01 Back to the 50‘s PROJEKTSTUDIE BA WS 2016/2017 INNENARCHITEKTUR BENEDIKT TEICH MN 622682 7. SEMESTER 02 03 INHALT VORWORT/ EINLEITUNG 1. GESCHICHTE DES GEBÄUDES 1.1 Zerstörung Hildesheim - 2. Weltkrieg 1.2 Das Hermann - Göring Haus 1.2.1 Die Deportation von Sinti und Roma in Hildesheim 1.3 Wiederaufbau 1953 2. GEBÄUDEANALYSE 2.1 Bestand 2.2 Ansichten und Schnitt 2.3 Außenfassade (Form und Ordnung) 2.4 Raumstruktur (Form und Ordnung) 2.5 Lage, Verkehrsanbindungen 3. 50ER JAHRE 3.1 Zeitalter und Lebensstil 3.1.1 Musik. Stars, Mode 3.2 Architektur und Innenarchitektur 3.3 Materialien, Farben, Formen 3.4 Architekten 3.4.1 Ray und Charles Eames 3.4.2 Egon Eiermann 3.4.3 Arne Jacobsen 3.4.4 Verner Panton 3.4.5 Hans J. Wegner 3.4.6 Joe Colombo 4. BEISPIELE DINER (AMERICAN STYLE) 4.1Arizona Diner, Saarbrücken 4.1.1 Interieur 4.2 Fabulous Route 66 50‘s Diner, Berlin 5. BEISPIELE RETRO RESTAURANT 50ER - 60ER JAHRE 5.1 Ammo Restaurant, Hong Kong 5.2 Cantinetta Restaurant und Bar im Ameron Hotel, Hamburg 5.3 Wartesälchen Café & Deli, Koblenz 6. FAZIT 7. ANHANG 7.1 Quellenverzeichnis 7. 2 Bestandsgebäude (Fotos) 04 Vorwort/ Einleitung Die Idee eine Projektstudie über die 50er Jahre zu machen bekam ich, weil ich während meiner Schulzeit schon einmal eine Recherche über die 50er Jahre angefertigt habe. Dadurch wusste ich, dass dieses Jahrzehnt durch dessen besondere Ereignisse, wie Nachkriegszeit, Neuaufbau, Wirtschaftswunder und verschiedenen Stilveränderungen geprägt war. Damals hatte ich mich nur auf die 50er Jahre im kleinen Rahmen beschränkt;es intressierte mich aber sehr. Jetzt da ich das Thema wusste, galt es für mich ein geeignetes Gebäude für meine Projektstudie zu finden. Idealerweise sollte dieses Gebäude in den 50er Jahren gebaut sein, was auch bei meinem analysierten Gebäude der Fall ist. Ein weiteres Kriterium, welches ich hatte, war, dass dieses Gebäude in Hildesheim zu finden ist und einen Laden oder ein Geschäft behinhaltet, welches leer steht. Nach vielem Nachfragen und Recherchieren bei der Stadt Hildesheim, fand ich lange Zeit nichts Geeignetes. Ich hatte schon fast die Suche nach einem geeigneten Gebäude aufgegeben, bis ich eines Tages beim griechischen Restaurant „Apollon“ saß in Hildesheim, welches sich genau im selben Gebäude befindet, das ich analysisert habe. Dort fiel mir der große leer stehende Laden als Erstes auf. Zuerst hatte ich mehr auf den Laden geschaut und was sich dahinter verbirgt, wusste ich nicht und er zeigte einige Besonderheiten auf. Diese galt es nun in meiner Projektstudie herauszufinden. Die Projektstudie beinhaltet einen Analyseteil über das vorhandene Gebäude und einen vergrößerten Rechercheteil der 50er-60er Jahre. 05 1. Geschichte des Gebäudes 06 1. Hildesheimer Marktplatz nach dem 22. Februar 1945 2. Hildesheim nach dem 22. Februar 1945 3. Hildesheim am Huckupdenkmal nach dem 22. Februar 1945 1.1 Zerstörung Hildesheim 2. Weltkrieg Stadtgebiet und warfen Spreng- und Brandbomben ab. Nach drei Minuten waren der Bahnhof sowie weitere Straßenzüge wie der Neustädter Markt, die Wollenweberstraße, die Goschenstraße und der Lambertiplatz zu großen Teilen zerstört.3 Am 22. März 1945 gehörte Hildesheim auch zu dem wichtigsten Zerstörungsziel der Alliierten. Mit der 1942 erteilten „Area Bombing Directive“, die der „RAF Bomber Command“ erlaubte, ihre Streitkräfte ohne Beschränkungen einzusetzen, wurde versucht den „Kampfwillen Deutschlands durch gezielte Bombenangriffe auf bewohntes Gebiet zu brechen.“4 Etwa 240 bis 300 Flugzeuge waren am 22. März an dem Bombardement über der Innenstadt Hildesheims beteiligt, welches ca. 15 Minuten andauerte. Das Ausmaß der Zerstörung betraf Fabriken, Kasernen, den Bahnhof und die Alt- Innenstadt.5 „Die Hildeseheimer Altstadt wurde als Kerngebiet des Angriffs ausgewählt, weil in den alten Fachwerkhäusern der Anteil an brennbaren Materialien am höchsten war.“6 Verwendet wurden eine Kombination aus Spreng- und Brandbomben. „Die Sprengbomben deckten zunächst reihenweise Dächer ab, ließen Fenster splittern und legten somit brennbares Material in Form von Fachwerk- Dachstühlen, Mobiliar und Ähnlichem frei. In Verbindung mit den danach abgeworfenen Brandbomben entstand der sogenannte Feuersturm.“7 Insgesamt wurden 438,8 Tonnen Spreng- und 624 Tonnen Brandbomben verwendet. 75 Prozent aller Gebäude und fast der gesamte Teil der historischen Altstadt wurden zerstört und beschädigt. Nur wenige äußere Stadtränder wurden nicht zerstört. Bei den Angriffen im März kamen etwa 1500 Zivilisten ums Leben. Insgesamt forderte der Luftkrieg des 2. Weltkrieges 1.511 Opfer. Hildesheim gehörte zu den am stärksten zerstörten Städten Niedersachsens.8 Die Einwohnerzahl Hildesheims lag 1939 bei 72.500 Einwohnern, war zum 1. Mai 1945 auf ca. 39.500 Personen gefallen und stieg bis Jahresende wieder auf ca. 59.000 Menschen an. 1950 war die Einwohnerzahl wieder auf dem gleichen Stand von 1939.9 Aufgrund vieler schöner Fachwerkhäuser und Kirchen wurde Hildesheim vor dem zweiten Weltkrieg als „Nürnberg des Nordens“ und als „Die Stadt der Rosen und der Kirchen“ bezeichnet.1 Hildesheim hatte viele größere Rüstungsbetriebe und einen Verschiebebahnhof und war ein strategisch wichtiger Punkt für die deutsche Industrie. Daher war Hildesheim ein wichtiges Zerstörungsziel der Alliierten im 2. Weltkrieg. Angriffe wurden zunächst 1944 auf kriegsrelevante Strukturen beschränkt.2 Am Nachmittag des 22. Februar 1945 gab es den ersten größeren Bombenangriff auf die Stadt. Aufgrund des Aufgabenschwerpunktes der „Operation Clarion“ war der Bahnhof von Hildesheim das Hauptziel. Diese Organisation sollte Verkehrswege und Bahnhöfe kleinerer deutscher Städte zu zerstören. Etwa 15 Flugzeuge kreisten über dem 1 (Vgl. Hecker, Hubert, 21.03.2015, URL: http://www.katholisches.info/2015/03/21/ hildesheim-22-maerz-1945-gezieltekulturzerstoerung-vor-70-jahren-2/[23.10.2016]) 2 (Vgl. Zander, Philip, 2011-2013, URL: http://vernetztes-erinnern hildesheim.de/pages/ home/hildesheim/themen/zerstoerung-derhildesheimer-innenstadt.php [23.10.2016]) 3 4 5 6 (Vgl. ebenda) (Vgl. ebenda) (Vgl. ebenda) (Vgl. ebenda) 7 8 (Vgl. ebenda) (Vgl. zuletzt bearbeitet 31. Juli 2016, URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriffe_auf_ Hildesheim [23.20.2016]) 9 (Vgl. ebenda) 07 4 Hermann- Göring Haus 1.2 Das Hermann - Göring Haus Am 10. Januar 1934 kaufte die Stadt Hildesheim ein Grundstück in der Kaiserstraße 1 (Ecke Kaiserstraße/Bahnhofsallee) und ließ dort das „Hermann - Göring - Haus“ errichten.10 Das Gebäude wurde nach einem Umbau als Polizeidienstgebäude am 1.11.1934 mit der Bezeichnung „Hermann- GöringHaus“ eingeweiht.11 In dem Dienstgebäude befanden sich außer dem 2. Polizeirevier, die Hauptwache, die Polizeiverwaltung und das Einwohnermeldeamt. Im Hinterhaus befand sich in zwei Stockwerken ein Polizeigefängnis mit 16 Einzelzellen und einer großen Gemeinschaftszelle. Das Gefängnis wurde auch von der Gestapo zur Unterbringung von Häftlingen benutzt.12 „Nach dem Pogrom am 9. November 10 (Vgl. Schäfer, Klaus, C 2011-2013, URL: http:// vernetztes-erinnern-hildesheim.de/pages/ home/hildesheim/themen/ns-institutionen/ polizeigefaengnis.php[23.10.2016]) 11 (Vgl. Deckner, Margit, C 2011-2013, URL: http://vernetztes-erinnern-hildesheim.de/ pages/home/hildesheim/themen/die-polizeiin-hildesheim.php [23.10.2016]) 12 Vgl. ebenda 5. Heutiges Denkmal an der Ecke Kaiserstraße/Bahnhofsallee wurden die erwachsenen männlichen Juden verhaftet und zunächst zum Polizeigefängnis in der Kaiserstraße geführt. Auch die Deportation der Hildesheimer Sinti im März 1943 in die Vernichtungslager lief über dieses Polizeigefängnis.“13 rations- und Vernichtungslager. Die größte Deportation fand am 1. März 1943 statt. Insgesamt wurden in den darauffolgenden zwei Märzwochen, 700 Sinti und Roma aus Niedersachsen nach Auschwitz deportiert.“16 „Beim Bombenangriff am 22. März 1945 wurde das Gebäude zerstört.“14 „In Hildesheim begann am 1. März 1943 die Verhaftung von 57 Sinti im gesamten Regierungsbezirk. Unter den verhafteten waren 33 Kinder unter 14 Jahren. Die in Hildesheim festgenommenen Sinti wurden ins Polizeigefängnis gebracht und dort „erkennungsdienstlich“ behandelt. Am nächsten Tag wurden sie mit einem Bus zum Braunschweiger Bahnhof transportiert. Nach einer zweitätigen Zugfahrt kamen sie im Zigeunerfamilienlager des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau an. Die meisten von ihnen starben innerhalb weniger Monate aufgrund der katastrophalen Zustände im Lager. Acht Sinti dieses Transportes wurden in andere Konzentrationslager verlegt. Nur wenige überlebten den Völkermord.“17 1.2.1 Die Deportation von Sinti und Roma in Hildesheim „Mit dem Festsetzungserlass vom 17.10.1939 begann die systematische Erfassung und Sesshaftmachung der Sinti und Roma durch die Kriminalpolizei. Die Sinti und Roma wurden in sogenannte kommunale Sammellager in Osnabrück, Braunschweig, Oldenburg, Hannover und Hildesheim zusammen gefercht.“15 „Ab 1940 begannen erste Deportationen von Sinti und Roma in Konzent13 (Vgl. Schäfer, Klaus, C 2011-2013, URL: http:// vernetztes-erinnern-hildesheim.de/pages/ home/hildesheim/themen/ns-institutionen/ polizeigefaengnis.php[23.10.2016]) 14 Vgl. ebenda 15 (Vgl. Schäfer, Klaus, C 2011-2013, URL: http://vernetztes-erinnern-hildesheim.de/ pages/home/hildesheim/themen/deportationder-sinti-und-roma.php[23.10.2016]) 16 Vgl. ebenda 17 Vgl. ebenda 08 Gebäudetrakt heute (2016) 1.3 Wiederaufbau 1953 1953 wurde an der Ecke Kaiserstraße/ Bahnhofsallee an gleichem Ort des im Krieg zerstörten „Hermann- Göring Haus“ ein neues Gebäude erbaut. Der Bauherr Heinrich Rath ermöglichte den Aufbau. Dieses Gebäude besteht bis heute (Stand: 2016) und besteht aus mehreren Gebäudeabschnitten und Verteilungen. Heute befindet sich in dem Gebäude die Wohnungsbau AG Hildesheim und verwaltet die gesamte Gebäudestruktur. Die Inhaberin Frau Engelmann und ihre Familie lebten schon damals in Hildesheim und halfen bei dem Bauvorhaben mit. In dem selben Gebäude sowie den sich anschließenden Gebäudeabschnitten befinden sich heute Geschäfte und Restaurants, Verwaltungsbüros von verschiedenen Unternehmen sowie Mietwohnungen. Einige Etagen und Geschäfte stehen heute leer, deshalb möchte ich einen Teil dieses Gebäudetraktes für meine Gebäudeanalyse, Projektstudie und die folgende Thesis verwenden. 09 2. Gebäudeanalyse 10 Erdgeschoss Grundriss Kellergeschoss Grundriss 11 1. Obergeschoss Grundriss 2. Obergeschoss Grundriss 3. Obergeschoss Grundriss 12 Ansicht Ost (Vorderseite) Ansicht West (Rückseite) 2.1 Bestand Das zur Umnutzung dienende Gebäude besteht aus insgesamt vier Geschossen sowie einem Kellergeschoss und einem Dachgeschoss. Das Erdgeschoss enthält drei voneinander getrennte Geschäftsund Gastronomiebereiche, wovon zwei im Moment leer stehen und eins genutzt wird als griechisches Restaurant. Das erste und zweite Obergeschoss wird zum Teil zum Wohnen vermietet und zum anderen Teil für Gewerbefirmen genutzt. In beiden Geschossen steht der eine Teil leer und der andere nicht. In dem dritten Obergeschoss befinden sich Mietwohnungen die vermietet sind. Das Kellergeschoss und das Dachgeschoss sind nach der Aufteilung der Räumlichkeiten und des Treppenhauses im Erdgeschoss begrenzt. 13 Ansicht Südseite - Raumaufteilung Ansicht Nordseite - Raumaufteilung Schnittansicht Südseite - Raumaufteilung Schnittansicht Nordseite - Raumaufteilung 2.2 Ansichten und Schnitt Eine kontinuierlich, aufeinander aufbauende Raumaufteilung ist zu erkennen. Das Gebäude kann in der Mitte einmal gespiegelt werden und die Raumaufteilung ist komplett identisch. Eine strenge, klare Linienform, wie es zu 50er Jahren üblich war, ist zu erkennen. Ein Bau aus mehreren aufeinader aufbauenden Kuben entsteht. Das Gebäude verändert sich in den Deckenhöhen aufgrund einer von der Rückseite zulaufenden Treppe, die es ermöglicht schneller in das 1. Obergeschoss zu gelangen. Die Deckenhöhen variieren zwischen 2.50 m und 3.50 m. In den Obergeschossen sind die Deckenhöhen identisch. 14 3. Obergeschoss Grundriss Schnittansicht Vorderseite 15 Vorderseite Fassadenstruktur Rückseite Fassadenstruktur 2.3 Außenfassade (Form und Ordnung) Die Vorderseite des Gebäudes ist geprägt von einem ausragenden Kubus, verkleidet mit einer Sandsteinfassade der den Balkon im 3. Obergeschoss bildet. Etwas zurückgebaut ist das Hauptgebäude, hier wurde eine rote Putzfassade gewählt. Der Abschnitt des Dachbodens ist verkleidet mit Holzlamellen die in der gleichen roten Farbe angestrichen wurden. Die Fensteraufteilung bildet eine einheitliche Fassadenstruktur. Die Rückseite des Gebäudes weist ebenfalls eine einheitliche Fassadenstruktur auf. Die Betonfassade ist in einem einheitlichen Mintgrün gestrichen. Die Außenfassade des Gebäudes ist seit dem das Gebäude neu erbaut wurde so erhalten geblieben. Die Putz- und Sandsteinfassade zeigt aufgrund der vielen Jahre manche Defizite und Schmutz und Erneuerungsbedarf in der Außengestaltung an. 16 2.4 Raumstruktur (Form und Ordnung) Das entscheidende Element von dem Gebäude ist das Erdgeschoss. Das Erdgeschoss wurde nach hinten raus erweitert. Der Kellergrundriss zeigt hier noch Treppen an und Schächte für Kohleneinwürfe, die es aber nicht mehr gibt, weil der Keller der Erweiterung angepasst wurde. Daraus entstehen 2 aufeinander aufbauende Kuben. Des weiteren entsteht ein Kubus der die 3 Obergeschosse und das Dachgeschoss bildet und auf dem Laden aufgebaut ist. Eine einheitliche Grundstruktur im Aufbau des Grundrisses ist zu erkennen und variiert minimal. Was bleibt ist die strenge und klare Linienführung in der Grundrissaufteilung sowie in der Außenfassade. Raumstruktur, Grundrisse Die Aufteilung der Kuben und die Fassadenstruktur sind rechts nochmal erkenntlich gemacht. 17 Vorderseite - Raumbildung (Körper und Raum) Rückseite - Raumbildung (Körper und Raum 18 6. Lageplan 2.5 Lage, Verkehrsanbindungen Das Gebäude, welches ich für meine Projektstudie gewählt habe, befindet sich in Hildesheim an der Ecke Kaiserstraße/ Bahnhofsalle 11 und ist ein Gebäude von mehreren zusammenhängenden Gebäudetrakten. In unmittelbarer Nähe befindet sich der Hauptbahnhof sowie die Fußgängerzone (Stadtmitte). Das Gebäude liegt Nahe an der Hauptstraße, was zu beachten ist. Parkflächen und Fußwege sind unmittelbar vor dem Gebäude zu finden. 19 3. Recherche 50er bis 60er Jahre 20 7. Wirtschaftlicher Aufschwung, 50er jahre 9. Sputnik kreist im All, 1957 8. Fußballweltmeisterschaft 1954, Fritz Walter mit Jules Riemet Pokal 10. Lichtspielhaus in Essen, Interieur der 50er Jahre 3.1 Zeitalter und Lebensstil Nach den Kriegsjahren wollte Deutschland wieder Spaß am Leben haben. Deutschland befand sich in einem Umbruch zwischen Wiederaufbau, dem Wunsch, die Kriegszeiten zu vergessen und neuem, modernem Aufbauen. Man wollte einerseits die alte Tradition bewahren, aber auch die neue Zeit bedenken, somit vermischten sich alte und neue Stilelemente und brachten so auch einen neue Mischung des Lebensgefühls. Vor allem in den USA, aber auch in Deutschland wollte man modern und modisch sein. Dies zeigte sich in der Raumausstattung, bei der Möbelsgestaltung, in dem modernen Lebensstil, in neuartigen Formen und der zeitgemäßen Zweckmäßigkeit. Die Möbel, Produkte und Kleidung sollten Zeitlosigkeit verkörpern und gleichzeitig mehr Funktionalität aufzeigen. Freigeformte Sitzmöbel und Nierentische sind ein Erkennungsmerkmal der 50er Jahre. Die damals sehr populäre Zeitschrift Magnum warb mit den Worten „Wir schaffen für eine Zukunft an, die wir nicht zu denken wagen.“ In der Wohnwelt sollte das provisorische Möbelstück zu einer permanent wandelnden Form kultiviert werden. Das Mobile sollte das Immobile ersetzen. Eine gute Form, die moralischen und ethischen Anspruch auf den Menschen des Zeitalters und seiner Umgebung anpasst, war das Ziel. Eine vielfältige Formenwelt entstand in den USA, in England, Frankreich, Italien und Deutschland. Ebenso entstand der Art-Déco oder Retro-Stil, der sich in den Gebrauchsgütern zeigte. Dazu zählten Auto, Kühlschrank, Cocktail-. sessel, Nierentisch und Tütenlampe. 11. Konrad Adenauer (1876-1967) 1. Bundeskanzler, Bundesrepublik Deutschland Amtszeit 1949-1963 In der Nachkriegszeit gab das Auto ein neues Freiheitsgefühl. Die meisten in Deutschland konnten sich ein Auto jedoch kaum leisten. Durch die schnelle Entwicklung der Wirtschaft wurde es aber möglich (Wirtschaftswunder). 1954 gewann Deutschland die FußballWeltmeisterschaft. Dies führte zu erneutem Aufschwung und gleichzeitig zu immer beliebter werdenden Rundfunk-und Fernsehgeräten. Auch Kinos wurden immer beliebter. 1957 schoss die Sowjetunion den ersten Satelliten Sputnik ins All. 21 12. VW T1 „Bulli“ 1949-1950 13. Der millionste VW Käfer läuft vom Band 14. Opel Kapitän, 1953-1955 15. Opel Kapitän, 1953 17. BMW Isetta, 1955-1962 18. Buick Roadmaster, 1950 16. Opel Kapitän, 1953 19. Vesper 20. Cadillac Modell Fleetwood, 1959 23. Chrysler Imperial, 1960 Automobile wie der Buick mit betontem Kühlergrill, typischen Chromzähnen und einer assoziierenden Mischung aus Fahrzeug und Flugzeug waren typisch für dieses Jahrzehnt. Jedes Design, das über die übliche funktionale Form hinausging, war und ist immer noch beliebt für Sammler. Die gesamte Konsumwelt besann sich auf das Prinzip des jährlichen Linienwechsels in der Mode, der Architektur und im Möbeldesign. 22 24. Elvis Presley 25. James Dean 26. Jerry Lee Lewis 27. Marylin Monroe 28. Brgitte Bardot 29. Rock & Roll 3.1.1 Musik, Stars, Mode Der Rock’n’Roll war der auffälligste und populärste Musikstil in den 50er Jahren. Zu den Musikhelden gehörten Elvis Presley, Jerry Lee, Lewis und Buddy Holly. Besonders in Deutschland in der schweren Nachkriegszeit war der Musikstil bei der Jugend sehr beliebt und bewirkte die Abgrenzung von der älteren Generation. Petticoats, Röhrenjeans und schwarze Lederjacken gehörten zur neuen Mode, die durch James Dean und Elvis Presley geprägt wurden. Auch deutsche Künstler wie Peter Kraus oder Drafi Deutscher nahmen den amerikanischen Musikstil auf. Rockabilly, Folk Rock, Soul, Doo- Wop und R&B prägten die 50er Jahre-Musik ebenfalls. Ike & Tina Turner, Ray Charles und auch deutsche Schlager wurden populär. Die 50er Jahre-Musik war von einem großen Umschwung geprägt. Da man die schweren Jahre nach dem Krieg vergessen wollte, gab es viele Gegensätze in der Mode. Frauen woll- ten wieder mehr Weiblichkeit zeigen und trugen Petticoats oder Bleistiftröcke. Die Mode der Frau war die einer Grande Dame und wurde geprägt durch amerikanische Schauspielerinnen wie Marilyn Monroe und Brigitte Bardot. Christian Dior, Pariser Modedesigner, entwarf den „New Look“. Wadenlange Röcke und eng anliegende Blusen waren fester Bestandteil dieses Modestils und betonten den weiblichen Körper. Ebenso waren zur Mode farblich angepasste Hüte ein fester Bestandteil der Damenmode. Junge Mädchen trugen häufig weite Röcke. Auch Cocktailkleider wurden zur Mode, und dazu gehörten Stöckelschuhe mit Pfennigabsätzen. Im Alltag trugen Frauen eher Zweiteiler wie Bluse und Rock oder Rock und Twinset. Die Mode war sehr elegant. Auch neue Materialien wie die Kunstseide eroberten den Markt. Kleidungsstücke aus Kunstseide waren häufig bunt und hatten viel Glanz und Glamour. Bei der Herrenmode gab es ebenfalls Veränderungen und Neuerungen. Nylon- und Perlonhemden wurden modern. Männer in gehobener Schicht trugen oft Hüte zum Anzug oder zum Mantel. Junge Männer dagegen hatten Vorbilder wie James Dean oder Elvis Presley und kleideten sich dementsprechend mit Blue Jeans und Lederjacken. Totale Gegensätze prägen die 50er Jahre auch in der Mode, einerseits elegant, aber auch lässig und „cool“. 23 30. Spiegel, Frühjahr / Sommer Herrenmode 1956 31. Spiegel, Herbst / Winter Herrenmode 1956/57 36. Dior, von Yves Saint Laurent 32. Spiegel, Frühjahr / Sommer, Herrenmode 1957 33. Spiegel, Herbst / Winter, Herrenmode 1957/58 37. Carefree, Sommer Kleider 1950 34. Farbmuster, Floral Print 50‘s, Rockabilly Kleid 35. Farbmuster Petticoat, rot weiße Dots 24 3.2 Architektur und Innenarchitektur Die sogenannte „Stromlinienform“ war eine Vorraussetzung für den 50er JahreStil. Mit abgerundeten Formen wurde schon in den 30er Jahren experimentiert und sie waren üblich für Verkehrsmittel und den Schienen- oder Luftverkehr. Die Stromlinienform wurde aber auch auf Küchengeräte, Möbel und andere Assecoires ausgeweitet. Ein dynamisches und zeitgemäßes Aussehen besonderer Art entstand. Die Dynamisierung entstand immer dann, wenn es in der Wirtschaft schlecht aussah, weil man sich dann mit der Formgebung intensiv auseinander setzen musste. Wohlstand und Lebensstandard waren führend in den USA. „Luxus von der Stange“ hieß es. Wünsche wurden erweckt und als „Wunder“ verkauft. Die USA brachte eine neue Schönheit, neuen Optimismus und einen neuen Mythos mit sich. Gebrauchsgüter wie Eisschrank, Waschmaschine, Küchengeräte, Staubsauger und Automobile wurden im modernen 50er Jahre-Stil verkauft. Modernität war die höchste Priorität. Modern und modisch gestaltete Schönheit bekamen kommerziellen Wert. Dies erkannte die amerikanische Industrie: „Je moderner sie einen Gegenstand formen ließen, umso mehr musste er dem Gesetz der Veralterung erliegen“. Beim Re-Design übertrug man bereits bestehende Güter in eine zeitgemäße Form. In den 30er Jahren von den Amerikanern praktiziert, wur- de es in den 50er Jahren überholt. Das bedeutet: was z.B. 1952 modern war, musste 1953 schon wieder überholt sein. Dieses amerikanische Wirtschaftsprinzip funktionierte auch in Deutschland, woraus später das Wirtschaftswunder resultierte. Die Amerikaner benutzten das Wort „Obsolescence“, was soviel wie kalkulierte Veralterung des Modernen bedeutet als Triebkraft in der Formgebung dieses Jahrzehnts. Nach dem 2. Weltkrieg setzte eine Konsumartikel- Produktion ein. Dank amerikanischer Finanzhilfe konnte man im westlichen Europa nachziehen. Im Krieg entwickelte und erlernte Technologien und Produktformen wurden nun für den kommerziellen Gebrauch nutzbar gemacht. Ein Personenbeispiel ist der amerikanische Architekt Charles Eames. Er verbesserte Sperrholztechniken für Flugzeuge und brachte nach dem Krieg die gewonnenen Erfahrungen in seinen Möbelkonstruktionen ein. Die Architektur war geprägt von der Not der Zeit, dem Wirtschaftswunder, dem Umgang mit der Zerstörung und den Ruinen sowie dem Kontrast von Altem und Neuem. Die Bauweise war teilweise sehr funktional, allerdings waren die Stilvielfalt und der Reichtum an unterschiedlichen Formen und Details charakteristisch für die deutsche 50er Jahre-Architektur. Außen fanden sich kunstvoll gestaltete Türgriffe, Tütenlampen, Mosaike, Plastiken, Buntverglasungen, die Durchformung von Treppenhäusern, Experimentierfreudigkeit mit Materialien, ausschwingende Dächer und die Freude an Farbe. Die Skelettbauweise, Fensterbänder, die Arten der Fassade, geschwungene Ornamente, Linienformen und Treppenhäuser waren ein weiteres Merkmal. Ebenfalls waren Reklameschilder aus Leuchtstoffröhren und auffälligen neonfarbigen Leuchten typisch für dieses Jahrzehnt. A s s e c c o r e s Das Warenhaus MACY’S und die Lampenfabrik Heifetz schrieben 1950 einen Wettbewerb aus für „zweckmäßige und preiswerte Tisch und Stehlampen“. Architekten, Designer und Studenten lieferten originelle Entwürfe ab zu Tütenlampen, Stehlampen auf Drahtfüßen, und phantasievollen Gebilden aus Eisenformen. Heute verwendet man Art-Déco-Leuchten aus Chrom, Lochblech, Plexiglas, Stahldraht, Keramik, Glas und Holz. 38. Skelettbauweise 39. Neonleuchtstoffröhre, Reklame i 40. Lampe in Tütenform 25 41. Rundungen und Organische Form .42 Robsjon-Gibbings Tisch 43. Antony- Stühle, Jean Prouvés 44. Neonleuchtskulptuen in einem Glasfußboden 46 Modern Retro Wohnbereich 45. Muschelplättchen Lampe, Verner Panton 48. Japanballon, Isamu Noguchi 47 Fun Lamp, Verner Panton 49. Coconut-Stuhl, George Nelson (gelb) Svanen-Zweisitzer, Arne Jacobsen (orange) Kaffetisch, Paul Frankl (Holz) Glas, aus Italien 50. PH 50, Retro Leuchte, Poul Henningsen 26 51. Radschirm, Wellemlien- Muster, 50er Jahre 52. Textilienentwurf von Jaqueline Groag, 1952 53. Teppichmuster, Pop-Art, Verner Panton 54. Stoff-Design (Körbe, Vögel, Schalen) Marian Mahler, 1953 55. Stoffmuster von Judy Ross 65. Teppich von Judy Ross Im Retro- Stil werden meistens Pastelltöne als Farben verwendet z.B. ein zartes Rosa oder Himmelblau. Auch grelle Farben werden häufig als dynamische Akzentuierung verwendet. Als Ausgleich dazu bieten Creme-Weiß, Braun, Olive, Petrolgrün und Schwarz eine gelungene Farbkombination. Der Retro-Wohnstil schafft durch erdenfarbige und beruhigende Farben ein Raumgefühl zum Wohlfühlen. Grafische Muster, Rautenmuster, stilisierte Pflanzen und blumige Motive finden sich als Mustertapete für den Wohnbereich und auch auf Textilien wie Decken, Kissen und Vorhängen wieder. 3.3 Materialien, Farben, Formen Der 50er Jahre-Stil oder auch häufig „Retro- Stil“ genannt ist von seiner Zeitlosigkeit geprägt. Nicht nur im Wohnbereich, sondern auch in Shops, Cafés, Restaurants oder Diners werden Stile aus den 50er und -70er Jahren wieder Trend. Der 50er Jahre-Stil ist geprägt durch klare, schlichte Linienführungen und organische Formen wie z.B. bei dem „ Nierentisch“ oder dem „Cocktailsessel“. Funktion und Form bilden einen guten Komfort und eine gute Design- Optik. Kultmöbel wie der „Lounge Chair“ von Charles Eames, „Das Ei“ von Arne Jacobsen oder auch der „Panton Chair“ von Verner Panton bestechen mit ihrem Profil, optimaler Funktionalität und gehören zu den Designklassikern des Retro- Stils. Neben Naturmaterialien wie Eiche, Buche, Teakholz, Leinen und Baumwolle werden auch verschiedene Kunst- und Schaumstoffe verwendet. Beispiele sind z.B. der aufblasbare Sessel „Blow“ oder ein mit Styroporkügelchen gefüllter Sitzsack, „Sacco“ genannt. Die Pop-Art-Bewegung fließt dort mit ein. Auch Porzellan-Sets für Kaffee und Tee sowie robuste, bunte Gläser waren ebenfalls beliebt. 27 66. Wohneinrichtung im 50er Jahre Retro-Stil 67. Holzmöbel im 50er Jahre Retro-Stil 68. Pop Art Gestaltung (eher 60er - 70er Jahre) 69. Lebendige Farbtöne, weiche Heimtextilien 70. Wohneinrichtung im 50er Jahre Retro-Stil 71.Knallige Fraben, schrille Muster 74. Retro Sessel 73. Nierentisch 72. Rockabilly Stuhl 75. Sessel Blow, 1967, Jonathan De Pas 76. Cocktailsessel 77. Sacco, 1968, Gatti, Paolini, Teodoro 28 78. Ray & Charles Eames 3.4 Architekten 3.4.1 Charles & Ray Eames Charles Eames wurde 1907 in Saint Louis, Missouri geboren und studierte in St. Louis an der Washington University Architektur. 1930 eröffnete er sein eigenes Architekturbüro. Er erhielt 1938 ein Stipendium an der Cranbrook Academy of Art in Michigan, wo er später Design lehrte. 1940 gewann er mit Eero Saarinen, einem weiterern bedeutenden Architekten der 50er Jahre, den ersten Preis beim Wettbewerb „Organic Design in Home Furnishings“, auf deutsch „Organisches Design für Wohnraumausstattungen“, ausgeschrieben von dem Museum of Modern Art in New York. Ray Eames, geboren 1912 als Bernice Kaiser in Sacramento, Kalifornien studierte am Bennet College in Millbrook, New York Malerei. Sie belegte bis 1937 an der Hofmann School Malereikurse und nahm 1937 an der ersten Ausstel- lung für Künstler im Riverside Museum in New York teil. 1940 begann sie an der Cranbrook Academy of Art zu studieren und heiratete 1941 Charles Eames. Charles und Ray Eames entwickelten während des 2. Weltkrieges verschiedene Flugzeugteile, Beinschienen und Tragbahren aus dreidimensionalen Sperrholzplatten. Durch diese erlernte Technik des Verbiegens von Schichtholz mit Dampf lieferten sie später erfolgreiche Möbelentwürfe. Später widmete Charles Eames sich dem Fiberglas und Aluguss zu. Das bekannteste Produkt ist der Lounge Chair, der noch heute beliebt ist. In Zusammenarbeit mit der Firma Hermann Miller entstand nicht nur das Design von Möbelstücken, sondern auch die Konzeption von kompletten Produktlinien. Gemeinsam arbeiteten sie in der Architektur, in der Ausstellungskonzeption, in der Fotografie und in Multimedia Präsen- tationen. 1949 bauten sie ihr Wohnhaus, welches „Eames House“ genannt wird. Mit ihrem Designverständnis bestimmen sie die Werte und die Ausrichtung des Unternehmens Vitra auf verschiedene Weise bis heute. Sie und Eero Saarinen gelten als wegbereiter für die 50er Jahre-Nachkriegsmoderne, -Architektur und -Möbelkonstruktion. 29 79. Plastic Chair, 1950 80. Wire Chair, 1951 81. Lounge Chair, 1956 82. La Chaise, 1948 Eames House Alle tragenden Bauteile stammten von Metallhändlern. Es entstand eine 5,10 m hohe Fassade, die in mehrere rechteckige, farbige Flächen unterteilt ist. Die Flächen werden von dünnen, schwarzen lackierten Stahlträgern unterbrochen. Eukalyptusbäume rundherum bilden einen Kontrast zu der Fassade. Das Haus ist von der Natur umgeben. 83. Eames House, 1949 84. Eames House, 1949 30 86. Deutscher Pavillion, 1958 87. Deutscher Pavillion, 1958 85. Egon Eiermann 88. Matthäuskirche, 1953 89. Matthäuskirche, Foto von 1997 90. SE 18 Klappstuhl 91. Korbsessel 92. Windlicht Leichtigkeit und Gradlinigkeit aus, was in seinen späteren Bauten eine filigrane Außenschicht für Sonnenschutz, Sicherheit und Unterhalt steigerte. Technische Elemente wie Fluchttreppen, Aufzüge und Maschinenhäuser wurden zu ästhetischen Elementen seiner Architektur. Die Matthäuskirche in Pforzheim aus dem Jahre 1953 und der Deutsche Pavillion auf der Weltausstellung in Brüssel 1958 sind nur 2 Beispiele seiner Architektur. Er hat nicht nur in der Architektur, sondern auch in der Möbelkonstruktion bedeutende Werke hinterlassen. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Architekten der Nachkriegsmoderne. “Und nun zeichnen Sie einen Stuhl! “, rief Egon Eiermann in den überfüllten Hörsaal, “ so wie er Ihnen gerade einfällt! Wenn Ihnen gar nichts einfällt, zeichnen Sie einen Liegestuhl!“ Im Jahre 1947 stellte er seinen Studenten dies eine Aufgabe. Egon Eiermann war immer auf der Suche nach dem „Stuhl des Lebens“ und suchte immer neue Stühle für das jeweilige Bauprojekt. 3.4.2 Egon Eiermann Egon Eiermann (1904-1970) war ein deutscher Architekt, Möbeldesigner und Hochschullehrer. Er studierte nach dem Abitur an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg Architektur. Nach dem Diplom arbeitete er im Baubüro der Karstadt AG in Hamburg und von 1931-45 als selbstständiger Architekt in Berlin. 1947 wurde er Dozent an der Technischen Hochschule in Karlsruhe und hatte dort bis zu seinem Tod sein Architekturbüro. Seine Bauten zeichnen sich durch elegante 31 93. Arne Jacobsen 94. City Hall, Uhr 95. Die Ameise, Stuhl 96. Das Ei, Sessel 98. Grand Prix, Stuhl 99. Serie 7, Stuhl 3.4.3 Arne Jacobsen Royal Hotel in Kopenhagen entwarf er auch in Deutschland Gebäude wie das Gymnasium Christianeum in Hamburg- Othmarschen und das Vattenfall Europe Hamburg AG-Gebäude. Arne Jacobsen (1902-1971) gilt als einer der bedeutendsten Architekten und Designer Dänemarks. Sein funktionalistischer Stil ist weltweit bekannt. Dieser Stil wurde durch das Bauhaus beeinflusst. Die Architektur zeichnet sich durch klare Formsprache, die sich nach Geometrie und Material richtet, aus. Jacobsen war ein ehrgeiziger Architekt und gestaltete seine Gebäude sehr strickt, sodass nicht viel Raum für Veränderungsvorschläge blieb. Neben seinen Arbeiten wie dem SAS Seine Design-Produkte orientierten sich mehr an den organischen Formen. Hierbei entwickelte Jacobsen an abstrakte Kunst erinnernde Objekte, die sich durch prägnante und klare Gestalt auszeichneten. Jacobsen war Botaniker und integrierte so die Naturverbundenheit auch in seine Möbel. Viele seiner Objekte entstanden in den 97. Der Schwan, Stuhl 50er Jahren und wurden populär. Die Objekte haben Namen wie „Die Ameise“, „Das Ei“, „Der Schwan“, „Grand Prix“ oder „Serie7“. Alle seine Objekte wurden in Zusammenarbeit mit der Firma Fritz Hansen entwickelt und auch heute noch produziert. In seiner Laufbahn konstruierte Jacobsen ebenfalls drei Wanduhren für verschiedenen Gebäude: die „Roman Wanduhr“ für das Aarhus Rathaus (1942), die „City Hall“ für das Rathaus Rødovre (1956) und die „Bankers Wanduhr“ für die Nationalbank von Dänemark (1971). 32 100. Verner Panton 3.4.4 Verner Panton Verner Panton wurde am 13. Februar 1926 in Gamstofte, Dänemark geboren. Panton besuchte die Odense Technical School sowie die Royal Academy of Fine Arts in Kopenhagen. In der Zeit von 1953 bis 1955 studierte er in verschiedenen europäischen Ländern und war unter anderem Mitarbeiter im Büro von Arne Jacobsen. Ab 1955 wurde er freiberuflicher Architekt und Designer und gründete 1957 ein Design Atelier in einem umgebauten VW- Bus. Zudem war er 1984 Professor für Industrial Design an der Hochschule für Design in Offenbach. Verner Panton widmete sich Entwürfen von Möbeln, Lampen, Teppichen, Wanddekorationen, Uhren, Kleidern, Accessoires und anderen Dingen. Zu seinen bekannten architektonischen Entwürfen zählen das „Cardboard House“ (1957), das „Komi-gen“ Inn (1958), das „Spherical House“ (1960) und das „Plastic House“ (1960), die alle in Dänemark stehen. Im Bereich des Designs entstanden die „Drahttüte“, der erste freischwingende Kunststoff-Stuhl 1959 für Fritz Hansen und der sehr bekannte Panton-Chair. Der Kunststoff-Stuhl und der PantonChair waren wegweisend für weitere Designer nach Panton. Besonders in den 1960er und 1970er Jahren ging Panton mit neunen Formen, Farben und Materialien an die Öffentlichkeit. Sein Werk war häufig umstritten und führte zu ver- schiedenen Meinungen, doch zahlreiche Ausstellungen begleiteten seine Werke. Die Innenraumausstattung von Gebäuden war ebenfalls Teil seines Designs. Im Astoria Hotel im niederländischen Trondheim (1960), im Spiegel Publishing Haus (1971) und im Gruner + Jahr Publishing Haus in Hamburg (1974) oder im Circus Building in Kopenhagen (1984). Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen in Design, Architektur und Innenarchitektur. Verner Panton wurde 72 Jahre alt undstarb am 5. September 1998 in Kopenhagen. 33 101. Spiegelverlagshaus Hamburg, 1969 102. Panton - Chair, 1959 104. Spiegelverlagshaus, Wartezone, Hamburg, 1969 105. Visiona 2 Ausstellung, 1970 - Organisch, eluchtende Raminstallation 106. Varna Restaurant, 1971 107. Kom-igen, 1958 108. Tütenstuhl 103. Drahttüte, Stuhl, 1958-60 34 110. Wing Chair, 1960 und Tray Table, 1970 109. Hans J. Wegner 111. Wishbone Chair, 1950 112. Tray Table, Kaffeetisch, 1970 113. CH07 Shell Chair,1963 3.4.5 Hans Jörgensen Wegner mit 17 Jahren eine Lehre als Schreiner, wo seine Entwürfe erstmals gewürdigt wurden. Er studierte von 1936-1938 an der School of Arts and Crafts in Kopenhagen, wo anschließend seine Karriere als Architekt begann. Stühle, wie den China Chair und den Wishbone Chair, der von Carl Hansen & Son produziert wurde und zu seinem erfolgreichsten Designstücken zählt. Er gilt als einer der kreativsten und produktivsten dänischen Möbeldesignern aller Zeiten und erhielt viele Auszeichnungen. Außerdem war er an vielen Ausstellungen beteiligt. Hans J. Wegner starb 2007 im Alter von 92 Jahren. Die Carl Hansen & Sons Allianz begann 1949 mit der Herstellung von einer breiten Palette an Möbelstücken von Hans J. Wegner. Als eine treibende Kraft unterstütze Hans J. Wegner in den 1950er und 1960er Jahren mit „Danish Modern“ den Blick der Öffentlichkeit auf Möbel. Mit seiner Leidenschaft zu der Gestaltung von Stühlen, ist er berühmt für perfekt ausgeführte Gelenke mit exquisiten Formen, kombiniert mit Neugier auf Materialien und den natürlichen Eigenschaften von Holz. Minimalismus mit organischen und natürlichen Formen sind typisch für seine Entwürfe. Hans J. Wegner wurde 1914 in Tonder in Dänemark geboren. Er absolvierte Im Jahr 1940 wechselte er zu Arne Jacobsen und Erik Möller und begann dort mit der Gestaltung von Möbeln. Hans J. Wegner und der Meisterschreiner Johannes Hansen spielten eine wichtige Rolle bei der Einführung des modernen Designs in Dänemark. 1943 eröffnete Hans J. Wegner sein eigenes Zeichnungsbüro und entwarf 35 116. Elbow Chair, 1956 114 . CH37 Stühle, 1957 und CH327 Tisch,1962 117. Wishbone Chair, 1950 116. CH33 Stühle,1957 und CH006 Tisch,1982 115. CH37 Stühle, 1962 und CH002 Tisch,1982 36 118. Acrilica Lampe, 1962 117. Joe Colombo 120. Tube Chair, 1969 119. Elda, Lounge Chair, 1964 121. Marshmallow 122. Sormani Seating, 1967 3.4.6 Joe Colombo Joe Colombo wurde 1930 in Mailand, Italien geboren. Er arbeitete erst als Autohändler bis er später am Polytechnikum in Mailand Architektur studierte. 1962 eröffnete er in Mailand sein eigenes Designstudio. Sieben Jahre später wurden seine Werke im Museum of Modern Art in New York ausgestellt. Er gehörte in den 50er Jahren der Gruppe „Movimento Nucleare“ an, die sich gegen Terror einsetzte und war 1954 Ausrichter für die X.Triennale (eine Keramikausstellung) in Mailand. In den 60er Jahren wurde er einer der bekanntesten Designer und war aufgrund seines futuristischen Designs beliebt. Das Kunststoff Material bevorzugte er in seinen Entwürfen. Eine Vielzahl an Gebrauchsgütern und Möbelstücken treten seit der Retro Design Welle ab 1990 wieder in der heutigen Zeit auf. Seine Möbelstücke passen sich an die jeweiligen architektonischen Gegebenheiten und dessen benötigte Funktionen an. Sie stellen eine Mischung aus Dynamik-, Mehrzweck- und Wohnmaschine zugleich dar. Leuchten und Automobile beschäftigten Colombo ebenfalls. Er verstarb 1971 an seinem Geburtstag in Mailand an Herzversagen. 37 4. Beispiele Diner (American Style) 38 126. -131. Arizona Diner 4.1 Arizona Diner, Saarbrücken Das Arizona Diner in Saarbrücken lädt mit dem Slogan „Welcome Back to the fifties“ Menschen ein, die den typischen 50er Jahre-„American Style” erleben möchten. Der Inhaber des Diners, Cedric Becker, beschäftigt sich seit Jahren mit dem typischen American „way of life“ und ist fasziniert von den Vereinigten Staaten. Er unternimmt viele Reisen in die USA und konnte so Kontakte knüpfen, um Waren und Originaldekorationen im Vintagestil zu importieren. Aufgrund seiner Begeisterung über die USA beschloss er 2013, ein Stück von „Uncle Sam“ nach Saarbrücken zu holen und das Arizona Diner zu eröffnen. Das Diner nimmt Ihre Gäste mit auf eine Zeitreise, zurück in die „goldenen Fünfziger“. Die kulinarische Küche reicht von Original amerikanischer Küche, mit Burgern, Hot Dogs, Spare Ribs und Steaks bis hin zu Mexican Food und amerikanischen Milchshakes, Softgetränken und Bieren. Monatlich werden Themenabende mit Livemusik organisiert, die ebenfalls dem 50er Jahre-Stil entsprechen wie Rockabilly, Blues, Elvis und Rock’n’Roll. 39 123. The Diner, Hong Kong 124. Quater Back Restaurant, Frankreich 125. Daddy‘s Diner, Finnland 4.1.1 Interieur nem 50er Jahre „American Style“ Diner werden. Dazu ist häufig neonfarbiges Licht in Leichtblau, Mintgrün oder Pink als Beleuchtung und auch in den Reklameschildern und Logos enthalten. Grund und Boden. Ein weiteres Highlight sind kleine Jukeboxen, die an jedem Tisch platziert sind. Wirft man 1 € hinein, darf man aus mehreren Listen insgesamt drei Songs auswählen und kann dann zu alter Rock’n Roll Musik speisen. Der typische 50er Jahre-„American Style“ zeichnet sich durch schriille, herausstechende, bunte Farben aus. Ein kräftiges Rot oder türkisfarbene Sitzbänke waren keine Seltenheit. Darüber hinaus bestimmten die Farben nicht nur den Fußboden, die Wandfliesen, Tische und Ledersofas, sondern auch Küchengeräte und Accessoires. Sitzbänke, Barhocker und Tische mit einem farbigen Lederbezug und einem Chromgestell, dazu ein Fußboden mit Schachbrettmuster - dies sind typische Merkmale für den „American Style“. Daneben sind Pink, Mintgrün, Babyblau und Cremeweiß weitere Farbnuancen, die diesen Stil hervorheben. Retro- Gegenstände, wie Kühlschrank, Eismaschine, Jukebox und jede Menge Reklameschilder im Vintage- Look wie von Lollipop, Coca Cola und Rock’n’Roll lassen das Interieur zu ei- Die Inneneinrichtung des Fabulous Route 66 Diners führt den Gast durch eine Art Zeitreise der 50er Jahre im amerikanischen Stil. Amerikanische Idole, wie Frank Sinatra, James Dean, Elvis Presley und Marylin Monroe sowie Bilder und Werbeplakate zieren die Innenwände und die Theke, die so einen besonderen Blickfang darstellen. Die Sitzmöbel, aus kräftigen Rottönen und etwas dunkler gehaltenen Blautönen bestehend, ergeben eine wärmere Raumatmosphäre als zuvor. Ein sehr dezent gehaltener Fliesenboden aus Marmor verstärkt noch einmal die angenehme Atmosphäre. Eine orange- rötliche Beleuchtung und Accecoires und Beschriftungen erwecken amerikanischen 40 132. -137. Route 66 50‘s Diner 4.2 Fabulous Route 66 - 50’s Diner, Berlin Das Fabulous Route 66 Diners® ist ein weltweit sehr erfolgreiches Franchiseunternehmen- und -system im Bereich der Fast Food-Märkte. Das System ermöglicht jedem Franchisenehmer, Eigentümer des Restaurants zu bleiben und die Kontrolle über sein Vermögen zu erhalten. In der Qualitätssicherung achten die Mitarbeiter genau darauf, dass die Rohstoffe und Herstellung des Essens frisch und gut ist. Die Route 66 - Restaurants werden jeweils in einem typisch amerikanischen Stil gestaltet. Eine entsprechende Musik kann von den Gästen selbst ausgewählt werden. Der Franchisenehmer wird im Prozess von vielen Abteilungen unterstützt, unter anderem von der Immobilien-, Trainings-, Operations-, Marken-, Einkaufs- und Personalabteilung. In der Immobilienabteilung zum Beispiel wird eine Machbarkeitsstudie durch- geführt, um zu schauen, wo das neue Restaurant eröffnet werden soll. Wenn es sinnvoll ist, kann dort ein solches Konzept aufgebaut werden. Bei der Umsetzung machen die Mitarbeiter eine Kostenschätzung und haben auch eine Liste mit namentlichen Architekten, Ingenieuren und Speziallieferanten, um ein solches Franchiseprojekt aufzubauen. 41 5. Beispiele Retro Restaurants 42 138. Route 66 50‘s Diner Joyce Wang, geboren in Hawaii, hat es seit der Gründung ihrer Büros 2011 in Hong Kong und London in wenigen Jahren geschafft, mit ihren gleichnamigen Büros internationale Anerkennung zu gewinnen. Die Architektur bezieht sich auf interdisziplinäres und akademisches Know-how und dessen Inspirationen von gehobener, luxuriöser Gastfreundschaft und Wohndesign. Ihre preisgekrönten Projekte spiegeln häufig ein architektonisches Drama wider, welches das Publikum begeistert annimmt. 5.1 Ammo Restaurant, Hong Kong Inspiriert durch einen französischen Science-Fiction-Film namens „Alphaville“, aus den 60er Jahren von Jean-Luc Godhard, entwarf die Designerin und Architektin Joyce Wang eine Retro-, Vintage Restaurant-Bar in Hong Kong. Im Obergeschoss befindet sich eine Museumsgalerie, wo die Geschichte des Gebäudes ausgestellt wird. Das Gebäude wurde im 19. Jahrhundert von der britischen Armee gebaut. Die verwendeten Materialien und Design-Details bringen dem Gast die Geschichte dieses Ortes näher. Das markante Material Kupfer sowie die für diese Zeit charakteristische Mischung aus Futuristischem, der Installation von Maschinen und Retro-Design lässt einen Industriegebiet-Charakter entstehen. Luxusmaterialien wie Leder, Seide und Samt wurden gewählt, um die Details von Militär- und Industrieanlagen hervorzuheben. Zentrales Merkmal des Restaurants sind drei plastische, wendeltreppenförmige Kronleuchter aus gebogenem Kupferschmuck und Kupfer- rohren, die sich in dem oben genannten Film ebenfalls wiederfinden. Eine dynamische und dramatische Wirkung wird mit Hilfe des Designs, des Lichts und der Materialien erzeugt. Eine sechs Meter Hohe bunkerartige Decke wird von Kupferschienen getragen und der Raum wird warm beleuchtet, um auf die Geschichte von Sprengstoffmagazinen zu verweisen. Das Restaurant lädt dazu ein, die Bedeutung des Kontextes aus Geschichte und Film zu erfahren. 43 GRUNDRISS UND ANSICHTEN 140. Seitennsicht des Ammo Restaurants 139. Grundriss des Ammo Restaurants 142. Ansicht des Ammo Restaurants 141. Seitennsicht des Ammo Restaurants 44 143. Ammo Restaurant, Aussenansicht 144. Ammo Restaurant, Seitenansicht, Kupferschinen 45 “I like to approach designing an interior a bit like how a director makes a film. Every detail is thought through in how it fits together to create an atmosphere.” - Joyce Wang 145. Ammo Restaurant, Zeichnung, Möblierung 146. Ammo Restaurant, Zeichnung, Thekenansicht 46 147. Ameron Hotel, Außenperspektive 5.2 Cantinetta Restaurant & Bar im Ameron Hotel, Hamburg Nach 2 Jahren Bauzeit wurde im September 2014 das Ameron Hotel in der Hamburger Speicherstadt eröffnet. Der Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes in dem historischen Stadtviertel wurde von den Architekten Winking & Froh geplant. Für das Gestaltungskonzept waren die Innenarchitekturbüros Geplan Design aus Stuttgart und Fine Rooms aus Berlin zuständig. Das Hotel ist das einzige in der Speicherstadt und soll den Aufschwung vorantreiben. Die Inneneinrichtung des 4- Sterne Luxus Hotels sowie das Cantinetta Restaurant innerhalb des Hotels sind im Stil der 1950er- bis 1960er Jahre gestaltet. Während des 2. Weltkrieges wurde die Speicherstadt zur Hälfte zerstört. Der Architekt Werner Kallmorgen, ein weiterer bedeutender Architekt der Nachkriegszeit, engagierte sich für den Wiederaufbau. Besonders engagierte er sich für den Wiederaufbau von Theatern oder Opern, hinterließ aber besonders in Hamburg mit einigen Bauten seine Spuren. Die Grundidee war es die Gestaltung des Hotels rund um die historische Kaffeebörse zu entwickeln. Die Schwierigkeit bestand in der Verbindung von neuem und dem Erhalt der historischen Struktur des Gebäudes. Jede Entscheidung über das Aussehen, das Material, die Nachhaltigkeit, die Ökologie und die Budgetorientierung wurde mit einbezogen. Die traditionsreiche Kaffeebörse wurde in vergangenen Jahren als Veranstaltungsraum genutzt. Das Hotel unterhält neben dem historischen Kallmorgen-Bau in der Kaffeebörse einen separat nutzbaren Restaurant- und Veranstaltungsbereich. Eine historische Eisenbrücke verbindet das Haupthaus über den Brooksfleet zur historischen Kaffeebörse. Die Innengestaltung wurde mit der Kaffeetradition und dem Bezug zum Hamburger Hafen kombiniert. Die Lobby ist in dunklen und warmen Farbtönen gehalten. An die Lobby grenzt eine Bibliothek mit LoungeCharakter. Diese bildet gleichzeitig den Übergang zur Hotel-Bar. Eine Mischung aus Tradition und modernem Design spiegelt sich in dem Hotel wider. In dem einzigen Neubauelement ist das Cantinetta Restaurant untergebracht. Durch Panoramafenster haben die Gäste einen Blick auf den Brooksfleet. In einer offenen Showküche werden die Speisen zubereitet. Die Einrichtung, die sich an den 50er und 60er Jahre orientiert, bietet unterschiedlich gestaltete Sitzmöbel, farbenfrohe Kissen und durch den Einsatz von filigranen, einzeln dimmbaren Lampen eine gemütliche Raumatmosphäre. 47 148. Cantinetta Restaurant, Abendlicht 149. Cantinetta Restaurant, Tageslicht 151. Cantinetta Restaurant, Grundriss 150. Cantinetta Restaurant, Tageslicht 48 154. Wartesälchen, Außenansicht, Tag 152. Wartesälchen, Nacht, Neonreklame 155. Wartesälchen, Inneneinrichtung 153. Wartesälchen, Theke 5.3 „Wartesälchen“ Café & Deli, Pavillon Koblenz Zur Gründerzeit, als die Befestigungswälle von Koblenz aufgelöst wurden, entstand der Friedrich-Ebert-Ring. Nach dem Krieg wurde an dem gleichem Ort der Ring ausgebaut. Es entstand ein Mittelstreifen und ein Verkehrspavillon. Dieser Pavillon wurde von dem Koblenzer Architekten Otto Schönhagen (1885-1954) entworfen, angelehnt and Wartehallen in Bahnhöfen von Köln und Düsseldorf. Die Nutzung des Pavillon als Zeitungskiosk wurde 2011 eingestellt. Der Pavil- 156. Wartesälchen, Inneneinrichtung lon wurde aber unter Denkmalschutz gestellt, weil der typische Stil der 50er Jahre aus der Baukunst hervorgeht. Das Architekturbüro Thillmann aus Koblenz realisierte in enger Zusammenarbeit mit dem Amt für Denkmalpflege ein Café im Stil der 50er Jahre. Das Entwurfsziel war eine Rekonstruktion des damaligen Retro- Zustandes. Das Ergebnis war eine Fifties-Caféstube. Das Interior wurde in Anlehnung an die vergangenen Zeiten gestaltet. Eine Preistafel erinnert mit der Darstellung von Einzelbuchstaben an Wechselpreisschilder der 50er Jahre. Zentrales, raumbil- dendes Element ist eine Thekenanlage, die mit Massivholz verkleidet ist. Die Neon-Leuchtreklame auf einem weit hervorragenden, halbrunden Dach und die umlaufende Glasfassade und die Haustechnik sind umfassend erneuert worden. Im Mai 2014 wurde der Pavillon als „Wartesälchen“ eröffnet. Allerdings wurde dieser 2016 geschlossen und steht nun leer. 49 6. Fazit 50 Fazit Die Gebäudeanalyse zeigte mir auf, dass das Gebäude manche Schwierigkeiten aufzeigte. Da das Gebäude in den 50er Jahren wieder neu aufgebaut wurde, hat sich bis heute Vieles verändert. Was aber blieb ist die Außenfassade und der Grundaufbau des Gebäudes. Eine klare Lienienform in der Gebäudestruktur, ergibt eine gute Ausgangsbasis zum Gestalten. Das Gebäude zeigt mehrere Gestaltungsmöglichkeiten auf, um ein 50er Jahre Retro Restaurant oder ein Amerikanisches Diner zu gestalten. Die Recherche über die 50er - 60er Jahre hilft mir sehr um Anregungen, und Gestaltungsideen zu Material, Farbe und Form, Retro, Lebenststil sowie dem Grundaufbau eines Restaurants in den 50er Jahren zufinden. Ich habe amerikanische Diners im 50er Jahre Style und 50er Jahre- Retro Restaurants hauptsächlich innnerhalb Deutschlands als zwei Gestaltungsmöglichkeiten ausgewählt, sodass ich später für meine Thesis mehrere Ideen und Gestaltungsmöglichkeiten anwenden kann. Heutzutage wird Vieles, was es früher gab wieder modern. Aufgrund dessen finde ich das Thema 50er Jahre in Kombination mit Gastronomie und Geschichte sehr intressant und variantenreich. Nun gilt es eine gute Mischung aus alt und neu zu schaffen und einen eigenen kreativen Standpunkt zu entwickeln. Die Geschichte der 50er bis 60er Jahre, das Gefühl von Nachkriegszeit, Wiederaufbau und Wirtschaftsaufschwung soll ergreifbar gemacht werden. Die Projektstudie bietet mir eine gute Ausgangsbasis und einen guten Aufbau zum weiteren Gestalten und Ideen finden für die darauffolgende Thesis. Meine Projektstudie beginnt schon mit dem Slogan, am Ende meiner Thesis, soll es heißen „Back to the 50‘s“. 51 7. Anhang 52 Literaturverzeichnis Bangert, Albrecht: Der Stil der 50er Jahre 1 , Möbel und Ambiente, München: Wilhelm Heyne Verlag, 1983 Bangert, Albrecht: Der Stil der 50er Jahre 2 Design und Kunsthandwerk, München: Wilhelm Hexne Verlag, 1983 Bingham, Neil und Weaving, Andrew: Restro Style, Berlin: Nicolaische Veragsbuchahndlung Beuermann GmbH, 2001 Günther, Sonja: Die fünfziger Jahre, Innenarchitektur und Wohndesign, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1994 Hügel, Hans: „ist im traditionalistischem Sinne wieder aufzubauen!“ - Architektur in Hildesheim, Die 50er Jahre, Hildesheim: Bernward Verlag, 1993 Maenz, Paul: Die 50er Jahre, Formen eines Jahrzents, Stuttgart: Gert Hatje Verlag, 1978 Bilderverzeichnis Abb. 1. -3. https://www.hildesheimerallgemeine.de/bomben.html Abb. 4. http://vernetztes-erinnern-hildesheim.de/pages/home/hildesheim/ themen/ns-institutionen/polizeigefaengnis.php Abb. 5. Denkmal am Gebäude, eigenes Foto Abb. 6. Lageplan, Katasteramt Hildesheim Abb. 7. http://www.autobild.de/klassik/ bilder/autos-der-50er-jahre-1230921. html#bild1 Abb.8. https://www.bpb.de/cache/ images/6/147276-3x2-article620. jpg?D8A0F Abb. 9. https://www.welt.de/img.jpg Abb.10. http://www.lichtburg-essen.de/ bildergalerien/051117_lichtburg/images/Lichtburg_01.jpg Abb. 11. http://wahrer-wortwert.de/ wp-content/uploads/2014/01/KonradAdenauer.jpg Abb. 12. http://www.berliner-zeitung. de/ratgeber/auto/--6088304 Abb. 13. http://www.planet-wissen.de/geschichte/deutsche_geschichte/wirtschaftswunder/ introwunderkaefergjpg100~_v-ARDAustauschformat.jpg Abb. 14. - 17. http://www.berliner-zeitung.de/ratgeber/auto/--6088304 Abb. 18. http://momentcar.com/images/buick-roadmaster-1950-3.jpg Abb. 19. http://www.planet-wissen. de/geschichte/deutsche_geschichte/geschichte_der_gastarbeiter/ portraetgastarbvespagjpg100~_v-gseagalerieportraitxl.jpg Abb. 20. - 21. Seite 98-99, Bangert, Albrecht: Der Stil der 50er Jahre 2 Design und Kunsthandwerk, München: Wilhelm Hexne Verlag, 1983 24. http://www.elvis.com/assets/images/photos/elvis/1950s/INV16714.jpg 25. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/40/James_ Dean_-_publicity_-_early.JPG/220pxJames_Dean_-_publicity_-_early.JPG 26. http://i.dailymail.co.uk/i/ pix/2008/05/23/article1021569-015CF65B0000057820_468x504.jpg Abb. 27 http://atlassociety.org/images/ marilyn-monroe-ayn-rand-admired. jpg Abb. 28 http://a5.files.biography.com/image/upload/c_fit,cs_ srgb,dpr_1.0,q_80,w_620/MTE1ODA- 0OTcxNTQ4NzA2MzE3.jpg Abb. 29 http://www.dafont.com/forum/ attach/orig/2/8/284583.gif Abb. 30 - 33 http://www.wirtschaftswundermuseum.de/maennerbild-50er-1.html Abb. 34 http://www.lindybopusa.com/images/products/1416212303-56814900.jpg Abb. 35 http://thumbs2.picclick.com/d/ l400/pict/322189985173_/Stoff-Meterware-Punkte-25-cm-rot-wei%C3%9FBaumwolle.jpg Abb. 36 http://pinup-fashion.de/wp-content/uploads/2011/07/Petticoat-kaufen_2. jpg Abb. 37 https://s-media-cache-ak0.pinimg. com/236x/f3/e8/06/f3e8064050555bf3d5ad93f169ae2bea.jpg Abb. 38 Im Buch Seite 28, Abb. 39 Seite 46, Abb. 40 Im Buch Seite 44, Abb. 41 Seite 35 Hügel, Hans: „ist im traditionalistischem Sinne wieder aufzubauen!“ - Architektur in Hildesheim, Die 50er Jahre, Hildesheim: Bernward Verlag, 1993 Abb. 42. - 65. Bingham, Neil und Weaving, Andrew: Restro Style, Berlin: Nicolaische Veragsbuchahndlung Beuermann GmbH, 2001 Abb. 66 - 71 http://freshideen.com/ moebel/50er-jahre-stil.html Abb. 72 http://thumbs2.ebaystatic. com/d/l225/m/mrMmXknY-dDX2pfnWHzYNPw.jpg Abb. 73 http://www.nierentisch-cocktailsessel.de/images/stories/virtuemart/ category/resized/ti-nie-schwarz_2g6_250x250.jpg Abb. 74 http://freshideen.com/ moebel/50er-jahre-stil.html Abb. 75 http://static.schoener-wohnen. 53 de/bilder/b2/af/53171/galleryimage/ blow-urbino-zanotta.jpg Abb. 76 http://www.teenagewasteland. de/img/einrichtung/s_50srot_gr.jpg Abb. 77 http://www.design-museum. de/fileadmin/_processed_/csm_Sacco_Gatti_075216cfab.jpg Abb. 78 http://www.hermanmiller.de/ content/dam/hermanmiller/page_assets/designers/hero_designer_eames. jpg Abb. 79 https://www.vitra.com/dech/_storage/asset/1595114/storage/v_ fullbleed_1440x/18146168.jpg Abb. 80 http://cdn.mattblatt.com.au/ productimages/Replica-Eames-WireChair-?w=440&h=460&id=18715&ful lSize=True Abb. 81 https://www.vitra.com/de-de/ product/lounge-chair Abb. 82 Im Buch Seite 37, Bingham, Neil und Weaving, Andrew: Restro Style, Berlin: Nicolaische Veragsbuchahndlung Beuermann GmbH, 2001 Abb. 83 https://upload.wikimedia.org/ wikipedia/commons/0/03/Eames_ House0.jpg, Abb. 84 https://de.wikipedia.org/wiki/ Eames_House#/media/File:Eames_ House_3.jpg Abb. 85 https://www.solebich.de/sites/ www.solebich.de/files/eiermann_0.jpg Abb. 86 - 92 http://egon-eiermanngesellschaft.de/hp359/die-wichtigstenBauten.htm Abb. 93 http://assets.fritzhansen.com/ designers/arne-jacobsen/portrait/portrait-full.jpg Abb. 94 http://www.rosendahl-de- sign.de/shop/wohnaccessoires/uhren/ wanduhren/p-689/city-hall-wanduhr29-cm Abb. 95 - 99 http://www.fritzhansen.com/ de/stuhle Abb. 100 https://www.solebich.de/sites/ www.solebich.de/files/verner-panton-portrait.jpg Abb. 101 http://oliverheissner.net/typo3temp/pics/30b3434aac.jpg Abb. 102 http://trungnam.co/panton-chair/ verner-panton-s-chair-red/ Abb. 103 http://media.liveauct iong roup.net/i/1973/507550_1. jpg?v=8C659044AE31270 Abb. 104 http://assets.yellowtrace.com.au/ wp-content/uploads/2012/07/yellowtrace_Verner-Panton-Interiors_07.jpg Abb. 105 http://www.domusweb.it/content/ dam/domusweb/en/news/2014/02/06/visiona_1970/gallery/rbig/04_vitra-visiona.jpg Abb. 106 https://thethoughtexperiment. files.wordpress.com/2010/06/varnarestaurant1971.jpg Abb. 107 http://www.verner-panton.com/ imgPrj/Panton_pic647/195K_EP.jpg Abb. 108 http://blog.verner-panton.de/moebel/cone-chair/ Abb. 109 http://www.carlhansen.com/designers/hans-j-wegner/ Abb. 110 - 116 http://www.carlhansen.com/ products/ Abb. 117 http://www.b-line.it/wp-content/ uploads/2014/10/designer-colombo-600.jpg Abb. 118 http://img.archiexpo.de/images_ ae/photo-g/53266-8617197.jpg Abb. 119 http://www.dailyicon.net/magazine/wp-content/uploads/2008/12/elda02dailyicon.jpg Abb. 120 http://theredlist.com/media/ database/design-categorie/here-andnow/1960-1970/italian-design/joe_ colombo/030-joe-colombo-theredlist.jpg Abb. 121 http://static2.bonluxat.com/cmsense/data/uploads/orig/George_Nelson_ Marshmallow_Sofa_paa.jpg Abb. 122 http://4.bp.blogspot.com/_ U 7 N 6 C H 5 m I h Q / S s LT I 7 k 8 P a I / AAAAAAAACdg/yBe4dDgqNHk/s400/ joe-colombo-design.jpg Abb. 123 http://www.thediner.com.hk/gallery/2015/2/6/wdtjyomjeg4hmlg323omyc4a5yq6uu Abb. 124 http://www.newretrohotel.com/ american_quarterback_house_diner/ Abb. 125 http://www.newretrodesign.com/ artifax/daddys.html Abb. 126 - 131 http://www.americans-welcome.com/kunden/restaurants/arizonadiner/[02.11.2016] http://img.fotocommunity.com/arizonadiner-0ab35228-a736-42f3-8da3-b8cad4af1b13.jpg?width=1000[02.11.2016] Abb. 132 - 137 http://zeitess er.de/wp-content/uploads/2014/05/route01-750x500.jpg http://zeitess er.de/wp-content/uploads/2014/05/route04-750x500.jpg http://zeitess er.de/wp-content/uploads/2014/05/route02-750x500.jpg http://zeitess er.de/wp-content/uploads/2014/05/route02-750x500.jpg http://zeitess er.de/wp-content/uploads/2014/05/route02-750x500.jpg https://media-cdn.tripadvisor.com/media/ photo-s/09/cf/2e/3e/fabulous-route-66-50s. jpg[02.11.2016] Abb. 138 http://www.joycewang.com/tenquestions/ Abb. 139 - 146 http://www.joycewang.com/ projects/ammo/ Abb. 147 - 151 http://www.airberlinholidays. com/reisen/img/ameron-hotel-speicherstadt-hamburg-deutschland-13208.jpg, http://www.finest-address.eu/de/deutschland/hamburg/cantinetta-ristorante/ http://67.media.tumblr.com/3c8e6cf553c 54cc046b665793f682b86/tumblr_inline_ n984l2Vw4R1sydom3.jpg Abb. 152 - 156 http://www.baunetz.de/ meldungen/Meldungen-Fifties-Pavillon_ in_Koblenz_umgebaut_4024087.html 54 Internetquellen https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriffe_auf_Hildesheim http://www.katholisches.info/2015/03/21/ hildesheim-22-maerz-1945-gezielte-kulturzerstoerung-vor-70-jahren-2/ http://vernetztes-erinnern-hildesheim.de/ pages/home/hildesheim/themen/zerstoerung-der-hildesheimer-innenstadt.php http://www.awmagazin.de/designerlexikon/designer-architekten-mit-c/artikel/ joe-colombo http://www.arizona-diner.com/ http://www.amerikanisch-wohnen.de/681/ amerikanisch-einrichten-american-retrostyle-wohnen-wie-elvis-im-50er-jahre-stil/ http://vernetztes-erinnern-hildesheim.de/ pages/home/hildesheim/themen/ns-institutionen/polizeigefaengnis.php http://www.route66diner.de/de/franchise http://vernetztes-erinnern-hildesheim.de/ pages/home/hildesheim/themen/die-polizei-in-hildesheim.php http://www.the-shopazine.de/lifestyle/artikel/das-henri-hotel-uebernachten-im-madmen-style-114/ http://vernetztes-erinnern-hildesheim.de/ pages/home/hildesheim/themen/deportation-der-sinti-und-roma.php http://www.jk-architekten.de/146-0-HotelHenri-.html http://www.was-war-wann.de/musik/musik_der_50er.html[06.11.2016] http://www.was-war-wann.de/mode/mode_ der_50er_jahre.html[06.11.2016] http://freshideen.com/moebel/50er-jahrestil.html https://www.vitra.com/de-de/corporation/ designer/details/charles-ray-eames https://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Eames https://de.wikipedia.org/wiki/Eames_ House http://egon-eiermann-gesellschaft.de/ hp440/Moebel.htm https://de.wikipedia.org/wiki/Arne_Jacobsen http://www.whoswho.de/bio/verner-panton.htm l http://www.carlhansen.com/designers/ hans-j-wegner/ http://zeitesser.de/route-66-diner/ http://henri-hotel.com/about-henri/kontorkuche-salon/ http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Fifties-Pavillon_in_Koblenz_umgebaut_4024087.html 55 Es folgen Gebäudeeindrücke, Aussenansichten, und Innenansichten 56 57 58 59