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GUIDELINE
Demenz
Erstellt von: Maya Frosch / Felix Huber / Uwe Beise
Zuletzt revidiert: 11/2011
Inhaltsverzeichnis
KURZVERSION ................................................................................................................... 2
1. Definition und Bedeutung ........................................................................................... 4
2. (Früh)-Diagnostik .......................................................................................................... 5
2.1. Eigen- und Fremdanamnese................................................................................... 5
2.2. Psychometrische Tests .......................................................................................... 5
2.3. Feststellung des Schweregrades ........................................................................... 6
2.4. Abgrenzung Demenz – leichte kognitive Störung (MCI) ......................................... 6
2.5. Differentialdiagnose / Ausschluss reversibler Demenzsyndrome ........................... 7
2.5.1 Demenz-Labor .............................................................................................. 7
2.5.2 Bildgebende Verfahren ................................................................................. 7
2.5.3 Überweisung an Spezialisten ........................................................................ 7
2.6. Feststellung der Fahrtauglichkeit .......................................................................... 8
3. Therapie .......................................................................................................................... 8
3.1. Psychosoziale, neuropsychologische und pflegerische Massnahmen ................... 8
3.2. Einsatz von Antidementiva ..................................................................................... 8
3.3. Therapie vaskulärer Demenz ................................................................................. 9
3.4. Therapie nichtkognitiver Störungen ..................................................................... 10
4. Prävention .................................................................................................................... 11
5. Literatur ........................................................................................................................ 11
6. Anhang /Impressum .................................................................................................... 12
Demenz
Erstellt von: Maya Frosch / Felix Huber / Uwe Beise
Zuletzt revidiert: 09/2011
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KURZVERSION
I. Definition
Demenz ist ein ätiologisch heterogenes Syndrom,
• Apraxie:
Beeinträchtigung
motorischer
gekennzeichnet durch fortschreitenden Verlust von
Aktivitäten
Gedächtnis und intellektuellen Fähigkeiten. Neben
• Störung der Exekutivfunktionen: z.B. Planen
der Gedächtnisstörung muss mindestens eine der
und Organisieren
folgenden Störungen vorliegen:
Die Alzheimer-Demenz (ca. 70%) und die vaskuläre
• Aphasie: Störung der Sprache
Demenz (ca. 20%) sind die häufigsten Formen.
• Agnosie: Unfähigkeit, Gegenstände
wiederzuerkennen
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
II. Diagnostik
Einem Verdacht auf eine Demenz sollte
nachgegangen werden, wenn der Patient dem
zustimmt. Aber: Kein generelles Screening bei
älteren Menschen. Wichtig stets: Befragung und
Einbezug von Angehörigen.
Bildgebende Verfahren (cCT, MRI):
• bei allen unklaren, atypischen Fällen
• bei rasch progredientem Verlauf
• bei unklarer Diagnose
• bei Patienten unter 65 Jahre
Eigen- und Fremdanamnese:
• Verhaltens-/Gedächtnis/Persönlichkeitsveränderungen
• Begleiterkrankungen (z.B. Depression,
Hirnschlag, Hypertonie)
• Medikamenten-/Alkoholkonsum
Schweregradeinteilung:
Körperliche/psychologische Untersuchung:
• Neurostatus
• Psychostatus
• Hypothyreose
• Schwerhörigkeit
• Fehl-/Unterernährung
Psychometrische Tests (s.S. 8):
• Mini-Mental-State-Test (MMST)
• Uhrenzeichnen-Test (UZT)
• Demenz-Detektionstest (DemTect)
(!) Abklärung potenziell reversibler DemenzUrsachen/Differentialdiagnosen (s. Tabelle im
Anhang):
Reversible Demenzursachen: Delir, Intoxikation,
Nahrungs- und Flüssigkeitsdefizit, Schilddrüsenkrankheit, Vitamindefizit, Normaldruck-Hydrozephalus u.a.
Differentialdiagnosen: Depression, Hirntumor u.a.
Laboruntersuchungen:
• Blutbild, Glukose, TSH, Vit. B12, Elektrolyte
• Urin-Teststreifen
• bei spez. Abklärungsbedarf weitere: z.B.
Leberwerte, Kreatinin, Folsäure, Lues-Serologie
Demenz
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Schweregrad
Kognition
Lebensführung
MMST
Leicht
komplizierte
Aufgaben nicht
mehr lösbar
leichte
Einschränkungen,
noch selbständig
20-24
Mittel
einfache
Aufgaben nur
teilweise lösbar
auf Hilfe
angewiesen
10-19
Schwer
Gedankengänge
nicht mehr
nachvollziehbar
selbständige
Lebensführung
nicht mehr
möglich
Überweisung zum Spezialisten (z.B. Memory
Clinic) bei:
• Patienten jünger als 65 Jahre
• atypische Symptomatik oder Verlauf (z.B.
Verhaltensstörungen)
• Bleibende Unsicherheit über Diagnose oder
Therapie
• Überforderungssituationen (Arzt, Angehörige,
Patient)
• schwere Depression
• polymorbide Patienten mit kognitiven Störungen
Feststellung der Fahrtauglichkeit:
Bei mittlerer und schwerer Demenz keine
Fahrtauglichkeit mehr.
Bei leichter
Demenz
eingeschränkt oder nicht mehr gegeben. Ev.
Meldung
an
das
Strassenverkehrsamt
(Kontrollfahrt).
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<10
III. Therapie
Es gibt keine kausale Therapie. Multimodales
Behandlungskonzept: psychosoziale und
neuropsychologische Massnahmen, Pflege, ev.
Medikamente. Ziele: Verzögerung der Krankheitsprogression und der kognitiven und funktionellen
Einschränkungen sowie Verbesserung der Lebensqualität von Patient und Angehörige/Pflegenden.
•
Nicht-kognitive Störungen (Aggression,
Agitiertheit, Psychose, Depression,
Schlafstörungen)
o
Nichtmedikamentöse Therapie
Training von Alltagsfähigkeiten, Angehörigentraining, kognitive Verfahren haben positive
Effekte. Die einzelnen Massnahmen sind
individuell und unter Berücksichtigung der
lokalen Angebote zu treffen.
•
•
Medikamentöse Therapie
o
Bei leichter bis mittelschwerer
Alzheimer-Demenz:
Acetylcholinesterasehemmer (Donepezil,
®
®
Aricept / Galantamin, Reminyl /
®
Rivastigmin, Exelon ), wenn Patient oder
Angehörige es wünschen. Langsame
Aufdosierung möglichst bis Höchstdosis.
Regelmässige Nutzenbewertung (alle 3-6
Monate), Absetzen bei (starken) NW und
zweifelhafter/fehlender Wirksamkeit und
bei Eintritt ins schwere Stadium.
o
Bei mittelschwerer bis schwerer
Demenz: keine generelle Empfehlung für
®
®
Memantin (Axura , Ebixa ).
Behandlungsversuch ist aber eine Option.
Einschleichend dosieren: Tagesdosis:
1. Woche 5 mg, 2. Woche 10 mg,
3. Woche 15 mg, ab 4. Woche
Erhaltungsdosis von 20 mg täglich.
o
Andere Medikamente: Ginkgo, Piracetam,
Statine, Hormone, Nimodipin etc. ohne
Wirksamkeitsnachweis.
o
Vaskuläre Demenz: Behandlung
kardiovaskulärer Risikofaktoren.
Hypertoniebehandlung senkt das Risiko für
vaskuläre Demenz. Antidementiva ohne
ausreichenden Wirksamkeitsnachweis.
Demenz
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Prävention:
-
Training der Alltagskompetenz
-
Schulung von Bezugspersonen
(Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten)
-
Strukturierung des Tagesablaufs
-
Merk- und Orientierungshilfen
Therapie:
- Ursache herausfinden und wenn
möglich abstellen (Medikamente;
Schmerzen; Begleiterkrankungen, z.B.
Harnwegsinfekt; veränderte Umgebung
etc.)
- Medikamentöse Therapie als ultima
ratio.
Medikamente:
®
Psychose, Agitiertheit: Neuroleptika (Risperdal ).
Einschleichend dosieren! Cave: Schlaganfallrisiko
und Mortalitätsrisiko unter Neuroleptika erhöht.
Nebenwirkungsrisiko im Alter erhöht, Interaktionspotenzial beachten!
Ev. bei Agitiertheit Therapieversuch mit Analgetika.
o
®
®
Bei Lewy-Body-Demenz: Seroquel oder Leponex .
Depression: zunächst nichtmedikamentös, in
®
schweren Fällen SSRI z.B. Citalopram (Cipramil
u.a.). Absetzversuch nach 3 Monaten. Aktuelle
Studie: Wirksamkeitsnachweis von Mirtazapin und
Sertralin fehlgeschlagen.
Schlafstörungen: nichtmedikamentöse
®
Massnahmen ausschöpfen, ev. Trazodon (Trittico
®
50-150 mg/d), Mirtazapin (Remergil 15 mg/d),
®
Pipamperon (Dipiperon 20-40 mg/d).
Beachte: Keine Benzodiazepine!
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1. Definition und Bedeutung
Demenz bezeichnet ein ätiologisch heterogenes
klinisches Syndrom, das sich durch erworbene
Einbussen von intellektuellen Fähigkeiten und
Gedächtnis auszeichnet. Der Abbau der kognitiven
Fähigkeiten ist progredient und wird von
zunehmendem
Verlust
der
Autonomie
im
alltäglichen
Leben
und
von
Persönlichkeitsveränderungen begleitet. In der
Schweiz lebten 2008 102 000 Demenzerkrankte,
jährlich erkranken rund 24700 neu an einer
Demenz (1).
Definition: Die Demenz wird laut DSM-IV wie folgt
definiert (s. Tabelle 1).
Tabelle 1: Definition von Demenz
Gedächtnisstörung
(plus eine oder mehrene der folgenden Störungen)
Aphasie:
Apraxie:
Agnosie:
Sprachstörung bei
intakter
Sprachlautbildung
Unfähigkeit,
motorische Aktivitäten
auszuführen
Erkennungsstörung
trotz intakter
Wahrnehmung
Dysexekutives
Syndrom
Störung des
abstrakten Denkens,
Planens,
Urteilsvermögens u.a.
Die kognitiven Defizite verursachen bedeutsame Beeinträchtigungen im sozialen/beruflichen Alltag und stellen
eine deutliche Verschlechterung gegenüber dem früheren Leistungsniveau dar. Die Störung kann nicht auf
andere Leiden zurückgeführt werden.
Diese Guideline beschäftigt sich vorzugsweise mit den häufigsten Formen, der Alzheimer-Demenz und der
vaskulären Demenz (siehe Tabelle 2).
Tabelle 2: Häufigkeitsverteilung und Symptome von Demenzen (mod nach [2[)
Alzheimer Demenz
(ca. 50- 80%)
Langsam
progredienter
kognitiver Abbau.
Initial kein fokales
neurologisches
Defizit.
Andere
substanzinduzierte,
systemische oder
ZNS- Erkrankungen
müssen
ausgeschlossen
werden
Vaskuläre Demenz
(ca. 20-30%)
-
plötzlicher Beginn
(kortikale Läsion)
- schleichender Beginn
(subkortikale Läsion)
- fluktuierender Verlauf
- schrittweise
Verschlechterung
- Affektlabilität
- fokales neurolog. Defizit
(Gangstörung, pseudobulbäre Symptome etc.)
- „Inseln“ erhaltener
kognitiver Fähigkeiten
Mischformen
(vor allem bei Älteren häufig)
Andere Demenzformen
(ca. 10%)
• Lewy-Body-Demenz: fluktuierende kognitive
Leistungsdefizite, Aufmerksamkeitsstörung und Problemen
in der Visuokonstruktion, extrapyramidale Symptomatik,
Halluzinationen, anfänglich keine Gedächtnisstörungen
• fronto-temporale Demenz: Verhaltensveränderungen,
Persönlichkeitsveränderung, verminderte Impulskontrolle
(z.B. sexuelle Enthemmung), verstärkt aggressives
Verhalten und Distanzlosigkeit sowie Auftreten einer
Hyperoralität oder ungewohnte Rituale im Vordergrund
• Parkinson-Demenz: Anfänglich keine
Gedächtnisstörungen, eingeschränkte Aufmerksamkeit,
Schwierigkeiten bei der Planung von Aufgaben und beim
Lösen von Problemen,
Beeinträchtigungen des räumlichen Sehens,
Interessenverlust (Lustlosigkeit)
• Weitere (s. Differentialdiagnostik)
MCI mild cognitve Impairment: Gedächtnisstörungen ohne Einschränkung im Alltag.
Bei ca. 10-15% Progredienz zur Demenz
Demenz
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2. (Früh)-Diagnostik
Demenz ist eine rein klinische Diagnose, die in
vielen Fällen vom Hausarzt gestellt werden kann.
Bei Verdacht soll – bei Einverständnis des
Patienten – eine Diagnostik stattfinden.
1. Feststellen, ob überhaupt eine Demenz
vorliegt
2. Eingrenzung der Ätiologie bzw.
Differentialdiagnose
Ein Screening bei älteren Menschen ist nicht
angezeigt. In der Praxis hat sich ein zweistufiges
Vorgehen bewährt (3):
2.1 Eigen- und Fremdanamnese
Folgende Veränderungen gegenüber früher können auf eine (beginnende) Demenz hinweisen (2):
Aufnahme und Behalten
neuer Informationen
•
•
•
•
Urteilskraft und
Handlungskompetenz
•
Patient wiederholt sich
Hat oft Mühe, Gespräche, Verabredungen, Ereignisse zu erinnern, auch wenn diese
nicht weit zurück liegen
Findet abgelegte Gegenstände nicht wieder
Patient hat Mühe, vernünftig mit unerwarteten Situationen umzugehen, z.B. wenn das
Essen anbrennt
Hat Probleme, komplexeren Gedanken zu folgen oder Handlungen auszuführen, die
mehrere Schritte verlangen
Verhalten
•
•
•
Patient ist aggressiver, langsamer, reizbarer und misstrauischer als früher
Patient missinterpretiert akustische und visuelle Stimuli
vernachlässigt soziale Umgangsformen
Räumliche Orientierung
•
•
Hat Schwierigkeiten beim Autofahren (z.B. Bagatellschäden)
Findet sich in ungewohnter Umgebunng schlecht zurecht
Sprache
•
•
findet nicht die „richtigen“ Worte,
kann einem Gespräch nicht mehr (längere Zeit) folgen
Von grosser Bedeutung ist die Befragung der
Angehörigen (Fremdanamnese). Dazu dient der
Fragebogen zum Nachlassen der geistigen
Leistungsfähigkeit älterer Menschen (IQCODE).
Eine Kurzversion kann heruntergeladen werden
unter:
http://www.memoryclinic.ch/index.php?option=com_
content&task=blogcategory&id=11&Itemid=16
2.2. Einsatz psychometrischer Tests
Für
die
ärztliche
Praxis
sind
einfache
psychometrische Tests, wie der MMST, der UhrzeitZeichnen-Test (UZT) und der DemTect, geeignet,
die Diagnose zu erhärten und den ungefähren
Schweregrad einer Demenz zu bestimmen
(Empfehlungsgrad B). Die Sensitivität dieser
Verfahren ist bei leichtgradiger und fraglicher
Demenz jedoch eingeschränkt, eine (ätiologische)
Differentialdiagnose nicht möglich (4, 5).
•
Mini-Mental-Status-Test (MMST)
ist gut geeignet zum Ausschluss einer Demenz
und zur Diagnose einer mittelschweren
Demenz. In der Allgemeinarztpraxis: Sensitivität
78%, Spezifität 88%, pos. prädiktiver Wert 54%,
neg. prädiktiver Wert 96% (5, 6). Nicht
zuverlässig zur Diagnose einer leichten Demenz
oder einer MCI. Bei Nicht-Alzheimer-Demenzen
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weniger gut zur Schweregradeinteilung geeignet
(2).
•
Uhrzeit-Zeichnen-Test (UZT)
Der UZT erfasst visuell-konstruktive Defizite, die
auf
räumliche
Orientierungsstörungen
hinweisen. Die Sensitivität liegt bei 90%, die
Spezifität bei 56%, der pos. prädiktive Wert bei
84%, der neg. prädiktive Wert bei 69% (5).
Hinweis: Im Frühstadium einer Alzheimer-Demenz
zeigen sich vor allem Defizite beim Zeichnen und
Einstellen des Minutenzeigers. Im weiteren Verlauf
kommen Probleme beim Zeichnen des Zifferblatts
sowie
beim
Einstellen
und
Lesen
des
Stundenzeigers hinzu (7).
Download von MMST und UZT unter:
http://www.memoryclinic.ch/index.php?option=com_
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Sensitivität liegt bei über 80% (5).
content&task=blogcategory&id=11&Itemid=16
•
Demenz-Detektionstest (DemTect)
misst die schon im Frühstadium gestörten
Leistungsbereiche
Neugedächtnisbildung,
mentale
Flexibilität,
Sprachproduktion,
Aufmerksamkeit und Gedächtnisabruf. Die
Download unter:
http://www.kcgeriatrie.de/downloads/instrumente/de
mtect.htm
2.3. Feststellung des Schweregrades
Bei Diagnosestellung soll auch der Schweregrad
bestimmt werden, der sich auf das Ausmass der
Betreuungsbedürfigkeit bezieht (Tabelle 3).
Es
werden drei Schweregrade unterschieden. Die
Übergänge zwischen den Schweregraden sind aber
fliessend, so dass eine exakte Abgrenzung oft nicht
möglich ist. Zur Orientierung kann der MMST
eingesetzt werden.
Tabelle 3: Schweregrade der Demenz
Leicht
Mittel
Schwer
Kognition
Lebensführung
Fahreignung
Antrieb und Affekt
MMST*
Komplizierte
Aufgaben nicht mehr
möglich
Die selbständige
Lebensführung ist
eingeschränkt,
ein unabhängiges
Leben ist aber
noch möglich.
oft nicht mehr
gegeben
Fehlende Spontaneität,
Depression,
Antriebsmangel,
Reizbarkeit,
Stimmungslabilität
20-24
Einfache Aufgaben
nur teilweise lösbar
Kein unabhängiges
Leben mehr
möglich, auf fremde
Hilfe angewiesen,
teilweise noch
selbständig
nicht
gegeben
Unruhe,
Wutausbrüche,
aggressives Verhalten
10-19
Gedankengänge
nicht mehr
nachvollziehbar
Selbständige
Lebensführung
vollständig
aufgehoben
Nicht
gegeben
Unruhe, Nesteln, Schreien,
aufgehobener Schlaf-WachRhythmus
<10
* siehe Anmerkungen unter 2.2.
2.4. Abgrenzung Demenz – leichte kognitive Störung (MCI)
Bei einer leichten kognitiven Störung (mild cognitiv
impariment, MCI)
klagen die Betroffenen über
Gedächtnisstörungen, die
sich oft in psychometrischen Tests objektivieren lassen. Die Alltagsfunktionen sind aber nicht oder geringfügig
beeinträchtigt. Die Kriterien für eine (Alzheimer-)
Demenz werden nicht erfüllt! Die Patienten leiden
nicht selten unter Stresserleben, somatoformen
Störungen und depressiven Symptomen (5).
MCI-Prävalenz bei über 75-jährigen Patienten in
Allgemeinarztpraxis: 15 - 20 Prozent (9).
Die Diagnostik bedarf eines hohen Testaufwandes
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und ist in Spezialambulanzen bzw. Memory-Clinics
möglich.
Prognose: Bei ca.15-20 % schreitet die MCI zur
Demenz fort (Alzheimer oder andere Demenzform),
bei anderen bleiben die kognitiven Fähigkeiten über
lange Zeit stabil oder verbessern sich wieder.
Prädiktoren für das Fortschreiten einer MCI sind das
Ausmass der kognitiven Einschränkungen in
umfangreichen Tests, sowie Ergebnisse in Liquorund PET-Untersuchungen (5). Allerdings ist der
Nutzen solcher Abklärungen zweifelhaft, da dem
Patienten keine Therapie angeboten werden kann.
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2.5. Differentialdiagnose / Ausschluss einer reversiblen Demenz
Es gibt eine Reihe von Erkrankungen, die zu dem
klinischen Bild einer Demenz führen können
(Übersicht im Anhang) und potenziell reversibel
sind. Bei Verdacht auf eine Demenz sind deshalb
zusätzliche Abklärungen erforderlich:
• allgemeininternistische Untersuchung
• Neurostatus und Psychostatus
• Alkohol- und Drogenanamnese
• Labordiagnostik
• ev. bildgebende Untersuchung.
Besonders wichtig sind die DD Depression und
Delirium.
• Depressionen
gelten als Risikofaktoren für die Entwicklung einer
Demenz (4). Depressive Symptome können aber
auch Begleitsymptome einer beginnenden Demenz
sein. Andererseits kommen sie auch als Ursache
von kognitiven Störungen in Betracht
(2,3,4).
Testinstrument:
Geriatrische Depressionsskala (GDS)
http://www.buergerspital.ch/contento/LinkClick.aspx
?fileticket=J4Aa%2BHAUo54%3D&tabid=196&mid=
582
•
Demenz oder Delir?
Demenz und Delir lassen sich zumeist aufgrund
des zeitlichen Verlaufs und der Ausprägung der
Bewusstseinstrübung unterscheiden (9, Tabelle
4).
•
•
2.5.2. Bildgebende Verfahren
cCT zum Ausschluss sekundärer Demenzformen:
Subduralhämatom,Tumor,
Blutung,
vaskuläre
Läsion, Normaldruck-Hydrozephalus.
MRI für spezifische Atrophiemuster (z.B. Hippocampus, Frontallappen), v.a bei jüngeren Patienten
und atypischer Symptomatologie.
Bildgebung ist unter folgenden Voraussetzungen
angezeigt (2, 3) (Empfehlungsgrad B):
•
der Patient ist jünger als 65 Jahre
•
atypischer oder unklarer Verlauf
•
rasche Symptomentwicklung (innerhalb eines
Jahres)
•
jüngst erlittene Kopfverletzung
•
ungeklärte neurologische Symptomatik (z.B.
Krampfanfälle, Inkontinenz, Gangstörungen,
Apathie etc.)
•
neu auftretende fokale Symptome
Babinski-Reflex, Hemiparese)
•
Krebsleiden in der Anamnese
•
Antikoagulanzieneinnahme
nungsstörung
•
atypische kognitive Symptomatik (z.B. rasch
zunehmende Aphasie)
•
eventuell zum Ausschluss einer vaskulären
Demenz, sofern Therapie mit Antidementiva
erwogen wird (bei vask. Demenz nicht
empfohlen!)
Tabelle 4: Abgrenzung Demenz und Delir (nach 8)
Merkmale
Demenz
Delir
• Symptombeginn
• Symptomverlauf
• langsam
• langsam progredient
• akut
• fluktuierend
• Bewusstsein
• klar
• verwirrt
• Desorientiertheit
• Psychomotorik
• langsam progredient
• oft unauffällig
• fluktuierend
• hypo-/hyperaktiv
Beachte: Delirium-artige Symptome (Fluktuationen
der
Aufmerksamkeit,
EPMS
und
optische
Halluzinationen, vorübergehende Bewusstseinsverluste) kommen bei Lewy-Body-Demenz vor.
Auch im Rahmen einer vaskulären Demenz ist ein
(länger andauerndes!) Delir möglich.
2.5.1. Demenz-Labor
Zur Identifikation behandelbarer Demenz-Syndrome
und
Komorbiditäten
sind
folgende
Laboruntersuchungen sinnvoll (2, 3) (Empfehlungsgrad
B):
• Differential-Blutbild,
Glukose,
TSH,
B12,
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Elektrolyte (Na, K, Ca)
Urin-Teststreifen
weitere bei Bedarf, z.B. Kreatinin, Folsäure,
Leberwerte, Lues- und HIV-Serologie
oder
(z.B.
Blutgerin-
2.5.3. Überweisung an geriatrisch
geschulten Spezialisten
In folgenden Fällen ist die Konsultation eines
erfahrenen Spezialisten zu empfehlen (2, 3):
•
Patient jünger als 65 Jahre
•
atypische Symptomatik
Verhaltensstörungen)
•
Diskrepanz zwischen Angaben des Patienten
oder der Angehörigen und den erhobenen
Befunden
•
Überforderungssituationen (Arzt, Angehörige,
Patient)
•
polymorbide Patienten mit kognitiven Störungen
oder
Verlauf
(z.B.
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2.6. Feststellung der Fahrtauglichkeit
Die Fahrtauglichkeit ist bei mittelschwerer und
schwerer Demenz in der Regel nicht mehr
gegeben. Bei leichter Demenz ist sie oft
eingeschränkt oder nicht mehr gegeben, wenn
eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist (3):
• fremdanamnestisch auffälliges Fahrverhalten
oder gehäuft (Bagatell-)Unfälle
•
•
•
Störungen der (geteilten) Aufmerksamkeit,
Störung der Raumverarbeitung
Tagesschläfrigkeit
Wenn die Fahrtauglichkeit bezweifelt werden muss
und der Patient nicht freiwillig auf den Fahrausweis
verzichten möchte, sollte eine Meldung an das
kantonale Strassenverkehrsamt gemacht werden.
3. Therapie
3.1. Psychosoziale, neuropsychologische und pflegerische Massnahmen
Eine kausale Therapie gibt es derzeit nicht.
Psychosoziale und pflegerische Massnahmen sind
die tragenden Säulen im Behandlungskonzept.
Therapieziele: Optimierung der Lebensqualität von
Betroffenen und ihrer Angehörigen/Pflegenden.
Verbesserung der kognitiven, funktionellen und
psychopathologischen Störungen.
Die einzelnen Massnahmen sind individuell und
unter Berücksichtigung der lokalen Angebote zu
treffen (ambulante Pflege- und Therapieeinrichtungen, Alzheimer-Selbsthilfegruppen etc). zu
treffen (Empfehlungsgrad C).
Nutzennachweis: Viele einschlägige Studien sind mit
grossen Mängeln behaftet (10). Kognitive Verfahren
können wahrscheinlich die kognitive Leistungsfähigkeit
der Patienten verbessern. Für das Angehörigentraining
gibt es Hinweise dafür, dass Patienten länger im
häuslichen Umfeld verweilen. Für die psychosoziale
Aktivierung ist unklar, ob diese eher nützliche oder
schädliche Effekte auf begleitende psychopathologische
Symptome hat. Für die Lebensqualität der Angehörigen
und den Betreuungsaufwand wahrscheinlich vorteilhaft.
Massnahmen im einzelnen (Auswahl):
• Therapien
zur
Förderung
der
Gehirnleistung, der Alltagsfunktionen und
der Selbständigkeit: Gedächtnistraining (nur
im
Anfangsstadium
sinnvoll),
RealitätsOrientierungs-Therapie
(ROT,
nur
im
Anfangsstadium),
Unterstützung
in
den
Alltagsfunktionen (z. B. bei Körperhygiene),
Training von Handlungsfertigkeiten (Einkaufen,
Orientierung im Haus, Anziehen, Waschen etc)
•
•
Bedürfnisgerechte
Anpassung
Umgebung: demenzgerechte InnenAussenraumgestaltung
der
und
•
Psychotherapeutische
Unterstützung:
Psychologische (Krisen-)Beratung, Verhaltensund Kognitive Therapie, Psychodynamische
Therapie,
Familientherapie,
Kriseninterventionen
•
Körperorientierte Therapien, die Stress
abbauen sowie körperliche und psychische
Beschwerden lindern: Bewegung (speziell
Lauftherapie [11], auch Rhythmik, Tanzen,
Spielen), Physiotherapie, Schmerzlinderung
(Lagerung, Massage, Wärme)
•
Ausbildungs- und Informationsangebot für
Angehörige: Angehörigengruppen und schulung,
Anlaufstellen,
Telefonberatung,
Websites
•
Angebote,
die
pflegende
Angehörige
entlasten und ihre Gesundheit schützen:
Entlastung zu Hause, Tages- und Nachtstätten,
Alzheimerferien.
Unterstützungsangebote für Patienten (wahlweise
für alle Kantone):
http://server25.hostpoint.ch/~alzch1/alz.ch/
Betreuungskonzepte, die auf individuelle
Fähigkeiten und Bedürfnisse eingehen und
Stress reduzieren: Erinnerungstherapie (auch
im fortgeschr. Stadium), Snoezelen (jedes
Stadium), Aromatherapie (jedes Stadium),
Musiktherapie (jedes Stadium)
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3.2.
Einsatz von Antidementiva
Antidementiva
können
den
kognitiven
Leistungsabbau
verlangsamen und Verhaltensstörungen lindern. Diese Effekte sind in zahlreichen
Studien nachgewiesen, oft anhand verschiedener
Skalen. Dagegen gibt es deutlich weniger Studien,
in denen der Einfluss auf Endpunkte wie
Heimunterbringung, Lebensqualität der Erkrankten
und Angehörigen sowie Mortalität untersucht
wurden. Die positive Bewertung beruht vor allem auf
einem Vorteil von durchschnittlich 3-4 Punkten auf
der
70
Punkte
umfassenden
kognitiven
Leistungsskala (ADAS-cog). Ob dies praxisrelevant
ist, wird teilweise in Frage gestellt (2, 12).
Andererseits ist zu bedenken, dass manche
Patienten deutlich auf Antidementiva ansprechen
(2), was für einen Therapieversuch spricht.
Praktisch alle publizierten GL empfehlen den
Einsatz von (Acetyl-)Cholinesterasehemmern (3, 6,
13, 14, 15) und Memantin. Das NICE hat seine
vormals restriktive Position (16) in diesem Jahr
revidiert (17). Das IQWiG anerkennt in einer
Neubewertung positive Effekte von Memantin auf
die Kognition (21).
mediX empfiehlt keinen generellen Einsatz von
Antidementiva. Auf Wunsch des Patienten oder der
Angehörigen kann die Therapie aber bei leichter bis
mittelschwerer Demenz unter Einhaltung der
Limitatio erfolgen.
Die Behandlung soll abgebrochen werden:
• bei starken NW und fragwürdiger Wirkung
• bei Erreichen des schweren Stadiums
Der Nutzen ist regelmässig alle 3-6 Monate zu
überprüfen!
Wechselwirkungsprofil. Klinisch relevante Wirksamkeitsunterschiede sind nicht nachgewiesen
(4).
Donepezil ist aber das bislang am besten
untersuchte Medikament (2).
Nebenwirkungen: Sehr häufige (>10%) bis häufige
(1-10%) Nebenwirkungen:
Erbrechen, Übelkeit,
Schwindel,
Appetitlosigkeit,
Diarrhoe
und
Kopfschmerzen. NW sind oft vorübergehend.
Langsamere Aufdosierung oder Medikamenteneinnahme zum Essen ist hilfreich.
®
®
• Memantin (Axura , Ebixa )
ist ein selektiver, nichtkompetitiver N-Methyl-DAspartat-(NMDA)Rezeptorantagonist, zugelassen
bei mittelschwerer bis schwerer Demenz. Memantin
hat in den (meist kleinen) Studien nur einen eher
geringen Einfluss auf Kognition und Alltagsfähigkeiten gezeigt (18-20). NICE empfiehlt Memantin bei
mittelschwerer Demenz, wenn Cholinesterasehemmer nicht vertragen werden, und bei schwerer
Demenz (17).
mediX empfiehlt keinen generellen Einsatz von
Memantin bei mittelschwerer oder schwerer
Demenz. Im Einzelfall kann aber ein
Therapieversuch erwogen werden.
Anwendung: Um Nebenwirkungen zu reduzieren:
wöchentliche Dosis-Steigerung um 5 mg während
der ersten 3 Behandlungswochen. In der 1. Woche
Tagesdosis 5 mg, 2. Woche 10 mg, 3. Woche 15
mg, ab 4. Woche Erhaltungsdosis von 20 mg
täglich.
Nebenwirkungen: Sehr häufige (>10%) und
häufige Nebenwirkungen sind Schwindel,
Kopfschmerz, Müdigkeit, Obstipation, erhöhter
Blutdruck und Schläfrigkeit, die vorübergehend sein
können.
Medikamente:
• Cholinestererasehemmer (Tageskosten
zwischen 5-6 Franken)
®
o Donepezil (Aricept )
®
o Galantamin (Reminyl )
®
o Rivastigmin (Exelon )
•
Anwendung: Die Wirkung der Cholinesterasehemmer ist dosisabhängig. Je nach Verträglichkeit
Aufdosierung möglichst bis zur zugelassenen
Maximaldosis (d.h. Donepezil 10 mg/Tag Rivastigmin 12 mg/Tag, als Pflaster 9,5 mg/24 –
Galantamin 24 mg/Tag) (Empfehlungsgrad A).
Wahl des Medikaments nach Neben- und
Kombination Cholinesterasehemmer plus
Memantin
Die Kombinationstherapie wird teilweise empfohlen
(4), hat derzeit aber keine ausreichend belastbare
wissenschaftliche Grundlage (2).
3.3. Therapie der vaskulären Demenz
Ein
klinisch
relevanter
Nutzen
ist
Cholinesterasehemmer
oder
Memantin
vaskulärer Demenz nicht belegt (2, 3, 22).
Demenz
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für
bei
Bei Vorliegen einer vaskulären Demenz sollte(n):
•
die Behandlung einer Hypertonie eingeleitet
bzw. fortgesetzt werden, und
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•
weitere (kardio-) vaskuläre Risikofaktoren
behandelt werden. (Empfehlungsgrad B)
Anmerkungen: Hypertonie erhöht das Demenzrisiko und sollte auch im Alter konsequent therapiert
werden (23, 24).
Ob die Bekämpfung anderer (kardio-) vaskulärer
Risikofaktoren das Demenzrisiko zu senken
vermag, ist noch ungeklärt.
Auch Patienten mit einem asymptomatischen
Hirnschlag (z.B. Zufallsbefund im CT) haben ein
deutlich erhöhtes Demenzrisiko. Ob ASS zur
Prophylaxe von Mikro- bzw. Makroinfarkten auch die
Demenzprogression beeinflusst, ist ungeklärt (25).
3.4. Therapie nichtkognitiver Störungen
Über 90% der Demenzkranken entwickeln im
Verlauf
ihrer
Erkrankung
psychische
Begleitsymptome (BPSD = Behavioural and
Psychological Symptoms of Dementia). Die
häufigsten nichtkognitiven Symptome sind:
• Unruhe, Agitiertheit
• Aggressivität
• Wahnideen
• Halluzinationen
• Depression
•
Notwendigkeit der
Therapie regelmässig
überprüfen, ggfs Ausschleichversuch.
•
Medikamenteninteraktionen
beachten
Bei
kompliziertem Verlauf Spezialist hinzuziehen.
Im fortgeschrittenen Stadium auch sensomotorische
Störungen:
erhöhter
Muskeltonus
(mit
Einschränkung der Mobilität), Störungen des
Schmerzempfindens oder falsche Einschätzung von
Durst- und Hungergefühl.
Cave: Es besteht ein erhöhtes Risiko für
Schlaganfälle (27) und ein erhöhtes Sterberisiko
unter atypischen Neuroleptika vs Plazebo (28).
Jede Behandlung von BPSD setzt eine
sorgfältige Ursachenanalyse voraus! Vermeiden
oder Ausschalten der auslösenden Faktoren ist
handlungsweisend. Solche Faktoren sind:
• Medikamente
• somatische Begleiterkrankungen (z.B. HWI)
• Schmerzen (!)
• Veränderungen der Umgebung
• Alleinsein, aber auch Reizüberflutung durch
Anwesenheit vieler Menschen.
Aktuell: In einer aktuellen Studie erwiesen sich bei
Agitiertheit Analgetika oft als wirksam (29).
3.4.1. Medikamentöse Interventionen
sollen erst erfolgen, wenn andere Massnahmen
erfolglos bleiben haben. Evidenz für (atypische)
Neuroleptika ist schwach (26).
Nebenwirkungen bei Demenzpatienten z.T stärker
ausgeprägt: Parkinsonismus, erhöhte Sturzneigung,
übermässige
Sedierung,
Spätdyskinesien,
Lagerungshypotension.
Deshalb:
sorgfältige
Nutzen-/Risikoabwägung!
Grundregeln für die Behandlung mit Neuroleptika:
•
Niedrige Dosierung wählen, langsam erhöhen.
Cave: verminderte Kreatinin-Clearance bei
älteren Patienten!
Demenz
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AGITIERTHEIT, AGGRESSION, PSYCHOSE
Atypische und konventionelle Neuroleptika können
eine demenzbedingte Psychose lindern. Nur
®
Risperidon (z.B. Risperdal ) ist für diese Indikation
zugelassen.
Beachte: Bei Lewy Body Demenz: können nur
®
®
Seroquel und Leponex eingesetzt werden.
DEPRESSION
Die grösste bislang publizierte Studie (HTA-SADD)
bei Demenzkranken mit Depression findet keinen
Nutzen bei den getesteten Substanzen Mirtazapin
®
®
(Remeron ) und Sertralin (Zoloft ), aber mehr
unerwünschte Effekte als unter Plazebo (30).
Bei schwerer Depressionen kann dennoch ein
Therapieversuch mit einem SSRI wie z.B.
Citalopram (Cipramil® u.a.) empfohlen werden (2,3,
4). Nach etwa 6 Monaten soll ein Auslassversuch
vorgenommen werden.
Beachte: Keine trizyklischen Antidepressiva wegen
anticholinergischer Wirkung! (2,3,4)
SCHLAFSTÖRUNGEN
Zunächst alle nichtmedikamentösen Möglichkeiten
ausschöpfen.
Antidepressiva
mit
geringer
anticholinerger Komponente oder leicht sedierende
(niedrigpotente) Neuroleptika: Trazodon (Trittico®
50-150 mg/d), Mirtazapin (Remergil® 15 mg/d),
Pipamperon (Dipiperon® 20-40 mg/d).
Seite 10 von 13
4. Prävention
Die Lebensweise scheint einen Einfluss darauf zu
haben, ob und wann sich eine Alzheimer-Demenz
entwickelt. In der Nonnen-Studie zeigte sich, dass
einige der hochbetagten Teilnehmerinnen noch
kurz vor dem Tod keine oder kaum kognitive
Defizite aufwiesen, obwohl post mortem deutliche
Alzheimerzeichen im Gehirn gefunden wurden
(31). Bisher ist bekannt, dass vaskuläre
Risikofaktoren und Erkrankungen (z.B.Hypertonie,
Diabetes mellitus, Hyperlipidämie, Adipositas,
Nikotinabusus) Risikofaktoren für eine spätere
Demenz darstellen (32). Frühzeitige Behandlung
dürfte zur Primärprävention einer Demenz
beitragen. Ein aktiver Lebensstil mit körperlicher,
sozialer und geistiger Aktivität scheint bis zu einem
gewissen Grad protektiv zu sein (33, 34). Es gibt
aber keine ausreichende Evidenz für die
präventive
Wirksamkeit
von
Diäten
und
Substanzen
wie
Antioxidantien,
Hormone,
Vitamine, Diät, Antihypertensiva, Antidementiva,
NSAR, Statine, Ginkgo biloba (Studienübersicht in
[4]) (Empfehlungsgrad A).
.
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Erstellt von: Maya Frosch / Felix Huber / Uwe Beise
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6. Anhang
Tabelle: Ursachen und Abklärung von potenziell reversiblen Demenzen (Auswahl)
Ursache
Abklärungsstrategie
Endokrinol./metabol. Erkrankungen
Hypo-, Hyperthyreose
TSH-Bestimmung
Hyper-/Hypoparathyreoidismus
Anamnese, klin. Untersuchung, Calcium-Bestimmung
Diabetes mellitus, Hypoglykämie
Anamnese, BZ-Bestimmung
Morbus Cushing
(Medikamenten-)Anamnese
Exsikkose b. Volumenmangel
Klin. Untersuchung, evtl. Kreatinin und Harnstoff bestimmen
Vitaminmangelsyndrome
Vitamin B1 (Wernicke-Enzephalopathie)
Vitamin B6- und B12 Folsäuremangel
Klin. Untersuchung, Risikoanamnese, ggf
Vitamine bestimmen
Intrakranielle Raumforderung
Meningeome, Tumore, Hämatome, Hirnmetastasen
MRT, Schädel-CT
Toxine
Alkoholkrankheit
Schwermetalle (Blei, Quecksilber, Mangan, Arsen)
Anamnese, klin. Untersuchung, gamma-GT
Anamnese, klin. Untersuchung, ggf. Schwermetalle bestimmen
Chronische Infektionen
HIV-Enzephalitis, Neurosyphilis, Neuroborreliose
Zytomegalie
Anamnese, klin. Untersuchung, Serologie, ggf. Lumbalpunktion
Medikamente
Psychopharmaka, Antihypertensiva, Kardiaka, Opiate
Medikamentenanamnese, ggf. Urin-Stix Benzodiazepine
Chronische Lebererkrankungen
M. Wilson, Hämochromatose, Leberzirrhose
Anamnese, klin. Untersuchung, Labor
Chronische Nierenerkrankungen
(z.B. Dialyse-Enzephalopathie)
Anamnese, klin. Untersuchung, Labor
Hämatologische Krankheiten
•
Polyzythämie, multiples Myelom
•
Anämie
Demenz
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Zuletzt revidiert: 09/2011
Anamnese, klin. Untersuchung, Blutbild
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Tabelle: Definition der Empfehlungsgrade
A
Starke Empfehlung. Zumindest ein RCT von guter Qualität und Konsistenz,
die sich direkt auf die Empfehlung bezieht und nicht extrapoliert wurde.
B
„Sollte“- Empfehlung: gut durchgeführte klinische Studien, aber keine RCT.
C
Expertenkonsens oder Good Clinical Practice
IMPRESSUM
Diese Guideline wurde im
November 2011
aktualisiert.
© medix schweiz
Herausgeber:
Dr. med. Felix Huber
Redaktion (verantw.):
Dr. med. Uwe Beise
Autoren:
Dr. med. Maya Frosch
Dr. med. Felix Huber
Dr. med. Uwe Beise
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MediX Guidelines enthalten therapeutische Handlungsempfehlungen für bestimmte
Beschwerdebilder oder Behandlungssituationen. Jeder Patient muss jedoch nach seinen
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Demenz
Erstellt von: Maya Frosch / Felix Huber / Uwe Beise
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