Immuntherapie in der Onkologie: wieviel Durchbruch ist Realität?

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Immuntherapie in der Onkologie:
wieviel Durchbruch ist Realität?
Friedemann Honecker
Medizinische Onkologe / Hämatologe / Palliativmedizin
Tumor- und Brustzentrum ZeTuP St. Gallen
Sankt Gallen
A Message From ASCO's President 2016
“No recent advance has been more transformative than the rise of
immunotherapy particularly over this past year
immunotherapy,
year, making
immunotherapy the American Society of Clinical Oncology’s
((ASCO’s)) Advance of the Year.”
Kein
e Fortschritt
o tsc tt de
der jü
jüngeren
ge e Zeit,
e t, insbesondere
sbeso de e des letzten
et te Ja
Jahres,
es,
hatte einen vergleichbar umwälzenden Effekt wie der Aufschwung
der Immuntherapie, weshalb wir sie zu ASCOs “Fortschritt des
Jahres” erklären.
Gliederung
Immunologie: Einige Grundlagen
Bispezifische Antikörper,
Antikörper CART
CART, Checkpoint
Checkpoint-Hemmer,…
Hemmer
Ein Patientenfall: Herr R.F. mit Lungenkrebs
Akt ll IImmuntherapien
Aktuelle
th
i iim Üb
Überblick
bli k
1. Therapeutische Antikörper: Neuerungen CH in 2015/2016
2. Checkpoint-Hemmer
Ausblick: wie geht es weiter?
Fazit
Basiswissen
Funktion
Immunsystem: Abwehr von
Erregern (Bakterien, Pilze, Viren,
Parasiten
Giften
U
ltf kt
Umweltfaktoren
aber auch
veränderten körpereigenen Zellen
(Tumorzellen)
S t
Systeme
der
d Abwehr
Ab h
Angeborenes Immunsystem:
Schnell
Fixiert nicht anpassungsfähig
Fixiert,
Umfasst myeloide Zellen (u.a. Neutrophile), Zytokine,
K
l
tS t
Komplement-System
Systeme der Abwehr
Erworbenes (adaptives) Immunsystem:
Langsam
Reaktion passend zu jedem Antigen/Pathogen
(anpassungsfähig)
Immunologisches Gedächtnis (Bsp: Impfung)
Umfasst B- und T-Lymphozyten,
y p y , sowie Antikörper),
p ), Zytokine,
y
,
Komplement-System
Bestandteile des erworbenen Immunsystems
Humoral:
Antikörper
Zellulär:
B-Zellen ((CD 19))
T-Helferzellen (CD3, CD4)
Zytotoxische T-Zzellen
T Zzellen (CD3,
(CD3 CD8)
L
Lymphozyten
h t
Entstehen im
Knochenmark aus
lymphatischen
Stammzellen
Müssen im Organismus
erst reifen (frühere
Vorstellung: B-Zellen
B Zellen
reifen im Knochenmark
= Bone Marrow;; T-Zellen
reifen im Thymus )
Spontane Immunantwort bei Tumoren:
Beispiel Ovarial
Ovarial--Ca
D li h besseres
Deutlich
b
Überleben
Üb l b bbeii T
Tumoren, di
die IInfiltration
fil i von TT-Zellen
Z ll zeigen!
i !
B-Zellen: Klonale Expansion
Antikörper: Aufbau
hypervariable Regionen
H
L
Fab
CH1
AntigenBindung
VK
CK
Glykosyliserung
Fc
CH2
CH3
KomplementBindung
Fc-RezeptorBindung
biologische
Aktivität
Aktuelle Immuntherapien im Überblick
Ü
1 Therapeutische Antikörper (bereits länger etabliert)
1.
2 Chi
2.
Chimäre
ä Antigen
A ti
Rezeptor
R
t T-Zell
T Z ll Th
Therapie
i CART (aufwändig,
( f ä di
aber erstaunliche Erfolge)
3. Checkpoint-Hemmer (hot, hotter, hottest!?)
Th
Therapeutische
ti h Antikörper
A tikö
Rezeptorblockade
komplementabhängige Zytotoxizität
antikörperabhängige Zytotoxizität
zytotoxische T-Zell-Antwort
NK
DC
Bi
Bispezifische
ifi h Antikörper
A tikö
Bispezifischer Antikörper: Blinatumomab
Gerichtet gegen Moleküle auf T- und B-ZellenZellen
Aktiv bei Patienten mit refraktärer lymphoblastischer Leukämie
NW Grad 3+4: hämatologisch (25% Fieber in Neutropenie), und
neurologisch (13%)
Ansprechen: 43% komplette Ansprecher
Chimäre AntigenRezeptor TT-Zell Therapie (CART)
(CART)
Entnahme von T-Zellen
Im Labor: Zellen erhalten gentechnisch den chimerischen
Antigenrezeptor
g
p ((CAR))
B-Zell-Leukämien: CD19-spezifischer CAR
Anschliessend Stammzelltransplantation
Quelle: Nature.com
Checkpoint--Hemmer (therapeutische Antikörper)
Checkpoint
Immun--Checkpoints hemmen Immunreaktion
Immun
Melanom
Immuntherapie – Ipilimumab
Zweitlinie
Hodi, NEJM 2010
Zweite Generation:
Hemmer von PD-1 und PD-L1
CTL 4 wird nur von T
CTL-4
T-Zellen
Zellen exprimiert,
exprimiert wohingegen „programmed
programmed
death-1 protein“ (PD-1) auf T-Zellen, B-Zellen und natürlichen
Killerzellen vorkommt, und „programmed death ligand-1“ (PD-L1) auf
Tumorzellen selbst vorkommt
Pembrolizumab und Nivolumab ((PD-1 Hemmer)) und Atezolizumab ((PDL1 Hemmer) sind zum Teil bereits zugelassen und werden bei einer
vielzahl von Tumorerkrankungen intensiv untersucht
Sie sind effektiver und weniger toxisch als Ipilimumab (CTL-4 Hemmer)
Pembrolizumab
Nivolumab
Atezolizumab
Melanom
Immuntherapie – Ipilimumab und Nivolumab
Postow et al., NEJM, 2015
„Goldgräberstimmung“ bei Immuntherapeuten
Nahezu alle grossen Pharmafirmen haben derzeit eine eigene
Abteil ng „Immuntherapie
Abteilung
Imm ntherapie bei Krebs“
Markt für Krebsbehandlungen 90 Milliarden schwer
Analysten sagen voraus, dass im Bereich Immuntherapie 35
Milliarden Umsatz möglich sein könnten
Aktienkurs BMS (Hersteller von Nivolumab
Nivolumab))
Amerikanische Behörde FDA erteilt Nivolumab die Zulassung für Lungenkrebs
Herr R.F.
R F mit fortgeschrittenem Lungenkrebs
02/2015 Erstdiagnose eines Lungenkrebses (kleinzelliges
g Karzinomanteil ))im
neuroendokrines Karzinom und nichtkleinzelliger
fotgeschrittenen Stadium bei einem 48-jährigen Mann
Ausgedehnter maligner Tumor im OL links mit Einwachsen per
continuitatem ins vordere obere Mediastinum, Befall von Lungenapex
und supraklavikulären und zervikalen Lymphknoten, multiple
Lungenmetastasen in sämtlichen Lungenlappen
Herr R.F.
R F mit fortgeschrittenem Lungenkrebs
03-06/2015: Palliative Chemotherapie mit Cisplatin und Etoposid,
insgesamt 6 Zyklen
08/2015: Palliative Radiotherapie im Bereich des Primärtumors im
linken Lungenoberlappen/Mediastinum der Lungenmetastase
supraklavikulär
kl ik lä links
li k undd ddes BWK 22, iinsgesamtt 40 Gy
G
Herr R.F.
R F mit fortgeschrittenem Lungenkrebs
12/2015: Progrediente Erkrankungssituation mit Progress multipler
kleiner pulmonaler Metastasen,
Metastasen Vorbesprechung der weiteren
therapeutischen Massnahmen bei asymptomatischem Patienten
02/2016 Erneuter Progress, Inappetenz und zunehmende Schmerzen,
Einleitung einer Zweitlinientherapie mit Carboplatin und Paclitaxel in
wöchentlichen Intervallen; zunächst Ansprechen, nach 10 Gaben
Carboplatin und Paclitaxel: klinisch und bildgebend Progress.
Herr R.F.
R F mit fortgeschrittenem Lungenkrebs
Supportivtherapie
pp
p mit Dronabinol auf Wunsch des Patienten,
Kostengutsprachegesuch für Therapie mit Opdivo (Nivolumab)
05/2016 Einleitung Nivolumab (Opdivo ®) 3mg/kg Körpergewicht alle 2
Wochen (i.v.) bei kachektischem Patient; ausgeprägte Schmerzen,
H i k it Übelkeit
Üb lk it undd E
b h
Heiserkeit,
Erbrechen
Herr R.F.
R F mit fortgeschrittenem Lungenkrebs
Nach 1. Gabe: Schwellung am Hals etwas abgenommen, CRP von 118
auff 47 mg/l/l undd Lc
L von 12‘500 auff 8,600
8 600 /ul
/ l abgefallen
b f ll
Nachh 2.
N
2 Gabe:
G b P
Patient
ti t meint
i t es gehe
h „stetig
t ti bbergauf“.
f“ Klinisch
Kli i h ZZeichen
i h
für Ansprechen. Palpatorisch weniger geschwollene Halsseite links
supraklavikulär
7 Gabe): Weniger Schwellung links supraklavikulär,
supraklavikulär
Aktuell (nach 7.
weniger Heiserkeit, 3kg Gewichtszunahme, CRP 11 mg/l, Hb erstmalig
normal
Procedere: Fortsetzung der Therapie bei gutem Ansprechen,
Ansprechen keinerlei
Nebenwirkungen
Daten zu Nivolumab beim LungenLungen-Ca
Studien CheckMate-057 (nicht-plattenepitheliales Nichtkleinzelliges Lungenkarzinom) und CheckMate-017
(plattenepitheliales Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom),
frühzeitiger Studienabbruch wegen überlegenem
Gesamtüberleben von Nivolumab in der Zweitlinientherapie
gegenüber
üb Docetaxel
D t l (Taxotere),
(T t ) dem
d Standardmedikament
St d d dik
t iin dder
Zweitlinientherapie
G
Gesamtüberleben
tüb l b verdoppelt
d
lt nachh 18 M
Monaten:
t unter
t Nivolumab
Ni l
b
39% (CheckMate-057) bzw. 28% (CheckMate -017) gegenüber
23% bzw.
bzw 13 % bei Docetaxel.
Docetaxel
Nebenwirkungen Grad 3-4: Nivolumab 7-10%, Docetaxel 54-55%!
Borghaei et al., N Engl J Med. 2015 Oct 22;373(17):1627-39
Brahmer et al., N Engl J Med. 2015 Jul 9;373(2):123-35
Neuzulassungen therapeutischer Antikörper
Schweiz 2015/2016
Ramucirumab (Cyramza ® Anti-VEGF-R2) beim Magen- oder
Oesophagus-Ca
Oesophagus
Ca nach Vorbehandlung,
Vorbehandlung allein oder in Kombination mit
Paclitaxel, Oktober 2015
Nivolumab (Opdivo ® Anti-PD1) als Monotherapie beim vorbehandelten
Bronchus-Ca Dezember 2015, und beim vorbehandelten Nierenzell-Ca,
Juni 2016
Pembrolizumab (Keytruda ® Anti-PD1) als Monotherapie beim Melanom,
März 2016
Nivolumab (Nivolumab BMS ®) als Monotherapie oder in Kombination
miti Ipilumumab
I il
b beim
b i M
Melanom,
l
A
Aprilil 2016
Blinatumomab (Blincyto ® bi) bei rezidivierter oder refraktärer ALL, Juni
2016
Zulassungen die in Kürze erwartet werden:
Zulassungen,
Daratumumab (Darzalex ® Anti-CD 38) beim vorbehandelten Myelom
Elotuzumab (Empliciti ® Anti-SLAMF7) beim Myelom
Necitumumab (Portrazza ® Anti-EGFR) beim Bronchus-Ca
Atezolizumab (Tecentriq ® Anti-PD-L1) beim vorbehandelten Urothel-Ca
Und jjenseits des g
grossen Teichs…?
18. November 2015: FDA erteilt Zulassung für Pembolizumab beim
18
platin-vorbehandelten NSCLC (mit Nachweis von Expression von PDL1 mittels spezifischem Test)
31. Mai 2016: FDA erteilt Zulassung für Nivolumab beim mit autologer
Transplantation und Brentuximab-Vedotin vorbehandelten M. Hodgkin
(erste Zulassung einer Immuntherapie bei hämatologischer Erkrankung)
7. Juni 2016: FDA erteilt Zulassung für Atezolizumab beim platinvorbehandelten
b h d lt Bl
Blasenkarzinom
k i
((erste
t N
Neuzulassung
l
eines
i
Medikaments für Blasenkrebs seit 20 Jahren)
24 August 2016: FDA erteilt Zulassung für Pembrolizumab beim
24.
vorbehandelten Kopf-Halstumor
Wie geht es weiter
weiter…?
?
Nach erfolgreichen Studien wird in CH Zulassung weiterer
Checkpoint Inhibitoren erwartet
Checkpoint-Inhibitoren
Offen iistt dderzeitit di
Off
die F
Frage nachh „Biomarkern“,
Bi
k “ untersucht
t
ht werden
d
PD-L1 Expression und Mikrosatelliten-Instabilität als prädiktive und
prognostische Faktoren
Es scheinen
E
h i
oftf di
die „schwierigen“
h i i “ ((aggressiven)
i )T
Tumoren
anzusprechen…
Immuntherapie
p – Cocktail?
Fazit
Immuntherapie: insbesondere „Entfesselung“ des
patienteneigenen
ti t i
I
Immmunsystems
t
(Ch k i t H
(Checkpoint-Hemmer)
) zeigt
i t
gute Erfolge (aber auch spezifische Nebenwirkungen!)
Ei i G
Einige
Gesetzmässigkeiten
t ä i k it dder O
Onkologie
k l i werden
d ddurchh
Immuntherapie ausgehebelt:
Z
Zusammenhang
h
zwischen
i h PFS undd OS
Nachweis des Ansprechens in Bildgebung („Pseudoprogress“)
Nutzen bei weiterer Therapie nach Progress („beyond
progression“), wann wirklich aufhören?
In einigen Tumorentitäten sind 20-30% Langzeitüberlebende ohne
Tumornachweis zu verzeichnen Heilung möglich?!
Wer soll das bezahlen?
Links zu Immuntherapie
https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/immuntherapien-index.php
http://www.cancerresearch.org/cancer-immunotherapy/clinical-trial-finder
http://www.krebsliga.ch/de/leben_mit_krebs/therapien_/antihormon_und_immuntherapie/
Danke für die Aufmerksamkeit!
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