Die Verbreitung psychischer Erkrankungen bei wohnungslosen Menschen Betreuungs-, Beratungs- und Behandlungsstrukturen Hans Joachim Salize Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim Risikogruppe / Definitionen Wohnungslos ist, wer nicht über mietvertraglich abgesicherten Wohnraum verfügt Ordnungsrechtlicher Sektor Sozialhilferechtlicher Sektor Zuwanderersektor • • • • • • • mit Nutzungsverträgen in Wohnraum oder Notunterkünften Eingewiesene ohne Mietvertrag Untergebrachte bei Kostenübernahme nach SGB XIII oder SGB II Personen in Heimen, Anstalten, Notübernachtungen, Asylen, Frauenhäusern etc. in Billigpensionen Lebende (Selbstzahler) bei Verwandten, Freunden, Bekannten Untergekommene ohne jegliche Unterkunft Lebende („Platte machen“) Aussiedler in Aussiedlerunterkünften Quelle: BAG Wohnungslosenhilfe 2011 Risikogruppe / Definitionen Von Wohnungslosigkeit bedroht ist • • wem der Verlust der derzeitigen Wohnung aufgrund von Kündigung, Räumungsklage (auch ohne vollstrecktem Räumungstitel) oder Zwangsräumung unmittelbar bevorsteht wem der Verlust der Wohnung aus sonstigen zwingenden Gründen unmittelbar bevorsteht (z. B. aufgrund von eskalierten sozialen Konflikten, Gewalt geprägten Lebensumständen oder Abbruch des Hauses) Quelle: BAG Wohnungslosenhilfe 2011 Wohnungslose in Deutschland 1.000.000 Aussiedler in Unterkünften 800.000 Wohnungslose in Mehrpersonenhaushalten alleinstehende Wohnungslose 600.000 400.000 200.000 0 1992 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Datenquelle: BAG Wohnungslosenhilfe 2011 Wohnungslose in Deutschland 1.000.000 Wohnungslose in Mehrpersonenhaushalten 800.000 alleinstehende Wohnungslose 600.000 400.000 200.000 0 1992 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Datenquelle: BAG Wohnungslosenhilfe 2011 Wohnungslose in Deutschland: Prognose bis 2015 1.000.000 Gesamt (ohne Aussiedler) 800.000 600.000 280.000 Personen 400.000 200.000 15 20 14 20 12 20 10 20 09 20 08 20 07 20 06 20 05 20 04 20 03 20 02 20 01 20 00 20 99 19 98 19 97 19 96 19 95 19 94 19 19 92 0 Datenquelle: BAG Wohnungslosenhilfe 2011 Gegenwärtige Lage • • • • ca. 354.00 Wohnungsnotfälle in Deutschland, davon wohnungslos ca. 248.000 von Wohnungslosigkeit bedroht ca. 106.000 davon auf der Straße lebend Frauen Kinder u. Jugendliche Ostdeutschland mit Migrationshintergrund 9 % (22.000) 26 % 10 % 12 % 21 % Steigerungsrate der letzten drei Jahre (2008-2010) alleinstehende Wohnungslose 15 % Mehrpersonenhaushalte 3% auf der Straße lebend 10 % von Wohnungslosigkeit Bedrohte 4% 100.000 – 110.000 von der Wohnungslosenhilfe betreut (ca. 30 %) Quelle: BAG Wohnungslosenhilfe 2011 Wohnungslosigkeit und psychische Erkrankung Sträflich unerforschter Bereich. Gründe: • • • generelle gesellschaftliche Missachtung der sozial benachteiligsten Gruppe kontrollierte Enthospitalisierung psychisch Kranker in der Psychiatriereform der 70er und 80er Jahre (keine Entlassungen auf die Straße) vergleichsweise geringe Wohnungslosenprävalenz in den 50er und 60er Jahren (Folge von Nazipolitik und Wirtschaftswunder) • Sättigung psychiatrischer Versorgungsstrukturen mit klassischer (nichtwohnungsloser) Klientel • Sozialgesetzgebung • historisch gewachsene, relativ starke Wohnungslosenhilfe in Deutschland • Misstrauen gegenüber Psychopathologisierung und Biologisierung sozialer Phänomene („Wandertrieb“, „Persönlichkeitsdefekt“, Hirnstörung“ etc.) Wohnungslosigkeit und psychische Erkrankung Studien in Deutschland (70er und 80er Jahre) Studie Kluge 1972 Population Heim n: 1789 Stadt Stuttgart 1976 Psychiatr. Prävalenz Alkoholismus 1,3 % Psychosen 16,7 % 24 % 40 % 46 % MAGS Baden-Württemberg Ba-Wü 18 % Sperling 1985 Heim 1,8 % Schizoprenie 4,8 % Depression Trabert 1989 Straße 40 5 % „psychische Erkrankung“ 56 % Abhängigkeit 23,9 % Mißbrauch 25 % Mißbrauch 30 % Abusus Wohnungslosigkeit und psychische Erkrankung Studien in Deutschland (90er Jahre) Studie Population n: Stößel u. Locher 1991 Heim 342 Kujat 1991 Heim 224 Rieger & Wessel 1992 Wohnl.hilfe Eickelmann et al. 1992 Heim 52 Fichter et al. 1995 Shelter Free-meal Outdoor Shelter Free-meal Outdoor 146 Greifenhagen et al. 1996 Psychiatr. Prävalenz Alkoholismus 14 % 34,7 % krank 32,2 % gefährdet 70 % (ca.) 30 % 32 9,6 % 3,8 % 12,4 % 41,8 % 22,6 % 21,9 % 50 % 43,8 % 23,1 % Schizophrenie Neurosen/Pers. Schizophrenie Affektive Störung Angststörung Schizophrenie Affektive Angststörung psych. Erkrankung 63,5 % Schizophrenie affektive Störungen 85,5 % Alkoholismus 12,5 % Drogenabh.. Nouvertne 1996 886 Podschus et al. 1996 72 6,9 % 5,6 % Becker et al. 1996 119 7,3 % Psychot. Verfassung 8,5 % Depression Eickelmann et al. 1999 Psychiatrisches Krankenhaus 50 14 % 2% Schizophrenie Persönlichkeitsstörung 82,9 % Abhängigkeit 8,2 % Mißbrauch 90,6 % Alkohol- u. Drogenmißbrauch 68,4 % Sucht 54,9 % Alkoholismus 26,7 % Illegale Drogen 58 % Alkoholabhäng. 26 % Drogenabhängig Wohnungslosigkeit und psychische Erkrankung Studien in Deutschland (90er Jahre) Studie Population n: Stößel u. Locher 1991 Heim 342 Kujat 1991 Heim 224 Rieger & Wessel 1992 Wohnl.hilfe Eickelmann et al. 1992 Heim 52 Fichter et al. 1995 Shelter Free-meal Outdoor Shelter Free-meal Outdoor 146 Greifenhagen et al. 1996 Psychiatr. Prävalenz Alkoholismus 14 % 34,7 % krank 32,2 % gefährdet 70 % (ca.) 30 % 32 9,6 % 3,8 % 12,4 % 41,8 % 22,6 % 21,9 % 50 % 43,8 % 23,1 % Schizophrenie Neurosen/Pers. Schizophrenie Affektive Störung Angststörung Schizophrenie Affektive Angststörung psych. Erkrankung 63,5 % Schizophrenie affektive Störungen 85,5 % Alkoholismus 12,5 % Drogenabh.. Nouvertne 1996 886 Podschus et al. 1996 72 6,9 % 5,6 % Becker et al. 1996 119 7,3 % Psychot. Verfassung 8,5 % Depression Eickelmann et al. 1999 Psychiatrisches Krankenhaus 50 14 % 2% Schizophrenie Persönlichkeitsstörung 82,9 % Abhängigkeit 8,2 % Mißbrauch 90,6 % Alkohol- u. Drogenmißbrauch 68,4 % Sucht 54,9 % Alkoholismus 26,7 % Illegale Drogen 58 % Alkoholabhäng. 26 % Drogenabhängig Bielefeld Mannheim Tübingen München Freiburg Wohnungslosigkeit und psychische Erkrankung Studien in Deutschland (seit 2000) keine Zunahme der Zahl der Studien oder untersuchten Regionen aber Tendenz zur thematischen Ausweitung der Analysen (vor allem in den Regionen München, Mannheim, Tübingen): • Ko-Morbidität • Risikofaktoren • Inanspruchnahme von Diensten und Einrichtungen • fachlicher Bedarf und Bedarfsdeckung • Lebensqualität Wohnungslosigkeit und psychische Erkrankung Interventionsstudien extrem wenige ! München (Fichter & Quadflieg 2005): bei 185 von 247 nach drei Jahren wieder aufgefundenen Wohnungslosen verringerten sich affektive Störungen 7,0 % Suchterkrankungen 15,5 % Angsterkrankungen 5,6 % nicht jedoch psychot. Störungen + 1,3 % mögliche Ursachen: bessere Unterbringung u. Inanspruchnahme med. Dienste jüngere Publikationen der Autoren relativieren dies jedoch Tübingen (Längle et al. 2006) manualisierte verhaltenstherapeutisch orientierte Kurzintervention (5 Termine) zeigt keine Besserung von Inanspruchnahme med. Dienste oder Lebensqualität Versorgungsmodelle für Wohnungslose mit psychischen Störungen lokal, individuell, unspezifisch, schlecht gefördert, nicht wissenschaftlich begleitet, kaum dokumentiert oder publiziert Hannover (Krankenwohnung „Die KuRVe“) Mannheim (betreutes Wohnen, „Hilfen für Freizeittrinker am Marktplatz“) Tübingen Reutlingen (Wohnheim, aufsuchende Hilfe, PIA-Behandlung) Freiburg (Wohnheim, aufsuchende Hilfe, PIA-Behandlung) Versorgungsmodelle für Wohnungslose mit psychischen Störungen • • • • • • sind in der Regel nicht bedarfsdeckend gehen meist auf Initiativen engagierter lokaler Akteure zurück bauen auf lokalen Versorgungsgegebenheiten auf funktionieren oft nur unter den konkreten regionalen Bedingungen unterliegen selten einer Regelfinanzierung beruhen auf Mangelerfahrung, nicht auf empirischer Mängelanalyse „das“ Modell gibt es nicht Kriterien angemessener Versorgung fehlen Versorgungsplanung Welche Planungsparameter sind relevant ? • • • • • • Risikogruppendefinition und -identifikation differenzierte Bedarfsmessung Angebotsanalyse (lokale Strukturen und Synergiepotentiale) Inanspruchnahmeverhalten prävalenzrelevante Faktoren (soziales Umfeld, Lebensqualität etc.) Kooperationsbereitschaft bestehender Angebote und Sektoren Repräsentative Querschnittsuntersuchungen in Mannheim Studie A Studie B Alleinstehende Wohnungslose Von Wohnungslosigkeit Bedrohte (n=102) („Räumungsbeklagte“, n=101) August 1997 – April 1999 Januar 2000 – August 2002 • • • • • • • Zielgrößen: Psychiatrische Prävalenz psychiatrischer Versorgungsbedarf körperlicher Gesundheitszustand Lebensqualität Soziale Unterstützung Erwerbs- und Wohnungslosigkeitsanamnese (falls zutreffend) Lebensereignisse Psychiatrisches Versorgungsnetz und Wohnungslosenhilfe Mannheim Wohnungslosenhilfe in Mannheim Übernachtung Ambulante Betreuung Plätze Übernachtungsstelle U5 Männerwohnheim U5 Männerwohnheim F7 Haus Bethanien Therapiezentrum für Wohnungslose Frauenwohnheim Sandhofen Zimmer der Betreuungsstelle “Stadtstreicherhäuser“ 40 56 60 104 Fachberatungsstelle Sozialamt Fachberatungsstelle Caritas Bahnhofsmission Teestube U5 Heilsarmee Mannheimer Platte (Menschen helfen Menschen) Schwestern der Mutter Teresa Betreuungsstelle Holzstraße 23 37 84 Psychiatrisches Versorgungsnetz in Mannheim Dienste/Plätze STATIONÄRE VERSORGUNG ZENTRALINSTITUT FÜR SEELISCHE GESUNDHEIT 1 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin Klinik für Psychosomatik Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Neuropsychologisches Institut PSYCHIATRISCHES ZENTRUM WIESLOCH 1 AMBULANTE VERSORGUNG INSTITUTSAMBULANZEN (ZISG) ABTEILUNG GEMEINDEPSYCHIATRIE (ZISG) SOZIALPSYCHIATRISCHER DIENST NIEDERGELASSENE NERVENÄRZTE 1 1 1 23 REHABILITATIVE VERSORGUNG THERAP. WOHNHEIME FÜR PSYCHISCH KRANKE BETREUTES WOHNEN ARBEITSTHERAPEUTISCHE WERKSTÄTTE MANNHEIMER STARTHILFEPROJEKT SELBSTHILFEFIRMA "LÄDCHEN" DER ABT. GEMEINDEPSYCHIATRIE "ZUBROTPROJEKT" PATIENTENCLUBS TAGESSTÄTTE 143 109 127 120 13 12 8 offen offen Alleinstehende Wohnungslose in Mannheim Gesamtzahl: ca. 610 – 670 Personen (0,21 % der Bevölkerung) Stichprobe Alter (Jahre) Männer Frauen deutsch andere 102 Probanden (15-16% der Population) 40 (18 – 69) 86,3 % 13,7 % 94,1 % 5,9 % verheiratet geschieden verwitwet ledig 4,9 % 30,4 % 1,0 % 63,7 % Kinder 45,1 % allein lebend mit Partner/in 85,3 % 14,7 % Ausbildung, Einkünfte, soziale Lage ohne Schulabschluß Sonderschule Hauptschule Höher 13,7 % 11,8 % 54,9 % 19,7 % keine abgeschlossene Berufsausbildung 67,3 % gegenwärtig erwerbslos 72,5 % mittlere Dauer gegenwärtige Erwerbslosigkeit 8 Jahre 1 Monat Zeit seit erster Erwerbslosigkeit 13 Jahre 1 Monat Schwarz-, Gelegenheitsarbeit Sozialhilfe Arbeitslosenhilfe 25,5 % 72,5 % 20,6 % monatl. Einkommen bis DM 1.000 DM 1.000 - 1.500 höher 2000 71,8 % 19,2 % 9,1 % Dauer der Wohnungslosigkeit Dauer derzeitige Wohnungslosigkeit (Jahre) 5,4 (0 - 29) Dauer gesamte Wohnungslosigkeit (Jahre) 9,3 (0 - 42) Alter bei Beginn (Jahre) 32,0 (13 – 56) Dauer Wohnungslosigkeit / Erwerbslosigkeit Subjektive Ursachen der Wohnungslosigkeit (Mehrfachnennungen) 34,3 Finanzen Faulheit, Selbstverschulden 22,5 Trennung, Scheidung, Tod 22,5 21,6 Arbeitsplatzverlust 16,7 Alkohol 13,7 Familiäre Gründe Persönlichkeit 8,8 seelische Gesundheit 8,8 7,8 eigene Entscheidung 5,9 Fehlende Hilfe 3,9 Drogen 2 körperliche Gesundheit 18,6 andere Gründe 0 5 10 15 20 % Probanden 25 30 35 40 Psychiatrische Prävalenz (akute Störungen, n=102) Psychiatrische Prävalenz (Lebenszeit, n=102) Psychisch kranke Wohnungslose Anteile in Mannheim und München München: Mannheim: 1.633 0,13 % (1995, Fichter et al.) 670 0,21 % (2000, Salize et al.) % 100 78,7 68,7 80 60 40 20 0 München Mannheim Psychiatrische Diagnosen (akute Störungen, n=102, vergebene Diagnosen n=112) Prädiktoren psychischer Störungen Prädiktoren für aktuelle o. lebenszeitliche psychische Störung: • • Jahre seit erster Arbeitslosigkeit Belastende Lebensereignisse Pr > Chi² Odds-Ratio .0095 .0518 1.167 1.034 erklärte Variation r² = 0.26 Prädiktoren für aktuelle psychische Störung: • • • Jahre seit erster Arbeitslosigkeit Jahre seit erster Wohnungslosigkeit Lebensqualität (Subskala Physis) Pr > Chi² Odds-Ratio .0652 .0779 .0906 1.084 1.133 0.970 erklärte Variation r² = 0.32 Prädiktoren psychischer Störungen Prädiktoren für aktuellen Alkoholismus : Pr > Chi² • • • Geschlecht Jahre seit erster Wohnungslosigkeit Vorhandensein verlässlicher Personen .0641 .0004 .0980 Odds-Ratio 0.120 1.170 0.407 erklärte Variation r² = 0.35 Zeit seit erster Wohnungslosigkeit und erster psychiatrischer Symptomatik (subj.) 16,3 22,8 8,5 14,4 Somatische Erkrankungen (vergebene Diagnosen: 135) Somatische und Alkoholfolge-Erkrankungen Prädiktoren somatischer Erkrankung Prädiktoren somatischer Erkrankung: • • • • Alkoholismus, akut / lifetime fehlende soziale Unterstützung Globale Lebenszufriedenheit Dauer der Wohnungslosigkeit Pr > Chi² Odds-Ratio .0087 .0773 .0173 .0765 4.310 3.089 1.303 1.175 erklärte Variation r² = 0.3240 Psychiatrische Vorbehandlungen (Mehrfachnennungen=102) Selbstwahrnehmung des Behandlungsbedarfs psychisch kranker Wohnungsloser Psychiatrische Störungen/Symptome Alkoholismus/Drogenmissbrauch 2,8% ohne Bedarf 52,1 % Bedarf bejahend 25,4% Bedarf verneinend 19,7% ohne Bedarf 18,2% Bedarf bejahend 19,5% Bedarf verneinend 62,3% Subjektive Lebensqualität Subjektive Lebensqualität 30 25 20 15 10 5 0 -5 -10 -15 -20 -25 -30 Wohnungslose ohne psych. Diagnose psychisch kranke Wohnungslose Subjektive Lebensqualität 30 25 20 15 10 5 0 -5 -10 -15 -20 -25 -30 Gemeindepsychiatrische Patienten mit Schizophrenie psychisch kranke Wohnungslose Planungsrelevante Charakteristika von psychisch kranken Wohnungslosen multimorbide Krankheitsbilder (psychiatrisch und somatisch) chronifizierte Verläufe multiple Noxen vielschichtiger Versorgungsbedarf geringe Vorbehandlungsrate geringe Krankheitseinsicht mangelndes Hilfesuchverhalten fehlendes soziales Netz fehlende Krankenversicherung fehlende Wartezimmerfähigkeit Auswirkungen der Analyse auf die lokale Versorgungsstruktur so gut wie keine !!! • Modell betreutes Wohnen für psychisch kranke Wohnungslose (15 Plätze) • Kooperation SPDi - Wohnungslosenhilfe • nach wie vor keine aufsuchenden psychiatrischen Hilfen in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe • Suchtklinik vor Ort konzentriert sich auf Versorgungslücken Wohnender • stationärpsychiatrischer Hauptversorger ist nach wie vor PZN (35 km über Land vom Stadtzentrum entfernt) Wohnungslosenhilfe • Türöffner • Zugangswege • Case-finding • Prävention Kommunale Sozialreferate • Plattform • Koordination • Administration • Trägerschaften • Finanzierung • Prävention • Einbindung ASD etc. Suchthilfe • Therapie • Krisenintervention • Prävention Allgemeinpsychiatrie • • • Therapie Krisenintervention Prävention Psychiatrie Wohnungslosen hilfe Klient Kommunale Dienste Wohnungslosenhilfe Psychiatrie Klient Kommunale Dienste Rahmengerüst: Aufbau von Versorgungsstrukturen für psychisch kranke Wohnungslose organisiere die lokale Kooperation von Wohnungslosenhilfe – Suchthilfe – Psychiatrie (auf Trägerebene und auf Mitarbeiterebene) implementiere die bedarfsgerechte interdisziplinäre Akutversorgung (interdisziplinär – arbeitsteilig – aufsuchend) identifiziere Risikogruppen und implementiere präventive Angebote an natürlichen Anlaufstellen (Jobcenter, Wohnungsamt, Sozialamt usw.) schaffe fachübergreifende Koordinations-/Diskussionszusammenhänge suche lokale Sponsoren begleite das Modell wissenschaftlich (wenn möglich gesundheitsökonomisch) suche eine Regelförderung des Modells und der Begleitung publiziere die Ergebnisse (Fach- und Laienpresse) vernetze das Modell überregional bohre dicke Bretter, lasse dich nicht entmutigen, sei engagiert Prävention Vorstadien der Wohnungslosigkeit Risikogruppen Ansatzpunkte Risikogruppe / Definitionen Von Wohnungslosigkeit bedroht ist • • wem der Verlust der derzeitigen Wohnung aufgrund von Kündigung, Räumungsklage (auch ohne vollstrecktem Räumungstitel) oder Zwangsräumung unmittelbar bevorsteht wem der Verlust der Wohnung aus sonstigen zwingenden Gründen unmittelbar bevorsteht (z. B. aufgrund von eskalierten sozialen Konflikten, Gewalt geprägten Lebensumständen oder Abbruch des Hauses) Quelle: BAG Wohnungslosenhilfe 2011 Risikogruppe / Definitionen Von Wohnungslosigkeit bedroht ist • • wem der Verlust der derzeitigen Wohnung aufgrund von Kündigung, Räumungsklage (auch ohne vollstrecktem Räumungstitel) oder Zwangsräumung unmittelbar bevorsteht wem der Verlust der Wohnung aus sonstigen zwingenden Gründen unmittelbar bevorsteht (z. B. aufgrund von eskalierten sozialen Konflikten, Gewalt geprägten Lebensumständen oder Abbruch des Hauses) In Deutschland gegenwärtig ca. 106.000 Betroffene Quelle: BAG Wohnungslosenhilfe 2011 Drohende Wohnungsverluste in Mannheim Stichprobe – Räumungsschuldner Geschlecht Alter Nationalität Familienstand Kinder (n=101) Männer 47,5% 19 - 30 Jahre 31 - 40 Jahre 41 - 50 Jahre 51 - 60 Jahre > 60 Jahre 26,7 % 35,6 % 27,7 % 8,9 % 1% deutsch türkisch andere 84,2 % 6,9 % 8,9 % Ledig Verheiratet Geschieden verwitwet 40,6 % 38,6 % 17,8 % 3% ja 62,4 % Stichprobe – Räumungsschuldner Schulabschluss Berufsausbildung Berufliche Situation Art des Einkommens (Mehrfachnennungen) (n=101) ohne Sonderschule Haupt-/Volksschule Mittlere Reife Abitur/FH-Reife Sonstiges 19,8 % 4% 56,4 % 10,9 % 6,9 % 2% keine Lehre Sonstiges 59,4 % 33,7 % 6,9 % arbeitslos festes Arbeitsverhältnis arbeitslos und Schwarzarbeit anderes 50 % 16 % 9% 25 % Sozialhilfe Arbeitslosengeld/-hilfe Schwarz-, Gelegenheitsjobs Gehalt Wohngeld Krankengeld Rente Sonstiges 43,6 % 34,7 % 15,8 % 14,9 % 34,7 % 7,9 % 4% 42 % Psychiatrische Prävalenz (aktuell, n=101) Psychiatrische Prävalenz (lifetime, n=101) Psychiatrische Prävalenz Räumungsschuldner 60 % (aktuelle Störungen) (n=101) patientenbezogen, Mehrfachdiagnosen) 55,5 50 Räumungsschuldner 40 27,7 30 18,8 20 13,9 10 12 4 2 0 F1 Ab h F4 än g igk An gs eit F6 t- /B ela Pe F3 rsö stu nli c ng ss hk Af fek eit ss tör un g F2 tiv e Sc Stö tör un g F7 hiz o ru ng e Int ph ren n ie 1 F5 el l ig en z Ve so rh a mi nd . lte n ns t ig e sa uf f ä s llig k. Psychiatrische Prävalenz (aktuelle Störungen) Räumungsschuldner (n=101) probandenbezogen, Mehrfachdiagnosen Wohnungslose (n=102) probandenbezogen, Mehrfachdiagnosen Psychiatrische Vorbehandlungen Räumungsschuldner (Mehrfachnennungen=101) Psychiatrische Lebenszeitprävalenz Behandlungsprävalenz 100 80 60 82,4 % 82,4 % 46,1 86,1 % 86,1 % 43,5 40 20 0 Wohnungslose Räumungsschuldner Lebensqualität Räumungsschuldner - Wohnungslose Fazit • Alkohomissbrauch und Arbeitslosigkeit sind die Faktoren mit dem höchsten Risiko, in Wohnungslosigkeit abzurutschen Von Wohnungslosigkeit Bedrohte • • • • sind ganz erheblich psychisch belastet sind fachpsychiatrisch gravierend unterversorgt haben ein stark erhöhtes Wohnungslosigkeitsrisiko, wenn Alkoholismus und Arbeitslosigkeit hinzukommt zeigen aktives Hilfesuchverhalten hinsichtlich sozialer Hilfen • müssen Ziel koordinierter Prävention sein fachpsychiatrisch: sekundär-, tertiärpräventiv sozialarbeiterisch: primär-, sekundär-, tertiärpräventiv MOTIWOHN - Studie Verbesserung der psychiatrischen Behandlungsprävalenz bei Risikopersonen mit drohendem Wohnraumverlust - eine prospektive Präventions- und Interventionsstudie Ziele: • Verbesserung der psychiatrischen Behandlungsquote • Verbesserung der psychischen Situation • Verbesserung der Lebensqualität • Vermeidung von Wohnraumverlust MOTIWOHN - Studie Vorgehen: • • • • • Rekrutierung u.a. in Ämtern für Wohnraumversorgung Mannheim Psychiatrische Diagnostik Behandlungsempfehlung und Kontaktherstellung Motivierende Begleitung Erfolgskontrolle (n. 18 Monaten) Behandlungsprävalenz Besserung Symptomatik Besserung Wohnsituation Lebensqualität Freiburg Kooperationspartner Freiburg: städtisches Amt für Wohnraumversorgung Werner Hein Michael Held SPDi Freiburg Dietrich Borchardt Mannheim: FB Soziale Sicherung, Arbeitshilfen, Senioren Sachgebiet Wohnungshilfen und Flüchtlinge Hans-Georg Haußmann Volker Böhm Hubert Ogon ARGE Mannheim Manfred Krusch Kamilla Kosseleck MOTIWOHN – typische Kasuistik Klient N.N. somatisch: Morbus Crohn, mehrere Darmoperationen 5 Schlaganfälle, Behandlung durch Opioide psychisch: ADHS, Borderline-Persönlichkeitsstörung Opiatabhängigkeit, Substitutionsbehandlung 3 Suizidversuche in Vorgeschichte sozial: Privatinsolvenz, Mietschulden, Räumungsklage Krankenstand, seit Anfang Dezember ohne Zahlung Aussteuerung durch Krankenkasse –> Hartz IV Starke existentielle Ängste Hilfesuche: beim Fachbereich Soziale Sicherung MA Verweis an Motiwohn-Studienpersonal Maßnahmen: Intervention bei akuter suizidaler Krise mit stationärpsychiatrischer Einweisung (freiwillig) Einleitung Betreuung, Anbindung an psych. Ambulanz vorgezogener Termin bei Jobcenter wg. Finanzen MOTIWOHN – Studie Stand Januar 2012 Mannheim zugewiesene Risikopersonen aufgenommen in psychosoziale Betreuung übergeleitet Freiburg zugewiesene Risikopersonen aufgenommen in psychosoziale Betreuung übergeleitet Mannheim: Freiburg: 16 Meetings (mit ca. 80 Fachleuten) 21 Meetings (mit ca. 180 Fachleuten) 59 Verweise 29 Verweise 66 32 15 29 10 4 30 Einschlüsse 10 Einschlüsse Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !