Allgemeine Chemie (für Biologie und Ernährungslehre) in der Sekundarstufe II (Fachoberschule, Fachgymnasium, Gymnasium) Teil 3: chemische Reaktion Autor: L. Drews Bilder-Quellen (z.T. nachbearb.): commons.wikimedia.org (Algarech + Van Flamm); UD-Bildschirmschoner; …, lsp: dre Version 0.21 (2014) teilredigierte Arbeitsversion!!! BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx -1- (c,p) 2009-2014 lern-soft-projekt: drews Legende: mit diesem Symbol werden zusätzliche Hinweise, Tips und weiterführende Ideen gekennzeichnet Nutzungsbestimmungen / Bemerkungen zur Verwendung durch Dritte: (1) Dieses Skript (Werk) ist zur freien Nutzung in der angebotenen Form durch den Anbieter (lern-soft-projekt) bereitgestellt. Es kann unter Angabe der Quelle und / oder des Verfassers gedruckt, vervielfältigt oder in elektronischer Form veröffentlicht werden. (2) Das Weglassen von Abschnitten oder Teilen (z.B. 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BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx -2- (c,p) 2009-2014 lsp: dre Inhaltsverzeichnis: Seite 5. chemische Reaktion .................................................................................... 4 5.0. erste allgemeine und wiederholende Betrachtungen ............................................. 4 Methode: Schrittfolge zum Aufstellen und Ausgleichen von chemischen Gleichungen (Empfehlungen) .......................................................................................................... 8 Experimente zum Thema: Chemische Reaktion / physikalischer Vorgang ........... 13 5.1. Teilchen- und Stoß-Theorie der chemischen Reaktion ........................................ 17 5.1.1. die Stoß-Theorie ............................................................................................... 17 5.1.2. die Theorie des Übergangszustandes ............................................................ 21 5.1.3. der typische Reaktions-Ablauf ........................................................................ 23 5.2. die Thermodynamik chemischer Reaktionen ........................................................ 24 5.2.1. einfache Thermodynamik chemischer Reaktionen ........................................ 24 5.2.2. weiterführende Thermodynamik chemischer Reaktionen ............................. 28 5.3. die Kinetik chemischer Reaktionen ....................................................................... 32 5.3.1. einfache Kinetik chemischer Reaktionen ....................................................... 32 5.3.1. die Reaktions-Geschwindigkeit....................................................................... 33 Methode der Anfangsgeschwindigkeit ...................................................................... 37 5.3.1.1. Reaktionsordnung ....................................................................................... 39 5.3.1.2. Abhängigkeit der Reaktions-Geschwindigkeit gerichteter Reaktionen.......... 43 Konzentrations-Abhängigkeit.................................................................................... 43 Temperatur-Abhängigkeit ......................................................................................... 44 Druck-Abhängigkeit .................................................................................................. 46 5.3.2. das chemische Gleichgewicht......................................................................... 48 5.3.2.1. das Massenwirkungs-Gesetz ....................................................................... 49 5.3.2.2. Abhängigkeit und Beeinflussung des chemischen Gleichgewichtes ............ 49 Konzentrations-Abhängigkeit.................................................................................... 50 Temperatur-Abhängigkeit ......................................................................................... 51 Druck-Abhängigkeit .................................................................................................. 53 5.4. Arten chemischer Reaktionen ................................................................................ 57 5.4.1. Säure-Base-Reaktionen / Reaktionen mit Protonen-Übergang / Protolysen 59 5.4.1.1. Säure- und Base-Begriffe / Säure-Base-Konzepte....................................... 62 Methode: Aufstellen von Neutralisations-Gleichungen.............................................. 77 Exkurs: Regeln zum Aufstellen der Namen für Salze ............................................... 80 5.4.1.2. der pH-Wert ................................................................................................. 87 5.4.1.3. Puffer / Puffer-Lösungen.............................................................................. 92 5.4.1.4. Bildung von (anorganischen) Salzen ........................................................... 94 5.4.2. Redox-Reaktionen / Reaktionen mit Elektronen-Übergang ........................... 95 5.4.2.1. klassische Betrachtung von Oxidation und Reduktion ................................. 95 Exkurs: die Phlogiston-Theorie ................................................................................. 96 5.4.2.2. die moderne Betrachtung von Oxidation und Reduktion .............................. 99 Methode: Aufstellen von Redox-Gleichungen ......................................................... 107 5.4.2.3. Sonderfälle der Redox-Reaktionen Disproportionierung und Komproportionierung .............................................................................................. 110 5.4.2.y. elektro-chemische Reaktionen (Elektro-Chemie) ....................................... 111 5.5. Nachweis-Reaktionen ........................................................................................... 114 5.5.1. einfache Stoff-Nachweise .............................................................................. 115 5.5.2. einfache Ionen-Nachweise ............................................................................. 116 5.5.3. Nachweise für Stoffgruppen .......................................................................... 117 5.5.4. Nachweise für Lebensmittel-Bestandteile .................................................... 118 Literatur und Quellen: ................................................................................. 123 BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx -3- (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5. chemische Reaktion 5.0. erste allgemeine und wiederholende Betrachtungen Physikalische und chemische Grundkenntnisse (z.B. Merkmale, Eigenschaften und Vorgänge) haben wir nun zur Genüge wiederholt oder auf das notwendige Level gebracht. Wenden wir uns nun unserem eigentlichen Inhalt in der Chemie zu – den chemischen Reaktionen. Chemie ist eben, wenn es knallt, pufft und stinkt. Chemische Veränderungen haben die Menschen schon frühzeitig fasziniert. Schon lange vor der hochentwickelten Feuerwerks-Kunst der Chinesen benutzten die Menschen die verschiedensten chemischen Reaktionen zur Herstellung von Materialien, der Erzeugung von Wärme und Energie, der Zubereitung von Nahrung und vielem anderen mehr. Eine wichtige Epoche für die "Erkenntnis" chemischer Reaktionen war die Allchemie im Mittelalter. Hier begannen Forscher systematisch Stoffe und ihre Reaktionen miteinander zu untersuchen. Die Abgrenzung zwischen Physik und Chemie ist eigentlich nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Beide Wissenschaften beschäftigen sich u.a. mit Stoffen. Sie analysieren ihre Eigenschaften und Veränderung. In der Schule werden Änderungen an den Zuständen (fest, flüssig und gasförmig) im Allgemeinen der Physik zugeschrieben. Kommt es dagegen zu veränderten (neuen) Stoffen, dann sind wir eher im Gebiet der Chemie. Betrachtet man z.B. radioaktive Vorgänge, dann tut sich ein kleines Problem auf. Durch Radioaktivität kann es ebenfalls zur Bildung neuer Stoffe kommen. Der radioaktive Zerfall des Isotopes 14C zeigt dies beispielhaft: 14 C 14 N + e - … Elektron-Antineutrino + böse Frage zwischendurch: Welches elementare Teilchen muss sich hier umwandeln? Zeigen Sie dies u.a. auch durch Hinzufügen der Kernladungszahlen in der Gleichung! Definition(en): chemische Reaktion / chemischer Vorgang Unter einer chemischen Reaktion versteht man einen Vorgang / Prozess, bei dem neue Stoffe mit neuen Eigenschaften entstehen. Trotzdem werden solche Vorgänge heute eher selten der Chemie zugerechnet. Traditionell scheint es in einigen Bundesländern eine historische bedingte Zuordnung der Kernvorgänge zur Chemie zu geben. Diesem Ansatz folgen wir hier nicht. In der modernen Wissenschaft sieht man die Chemie als Physik der Elektronenhüllen. Chemische Veränderungen sind also immer mit Veränderungen der Elektronen-Hüllen und – BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx -4- (c,p) 2009-2014 lsp: dre Zuständen verbunden. Somit fallen die Kernreaktionen, Radioaktivität usw. aus dem chemischen Interesse heraus. Der aufmerksame Leser wird nun gleich anmerken, dass ja auch die Ionen-Bildung oder die Absorptions- und Emissions-Vorgänge Veränderung der Elektronen-Hüllen sind. Natürlich ist das richtig. Hier sind wir im Grenzbereich zwischen Physik und Chemie. Meist verknüpft man einfach die Merkmale "Veränderung der Elektronen-Hüllen" und "Veränderung der Stoffe", dann kann man eine gut funktionierende Definition aufstellen. Aufgaben: 1. Definieren Sie die Wissenschaft / den Begriff Chemie! 2. Vergleichen Sie Ihre Definition mit mindestens drei anderen aus dem Internet und verschiedener Fach-Literatur! Aus traditioneller (allchemistischer) Sicht gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Arten von chemischen Reaktionen. Manchmal gehr man sogar soweit, dass es sich um zwei verschiedene Arten der Chemie selbst handelt. Die erste Art – von chemischen Reaktionen – mit denen sich die frühen Chemiker herumgeschlagen haben, sind die aufklärenden Untersuchungen gewesen. Man wollte einfach wissen, woraus der eine oder andere Stoff besteht und "was die Welt im Innersten zusammenhält" (GOETHE). Solche Reaktionen nennen wir Analysen. Wenn man einfache, allgemeine Reaktions-Schemata für die Analysen angeben soll, dann tauchen die folgenden bestimmt besonders häufig auf: A B + C A B + C + D Der Stoff A wird durch irgendwelche Methoden (z.B. Erhitzung, Elektrolyse, Bestrahlung) in mehrere Teile zerlegt. Dabei kann man davon ausgehen, dass diese Teile zu einem Großteil die Bau-Bestandteile von A waren. Setzt man eine zweiten Stoff X zu, um A zu zerlegen / zerstören, dann wären auch solche Schemata denkbar: A + X B + C A + X B + C + D Natürlich lassen sich die Reihen auf noch mehr Stoffe erweitern. Definition(en): Analyse Chemische Vorgänge, bei denen ein (Rein-)Stoff in einfachere Verbindungen oder Elementen zerlegt wird, nennt man Analysen. Die Analyse eines Stoffes ist die Aufklärung seiner Bestandteile. Das Gegenstück zu den Analysen sind die Synthesen. Hier soll ein Stoff gezielt zusammengebaut werden. Das große Ziel der allchemistischen Synthesen sollte das Gold sein, was sich aber als unrealisierbare Möglichkeit herausstellte. Wenn wir nun unseren Stoff A bilden wollen, dann können wir zuerst einmal versuchen die Analysen einfach umzudrehen: B + C A B + C + D A BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx -5- (c,p) 2009-2014 lsp: dre oder: B + C A + X B + C + D A + X In den meisten Fällen führt das auch zum Erfolg. Manchmal bedarf es anderer Reaktionen, die sich aber nicht im Schema unterscheiden: E + F A E + F + G A H + J A + X H + J + K A + X Definition(en): Synthese Chemische Vorgänge, bei denen ein (Rein-)Stoff aus einfacheren Verbindungen oder Elementen gebildet wird, nennt man Synthesen. Die Synthese eines Stoffes ist chemisch-technisch gesehen ein Verfahren zur Herstellung dieses Stoffes. In der Chemie gibt es ein verbindliches Vorschriften-System zur Darstellung von chemischen Reaktionen. Das Mittel ist die chemische Gleichung, die bis auf einen oder zwei gerichtete Pfeile – statt einem Gleichheits-Zeichen – genau auch dem Anspruch einer Gleichung erfüllen muß. Mit anderen Worten sachlich müssen die linke und die rechte Seite der chemischen Gleichung auch wirklich gleich sein. Für den Chemiker heißt dies, dass z.B. auf beiden Seiten gleichviele Atome vorkommen müssen. Auch die Summe der Ladungen muß auf beiden Seiten äquivalent sein. Die Ausgangsstoffe (Edukte, Reaktanten) stehen üblicherweise auf der linken Seite der Gleichung. Über dem Reaktions-Pfeil, der die rechte Seite mit den Produkten abtrennt, können die Reaktions-Bedingungen notiert werden: Reaktionsbedingungen Edukte Produkte Kann parallel zur Produkt-Bildung auch die Rückbildung der Edukte (Zerfall der Produkte) beobachtet werden, dann unterscheidet man Hin- und Rück-Reaktion, die in einer gemeinsamen Reaktions-Gleichung notiert werden können: Hinreaktion Edukte Produkte Rückreaktion Hinter den Produkten folgt oftmals noch eine Angabe zu Energie-Aufnahme oder –Abgabe: Edukte Produkte ; RH = x kJ/mol Dazu werden wir gleich noch genauere Angaben machen. Chemische Reaktionen zeigen verschiedene charakteristische Merkmale. Sie lassen sich so zusammenfassen: Merkmale einer chemischen Reaktion: BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx -6- (c,p) 2009-2014 lsp: dre Stoffumwandlung Energieumwandlungen /-Veränderungen Veränderungen der Bindungen Veränderungen der Teilchen und / oder ihrer Arten Das Merkmal der Stoffumwandlung ist meist relativ leicht nachzuvollziehen. Im Verlauf einer chemischen Reaktion verändern sich die Stoffe. Da jeder Stoff mit charakteristischen Eigenschaften ausgestattet ist, können wir durch Vergleich der Eigenschaften der Ausgangsstoffe mit denen der Reaktionsprodukte Veränderungen erkennen. 2 Mg + fest silberfarbend glänzend O2 2 MgO gasförmig farblos geruchlos fest, pulvrig weiß in W. lösl. Mit Hilfe der neuen Eigenschaften (der entstehenden Stoffe) können wir auch oft die Art der Reaktionsprodukte bestimmen. Die offensichtlichsten Zeichen von Energie-Umwandlungen sind die häufig auftretenden Energie-Abgaben. Bei Verbrennungen / Oxidationen – wie der vom Magnesium – treten helle Licht-Erscheinungen oder / und Wärme-Abgaben auf. Betrachten wir aber einmal den Verlauf der Reaktion (Vergasung von Kohle) von glühender Kohle mit Wasserdampf (Wassergas): C + H2O RH = 131 kJ / mol CO + H2 ↑ Bei dieser Reaktion muss Energie zugefügt werden, damit die Reaktion läuft. Es reicht auch nicht, wie bei vielen anderen Reaktionen ein bisschen Anwärmen, um die Reaktion zu starten, sondern hier ist ständiger Energie-Einsatz notwendig. Den energetischen Verlauf einer chemischen Reaktion kann man in einem EnergieSchemata darstellen. Die Ausgangsstoffe C und H2O haben vor der Reaktion ein bestimmtes Energie-Niveau. Dieses ist weitaus größer als 0 kJ / mol. Es lässt sich nicht genau bestimmen. Der absolute Energie-Inhalt eines Stoffes ist derzeit noch nicht zugänglich. Gut bestimmbar sind aber Energie-Differenzen, wie z.B. die Bildungs-Energie (= Bildungs-Eenthalpien) eines Stoffes aus seine Elementen. Da die Elemente nicht aus Elementen gebildet werden können, wird deren BildungsEnthalpie auf 0 kJ / mol gesetzt. Damit hat man eine gute relative Bezugsgröße. Hier soll nochmals betont werden, dass eine Bildungs-Enthalphie von 0 kJ / mol nicht bedeutet, dass der Stoff keine Energie besitzt. Die besitzt er natürlich, aber wir können den genauen Wert nicht bestimmen. Nur die Messung von Veränderungen sind derzeit physikalisch möglich. Deshalb schreiben wir auch immer H bzw. E ( für delta ... Differenz / Veränderung). Chemisch lassen sich Elemente nicht aus anderen "kleineren" Teilchen bilden, deshalb ist die BindungsEnthalphie definitionsgemäß auf 0 kJ/mol gesetzt. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx einfaches Energie-Niveau-Schema einer Reaktion mit (notwendiger) Energie-Aufnahme -7- (c,p) 2009-2014 lsp: dre Methode: Schrittfolge zum Aufstellen und Ausgleichen von chemischen Gleichungen (Empfehlungen) Das Aufstellen und Ausgleichen von chemischen Reaktions-Gleichungen wird häufig als schwieriges Problem in der Chemie betrachtet. Praktisch ist es eigentlich recht einfach, wenn man bestimmte Regeln und Arbeitsschritte beachtet. Die folgenden Arbeitsschritte führen in den meisten Fällen zum Erfolg: Beispiel: Eisen(II,III)-oxid soll mit Hilfe von Aluminium zu Eisen reduziert werden. 1. Erfassen von Ausgangsstoffen und Reaktionsprodukten (bei Bedarf zuerst als Wortgleichung)! Die Ausgangsstoffe werden auf der linken Seite, die Reaktionsprodukte auf der rechten Seite mit Plus getrennt notiert. Ausgangsstoffe und Reaktionsprodukte sind durch einen Reaktionspfeil voneinander getrennt (der Doppelpfeil darf ebenfalls verwendet werden). (solange eine Gleichung noch nicht fertiggestellt ist, sollten links und rechts senkrechte Striche als Kennzeichen genutzt werden) | Eisen(II,III)-oxid + Aluminium Eisen | 2. Umwandeln der Stoffnamen in chemische Symbole bzw. Formeln! Verwenden Sie dazu – zumindestens bis Sie sich sicher sind und weitesgehend fehlerfrei arbeiten - ein Tafelwerk! | Fe3O4 + Al Fe | 3. Ergänzen fehlender Elemente / Stoffe! Prüfen Sie, ob alle Elemente auf beiden Seiten vorkommen oder, ob noch Stoff ergänzt werden müssen! Man kann sich die Elemente usw. immer gut unter der (werdenden) Gleichung notieren (als eine Art Nebenrechnung (z.B. mit Bleistift)). | Fe3O4 + Al Fe O Al Fe | Fe In diesem Fall brauchen wir auf der Produkte-Seite noch Al und O. Als mögliche Verbindung kommt hier Aluminiumoxid in Frage (Die Oxidation von Aluminium würde auch gut zur erwähnten Reduktion passen). | Fe3O4 + Al Fe O Al Fe + Al2O3 | Fe Al O 4. Erfassen der Stoffmengen / Atom-Zahlen auf beiden Gleichungs-Seiten! Beachten Sie dabei sowohl die indizierten Mengen-Angaben, wie auch die Mengen-Angaben, die ev. schon vor einer Formel stehen! | Fe3O4 + Al Fe 3 O 4 Al 1 Fe + Al2O3 | Fe 1 Al 2 O 3 5. Ausgleichen der einzelnen Elemente über das "kleinste gemeinsame Vielfache"! Gehen Sie dabei für jedes Element einzeln vor! Zuerst sollte man die Elemente ausgleichen, die auf der Ausgangsstoff-Seite besonders häufig vorkommen! An gerade ausgeglichene Elemente gebundene weitere Elemente sollten dann gleich nachfolgend bearbeitet werden! (Bei anorganischen Reaktionen sollte man sich immer zuerst an die "besonderen" Metall- und Nichtmetall-Elemente heranmachen, zum Schluss können dann die "gewöhnlichen" Elemente, wie Wasserstoff und Sauerstoff folgen! Bei organischen Reaktionen hat sich die Reihenfolge C – H – O – weitere Elemente als recht praktisch herausgestellt.) BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx -8- (c,p) 2009-2014 lsp: dre | Fe3O4 + Al Fe + Al2O3 | 1. Runde: Fe 3 O 4 Al 1 Fe 1 Al 2 O 3 3 | Fe3O4 + Al 3 Fe + Al2O3 | Hinweis!: die 1 (vor Fe3O4) wird nicht mitgeschrieben! 2. Runde: Fe 3 O 4 Al 1 Fe 3 Al 2 O 3 2 | Fe3O4 + 2 Al 3 Fe + Al2O3 | 3. Runde: Fe 3 O 4 Al 2 Fe 3 Al 2 O 3 12 | 3 Fe3O4 + 2 Al 3 Fe + 4 Al2O3 | 4. Runde: Fe 9 O 12 Al 2 Fe 3 Al 8 O 12 Wenn alle Elemente 1x durch sind, dann wieder von vorne anfangen (zumindestens um den Erfolg zu kontrollieren)! 9 | 3 Fe3O4 + 2 Al 9 Fe + 4 Al2O3 | 5. Runde: Fe 9 O 12 Al 2 Fe 9 Al 8 O 12 8 | 3 Fe3O4 + 8 Al 9 Fe + 4 Al2O3 | 6. Runde: Fe 9 O 12 Al 8 Fe 9 Al 8 O 12 keine Differenzen mehr damit fertig: 3 Fe3O4 + 8 Al 9 Fe + 4 Al2O3 6. Kontrolle, ob z.B. auch Ladungen ausgeglichen! Die chemische Gleichung muss insgesamt dem Anspruch einer mathematischen Gleichung genügen. 3 Fe3O4 + 8 Al 9 Fe + 4 Al2O3 0 0 keine Differenz damit fertig: 3 Fe3O4 + 8 Al BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx 9 Fe + 4 Al2O3 -9- (c,p) 2009-2014 lsp: dre Aufgaben (Ausgleichen von chemischen Gleichungen): 1. Gleichen Sie aus! (Für weitere vertiefende Übungen und zur Wiederholung der Chemie aus der allgemeinbildenden Schule stehen weitere Informationen zu den Reaktionen in Klammern!) a) CH4 + Cl2 b) Cu2O + CH3Cl + HCl (Methan wird mit Chlor substituiert, es bildet sich Monochlormethan und Chlorwasserstoff) H2 Cu + H2O (Cupfer(I)oxid wird mit Wasserstoff reduziert, es entsteht elementares Cupfer und Wasser) c) SO2 + H2O d) Cu + H2SO3 (Schwefeldioxid reagiert mit Wasser zu schwefliger Säure) [Nichtmetalloxid + Wasser Säure] O2 CuO e) Al + O2 Al2O3 (Aluminium wird (mit Sauerstoff) verbrannt / oxidiert zu Aluminiumoxid) f) Na + Cl2 g) P + (Cupfer wird (mit Sauerstoff) verbrannt / oxidiert zu Cupfer(II)-oxid) NaCl (Natrium verbrennt in Chlor zu Natriumchlorid (Kochsalz)) [Metall + Nichtmetall Salz] Cl2 PCl3 h) Fe2O3 + C (Phosphor verbrennt in Chlor zu Phosphortrichlorid (Phosphor(III)-chlorid)) Fe + CO (Eisen(III)-oxid wird mit Cohlenstoff zu Eisen und Cohlenmonoxid reduziert (Hochofen-Prozess)) i) Mg(OH)2 + H3PO4 Mg3(PO4)2 + H2O (Magnesiumhydroxid wird mit Phosphorsäure neutralisiert, es bildet sich Magnesiumphosphat und Wasser) [Base + Säure Salz + Wasser] j) C6H12O6 + O2 k) N2 + H2 CO2 + H2O (Glucose wird mit Sauerstoff zu Cohlendioxid und Wasser umgesetzt (ZellAtmung)) NH3 (Bildung von Ammoniak aus Stickstoff und Wasserstoff) l) K2O + H2O KOH (Kaliumoxid reagiert mit Wasser zu Kaliumhydroxid) [Metalloxid + Wasser Base] 2. Prüfen Sie welche alternativen Gleichungen (mit anderen ZahlenKombinationen) möglich sind! Begründen Sie Ihre Auswahl! 3. Stellen Sie zu den folgenden Wort- bzw. Stoff-Gleichungen passende chemische Gleichungen auf! a) Magnesium verbrennt in der Luft (/mit Sauerstoff) zu Magnesiumoxid b) Ethan wird mit Chlor substituiert, es bildet sich Monochlorethan und Chlorwasserstoff c) Phosphor verbrennt zu (Di-)Phosphorpentoxid (Phosphor(V)-oxid) d) Natrium reagiert mit Sauerstoff zu Natriumoxid e) Zink reagiert mit Chlorwasserstoffsäure (Salzsäure) zu Zinkchlorid und Wasserstoff(Gas) [Metall + Säure Salz + Wasserstoff] f) (Di-)Stickstoffdioxid (Stickstoff(II)-oxid) reagiert mit Sauerstoff zu (Di-)Stickstoffpentoxid (Stickstoff(V)-oxid g) Calciumcarbonat wird mit Salzsäure umgesetzt, es bildet sich Calciumchlorid, Wasser und Cohlendioxid h) Natrium reagiert mit Wasser unter Bildung von Natriumhydroxid [Metall + Wasser Base] i) Silbernitrat reagiert mit Blei(IV)-chlorid zu Silberchlorid und Blei(IV)-nitrat j) Aluminium reagiert in Schwefelwasserstoff(-Gas) zu Aluminiumsulfid und Wasserstoff(Gas) k) Zinn(IV)-chlorid reagiert mit Wasser zu Zinnhydroxid und Chlorwasserstoff l) Blei(II)-oxid reagiert mit schwefliger Säure zu Blei(II)-sulfit und Wasser [Metalloxid + Säure Salz und Wasser] BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 10 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 4. Ergänzen Sie die folgenden Wort- bzw. Stoff-Gleichungen um fehlende Stoffe und stellen Sie dazu die chemischen Gleichungen auf! a) Wasserstoff + ??? Wasser b) ??? + Sauerstoff Schwefeldioxid c) Magnesiumoxid + ??? ??? + Wasser d) Magnesium reagiert mit ??? zu Magnesiumoxid e) Mangan reagiert mit Schwefelsäure zu Mangansulfat ((und einem Gas)) f) Schwefeldioxid verbrennt zu Schwefeltrioxid g) Eisen reagiert mit ??? zu Eisen(III)-chlorid h) Methan wird Brom substituiert i) Quecksilber(I)-oxid reagiert mit Salpetersäure und Sauerstoff zu Quecksilber(II)-nitrat und ??? j) Silbernitrat reagiert mit Zinkchlorid zu Silberchlorid und Zinknitrat 5. Stellen zu den folgenden Reaktions-Beschreibungen die vollständigen Wortbzw. Stoff-Gleichungen sowie die chemischen Gleichungen auf! a) Verbrennung von Aluminium b) (Mono-)Stickstoff(mon-)oxid wird zu Distickstofftrioxid umgesetzt c) Natriumoxid wird in Wasser gelöst, es bildet sich u.a. Natriumhydroxid d) Calcium wird oxidiert e) Aluminiumhydroxid reagiert mit Schwefelsäure f) Eisen(III)-oxid wird mit Cohlenstoff umgesetzt g) Methan wird mit Brom substituiert h) salpetrige Säure wird mit Calciumhydroxid umgesetzt / neutralisiert i) Calciumcarbonat reagiert in Lösung mit Cohlendioxid zu Calciumhydrogencarbonat j) Phosphorchlorid reagiert mit Wasser zu (Di-)Phosphortrioxid und Chlorwasserstoff 6. Ergänzen Sie eventuelle Fehlstellen und stellen Sie die vollständigen chemischen Gleichungen auf! (ev. müssen auch weitere Stoffe ergänzt werden!) a) Schwefeltrioxid reagiert mit Wasser b) P + ??? PCl3 c) CuS + ??? CuO + SO2 d) Fe + Br2 (Hinweis!: Eisen ist meist drei-wertig) e) Na2O + H2O f) SO2 + ??? SO3 g) Aluminium reagiert mit ??? zu Aluminiumbromid h) Calciumoxid wird in Wasser gelöst i) Phosphorpentoxid wird in Wasser gelöst j) Helium wird mit Sauerstoff erhitzt für die gehobene Anspruchsebene: 7. Finden Sie die Fehler in den folgenden Gleichungen! (Die Fehleranzahl ist in geschweiften Klammern angegeben! Je nach Auslegung können es natürlich auch noch mehr Fehler sein.) a) 2 C + 3 O2 b) Li + O2 c) 3 Fe + Cl3 d) Na2O2 + 2 HO e) Mg + Br f) Al3O2 + 4 H2O g) CO2 + H2O h) H3SO3 + MgOH i) CH4 + Cl2 j) Mn + H2SO4 BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx 2 CO3 {4} {3} FeCl3 {4} Na(OH)2 {5} AlF2 {3} Al3(OH)4 {6} C6H12O6 + O2 {3} MgSO4 + H3O {4} CH2Br2 + 2 HCl {2} Mn2(SO3)3 + O2 + H2O {3} LiO2 - 11 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Für einen effektiven Zusammenstoß müssen die Teilchen eine bestimmte Energie (Bewegungs-Energie) besitzen. Diese nennen wir Aktivierungs-Energie EA, weil sie quasi die Reaktion in Gang setzt. Nur mit ihr kann es zum Umbau der chemischen Bindungen kommen. Eventuell muss den Ausgangsstoffen noch Energie zugeführt werden, damit genug Teilchen eine ausreichende Energie besitzen. Erst dann können genügend effektive Zusammenstöße im Stoffgemisch ausführen werden. Wie wir schon gesehen haben gibt es zwei mögliche Fälle. Entweder die Reaktion benötigt Energie, wie es z.B. in der oben vorgestellten Reaktion der Fall ist. Dann wird nicht der gesamte Teil der zugeführten (Aktivierungs-)Energie wieder abgegeben. Die Reaktionsprodukte haben letztendlich ein höheres EnergieNiveau als die Ausgangsstoffe. Eine Reaktion, die Energie für ihren Ablauf bindet ("verbraucht"), nennen wir endotherm. Im zweiten Fall ist der Reaktionsverlauf von einer größeren Energie-Abgabe begleitet (z.B. Licht, Wärme, elektrische Energie). Diese Energie-Abgabe übersteigt auch die zugeführte Energie (zur Aktivierung der Reaktion). In so einem Fall nennen wir die Reaktion exotherm. Exotherme Reaktionen erkennt man an einfaches Energie-Niveau-Schema einem Minus-Zeichen vor dem Energieeiner exothermen Reaktion Betrag. Insgesamt müssen wir uns aber immer vergegenwärtigen, dass Energie nie neu entsteht oder einfach so verschwindet. Die Summe aller Energien ist immer konstant. Wir haben es immer nur mit EnergieUmwandlungen zu tun (Energie-Erhaltungssatz). Die Veränderungen der Bindungen lassen sich am Aufbrechen von Bindungen ("Lösen der Bindungen") und am Neuknüpfen solcher festmachen. In unserem Beispiel werden die Bindungen zwischen den Wasserstoff- und Sauerstoff-Atomen (des Wassers) aufgebrochen. Neue Bindungen entstehen im molekularen Wasserstoff und im Cohlenmonoxid(-Molekül). Auch die Bindungs-Arten ändern sich. Im Cohlenstoff finden wir eine Atom-Bindung. Die Atome im Wasser sind über eine Atombindung mit teilweisen Ionen-Charakter (auch: polare Atom-Bindung) verknüpft. In den Reaktionsprodukten finden wir ebenfalls eine Atom-Bindung (Wasserstoff-Molekül) und eine polare Atombindung (Cohlenmonoxid). Diese ist hier aber weitaus schwächer ausgebildet, als beim Wasser-Molekül. Im gewissen Sinne hätten wir damit auch das letzte Merkmal der chemischen Reaktion – die Veränderungen der Teilchen – mit abgehandelt. Die Teilchen bzw. ihre Arten haben sich deutlich geändert. Aus einem Feststoff (Atom-Gitter) und einem Molekül entstehen zwei neue Moleküle. Später werden wir auch noch sehen, dass sich auch die Art der Teilchen (Atome bzw. Ionen) u.U. verändert. Zur Unterscheidung von chemischen Reaktionen hat man diverse Möglichkeiten. Jede rückt besondere Aspekte einer chemischen Reaktion (bzw. einer Gruppe von Reaktionen) in den Vordergrund. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 12 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Definition(en): exotherme Reaktion Chemische Reaktionen, bei denen es insgesamt zu einer Energie-Abgabe kommt, nennen wir exotherm. Eine exotherme Reaktion ist eine chemische Reaktion, bei der mehr Energie abgegeben als aufgenommen (z.B. zur Aktivierung) wird. Definition(en): endotherme Reaktion Chemische Reaktionen, bei denen es insgesamt zu einer Energie-Aufnahme kommt, nennen wir endotherm. Eine endotherme Reaktion ist eine chemische Reaktion, bei der mehr Energie aufgenommen (einschließlich der Aktivierung) als abgegeben wird. Die Vielzahl von verschiedensten chemischen Reaktionen schreien schon nach einer weitreichenden Klassifizierung. Einige Möglichkeiten haben wir gerade wiederholt bzw. kennengelernt. Solche Einteilungs-Möglichkeiten waren: nach der Reaktions-Arten Synthesen (Bildungs-Reaktionen) Analysen (Zerlegungs- bzw. Spaltungs-Reaktionen) Kombinationen aus Analysen und Synthesen (Umwandlungen) nach dem energetischen Verlauf endotherme Reaktionen (Reaktionen mit/unter Energie-Aufnahme) exotherme Reaktionen (Reaktionen mit /unter Energie-Abgabe) Diejenigen, die sich schon mit organischer Chemie beschäftigt haben, kennen vielleicht noch das Einteilungs-Prinzip nach dem Reaktions-Schema: Additions-Reaktionen A + B C Eleminierungs-Reaktionen A B + C Substitutions-Reaktionen A + B C + D Bei geeigneter Differenzierung nach der Angriffs-Art (nukleophil, elektrophil, radikalisch) lassen sich mit diesem Prinzip auch schon erste Einblicke in das Wesen chemischer Reaktionen erhaschen. Für weiterführende Untersuchungen – vor allem im anorganischen Bereich – bietet sich dagegen die Einteilung nach dem charakterisierendem Verlauf (Wesen der Reaktion) an. Man unterscheidet dann: Säure-Base-Reaktionen (Reaktionen mit Protonen-Übergang) Redox-Reaktionen (Reaktionen mit Elektronen-Übergang) photochemische Reaktionen (Licht-abhängige Reaktionen) Komplex-Reaktionen (Bildung, Umwandlung und Zerlegung von Komplexen) Experimente zum Thema: Chemische Reaktion / physikalischer Vorgang BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 13 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Labor-Experiment 5.0.A Durchführung / Ablauf: - Wir erhitzen ein Stück Schwefel (Würfel 1 x 1 x 1 cm) oder entsprechende Menge Pulver in einem Reagenzglas (RG) vorsichtig über einer Hitze-Quelle (BUNSEN-Brenner od.ä.). Beobachtungen: - Die feste, kristalline bis pulvrige Stoff-Probe ist hellgelblich gefärbt und nur sehr schwach bis gar nicht riechend. - Der Schwefel schmilzt. Es entsteht eine braune, relativ leichtgängige Flüssigkeit. - Beim weiteren Erhitzen siedet die Flüssigkeit. Es bildet sich gelblicher Rauch, der sich an den oberen (kälteren) RG-Bereichen absetzt. Die hier abgesetzten festen Teile sind fein-kristallin und gelblich. - Beim ev. noch weiteren Erhitzen wird die braune Flüssigkeit dick-flüssig und hat nach dem Zerstören des RG eine Gummiartige Konsistenz. Labor-Experiment 5.0.B Durchführung / Ablauf: - Wir erhitzen eine Stück bzw. eine entsprechende Pulver-Menge von Schwefel in einem Verbrennungs-Löffel stark (bis er sich entzündet). Die Verbrennung sollte im Abzug erfolgen und die Produkte ev. in einem ERLENMEYER-Kolben aufgefangen werden Beobachtungen: - Die feste, kristalline bis pulvrige Stoff-Probe ist hellgelblich gefärbt und nur sehr schwach bis gar nicht riechend. - Der Schwefel schmilzt beim Erhitzen. Es entsteht eine braune (nur bei neuen Löffeln sichtbar), relativ leichtgängige Flüssigkeit. Die Schmelze fängt dann mit schwacher bläulicher Flamme an zu brennen. Es bildet sich ein stechend riechender Rauch. Labor-Experiment 5.0.C Durchführung / Ablauf: - Es soll versucht werden, die gebildeten Stoffe (Produkte) aus den Experimenten 5.0.A und 5.0.B in Wasser zu lösen und die Lösung dann mit Unitest-Papier od. –Lösung geprüft werden. Beobachtungen: - Die abgesetzten gelblichen Kristalle (Exp. 5.0.A) lösen sich nicht in Wasser. Das Unitest verändert seine Farbe hin zu neutral. - Der gelbliche Rauch (Exp. 5.0.B) verschwindet bei Kontakt mit Wasser, auch der Geruch reduziert sich deutlich (bleibt aber feststellbar). Unitest zeigt eine deutliche Veränderung zu einem sauren Medium / pH an. Ergebnisse (Exp. 5.0.C): - Das Produkt von Exp. 5.0.A hat die gleichen Eigenschaften wie Schwefel, beide Stoffe sind gelblich, fest, kristallin und wahrscheinlich nicht in Wasser löslich . Eine Stoff-Veränderung hat somit nicht stattgefunden. - Das Produkt von Exp. 5.0.B hat die andere Eigenschaften als der Schwefel. Das Produkt bleibt gasförmig (Rauch) und hat einen starken beißenden Geruch, es löst sich Wasser (verschwindet aus dem Gefäß). Unitest zeigt eine Lösung als Säure an. Da neue Stoffe auftauchen, muss eine StoffVeränderung stattgefunden haben. Ergebnisse (Exp. 5.0.A): - Da keine Stoff-Veränderung stattgefunden hat, kann man von physikalischen Vorgängen beim Erhitzen des Schwefels ausgehen. Die Veränderung der Farbe bei der Schmelze zeigt eine veränderte Struktur des Stoffes an. Da nach dem Sieden und Kondensieren (an der kalten Glaswand) wieder gelber Schwefel vorhanden ist, wird eine (chemische) Stoffumwandlung hiermit ausgeschlossen. Ergebnisse (Exp. 5.0.B): - Da wir mittels Exp. 5.0.C mindestens einen neuen Stoff (mit veränderten Eigenschaften) beobachten konnten, liegt hier eine chemische Reaktion vor. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 14 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Für eine ordnungsgemäß durchgeführte experimentelle Methode hätten wir natürlich vorher passende Vorbetrachtungen machen müssen und dann eine geeignete experimentelle These für unseren Versuch aufstellen sollen. Die könnte z.B. so lauten: Wenn es beim Erhitzen eines Stoffes zur Bildung eines neuen Stoffes mit neuen / anderen Eigenschaften kommt, dann liegt eine chemische Reaktion vor, sonst handelt es sich um einen physikalischen Vorgang (Änderung des Aggregatzustandes). Aufgaben: 1. Prüfen Sie ob es sich bei den folgenden Vorgängen um physikalische oder chemische Vorgänge handelt! Begründen Sie jeweils Ihre Entscheidung! 4 5 6 7 8 Bemerkungen Beschreibung des Vorgangs selbst ausprobieren und testen Schmelzen von (Wasser-)Eis selbst ausprobieren und testen Verbrennen von einem Stück Papier Wasser sieden und den Dampf (Gas) an einem kal- selbst ausprobieren und testen Vorsicht! Verbrennungs-Gefahr! ten Gegenstand kondensieren lassen selbst ausprobieren und testen Anzünden einer Kerzen und brennen lassen selbst ausprobieren und testen Erhitzen von Kerzen-Stücken mit / in Wasser selbst ausprobieren und testen Abkühlen lassen der Produkte von Nr. 5 selbst ausprobieren und testen Lösen von Zucker in Wasser selbst ausprobieren und testen Anstecken einer Wunderkerze 9 Vorsicht! Verbrennungs-Gefahr! selbst ausprobieren und testen Nr. 1 2 3 10 11 12 13 Lösen von Fett (Öl) auf Wasser unter Zuhilfenahme eines Geschirrspülmittels Leuchten einer Lampe im elektrischen Stromkreis Aufbrühen von Kaffee-Pulver und abfiltrieren der Lö- selbst ausprobieren und testen Vorsicht! Verbrennungs-Gefahr! sung Aufladen eines Akku's selbst ausprobieren und testen Kochen eines rohen Eies Vorsicht! Verbrennungs-Gefahr! 14 BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 15 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Vorgang / Sachverhalt Veränderungen / Beobachtungen Vorgangs-Art Schmelzen von Eis Übergang vom festen in den flüssigen Aggregatzustand Übergang vom flüssigen in den gasförmigen Zustand Übergang vom flüssigen in den gasförmigen Zustand physikalisch Blitze und Donner physikalisch Abgabe von Licht in bestimmter Farbe physikalisch Verdunsten von Wasser Sieden von Wasser Entladung der Atmosphäre (bei einem Gewitter) Leuchten eines Stoffes (in der Flamme / nach dem Erhitzen) physikalisch physikalisch Lösen von Salz in Wasser Erhitzen von Salz (bis zur Schmelze) physikalisch/chemisch physikalisch Lösen von Zucker in Wasser Erhitzen von Zucker (bis zum Braun- bzw. Schwarzwerden) Erhitzen von Schwefel (bis zum Braunwerden) physikalisch chemisch Bildung eines Amalgam (Lösen eines Metalls in Quecksilber) chemisch/physikalisch Schmelzen von Kerzenwachs Brennen einer Kerze physikalisch chemisch Farbveränderung eines Indikators in Anwesenheit z.B. einer Säure chemisch Grenzfall physikalisch Grenzfall Herstellen von Bronze (Schmelzen von Cupfer und Zinn) Bräunung von Fleisch beim Anbraten chemisch Farbigwerden der Blätter im Herbst chemisch BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 16 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.1. Teilchen- und Stoß-Theorie der chemischen Reaktion Die Entwicklung der Vorstellungen über das Wesen und den Ablauf von chemischen Reaktionen geht bis ins Mittelalter zurück. 5.1.1. die Stoß-Theorie auch Kollisions-Hypothese zumindestens bei Reaktionen mit zwei Stoffen, war schnell klar, dass es einen Kontakt der beiden geben muss, damit die Reaktion vonstatten gehen kann Ausgangspunkt unserer Betrachtungen sind Stoffe, in denen sich die Teilchen relativ frei bewegen können. Dies trifft für Flüssigkeiten und Gase zu. Für die ersten Betrachtungen der Stoß-Theorie reicht es auch aus, wenn nur die Teilchen eines Stoffes frei beweglich ist. Der andere (Fest-)Stoff kann dann von den beweglichen Teilchen durch deren Eigenbewegung erreicht werden. Reine Feststoff-Reaktionen sind sehr selten und können erst einmal als Sonderfall betrachtet werden. In Flüssigkeiten oder Gasen bewegen sich die Teilchen aufgrund der BROWNschen Molekular-Bewegung (Wärme-Bewegung der Teilchen, 2.2. Teilchen-Bewegung) mehr oder weniger zufällig im Raum. monomolekulare Ausgangsstoff-Stuation Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, die Reaktionen, welche nur von einem Teilchen ausgehen, benötigen ebenfalls TeilchenKontakte. Dies wird uns aber erst klar, wenn wir auch etwas über die notwendige Energie (Aktivierungs-Energie) für eine Reaktion wissen. Davon "weiss" aber die ursprüngliche Stoß-Theorie noch nichts. Deshalb ignorieren wir die Stoß-Situation in monmolekularen Fall einfach erst einmal. Praktisch benötigen die Teilchen eine bestimmte Energie, damit sie reagieren (zerfallen) können. Diese erhalten sich durch Stöße von anderen. bimolekulare Ausgangsstoff-Situation Die Situation, dass sich die Teilchen von zwei reagierenden Stoffen treffen, ist quasi der Standard-Fall in der Chemie. Um zu reagieren, müssen sich die beiden reagierenden Teilchen direkt treffen. Wie der Zusammenprall vonstatten geht ist nicht wirklich wichtig. Vielmehr spielt die Energie des Zusammenstoßes eine Rolle. Aber das gehört hier noch nicht her. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 17 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre trimolekulare Reaktionen Theoretisch kann man sich einen Zusammenstoß der Teilchen von drei verschiedenen Stoffen natürlich genauso gut vorstellen, wie den von zwei. In der Realität kommt eine solche Situation schon sehr selten vor. Bei der genauen Untersuchung von Reaktionen – bei denen scheinbar drei Teilchen miteinander reagieren haben gezeigt, dass es sich meist um Reaktionen handelt, bei mehrschrittig ablaufen. D.h. zuerst reagieren zwei Teilchen miteinander und dann reagiert das (Zwischen-)Produkt mit dem dritten. Also sind es z.B. zwei bimolekulare Reaktionen hintereinander. Wahrscheinlichkeit von Stößen in Abhängigkeit von der Teilchen-Anzahl Unsere ersten klassifizierenden Betrachtungen gingen noch von idyllischen Situationen aus. Die betreffenden Teilchen treffen sich einfach – und gut. Aber so einfach ist es gar nicht. Wir schauen uns in der Folge nur den häufigsten Fall, eine chemische Reaktion zwischen zwei verschiedenen Stoffen an. Die möglichen Zusammenstöße unterscheiden sich auch hinsichtlich der Reaktions-Partner. Zwischen Teilchen der gleichen Art kommt es zu uneffektiven Stößen, da diese nicht miteinander reagieren können. Die Teilchen verschiedener Art können effektive Stöße vollziehen, d.h. bei ihrem Zusammentreffen könnte es zu einer chemischen Reaktion kommen. Teilchen Grün Teilchen Orange 2 2 3 3 4 4 verschiedene mögliche Stöße insgesamt mögliche effektive Stöße uneffektive Stöße 6 15 28 4 9 16 2 6 12 verschiedene Stöße je Teilchen effektive Stöße je Teilchen uneffektive Stöße je Teilchen 3 5 7 2 3 4 1 2 3 Vernachlässigt man zuerst einmal den verfügbaren Raum und die benötigte Zeit, dann spielt die Anzahl der Teilchen zumindestens für die Anzahl der möglichen Stoß-Kombinationen eine wichtige Rolle. Die Zahlen der effektiven und der uneffektiven Stöße je Teilchen steigen linear mit der Teilchen-Anzahl. Der um ein Teilchen kleine Anzahl uneffektiver Stöße spielt nachher bei x-Millionen Teilchen in einem Reaktions-Gefäß keine Rolle mehr. Interessant wird das Ganze, wenn man von ungleichmäßigen Teilchen-Zahlen ausgeht. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 18 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Teilchen Grün Teilchen Orange 2 2 4 2 6 2 verschiedene mögliche Stöße insgesamt mögliche effektive Stöße uneffektive Stöße 6 15 28 4 8 12 2 7 16 grün: 3 orange: 3 grün: 5 orange: 5 grün: 7 orange: 7 grün: 2 orange: 2 (=4) grün: 1 orange: 1 (=2) grün: 2 orange: 4 (=6) grün: 3 orange: 1 (=4) grün: 2 orange: 5 (=7) grün: 5 orange: 1 (=6) verschiedene Stöße je Teilchen effektive Stöße je Teilchen uneffektive Stöße je Teilchen Zwar steigen die effektiven und uneffektiven Stöße auch mit der Anzahl der variierten Teilchen, aber es kommt nicht mehr zu einem linearen Zusammenhang. Trotzdem wird der ungleichmäßige Einsatz der Stoffe – gerade im technischen Bereich – häufig verwendet. Man nimmt einfach den billigeren Stoff und setzt ihn verstärkt ein, dann erhält man auch eine verstärkte Reaktion. Zwar nicht so stark, wie man es bei einer gleichmäßigen Steigerung beider Teilchen-Arten erwarten könnte, aber in der Produktion spielen die Kosten oft eine sehr große Rolle. Aus der praktischen Erfahrung weiss man, dass nicht alle effektiven Stöße zu einer chemischen Reaktion führen. Diesen Sachverhalt können wir mit der Stoß-Theorie nicht weiter klären. Wahrscheinlichkeit von Stößen in Abhängigkeit vom verfügbaren Raum Eben haben wir den verfügbaren Raum und die benötigte Zeit einfach ausgeklammert. Das können wir natürlich nicht ewig machen. In den nächsten Variationen verwenden wir das gleiche Volumen – hier ersatzweise die gleiche Fläche – und lassen die Teilchen auch nur noch die gleiche Zeit miteinander interagieren. 2A + 2B BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx 4A + 4B 6A + 6B - 19 - 8A + 8B (c,p) 2009-2014 lsp: dre 10 A + 10 B 12 A + 12 B 14 A + 14 B 16 A + 16 B Schon beim Betrachten der Abbildungen wird deutlich, dass sich die Chancen auf ein Zusammentreffen deutlich erhöhen, je mehr Teilchen im Raum zu finden sind ( Konzentration). BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 20 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.1.2. die Theorie des Übergangszustandes Ob die effektiven Stöße dann wirklich zu einer Reaktion führen, hängt auch von der verfügbaren Energie der Teilchen ab. Haben die Teilchen z.B. zusammen nur eine sehr geringe Energie, werden sie nicht reagieren, sondern sich wieder voneinander abstoßen (wie z.B. Billardbälle). Haben sie dagegen die notwendige Energie, dann wird es zur Umwandlung kommen. Diese Sachverhalte versucht die Theorie des Übergangszustandes (EYRINGTheorie, Transition State Theorie (TST)) zu erklären. Wir gehen dabei wieder von einer allgemeinen chemischen Reaktion aus, die nach einem bimolekularen Muster abläuft: A + B C + D A und B müssen sich zuerst einmal treffen (Stoß-Theorie), bei ausreichendem Energie-Inhalt bilden die reagierenden Teilchen so eine Art Zwischen-Gebilde (Übergangs-Objekt bzw. Teilchen) diese Zwischen-Objekte befinden sich im sogenannten Übergangszustand das Zwischen-Teilchen befindet sich in einem sehr Energie-reichen Zustand. Diesen kennzeichnen wir durch ein kleines Sternchen im Exponenten. In einigen Schriftwerken wird auch eine Raute (#) statt dem Sternchen benutzt. A + B AB* aus diesem Zustand heraus gibt es zwei mögliche Auswege; 1. der Komplex bildet sich zu C und D um (reagiert also) oder 2. der Komplex zerfällt wieder in die beiden Ausgangsstoffe A und B ohne zu reagieren A + B AB* C + D zusammengefasst ergibt das Formel-Bild: A + B AB* C + D Die Existenz des Übergangszustandes ist extrem kurzweilig. Erst in jüngster Zeit konnte man durch Spezial-Methoden (Foto's mit RÖNTGEN- und Laser-Blitzen) den Übergangszustand nachweisen aus heutiger Sicht ist auch immer die entgegengesetzte Reaktion möglich, was dann als chemisches Gleichungs-Konstrukt so aussehen würde C + D CD* A + B Mit der Annahme das AB* und CD* praktisch sowieso nur sehr kurzlebig sind und sie gewissermaßen eine ähnlichen bis gleichen Zustand darstellen; wahrscheinlich sind sie sogar identisch AB* = CD* = X* kann man dann schreiben A + B BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx X* C + D - 21 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre oder verkürzt: A + B BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx C + D - 22 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.1.3. der typische Reaktions-Ablauf (Kombination der Stoß-Theorie mit der Theorie des Übergangs-Zustandes) Für erste Betrachtungen gehen wir hinsichtlich des Ablaufes einer chemischen Reaktion von der einfachen Stoß-Theorie aus. Zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes erinnern wir uns dann an die Erkenntnisse aus der Theorie des Übergangszustandes und lassen den EnergieInhalt der Teilchen mit einfließen. der einfache Zusammenstoß Bedingt durch ihre innere Energie bewegen sich Teilchen und stoßen konsequenterweise irgendwann man zusammen. Zur vereinfachten Betrachtung soll nur ein Teilchen (ein Sauerstoff-Molekül) eine Bewegung ausführen, das andere beteiligte Teilchen (ein Cohlenstoff-Atom) liegt an / auf einer Oberfläche. Bewegt sich das Sauerstoff-Molekül langsam – hat es also nur einen kleinen Energie-Betrag, dann führt der Zusammenstoß mit dem C-Atom zu keiner Veränderung. Das O2-Molekül wird – quasi wie ein Gummiball – einfach weggestoßen. Normalerweise kommt es auf Grund von Reibungen und Energie-Übertragungen zum Energie-Verlust beim zurückgestoßenen Teilchen. Beide Teilchen bleiben unverändert. Es entsteht kein neuer Stoff. Somit hat auch keine chemische Reaktion stattgefunden. Da bei dem Zusammenstoß praktisch nichts chemisches passiert, sprechen wir von einem uneffektiven Zusammenstoß. der effektive Zusammenstoß Anders verhält es sich, wenn der Zusammenstoff mit mehr Energie verbunden ist. In unserem Beispiel bewegt sich das Sauerstoff-Molekül dabei schneller. Der Zusammenstoß mit dem Cohlenstoff-Atom ist mit soviel Energie verbunden, dass z.B. die Bindung im Sauerstoff-Molekül aufgebrochen und die Elektronen der Sauerstoff- und des CohlenstoffAtoms neu anordnen werden. Es entstehen in der Folge neue Bindungen. Wir nennen solche Zusammenstöße dann auch effektiv. Grundsätzlich kommt es nun zu einer Energie-Abgabe. In welcher Form die Energie abgegeben wird, ist von diversen Umgebungsbedingungen abhängig. Ob der abgegebene Energie-Betrag größer oder kleiner als der aufgenommene ist, hängt von den konkreten Stoffen ab. Im Falle der Reaktion von Cohlenstoff mit Sauerstoff – also einer Oxidation – ist die Energie-Abgabe sogar sehr beachtlich (Verbrennung). Das gebildete Reaktions-Produkt kann nun ev. mit einem Anteil der Energie in Bewegung versetzt werden. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 23 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.2. die Thermodynamik chemischer Reaktionen 5.2.1. einfache Thermodynamik chemischer Reaktionen Die (chemische) Thermodynamik beschäftigt sich mit den energetischen Veränderungen, die während einer chemischen Reaktion auftreten. Dabei interessieren uns die Energien, die in den Stoffen drin stecken sowie die Energie-Mengen, die bei Reaktionen aufgenommen oder abgegeben werden. Die Thermodynamik ist keine leichte Kost. Schon der Begriff Energie stellt uns vor große Verständnis-Probleme. Wer hat sie schon mal gesehen oder beobachtet? Wir können lediglich ihre Wirkungen fühlen, beobachten und messen. Energie ist neben Raum, Zeit und Information einer der zentralen Begriffe in der Physik (Naturwissenschaft). Hier ist es die Größe, die trotz aller Zeit-Abhängigkeiten der Naturgesetze unverändert bleibt (eine Art Inhaltsgröße). Definiert wir die Energie heute als abstrakte Größe zur Beschreibung von Veränderungen an und in Systemen. Energie kann nur umgewandelt werden. Es werden viele verschiedene Energieformen beschrieben, von denen: potentielle Energie (Lage-Energie) kinetische Energie (Bewegungs-Energie) elektrische Energie chemische Energie thermische Energie (Wärme(-Energie)) zu den bedeuteten zählen. Vereinfacht – und populärer verständlich – wird Energie als das bezeichnet, was es einem System ermöglicht, Arbeit zu verrichten, Licht auszustrahlen, Wärme abzugeben, magentische Felder aufzubauen usw. usf. Die diversen Energie-Unterschiede sind die Ursache vieler physikalischen Vorgänge. Es wird immer ein Ausgleich der Energie-Differenzen (Potentiale, Gradienten) angestrebt. Unter Normalbedingungen (300 K) ist z.B. die elektrische und die chemische Energie mit einer der höchsten (organisiertesten / geordnetesten) Energieformen. Bei jeder EnergieUmwandlung entsteht immer mehr oder weniger Wärme. Wie wir noch sehen werden, kann aber die Wärme nicht wieder vollständig in eine andere Energie-Form umgewandelt werden. Deswegen wird die Wärme auch als eine niedrige Form der Energie betrachtet. Letztendlich wird nach unendlichen vielen Energie-Umwandlungen nur noch Wärme-Energie über bleiben, die dann völlig gleichmäßig im Universum verteilt ist (Tendenz-Richtung aller EnergieUmwandlungen). Mittlerweile werden auch andere Theorien diskutiert, die nicht vom WärmeTod des Universums ausgehen. Die theoretische Physik hat hier noch ein riesiges Spielfeld. Als Formelzeichen verwenden wir für die Energie das E (seltener auch: W (Arbeit bzw. Wärme)). Die genormte SI-Einheit ist das JOULE (Zeichen: J; gesprochen: dschuhl) nach dem Physiker James Prescott JOULE (1818 – 1889). Aus traditionellen Gründen kursieren und halten sich noch verschiedene andere Einheiten. Den Biologen, Chemikern und Trophologen liegt dabei besonders die Kalorie sehr nahe. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 24 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Umrechnungen und Namen weiterer Energie-Einheiten: Zeichen Nm Ws cal ausgeschrieben gesprochen NEWTON Meter njutonmeter WATT Sekunde wattsekunde Umrechnung(en) Zeichen 1 Nm = 1 J erg CALORIE kalorie 1 cal = 4,187 J ausgeschrieben gesprochen Umrechnung(en) -6 1 erg = 0,1 *10 J erg 1 Ws = 1 J 6 1 kWh = 3,6 * 10 J eV Elektronen VOLT elektronenvolt 1 eV = 1,6 * 10 -19 J Dass Energie nicht geschaffen oder vernichtet werden kann, haben wir schon gesagt. In der Physik wird dieser Sachverhalt durch den Energie-Erhaltungs-Satz beschrieben. Ganz anders als sonst üblich ist dieser Satz kein Gesetz. Der Energie-Erhaltungs-Satz (1. Hauptsatz der Thermodynamik) ist derzeit nicht beweisbar. Er gilt aber als der wichtigste Grundsatz der Naturwissenschaften. Bis heute ist aber noch kein einziger Verstoß gegen dieses QuasiGesetz beobachtet worden. Nach unserem derzeitigen Erkenntnisstand gilt es auch im gesamten Universum. In einem Energie-Niveau-Schema (s.a. Abb. rechts) werden die verschiedenen Energie-Niveaus der reagierenden Stoffe sowie ev. Zwischen-Schritte / -Situationen dargestellt. Zu beachten ist dabei, dass ein Energie-Niveau-Schema niemals bei einer 0-Energie beginnt. Diesen Wert kann ein Stoff / ein chemisches System niemals erreichen oder besitzen. (Selbst in der Physik ist das Erreichen einer 0Energie für einen Stoff etc. nicht möglich.) Wir können somit auch praktisch nicht die genaue Energie ermitteln, die ein Stoff hat. Was aber möglich ist – und von der Physik zur Perfektion gebracht wurde – ist die Ermittlung von EnergieDifferenzen. Gibt ein Stoff Energie ab oder nimmt er sie auf, dann lässt sich das sehr genau feststellen. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx Energieniveau-Schema einer einfachen Reaktion - 25 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Recht intuitiv ist das folgende einfache Modell einer Reaktion. Ein Sportler hat auf seiner Seite einer Mauer ein Reservoir an WurfObjekten (Äpfel, Bälle, …). Diese stellen den umzuwandelnden Stoff dar. Befinden sich die WurfObjekte auf der anderen Seite der Mauer, dann sind sie in das Reaktions-Produkt umgewandelt (z.B. sind die Äpfel jetzt matsch). Die Höhe der Mauer stellt die Aktivierungs-Energie dar. Wenn man davon ausgeht, dass Modell einer einfachen Reaktion der Werfer sich seine Kräfte gut einteilt, dann wird er mal das eine Wurf-Objekt gleich beim ersten Mal hinüberwerfen. Für andere braucht es mehrere Anläufe. Die Spitze der Mauer ist der Scheide-Punkt (Übergangs-Zustand), über den nur die Objekte mit der notwendigen Bewegungs-Energie kommen. Die schwächer geworfenen Objekte kommen wieder in den Bereich der Ausgangsstoffe zurück. Die Differenz der Elektronegativität zwischen den Atomen einer neu zu knüpfenden Bindung liefert eine ungefähre annähernde Information über die Größe der Bildungs-Energie (Reaktions-Energie). Je größer die Differenz, umso größer ist auch die frei-werdende Energie. Kleine Elektronegativitäts-Differenzen deuten auf kleine Reaktions-Energien hin. Hierbei kommen sowohl Energie-Aufnahmen (endotherme Reaktionen) als auch Energie-Abgaben (exotherme Reaktionen) in Frage. Definition(en): Energie Energie ist die physikalische Größe, die Veränderungen an Objekten (Vergrößern, Verkleinern) oder ihrem Verhalten (Bewegung, …) bewirkt. Energie ist die physikalische Größe, die für die Verrichtung von Arbeit notwendig ist. Definition(en): Enthalpie Die (Reaktions-)Enthalpie (D H) ist die Energie-Menge, die bei einer chemischen Reaktion anfällt oder gebraucht wird, wenn ausschließlich Wärme-Energie zugeführt oder abgegeben wird. (Die chemische Reaktion muß so geführt werden, dass andere Energieformen konstant bleiben!) Es werden je nach Reaktions-Art verschiedene spezielle Enthalpien besprochen (z.B. Bildungs- Enthalpie, Reaktions- Enthalpie, Dissoziations- Enthalpie, Lösungs- Enthalpie, …) Die Enthalpie ist die Differenz der Wärme-Energie-Inhalte (H) zweier Zustände eines Vorgangs. H = H [Reaktionsprodukte] - H [Ausgangsstoffe] BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 26 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Definition(en): Bildungs-Enthalpie Die Bildungs-Enthalpie ist die Enthalphie, die bei der Bildung einer Verbindung aus den Elementen gebraucht oder freigesetzt wird. (Elemente haben eine Bildungs-Enthalpie von 0 kJ/mol.) Die Werte sind für Standard-Bedingungen tabelliert! BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 27 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.2.2. weiterführende Thermodynamik chemischer Reaktionen BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 28 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Definition(en): Entropie Entropie ist die physikalische (thermodynamische) Größe, die für beobachteten MakroZustand Aussagen über die möglichen Mikro-Zustände macht. Die Entropie ist das Maß für die Unordnung. Definition(en): freie Energie Die freie Energie ist der Teil der Energie, die bei Energie-Umwandlungen in eine andere Form umgewandelt werden kann. Definition(en): Information Information ist eine der Entropie entgegengesetzte physikalische / thermodynamische Größe. Information ist Unwissenheit beim Empfänger. Definition(en): exergonische Reaktion Nimmt im Laufe einer Reaktion die freie Enthapie ab, dann heißt die Reaktion exergonisch. Eine exergonische Reaktion ist durch die Abnahme der freien Enthalpie gekennzeichnet. Definition(en): endergonische Reaktion Nimmt im Laufe einer Reaktion die freie Enthapie zu, dann heißt die Reaktion endergonisch. Eine endergonische Reaktion ist durch die Zunahme der freien Enthalpie gekennzeichnet. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 29 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre alternative Formulierungen der thermodynamischen Hauptsätze: HS 0. 1. 2. 3. Formulierung Stehen zwei Systeme jeweils mit einem dritten im thermodynamischen Gleichgewicht, so stehen sie auch untereinander im Gleichgewicht. Die Energie eines abgeschlossenen Systems ist konstant. Thermische Energie ist nicht in beliebigem Maße in andere Energiearten umwandelbar. Der absolute Nullpunkt der Temperatur ist unerreichbar. Q: de.wikipedia.org HS 0. 1. 2. 3. Formulierung Der Energieinhalt der Welt ist konstant. Die Entropie der Welt strebt einem Maximum zu. Q: Rudolf CLAUSIUS HS 0. 1. Formulierung Die verrichtete Arbeit ist gleich der Differenz aus der zugeführten und der abgebenen Wärme-Energie. 2. 3. Q: HS 0. 1. 2. Formulierung Q Qab T1 T2 W zu Qzu Qzu T1 Energie lässt sich nur teilweise in Nicht-Wärme-Energie umwandeln. Es entsteht immer Abwärme bei der Umwandlung. Der Nutzungsgrad einer Wärme-Maschine ist immer kleiner 1. 3. Q: HS 0. 1. Formulierung Es kann kein Perpetuum mobile (1. Art) geben, dass mehr Energie bereitstellt als ihm (insgesamt) Energie zugeführt wurde. 2. 3. Q: interessante Links: zum Thema und Begriff "Energie": (Prof. LESCH in der Sendung "alpha-Centauri" (BR )) http://www.br-online.de/br-alpha/alpha-centauri/alpha-centauri-energie-2002-ID1208353667920.xml BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 30 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Aufgaben: für die gehobene Anspruchsebene: x. MAXWELL ersann folgendes Modell, das im Widerspruch zum 2. Hauptsatz der Thermodynamik steht. In einem geteilten Raum befindet sich in der Trennwand ein Fenster, dass von einem Dämon betätigt wird. Immer wenn ein schnelles Teilchen ankommt, öffnet er das Fenster und lässt das Teilchen auf die andere Seite. Ähnlich, aber mit den langsamen Teilchen verfährt er, wenn sie von der anderen Seite kommen. Somit sammeln sich auf der einen Seite die langsamen Teilchen und auf der anderen die schnelleren. Thermodynamisch gesehen steigt die Temperatur auf der einen Seite. Wo liegt der Fehler im MAXWELLschen Dämonen-Modell? Begründen Sie Ihre Meinung! BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 31 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.3. die Kinetik chemischer Reaktionen 5.3.1. einfache Kinetik chemischer Reaktionen offensichtlich gibt es verschieden schnelle chemische Reaktionen als Einteilungs-Kriterium wird die Halbwertszeit ½ benutzt (Erklärung zu der Größe folgt!) sehr schnell sind (½0,000.000.000.1 – 1 s): Detonationen (Sprengstoff-Reaktionen) Fällungs-Reaktionen (½0,000.1 s) Neutralisationen (½0,000.000.1 – 0,000.000.000.1 s) Bildung von Wasserstoff-Brücken schnelle Reaktionen sind (½1 s – 1 min): biochemische Reaktionen (½1 s) Redox-Reaktionen als mäßig schnell betrachtet man (½1 – 100 min): technische Reaktionen (mit Katalysatoren und unter speziellen Bedingungen) (½0,01 – 1 min) mäßig langsam laufen z.B. ab (½1 -100 h): Hydrolyse von Fetten und Estern (½1 h) langsam laufen z.B. ab (½1 – 100 d): Verderb von Lebensmittel sehr langsam laufen z.B. ab (½1 – 1.000 a): Korrosion / Rosten von Metallen extrem langsam (½10.000 – 1.000.000 a): geochemische Vorgänge (laufen in 10.000 bis 1.000.000 Jahren ab) gewissermaßen gar nicht reagieren (½1.000.000 – 1.000.000.000 a): Wasserstoff und Iod (benötigen ein Zehntel des Alters des Universums) BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 32 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.3.1. die Reaktions-Geschwindigkeit wie wir bei der Stoß-Theorie schon gesehen haben, ist der Verlauf von chemischen Reaktionen von der Anzahl der verfügbaren Teilchen und deren Verteilung im Raum abhängig als verbindende Größe von Teilchen-Anzahl und Raum hat sich die Konzentration c eingebürgert c .. Konzentration [mol/l] 23 n .. Stoffmenge [mol] (1 mol = 6,022*10 Teilchen) V .. Volumen [l] Reaktionsgeschwindigkeit RG oder v, wegen Verwechslungsgefahr mit Volumen V hier mit RG abgekürzt und als Formelzeichen verwendet in Anlehnung an die Geschwindigkeit aus der Physik ( , Geschwindigkeit ist der Quotient aus geschafftem Weg innerhalb einer bestimmten Zeit) ist die Reaktionsgeschwindigkeit durch: RG .. Reaktionsgeschwindigkeit c .. Konzentrationsänderung t .. Zeitdifferenz (abgelaufene Zeit, Zeitänderung) definiert, was in dem Sinne auch einem Schaffen / dem Umsatz an Stoff innerhalb einer bestimmten Zeit entspricht. Alternativ kann man statt der Konzentration auch die Teilchenzahl einsetzen. Dabei darf aber keine Volumen-Veränderung bei der Reaktion eintreten. bei V=const. RG .. Reaktionsgeschwindigkeit n .. Änderung der Teilchenzahl t .. Zeitdifferenz (abgelaufene Zeit, Zeitänderung) V .. Volumen Hat man es mit einer Reaktion zu tun, die z.B. ein Gas bildet bzw. aus dem Reaktions-Raum entzieht, dann kann auch mit Volumenveränderungen bei der Ermittlung der ReaktionsGeschwindigkeit gearbeitet werden. RG .. Reaktionsgeschwindigkeit V .. Volumenänderung t .. Zeitdifferenz (abgelaufene Zeit, Zeitänderung) Mit diesen Formeln lässt sich die Durchschnitts-Geschwindigkeit für einen Zeitraum berechnen. Graphisch entspricht die DurchschnittsGeschwindigkeit der Steigung der Gerade (Sekante bezüglich der Kurve) zwischen den beiden Messpunkten. Mathematisch ist die Berechnung von Geraden – ihres Anstieges und des Schnittpunktes auf der yAchse - ein relativ einfaches Verfahren. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 33 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre RG .. Reaktionsgeschwindigkeit cx .. Konzentration zum Zeitpunkt x / am Meßpunkt x tx .. Zeitpunkt x / Meßzeitpunkt x Reaktionsgeschwindigkeit für den Umsatz der Ausgangsstoffe besitzt negatives Vorzeichen (da c1 größer als c2 ist, ergibt sich negative Differenz) Betrachtung für die Reaktionsprodukte Bei der Betrachtung der Reaktions-Geschwindigkeit aus der Sicht der Reaktionsprodukte muß aber beachtet werden, dass jetzt eine Zunahme der Konzentration auftritt und somit die Reaktionsgeschwindigkeit einen positiven Wert erhält. Definition(en): Reaktions-Geschwindigkeit (Durchschnitts-Geschwindigkeit) Die Durchschnitts-Geschwindigkeit einer Reaktion beschreibt den gemittelten Stoff-Umsatz innerhalb eines bestimmten Zeit-Abschnittes. von der Durchschnitts-Geschwindigkeit zur Momentan-Geschwindigkeit Durch Verkleinern der Zeitabschnitte gelangen wir zur theoretischen Situation, dass die Zeitdifferenz gleich Null wird: BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 34 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Dadurch wird aus der Sekante eine Tangente. Praktisch bedeutet dieses, dass wir statt der Durchschnitts-Geschwindigkeit nun eine MomentanGeschwindigkeit genau für den Berechnungszeitpunkt erhalten. Die Momentan-Geschwindigkeit lässt sich nicht messen – nur berechnen. Unter Anwendung der Regeln und Verfahren der Differential-Rechnung kommen wir zur Berechnungs-Formel: Reaktions-Geschwindigkeits-Konstante k Durch Experimente lässt sich feststellen, von welchen Faktoren die ReaktionsGeschwindigkeit abhängig ist. Neben den Umgebungs-Bedingungen, wie Temperatur, Druck, Licht usw. interessieren vor allem die inneren System-Zusammenhänge. Aus den oben besprochenen Sachverhalten können wir schon voraussagen, dass die eine oder andere chemische Reaktion auch von der Konzentration der Stoffe abhängig sein wird. Bei unserer Beispiel-Reaktion: A + B C + D wird man feststellen, dass die Reaktions-Geschwindigkeit sowohl von der Konzentration des Stoffes A, wie auch von der des Stoffes B abhängig ist. od. auch od. auch Die genaue Untersuchung ergibt auch die gemeinsame Abhängig von beiden Konzentrationen: od. auch BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 35 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Wie aus der Physik bekannt, suchen wir nun einen Proportionalitäts-Faktor, der die beiden Seiten des Zusammenhanges zu einer Gleichung verbindet: Dieser Faktor erhält traditionell zuerst einmal die Bezeichnung k und wird ev. durch eine Stoff-spezifische bzw. Reaktions-spezifische Größe ersetzt. Eine gemeinsame Abhängigkeit von den Teilchenzahlen von A und B können wir schon bei Benutzen der Erkenntnisse aus der Stoß-Theorie ( 5.1.1. die Stoß-Theorie) schließen. Dort haben wir die gegenseitige Beeinflussung mit einfachen Zahlenspielen darstellen können. Der Faktor k ist mindestens abhängig vom Anteil geeigneter (z.B. heteromolekularer Zusammenstöße) und vom Anteil effektiver Stöße (Überschreitung der Aktivierungs-Energie). Die Werte für k lassen sich tabellarisch erfassen. Dazu hat man sich bei den Umgebungsbedingungen hinsichtlich der Temperatur auf 25 °C (298 K) und einem (Luft-)Druck von 1 at (1013,25 hPa = 1013 mmHg = 760 Torr = 760 mmWS = 1 bar) festgelegt. Man nennt diese deshalb auch Standard-Bedingungen. Abweichende Werte müssen extra angegeben werden. Das ist z.B. für Reaktionen notwendig, die z.B. bei Zimmer-Temperatur praktisch gar nicht ablaufen. Definition(en): Reaktions-Geschwindigkeit (Momentan-Geschwindigkeit) Die Momentan-Geschwindigkeit einer Reaktion ist der Stoffumsatz zu / in einem bestimmten Zeitpunkt. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 36 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Methode der Anfangsgeschwindigkeit Da die Verfolgung von Konzentrationen oder Stoffmengen bzw. Massen während einer chemischen Reaktion problematisch ist – man würde einfach zu stark und zu häufig in das Geschehen eingreifen – versucht man die Reaktion in ihrem Anfangs-Stadium zu beobachten. Das hat den Vorteil, dass man vor dem Reaktionsablauf alle Stoff-Meßgrößen (Stoffmengen usw.) in Ruhe bestimmen kann. Günstig ist auch das Fehlen von Reaktions-Produkten, die schon durch ihre Anwesenheit (aber auch durch ev. Rück-Reaktionen) den ReaktionsVerlauf behindern würden. Dann läßt man die Reaktion ablaufen. Nach einer bestimmten Zeit unterbricht man dann die Reaktion und vermisst neu. Da zum Beginn einer Reaktion die Veränderungen besonders deutlich sind, hat man hier auch beste Meßbedingungen. Ein weiterer Vorteil der fast gleichmäßige (lineare) Verlauf der Reaktions-Geschwindigkeit in der Anfangsphase der Reaktion. Zumindestens kann man von einem linearen Verlauf ausgehen, muss aber einen gewissen Fehler akzeptieren. Dadurch lassen sich einfachste mathematische Methoden zur Auswertung heranziehen. Geht man von unterschiedlichen Ausgangs-Konzentrationen aus, dann kann man nach und nach die Meßpunkte für die Gesamt-Reaktion ergänzen. Statt also die Reaktion zu unterbrechen oder laufend zu verfolgen, startet man die Reaktion BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 37 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre für "jede" Konzentration einfach neu. Durch Kombination aller Meß- und Berechnungs-Werte kommt man dann zu einem Diagramm, dass schon sehr exakt den gesamten Reaktions-Verlauf darstellt. Halbwert-Zeit t½ bzw. ½ Definition(en): Halbwert-Zeit Die Halbwertzeit ist die Zeit-Einheit, in der sich die Hälfte der Teilchen der Ausgangs-Stoffe umgesetzt hat. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 38 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.3.1.1. Reaktionsordnung Wenn man bestimmte chemische Reaktionen in ihren Gleichungen betrachtet und auf sie die Stoß-Theorie anwendet, dann müssen scheinbar eine große Zahl von Teilchen gleichzeitig miteinander zusammentreffen, um die Reaktion ablaufen zu lassen. Dies wird auch durch die Berechnungen der Reaktions-Geschwindigkeit und der Geschwindigkeits-Konstanten suggeriert. Da gehen die Konzentrationen zur x-ten Potenz ein, wenn der Stoff mit mehr als einem Mol in der Gleichung steht. Nehmen wir kurz das Beispiel der Ammoniak-Synthese: N2 + 3 H2 2 NH3 Es schaut so aus, als müsste sich ein Stickstoff-Molekül mit genau drei WasserstoffMolekülen treffen, um zwei Ammoniak-Moleküle zu bilden. Die Reaktion müsste entsprechend von allen Konzentrationen der gleichzeitig "zusammenstoßenden" Stoffe abhängig sein. Die Reaktions-Geschwindigkeit ergäbe sich also nach der Formel: Praktisch stellen sich aber ganz andere Verhältnisse heraus. Da liegt man mit der Formel: weitaus besser. Scheinbar reichen schon die Kontakte von zwei Teilchen (Stickstoff und Wasserstoff) aus, um die Reaktion kinetisch zu beschreiben. Der Widerspruch lässt sich klären, wenn man sich vergegenwärtigt, dass Reaktionen im Detail ganz anders ablaufen. Zuerst treffen sich die ersten Teilchen, reagieren zu einem Zwischen-Produkt, was dann mit dem nächsten Teilchen reagiert. Dieses Teilchen könnte das Reaktions-Produkt sein oder wieder nur ein Zwischen-Produkt, was noch weiter reagieren muss. scheinbar komplizierte Reaktionen bestehen immer aus kleineren Teil-Reaktionen (Reaktions-Schritte, Elementar-Reaktionen) nur einige (wenige) dieser Teilschritte bestimmen dann wirklich über die Geschwindigkeit der Gesamt-Reaktion, und nur von den Konzentrationen der an diesen Teil-Reaktionen beteiligten Stoffe ist die Gesamt-Geschwindigkeit der Reaktion insgesamt wirklich abhängig, die anderen Teil-Reaktionen laufen meist nicht Zeit-kritisch ab. z.B. wenn eine Reaktion unter Beteiligung von Wasser verläuft, dann ist / müsste diese Reaktion von der Menge des Wassers abhängig sein; spielt sich die Reaktion real in einer wässrigen Lösung ab, dann ist Wasser praktisch immer vorhanden; seine Menge spielt dann keine Rolle mehr Definition(en): Reaktions-Ordnung Die Reaktions-Ordnung beschreibt die Anzahl von Teilchen, die für den Ablauf einer Reaktion zusammenkommen müssen. Definition(en): Molekularität einer Reaktion Die Reaktions-Ordnung beschreibt die Anzahl von Teilchen / Molekülen, die für den Ablauf des Geschwindigkeits-bestimmenden Schrittes einer Reaktion notwendig sind. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 39 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Reak. 0. Ord. Reak. 1. Ord. Reak. 2. Ord. Reak. 3. Ord. Reaktionsgeschwindigkeit Konzentration Reaktion 0. Ordnung z.B. photochemische Reaktionen A B Reaktions-Geschwindigkeit ist nicht von Konzentration des (Ausgangs-)Stoffes abhängig. Reaktion 1. Ordnung katalytische und radioaktive Zerfalls-Prozesse monomolekulare Reaktion A A B B + C Reaktions-Geschwindigkeit ist von Konzentration des Ausgangs-Stoffes abhängig. Reaktion 2. Ordnung häufigster Fall in der Chemie bimolekularere Reaktion A + B BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx C - 40 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre A + B A + B C + D C + D + E od. nur für A: bzw. nur für B: Reaktions-Geschwindigkeit ist von den Konzentrationen beider Ausgangs-Stoffe abhängig. Reaktion 3. Ordnung trimolekulare Reaktion sehr selten A A A A + + + + B B B B + + + + C C C C D D + E D + E + F D + E + F + G od. bzw. für B:. aber auch möglich od. od. od. Reaktions-Geschwindigkeit ist von den Konzentrationen aller drei Ausgangs-Stoffe abhängig. Reaktionen höherer Ordnung praktisch kaum möglich, meist verstecken sich dahinter mehrschrittige Reaktionen, die u.U. noch nicht zerlegbar sind bzw. zeitlich so "ungünstig" ablaufen, dass sie schlecht in ihren Abläufen nachvollziehbar bzw. beobachtbar sind z.B. bei der Kombination einer sehr langsamen mit einer sehr schnellen Teil-Reaktion wenn die langsame Reaktion dann man wirklich abgelaufen ist, schließt sich unmittelbar sofort die schnelle an, das Zwischen-Produkt der sehr langsamen Reaktion ist nicht erfassbar, weil es von der sehr schnellen gleich weiter umgesetzt wird Gleichgewichte mit Ausnahme photochemischer und radioaktiver Vorgänge sind die meisten chemischen Reaktionen umkehrbar es kann aber sein, dass die Rück-Reaktion so selten oder so energetisch ungünstig abläuft, dass diese dann nicht mehr beobachtbar ist; auch sterische Sachverhalte können gegen ei- BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 41 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre ne Rück-Reaktion sprechen, z.B. wenn ein Reaktions-Produkt aus dem Reaktions-Gefäß entweichen kann (z.B. ein gebildetes Gas), dann steht es u.U. nicht mehr für die RückReaktion zur Verfügung H2CO3 H2O + CO2 in der geschlossen Selters-Flasche H2CO3 H2O + CO2 bei einer geöffneten Flasche; CO2 kann entweichen und steht nicht mehr für die Rückreaktion zur Verfügung BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 42 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.3.1.2. Abhängigkeit der Reaktions-Geschwindigkeit gerichteter Reaktionen Gerichtete Reaktion – also Reaktionen ohne Rück-Reaktion – sind ein theoretisches Gebilde. Bis auf wenige Reaktion (z.B. photo-chemische Vorgänge) sind alle Reaktionen umkehrbar, d.h. es gibt auch eine Rück-Reaktion. In vielen Fällen spielt die Rück-Reaktion aber einfach keine Rolle – es scheint so, als wäre die Reaktion gerichtet. In den folgenden Betrachtungen gehen wir zuerst einmal von gerichteten Reaktionen aus, um uns die Grundzusammenhänge zu gegenwärtigen. Mit diesen Erkenntnisse können wir uns dann an die chemischen Gleichgewichte machen ( 5.3.2. das chemische Gleichgewicht bzw. 5.3.2.x. Abhängigkeit und Beeinflussung des chemischen Gleichgewichtes). Konzentrations-Abhängigkeit Zum Klären des Einflusses der Konzentration auf den Reaktions-Ablauf haben wir schon verschiedene Aspekte kennengelernt. Die Stoß-Theorie hat uns gezeigt, dass die TeilchenAnzahl und das Verhältnis der Teilchen zueinander die Häufigkeit der effektiven Stöße beeinflusst. Diese Häufigkeit hat einen direkten Einfluss auf die Reaktions-Geschwindigkeit. Deren Berechnung wiederum stellt ja auch einen proportionalen Zusammenhang von effektiven Stoff-Kontakten in einer Zeit-Einheit her: Aber auch ohne tiefgreifende mathematische Berechnungen kann man sich aus den schon beschriebenen Zusammenhängen und beobachteten Phänomenen ein gutes Regelwerk zusammenstellen. A + B C + D Gibt man zu einer chemischen Reaktion mehr Ausgangsstoffe, dann werden sich auch mehr Reaktionsprodukte bilden. Es können sich einfach mehr Teilchen treffen und dann auch umsetzen. Vor unseren Betrachtungen in der Stoß-Theorie wissen wir auch, dass auch schon ausreicht, wenn man nur einen Stoff in der Konzentration / der Menge erhöht. Auch hierdurch steigt die Chance auf mehr Zusammenstöße mit anderen Teilchen und damit wiederum der Stoffumsatz. Wirkung Erhöhung der Konzentration C und A + und / oder B C + D D A B Zufuhr / Erhöhung der Konzentration Ursache BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 43 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Auch über die Entnahme von C und / oder D lässt sich die Reaktions-Geschwindigkeit zugunsten des Umsatzes von A und B erhöhen. Dies passiert indirekt dadurch, dass die gebildeten Teilchen von C und D nicht behindernd zwischen den Teilchen der Ausgangsstoffe herumliegen. Die Ausgangsstoffe können sich praktisch ungehindert treffen. Wirkung Erhöhung der Ausbeute C A + und B C A B Erhöhung der relativen Konzentration D und + D und C D Verringerung der Konzentration // Entnahme Folge Ursache Während die Zugabe von Ausgangsstoffen (bei ausreichend großen Reaktions-Gefäßen) kein praktisches Problem darstellt, muss man bei der Entnahme der Reaktionsprodukte zumeist irgendwelche Abtrenn-Verfahren anwenden. In vielen Reaktionen hilft die Natur der Sache schon ausreichend mit. Man denke an Reaktionen, bei denen sich (aus Flüssigkeiten und / oder Feststoffen) Gase bilden. Andere günstige Reaktionen laufen unter dem Absetzen eines Stoffes (Roheisen-Herstellung, Fällungs-Reaktionen) ab. Die technische Chemie hat hier die verschiedensten Verfahren entwickelt, so dass kaum ein Stoff-Gemisch nicht effektiv getrennt werden kann. Selbst Gemische, die der Inbegriff von Nicht-Trennbarkeit sind (z.B. azeotrope Gemische, wie Ethanol und Wasser) lassen sich dann doch durch einen cleveren Trick auseinanderbringen (Zusatz eines Schlepp-Mittels). Temperatur-Abhängigkeit VAN'T-HOFFsche Regel / RGT-Regel (ReaktionsGeschwindigkeits-Temperatur-Regel) Steigert man die Temperatur um 10 K (früher: 10 grd), dann erhöht sich die ReaktionsGeschwindigkeit zumeist um das zwei- bis dreifache. In seltenen Fällen kann die Geschwindigkeit bis zum zehnfachen steigen. alternativ: Steigt die Temperatur einer Reaktion um 10 K, dann drittelt bis halbiert sich zumeist die Reaktionszeit. In seltenen Fällen kann die Reaktionszeit auch nur noch ein Zehntel betragen. Q10-Wert: Verhältnis der Reaktionsgeschwindigkeit bei Temperaturveränderung um 10 K RGT T Q10 RGT 10K T Definition(en): Reaktions-Geschwindigkeit-Temperatur-Regel (RGT-Regel) VAN'T HOFFsche Regel Erhöht man die Temperatur um 10 K (10 grd), dann erhöht sich die ReaktionsGeschwindigkeit einer Reaktion (durchschnittlich) um das Zwei- bis Drei-fache. Selten kann die Geschwindigkeits-Erhöhung auch bis zum Zehn-fachen betragen. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 44 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Mit Hilfe eines Energie-Schemas können wir den Reaktions-fördernden Effekt einer Temperatur-Erhöhung auch gut erklären. Um die Temperatur-Erhöhung zu erreichen, muss den Ausgangsstoffen Energie zugeführt worden sein. Dies wird in einem erhöhten EnergieNiveau sichtbar. Das ursprüngliche Energie-Niveau ist für StandardBedingungen (T=25 °C = 298 K; p=101,325 kPa = 1 atm) festgelegt. Durch den höheren Energie-Level nach der Temperatur-Erhöhung haben nun mehr Teilchen die notwendige Aktivierungs-Energie (s.a. MAXWELL-BOLTZMANN-Diagramm Wärme-Bewegung der Teilchen (BROWNsche Molekular-Bewegung)), um die Reaktion auszuführen. Mit anderen Worten für Cohlenstoff und Sauerstoff ist es nun leichter über den Berg zu kommen als vorher. Mehr Teilchen, die reagieren können, bedeuten eine größere ReaktionsGeschwindigkeit für sonst vergleichbare Bedingungen. 2,5 TeilchenAnzahl [%] T=298K T=398K 2 AktivierungsEnergie einer Reaktion 1,5 1 0,5 0 0 BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx 100 200 300 400 - 45 - 500 600 700 800 900 1000 Teilchen-Geschwindigkeit [m/s] (c,p) 2009-2014 lsp: dre Druck-Abhängigkeit praktisch sind nur Reaktionen, die mit Volumen-Veränderungen verbunden sind, auch für die Einflussnahme durch Druck empfindlich dies trifft immer dann zu, wenn Gase gebildet oder aus Ausgangsstoff(e) verbraucht werden bei Flüssigkeiten und Feststoffen bewirken Drücke kaum effektive Volumen-Veränderungen; damit ändert sich auch die Konzentration nur geringfügig in den meisten Betrachtungen kann man auch die Volumina von Flüssigkeiten und Feststoffen vernachlässigen, da diese im Vergleich zu Gas-Volumen minimal sind Im Prinzip handelt es sich um eine Beeinflussung der Konzentration, da die Teilchen bei Druck-Erhöhung einfach dichter liegen und damit die Chancen für Teilchen-Kontakte steigen Vergleich der molaren Volumen von Feststoffen, Flüssigkeiten und Gasen (schematisch) < Feststoff BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx << Flüssigkeit Gas - 46 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Stoff Symbol / Formel Dichte [kg/l] Aluminium Ammoniak (g) Al NH3 2,7 0,000.77 Blei Pb 11,34 C CO2 CO 0,001.98 0,001.25 Eisen Fe 7,86 Gold Au 19,3 Platin Phosphor (weiß) Pt P 21,45 1,82 Sauerstoff Stickstoff Schwefel O2 N2 S 0,001.43 0,001.25 2,06 H2O H2 1,0 0,000.09 Zn 7,13 Cohlenstoff (Graphit) Cohlen(stoff)dioxid Cohlen(stoff)monoxid Wasser Wasserstoff Zink BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx molares Volumen [l/mol] Molarität [mol/l] 22,4 0,0446 22,4 22,4 0,0446 0,0446 22,4 22,4 0,0446 0,0446 22,4 0,0446 - 47 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.3.2. das chemische Gleichgewicht Zu fast jeder chemischen Reaktion gibt es eine Rück-Reaktion. Aus den Produkten werden wieder die Edukte. Da die Produkte, in dem Augenblick, wo sie neu gebildet wurden auch wieder miteinander reagieren können, beginnt praktisch sofort nach der Produkt-Bildung auch wieder die Rück-Bildung der Edukte. Hinreaktion Edukte Produkte Rückreaktion Chemische Reaktionen sind im Allgemeinen umkehrbar, d.h. Hin- und die Rück-Reaktion laufen gleichzeitig ab. Ausnahmen gibt es z.B. bei photochemischen Reaktionen. Wie wir schon geseReaktion A <===> B hen haben, ist die Stoffmenge Reaktions-GeschwinA digkeit besonders von 100,00 B der Konzentration der Stoffe abhängig. Da gleich zu Anfang der Produkt-Bildung nur 50,00 sehr wenige Produkte vorhanden sind, wird die Rück-Reaktion auch nur schleppend anlaufen. Je mehr 0,00 dann aber von den Zeit Produkten da sind, umso stärker ist auch die Rück-Reaktion. Irgendwann ist der Reaktion A <===> B Punkt erreicht, in dem Reaktionsgeschwindigkeit die Geschwindigkeiten 25 von Hin- und RückHinreaktion Reaktion genau idenRückreaktion 20 tisch sind. Wir sprechen dann vom chemischen Gleichge15 wicht. Dieses ist ein dynamisches Gleich10 gewicht. Ständig werden irgendwo im Reaktions-Gefäß neue 5 Produkte gebildet, während woanders 0 Zeit wieder Produkte die Rück-Reaktion eingehen. Betrachtet man die Konzentrationen der reagierenden Stoffe, dann erkennt man das chemische Gleichgewicht am waagerechten und parallelen Verlauf der Graphen zueinander. Auch aus der Sicht der Konzentrationen ist das Gleichgewicht dynamisch. Zwar werden ständig neue Teilchen gebildet, aber der Zerfall (aller Teilchen) der Reaktionsprodukte ist genauso groß. Beide Konzentrationen ändern sich nicht, werden aber ständig durch neue / andere Teilchen aufrechterhalten. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 48 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Definition(en): chemisches Gleichgewicht Das chemische Gleichgewicht ist der Zustand, bei dem sich äußerlich keine Veränderungen der Stoff-Konzentrationen mehr feststellen lassen. Das chemische Gleichgewicht ist die zeitliche Phase einer chemischen Reaktion, bei der Hin- und Rück-Reaktion gleichstark ablaufen. RG (Hinreaktion] = RG [Rückreaktion] 5.3.2.1. das Massenwirkungs-Gesetz Cato Maximilian GULDBACH und Peter WAAGE 5.3.2.2. Abhängigkeit und Beeinflussung des chemischen Gleichgewichtes Prinzip vom kleinsten Zwang / Prinzip von LE CHÂTELIER (1884) 1888 unabhängig auch von BRAUN gefunden Definition(en): Prinzip von LE CHÂTELIER / Prinzip des kleinsten Zwangs Das Prinzip von LE CHÂTELIER besagt, dass ein chemisches Gleichgewicht bei äußeren Einwirkungen (Temperatur, Konzentration, Druck) diesen so ausweicht, dass die Wirkungen minimiert werden . BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 49 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Konzentrations-Abhängigkeit A + B C + D Wirkung Erhöhung der Konzentration C A + B D C + D C + D A B Zufuhr / Erhöhung der Konzentration Ursache Ursache Verringerung / Erniedrigung der Konzentration A B A und / oder + B und C D Verringerung / Erniedrigung der Konzentration Wirkung BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 50 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Temperatur-Abhängigkeit Bei der Bewertung des Einflusses einer Temperatur-Veränderung auf ein chemisches Gleichgewicht müssen wir immer zwei Effekte beachten. Diese können sich verstärken aber auch gegenseitig ausgleichen. Der erste Effekt ist die allgemeine Beschleunigung einer Reaktion mit der Erhöhung der Temperatur. Diesen Effekt kennen wir schon unter der Bezeichnung "RGT-Regel". Erhöht man die Temperatur um 10 K, dann erhöht sich die ReaktionsGeschwindigkeit durchschnittlich um das Zwei- bis Drei-fache. Zu beachten ist aber, dass dieser Effekt sowohl für die Hin- als auch für die Rück-Reaktion gilt. Beide werden bei einer Temperatur-Erhöhung also schneller und bei einer Erniedrigung langsamer. Die Energie-Niveaus der Ausgangs-Stoffe und der ReaktionsProdukte sind jeweils angehoben bzw. gesenkt. Im nebenstehenden Energie-Niveau-Schema ist dies für eine Temperatur-Erhöhung um 100 K angedeutet. Für Hin- und Rück-Reaktion sind die zu überwindenden Berge (Aktivierungs-Energien) deutlich kleiner geworden. Die Dynamik im Gleichgewicht wird somit wesentlich größer bzw. kleiner. Die Lage des Gleichgewichts aber bleibt gleich. Die Anwendung der RGT-Regel ist vor allem dann interessant, wenn man eine größere oder kleinere Dynamik wünscht. Wenn man z.B. die Reaktions-Produkte ständig aus dem Gleichgewicht entfernt, dann kann eine schnelle(re) Nachbildung im Sinne der Synthese-Planer sein. Der zweite Effekt betrifft die Wärme-Tönung der Reaktion. Ist in einem chemischen Gleichgewicht z.B. die Hin-Reaktion endotherm, dann muss (- wegen dem Energie-Erhaltungs-Satz -) die Rück-Reaktion exotherm sein. z.B.: A + endotherm B C + D exotherm BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 51 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Für eine endotherme Reaktion ist eine Temperatur-Erhöhung förderlich. Wirkung Erhöhung der Konzentration C z.B.: A + D endotherm B C + D exotherm A B Wärme-Zufuhr / Erhöhung der Temperatur Ursache Die exotherme Rück-Reaktion wird durch eine Temperatur-Erhöhung aber behindert. Die Reaktions-Partner wollen eigentlich Energie loswerden, eine Temperatur-Erhöhung wirkt diesem aber entgegen. Ursache Verringerung / Erniedrigung der Temperatur A B und / oder z.B.: A + endotherm B C + D exotherm und C D Verringerung / Erniedrigung der Konzentration Wirkung Aufgaben: 1. Entwickeln Sie die Ursache-Wirkungs-Schemata für ein chemisches Gleichgewicht, bei dem die Hin-Reaktion exotherm ist! BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 52 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Druck-Abhängigkeit Damit eine Druck-Veränderung überhaupt eine Wirkung in einem chemischen System hat, muss dieses eine Volumen-Veränderung durchmachen. Praktisch haben wir das nur bei Reaktionen mit Gasen. Weiterhin müssen sich die Volumen von Ausgangs-Stoffen und Reaktions-Produkten unterscheiden. Natürlich wirkt der Druck auch auf feste oder flüssige Stoffe. Nur ist hier die Wirkung – wegen der sehr geringen Kompressibilität – extrem (vernachlässigbar) gering. Wir können im Normal-Fall die Druck-Abhängigkeit solcher Reaktionen ignorieren. Die Reaktion: CO + H2O(g) CO2 + H2 kann durch Druck-Veränderungen nicht beeinflusst werden, da auf beiden Seiten der Gleichung gleich große Volumina stehen: V: CO + H2O(g) CO2 + H2 Bei Reaktionen mit unveränderlichen Volumen kommt es z.B. durch eine Druck-Erhöhung zu einer Konzentrations-Erhöhung im Gefäß. Das Volumen wird ja kleiner und die Stoffmenge bleibt gleich. Praktisch verändern sich die Geschwindigkeiten für die Hin- und Rück-Reaktion, was wiederum nur die Dynamik des Gleichgewichtes beeinflusst, aber nicht seine Lage. Ähnlich verhält es sich bei Gleichgewichten, in den Flüssigkeiten und / oder Feststoffe reagieren. Wir brauchen hier nur die Gas-Volumen betrachten, da die anderen Stoffe praktisch nicht kompressibel sind. V: + + Beachten Sie bitte, dass die Andeutung der Größen-Verhältnisse bei den verschiedenen Aggregat-Zuständen nur schematisch ist. In der Praxis haben Gase ein rund 200x größeres Volumen pro Mol als Flüssigkeiten und Feststoffe. Der Unterschied zwischen Feststoffen und Flüssigkeiten ist minimal und minimal! BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 53 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Ein schönes Beispiel für die Beeinflussbarkeit des Gleichgewichtes durch den Druck ist die Ammoniak-Synthese: V: N2 + 3 H2 2 NH3 Die Ausgangs-Stoffe benötigen / beanspruchen das doppelte Volumen, wie die ReaktionsProdukte. Erhöht man nun z.B. den Druck so, dass die Ausgangs-Stoffe mit der Hälfte des Volumens auskommen müssten, dann kann man sich gut vorstellen, dass die Teilchen (im Gleichgewicht) lieber in dem Zustand sind, der genau diesen zwei Volumen-Einheiten entspricht. Und das ist das Reaktions-Produkt Ammoniak. Es ist einfach energetisch günstiger in der "Ammoniak"-komprimierten Form zu existieren, als in der expandierten Form der Ausgangs-Stoffe, wo eine extreme Drängelei besteht. V: N2 + BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx 3 H2 2 NH3 - 54 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Ursache Wirkung Verringerung / Erniedrigung der Konzentration A B Erhöhung der Konzentration C und / oder A + B C A B Zufuhr / Erhöhung der Konzentration D + D und C D Verringerung / Erniedrigung der Konzentration Ursache Wirkung Beispiele Bildung von Phosgen aus Cohlenmonoxid und Chlor CO + Cl2 COCl2 ; RH= -109 kJ/mol Umwandlung von Blei(II,III)-oxid in Blei(II)-oxid 2 Pb3O4 ; RH= + kJ/mol 6 PbO + O2 Reaktion von Nickel mit Cohlenmonoxid Ni + 4 CO Ni(CO)4 ; RH= ? kJ/mol Reaktion von Schwefelwasserstoff mit Methan zu Cohlenstoffsulfid (gasförmig) 2 H2S + CH4 CS2 + 4 H2 ; RH= ? kJ/mol Methanol-Synthese aus Cohlenmonoxid und Wasserstoff CO + 2 H2 CH3OH (g) ; RH= -91 kJ/mol Synthese von Ethanol aus CH2=CH2 + H2O (g) BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx CH3-CH2OH (g) - 55 - ; RH= ? kJ/mol (c,p) 2009-2014 lsp: dre Aufgaben: 1. Die nachfolgenden chemischen Gleichgewichte sollen so geführt werden, dass möglichst viele Reaktions-Produkte gebildet werden. Geben Sie an, mit welchen Faktoren und wie genau (z.B.: zunehmend oder abnehmend; kleiner oder größer) Sie das chemische Gleichgewicht beeinflussen wollen! Begründen Sie Ihre Wahl! a) Umwandlung von Distickstofftetraoxid in Stickstoffdioxid N2O4 2 NO2 ; RH=57 kJ/mol b) Cohlensäure-Gleichgewicht (z.B. in Getränke-Flaschen) CO2 + H2O H2CO3 ; RH= -x kJ/mol c) vollständige Verbrennung von Methan zu Cohlendioxid und Wasser (gasförmig) d) Brennen von Kalk: CaCO3 CaO + CO2 ; RH=179 kJ/mol e) Herstellung von Schwefeltrioxid aus Schwefeldioxid (RH= -197 kJ/mol) 2. Die nachfolgenden chemischen Gleichgewichte sollen so geführt werden, dass die Ausgangsstoffe sich nicht umsetzen (Verhinderung eines Verderbs, …). Geben Sie an, mit welchen Faktoren und wie genau (z.B.: zunehmend oder abnehmend; kleiner oder größer) Sie das chemische Gleichgewicht beeinflussen wollen! Begründen Sie Ihre Wahl! a) Korrosion von Eisen (Rosten) Fe + O2 + 2 H2O Fe(OH)2 ; RH= -x kJ/mol d) Zerlegung (Hydrolyse) eines (Nahrungs-)Fettes in Glycerol und (unangenehm riechende) Fettsäuren Fett + Wasser Glycerol + 3 Fettsäuren ; RH= +x kJ/mol c) Umwandlung von Glycerol in giftiges Acroleïn (beizender Fritten-Geruch (McDonaldsGeruch)) C3H8O3 C3H4O + 2 H2O ; RH= +x kJ/mol d) 3. Durch welche Veränderungen in den Reaktions-Bedingungen können die nachfolgenden chemischen Gleichgewichte beeinflusst werden? Für welche Bedingungs-Veränderungen sind sie nicht empfindlich? Geben Sie immer eine kurze Begründung an! a) C + CO2 2 CO ; RH= +x kJ/mol b) CO + H2O CO2 + H2 c) CO + NO2 CO2 + NO H2CO3 e) 2 NO + O2 2 NO2 f) CH4 + H2O CO + 3 H2 h) CO2 + NO BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx ; RH= +x kJ/mol ; RH= +x kJ/mol d) CO2 + H2O g) 2 CH4 + O2 + 4 N2 ; RH= +x kJ/mol ; RH= +x kJ/mol ; RH= +x kJ/mol 2 CO + 4 H2 + 4 N2 CO + NO2 - 56 - ; RH= +x kJ/mol ; RH= +x kJ/mol (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.4. Arten chemischer Reaktionen Die Vielzahl bekannter chemischer Reaktion zwingt zur Systematisierung. Je nach Bewertungs-Kriterium gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Unterteilung. Eine sehr einfache Möglichkeit wäre die Einteilung in anorganische und organische Reaktionen. In diesem Fall würden wir nach der Art der reagierenden Stoffe unterscheiden. Schon die Reaktion von Glucose (Traubenzucker) mit Sauerstoff würde uns in Schwierigkeiten bringen. C6H12O6 Glucose organisch + 6 O2 6 CO2 + Sauerstoff anorganisch + 6 H2O Cohlendioxid + Wasser anorganisch anorganisch Dominieren hier die drei anorganischen Stoffe ( anorganische Reaktion) oder das größere Molekül Glucose ( organische Reaktion)? Der eine oder andere Leser wird sich vielleicht noch daran erinnern, dass es sich bei der gegebenen Gleichung um die Zusammenfassung der Zellatmung geht. Also doch eine organische Reaktion, zumal sie in lebenden Zellen abläuft.. Doch da fällt uns ein, Glucose ist auch einfach so brennbar. Die einfache Oxidation lässt sich auch einfach so realisieren. Dann wäre es doch eine anorganische Reaktion. Also hier kommen wir so nicht weiter! Die Reaktions-Geschwindigkeit als Kriterium zur Charakterisierung von Reaktionen haben wir beim Thema Kinetik dargestellt. Versucht man aber dabei Reaktionen einzuordnen, die so ähnlich ablaufen, dann verstreuen die sich schnell mal über zwei bis drei Geschwindigkeits-Klassen. Also auch kein so gutes Kriterium. Die Unterscheidung hinsichtlich der Energie-Aufnahme oder Abgabe haben wir bei der Thermodynamik chemischer Reaktionen besprochen. Wir unterscheiden dabei endotherme Reaktionen (mit Energie-Aufnahme) von exothermen Reaktionen (mit Energie-Abgabe). Mit der Beachtung von Energie-Übergängen kommen wir dem Wesen chemischer Reaktion auch schon näher. Eine weitere Möglichkeit wäre es, das zugrundeliegende Reaktions-Schema zu bewerten. Bei einer Addition reagieren zwei oder mehr Stoffe zu einem Produkt. Das Reaktions-Prinzip kann mit der allgemeinen Gleichung: A + B C beschrieben werden. Additionen sind typische Synthesen (Bildungs-Reaktionen). Verfolgt man die ursprünglichen Atome oder Atom-Gruppen (A und B) weiter, dann ließe sich das Reaktions-Schema auch so schreiben: A + B AB Die Umkehrung einer Addition nennen wir Eliminierung. Bei ihnen bilden sich aus einem Stoff mehrere kleinere. C A + B od. auch: AB A + B Eliminierungen gehören zur Klasse der Analysen (Zerlegungs-Reaktionen). Bleibt noch eine Gruppe von Reaktionen, bei denen es zum Austausch von Atomen oder Atom-Gruppen kommt. Solche Reaktionen nennen wir Substitutionen. Sie folgen dem Reaktions-Schema: D + E BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx F + G - 57 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Will man den Übergang des Atoms bzw. der Atom-Gruppe wieder genauer darstellen, könnte man auch: DH + E D + EH schreiben. Chemiker suchen aber eher nach dem inneren / tieferen Wesen einer chemischen Reaktion. Aus wissenschaftlicher Sicht bieten sich deshalb auch eher Unterscheidungen an, die das genaue Reaktions-System einbeziehen. Zu solchen Reaktions-Arten gehören die Säure-Base-Reaktionen ( 5.4.1. Säure-BaseReaktionen / Reaktionen mit Protonen-Übergang). Zuerst sieht es zwar so aus, als würden wir nur die reagierenden Stoffe / Stoff-Klassen betrachten – eben die Säuren und Basen. Beim genaueren Hinsehen werden wir erkennen, dass es sich um eine spezielle ÜbergangsReaktion (Schema-Typ: Substitution) handelt. Desweiteren können verschiedene Stoffe in Säure-Base-Reaktionen eingehen, die scheinbar gar nicht zu den Säuren oder Basen gehören. Auf der gleichen Ebene der Einteilung finden wir auch die Redox-Reaktionen. Sie sind ebenfalls spezielle Übergangs-Reaktionen ( 5.4.2. Redox-Reaktionen / Reaktionen mit Elektronen-Übergang). Definition(en): Addition (Additions-Reaktion) Eine Addition ist eine chemische Reaktion, bei der zwei oder mehr Stoffe zu einem Reaktions-Produkt vereint werden. Definition(en): Eleminierung (Eleminierungs-Reaktion) Eine Eleminierung ist eine chemische Reaktion, bei der ein Stoff ein oder mehrere Bestandteile abspaltet. Definition(en): Substitution (Substitutions-Reaktion) Eine Substitution ist eine chemische Reaktion, bei der es zum Austausch von Atomen oder Atom-Gruppen zwischen mindestens zwei Stoffen kommt. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 58 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.4.1. Säure-Base-Reaktionen / Reaktionen mit Protonen-Übergang / Protolysen Erkennung am Geschmack, namensgebend älteste bekannte Säure ist die Essigsäure ätzende Wirkung weiteres Säure-Merkmal mit den pflanzlichen Säuren hatten die Menschen in der Frühzeit und im frühen Mittelalter zuerst bewussten Kontakt Apfelsäure, Zitronensäure, aber auch die Ameisensäure, die sowohl in Ameisen wie auch in Brennnesseln vorkommt erst mit Beginn des 14. Jhd. kamen anorganische Säuren dazu, schmecken nicht mehr ohne Weiteres möglich, da diese Säuren i:A. ätzend wirken, schmecken noch in starker Verdünnung sauer (Sicherheitsvorschrift: bei anorganischen Säuren ist kein Geschmacks-Test erlaubt!!!) Basen – früher Alkalien genannt – haben eher bitteren bis seifigen Geschmack und bei Berührung einen seifigen und mehr nachhaltigen ätzenden Eindruck (fühlen sich schlüpfrig an) erste genutze Basen waren Soda und Pottasche (basische Salze) für Wasch-Zwecke Basen und Säuren können sich gegenseitig neutralisieren, d.h. ihre charakteristischen Eigenschaften verschwinden, wobei Salze entstehen später fand man Farbstoffe (zuerst Lackmus), die auf Säuren und Basen unterschiedlich reagierten und somit als Erkennungs- bzw. Anzeige-Substanz - sogenannte Indikatoren – dienen konnten roter Lackmus (ein Pflanzen-Auszug) färbte sich mit Basen blau, blauer Lackmus mit Säuren rot (BOYLE (1664)) Veränderungen an Farben waren den Handwerkern im Mittelalter bekannt, Nutzung zur Bleiche, Fixierung von Farbstoffen Basen zur Verwendung bei der Herstellung von Seife Köche kennen die Farbveränderungen von Rot- oder auch Blaukraut (Rotkohl). Je nach Säure-Gehalt verfärbt sich der Saft von rot-violetten bis zum blauen Farbton. Unter chemischen Bedingungen, kann man noch mehr bzw. auch weniger Säure (sozusagen Antisäure Base) hinzufügen. Dann bilden sich noch extremere Verfärbungen. Rotkohl unter solch extremen Bedingungen würde uns aber nicht mehr schmecken bzw. wäre sogar Gesundheitsgefährlich. Die genaue Zuordnung der Farben zu den (viel später definierten) sogenannten pHWerten findet det interessierte Leser im Abschnitt 5.4.1.2. der pH-Wert. Rotkohl-Saft bei verschiedenen pH-Werten (Säure-Gehalten) Q: de.wikipedia.org (Supermartl) Im Mittelalter gab es dann die ersten Versuche Stoffgruppen auf Grund ihrer chemischen Eigenschaften zu definieren. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 59 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre TACHENIUS (1660): Säuren sind Stoffe, die sauer schmecken, mit unedlen Metallen unter Bildung eines Gases reagieren und mit Kalk aufschäumen. TACHENIUS war der "Allchemisten-Name" von Otto TACKE, einem deutschen Arzt und Chemiker. Der Base-Begriff geht ebenfalls auf TACHENIUS zurück. Unter Basen verstand er die (nichtflüchtigen) Stoffe, die mit (flüchtigen) Säuren Salze bildeten. Dabei bildeten die nichtflüchtigen Stoffe seiner Meinung nach die Grundlage (Basis) der Salze. Begriff Base ab 1730, abgeleitet von "Basis", weil sie als Grundlage für die Herstellung von Salzen betrachtete (umfasste immer noch Metallhydroxide, Metalloxide und Alkali- und Erdalkali-Carbonate) LAVOISIER (1743 – 1794) nahm noch an, dass Säuren immer auf Nichtmetalloxiden und Basen auf Metalloxiden basieren. Bei der Reaktion mit Wasser bildeten sie dann entweder die Säure oder die Base. Dies war auch die gängige Methode zur Herstellung einer Säure oder Base. Man verwendete einfach das passende Nichtmetall- bzw. Metall-Oxid und löste es in Wasser. Auf LAVOISIER gehen aber auch Aussagen zurück, das der Sauerstoff der Teil sei, der einen Stoff sauer machen würde. Schwefelbioxyd + Wasser = Monothionische Säure SO2 + HO = HO,SO2 Schwefeldioxid + Wasser schweflige Säure historische Bezeichnung und Schreibweise heute übliche Schreibweise Calciumoxid + Wasser = Calciumhydroxid CaO + HO = CaO,HO Calciumoxid + Wasser Calciumhydroxid DAVY (1811) konnte dann bei der Salzsäure nachweisen, dass der saure Charakter nicht vom Sauerstoff kommen könne, da Salzsäure überhaupt kein Sauerstoff enthält Stoffe zerlegten sich nach der damaligen Ansicht in Radikale; man kannte noch keine Ionen HCl = H + Cl LIEBIG brachte dann den Wasserstoff ins Spiel. In allen Säuren konnte man Wasserstoff nachweisen. Da aber wiederum eine Vielzahl von Stoffen bekannt war, die ebenfalls Wasserstoff enthielten, sie aber nicht sauer reagierten, konnte dies auch noch nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Nach seiner Theorie waren Säuren Wasserstoff-haltige Stoffe, die sich mit Metallen zu Salzen umsetzen ließen. Bei der Reaktion wurde der Wasserstoff dann frei. Mg + H2SO4 MgSO4 + H2 Zn + HCl ZnCl2 + H2 im 19.Jhd. kamen dann sehr viele neue Indikatoren dazu, die auch andere Farbübergänge zeigten. So ist z.B. Phenolphthaleïn bei Anwesenheit von Säuren farblos und bei Basen violett gefärbt. Durch Kombination mehrerer Indikatoren konnte man einen sogenannten Universal-Indikator entwickeln, der heute vor allem in einfachen Untersuchungen benutzt wird. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 60 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Indikator Farbe im sauren Bereich Alizaringelb gelb Methylorange Methylrot Phenolphthaleïn rot rot farblos Indikator Farbe im sauren Bereich pH-UmschlagBereich 1 Farbe im neutralen Bereich pH-UmschlagBereich 2 Farbe im basischen Bereich Bromthymolblau rot 1,2 – 1,4 gelb 8,4 – 8,6 blau Thymolblau rot 1,2 – 1,4 gelb 6,6 – 6,9 BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx pH-UmschlagBereich 10,8 – 11,2 4,5 – 5,0 5,2 – 5,6 8,5 – 8,7 - 61 - Farbe im basischen Bereich dunkel violett ockergelb / orange gelb violett (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.4.1.1. Säure- und Base-Begriffe / Säure-Base-Konzepte 5.4.1.1.1. Säuren und Basen nach ARRHENIUS 1884 elektrolytische Dissoziation Dissoziation ist die Auftrennung von Stoffen in Ionen alle Säuren und Basen sind in wässriger Lösung Elektrolyte – also Lösungen, die den elektrischen Strom leiten Definition(en): Dissoziation . Definition(en): Elektrolyt . In der Schule haben die Meisten Säuren und Basen auf eine einfache Art kennengelernt. So dissoziierten Säuren in wässriger Lösung in Wasserstoff-Ionen und Säure-Rest-Ionen: - Salzsäure: HCl H+ + Cl Schwefelsäure: H2SO4 2 H+ + SO42 - Manchmal legte der Chemie-Lehrer noch Wert darauf, dass die Gleichung irgendwie deutlich machte, dass es sich um einen Vorgang in wässriger Lösung handelte. Das indizierte (aq) für "aquatisiert" sollte das dann kennzeichnen. - Salzsäure: HCl (aq) H+ (aq) + Cl (aq) Schwefelsäure: H2SO4 (aq) 2 H+ (aq) + SO42 (aq) - Als gemeinsames und sozusagen "saures" Merkmal wurden die Wasserstoff-Ionen (H+) herausgearbeitet. Entsprechend wurde bei den Basen vorgegangen: - Natriumhydroxid: NaOH Na+ + OH Magnesiumhydroxid: Mg(OH)2 Mg2+ + 2 OH - und wenn es der Chemie-Lehrer wieder etwas genauer sehen wollte: - Natriumhydroxid: NaOH (aq) Na+ (aq) + OH (aq) Magnesiumhydroxid: Mg(OH)2 (aq) Mg2+ (aq) + 2 OH (aq) BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - - 62 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre - Bei den Basen kristallisierte sich das Hydroxid-Ion (OH ) als der basisch machende Bestandteil heraus. Der schwedischer Chemiker Svante ARRHENIUS (1859 – 1927) entwickelte aus solchen Betrachtungen seinen Säure- und Base-Begriff. Nach ARRHENIUS (1883) sind Säuren solche Stoffe, die in einer wässrigen Lösung ein Wasserstoff-Ion abspalten. Basen sind dagegen Stoffe, die in wässriger Lösung ein Hydroxid-Ion abspalten. Definition(en): Säure (ARRHENIUS) Säuren sind Stoffe, die in Wasser in Wasserstoff-Kationen (positiv geladene WasserstoffIonen) und Säurerest-Anionen (negativ geladene Säurerest-Ionen) dissoziieren. Der saure Charakter geht von den Wasserstoff-Kationen aus. Säuren sind Stoffe, die in wässrigen Lösungen Wasserstoff-Ionen abspalten. Definition(en): Base (ARRHENIUS) Basen sind Stoffe, die in Wasser in Metall-Kationen und Hydroxid-Anionen dissoziieren. Der basische Charakter geht von den Hydroxid-Anionen aus. Basen sind Stoffe, die in wässrigen Lösungen Hydroxid-Ionen abspalten. Problematisch ist aber z.B. das Ammoniak. In Lösung zeigt uns der Indikator Unitest mit seiner blauen Farbe scheinbar die Hydroxid-Ionen (in Wirklichkeit nur die fehlenden Wasserstoff-Ionen) an. Aber in der Formel für Ammoniak NH3 ist beim besten Willen kein Sauerstoff für das Hydroxid-Ion zu finden. Ammoniak: NH3 - NH3 (???) + OH (???) Daneben bleiben bei ARRHENIUS noch weitere Fragen offen, z.B.: Warum geben die Säuren ihre Wasserstoff-Ionen überhaupt ab? BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 63 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre klassische anorganische Säure mit ihren Säure-Rest-Ionen Name (trivial) Chlorwasserstoffsäure (Salzsäure) salpetrige Säure Salpetersäure schweflige Säure SummenFormel HCl HNO2 Struktur-Formel _ H – Cl| _ O = N – O - H HNO3 H2SO3 Schwefelsäure H2SO4 Kohlensäure H2CO3 Phosphorsäure H3PO4 Name des / der Säure-Rests /-Reste Chlorid-Ion SummenFormel d. S-R. Cl Nitrit-Ion NO2 Nitrat-Ion Hydrogensufit-Ion Sulfit-Ion Hydrogensulfat-Ion Sulfat-Ion Hydrogencarbonat-Ion Carbonat-Ion DihydrogenphosphatIon Hydrogenphosphat-Ion Phosphat-Ion NO3 HSO3 2SO3 HSO4 2SO4 HCO3 2CO3 H2PO4 - StrukturFormel d. SR. _ |Cl| _ _ _ O = N – O| - 2- HPO4 3PO4 weitere anorganische Säure mit ihren Säure-Rest-Ionen Name (trivial) SummenFormel Fluorwasserstoffsäure Bromwasserstoffsäure Iodwasserstoffsäure Schwefelwasserstoffsäure HF StrukturFormel _ H – F| Name des Säure-Rests Fluorid-Ion SummenFormel d. S-R. F _ |F| Bromid-Ion Br HI Iodid-Ion I H2S Hydrogensufid-Ion Sulfid-Ion HS 2S - 64 - - HBr BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx StrukturFormel d. SR. - (c,p) 2009-2014 lsp: dre klassische anorganische Basen / Laugen mit ihren Base-Rest-Ionen Name (trivial) SummenFormel StrukturFormel Name des Restes Base- Natriumhydroxid Natronlauge (Ätznatron) Kaliumhydroxid Kalilauge (Ätzkali) Calciumhydroxid Kalkwasser (Ätzkalk, gelöschter Kalk) Bariumhydroxid Barytwasser Magnesiumhydroxid NaOH Natrium-Ion SummenFormel d. B.-R. + Na KOH Kalium-Ion K Ca(OH)2 Calcium-Ion Ca Ba(OH)2 Barium-Ion Ba Mg(OH)2 Magnesium-Ion Mg StrukturFormel d. B.-R. + 2+ 2+ 2+ Die oben angegebenen klassischen Säuren und Basen gehören zum Grundwissen der Chemie. Das Kennen der Namen und Symbole dieser Stoffe sowie ev. Säure-Rest-Ionen ist deshalb als obligatorisch anzusehen!!! BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 65 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.4.1.1.2. Säuren und Basen nach CADY (Solvens-Theorie der Säuren und Basen) CADY entdeckte 1928, dass auch einige flüssige Stoffe (z.B. ionische Lösungsmittel wie Wasser) eine gewisse Eigen-Dissoziation zeigten, ein solcher Stoff wurde als Solvens bezeichnet die Eigen-Dissoziation sollte durch Übertragung von geladenen Teilchen zwischen den Solvens-Molekülen vonstatten gehen nach der Art der wandernden Teilchen unterschied er kationo- und aniono-trope Lösungsmitteln unterschieden, bei kationotropen Lösungsmitteln gehen Kationen zwischen den SolvensTeilchen über, bei den anionotropen eben Anionen Wasser (KP=100 °C) gehört nach CADY zu den kationotropen Stoffen H2O + H2O - H3O+ + OH NH4+ + NH2 genau so flüssiges Ammoniak (KP=-33 °C): NH3 + NH3 - Zu den anionotropen Stoffen zählen z.B. Bromtrifluorid (KP=135 °C) und flüssiges Schwefeldioxid (KP=-10 °C): - BF3 + BF3 BF2+ + BF4 SO2 + SO2 SO2+ + SO32 - CADY übertrug also das Säure-Base-Verständnis allgemein auf ionische Lösungsmittel Definition(en): Säure (CADY), Solvosäure Säuren sind Stoffe, die durch Dissoziation in einem Lösungsmittel oder durch Reaktion mit dem Lösungsmittel die Menge der Lösungsmittel-eigenen Kationen erhöhen. Definition(en): Base (CADY), Solvobase Basen sind Stoffe, die durch Dissoziation in einem Lösungsmittel oder durch Reaktion mit dem Lösungsmittel die Menge der Lösungsmittel-eigenen Anionen erhöhen. Bei den Stoffen hängt ihre Zuordnung zu den Solvo-Säuren, –Basen oder –Salzen davon ab, in welches Lösungsmittel sie gerade gegeben werden: NH4Cl + Solvosalz H2O - NH4+ + OH NH4+ + Cl NH3(fl) NH4Cl Solvosäure BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 66 - - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.4.1.1.3. Säuren und Basen nach BRÖNSTEDT (Protonen-Theorie der Säuren und Basen) Wegen der verschiedenen Widersprüche im Säure-Base-Begriff von ARRHENIUS entwickelte der dänische Chemiker Johannes Nicolaus BRÖNSTED (eigentlich BRØNSTED) die Säure-Base-Theorie weiter (1923). BRÖNSTEDT konzentrierte sich mehr auf den zu charakterisierenden Stoff, als auf das Lösungsmittel. Weiterhin löste er das Säure-Base-Verhalten vom flüssigen Zustand. Die Charakterisierung erfolgt nur noch über die Fähigkeit Protonen (Wasserstoff-Ionen) aufzunehmen oder abzugeben. Salzsäure: Allgemein gilt: oder: - H+ + Cl Base HCl Säure H+ + Base Säure Säure Base + H+ Geben die Stoffe Protonen ab, dann sind sie Säuren, nehmen sie Protonen auf, dann sind sie eben Basen. Da der Stoff, der als Säure fungiert bei der Protonen-Abspaltung (Protolyse) einen Säure-Rest erzeugt, der gleich wieder das Proton aufnehmen kann – also als Base fungiert – sind immer eine Säure und eine Base direkt miteinander "verbunden". BRÖNSTEDT bezeichnete solche zusammenhängenden Säure-Base-Konstellationen als korrespondierendes Säure-Base-Paar (auch: konjugiertes Säure-Base-Paar). 1924 entdeckten FAJANS und JOST, dass die Protonen nicht losgelöst (manchmal auch als nackt bezeichnet) vorkommen. In Wasser werden sie sofort von partiell negativ geladenem Sauerstoff angezogen und gebunden. Das dabei gebildete komplexe Ion wurde HydroniumIon (H3O+, selten auch: Hydroxonium-Ion) genannt. H+ + H2O H3O+ Nach BRÖNSTEDT ist auch diese Reaktion eine Säure-Base-Reaktion. Da die ProtonenAbgabe immer mit einer Protonen-Aufnahme verbunden ist, werden beide (Teil-)Reaktionen immer gleich miteinander verbunden. Heute wissen wir, das sich noch weitere Wasser-Moleküle mit dem Hydronium-Ion verbinden und immer größere + + + Ionen (Verklumpungen, Cluster) bilden. Sie werden auch als Oxonium-Ionen (H5O2 , H7O3 , H9O4 usw.; nach IUPAC: Oxidanium) bezeichnet. Da aber nicht wirklich ein neuartiger chemischer Effekt dabei auftritt, belässt man es bei den Hydronium-Ionen. Insgesamt kommen wir dann z.B. zu folgender Gleichung: Salzsäure: - H3O+ + Cl HCl + H2O Das teilweise negativ geladene Sauerstoff-Atom des Wasser-Moleküls wechselwirkt mit dem teilweise positiv geladenen Wasserstoff-Atom des Chlorwasserstoff-Moleküls. Das Wasserstoff-Atom bildet zeitweilig eine Brücke zwischen beiden Molekülen und wird dann meistens zum Wasser-Molekül gezogen. Die Bindungs-Elektronen des Chlorwasserstoff verbleiben beim Chlor, so dass insgesamt zwei Ionen entstehen – das negativ geladene Chlorid-Ion und das positiv geladene Hydronium-Ion. Das Hydronium-Ion und das Chlorid-Ion interagieren auch wieder miteinander und bilden dann die Wasser- und Chlorwasserstoff-Moleküle zurück. Schwefelsäure: BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx H2SO4 + 2 H2O - 67 - - 2 H3O+ + SO42 (c,p) 2009-2014 lsp: dre Aufgaben: 1. Schreiben Sie die Struktur-Gleichung für die Dissoziation des Chlorwasserstoffs ab und ergänzen Sie die fehlenden Elektronen-Paare (LEWISSchreibweise) z.B. mit Bleistift! 2. Stellen Sie für die Reaktion von Schwefelsäure und Wasser die StrukturGleichung auf! Bei der Betrachtung der Basen entstehen Gleichungen, die anfänglich etwas verwirrend sind: Natriumhydroxid: - Na+ + H2O + OH NaOH + H2O Beim ionischen Natriumhydroxid interagiert vor allem das Hydroxid-Ion aus dem KristallGitter mit dem teilweise positiv geladenen Wasserstoff-Atom aus dem Wasser-Molekül. Das (Kristall-)Hydroxid-Ion entreißt dem Wasser-Molekül ein Wasserstoff-Ion und bildet damit ein (neues) Wasser-Molekül. Vom ursprünglichen Wasser-Molekül bleibt ein (neugebildetes) Hydroxid-Ion übrig. Magnesiumhydroxid: - Mg2+ + 2 OH Mg(OH)2 + 2 H2O + 2 H2O Wenn man sich aber das Reaktions-Verhalten genauer ansieht, dann ist Wasser was eingesetzt wird, nicht mit dem identisch, welches gebildet wird. Der Ausgangsstoff Wasser reagiert mit den Hydroxid-Ionen aus der dissozierenden Base und gibt an dieses ein Proton (Wasserstoff-Ion) ab. Das eingesetzte Wasser wird dabei zum Hydroxid-Ion, welches unsere Lösung basisch macht. - Na+ + H2O + OH NaOH + H2O Nun bringt diese Schreibung aber keinen Vorteil, so dass man im Allgemeinen auf das scheinbar zusätzliche Wasser verzichtet und bei der klassischen Schreibweise bleibt. Schaut man aber genauer hin, dann stellen wir fest, dass nach BRÖNSTEDT nicht das Metall-Hydroxid die Base ist, sondern nur das enthaltene Hydroxid-Ion. Nur dieses hat die Fähigkeit ein Proton aufzunehmen. Aber wir hatten ja noch das Ammoniak als Problem. Kann uns BRÖNSTED hier eine Lösung anbieten? Beim Lösen von Ammoniak in Wasser erhalten wir nun auch endlichen einen Stoff, der uns die Hydroxid-Ionen liefern kann. Ammoniak: - NH4+ + OH NH3 + H2O Das partiell geladene Wasserstoff-Atom des Wassers wird besonders vom freien Elektronen-Päarchen des Stickstoff-Atoms aus dem Ammoniak-Molekül angezogen. Durch die Übernahme des Wasserstoff-Ions auf das Ammoniak-Molekül entsteht das Ammonium-Ion und aus dem Wasser-Molekül wird ein Hydroxid-Ion. Die Ionen können für sich wieder miteinander reagieren und die Ausgangs-Teilchen zurückbilden. Somit ist die BRÖNSTED-Theorie der Säuren und Basen wirklich ein deutlicher Fortschritt. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 68 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Definieren wir nun die Säuren und Basen nach BRÖNSTED (1923). Säuren sind demnach Stoffe, die in wässrigen Lösungen ein oder mehrere Proton(en) (Wasserstoff-Ion(en)) abgeben (Protonen-Spender, Protonen-Donatoren (lat.: donore … abgegeben)). Basen sind Stoffe, die in wässriger Lösung ein oder mehrere Proton(en) (Wasserstoff-Ion(en)) aufnehmen (Protonen-Empfänger, Protonen-Akzeptoren (lat.: accetare ... aufnehmen)). Johannes Nicolaus BRÖNSTED lebte von 1879 bis 1947. Der britische Forscher Thomas LOWRY definierte zeitgleich und unabhängig die Säuren und Basen wie BRÖNSTED. Sein Wirken ist aber ein wenig in den Hintergrund der Geschichte gerutscht. Da bei den Reaktionen ein oder mehrere Proton(en) von einem Stoff zum nächsten übertragen werden, sprechen wir von einer Reaktion mit Protonen-Übergang oder auch einer protolytischen Reaktion. Die Protonen können für sich nicht frei existieren. Deshalb ist eine Protonen-Abgabe immer mit einer Protonen-Aufnahme verbunden. Eigentlich müsste man sogar sagen, eine Protonen-Aufnahme ist immer mit einer –Abgabe verbunden. Der aufnehmende Stoff besitzt quasi Saug-Eigenschaften für Protonen. Wenn diese nicht da wären, würde der andere Stoff die Protonen nicht von sich aus abgeben. Das können wir mit den Teil-Reaktionen auch gut darstellen: - HCl H+ + Cl Protonen-Abgabe H2O + H+ H3O+ Protonen-Aufnahme Aus logischen Gründen schreiben wir eigentlich immer zuerst die abgebende Teil-Reaktion, damit wir eben etwas zum Übertragen erhalten, und dann als Zweites die aufnehmende. Fasst man beide Teil-Reaktionen zusammen: ______________________________________________ HCl + H2O + H+ H+ + Cl + H3O+ dann kann man die auf beiden Seiten vorkommenden Wasserstoff-Ionen herauskürzen: - HCl + H2O Cl + H3O+ Im Ergebnis erhalten wir die schon bekannte BRÖNSTEDsche Gleichung der Salzsäure. Wir wollen uns die Teil-Reaktionen noch einmal genauer ansehen und die Stoffe in Stoffklassen nach BRÖNSTED einteilen. Salzsäure ist als Protonen-Donator eine Säure und Wasser der Akzeptor, also die Base. - HCl Säure H+ + Cl Protonen-Abgabe H2O + H+ Base H3O+ Protonen-Aufnahme Da die Reaktionen aber im Gleichgewicht, also hin und zurück ablaufen können, müssen wir auch die Chlorid- und die Hydronium-Ionen zuordnen. Da das Chlorid-Ion ein Proton aufnehmen kann, ist es eine Base. Läuft die Protonen-Aufnahme rückwärts, dann ist das Hydronium-Ion ein Protonen-Donator, also eine Säure. In einer chemischen Reaktion treten Säure und Base immer als Paar auf (S-B-Paar, SBP). HCl Säure H2O + H+ Base BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - H+ + Cl Base Protonenübergang H3O+ Säure - 69 - Protonen-Abgabe (Lösung) Säure-Base-Paar Protonen-Aufnahme Säure-Base-Paar (c,p) 2009-2014 lsp: dre Eine Säure und die abgleitete Base bilden ein zusammengehörendes Paar – das korrospondierende Säure-Base-Paar (korrosp. S-B-Paar, kSBP). In BRÖNSTED-Gleichungen haben wir also zwei Säuren und zwei Basen, die insgesamt auch zwei Paare bilden. Zusammengehörende Säure-Base-Paare erhalten die gleichen Indizes: ________________________________________ HCl + H2O H3O++ Cl Säure1 Base2 Säure2 Base1 korrespondierende S-BPaare Gesprochen werden die Säure-Base-Paare dann z.B. Säure 2 und Base 1 (Reaktions-Produkte). Betrachten wir nun – der Einfachheit halber – die Säure- und Basen-Paare für eine Base in Kurzform nur mit kurzen Überschriften: - Na+ + OH NaOH + H2O + H2O Teilreaktionen: - Na+ + OH NaOH H2O Säure1 - OH + H+ Base2 - H+ + OH Base1 Protonenübergang H2O Säure2 Dissoziation / Lösung Protonen-Abgabe korrosp. S-B-Paar 1 Protonen-Aufnahme korrosp. S-B-Paar 2 Zusammenfassung: _______________________________________________ NaOH + H2O Na+ + OH + H2O Base2 Säure1 Base1 Säure2 Die Reaktionen bei den Basen sehen immer etwas undurchsichtig und kompliziert aus. Man muss sich dabei aber vergegenwärtigen, dass immer zwei "Arten" von Wasser-Moleküle auftreten. Einmal tritt Wasser als Ausgangsstoff auf und wird in Protonen (Wasserstoff-Ionen) und Hydroxid-Ionen zerlegt. Daneben entsteht "neues" Wasser als Reaktions-Produkt aus Protonen und dem herausgelösten Hydroxid-Ionen. Definition(en): Säure (BRÖNSTED) Säuren sind Stoffe, die in wässrigen Lösungen Protonen (Wasserstoff-Ionen) abspalten. Definition(en): Base (BRÖNSTED) Basen sind Stoffe, die in wässrigen Lösungen Protonen (Wasserstoff-Ionen) aufnehmen. Definition(en): korrespondierendes Säure-Base-Paar Ein korrespondierendes (auch: konjugiertes) Säure-Base-Paar sind eine Säure und eine Base, die durch Protolyse ineinander übergehen können. Die Säure wird durch die Abgabe eines Proton (Wasserstoff-Ions) zu einer Base. Die Base wird durch die Aufnahme des Protons zur dazugehörigen Säure. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 70 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Im Allgemeinen ergibt sich nun folgendes Schema: korrespondierendes Säure-Base-Paar 1 Säure1 + Base2 Base1 + Säure2 korrespondierendes Säure-Base-Paar 2 typische konjugierte Säure-Base-Paare Anionen-Säure HX HX + z.B.: HSO4 + Neutralsäure HX HX + z.B.: HCl + Kationen-Säure HX+ HX+ + z.B.: NH4+ + Anionen-Base X + X + z.B.: OH + Neutralbase HX + HX + z.B.: H2O + - H2O H+ H3O+ + + X2 X2 H2O H3O+ + SO42 H2O H+ H3O+ + + X X H2O H3O+ + Cl H2O H+ H3O+ + + X X H2O H3O+ + NH3 H+ H2O H2X H2X + OH H2O H2O + OH H+ H2O H2X+ H2X+ + OH H2O H3O+ + OH BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 71 - - - - - - - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Kationen-Base HX+ + H+ HX+ + H2O z.B.: [Fe(OH)(H2O)5]2+ + H2O BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx H2X2+ H2X2+ + - OH - [Fe(H2O)6 ]3+ + OH - 72 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.4.1.1.4. Autoprotolyse des Wassers Dem aufmerksamen Leser ist nun sicher auch schon aufgefallen, dass Wasser mal als Säure und mal als Base diente. Wenn das so gehen soll, dann müsste Wasser auch mit sich selbst reagieren können. Denn woher soll das eine Wasser-Molekül "wissen", was an der gegenüberliegenden Seite des anderen Wasser (Reaktionspartner) für ein Rest angebunden ist? Probieren wir also mal die Reaktion von Wasser mit sich selbst: H2O + H3O+ H2O - + OH Teilreaktionen: H2O Säure1 H2O + H+ Base2 - H+ + OH Base1 Protonenübergang H3O+ Säure2 Protonen-Abgabe korrosp. S-B-Paar 1 Protonen-Aufnahme korrosp. S-B-Paar 2 Zusammenfassung: ________________________________________ H2O + H2O H3O+ + OH Säure1 Base2 Säure2 Base1 Die Reaktion von Wasser mit sich selbst nennen wir Autoprotolyse. Da Wasser sowohl als Base als auch als Säure reagieren kann, ist ein sogenanntes Ampholyt ( amphis .. griech.: auf beiden Seiten; lysis .. griech.: Auflösung). Mit radioaktivem Wasser, welches Deuterium (2H) und O-18-Atome (18O) enthält, kann man eine andere Wasser-Probe untersuchen. Dabei kann man nachweisen, dass es wirklich zu ständigen Protonen-Übergängen zwischen den Wasser-Molekülen kommt. Nach kurzer Zeit findet man nämlich Deuterium an normalen Sauerstoff-Atomen und an den O-18-Atomen die einfachen Wasserstoff-Atome. Das die Hydroxid- und die Hydronium-Ionen wirklich im Wasser vorkommen, kann man durch eine Prüfung der elektrischen Leitfähigkeit testen. Wären die Wasser-Moleküle nur als nach außen neutrale Teilchen vorhanden, dann müsste die Leitfähigkeit gleich null sein. Praktisch messen wir aber eine Leitfähigkeit von 5 µS/m (S .. SIEMENS; andere Einheiten: 1/(Ω -1 -1 -1 -1 m) = Ω m = A/(V m) = A V m ) auch in sehr reinem Wasser (demineralisiert bzw. destilliert). Dies ist ein recht gutes Ergebnis für ionische Lösungen (Elektrolyte). Im Vergleich zu metallischen Leitern (Leiter 1. Klasse) sind ionische Lösungen immer schlechter leitend (Leiter 2. Klasse). Dies liegt vorrangig an den großen geladenen Teilchen (gelöste Ionen), die nun im elektrischen Feld wandern müssen. Im Metall können sich die winzigen Elektronen im fast leeren Raum zwischen den Atom-Kernen natürlich wesentlich besser bewegen. Im reinen Wasser kommt es bei rund 600.000.000 Molekülen ein einziges Mal zur Autoprotolyse. Die exakte Anzahl wird mit 555.600.000 Molekülen angegeben. Das chemische Gleichgewicht ist also eindeutig in Richtung Ausgangs-Stoffe verlagert: - H3O+ + OH H2O + H2O BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 73 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Aufgaben: 1. Berechnen Sie exakt, wieviele Umsätze es bei einem Mol Wasser zu einem Zeitpunkt geben müsste! für die gehobene Anspruchsebene: 2. Wieviele Wasser-Moleküle liegen in einem Liter Wasser dissoziiert vor? Die Autoprotolyse scheint eine relativ seltene Reaktion zu sein. Sie kann kaum als Ursache für die vielen besonderen Eigenschaften des Wassers dienen. Einige dieser Eigenschaften sind so besonders, dass man sie als Anomalien erfasst. Hier seien nur die ungewöhnlichen Schmelz- und Siedepunkte des Wassers oder auch die Dichte-Anomalie bei -4 °C genannt. Sie haben im Wesentlichen einen anderen Grund. Wasser bildet bei der "Reaktion" mit sich selbst sogenannte Wasserstoff-Brücken aus. Dabei teilen sich zwei Wasser-Moleküle zeitweilig ein Wasserstoff-Atom. Dieses schwebt gewissermaßen zwischen den SauerstoffAtomen. Diese Brücken werden sehr häufig ausgebildet. Manchmal wird das WasserstoffAtom dann stärker vom fremden Sauerstoff-Atom angezogen und es bilden sich die Hydronium- und Hydroxid-Ionen ( Autoprotolyse). Das Brücken-Wasserstoff-Atom kann aber auch wieder zu seinem ursprünglichen Sauerstoff-Atom zurückwandern und es bilden sich die beiden Wasser-Moleküle zurück. Im nächsten Augenblick interagiert dieses oder das andere Wasserstoff-Atom mit einem anderen Wasser-Molekül. So bildet sich ein höchst dynamisches Netzwerk sich ständig neu verbindender Wasser-Moleküle. Wasserstoff-Brücken-Bindung Aufgaben: 1. Skizzieren Sie obige Gleichung in vollständiger LEWIS-Schreibweise! für die gehobene Anspruchsebene: 2. Finden Sie weitere Anomalien des Wassers! Erläutern Sie diese jeweils kurz! BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 74 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.4.1.1.5. Neutralisation Definition(en): Neutralisation (ARRHENIUS) Eine Neutralisation ist die chemische Reaktion, bei der sich Wasserstoff-Ionen (einer Säure) mit den Hydroxid-Ionen (einer Base) stöchiometrisch vereinen. Dabei wird sowohl die saure als auch die basische Wirkung aufgehoben / neutralisiert. HCl + NaOH NaCl + H2O Teilreaktionen: - Na+ + OH NaOH - HCl Säure1 - OH + H+ Base2 Dissoziation / Lösung H+ + Cl Base1 Protonenübergang H2O Säure2 Protonen-Abgabe (#) korrosp. S-B-Paar 1 Na+ + H2O Säure2 Protonen-Aufnahme (#) Protonen-Aufnahme korrosp. S-B-Paar 2 bzw. mit dem Base-Rest: - Na+ + OH + H+ Base2 Zusammenfassung: (der Teilreaktionen mit #) ______________________________________________________________ HCl + Na+ + OH + H+ H+ + Cl + Na+ + H2O Säure1 Base2 Base1 Säure2 nach dem Kürzen und Zusammenfassen der Ionen zu Stoffen: HCl + NaOH Säure1 Base2 NaCl + H2O Base1 Säure2 und als allg. Schema: Säure Base Salz Wasser Der Kern dieser Reaktion (einer phänomenologischen Säure und Base (nach ARRHENIUS)) ist die Addition von Hydroxid- und Wasserstoff-Ion: - OH + H+ H2O Die Teilchen, die unsere Ausgangsstoffe phänomenologisch zu Säure und Base machten löschen sich gegenseitig aus. Aus einen saurem und einem basischen Teilchen wird ein neutrales. Wir sprechen hier deshalb von einer Neutralisation. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 75 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Stellen wir uns die Protonen an Wasser gebunden vor, dann kommen wir zu unserer AutoProtolyse-Gleichung des Wassers zurück – nur in der umgedrehten Schreibweise: - OH + H3O+ Base2 Säure1 H2O + H2O Säure2 Base1 Definition(en): Neutralisation (BRÖNSTED) Neutralisationen sind chemische Reaktionen (Säure-Base-Reaktionen), Hydronium-Ionen Protonen an Hydroxid-Ionen abgeben. bei denen Das Gleichgewicht ist praktisch sehr stark zum Wasser hin verschoben. Die ungefähren Zahlen-Verhältnisse für die einzelnen Teilchen haben wir ja schon gekennzeichnet. - OH + H3O+ H2O + H2O quantitative Betrachtung der Neutralisation Nun kann man chemische Gleichungen als exakte quantitative Systeme betrachten. Dabei sind zwei unterschiedliche Interpretationen / Les-Arten einer chemischen Gleichung zulässig. Wenn wir bei der obigen Ausgangsgleichung bleiben, dann sind dies: Ein Teilchen Chlorwasserstoff reagiert mit einer Baueinheit Natriumhydroxid zu einer Baueinheit Natriumchlorid und einem Molekül Wasser. bzw. (in der Stoffmengen-Betrachtung): Ein Mol Chlorwasserstoff reagiert mit einem Mol Natriumhydroxid zu einem Mol Natriumchlorid und einem Mol Wasser. In beiden Fällen sind die Stoffmengen-Angaben – egal ob als Teilchen-Anzahl oder als Stoffmenge – immer äquivalent zueinander. Das setzt sich über die Teil-Reaktionen bis zu den Gesamt-Gleichungen fort, die jeweils ausgewählte Details einer Reaktion darstellen. Damit z.B. die Säure vollständig neutralisiert wird, müssen alle Hydronium-Ionen mit einem Hydroxid-Ion reagieren können. Nur dann haben wir am Ende eine neutrale Situation. Die Äquivalenz der verschiedenen Stoffmengen kann man nun z.B. auch zur Berechnung von unbekannten Größen benutzen. Es gilt: - n [H3O+] = n [OH ] Liegen z.B. in einer Probe 1.000.000 Hydronium-Ionen vor, dann benötigt man genau 1.000.000 Hydroxid-Ionen zur Neutralisation. Dabei ist es egal, wie konzentriert die EinzelLösungen sind. Ob sich die 1 Mill. Hydronium-Ionen in einem oder z.B. zwei Liter verteilen, ist praktisch egal. Es wird nur etwas länger dauern, bis die 1 Mill. Hydroxid-Ionen endlich ihren Partner für eine Neutralisation finden werden. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 76 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Methode: Aufstellen von Neutralisations-Gleichungen z.B. Neutralisation von Aluminiumhydroxid mit Schwefelsäure Notieren der Wort-Gleichung (aus der Aufgabe heraus) | Aluminiumhydroxid + Schwefelsäure Wasser | (wegen "Neutralisation") Heraussuchen der Formeln für die Verbindungen ( Tabellen, ev. selbst Aufstellen) | Al(OH)3 + H2SO4 H2O | Aufstellen der einfachen Dissoziation-Gleichungen (um die Wertigkeit der Säure bzw. Base zu ermitteln) - Al3+ + 3 OH 2 H+ + SO42 Al(OH)3 H2SO4 3-wertige Base 2-wertige Säure Ermitteln der Faktoren für die Stoffe über das Kleinste gemeinsame Vielfache (KGV) 3 2*3 * = 2 3*2 = = 6 (KGV) 6 Benutzen der Faktoren für die Dissoziations-Gleichungen 2 Al(OH)3 3 H2SO4 - 2 Al3+ + 6 OH 6 H+ + 3 SO42 Zusammenfassen der beiden Dissoziations-Gleichungen ______________________________________________________________ 2 Al(OH)3 + 3 H2SO4 2 Al3+ + 6 OH + 6 H+ + 3 SO42 "Durchführen" der Neutralisation (Zusammenfassen von Wasserstoff- und Hydroxid-Ionen) - 6 OH + 6 H+ 6 H2O Ersetzen der neutralisierten Ionen durch das Wasser 2 Al(OH)3 + 3 H2SO4 - 2 Al3+ + 6 H2O + 3 SO42 fertig! Al2(SO4)3 + 6 H2O fertig! ev. Aufstellen der Stoff-Gleichung: 2 Al(OH)3 + 3 H2SO4 BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 77 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Der Zusatz eines Indikators vereinfacht die Beobachtung und das Finden des sogenannten Äquivalenz-Punktes. An diesem Punkt ist die Neutralisation vollständig. Für genaue quantitative Untersuchungen benötigt man von einer Lösung (Säure oder Base) genaue Inhaltsangaben. Mittels vorgefertigter Ampullen kann man sich im Labor definierte Lösungen mit Konzentration von z.B. 0,1 oder 1,0 mol/l Säure bzw. Base herstellen. Nehmen wir z.B. mal an in einer Wasserprobe befindet eine unbekannte Menge Base. Von der Probe steht uns ein Liter zur Verfügung. Wir wollen nun wissen, wie groß die Menge (Stoffmenge od. Konzentration) an Hydroxid-Ionen in der Probe ist. Nun könnte man aus einem Gefäß mit einer genauen Maß-Einteilung (z.B. Standzylinder) nach und nach etwas von einer definierten Säure in die Probe kippen. Damit wir den Äquivalenz-Punkt beobachten können, geben wir zur Probe einige Tropfen Indikator dazu. Nach und nach wird sich durch das Hinzufügen der Säure, die Probe von blau nach grün verfärben. In dem Augenblick, wenn der Indikator in der Probe eine grüne Farbe annimmt, wird das zugekippte Volumen der definierten Säure exakt erfasst. Nehmen wir an, wir hätten 127 ml einer 1 M-Lösung (1M = 1 mol/l) verbraucht, dann können wir über die Formel: c .. Konzentration [mol/l] n .. Stoffmenge [mol] V .. Volumen [l] sehr einfach die Stoffmenge für die eingesetzten Hydronium-Ionen berechnen: Umstellen nach n Anwenden auf einen Stoff Einsetzen der bekannten Werte Berechnen mit Kürzen der Einheiten Da definitionsgemäß die Äquivalenz erfüllt sein muss: - n [H3O+] = n [OH ] können wir auf eine Konzentration der Hydroxid-Ionen von ebenfalls 0,127 mol schließen. In der Praxis geht man allerdings etwas anders vor. Zum Einen möchte man die Untersuchung statistisch sichern. Da die Proben-Menge meist irgendwie begrenzt ist, bleibt nur eine Teilung in kleine Proben. Soll z.B. eine 1-Liter-Probe in Teil-Proben a 200 ml geteilt werden, dann sind praktisch nur 4 Proben nutzbar. Der Rest der 1-Liter-Probe ist selten noch genau die 200 ml, die theoretisch übrigbleiben müssten. Da ist irgendwo ein Tropfen danebengegangen oder hängt noch in einem Gefäß, dem Trichter usw. Somit erhält man praktisch immer eine Teil-Probe weniger, als theoretisch möglich wäre. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 78 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Die Teilung der Probe ermöglicht es uns auch einem zweiten Problem aus dem Weg zu gehen, nämlich einer versehentlichen Total-Zerstörung des ProbenMaterials schon mit dem ersten MeßVorgang. Aus Erfahrung wissen wir, dass der erste Versuch nicht immer gleich auch der Beste ist. Geräte müssen sich erst warmlaufen, Laboranten müssen sich auf neue Geräte und Proben-Mengen einstellen. Deshalb wird der erste Versuch nur zur Orientierung genutzt. Je nachdem in viele Teil-Proben man nun seine Haupt-Probe geteilt hat, kann man nun noch drei- oder acht-mal messen. Dies reicht dann auch für eine einfache statistische Auswertung. Am Ende darf man dann nur nicht vergessen, den Mittelwert noch mit dem Proben-Teiler zu multiplizieren, damit man das Rechen-Ergebnis zur HauptProbe passt. Für die Messung verwendet man auch wesentlich genaue Glas-Geräte, als z.B Standzylinder. Für solche Maß-Analysen werden zumeist sogenannte Büretten genutzt. Für unsere angenommene Probe von oben könnten die Meß-Ergebnisse ungefähr so ausgesehen haben: Volumen der Probe: Proben-Teiler: Volumen der Teil-Proben: Proben-Nr. Meß-Ergebnis 1l 5 200 ml = 0,2 l 1 (Vor-Probe) 25,8 ml Durchschnitt: multipliziert mit Proben-Teiler Ergebnis: 2 25,4 ml 3 25,3 ml 25,4 ml 4 25,5 ml 5 127 ml Man könnte natürlich auch jede Probe die Stoffmenge einzeln berechnen und am Schluss dann den Mittelwert und das Produkt berechnen. Die Erfahrung sagt, wenn man die Messwerte frühzeitig zusammenfasst (mittelt), dann reduziert sich der restliche Rechen-Aufwand meist beträchtlich. Eine etwas ausführlichere Darstellung der Methode ist auch noch mal im Kapitel Stöchiometrie zu finden ( 6. Stöchiometrie). Bei mehrwertigen Säuren treten für die einzelnen Stufen eigenständige Neutralisationen auf. Besonders gut kann man diese bei Titrationen beobachten, die mit technischen Mitteln verfolgt werden ( Titration). BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 79 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Aufgaben: 1. Eine Liter-Probe (KOH) wurde von einem Labor-Anfänger in 200 ml-TeilProben zerlegt und die folgenden Meßwerte aufgenommen: 35,2 ml; 32,2 ml; 32,0 ml; 32,1 ml; 29,1 ml 2. Als Maß-Lösung kam eine 1 M HCl-Lösung zum Einsatz. Werten Sie die Meßwerte exakt aus und geben Sie die Stoffmenge KOH an! Exkurs: Regeln zum Aufstellen der Namen für Salze 1. zuerst wird der Name des Metalls aus dem Hydroxid (z.B. Magnesium) bzw. der basische Teil einer nichtmetallischen Base (z.B. Ammonium) genannt 2. es folgt der Name des Säure-Restes 2a) Sauerstoff-freie Säure-Reste erhalten die Endung –id (z.B. –chlorid (Cl )) 2b) Sauerstoff-reiche Säure-Reste erhalten die Endung –at (z.B. –sulfat (SO42 )) 2c) Sauerstoff-ärmere Säure-Reste erhalten die Endung –it (z.B. sulfit (SO32 )) 2d) Wasserstoff im Säure-Rest (bei noch nicht vollständig dissoziierten Säuren) werden durch die Zwischen-Silbe –hydrogen– gekennzeichnet (z.B. hydrogensulfat (HSO4 )) bei Bedarf wird die Anzahl der Wasserstoff-Atome in Zahlwörtern vor die Zwischen-Silbe hinzugefügt (z.B. zwei -di-; drei -tri-) BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 80 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.4.1.1.6. Welche Reaktionen sind den nun genau Säure-Base-Reaktionen? Für uns zählt hier natürlich das Säure-Base-Konzept von BRÖNSTEDT. Die Ansichten von ARRHENIUS können hier natürlich mit einfließen. Bei einfachen (offensichtlichen) SäureBase-Reaktionen kann man dieses Konzept zur schnellen Abarbeitung einer Aufgabe oder eines Problems benutzen. Universeller und wissenschaftlicher geht's mit BRÖNSTEDT. Bei der Prüfung, ob eine Reaktion ein Säure-Base-System darstellt, kann man mit einigen Vortests beginnen. Da spart man sich u.U. die aufwendige Suche nach den Teil-Reaktionen und den Säure-Base-Paaren. Vortests: ? Gibt es überhaupt Wasserstoff (, der zum Proton werden kann) in der Gleichung / Reaktion? Für eine Säure-Base-Reaktion ist Wasserstoff, der als Proton zwischen zwei Stoffen übertragen wird eine notwendige Voraussetzung (siehe Def.). Alle Reaktionen, die keinen Wasserstoff enthalten, fallen schon durch die Vorprüfung. Fe + S FeS keine Säure-Base-Reaktion, da es überhaupt keinen Wasserstoff in dieser Gleichung gibt (praktisch ist es eine Redox-Reaktion) ? Findet die Reaktion im wässrigen Milieu statt? Deutliche Zeichen hierfür sind die Aggregatszustand- bzw. Milieu-Angaben, die in den chemischen Gleichungen gemacht werden. Da könnte zum Ersten Wasser als Ausgangsstoff oder Reaktionsprodukt auftauchen. Als zweite Möglichkeit bietet sich die Angabe von (aq) für aquatisiert als Zusatzangabe an chemischen Formeln an. Eine weitere Stelle, wo man nach Wasser suchen kann, ist der Reaktions-Pfeil. Steht da zum z.B. Wasser dran, dann kann man von einer allgegenwärtigen Anwesenheit von Wasser ausgehen. Reine Feststoff- oder Gas-Reaktionen (zu erkennen an (s) für solid bzw. (g) für gaesic) werden mit ziemlich großer Sicherheit keine Säure-Base-Vorgänge sein. Reaktionen mit flüssigen Stoffen (gekennzeichnet durch (f) für fluid) sind immer ein bisschen Säure-Baseverdächtig. ? Wandert der Wasserstoff zwischen den Ausgangsstoffen hin und her? Gerade in organischen Stoffen kommt Wasserstoff in rauen Mengen vor. Trotzdem finden wir hier relativ wenige S-B-Reaktionen. Wasserstoff ist hier Struktur-Element und in den meisten Fällen in einer Atom-Bindungs-ähnlichen Situation gebunden. Die Polarität der CohlenstoffWasserstoff-Bindung ist so gering, dass eine Abspaltung eines Protons nur selten möglich ist. Man kann sich ev. merken, dass die Carbon-Säuren z.B. sehr typische Säuren sind. Alkohole können schwach sauer reagieren. In beiden Fällen gilt das besonders für kurzkettige / niedermolekulare Vertreter. Als mögliche Basen kommen z.B. viele organische StickstoffVerbindungen in Frage. ? Gibt es namentlich Säuren und / oder Basen, die miteinander reagieren? Tauchen Säuren, Basen und / oder Salze bei den Stoffnamen auf, dann sollte man gründlich weiter prüfen ( Haupttest). In vielen Fällen sind Säure-Base-Reaktionen so schnell zu erkennen. Besonders, wenn Säure und Base gemeinsam auf einer Seite oder getrennt auf BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 81 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre beiden Seiten der Reaktions-Gleichung auftauchen, dann ist eine S-B-Reaktion sehr wahrscheinlich. Besonders gründlich muss man Reaktionen weiterprüfen, die z.B. Salze enthalten. Oft verstecken sich hier Säure-Base-Reaktionen z.B. hinter einer phänomenologischen FällungsReaktion. ? Ändern sich Oxidationszahlen während der Reaktion? Warum dieser Sachverhalt sehr gut geeignet ist, eine Säure-Base-Reaktion auszuschließen, werden wir erst im nächsten Kapitel kennen lernen. Hier sei erst einmal nur darauf hingewiesen, dass es sich bei Änderungen der Oxidationszahlen nicht um eine Säure-Base-Reaktion handelt. Haupttest(s): ? Sind es Protonen, die zwischen den Ausgangsstoffen ausgetauscht werden? ? Gibt es Protonen-Abgabe und –Aufnahme? Haben die Vortests eine gewisse Wahrscheinlichkeit für eine Säure-Base-Reaktion ergeben, dann prüfen wir nun genau. Wir suchen zuerst einen Stoff, der Protonen abgeben könnte. Ev. sollte man mehrere Stoffe prüfen. Was nicht passt oder funktioniert, wird dann weggestrichen. Mit der Abgabe von Protonen ist zwangsläufig auch eine Aufnahme verbunden. Hier muss u.U. etwas gründlicher gesucht werden. Wir haben ja schon bei den Basen gesehen, dass die eigentliche Reaktion durch die IUPAC-Regeln zur Gleichungs-Schreibung untergeht (Streichung von Wasser auf beiden Seiten der Reaktion, obwohl es sich um unterschiedliche Moleküle handelt ). Manchmal muß man also erst einmal z.B. Wasser hinzugeben (wir arbeiten ja schließlich im wässrigen Mileu), um ein vollständiges Gleichungs-System konstruieren zu können. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 82 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Aufgaben: 1. Untersuchen Sie bei den folgenden chemischen Reaktionen, ob es sich jeweils um eine Säure-Base-Reaktion handelt! Stellen Sie bei Säure-BaseReaktionen die Teil-Gleichung und die Gesamt-Gleichung / Säure-BaseGleichung auf! Beschriften Sie passend Säure, Base, Protonen-Aufnahme und –Abgabe und die korrespondierenden Säure-Base-Paare! Sollte es sich nicht um eine Säure-Base-Reaktion handeln, dann begründen Sie Ihre Meinung! a) b) c) d) e) f) H2SO4 + ZnO H2SO4 + Ba(OH)2 2 Na + Cl2 NaOH + HBr CaO + H2O Ba(OH)2 + Na2SO4 ZnSO4 + H2O BaSO4 + 2 H2O 2 NaCl H2O + NaBr Ca(OH) 2 BaSO4 + 2 NaOH a) b) c) d) e) Reaktion von Schwefelsäure mit Magnesiumoxid Reaktion von Salzsäure mit Aluminiumhydroxid Reaktion von Calciumoxid mit Wasser Reaktion von Calciumcarbonat mit Salzsäure unter Bildung von Cohlendioxid Calciumcarbonat (z.B. Kesselstein) wird unter Zugabe von Cohlendioxid als Calciumhydrogencarbonat in Wasser gelöst 2. Prüfen Sie für die folgenden chemischen Reaktionen, ob es sich jeweils um eine Reaktion mit Protonen-Übergang handelt! Geben Sie das vollständige Gleichungs-Gebilde mit allen Benennungen an! BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 83 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.4.1.1.7. Weiterentwicklung der Säure-Base-Konzepte Die Säure-Base-Konzepte wurden nach BRÖNSTED immer noch weiterentwickelt. Heute kennen wir auch sogenannte LEWIS-Säuren und –Basen. Das Säure-Base-Konzept von LEWIS kommt ohne Protonen-Übergänge aus und beruht auf den "urchemischen" Elektronen. Eine LEWIS-Säure ist ein Stoff, der Elektronen-Paare akzeptiert, also anlagert. LEWISSäuren sind somit immer elektrophil (Elektronen-liebend). Stoffe, die Elektronen-Paare abgeben (donieren) können, sind LEWIS-Basen. Sie sind eher elektrophob (Elektronen-feindlich). Bei der Reaktion von LEWIS-Säuren und –Basen bilden sich zwischen den Partner zumeist kovalente Bindungen (Atom-Bindungen (ev. polar)) aus. Das Säure-Base-Konzept von LEWIS spielt aber für biologische oder trophologische Inhalte praktisch keine Rolle. Es ist ein Versuch in die "Chemie" der Bindungen tiefer einzudringen und das Wesen bestimmter Reaktionen tiefgehender zu erfassen. 5.4.1.1.8. die Stärke von Säuren und Basen Die üblichen mineralischen Säuren (wie z.B. Salzsäure, Schwefelsäure,…) gelten als recht starke Säuren. Anderen Säuren, die uns z.B. aus dem Lebensmittel-Bereich bekannt sind, wie z.B. Essigsäure, Apfelsäure usw. usf., gelten eher als schwache Säuren. Wir haben ja gesehen, dass eigentlich nur die Hydronium-Ionen für den Säure-Charakter verantwortlich sind. Also werden sie wohl auch dafür verantwortlich sein, wie stark oder schwach die eine oder andere Säure ist. Praktisch ist es einfach die Menge an gebildeten Hydronium-Ionen, welche die Stärke einer Säure bestimmt. Gibt eine Säure viele HydroniumIonen ab, dann ist sie stark, kann sie nur wenige abgeben, ist sie dementsprechend schwach. Nun könnte man einwenden, dass man einfach mehr von der schwachen Säure nehmen muss, und schon hat man durch die mehr gebildeten Hydronium-Ionen auch gleich eine starke Säure. Ganz so einfach ist es nicht. Zum Einen handelt es sich um Gleichgewichte, die sich jeweils immer wieder neu einstellen und zum Anderen – und das ist besonders entscheidend – die Fähigkeit einer schwachen Säure, sich von seinen Hydronium-Ionen zu trennen ist um 10er Potenzen geringer, als bei einer starken Säure. Mehr dazu auch im nächsten Kapitel ( pH-Wert). Salzsäure: HCl Essigsäure: CH3-COOH + H2O - H3O+ + Cl + H2O H3O+ + CH3-COO - Während also bei der Salzsäure das chemische Gleichgewicht zur Seite der ReaktionsProdukte verschoben ist, liegt es bei der Essigsäure auf der Seite der Ausgangsstoffe. Starke Säuren dissoziieren (fast) vollständig, d.h. man findet kaum undissoziierte Teilchen vor. Dagegen sind bei schwachen Säuren die weitaus größte Anzahl der Teilchen im undissoziierten Zustand. Nur wenige sind mit Wasser in eine Protolyse eingegangen. Als nächsten Einwand könnte man noch einbringen, dass man dann einfach mehrwertige Säuren verwenden könnte. Aber auch hier liegt der Teufel im Detail. Die Protolyse läuft ja bei diesen Säuren mehrstufig ab. Für jede dieser Stufen stellt sich ein spezifisches Gleichgewicht ein. Meist ist die erste Protolyse-Stufe noch sehr stark ausgebildet. Die nachfolgenden Stufen sind immer schwächer. Bei manchen Säuren sind die letzten Stufen dann so schwach BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 84 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre sauer, dass man sie schon den basischen Reaktionen zuordnen muss. Praktisch binden sie Wasserstoff-Ionen und bewirken dadurch die Bildung von zusätzlichen Hydroxid-Ionen. Schwefelsäure: - H3O+ + HSO4 H2SO4 + H2O - - HSO4 + H2O H3O+ + SO42 ___________________________________________ - 2 H3O+ + SO42 H2SO4 + 2 H2O Die Zwischenstufe (hier: Hydrogensulfat) fungiert als Ampholyt. Es kann also sowohl als Base reagieren (Rück-Reaktion der obersten Teil-Gleichung) als auch wie eine Säure (HinReaktion der zweiten Teil-Gleichung). Je nach Angebot an Ionen bzw. Molekülen stellt sich das Gleichgewicht jeweils neu ein. Bei der Betrachtung der chemischen Gleichgewichte und deren Beeinflussungs-Möglichkeiten haben wir ja auch schon gezeigt, dass es ohne weiteres ausreicht, nur eine Teilchen-Art zu vermehren oder zu verringern. In jedem Fall stellt sich das Gleichgewicht so ein, dass es der entsprechenden äußeren Beeinflussung ausweicht. Werden also bestimmte Teilchen hinzugefügt, dann reagiert das Gleichgewicht so, dass vermehrt diese Teilchen umgewandelt werden. Eine Verringerung würde die Nachbildung verstärken. Phosphorsäure: - H3O+ + H2PO4 H3PO4 + H2O - H2PO4 - H3O+ + HPO42 + H2O - - HPO42 + H2O H3O+ + PO43 ___________________________________________ - 3 H3O+ + PO43 H3PO4 + 3 H2O BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 85 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre HClO3 ClO3 H2SO3 HSO3 - HF H2CO3 HCO3 CH3-COOH CH3-COO [Fe(OH)(H2O)5]2+ SO32 - H2PO4 HClO - HCO3 H2O2 - - - HS HPO42 ClO NH3 H3SiO4 - CO32 HO2 - HS HPO42 [Na(H2O)6]+ H2O S2 PO43 [Na(OH)(H2O)5] NH3 NH2- - OH mittelstark [Al(H2O)6]3+ HSO3 H2S schwach - stark stark mittelstark - SO42 H2PO4[Fe(OH)(H2O)5]2+ NO2 F HSO4 H3PO4 [Fe(H2O)6]3+ HNO2 NH4+ H4SiO4 schwach sehr schwach H3O+ HNO3 - sehr schwach - Cl HSO4 H2O NO3 - OH - O2 sehr stark HCl H2SO4 strärker als OH sehr stark stärker als + H3O Relative Stärke von BRÖNSTED-Säure-BasePaaren korrespondierende Säure Base HClO4 ClO4 Daten-Q: /19, S. 204f/ BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 86 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.4.1.2. der pH-Wert In sauren Lösungen kann man für die Hydronium-Ionen Konzentrationen von 10-7 bis hoch zu 100 mol/l messen. Bei Basen liegen die Konzentrationen der Hydronium -Ionen im Bereich zwischen 10-7 und 10-14 mol/l. Solche Zahlen sind sehr unhandlich und intuitiv wenig vorstellbar. Zur Vereinfachung der Beschreibung von sauren, neutralen und basischen Lösungen wird heute fast ausschließlich der pH-Wert genutzt. Seine Zahlen variieren üblicherweise zwischen 0 und 14. Mit einem pH-Wert von 7 beschreiben wir neutrale Lösungen. Saure Lösungen haben einen pH-Wert zwischen 0 und 7. Lösungen mit einem pH-Wert im Bereich von 7 bis 14 werden als basisch bezeichnet. Der pH-Wert ist eine direkte Umschreibung der Konzentration der Hydronium-Ionen. Die Berechnungs-Formel lautet: oder auch: Definition(en): pH-Wert Der pH-Wert (pondus Hydrogenius = Kraft des Wasserstoffs) ist der negative dekadische Logarithmus der Aktivität (ersatzweise: Konzentration) der Wasserstoff-Ionen (HydroniumIonen). Die Berechnung des Wasserstoff-Ionen-Konzentration erfolgt über die Umkehrfunktion: Aufgaben: 1. Informieren Sie sich, was der Logarithmus überhaupt ist! Wofür lässt er sich sonst noch einsetzen bzw. wofür wird es noch gebraucht? 2. Lesen Sie ev. in der Bedienungsanleitung zu Ihrem Taschenrechner nach, wie man damit den (dekadischen) Logarithmus berechnet! 3. Stellen Sie eine Tastenfolge zusammen, mit der Sie den negativen dekadischen Logarithmus von einer eingegebenen Zahl berechnen können! 4. Berechnen Sie die zugehörigen pH-Werte! a) 0,001 mol/l d) 0,0745 mol/l b) 0,000.000.1 mol/l e) 0,2 mol/l c) 1,0*10-12 mol/l f) 3,5*10-6 mol/l 5. Übernehmen Sie die Tabelle und berechnen Sie die fehlenden Werte in der Tabelle! c[H3O+] [mol/l] pH Anzahl Hydronium-Ionen in einem Liter Stoffmenge der Hydronium-Ionen pro Liter [mol] Verhältnis nichtdissoziierter zu dissoziierter Wasser-Moleküle 7,0 1,0*10-5 0,0068 100.000.000 2,0*10-8 12,4 1 : 1.000.000.000 -9 4,5*10 BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 87 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Konzentration der Protonen [mol/l] 100 = 1 10-1 = 0,1 10-2 = 0,01 10-3 = 0,001 10-4 = 0,000.1 10-5 = 0,000.001 10-6 = 0,000.000.1 10-7 10-8 10-9 10-10 10-11 10-12 10-13 10-14 pHWert 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Säure / Stoff typischer pH-Wert Bier Blut Butter 4,0 – 5,0 7,35 – 7,45 6,1 – 6,4 Frischmilch Base / Stoff typischer pH-Wert Darmsaft (Zwölffingerdarm) 8,3 Meerwasser 8,3 6,5 Harn 5,5 – 6,5 Kartoffeln Käse Kuh-Milch 5,6 – 6,0 4,8 – 6,4 6,3 – 6,6 Limonade 2,0 – 3,0 Magensaft 0,9 – 1,5 Orangen-Saft 3,0 – 4,0 Sauerkraut-Saft Sauermilch Selter-Wasser (CO2-ges.) Speichel 3,4 – 3,6 4,4 3,8 6,7 Tomaten-Saft 4,0 – 4,4 Urin 4,8 – 8,4 Wein Weinessig 2,8 – 3,8 2,3 – 2,6 Zitronensaft 2,0 – 2,5 Salmiak-Geist (Ammoniak-Lsg.) Seifenlösung Soda-Lösung Trink-Wasser BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx pOHWert 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Interpretation / Farbe des UniverUmschreibung sal-Indikators extrem sauer stark sauer stark sauer mäßig sauer mäßig sauer schwach sauer schwach sauer neutral grün schwach basisch schwach basisch mäßig basisch mäßig basisch stark basisch stark basisch extrem basisch - 88 - 11,0 – 11,5 10,0 – 11,0 11,2 – 11,7 6,5 – 8,0 (c,p) 2009-2014 lsp: dre pHWert Farbe des Rotkohl-Saftes 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 rot rot-violett violett blau-violett blau blau-gün grün (grün-)gelb Rotkohl-Saft bei verschiedenen pH-Werten Q: de.wikipedia.org (Supermartl) Aufgaben: 1. Skizzieren Sie sich eine pH-Skala vertikal (von oben nach unten)! Tragen Sie in diese Skala die Stoffe aus der Säure/Base-Tabelle (vorherige Seite) ein! Bei pH-Bereichen verwenden Sie den Mittelwert! BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 89 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Herstellung von Rotkohl-Saft als einfacher Säure-Base-Indikator Hinweise: Säuren und Basen sind im Allgemeinen ätzend! Materialien / Geräte: frischer Rotkohl, Kochtopf, Filter mit Papier-Filter (z.B. Kaffee-Maschinen-Filter mit KaffeeFiltertüten) Durchführung / Ablauf: - Rotkohl fein schneiden - mit Wasser einige Minuten aufkochen und dann abkühlen lassen - den Sud dekantieren und dann filtern - im Kühlschrank lagern Prüfen des pH-Wertes von Haushaltschemikalien und Lebensmitteln mit Rotkohl-Saft Hinweise: Säuren und Basen sind im Allgemeinen ätzend! Haushaltschemikalien enthalten häufig recht große Konzentrationen solcher Stoffe! Auf die Prüfung von Haushaltschemikalien, die als ätzend oder gefährlich beschriftet sind, sollte unbedingt verzichtet werden! Materialien / Geräte: Rotkohl-Saft, kleine Gläser (für Lebensmittel) oder Plaste-Flaschen (für Haushaltschemikalien, aber zur Sicherheit keine Trink-Flaschen benutzen!!! Am besten sind klare und gründlich ausgespülte Flaschen von Kosmetika geeignet!) gut geeignete Probe-Materialien: Essig, Leitungs-Wasser, Abwasch-Wasser, (verdünnte) Lösungen von Waschmitteln und Reinigungs-Mitteln, Milch, Mineral-Wasser, Limonade, Cola, Zitronensaft, Soda-Lösung, Backpulver-Lösung Durchführung / Ablauf: - Probe rund 1 cm hoch in ein Glas füllen - ein bis zwei Tee-Löffel Rotkohlsaft dazugeben - anhand der verfügbaren Farbtafeln pH-Wert bestimmen (es kommt auf den Farbton an, nicht auf die Farbintensität) BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 90 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.4.1.2.1. Ableitung des pH-Wertes über das Massenwirkungs-Gesetz 5.4.1.2.2. Berechnung des pH-Wertes von starken Säuren 5.4.1.2.3. Berechnung des pH-Wertes von starken Basen 5.4.1.2.4. Berechnung des pH-Wertes von schwachen Säuren 5.4.1.2.5. Berechnung des pH-Wertes von schwachen Basen 5.4.1.2.6. Berechnung des pH-Wertes von Salzen 5.4.1.2.7. der pOH-Wert Definition(en): pOH-Wert Der pOH-Wert ist der negative dekadische Logarithmus der Aktivität (ersatzweise: Konzentration) der Hydroxid-Ionen. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 91 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.4.1.3. Puffer / Puffer-Lösungen Name Perchlorsäure Säure HClO4 pKS Chlorwasserstoffsäure Schwefelsäure HCl H2SO4 -6 -3 Hydronium-Ion Salpetersäure Hydrogensulfat-Ion Fluorwasserstoff H3O+ HNO3 HSO4 HF -1,74 -1,32 1,92 3,1 HSO4 H2O NO3SO42 F Schwefelwasserstoff Ammonium-Ion Hydrogencarbonat-Ion H2S NH4+ HCO3 7,06 9,21 10,4 HS NH3 CO32 Hydrogenphosphat-Ion Wasser Hydroxid-Ion HPO42 H2O 12,32 15,74 24 PO43 OH O2 -9 - - OH Bezeichnung pKS KS sehr starke Säure starke Säure < -2 < -1 > 100 > 10 starke Base sehr starke Base BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 92 - Base ClO4 pKB - Cl - - - pKB KB < -1 < -2 > 10 > 100 (c,p) 2009-2014 lsp: dre 17 1,00*10 - 15,74 15,32 1,82*10 -16 4,79*10 - 14 1,00*10 12,19 6,46*10 12,08 8,32*10 11,88 10,9 10,63 1,26*10 -11 2,34*10 -11 2,82*10 10,55 5,00*10 10,3 5,62*10 9,25 5,62*10 9,15 7,09 7,08*10 -8 8,13*10 6,96 1,10*10 6,79 1,62*10 6,47 3,39*10 4,75 4,34 1,78*10 -5 4,57*10 CO32 HO2 S2 3,75 1,78*10 2,38 4,17*10 2,04 9,12*10 - 1,33 4,68*10 0 1 -1,74 -1,32 -1 0 H3O+ HNO3 HClO3 -2 1,81 H2SO3 -2 1,92 7,58*10 -4 7,94*10 -4 4,27*10 -3 2,12 3,10 3,37 -4 3,45 HSO4 H3PO4 [Fe(H2O)6]3+ HNO2 HF -4 3,7 H2CO3 HCO3 -5 4,75 CH3-COOH 1,41*10 -7 1,23*10 -5 4,85 6,91 [Al(H2O)6]3+ CH3-COO [Fe(OH)(H2O)5]2+ -8 7,04 -8 7,21 -8 7,53 H2PO4 HClO -10 9,25 9,66 NH4+ H4SiO4 -11 10,25 -12 11,62 HCO3 H2O2 -12 11,96 HS -13 12,67 -14 14 PO43 [Na(OH)(H2O)5] OH -1,74 1,00*10 NH2- -9 1,00*10 -10 1,00*10 1,78*10 9,12*10 6,17*10 2,95*10 5,62*10 -10 2,19*10 5,62*10 2,40*10 1,10*10 2,14*10 1,00*10 1,82*10 1,00*10 1,00*10 ClO3 - - - NO2 - F - - SO32 HSO3 H2S - - - HS HPO42 - ClO NH3 - H3SiO4 - - -16 15,74 HPO42 [Na(H2O)6]+ H2O -23 23 NH3 -24 24 OH - - HSO3 SO42 H2PO4[Fe(OH)(H2O)5]2+ - - O2 -14 -13 -13 -12 -11 -11 -10 -10 -7 -7 -7 -5 -4 -3 stark 2,00*10 NO3 -16 schwach 1 -17 mittelstark 5,50*10 1 2,09*10 - HSO4 H2O -20 sehr schwach 1,00*10 - Cl -3 -2 9 sehr stark stark 20 -3 3,55*10 mittelstark 1,00*10 3 1,00*10 HCl H2SO4 -23 23 -6 1,20*10 schwach KB [mol/l] 6 1,00*10 1,55*10 sehr schwach pKB 9 9 strärker als OH sehr stark stärker als + H3O Relative Stärke von BRÖNSTED-Säure-Base-Paaren KS pKS korrespondierende [mol/l] Säure Base 9 1,00*10 -9 HClO4 ClO4 Daten-Q: /19, S. 204f/ BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 93 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.4.1.4. Bildung von (anorganischen) Salzen Säure + Base Salz + Wasser Säure + Metall Salz + Wasserstoff Säure + Metalloxid Salz + Wasser Nichtmetall + Base Salz + Wasser Nichtmetalloxid + Base Salz + Wasser Nichtmetall + Metall Salz BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 94 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.4.2. Redox-Reaktionen / Reaktionen mit Elektronen-Übergang Der Begriff Redox-Reaktion leitet sich aus der Kombination der Wortstämme von Reduktion und Oxidation ab. In der allchemistischen Lehre und bei den Chemikern des 18. und 19. Jahrhunderts waren die Oxydationen und Reduktionen sehr intensiv betrachtet Vorgänge. Sie waren relativ gut experimentell realisierbar und reproduzierbar. Solche Reaktionen, wie die Bildung und Zerlegung von Quecksilber-Oxyd fesselten ganze Chemiker-Generationen. Im gewissen Sinne stellen die Oxydationen und Reduktionen die Basis-Reaktionen der empirischen Chemiker dar. Später kamen dann Reaktionen mit anderen Elementen als Sauerstoff und Wasserstoff dazu. 5.4.2.1. klassische Betrachtung von Oxidation und Reduktion Die Oxidation (früher auch Oxydation) ist uns als Verbrennung sicher noch in Erinnerung. Kaum jemand kann das Experiment vergessen, bei dem der Chemie-Lehrer ein Stück Magnesium verbrannt hat. Auch der Hinweis. nicht direkt in die Flamme zu schauen, ist legendär. Aber die gleißende Flamme hatte eine unüberwindliche Anziehungskraft. Als chemische Gleichung ausgedrückt sieht die Reaktion dann so aus: 2 Mg + O2 2 MgO silberfarbend RH = - x kJ/mol weiß Das Reaktions-Produkt heißt Magnesiumoxid. Magnesium wurde mit anderen Worten oxidiert. Die ältere Schreibweise Oxydation statt Oxidation wird heute noch ab und zu für die Reaktion von Stoffen mit Sauerstoff genutzt. In diesem Skript nutzen wir nur die moderne und weitergefasste Schreibweise Oxidation. Dazu kommen wir später noch genauer. Oxidation ┌────────────────────────────┐ │ ▼ 2 Mg + O2 2 MgO RH = - x kJ/mol Das Metalloxid könnte man nun lösen und so eine Base herstellen ( 5.4.1. Säure-Base-Reaktionen / Reaktionen mit Protonen-Übergang). Aber was passiert mit dem Sauerstoff? Wie heißt die Reaktion aus seiner Sicht? Ein anderes klassisches Beispiel aus der Schul-Chemie ist die Verbrennung von Schwefel zu Schwefeldioxid. Dieses wurde dann z.B. in Wasser gelöst um eine Säure zu erhalten. S + O2 gelb SO2 RH = - x kJ/mol weißer Nebel Auch hier können wir die Oxidation als Reaktion deutlich erkennen: Oxidation ┌─────────────────────────┐ │ ▼ S + O2 BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx SO2 RH = - x kJ/mol - 95 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Exkurs: die Phlogiston-Theorie auch Caloricum, Terra pinguis war nach den allchemistischen Theorien des 17. und 18. Jhd. der Stoff, der beim Verbrennen aus eines (anderen) Stoffes entweicht. Das Phlogiston sollte dem brennbaren Stoff innewohnen oder ihm beim Erwärmen zugeführt worden sein. Phlogiston sollte auch die Gärung sowie Fäulnis und Verwesung von Pflanzen und Tieren fördern. Einige Stoffe, wie z.B. Schwefel und Kohle verbrannten fast ohne Rückstände. Das war für die Vertreter der Phlogiston-Theorie ein Zeichen für viel enthaltenes Phlogiston in der Ursprungs-Substanz. Schwefel Schwefeloxid + Phlogiston Andere Stoffe verbrannten unter Bildung eines erdigen Pulvers / Rückstandes. In diesen Stoffen sollte vorher weniger Phlogiston enthalten gewesen sein. Zink Zinkoxid + Phlogiston Metalle die langsamer oder gar nicht verbrannten wurden als edel bezeichnet und enthielten nach der Theorie sehr wenig oder gar kein Phlogiston. Zu den bekannten edlen Metallen zählte man damals vor allem Gold und Silber. Eines der beliebtesten Beispiele der Allchemisten war die die Reaktion von flüssigem, silberglänzenden Quecksilber zu pulvrigen orangen Quecksilberoxid: Quecksilber Quecksilberoxid + Phlogiston Hier konnte man auch schön die umgekehrte Reaktion beobachten: Quecksilberoxid + Phlogiston Quecksilber Entsprechend sollten auch die anderen Reaktionen unter Verbrauch von Phlogiston – sozusagen umgekehrt – ablaufen: Schwefeloxid + Phlogiston Zinkoxid + Phlogiston Schwefel Zink Erhitzte man edle Metalle, dann wurden diese durch Übergabe von Phlogiston (aus der Kohle) "wiederbelebt". ausgearbeitet von Johann Joachim BECHER (1635 – 1682) und Georg Ernst STAHL (1659 – 1734) BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 96 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Aufgaben: 1. Stellen Sie die Gleichungen für die Verbrennung / Oxidation der folgenden Stoffe auf! a) Kohle (Cohlenstoff) d) Eisen b) Wasserstoff e) Cohlenmonoxid c) Phosphor (z.B. weißer) f) Propan 2. Ermitteln Sie, ob es sich jeweils um endo- oder exotherme Reaktionen handelt! Wie Sie sicher festgestellt haben, sind alle Oxidationen mehr oder weniger starke exotherme Reaktionen. Die meisten sind sogar sehr stark exotherm, weshalb wir sie ja auch gerne für Energie- bzw. Wärme-Gewinnung nutzen (z.B. Verbrennen von Kohle oder Propan). Auch die Verbrennung von Eisen ist stark exotherm. Man darf sich bei der einfachen (langsamen) Oxidation (Rosten des Eisens) nicht täuschen lassen. Der Vorgang läuft so langsam ab, dass es zu keiner deutlichen Erwärmung kommt. Die abgegebene Energie wird viel zu schnell von der Umgebung aufgenommen. Auch Reduktionen sind schon Gegenstand der Schul-Chemie gewesen. Einer der bekanntesten Reaktionen ist die Überleitung von Wasserstoff-Gas über schwarzem Cupfer(II)-oxid: CuO + H2 schwarz Cu + H2O RH = + x kJ/mol rötlich, glänzend Aus dem oxidierten Cupfer wird elementares Cupfer. Eine Reduktion ist also eine umgekehrte Oxidation: Reduktion ┌──────────────────────────┐ │ ▼ CuO + H2 Cu + H2O RH = + x kJ/mol ▲ │ └──────────────────────────┘ Oxidation In einigen Fällen ist auch die Reduktion von schwarzem Cupfer(II)-oxid mit Cohlenstoff gezeigt worden: CuO + C schwarz schwarz Cu + CO2 RH = + x kJ/mol rötlich, glänzend Auch in diesem Beispiel läßt sich die Reduktion als Umkehrung der Oxidation gut erkennen: Reduktion ┌──────────────────────────┐ │ ▼ CuO + C Cu + CO2 RH = + x kJ/mol ▲ │ └──────────────────────────┘ Oxidation In beiden Fällen sprechen wir von der Reduktion des Cupferoxids. Aber zurück zu unsrem ersten Beispiel (CuO + H2). Was für eine Reaktion ist es für den Wasserstoff? BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 97 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Schaut man sich das genauer an, dann sieht man hier: <O> + H2 H2O Das ist doch eine Oxidation. Der Wasserstoff wird durch den Sauerstoff aus dem Cupferoxid oxidiert. Oxidation ┌───────────────────────────┐ │ ▼ <O> + H2 H2O Zumindestens bei der Reduktion von Cupfer(II)-oxid mit Wasserstoff bzw. Cohlenstoff läuft parallel auch eine Oxidation ab. Egal welche Oxidation (oder Reduktion) wir untersuchen, es ist immer eine Reduktion (bzw. Oxidation) dabei, die quasi gleichzeitig abläuft. Deshalb spricht man gemeinschaftlich von Redox-Reaktion. In einer ersten Assoziation könnten wir nun schließen, dass RedoxReaktionen vielleicht Reaktionen mit Sauerstoff-Austausch sind. Somit könnten wir auch eine klassischen Definitionen für Oxidation und Reduktion angeben: Definition(en): Oxidation (Oxydation) Eine Oxidation ist eine chemische Reaktion, bei der Sauerstoff aufgenommen / gebunden wird. Definition(en): Reduktion Eine Reduktion ist eine chemische Reaktion, bei der aus einem Stoff Sauerstoff entzogen wird. Eine Reduktion ist die Umkehrung einer Oxidation. Definition(en): Redox-Reaktion Eine Redox-Reaktion ist eine chemische Reaktion, bei der Sauerstoff zwischen zwei Stoffen ausgetauscht wird. Redox-Reaktionen sind chemische Reaktionen, bei denen eine Oxidation und eine Reduktion gekoppelt ablaufen. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 98 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.4.2.2. die moderne Betrachtung von Oxidation und Reduktion Es gibt aber auch andere Reaktionen, die vergleichbar zu den oben besprochenen Vorgängen ablaufen, ohne dass aber Sauerstoff beteiligt ist: z.B. die Verbrennung von Natrium in Chlor: Natrium "brennt" mit heller gelber Flamme im Chlor-Gas. 2 Na + Cl2 silberfarbend grünlich RH = - x kJ/mol 2 NaCl farblos Auch die Reaktion von Schwefel und Eisen (vielen vielleicht auch aus dem Anfangs-Unterricht Chemie bekannt) gehört dazu: Fe + S grau gelb FeS grau RH = - x kJ/mol Beide Reaktionen haben recht viele Ähnlichkeiten mit den vorweg beschriebenen Oxidationen und Reduktionen. Es wäre nun eine zu klärenden Frage, ob es sich hier auch praktisch um Oxidationen und Reduktionen handelt, obwohl eben kein Sauerstoff wandert. Es müsste dann geklärt werden, was der Kern der Reaktion von Oxidation und Reduktion ist bzw. was hier ev. wandert, wenn es nicht der Sauerstoff ist. Ein erster Ansatz könnte die Erkenntnis sein, dass bei vielen der oben genannten Reaktionen, als Reaktions-Produkte kristalline, Salz-ähnliche Stoffe entstehen. Dies kann man zwar nicht verallgemeinern, aber es treten zu mindestens polare Bindungen auf. Hier können wir weiter nachhaken. Wenn Ionen entstehen, dann müssten Elektronen gewandert sein. Ein solcher Sachverhalt würde ja auch konform zu unseren Betrachtungen zu den verschiedenen Bindungen sein ( 3.4.2. Ionen-Bindung (Ionen-Beziehung)). Dort hatten wir festgestellt, dass einige Elemente ein sehr starkes Bestreben haben, Elektronen abzugeben oder aufzunehmen. Wenn wir diesen Gedanken weiter spielen, dann könnten wir uns zu mindestens behelfsmäßig und kurzzeitig vorstellen, alle Stoffe (außer den Elementen) würden aus Ionen bestehen. Solche oder ähnliche Gedanken könnten zu den Oxidationszahlen geführt haben. Die Oxidationszahlen sind ein theoretisches Modell, bei dem man sich die einzelnen Bestandteile einer Verbindung entweder als "gedachte" Ionen oder als neutrale Atome (z.B. bei Elementen) vorstellt. Nicht-elementare Verbindungen werden immer so behandelt, als würden sie aus Ionen bestehen. Oxidationszahlen (OZ) werden genau über das Element-Symbol geschrieben. Es werden arabische Ziffern benutzt (zur Erinnerung: römische Ziffern beschreiben die Wertigkeit!). Die scheinbare Ladung wird vor der Ziffer notiert. ( In einigen älteren Lehrbüchern werden traditionell römische Zahlen für die Oxidationszahlen benutzt. Prüfen Sie einfach, wie der jeweilige Autor das macht. Am Prinzip ändert sich dadurch gar nichts!) erweiterte Symbol-Schreibweise in der Chemie: Nukleonen-Zahl Protonen- od. Ordnungs-Zahl (Kernladungs-Zahl) Oxidationszahl +2 24 2+ 1 12 Mg Ladung Anzahl (Atome) eine Eins wird normalerweise weggelassen Symbol BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 99 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Definition(en): Oxidationszahl Die Oxidationszahl beschreibt modellhaft die Ladung eines Atoms in einem Molekül oder einer Bau-Einheit, wenn man annimmt, das Molekül bzw. die Bau-Einheit wäre aus Ionen aufgebaut. Die Oxidationszahl ist die formale Ladung, die ein Atom innerhalb einer Verbindung (unter Beachtung der Ladungszuordnung entsprechend der Elektronegativität) haben würde. Die Vergabe der Oxidationszahlen erfolgt nach einfachen Regeln, die der Reihe nach abgearbeitet werden müssen! Es gibt also Regeln mit einem höheren Rang! Diese stehen zuerst im Regelwerk: Regel zur Festlegung von Oxidationszahlen: 1. Elemente erhalten die Oxidationszahl 0 2. bei einatomigen Ionen entspricht die Oxidationszahl der Ionen-Ladung 3. die Summe aller Oxidationszahlen einer Verbindung muß die Ladung des Ions bzw. Teilchens (des Moleküls bzw. der Baueinheit) wiederspiegeln 4. Metalle haben in Verbindungen immer positive Oxidationszahlen 5. Wasserstoff in Verbindungen hat in der Regel die Oxidationszahl +1 (Ausnahme Metall-Hydride: -1) 6. Sauerstoff in Verbindungen hat in der Regel die Oxidationszahl -2 (mögliche Ausnahme Peroxide: -1) 7. in organischen Verbindungen wird die Oxidationszahl immer für jedes CohlenstoffAtom einzeln ermittelt; die Summe der Oxidationszahlen der gebundenen Atome (außer, die anderer C-Atome) muß 0 bzw. die lokale Ladung ergeben Aufgaben: 1. Ermitteln Sie für die nachfolgenden Stoffe und Teilchen die Oxidationszahlen für jedes Element! Begründen Sie warum Sie die jeweilige Oxidationszahl gewählt haben bzw. welche Regel Sie angewandt haben! - Fe H2 N2 HCl NaCl MgSO4 H3PO4 H2PO4 - CH3-CH2OH NO2 NO3 - Al3+ HSO3 2. Bestimmen Sie die Oxidationszahlen in den folgenden Stoffen für jede Atom-Art! Al O2 MgO AlCl3 C CH4 H3C-CH2OH (CH3-CH2-COO)2Mg - - - - - Na+ Br OH H3O+ SO32 NO2 HCO3 H2O2 H3C-COOH H3C-CH2-CH=CH-CH2-CHO Cl2CH-CH2Br Nutzen wir nun die Oxidationszahlen zur weiteren Untersuchung unserer BeispielReaktionen: 0 0 2 Mg + O2 BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx +2 -2 2 MgO RH = - x kJ/mol - 100 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Bei Magnesium hat sich die Oxidationszahl während der Reaktion erhöht. Das war in der klassischen Betrachtung die Oxidation. Die Reduktion am Sauerstoff ist von einer Verkleinerung der Oxidationszahl begleitet. Betrachtet man für die Aufklärung der Bindungs-Verhältnisse die Differenz der Elektronegativität im Magnesiumoxid, dann können wir eine Ionen-Bindung feststellen. Somit lassen sich zwei Ionen-Bildungen als Teil-Reaktionen aufstellen: 0 Vergrößerung der Oxidationszahl Elektronen-Abgabe Oxidation +2 Mg Mg 2+ 0 + 2e - Verringerung der Oxidationszahl Elektronen-Aufnahme Reduktion -2 O + 2e - O 2- Schauen wir als zweites Beispiel kurz die Reaktion von Natrium mit Chlor an. 0 0 +1 -1 2 Na + Cl2 RH = - x kJ/mol 2 NaCl Für Natrium und Chlor ändert sich die Oxidationszahl jeweils um eine Stufe. Es handelt sich also um einen Ein-ElektronenÜbergang. Das Aufstellen der TeilGleichungen für Oxidation und Reduktion ist erst einmal nicht weiter kompliziert. Hier ist schön zu erkennen, dass für eine Oxidation nicht wirklich auch Sauerstoff gebraucht wird. Was notwendig ist, ist ein Stoff, welcher Elektronen abgeben kann. 0 + Na Na 0 Cl + e Vergrößerung der Oxidationszahl Elektronen-Abgabe Oxidation +1 - - + e Verringerung der Oxidationszahl Elektronen-Aufnahme Reduktion -1 - Cl Kommen wir aber noch einmal auf die Magnesium-Verbrennung zurück. Elektronen-Abgabe (Oxidation) und Elektronen-Aufnahme (Reduktion) finden praktisch gleichzeitig statt. Sauerstoff kann und wird nur dann Oxid-Ionen bilden, wenn gleichzeitig das Magnesium die notwendigen Elektronen liefert. Das Magnesium gibt seine beiden Außen-Elektronen nicht ab, wenn da nicht ein Stoff wäre, der nach diesen Elektronen lechzt. Oxidation und Reduktion bedingen sich gleichermaßen. Deshalb spricht man eben auch von einer Redox-Reaktion. Redox-Reaktionen werden auch als Reaktionen mit Elektronen-Übergang bezeichnet. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 101 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Definition(en): Elektronen-Übergänge Die Elektronen-Übergänge beschreiben die während einer Redox-Reaktion wandernden Elektronen. Die Anzahl der abgegebenen Elektronen bei einem Atom entspricht dem Betrag der Differenz der Oxidationszahlen vor und nach der Reaktion. Die Anzahl der insgesamt abgegebenen und aufgenommenen Elektronen ist gleich und entspricht den Elektronen-Übergängen. Die Berechnung erfolgt am Einfachsten über das Kleinste gemeinsame Vielfache. Definition(en): Oxidation Eine Oxidation ist eine chemische Reaktion bei der ein Atom (aus einer Verbindung oder eines Elementes) Elektronen aufnimmt. Definition(en): Reduktion Eine Reduktion ist eine chemische Reaktion bei der ein Atom (aus einer Verbindung oder eines Elementes) Elektronen abgibt. Definition(en): Redox-Reaktion Eine Redox-Reakion ist eine chemische Reaktion bei der Elektronen von einem Element auf ein anderes Element übertragen werden. Redox-Reaktionen sind (chemische) Reaktionen mit einem Elektronen-Übergang. Beachten wir nun noch die Molekularität des benutzten Sauerstoffs, dann erhalten wir: 0 -2 O2 + 4 e - - 2 O2 Reduktion Die notwendigen vier Elektronen müssen von zwei Magnesium-Atomen stammen: 0 +2 2 Mg2+ + 4 e 2 Mg - Oxidation Fasst man nun die Teil-Gleichungen zusammen, dann erhalten wir wieder unsere "klassische" Reaktions-Gleichung: - - 4 e (Oxidation) Elektronen-Abgabe ┌────────────────────────────┐ │ ▼ 2 Mg + O2 2 MgO Redox-Reaktion │ ▲ └───────────────────────┘ - + 4 e (Reduktion) Elektronen-Aufnahme Innerhalb der Gleichung werden durch die Seitenpfeile gleich noch die Teil-Reaktionen angedeutet. Magnesium ist der Stoff, der die Elektronen abgibt, also selbst oxidiert wird. Einen solchen Stoff nennen wir Reduktionsmittel. Entsprechend ist Sauerstoff das Oxidations-Mittel, also der Stoff der selbst reduziert wird bzw. die Elektronen aufnimmt. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 102 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Definition(en): Oxidations-Mittel Ein Oxidations-Mittel ist ein Stoff (Atom oder Atom-Gruppe), der bei Elektronen aufnimmt. Das Oxidations-Mittel ist der Stoff, der in einer Redox-Reaktion (selbst) reduziert wird. Ein Oxidations-Mittel bewirkt bei einem anderen Stoff die Elektronen-Abgabe. Das Oxidationsmittel ist der Stoff, dessen Oxidationszahl während der Reaktion kleiner wird. Definition(en): Reduktions-Mittel Ein Reduktions-Mittel ist ein Stoff (Atom oder Atom-Gruppe), der bei Elektronen abgibt. Das Reduktions-Mittel ist der Stoff, der in einer Redox-Reaktion (selbst) oxidiert wird. Ein Reduktions-Mittel bewirkt bei einem anderen Stoff die Elektronen-Aufnahme. Das Reduktionsmittel ist der Stoff, dessen Oxidationszahl während der Reaktion größer wird. Oftmals werden die Oxidations- und Reduktions-Mittel auch gleich mit in der chemischen Gleichung notiert: - - 4 e (Oxid.) ┌────────────────────────────┐ │ ▼ 2 Mg + O2 2 MgO Redox-Reaktion │ ▲ └───────────────────────┘ RedM OxM - + 4 e (Red.) Mit der Zuordnung oder Benennung von Magnesiumoxid müssen wir uns noch beschäftigen! Eine Erklärung der chemischen Vorgänge ist über die Ionen-Bildung anhand der EnergieNiveau-Schemata möglich ( 3.2.1. Ionen-Bildung). Ionen-Bildung durch Elektronen-Abgabe (Oxidation) Mg BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx Mg2+ - 103 - + 2e - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Ionen-Bildung durch Elektronen-Aufnahme (Reduktion) O + 2e - - O2 Für beide Atome ergeben sich Abgabe bzw. Aufnahme von zwei Elektronen die nächstmöglichen stabilen Edelgas-Konfigurationen. Diese entsprechen den Ionen dieser Elemente. Aufgabe (für FREAKS): Machen Sie Aussagen zur Größe der Magnesium- und der Oxid-Ionen (in Bezug zueinander)! Begründen Sie Ihre Meinung! Sprechen wir nun über eins unserer Beispiele bei den klassischen Reduktionen: CuO + H2 Cu + H2O RH = + x kJ/mol Die einzelnen – oben schon beschriebenen – Schritte werden jetzt nur noch als Überschriften angezeigt: Festlegen der Oxidationszahlen: +2 -2 0 0 CuO + H2 +1 -2 Cu + H2O Aus der Veränderung der Oxidations-Zahlen können wir hier ebenfalls auf das vorliegen einer Redox-Reaktion schließen. Heraussuchen der Teilreaktionen: (Atome, bei denen sich die Oxidationszahl ändert) ┌───────────────────────────┐ │ ▼ CuO + H2 Cu + H2O │ ▲ └──────────────────────────┘ Aufstellen der Teil-Reaktionen (Reduktion + Oxidation) 0 Vergrößerung der Oxidationszahl Elektronen-Abgabe Oxidation +1 + H H - + e 0 +2 - Cu2+ + 2 e BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx Verringerung der Oxidationszahl Elektronen-Aufnahme Reduktion Cu - 104 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Herstellen der Stöchiometrie Man erkennt sofort, dass ein abgegebenes Elektron nicht ausreicht, um Cupfer vollständig zu reduzieren. Außerdem kommt Wasserstoff nicht einatomig vor. Also muss die OxidationsGleichung entsprechend angepasst (erweitert) werden: 2 H+ + 2 e H2 Cu2+ + 2 e - - Oxidation Cu Reduktion Aufstellen der Redox-Gleichung (Zusammenfassung der Teil-Reaktionen) ____________________________________ Cu2+ + H2 Cu + 2 H+ Beschriftung der Oxidations- und Reduktionsmittel Cu2+ + H2 OxM RedM Cu + 2 H+ Nun haben wir ja vor kurzem kennengelernt, dass chemische Reaktionen prinzipiell immer umkehrbar sind und chemische Gleichgewichte bilden. Somit sollte auch die Gleichung (Rück-Reaktion): Cu + H2O CuO + H2 RH = - x kJ/mol und die dazu passende Redox-Gleichung: Cu + 2 H+ RedM OxM Cu2+ + H2 gültig sein. Tragen wir nun diese gerade ermittelten Reduktions- und Oxidationsmittel an die HinReaktion, dann erhalten für jedes Element sowohl ein Reduktionsmittel und ein Oxidationsmittel. So etwas nennen wir ein korrespondierendes Redox-Paar oder Redox-System. Um unterschiedliche Redox-Paare in Gleichungen zu kennzeichnen, werden Indizes (z.B.: 1, 2, …) benutzt. Damit erhalten wir eine Redox-Gleichung mit Kennzeichnung der Redoxpaare: Cu2+ + H2 OxM1 RedM2 Cu + 2 H+ RedM1 OxM2 Zum Prüfen, ob es sich bei einer chemischen Reaktion wirklich um eine Redox-Reaktion handelt, bzw. welcher Teil jetzt genau die Oxidation oder die Reduktion ist, hat sich in der Chemie das Modell der Oxidationszahlen als sehr hilfreich herausgestellt. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 105 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Definition(en): korrespondierendes Redox-Paar / Redox-System Ein korrespondierendes (auch: konjugiertes) Redox-Paar sind ein Reduktions-Mittel und eine Oxidations-Mittel, die durch einen Elektronen-Übergang ineinander übergehen. Das Reduktions-Mittel wird durch Elektronen-Abgabe zum Oxidations-Mittel. EinOxidations-Mittel wird durch Elektronen-Aufnahme zum Reduktions-Mittel. Ein korrespondierendes Redox-Paar sind zwei Stoffe, die sich durch Elektronen-Übergang ineinander umwandeln können. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 106 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Methode: Aufstellen von Redox-Gleichungen z.B. Reaktion von Cupfer(II)-sulfat mit Zink unter Ausfällung von rotem CupferSchlamm Notieren der Wort-Gleichung (aus der Aufgabe heraus) | Cupfer(II)-sulfat + Zink Cupfer | Heraussuchen der Symbole / Formeln für die Stoffe ( Tabellen, ev. selbst Aufstellen) Cu ↓ | | CuSO4 + Zn Ermitteln der Oxidationszahlen +2 +6-2 ±0 ±0 Cu ↓ | | CuSO4 + Zn Aufstellen der Teil-Gleichungen (um die Elektronen-Abgaben und -Aufnahmen zu ermitteln) Cu2+ + 2 e - Elektronen-Aufnahme Reduktion Cu Ermitteln weiterer Stoffe / Möglichkeiten / Reaktionen mit ihren Symbolen / Formeln (Zink ist unedel(er als Cupfer) kann oxidiert werden Zn2+ Zn + 2e - Elektronen-Abgabe Oxidation Ermitteln der Faktoren für die Stoffe über das Kleinste gemeinsame Vielfache (KGV) Elektronen-Übergänge 2 1*2 * = 2 1*2 = = 2 (KGV) 2 Benutzen der Faktoren für die Teil-Gleichungen Cu2+ + 2 e Zn 2+ Zn Cu + 2e Zusammenfassen der beiden Teil-Gleichungen ________________________________________________ Cu2+ + 2 e + Zn Cu + Zn2+ + 2 e Raus-Kürzen von Stoffen / Teilchen, die auf beiden Seiten vorkommen (Redox-Gleichung) Cu2+ + Zn Cu + Zn2+ fertig! ev. Aufstellen der Stoff-Gleichung: CuSO4 + Zn BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx Cu ↓ + ZnSO4 - 107 - fertig! (c,p) 2009-2014 lsp: dre Aufgaben: 1. Untersuchen Sie bei den folgenden chemischen Reaktionen, ob es sich jeweils um eine Redox-Reaktion handelt! Stellen Sie bei Redox-Reaktionen die Teil-Gleichung und die Gesamt-Gleichung / Redox-Gleichung auf! Beschriften Sie passend Oxidation, Reduktion, Elektronen-Aufnahme und – Abgabe, die Oxidations- und Reduktions-Mittel und die Redox-Paare! Sollte es sich nicht um eine Redox-Reaktion handeln, dann begründen Sie Ihre Meinung! Cu + ZnSO4 2 NaCl H2O + NaCl Cu(NO3)2 + 2 NO2 + 2 H2O 2 MnCl2 + 5 Cl2 + 8 H2O + 2 KCl a) b) c) d) e) CuSO4 + Zn 2 Na + Cl2 NaOH + HCl Cu + 4 HNO3 2 KMnO4 + 16 HCl a) b) c) d) Reaktion von Schwefelsäure mit Magnesiumoxid Reaktion von Salzsäure mit Zink Reaktion von Kaliumpermanganat mit Salzsäure unter Freisetzung von Chlor Reaktion von Schwefel mit Kaliumnitrat unter Bildung von Stickstoffmonoxid 2. Prüfen Sie für die folgenden chemischen Reaktionen, ob es sich um RedoxReaktionen handelt! Geben Sie das vollständige Gleichungs-Gebilde mit allen Benennungen an! für die gehobene Anspruchsebene: 1. Untersuchen Sie bei der folgenden chemischen Reaktion, ob es sich um eine RedoxReaktion handelt! OF2 + H2O 2 HF + O2 BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 108 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Reinigung von Silber-Besteck (fast ohne Putzen) Materialien / Geräte: Aluminium-Folie, (schwarz) beschlagenes Silber-Besteck, Kochsalz Durchführung / Ablauf: - in eine Plaste-Schale Wasser (am besten lauwarm) einfüllen, so dass das Besteck gut darin liegen kann - einige Esslöffel Kochsalz zugeben - Silber-Besteck (locker) in Alu-Folie einwickeln (eine Schicht reicht aus) - die Packungen in das Salzwasser legen - einige Stunden warten, ev. zwischenzeitlich prüfen, ob das Besteck schon sauber ist - ev. nachpolieren Hinweise: Materialien / Geräte: Durchführung / Ablauf: - BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 109 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.4.2.3. Sonderfälle der Redox-Reaktionen - Disproportionierung und Komproportionierung Disproportionierung (Dismutation) ein Stoff dient gleichzeitig als Reduktions- und als Oxidations-Mittel ±0 +1 -2+1 +1 -1 Cl2 + 2 NaOH +1 +1 -2 +1 -2 NaCl + NaClO + H2O Natriumhypochlorit +5 -1 4 KClO3 +7 KCl + 3 KClO4 Kaliumchlorat Kaliumchlorid Kaliumperchlorat Komproportionierung ein Element kommt in zwei verschiedenen Oxidations-Stufen vor, nach einer RedoxReaktion besitzt das Element ein mittleres Oxidations-Niveau, es wird also sowohl oxidiert als auch reduziert +2-1 +1 -2 +1-1 OF2 + H2O +6 2 HF + O2 -2 H2SO4 + H2S +5 IO 3- -1 - + 5I ±0 ±0 S + H2O ±0 + 6 H3O+ BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx I2 + 9 H2O - 110 - (Iodometrie) (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.4.2.y. elektro-chemische Reaktionen (Elektro-Chemie) GALVANIsche Elemente Lokal-Elemente elektro-chemische Spannungs-Reihe Korrosion / Rosten Rosten gefördert noch zusätzlich in Salz-haltiger Luft oder bei Kontakt mit Salz-haltigen Lösungen (z.B. bei Auto's durch auf die Straßen ausgebrachte Auftausalze). gelöste Salze erhöhen zusätzlich die Leitfähigkeit im Elektrolyt des Lokal-Elementes besondere Formen der Korrosion Auf Aluminium bildet sich eine dünne, feste, stumpf wirkende und zusammenhängende OxidSchicht. Diese verhindert den weiteren Zutritt von Sauerstoff. Es handelt sich praktisch um eine natürliche Schutz-Schicht. Durch technische (elektrochemische) Verfahren kann die Bildung der Schicht beschleunigt werden und die Schicht-Stärke noch etwas vergrößert werden. Außerdem lassen sich bestimmte Farbstoff mit in die Oxid-Schicht integrieren. Dieses Korrosions-Schutz-Verfahren wird ELOXAL-Verfahren (elektrisch oxidiertes Aluminium) genannt. ähnliche Oxid-Schichten bei Zink, Nickel und Chrom bekannt Passivierung Auf Cupfer setzt sich – vor allem in der freien Natur – eine grüne Schicht (Patina) ab. Eigentlich ist Cupfer schon ein sehr edles Metall, so dass kaum Korrosion auftritt. Die Patina schützt noch zusätzlich. Sie besteht im Wesentlichen aus CuSO4 * Cu(OH)2. Die PatinaSalze sind vorrangig basisch. Patina ist giftig. Patiniertes Cupfer-Geschirr darf nicht für die Zubereitung von Lebensmitteln benutzt werden. Auch bei der Verwendung von sauberen Cupfer-kesseln usw. für die Essens-Zubereitung muss mit Vorsicht gearbeitet werden (besser den Spezialisten überlassen). BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 111 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Früchte in Blech-Dose Weiss-Blech eigentlich ein sehr stabiles (korrosions-unempfindliches System) besteht aus Eisenblech mit einem schützenden Zinn-Überzug problematisch ist die Entstehung von Lokal-Elementen, wenn schützende Zinn-Schicht einreißt, z.B. bei eingebeulten oder Knick-Dosen besonders kritisch wenn der Doseninhalt Säuren (z.B. Fruchtsäuren) enthält es bilden sich herb und schal schmeckende Eisen-Salze, diese sind z.T. recht giftig Korrosions-Schutz Farben / nicht-metallische Schutz Öl, Leinöl mit Mennige (Pb3O4) metallische Schutz-Schichten / Schutz-Elektroden kathodischer Korrosions-Schutz; bei Rohr-Leitungen, Schiffen, Heiz-Kesseln, unterirdischen Tank-Behältern Feuer-Verzinkung 15 µm dicke Zink-Schicht (Eisen-Zink-Legierung); da Zink eine schützende Oxid-Schicht an seiner Oberfläche bildet, wird die Korrosion des Eisens verhindert. bei durchdringender Beschädigung der Zink-Schicht kommt es zu Ausbildung von Lokal-Elementen, die unter Auflösung des Zink's noch eine längere Zeit schützend wirken Batterien Akkumulatoren (Akku's) Elektrolysen BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 112 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Wiederholungs- und Übungs-Aufgaben (z.B. zur Vorbereitung einer Leistungs-Kontrolle 1. Stellen Sie die Säure-Base-Reaktionen den Redox-Reaktionen in einem Vergleich gegenüber! 2. Untersuchen Sie bei den folgenden chemischen Reaktionen, ob es sich jeweils um eine Säure-Base- oder eine Redox-Reaktion handelt! Stellen Sie die Teil-Gleichungen und die Gesamt-Gleichung auf! Beschriften Sie passend Stoffe (z.B. Säure oder Oxidationsmittel), Teilchen-Aufnahme und – Abgabe und die Stoff-Paare! Einige der vorgegeben "Gleichungen" sind noch nicht ausgeglichen! Korrigieren Sie diese! Sollte es sich nicht um eine der genannten Reaktionen handeln, dann begründen Sie Ihre Meinung! a) b) c) d) d) e) f) g) h) i) j) k) l) m) n) o) p) q) 3. 2 Na + Br2 2 NaBr KOH + HBr H2O + KBr 2 K + Cl2 2 KCl H2SO4 + Mg(OH)2 MgSO4 + 2 H2O Cu + 4 HNO3 Cu(NO3)2 + 2 NO2 + 2 H2O CuSO4 + Fe Cu + Fe2(SO4)3 NaOH + HBr H2O + NaBr Al(OH)3 + Na2SO4 Al2(SO4)3 + NaOH H2SO4 + Fe2O3 Fe2(SO4)3 + H2O MgO + H2O Mg(OH) 2 2 KMnO4 + 16 HCl 2 MnCl2 + 5 Cl2 + 8 H2O + 2 KCl Reaktion von Salzsäure mit Magnesiumoxid Reaktion von verdünnter Salpetersäure mit Zink Reaktion von Salpetersäure mit Magnesiumoxid Reaktion von Phosphorsäure mit Aluminiumhydroxid Reaktion von Kaliumpermanganat mit Salzsäure unter Freisetzung von Chlor Reaktion von Calciumcarbonat mit Essigsäure unter Bildung von Cohlendioxid Calciumcarbonat (z.B. Kesselstein) wird unter Zugabe von Cohlendioxid als Calciumhydrogencarbonat in Wasser gelöst r) Reaktion von Schwefel mit Kaliumnitrat unter Bildung von Stickstoffmonoxid s) Reaktion von Bariumoxid mit Wasser BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 113 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.5. Nachweis-Reaktionen Nachweis-Reaktionen sind kein klassischer Reaktions-Typ, sondern eine Sammlung von chemischen Reaktionen, die für bestimmte Elemente oder Stoffgruppen charakteristisch sind. In der Chemie stehen wir sehr häufig vor dem Problem, dass wir den Inhalt von Stoff-Proben wissen müssen oder wollen. Die moderne Apparate-Chemie mit ihren Chromatographen und Spektrometern bieten natürlich super Möglichkeiten, fast jeden Stoff oder jedes Element noch im pg-Bereich zu erfassen. Das hat nur einen wesentlichen Nachteil, man kann die Geräte kaum bezahlen. Für die Schulchemie sind sie also kaum erreichbar. Die Chemiker hatten solche Geräte ja auch nicht immer. Früher – und so tun wir es im Wesentlichen auch in der Schulchemie – schöpft man aus dem Wissen der vielen Reaktionen. Für Nachweise nutzt man besonders Reaktionen, bei denen es zu Farb-Veränderungen kommt, oder solche die mit Niederschlägen (Absetzungen) einhergehen. Welches konkretes Reaktions-Prinzip hinter einer Nachweis-Reaktion steckt, ist nur für den Profi wichtig. Natürlich sind Kenntnisse darüber auch für den einfachen Anwender interessant, besonders dann, wenn es darum geht, die Zuverlässigkeit eines Nachweises zu bewerten. Von den Nachweisen muss man die Hinweis-Reaktionen unterscheiden. Sie sind gar nicht so eindeutig, wie es uns suggeriert wird. Der Klassiker ist die Knallgas-Probe, die uns Wasserstoff anzeigen soll. Das Problem ist nur mit Luft oder Sauerstoff bilden auch noch andere Gase explosive Gemische und die Gemische sind i.A. auch nur in bestimmten Verhältnissen so reaktiv. Außerdem gibt es auch andere explosive Gas-Mischungen. H2 + O2 C2H2 + O2 H2 + Cl2 H2O Wasserstoff-Knallgas CO2 + H2O 2 HCl Ethin-Knallgas / Acetylen-Knallgas Chlor-Wasserstoff-Knallgas Die Knallgas-Probe ist also nur ein Hinweis auf Wasserstoff, der es im Ausschluß-Verfahren vielleicht als einziger sein kann, aber eben nicht muß. Definition(en): Nachweis / Nachweis-Reaktion Ein Nachweis / Eine Nachweis-Reaktion ist eine chemische Reaktion oder ein System von Reaktionen, die einen sicheren Rückschluß auf einen (nachzuweisenden) ReaktionsPartner / Stoff zulässt. Definition(en): Hinweis / Hinweis-Reaktion Ein Hinweis / Eine Hinweis-Reaktion ist eine chemische Reaktion oder ein System von Reaktionen, die einen wahrscheinlichen (aber nicht sicheren!) Rückschluß auf einen (zu prüfenden) Reaktions-Partner / Stoff zulässt. BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 114 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.5.1. einfache Stoff-Nachweise BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 115 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.5.2. einfache Ionen-Nachweise - Cl Nachweis von Chlorid-Ionen: Nachweismittel Bedingungen weißer Niederschlag Silbernitrat-Lösung ProbenLsg. + Beobachtungen Ergebnis Chlorid-Ionen (es reichen oft wenige Tropfen) farblos (leicht gräulich) weiß-gelblicher Niederschlag gelblicher Niederschlag Bromid-Ionen Iodid-Ionen anders (keine Farbveränderung) - Cl kein Halogenid-Ion - AgCl + NO3 + AgNO3 … + Absicherung des Nachweises: Nachweismittel Niederschlag + Bedingungen Beobachtungen Auflösung des Niederschlags Ammoniak-Lösung Ergebnis Chlorid-Ionen () farblos AgCl + NH3 anders keine Chlorid-Ionen - [Ag(NH3)2]+ + Cl Diaminsilber(I)-Komplex BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 116 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.5.3. Nachweise für Stoffgruppen BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 117 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre 5.5.4. Nachweise für Lebensmittel-Bestandteile Nachweis von Fett mit der Fettfleck-Probe: Nachweismittel Probe + (auftropfen oder zerdrücken) Filterpapier (weiß, undurchsichtig) Bedingungen Beobachtungen Ergebnis bleibender, wahrscheinlich Fett vorhanden Abtrocknen eines durchscheinender Wasserfleckes ab- Fleck warten (entsp. Blindprobe) kein Fett vorhanden anderer Fleck Nachweis von Fett mit Sudan-III-Lösung: Nachweismittel Bedingungen Spatelspitze Sudan-III-Pulver Probe + (od. 3 Tr. Sudan-III-Lsg.) rot (rot orange (alkoh. Lsg.)) Beobachtungen Ergebnis Orange- bis Rotfärbung (des Probenmaterials) Fett anders (keine Farb- kein Fett annahme) Nachweis von Fett mit Carotin (Paprika-Pulver): Nachweismittel Probe + Bedingungen Beobachtungen Ergebnis Orange- bis Rotfärbung (des Probenmaterials) Spatelspitze Paprika-Pulver Fett (dunkelrot, braun) anders kein Fett Nachweis von (reduzierenden) Kohlenhydraten durch die FEHLINGsche Probe: Nachweismittel BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx Bedingungen - 118 - Beobachtungen Ergebnis (c,p) 2009-2014 lsp: dre Probe + FEHLINGsche Lösungen I und II im Verhältnis 1:1 mischen und zusetzen (blau) Ziegelrotfärbung reduzierender Stoff (Orange-, Gelbz.B.: Aldehyd bis Grünfärbung) wahrscheinlich Glucose od.ä. KH leicht erwärmen Farbe unverändert keine reduzierenden Substanzen vorhanden Nachweis von (reduzierenden) Kohlenhydraten durch die TOLLENS-Probe: Nachweismittel Probe + mit Ammoniak frisch basisch gemachte Silbernitrat-Lösung versetzen (farblos – leicht milchig) Bedingungen Beobachtungen Ergebnis Silberspiegel reduzierender Stoff (selten grauer z.B.: Aldehyd Niederschlag) wahrscheinlich Glucose od.ä. KH leicht erwärmen Farbe unverändert keine reduzierenden Substanzen vorhanden Nachweis von Traubenzucker mit Teststreifen (GOD-Test, Glucotest): Nachweismittel flüssige Probe + Bedingungen GOD-Teststreifen Beobachtungen Ergebnis Verfärbung entsprechend Skala Traubenzucker Farbe unverändert oder anders kein Traubenzucker (siehe Packung) Nachweis von Stärke mit LUGOLscher Lösung (Iod-Kaliumiodid-Lösung): Nachweismittel Bedingungen Beobachtungen Blaufärbung (ev. Schwarz) Violettfärbung Probe + einige Tropfen LUGOLsche Lösung (hellgelb bis BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx Rotfärbung (Zimmertemperatur) - 119 - Ergebnis Stärke (Amylose) Stärke (Amypektin) Stärke (Glykogen) (c,p) 2009-2014 lsp: dre leicht bräunlich) anderes keine Stärke Nachweis von Zellulose mit Chlor-Zink-Iod-Lösung: Nachweismittel Bedingungen Beobachtungen Gelbfärbung (ev. Braunfärbung) Ergebnis lignifizierte od. suberinisierte Cellulose (z.B. verholzte Zellwände) Blaufärbung einige Tropfen Chlor-Zink-IodLösung Probe + () Cellulose Violettfärbung Cellulose (z.B. primäre Zellwand) (Zimmertemperatur) anderes keine Cellulose Probe auf Eiweiß mit Xanthoprotein-Reaktion: Nachweismittel Probe + konzentrierte (ev. verdünnt auf 24%ig) Salpetersäure (farblos) Bedingungen Beobachtungen Gelbfärbung Ausflockung Nachweismittel gleiche Menge 10%ige Natronlauge zusetzen + einige Tropfen 10%ige Kupfersulfat-Lösung (hellblau) Bedingungen wahrscheinlich kein Eiweiß Beobachtungen Violettfärbung Ergebnis Eiweiß leicht erwärmen anderes BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx Eiweiß leicht erwärmen anderes Probe + Ergebnis - 120 - kein Eiweiß (c,p) 2009-2014 lsp: dre Nachweis spezieller funktioneller oder Struktur-bildender Gruppen Nachweis von Doppelbindungen mit Brom-Wasser (semiquantitativ): Nachweismittel Bedingungen Brom-Wasser (tropfenweise) (braun) schütteln (Tropfen zählen) Beobachtungen Entfärbung Probe + anders BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 121 - Ergebnis Doppelbindung keine Doppelbindungen (c,p) 2009-2014 lsp: dre komplexe Aufgaben (z.B. zur Vorbereitung auf eine Klausur): 1. Stellen Sie Reaktionsgleichungen zu den folgenden Reaktionen auf! Fehlende Ausgangsstoffe oder Reaktionsprodukte ermitteln Sie dabei eigenständig! a) b) c) d) e) f) g) h) i) j) k) l) m) n) o) p) q) r) s) t) u) v) x) y) z) Zink mit Salzsäure Kupferoxid mit verdünnter Schwefelsäure zu Kupfersulfat Natriumcarbonat + Salzsäure Natriumchlorid + Cohlendioxid + Wasser Natrium mit Sauerstoff zu Natriumoxid Eisen + Chlor Eisen(II)-chlorid Verbrennung von Schwefel an der Luft zu Schwefeldioxid Kalium + Chlor Kaliumchlorid Lösung von Natriumoxid in Wasser unter Bildung von Natriumhydroxid Cupfersulfid + Sauerstoff Cupfer(I)-oxid + Schwefeldioxid Natrium in Wasser Verbrennung von Schwefeldioxid in Sauerstoff zu Schwefeltrioxid Calciumhydroxid mit Cohlendioxid zu Calciumcarbonat Lösung von Schwefeldioxid in Wasser unter Bildung von schwefliger Säure Phosphortrichlorid mit Wasser unter Bildung von Diphosphortrioxid und Salzsäure Silbernitrat-Lösung + Blei(IV)-chlorid Silbernitrat + Blei(IV)-nitrat Calcium + Salzsäure Calciumchlorid + Wasserstoff Verbrennung von Eisen in Chlor Neutralisation von Natriumhydroxid mit Salzsäure Zink mit Silbernitrat-Lösung Stickstoff(mon)oxid mit Sauerstoff Stickstoffdioxid Neutralisation von Calciumhydroxid mit Phosphorsäure Umsetzung von Cohlenmonoxid mit Sauerstoff Aluminium + Eisen(II,III)-oxid Eisen + Aluminiumoxid Mangan + Schwefelsäure Mangan(III)-sulfat + Wasserstoff Magnesiumhydroxid mit Bromwasserstoffsäure 2. Ermitteln Sie, um welche Reaktions-Art es sich bei jeder Reaktion (von 1.) handelt! Begründen Sie Ihre Meinung! BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 122 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre Literatur und Quellen: /1/ WÜNSCH, Prof. Dr. Karl-Heinz; MIETCHEN, Doz. Dr. Ralf; EHLERS, Dr. Dieter: Organische Chemie – Grundkurs.- Berlin: Dt. Verl. d. Wissenschaften; 1986; 5. bericht. Aufl. ISSN 0233-0806 /2/ FITTKAU, Dr. Siegfried: Organische Chemie.-Jena: G. Fischer Verl.; 1984; 5., überarb. Aufl. /3/ BOTSCH, Walter; HÖFLING, Erich; MAUCH, Jürgen: Chemie ind Versuch, Theorie und Übung.- Frankfurt am Main: Verl. M. Diesterweg; Aarau, Frankfurt am Main, Salzburg: Verl. Sauerländer; 1984; 2., neubearb. Aufl. ISBN 3-425-95421-0 ISBN 3-7941-2522-3 /4/ HÄUSLER, Karl: Chemie kompakt – Formeln, Regeln, Gesetze.-München: R. Oldenburg Verl.; 1994; 1. Aufl. ISBN 3-486-88567-7 /5/ SCHLEIP, Alfred; KÖHLER, Georg: Fundamentum CHEMIE – Sekundarstufe I – Lehr- und Arbeitsbuch.-Bonn: Ferd. 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Alle anderen Abbildungen sind geistiges Eigentum: /I/ lern-soft-projekt: drews (c,p) 2006-2014 lsp: dre verwendete freie Software: Programm Inkscape CmapTools ChemSketch Hersteller: inkscape.org (www.inkscape.org) Institute for Human and Maschine Cognition (www.ihmc.us) ACD Labs (Advanced Chemistry Development, Inc.) (www.acdlabs.com) BK_SekII_allgChem_3Reaktion.docx - 125 - (c,p) 2009-2014 lsp: dre