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THY49/08-11
Wann muss operiert werden?
Was kommt nach einer Operation?
Sie haben sicher viele Fragen ...
Schilddrüsenkrebs Einleitung
02
Was ist die Schilddrüse für ein Organ?
03
Die Hormone der Schilddrüse
04
Die Steuerung der Schilddrüsenhormone
05–07
Was hat Jod mit der Schilddrüse zu tun?
08–09
Schilddrüsenkrebs
Was bedeutet „Krebs“?10–11
Die Untersuchung der Schilddrüse
12–13
Die Auswertung des Szintigramms
14–15
Welche Tumorformen gibt es und was bedeuten
die Unterschiede?16
Die Therapie
Die Behandlung des Schilddrüsenkarzinoms
Was passiert, wenn man nach der Operation
keine Schilddrüsenhormone einnehmen darf?
Die Alternative zur Schilddrüsenunterfunktion
Ist die Strahlung der Ablation gefährlich?
17–18
19
20
21–22
Die Nachsorge
Ein Leben ohne Schilddrüse
23–28
Tipps für Patienten30
Nützliche Links im Internet31
Glossar – Fachbegriffe verständlich erklärt 33–39
Bestens
beraten
Einleitung
Liebe Leserin, lieber Leser,
in dieser Broschüre möchten wir Sie zum Thema Schilddrüsenkrebs informieren. Eine Krebsart mit sehr guten Heilungschancen!
Der erste Schritt zur Heilung ist in der Regel die operative Entfernung der
kranken Schilddrüse und die Untersuchung des Gewebes. Im Anschluss
erfolgt in den meisten Fällen die sogenannte ablative Radioiodtherapie, um
mögliches Restgewebe zu beseitigen welches operativ nicht entfernbar war.
Die Therapie und Nachsorge des Schilddrüsenkarzinoms besteht aus unterschiedlichen Maßnahmen, die in bestimmten Zeitabständen erforderlich
sind.
Sicherlich haben Sie eine Reihe von Fragen dazu. Diese Broschüre wird Ihnen, den Betroffenen, sowie Angehörigen und Freunden helfen, die Erkrankung und die diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen Ihrer Ärzte
zu verstehen und Ihnen eventuelle Ängste und Bedenken zu nehmen.
Das Wissen über Ihre Erkrankung wird Sie dabei unterstützen, aktiv zu Ihrer Genesung beizutragen. Denn auch ohne Schilddrüse können Sie ein ganz
normales Leben führen.
Begriffe, die im Text kursiv gedruckt sind, erläutern wir Ihnen im Glossar
am Ende der Broschüre.
info
Weitere Informationen finden Sie hier:
Einfach QR-Code einscannen und einen
informativen Film bestellen.
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02
Was ist die Schilddrüse für ein Organ?
Die Schilddrüse ist ein kleines, schmetterlingsförmiges Organ, das unterhalb des Kehlkopfes an der Luftröhre liegt. Sie besteht – ähnlich wie ein
Schwamm – aus sehr vielen kleinen Bläschen, den sogenannten Follikeln.
Dort werden die für Ihren Körper sehr wichtigen Schilddrüsenhormone
produziert, gespeichert und bei Bedarf in das Blut abgegeben. Des Weiteren
produziert die Schilddrüse Calcitonin (Kalzitonin), ein Hormon, das den
Kalziumhaushalt des Körpers steuert.
Im Vergleich zu ihrer großen Bedeutung für den Körper ist die Schilddrüse
übrigens ein wirklich sehr kleines Organ! Sie ist gerade mal 3–4cm lang und
zwischen 18 und 25 g schwer.
Die Hormone der Schilddrüse
Die beiden wichtigsten Schilddrüsenhormone sind T3 (Trijodthyronin) und
T4 (Thyroxin). Zu ihrer Herstellung benötigt die Schilddrüse Jod, das sie
sich aus dem Körper holen kann. Die Schilddrüsenhormone werden in der
Schilddrüse gespeichert und bei Bedarf an das Blut abgegeben.
Produziert die Schilddrüse zu viele Hormone, spricht man von einer Überfunktion (Hyperthyreose). Dabei beschleunigen sich die Stoffwechselprozesse im Körper. Häufigste Symptome sind: Schlafstörungen, Nervosität,
Gewichtsabnahme, Wärmeempfindlichkeit, rascher/unregelmäßiger Puls und
zitternde Hände.
Produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone, ist eine Unterfunktion
(Hypothyreose) die Folge. Die Stoffwechselprozesse im Körper verlangsamen sich. Es kommt unter anderem zu einer Beeinträchtigung des HerzKreislauf-Systems, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Konzentrationsschwäche/
Vergesslichkeit, Depressionen, Gewichtszunahme, trockener Haut und
trockenem Haar, Kälteempfindlichkeit, Gesichts- und Augenschwellungen,
Darmträgheit.
Lage der Schilddrüse
Und trotzdem ist sie das Gaspedal des Körpers!
Die Schilddrüse stellt gewissermaßen das „Gaspedal des Körpers“ dar. Gibt
die Schilddrüse ihre Hormone ins Blut ab, so werden die meisten Stoffwechselvorgänge im Körper aktiviert – man kann sagen: Der Mensch wird in Aktionsbereitschaft versetzt!
Dosiert Gas geben ist hier die Devise! Sowohl zu viel als auch zu wenig Hormone bedeuten für Sie Einschränkungen, Schwierigkeiten und gesundheitliche Probleme.
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Die Steuerung der Schilddrüsenhormone
Damit im Körper alles „wie am Schnürchen“ läuft, steuert das Gehirn die
Funktion der meisten Vorgänge, so auch die Schilddrüse. Eine sehr wichtige
Rolle bei der Herstellung und Steuerung der Schilddrüsenhormone spielen
zwei weitere Hormone: TRH und TSH.
Sie werden in verschiedenen Bereichen des Gehirns gebildet.
info
Regelkreislauf Schilddrüsenhormone
TRH – Steuerung von ganz oben
TRH wird im Hypothalamus, einem Teil des Mittelhirns, gebildet. Der Hypothalamus hat „Kontakt nach draußen“ und bekommt über die Nerven z.B.
gemeldet, wenn der Körper sich gegen Kälte wappnen muss. Er sendet dann
das TRH aus, um die Hypophyse zur Tätigkeit anzuregen! TRH bedeutet
TSH-freisetzendes Hormon (Thyreotropin–releasing–hormon).
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07
Die Steuerung der Schilddrüsenhormone
Was hat Jod mit der Schilddrüse zu tun?
TSH – der wichtigste Regler
So viel an dieser Stelle schon vorweg – nach einer Operation macht ein
hoher TSH–Spiegel die Zellen empfindlicher für die Behandlung mit radioaktivem Jod und für die Bestimmung des Tumormarkers Thyreoglobulin.
Deshalb ist ein hohes TSH sowohl für die Behandlung als auch die Nachsorge des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms außerordentlich wichtig!
Ein hoher TSH–Spiegel nach der Operation entsteht, wenn man die Schilddrüsenhormone weglässt. Alternativ kann man TSH auch als Medikament
geben (rhTSH).
• TSH wird in der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse), einem winzigen Teil des
Gehirns direkt unterhalb des Hypothalamus, gebildet.
• TSH bedeutet schilddrüsenstimulierendes Hormon (Thyroid–stimulating–
hormon).
• Wird die Hypophyse durch TRH aus dem Hypothalamus angeregt, produ-
ziert sie TSH.
• TSH regt die Schilddrüsenzellen zur Bildung der Schilddrüsenhormone T3 und T4 an. Im Blut können die Schilddrüsenhormone dann ihre wichti-
ge Funktion für den Körper aufnehmen.
• Sind genügend Schilddrüsenhormone im Blut vorhanden, wird die Pro-
duktion von TSH wieder gebremst.
• So entsteht ein Regelkreislauf, der für die richtige Menge an Schilddrü-
senhormon im Körper sorgt:
– Viel Schilddrüsenhormon im Blut -> TSH–Spiegel sinkt
– Wenig Schilddrüsenhormon im Blut -> TSH–Spiegel steigt
07
Die Schilddrüse ist eine Hormonfabrik und zur Herstellung der beiden lebenswichtigen Schilddrüsenhormone Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (T4)
– braucht sie Jod !
Im T3 werden drei Jodatome eingebaut, im T4 sind es – wie der Name T4
vermuten lässt – vier. Um die Produktion der beiden Hormone gewährleisten zu können, besitzt die Schilddrüse eine einzigartige Fähigkeit: Sie holt
sich sehr schnell und effektiv so viel Jod aus dem Körper wie sie bekommen
kann.
Jod muss mit der Nahrung aufgenommen werden.
Der Jodvorrat des menschlichen Körpers wird auf 10 bis 30 Milligramm (mg)
beziffert. Der Körper kann Jod nicht selbst herstellen. Es muss deshalb mit
der Nahrung aufgenommen werden, z.B. durch jodiertes Speisesalz. Der
tägliche Jodbedarf hängt vom Alter ab.
Da die Schilddrüse als einziges Organ Jod langfristig speichert, kann radioaktives Jod gezielt als Untersuchungs- und Therapiemittel eingesetzt werden.
08
Was hat Jod mit der Schilddrüse zu tun?
Was bedeutet „Krebs“?
Was passiert, wenn ich zu wenig Jod zu mir nehme?
Krebs ist der umgangssprachliche Begriff für einen bösartigen (malignen)
Tumor.
Für eine gesunde und ausreichende Arbeit der Schilddrüse sollte ein
erwachsener Mensch ungefähr 200 Mikrogramm (200 Millionstel Gramm)
Jod pro Tag zu sich nehmen, da der Körper dieses Spurenelement nicht
selber herstellen kann.
Wenn Jod ausreichend vorhanden ist, kann die Schilddrüse es einbauen und
dem Körper genügend Hormone zur Verfügung stellen. Wenn aber ein Jodmangel besteht, passiert etwas Merkwürdiges: Der Körper bemerkt, dass zu
wenig Schilddrüsenhormone verfügbar sind, und als Ausgleich fängt die
Schilddrüse an zu wachsen!
Sie wird bei einem lang anhaltenden Jodmangel über Jahre hinweg immer
größer – nach außen hin sichtbar als Kropf (Struma).
Unkontrolliertes Wachstum
Im Gegensatz zum Wachstum der Schilddrüse beim Kropf sind die Wachstumsprozesse in einem Tumor ungesteuert und ohne Kontrolle!
Stellen Sie sich vor, dass in allen unseren Organen immer wieder Zellen neu
gebildet werden und absterben. Dieses Neuentstehen und Untergehen ist
vom Körper ganz genau reguliert – es entstehen also nicht mehr neue Zellen,
als alte verloren gehen oder als das korrekte Funktionieren des Organs benötigt. Bei einer Krebserkrankung allerdings verliert das Organ – warum,
weiß man noch gar nicht so genau – die Fähigkeit, das eigene Wachstum zu
kontrollieren, und immer mehr neue Zellen entstehen. Es wächst ein Tumor!
Absiedlungen in anderen Organen
info
Ist ein Kropf ein bösartiger Tumor?
Ein klares NEIN! Die Schilddrüsenvergrößerung, oder der
Kropf, ist eine Reaktion des Körpers auf zu wenig Schilddrüsenhormone im Blutkreislauf. Der Körper versucht
dann durch Bereitstellung von immer mehr Schilddrüsenzellen dieses Manko auszugleichen.
09
Eine weitere Besonderheit von Krebs macht die „Bösartigkeit“ aus: Es
bilden sich Metastasen. Einzelne Zellen der Krebsgeschwulst entfernen
sich von der erkrankten Stelle und lassen sich irgendwo an anderer Stelle
im Körper nieder – mit dem gleichen verhängnisvollen Fehler, sich unkontrolliert zu vermehren! Schilddrüsenkrebs wird fachsprachlich auch
Schilddrüsenkarzinom genannt.
10
Was bedeutet „Krebs“?
Die Untersuchung der Schilddrüse
Häufigkeit und Ursachen
Anamnese und Palpation
In Deutschland erkranken jährlich etwa 5.000 Menschen an einem Schilddrüsenkarzinom. Frauen sind dabei deutlich häufiger betroffen als Männer.
Die Ursachen sind noch nicht genau geklärt. Sicher ist jedoch, dass bei Jodmangel, Strahlenbelastung im Kindes- und Jugendalter, vermehrtem Vorkommen von Schilddrüsenkrebs in der Familie sowie chronischer Schilddrüsenentzündung ein erhöhtes Risiko besteht.
Bei Verdacht auf Schilddrüsenkrebs wird Ihr Arzt Sie zunächst befragen, ob
Ihnen in den letzten Jahren oder Monaten bereits etwas aufgefallen ist. Ein
solches Gespräch über den bisherigen Krankheitsverlauf nennt man Anamnese. Bei der anschließenden körperlichen Untersuchung wird er Ihren Hals
abtasten (Palpation), um zu erfühlen, ob Ihre Schilddrüse vergrößert ist oder
Knoten spürbar sind.
So kann sich der Krebs bemerkbar machen
Zu Beginn der Erkrankung macht der Schilddrüsenkrebs kaum Beschwerden
und wird daher oft erst spät bemerkt. Erst mit zunehmender Tumorgröße
kommt es zu Symptomen. Erkrankte bemerken einen größer werdenden
Knoten in der Schilddrüse, der durch Druck auf die Speise- bzw. Luftröhre
zu Schwierigkeiten beim Schlucken, Atmen und Sprechen führen kann.
Blutuntersuchung
Darüber hinaus wird durch Laboruntersuchung der Blutwerte geprüft, ob
die Schilddrüse richtig funktioniert – ob Ihr Körper über die richtige Hormonmenge verfügt, die er braucht! Bestimmt werden u. a. die Menge an
T3, T4 und TSH im Blut. Antikörpermessungen im Blut sind vor allem dann
wichtig, wenn es darum geht, eine Autoimmunerkrankung festzustellen.
Sonografie
Eine Schilddrüsensonografie, auch Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse
genannt, kann dann weiteren Aufschluss über die Größe, Lage und Konsistenz, etwaige Gewebeveränderungen und Knoten geben.
Einfach QR-Code einscannen und sich mit
Hilfe des Therapielotsen detaillierter informieren.
12
Die Auswertung des Szintigramms
Die Farbe zeigt die Aktivität
Sind im Szintigramm Knoten gefunden worden, können sie sich unterschiedlich darstellen. Stellen sich die Knoten rot oder gelb dar, spricht man von
heißen Knoten. Sind sie hingegen grün, blau oder gar nicht eingefärbt, handelt es sich um sogenannte kalte Knoten.
Heiße Knoten
Die Untersuchung der Schilddrüse
Szintigrafie
Wenn Knoten in der Schilddrüse festgestellt werden, ist meistens eine
Szintigrafie notwendig. Die Szintigrafie ist ein Verfahren zur Darstellung
spezieller Organsysteme. Auch Aussagen über deren Funktion sind damit möglich. Bei dieser Untersuchung erhalten die Patienten eine radioaktive Substanz (z.B. Technetium–99 m) mittels intravenöser Injektion oder
als Kapsel, die sich in der Schilddrüse anreichert. Anschließend sendet das
Gewebe Gammastrahlen aus, die von einer Gammakamera erfasst und in ein
Bild umgesetzt werden. Diese Bilder kann der Nuklearmediziner auswerten
und zur Diagnose nutzen.
Die intensive rote oder gelbe Färbung bedeutet, dass der Knoten viel radioaktives Technetium gespeichert hat und sehr aktiv ist. Man kann in fast allen
Fällen davon ausgehen, dass diese heißen Knoten gutartig und keine Krebsgeschwulst sind.
Trotzdem signalisiert der heiße Knoten im Szintigramm einen Befund, der
behandelt werden muss, da es sich um Bereiche der Schilddrüse handelt, die
vermehrt Hormone produzieren und nicht mehr durch das TSH der Hirnanhangsdrüse gesteuert werden! Da sie selbstständig, d. h. autonom arbeiten,
nennt man sie autonome Adenome. Sehr häufig entsteht aus der ungesteuerten Produktion von Schilddrüsenhormonen eine Schilddrüsenüberfunktion, die der Arzt behandeln muss.
info
Szintigrafie heißer Knoten
Szintigrafie normaler Knoten
14
Die Auswertung des Szintigramms
Kalte Knoten
Sind die Knoten dagegen grün oder blau bzw. nicht eingefärbt, handelt es
sich um kalte Knoten, Bereiche also, die wenig radioaktives Technetium
angereichert haben und somit nicht aktiv sind. Diese Bereiche sind nicht
in der Lage, wie normales Schilddrüsengewebe Jod aufzunehmen und
Schilddrüsenhormone zu produzieren! Häufig handelt es sich hier einfach
um vernarbtes Gewebe, eine Entzündung oder eine Zyste.
Maximal 5 % der kalten Knoten deuten allerdings (auch) auf einen bösartigen
Tumor hin. So wird in jedem Fall der Befund eines kalten Knotens eine
eingehendere Untersuchung des Arztes und häufig eine Operation nach sich
ziehen!
Welche Tumorformen gibt es und was
bedeuten die Unterschiede?
Man unterscheidet drei Typen von Schilddrüsenkarzinomen.
1. Undifferenzierte oder anaplastische Karzinome
Dieser Typ gehört mit 15–25 % zu den selteneren Formen des Schilddrüsenkrebses. Sie unterscheiden sich stark von normalem Schilddrüsengewebe und wachsen sehr schnell. Die Zellen dieser Tumore nehmen kein
Jod auf und sind somit einer Radiojodbehandlung nicht zugänglich!
2. Medulläres Karzinom
Dieser Karzinomtyp ist mit 5–10 % eher selten. Er entsteht in den sogenannten C-Zellen. Das sind Zellen, die in kleinen Gruppen in der Schilddrüse liegen und das Hormon Calcitonin bilden.
3. Differenzierte Karzinome
Mit 75 % sind die differenzierten Krebsarten am häufigsten. Sie entstehen aus den Follikelzellen und ähneln weitgehend dem gesunden Schilddrüsengewebe. Die Zellen dieser Tumore nehmen in der Regel radioaktives
Jod auf und können daher gezielt behandelt werden.
Szintigrafie kalter Knoten
a) Papilläres Karzinom
Zellen aus den Schilddrüsenfollikeln entarten zu Krebszellen. Sie
bilden sehr langsam wachsende Tumore, die bei adäquater Therapie und lebenslanger Nachsorge zu den Krebsarten mit den besten Heilungschancen gehören.
b) Follikuläres Karzinom
Ähnlich wie der papilläre Typ ist auch das follikuläre Karzinom wenig aggressiv. Auch hier führen Behandlung und Nachsorge zu einer ausgesprochen guten Prognose!
16
Die Behandlung des Schilddrüsenkarzinoms
Die Behandlung des Schilddrüsenkarzinoms
Wann muss operiert werden?
Diese „Bestrahlung von innen“ beseitigt weitgehend zuverlässig alle
Schilddrüsenrest- oder -krebszellen, die im Körper geblieben sind oder
vom Tumor bereits gestreut wurden. Die schädlichen Zellen lassen sich
dabei durch ihre besonderen Eigenschaften gut „finden und überlisten“.
Denn die Schilddrüsenkrebszellen verhalten sich ebenso wie ihre gesunden
„Schwesterzellen“. Sie speichern Jod, unabhängig davon, wo sie im Körper
wachsen. Auch das radioaktive Jod (Radiojodid, Jod 131), das Sie als Kapsel
schlucken, nehmen die Krebszellen bereitwillig auf. Die Krebszellen reichern die radioaktive Substanz an und besiegeln so ihren eigenen Untergang.
Um die Ablation so wirksam wie möglich zu machen, sind einige vorbereitende Schritte notwendig.
Um es gleich vorwegzunehmen: in aller Regel immer!
Unabhängig vom Karzinomtyp ist die Operation in den allermeisten Fällen
das Mittel der Wahl. Der Chirurg entfernt bei der Operation nach Möglichkeit die gesamte Schilddrüse, um sicherzugehen, dass der Krebs mit entfernt
wurde. Durch eine Operation überleben mehr als 90 % der Betroffenen die
Erkrankung. Die Rückfallrate nach einer Schilddrüsenoperation beträgt 2–
6 %. Komplikationen treten in weniger als 2 % der Fälle auf.
Hormonersatz
Nach Entfernung der Schilddrüse verliert der Körper die Fähigkeit, selbst
Schilddrüsenhormone herzustellen. Dadurch droht eine Schilddrüsenunterfunktion!
Um diese zu verhindern, müssen die Schilddrüsenhormone in Form von
Tabletten zugeführt werden (Hormonersatztherapie = Hormonsubstitution).
Für die allermeisten Patienten ist dies ohne weitere Komplikationen möglich. Die Hormonersatztherapie verhindert also die Schilddrüsenunterfunktion und bietet noch weitere Vorteile: Sie unterdrückt die Bildung
von TSH. Das ist gut, denn TSH stimuliert das Wachstum möglicherweise
verbliebener Schilddrüsenkrebszellen.
Für eine erfolgreiche Ablation wichtig: der Jodhunger!
Alle verbliebenen Zellen der Schilddrüse sollen extrem hungrig auf Jod
gemacht werden, damit sie das o.g. radioaktive Jod optimal aufnehmen
können. Man erreicht das durch zwei unterschiedliche Vorgänge:
• geringe Jodaufnahme mit der Nahrung. Sie sollten in der
Vorbereitung auf die Ablation möglichst wenig Jod zu sich
nehmen, sodass das Angebot dieses Spurenelements im Körper stark abnimmt.
• hohes TSH
Nach der Operation! Die Ablation.
Der chirurgische Eingriff wird in Krankenhäusern, die viel Erfahrung
mit der Operation der Schilddrüse haben, routiniert, sicher und effektiv
durchgeführt. Trotz dieser großen Routine bleiben aufgrund der komplizierten Lage der Schilddrüse noch wenige Gewebereste der Schilddrüse
im Hals zurück. Da sich auch hier noch einzelne Krebszellen verbergen
können, wird im Anschluss an eine Operation fast immer die Ablation mit
radioaktivem Jod (ablative Radiojodtherapie) empfohlen, die dann vom
Nuklearmediziner durchgeführt wird.
17
TSH löst in den Schilddrüsenzellen massiven Jodhunger aus, sodass jetzt alle
im Körper verfügbaren radioaktiven Jodatome sofort aufgenommen werden,
die dann das verbliebene Schilddrüsengewebe zerstören.
Damit der TSH-Spiegel ansteigt, erhalten Sie nach der Operation keine
Schilddrüsenhormontabletten! Denn unter Hormoneinnahme ist TSH normalerweise niedrig. Der Körper bemerkt, dass ihm jetzt Schilddrüsenhormone fehlen, und produziert verstärkt TSH, um den Mangel auszugleichen. Alternativ kann TSH auch als Medikament (rhTSH) verabreicht
werden.
18
Was passiert, wenn man nach der Operation
keine Schilddrüsenhormone einnehmen darf?
Wenn Ihre Schilddrüse entfernt wurde und Sie anschließend keine Hormontabletten bekommen haben, resultiert daraus eine stetig stärker werdende
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) mit all ihren negativen Symptomen (siehe auch „Die Hormone der Schilddrüse“).
Wenn das Gaspedal fehlt ...
Die Phase der Hypothyreose kann sich bei jedem Patienten sehr unterschiedlich gestalten. Während die einen die Unterfunktion sehr gut
überstehen, erleben viele andere Patienten mannigfaltige Symptome der
Unterversorgung mit Schilddrüsenhormonen: Sie fühlen sich antriebslos
und matt, erleiden Müdigkeitsanfälle, die lähmend sind. Das Gehirn
reagiert mit Depressionen, Gedächtnis- und Konzentrationsminderungen.
In der Hypothyreose können viele Patienten mehrere Wochen lang nicht
mehr Auto fahren oder ihren beruflichen wie auch familiären Pflichten
nachkommen. Für viele Patienten ist die Schilddrüsenunterfunktion die
schlimmste Erfahrung der gesamten Behandlung!
Die Alternative zur Schilddrüsenunterfunktion
Die gesamte Hypothyreose-Phase nach der Operation dient dazu, das Hormon TSH in ausreichend hoher Menge zur Verfügung zu stellen. Dies ist die
Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Ablation.
Da die Schilddrüsenunterfunktion aber für viele Patienten eine solche
Leidenserfahrung ist, haben Wissenschaftler mittlerweile eine Alternative
entwickelt. Sie können das TSH biotechnologisch herstellen und dem Patienten als Medikament verabreichen. Der Fachbegriff ist rekombinantes
humanes TSH oder kurz rhTSH. Seit über zehn Jahren bereits in
Deutschland zugelassen, wird rhTSH in der Regel standardmäßig eingesetzt,
um Patienten die unangenehmen Begleiterscheinungen der Hypothyreose in
der Vorbereitung auf die Ablation zu ersparen.
So kann mit der Einnahme der Hormontabletten direkt nach der Operation begonnen werden und die Ablation in euthyreoter (normaler) Stoffwechsellage, schon ab zehn Tagen nach der Operation, erfolgen. Damit
kann der Therapieprozess beschleunigt und die Krebsbehandlung schneller
erfolgreich abgeschlossen werden.
rhTSH ist in der Regel gut verträglich. Die häufigsten Nebenwirkungen
sind Übelkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Erbrechen und Schwindel.
Gelegentlich treten Überempfindlichkeitsreaktionen, wie Nesselsucht,
Hautausschlag, Juckreiz, anfallsartige Rötung der Haut oder Störungen der
Atmung auf.
Einfach QR-Code einscannen und mehr über
die TSH-Steigerung erfahren.
20
Ist die Strahlung der Ablation gefährlich?
Was passiert bei der Ablation?
Was ist Jod-131?
Sie haben zur Ablation radioaktives Jod, das sogenannte Jod-131 (sprich: Jodhunderteinunddreißig) als Kapsel zu sich genommen.
Jod-131 ist ein Beta- und Gammastrahler. Das bedeutet, dass ein Teil
der Strahlung aus Elektronen (Betastrahlen) besteht. Der große Vorteil
der Betastrahlung: Sie ist sehr energiereich und kann somit sehr gezielt
die Zelle zerstören. Dazu hat diese Betastrahlung nur eine sehr geringe
Reichweite, sodass kein umliegendes Gewebe angegriffen wird. So können
Nuklearmediziner mit relativ hohen Aktivitäten den Krankheitsherd
bekämpfen, ohne das umliegende Gewebe in Mitleidenschaft zu ziehen! Ein
weiterer Teil der Strahlung wird als Gammastrahlung frei, die wiederum aus dem Gewebe heraus tritt und somit für die Bildgebung mit einer
Gammakamera genutzt werden kann. So ist es möglich, Jod-131 sowohl
therapeutisch als auch diagnostisch zu nutzen!
Nach Einnahme der Jod-131-Kapsel müssen Sie für ein paar Tage auf der
nuklearmedizinischen Therapiestation bleiben. Sie sind hier zusammen mit
anderen Patienten, die auch mit Radiojod behandelt wurden, untergebracht.
Selbstverständlich bleiben Ihre Ärzte und das Pflegepersonal der Klinik
bei Ihnen und versorgen Sie wie auf einer ganz normalen Station. Früher
wurden diese Stationen wegen ihrer radioaktiven Abschirmung gerne als
„Bunker“ bezeichnet. Heute sind die meisten dieser Stationen modern und
liebevoll eingerichtet, sodass es Ihnen gutgehen wird und Sie die Ruhe
während Ihrer Genesung genießen können.
Halbwertszeiten
Die Frage, wie lange man in der nuklearmedizinischen Abteilung bleiben
muss, hängt von mehreren Faktoren ab. Prinzipiell ist die Strahlung, die von
Ihnen ausgeht, kurz nach Einnahme der Jod-131-Kapsel am stärksten.
21
Dann kommen zwei Vorgänge ins Spiel, die die Strahlung im Laufe der
Zeit immer weiter abschwächen. Zum einen hat Jod-131 eine physikalische
Halbwertszeit von 8 Tagen (d. h., nach 8 Tagen strahlt es nur noch halb so
stark, nach weiteren 8 Tagen ein Viertel und so weiter …) zum anderen
scheiden Sie über Ihren Urin das radioaktive Material wieder aus. Die
biologische Halbwertszeit reduziert also die Strahlung zusätzlich!
Wenn Sie durch eine Schilddrüsenunterfunktion, also ohne die Einnahme
von Schilddrüsenhormonen, auf die Ablation vorbereitet wurden, arbeitet
Ihre Niere in der Zeit der Ablation relativ langsam und reinigt so auch den
Körper nur langsamer von dem radioaktiven Material. Das heißt, während
die physikalische Halbwertszeit unverändert bleibt, verlängert sich die
biologische.
Wurden Sie mit rhTSH auf die Ablation vorbereitet und mit Schilddrüsenhormontabletten bereits nach der Operation versorgt, dann ist Ihre Niere
mit ihrer ganz normalen Geschwindigkeit tätig und schafft somit auch
das Jod-131 schneller aus dem Körper wieder heraus. Hier arbeiten also
physikalische und biologische Halbwertszeit optimal zusammen. Es ist
sicher sinnvoll, diese beiden Möglichkeiten mit dem behandelnden Arzt zu
besprechen – er kann abschätzen, welche Vorbereitung für Sie geeignet ist.
info
Maßeinheiten in der Nuklearmedizin
Die Aktivität gibt an, wie viele radioaktive Zerfallsprozesse pro
Se-kunde stattfinden. Sie wird in der Einheit Becquerel [Bq]
gemessen. Früher war die Einheit Curie [Ci] gebräuchlich. Die
Strahlendosis besagt, wie viel Strahlungsenergie im Zielgewebe
ankommt. Die Einheit dafür ist das Gray [Gy], früher Rard.
22
Ein Leben ohne Schilddrüse
Ein Leben ohne Schilddrüse
Spätestens wenn Sie nach der Ablation die Klinik verlassen, werden Sie von
Ihrem behandelnden Arzt in Gesprächen und auch medikamentös auf das
Leben ohne Schilddrüse eingestellt.
Sie werden erfahren, dass Sie nach einer Phase der Einstellung auf die
Schilddrüsenhormontabletten Ihr Leben ganz normal wieder aufnehmen
können – so wie Sie es vorher geführt und gemocht haben. Sie werden
leistungsfähig sein und sich wieder ganz gesund fühlen. Sicher kann der
Kontakt zu anderen Betroffenen sehr hilfreich sein, um mit diesen/ ihnen
Hoffnungen, Erfahrungen und sicher auch Ängste austauschen zu können.
Am Ende dieser kleinen Broschüre geben wir Ihnen einige Adressen von
Selbsthilfegruppen, an die Sie sich vertrauensvoll wenden können.
Wichtig für Sie ist in der Folgezeit Ihrer Behandlung in jedem Fall: Gehen
Sie zu Ihren Nachsorgeterminen, nehmen Sie die weiteren Untersuchungen
sehr ernst!
Nachsorge: Warum eigentlich, der Krebs ist doch weg?
info
Das differenzierte Schilddrüsenkarzinom hat eine sehr gute
Prognose, das heißt, Ihre Aussichten, gesund zu sein und zu
bleiben, sind sehr hoch. Trotzdem kann der Krebs in einigen
Fällen wiederkommen. Dann ist eine weitere erfolgreiche
Behandlung abhängig von einer frühzeitigen Diagnose!
Lassen Sie sich helfen!
23
Ihr Arzt wird Ihnen erklären, dass Sie von nun an regelmäßig zur Nachsorge
gehen müssen. Mit Schilddrüsenkrebs haben Sie eine sehr gute Prognose
und die allerbesten Heilungschancen, wenn Sie konsequent und mit
großer Zuverlässigkeit Ihre Nachsorgetermine wahrnehmen! Dann werden
Sie auf die medikamentöse Einnahme der Schilddrüsenhormone von
Ihrem Arzt eingestellt. Hier ist ein weiteres Mal großes Fachwissen und
Fingerspitzengefühl des Arztes gefragt: Er muss zusammen mit Ihnen
jetzt eine Dosierung der Schilddrüsenhormone finden, die gerade so hoch
ist, dass Ihre Hirnanhangsdrüse möglichst gar kein TSH mehr produziert!
Ihr Arzt nennt diesen therapeutischen Ansatz SchilddrüsenhormonSuppressionstherapie.
Je früher, desto besser!
Wenn die Dosierung der Schilddrüsenhormone für Sie optimal eingestellt
ist, werden Sie sich wohlfühlen und den Verlust Ihrer Schilddrüse gar nicht
mehr merken. Glücklicherweise ist es sehr gut möglich, die fehlenden
Hormone durch Medikamente zu ersetzen.
Zur Nachsorge gehören insbesondere drei Untersuchungen:
Und hier zählt nun einfach das richtige Augenmaß! Eine frühe Diagnose
kann eine große Heilungschance bedeuten. Die Erfahrung der Ärzte und
Fachgesellschaften mit den Nachsorgeintervallen ist in den letzten Jahren
durch hervorragende Dokumentation der Fälle immer besser geworden,
sodass Sie sehr gut beraten sind, die empfohlene Nachsorgeroutine sehr
genau einzuhalten! Anhand Ihrer heutigen Diagnose wird Ihr Arzt –
abhängig von Ihrem potenziellen Wiedererkrankungsrisiko – ein spezielles
Nachsorgeschema für Sie entwerfen, da nicht nur der Rhythmus, sondern
auch die Art der Untersuchungen unterschiedlich sinnvoll sein kann.
• der Thyreoglobulintest
• die Ultraschalluntersuchung des Halses
• die Ganzkörperszintigrafie mit radioaktivem Jod-131
24
Ein Leben ohne Schilddrüse
Tg und Ultraschall – ein Dreamteam!
Tg – zwei Buchstaben, ein Tumormarker
Der in der Nachsorge des Schilddrüsenkarzinoms wichtigste Wert ist das
Tg = Thyreoglobulin, ein Eiweißstoff, der nur von Schilddrüsenzellen
produziert wird! Nach erfolgreicher Ersttherapie (Operation und Ablation)
sollte Tg nicht mehr im Körper vorhanden sein.
Schilddrüsenzellen
vorhanden
Thyreoglobulin
im Blut
Schilddrüsenzellen
NICHT vorhanden
KEIN Thyreoglobulin
im Blut
Findet man nun während einer Routineuntersuchung wieder Tg in Ihrem
Blut, müssen weitere diagnostische Maßnahmen eingeleitet werden, da
zu befürchten ist, dass irgendwo in Ihrem Körper doch noch Zellen der
Schilddrüse aktiv sind.
Der Thyreoglobulintest
Um diese Zellen zu finden, kann es – abhängig von Ihrem persönlichen
Risiko einer Wiedererkrankung – wichtig sein, zur Messung des Tg-Wertes
möglichst viel TSH (schilddrüsenstimulierendes Hormon) im Körper
verfügbar zu haben. Die Aussagekraft eines Thyreoglobulintests ist bei einem
hohem TSH-Spiegel im Blut höher. Und wie bei der Ablation kann ein hoher
TSH–Wert wiederum durch eine mehrwöchige Schilddrüsenunterfunktion
oder mit der Gabe von rhTSH erreicht werden. Ihr Arzt kann einschätzen,
ob und in welchen Abständen ein so stimulierter Tg-Wert gemessen werden
sollte!
25
Zusätzlich zu der Tg-Messung sollte immer eine Ultraschalluntersuchung
Ihres Halses gemacht werden. Beide Untersuchungen zusammen ergeben
eine so hohe Diagnosesicherheit, wie man sie wirklich selten in der Medizin
hat!
So ist z. B. bei Niedrigrisiko-Patienten die Bestimmung von Thyreoglobulin
in Verbindung mit einer Ultraschalluntersuchung des Halses in der
Nachsorge ausreichend.
Nutzen Sie diese Möglichkeiten, die Ihnen erfahrene Ärzte hier bieten
können! Es gibt Ihnen die Sicherheit, gesund zu sein. Die Untersuchung des
Tg-Wertes zusammen mit der Sonografie bietet für Sie und Ihren Arzt ein
hohes Maß an Sicherheit!
Und doch ist es manchmal notwendig, weitere bildgebende Verfahren
einzusetzen. Insbesondere bei der ersten Nachsorge nach der Ablation wird
in der Regel eine Ganzkörperszintigrafie durchgeführt, um ganz sicher zu
sein, dass keine weiteren Krebsherde bestehen.
Ein Leben ohne Schilddrüse
Die Ganzkörperszintigrafie
Eine Ganzkörperszintigrafie wird insbesondere beim ersten Nachsorgetermin durchgeführt. Da dabei radioaktives Jod zur Diagnostik
eingesetzt wird, spricht man auch von Radiojoddiagnostik.
Das Prinzip der Radiojoddiagnostik ähnelt dem der Ablation!
Mit dem entscheidenden Unterschied, dass sehr viel geringere Strahlungsaktivitäten eingesetzt werden. Denn hier soll kein Gewebe verödet,
sondern nur ein Bild gemacht werden! Ansonsten ist die Radiojoddiagnostik
die kleine Schwester der Ablation mit dem gleichen Prinzip. Mögliche
noch bestehende Schilddrüsenrestzellen oder -krebszellen müssen auch
hier jodhungrig gemacht werden. Anschließend wird eine kleine Menge an
radioaktivem Jod-131 (Radiojod) als Kapsel zum Schlucken verabreicht. Zwei
bis drei Tage nach-dem Sie die Kapsel eingenommen haben, wird mit Hilfe
einer Spezial-kamera ein Ganzkörperszintigramm durchgeführt, denn zu
diesem Zeitpunkt haben die evtl. verbliebenen Zellen das Radiojod optimal
aufgenommen.
Ein Bild von Ihrem Körper
Diese Spezialkamera nimmt die Gammastrahlung des Jod-131 auf. Stellen
Sie sich diese Gammakamera wie einen großen Ring vor, der langsam und
im Abstand von einigen Zentimetern an Ihrem Körper entlangfährt und
dabei jeden radioaktiven Zerfall aufzeichnet. So entsteht ein schemenhaftes
Bild von Ihrem Körper. Hat sich nun das Jod irgendwo besonders stark
angereichert, wird dieser Bereich von der Kamera markiert, und Ihr Arzt
weiß, dass dort höchstwahrscheinlich noch Schilddrüsenzellen aktiv sind!
27
info
Die Vorbereitung ist wichtig
Wie die Ablation muss auch die Radiojoddiagnostik
vor-bereitet werden. Und wieder steht man vor der
Entscheidung: Sollen Sie zur Anhebung Ihres TSH-Spiegels
auf die Schilddrüsenhormontabletten für mehrere Wochen
verzichten? Oder werden Sie mit rhTSH behandelt,
während Sie Ihre Schilddrüsenhormone weiterhin einnehmen können?
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt!
Diese Frage können Sie nur zusammen mit Ihrem Arzt
klären! Die allermeisten Ärzte wissen um die Behandlungsmethode mit rhTSH. Und die Nuklearmediziner sind mit
dieser Option bereits vertraut, sodass Sie sich in der Regel
auf das Urteil dieser Fachärzte sehr gut verlassen können,
welche der beiden Vorbereitungsmethoden für Sie die bessere ist. Sprechen Sie Ihre Ärzte auf diese Möglichkeiten an!
Tipps für Patienten
Darüber sprechen und Gleichgesinnte treffen!
Viele Patienten wissen nicht, wie sie mit der Diagnose Krebs leben können.
Unsicherheiten, Angst und das Gefühl, alleine dazustehen, nehmen vielen
den Lebensmut.
Es ist deshalb wichtig zu wissen, dass man mit seinem Problem nicht
alleine ist. Sprechen Sie mit Ihren Familienangehörigen und Freunden
über Ihre Zweifel, Ängste und Fragen und überlegen Sie sich, vielleicht
Mitglied in einer Selbsthilfegruppe zu werden. Dort werden Sie andere
Menschen treffen, die bereit sind, über ihre eigenen Erfahrungen mit
Schilddrüsenkrebs zu berichten.
Achten Sie auf sich
Lernen Sie, wie Sie sich selbst mehr um Ihre Gesundheit kümmern können,
indem Sie sich gut ernähren, sich regelmäßig bewegen und Stress abbauen.
Ausgewogenheit zwischen Arbeit und Entspannung ist wichtig, setzen Sie
Prioritäten und vor allem: Vergessen Sie das Lachen nicht! Erfreuen Sie sich
an all den Dingen, die Sie vor Ihrer Diagnose tun konnten und auch jetzt
wieder tun können. Und vergessen Sie nicht, die regelmäßige Nachsorge
einzuplanen, die Ihnen ein sicheres Gefühl gibt, gesund zu sein!
Wir wünschen Ihnen alles Gute!
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30
Nützliche Links im Internet
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Auf unserer Homepage finden Sie weitere Informationen zum Thema
Schilddrüsenkrebs. Hier können Sie auch Infomaterial online bestellen.
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insbesondere für Inhalte, deren Verbreitung nach deutschem und/oder ausländischem Recht verboten ist.
www.nuklearmedizin.de
(Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin)
Neben detaillierten Informationen zu nuklearmedizinischen Behandlungen
auch spezielle Patienteninfos, aktuelle Termine sowie eine Liste von
spezialisierten Praxen
www.endokrinologie.net
(Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie)
Serviceangebote für Patienten, Veranstaltungshinweise, Neuigkeiten und
eine Liste von Endokrinologen in Deutschland
www.sd-krebs.de
(Ohne Schilddrüse leben e.V. – Bundesverband Schilddrüsenkrebs)
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Aktuelle Informationen und Foren zum Thema Schilddrüsenkrebs
www.schilddruesenliga.de
(Dachverband der Selbsthilfegruppen für Schilddrüsenkranke und
deren Angehörige)
Lexikon, Buchvorschläge, Informationen zum Stand der Forschung,
rechtliche Hinweise und eine Liste von Schilddrüsen-Selbsthilfegruppen in
Deutschland sowie Veranstaltungstermine
www.krebshilfe.de (Deutsche Krebshilfe)
Aktuelle Meldungen zu Krebserkrankungen, generelle Informationen und
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Schilddrüsenkrebs.
Glossar
Glossar
Fachbegriffe verständlich erklärt
Ganzkörperszintigrafie (GKS)
Ablation (ablative Radiojodtherapie)
An die operative Entfernung der Schilddrüse anschließende Behandlung mit
radioaktivem Jod, um noch vorhandene Schilddrüsenzellen sowie vorhandene Krebszellen und Metastasen zu zerstören.
Medizinisches Untersuchungsverfahren, das Restgewebe, Rezidive und
Metastasen nach der Aufnahme von radioaktivem Jod mit einer Gammakamera sichtbar macht. Das dabei entstehende Bild nennt man Ganzkörperszintigramm.
Halbwertszeit
Autonomes Adenom
Gutartiger, vom Drüsenepithel ausgehender Knoten in der Schilddrüse, der
unabhängig von TSH Schilddrüsenhormone produziert.
Als Halbwertszeit wird bei Bestrahlung diejenige Zeitspanne bezeichnet, in
der die Strahlung auf die Hälfte abgesunken ist.
Hormone
Calcitonin (Kalzitonin)
Calcitonin ist ein Hormon, das in den C-Zellen der Schilddrüse hergestellt
wird und den Kalziumhaushalt des Körpers reguliert. Einen erhöhten Kalzitoninspiegel findet man bei medullären Schilddrüsenkarzinomen, weshalb
Kalzitonin dort auch als Tumormarker eingesetzt wird.
Vom Körper selbst produzierte Botenstoffe, die von Drüsen (z. B. Schilddrüse) oder Geweben produziert und direkt in die Blut- oder Lymphbahn
abgegeben werden. Sie steuern die Funktion der Organe und beeinflussen
die Stoffwechselvorgänge.
Hyperthyreose
DNS (Desoxyribonukleinsäure)
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Die DNS bildet das genetische Material und ist Träger der Erbanlagen.
Schilddrüsenüberfunktion: Die Schilddrüse produziert zu viele Hormone
und gibt diese an den Organismus ab.
Feinnadelbiopsie
Hypophyse (Hirnanhangsdrüse)
Einführen einer dünnen Nadel in das Schilddrüsengewebe, um Gewebe zu
entnehmen und die Probe im Anschluss auf Krebszellen zu untersuchen.
Wird auch Schilddrüsenpunktion genannt.
Produziert das Hormon TSH, das bei der Steuerung der Schilddrüsenfunktion mitwirkt. Die Hypophyse ist ein kleiner Teil des Gehirns und bildet
eine funktionelle Einheit mit dem Hypothalamus.
Follikel
Hypothalamus
Kugelförmige Bläschen, die aus mehreren Zellen bestehen. In den Schilddrüsenfollikeln werden die Schilddrüsenhormone gebildet und gespeichert.
Produziert das Hormon TRH, das im Regelkreislauf zusammen mit TSH
und T3/T4 die reibungslose Funktion der Schilddrüse gewährleistet.
Follikuläres Schilddrüsenkarzinom
Hypothyreose
Krebsgewebe, das sich aus den Follikeln der Schilddrüse entwickelt hat.
Schilddrüsenunterfunktion: Die Schilddrüse produziert nicht genügend
Hormone für die reibungslose Funktion des Stoffwechsels.
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Glossar
Glossar
Intravenöse Injektion
meist über die Blut- oder Lymphbahn an anderen Körperstellen.
Ein Medikament wird in Muskelgewebe gespritzt.
Prognose
Jod
Ärztliche Beurteilung des voraussichtlichen Verlaufs einer Erkrankung.
Lebenswichtiges Spurenelement für die Bildung von Schilddrüsenhormonen. Kann vom Körper nicht selbst produziert werden und muss mit der
Nahrung (z.B. in Form von jodiertem Speisesalz) aufgenommen werden.
Radio-Jod
Radioaktives Jod, das in der Radiojodtherapie und der Radiojoddiagnostik
eingesetzt wird.
Karzinom
Bösartige Geschwulst, die von der Haut, den Schleimhäuten oder dem Drüsengewebe ausgeht.
Radiojoddiagnostik
Verabreichung einer geringen Menge von radioaktivem Jod zum Nachweis
von Schilddrüsenrestgewebe, Metastasen oder Rezidiven.
Knoten, heiße und kalte
Heiße Knoten bedeuten, dass der Knoten viel radioaktives Jod speichert und
sehr aktiv ist. In fast allen Fällen sind diese heißen Knoten gutartig und keine
Krebsgeschwulst. Trotzdem signalisiert der heiße Knoten im Szintigramm
einen Vorgang, der beobachtet und ggf. behandelt werden muss, da sie
überaktiv (autonom) sind.
Die kalten Knoten sind kritischer: Sie nehmen weniger bis kein Jod auf
und sind damit inaktiv. Häufig handelt es sich um vernarbtes Gewebe,
eine Entzündung o.ä., aber es könnte sich auch in seltenen Fällen um ein
Schilddrüsenkarzinom handeln.
Radiojodtherapie
Wenn in der Nachsorgediagnostik (Tg-Messung und/oder GKS) ein positiver
Befund auftritt, werden Rezidive oder Metastasen mit radioaktivem Jod zerstört.
Rekombinant
Biotechnologisch hergestellt, durch Verknüpfung von verschiedenen DNSStücken entstanden.
Rezidiv
Malignität
Die Begriffe Malignität und maligne (lat. malignitas „Bösartigkeit“, „Missgunst“) werden in der Medizin verwendet, um eine Erkrankung oder einen
Krankheitsverlauf zu kennzeichnen, der fortschreitend zerstörerisch wirkt.
Häufig genutzt wird er in Bezug auf Tumorerkrankungen zur Kennzeichnung
eines Tumors, der in der Lage ist, Tochtergeschwülste (Metastasen) zu bilden. Ein maligner Tumor wird umgangssprachlich als Krebs bezeichnet.
Metastase
Rückfall, erneuter Krankheitsausbruch; bei Krebs: Wiederauftreten eines
Tumors nach kompletter Entfernung oder Abheilung.
rhTSH
Rekombinantes, humanes (menschliches) TSH. Dies ist dem körpereigenen
TSH sehr ähnlich und hat die gleiche Funktion: Es stimuliert die Aufnahme
von radioaktivem Jod und die Freisetzung von Thyreoglobulin in den Schilddrüsenzellen. rhTSH ist nicht allergen, das heißt, es löst keine allergischen
Reaktionen aus.
Tochtergeschwulst eines bösartigen Tumors, Absiedelung von Tumorzellen,
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Glossar
Glossar
Schilddrüse
Schilddrüsenszintigrafie
Die Schilddrüse ist eine vor der Luftröhre gelegene, schmetterlingsförmige
Drüse. Sie sorgt u.a. für einen reibungslosen Ablauf des Stoffwechsels und
stellt die wichtigen Schilddrüsenhormone T3 und T4 sowie das Hormon
Calcitonin her.
Nuklearmedizinisches diagnostisches Verfahren zur Beurteilung des Schilddrüsengewebes auf eine mögliche Erkrankung.
Struma
Schilddrüsenhormone (T3 = Trijodthyronin; T4 = Thyroxin)
Vergrößerung der Schilddrüse aus unterschiedlichen Gründen, im Volksmund auch „Kropf“ genannt.
Die beiden wichtigsten Schilddrüsenhormone T3 und T4 werden mit Hilfe von Jod in der Schilddrüse gebildet und gespeichert. Sie sind für wich-tige
Stoffwechselprozesse im Organismus unverzichtbar, z. B. für Eiweißaufbau,
Wachstum von Knochen und Gewebe sowie für eine reibungslose Funktion
von Nerven, Herz, Kreislauf und Muskeln.
Schilddrüsenhormon-Suppressionstherapie
Zufuhr einer erhöhten Menge an Schilddrüsenhormonen, um die körpereigene TSH–Produktion zu unterdrücken. Ziel ist, den Wachstumsreiz auf
verbliebene Schilddrüsenzellen zu unterdrücken.
Tg-Bestimmung
Test zur Messung von Thyreoglobulin (Tg) im Blut. Nach der Schilddrüsenoperation kann anhand des Tg-Wertes überprüft werden, ob Schilddrüsenreste, -krebszellen oder Metastasen vorhanden sind. Thyreoglobulin (Tg)
Eiweiß, das in der Schilddrüse gebildet wird und von den Follikeln für die
Produktion und Speicherung von T3 und T4 benötigt wird. Dient nach operativer Entfernung der Schilddrüse als Tumormarker.
Thyreoidektomie
Operative Entfernung der gesamten Schilddrüse.
Schilddrüsenkarzinom: differenziert und undifferenziert
Fachbegriff für Schilddrüsenkrebs. Undifferenzierte Schilddrüsenkarzinome
bestehen aus Zellen, die nur sehr geringe oder keine Ähnlichkeit mit normalen Schilddrüsenzellen aufweisen.
Das Gewebe der differenzierten Schilddrüsenkarzinome ähnelt hingegen
den normalen Schilddrüsenzellen, die nach verschiedenen Zelltypen weiter
in papilläre und follikuläre Schilddrüsenkarzinome unterteilt werden.
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TRH (Thyreotropin Releasing Hormon)
Im Hypothalamus gebildetes Hormon, das die Freisetzung von TSH aus der
Hirnanhangsdrüse stimuliert.
TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon)
Schilddrüsensonografie
Hormon, das bei Mangel an T3 und T4 von der Hirnanhangsdrüse ausgeschüttet wird und die Schilddrüse zur Produktion der Schilddrüsenhormone
anregt.
Mit Hilfe von Ultraschallwellen werden Bilder erzeugt, um die Schilddrüse
darzustellen und eine mögliche Erkrankung diagnostizieren zu können. Eine
Strahlenbelastung tritt nicht auf.
Bestimmung der TSH-Konzentration im Blut.
TSH-Bestimmung
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Glossar
Tumor
Gewebemasse oder Geschwulst, die durch übermäßiges Zellwachstum entsteht. Tumor ist ein wertneutraler Begriff, der sowohl eine gutartige als auch
eine bösartige Geschwulst bezeichnet.
Tumormarker
Stoffe, deren Auftreten oder erhöhte Konzentration in Körperflüssigkeiten
(vor allem im Blut) auf das Vorhandensein und/oder den Verlauf von
(bösartigen) Tumoren hinweisen.
Zyste
Durch eine Kapsel abgeschlossener, mit Flüssigkeit gefüllter Hohlraum im
Gewebe.
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