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Mikrobiologie angewandte Mikrobiologie
C.N. 16.10.2004
0. Allgemeiner Überblick, Einführung zur Mikrobiologie
0.1. historisch bedeutende Persönlichkeiten und Entdeckungen:
Antony van Leeuwenhoek (1632-1723) hat ab 1674 zahlreiche Briefe an die Royal
Society in London geschrieben in denen detailierte Zeichnungen seiner
Beobachtungen zu finden waren, die, auch nach heutiger Interpretation, eindeutig
Bakterien zeigten (→ Folie). Unglücklicherweise berichtet Leeuwenhoek zwar über
seine Beobachtungen, nicht aber über seine Methodik.
In dieselbe Zeit fällt auch Robert Hooke´s (1635-1703) erste Beschreibungen von
Pflanzenzellen (Beobachtungen am Kork, "box of cells").
Obwohl Leeuwenhoek anscheinend Bakterien beobachtete die sich bewegten (siehe
fig: B auf der Folie) wurde erst Ende des 19.Jahrhunderts einwandfrei gezeigt, daß
Mikroorganismen die selben fundamentalen Eigenschaften haben wie andere
Lebewesen auch.
Lange vor den systematischen Arbeiten von Pasteur oder Koch
beobachtete der englische Landarzt Edward Jenner (1749-1823)
als erster die Immunität gegen Pocken von Menschen, die Vieh
hüteten, das an Kuhpocken erkrankt war.
Er versuchte um 1795 durch den Kontakt mit infektiösem
Kuhpocken-Lesionen Menschen gegen Pocken (smallpox) zu
immunisieren. Es gelang ihm, weil das Kuhpockenvirus ähnlich
jenem ist, welches beim Menschen die Krankheit verursacht.
Diese Ähnlichkeit reichte aus um das Immunsystem so gegen
Pocken zu stimulieren, dass die Krankheit trotz Infektion nicht
Edward Jenner
ausbricht.
Edward Jenner etablierte somit die erste Impfung noch lange bevor der
Zusammenhang zwischen Krankheit und Keim bewiesen war; fraglich ist allerdings
ob er die Effektivität seiner Impfung durch den Versuch mit Pocken zu infizieren
überprüfte. Heute ist das ein Fall für die Ethikkomission.
Wenn auch seine Methodik angeblich zu ungenau war und deshalb kritisiert wurde,
so löste seine Entdeckung doch den Beginn der immunologischen Forschung aus.
1837 erkennen Schwann und Kützing, dass die alkoholische Gärung durch Hefen
verursacht wird.
1847 sieht Ignaz Philipp Semmelweis die Übereinstimmung der
Symptome bei Sepsis und Kindbettfieber. Die Ursache waren
bakterielle Infektionen (z.B. mit Streptococcus pyogenes) die
durch Ärzte, die Leichen sezierten, übertragen wurde (Konflikt
Männer als Ärzte gegen Hebammen !!). Mit diesen Arbeiten
wurde Desinfektion zum Thema, aber die Problematik der
Wundinfektion wurde erst durch Joseph Lister (1864), der das
großflächige Desinfizieren (Karbol) des Operationsgebietes als
Routine einführte, gelöst.
Ignaz Semmelweis
Die Theorie der "spontanen Entstehung" von Leben aus toter (verfaulter Materie) die
zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch verbreitet war und die unter anderem erklärte
warum Nahrungsmittel verderben konnten, wurde erst um 1860 durch die
systematischen Arbeiten von Pasteur (1822-1895) widerlegt.
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Zwar war die Möglichkeit der Hitzesterilisation schon
länger beobachtet worden, doch man vermutete, daß
durch die Hitzebehandlung ein essentieller Stoff, der für die
spontane Entstehung von Leben notwendig war, verloren
ginge. Pasteur widerlegte diese Vermutungen durch seine
Versuche mit Schwanenhals-Kolben. Die Infektionen
kamen eindeutig durch "Teil-chen" aus der Luft zustande.
(→ wissenschaftstheoretischer Vermerk: Darwin publizierte "On the origin of species
by means of......" 1859).
Pasteur kann als einer der Begründer der modernen
Mikrobiologie gelten, der erstmals so altbekannte
Prozesse wie die Produktion von Wein oder Bier,
Käse etc. genau charakterisierte und auf die
Besiedlung durch Mikroorganismen zurückführte (
→ Folie Pasteur). Diese Arbeiten hatten auch
enorme wirtschaftliche Bedeutung, denn die
Zusammenhänge beim Verderb von Lebensmitteln
wurden erstmals verstanden. Pasteur arbeitete aber
auch über die optische Aktivität der Traubensäure
und entdeckte die optische Isomerie des
Kohlenstoffs.
Pasteurs Arbeiten zur Sterilisation wurden durch
Tyndall dahingehend erweitert, daß die manchmal
fehlgeschlagenen Versuche, durch Hitzebehandlung
etwas haltbar zu machen, durch Hitze resistente
Bakterienformen erklärt werden konnten. Man kann
Louis Pasteur
diese resistenten Formen durch mehrmaliges
Erhitzen und zwischenzeitliche Abkühlung (Bebrütung), ein Prozeß den man heute
Tyndallisation nennt, abtöten (Sporen werden in den Bebrütungsphasen zur Keimung
angeregt).
Pasteur gelangen auch Durchbrüche in der Entwicklung von Impfstoffen gegen
Milzbrand, Geflügelcholera und Tollwut, Arbeiten, die zur Zeit von Koch bedeutend
dazu beitrugen, dessen Keimtheorie der Krankheiten zu bestätigen.
1885 kündigte Pasteur eine Impfung gegen Tollwut an. Ihren Erreger hatte er zwar
nicht gefunden (es ist ein Virus), aber er hatte infiziertes Material (Rückenmark)
getrocknet und der Luft ausgesetzt, wodurch die pathogene Wirkung verloren ging,
aber die immunisierende Wirkung erhalten blieb. (Attenuation, Inaktivierung).
1888 wurde das noch heute bestehende, weltweit berühmte institute-Pasteur
gegründet, das neben verschiedensten Forschungsinstituten
auch eine umfassende Stammsammlung betreibt.
Um die selbe Zeit als Pasteur die "spontane Urzeugung"
widerlegte, entwickelte Robert Koch (1843-1910) Methoden,
um Mikroorganismen im Labor in Reinkultur zu züchten. Er
ermöglichte dadurch eine Zuordnung von Krankheit und
Krankheitserreger:
Zwischen 1873 und 1876 studierte er den Milzbrand, konnte
den Erreger im Labor anreichern und mit Sporen dieses
Erregers wieder Milzbrand auslösen (Bacillus anthracis). Diese
Robert Koch
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Versuche waren der Beweis für die lange vertretene Theorie, dass Krankheiten durch
Keime ausgelöst werden können. (Schon 1546 wurde von einem Zeitgenossen des
Kopernikus, Girolamo Fracastoro, in dem Buch "De Contagione" die Vermutung
publiziert, daß manche Krankheiten durch "Keime" übertragen werden können. Er
hatte natürlich noch keine Ahnung von dem mikrobiologischen Hintergrund).
1882 entdeckte Robert Koch den Erreger der Tuberkulose aufgrund der
„Säurefestigkeit“ von Mycobacterium tuberculosis und der damit verbundenen
Färbbarkeit. Diesen Arbeiten gingen viele Versuche zur Kultivierung des Bakteriums
voraus, schließlich gelang die Reinzucht auf durch Agar verfestigtem Blutserum. Zu
Koch´s Zeit waren 1/7 der Todesfälle auf Tuberkulose zurückzuführen ! (siehe Folie
Todesursachen). 1905 erhielt Koch für diese Arbeit den Nobelpreis für Physiologie
und Medizin. Koch identifizierte auch Vibrio cholerae und schlug Maßnahmen zur
Wasseraufbereitung vor.
Koch´sche Regeln zum Nachweis der Pathogenität (Folie, Brock S23)
Die von Koch begründete Reinkulturtechnik war im Prinzip Beginn des Klonierens.
Martinus Beijernick (1851-1931) und Sergei Winogradsky (1856-1953) konzentrierten
sich in ihren Arbeiten auf die Charakterisierung und Reinzucht von vielen weiteren
Mikroorganismen denen im Stoffkreislauf der Natur
eine wichtige Bedeutung zukommt.
Martinus Beijernick etablierte für die Bakterienzucht
erstmals Anreicherungsverfahren, wodurch es möglich
wurde,
Bakterien
mit
unterschiedlichsten
physiologischen
Eigenschaften
zu
isolieren,
anzureichern und zu charakterisieren. Der Methodik
der Selektivnährböden liegen diese Arbeiten
zugrunde. Beijernick untersuchte als Botaniker auch
die Tabakmosaikkrankheit von Pflanzen, wies nach
dass es sich nicht um einen bakteriellen Erreger
handelt und konnte die Grundregeln moderner
Virologie formulieren:
Sergei Winogradsky zeigte die große Bedeutung der
verschiedensten
Bodenbakterien,
isolierte
von
Stickstofffixieren
(Clostridium
pasteurianum),
Sergeji Winogradsky
Nitrifizierern und schwefeloxidierenden Bakterien ein
Vielzahl ökologisch wichtiger Gruppen.
Winogradsky formulierte erstmals das Konzept von geochemisch aktiven Bakterien,
die in der Lage sind anorganische Verbindungen zu oxidieren und aus diesen
Reaktionen Energie bzw. auch Kohlenstoff zu beziehen.
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0.2. Bedeutung der Mikrobiologie im Alltag:
# leicht verfügbare Modellorganismen zum Studium von grundlegenden genetischen
und biochemischen Prinzipien. Vorsicht ist allerdings bei dem Versuch geboten
Erkenntnisse von einfachen Modellorganismen auf komplexere Organismen zu
übertragen. Mit zunehmender Komplexizität des Organismus nimmt auch die
Ausdehnung des regulatorisches Netzwerks zu, weshalb neue Gesetzmäßigkeiten zu
beachten sind.
Escherichia coli, Bacillus subtilis, Saccharomyces cerevisiae, Dictyostelium
discoideum, Influenza, Rhinovirus,
# Mikroorganismen können als effiziente industrielle Produzenten eingesetzt werden;
man denke dabei nicht nur an die bekannten Lebensmittelbereiche (Bier, Wein,
Käse, Soja, etc.) sondern vor allem an hochentwickelte Biotechnologien wie z.B.:
Produktion von pharmakologisch wirksamen Stoffen (vom Insulin bis zu den
Antibiotika); Produktion von Enzymen als Katalysatoren in der chemischen Industrie;
Produktion von therapeutischen Proteinen oder Enzymen (z.B. Insulin)
Zu den interessantesten Entwicklungen der letzten Jahr zählen die diversen
Methoden zur Produktion von zellulären Signalstoffen, immunaktiven Proteinen, bzw.
auch die neuen Möglichkeiten zur Gewebezüchtung.
# manche Mikroorganismen sind gefährliche Krankheitserreger, der medizinischen
Mikrobiologie kommt daher in der Gesundheitsversorgung eine besondere
Bedeutung zu. Vor allem in Regionen mit großer Armut in der Bevölkerung mit
mangelnder ziviler Infrastruktur („Entwicklungsländer“) zählen neben dem Hunger
durch Mikroorganismen ausgelöste Krankheiten zu den häufigsten Todesursachen.
Albert Schweitzer (ungefähr) :
„Es schaudert einem, wenn man im Mikroskop betrachtet, welch primitive Lebewesen
daran Schuld sind, einem so hoch entwickelten Lebewesen, wie es der Mensch ist,
solches Leid anzutun.....„
http://www.schweitzer.org/german/asdind.htm
# Bedeutung der Mikroorganismen in der Ökologie (Landwirtschaft-Bodenökologie).
Die Mikroorganismen stellen den größten Anteil an Biomasse auf der Erde (
Der Pilz der J.F.Kennedy zum Präsidenten machte.....
Phytophtora infestans verursachte nämlich im Jahr 1845 eine Kartoffelfäule in Irland
weshalb die Familien Fitzgerald und Kennedy in ihrer Not nach Amerika
auswanderten. Irisch-stämmige Wähler waren auch dafür verantwortlich, dass
Kennedy Präsident wurde.
0.3. Hilfsmittel und Methoden der Mikrobiologie
Mikroskopie (Lichtmikroskopie ist die einzige Möglichkeit zur Untersuchung am
lebenden Objekt); Elektronenmikroskopie (Transmission, Raster)
Reinkulturen, Nährmedien (Physiologie)
gentechnische Methoden (PCR)
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1. bakterielle Zellphysiologie und -biologie
Wesentliche
Beiträge
zur
mikroskopischen Beschreibung von
Zellen
und
damit
auch
zur
Zellphysiologie
stammen
von
Schleiden (1840) und Bernard &
Schwann (Beispiel: allium cepa
Epidermis). Details zur mikroskopischen Technik folgen im Kapitel
1 im 2.Semester. Die im Folgenden
besprochenen
Merkmale
sind
gleichzeitig Merkmale für Lebensformen ganz allgemein.
bakterielle Morphologie, Größenvergleich
Bakterien besitzen keine Organellen
und auch keinen Zellkern !
Bakterien sind einzellige Lebewesen unterschiedlicher Gestalt mit einer Größe von
0,2-5 µm (s. Abbildung ). Sie gehören zu den Domänen der Archaea und Bacteria
(Prokaryonten) und unterscheiden sich von den Eukarya in wesentlichen Merkmalen
hinsichtlich des Zellaufbaus der genetischen Organisation und des Stoffwechsels.
1.1. lichtmikroskopisch
Bakterienzellen:
erkennbare
morphologische
Merkmale
von
1.1.1. Form: kugelig, Stäbchen, Spirillen:
Die Formenvielfalt der Bakterien
reicht von kugelig, einzeln oder in
Gruppen (auch Ketten oder
Haufen) über oval und Stäbchenbis zu gewunden oder Keulenförmig.
Die Länge kann je nach Art und
Kulturbedingungen
0,1-4µm
betragen,
die
Dicke
etwas
weniger. Es gibt allerdings
Ausnahmen wie Epulopiscium
fishelsoni, einen Symbionten des
Doktorfisches, der 500µm (!) lang
typische Bakterienformen (etwa 1300-fache Vergr.):
werden kann.
11kokkoide Stäbchen
Die schraubenförmigen Bakterien 1 Streptokokken (in Ketten)
2 Diplokokken kettenförmig
12 keulenförmige Stäbchen
sind mehr oder weniger stark 3 abgeplattete Kokken, (Gono-)
(Coryne-)
13fadenförmige Stäbchen
gewundene Organismen mit oder 4Diplokokken
5 Haufenkokken (Staphylo-)
14unverzweigte Fadenformen
ohne
flexiblen
Achsenfaden. 6 Kokken in Vierer-Lagerung
15verzweigte Fadenformen
(Sarcina)
16Schraubenbakterien: Vibrionen
Manche Arten z.B. Vibrionen
7 plumpe, lange eckige Stäbchen
17Schraubenbakterien: Spirillen
umfassen nur einen Teil einer 8 schlanke, abgerundete Stäbchen 18Schraubenbakterien:
Treponemen, Borrelien,
Schraubenwindung und erschei- 9 plumpe, kurze, abgerundete
Stäbchen
Leptospiren
nen deshalb kommaförmig.
10 fusiforme Stäbchen
19Sporenbildner mit endständiger
Spore
Unter Penicillineinwirkung entste20Sporenbildner mit mittelständiger,
hen unter Zuchtbedingungen bei
ovaler Spore
verschiedenen Bakterien sogenannte
l-Formen.
(nackte
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Protoplasten, die ihre Zellwand ganz oder teilweise verloren haben).
Die Formgebung wird beeinflusst durch Bestandteile des Cytoskeletts und der
Zellwand.
1.1.2. Begeißelung
Geißeln sind Organe zur freien
Ortsveränderung.
Sie können von den Bakterien
je nach Bedarf aktiviert werden
(siehe Taxien).
Für die Lage gibt es folgende
Möglichkeiten:
monopolar monotrich;
monopolar polytrich;
bipolar polytrich;
peritrich
Arten der Begeißelung
Die Art der Begeißelung lässt sich bei manchen Arten durch eine spezielle
Färbemethode, oder im Dunkelfeld nachweisen. Dabei ist aber zu beachten, dass die
Geißel an sich im Lichtmikroskop nicht aufgelöst werden kann, sie jedoch durch
Anlagerung von Farbpigmenten oder durch Streuung des Lichtes vor einem dunklen
Hintergrund sichtbar gemacht werden kann (siehe Kapitel Lichtmikroskop).
1.1.3. Schleimkapseln ( die wesentlich größer als das Bakterium sein kann );
Viele Bakterien produzieren außerhalb der Zellwand eine Schleimschicht oder
Glycocalyx. Ist sie scharf gegen die Umgebung abgegrenzt, so bezeichnet man sie
als Kapsel. Geht das Kapselmaterial in das umgebende Medium über, so spricht man
von Schleimen. Diese Kapseln und Schleime werden hpts. von extrazelluläre
Polysacchariden (EPS) aber auch Polypeptide aufgebaut (Typen siehe Fritsche S 62
). Die Molekülgröße ist dabei sehr unterschiedlich.
Ausgeprägte Kapseln besitzt Streptococcus pneumoniae, ein Erreger der
Lungenentzündung. Der Kapseln sind je nach Pathotyp verschieden aufgebaut und
bedingen auch die Virulenz weil sie Schutz vor Phagocytose (z.B. durch Leukocyten)
verleihen.
Eine ausgeprägte Schleimbildung zeigt Leuconostoc mesenteroides auf
saccharosereichen Medien. Die von diesen Bakterien gebildeten Dextrane haben
eine praktische Bedeutung als Blutplasmaersatz. Die Möglichkeit, aus Dextranen
vernetzte Systeme verschiedener Porengröße herzustellen, wird zur Produktion von
Molekularsieben (Sephadex) verwendet.
Zahnbelag besteht zum großen Teil aus Laevan (Streptococcus-Arten). Mit der
Schleimbildung setzen sie sich in einem für sie günstigen Habitat fest. Ihre
Stoffwechselprodukte führen zu Karies. Auch mehrere Arten von Schleimen werden
von einer Bakterienart gebildet. So synthetisiert das phytopathogene Bakterium
Pseudomonas syringae Laevane und Alginate. Einige Essigsäurebakterien
(Acetobacter) scheiden Cellulosefasern aus, aus denen die feste Kahmhaut auf
ethanolhaltigen Lösungen entsteht (bakterielles Papier).
Die Kapseln von Bacillus anthracis und B. megaterium bestehen aus Polypeptiden,
vor allem Polyglutaminsäure.
Unter geeigneten Laborbedingungen können sich schleimbildende Bakterien auch
vermehren, ohne diese Makromoleküle zu bilden. Die Kapseln und Schleime bringen
für die Existenz am natürlichen Standort einen Selektionsvorteil.
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1.1.4. Zellwandtypus nach Art der Färbbarkeit
Man unterscheidet zwischen Gram-positiven und Gram-negativen Bakterien. Die
Färbbarkeit nach der von Gram entwickelten Methode (Christian Gram, 1884, siehe
Laborteil) geht auf Unterschiede im Zellwandaufbau zurück. Diese Unterscheidung
liefert erste Hinweise auf die Zugehörigkeit des untersuchten Stammes zu einer
bestimmten physiologischen Gruppe. Zu beachten ist dabei, dass die Färbbarkeit
auch vom physiologischen Zustand dieses Stammes abhängen kann (alte Kulturen
verhalten sich anders als frisch überimpfte).
1.2. Die Bakteriengeißel
1.2.1. Aufbau der Geißel
Geißeln oder Flagellen bewirken durch Rotation
eine aktive Bewegung. Anordnung und Zahl der
Geißeln ist bei den einzelnen Arten verschieden.
Geißeln sind 10- 20µm lange helikale Gebilde, die
in der Cytoplasmamembran verankert sind, sie Geißel bei Gram positiven Bakterien
sind also länger als die Bakterien selbst.
Das eigentliche Filament ist aus Flagellin aufgebaut, dessen Monomere sich zu
einem Hohlzylinder von 20nm Durchmesser anordnen.
Der Haken und die Basalringe bestehen aus anderen Proteinen, die verschiedene
Konformationen einnehmen können. Die Bewegungsenergie stammt von dem in der
Membran aufgebauten Protonengradienten. Die Bewegung gegen den Uhrzeigersinn
bewirkt geradlinigen Lauf, die im Uhrzeigersinn bewirkt Taumeln.
1.2.2. Arten der Bewegung: Geißelbewegung Chemo-, Phototaxis (Brock ab S90)
Bakterien sind in besonderem Maß auf das Leben im Wasser oder zumindest
feuchter Umgebung angewiesen. In dieser Umgebung unterscheiden sich die
Konzentrationen von Lockstoffen oder Giftstoffen von Ort zu Ort, man spricht von
Konzentrationsgradienten. Die Geißelbewegung kann nun abhängig von der
Richtung des Gradienten gesteuert werden. Bakterien reagieren auf örtliche
Veränderungen. Weil sie zu klein sind und diese Veränderungen entlang ihres
Körpers wahrnehmen zu können, vergleichen sie die Signalstärke zu verschiedenen
Zeitpunkten. Die bakterielle Bewegung teilt sich in Taumeln und geradlinige Läufe;
eine Zunahme des Lockstoffes bewirkt eine Verlängerung der Messintervalle und
damit auch eine Verlängerung der Laufzeit. Abschreckende Stoffe lösen genau
dieselbe Reaktion aus, jedoch in umgekehrter Richtung.
Das Sensorium der Bakterien besteht aus transmembranen Proteinen (sog.
methylakzeptierende chemotaktische Proteine MCP´s), die bestimmte Signalstoffe
binden können. Durch diese Bindung wird im Inneren der Zelle eine kurze KinaseKaskade ausgelöst, die im Endeffekt die Bewegung des Geißelmotors in die eine
oder andere Richtung aktiviert bzw. hemmt.
Die Beweglichkeit der Bakterien kann nicht nur Geißeln erreicht werden, zur
Bewegung ohne Geißeln sind die gleitenden Bakterien (Myxobakterien,
Cyanobakterien und einige anderer Bakteriengruppen) und Spirochaeten befähigt.
Man unterschiedet verschiedene Arten der Bewegungssteuerung:
Chemotaxie (Escherichia coli)
Aerotaxie (O2)
Phototaxie (Licht) (Cyanobakterien, Rhodospirillum centenum )
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Orientierung nach dem Licht entweder durch Taumeln bei Dunkelheit
(Skotophobotaxis) oder durch gezielt Bewegung zu höheren Lichtintensitäten. Bei
der Phototaxis sind ähnliche Motor-steuernde Proteine beteiligt, aber auch die ATPSynthesesrate hat einen regulierenden Einfluß.
Manche Cyanobakterien stellen ihre Schwebhöhe im Wasser so ein dass sie nicht
zuviel Licht abbekommen um die Photooxidation nicht überhand nehmen zu lassen.
Magnetotaxie:
Orientierung nach den Feldlinien des Erdmagnetfeldes, wird durch
ferromagnetisches Eisenoxid vermittelt, das in der Nähe der Geißelansätze lokalisiert
ist. Die Magnetotaxis kommt bei anaeroben und microaerophilen Bakterien vor und
orientiert sie in die sauerstoffarmen Tiefenschichten und Sedimente der Gewässer.
(Lit.: Regulation der Geißelbewegung, Brock, S258)
1.3. Die Zellwand und die Zellmembran
1.3.1. Die Abgrenzung:
Nach außen muss jede lebende Zelle durch eine dichte Membran abgegrenzt sein da
sonst die grundlegende Bedingung für einen „lebendigen“ Stoffwechsel, nämlich
abseits eines chemischen Gleichgewichtes abzulaufen, nicht erfüllt ist. Lebendige
Systeme bedürfen eines Fließgleichgewichtes (steady state) und daher muss das
Cytoplasma einerseits von der Umgebung abgegrenzt sein und außerdem über
effiziente Mechanismen verfügen, gezielt bestimmte Substanzen durch die Membran
zu transportieren.
1.3.2. Die Zellmembran:
Die Zellmembran besteht bei fast allen Lebewesen (mit Ausnahme mancher
Archaea) aus einer zweilagigen Lipidschicht, wobei die hydrophilen Seiten der Lipide
nach aussen und zum Cytoplasma orientiert sind und die lipophilen Teile zueinander
gerichtet sind. Sowohl die Membran als auch die Zellwand, werden von Enzymen in
der Cytoplasmamembran gebildet.
Die Zellmembran stellt eigentlich die Barriere zur Außenwelt dar, sie ist jedoch nur
begrenzt osmotisch belastbar, falls die Zelle keine Zellwand hat. (vgl. Fahrradreifen).
In der Membran befinden sich neben wichtigen Enzymsystemen für den Stoffwechsel
auch Transportsysteme, die den Stoffaustausch zwischen innen und außen
bewerkstelligen (siehe oben).
1.3.2.1. physiologische Bedeutung der Zellmembran:
In der äußeren Membran findet sich eine Vielzahl von Proteinen, die sog. "Outer
Membrane Proteins" = OMPs, denen zum Teil stabilisierende Funktion, zum Teil die
Funktion von Rezeptoren, in vielen Fällen aber die Funktion von Porinen zukommt.
Diese Porine bilden Kanäle, durch die gelöste niedermolekulare Substanzen relativ
ungehindert in das Zellinnere, bzw. Abfallprodukte nach außen gelangen können.
Über diesen Weg werden auch Exotoxine nach außen abgegeben. Die Zellmembran
ermöglicht daher den selektiven Kontakt mit der Umgebung, durch sie wird bestimmt
welche physiologischen Aufgaben eine Zelle gerade durchführt.
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1.3.3. Die Zellwand:
Die Zellwand verleiht der Zelle Stabilität gegen osmotischen Streß und wirkt Formgebend. Die Zellwand ist aus Murein (lat. murus = Mauer) bzw. Peptidoglycan
aufgebaut,
ist
2-80nm
dick
und
liegt
der
zytoplasmatischen
Membran
direkt
auf.
Das
Peptidoglycan ist ein Mischpolymer aus kurzen
Peptiden und Zuckerderivaten, das als Netzwerk die
Zelle außerhalb der Cytoplasmamembran umgibt. Wenn
eine Bakterienzelle sich teilt, so werden im
Mureinnetzwerk kleine Öffnungen erzeugt (durch
Autolysine, die ähnlich dem Lysozym funktionieren) an
denen neue Zellwandkomponenten eingebaut werden
können, ohne dass die Zellstruktur zerstört werden
muss. Dem inneren Druck der Zelle kann aber nur dann
standgehalten werden, wenn die neuen Verknüpfungen
gebildet wurden, bevor die alten aufgelöst wurden.
Daher entstehen an dieser Stelle „Narben“ (ähnliche Prinzipien wirken auch beim
Auf- und Abbau von Knochensubstanz oder überhaupt in der Embryonalentwicklung)
1.3.3.1. Zellwandbildung
Grundgerüst der bakteriellen Zellwand ist eine Mureinschicht, das sog.
Peptidoglykan, die aus zwei glykosidisch verbundenen Zuckerderivaten, dem NAcetylglucosamin (NAG) und der N-Acetylmuraminsäure (NAM, bakterienspezifisch)
sowie einem Tetrapeptid besteht, das zur Quervernetzung der Aminozucker-Ketten
führt. Die Murein-Struktur der Bakterienzelle ist weder im Pflanzen- noch im Tierreich
anzutreffen. Dies begründet den Einsatz von die Bakterienzellwand selektiv
angreifenden Antibiotika, die die Peptidoglykansynthese stören, ohne daß die Zelle
des Wirtsorganismus (Mensch, Tier) Schaden leidet (z. B. Penicilline,
Cephalosporine).
Die Zuckerderivate sind alternierend β-1,4-glykosidisch miteinander verknüpft. Der
COOH-Rest der N-Acetylmuraminsäure ist mit einem Tetrapeptid verbunden.
Diese Peptidkette ist bei den Gram(-) Bakterien direkt, bei den Gram(+) Bakterien
über eine Peptidkette mit dem Tetrapeptid der nächsten Kette verknüpft. Die
makromolekulare Struktur des Mureins kommt durch zwei Arten der Verknüpfung
zustande, durch die Glycosidbindungen zwischen den Zuckerderivaten und den
Peptidbindungen zwischen den Aminosäuren der Peptidseitenketten.
Die Biosynthese erfolgt in 2
Schritten:
# Transglycosylierung
# Transpeptidierunng
Die bakterizide Wirkung der βLaktam-Antibiotika
(Penicillin)
setzt bei der Transpeptidierung
ein.
Die Zellwand der Bakterien wird
nach ihrer Anfärb-barkeit, in der
sog. Gram-Färbung, in zwei
grundsätzliche Typen unterschieden:
Zellwand grampositiver Bakterien (ein Farblack bleibt in der Zellwand bestehen)
Zellwand gramnegativer Bakterien (Farblack lässt sich auswaschen)
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Das Mureinnetz Gram-negativer Bakterien ist einschichtig, jenes Gram-positiver
Bakterien dagegen besteht aus mehreren Schichten.
Lysozym u. bakterielle Muroendopeptidasen können dieses Gerüst spezifisch spalten
(Hühnereiweis, Tränenflüssigkeit)
1.3.4. Die äußere Membran von G- Bakterien (Brock S 83 Fritsche S. 58 ff):
Bei
Gram-negativen
Bakterien
befindet
sich
außerhalb
der
Peptidoglycanwand eine weitere
Doppelmembran, die nicht aus
Phospholipiden sondern aus Lipiden
und Lipopolysacchariden aufgebaut
ist. Der Raum zwischen den beiden
Membranen wird Periplasma genannt
und
enthält
neben
der
Peptidoglycanschicht
diverse
Enzyme
des
periplas-matischen
Stoffwechsels
(Zellwandsynthese,
und –abbau, Lipidmetabolismus,
Zellwand/-membran von G- Bakterien
Glycosylierungen,
Transporter,
Bindeproteine etc.).
An der äußeren Membran angeheftet befinden sich O-Antigene (OberflächenAntigene), die zur immunologischen Stamm-identifizierung herangezogen werden.
Teile der sog. Lipid-A Komponente können als Endotoxine wirken (Salmonella,
Shigella, Escherichia). Diese Endotoxine werden normalerweise nicht an die
Umgebung abgegeben, sondern nur bei der Lyse der Zelle freigesetzt. Ihre
pathogene Wirkung ist im Vergleich zu Exotoxinen wesentlich geringer, sie
verursachen die Freisetzung von Pyrogenen (Fieber), lösen Durchfall und
Entzündungen aus.
Weitere Strukturen, die von der Zellwand, oder der äußeren Membran ausgehen sind
die amorphen Kapseln, die in der Regel aus Polymeren einfacher Zucker
(Polysacchariden) bestehen und vor dem Zugriff durch Abwehrzellen (z.B.
Leukozyten, Makrophagen) schützen. Sie verleihen den Bakterien damit eine
besonders krankmachende Wirkung (Virulenz). Strukturierte Anhangsgebilde sind
auch die in großer Zahl pro Zelle (≤100) auftretenden Proteinfäden, die Fibrien oder
Pili mit einer Länge von maximal 10µm. Sie dienen entweder dem Anhaften der
Bakterien an Oberflächen und fördern so die Kolonisation von Schleimhäuten, oder
sie fungieren als sog. Sex-Pili bei der Konjugation, wobei Plasmid-DNA von
Bakterium zu Bakterium übertragen wird.
Zellwand und Zellanhangsgebilde sind Träger der typenspezifischen Antigenität von
Bakterien: Das Immunsystem erkennt Peptidoglykan, Geißeln und/oder Kapseln bzw.
Lipopolysaccharide (z.B. O-Antigene) als körperfremd und kann gegen diese
spezifischen, eine Immunreaktion auslösendenden Bestandteile (sog. Epitope),
Antikörper ausbilden.
Solche Antikörper kann man daher zur Identifikation von Bakterien ausnützen:
Unbekannte Bakterien werden gegen eine Reihe von bekannten (mit typischen
Antigenen wie bestimmten Lipopolysacchariden) über spezifische Antikörper (sog.
diagnostische Seren) ausgetestet und nach entsprechenden positiven/negativen
Reaktionsmustern serologisch differenziert.
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1.4. Das Cytoplasma:
Die Zelle besteht zu 70%
aus Wasser, das vor allem
als Hydratationswasser der
Proteine vorliegt und für den
Ablauf der biochemischen
Reaktionen eine wichtige
Vorraussetzung ist.
Im
Cytoplasma
der
Bakterienzelle finden sich
neben einer Vielzahl von
Enzymen, Speicher-stoffen
und diversen Metaboliten
des
Stoffwechsels
(von Schematische Darstellung der Ultrastruktur einer Bakterienzelle
Spurenelementen bis zu
Vitaminen und Aminosäuren) Ribosomen (ca. 10000–15000), an denen die Proteinsynthese stattfindet, Mesosomen (Membranein-faltungen), die für den
Energiestoffwechsel wichtig sind, RNA und schließlich das Chromosom.
Das Zytoplasma wird von einer Zellmembran umgeben (Details siehe 1.3.2.) und
enthält alle funktionellen Komponenten des Stoffwechsels. Die Zelle ist ein
dynamisches System. Viele Moleküle unterliegen einem ständigen Auf-und Abbau
(turnover). Auch bei den m-RNA-Molekülen ist dieser hoch, da m-RNA direkt
umzusetzende genetische Information bedeutet und daher nur zu der Zeit da sie
auch gebraucht wird vorhanden sein darf („sonst quasseln alle gleichzeitig und
durcheinander“). Die durchschnittliche Lebensdauer beträgt ca. 5% der
Generationszeit, das bedeutet, dass bei einem Gehalt an 1000 mRNA-Molekülen pro
Generation etwa 20 000 mRNA Moleküle synthetisiert werden.
Auch die niedermolekularen Bausteine, wie die Aminosäuren und organische
Säuren, werden schnell synthetisiert und verbraucht. In besonderen Maße trifft das
für Cofaktoren wie ATP zu t Fließgleichgewichte.
1.4.1. Chromosom / DNA
Das bakterielle Genom, besteht in der Regel aus einem
Chromosom, einem ringförmigen DNA-Doppelstrang (
Adenin - Thymin, Guanin - Cytosin ), der mit
bestimmten Proteinen assoziiert ist (dieses sog.
Nucleoid kann im TEM sichtbar gemacht werden, die
Proteine
sind
DNA-bindende
Proteine,
RNAPolymerasen, DNA-Polymerasen, etc.).
Die DNA im Nucleoid ist mit einer Größe von etwa 4-5
Mio bp (z.B. 4600 kbp in E.coli) für eine so kleine Zelle
doch recht groß (etwa 1mm lang) und muß daher dicht
gepackt sein. Dies geschieht bei Bakterien durch das
sog. supercoiling einer Überdrehung des DNADopelstranges über die eigentliche Ganghöhe hinaus
(Gürtelexperiment). Darüber hinaus gibt es DNA in
ebenfalls ringförmigen Plasmiden, von denen bis zu 40
vorkommen können. Sie enthalten nur wenige Gene
und verleihen z.B. Resistenzen, die Fähigkeit zur
Toxinbildung, oder die Fähigkeit zur Ausbildung sog. FPili (fertility), über die genetisches Material zwischen
supercoiling der DNA
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zwei Zellen ausgetauscht werden kann (in ca. 70 % aller isolierter Bakterienstämme
kommen Plasmide vor). Plasmide die in das Bakterienchromosom integriert werden
können bezeichnet man als Episomen.
Aus genetischer Sicht besonders auffallend sind „springende Gene“ Transposons,
die ihren Genort verlassen und anderer Stelle wieder eingebaut werden können.
Bakterien wird es durch diese Mechanismen möglich, sich an bestimmte
Umweltbedingungen selektiv anzupassen (geringe Generationszeit !) und
gewonnenes genetisches „Können“ (z.B. eine Antibiotikaresistenz) rasch weiter zu
verbreiten.
In einer schnell wachsenden Zelle wird fortlaufend repliziert, daher liegen in der
Regel 2 oder 4 Kopien des Chromosoms vor, und der DNA-Gehalt schwankt.
Plasmide liegen oft in noch viel höherer Kopienzahl vor, dies liegt am jeweiligen ori,
dem Origin of Replikation (siehe Gentechnik, bzw. Molekularbiologie)
Aufgrund der besonderen Einfachheit der Handhabung und der geringen Größe
wurden Plasmide zum bewährten Instrument der Molekularbiologie und Gentechnik.
Je nach Herkunft haben sie unterschiedliche Eigenschaften, sind aber meist für
spezielle Vorhaben optimiert worden. Wichtig zu beachten ist, dass es sog.
Kompatibilitätsgruppen gibt, die nur die Verwendung bestimmter Plasmide
nebeneinander in einer Zelle zulässt.
1.4.1.1. bakterielle Genetik allg.
Auf dem bakteriellen Chromosom befinden sich verschiedene Typen genetischer
Information :
1. die Gene selber; sie entsprechen einem codierten Bauplan für Proteine und
Enzyme....
2. die Regulatoren zu diesen Genen; sie entscheiden, wann und in welcher Menge
ein bestimmtes Gen sich auswirken soll.
3. darüber hinaus gibt es noch Information wann und wie oft dieses Chromosom
wegen einer bevorstehenden Zellteilung kopiert werden soll und es enthält manche
genetischen Elemente, die sich sehr flexibel verhalten können und dazu beitragen
dass Bakterien sich in der Regel schnell an veränderte äußere Bedingungen oder
einen neuen Selektionsdruck anpassen können; sie haben ein gewisses Potential ihr
Genom zu verändern.
1.4.1.2. Genomorganisation:
Bei Prokaryonten und auch Viren ist das Genom „kapitelweise“ organisiert. Man
spricht von Operons, die immer eine bestimmte Gruppe von Genen nebeneinander
enthalten. Diese Gene gehöre logisch zusammen werden gemeinsam transkribiert
und codieren beispielsweise für eine Gruppe von Enzymen die in einem bestimmten
Stoffwechselweg benötigt werden. Daraus folgt auch, dass sie gleichzeitig in der
Zelle translatiert werden müssen. Operons codieren für Genprodukte die funktionell
zusammengehören, die Zelle kann mit nur einem Teil dieser Proteine (Enzyme)
nichts anfangen.
1.4.1.3. Gentransfern / Konjugation
Eine Paarung, bei der haploide Chromosomen miteinander ein diploides Genom
hervorbringen, so wie es bei den Eukaryonten geschieht, kennt man bei Bakterien
nicht. Es gibt aber einen Mechanismus, der die Übertragung von genetischem
Material ermöglicht. Die geschieht mit Hilfe von Plasmiden (meistens Episomen), die
einerseits die Gene für die Ausbildung der für den Kontakt notwendigen Proteine
codieren und andererseits genetisches Material besitzen das einfach nur übertragen
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wird. Dieses genetische Material kann auch vom Genom des Spenderbakteriums
stammen.
Zur Kontaktaufnahme zwischen den Bakterien ist die
Ausbildung von sog F-Pili (fertility) notwendig. Diese
Proteinbrücken ziehen die beiden Bakterienzellen
aneinander, sodass schließlich eine Membranfusion
entsteht, die die Übertragung ermöglicht. Zusätzlich
codiert das F-Plasmid für Proteine des Kanals und zur
Entwindung der DNA.
Zur Übertragung erfolgt ein Strangbruch, ein
Einzelstrang wird hinübergeschleust und gleichzeitig
durch die DNA-Polymerase in der Spenderzelle
ersetzt.
Schema der FPlasmidübertragung
(rolling
Die Effizienz dieser Übertragungen kann dazu führen,
circle)
dass innerhalb kürzester Zeit ein Plasmid von einer
Plasmid-positiven Zelle auf eine gesamte Bakterienpopulation übertragen wird
(Problem
der
Antikbiotikaresistenz
bei
der
Chemotherapie
von
Infektionskrankheiten).
Die bakterielle Konjugation wurde 1946 von Joshua Lederberg und Edouard L.
Tatum nachgewiesen.
1.4.2. RNA
RNA ist einzelsträngig aus Ribonucleotiden (Adenin, Uracil, Guanin und Cytosin )
aufgebaut und kann nach bestimmten Funktionalitäten geordnet werden:
m-RNA (messenger-RNA): vom Genom transkribierte genetische Information die
unmittelbar als codierte Vorlage zur Proteinbiosynthese verwendet wird.
t-RNA (transfer-RNA): Aminosäure-Carrier im Rahmen der Proteinbiosynthese
r-RNA (ribosomale RNA): von der RNA sind etwa 80% ribosomale RNA. Die Zelle
enthält 5.000-50.000 Ribosomen, die aus 60% RNA und 40% ribosomalen
Proteinen bestehen.
Eine charakteristische Eigenschaft aller RNA-Moleküle, nämlich die Fähigkeit
intramolekulare Basenpaarungen zu bilden ist für die Funktion der jeweiligen RNATypen entscheidend: RNA-Moleküle bilden sekundär-Strukturen die eine bestimmte
räumliche Orientierung haben und dadurch mit entsprechenden Proteinen
wechselwirken können (siehe t-RNA Struktur). Am Beginn der
Die im Cytoplasma vorliegenden RNA-Moleküle haben entsprechend der
unterschiedlichen Funktionen verschiedene Molekülgrößen. .
1.4.3. Proteinbiosynthese
Eine m-RNA ensteht als Kopie eines bestimmten
Gens bzw. Operons während der Transkription im
Nucleoid.
Die bakterielle (prokaryotische) m-RNA ist sehr
kurzlebig und hat eine ungefähre Halbwertszeit
von 20 Minuten. Während dieser kurzen
Lebenspanne kann sie mehrfach von einem
Ribosom gebunden und translatiert werden. Selbst
wenn sie noch transkribiert wird können sich schon
Ribosomen an sie heften. Die Transkription und
Translation sind aufgrund dieses Umstandes im
Bakterium räumlich eng mit einander verknüpft
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(Bei den Eukaryonten wird mRNA nach der
Transkription noch modifiziert !).
Die t-RNA unterscheidet sich von den anderen RNASpezies vor allem durch die geringere Größe und
ihre Funktion als Trägermolekül für Aminosäuren
entsprechend dem Anticodon.
Es gibt mehr als 20 unterschiedliche t-RNA´s die
spezifisch mit "ihrer" Aminosäure beladen werden
und die am Ort der Proteinbiosynthese, dem
Ribosom, "ihre" spezielle Stelle finden an die sie
gehören. Ribosomen bestehen selbst aus Proteinen
und ribosomaler RNA (r-RNA).
1.4.4. Stoffwechsel im Cytosol:
Neben der „genetischen Verwaltung“ und der Proteinbiosynthese sind auch die
meisten Stoffwechselprozesse im Cytoplasma lokalisiert. Da Bakterien nicht über
Organellen verfügen, die spezielle Aufgaben im Rahmen des Stoffwechsels
übernehmen können, müssen die Stoffwechselvorgänge im Cytoplasma genau
reguliert sein, damit kein Chaos ausbricht ! Diese Regulation geschieht über die
Steuerung der Genexpression und der Beschränkung auf bestimmte
Stoffwechselaufgaben bei bestimmten Umweltbedingungen. Des weiteren wirkt eine
Vielzahl von Inhibitoren und Aktivatoren auf die jeweiligen Enzyme und beeinflussen
deren Aktivität. Bakterien sind daher sehr effizient was ihren Stoffwechsel und ihre
Vermehrung betrifft, aber sie sind lange nicht so vielseitig wie Eukaryonten.
Bakterien konnten dem Selektionsdruck der Eukaryonten nur durch Optimierung ihrer
Lebensfunktionen und durch rasche Vermehrung begegnen:
„Wir können diese vielzelligen Organismen nicht überholen, sie abschießen oder ihnen aus dem
Weg gehen, aber wir können sie überwuchern“.
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Der bakterielle Stoffwechsel ist also bis auf jene Prozesse, die nur an Membranen
ablaufen im Cytoplasma lokalisiert (Aminosäure- und Nukleotidbiosynthese,
Fettsäurestoffwechsel, Citratzyklus, etc. ). Der Energiestoffwechsel (Photosynthese,
Atmungskette, etc.) ist in der Regel an die Plasmamembran gebunden, da die ATPErzeugung hpts. über den Abbau eines Protonengradienten erfolgt, der zuvor an
einer chemisch und elektrisch dichten Membran etabliert werden musste.
(Stoffwechsel-Überblick siehe Kapitel 1.6.)
1.5. Gasvesikel:
Cyanobakterien aber auch einige Purpurbakterien verfügen über Gasvesikel, die
Ihnen ein Einstellen der Schwebhöhe erlauben. Diese Gasvesikel sind etwa 3001000nm lang und 45-120nm breit und bestehen aus einer etwa 2nm dicken
Proteinschicht (GvpA baut als β-Faltblatt eine gerippte Struktur aus die von GvpC
quervernetzt wird). Diese Schicht ist Gas-durchlässig und Wasser-undurchlässig.
1.6. Sporen:
Sporen sind morphologische Bestandteile nur weniger Bakteriengattungen. Es
handelt sich um runde bzw. elliptische Gebilde, die sich durch extreme
Widerstandsfähigkeit
gegenüber
Umwelteinflüssen
(Hitze,
Austrocknung)
auszeichnen. Es handelt sich nicht wie bei den Pilzen um Vermehrungsformen,
sondern um Dauerformen der entsprechenden Bakterien, die in der Bakterienzelle
als sog. Endosporen gelagert sind.
Die Sporulation erfolgt nie in einer exponentiell wachsenden Kultur sondern nur dann
wenn einer der Nährstoff zum limitierenden Faktor geworden ist.
Die Entdeckung bakterieller Endosporen war von großer wirtschaftlicher Bedeutung,
da erstmals gezielt an der Verbesserung von Konservierungsmethoden in der
Lebensmittelindustrie aber auch für viele anderen verderblichen Produkte gearbeitet
werden konnte
Wie lange können Endosporen überleben ? Was wirkt limitierend ? (Brock S. 105)
Aus trockene Sporen-Präparaten konnten nach 40 Jahren innerhalb von 12 Stunden
Bebrütung eine frische Kultur gewonnen werden ! Einer Gruppe von Mikrobiologen
gelang 1995 die Rekultivierung einer 25-40 Mill Jahre alten Bacillusspore aus dem
Darm einer ausgestorbenen Bienenart (science 268-1995, 1060-1064).
Die hohe Hitzestabilität der Sporen begründet ihre Verwendung als Indikatoren für
eine erfolgreiche Keimfrei-Machung beim Prozeß der Sterilisation: Standardisierte
Teststreifen von Bacillus stearothermophilus müssen innerhalb der vorgeschriebenen
Sterilisationszeit abgetötet worden sein.
1.6.1. Sporenbildung)
Man unterscheidet:
1. Exosporen
Exosporen sind S., die durch Sprossung entstehen und sich vom Mutterorganismus
ablösen (kommt bei vielen Pilzen vor).
2. Endosporen. Endosporen werden in besonderen "Behältnissen", den Sporangien,
gebildet. Endosporen werden nach dem Aufplatzen der "Behältnisse" freigesetzt.
Stationen bei der Endosporenbildung: Der Ablauf ist so regelmäßig, dass man von
einem Programm spricht. Die morphologischen Veränderungen basieren auf einer
Veränderung der Enzymzusammensetzung, bedingt durch eine geänderte
Genexpression als Antwort auf ein Hungersignal. Aufgrund von genetischen
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Untersuchungen kann man davon ausgehen, dass bei Bacillus etwa 200 Gene daran
beteiligt sind !
Der Prozess der Sporenbildung dauert mehrere Stunden. Er beginnt mit einer
Ansammlung von proteinhaltigem Material (hoher Brechungsindex), unter
Verwertung vorhandener Speicherstoffe erfolgen zahlreiche Stoffumwandlungen.
Während der ersten 5 Stunden der Sporenbildung wird ein großer Teil der Proteine
der Sporenmutterzelle abgebaut. Als sporenspezifische Substanz wird Dipicolinsäure
gebildet. In vegetativen Zellen kommt diese Säure nicht vor.
Während der Synthese von Dipicolinsäure
werden
Calcium-Ionen
bevorzugt
auf++
Ca
genommen ; in den reifen Sporen liegt die
-OOC
N
COO-OOC
COOSäure offenbar als Calciumchelat vor und
kann 10 bis 15% von der Trockenmasse der Sporen ausmachen. Die Dipicolinsäure
ist im Protolasten der Sporen lokalisiert und nur in thermoresistenten Endosporen
enthalten.
Die Separation der Spore vom restlichen Cytoplasma beginnt mit einer speziellen
inäqualen Zellteilung. Durch Einschnürung der Cytoplasmamembran wird ein Teil des
Protoplasten der Mutterzelle abgetrennt. In diesen Sporenprotoplast das Chromosom
in verdichteter Form wird verpackt. Der Sporenprotoplast wird dann von der
Cytoplasmamembran der Mutterzelle umgeben und eingehüllt. Das hat zur Folge,
dass der Sporenprotoplast von zwei Cytoplasmamembranen umgeben ist, jede ist in
der Folge an der Bildung der Sporenwand beteiligt. Die Membran des
Sporenprotoplasten synthetisiert nach außen die Keimzellwand; die von der
Mutterzelle stammende Membran synthetisiert zur Spore gewandt die Sporenrinde.
Diese besteht aus einem vielschichtigen Gerüst von Peptidoglykan, das sich von
dem der Zellwand vegetativer Zellen u.a. durch den Vernetzungsgrad unterscheidet.
Die äußere Sporenhülle besteht weitegehend aus Polypeptiden. Auch eine weitere
dünne Polypeptidhülle, das Exosporium, wird von der Mutterzelle gebildet; es ist nur
bei wenigen Bakterien vorhanden und umgibt die Spore als lose, ballonartige Hülle.
Die
mehrschichtige
Ummantelung führt dazu, dass
die Hülle etwa 50% des
Volumen
bzw.
der
Trockenmasse
der
reifen
Sporen ausmacht.
Da die zukünftige Spore, in
diesem frühen Stadium als
Vorspore bezeichnet, ganz in
das Plasma der Mutterzelle
eingebettet ist, hängt auch der
gesamte Stoffwechsel der
Vorspore von der Versorgung
durch die Mutterzelle ab. Die
meisten
Ressourcen
bei
diesem Prozess werden für
den Aufbau der sehr dicken,
mehrschichtigen Sporenwand
gebraucht.
Schema der Entstehung von Sporen
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Ist die Spore fertig und als Folge der Lyse der Mutterzelle in die Umgebung
entlassen, hat sie keinen messbaren Stoffwechsel mehr. Ihre Aufgabe ist es, lebensfeindliche Bedingungen zu überdauern. Außer den schon erwähnten Eigenschaften
der Hitze- und Austrocknungstoleranz gehören dazu bemerkenswerte Resistenzen
gegenüber organischen Lösungsmitteln, lytischen Enzymen, UV- und
Röntgenbestrahlung.
Trotz
des
Fehlens
eines
nachweisbaren Stoffwechsels reagiert die Spore noch
ausgezeichnet auf Änderungen der Umweltbedingungen:
Bei gutem Nährstoffangebot keimt die Spore zu einer
neuen vegetativen Zelle aus, und der normale
Zellteilungszyklus wird wieder aufgenommen.
Der Durchmesser einer Spore beträgt etwa 0,8 µm. Im
Zentrum ist der Protoplast mit dem Genom. Er wird
geschützt von einer Membran (mem) und mehreren
Schichten
Ummantelung
(sc).
Die
gesamte
Schutzschicht: cx.
Ganz außen gibt es nochmals eine Außenmembran (ce).
Spore von Bazillus subtilis
So ist die Spore gegen fast alle widrigen Umwelteinflüsse
(TEM)
geschützt.
1.7. Umweltbedingungen :
1.7.1. aw-Wert, Nährstoffe, pH-Wert, Temperatur, Sauerstoffverhalten:
Das Wasser:
Wichtige Vorrausetzung für das Wachstum und die Ernährung von Mikroorganismen
ist Wasser. Seine physikalisch-chemischen Eigenschaften sind mit keinem anderen
Lösungsmittel vergleichbar, es ist ein ideales Medium um jene Reaktionen ablaufen
zu lassen, die für die Lebenserhaltung notwendig sind.
Nährstoffe:
Für den Aufbau der Zellsubstanz sind folgende Makro-und Mikronährelemente nötig:
Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff, Phosphor, Schwefel, Kalium,
Calcium, Magnesium, Eisen, etc., die je nach Stoffwechseltyp aus unterschiedlichen
Quellen bezogen werden.
Aus ökologischen oder ernährungsphysiologischen Gründen leben viele Bakterien
mit anderen Bakterien oder höheren Pflanzen und Tieren in unterschiedlich engen
Gemeinschaften .
Je nach Art des Zusammenlebens unterscheidet man bei den heterotrophen
Mikroorganismen:
Saprophyten leben von abgestorbenen organischen Stoffen.
Kommensalen leben von Abfallstoffen eines Wirtes ohne gegenseitigen Nutzen oder
Schaden.
Symbionten 2 Partner leben in engem räumlichen Kontakt zum gegenseitigen
Nutzen.
Parasiten
benötigen einen Wirt.
Wasseraktivität (aw-Wert)
Die Wasseraktivität ergibt sich aus dem Quotienten aus dem Partialdruck von H2O
über dem Substrat (z.B Nährboden) und jenem über reinem Wasser. p(S)/p(H2O)
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Mikroorganismen benötigen für alle Stoffwechselaktivitäten Wasser. Der Entzug von
Wasser führt daher zu einer Verlangsamung des Wachstums. Bei Abwesenheit von
Wasser ruht der Stoffwechsel. Empfindliche Mikroorganismen werden unter diesen
Bedingungen abgetötet.
Die meisten Mikroorganismen wachsen bei einem einen aw-Wert von 0,98-1 am
besten. Es gibt jedoch einige Mikroorganismen die sich auch noch bei kleineren awWerten vermehren können. Dazu gehören die osmophilen (zuckerliebenden) Hefen ,
die bis zu einem aw-Wert von 0,6 wachsen können.
Die Wachstumshemmung bei geringeren aw-Werten nutzt man daher zur
Verlängerung der Haltbarkeit von Lebensmitteln (Trocknung, Einsalzen).
Halophile Bakterien können ebenfalls bei niedrigen aw-Werten wachsen, man findet
sie in Salzseen (salt lake city, totes Meer etc.)
Man unterscheidet nach der optimalen Wachstumstemperatur:
psychrophil ( kryophil)
zwischen 0-20°C
mesophil:
20-40°C
thermophil:
40-70°C
hyperthermophil (pyro-):
ab 70°C
pH-Wert:
Der optimale pH-Wert liegt für Bakterien zwischen 6,5 und 7,5.
Einige Arten vermögen aber auch bei streng alkalischer
Reaktion oder im sauren Bereich (acidophile) zu wachsen.
Sauerstofftoleranz / -bedarf:
Schneealge
Chlamydomonas nivalis
fakultativ-anaerob: bei Vorhandensein von O2 aber auch ohne O2;
obligat anaerob: nur unter Luftabschluss (besitzen keine Katalase um das im
Zellstoffwechsel auftretende H2O2 abzubauen Zelle stirbt bei O2 Kontakt).
aerob: Obligat-nur unter Anwesenheit von O2.
mikroaerophil: leben auch ohne Sauerstoff also benötigen den Sauerstoff nicht
unbedingt
1.8. Speicherstoffe
Bei vielen Mikroorganismen werden unter bestimmten Milieubedingungen
intrazellulär Substanzen abgelagert, die als Speicher- oder Reservestoffe angesehen
werden können: Polysaccharide, Fette, Polyphosphate und Schwefel. Diese Stoffe
werden angehäuft, wenn die entsprechenden Ausgangssubsstanzen in der
Nährlösung vorhanden sind, das Wachstum aber mangels einzelner
Nährstoffkomponenten oder in Gegenwart von Wachstumshemmstoffen
eingeschränkt oder unterbunden wird. Die Reservestoffe liegen in der Zelle in
osmotisch inerter Form vor, d.h. sie sind wasserunlöslich. Bei Bedarf, unter
günstigen Wachstumsbedingungen, werden die Reservestoffe wieder in den
Stoffwechsel einbezogen. Die Reservepolysacharide, Neutralfette und Poly-βhydroxybuttersäure (PHB) können als Kohlenstoff- und Energiequellen dienen und
dadurch bei Abwesenheit äußerer Energiequellen die Lebensdauer der Zelle
verlängern oder bei Sporenbildern die Bildung von Sporen auch in Abwesenheit
äußerer Substrate ermöglichen. Polyphosphate (Volutin-Granula) können als
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Phosphatspeicherstoff und abgelagerter Schwefel als potentieller Elektronendonor
angesehen werden (phototrophe Purpurbakterien).
Manchen Bakterien lagern kristalline Proteine im Cytoplasma ab, einige haben
interazelluläre Membranstapel, Gasvesikel oder auch Magnetit-Kristalle, die sie
magnetisieren.
1.9. Farbstoffe:
Zahlreiche Bakterien- und Pilzkolonien fallen durch eine ausgeprägte Färbung auf,
sei es aufgrund der Ausscheidung eines Farbstoffes ins Medium oder einer
Pigmentierung der Zelle. Die Fähigkeit, Farbstoffe zu bilden, ist ein offensichtliches
phänotypisches und genetisches Merkmal. Gefärbte Formen lassen sich leicht
erkennen und identifizieren. Bei den Farbstoffen handelt es sich um Derivate
verschiedener Stoffklassen wie Carotinoide, Phenazinfarbstoffe, Pyrrolfarbstoffe,
Azachinone, Anthocyane etc. Eine charakteristische Färbung kann auch durch die
Anhäufung bestimmter mineralischer Stoffwechselprodukte auf entsprechendem
Untergrund auftreten.
Meistens dienen Farbstoffe den Bakterien als Komponenten des phototrophen
Stoffwechsels oder als Schutz vor Licht und UV.
Eine ganze Reihe verschiedener Bakterien, vor allem Luftkeime, können Farbstoffe
bilden. Die Farbstoffe wie Pycocyanin, Violacein und Prodigiosin, sind sekundäre
Stoffwechselprodukte, von denen einige sogar antibiotische Eigenschaften
aufweisen.
Carotinoide: Rote Carotinoide verleihen den Purpurbakterien ihre intensiv rote
Färbung.
Pulcherrimin: beruht vorwiegend auf Carotinoiden = rote Färbung
Prodigiosin: Auf kohlenhydrathaltigen Nährböden kommt häufig ein Bacterium zur
Entwicklung, das früher als Hostienpilz bezeichnet worden ist und heute Serratia
marcescens heißt.
Indigoidin: Gehört der Verbindungsklasse der Azachinone an, ein wasserunlösliches
blaues Pigment.
Phenazinfarbstoffe: Viele Pigmente, die von Wasserbakterien in die Nährlösung
ausgeschieden werden, sind den Phenazinen zugehörig. Phenazinfarbstoffe:
# Pyocyanin
# Oxychloroaphin
# Iodinin
# Violacein: Purpurrotes Pigment
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