon ein renommierter Promi-Rechtsanwalt, als er mit 45 begann, Kurzgeschichten zu
schreiben. Mit 49 veröffentlichte er den Band ‚Verbrechen‘, Kurzgeschichten über Kriminalfälle, der sich 45 Wochen auf
der SPIEGEL-Bestsellerliste fand und an mehr als 30 ausländische Verlage verkauft
wurde. Auch seine in den nächsten Jahren erschienenen Prosatexte über alte und
neue Kriminalfälle wurden große Erfolge. ‚Terror‘ ist sein erstes Theaterstück und
handelt von einem dieses Mal glücklicherweise fiktiven, aber hochbrisanten Fall.
Es geht in ihm um eine Gerichtsverhandlung über die allgegenwärtige Bedrohung
durch Terroristen und die Dilemmata, in die sich diejenigen verwickelt sehen, die
uns vor ihr beschützen sollen. Angeklagt sind nämlich nicht die Terroristen, sondern
Major Lars Koch, ein Kampfjetpilot der Bundeswehr, wegen Mordes in 164 Fällen.
Selbstmordattentäter wollten ein Flugzeug in die mit 70.000 Zuschauern besetzte
Münchner Allianz-Arena stürzen lassen. Er sollte es abdrängen, entschied sich aber
eigenmächtig dafür, es abzuschießen, weil im Stadion weitaus mehr Menschen
bedroht waren als im Flugzeug. In diesem deutschen Theaterhit des Jahres 2015
wird nun „die Szene“ im wahrsten Sinne des Wortes „zum Tribunal“; die Zuschauer
können, nachdem in den Plädoyers der Fall in allen Einzelheiten vor ihnen aufgerollt
wurde, „nach bestem Wissen und Gewissen“ in der Pause entscheiden, wie das
richterliche Urteil ihrer mehrheitlichen Auffassung nach aussehen soll, indem sie mit
den zuvor verteilten Stimmzetteln abstimmen über ‚Schuldig‘ oder ‚Unschuldig‘. Zwei verschiedene Schlüsse für seinen Gerichtsthriller hat der Autor bereitgestellt, die sich nach der jeweiligen Publikumsmehrheit richten. Das ist das eigentlich Neue
an diesem Stück des 21. Jahrhunderts, denn seit Beginn der europäischen Dramenliteratur gibt es Gerichtsfälle auf der Bühne,
von ‚König Ödipus‘ über Shakespeares ‚Kaufmann von Venedig‘, Kleists ‚Zerbrochenen Krug‘ bis zu Brechts ‚Kaukasischem
Kreidekreis‘, aber das Publikum war immer nur Zuschauer, wurde nicht nach seinem Urteil gefragt. EURO-STUDIO Landgraf
hat für die Inszenierung den ‚Tatort‘-Regisseur Thomas Goritzki und namhafte Schauspieler wie Johannes Brandrup, Nadine
Nollau oder Elisabeth Halikiopoulos engagiert.
Donnerstag, 27.10. 2016
Günter Grass, DIE BLECHTROMMEL - in der Bühnenfassung von Volkmar Kamm für das ‚Alte
Veranstaltungsbeginn 19.30 Uhr
Tourist-Information
ARKADENBAU
Kissingen Ticket - Ticket-Hotline
Mo. - Fr. 9:00 - 17:00 Uhr
[email protected]
www.badkissingen.de
direkt im Kurgarten
97688 Bad Kissingen
Tel. 0971 8048 - 444
Mo. - Fr. 8:30 - 20:00 Uhr
Sa. - So. 10:00 - 14:00 Uhr
Schauspielhaus Stuttgart‘
Gefördert von
Unterfränkische Kulturstiftung
Die Nobelpreiskommission zeichnete Günter Grass‘ 1959 erschienenen Roman mit dem weltweit renommiertesten Literaturpreis 1999 aus, weil er „die Wiedergeburt für den deutschen Roman des 20. Jahrhunderts“ bedeutet habe. Als historischer
Roman, Zeitroman, Schelmenroman und Entwicklungsroman, der noch dazu als Ich-Erzählung daherkommt, bietet er sich
aufgrund seiner überbordenden Welthaltigkeit nicht eigentlich an für die Bühne.
Das hat allerdings große Regisseure wie Armin Petras in den letzten Jahren nicht
davon abgehalten, ihn im Schauspiel Frankfurt oder dem Gorki-Theater Berlin mit
großem Erfolg auf die Bühne zu bringen. Für das ‚Alte Schauspielhaus‘ in Stuttgart hat der in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätige Regisseur Volkmar
Kamm eine Fassung erarbeitet, die die Struktur von Grass‘ Originaltext ernster
nimmt als das die berühmte Verfilmung von Volker Schlöndorff 1979 tat. Seine
Bühnenhandlung beschränkt sich nicht auf die Darstellung des ebenso bunten
Foto © Matthias Stutte
wie verstörenden Bildes der Nazi-Zeit in Danzig, sondern erzählt die Geschichte, wie Grass, aus ihrem Rahmen heraus, aus der Rückschau, die
der fast auf Normalgröße gewachsene Oskar Matzerath an seinem 30.
Geburtstag in der Psychiatrie hält. Dort erzählt er 1954 die Zeitspanne
von der Zeugung seiner Mutter auf einem kaschubischen Kartoffelacker
1899 bis zu seinem Aufenthalt. Er erzählt von den zwei Vätern des 1924
in Danzig geborenen Oskar Matzerath, dessen geistige Entwicklung
nach eigenen Angaben schon bei der Geburt abgeschlossen war: von
Jan Bronski, dem polnischen Vetter seiner Mutter, mit dem sie ein Verhältnis hat, und ihrem deutschen Ehemann, dem KolonialwarenhändFoto © Matthias Stutte
ler Alfred Matzerath. An seinem dritten Geburtstag stoppt Oskar sein
Wachstum mit einem gezielten Sturz auf der Kellertreppe und entdeckt gleichzeitig, dass er die zerstörerische Gabe besitzt,
Glas zu zersingen. An diesem Tag bekommt er auch seine erste Blechtrommel geschenkt, die für ihn zum Instrument des Protests und der Verweigerung wird. Mit ihr wird er durch einen Walzertakt den martialischen Marschrhythmus der Nazis durcheinander bringen, mit ihr begleitet er den kleinwüchsigen Clown Bebra drei Jahre beim Fronttheater im besetzten Frankreich,
durch sie verschuldet er den Tod seines Zweitvaters beim Einmarsch der Siegermächte 1945, mit ihr wird er auf Konzertreisen
und mit Schallplatten ein reicher Mann. Bearbeiter Kamm sagt zu seiner Fassung und Inszenierung: „Viele haben den Film
gesehen. Manche haben den Roman gelesen. Ich möchte das Buch auf der Bühne nachvollziehen. Seinen Inhalt, aber auch
seine skurrile, phantastische, unverblümte Art. … Mit allen markanten Szenen. … Keine Interpretation oder Variante oder
Deutung oder Aneignung oder Verfremdung oder Verlagerung … . ‚Nur‘ das hintergründige, hinterfotzige Schelmenstück.“
Raphael Grosch spielt den Oskar Matzerath, Stephanie Stroebele die Großmutter, Jens Peter Brose den Großvater und Alfred
Matzerath, Juliane Köster dessen beide Ehefrauen, die anderen Rollen werden von Ralf Grobel, Elisabeth Hütter, Daniel Große
Boymann, Carsten Klemm und Melina Schöfer übernommen.
Mittwoch, 16.11. 2016
Fabrice Roger-Lacan UNWIDERSTEHLICH - Eine Aufführung des Renaissance-Theaters Berlin
Wie schon in den beiden vorausgegangenen Spielzeiten mit ‚Der letzte Vorhang‘ und ‚Rot‘ ist auch 2016/17 eine Produktion des Berliner Renaissance-Theaters beim Theaterring zu Gast. ‚Unwiderstehlich‘ ist eine Tragikomödie des französischen Drehbuchautors und Dramatikers Fabrice Roger-Lacan, die 2007 im
renommierten Théâtre Hébertot in Paris ihre Uraufführung feierte. Und auch
mit dieser Inszenierung, bei der Antoine Uitdehaag in Berlin Regie führte, kommen zwei bekannte deutsche Schauspieler ins Kurtheater. Beide wurden sie an
der Talentschmiede der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch
ausgebildet und sind seit Jahren im deutschen Film, auf den Theatern und
im Fernsehen erfolgreich tätig. Anika Mauer begann ihre Karriere im Theater
Bremen und erhielt dort den Kurt-Hübner-Preis für herausragende schauspielerische Leistungen. Von 2001 bis 2005 spielte sie am Deutschen Theater Berlin, danach war sie freischaffend, unter anderem am Berliner Ensemble, tätig,
drehte Kinofilme und Serien und kam immer wieder ans Renaissance-Theater zurück. 2013/14 wurde sie zur beliebtesten
Schauspielerin gewählt. Einem Riesenpublikum ist Boris Aljinovic zwischen 2001 und 2014 im Fernsehen bekannt geworden
als Berliner TATORT-Ermittler Felix Stark. Aber auch an vielen deutschen Bühnen wie dem Hamburger Ernst-Deutsch-Theater
und den Kammerspielen oder dem Berliner Renaissance-Theater spielt er regelmäßig. Sein Kinodebüt gab er 1995; 2013 und
2015 wurde ihm in Berlin der Publikumspreis „GOLDENER VORHANG“ verliehen. Autor Roger-Lacan untersucht in seinem
Stück, was schon bei Shakespeare die glückliche Beziehung zwischen Othello und Desdemona zerstört: die Eifersucht. Bei
seinem Paar sind beide in ihrem Beruf erfolgreich, ER als Jurist und SIE als Verlagslektorin. Nach einer Besprechung mit einem
berühmten Schriftsteller, den sie schon lange bewundert und verehrt hat, kommt SIE zurück. ER weiß, dass der Autor auch
als Schürzenjäger berüchtigt ist, und versucht, aus ihr herauszubekommen, ob auch sie ihn ‚unwiderstehlich‘ findet. Daraus entwickelt Roger-Lacan das „Psychogramm einer Liebesbeziehung“
„über Eifersucht, Besitzanspruch, über Verlangen und Freiheit“. Über Letztere sagt der Autor: „Die
Freiheit ist etwas Wunderbares und zugleich etwas Furchtbares.“ Das Liebespaar wird auf den
Prüfstand gestellt und an den Rand des Abgrunds gebracht: Die Berliner Zeitung schrieb: „Pfiffige
Dialoge und viel Witz. ... Die Inszenierung lässt den Lebensabschnittsgefährten - Anika Mauer und
Boris Aljinović mit rhetorischer Bravour und heller Spielfreude - genügend Platz und Muße, ihre
Positionen darzulegen. Dass dabei auch irritierend schön zu beobachten ist, wie sie den Boden
unter den Füßen verlieren, gibt der amüsant-gescheiten Aufführung ihren spannungsvollen Reiz.“
Die beiden Schauspieler erhielten höchstes Lob, etwa im Tagesspiegel: „Anika Mauer und Boris
Aljinović hebeln jedes drohende Beziehungsklischee souverän aus. Beide hat man schon oft am
Renaissance-Theater gesehen, aber so gut noch nie.“ Und die Berliner Morgenpost: „Wie sich Anika Mauer und Boris Aljinović
die Argumente um die Ohren pfeffern, das hat die Klasse eines Psychoduells. Da ist Hitchcock drin, oder Beziehungshöllisches,
wie man es von Yasmina Reza kennt.“
Sonntag, 11.12. 2016
Moritz Rinke, WIR LIEBEN UND WISSEN NICHTS
Die Beziehungskomödie „Wir lieben und wissen nichts“, die 2012 uraufgeführt wurde, ist eines der erfolgreichen Stücke
eines mit vielen Theaterpreisen bedachten Stars unter den zeitgenössischen deutschen Dramatikern, Moritz Rinke, und läuft
seit Monaten erfolgreich an einer ganzen Reihe von deutschen Theatern. Rinke wurde 2010 als Romanautor bekannt mit seinem zum Teil autobiografischen Roman ‚Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel‘, hat für die Nibelungenfestspiele Worms
eine neue Bühnenfassung des Epos geschrieben, die dort 2002 bis 2008 mit
großem Erfolg gespielt wurde, nachdem schon 2001 sein Drama ‚Vineta‘ zum
besten deutschsprachigen Bühnenstück gewählt worden war. „Wir lieben
und wissen nichts“ war2013 zu den Mülheimer Theatertagen, dem wichtigsten Treffen für neue Dramatik in Deutschland, eingeladen. Das Stück steht in
der Tradition von Goethes ‚Wahlverwandtschaften‘ oder Edward Albees ‚Wer
hat Angst vor Virginia Woolf?‘ und zeigt zwei Paare, die sich zufällig getroffen haben: Sebastian und Hannah haben ihre Habseligkeiten gepackt und
wollen ihre Wohnung in irgendeiner deutschen Stadt an Roman und Magdalena übergeben, um im per Internet arrangierten Wohnungstausch in deren
Foto © Jürgen Frahm
Apartment in Zürich zu leben. Sebastian forscht und publiziert über Kulturhistorisches und will keineswegs nach Zürich, bloß weil seine Partnerin Hannah dort ihre Zen-Kurse
für gestresste Banker halten soll. Die Tierphysiotherapeutin Magdalena soll ihrem computerverrückten Roman nach Deutschland folgen, weil der neue Kommunikationssysteme ins Weltall schicken
möchte. Er ist ein hyperaktiver Machertyp und lebt in seiner Elektronikwelt, an deren PIN-Codes
und Passwörtern der sensible und kulturbeflissene Schöngeist Sebastian verzweifelt. Die erfolgsgewohnte und lebenstüchtige Hannah findet Gefallen an dem Alphatier Roman, während Magdalena
sich hingezogen fühlt zu dem melancholischen Sebastian. Wie in einem Reagenzglas werden die
verschiedenen Charaktere und Lebensentwürfe aufeinander losgelassen und sorgen für einen spannenden tragikomischen Theaterabend. EURO-Studio Landgraf hat als Regisseur Rüdiger Hentzschel
verpflichtet; es spielen Uwe Neumann, Teresa Weißbach, Sandrine Guiraud, Elisabeth Degen und
Helmut Zierl. Autor Rinke lobte nach der Premiere in einer Mail an EURO-Studio Landgraf: „Das war
Foto © Jürgen Frahm
ein wundervoller Abend! Die Schauspieler sind stark: Roman ist toll in seiner langsam zerfallenden
Energie und Sicherheit und im Übergang in die Verdrängung; Hannah eine glaubhafte Pendlerin zwischen der erfolgreichen
‚Christianwelt’ und dem aussichtslosen Kampf um Nähe zu Sebastian; Magdalena von einer zarten, schönen, liebenswerten
und komisch-verrückten Melancholie, die sehr besonders ist. Und Zierl! Das ist seine Rolle, er IST Sebastian, er denkt die Figur
so glänzend, lässt die Gedanken und die Welt spielend entstehen, so dass ich das Gefühl hatte, ich schriebe das Stück in diesen
so besonderen 90 Minuten (…) noch einmal. Umwerfend, dieser Zierl!“
Freitag, 13.1. 2017
Georges Bizet, CARMEN - Oper Hof mit Hofer Sinfonikern
Georges Bizets ‚Carmen‘ ist eine Oper in vier Akten, deren Melodien auch nach 140 Jahren noch außerordentlich beliebt
und einem breiteren Publikum bekannt sind. Das Libretto schrieben Henri Meilhac und Ludovic Halévy nach der gleichnamigen
Novelle von Prosper Mérimée. Obwohl Bizet sie als opéra comique
bezeichnete, machte sie die realistische Milieuschilderung zu einem
Vorläufer des Verismo. Die fast naturalistische Darstellung des Geschehens wurde vielfach als „unmoralisch“ abgelehnt, und so wurde auch
die Uraufführung am 3. März 1875 in der Opéra-Comique ein Misserfolg. Erst die Umarbeitung durch Ernest Guiraud, der die gesprochenen Passagen durch Orchester-Rezitative ersetzte und entsprechend
dem Zeitgeschmack Ballettmusiken aus anderen Kompositionen Bizets einfügte, führte zum Erfolg. Bizet erlebte Carmens Weltruhm allerdings nicht mehr, da
er drei Monate nach der Uraufführung plötzlich starb. Erst im 20. Jahrhundert spielte man
wieder die ursprüngliche Version mit gesprochenen Dialogen, die sich jetzt auch durchgesetzt hat. Heute zählt Carmen zu den größten Welterfolgen der Operngeschichte und noch
immer zu den beliebtesten und meistaufgeführten Werken des Opernrepertoires. Obwohl
Bizet nie in Spanien war, führte er mit ‚Carmen‘ den
Hispanismo mit spanischen Rhythmen und tänzerischen Elementen in die Musik des
19. Jahrhunderts ein. Bizet selbst verwendet die folkloristischen Motive allerdings nur
dort, wo sie der Dramaturgie des Stücks entsprechen. Obwohl die Struktur der Oper
den Erwartungen der Opera comique entspricht, da sie aus klar abgegrenzten Nummern besteht, war sie mit ihren realistischen Milieuschilderungen, von den Arbeiterinnen in einer Zigarettenfabrik bis zum Zigeunerlager, mit der als extrem empfundenen
schicksalhaften Tragik ihrem Publikum weit voraus. Die Geschichte vom braven Soldaten José, der durch die ihre sexuellen Reize voll ausspielende Zigeunerin Carmen aus
dem Gespräch mit der schüchternen Micaëla gerissen wird, die ihm Grüße von seiner
Mutter aus dem gemeinsamen Heimatdorf überbringen soll, der nach der Begegnung
sein ordentliches Leben aufgibt und Carmen zu den Zigeunern folgt und der dann in
ihrer Gunst abgelöst wird von dem temperamentvollen, auftrumpfenden Torero Escamillo und der keinen anderen Ausweg sieht, als das Objekt seiner Begierde und die
Zerstörerin seines Lebens zu töten, lebt weniger von dem melodramatischen Libretto,
sondern hauptsächlich von der mitreißenden Musik Bizets. Da sind zum einen drei
leitmotivisch immer wiederkehrende Themen: der berühmte Torero-Refrain Escamillos, das düstere, chromatische Todesmotiv
und die mitreißende Musik gleich zu Beginn der Oper zur Beschreibung des Lebensgefühls im sommerlich heißen Sevilla. Zum
anderen sind in einzelnen Nummern die berühmten Arien wie etwa Carmens Habañera „L’amour est un oiseau rebelle“ („Ja,
die Liebe hat bunte Flügel“) oder die Seguidilla „Près des remparts de Séville“ („Draußen am Wall von Sevilla“). Wie bei ihrem
vom Theaterringpublikum gefeierten ‚Figaro‘ kommt das Hofer Opernensemble wieder mit den Hofer Symphonikern unter der
Stabführung des Musikdirektors und Chefdirigenten der Oper Hof, Arn Goerke, nach Bad Kissingen.
Samstag, 11.2. 2017
William Shakespeare, DER KAUFMANN VON VENEDIG
- in Christian Leonards Fassung für die Shakespeare-Company Berlin
Natürlich ist im Februar 2017 William Shakespeares 400. Todesjahr gerade vorüber, aber zum zeitnahen Nachfeiern des weltweit und sogar in den deutschen Medien begangenen Jubiläums ist wohl niemand besser geeignet als die Berliner Shakespeare Company, die es zur Feier des Barden 2016 als Eröffnungspremiere zu ihrer Sommerspielzeit herausbringt. Die Truppe
konnte nun schon seit über zehn Jahren beim Theaterring klar machen, dass es bei ihren Aufführungen eines Shakespearedramas für sie nicht um eine bildungsbürgerliche Weihestunde geht, sondern um
höchst intelligentes, kurzweiliges, lebendiges, phantasievolles Theatervergnügen mit Nachdenkpotenzial. Das Stück, das sie dazu ausgewählt haben, ist dafür
aus vielen Gründen sehr geeignet, denn ‚Der Kaufmann von Venedig‘ lässt sich
nicht wirklich einordnen in die Shakespeareschen Komödien, denn allzu vieles in
ihr hat so gar nichts zu tun mit Liebeswirren und deren Lösung durch ein Happy
End. Sie handelt auf einer ihrer Ebenen von einer Liebesgeschichte zwischen
dem ständig abgebrannten Venezianer Bassanio und der schwerreichen Erbin
Portia, die Ersterer wirklich liebt, aber um die er nur werben kann, wenn er sich
von seinem reichen Freund, dem Reeder Antonio, viel Geld leiht. Dessen Handelsschiffe sind aber alle gerade auf See, er ist nicht flüssig, weshalb der sich an den reichen jüdischen Geldverleiher Shylock
wenden muss und Geld leihen, was er eigentlich verabscheut. Shylock hat sich daran gewöhnt, von den venezianischen Kaufleuten beschimpft und verspottet zu werden, ist bitter und zynisch geworden und verlangt als Pfand ein Pfund von Antonios
Fleisch, rund um das Herz herausgeschnitten. Beide gehen nicht davon aus, dass das spruchreif werden wird, denn die baldige
Rückkehr von Antonios reich beladenen Schiffen wird ihn wieder solvent machen. Bassanio bricht auf zu Portia, vorher bezirzt
sein Freund Lorenzo noch Shylocks Tochter Jessica, die einen Großteil der Reichtümer ihres Vaters mitgehen lässt und mit ihm
auf Bassanios Schiff flieht. Bei dem Liebeshandel ist Bassanio erfolgreich, während
Antonio von lauter Misserfolgen heimgesucht wird und der Prozess vor dem Dogen
um das fällige Pfund Fleisch zum Entsetzen aller ansteht. Shylock, verbittert durch den
Verlust seiner Preziosen und die Entführung seiner Tochter, will sich nicht abbringen
lassen von seiner Forderung. Nur das Eintreten Portias, einer der vielen intelligenten
Frauen in Shakespeares Dramen, für den Freund ihres Geliebten Bassanio verhindert
das Schlimmste für die Christen, sodass für sie das Happy End mit drei Hochzeiten
gesichert ist. Shylock trifft die ganze Härte des venezianischen Gesetzes, wie Antonio
bleibt er am Ende einsam zurück. „Mit den bewährten Mitteln der schnellen Verwandlung, des komödiantischen, volksnahen Spiels und der Musik“ untersucht die
Company nach eigener Aussage „ das schwierige Verhältnis von individuellem Recht
zu staatlicher Vernunft und [hält] ein sinnliches Plädoyer für die Kraft der Gnade, die
aus der Liebe erwächst.“ Sechs Schauspieler spielen die vielschichtige Handlung in
verschiedenen Rollen: Kim Pfeiffer, Vera Kreyer, Benjamin Plath, Daniel Schröder, Stefan Plepp, Oliver Rickenbacher. Regie geführt hat Michael Günther; die künstlerische
Leitung und Übersetzung lagen in den Händen von Christian Leonard.
Sonntag, 5.3. 2017
BALLETT GYÖR: Felix Mendelssohn-Bartholdy, MUSIK ZU WILLIAM SHAKESPEARES
SOMMERNACHTSTRAUM
Endlich kommt die jahrelang im Theaterring gefeierte Truppe der mittlerweile zum Ungarischen Nationalballett ernannten
Compagnie aus Györ mal wieder nach Bad Kissingen. Diesmal tanzt sie in der Tanzsprache des 21. Jahrhunderts eine berühmte
Komposition des 19., die aus dem Übergang von der deutschen Klassik zur Romantik stammende ‚Musik zu Shakespeares
Sommernachtstraum‘ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Auch dies ist ein etwas verspäteter Beitrag zum Shakespearejahr
2016. Shakespeare war zu Beginn des 19. Jahrhunderts en vogue, nachdem August Wilhelm von Schlegels Übersetzung von
1798 herausgekommen war, die für fast 150 Jahre in Deutschland kanonische Bedeutung
haben sollte. Auch im Hause Mendelssohn wurde sie von Felix und seinen Geschwistern
verschlungen, vor allem der ‚Sommernachtstraum‘ entsprach ja den romantischen Vorstellungen von einer von Elfen und Waldgeistern belebten Natur, von geheimnisvollen Nächten,
von Märchen und Träumen. Schon 1826, mit 17 Jahren komponierte Felix MendelssohnBartholdy seine einsätzige Ouvertüre zum ‚Sommernachtstraum‘. Auf Wunsch des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. beschäftigte sich der zum Musikdirektor des Leipziger Gewandhauses Avancierte 1842 noch
einmal intensiver mit der Shakespeare-Komödie, da der König eine komplette Bühnenmusik für eine Aufführung im Neuen
Palais in Potsdam in Auftrag gegeben hatte.
Sie wurde am 14. Oktober 1843 uraufgeführt und war ein großer Erfolg. Mendelssohns Sommernachtstraum besteht aus elf
Sätzen: Ouvertüre (Allegro di molto), Scherzo (Allegro vivace), Elfenreigen (Allegro vivace), Lied mit Chor (Allegro ma non troppo), Intermezzo (Allegro appassionato), Notturno (Con moto tranquillo), Hochzeitsmarsch (Allegro vivace), Marcia funebre (Andante comodo), Ein Tanz von Rüpeln (Bergamasca: Allegro di molto), Intermezzo
(Allegro vivace) und Finale (Allegro di molto). Die gesamte Komposition gehört
zu seinen meistgespielten Werken; der ‚Hochzeitsmarsch‘ ist bis heute weltweit beliebt und bekannt. Als die Nationalsozialisten Mendelssohns Komposition von der Bühne verbannt hatten, war auch ihnen klar, dass Shakespeares
Werk nach einer musikalischen Gestaltung verlangte, sodass verschiedene
deutsche Komponisten Ersatzwerke schrieben, darunter Carl Orff, der 1939 zu
diesem Zweck seine Bühnenmusik von 1917 überarbeitete. Auch ohne Auftrag
irgendwelcher Oberen regte Shakespeares Werk seit seiner Erstaufführung um
1598 viele weitere Kompositionen von Henry Purcell bis Benjamin Britten an.
Shakespeares Verwirrspiel um zwei menschliche Liebespaare, die der ebenso schadenfrohe wie unachtsame Kobold Puck mit
seinem Zaubertrank sich in die jeweils falschen Partner verlieben lässt, das Herrscherpaar des Waldes, Oberon und Titania,
die mit ihrem Ehestreit die ganze Natur in Unordnung bringen, und das Herrscherpaar in Athen, für dessen Hochzeit eine
nicht gerade bildungsnahe, aber ehrgeizige Handwerkertruppe eine Liebestragödie aus der klassischen Antike einstudiert,
scheint eine musikalische Gestaltung geradezu notwendig zu machen. Mendelssohns Musik führte das Werk wieder zurück
auf die Bühne, denn sie wurde zu einer sehr häufig getanzten Ballettmusik. Der in Deutschland lebende ungarische Tänzer
und freischaffende Choreograph Youri Vámos, der für die Opernhäuser in Bonn, Basel, Berlin, München und Duisburg und für
den Film gearbeitet hat, hat die Choreographie für die Aufführung der Compagnie aus Györ geschaffen, mit der sie diesmal
zum Theaterring kommt.
Freitag, 31.3. 2017
Gustave Flaubert, MADAME BOVARY - Dramatisierung
von Albert Ostermaier
Das ist wahrhaftig einer der berühmtesten Romane der Weltliteratur, 13-mal verfilmt, zuletzt 2000 und 2004, und seit seinem
Erscheinen 1856/57 29-mal ins Deutsche übersetzt, zuletzt in einer hochgelobten Neuübersetzung 2012 von Elisabeth Edl. Das
allein zeigt, dass dieser Roman über die „Sitten der Provinz“, wie der Untertitel lautet, auch nach mehr als 150 Jahren noch zu
interessieren und zu faszinieren vermag. Flaubert fand die Geschichte 1848 im Journal de Rouen, wo über den Selbstmord der
Arztgattin Delphine Delamare berichtet wurde. Und obwohl er die Geschichte als Romancier mit der Neutralität eines Beobachters
erzählt, schwärmte Milan Kundera: „Zum ersten Mal ist ein Roman soweit, die höchsten
Ansprüche der Poesie zu erfüllen.“ So ist es auch konsequent, dass die Bühnenfassung, die
das Theater Wahlverwandte der Aufführung zugrunde legt, aus der Feder eines mit vielen
Literaturpreisen gefeierten deutschen Autors stammt, des Lyrikers und Dramatikers Albert
Ostermaier. Er hatte die Idee zur Dramatisierung von Edls Übersetzung; deren Uraufführung
2014 hatte am Münchner Residenztheater großen Erfolg. Emma Bovarys Geschichte hat
offenbar auch heute noch ein großes Wiedererkennungspotenzial. „Sie ist mit ihren Gefühlsklischees, ihren schlecht verdauten
Lektüren, ihrem «falschen Bewusstsein» (wie ein Marxist sagen würde) zugleich eine durchaus moderne
Frau – in ihrer ganzen Zwiespältigkeit. Sie rüttelt an den Fesseln, die Geschlecht und Rolle ihr anlegen;
sie treibt aber auch ihren Mann aus verschobenem Ehrgeiz zu Leistungen an, die er nie erbringen kann.“
(Züricher Tagesanzeiger) Emma ist eine etwas weltfremd im Kloster erzogene, verwöhnte Tochter eines
reichen Bauern, die für sich ein Leben mit Happy End wie in den Traumwelten ihrer Romanlektüre erwartet. Auf die ganz anders geartete Realität stößt sie in ihrer Ehe mit dem wesentlich älteren Landarzt
Charles Bovary, der einen jungen Ersatz für seine verstorbene erste Gattin gesucht hat, um einen in klaren
Bahnen verlaufenden Ehealltag zu sichern. Emma stürzt das in entsetzliche Langeweile und sie flüchtet
sich in ihre Kitsch-Romane (heute wären das die entsprechenden Angebote in Film und Fernsehen), in
den Kitzel verbotener Liebesaffären mit dem Kleinstadtcasanova Rodolphe und dem Kanzleigehilfen Léon
und entschädigt sich für den tristen Alltag durch einen Kaufrausch, der ihre Familie in den Ruin treibt
und damit der letzte Auslöser für ihren qualvollen Selbstmord wird. Flaubert wurde von der Staatsanwaltschaft angeklagt wegen
„Verstoßes gegen die guten Sitten“, „Verherrlichung des Ehebruchs“. Die berühmt-berüchtigte Fahrt in der Kutsche mit vorgezogenen Vorhängen war die Schlüsselszene im Prozess, obwohl Flaubert keinerlei Auskunft gibt darüber, was in dieser geschieht.
Das angeblich so tugendstrenge 19. Jahrhundert konnte sich das offenbar problemlos ausmalen und sich darüber entsetzen.
Regisseurin der Aufführung ist die in Bad Kissingen seit Jahren immer wieder gefeierte Silvia Armbruster; in der Aufführung des
ebenfalls hier bestens eingeführten Tournee-Theaters Thespiskarren spielen u.a. Lisa Wildmann, Christian Kaiser, Hans Piesbergen, Ursula Berlinghof und Sebastian Strehler.
Montag, 24.4. 2017
Gottfried Keller, KLEIDER MACHEN LEUTE
- EURO-Studio Landgraf, Titisee
Obwohl Gottfried Keller ja mit ‚Kleider machen Leute‘ eine seiner berühmtesten Novellen aus dem Zyklus ‚Die Leute von
Seldwyla‘ geschrieben hat, ist es von deren Form und deren Inhalt her eigentlich ganz naheliegend, dass man diese für das Theater bearbeitet. Wo sonst als auf der Bühne wird immer
wieder bewiesen, wie sehr Kleider, eine Verkleidung dazu beitragen können, dass eine vollkommen andere Person von der Umgebung wahrgenommen wird, als die, die in ihr steckt.
Zum anderen ist die Novelle natürlich als Form ja in ihrer Struktur dem Drama sehr nahe, hat
einen Höhepunkt und häufig bei Keller einen Komödienschluss. Ein scheinbar gemachter
Mann wird der Schneider Wenzel Strapinski zunächst einmal dadurch, dass er einen sehr
teuren Mantel trägt und sich auch zu benehmen und auszudrücken weiß, da er trotz seiner
armen Eltern von der Mutter zu korrektem Sprechen und guten Umgangsformen erzogen
wurde. Beim Aussteigen aus der Kutsche wird er für einen polnischen Grafen gehalten und
lässt sich die Verwechslung amüsiert gefallen, als er im Städtchen Goldach ankommt und
dort nicht nur von der Bevölkerung, sondern auch vom Amtsherren und dessen Tochter Nette umworben wird. Die liebt ihn auch nach seiner Entlarvung durch (ein dritter Punkt, der die
Novelle mit dem Theater verbindet) ein Stück über
einen verkleideten Grafen, das eine Gruppe aus Seldwyla während der Verlobungsfeier spielt, was ihn entsetzt in die Flucht treibt. Nette ist sich ihrer Liebe und seiner Ehrlichkeit aber sicher und setzt gegen alle gesellschaftlichen Widerstände die Hochzeit
mit dem Pseudografen durch. Das Happy End kann beginnen und Wenzel zu einem
wohlhabenden und angesehenen Tuchhändler in dem Städtchen werden. Keller kritisiert hier die Leichtgläubigkeit der Menschen, die sich vom schönen Schein täuschen
lassen, ein Thema, das keineswegs nur ins 19. Jahrhundert gehört. Man muss sich nur vor Augen führen, auf welch tönernen
Füßen der Hype um Popstars, Models, kurzzeitige Celebrities – und sei es nur aus ziemlich geistlosen Reality-Shows – steht, die
SAMSTAG
09.01.
in der Öffentlichkeit gefeiert werden, nur weil sie von der Medienindustrie zu Vorbildern, wichtigen Persönlichkeiten gemacht
wurden. Wie viele Kurzzeitstars fällt Wenzel erstmal in Verzweiflung, als der Trubel um seine Person in sich zusammenfällt, doch
wird er durch die Liebe seiner Verlobten und die Anerkennung seiner Ehrlichkeit und seiner wirklichen Fähigkeiten durch die
Gesellschaft am Ende doch noch ein ‚gemachter Mann‘. Rolf Heiermann, einer der der Stammregisseure am Theater Schloss
Maßbach, hat anhand von Romanen wie ‚Effi Briest‘, ‚Anna Karenina‘ und ‚Jugend ohne Gott‘ schon sein ausgezeichnetes
Händchen für die Dramatisierung von Romanen bewiesen. Er hat die Bühnenfassung geschaffen und führt auch selbst Regie.
Regentenbau
19:30 uhR
Geschichte zum
Anfassen
Samstag, 6.5. 2017
Die letzte Vorstellung ist ein diesmal nicht verspäteter Beitrag des Theaterrings zum Lutherjahr 2017. Aber ‚Martin Luther
& Thomas Münzer‘ ist für ihn kein rein historisches Stück, wie Autor Dieter Forte betont: „Das Stück spielt von 1514 bis
1525. Dass die Bezüge auf unsere Zeit so klar und unübersehbar sind, hat mich selbst überrascht. Es bedurfte keiner Aktualisierung, keiner für das Theater zurechtgebogenen Konfrontation. Es gibt anscheinend Konstellationen, die sich modellhaft
wiederholen.“ Es ist auch nicht nur ein Stück über Luther und Münzer, sondern auch über einen berühmten Dritten: Jakob
Fugger. Dessen Rolle beschreibt Forte: „Es geht um Fuggers Einführung der Buchhaltung. Es geht um die erste große deutsche
Revolution. Dass beides zusammenfällt, ist vielleicht kein Zufall.“ Kirchengeschichte, Politik und Wirtschaftsgeschichte zur
Zeit der Reformation werden sichtbar, denn in spannenden Handlungssträngen werden
Lebensstationen Luthers denen der Machtträger Kaiser, Papst, Kurfürsten gegenübergestellt und es wird gezeigt, wie sie seine Lehre für ihre wirtschaftlichen und machtpolitischen Ziele ausnutzten. Jakob Fugger zieht die Fäden im Hintergrund, denn sie alle
sind in dessen Bankgeschäfte verstrickt. Für Forte ist sein Drama „ein Paradebeispiel für
den Siegeszug eines Stücks“: 1970 wurde es uraufgeführt und sorgte auf 40 Bühnen in
zehn Ländern, mit ebenso scharfsinnigem wie scharfzüngigem Humor geschrieben, bei
Zuschauern wie Kritikern für Furore. Aufführungen in den USA, in Japan, Frankreich,
Italien, Rumänien, Ungarn, in der Türkei, den Niederlanden und in der UdSSR machen Forte zu einem der wenigen deutschen Dramatiker in der zweiten Hälfte des
20. Jahrhunderts mit internationalem Erfolg. Forte hat
seinen Stoff peinlich genau recherchiert, fügt Originalund fiktive Texte in authentische historische Szenen und
Situationen und zeigt so ein Panorama der Frühzeit des
Konflikts zwischen Vernunft und Glauben, der Europas Sozialgeschichte seit vielen Jahrhunderten bestimmt hat. Für das Alte Schauspielhaus Stuttgart hat Manfred Langner (Intendant
der Schauspielbühnen in Stuttgart) das Stück inszeniert mit einem wie immer bei EURO-Studio Landgraf sorgsam zusammengestellten Ensemble: 14 Schauspieler, unter ihnen Carsten
Klemm, Benjamin Kerne und Thorsten Nindel, spielen die 27 Rollen in diesem historischen Panorama, unter denen sich viele der großen Namen der Zeit finden: Melanchthon, Friedrich von
Sachsen, Karl V., Papst, Kardinal Legat Cajetan, Jakob Fugger, Albrecht von Brandenburg, Kaiser Maximilian, Ulrich von Hutten,
Erasmus, Paracelsus, Hans Holbein u. a. Der SPIEGEL schrieb zur Uraufführung: „Ein ungewöhnlich lebendiges Geschichtsbild
und … ein differenziertes, witziges, theaterwirksames Stück mit durchaus neuen Perspektiven.“
Bildquelle/ Fotografenangabe
© Matthias Stutte, © Sabine Haymann, © Jürgen Frahm © Bernd Böhner, © Gio Löwe, © privat, Gerd Silberbauer © privat, © Romana Kochanowski
Erlebnisführungen
• „Bismarck privat! Kostümführung mit der Zofe Marie“
• „Salz und Salzgewinnung“
• „Am Anfang war das Salz“ Geschichte der Salzproduktion
• „Kurgast.Staatsmann.Mythos. Bismarck in Bad Kissingen“
• „Bär Otto und die drei Geheimnisse!“
Spannende Führung für kleine Gäste
• „Reise durch die Spielzeugwelt“
Museum Obere Saline | Obere Saline 20 | 97688 Bad Kissingen
T +49 (0)971 807-1230 | Mi – So 14 – 17 Uhr
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SeniorenUniversität
Bad Kissingen
Vorlesungen 2016/2017
2016/2017
Dieter Forte, MARTIN LUTHER & THOMAS MÜNZER ODER DIE EINFÜHRUNG
DER BUCHHALTUNG - Schauspiel 1517-2017 - 500 Jahre Reformation
• Die Kunst der Impressionisten
• Christentum und Islam. Konflikte und Kulturkontakte
• Geologische Schatzkammer Franken
Das Programm der Seniorenuniversität für 2017
erscheint im September 2016.
Ausführliches Programm/Anmeldung: Stadt Bad Kissingen - Seniorenuniversität
Rathausplatz 4 · 97688 Bad Kissingen · Tel. 0971 807-1210 · [email protected]
www.seniorenuniversitaet-kg.de · www.badkissingen.de
Koordination und Projektleitung:
Peter Weidisch, Kulturreferent der Stadt Bad Kissingen
Organisation und Betreuung:
Stadt Bad Kissingen/ Bayer. Staatsbad Bad Kissingen GmbH
Layout: foto-art-media | Bad Kissingen
Verantwortlich für Programmgestaltung und Publikation:
Gerhild Ahnert, Intendantin des Theaterrings
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