Cholesterin – runter mit den Blutfetten Der Cholesterinwert ist nicht nur von der Ernährung abhängig. Genießen Sie guten Gewissens ihr Frühstücksei? Dann gehören Sie zur Ausnahme. Viele verzichten darauf - aus Angst vor zu hohem Cholesterin. Was hilft wirklich bei zu hohem Cholesterinspiegel? Eier, fette Wurst, Fleisch, Butter - überall steckt Cholesterin drin. Und deshalb sind gerade diese Lebensmittel in Verruf geraten. Zwar ist Cholesterin ein wichtiger Baustein unseres Körpers, aber zu viel davon macht krank. Vor allem die Blutgefäße leiden unter einem zu hohen Blutfettspiegel. Gerade bei Diabetes oder Herzleiden ist es besonders wichtig, den Cholesterinspiegel genau im Blick zu behalten, um drohenden Gefäßverengungen früh entgegen zu wirken. Kontakte: Lipid-Liga Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF e.V. Waldklausenweg 20 81377 München Tel.: 089/ 7191001 Fax: 089/ 7142687 E-Mail: [email protected] Internet: www.lipid-liga.de Gastro-Liga (Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leben sowie von Störungen des Stoffwec hsels und der Ernährung e.V.) Friedrich-List-Str 13 35398 Gießen Tel.: 0641/ 97481-0 Fax: 0641/ 97481-18 E-Mail: [email protected] Internet: www.gastro-liga.de Berufsverband Deutscher Internisten e.V (BDI e.V.) / Geschäftsstelle Schöne Aussicht 5 D-65193 Wiesbaden Tel.: 0611/ 181 33-0 Fax: 0611/ 181 33-50 E-Mail: [email protected] Internet: www.internisten-im-netz.de/ Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) Godesberger Allee 18 53175 Bonn Tel.: 0228/ 3776-600 Fax: 0228/ 3776-800 Internet: www.dge.de Seite 1 von 16 Unbemerkt - Cholesterinwerte zu hoch Gutes Essen ist für Ingrid S. ein Stück Lebensqualität. Auf ihren Teller kommt das, was ihr schmeckt. Ob sie damit aber auch gesund lebt, soll Kardiologe Florian Lang aus Wiesbaden bei einer Routineuntersuchung herausfinden. Dafür wird Blut abgenommen, im Labor werden dann die Cholesterinwerte bestimmt. Das Ergebnis bringt für Ingrid S. eine böse Überraschung. Mit 274 mg/dl ist ihr Gesamtcholesterin deutlich zu hoch. Das spiegelt sich leider auch in den HDL- und LDL-Werten, also dem "guten" und dem "schlechten" Cholesterin. Auch hier ist das schlechte Cholesterin zu hoch. Für Ingrid S. bedeutet das ein hohes Risiko, frühzeitig unter einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose) zu leiden. Wenn sich in den verkalkten Gefäßen dann auch noch Blutgerinnsel bilden, können die ihre Adern verstopfen. Ingrid S. bekäme dann vielleicht einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt - beide sind die häufigsten Todesursachen in Deutschland. Um abzuschätzen, ob und wie sehr die Gefäße schon verkalkt sind, untersucht der Kardiologe noch die Halsschlagadern mit dem Ultraschall. Und findet prompt die ersten Ablagerungen durch das hohe Cholesterin. Ingrid S. ist überrascht und ganz schön geschockt, damit hat sie überhaupt nicht gerechnet. Cholesterin - Fluch oder Segen? Was wir essen ist eine Mixtur aus Kohlenhydraten, Eiweißen, Ballaststoffen und Fetten. Dabei sind Fette keine einheitliche Gruppe, sondern eher ein ziemlich buntes Gemisch. Wichtig oder eben schädlich für die Gesundheit sind die Triglyceride und das Cholesterin, und diese Fette gibt es reichlich vor allem in tierischen Lebensmitteln. Damit die Fette überhaupt in unseren Körper gelangen, werden sie erst mal von einem Enzym, also einem Ferment aus der Bauchspeicheldrüse in verdauliche Häppchen zerteilt, dann in kleinere Päckchen aufgeteilt und verpackt, und so zur Leber transportiert. Cholesterin ist ein wichtiger Zellbaustein Nicht alles Fett kommt aus der Nahrung, der Körper kann Triglyceride und Cholesterin auch selbst herstellen. Muss er auch, denn beispielsweise Cholesterin ist für uns lebenswichtig: daraus werden Zellwände und Schutzhüllen für Nervenfasern gemacht, Fette sind der Ausgangsstoff für Gallensäuren, Vitamin D und etliche Hormone. Fette produziert unser Körper aber auch, wenn wir zu viele Kohlenhydrate zu uns nehmen. Durch die Umwandlung wird der Überschuss dann nämlich zur lagerfähigen Energiereserve. Die Leber ist der Hauptumschlagsort für Fette, und hier kommen die Fettpäckchen nicht nur an, sondern sie werden von der Leber auch wieder in andere Organe verschickt. Dafür werden die Fettpäckchen - wissenschaftlich heißen sie Lipoproteine - in der Leber neu gepackt. Und zwar in drei verschiedene Größen - oder besser Dichteklassen: Päckchen mit sehr, sehr geringer Dichte, so genannte VLDL (aus dem Englischen, very low density Lipoproteins) Solche mit mittlerer Dichte, LDL oder auch das "schlechte Cholesterin" Und schließlich die Fettpäckchen mit hoher Dichte, HDL, also das "gute Cholesterin" "Gutes" und "schlechtes" Cholesterin Vor allem das LDL, also die Fettpäckchen der mittleren Dichte, sind für die gefürchtete Gefäßverkalkung verantwortlich. Sie können oxidieren, also "ranzig" werden, und lagern sich dann in den Gefäßen ab. Das HDL - hohe Dichte also, transportiert zwar auch Cholesterin, aber vom Gewebe zur Leber hin. Und wenn die HDL dann ihre Cholesterinfracht in der Leber abgeladen haben, wird das Cholesterin abgebaut, entsorgt und damit unschädlich gemacht. Merkhilfe Gutes Cholesterin = HDL = Hab Dich lieb Schlechtes Cholesterin = LDL = Liederlich Die wichtigen Blutfette im Überblick: Gesamtcholesterin: < 200 mg/dl (< 5,2 mmol/l); Triglyceride: < 200 mg/dl (< 2,3 mmol/l); bei erhöhtem Risiko bspw. zusätzlich Diabetes oder Bluthochdruck: < 150 mg/dl (< 1,7 mmol/l) LDL-Cholesterin: < 160 mg/dl (< 4,1 mmol/l); bei erhöhtem Risiko: < 130 mg/dl (< 3,4 mmol/l) bzw. < 100 mg/dl (< 2,6 mmol/l) HDL-Cholesterin: > 40mg/dl (> 1,0 mmol/l) Arteriosklerose-Risiko-Index = LDL : HDL Seite 2 von 16 dabei gilt: Liegt der Wert unter 2, besteht ein niedriges Risiko, liegt er über 2, bedeutet das ein hohes Risiko für eine frühzeitige Arteriosklerose mit all ihren Folgen. Kampf dem Cholesterin - was sich alles ändern sollte Damit Ingrid S. ihr Cholesterin wieder in den Griff bekommt, stellen wir ihr Ernährungsmedizinerin Stephanie Grabhorn an die Seite. Der erste Schritt zu weniger Cholesterin: mehr Bewegung! Denn wie Ingrid S. sitzen viele Patienten jeden Tag im Büro und arbeiten meistens am Computer. Nicht so lange dafür aber eine regelmäßige Bewegung, dazu rät die Ärztin: "Oft tun es auch schon 30 Minuten intensives Spazierengehen. Und nehmen Sie die Treppe anstatt den Fahrstuhl!" Als nächstes wirft Coach Stephanie Grabhorn einen kritischen Blick in den Kühlschrank - und wird schnell fündig. Denn der ist gut gefüllt mit Wurst, Butter, Sahnejoghurts und fettreichem Käse. Nun werden noch fette Wurst und Käse aussortiert. Doch auch das Kochen hat es in sich, denn Ingrid S. liebt beispielsweise Pasta mit einer Pilze-Käse-Sahne-Soße. Doch da runzelt die Ernährungsmedizinerin die Stirn. Und lobt erst mal den Verzicht auf Fleisch, rät aber dazu, die Pilze besser in Pflanzenöl statt in Butter anzubraten. Statt richtiger Sahne gibt es eine fettarme Alternative und zum Schluss noch reichlich Kräuter. Denn Fette sind ja immer Geschmacksträger, doch dank der würzigen Kräuter braucht Ingrid S. für den tollen Geschmack nun weniger Fett. "Essen Sie ganz viel Gemüse und Obst, denn die enthalten viele Ballaststoffe", empfiehlt die Ernährungsmedizinerin. Als nächstes geht es in den Supermarkt, Ingrid S. soll nun ihren Kühlschrank mit cholesterinarmen Produkten füllen. Fettes Fleisch, beispielsweise Gans oder Ente sind tabu. Zugreifen darf sie bei Wild und Kalbfleisch, noch besser aber ist Fisch. Auch hier sollte Ingrid S. sich für fettarme Kaltwasserfische entscheiden, beispielsweise Lachs, Makrele, Thunfisch oder Hering. Umdenken muss Ingrid S. auch an der Wursttheke. Fettreiche Streichwurst oder Fleischwurst sollte sie meiden, und lieber zu Puten- und Hähnchenwurst greifen. Zum Schluss ein Gang durch den Supermarkt, gesucht werden versteckte Fette. Die gibt es reichlich in Sahnejoghurt, fetthaltigen Brote wie Toastbrote oder Baguettes, in Croissants und natürlich in süßen Kuchen aus hellem Mehl, in Schokolade, Nougatcreme und Sahneeis. Ingrid S. muss einiges ändern, doch immerhin ist jetzt schon mal der Anfang gemacht. Fett ist nicht gleich Fett Der Unterschied zwischen "guten oder schlechten" Fetten liegt in deren chemischer Struktur. Nahrungsfette bestehen aus Alkohol und Fettsäuren. Und eben diese Fettsäuren können gesättigt oder ungesättigt sein. Entscheidend ist dabei, wie die Kohlenstoffatome miteinander verbunden sind. Gibt es nur Einfachbindungen, dann handelt es sich um eine gesättigte Fettsäure. Existieren auch Doppelbindungen, dann ist es eben eine ungesättigte Fettsäure. Gesättigte Fettsäuren erhöhen das Cholesterin in unserem Körper, treiben gerade das unerwünschte LDL-Cholesterin in die Höhe. Vor allem dieses LDL-Cholesterin ist für die gefürchtete Gefäßverkalkung verantwortlich. Ungesättigte Fettsäuren dagegen können den Blutfettspiegel sogar leicht senken, einige von ihnen kann der Körper zudem nicht selbst herstellen, die müssen wir mit der Nahrung zu uns nehmen. Finger weg von Pommes, Chips und Co. Doch es kommt auch noch darauf an, ob und wie die Fette verarbeitet werden. So entstehen aus einigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren (aus Pflanzenölen) in der industriellen Verarbeitung durch Erhitzen so genannte Transfettsäuren. Beispielsweise bei der Herstellung von Pommes, Blätterteig oder Chips. Diese Transfettsäuren erhöhen ebenfalls vor allem das schlechte Cholesterin (LDL), sollen außerdem Entzündungsprozesse in unserem Körper und die Entstehung von Krebserkrankungen fördern. Gutes aus dem Meer Die Besten unter den "guten" ungesättigten Fettsäuren aber ist sind Omega-3-Fettsäuren. Selbst herstellen können wir die nicht, diese Fettsäuren stecken reichlich in fetten Seefischen wie Hering oder Makrele, und auch in vielen Pflanzenölen wie Leinsamen-, Raps- und Sojaöl. Anders als die gesättigten Fette senken Omega-3-Fettsäuren den Cholesterinspiegel und den Blutdruck, sie hemmen Entzündungen in unserem Körper und da sie das Zusammenklumpen der Blutplättchen verhindern, verbessern sie zudem die Fließeigenschaften unseres Blutes. Hintergrund Literatur zum Thema: Seite 3 von 16 Sven-David Müller "Die 50 besten Cholesterinkiller: Wie Sie Ihre Blutfette günstig beeinflussen" 7,95 Euro ISBN: 978-3426648384 Droemer/Knaur Verlag 2009 Michael Hamm u.a. "Omega-3 aktiv: Gesundheit aus dem Meer - Wertvoll in jedem Lebensabschnitt" 9,90 Euro ISBN: 978-3899935523 Schlütersche Verlagsanstalt 2008 Daniel Green "Genussvoll kochen - Cholesterin senken: 100 köstliche Rezepte für eine cholesterinarme Ernährung" 14,95 Euro ISBN: 978-3426645567 Knaur-Verlag 2007 Volker Schmiedel "Cholesterin - 99 verblüffende Tatsachen" 12,95 Euro ISBN: 978-3830433231 Trias Verlag 2006 Angeborene Stoffwechselstörungen Angeborene Fettstoffwechselstörungen In den meisten Fällen sind erhöhte Blutfette die Folge eines ungesunden Lebensstils. Mindestens jeder 1.000te Bundesbürger aber leidet unter einer angeborenen Fettstoffwechselstörung. Bei diesen Betroffenen liegt der Cholesterinwert im Blut nicht selten bei 350 bis 700 mg/dl, das LDL-Cholesterin kann bis auf Werte von 300mg/dl ansteigen. Weil solche extrem hohen Blutfettwerte bereits im Kindes- und Jugendalter auftreten, kommt es früh zu einer schweren Arteriosklerose mit ihren lebensbedrohlichen Folgen. Durch Sport, Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion lassen sich die oft extrem erhöhten Blutfettwerte meist nicht normalisieren. Den Patienten wird deshalb ein fettsenkendes Arzneimittel verordnet (meist aus der Wirkstoffgruppe der Statine). Weil die Blutfette über den Recycling-Weg der Gallensäuren oft wieder aufgenommen werden, muss in schweren Fällen zusätzlich ein Gallensäurebindender Ionenaustauscher verordnet werden. Bei extrem hohen Fettwerten muss sogar eine regelmäßige Entfernung der Blutfette durch eine Form des Blutaustausches gemacht werden, die so genannte "LDL-Apharese". Hinweise auf Fettstoffwechselstörungen Typisch und wegweisend sind so genannte "Xanthelasmen", hellgelbe Fetteinlagerungen im Bereich beider Augenlider. Bei jungen Menschen haben sie praktisch immer ihre Ursache in einer Fettstoffwechselstörung. Ähnlich typisch sind ringförmige, weißliche Trübungen in den Randzonen der Hornhaut, Ärzte nennen diese Veränderungen Arcus lipoides corneae. Zu den angeborenen Fettstoffwechselstörungen gehören auch extreme Erhöhungen der Triglyceride im Blut, die sich in krampfartigen Bauchschmerzen äußern können. Was Sie noch über Cholesterin wissen sollten Es gibt auch noch andere, allerdings wesentlich seltenere Ursachen für einen erhöhten Cholesterinspiegel: Bestimmte Erkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion, Magersucht (Anorexie), Alkoholsucht, Lebererkrankungen (bes. primäre biliäre Zirrhose), Gallenstauung (Lipoprotein X-Vermehrung), Eiweißverlustsyndrom der Niere (nephrotisches Syndrom), Vermehrung der Antikörper im Blut (Hypergammaglobulinämie), Cushing-Syndrom (überschießende Produktion von Nebennierenhormonen, bes. Cortisol), vermehrte Produktion von Wachstumshormon in der Hirnanhangdrüse (Akromegalie), Lupus Erythematodes, akute intermittierende Porphyrie Seite 4 von 16 Medikamenteneinnahme, z. B. einige Betablocker, Glukokorticoide (Kortison), Amiodaron (Medikament gegen Herzrhythmusstörungen, Antiarrhythmikum), harntreibende Arzneimittel, Hormone (Androgene, Anti-Babypille, anabole Steroide), Cyclosporin (Immunsuppressivum), Vitamin DPräparate. Eine kürzlich veröffentlichte Studie ergab Hinweise, dass möglicherweise auch die häufig eingesetzten Antiepileptika Phenytoin und Carbamazepin den Cholesterinspiegel erhöhen. Cholesterin senkende Lebensmittel "Functional Food", der Begriff bezeichnet Lebensmittel, die durch deren Inhaltsstoffe, die Art der Herstellung oder bestimmte Zusatzstoffe einen gesundheitsfördernden Effekt haben sollen. Zum Beispiel die Senkung des Cholesterinspiegels durch bestimmte Margarine-, Milch oder Joghurtsorten. Um bis zu 10 bis 15 Prozent soll dadurch der Cholesterinwert sinken. Stimmt das wirklich oder ist es bloß Geldmacherei? Kernstück dieser Lebensmittel sind Pflanzenfette, so genannte Phytosterine. Ähnlich wie Mensch und Tier Cholesterin als Baustoff für wichtige Organstrukturen brauchen, benötigen auch Pflanzen diese Sterine für ihr Wachstum. Die chemische Struktur der Phytosterine ähnelt der unseres Cholesterins sehr, was dazu führt, dass der menschliche Darm beide Fette aufnehmen kann. Und beide Fette konkurrieren um dieselben Transportmechanismen im Darm, bei großem Phytosterin-Angebot nehmen wir mehr Pflanzenfett und weniger cholesterinreiches Tierfett auf. Tun wir das täglich über mehrere Wochen, dann sinkt dadurch unser Cholesterinspiegel. So jedenfalls der Wirkmechanismus. Doch Andrea Schauf von der Verbraucherzentrale in Frankfurt warnt, dass diese Wirkung erst dann eintritt, wenn man mehr als zwei Gramm Phytosterine täglich zu sich nimmt. Dann, so haben Studien ergeben, kann der LDL-Spiegel um bis zu 20 mg/dl gesenkt werden. Doch schon ab einer täglichen Menge von drei Gramm können die Sterine aber eher schädigende Wirkungen haben, weil sie die Aufnahme von Beta-Karotinen und anderen fettlöslichen Vitaminen verringern. Deswegen sind Phytosterin-angereicherte Lebensmittel für Schwangere und Kinder auch nicht empfehlenswert. Nur mit Margarine allein lassen sich diese Werte zwar kaum erreichen, da müsste man schon etwa ein Kilo Margarine pro Monat essen. Aber schon mit zwei Scheiben Cholesterin senkendem Brot, zwei Portionen Margarine, einem Glas Milch und einem Joghurt-Drink liegt man mit 5,1 g weit über dem Richtwert von 3 g Pflanzensterinen pro Tag. Dazu kommt: Mehr als die Hälfte der Konsumenten kauft und verzehrt diese Produkte ohne überhaupt einen erhöhten Cholesterinspiegel zu haben. Tatsächlich sind Cholesterin senkende Lebensmittel nur empfehlenswert für Menschen, die auch wirklich einen zu hohen Cholesterinspiegel haben. Und sie sollten unbedingt darüber ihren Arzt informieren, denn dadurch kann die Wirkung von Cholesterin senkenden Medikamenten deutlich verstärkt werden. Die wichtigsten Maßnahmen im Überblick Prinzipiell gilt, die ersten Maßnahmen gegen einen zu hohen Cholesterinspiegel sind Bewegung und eine vollwertige Ernährung. Das bedeutet: pro Woche mindestens zwei Mal 30 Minuten einer Ausdauer-Sportart wie Walken, Laufen oder Schwimmen. Schlemmen - aber richtig! Auch wenn Sie beim Stichwort "essen" gerne an Schnitzel, Braten oder ein saftiges Steak denken: wer zu hohe Cholesterinwerte hat, sollte tierische Lebensmittel nur in Maßen essen. Vollkornprodukte, Obst, Gemüse oder Salate täglich, dazu eine Hand voll Nüsse und/oder Sprossen und Samen (reich an Omega-3-Fettsäuren!) Auch Milchprodukte dürfen es täglich sein, allerdings in nicht zu großen Mengen Meiden Sie fette Wurst-, Fleisch- und Käsesorten, Streichfette, Sahne und andere fettreiche Milchprodukte sowie die meisten Süßigkeiten. Fleisch sollten Sie nicht mehr als drei Mal pro Woche genießen, lieber aber noch seltener. Vorzugsweise sollten Sie zu Geflügelfleisch greifen Kommt bei Ihnen zwei Mal pro Woche Fisch auf den Tisch, haben Sie viel für Ihren Cholesterinspiegel und Ihre Gesundheit getan Wer durch eine Lebens- und Ernährungsumstellung seine Blutfette senken will, braucht etwas Geduld. Abhängig davon, wie strikt Sie cholesterinerhöhende Lebensmittel meiden, und wie viele Stunden Sie Seite 5 von 16 sich pro Woche bewegen, zeigt sich das beim Cholesterinwert erst nach frühestens sechs Wochen bis drei Monaten. Natürliche Lebensmittel mit cholesterinsenkender Wirkung Mit löslichen Ballaststoffen lässt sich ein erhöhter Cholesterinspiegel gut senken. Der Grund: Sie binden Gallensäuren, das Abbauprodukt des Cholesterins. Diese löslichen Ballaststoffe sind Pektin (in Äpfeln und Zitrusfrüchten) Guar (auch Guarkern, Guarkernmehl) Flohsamen, Weizenkleie. Auch Bohnen, Zwiebeln, Knoblauch und Artischocken helfen, den Cholesterinspiegel zu senken. Durch die sehr günstige Fettzusammensetzung (einfach und mehrfach gesättigte Fettsäuren), haben Sojabohnen eine besondere Bedeutung. Wann sind Medikamente unerlässlich? Wenn Bewegung und vollwertige Ernährung nicht ausreichen, um die Cholesterin-Werte in einen tolerablen Bereich zu senken, werden Medikamente verschrieben. Das sind so genannte Statine oder CSE-Hemmer. Sie hemmen ein Schlüsselenzym der Cholesterinbildung und wirken damit völlig anders als etwa eine fettarme Diät. Mit Hilfe der Statine sinken das "böse" LDL und die so genannten Triglyceride, das "gute" HDL steigt an. Damit sinkt das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko deutlich. Bei Patienten mit genetisch bedingten Cholesterin-Problemen handelt es sich um lebenslange Therapien. Studien haben überzeugend bewiesen, dass Statine das Risiko von Gefäßkomplikationen wie Herzinfarkten erheblich mindern. Als Nebenwirkung berichten viele Patienten über unspezifische Muskelschmerzen, in seltenen Fällen kann es zu schwerwiegenden und lebensgefährlichen Form der Muskelauflösung kommen. Wer während der Einnahme unter Muskelschmerzen leidet, sollte deshalb umgehend mit seinem Arzt sprechen. Das Ei - besser als sein Ruf? Was wäre Ostern ohne die Ostereier? Unvorstellbar! Doch Eier gelten als absolute Cholesterinbomben! Manch einer verzichtet zur Vorbeugung gleich ganz darauf. Doch wie gut oder wie schlecht ist ein Ei wirklich? Sind braune Eier gesünder? Oder muss es immer Bio sein? Mit der Ernährungswissenschaftlerin Dr. Nicole Schmidt-Bodensohn gehen wir auf den Biohof von Bauer Etzel in Wehrheim im Taunus. Für die Ernährungswissenschaftlerin ist das Ei etwas ganz besonderes, weil es ist im kleinsten Raum alles enthält, was zur Entwicklung eines Organismus notwendig ist: vor allem im Eidotter die Proteine, das Lecithin für den Nervenaufbau, Eisen, Phosphor und jede Menge Vitamine, wie z. B. Vitamin A, D und B1. Und dieses "Nährstoff-Sorglospaket-Ei" gibt es in den unterschiedlichsten Farben. Der Mythos hält sich hartnäckig: je brauner das Ei, desto besser. Doch die Farbe hat nur mit der Genetik des Huhns zu tun. Stattdessen lohnt es sich schon eher, auf die Herkunft des Eis zu achten. Ob es sich um ein Biooder Käfig-Ei handelt - ist ganz leicht festzustellen. Bio-Bauer Paul-Erich Etzel erklärt, dass man an den Nummern erkennen kann, in welcher Haltung die Eier erzeugt wurden. Die "0" steht für biologische Tierhaltung, die "1" für Freilandhaltung, was aber nicht unbedingt ökologische Tierhaltung bedeutet. Die "2" bedeutet Bodenhaltung ohne Auslauf, die "3" steht für Käfighaltung. Für welches Ei man sich entscheidet - ist aber eher eine moralische, als eine gesundheitliche Frage. Denn Cholesterin beinhalten sie alle. Sollte man deshalb nicht lieber komplett auf das Hühnerprodukt verzichten? Die Ernährungsexpertin rät dazu nicht, denn das problematische ist gar nicht das Cholesterin selbst, denn der Körper, der gesunde Organismus, hat einen Selbstregulationsmechanismus, das heißt, wenn zuviel Cholesterin aufgenommen wird, dann produziert der Körper einfach weniger. Das Problematische im Ei sind aber die gesättigten Fettsäuren im Eidotter, weil die die Fähigkeit haben, das Cholesterin steigen zu lassen. Wie vieles im Leben ist aber auch der Ei-Konsum eine Frage von Maß und Ziel. Es gilt: ein gesunder Mensch sollte nicht mehr als 3 oder 4 Eier pro Woche essen - aber auch nicht weniger. Denn, so Dr. Nicole Schmidt-Bodensohn, das Ei ist ein ausgezeichnetes Nahrungsmittel durch die biologische Wertigkeit des Proteins - d. h. 100 g Hühnereiweiß kann in 100 g menschliches Eiweiß umgewandelt werden. Und das ist bei der ständigen Erneuerung der Körperzellen unerlässlich. Das Ei - also wesentlich besser als sein Ruf! Fünf Fragen und Tipps rund ums Ei 1. Wie kann ich zu Hause testen, ob ein Ei noch frisch genug zum Verzehr ist? Hier kommt der Frischetest fürs Ei: legen Sie das rohe Ei in eine Schüssel mit Leitungswasser. Geht es unter, ist es noch frisch. Schwimmt es oben, sollten Sie es nicht mehr verzehren. Denn dann ist die Seite 6 von 16 Luftkammer im Ei, die es an die Wasseroberfläche treibt, sehr groß. Das heißt, das Ei liegt schon sehr lange, es ist sehr viel Flüssigkeit darin verdunstet und bereits so alt, dass es verdorben ist. Helfen kann bei rohen Eiern auch der Schütteltest. Denn ein frisches Ei verursacht beim Schütteln keine Geräusche. Schlagen Sie das Ei auf und riechen Sie daran. Riecht es nicht mehr neutral, sondern verdorben, also leicht faulig, gilt: sofort weg damit. Denn, verdorbene Eier können gefährliche MagenDarm-Erkrankungen verursachen. 2. Wie begründet ist die Salmonellenangst bei Eiern? Eier sind häufig Salmonellenträger, die Keime sitzen jedoch außen auf der Schale. Deshalb immer Hände mit Seife waschen, wenn Sie beispielsweise beim Ein- und Ausräumen Eier angefasst haben. Wenn Sie die Eier kochen, dann werden durch den Kochvorgang die Salmonellen abgetötet. Rohe Eier vorher kurz mit heißem Wasser abspülen, vor allem, wenn an den Eiern noch Hühnerkot haftet, ist das Abwaschen unerlässlich. 3. Was sollte man eher essen - Eigelb oder Eiweiß? Tatsächlich stecken etwa 90 Prozent der Nährstoffe im Eigelb, das Eiweiß enthält nur ein paar Proteine. Und: Eiweiß alleine schmeckt nach rein gar nichts, folglich werden Zucker oder Salz zugegeben, was beispielsweise zu kleinen Kalorienbomben (Baiser!) führt. Im Eigelb stecken neben vielen Vitaminen aber natürlich auch das Cholesterin und damit das Fett. Trotzdem: Statt purem Eiweiß lieber ein ganzes Ei essen, dieses aber nicht häufiger als 3-4 mal pro Woche. 4. Macht es einen Unterschied, ob man das Ei als Rühr-, Spiegel- oder gekochtes Ei isst? Der Nährstoffgehalt ändert sich dabei kaum, der Fettgehalt aber schon. Denn zum Braten verwenden wir gewöhnlich Fett, weshalb ein gekochtes Ei immer am wenigsten Fett hat. Ansonsten ist die Zubereitung von den eigenen Geschmacksvorlieben abhängig. Hintergrund Literatur zum Thema: Sven-David Müller "Die 50 besten Cholesterinkiller: Wie Sie Ihre Blutfette günstig beeinflussen" 7,95 Euro ISBN: 978-3426648384 Droemer/Knaur Verlag 2009 Michael Hamm u.a. "Omega-3 aktiv: Gesundheit aus dem Meer - Wertvoll in jedem Lebensabschnitt" 9,90 Euro ISBN: 978-3899935523 Schlütersche Verlagsanstalt 2008 Daniel Green "Genussvoll kochen - Cholesterin senken: 100 köstliche Rezepte für eine cholesterinarme Ernährung" 14,95 Euro ISBN: 978-3426645567 Knaur-Verlag 2007 Volker Schmiedel "Cholesterin - 99 verblüffende Tatsachen" 12,95 Euro ISBN: 978-3830433231 Trias Verlag 2006 Zusatzstoffe: Cholesterinsenker in Lebensmitteln Von Bernd Thomas Stand: 07.12.2009 In den fünfziger Jahren galten sie noch als Medikament und waren nur auf Rezept erhältlich, heute sind sie in einer Reihe von Produkten funktioneller Lebensmittel enthalten: Pflanzensterine. Bringen sie mehr Nutzen oder Schaden? Seite 7 von 16 Von der Milch über Schnittkäse, Joghurtdrinks bis hin zu besonderem Brot. Diese mit Zusätzen angereicherten Lebensmittel wurden speziell für Menschen mit erhöhtem Cholesterinspiegel von der Industrie entwickelt. Im ganz normalen Sortiment warten einige zugelassene Produkte mit zugesetzten Pflanzensterinen auf ihre Käufer. "Senken nachweislich den Cholesterinspiegel" ist als Aufdruck zu lesen, der um Aufmerksamkeit und Kunden wirbt. Begrenzte Wirkung Bildunterschrift: Samen und Nüsse enthalten besonders viele Pflanzensterine Keine "harmlosen" Lebensmittel Hierzulande gibt es sie nicht auf Rezept, wie zum Beispiel in Holland, aber spätestens an der Kasse merkt der Käufer den Unterschied. Sie sind wesentlich teurer als vergleichbare Lebensmittel ohne Pflanzensterine. Aber wie steht es um ihre Wirkung? Und sind sie wirklich so harmlos wie sie aussehen? Andrea Danitschek von der Verbraucherzentrale Bayern bestätigt: "Lebensmittel mit Phytosterin-Zusätzen sind keine normalen 'harmlosen' Lebensmittel, sondern sie enthalten pharmakologisch wirksame Pflanzenstoffe." Bildunterschrift: Pflanzensterine sind in der Schwangerschaft tabu! Begrenzte Wirkung Jeder nimmt mit der Nahrung rund ein halbes Gramm Pflanzensterine auf. Samen und Nüsse enthalten besonders viel davon. Um aber mit der Nahrung den Cholesterinspiegel effektiv senken zu können, müssen ungefähr zwei bis drei Gramm Pflanzensterine aufgenommen werden. Ihr Aufbau ähnelt dem menschlichen Cholesterin und sie verdrängen im Darm einen Teil des Cholesterins. Das hat zwar eine wichtige Aufgabe, aber zu viel Cholesterin kann unser Herz-Kreislaufsystem schädigen. Besonders erhöhte Werte des LDL-Cholesterins können für die Gefäße fatale Folgen haben: Arteriosklerose. Allerdings nehmen wir das Cholesterin nur zum Teil mit der Nahrung auf. Unser Seite 8 von 16 Körper produziert es auch selbst. Nur um rund zehn Prozent lässt sich der Cholesterinspiegel über die Aufnahme von Pflanzensterinen senken. Und genau die notwendige Menge hierzu, eben runde 2 Gramm, liefern funktionelle Lebensmittel bei normalem täglichen Verzehr. Mehr geht nicht. Lebensmittel mit Nebenwirkungen Die Ernährung ist aber nur ein Faktor in diesem Spiel. Gene, Übergewicht und mangelnde Bewegung treiben den Cholesterinspiegel ebenfalls in die Höhe. Da denkt sich mancher, warum nicht vorbeugen mit den einschlägigen Lebensmitteln und einfach runter mit dem Cholesterin? Doch eine Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung und der Verbraucherzentralen zeigt: zu viel aufgenommene Pflanzensterine können Nebenwirkungen haben. Für Schwangere und Kleinkinder bis fünf Jahren sind sie von vornherein ungeeignet. Aber auch Verbraucher, die viele Pflanzensterine aufnehmen, haben einen erhöhten Pflanzensterin-Spiegel im Blut. Als eine Folge wird das fettlösliche Vitamin A nicht mehr ausreichend aufgenommen. Welche Auswirkungen ein erhöhter Pflanzensterinspiegel auf Dauer hat, ist wissenschaftlich nicht belegt. Um gesundheitlichen Risiken vorzubeugen, gilt deshalb die Empfehlung, nicht mehr als drei Gramm Pflanzensterine pro Tag aufzunehmen. Wem nutzen diese Lebensmittel? Geeignet sind diese Lebensmittel nur für Patienten mit deutlich erhöhtem Cholesterinspiegel als ein Teil einer Therapie, die aber immer mit dem Arzt abgesprochen sein sollte: Deshalb auch der Aufdruck neben weiteren Warnhinweisen: "Wer cholesterinsenkende Medikamente einnimmt, sollte sich bei der Verwendung regelmäßig ärztlich beraten lassen!" Denn bei Menschen, die wegen ihres hohen Cholesterinspiegels behandelt werden, kann sich die Wirkung von cholesterinsenkenden Lebensmitteln und Medikamenten addieren. Der Arzt sollte immer Bescheid wissen, um über ein weiteres Vorgehen zu entscheiden. Und Klarheit bringt nur eine Blutabnahme. Nur so lässt sich feststellen, welche Therapie geeignet und nötig ist. Bei bestimmten, seltenen Erkrankungen sind Pflanzensterine sogar ganz ungeeignet, um den Cholesterinspiegel zu senken. Also bei Bedenken unbedingt den Cholsterinspiegel mit einer Blutabnahme vom Arzt bestimmen lassen. Gisela Kinner, Fachärztin für Allgemeinmedizin: "Das ist ein kleiner Check. Dann kann man zusammen mit dem Arzt besprechen, ob es möglicherweise erstmal nur mit der Ernährung zu schaffen ist, den Cholesterinspiegel zu senken - und dazu sind Pflanzensterine selbstverständlich eine Möglichkeit." Aufklärung und Information fehlen Ein weiteres Ergebnis der Studie gibt Anlass zur Sorge. Die Studie der Verbraucherzentralen und des Bundesinstituts für Risikobewertung hat gezeigt, dass etwa die Hälfte der Personen, die mit Phytosterinen angereicherte Lebensmittel verzehren, gar nicht der Zielgruppe angehören. Das sind Personen, die das Streichfett essen, weil es eben gerade am Familienesstisch steht, oder die einfach denken, es sei gesund. Manche essen es sogar auch, weil sie denken, sie könnten damit abnehmen. Kennzeichnungspflicht auch für Pflanzensterine? Deshalb lautet eine Forderung der Verbraucherzentralen, Lebensmittel mit zugesetzten Pflanzensterinen besser zu kennzeichnen und diese separat anzubieten - ähnlich den Produkten für Diabetiker. Das scheint angesichts der Ergebnisse der Studie besonders wichtig, denn inzwischen gibt es bereits Pläne der Industrie, sogar Fruchtsäfte mit Pflanzensterinen anzureichern. Bis diese auf dem Markt sind, werden aber noch einige Jahre vergehen. Und grundsätzlich gilt: Lieber die Finger weg von cholesterinsenkenden Lebensmitteln. Das spart erstens Geld und zweitens profitieren in der Familie davon dann wirklich alle. Web-Tipps Mehr zum Thema erhalten Sie http://www.verbraucherzentrale-bayern.de bei der Seite 9 von 16 Verbraucherzentrale Bayern unter: Und beim Bundesinstitut für Risikobewertung unter www.bfr.bund.de Cholesterin – stille Gefahr für Herz und Gefäße Autoren: Eva Maria Siefert, Nele Rein, Corinna Sachs und Dominic Hebestreit Stand: 19.8.2010, HR) Zu viel Fett? Vor allem die Gefäße leiden unter einem zu hohen Blutfettspiegel. Besonders bei Vorerkrankungen wie Diabetes oder Herzleiden ist es wichtig, den Cholesterinspiegel stets zu kontrollieren, um drohenden Gefäßverengungen früh entgegen zu wirken. Aber wie bekommt man seinen Cholesterinwert in den Griff - am besten ohne Medikamente? Was hat es auf sich mit "guten" und "bösen" Blutfetten? Warum hilft Fisch bei zu viel Cholesterin im Blut? Und: Was genau bewirken die sogenannten Omega-3-Fettsäuren? Unbemerkt - Wenn der Cholesterinwert zu hoch ist Gutes Essen ist für Ingrid S. ein Stück Lebensqualität. Auf ihren Teller kommt das, was ihr schmeckt. Ob sie damit aber auch gesund lebt, soll Kardiologe Florian Lang aus Wiesbaden bei einer Routineuntersuchung herausfinden. Dafür wird Blut abgenommen, im Labor werden dann die Cholesterinwerte bestimmt. Das Ergebnis bringt für Ingrid S. eine böse Überraschung. Mit 274 mg/dl ist ihr Gesamtcholesterin deutlich zu hoch. Das spiegelt sich leider auch in den HDL- und LDL-Werten, also dem "guten" und dem "schlechten" Cholesterin. Auch hier ist das schlechte Cholesterin zu hoch. Für Ingrid S. bedeutet das ein hohes Risiko, frühzeitig unter einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose) zu leiden. Wenn sich in den verkalkten Gefäßen dann auch noch Blutgerinnsel bilden, können die ihre Adern verstopfen. Ingrid S. bekäme dann vielleicht einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt - beide sind die häufigsten Todesursachen in Deutschland. Um abzuschätzen, ob und wie sehr die Gefäße schon verkalkt sind, untersucht der Kardiologe noch die Halsschlagadern mit dem Ultraschall. Und findet prompt die ersten Ablagerungen durch das hohe Cholesterin. Ingrid S. ist überrascht und ganz schön geschockt, damit hat sie überhaupt nicht gerechnet. Kontakt Adressen: Lipid-Liga Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF e.V. Waldklausenweg 20 81377 München Tel: 089/ 7191001 Fax: 089/ 7142687 E-Mail: [email protected] Internet: www.lipid-liga.de Gastro-Liga (Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leben sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung e.V.) Seite 10 von 16 Friedrich-List-Str 13 35398 Gießen Tel.: 0641/ 97481-0 Fax: 0641/ 97481-18 E-Mail: [email protected] Internet: www.gastro-liga.de Berufsverband Deutscher Internisten e.V. (BDI e.V.) / Geschäftsstelle Schöne Aussicht 5 D-65193 Wiesbaden Tel.: 0611/ 181 33-0 Fax: 0611/ 181 33-50 E-Mail: [email protected] Internet: www.internisten-im-netz.de Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) Godesberger Allee 18 53175 Bonn Tel.: 0228/ 3776-600 Fax: 0228/ 3776-800 Internet: www.dge.de Cholesterin - Fluch oder Segen? Was wir essen ist eine Mixtur aus Kohlenhydraten, Eiweißen, Ballaststoffen und Fetten. Dabei sind Fette keine einheitliche Gruppe, sondern eher ein ziemlich buntes Gemisch. Wichtig oder eben schädlich für die Gesundheit sind die Triglyceride und das Cholesterin, und diese Fette gibt es reichlich vor allem in tierischen Lebensmitteln. Damit die Fette überhaupt in unseren Körper gelangen, werden sie erst mal von einem Enzym, also einem Ferment aus der Bauch-speicheldrüse, in verdauliche Häppchen zerteilt, dann in kleinere Päckchen aufgeteilt und ver-packt, und so zur Leber transportiert. Cholesterin ist ein wichtiger Zellbaustein Nicht alles Fett kommt aus der Nahrung, der Körper kann Triglyceride und Cholesterin auch selbst herstellen. Muss er auch, denn beispielsweise Cholesterin ist für uns lebenswichtig: Daraus werden Zellwände und Schutzhüllen für Nervenfasern gemacht, Fette sind der Aus-gangsstoff für Gallensäuren, Vitamin D und etliche Hormone. Fette produziert unser Körper aber auch, wenn wir zu viele Kohlenhydrate zu uns nehmen. Durch die Umwandlung wird der Überschuss dann nämlich zur lagerfähigen Energiereserve. Die Leber ist der Hauptumschlagsort für Fette, und hier kommen die Fettpäckchen nicht nur an, sondern sie werden von der Leber auch wieder in andere Organe verschickt. Dafür werden die Fettpäckchen wissenschaftlich heißen sie Lipoproteine - in der Leber neu gepackt. Und zwar in drei verschiedene Größen - oder besser Dichteklassen: Päckchen mit sehr, sehr geringer Dichte, so genannte VLDL (aus dem Englischen, very low density Lipoproteins) Solche mit mittlerer Dichte, LDL oder auch das "schlechte Cholesterin" Und schließlich die Fettpäckchen mit hoher Dichte, HDL, also das "gute Cholesterin" "Gutes" und "schlechtes" Cholesterin Vor allem das LDL, also die Fettpäckchen der mittleren Dichte, sind für die gefürchtete Gefäßverkalkung verantwortlich. Sie können oxidieren, also "ranzig" werden, und lagern sich dann in den Gefäßen ab. Das HDL - hohe Dichte also, transportiert zwar auch Cholesterin, aber vom Gewebe zur Leber hin. Und wenn die HDL dann ihre Cholesterinfracht in der Leber abgeladen haben, wird das Cholesterin abgebaut, entsorgt und damit unschädlich gemacht. Merkhilfe Gutes Cholesterin = HDL = Hab Dich lieb Schlechtes Cholesterin = LDL = Liederlich Gesamtcholesterin:< 200 mg/dl (< 5,2 mmol/l); Seite 11 von 16 Triglyceride: < 200 mg/dl (< 2,3 mmol/l); bei erhöhtem Risiko bspw. zusätzlich Diabetes oder Bluthochdruck: < 150 mg/dl (< 1,7 mmol/l) LDL-Cholesterin: < 160 mg/dl (< 4,1 mmol/l); bei erhöhtem Risiko: < 130 mg/dl (< 3,4 mmol/l) bzw. < 100 mg/dl (< 2,6 mmol/l) HDL-Cholesterin: > 40mg/dl (> 1,0 mmol/l) Arteriosklerose-Risiko-Index = LDL : HDL dabei gilt: Liegt der Wert unter 2, besteht ein niedriges Risiko, liegt er über 2, bedeutet das ein hohes Risiko für eine frühzeitige Arteriosklerose mit all ihren Folgen. Information Literatur zum Thema: Sven-David Müller "Die 50 besten Cholesterinkiller: Wie Sie Ihre Blutfette günstig beeinflussen" 7,95 Euro ISBN: 978-3426648384 Droemer/Knaur Verlag 2009 Michael Hamm u.a. "Omega-3 aktiv: Gesundheit aus dem Meer - Wertvoll in jedem Lebensabschnitt" 9,90 Euro ISBN: 978-3899935523 Schlütersche Verlagsanstalt 2008 Daniel Green "Genussvoll kochen - Cholesterin senken: 100 köstliche Rezepte für eine cholesterinarme Ernährung" 14,95 Euro ISBN: 978-3426645567 Knaur-Verlag 2007 Volker Schmiedel "Cholesterin - 99 verblüffende Tatsachen" 12,95 Euro ISBN: 978-3830433231 Trias Verlag 2006 Kampf dem Cholesterin - Was sich alles ändern sollte Damit Ingrid S. ihr Cholesterin wieder in den Griff bekommt, stellen wir ihr Ernährungsmedizinerin Stephanie Grabhorn an die Seite. Der erste Schritt zu weniger Cholesterin: mehr Bewegung! Denn wie Ingrid S. sitzen viele Patienten jeden Tag im Büro und arbeiten meistens am Computer. Nicht so lange dafür aber eine regelmäßige Bewegung, dazu rät die Ärztin: "Oft tun es auch schon 30 Minuten intensives Spazierengehen. Und nehmen Sie die Treppe anstatt den Fahrstuhl!" Als nächstes wirft Coach Stephanie Grabhorn einen kritischen Blick in den Kühlschrank - und wird schnell fündig. Denn der ist gut gefüllt mit Wurst, Butter, Sahnejoghurts und fettreichem Käse. Nun werden noch fette Wurst und Käse aussortiert. Doch auch das Kochen hat es in sich, denn Ingrid S. liebt beispielsweise Pasta mit einer Pilze-Käse-Sahne-Soße. Doch da runzelt die Ernährungsmedizinerin die Stirn. Und lobt erst mal den Verzicht auf Fleisch, rät aber dazu, die Pilze besser in Pflanzenöl statt in Butter anzubraten. Statt richtiger Sahne gibt es eine fettarme Alternative und zum Schluss noch reichlich Kräuter. Denn Fette sind ja immer Geschmacksträger, doch dank der würzigen Kräuter braucht Ingrid S. für den tollen Geschmack nun weniger Fett. "Essen Sie ganz viel Gemüse und Obst, denn die enthalten viele Ballaststoffe", empfiehlt die Ernährungsmedizinerin. Als nächstes geht es in den Super-markt, Ingrid S. soll nun ihren Kühlschrank mit cholesterinarmen Produkten füllen. Fettes Fleisch, beispielsweise Gans oder Ente sind tabu. Zugreifen darf sie bei Wild und Kalbfleisch, noch besser aber ist Fisch. Auch hier sollte Ingrid S. sich für fettarme Kaltwasserfische entscheiden, beispielsweise Lachs, Makrele, Thunfisch oder Hering. Umdenken muss Ingrid S. auch an der Wursttheke. Fettreiche Streichwurst oder Fleischwurst sollte sie meiden, und lie-ber zu Puten- und Hähnchenwurst greifen. Zum Schluss ein Gang durch den Supermarkt, gesucht werden versteckte Fette. Die gibt es reichlich in Sahnejoghurt, fetthaltigen Brote wie Toastbrote oder Baguettes, in Croissants und natürlich in süßen Kuchen aus hellem Mehl, in Seite 12 von 16 Schokolade, Nougatcreme und Sahneeis. Ingrid S. muss einiges ändern, doch immerhin ist jetzt schon mal der Anfang gemacht. Fett ist nicht gleich Fett Der Unterschied zwischen "guten oder schlechten" Fetten liegt in deren chemischer Struktur. Nahrungsfette bestehen aus Alkohol und Fettsäuren. Und eben diese Fettsäuren können gesättigt oder ungesättigt sein. Entscheidend ist dabei, wie die Kohlenstoffatome miteinander verbunden sind. Gibt es nur Einfachbindungen, dann handelt es sich um eine gesättigte Fettsäure. Existieren auch Doppelbindungen, dann ist es eben eine ungesättigte Fettsäure. Gesättigte Fettsäuren erhöhen das Cholesterin in unserem Körper, treiben gerade das unerwünschte LDL-Cholesterin in die Höhe. Vor allem dieses LDL-Cholesterin ist für die gefürchtete Gefäßverkalkung verantwortlich. Ungesättigte Fettsäuren dagegen können den Blutfettspiegel sogar leicht senken, einige von ihnen kann der Körper zudem nicht selbst herstellen, die müssen wir mit der Nahrung zu uns nehmen. Finger weg von Pommes, Chips und Co. Doch es kommt auch noch darauf an, ob und wie die Fette verarbeitet werden. So entstehen aus einigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren (aus Pflanzenölen) in der industriellen Verarbeitung durch Erhitzen so genannte Transfettsäuren. Beispielsweise bei der Herstellung von Pommes, Blätterteig oder Chips. Diese Transfettsäuren erhöhen ebenfalls vor allem das schlechte Cholesterin (LDL), sollen außerdem Entzündungsprozesse in unserem Körper und die Entstehung von Krebserkrankungen fördern. Gutes aus dem Meer Die Besten unter den "guten" ungesättigten Fettsäuren aber ist sind Omega-3-Fettsäuren. Selbst herstellen können wir die nicht, diese Fettsäuren stecken reichlich in fetten Seefischen wie Hering oder Makrele, und auch in vielen Pflanzenölen wie Leinsamen-, Raps- und Sojaöl. Anders als die gesättigten Fette senken Omega-3-Fettsäuren den Cholesterinspiegel und den Blutdruck, sie hemmen Entzündungen in unserem Körper und da sie das Zusammenklumpen der Blutplättchen verhindern, verbessern sie zudem die Fließeigenschaften unseres Blutes. Angeborene Fettstoffwechselstörungen In den meisten Fällen sind erhöhte Blutfette die Folge eines ungesunden Lebensstils. Mindestens jeder 1.000te Bundesbürger aber leidet unter einer angeborenen Fettstoffwechselstörung. Bei diesen Betroffenen liegt der Cholesterinwert im Blut nicht selten bei 350 bis 700 mg/dl, das LDL-Cholesterin kann bis auf Werte von 300mg/dl ansteigen. Weil solche extrem hohen Blutfettwerte bereits im Kindes- und Jugendalter auftreten, kommt es früh zu einer schweren Arteriosklerose mit ihren lebensbedrohlichen Folgen. Durch Sport, Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion lassen sich die oft extrem erhöhten Blutfettwerte meist nicht normalisieren. Den Patienten wird deshalb ein fettsenkendes Arzneimittel verordnet (meist aus der Wirkstoffgruppe der Statine). Weil die Blutfette über den Recycling-Weg der Gallensäuren oft wieder aufgenommen werden, muss in schweren Fällen zusätzlich ein Gallensäurebindender Ionenaustauscher verordnet werden. Bei extrem hohen Fettwerten muss sogar eine regelmäßige Entfernung der Blutfette durch eine Form des Blutaustausches gemacht werden, die so genannte "LDL-Apharese". Hinweise auf Fettstoffwechselstörungen Typisch und wegweisend sind so genannte "Xanthelasmen", hellgelbe Fetteinlagerungen im Bereich beider Augenlider. Bei jungen Menschen haben sie praktisch immer ihre Ursache in einer Fettstoffwechselstörung. Ähnlich typisch sind ringförmige, weißliche Trübungen in den Randzonen der Hornhaut, Ärzte nennen diese Veränderungen Arcus lipoides corneae. Zu den angeborenen Fettstoffwechselstörungen gehören auch extreme Erhöhungen der Triglyceride im Blut, die sich in krampfartigen Bauchschmerzen äußern können. Was Sie noch über Cholesterin wissen sollten Es gibt auch noch andere, allerdings wesentlich seltenere Ursachen für einen erhöhten Cholesterinspiegel: Bestimmte Erkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion, Magersucht (Anorexie), Alkoholsucht, Lebererkrankungen (bes. primäre biliäre Zirrhose), Gallenstauung (Lipoprotein XVermehrung), Eiweißverlustsyndrom der Niere (nephrotisches Syndrom), Vermehrung der Antikörper im Blut (Hypergammaglobulinämie), Cushing-Syndrom (überschießende Produktion von Seite 13 von 16 Nebennierenhormonen, bes. Cortisol), vermehrte Produktion von Wachstumshormon in der Hirnanhangdrüse (Akromegalie), Lupus Erythematodes, akute intermittierende Porphyrie. Medikamenteneinnahme, z. B. einige Betablocker, Glukokorticoide (Kortison), Amiodaron (Medikament gegen Herzrhythmusstörungen, Antiarrhythmikum), harntreibende Arzneimittel, Hormone (Androgene, Anti-Babypille, anabole Steroide), Cyclosporin (Immunsuppressivum), Vitamin D-Präparate. Eine kürzlich veröffentlichte Studie ergab Hinweise, dass möglicherweise auch die häufig eingesetzten Antiepileptika Phenytoin und Carbamazepin den Cholesterinspiegel erhöhen. Cholesterinsenkende Lebensmittel "Functional Food", der Begriff bezeichnet Lebensmittel, die durch deren Inhaltsstoffe, die Art der Herstellung oder bestimmte Zusatzstoffe einen gesundheitsfördernden Effekt haben sollen. Zum Beispiel die Senkung des Cholesterinspiegels durch bestimmte Margarine-, Milch oder Joghurtsorten. Um bis zu 10 bis 15 Prozent soll dadurch der Cholesterinwert sinken. Stimmt das wirklich oder ist es bloß Geldmacherei? Kernstück dieser Lebensmittel sind Pflanzenfette, so genannte Phytosterine. Ähnlich wie Mensch und Tier Cholesterin als Baustoff für wichtige Organstrukturen brauchen, benötigen auch Pflanzen diese Sterine für ihr Wachstum. Die chemische Struktur der Phytosterine ähnelt der unseres Cholesterins sehr, was dazu führt, dass der menschliche Darm beide Fette aufnehmen kann. Und beide Fette konkurrieren um dieselben Transportmechanismen im Darm, bei großem Phytosterin-Angebot nehmen wir mehr Pflanzenfett und weniger cholesterinreiches Tierfett auf. Tun wir das täglich über mehrere Wochen, dann sinkt dadurch unser Cholesterinspiegel. So jedenfalls der Wirkmechanismus. Doch Andrea Schauf von der Verbraucherzentrale in Frankfurt warnt, dass diese Wirkung erst dann eintritt, wenn man mehr als zwei Gramm Phytosterine täglich zu sich nimmt. Dann, so haben Studien ergeben, kann der LDL-Spiegel um bis zu 20 mg/dl gesenkt werden. Doch schon ab einer täglichen Menge von drei Gramm können die Sterine aber eher schädigende Wirkungen haben, weil sie die Aufnahme von Beta-Karotinen und anderen fettlöslichen Vitaminen verringern. Deswegen sind Phytosterin-angereicherte Lebensmittel für Schwangere und Kinder auch nicht empfehlenswert. Nur mit Margarine allein lassen sich diese Werte zwar kaum erreichen, da müsste man schon etwa ein Kilo Margarine pro Monat essen. Aber schon mit zwei Scheiben cholesterinsenkendem Brot, zwei Portionen Margarine, einem Glas Milch und einem Joghurt-Drink liegt man mit 5,1 g weit über dem Richtwert von 3 g Pflanzensterinen pro Tag. Dazu kommt: Mehr als die Hälfte der Konsumenten kauft und verzehrt diese Produkte ohne überhaupt einen erhöhten Cholesterinspiegel zu haben. Tatsächlich sind Cholesterin senkende Lebensmittel nur empfehlenswert für Menschen, die auch wirklich einen zu hohen Cholesterinspiegel haben. Und sie sollten unbedingt darüber ihren Arzt informieren, denn dadurch kann die Wirkung von cholesterinsenkenden Medikamenten deutlich verstärkt werden. Die wichtigsten Maßnahmen im Überblick Prinzipiell gilt, die ersten Maßnahmen gegen einen zu hohen Cholesterinspiegel sind Bewegung und eine vollwertige Ernährung. Das bedeutet: pro Woche mindestens zwei Mal 30 Minuten einer Ausdauer-Sportart wie Walken, Laufen oder Schwimmen. Schlemmen - aber richtig! Auch wenn Sie beim Stichwort "essen" gerne an Schnitzel, Braten oder ein saftiges Steak denken: wer zu hohe Cholesterinwerte hat, sollte tierische Lebensmittel nur in Maßen essen. Vollkornprodukte, Obst, Gemüse oder Salate täglich, dazu eine Hand voll Nüsse und/oder Sprossen und Samen (reich an Omega-3-Fettsäuren!) Auch Milchprodukte dürfen es täglich sein, allerdings in nicht zu großen Mengen Meiden Sie fette Wurst-, Fleisch- und Käsesorten, Streichfette, Sahne und andere fettreiche Milchprodukte sowie die meisten Süßigkeiten. Fleisch sollten Sie nicht mehr als drei Mal pro Woche genießen, lieber aber noch seltener. Vorzugsweise sollten Sie zu Geflügelfleisch greifen Kommt bei Ihnen zwei Mal pro Woche Fisch auf den Tisch, haben Sie viel für Ihren Cholesterinspiegel und Ihre Gesundheit getan Wer durch eine Lebens- und Ernährungsumstellung seine Blutfette senken will, braucht etwas Geduld. Abhängig davon, wie strikt Sie cholesterinerhöhende Lebensmittel meiden, und wie viele Stunden Sie sich pro Woche bewegen, zeigt sich das beim Cholesterinwert erst nach frühestens sechs Wochen bis drei Monaten. Seite 14 von 16 Natürliche Lebensmittel mit cholesterinsenkender Wirkung Mit löslichen Ballaststoffen lässt sich ein erhöhter Cholesterinspiegel gut senken. Der Grund: sie binden Gallensäuren, das Abbauprodukt des Cholesterins. Diese löslichen Ballaststoffe sind: Pektin (in Äpfeln und Zitrusfrüchten) Guar (auch Guarkern, Guarkernmehl) Flohsamen, Weizenkleie Auch Bohnen, Zwiebeln, Knoblauch und Artischocken helfen, den Cholesterinspiegel zu senken. Durch die sehr günstige Fettzusammensetzung (einfach und mehrfach gesättigte Fettsäuren), haben Sojabohnen eine besondere Bedeutung. Wann sind Medikamente unerlässlich? Wenn Bewegung und vollwertige Ernährung nicht ausreichen, um die Cholesterin-Werte in einen tolerablen Bereich zu senken, werden Medikamente verschrieben. Das sind so genannte Statine oder CSE-Hemmer. Sie hemmen ein Schlüsselenzym der Cholesterinbildung und wirken damit völlig anders als etwa eine fettarme Diät. Mit Hilfe der Statine sinken das "böse" LDL und die so genannten Triglyceride, das "gute" HDL steigt an. Damit sinkt das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko deutlich. Bei Patienten mit genetisch bedingten Cholesterin-Problemen handelt es sich um lebenslange Therapien. Studien haben überzeugend bewiesen, dass Statine das Risiko von Gefäßkomplikationen wie Herzinfarkten erheblich mindern. Als Nebenwirkung berichten viele Patienten über unspezifische Muskelschmerzen, in seltenen Fällen kann es zu schwerwiegenden und lebensgefährlichen Form der Muskelauflösung kommen. Wer während der Einnahme unter Muskelschmerzen leidet, sollte deshalb umgehend mit seinem Arzt sprechen. Omega-3-Fettsäuren in Fisch - Hilfe gegen Herzinfarkt und Schlaganfall In den vergangenen Jahren haben zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zweifelsfrei nachgewiesen, dass durch Omega-3-Fettsäuren die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindert werden kann. Gesunde sollen täglich 0,5 Gramm dieser ungesättigten Fettsäuren zu sich nehmen, Kranke sogar die doppelte Menge. Fisch enthält im Vergleich zu anderen Lebensmitteln reichlich Omega-3-Fettsäuren. Und grundsätzlich gilt: Je kälter die Gewässer, aus denen der Fisch stammt - desto mehr der guten Fettsäuren enthält er. 1. Thunfisch Enthält von Natur aus am meisten dieser kostbaren ungesättigten Fette: 100 g frischer Thunfisch enthalten 3,5 g Omega-3-Fettsäuren. Aber: Dosenthunfisch kommt gerade auf ein Zehntel dieser Menge, also 100g Dosenthunfisch = 0,35 Omega-3-Fettsäuren. Nachteil: hohe Bleibelastung des Thunfisches 2. Hering Sollte mit Haut verzehrt werden, denn darunter verbirgt sich das gute Fett. 100 g Hering enthalten 2 g Omega-3-Fettsäuren 3. Sardinen 100 g frische Sardinen enthalten 1,8 g Omega-3-Fettsäuren 100 g Dosensardinen immerhin noch 1 g Omega-3-Fettsäuren 4. Lachs Hier fehlt es dem Wildlachs an den wertvollen ungesättigten Fettsäuren, 100g Wildlachs enthalten gerade mal 0,3 g Omega-3-Fettsäuren. Aber: Zucht-Lachs wird mit Fischöl gefüttert - und kommt so auf einen Wert von 3,0 g Omega-3Fettsäuren pro 100 g. Fazit: Auf Platz 1 landet der Zuchtlachs vor Hering Platz 2 und Sardine Platz 3. Abgewertet auf Platz 4 der Thunfisch. Der Grund: seine Bleibelastung. Reichen nicht auch Fischölkapseln? Grundsätzlich ist natürlich eine ausgewogene Ernährung besser als die Einnahme von Fischölkapseln. Steht also 2x pro Woche Fisch auf dem Speiseplan, oder werden die ungesättigten Fette über pflanzliche Alternativen aufgenommen (z.B. Sojabohnen, Leinsamen, Walnüsse), kann man auf Fischölkapseln getrost verzichten. Seite 15 von 16 Und: Die schützende Wirkung der Fischölkapseln ist nur zu erwarten, wenn die Kapseln langfristig, am besten über Jahre eingenommen werden. Das gilt übrigens auch für die Ernährung mit Fisch und pflanzlichen Alternativen. Fünf Fragen rund um den Fisch Ist frischer Fisch besser als Tiefkühlfisch? Nein! Da die Fische fangfrisch auf dem Kutter tiefgekühlt werden, sind sie hinsichtlich Frische und Nährstoffgehalte ohne weiteres mit Frischfisch vergleichbar. Woran erkennt man, dass der Fisch auch frisch ist? Frischer Fisch hat glänzende, klare Augen, eine straffe Haut und die Kiemen sind leuchtend rot. Letzteres ist übrigens das zuverlässigste Frischezeichen. Welche Zubereitung ist die Beste für die Nährstoffe im Fisch? Immer kurz garen, am besten dünsten. Oder in Alufolie zubereiten, dann ist der Saft noch mit drin. Wie lagert man frischen Fisch richtig? Kühl lagern und möglichst schnell verzehren!!! Wo außer im Fisch stecken noch gesunde Omega-3 Fettsäuren drin? In Nüssen und Samen. Weniger in Erdnüssen, aber viel in: Cashewnüssen, Paranüssen, Hasel- und Walnüssen wer täglich gut eine Hand voll Nüsse isst, kommt der schützenden Menge an Omega-3-Fettsäuren schon recht nahe. Seite 16 von 16