Aus der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie der Universität zu Köln Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. Dr. h.c. Th. Krieg Identifizierung und Phänotypisierung autoantigenspezifischer Plasmazellen bei Patienten mit Bullösem Pemphigoid Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Würde eines doctor rerum medicinalium der Hohen Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln vorgelegt von Susanne László aus Halle/Saale Promoviert am 22. September 2010 Aus der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie der Universität zu Köln Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. Dr. h.c. Th. Krieg Identifizierung und Phänotypisierung autoantigenspezifischer Plasmazellen bei Patienten mit Bullösem Pemphigoid Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Würde eines doctor rerum medicinalium der Hohen Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln vorgelegt von Susanne László aus Halle/Saale Promoviert am 22. September 2010 Gedruckt in Köln 2010 von M&S Copy Druckhaus GbR Gedruckt mit Genehmigung der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln Dekan : Universitätsprofessor Dr. med. J. Klosterkötter 1. Berichterstatter : Professor Dr. med. N. Hunzelmann 2. Berichterstatter : Universitätsprofessor Dr. med. M. Paulsson Erklärung Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Dissertationsschrift ohne unzulässige Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Bei der Auswahl und Auswertung des Materials sowie bei der Herstellung des Manuskriptes habe ich keine Unterstützungsleistungen erhalten. Weitere Personen waren an der geistigen Herstellung der vorliegenden Arbeit nicht beteiligt. Insbesondere habe ich nicht die Hilfe einer Promotionsberaterin/ eines Promotionsberaters in Anspruch genommen. Dritte haben von mir weder unmittelbar noch mittelbar geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertationsschrift stehen. Die Dissertationsschrift wurde von mir bisher weder im Inland noch im Ausland in gleicher oder ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt. Köln, den 22. September 2010 -----------------------------------------(Unterschrift der Doktorandin) Die in dieser Arbeit angegebenen Experimente sind nach entsprechender Anleitung durch Herrn Professor. Dr. med. N. Hunzelmann von mir selbst ausgeführt worden. Die dieser Arbeit zugrunde liegenden Experimente sind von mir mit Unterstützung der biologisch-technischen Assistentin Frau Susanne Neumann durchgeführt worden. Danksagung Danksagung Danke Herrn Prof. Dr. Dr. Thomas Krieg danke ich für die Bereitstellung des Arbeitsplatzes an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie der Universität zu Köln. Herrn Prof. Dr. Nico Hunzelmann für die Überlassung des Themas, für das stetige Interesse am Fortgang der Arbeit und für die freundliche Unterstützung, diese Doktorarbeit zu realisieren. Ebenso Herrn Prof. Dr. Mats Paulsson für die freundliche Bereitschaft, das Zweitgutachten dieser Arbeit zu erstellen. Einen besonderen Dank gilt meinen Mädels aus der Arbeitsgruppe: Susanne Neumann und Vicky Schlossberg dafür, dass sie mich stets fachlich sowie menschlich in vielerlei Hinsicht unterstützt und viel zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. Meinen engsten Arbeitskollegen/innen (Yvonne, Anna, Tina, Dan, Kristina, Doreen, Micha, Stefan und den ganzen Rest): danke für die vielen wunderbaren Stunden, die wir miteinander verbracht haben und für die zahlreichen guten und immer lieb gemeinten sowohl wissenschaftlichen als auch privaten Ratschläge! Meiner Familie, die ich während der Doktorarbeit leider viel zu selten gesehen habe. Papa, an dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön für deine Unterstützung, dein Vertrauen und deine Liebe in all den Jahren! Meinem Freund Jörg, für seine liebevolle Unterstützung und enorme Geduld, die er Tag und Nacht aufbringen musste, um meine Launen zu ertragen. ILD! Und zu guter Letzt möchte ich dir, liebste Astrid, für unsere zwar kurze, aber dafür umso intensivere Zeit im Labor, für deine stets fachlich kompetente Beratung und für deine immerwährende freundliche und hilfsbereite Art danken! Danke, dass ich dich kennen lernen durfte! Oh happy day. Edward Hawkins Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis Einleitung 1.1 Das Immunsystem 1 1.1.1 Das humorale Immunsystem 2 1.1.2 Die humorale Autoimmunität 9 1.2 Blasenbildende Autoimmunerkrankungen 12 1.2.1 Das Bullöse Pemphigoid (BP) 13 1.3 14 Kollagen XVII (BP180) 1.3.1 Struktur und Funktion des Kollagen XVII (BP180) 14 1.3.2 Kollagen XVII als Autoantigen 17 1.4 18 Ziel dieser Arbeit Materialien 2.1 Verwendete Bakterienstämme 19 2.2 Zelllinie 19 2.3 Bakterienmedien 20 2.4 Expressions- und Klonierungsvektoren 20 2.5 Antikörper 23 2.6 Enzyme 24 2.7 Oligonukleotide 25 2.8 Chemikalien und Verbrauchsmaterialien 25 2.9 Allgemeine Puffer 27 2.10 Geräte 28 2.11 DNA- und Proteinmarker 29 2.12 Patientendaten und Kontrollpersonendaten 30 Inhaltsverzeichnis Methoden 3.1 Molekularbiologische Methoden 31 3.1.1 Agarosegelelektrophorese 31 3.1.2 Amplifikation von DNA-Sequenzen mit Hilfe des PCR-Verfahrens 32 3.1.3 Restriktionsverdau 33 3.1.4 Elution von DNA-Fragmenten aus Agarosegelen 35 3.1.5 Ligation von DNA-Fragmenten 35 3.1.6 Transformation in E.coli TOP10F’ und BL21(DE3) Zellen 36 3.1.7 Identifizierung rekombinanter Klone 36 3.1.8 Isolierung von Plasmid-DNA 37 3.1.9 Sequenzierung von DNA 37 3.1.10 Konzentrationsbestimmung von DNA 37 3.2 38 Proteinbiochemische Methoden 3.2.1 Proteinexpression 38 3.2.2 Proteinaufreinigung mittels Affinitätschromatographie 38 3.2.3 Dialyse 39 3.2.4 TCA-Fällung 40 3.2.5 SDS-PAGE (SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophorese) 40 3.2.6 Immuno-Blot 41 3.2.7 Proteinquantifizierung 42 3.2.8 Trocknen von Gelen 43 3.2.9 PMF-Analyse (Peptide mass fingerprinting) 44 3.2.10 Fluorchrom-Markierung der rekombinant hergestellten NC16a-Domäne mit Alexa Fluor 647 44 3.2.11 Statistik: T-Test 44 3.3 45 Blutzellen 3.3.1 Peripheres Blut 45 3.3.2 Präparation von mononuklearen Zellen aus dem peripheren Blut (PBMC) + + 45 3.3.3 Anreicherung von CD19 - und CD138 Zellen und Färbungen 45 3.4 46 Durchflusszytometrie 3.4.1 Durchflußzytometrische Bestimmung der Zellzahl in einer Probe 47 3.5 48 Zellkultur 3.5.1 Arbeiten in der Zellkultur 48 Inhaltsverzeichnis 3.5.2 Auftauen von Zellen 48 3.5.3 Passagieren von Zellen 48 3.5.4 Transfektion von EBNA-293 Zellen 49 Ergebnisse 4.1 Rekombinante Herstellung der NC16a-Domäne des Kollagen XVII 51 4.1.1 Expressionsansatz in einem eukaryotischen Expressionssystem 53 4.1.2 Prokaryotische Expression: Klonierungsstrategie 54 4.1.2.1 Amplifikation der NC16a-Domäne 57 4.1.3 57 Klonierung der NC16a-Domäne in den Klonierungsvektor pDrive 4.1.3.1 Transformation von E.coli TOP10F’ Zellen 58 4.1.4 Klonierung der NC16a-Domäne in den Expressionsvektor pRSET A 59 4.1.5 Transformation von BL21(DE3) Zellen und rekombinante Expression der 4.1.6 NC16a-Domäne 60 Aufreinigung der NC16a-Domäne mittels Affinitätschromatographie 63 4.1.6.1 PMF-Analyse der NC16a-Domäne 64 4.1.6.2 Überprüfung der Antigenität der NC16a-Domäne 66 4.1.7 Fluorchrom-Markierung der NC16a-Domäne mit Alexa Fluor 647 68 4.2 Nachweis NC16a-spezifischer Gedächtnis-B-Zellen bei Patienten mit Bullösem Pemphigoid 70 4.2.1 Detektion IgM+ B-Zellen spezifisch für NC16a 72 4.3 Anreicherung und Analyse zirkulierender CD138+ Plasmazellen bei Patienten mit Bullösem Pemphigoid 73 4.3.1 Magnetische Anreicherung von CD138+ Zellen 73 4.3.2 Intrazelluläre Kontrollfärbung von CD138+ Zellen 4.3.3 75 + Identifizierung und Phänotypisierung der angereicherten CD138 B-Zellen 76 + 4.3.3.1 Korrelation zwischen der Frequenz von HLA-DR Zellen und der Krankheits- 4.3.4 aktivität bei Patienten mit Bullösem Pemphigoid 83 Identifizierung NC16a-spezifischer Plasmablasten 84 Diskussion 5.1 Rekombinante Expression der NC16a-Domäne des Kollagen XVII 88 5.1.1 Expressionsansatz in einem eukaryotischen Expressionssystem 91 5.1.2 Prokaryotische Expression der NC16a-Domäne 93 Inhaltsverzeichnis 5.2 Detektion NC16a-spezifischer Gedächtnis-B-Zellen 5.3 Anreicherung und Analyse zirkulierender CD138+ B-Zellen bei 95 Patienten mit Bullösem Pemphigoid 98 + 5.3.1 Identifizierung der CD138 Zellen aus dem peripheren Blut 99 + 5.3.2 Detektion von autoantigenspezifischen IgG-sekretierenden CD138 Zellen 100 5.3.3 Identifizierung autoantigenspezifischer HLA-DR++ Plasmablasten 103 6 Zusammenfassung 115 7 Summary 117 8 Literaturverzeichnis 119 9 Abbildungsverzeichnis 132 10 Tabellenverzeichnis 134 11 Lebenslauf 135 Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis Abb. Abbildung Amp Ampicillin AS Aminosäure ASC antibody secreting cell APC Allophycocyanin APS Ammoniumpersulfat BSA bovine serum albumin BP Bullöses Pemphigoid BP180 Bullöses Pemphigoid 180 kDa, andere Bezeichnung für BPAG-2 BP230 Bullöses Pemphigoid 230 kDa, andere Bezeichnung für BPAG-1 BPAG-1 Bullöses Pemphigoid Antigen-1 BPAG-2 Bullöses Pemphigoid Antigen-2 BCA bicinchoninic acid bp Basenpaar bp-L Basenpaar-Leiter bzw. beziehungsweise CD cluster of differentiation CXCR chemokine receptor DF Durchfluss d.h. das heißt DMEM Dulbecco’s Mod Eagle Medium DMSO Dimethylsulfoxid DNA desoxyribonucleic acid E Elution EBNA Epstein-Barr nuclear antigen ECL Enhanced Chemoluminescence Reaction E.coli Escherichia coli EDTA Ethyldiamintetraessigsäure FACS fluorescence activated cell sorting FCS fetal calf serum FITC Fluorescein isothiocyanate FSC forward scatter g Gramm Abkürzungsverzeichnis GST Glutathion-S-Transferase h Stunde His Histidin HLA Human leukocyte antigen HRP horseradish peroxidase ic intracellular Ig Immunglobulin IL Interleukin IMAC Metallchelat-Affinitätschromatographie IPTG Isopropyl--D-thiogalactopyranosid IZD intrazelluläre Domäne K Patienten aus Köln kb Kilobasen kb-L Kilobasen-Leiter KCl Kaliumchlorid kDa Kilodalton Ko Kontrolle l Liter LB-Medium Luria-Bertani Medium MACS magnetic cell sorting M Molar mA Milliampère MCS multiple cloning site mg Milligramm MgCl 2 Magnesiumchlorid MHC major histocompatibilty complex min Minute ml Milliliter µg Mikrogramm µl Mikroliter n Anzahl NaCl Natriumchlorid NaOH Natronlauge n.b. nicht bestimmt NC nicht-kollagenös NEB New England Biolabs® ng Nanogramm Abkürzungsverzeichnis nm Nanometer n.s. nicht signifikant OD Optische Dichte Pa Patient PBMC mononuclear cells of the peripheral blood PBS phosphate buffered saline PBST PBS + Tween 20 PCR Polymerase Chain Reaction PE Phycoerythrin PMF Peptide mass fingerprinting PMSF Phenylmethansulfonylfluorid R gate rpm rounds per minute RT Raumtemperatur SDS Sodium dodecyl sulfate sec Sekunde SLE systemic lupus erythematosus SSC sideward scatter Tab. Tabelle TBE tris buffered EDTA TCA trichloroacetic acid TE Tris-EDTA TEMED N,N,N`,N`,-Tetramethylethylendiamin TM Transmembran Tris Tris-(hydroxymethyl)methylamine U Units Ü/N über Nacht ÜS Überstand UV Ultraviolett V Volt (v/v) volume per volume (w/v) weight per volume WB Western Blot vgl. vergleiche WF Waschfraktion z.B. zum Beispiel ZMMK Zentrum für molekulare Medizin Köln Einleitung Kapitel 1 Einleitung 1.1 Das Immunsystem Das Immunsystem des menschlichen Körpers ist ein komplexes System von Organen, Geweben und Zellen. Es ermöglicht dem Organismus eindringende, pathogene Erreger viraler, bakterieller oder anderer Herkunft abzuwehren und veränderte, körpereigene Strukturen zu eliminieren [Munk, 2002; Goldsby et al., 2000]. Das Immunsystem lässt sich in eine spezifische und eine unspezifische Abwehr unterteilen. Bei der unspezifischen Immunantwort greifen zuerst die Mechanismen der natürlichen oder angeborenen Immunität, die sofort zur Verfügung stehen, somit nicht induziert werden müssen. Im Verlauf dieser ersten Phase der Immunantwort werden Mediatoren freigesetzt, die die frühe induzierte Immunantwort einleiten. Können auch die Effektormechanismen der frühen induzierten Immunantwort die Infektion nicht beseitigen, wird die adaptive (erworbene) oder spezifische Immunantwort initiiert [Munk, 2002]. Die spezifische Abwehrleistung des menschlichen Organismus beruht im Wesentlichen auf den Funktionen der Zellen des lymphatischen Systems, der Lymphozyten (etwa 15-50% der peripheren Blutzellen). Sie entwickeln sich ab der Fetalzeit als unreife Lymphozytenvorläuferzellen aus pluripotenten Stammzellen in Leber und Knochenmark. Später wandern die Lymphozyten in die primären lymphatischen Organe (Knochenmark, Thymus) ein. Dort vermehren und entwickeln sie sich, indem sie verschiedene Zellstadien durchlaufen und ihre arttypischen Eigenschaften ausbilden. Diesen Prozess bezeichnet man als Lymphozytenprägung. Die noch unreifen Zellen wandern aus den primären Lymphorganen auf dem Blutweg zu den sekundären lymphatischen Organen, den Lymphknoten und der Milz. Dort kommt es zu einem ersten Antigenkontakt. Die Bindung von Antigenen an die hochspezifischen Antigen-Rezeptoren der verschiedenen Lymphozyten führt zur Proliferation, das heißt zur klonalen Vermehrung der antigenspezifischen Lymphozyten und ihrer anschließenden Differenzierung zu Effektorzellen. Die differenzierten Lymphozyten setzen verschiedene Effektormechanismen in Gang, die in der Regel zur Eliminierung der Infektion führen (Effektorphase) [Goldsby et al., 2000; Munk, 2002]. 1 Einleitung Lymphozyten verfügen über zwei verschiedene Systeme, welche auf die Erkennung von extra- und intrazellulären Krankheitserregern spezialisiert sind. T-Lymphozyten oder T-Zellen (T für Thymus-abhängig) stellen eines der zwei Systeme an Blutzellen dar, die eine entscheidende Rolle in der Immunabwehr spielen. Sie verfügen über spezielle Rezeptoren auf ihrer Zelloberfläche, die T-Zell-Rezeptoren, die z.B. Peptidfragmente intrazellulärer Krankheitserreger erkennen. Solche Fragmente gelangen mithilfe der Glykoproteine des Haupthistokompatibilitätskomplexes (MHC) an die Zelloberfläche [Moss et al, 1992; Rojo et al, 2008]. Als primäres lymphatisches Organ erlaubt der Thymus die gezielte Ausbildung von zwei verschiedenen T-Zelltypen mit unterschiedlichen Effektorfunktionen, welche die Peptidfragmente erkennen, die ihnen von zwei Klassen der MHC-Moleküle präsentiert werden. Die zytotoxischen T-Zellen (CD8+) erkennen Zielzellen und töten sie ab, die T H 1und T-Helferzellen (CD4+) aktivieren Makrophagen und vor allem B-Zellen [van de Berg et al, 2008]. Sie stimulieren die humorale Antwort gegen komplexe Antigene beziehungsweise induzieren über die Stimulation von B-Zellen eine zelluläre Immunabwehr. Deshalb sind die T-Lymphozyten sowohl für die humorale als auch für die zellvermittelte adaptive Immunantwort von entscheidender Bedeutung. Das zweite und für diese Arbeit grundlegendere System an Blutzellen sind die BLymphozyten oder B-Zellen (ursprünglich für Bursa Fabricii). Sie sind die eigentlichen Effektorzellen der humoralen Immunantwort. Im Folgenden soll daher vor allem näher auf die Entwicklung der B-Zellen, auf ihre Funktion und ihren Beitrag zur adaptiven Immunität eingegangen werden. 1.1.1 Das humorale Immunsystem Die B-Zell-Entwicklung tritt sowohl im Knochenmark als auch in peripheren lymphatischen Organen wie z.B. der Leber auf. Die entscheidenden Signale für die Entwicklung erhalten die sich entwickelnden Lymphozyten von so genannten Stromazellen [Welch et al, 1990]. Bei der B-Zellentwicklung ist die Bildung eines B-Zell-Rezeptors (BCR; die membrangebundene Form des Antikörpers) von großer Wichtigkeit. Denn nur mit diesem Antigenrezeptor sind reife B-Zellen später in der Lage, fremde Antigene zu erkennen und durch die Bildung von entsprechenden Antikörpern feindliche Strukturen zu bekämpfen. Die Antigenspezifität des Rezeptors wird durch die Verknüpfung der V-, D- und J-Gensegmente bestimmt, weshalb 2 Einleitung der Prozess als VDJ-Rekombination bezeichnet wird. Die Segmente, die den Antigen bindenden Teil des B-Zell-Rezeptors bilden, werden dabei neu geordnet. Der gesamte Rezeptor besteht aus zwei identischen leichten Proteinketten mit einer Größe von jeweils 25 kDa und zwei identischen schweren Proteinketten (jeweils 50 kDa), die über Disulfidbindungen verknüpft sind. Die Umordnung der Gensegemente erfolgt zuerst bei der schweren Kette des B-Zell-Rezeptors, danach folgt die Verknüpfung der V- und JGensegmente der leichten Kette [Ollila und Vihinen, 2005]. Im Knochenmark durchlaufen die B-Zellen verschiedene B-Zell-Stadien, wobei das erste Stadium durch die Pro-B-Zellen dargestellt wird. Hier erfolgt die GensegmentUmlagerung der schweren Kette. Die Bildung einer schweren µ-Kette führt zum Eintritt in das Prä-B-Zell-Stadium. In diesem Entwicklungsstadium wird die µ-Kette als Teil des B-ZellRezeptors auf der Oberfläche der Zelle exprimiert. Diese Zellen teilen sich und beginnen mit der V-J-Umordnung der leichten Kette. Nach Umlagerung dieser Gensegmente geht die Zelle ins Stadium einer unreifen B-Zelle über. Die unreifen B-Zellen exprimieren auf ihrer Zelloberfläche den B-Zell-Rezeptor der Klasse M (IgM) und sind bereits in der Lage, Antigene zu binden. Nach diesem Kontrollpunkt verlassen die Zellen das Knochenmark als transitionale B-Zellen und reifen zu Follikel-B-Zellen oder B-Zellen der Marginalzone heran [Carsetti, 2004; Carsetti et al, 2004; Hardy und Hayakawa; 2001]. Die finalen, antigenabhängigen Stadien der B-Zell-Entwicklung führen zur Bildung der Antikörper produzierenden Plasmablasten (Vorläuferzellen) und Plasmazellen, die Effektorzellen der humoralen Immunität [Cambier et al, 2007]. Während die noch teilungsfähigen Plasmablasten vor allem in der Peripherie zirkulieren, sind die enddifferenzierten Plasmazellen im Knochenmark lokalisiert. In Abbildung 1.1 ist ein schematischer Überblick über die B-Zell-Entwicklung dargestellt. 3 Einleitung Abb. 1.1: Schematische Darstellung der B-Zell-Entwicklung. Die B-Zell-Entwicklung wird typischerweise als ein linearer Prozess durch verschiedene Differenzierungsstadien dargestellt: die verschiedenen Prozesse sind assoziiert mit der Anordnung des B-Zell-Rezeptors und der Expression zahlreicher Oberflächenmoleküle. Die verschiedenen Schritte der VDJ-Rekombination und das Expressionsmuster dieser Oberflächenmoleküle dienen der Charakterisierung des B-Zell-Entwicklungsstadiums. Nach Antigenkontakt können sich die Plasmazellen sowohl aus den naiven B-Zellen der Marginalzone, den Follikel-B-Zellen, den aktivierten B-Zellen des Keimzentrums sowie aus den Gedächtnis-B-Zellen heraus entwickeln (vgl. Abb. 1.2). Welche B-Zell-Untereinheiten sich nun endgültig differenzieren, ist abhängig von der Natur des Antigens, von dessen Menge und Form, und dem Ort des Antigenkontakts [Shapiro-Shelef und Calame, 2005]. Die ersten B-Zellen, die auf ein Antigen durch die Differenzierung in Plasmazellen antworten, stammen von der Marginalzone ab [Pillai et al, 2004]. Ähnlich schnell können auch die zirkulierenden, reifen Follikel-B-Zellen antworten. Nach Antigenkontakt und Unterstützung von T-Helferzellen durchlaufen die Follikel-B-Zellen Proliferation und plasmazytische Differenzierung und bilden extrafollikuläre Bereiche, in denen sie sich zu den Plasmablasten und später dann zu den Plasmazellen differenzieren. Zwei Tage nach Immunisierung mit einem T-Zell-abhängigen Antigen, können entlang der Peripherie des Lymphknotens diese extrafollikulären Bereiche beobachtet werden. Diese expandieren bis Tag 8 nach Immunisierung und verkleinern sich dann wieder [Jacob et al, 1991]. Plasmazellen, die sowohl durch B-Zellen der Marginalzone als auch durch Follikel-B-Zellen gebildet werden, besitzen keine somatisch mutierten Immunglobulingene, sind kurzlebig und durchlaufen die Apoptose. Sie liefern lediglich eine schnelle, initiale Antwort auf Pathogene [Smith et al, 1996]. 4 Einleitung Wenn Follikel-B-Zellen in Kontakt mit einem Antigen treten und durch T-Helferzellen unterstützt werden, bietet die Etablierung eines Keimzentrums für diese B-Zell-Untereinheit eine zweite Entwicklungsmöglichkeit [McHeyzer-Williams et al, 2001, 2003]. Keimzentren stellen im Inneren von Lymphfollikeln spezialisierte Areale dar, in denen die B-Zellen mehrere Proliferationsrunden durchlaufen (Keimzentrumsreaktion). Diese Follikel-B-Zellen differenzieren zu langlebigen Gedächtnis-B-Zellen und noch teilungsfähigen Plasmablasten. Letztere besitzen die Fähigkeit, im Knochenmark langlebige Plasmazellen zu werden. Die Gedächtnis-B-Zellen und Plasmazellen haben somatisch mutierte, hoch affine B-ZellRezeptoren und exprimieren klassengewechselte Immunglobulinisotypen [Shapiro-Shelef und Calame, 2005; Radbruch et al, 2006]. Abb. 1.2: Die Bildung der Plasmazellen. Eine Woche nach Antigenkontakt differenzieren B-Zellen der Marginalzone in Plasmazellen. Anschließend differenzieren naive Follikel-B-Zellen ebenfalls in Plasmazellen. Die meisten der extrafollikularen Plasmazellen, die in dieser frühen Immunantwort gebildet werden, sind kurzlebig. Einige aktivierte Follikel-B-Zellen bilden ein Keimzentrum. Plasmazellen, die aus B-Zellen des Keimzentrums entstanden sind, stammen entweder von Gedächtnis-B-Zellen ab oder entwickeln sich direkt aus dem Keimzentrum heraus. Plasmazellen, die aus einer solchen Keimzentrumsreaktion heraus entstehen, besitzen die Fähigkeit, langlebig zu werden, falls sie eine geeignete Überlebensnische im Knochenmark finden. 5 Einleitung Die B-Zell-Entwicklung ist ferner assoziiert mit der Expression einer Reihe von Oberflächenproteinen. Jedes dieser Oberflächenmoleküle spielt eine entscheidende Rolle für das weitere Schicksal der Zelle. CD34 (CD = cluster of differentiation) ist ein Typ I Transmembranglykoprotein, das an CD62L (L-Selectin) und CD62E (E-Selectin) bindet und aufgrund dessen am zellulären Transport beteiligt ist. CD34 wird von einer kleinen Zellpopulation des Knochenmarks exprimiert (1-4%), einschließlich von den hematopoetischen Stammzellen. CD10, ebenfalls bekannt als Neprilysin, ist eine Typ II Membranglykoproteinmetalloprotease. Aufgrund seiner Proteaseaktivität reguliert CD10 zelluläre Antworten auf Peptide, Hormone und Zytokine. Die Inhibition der CD10-Aktivität verstärkt die B-Zell-Reifung. CD19 ist ein Zelloberflächenglykoprotein der ImmunglobulinSuperfamilie, das als einziges Molekül durch die gesamte B-Zell-Entwicklung hinweg - vom Pro-B-Zell- bis hin zum Prä-Plasmazell-Stadium - exprimiert wird [Haas und Tedder, 2005; vgl. Abb. 1.2]. CD19 existiert in einem Komplex mit CD21 (CR2), CD81 (TAPA-1) und Leu13. Mit Hilfe von CD21 kann CD19 das C3-Komplement-Spaltprodukt C3d binden: die simultane Bindung von IgM und CD19 an einen C3d-Antigen-Komplex befähigt CD19 und den B-Zell-Rezeptor (BCR) zur Interaktion und stellt so eine Verbindung zwischen angeborenen und adaptiven Immunantworten her. CD19-BCR-Interaktionen erlauben der Zelle, die Anzahl an Antigenrezeptoren zu reduzieren, die alle stimuliert werden müssten, um eine Aktivierung der Zelle hervorzurufen. Eine Co-Aktivierung reduziert zudem den Schwellenwert, der normalerweise für die B-Zell-Proliferation als Antwort auf ein Antigen benötigt wird. CD20 gilt als Mitglied der CD20/FcRI-Superfamilie. Das Oberflächenmolekül wirkt als Untereinheit des B-Zell-Ca2+-Kanals und reguliert somit den Zell-Zyklus-Ablauf. CD20 kann direkt mit den Klasse I- und II-Molekülen des Haupthistokompatibilitätskomplexes (MHC) interagieren und ist neben der B-Zell-Entwicklung an der Gewebelokalisation, Proliferation, Affinitätsreifung und an den T-Zell-abhängigen Antikörperantworten beteiligt. CD24 ist ein Glycophosphatidylinositol-gekoppeltes Sialoprotein, das als Ligand für PSelectin (CD62P) dient. Dieses Molekül wird auf der Oberfläche von Vorläufer-, unreifen und reifen B-Zellen exprimiert. Diese Expression nimmt in aktivierten B-Zellen ab und geht in Plasmazellen vollständig verloren. CD24 spielt eine wichtige Rolle bei der humanen B-ZellDifferenzierung in Plasmazellen. CD27 ist ein Tumornekrosefaktor(TNF)-Rezeptor und gehört somit zur TNF-Rezeptor-Superfamilie. Dieses Oberflächenprotein bindet an seinen Liganden CD70 und ist entscheidend für die Regulation der B-Zell-Aktivierung und Immunglobulin-Synthese. CD38 als ein bifunktionales Enzym wird auf Prä-B-Zellen, aktivierten B-Zellen und Plasmazellen exprimiert, jedoch nicht auf unreifen (transitionalen) 6 Einleitung und reifen B-Zellen. Antikörper, die gegen CD38 gerichtet sind, induzieren B-ZellProliferation und schützen die B-Zellen vor Apoptose [Berek et al]. CD138, ebenfalls bekannt als Syndecan-1, gehört zur Familie der Heparan-Sulfat-Proteoglykane und ist als extrazelluläres Matrixprotein an vielen zellulären Funktionen wie Zell-Zell- und Zell-MatrixAdhäsion beteiligt. Innerhalb des hematopoetischen Systems wird CD138 ausschließlich von Plasmazellen und deren Vorläuferzellen, den Plasmablasten, exprimiert und ist somit für diese Arbeit von besonderem Interesse [Elenius et al, 1990; Bernfield et al, 1992; Vainio et al, 1989, 1992; Wijdenes et al; 1996]. Abbildung 1.3 zeigt die phänotypische Veränderung dieser Oberflächenmarker während der B-Zell-Entwicklung, Tabelle 1.1 fasst gesondert die unterschiedlichen Merkmale der Plasmablasten und Plasmazellen zusammen. Knochenmark (BM) OberflächenMarker Stammzelle Pro-B-Zelle Prä-B-Zelle Transitionale B-Zelle Peripherie Reife naive B-Zelle Aktivierte B-Zelle BM Gedächtnis B-Zelle Plasmablast Plasmazelle CD10 CD19 CD20 CD21 CD24 CD27 CD34 CD38 CD138 MHCII sIgM sIgD sIgG icIgG Abb. 1.3: Phänotypische Veränderung während der B-Zell-Entwicklung (nach Mei et al, 2007). Das jeweilige B-Zell-Differenzierungsstadium ist definiert durch die Expression bestimmter Oberflächenproteine. Die repräsentativen Stadien der B-Zell-Entwicklung, ihre morphologischen Merkmale und ihre Gewebelokalisation sind aufgeführt. Um zwischen den einzelnen B-Zell-Untereinheiten unterscheiden zu können, werden Zeitrahmen für die Expression der unterschiedlichen Marker mittels eines Balkens dargestellt. Die Intensität der Schattierung korreliert mit dem Expressionslevel. Hellgraue, gestrichelte Balken: sehr geringes Expressionslevel. 7 Einleitung Tab. 1.1: Charakterisierung von (Auto)antikörper-sezernierenden Zellen (nach Hiepe und Dörner, 2005). Antikörpersekretion Proliferationsfähigkeit Expression von Oberflächen-Ig Nachweis von intrazellulärem Ig CD138-Expression CD38-Expression CD20-Expression CD19-Expression CD27-Expression MHC Klasse II-Expression Ansprechbarkeit auf Immunsuppressiva Lokalisation Plasmablast Plasmazelle ja ja wenig +++ +++ ++/+++ ++ +++ +++ ja ja nein nicht nachweisbar +++ +++ +++ + +++ + nein Knochenmark sek. lymph. Organe peripheres Blut entzündetes Gewebe sek. lymph. Organe entzündetes Gewebe Die humorale Immunität wird von spezifischen Glykoproteinen, den Antikörpern (spezifischer Anteil des humoralen Immunsystems), vermittelt. Diese werden in großen Mengen von den Plasmazellen synthetisiert und ausgeschüttet. Antikörper können native Antigene erkennen und direkt an Pathogene binden. Dadurch werden Pathogene markiert (opsonisiert) und der Lyse durch das Komplementsystem (unspezifischer Anteil des humoralen Immunsystems) oder der Erkennung und Phagozytose durch phagozytierende Leukozyten zugänglich gemacht [Munk, 2002]. Für die Induktion der Produktion von Antikörpern sind T-Helferzellen erforderlich, die spezifisch für ein Peptidfragment des Antigens sind, das von der B-Zelle erkannt wird [MacLennan et al, 1997]. T-Helferzellen stellen eine heterogene Gruppe der T-Lymphozyten dar und werden anhand der von ihnen ausgeschütteten Zytokine in zwei wichtige Subpopulationen eingeteilt, die verschiedene Funktionen aufweisen: die Typ1-T-Helferzellen sind an der zellulären Immunantwort beteiligt, während die Typ2-T-Helferzellen eine entscheidende Rolle bei der humoralen Immunität spielen. Als Typ1-T-Zellen werden CD4+ und CD8+ Lymphozyten bestimmt, die typischerweise Interferon- (IFN-), IL-2 und TNF-α ausschütten. Entsprechend werden CD4+ oder CD8+ Lymphozyten, die als typische Zelleigenschaft die Ausschüttung der Zytokine IL-4, IL-5, IL-6, IL-10 und IL-13 haben, als Typ2-T-Zellen bezeichnet. Die wichtigste Funktion der Typ2-polarisierten CD4+ T-Zellen ist die Interaktion mit B-Lymphozyten. Diese Interaktion findet über die Zytokine und über zellständige Moleküle statt, und führt bei den B- 8 Einleitung Zellen nicht nur zur Aktivierung, Proliferation und Differenzierung, sondern letztendlich auch zur Produktion und Ausschüttung von Immunglobulinen. Im Rahmen der Aktivierung und Differenzierung der B-Zellen hat das Zytokin IL-4 eine besondere Funktion: es induziert den Klassen- oder Isotypenwechsel zu den neutralisierenden Antikörperklassen [Mosmann et al, 1986; Stavnezer, 1996]. Das in einer frühen Phase der humoralen Immunantwort gebildete IgM spielt bei dem Schutz vor Infektionen im Blut eine wesentliche Rolle. Später gebildete Isotypen wie IgG diffundieren hingegen in die Gewebe. Bestimmte Pathogene besitzen hochrepetitive Antigendeterminanten und exprimieren zudem Mitogene, die stets B-Zellen stimulieren. Dadurch können die Pathogene auch ohne Hilfe von T-Zellen die Bildung von IgM und geringer Mengen an IgG auslösen (TI-Antigene, thymus independent). Multimeres IgA wird in der Lamina Propria gebildet und durch epitheliale Oberflächen geschleust, während das in kleinen Mengen synthetisierte IgE stark an die Oberfläche von Mastzellen bindet. Antikörper, die mit hoher Affinität an definierten Stellen von Bakterien, Viren oder Toxinen binden, können diese neutralisieren [Robbins, 1986; Roost et al, 1995]. Meistens werden Erreger und ihre Produkte jedoch von Phagozyten aufgenommen, abgebaut, auf diese Weise zerstört und aus dem Körper entfernt. Antikörper, die ein Pathogen umhüllen, binden an FcRezeptoren auf Phagozyten und führen so zur Aufnahme und Zerstörung des Pathogens. Sie können aber auch durch Aktivierung des Komplementsystems die Zerstörung von krankhaften Erregern auslösen. Komplementfaktoren können Pathogene für die Aufnahme durch Phagozytose opsonisieren, Phagozyten zu Infektionsherden locken und Pathogene direkt zerstören, indem sie in deren Oberfläche Poren bilden. Häufig sorgen Rezeptoren für Komplementfaktoren und Fc-Rezeptoren gemeinsam dafür, dass Krankheitserreger und Immunkomplexe aufgenommen und zerstört werden [Ravetch, 1997; Cooper, 1985]. Die humorale Immunantwort bekämpft somit infizierende Erreger durch die Bildung spezifischer Antikörper, deren Effektorwirkungen vom jeweiligen Isotyp abhängen und für alle Pathogene gleich sind, die von Antikörpern mit einem bestimmten Isotyp gebunden werden. 1.1.2 Die humorale Autoimmunität Autoimmunität ist definiert als eine zelluläre und/oder spezifische, adaptive humorale Immunantwort gegen körpereigene Antigene (Autoantigene) [Rose, 1992]. Bei einer Autoimmunantwort werden, ebenso wie bei einer gewöhnlichen protektiven, adaptiven 9 Einleitung Immunantwort gegen ein Fremdantigen, Antigen-spezifische B- und T-Lymphozyten rekrutiert und expandiert. Die Besonderheit einer Autoimmunantwort liegt darin, dass die meisten Autoantigene kontinuierlich und in nahezu unbegrenzter Menge vorliegen. Sie stimulieren das Immunsystem, können aber nicht komplett eliminiert werden. Die Folge ist, dass die Immunreaktion chronische, entzündliche Gewebeschädigungen hervorruft, die tödlich enden können [Peter et al, 1999]. Die Mechanismen, die bei Autoimmunkrankheiten die Gewebeschäden verursachen, sind im Wesentlichen dieselben wie bei der schützenden Immunität. Eine adaptive Immunantwort wird normalerweise durch die Aktivierung von Antigen-spezifischen T-Zellen eingeleitet. Man vermutet, dass dies bei der Autoimmunität in gleicher Weise geschieht. T-Zell-Reaktionen gegen körpereigene Antigene können Gewebeschäden entweder direkt oder indirekt hervorrufen. Zytotoxische T-Zellen und eine unangemessene Aktivierung von Makrophagen durch T-Helferzellen können ausgeprägte Gewebeschäden verursachen. Gleichzeitig kann die Unterstützung von autoreaktiven BZellen und T-Zellen schädliche Antikörperreaktionen auslösen. Autoimmunreaktionen, unter anderem ausgelöst durch Autoantikörper, sind letztendlich eine Folge des offenen Repertoires an B- und T-Zell-Rezeptoren. Dieses Repertoire erlaubt den Zellen, jedes beliebige Pathogen zu erkennen. Obwohl aus diesem Repertoire die meisten Rezeptoren, die in der Entwicklungsphase körpereigene Antigene mit hoher Affinität binden, beseitigt werden, sind immer noch Rezeptoren vorhanden, die einige Autoantigene mit niedriger Affinität binden [Goodnow, 1997]. Oftmals handelt es sich hierbei um Antigene, die aus Bruchstücken von abgestorbenen oder nicht mehr funktionstüchtigen Zellen stammen, vom Immunsystem für gewöhnlich toleriert werden und eigentlich aus dem Blutkreislauf entfernt werden sollen. Wodurch die Autoimmunität nun tatsächlich ausgelöst wird, ist bisher noch unbekannt. Man vermutet jedoch, dass an der Anfälligkeit für Autoimmunerkrankungen sowohl Umwelt- als auch Erbfaktoren beteiligt sind. Bei den genetischen Faktoren richtet man das Augenmerk besonders auf die MHC-Gene (major histocompatibility complex). Viele der Autoimmunerkrankungen hängen mit dem HLA-Typ (human leukocyte antigen) zusammen. Bei den meisten Krankheiten ist die Anfälligkeit am häufigsten mit MHCKlasse II-Allelen gekoppelt. Ein Zusammenhang zwischen dem MHC-Genotyp und Autoimmunerkrankungen erscheint verständlich, da an allen Autoimmunreaktionen T-Zellen beteiligt sind und die Fähigkeit der T-Zellen, auf ein bestimmtes Antigen zu reagieren, stets vom MHC-Genotyp abhängt [McDevitt, 2000]. Mit Hilfe eines einfachen Modells lässt sich 10 Einleitung diese Korrelation recht gut erklären: die Anfälligkeit gegenüber einer Autoimmunkrankheit hängt demnach davon ab, mit welcher Effizienz die verschiedenen Allelvarianten der MHCMoleküle den autoreaktiven T-Zellen Autoantigen-Peptide präsentieren. Dies würde mit der bisher bekannten Beteiligung von T-Zellen bei bestimmten Krankheiten übereinstimmen. Zudem wird die Autoimmunreaktion von CD8- und CD4-T-Zellen vermittelt. Diese reagieren jeweils auf Antigene, die von Klasse I- respektive von Klasse II-Molekülen präsentiert werden. Eine zweite Hypothese, die den Zusammenhang zwischen dem MHC-Genotyp und der Anfälligkeit für Autoimmunerkrankungen zu erklären versucht, hebt die Rolle der MHCAllele bei der Ausbildung des Repertoires der T-Zell-Rezeptoren hervor. Demzufolge fördern körpereigene Peptide, die mit bestimmten MHC-Molekülen assoziiert sind, die positive Selektion von heranreifenden Thymozyten, die für bestimmte Autoantigene spezifisch sind. Solche körpereigenen Antigene werden möglicherweise in zu geringen Mengen exprimiert oder binden zu schwach an körpereigene MHC-Moleküle, als dass im Thymus eine negative Selektion ausgelöst wird. Sie sind jedoch in ausreichender Menge vorhanden oder binden stark genug, um die positive Selektion zu fördern [Schmidt et al, 1997]. Der MHC-Genotyp entscheidet jedoch nicht alleine darüber, ob bei einem Individuum eine Autoimmunkrankheit ausbricht. Zusätzlich zu den MHC-Genen gibt es noch weitere, unabhängig segregierende Loci für die Krankheitsanfälligkeit. Ein weiteres, charakteristisches Merkmal der humoralen Autoimmunität ist die Synthese von autoreaktiven Antikörpern (Autoantikörper), die gegen jede beliebige, körpereigene Struktur gerichtet sein können. Autoantikörper, die sowohl als zellmembrangebundene als auch lösliche Form vorkommen, erkennen die native Form des Autoantigens und tragen direkt oder indirekt zur Pathogenese von Autoimmunerkrankungen bei [Tan, 1991]. Sie sind bei vielen systemischen und organspezifischen Autoimmunkrankheiten von großer diagnostischer Bedeutung. Bei jenen Zellen, die für die Produktion der Autoantikörper verantwortlich sind, handelt es sich um enddifferenzierte, autoreaktive Plasmazellen. Diese entwickeln sich ebenso wie pathogen-spezifische Plasmazellen nach Antigenkontakt aus BLymphozyten heraus, wobei auch hier verschiedene Ligand-Rezeptor-Interaktionen massiv zur Ausbildung der autoreaktiven Plasmazellen beisteuern. So scheint es, dass zunächst der Kontakt zwischen CD40 und CD40L nötig ist, um die B-Zellen zur Proliferation anzuregen. Eine anschließende Interaktion zwischen CD27 und CD70 induziert die Entwicklung zur Plasmazelle und die Bindung von CD134L an CD134 verstärkt die Antikörper-Produktion [Jacquot et al., 1997]. Die entstandenen Plasmazellen wandern über die Blutbahn in 11 Einleitung verschiedene Gewebe wie z.B. Knochenmark, Milz, Haut oder Schleimhäute und sind da für die Sezernierung von Immunglobulinen unterschiedlichster Klassen (IgG, IgA oder IgE) zuständig. Lange Zeit wurde vermutet, dass Plasmazellen eine relativ kurze Lebensdauer von nur wenigen Wochen besitzen, und dass lang anhaltende Antikörpertiter im Serum nur durch kontinuierliche Neubildung von Plasmazellen aus dem Gedächtnis-B-Zell-Repertoire aufrechtzuerhalten sind. Dies setzt allerdings persistierende Antigene voraus, mit denen die Gedächtnis-B-Zellen restimuliert werden [Ahmed und Gray, 1996]. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass Plasmazellen durchaus in der Lage sind in bestimmten Nischen (z.B. im Knochenmark) und entzündlichen Geweben über Monate oder sogar Jahre hinweg zu überleben. Diese langlebigen Plasmazellen reagieren nicht mehr mit Antigenen oder Antigen-Antikörper-Komplexen und sezernieren auch unabhängig von der weiteren Präsenz eines Antigens Antikörper [Manz et al, 1997, 1998]. In Abhängigkeit davon, ob protektive oder autoreaktive Antikörper sezerniert werden, ist dieses Plasmazell-Gedächtnis bei der Aufrechterhaltung der protektiven humoralen Immunität oder in der Pathogenese von Autoimmunprozessen wie beispielsweise an der Entstehung bullöser Autoimmundermatosen beteiligt und demzufolge ein möglicher Angriffspunkt für therapeutische Ansätze bei Autoimmunerkrankungen [Hiepe und Dörner, 2005]. 1.2 Blasenbildende Autoimmunerkrankungen Blasenbildende verlaufende Autoimmunerkrankungen und teilweise auch sind seltene, lebensbedrohliche meist schwere, Erkrankungen von chronisch Haut und Schleimhäuten. Immunologisch sind diese Erkrankungen durch zirkulierende Autoantikörper gegen spezifische Adhäsionsmoleküle der Epidermis und der dermo-epidermalen Junktionszone charakterisiert [Hertl, 2000]. Durch die Bindung der Autoantikörper an Adhäsionsstrukturen der Haut, kommt es zu einem massiven Funktionsverlust der Zielstruktur. Zu den bullösen Autoimmundermatosen gehören unter anderem die Pemphigusund Pemphigoiderkrankungen, die Epidermolysis bullosa und die Dermatitis herpetiformis Duhring. Das Bullöse Pemphigoid (BP) ist die wichtigste und häufigste Erkrankung der Pemphigoid-Gruppe. Hierbei handelt es sich um eine heterogene Gruppe von Erkrankungen (dazu gehören auch: Pemphigoid gestationis, Lineare IgA-Dermatose), deren Mitgliedern eine subepidermale Spaltbildung gemeinsam ist [Effendy et al, 2005]. 12 Einleitung 1.2.1 Das Bullöse Pemphigoid (BP) Bei dem Bullösen Pemphigoid (BP) handelt es sich um eine organspezifische Autoimmunerkrankung, die mit subepidermaler Blasenbildung der Haut einhergeht. Vor allem ältere Personen, selten Kinder, sind von dieser chronischen, teilweise schwer verlaufenden Krankheit betroffen [Schmidt et al., 2000; Rassner, 1997]. Erstmals beschrieben wurde diese Erkrankung von Lever im Jahre 1953, der aufgrund verschiedener klinischer und histologischer Merkmale das BP von einem Pemphigus unterschied. Jordon und seine Mitarbeiter konnten etwa 15 Jahre später durch Immunfluoreszenzanalysen erstmals zeigen, dass Patienten mit bullösem Pemphigoid in der kutanen Basalmembranzone gebundene Antikörper aufweisen [Jordon et al, 1967]. In der direkten Immunfluoreszenz periläsionaler Haut zeigen sich deutliche Ablagerungen von Immunglobulin G (IgG) und C3 (Protein des Komplementsystems) an der dermo-epidermalen Junktionszone. Mittels indirekter Immunfluoreszenz an Affen-Ösophagus oder an humaner Haut können bei etwa 80 % der BP-Patienten zirkulierende Autoantikörper nachgewiesen werden. Diese gehören vor allem der IgG-Subklasse 4 an, gefolgt von den Subklassen IgG1 und IgG3 [Kelly et al, 1989]. Ebenso konnten IgE-Autoantikörper im Blut von BP-Patienten nachgewiesen werden [Ghohestani et al, 1998; Döpp et al, 2000; Fairley et al, 2005; 2007; Ishiura et al, 2008; Dresow et al, 2009]. Die hoch affinen Autoantikörper sind vor allem gegen zwei hemidesmosomale Strukturproteine innerhalb der Keratinozytenmembran gerichtet: ein 230 kDa großes, intrazelluläres Protein (BP230, BPAG-1), das zu der Plakin-Familie gezählt wird, und ein 180 kDa großes, transmembranes Glykoprotein (BP180, BPAG-2), welches auch als Kollagen Typ XVII bekannt ist [Zillikens et al, 1999]. Vor allem die Autoantikörper gegen das BP180 spielen eine bedeutende Rolle bei dem Verlust der Adhäsion der basalen Keratinozyten an Komponenten der Basalmembran, in dem sie an die Junktionszone binden und dadurch das Komplementsystem aktivieren. Eingewanderte neutrophile und eosinophile Leukozyten schädigen durch das Freisetzen von Proteasen und Mediatoren die hemidesmosomale Struktur und beeinträchtigen dadurch die dermo-epidermale Haftung [Fritsch, 1998]. 13 Einleitung 1.3 Kollagen XVII (BP180) Als wichtigste Komponenten der extrazellulären Matrix sind die Kollagene im Organismus weit verbreitet. Sie bilden die größte Proteinfamilie und werden je nach Struktur und Funktion in verschiedene Subklassen unterteilt, die dann entweder zur Gruppe der Fibrillen bildenden oder nicht-fibrillären Kollagene gezählt werden. Die erste Gruppe ist durch die Bildung starrer, kollagener Mikrofibrillen gekennzeichnet. Hierbei lagern sich je fünf ununterbrochene Triplehelices versetzt zusammen und bilden dadurch lange Ketten aus. Diese Gruppe beinhaltet ca. 90 % aller Körperkollagene, dazu gehören Kollagen I, II und III. Die heterogene Gruppe der nicht-fibrillären Kollagene stellt nur einen sehr geringen Anteil der Körperkollagene dar. Sie befinden sich in sehr spezifischen Geweben, beispielsweise in der Basalmembran (Kollagen Typ IV) oder haben ihre Funktion in der Interaktion mit anderen Kollagenen oder Matrixproteinen (Kollagen VI), [Löffler, 1999]. Eine besondere Klasse sind die zellständigen Kollagentypen XIII und XVII. Sie sind mit einer transmembranen Region in der Zellmembran verankert und scheinen als Oberflächenproteine den Kontakt der Zellen zu Bestandteilen der extrazellulären Matrix zu vermitteln. Ein typisches Merkmal dieser Kollagene liegt in der Flexibilität, die durch die nicht-kollagenen Unterbrechungen der Triplehelix zu begründen ist. Die fibrillären Domänen sind wesentlich kürzer oder gar nicht vorhanden. Kollagen Typ XVII wurde im Zusammenhang mit der Erforschung der Pathogenese des Bullösen Pemphigoids (BP) entdeckt und erstmals im Jahre 1986 beschrieben. Aufgrund seines Molekulargewichtes von 180 kDa wurde es auch als BP180 bezeichnet [Labib et al, 1986]. Abnormalitäten des Kollagen XVII-Moleküls durch Mutationen gehen bei einer Reihe von angeborenen Erkrankungen mit subepidermaler Blasenbildung der Haut einher. Ebenso können Kollagen XVII-Autoantikörper ursächlich für die subepidermale Blasenbildung sein [Franzke et al, 2003]. 1.3.1 Struktur und Funktion des Kollagen XVII (BP180) Das Kollagen XVII ist ein Homotrimer, bestehend aus drei identischen (XVII)-Ketten [Hirako et al, 1998], die jeweils 1497 Aminosäuren lang und 180 kDa schwer sind [Giudice et 14 Einleitung al, 1992; Franzke et al, 2003]. Es weist als transmembranes Glykoprotein eine für die Kollagene eher ungewöhnliche Typ-II-Orientierung auf, das bedeutet, der N-Terminus des Proteins befindet sich intra-, der C-Terminus extrazellulär [Zillikens et al, 1999]. Die globuläre, intrazelluläre Domäne von etwa 60 kDa interagiert mit 4-Integrin, Plektin und BP230 [Hopkinson et al, 1998, 2000] und ist für die stabile Anhaftung der Hemidesmosomen an die intermediären Keratinfilamente essentiell. Dieser Domäne folgt ein kurzer Transmembranabschnitt von 14 Aminosäuren, der dann wiederum mit der großen, membranproximal gestreckten und zum C-terminalen Ende hin sehr flexiblen Ektodomäne verknüpft ist. Die Ektodomäne, welche die Lamina lucida bis hin zur Lamina densa durchzieht und so über die Basalmembranzone die Epidermis mit der Dermis verbindet, besitzt eine molekulare Masse von etwa 120 kDa und besteht aus 15 kollagenen Subdomänen. Diese werden durch 16 kurze, nicht-kollagene (NC) Abschnitte flankiert [Schacke et al, 1998; Areida et al, 2001]. Der membranproximale Abschnitt der Ektodomäne ist verantwortlich für die Bindung an das 6-Integrin. Diese Bindung scheint wichtig für die Kollagen XVII-Integration in die Hemidesmosomen zu sein. Modifiziert nach Franzke et al, 2003 Abb. 1.4: Schematische Darstellung von Kollagen XVII. Das epitheliale Kollagen XVII ist ein Typ-II Integraltransmembranprotein mit einem Molekulargewicht von 180 kDa und einer Länge von 1497 Aminosäuren. Durch proteolytische Enzyme, die unter anderem zur Familie der ADAM’s gehören, kann die 120 kDa schwere Ektodomäne vom Rest des Proteins abgeschnitten werden und als lösliche Form existieren (Shedding). Schwarze Balken: kollagene Domänen; graue Balken: nicht-kollagene Domänen; senkrechte, graue Linie: Plasmazellmembran; als unmittelbar an die Membran angrenzende Domäne: NC16a, immundominante Region. 15 Einleitung Das epitheliale Protein der Haut und Schleimhäute (Kollagen XVII) spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Verbindung zwischen den intrazellulären und extrazellulären Strukturelementen, die an der epidermalen Adhäsion beteiligt sind [Franzke et al, 2005]. Als Transmembranprotein besitzt das Kollagen XVII zwei entscheidende Funktionen: es wirkt zum einen als Rezeptor und ist somit an der Signaltransduktion beteiligt, zum anderen ist es ein Bestandteil der extrazellulären Matrix und dient als Strukturprotein der Stabilität und Aufrechterhaltung von Hemidesmosomen [Franzke et al, 2003; Powell et al, 2005]. nach Tasanen et al, University of Oulu Abb. 1.5: Modell der epidermalen Basalmembran im Bereich eines Hemidesmosoms. Die Bildung der Hemidesmosomen schließt die Clusterbildung des 64-Integrin an der basalen Seite der Zelle mit ein, welche abhängig von der Interaktion mit den Liganden der extrazellulären Matrix – wie beispielsweise Laminin-5 – ist. Die Fähigkeit von 64-Integrin und Plektin miteinander zu assoziieren und selber zu polymerisieren, erleichtert die Bildung eines Kerns, der als Anhaftungsstelle für BP180 und BP230 dient. Die Stabilisierung der Hemidesmosomen wird dann durch eine Multiprotein-Interaktion erreicht. Die zytoplasmische4-Domäne ist in der Lage, zusätzlich neben Plektin, mit BP180 und BP230 zu interagieren. Andersherum assoziiert BP180 mit Plektin und BP230, beide in die Anhaftung des Keratinnetzwerkes an die Plasmamembran mit einbezogen. 16 Einleitung 1.3.2 Kollagen XVII als Autoantigen Die im Zusammenhang mit dem Bullösen Pemphigoid auftretenden, im peripheren Blut zirkulierenden IgG-Antikörper gegen Kollagen XVII sind bei 90 % der BP-Patienten [Zillikens et al, 1997] gegen eine Domäne gerichtet, die, membranproximal gelegen, im 16. nichtkollagenen (NC) Abschnitt des BP180-Proteins lokalisiert ist. Diese immundominante Region wird als NC16a-Domäne bezeichnet und enthält mindestens fünf verschiedene Epitope, die von den Autoantikörpern in den Seren der BP-Patienten erkannt und gebunden werden [Giudice et al, 1993], und dementsprechend als antigene Areale des BP180 identifiziert wurden [Zillikens et al, 1997]. Weitere Autoantikörper sind gegen antigene Regionen innerhalb des COOH-Terminus der BP180-Ektodomäne bzw. gegen das BP230-Antigen gerichtet [Hofmann et al, 2002; Ishiura et al, 2008]. Die NC16a-spezifischen Antikörper gehören vor allem der IgG-Subklasse 4 an [Döpp et al, 2000]. Allerdings führt die alleinige Bindung der Autoantikörper an die antigenen Epitope nicht automatisch zur Blasenbildung. Das zusätzliche Einwandern von Entzündungszellen in die geschädigte Haut und die Freisetzung unterschiedlicher Entzündungsmediatoren, einschließlich Zytokinen und Proteasen, sind eine notwendige Voraussetzung, um die Blasenbildung hervorzurufen [Zone et al, 1990]. Weitere Arbeiten zeigten, dass die Krankheitsaktivität der Patienten mit den Serumspiegeln der Autoantikörper gegen BP180 NC16A korreliert, nicht jedoch mit dem Autoantikörpertiter der indirekten Immunfluoreszenz auf NaCl-separierter Spalthaut [Schmidt et al, 2000b]. Diese Beobachtung könnte dadurch erklärt werden, dass beim Bullösen Pemphigoid die Immunfluoreszenz-Reaktivität in erster Linie durch Antikörper gegen BP230 und nur zu einem geringeren Teil durch Antikörper gegen BP180 vermittelt wird [Pas et al, 1995]. 17 Einleitung 1.4 Ziel dieser Arbeit Es ist schon lange bekannt, dass die für die Entstehung eines Serumspiegels notwendigen Antikörpermengen durch Plasmazellen synthetisiert werden. Plasmazellen sind enddifferenzierte B-Lymphozyten. Deren Hauptfunktion besteht darin, spezifische Antikörper zu produzieren, die den Organismus über einen längeren Zeitraum vor Pathogenen schützen und damit eine zentrale Rolle für die humorale Immunität spielen. Bisher war die Untersuchung der Plasmazellen durch die Seltenheit ihres Auftretens im peripheren Blut und fehlender Verfahren zum Nachweis der Antigenspezifität dieser Zellen ausgesprochen schwierig. Das Bullöse Pemphigoid (BP) ist eine autoantikörpervermittelte Erkrankung der Haut, dessen Hauptantigen, das Transmembrankollagen XVII, von über 90 % der BP-Patienten erkannt wird. Die wesentliche antigene Domäne des Typ XVII Kollagen ist die NC16aDomäne, eine extrazelluläre, der Membran nah gelegene 72 Aminosäuren lange Sequenz. Ziel dieser Arbeit sollte es sein, autoreaktive Plasmazellen spezifisch für die NC16aDomäne des Hauptantigens Kollagen XVII bei Patienten mit BP nachzuweisen und phänotypisch zu charakterisieren. Zur detaillierten Analyse dieser seltenen Zellen sollte das Autoantigen, die NC16a-Domäne, in einem geeigneten Expressionssystem rekombinant exprimiert und anschließend mit einem Fluorchrom markiert werden. Mit dem rekombinanten Protein sollte dann versucht werden, mittels intrazellulärer Färbung die autoantigenspezifischen Plasmazellen durchflusszytometrisch zu identifizieren und zu charakterisieren. Durch die Untersuchung entsprechender Aktivierungsmarker sollte dann geklärt werden, ob nachweisbare antigenspezifische Plasmazellen eher einer kurzlebigen Plasmablasten- oder einer langlebigen Plasmazellpopulation zugeordnet werden können. 18 Materialien Kapitel 2 Materialien Alle in dieser Arbeit benötigten Chemikalien entsprachen dem Qualitätsstandard pro analysis und wurden, falls nicht anders angegeben, von den Firmen Roth (Karlsruhe), Merck (Darmstadt), Sigma (Taufkirchen), Invitrogen (Karlsruhe), Serva (Heidelberg), New England Biolabs (Schwalbach) oder Roche (Mannheim) bezogen. Für die Herstellung aller verwendeten Lösungen wurde entionisiertes Wasser aus einer Reinstwasseranlage benutzt. Die Versuche wurden, wenn nicht anders vermerkt, bei Raumtemperatur durchgeführt. 2.1 Verwendete Bakterienstämme Zur Transformation von Plasmiden wurden die folgenden E.coli Bakterienstämme mit dem entsprechenden Genotyp verwendet: TOP10F’: E.coli F’ {laclq, Tn108TetR} mrcA ∆(mrr-hdsRMS-mcrBC) φ80 laclZ∆M15 ∆lacX74 deoR recA1 araD139 ∆(ara-leu)7697 galU galK rpsL (Str®) endA1 nupG [Invitrogen, San Diego] BL21(DE3): E.coli B F- ompT hsdS(r B -m B -) dcm+ Tetr gal (DE3) endA The [argU proL Camr] [Stratagene, USA] 2.2 Zelllinie Zur rekombinanten Proteinexpression wurde folgende Zelllinie verwendet: EBNA-293-Zellen: Humane embryonale Nierenzelllinie. In das Genom wurde das EBNA-1 Gen integriert. Zusätzlich tragen die Zellen auf ihrem Genom eine Geneticin (G418)Resistenz als Selektionsmarker. 19 Materialien Zellkulturmedium: D’MEM / F12 1:1 10 % FCS 2 mM Glutamat 100 U/ 100 µg/ml Penicillin/Streptomycin 0,5 g Vitamin C Selektionsmedium: Zellkulturmedium 350 µg/ml G418 30 µg/ml Hygromycin 2.3 Bakterienmedien LB-Medium: 0,5 % (w/v) NaCl 0,5 % (w/v) Hefe-Extrakt 1 % (w/v) Pepton LB-Agar: LB-Medium 1,25 % (w/v) Agar 2YT-Medium: 0,5 % (w/v) NaCl 1 % (w/v) Hefe-Extrakt 2 % (w/v) Pepton LB amp -Platten: LB-Medium 1,25 % (w/v) Agar Ampicillin einer 100 mg/ml-Stocklösung 1:1000 einsetzen 2.4 Expressions- und Klonierungsvektoren Zur Herstellung rekombinanter Proteine in eukaryotischen Systemen werden zur Transfektion geeignete Plasmid-Vektoren benötigt, die sowohl die cDNA-Sequenz des zu exprimierenden Proteins als auch die notwendigen Sequenzen für eine erfolgreiche Expression tragen. Bei dem in dieser Arbeit verwendeten Expressionsvektor handelte es sich um den eukaryotischen, episomalen Expressionsvektor pCEP4 von Invitrogen. Dieser Vektor besitzt innerhalb der multiplen Klonierungsstelle (MCS) zahlreiche Restriktionsschnittstellen, 20 Materialien unter anderem eine Nhe I- und eine BamH I-Erkennungssequenz. Zwischen diesen beiden Erkennungssequenzen wurde bereits das Insert (Konstrukt F) sowie ein His 6 -Motiv kloniert [Prof. Brinkmann, Universität Lübeck]. Das His 6 -Motiv befindet sich am C-Terminus des exprimierten Proteins und dient unter anderem der Aufreinigung des Proteins über eine Affinitätssäule. Abb. 2.1: Vektorkarte des Expressionsvektors pCEP4. Der Vektor besitzt eine Ampicillin-Resistenzkassette, ein SV40 Polyadenylierungssignal, einen SV40-Promotor, das Ebstein-Barr Nuclear Antigen-1 (EBNA-1)-Gen, einen bakteriellen Replikationsursprung (ori) und einen CMV (Cytomegalovirus)-Promotor. Der Vektor lag für diese Arbeit bereits als modifizierter Vektor mit dem Insert „Konstrukt F“ vor, welches die NC16a-Domäne mit einschloss. Als Klonierungsvektor wurde der pDrive Klomierungsvektor von QIAGEN verwendet. Dieser Vektor besitzt eine große multiple Klonierungsstelle (MCS) mit einer Vielzahl an Restriktionsschnittstellen. Zu Beginn der Arbeit lag der Vektor mit dem Konstrukt F als Insert vor. Dieses Insert wurde während der Arbeit in den Expressionsvektor pRSET A zur rekombinanten Expression des Proteins umkloniert. 21 Materialien Abb. 2.2: Vektorkarte des Klonierungsvektors pDrive von QIAGEN. Der Vektor liegt linearisiert vor und besitzt eine Kanamycin- und Ampicillin-Resistenzkassette zur Selektion, ein LacZ-Gen für eine Blau/Weiß-Selektion, einen Replikationsursprung (origin) und eine multiple Klonierungsstelle mit einer Vielzahl Restriktionsschnittstellen. Der für die Transfektion verwendete Expressionsvektor pRSET A enthält die Sequenz des T7-Promotors. Durch dessen Gegenwart ist es möglich, große Mengen an zuvor in den Vektor klonierte DNA-Sequenzen zu exprimieren und somit die Expression des Gens von Interesse zu kontrollieren. Erkannt wird der Promotor ganz spezifisch von der T7 RNAPolymerase, welche von dem E.coli Stamm BL21(DE3) geliefert wird. Dieser Stamm trägt das notwendige DE3 Bakteriophage-Lambda-Lysogen, welches unter anderem das T7 RNAPolymerase-Gen enthält. Das Gen wird nach Zugabe des Induktors Isopropyl-β-Dthiogalactopyranosid (IPTG), ein Galaktose-Derivat, exprimiert und auf diesem Wege die T7 RNA-Polymerase hergestellt. Diese kann anschließend an den T7-Promotor binden, um das gewünschte Gen, in diesem Fall die für die NC16a-Domäne kodierende cDNA, zu exprimieren. 22 Materialien Abb. 2.3: Vektorkarte des Expressionsvektors pRSET A von Invitrogen. Der Vektor besitzt eine Ampicillin-Resistenzkassette zur Selektion, einen Replikationsursprung (pUC ori) für eine möglichst hohe Plasmidreplikation, einen T7-Promotor zur Regulation der heterologen Gen-Expression und eine multiple Klonierungsstelle mit einer Vielzahl Restriktionsschnittstellen. N-terminal ist ein Hexa-Histidin-Motiv gelegen, welches der Aufreinigung dient. 2.5 Antikörper Tab. 2.1: Auflistung der verwendeten Antikörper. monoklonal Antigen Spezies/Klon Konjugat Hersteller anti-human IgA Maus Phycoerythrin Miltenyi Fluorescein BD isothiocyanate Bioscience Fluorescein Miltenyi Klon IS11-8E10 monoklonal anti-human IgM Maus Klon G20-127 monoklonal anti-human IgG Maus Klon IS11-3B2.2.3 monoklonal anti-human CD19 isothiocyanate Maus Phycoerythrin Klon LT19 Allophycocyanin 23 Miltenyi Materialien monoklonal anti-Human CD27 Maus Phycoerythrin Bioscience Klon L128 monoklonal anti-Human CD38 Maus Klon IB6 monoklonal anti-Human CD138 Maus BD Fluorescein Miltenyi isothiocyanate Allophycocyanin Miltenyi Phycoerythrin Exbio Fluorescein BD isothiocyanate Bioschience Klon B-B4 monoklonal anti-Human HLA-DR Maus Klon MEM-12 monoklonal anti-Maus CD117 Ratte Klon 2B8 polyklonal anti-Human IgG Kaninchen HRP Dako monoklonal anti-Human CD19 Maus Mikropartikel Miltenyi monoklonal anti-Human CD138 Maus Mikropartikel Miltenyi 2.6 Enzyme Alle Enzyme wurden, sofern nicht anders erwähnt, gemäß den Herstellerangaben eingesetzt und bei -20°C gelagert. T4 DNA-Ligase New England Biolabs® Inc., (Schwalbach) BamH I New England Biolabs® Inc., (Schwalbach) Hind III New England Biolabs® Inc., (Schwalbach) 24 Materialien 2.7 Oligonukleotide Bezeichnung: BamH I - NC16a forward Sequenz (5’ 3’): GCT TAT GGA TCC GAG GTG AGG AAG Bezeichnung: Hind III - NC16a reverse Sequenz (5’ 3’): GCG CAA GCT TCG TCA ATT TTC CTG 2.8 Chemikalien und Verbrauchsmaterialien Chemikalien 2-Mercaptoethanol Roth, Karlsruhe 2-Propanol Roth, Karlsruhe Aceton Roth, Karlsruhe Ammoniumpersulfat (APS) Sigma, Taufkirchen Bis-Acrylamid Protogel (Ratiphorese) Roth, Karlsruhe BCA Protein Assay Reagent A + B Pierce, Rockford, USA Borsäure Roth, Karlsruhe Bromphenolblau Serva, Heidelberg BSA Serva, Heildeberg Coomassie ® Serva, Heidelberg di-Natriumhydrogenphosphat Merck, Darmstadt DMSO Sigma, Taufkirchen EDTA Merck, Darmstadt epsilon-aminocaproic-acid Serva, Heidelberg Essigsäure Roth, Karlsruhe Ethanol Roth, Karlsruhe Ethidiumbromid Merck, Darmstadt FCS Biochrom TM Ficoll-Paque Plus Biotech, Uppsala, Sweden FuGene6 Roche, Mannheim Glycerin Roth, Karlsruhe Glycin Roth, Karlsruhe Hefeextrakt Sigma, Taufkirchen Imidazol Quiagen, Hilden 25 Materialien IPTG Sigma-Aldrich, Taufkirchen Isopropanol Roth, Karlsruhe Kaliumchlorid Roth, Karlsruhe Kaliumdihydrogenphosphat Merck, Darmstadt Magnesiumchlorid Roth, Karlsruhe Methanol Roth, Karlsruhe Milchpulver Roth, Karlsruhe Natriumchlorid Roth, Karlsruhe Natriumdihydrogenphosphat Merck, Darmstadt Natriumlaurylphosphat (SDS) Serva, Heidelberg Natronlauge Merck, Darmstadt PMSF Sigma-Aldrich, Taufkirchen Ponceau S Solution Sigma-Aldrich, Taufkirchen Salzsäure Merck, Darmstadt Select Agar Invitrogen, Karlsruhe Select Peptone 140 Gibco, Gaithersburg, USA TCA Merck, Darmstadt TEMED Sigma, Taufkirchen Tris Sigma, Taufkirchen Triton X-100 Roth, Karlsruhe Trypsin Invitrogen, Karlsruhe Tween 20 Serva, Heidelberg Universal Agarose Bio-Budget, Krefeld Verbrauchsmaterialien FACS-Röhrchen Beckton Dickinson Handschuhe Hartmann MS-Säulen Miltenyi, B.-Gladbach Nitrocellulose-Membran Amersham Biosciences Petrischalen Falcon Reagiergefäße Sarstedt, Nümbrecht Röntgenfilm GE Healthcare Skalpell Feather Whatman-Paper Whatman Zentrifugenröhrchen 15 ml Beckton Dickinson Zentrifugenröhrchen 50 ml Beckton Dickinson 26 Materialien 2.9 Allgemeine Puffer Anodenpuffer I: 0,3 M Tris 20 % Methanol H2O pH 10.4 Anodenpuffer II: 25 mM Tris 20 % Methanol H2O pH 10.4 Kathodenpuffer: 40 mM 6-Aminohexansäure 20 % Methanol H2O pH 7.6 FACS-Puffer: 1x PBS 5 % FCS 0.02 % Azide 10x PBS: 80 g NaCl 2 g KCl 14,4 g di-Natriumhydrogenphosphat 2,4 g Kaliumdihydrogenphosphat H 2 O auf 1000 ml pH 7.4 10x Laufpuffer: 30 g Tris-Base 144 g Glycin 20 g SDS H 2 O auf 1000 ml pH 8.3 27 Materialien 10x TBE: 108 g Tris-Base 55 g Borsäure 40 ml 0,5 M EDTA H 2 O auf 1000 ml pH 8.0 1x TE: 10 ml 1 M Tris-HCl (pH 7.4 – 8.0) 2 ml 0,5 M di-Natrium-EDTA (pH 8.0) H 2 O auf 1000 ml autoklavieren 5x Probenpuffer + ß: 0,6 ml 1 M Tris-HCl pH 6.8 2,5 ml 100 % Glycerol 2 ml 10 % SDS 0,5 ml ß-Mercaptoethanol 0,1 ml 10 % Bromphenolblau 4, 3 ml H 2 O Lagerung bei -20°C 0,5 M EDTA: 146 g EDTA 60 g NaOH H 2 O auf 800 ml pH 8.0 H 2 O auf 1000 ml Alle weiteren Puffer und Lösungen werden bei den entsprechenden Methoden beschrieben. 2.10 Geräte Brutschrank Heraeus Brutschrank/Schüttler Biotron ELISA-Reader NJ-2000 NUNC Entwickler Curix 60 AGFA FACS Calibur Becton Dickinson Feinwaage AdventurerTM Pro Ohaus® Kühlzentrifuge 5415 R Eppendorf 28 Materialien Kühlzentrifuge Multifuge 1S-R Heraeus Labcycler SensoQuest Magnet zur Zellseparation Miltenyi Magnetrührer IKAMAG®REO Mikroskop Nikon Mikrowelle Home Electronics pH-Meter CG710 Schott Photometer Eppendorf Power Supply E835 Consort ® Ultrazentrifuge Sorvall Evolution RC ThermoScientific Thermomixer compact Eppendorf Ultrazentrifuge Beckman UV-Lampe 7410 Bachhofer Vortexer Vortex Genie2 Scientific Industries Wasserbad SW-20C Julabo 2.11 DNA-und Proteinmarker DNA-Marker: 100 bp DNA-Leiter Fermentas Protein-Marker: Prestained Protein-Leiter Fermentas (PageRulerTM) 29 Materialien 2.12 Patientendaten und Kontrollpersonendaten Alle Patienten und Kontrollpersonen wurden über Sinn und Zweck der Versuche informiert und erklärten sich mit einer Blutspende einverstanden. Tab. 2.2: Auflistung der Patientendaten. Spender K51 Alter 90 Geschlecht ind. IF Western (ELISA) Blot >1:160 + ♀ Therapie Krankheitsaktivität Decortin, ++ Imurek K54 69 ♀ >1:160 + Cellcept + K56 84 ♀ >1:160 + Cellcept, ++ Dermoxin K57 78 ♂ >1:640 - Cellcept + K58 72 ♀ >1:640 + Decortin ++ K62 89 ♀ >1:640 ++ Decortin ++ K65 96 ♀ >1:640 ++ Decortin ++ ++ frische Blasen, juckender Ausschlag; + Rötungen, Krusten, Erosionen Tab. 2.3: Auflistung der Kontrollpersonendaten. Spender Alter Geschlecht ind. IF Western (ELISA) Blot Klinischer Status KO5 26 ♀ n.b. - gesund KO10 45 ♀ n.b. - gesund KO11 28 ♂ n.b. - gesund KO14 31 ♂ n.b. - gesund KO16 26 ♀ n.b. - gesund KO18 39 ♀ n.b. - gesund KO19 44 ♀ n.b. - gesund 30 Methoden Kapitel 3 Methoden 3.1 Molekularbiologische Methoden 3.1.1 Agarosegelelektrophorese Um DNA-Produkte nach einem Restriktionsverdau auf ihre Größe hin untersuchen zu können, wurden horizontale Agarosegele verwendet. Der Prozentgehalt an Agarose ist abhängig von der Größe der aufzutrennenden Fragmente. Während der Arbeit wurden dementsprechend Agarose-Gele von 0,7 % (w/v) (für große Fragmente), bis 1,7 % (w/v) (für kleine Fragmente) gegossen. Die Agarose wurde in 1 x TBE-Puffer durch Aufkochen in einer Mikrowelle gelöst und mit 6 µl Ethidiumbromid (pro 100 ml) versetzt. Ethidiumbromid ist ein fluoreszierender Stoff, der zwischen die Basen interkaliert, mit Licht im UV-Bereich (254366 nm) angeregt wird und Licht im orange-roten Bereich (590 nm) emittiert. Somit ist es möglich, die DNA-Fragmente unter UV-Licht sichtbar zu machen. Die Auftrennung erfolgte in 1 x TBE-Puffer bei einer Spannung von 110 V (bzw. 13,5 V/cm). Die zu untersuchenden Proben wurden mit Probenpuffer versetzt. Um die Größe der Fragmente bestimmen zu können, wurden parallel 8 µl von einer 100 bp DNA-Leiter (für kleinere Fragmente) und 1 kb DNA-Leiter (für größere Fragmente) aufgetrennt, die ebenfalls mit Probenpuffer versetzt wurde. Bei analytischen Agarosegelen wurden jeweils 2-5 µl Probe pro Tasche eingesetzt, wohingegen bei präparativen Gelen bis zu 50 µl Probe pro Tasche aufgetragen wurde. Aufgetrennte DNA-Fragmente, die für weitere Analysen benötigt wurden, wurden unter UV-Licht mit einem Skalpell ausgeschnitten. Wichtig dabei ist, die UVExposition gering zu halten, da es sonst zu DNA-Schäden kommen kann. 10 x Probenpuffer: 10 mM Tris/HCl pH 8.0 50 mM EDTA 80 % (w/v) Glycerin 0,1 % (w/v) Bromphenolblau 1 x TBE (1l): 90 mM Tris Base 89 mM Borsäure 0,5 M EDTA pH 8.0 31 Methoden 0,7 % (1,7 %) Agarosegel: 0,7 g (1,7 g) Agarose 100 ml 1 x TBE 3.1.2 Amplifikation von DNA-Sequenzen mit Hilfe des PCR-Verfahrens Die DNA-Neusynthese erfolgt für gewöhnlich in Gegenwart einer Matrize und spezifischen Oligonukleotiden in vitro. Mit Hilfe der Polymerase-Kettenreaktion wird durch wiederholte Synthesezyklen eine exponentielle Vermehrung eines bestimmten Sequenzabschnitts erreicht. Hierzu werden eine DNA-Matrize, zwei passende sequenzspezifische Primer, dNTP-Substrate (dATP, dCTP, dGTP und dTTP) sowie eine thermostabile DNA-Polymerase (z.B. die Taq-Polymerase) in einem geeigneten Puffer (Mg2+-haltig) benötigt. Durch periodisch aufeinander folgenden Temperaturänderungen kommt es zur Denaturierung der DNA-Vorlage (95°C), Primeranlagerung (56°C) und Primerverlängerung (72°C), so dass das Produkt des Zyklus n im Zyklus n+1 selbst als Matrize dienen kann. Die dabei erhaltene DNA kann für analytische Zwecke oder präparative Ziele genutzt werden. Als DNA-Vorlage zur Amplifikation der spezifischen Sequenz diente der episomale Expressionsvektor pCEP4. Der hier verwendete pCEP4-Vektor trägt neben den typischen Plasmideigenschaften zusätzlich ein Konstrukt, welches nachträglich in den Vektor eingefügt wurde und die cDNA der NC16a-Domäne des Kollagen XVII enthält (AG Brinkmann, Universität Lübeck). Die Sequenz, die für die NC16a-Domäne kodiert, sollte mit Hilfe definierter Primer gezielt amplifiziert werden. Für einen 25 µl Ansatz wurden folgende Komponenten eingesetzt: 12,5 µl 2x RED Taq® Ready MixTM 1 µl forward primer (10 µM pCEP4-BamH I) 1 µl reverse primer (10µM pCEP4-Hind III) 1 µl Plasmid-DNA (pCEP4 + Konstrukt F) 9,5 µl PCR-H 2 O Der Ansatz wurde nach dem Ende der PCR auf ein 1,7 %iges Agarosegel aufgetragen. Das entstandene Fragment weist durch die definierten Oligonukleotide eine spezifische Größe auf, die im Gel durch den Vergleich mit einem Längenstandard überprüft werden kann. 32 Methoden 3.1.3 Restriktionsverdau Mit Hilfe von Restriktionsenzymen ist es möglich, DNA an definierten Positionen zu spalten. Die Spaltprodukte dienen im Falle eines analytischen Restriktionsverdaus zur Überprüfung der eingesetzten DNA (Kontrollverdau). Bei einem präparativen Restriktionsverdau hingegen werden die Spaltprodukte für Klonierungsarbeiten eingesetzt. Bei den in den biotechnologischen Verfahren verwendeten Restriktionsenzymen handelt es sich überwiegend um Typ II-Restriktionendosnukleasen, die DNA-Stränge an genau definierten Stellen schneiden. Dabei erkennen sie eine spezifische Basensequenz von 4 bis 6 Basen, so genannte Palindrome. Diese Erkennungssequenz wird abhängig vom Enzym so geschnitten, dass entweder glatte („blunt ends“) oder überhängende Enden („sticky ends“) entstehen. Während dieser Arbeit wurden Restriktionsenzyme des Typs II verwendet, die innerhalb der Erkennungssequenz geschnitten haben und überhängende Enden erzeugten. Für einen 100 µl Ansatz einer Restriktionsspaltung des Konstrukts pDrive-NC16a wurden folgende Komponenten eingesetzt: 20 µl Plasmid-DNA (340 ng/µl pDrive-NC16a) 10 µl 10 x Restriktionspuffer 2 (NEB) 2 µl Hind III (10 U/µl) 68 µl ddH 2 O Dieser Ansatz wurde über Nacht bei 37°C inkubiert. Nach einer 20-minütigen Hitzeinaktivierung des Restriktionsenzyms Hind III bei 65°C wurden folgende Komponenten hinzugefügt: 1 µl 100 x BSA 1 µl BamH I (10 U/µl) 4,1 µl 1M Tris-HCl 5,1 µl 1M NaCl Der Ansatz wurde erneut für 2 Stunden bei 37°C inkubiert. Das zweite Restriktionsenzym gewährleistet eine vollständige Fragmentierung der DNA. Da BamH I für eine optimale Aktivität ein anderes Puffermilieu benötigt als Hind III, musste der zuvor verwendete Puffer mit Zusatz von Tris-HCl und NaCl den Pufferbedingungen des Enzyms entsprechend 33 Methoden angepasst werden (vgl. Restriktionspuffer 3, NEB). Nach Restriktion wurden die Fragmente auf ein 1,2 %iges Agarosegel aufgetragen. Die entstandenen Fragmente weisen durch die definierte Lage der Schnittstellen eine spezifische Größe auf, die im Gel durch den Vergleich mit einem Längenstandard überprüft werden kann. Da der Expressionsvektor pRSET A als zirkuläres Plasmid vorlag, musste auch dieser zunächst geschnitten werden. Für einen 100 µl Ansatz der Restriktionsspaltung wurden folgende Komponenten eingesetzt: 32 µl Plasmid-DNA (156 ng/µl) 10 µl 10 x Restriktionspuffer 2 (NEB) 1 µl Hind III (10 U/µl) 57 µl ddH 2 O Der Ansatz wurde für 2 Stunden bei 37°C inkubiert. Nach einer 20-minütigen Hitzeinaktivierung des Restriktionsenzyms Hind III bei 65°C wurden folgenden Komponenten zu dem Verdau hinzugefügt: 1 µl 100 x BSA 1 µl BamH I (10 U/µl) 4,1 µl 1 M Tris-HCl 5,1 µl 1 M Nacl Der Ansatz wurde erneut für 1 Stunde bei 37°C inkubiert. 10 Minuten vor Ablauf der Inkubationszeit wurde 1 µl (1 U/µl) der alkalischen Phosphatase CIAP (Calf Intestine Alkaline Phosphatase) beigefügt. Dieses Enzym katalysiert die Hydrolyse freier Phosphatgruppen unter anderem von DNA und verhindert somit ein erneutes Schließen von Plasmiden. Anschließend wurde das Enzym 20 Minuten bei 85°C inaktiviert. Bevor der geschnittene Vektor auf ein 1 %iges Testgel aufgetragen wurde, sollten zunächst überschüssige Primer, Nukleotide und Salze entfernt werden. Die DNA wird dazu an eine Membran gebunden, gewaschen und anschließend wieder eluiert. Restriktionspuffer 2 (NEB): 50 mM NaCl 10 mM Tris-HCl 10 mM MgCl 2 1 mM Dithiothreitol 34 Methoden Restriktionspuffer 3 (NEB): 100 mM NaCl 50 mM Tris-HCl 10 mM MgCl 2 1 mM Dithiothreithol 3.1.4 Elution von DNA-Fragmenten aus Agarosegelen Um DNA aus Agarosegelen zu extrahieren, wurde dafür das „QIAquick Gel Extraction Kit“ von der Firma QIAGEN verwendet. Dabei wurde nach dem Protokoll des Herstellers gearbeitet, nachdem die aufgetrennten DNA-Fragmente unter UV-Licht mit einem Skalpell ausgeschnitten wurden. Prinzip dieses Verfahrens ist die Bindung der DNA an eine Silica-Matrix in Anwesenheit hoher Konzentrationen chaotroper Salze. Die so wiedererlangte DNA konnte anschließend für weitere molekularbiologische Methoden benutzt werden, oder wurde zur Aufbewahrung bei -20°C gelagert. 3.1.5 Ligation von DNA-Fragmenten Zur Ligation wurde das Enzym T4-DNA-Ligase aus dem Bakteriophagen T4 verwendet. Dieses Enzym katalysiert unter ATP-Verbrauch die entsprechenden Phosphodiesterbindungen zwischen dem 5’-Phosphat-Ende und dem 3’-OH-Ende eines doppelsträngigen DNA-Fragments. Voraussetzung einer erfolgreichen Ligation ist die Existenz zueinander passender, kohäsiver oder glatter Enden auf beiden Seiten der zu ligierenden DNA. In diesem Ansatz wurden folgende Komponenten zur kovalenten Verknüpfung eines Restriktionsfragments der Fremd-DNA in linearisierte Vektor-DNA verwendet (20 µl Ansatz): 3 µl Plasmid (pRSET 86 ng/µl) 12 µl Insert (NC16a 35 ng/µl) 1 µl T4-Ligase 2 µl 10 x Ligationspuffer 2 µl ddH 2 O 35 Methoden Nach Zugabe der Reagenzien wurde der Ansatz sorgfältig gemischt und über Nacht bei 16°C inkubiert. 3.1.6 Transformation in E.coli TOP10F’ und BL21(DE3) Zellen Zur Transformation chemisch kompetenter Bakterienzellen (E.coli) der Stämme TOP10F’ und BL21(DE3) wurden jeweils 100 µl Bakteriensuspension auf Eis aufgetaut, anschließend mit 1 µl Plasmid-DNA (bzw. 10 µl nach Ligation) versetzt und vorsichtig gemischt. Es folgte eine Inkubation der Zellen für 30 Minuten auf Eis, wobei alle 5 Minuten erneut leicht geschüttelt wurde. In diesem Zeitraum lagert sich die DNA an der Bakterienoberfläche an. Durch anschließenden Hitzeschock für 45 (BL21) bzw. 60 (TOP10) Sekunden bei 42°C werden die Bakterienwände porös, wodurch Plasmid-DNA in die Bakterien eindringen kann. Unmittelbar danach wurden die Zellen erneut für 2 Minuten auf Eis gestellt und in 800 µl LBMedium aufgenommen. Zur Regenerierung wurden die transfizierten Bakterienzellen für eine Stunde bei 37°C auf einem Schüttler inkubiert. Zeitgleich wurden ampicillinhaltige Agarplatten (LB amp ) in einem Brutschrank bei 37°C aufgewärmt. Nach der Regenerationsphase wurden die Zellen vorsichtig für 1 Minute bei 8000 rpm zentrifugiert und der Überstand anschließend bis auf 100 µl verworfen. Die Bakterien wurden in den restlichen 100 µl resuspendiert. Danach wurden 20 µl bzw. 80 µl der Suspension auf die vorgewärmten Agarplatten ausplattiert. Die Inkubation der Platten erfolgte über Nacht (mindestens 16 Stunden) bei 37°C. Die Platten dienen zum einen zur Selektion, zum anderen zur Vermehrung jener Bakterien, die den gewünschten Vektor eingebaut und aufgrund des im Plasmid enthaltenen Resistenzgens gegen das entsprechende Antibiotikum überlebt haben. 3.1.7 Identifizierung rekombinanter Klone Die LB amp -Platten wurden am nächsten Tag aus dem Inkubator genommen und bis zur Verwendung bei 4°C gelagert. Um die von den Antibiotika-resistenten Bakterienzellen aufgenommene Plasmid-DNA untersuchen zu können, mussten zunächst mehrere Einzelkolonien mit einer gelben, sterilen Pipettenspitze gepickt und über Nacht in jeweils 3 ml ampicillinhaltigem (TOP10F’; Ampicillin 1:1000) bzw. ampicillin- und chloramphenicolhaltigem LB-Medium (BL21(DE3); Ampicillin 200 mg/ml, Chloramphenicol 34 mg/ml) bei 37°C schüttelnd kultiviert werden. 36 Methoden Zur Kontrolle wurde am nächsten Tag die Plasmid-DNA isoliert (3.1.9), mit geeigneten Restriktionsenzymen geschnitten (3.1.3) und auf einem Agarosegel aufgetrennt (3.1.1). Nach der gelelektrophoretischen Auftrennung konnten positive (d.h., das Insert enthaltene) und negative Klone voneinander unterschieden werden. 3.1.8 Isolierung von Plasmid-DNA Die Plasmid-Isolation erfolgte mit Hilfe des „FastPlasmid Mini“ -Aufreinigungskit von Eppendorf. Die Isolation wurde nach Angaben des Herstellers durchgeführt. 3.1.9 Sequenzierung von DNA Die Sequenzierungen wurden von dem Eurofins MWG Operon Servicelabor (Martinsried) durchgeführt. Dazu wurden 50-100 ng DNA pro µl benötigt, die entsprechend mit ddH 2 O auf 15µl aufgefüllt wurden. Die Primer für die jeweiligen Plasmide wurde von dem MWG Servicelabor zur Verfügung gestellt wurden. 3.1.10 Konzentrationsbestimmung von DNA Große und kleine Mengen an DNA wurden durch photometrische Messungen der optischen Dichte (OD) bei 260 nm (Absorptionsmaximum von Nukleinsäuren) und 280 nm (Absorptionsmaximum von Proteinen) ermittelt. Verantwortlich für die Absorption des UVLichts sind die Aromaten der Basen. Bei einer Wellenlänge von 260 nm und einer Quarzküvettenschichtdicke von 1 cm entspricht die Absorption einem Wert von 1, wenn die Lösung 50 µg/ml doppelsträngige DNA, 40 µg/ml einzelsträngige DNA und 33 µg/ml einzelsträngiges Oligonukleotid enthält. Mit dem OD-Wert und der nachfolgenden Formel kann die Konzentration (c) der DNALösung bestimmt werden. (OD 260nm – OD 280nm ) x 2 x 50 x Verdünnungsfaktor = c [µg/ml] Bildet man den Quotienten aus der OD 260nm und OD 280nm , erhält man eine Aussage über den Reinheitsgrad der DNA-Lösung. Doppelsträngige DNA ohne Verunreinigungen besitzt einen 37 Methoden Quotienten von > 1,8. Kleinere Werte deuten auf eine Verunreinigung durch Protein hin, größere Werte durch RNA oder Alkohol. 3.2 Proteinbiochemische Methoden 3.2.1 Proteinexpression Für die Expression der NC16a-Domäne wurde eine Über-Nacht-Kultur eines positiven Klons (BL21 + pRSET A-NC16a) angesetzt und solange bei 37°C kultiviert (ca. 16 Stunden), bis die Bakterienkultur eine optimale optische Dichte von OD 600 ~ 0,5 (frühe log-Phase) erreicht hat. Das Wachstum der Kultur wurde stetig durch photometrische Messungen bei 600 nm kontrolliert. Nach einer 3-stündigen Stimulation mit 0,2 mM IPTG und anschließender Zugabe eines bakteriellen Protease-Inhibitor-Cocktails, wurden die Zellen durch dreimaliges Sonifizieren (Behandlung mit Ultraschall) aufgeschlossen und das Protein freigesetzt. Um sicherzustellen, dass die Bakteriellenkultur nach IPTG-Stimulation das gewünschte Protein exprimierte und auch in den Überstand abgegeben hat, wurde aus der Über-Nacht-Kultur (Ü/N), nach der Stimulation (+IPTG) und aus dem Überstand (ÜS) jeweils ein Aliquot entnommen. Die Proben wurden mit einem Denaturierungspuffer versetzt, auf einem 15 %igen SDS-Polyacrylamidgel aufgetragen und elektrophoretisch aufgetrennt. Mittels der Coomassie-Färbelösung sollte die gewünschte NC16a-Domäne angefärbt und besonders nach IPTG-Stimulation und im Überstand sichtbar werden. 3.2.2 Proteinaufreinigung mittels Affinitätschromatographie Die Aufreinigung der NC16a-Domäne erfolgte über das Hexa-Histidin-Motiv, welches bereits im Expressionvektor pRSET A vorlag und N-terminal des Proteins gelegen ist. Die Reinigungsmethode basiert auf einer Interaktion (Komplexbildung) zwischen elektropositiven Metallen der Übergangsgruppen, wie z.B. Cu2+ oder Co2+, die sehr fest an ein Harz gebunden sind, und den Histidinresten. Durch die extrem stabile Bindung Histidin-haltiger Proteine an die Metall-Ionen können unspezifische Proteine leicht ausgewaschen werden. Die Elution der Proteine erfolgte durch einen Imidazolgradienten. Bei der Elution mit Imidazol findet eine Verdrängung der His-Tag-Proteine statt, da aufgrund der Ähnlichkeit des Imidazols zu Histidin eine Verdrängung des Histidins von den Metallionen stattfindet. Diese Art der Proteinaufreinigung wird auch chromatographie (IMAC) bezeichnet. 38 als immobilisierte Metallchelat-Affinitäts- Methoden Zur Aufreinigung der Proteine wurde eine Talon-Säule (TALON™ Metal Affinity Resins IMAC System; Clontech) verwendet. Das Talon-IMAC-Harz ist sehr beständig. Talon selber enthält einen speziellen Polydentat-Metall-Chelator, der das elektropositive Metallion (Co2+) über vier Koordinationsstellen bindet. Dadurch wird ein Auswaschen der Metallionen verhindert. Zwei weitere Koordinationsstellen sind frei zugänglich, so dass die His-konjugierten Proteine bzw. das Imidazol binden kann. Bevor der Überstand auf die Aufreinigungssäule gegeben werden konnte, wurde diese mit 200 - 300 µl TALON-IMAC-Harz befüllt und zur Äquilibrierung zunächst mit Puffer A (mindestens das 5-fache des Säulenvolumens) durchgespült. Der Überstand konnte anschließend auf die Säule gegeben werden und wurde in einem neuen Gefäß wieder aufgefangen (Durchfluss). Danach wurde die Säule erneut mit Puffer A gewaschen und dieser Puffer ebenfalls in einem neuen Becherglas aufgefangen (Waschfraktion). Vom Überstand, dem Durchfluss und der Waschfraktion wurde jeweils ein Aliquot entnommen, um später auf einem SDS-Polyacrylamidgel die Bindung der Proteine an die Säule kontrollieren zu können. Anschließend erfolgte die Elution der Proteine mittels Puffer B. Puffer B enthielt Imidazol, welches die His 6 -Fusionsproteine von den Metallionen und somit von der Säule verdrängte. Da sich für weitere Experimente das Imidazol als störend auswirken würde, musste dieses durch Dialyse in einem geeigneten Puffer aus der Proteinlösung wieder entfernt werden. Puffer A: 300 mM NaCl 50 mM Na 2 HPO 4 pH 8,0 Puffer B: 300 mM NaCl 50 mM Na 2 HPO 4 pH 8,0 150 mM Imidazol 3.2.3 Dialyse Bei der Dialyse wird ein Puffer durch einen zweiten ersetzt, um ungewollte Bestandteile innerhalb einer Lösung schnell und effektiv zu entfernen. Dazu wurde die Proteinlösung in eine Dialysekassette (Pierce) gefüllt, die zuvor in dem gewünschten Puffer äquilibriert wurde. In dieser Arbeit wurde die Proteinlösung gegen PBS-Puffer dialysiert, damit das Protein für weitere Experimente in einem geeigneten Puffersystem vorliegt. Das Volumen des Puffers sollte möglichst hoch sein im Vergleich zum Volumen des zu ersetzenden Puffers. Der Austausch findet durch Diffusion statt. Die Dialyse wurde zunächst für 2x 2 Stunden tagsüber 39 Methoden und dann noch einmal über Nacht bei 4°C durchgeführt. Dabei wurde der gewünschte Puffer zweimal gegen einen frischen ersetzt. Nach Konzentrationsbestimmung der Proteinlösungen wurde diese bis zur nächsten Verwendung bei -20°C aufbewahrt. 3.2.4 TCA-Fällung Proteine können mittels Säuren ausgefällt werden, um z.B. Ionen oder Agenzien zu entfernen, die die Gelelektrophorese oder Proteinbestimmung stören würden, und/oder um das Protein zu konzentrieren. Durch die pH-Verschiebung nach Zugabe einer Säure wird die Löslichkeit der Proteine beeinflusst. Für die Arbeit wurde Trichloressigsäure (TCA) als Fällungsmittel für Proteine aus einem Zellhomogenisat oder aus dem Kulturmedium verwendet. Dazu wurde die Proteinlösung mit ¼ Volumen 55 %-TCA- und 1/ 8 Volumen 1 % Triton-Lösung nach mehrmaligem Mischen für 10 Minuten auf Eis inkubiert, die gefällten Proteine 10 Minuten bei 13000 rpm und 4°C zentrifugiert und das Pellet anschließend mit 800 µl 100% Aceton gewaschen. Danach wurde ein weiteres Mal unter den gleichen Bedingungen zentrifugiert, das Pellet anschließend an der Luft getrocknet und in SDSProbenpuffer gelöst. 3.2.5 SDS-PAGE (SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophorese) Die SDS-PAGE nach Laemmli (1970) ist eine Methode zur Trennung von Proteinen entsprechend ihrer molaren Masse in einem elektrischen Feld. Hierbei handelt es sich um eine spezielle Variante der Polyacrylamid-Gelelelektrophorese, bei der das anionische Detergenz (SDS) die Eigenladung von Proteinen überdeckt. Pro 1 g Protein binden ca. 1,4 g SDS-Moleküle, wodurch negativ geladene SDS-Protein-Komplexe entstehen. Die Proteine weisen somit eine konstante Ladungsverteilung auf und wandern dadurch alle zum Pluspol. 10 % SDS wurde zumeist bei der Probenvorbereitung im Überschuss zu den Proteinen hinzugegeben. Bevor die Proben auf ein Polyacrylamidgel aufgetragen wurden, mussten diese zusätzlich in einem Probenpuffer aufgenommen werden. Zum Probenpuffer wurde hier üblicherweise die reduzierende Thiolverbindung -Mercaptoethanol zugesetzt, die bestehende Disulfidbrücken aufbricht. Die Proben wurden anschließend bei 95°C für 5 Minuten aufgekocht und auf einem 15 %igen Gel entsprechend ihrer Größe aufgetrennt. Parallel zu den Proben wurde immer ein Größenstandard (Prestained) auf das Gel aufgetragen, der aus verschiedenen Proteinen bekannter Größen besteht. 40 Methoden 3.2.6 Immuno-Blot Hierbei handelt es sich um den Nachweis spezifischer Proteine, die nach elektrophoretischer Auftrennung gemäß der SDS-PAGE (3.2.4) auf eine Membran transferiert und nach Absättigung freier Bindungsstellen mit Hilfe eines geeigneten Primärantikörpers markiert werden können. Die Detektion selber erfolgte mit einem Sekundärantikörper, der mit einem Enzym gekoppelt ist und spezifisch den Fc-Teil des Erstantikörpers erkennt. Während dieser Arbeit wurden ausschließlich Zweitantikörper verwendet, die mit einer Meerrettichperoxidase (HRP) gekoppelt waren. Der Nachweis der so markierten Proteine erfolgte mit Hilfe der ECLReaktion (Enhanced Chemoluminescence Reaction). Diese Reaktion beruht auf der Detektion von Lichtstrahlen, die bei der enzymatischen Umwandlung des Substrates Luminol in Anwesenheit von Wasserstoffperoxid durch die an den Zweitantikörper gekoppelte Peroxidase freigesetzt werden. Die hierbei emittierte Strahlung wurde anschließend auf einem Röntgenfilm nachgewiesen. Western Blot Bei einem Western Blot werden gelelektrophoretisch aufgetrennte Proteine mittels Elektrotransfer auf eine Trägermembran überführt und für eine anschließende Immundetektion immobilisiert. Nach der SDS-PAGE (3.2.5) wurde das Gel für den Proteintransfer luftblasenfrei auf eine angefeuchtete Membran gelegt. Gel und Membran wurden zwischen Puffer-getränktem Whatman-Papier in die Blotkammer gegeben. Der Transfer erfolgte bei Raumtemperatur eine Stunde bei 52 mA. Immunologischer Nachweis Nachdem die Proteine auf eine Membran transferiert wurden, erfolgte eine reversible Färbung der Membran mit Ponceau S-Lösung. Zur Dokumentation und für eine spätere Auswertung wurden die Banden des Größenstandards markiert und nach Anfertigung einer Kopie der gefärbten Membran mit 1 x PBS wieder vollständig entfärbt. Zur Absättigung unspezifischer Bindungsstellen und damit zur Reduzierung von Hintergrundsignalen auf der Membran wurde diese wahlweise für 90 min bei RT oder über Nacht bei 4°C in Blockierungslösung (5 % Milchpulver in PBST) auf einem Schüttler inkubiert. Anschließend erfolgte eine Inkubation der Membran mit einem entsprechenden 41 Methoden Primärantikörper, verdünnt in Blockierungslösung, für 1 ½ Stunden bei RT, ebenfalls auf einem Schüttler. Als Primärantikörper dienten die Seren der BP-Patienten, die zuvor für 10 Minuten mit Kaninchenserum inkubiert wurden. Reste ungebundenen Erstantikörpers wurden durch wiederholtes, gründliches Waschen in PBST entfernt. Anschließend erfolgte eine weitere Inkubation der Membran mit einem Sekundärantikörper, der ebenfalls in der Blockierungslösung entsprechend verdünnt wurde. Nach erneutem Waschen unter den bereits oben beschriebenen Bedingungen wurde die Membran anschließend mit Wasser gespült, um Reste des Detergenz zu entfernen. Mit Hilfe einer frisch angesetzten enhanced chemoluminescence (ECL)-Lösung, wurde die Lichtreaktion ausgelöst. Der endgültige Nachweis erfolgte durch Autoradiographie mit einem Röntgenfilm. Die Dauer der Belichtung des Films betrug in Abhängigkeit von der Signalintensität zwischen 1 sec und 30 min. PBST: 1 x PBS + 0,05 % Tween 20 3.2.7 Proteinquantifizierung Photometrische Konzentrationsbestimmung Durch die photometrische Messung der UV-Spektren über einen Wellenlängenbereich von 240 nm bis 340 nm ist eine Konzentrationsbestimmung von Proteinen möglich. Ein wichtiges Kriterium für die Anwendbarkeit dieser Methode sind klare Lösungen, da Trübungen zu falschen Extinktionswerten führen können. Die Detektion von Proteinen ist aufgrund einer Absorption des UV-Lichts bei 280 nm durch die aromatischen Aminosäuren Tryptophan und Tyrosin möglich. Ein wesentlicher Vorteil dieser Methode besteht darin, dass die zu messenden Proteinlösungen stark verdünnt vorliegen können. Unter Verwendung des Extinktionskoeffizienten (l/mol x cm) bei 280 nm, korrigiert um den Wert bei 320 nm, lässt sich die Proteinkonzentration mit folgender Formel berechnen: C [µg/µl] = (OD 280 nm – OD 340 nm) / = spezifischer Extinktionskoeffizient [l/mol x cm] Bicinchoninsäure (BCA) - Assay Die Bicinchoninsäure ist eine chemische Verbindung, die mit einwertigen Kupferionen zu einer Komplexverbindung mit violetter Farbe reagieren kann. Die BCA-Reaktion wird zur 42 Methoden quantitativen, photometrischen Bestimmung von Proteinen verwendet. In dieser Reaktion bilden Proteine mit zweiwertigen Kupferionen in alkalischer Lösung einen Komplex (BiuretReaktion), wobei die zweiwertigen Kupferionen durch die Komplexbildung zu einwertigen Kupferionen reduziert werden. Diese bilden mit der Bicinchoninsäure einen violetten Farbstoff. Die Intensität der Verfärbung kann dazu verwendet werden, die Proteinkonzentration zu bestimmen. Dabei wird die Absorption des violetten Farbstoffs bei einer Wellenlänge von 562 nm mit Hilfe eines ELISA-Readers photometrisch ausgewertet. Die Durchführung erfolgte nach den Angaben des Herstellers. Durch das Messen eines BSA-Standards und anschließender linearer Regression konnte eine Eichgerade erstellt werden, die dann als Referenz verwendet wurde. Coomassie-Blue-Färbung Diese Methode diente zum Nachweis und zur Quantifizierung elektrophoretisch aufgetrennter Proteine (SDS-PAGE; 3.2.4). Die Nachweisgrenze liegt hier je nach Farbstoffbindevermögen der Proteine bei etwa 0,1 µg. Nach der elektrophoretischen Trennung wurden die Polyacrylamidgele für 30-60 Minuten bei RT in Coomassie-Färbelösung gegeben. Diese enthielt neben 50 % (v/v) Methanol (zur Lösung des Coomassie-Farbstoffs) zusätzlich 10 % (v/v) Essigsäure (zur Fixierung der Proteine im Gel). Als Farbstoff diente 0,2 % (w/v) Coomassie Brillant Blue R250. Dieser lagert sich an basische und aromatische Seitenketten von Aminosäuren, und färbt so alle Proteine unspezifisch an. Der überschüssige Farbstoff wurde anschließend mit Entfärbelösung (40 % (v/v) Methanol, 7 % (v/v) Essigsäure) entfernt, bis die gewünschte Farbintensität erreicht und die angefärbten Proteine als blaue Banden im Gel sichtbar wurden. Nachdem die Gele bis auf die Banden vollständig entfärbt waren, wurde die Entfärbelösung entfernt und anschließend die Gele getrocknet (3.2.8). 3.2.8 Trocknen von Gelen Um Gele für eine Dokumentation längere Zeit aufbewahren zu können, ist es sinnvoll, diese zu trocknen. Dafür wurden die Gele in einer Gel-Trocknungslösung für mindestens 10 Minuten gewaschen und anschließend zwischen zwei Zellophan-Folien (Dry Ease Mini Cellophane), die ebenfalls in diesem Puffer für 2 Minuten äquilibriert wurden, luftblasenfrei gelegt. Die Gele wurden anschließend 12 bis 48 Stunden getrocknet. 43 Methoden 3.2.9 PMF-Analyse (Peptide mass fingerprinting) Bei der PMF-Analyse handelt es sich um eine analytische Methode, um Proteine eindeutig zu bestimmen. Zur Identifikation der NC16a-Domäne wurden ca. 3 mm der Bande aus der Elutionsfraktion, welche im Coomassie-Gel bei einer Größe von ca. 12,6 kDa angefärbt wurde, ausgestanzt und zur weiteren Analyse in das Servicelabor der Zentralen Bioanalytik (ZMMK; Köln) gegeben. Bevor das gewünschte Protein mit der bekannten Sequenz aus der Datenbank verglichen werden konnte, musste es zunächst in mehrere, kleinere Fragmente geschnitten werden. Der Verdau fand mit Hilfe proteolytischer Enzyme wie zum Beispiel Trypsin oder Chymotrypsin statt. Die Peptidfragmente wurden anschließend extrahiert und mittels Massenspektroskopie (MALDI-TOF) analysiert. 3.2.10 Fluorchrom-Markierung der rekombinant hergestellten NC16a-Domäne mit Alexa Fluor 647 Der Alexa Fluor 647-Reaktionsfarbstoff besitz einen Succinimidyl-Ester-Rest, der effizient mit primären Aminen von Proteinen reagiert und stabile Protein-Farbstoff-Konjugate bildet. Die mit dem Alexa Fluor 647-Farbstoff markierten Proteine haben Anregungs- und FluoreszenzEmissions-Maxima von ungefähr 650 bzw. 668 nm. Das Alexa Fluor 647 Microscale Protein Labeling-Kit wurde von Invitrogen bezogen. Die Durchführung erfolgte nach Angaben des Herstellers. 3.2.11 Statistik: T-Test Bei einem T-Test handelt es sich um einen statistischen Hypothesentest, anhand dessen sich eine signifikante Differenz zwischen den empirisch gefundenen Mittelwerten zweier unabhängiger Stichproben näher analysieren lässt. Dadurch lässt sich entscheiden, ob der ermittelte Mittelwertunterschied rein zufällig entstanden ist, oder ob es wirklich bedeutsame Unterschiede zwischen den zwei untersuchten Gruppen gibt. Der in dieser Arbeit beschriebene T-Test wurde mit Hilfe des Programms GraphPad Prism® durchgeführt. 44 Methoden 3.3 Blutzellen 3.3.1 Peripheres Blut Zur Analyse von autoaggressiven B-Zellen im Vergleich zu normalen B-Zellen wurde als Kontrollblut entweder serumarmes, leukozytenreiches Blut (Buffy coat) von der Blutspendezentrale der Universitätsklinik Köln bezogen oder das Vollblut normaler Blutspender (Labore der Dermatologie, Universitätsklinik Köln) verwendet. Vollblut von Patienten mit bullösen Pemphigoid wurde von der Abteilung Dermatologie (Universitätsklinik Köln) zur Verfügung gestellt. Sowohl Patienten (Abteilung Dermatologie) als auch normale Blutspender (Labore der Dermatologie) wurden über Sinn und Zweck der Versuche informiert und erklärten sich mit einer Blutspende einverstanden. 3.3.2 Präparation von mononuklearen Zellen aus dem peripheren Blut (PBMC) 60 ml Buffy-Coat von gesunden Spendern oder 40 ml Vollblut von normalen Blutspendern bzw. Patienten wurde mit PBS/EDTA verdünnt, auf Ficoll-Paque geschichtet (sorgt für einen Dichtegradienten) und 40 Minuten bei 400xg ohne Bremse zentrifugiert. Durch die Dichtezentrifugation entstanden verschiedene Zellschichten, wobei die dünne, weiße Zellschicht in der Interphase, oberhalb der Erythrozyten, als PBMC-Schicht identifiziert werden konnte. Die Interphase wurde vorsichtig abgenommen, in PBS/EDTA aufgenommen und mindestens zweimal für 10 Minuten bei 300xg zentrifugiert. Die beiden Waschschritte sind notwendig, um restliches Ficoll-Hypaque, Erythrozyten und Thrombozyten zu entfernen. Die Zellzahl der isolierten PBMC aller Blutspender wurde anschließend mit Hilfe einer Zellzählkammer bestimmt. Aus dem Vollblut konnten im Durchschnitt zwischen 2,5x107 (Patienten) und 5x107 (gesunde Spender) gewonnen werden. 3.3.3 Anreicherung von CD19+- und CD138+ Zellen und Färbungen Zur Anreicherung von Zellen aus humanem, peripherem Blut wurde das magnetische Zellseparationssystem (MACS, Miltenyi) verwendet. Hierbei werden Zellen direkt mit superparamagnetischen Mikropartikeln, die an Antikörper gebunden sind, markiert und auf einer Stahlkugelmatrix-Säule in einem Hochgradienten-Magnetfeld zurückgehalten. Die nicht markierten Zellen können ungehindert die Säule passieren. Anschließend werden die markierten Zellen außerhalb des Magnetfeldes von der Säule eluiert. 45 Methoden Zur magnetischen Anreicherung der CD19+ - bzw. CD138+ wurden die zuvor per Dichtegradientenzentrifugation isolierten PBMC mit den jeweiligen Mikropartikel-markierten Antikörpern (90 µl / 1 x 107 bzw. 90 µl / 5 x 106 Zellen) für 15 Minuten bei 4°C inkubiert, anschließend mit 1 x PBS/ 2,5 mM EDTA (Puffer) gewaschen und für 10 Minuten bei 300 xg zentrifugiert. Der Überstand wurde verworfen, das Zellpellet in 500 µl Puffer resuspendiert und die Zellen dann auf die zuvor mit dem Puffer äquilibrierten MS-Säulen gegeben. Der Durchfluss wurde in einem separaten FACS-Röhrchen aufgefangen und stand für weitere Zellanalysen zur Verfügung. Die auf der Säule verbliebenen, mit den Mikropartikeln markierten Zellen wurden 3 x mit jeweils 500 µl Puffer gewaschen, um weitere unspezifische Zellreste bzw. Verunreinigungen zu entfernen. Anschließend erfolgte die Elution der Zellen mit 500 µl Puffer. Die angereicherten Zellen wurden dann mit entsprechenden Antikörpern Oberflächen- bzw. intrazellulär gefärbt. Die Färbeschritte erfolgten für die CD19+ Zellen jeweils 15 Minuten bei 4°C, für die CD138+ Zellen direkt auf der Anreicherungssäule jeweils 10 Minuten bei Raumtemperatur. Neben den Oberflächenfärbungen wurden die CD138+ Zellen zusätzlich intrazellulär gefärbt. Hierfür mussten die Zellen zunächst fixiert (Inside Fix, Miltenyi) und anschließend permeabilisiert (Inside Perm, Miltenyi) werden. Für die intrazelluläre Färbung mussten die Antikörper im Permeabilisierungspuffer vorliegen und die Zellen mit diesem Puffer gewaschen werden, um zu gewährleisten, dass der Antikörper in die Zellen eindringen kann und ungebundene Antikörper, Zellreste und Verunreinigungen wieder entfernt werden können. Die gefärbten Zellen konnten anschließend durchflusszytometrisch analysiert werden. 3.4 Durchflusszytometrie Für die durchflusszytometrische Analyse wurde ein FACScalibur (Becton Dickinson) mit luftgekühltem Argonlaser verwendet. Die Prinzipien dieser Methode wurden bereits ausführlich beschrieben [Radbruch, 1992]. Bei der Durchflusszytometrie werden gleichzeitig Streulicht- und Fluoreszenzsignale einzelner Zellen gemessen. Die gefärbten Zellen passieren in einem Flüssigkeitsstrom nacheinander einen Laserstrahl. Dabei streuen die Zellen das auftreffende Licht. Das in einem spitzen Winkel (3 - 10°) gestreute Licht wird als Vorwärtsstreulicht bezeichnet und korreliert mit der Zellgröße. Das um 90° reflektierte Licht wird als Seitwärtsstreulicht bezeichnet und korreliert mit der Granularität der Zelle. Kennt man also die Größe und Granularität der zu untersuchenden Zellen, kann man diese relativ leicht anhand der Streulichteigenschaften identifizieren. Die Anregung der an die Zellen 46 Methoden gebundenen Antikörper-Fluorochrom-Konjugate bei unterschiedlicher Wellenlänge ermöglicht eine weitere Analyse der Zellen. Hierbei werden die Zellen also durch das Fluorchrom sichtbar gemacht. Die Messdaten der einzelnen Proben wurden mit der CellQuest Research Software (Becton Dickinson) analysiert. Für die Auswertung wurden sie entweder als eindimensionale Histogramme oder als zweidimensionale Punktediagramme dargestellt. Abb. 3.1: Schematische Darstellung des Strahlenganges eines FACScan-Gerätes. 3.4.1 Durchflußzytometrische Bestimmung der Zellzahl in einer Probe Um die Frequenz Antigen-spezifischer B-Zellen in PBMC zu bestimmen, wurde die Anzahl der Zellen in jeder Probe durchflusszytometrisch ermittelt. Aufgrund der konstanten Durchflußraten (µl/s) des Durchflusszytometers konnten die absoluten Zellzahlen einer Probe bestimmt werden. Die Zellzahl errechnet sich aus dem Probenvolumen (µl), der Durchflussrate (µl/s) und der durchschnittlichen Zellrate (n/s) wie folgt: Zellzahl = Probenvolumen (µl) x (Zellrate (n/s) / Durchflussrate (µl/s)). Die Durchflussraten des Zytometers wurden mit Proben, die definierte Zellkonzentrationen enthielten, nach folgender Formel bestimmt: Durchflussrate (µl/s) = Zellrate (n/s) / Zellkonzentration (n/µl). Durch die Ermittlung der Zellzahl in jeder Probe konnte anschließend die Frequenz der Antigenspezifischen B-Zellen in der Ausgangsprobe berechnet werden. 47 Methoden 3.5 Zellkultur 3.5.1 Arbeiten in der Zellkultur Bei den in der Zellkultur verwendeten Geräten handelte es sich ausschließlich um autoklavierte Glasgeräte oder sterile Kunststoffgegenstände. Die Arbeit selber erfolgte aseptisch unter einer sterilen Werkbank. Die verwendeten Lösungen wurden entweder autoklaviert oder durch einen Sterilfilter filtriert und damit sterilisiert. Die Kultivierung der in dieser Arbeit verwendeten Zellen wurde in Brutschränken bei 37°C in einer wassergesättigten Atmosphäre mit einem CO 2 -Gehalt von 5 % durchgeführt. 3.5.2 Auftauen von Zellen Zellen, die gerade nicht kultiviert wurden, lagerten in Stickstofftanks bei -196°C. Sollten neue Zellen in Kultur genommen werden, musste das Auftauen der Zellen schnellstmöglich in einem 37°C warmen Wasserbad durchgeführt werden. Anschließend wurden die Zellen in 10 ml Medium aufgenommen und vorsichtig 5 min bei 1000 rpm zentrifugiert, um das im Einfriermedium enthaltene DMSO zu entfernen. Der Überstand wurde abgenommen und verworfen. Das Zellpellet wurde dann in 10 ml frischem Medium aufgenommen und resuspendiert. Anschließend konnten die Zellen auf eine Petrischale ausplattiert werden. 3.5.3 Passieren von Zellen Um adhärente Zellen vom Boden der Kulturschale zu lösen, mussten den Zellen zunächst die dafür benötigten zweiwertigen Kationen entzogen werden. Für gewöhnlich verwendet man dafür EDTA. EDTA ist in der Lage, mit den zweiwertigen Ionen einen stabilen Komplex zu bilden. Durch Zugabe von Trypsin wurden für die Anheftung verantwortliche Rezeptoren zusätzlich inaktiviert. Da das im Medium vorhandene FCS Trypsininhibitoren enthält, musste das alte Medium zunächst abgesaugt und die Zellen mit PBS gründlich gewaschen werden. Anschließend wurde ca. 1 ml von der Trypsin/EDTA (TE)-Lösung auf die Zellen gegeben und für einige Minuten in einem Brutschrank bei 37°C inkubiert. Das Ablösen wurde regelmäßig unter einem Mikroskop kontrolliert. Nachdem sich die Zellen deutlich vom Untergrund gelöst hatten, wurde frisches, serumhaltiges Medium zu den Zellen gegeben, um das Trypsin zu inaktivieren. Die Zellen wurden anschließend auf mehrere Petrischalen verteilt, in zusätzliches, frisches Medium aufgenommen und in diesem (10 ml) kultiviert. Das Wachstum 48 Methoden der Zellen wurde regelmäßig kontrolliert und ggf. das Medium gewechselt. Waren die Zellen konfluent genug (d.h., war die Petrischale ca. 80 % mit Zellen belegt), mussten diese nach den oben beschriebenen Bedingungen verdünnt und neu ausplattiert werden. Zellkulturmedium: D’MEM + 10 % FCS 10 U/100 µg/ml Penicillin/Streptomycin 350 µg/ml Geneticin 418 sulphate (transfiziert: + 1 µg/ml Hygromycin) TE-Lösung: 0,25 % Trypsin 2 mM EDTA 3.5.4 Transfektion von EBNA 293-Zellen Die Transfektion ist eine Methode zur Einführung fremder DNA in eukaryotische Zellen. Ein weit verbreitetes Verfahren ist die Lipofektion, da sie unkompliziert und sehr effektiv ist. Negativ geladene DNA-Moleküle binden durch elektrostatische Wechselwirkungen an kationische Lipide, wodurch sich ein DNA-Liposomen-Komplex bildet. Dieser Komplex fusioniert mit der ähnlich aufgebauten Zellmembran. Dadurch gelangt die DNA so ins Zellinnere und schließlich in den Zellkern, wo sie exprimiert wird. Bei der DNA handelt es sich meist um einen Vektor, in den eine definierte cDNA kloniert wurde. Diese cDNA soll von den transfizierten Zellen exprimiert werden. Vektor-DNA, die nicht ins Genom integriert wurde, geht bei der anschließenden Zellteilung verloren bzw. wird schnell abgebaut. Diese Transfektion bezeichnet man auch als transiente Transfektion. Um eine stabile Transfektion und damit eine effektive Proteinexpression über einen längeren Zeitraum zu gewährleisten, verwendet man einen episomalen Vektor. Der pCEP-PU Vektor besitzt das Ebstein-Barr Nuclear Antigen, welches in den Wirtszellen abgelesen und der Vektor aufgrund dessen stets amplifiziert wird. Durch Zugabe des entsprechenden Antibiotikums in das für die Zellen vorgesehene Medium (sog. Selektionsmedium) werden Zellen, die den gewünschten Vektor mit der Ziel-DNA integriert haben, selektioniert. Nach einiger Zeit sollten demnach nur noch Zellen auf der Platte vorhanden sein, die den Vektor und damit die cDNA stabil in ihr Genom integriert haben. Die Transfektion von EBNA 293-Zellen mit dem Expressionsvektor pCEP4 inklusive „Konstrukt F“ mit der cDNA für die NC16a-Domäne plus His 6 -Motivsequenz wurde mit FuGene6 (Roche, Mannheim) durchgeführt. Dazu wurden in ein Reagiergefäß 6 µl FuGene6 49 Methoden zu 94 µl serumfreies Medium tropfenweise hinzu gegeben, ohne dabei die Innenwand des sterilen Gefäßes zu berühren. Die Mischung wurde vorsichtig gemixt und anschließend für 5 min bei RT inkubiert. In ein zweites Gefäß wurden 2 µg Plasmid-DNA vorgelegt und die Medium-FuGene6-Mischung in dieses zweite Gefäß tropfenweise überführt. Nach leichtem Mischen folgte eine 15-minütige Inkubation bei RT. Zuvor wurden die Zellen mit frischem Medium versorgt und auf eine 6-well-Platte aufgeteilt. Die Zellen, die sich in den oberen drei Vertiefungen befanden, sollten transfiziert werden. Die untere Reihe diente als Kontrolle. Nach der Inkubation des Gemischs wurde dieses zu den 50 - 70 % konfluent bewachsenen Vertiefungen getropft. Nach 24 Stunden begann die Selektion mit Antibiotika-haltigem Medium der transgenen Zellen und wurde beendet, als nach 3 Tagen in den KontrollLöchern die nicht transfizierten Zellen komplett gestorben waren. Dementsprechend haben nur die Zellen überlebt, die den Vektor und damit die Resistenz erfolgreich aufgenommen hatten. Um die Proteinexpression und die Selektion in dem Zellkulturüberstand zu überprüfen, wurden die Zellen zunächst auf Triple Flasks verteilt und mit Medium ohne FCSZusatz behandelt, sobald sie konfluent waren. Die Triple Flasks bieten den Zellen eine größere Ausbreitungsfläche. Durch das größere Volumen wird eine höhere Ausbeute des Proteins in dem Überstand gewährleistet. Dazu wurden sie mit PBS gewaschen und 72 h bis zur ersten Ernte in serumfreiem Medium kultiviert. Die Überstände wurden regelmäßig abgenommen, mit Proteaseinhibitor (PMSF) versetzt und 15 Minuten bei 8000 rpm zentrifugiert, um Schwebstoffe und tote Zellen zu pelletieren. Anschließend wurde der Überstand vorsichtig filtriert und zur pH-Wert-Stabilisierung mit 50 ml 0,5 M Na 2 HPO 4 pH 8.0 versetzt. Der Überstand wurde bis zur weiteren Verwendung bei 4°C gelagert. Selektionsmedium: 500 ml DMEM / F12 1:1 (Medium) 10 % FCS 350 µg / ml G-418 20- 30 µg / ml Hygromycin 50 Ergebnisse Kapitel 4 Ergebnisse 4.1 Rekombinante Herstellung der NC16a-Domäne des Kollagen XVII Das bullöse Pemphigoid (BP) ist geprägt durch das Auftreten von Autoantikörpern, die gegen die NC16a-Domäne des epidermalen Transmembranproteins Kollagen XVII gerichtet sind. Diese Autoantikörper sind zum einen auf der Zelloberfläche von Gedächtnis-B-Zellen lokalisiert, zum anderen werden sie von Antikörper-sezernierenden Zellen, den Plasmazellen, produziert und zirkulieren anschließend im Blut. Für den Nachweis und die Phänotypisierung solcher autoreaktiver NC16a-spezifischer B-Zellen im Blut von Patienten mit BP mittels durchflusszytometrischer Analysen, wurde der Arbeitsgruppe ein bakteriell hergestelltes, 35 kDa großes Fusionsprotein (GST-NC16a-Biotin) zur Verfügung gestellt [Dr. Heike Leyendeckers; Miltenyi Biotech GmbH, Bergisch Gladbach]. Plasmazellen sind dadurch charakterisiert, dass sie intrazellulär Antikörper aufweisen. Um insbesondere die mit Hilfe von Mikropartikeln angereicherten CD138+ Plasmazellen spezifisch für NC16a detektieren zu können, musste das biotinylierte Antigen zunächst an intrazellulär vorhandenes, für NC16a positives Immunglobulin G binden. Durch die Wechselwirkung von Biotin mit Streptavidin als Sekundärantikörper (Streptavidin-PE) bzw. mittels eines alternativen Zweitantikörpers (anti-Biotin-APC), sollten anschließend die Plasmazellen spezifisch für die NC16a-Domäne im Durchflusszytometer dargestellt werden. Um die Durchführbarkeit dieses Ansatzes zu überprüfen, wurden zunächst PBMC eines gesunden Spenders untersucht. Hier sollten mit dem Reagens (GST-NC16a-Biotin) in der aufgereinigten CD138+ Zellpopulation keine NC16a-spezifischen Zellen nachweisbar sein. Allerdings erwies sich die intrazelluläre Färbung mit diesem Reagens als problematisch, da aufgrund der starken, unspezifischen Hintergrundfärbung (vgl. Abb. 4.1), die bei den Kontrollpersonen beobachtet werden konnte, eine Detektion der nur wenigen NC16aspezifischen Plasmazellen in BP-Patienten nicht möglich gewesen wäre. In Abbildung 4.1 sind zwei Punktediagramme dargestellt, die eine Zweifarbenanalyse für anti-Biotin-APC und CD38 (A) bzw. eine Einfarbenanalyse für Strepatividin-PE von 51 Ergebnisse Plasmazellen eines gesunden zeigen. Spenders Die mit CD138-Magnetpartikeln angereicherten Plasmazellen konnten durch den Plasmazell-Marker CD38 (A) bzw. im Vorwärtsstreulicht aufgrund ihrer Streulichteigenschaften (B) identifiziert werden. In beiden Punktediagrammen ist deutlich erkennbar, dass die Plasmazellen positiv für GST-NC16aBiotin sind. Durch Sekundärantikörperkontrollen, d.h., die Zellen wurden nur mit den Zweitantikörpern anti-Biotin-APC und Streptavidin-PE gefärbt, konnte ausgeschlossen werden, dass der hohe Hintergrund auf eine unspezifische Bindung der Zweitantikörper zurückzuführen ist (Daten nicht gezeigt). Auch durch Verwendung von geringeren Mengen des Antigens konnte die Hintergrundfärbung nur bedingt verringert werden. B GST-NC16a-Biotin/anti-Biotin-APC GST-NC16a-Biotin/Streptavidin-PE A FSC CD38 Abb. 4.1: Intrazelluläre Kontrollfärbung von CD138+ Plasmazellen eines gesunden Spenders. Mononukleare Zellen aus dem peripheren Blut wurden mit CD138-Mikropartikeln inkubiert, über eine MS-Säule angereichert und anschließend auf der Säule intrazellulär mit GST-NC16a-Biotin/anti-Biotin-APC (A) und GST+ NC16a-Biotin/Streptavidin-PE (B) gefärbt. In Punktediagramm (A) wurden die CD138 Plasmazellen mittels CD38 und in Punktediagramm (B) mittels Streulichteigenschaften (Vorwärtsstreulicht, FSC) identifiziert (X-Achse). In beiden Darstellungen sind die Zellen positiv für NC16a und deuten auf eine hohe, unspezifische Färbung hin. Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass die unspezifische Färbung wesentlich auf die Glutathion-S-Transferase zurückzuführen ist. Daher sollte das NC16a-Antigen mit einem alternativen Aufreinigungsmotiv versehen werden, unerwünschter Kreuzreaktionen reduzieren würde. 52 welches die Wahrscheinlichkeit Ergebnisse 4.1.1 Expressionsansatz in einem eukaryotischen Expressionssystem Bei dem NC16a-Protein handelt es sich um eine Domäne des BP180-Proteins, ebenfalls bezeichnet als Kollagen XVII, einem Transmembranprotein des Typs II, welches mit Hemidesmosomen assoziiert ist. Der Grund für die Namensgebung der 72 Aminosäuren großen Domäne liegt in ihrer Lokalisation innerhalb des Volllängeproteins. Als 16. nichtkollagene Domäne grenzt es unmittelbar an der Membran und gilt als die wesentlichste, immundominante Stelle, gegen welche die Autoantikörper gerichtet sind. Um autoreaktive BZellen detektieren zu können, die zur Produktion dieser Autoantikörper beisteuern, sollte die NC16a-Domäne zunächst in einem eukaryotischen Expressionssystem (EBNA-293, humane Nierenzellen) rekombinant hergestellt werden. Die cDNA für NC16a lag bereits als „Konstrukt F“ (zusätzlich mit dem Transmembranabschnitt und dem intrazellulären Teil des BP180Proteins; vgl. Abb. 4.2) in dem episomalen pCEP4 Expressionsvektor vor. Dieser verfügte zudem über ein Hexa-Histidin-Motiv, welches C-terminal lokalisiert war und zur Aufreinigung des Proteins über eine Affinitätssäule dienen sollte. Der Vektor wurde von der Arbeitsgruppe Brinkmann [Universität Lübeck] zur Verfügung gestellt. His-Tag NH 2 IZD TM COOH NC16A Abb. 4.2: Schematische Darstellung des F-Konstrukts. Das Konstrukt F besteht aus 148 Aminosäuren (AS) und setzt sich aus der intrazellulären Domäne (IZD, 43 AS), der Transmembrandomäne (TM, 22 AS) und der NC16a-Domäne (NC16A, 72 AS) des Kollagen XVII zusammen. C-terminal wurde das Konstrukt mit einem Hexa-Histidin-Motiv fusioniert, über das das rekombinant hergestellte F-Konstrukt mittels Affinitätschromatographie aufgereinigt werden kann. Die für das Konstrukt F kodierende cDNA wurde in den episomalen Expressionsvektor pCEP4 kloniert [AG Brinkmann, Universität Lübeck], der in einem eukaryotischen Expressionssystem verwendet wird. Nach Transfektion des pCEP4-Vektors in die EBNA 293-Zellen, konnten wenige Tage später die transgenen Zellen mittels Selektionsmethode (Medium plus Antibiotikum) identifiziert werden. Analog wurden die nicht-transfizierten Zellen unter den gleichen Bedingungen behandelt. Um sicherzustellen, dass die transfizierten Zellen das gewünschte Protein exprimierten und dieses auch in den Überstand abgegeben haben, wurden nach 3 Tagen 53 Ergebnisse Zellen zur Kontrolle in serumfreiem Medium kultiviert und der Überstand abgenommen. Nach einer TCA-Fällung wurde die Kontrollprobe unter reduzierenden Bedingungen auf einem 15 %igen SDS-Polyacrylamidgel aufgetragen und elektrophoretisch aufgetrennt. Da das rekombinante Protein am C-terminalen Ende mit einem His 6 -Motiv fusioniert war, sollte es möglich sein, die NC16a-Domäne bei einer Größe von etwa 12,5 kDa mit einem anti-HisAntikörper und einem entsprechenden Sekundärantikörper zu detektieren. Allerdings war es selbst nach mehreren Versuchsansätzen und veränderten Bedingungen wie z.B. die Zusammensetzung des Mediums und unterschiedliche Konzentrationen der einzusetzenden DNA nicht möglich, das Protein aus dem Überstand zu isolieren (Daten nicht gezeigt). Alternativ sollte die NC16a-Domäne nun mit Hilfe eines prokaryotischen Expressionssystem (BL21-Zellen) rekombinant hergestellt werden. Da in prokaryotischen Expressionssystemen keine post-translationalen Modifikationen stattfinden, bei der NC16aDomäne jedoch in vivo eine Protein-Prozessierung vorkommt, muss das bakteriell rekombinante hergestellte Protein anschließend auf seine Antigenität hin überprüft werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die NC16a-Domäne in einem aktiven Zustand vorliegt. 4.1.2 Prokaryotische Expression: Klonierungsstrategie Da der eukaryotische Expressionsvektor pCEP4 mit dem „Konstrukt F“ für eine Expression in einem prokaryotischen System nicht geeignet ist, war es erforderlich, die cDNA der NC16aDomäne in einen für das bakterielle Expressionssystem konformen Vektor umzuklonieren. Abbildung 4.3 zeigt einen kurzen Abschnitt der Nukleotidsequenz des pCEP4-Vektors (bp 601-1060). In diesem Abschnitt ist die Sequenz des gesamten Konstrukts F (grau/grün; bp 636-1091) dargestellt. Ebenso wurde die Nukleotidsequenz der NC16a-Domäne als ein Teil des Konstrukts gesondert hervorgehoben (grün; bp 842-1058) und sowohl Beginn als auch Ende der Sequenz markiert. 54 Ergebnisse Start F-Konstrukt 601 651 701 751 801 851 901 951 1001 1051 GTCAGATCTC TACAGCAGCA CGCTGGCGGC CCTGCTGCAG CTACTCCTGG GAAGCTGAAG TGCCCTATGG ATGGCACCCG CAGCCAGGAG Ende NC16a AGGAAAATGG TAGAAGCTGG GTGGTGGTGG GGCCCTTGGG CTGGTGGAAG GGCTGCTCTT GCGCGTGTGG GGACAGCATG CGGCGGGAGC GAGCTCTGGA AAATCTCCGA GTACCAGCTG TGGCAGTGGA GACCAGCGCC TGGCTGCTGG CGGCCTCATT ATGAGCTGGA GATAGAATAG AGACCTGGAC TGTTCGTGAG CATCACCATC CTAGCATGGA TATCCACAGC GGAGGTGGCG GTGTTGGTGG AGCCTGGTGC CCCTGCGGCT GCCTGCTGCT CACCTGGCTG Start NC16a GCTCTGGCGG AGGAGGTGAG GAGGATCAGG AGGAGCATAC AAAAGGACCG CCTCCAGGGC AAAATTGGGC TGCACAGTGA GAAGAAGCTA ATGATGGAAC Ende F-Konstrukt ACCATCACTG AGTCGAGGCC Hexa-Histidin-Motiv Stopp Abb. 4.3: Ausschnitt der Nukleotidsequenz des pCEP4-Vektors mit F-Konstrukt. Die für das F-Konstrukt kodierende cDNA (grau/grün) wurde in den pCEP4-Vektor über eine Nhe I- und eine BamH I- Schnittstelle eingefügt. Das Konstrukt besteht aus der Intrazellulär-, der Transmembran- und der NC16aDomäne des Kollagen XVII und einem Hexa-Histidin-Motiv. Die aus 72 AS bestehende NC16a-Domäne wurde besonders hervorgehoben (grün) und der Start (Glu) bzw. das Ende (Asn) der Domäne gesondert markiert. Für die geplanten Experimente war lediglich die NC16a-Domäne und nicht das gesamte FKonstrukt bedeutend, deshalb sollte ausschließlich der kurze Sequenzabschnitt der Domäne (grün) in den neuen Expressionsvektor kloniert werden. Allerdings flankierten keine zum Zielvektor äquivalenten Erkennungsstellen für definierte Restriktionsenzyme die Sequenz der NC16a-Domäne. Somit war es nicht möglich, die gewünschte Sequenz mittels Restriktionsverdau herauszuschneiden und in den Zielvektor einzufügen. Daher war es notwendig, die Nukleotidsequenz der NC16a-Domäne unter Verwendung von geeigneten Oligonukleotiden (Abb. 4.4) durch das PCR-Verfahren zu amplifizieren. Um ein amplifiziertes Fragment anschließend in den gewünschten Zielvektor klonieren zu können, müssen zusätzlich passende Restriktionsschnittstellen vorhanden sein. Aus diesem Grund wurde über die Oligonukleotide sowohl N-terminal Erkennungsstelle eingebaut. 55 als auch C-terminal jeweils eine Ergebnisse Start NC16a 5’GAG GTG AGG AAG CTG AAG 3’CTC CAC TCC TTC GAC TTC BamH I 5’GCT TAT GGA TCC GAG GTG AGG AAG 3’ forward primer reverse primer 3’GTC CTT TTA ACT GCT TCG AAC GCG 5’ 5’ATG GAA CAG GAA AAT 3’TAC CTT GTC CTT TTA Stopp Hind III Ende NC16a Abb. 4.4: Sequenz der entworfenen Oligonukleotide zur Amplifikation der NC16a-Domäne. Zur Amplifikation der für die NC16a-Domäne kodierenden cDNA wurden zwei Oligonukleotide gewählt, die jeweils am 5’- (GCTTATGGATCCGAGGTGAGGAAG) bzw. am 3’-Ende (GTCCTTTTAACTGCTTCGAACGCG) der Sequenz binden können. Um die cDNA in einen entsprechenden Vektor klonieren zu können, wurden zusätzlich zwei Erkennungssequenzen für die Restriktionsenzyme BamH I (5’-Ende) und Hind III (3’-Ende) eingefügt. Der 3’Primer verfügt zusätzlich über ein Stopp-Codon (ACT), welches unmittelbar hinter der letzten Aminosäure der NC16a-Domäne angefügt wurde und das Ende des Proteins bei der Transkription signalisiert. In der Abbildung 4.4 werden die Oligonukleotide zur Amplifikation der NC16a-Domäne dargestellt. Das Primer-Paar wurde so gewählt, dass jeweils 9 (forward, N-terminal) bzw. 12 (reverse, C-terminal) Basen zur NC16a-Sequenz komplementär sind und unmittelbar am Anfang respektive am Ende der Nukleotidsequenz binden. Ein GC-Gehalt der Oligonukleotide von mindestens 50 % sollte zudem eine stabilere Bindung an die Nukleotidsequenz gewährleisten. Diese Stabilität wird unter anderem durch die Ausbildung von drei Wasserstoffbrückenbindungen zwischen den Basen Guanin und Cytosin erzeugt. Zusätzlich wurde im forward primer N-terminal liegend die Erkennungssequenz für das Restriktionsenzym BamH I eingeführt. Dementsprechend findet man die zweite Erkennungssequenz für Hind III C-terminal einem Stopp-Codon folgend im reverse primer. Über diese Schnittstellen sollte dann zu einem späteren Zeitpunkt das Fragment in den gewünschten Expressionsvektor eingefügt werden. 56 Ergebnisse 4.1.2.1 Amplifikation der NC16a-Domäne Als Matrize für die PCR zur Amplifikation der NC16a-Domäne wurden 2 µg der kompletten cDNA des pCEP4-Vektors eingesetzt. Mit den zuvor entworfenen Oligonukleotiden (vgl. Abschnitt 4.1.2) wurde dann ausschließlich der cDNA-Abschnitt amplifiziert, der für die NC16a-Domäne codiert. Abbildung 4.5 zeigt das amplifizierte PCR-Produkt auf einem 1,7 %igem Agarosegel. Die Größe der NC16a-Sequenz liegt bei 230 bp. bp-L 1 2 500 400 300 PCR-Produkt* 200 100 Abb. 4.5: Amplifizierung der NC16a-Domäne. Mit Hilfe der entworfenen Oligonukleotide wurde die cDNA der NC16a-Domäne amplifiziert. Als Matrize zur Amplifikation der Domäne diente das F-Konstrukt, welches im pCEP4-Vektor vorlag. Das PCR-Produkt (* NC16aDomäne) wurde auf ein 1,7 %iges Agarosegel aufgetragen und elektrophoretisch aufgetrennt. Die Domäne hat eine Größe von 230 Basenpaaren (1). Die PCR-Kontrolle (H 2 O, 2) war negativ. Die Bande wurde aus dem Gel extrahiert und bis zur weiteren Verwendung bei -20°C gelagert. * NC16a-Domäne. bp = Basenpaar; bp-L = 100 bp-Leiter. 4.1.3 Klonierung der NC16a-Domäne in den Klonierungsvektor pDrive Da die NC16a-Domäne als noch ungeschnittenes PCR-Produkt nicht in den Expressionsvektor kloniert werden konnte, wurde diese nach Extraktion aus dem Gel über glatte Enden zunächst in den Klonierungsvektor pDrive ligiert. Das PCR-Produkt besaß an beiden Enden einen A-Überhang, der für gewöhnlich durch die verwendete Taq-Polymerase generiert wird. Der pDrive-Vektor lag mit jeweils einem U-Überhang an beiden Enden in linearisierter Form vor. Dadurch und mit Hilfe einer T4-DNA-Ligase konnten das PCRProdukt und der Vektor mit einer hohen Spezifität hybridisieren. 57 Ergebnisse Transformation von E.coli TOP10F’ Zellen 4.1.3.1 Um zu testen, ob die Ligation des pDrive-Plasmids und der NC16a-Domäne als PCRProdukt erfolgreich war, wurde der chemisch kompetente Bakterienstamm E.coli TOP10F’ mit dem neuen Konstrukt pDrive-NC16a transformiert. Nach erfolgreicher Transformation war es möglich, Bakterienklone zu isolieren und von diesen Plasmidpräparationen anzufertigen. Durch einen diagnostischen Restriktionsverdau mit den Enzymen BamH I und Hind III konnte anschließend gezeigt werden, dass das neue Konstrukt die für die NC16aDomäne kodierende cDNA enthielt (vgl. Abb. 4.6). A [bp] pDrive bp-L * kb-L [kb] 4,0 3,0 B 1,0 [bp] bp-L Klone 1-6 pDrive 500 400 0,5 300 200 NC16a 300 100 200 Abb. 4.6: Restriktionsanalyse der NC16a-Domäne des Kollagen XVII im Klonierungsvektor pDrive. Nachdem die NC16a-Domäne über glatte Enden in den Klonierungsvektor pDrive eingefügt wurde, musste die Ligation mittels Restriktionsverdau unter der Verwendung der Enzyme BamH I und Hind III überprüft werden. Zur Analyse wurden 50 µl (A; präparatives Gel) bzw. 10 µl (B; analytisches Gel) einer Plasmidpräparation auf ein 1,7 %iges Agarosegel aufgetragen und elektrophoretisch aufgetrennt. Somit konnte bestätigt werden, dass der 3,85 kb große Klonierungsvektor pDrive das 230 bp kleine Insert, die NC16a-Domäne, enthielt. kb = Kilobase; bp = Basenpaar; kb-L = 100 bp-Leiter; 1-6 = positive pDrive-NC16a-Klone; * pDrive/NC16a. Die beiden für den pDrive-Vektor und die NC16a-Domäne charakteristischen Banden bei einer Größe von 3,85 kb bzw. 230 bp (vgl. Abb. 4.6) bestätigten die erfolgreiche Ligation. Eine anschließende Sequenzierung sollte zudem klären, ob das PCR-Produkt in richtiger Orientierung (5’3’) in das Plasmid eingefügt wurde und ob bei der Klonierung der NC16aDomäne mögliche Mutationen aufgetreten sind. Um dies zu analysieren, wurde bei 6 positiven Klonen eine Sequenzanalyse durchgeführt (Servicelabor Eurofins MWG Operon, 58 NC16a Ergebnisse Martinsried). Die Sequenzanalyse ergab, dass alle 6 Klone keine Mutationen enthielten. Somit standen diese Klone für nachfolgende Versuche zur Verfügung. 4.1.4 Klonierung der NC16a-Domäne in den Expressionsvektor pRSET A Da es sich bei dem pDrive-Vektor ausschließlich um einen Klonierungsvektor handelte, musste in einem nachfolgenden Schritt die cDNA der NC16a-Domäne in den Expressionsvektor pRSET A überführt werden. Bei diesem Vektor handelte es sich um ein pUC-Derivat, das dafür hergestellt wurde, um große Mengen an Protein zu exprimieren. Zudem verfügte dieser Vektor neben den gewünschten Erkennungsstellen für die Restriktionsenzyme BamH I und Hind III zusätzlich über eine DNA-Sequenz, die für ein Polyhistidin-Motiv kodiert, welches als Metall-Bindungsdomäne in dem translatierten Protein diente. Somit wurden alle Kriterien für eine erfolgreiche Proteinexpression erfüllt. Zur Überführung der NC16a-Domäne in den pRSET A-Vektor wurde dieser, da zirkulär vorliegend, ebenso wie bereits zuvor der pDrive-Vektor + Insert mit den Restriktionsenzymen BamH I und Hind III inkubiert. Die Ansätze wurden anschließend auf 1 %ige bzw. 1,7 %ige Agarose-Gele aufgetragen, analysiert und die entsprechenden DNA-Fragmente (linearer pRSET A-Vektor und NC16a-Domäne) nach einer Gelextraktion ligiert. Das neue Konstrukt pRSET A-NC16a wurde erneut in Zellen des E.coli Stammes TOP10F’ transformiert. Nach erfolgreicher Transformation konnten Klone isoliert werden, von denen Plasmidpräparationen angefertigt wurden. Durch einen diagnostischen Restriktionsverdau mit den entsprechenden Enzymen wurde anschließend gezeigt, dass das Konstrukt die für die NC16a-Domäne kodierende cDNA enthielt (vgl. Abb. 4.7). 59 Ergebnisse [bp] bp-L Klone 1-10 kb-L pREST A 3000 500 300 200 NC16a 100 Abb. 4.7: Restriktionsanalyse der NC16a-Domäne des Kollagen XVII im Expressionsvektor pRSET A. Nachdem die NC16a-Domäne aus dem Klonierungsvektor pDrive in den Expressionsvektor pRSET A umkloniert wurde, musste anschließend mittels eines Restriktionsverdaus überprüft werden, ob die Ligation der beiden Fragmente gelungen ist. Für den Verdau wurden die Enzyme BamH I und Hind III verwendet. Zur Analyse wurden 15 µl einer Plasmidpräparation eingesetzt und auf einem 1,7 %igen Agarose-Gel elektrophoretisch aufgetrennt. Der 2,9 kb große Expressionsvektor enthielt das 230 bp kleine Insert, die NC16a-Domäne. kb-L= kbLeiter; kb= Kilobase; bp= Basenpaar; bp-L = 100 bp-Leiter; 1-10 = positive pRSET A-NC16a-Klone. Die für den pRSET-Vektor charakteristische Bande konnte bei 2,9 kb eindeutig identifiziert werden, ebenso die Bande für die NC16a-Domäne bei 230 bp. Eine zweite Sequenzanalyse sollte erneut zufällige Mutationen während der Umklonierung ausschließen. Auch hier konnte in keinem der 10 Klone eine Mutation festgestellt werden. Somit standen diese Klone für eine Transfektion des E.coli Stammes BL21(DE3) zur Verfügung. 4.1.5 Transformation von BL21(DE3) Zellen und rekombinante Expression der NC16a-Domäne Da der E.coli TOP10F’-Stamm für eine Proteinexpression nicht geeignet ist, musste der pRSET-Vektor mit der NC16a-cDNA als Insert in den E.coli-Bakterienstamm BL21(DE3) überführt werden. Dieser Stamm trägt das notwendige T7 RNA-Polymerase-Gen, welches nach Zugabe des Induktors Isopropyl--D-thiogalactopyranosid (IPTG) exprimiert und auf diesem Wege die T7 RNA-Polymerase hergestellt wird. Diese kann anschließend an den T7 Promotor binden, um das gewünschte Gen, in diesem Fall die für die NC16a-Domäne kodierende cDNA, zu exprimieren. 60 Ergebnisse Nach erfolgreicher Transformation war es möglich, Bakterienklone zu isolieren und diese für die Expression des Proteins einzusetzen. Um sicherzustellen, dass die Bakteriellenkultur nach IPTG-Stimulation das gewünschte Protein exprimierte und auch in den Überstand abgegeben hat, wurde aus der Über-Nacht-Kultur (Ü/N), nach der Stimulation (+IPTG) und aus dem Überstand (ÜS) jeweils ein Aliquot entnommen. Die Proben wurden mit einem Denaturierungspuffer versetzt, auf einem 15 %igen SDS-Polyacrylamidgel aufgetragen und elektrophoretisch aufgetrennt. Mittels der Coomassie-Färbelösung sollte die gewünschte NC16a-Domäne angefärbt und besonders nach IPTG-Stimulation und im Überstand sichtbar werden. [kDa] Ü/N +IPTG ÜS 27 15 NC16a 10 Abb. 4.8: Expressionsanalyse der rekombinanten NC16a-Domäne. Der E.coli-Bakterienstamm BL21(DE3) wurde mit dem Expressionsvektor pRSET A transformiert. Dieser Vektor enthielt als Insert die NC16a-Domäne des humanen Kollagen XVII. Der Bakterienstamm wurde mit dem Konstrukt über Nacht (Ü/N) kultiviert und anschließend mit IPTG stimuliert (+IPTG), wodurch die Expression des gewünschten Proteins induziert wurde. Das rekombinante Protein sollte dann in den Überstand (ÜS) abgegeben werden. Jeweils 20 µl eines Aliquots wurden unter reduzierenden Bedingungen auf einem 15 %igen SDSPolyacrylamidgel elektrophoretisch aufgetrennt. Danach wurde das Gel mit Coomassie Blue gefärbt und die rekombinant hergestellte NC16a-Domäne bei einer Größe von 12,6 kDa nachgewiesen. kDa = Kilodalton; Ü/N = Über-Nacht-Kultur; +ITPG = Stimulation mit IPTG; ÜS = Überstand. Da sich der Coomassie-Farbstoff sowohl an basische als auch an aromatische Seitenketten von Aminosäuren lagert, werden alle in einer Probe vorhandenen Proteine unspezifisch detektiert. Bei den in Abbildung 4.8 gezeigten Proben (Ü/N, +IPTG, ÜS) wurden daher zahlreiche bakterielle Proteine, die die BL21-Zellen exprimierten, angefärbt und sichtbar gemacht. Entscheidend war jedoch die Bande bei etwa 12,6 kDa, die vor allem in der Probe „+IPTG“ und teilweise auch im Überstand zu erkennen ist. Hierbei handelte es sich um die gewünschte, rekombinant hergestellte NC16a-Domäne. Dieses Protein konnte in der ÜberNacht-Kultur-Probe nicht angefärbt werden, weil es von den Bakterienzellen auf natürliche 61 Ergebnisse Weise nicht hergestellt wird. Auffällig war jedoch, dass das Protein nur sehr schwach im Überstand zu sehen war, obwohl in dieser Probe erwartungsgemäß die Proteinmenge am größten sein sollte. Daher wurde vermutet, dass der größte Teil des rekombinant hergestellten Proteins in Einschlusskörperchen (inclusion bodies) vorhanden sein musste. Um den Verdacht zu bestätigen, wurde das Bakterienpellet nach der Proteinexpression für 6 Stunden (U 6 ) mit 6 M Harnstoff behandelt. Anschließend wurde ein Aliquot entnommen, die Probe nochmals über Nacht (U Ü/N ) mit Harnstoff inkubiert und auf diese Weise das gewünschte Protein vollständig aus den Einschlusskörperchen extrahiert. Wie in Abbildung 4.9 gezeigt, konnte die Annahme, dass sich der größte Teil des Proteins in den Einschlusskörperchen befindet, bestätigt werden (Proben U 6 und U Ü/N ). [kDa] U 6 U Ü/N Ü/N +IPTG 27 15 NC16a 10 Abb. 4.9: Expressionsanalyse der rekombinanten NC16a-Domäne. Der mit dem Konstrukt pRSET A-NC16a transformierte BL(21)-Stamm wurde über Nacht kultiviert (Ü/N) und anschließend mit IPTG stimuliert. Nach der Proteinexpression wurde das Bakterienpellet für 6 Stunden (U 6 ) bzw. über Nacht (U Ü/N ) mit 6 M Harnstoff behandelt, um so das Protein aus den inclusion bodies zu extrahieren. Jeweils 20 µl eines Aliquots wurden unter reduzierenden Bedingungen auf einem 15 %igen SDSPolyacrylamidgel elektrophoretisch aufgetrennt. Danach wurde das Gel mit Coomassie Blue gefärbt und die rekombinant hergestellte NC16a-Domäne bei einer Größe von 12,6 kDa nachgewiesen. kDa = Kilodalton; U = Urea (Harnstoff); U Ü/N = Harnstoffbehandlung über Nacht; U 6 = Harnstoffbehandlung für 6 Stunden; Ü/N = ÜberNacht-Kultur; +IPTG = Stimulation mit IPTG. Daraufhin sollten große Proteinmengen der NC16a-Domäne aus den Einschlusskörperchen gewonnen werden. Nachteil dieser Prozedur war jedoch, dass das Protein in dem 6 M Harnstoff-haltigem Puffer in einem ungefaltetem Zustand vorlag, somit inaktiv war und nicht für nachfolgende Experimente verwendet werden konnte. Durch eine schrittweise Dialyse sollte der Harnstoff nach und nach reduziert und dieser Puffer gegen einen Phosphatpuffer ausgetauscht werden. Hierbei sollte sich das Protein langsam falten. Allerdings führte das schrittweise Zurückfalten zu einer Aggregatbildung, wodurch das Protein jedes Mal ausfiel. 62 Ergebnisse Aus diesem Grund wurde die NC16a-Domäne aus mehreren Überständen isoliert und gesammelt, solange bis genügend Protein zur Verfügung stand. Anschließend wurde die NC16a-Domäne über eine Affinitätssäule (vgl. 4.1.6) aufgereinigt. 4.1.6 Aufreinigung der NC16a-Domäne mittels Affinitätschromatographie Da das von den BL21(DE3)-Zellen produzierte Protein mit einem His 6 -Motiv fusioniert wurde, war es möglich, die NC16a-Domäne über eine Affinitätssäule aufzureinigen. Dazu wurde ein TALON®- Metall-Affinitätsharz verwendet, in dessen Matrix sich Co2+-Ionen befanden, an die die Histidin-Reste mit einer hohen Affinität binden konnten. Dazu wurden die gesammelten Überstände (ÜS) auf eine das Harz enthaltende Säule gegeben, der Durchfluss (DF) aufgefangen und die Säule mehrmals gewaschen (WF). Anschließend wurde das mit dem His-Motiv fusionierte Protein mittels eines 250 mM Imidazol-haltigen Puffers vom Säulenmaterial eluiert (E). Von allen Fraktionen (ÜS, DF, WF und E) wurden Aliquots entnommen und diese zur Analyse auf einem 15 %igen SDS-Polyacrylamidgel elektrophoretisch aufgetrennt. . [kDa] +IPTG ÜS DF WF E1 E2 27 15 NC16a 10 Abb. 4.10: Affinitätsaufreinigung der NC16a-Domäne aus Kulturüberständen. Das von den BL21-Zellen rekombinant hergestellte Protein wurde über eine TALON®-Säule mittels Affinitätschromatographie aufgereinigt in zwei Elutionsfraktionen (E1, E2) gesammelt und anschließend auf einem 15 %igen SDS-Polyacrylamidgel unter reduzierenden Bedingungen elektrophoretisch aufgetrennt. Zusätzlich wurden je 20 µl der IPTG-Fraktion (+IPTG), des Überstandes (ÜS), des Durchflusses (DF) und der Waschfraktion auf das Gel aufgetragen. Die Expression der NC16a-Domäne wurde mittels Coomassie Blue-Farbstoff bei einer Größe von 12,6 kDa nachgewiesen. kDa = Kilodalton; +IPTG = Stimulation mit IPTG; ÜS = Überstand; DF = Durchfluss; WF = Waschfraktion; E1 und E2 = Elutionsfraktionen. 63 Ergebnisse Auf dem mit Coomassie Blue gefärbten Gel konnten in der IPTG-Fraktion (+IPTG), im Überstand (ÜS), im Durchfluss (DF) und geringfügig auch in der Waschfraktion (WF) mehrere, höher- und niedermolekulare Banden detektiert werden. Diese Banden waren darauf zurückzuführen, dass neben dem gewünschten, rekombinant hergestellten Protein weitere, zelleigene Proteine exprimiert und in den Überstand sekretiert wurden, die nicht an die Säule banden Bei diesem Gel fiel jedoch erneut auf, dass die NC16a-Domäne bei etwa 12,6 kDa zwar in der IPTG-Fraktion, kaum aber im Überstand detektiert werden konnte. In der Durchfluss- und Waschfraktion hingegen wurde erwartungsgemäß keine Bande dieser Größe detektiert, da das Protein über sein His 6 -Motiv an das Säulenmaterial gebunden hat. In den beiden Elutionsfraktionen konnte die NC16a-Domäne bei 12,6 kDa eindeutig detektiert werden. Um zu bestätigen, dass es sich bei dieser Bande auch tatsächlich um die NC16a-Domäne handelte, wurde eine PMF (Peptide mass fingerprinting)-Analyse durchgeführt. 4. 1. 6. 1 PMF-Analyse der NC16a-Domäne Bei der PMF-Analyse handelt es sich um eine analytische Methode, um Proteine eindeutig zu bestimmen. Zur Identifikation der NC16a-Domäne wurden ca. 3 mm der Bande aus der Elutionsfraktion, welche im Coomassie-Gel bei einer Größe von ca. 12,6 kDa angefärbt wurde, ausgestanzt und zur weiteren Analyse in das Servicelabor der Zentralen Bioanalytik (ZMMK) gegeben. Bevor das gewünschte Protein mit der bekannten Sequenz aus der Datenbank verglichen werden konnte, musste es zunächst in mehrere, kleinere Fragmente geschnitten werden. Der Verdau fand mit Hilfe proteolytischer Enzyme wie zum Beispiel Trypsin oder Chymotrypsin statt. Die Peptidfragmente wurden anschließend extrahiert und mittels Massenspektroskopie (MALDI-TOF) analysiert. 64 Ergebnisse Abb. 4.11: Massenspektrum der NC16a-Domäne nach einer PMF-Analyse. Für eine PMF-Analyse wurden aus dem Coomassie Blue gefärbten Gel etwa 3 mm der NC16a-Bande ausgestanzt und das darin enthaltene Protein mittels proteolytischer Enzyme verdaut. Das verdaute Protein wurde anschließend per MALDI-TOF massenspektrometrisch analysiert. Das Massenspektrum zeigt eine Reihe von Peaks, wobei jeder Peak ein Peptidfragment mit einer definierten Größe (Masse) darstellt. m/z = Masse/Ladung (tatsächliche Masse; kDa). Durch die massenspektrometrische Analyse der NC16a-Domäne erhielt man ein Spektrum, welches eine Reihe von Peaks aufwies, wobei jeder Peak eine bestimmte Masse (m/z) angab. Die Masse der einzelnen Peptide wurden mit Proteinsequenzen großer Datenbanken (Swissprot, Genbank) verglichen. Mit Hilfe von Softwareprogrammen wurden die ganzen Proteine aus der Datenbank in kleine Peptide geschnitten, wobei man hier die gleichen Enzyme verwendete, wie sie auch für den Verdau des gewünschten Proteins benutzt wurden. Die absolute Masse aller Peptidfragmente wurde dann theoretisch berechnet und mit den angegebenen Peptidmassen des Proteins von Interesse verglichen. Die Ergebnisse wurden statistisch analysiert und positive Übereinstimmungen gesondert hervorgehoben (vgl. Abb. 4.11). Mit einer prozentualen Übereinstimmung von 65,3% konnte das rekombinant hergestellte Protein eindeutig als NC16a-Domäne identifiziert werden. 65 Ergebnisse 4. 1. 6. 2 Überprüfung der Antigenität der NC16a-Domäne Nachdem nun bestätigt wurde, dass es sich bei der im Coomassie-Gel detektierten Bande bei 12,6 kDa um die gewünschte NC16a-Domäne handelte, sollte zudem überprüft werden, ob das Protein in einem aktiven Zustand vorliegt, also von NC16a-spezifischen Immunglobulinen erkannt wird. Durch eine Expression in einem prokaryotischen System kann neben fehlenden, post-translationalen Modifikationen eine optimale Faltung des Proteins nicht gewährleistet werden. Inaktiv wäre die NC16a-Domäne für weitere Experimente jedoch unbrauchbar gewesen. Zur Untersuchung wurden daher Western BlotAnalysen durchgeführt, die die Antigenität, das heißt, sowohl die Aktivität als auch die Spezifität des Proteins, überprüfen sollten. Dazu wurden die beiden Elutionsfraktionen E1 und E2 (His-NC16a) auf SDS-Polyacrylamidgele aufgetragen (vgl. auch Abb. 4.10) und elektrophoretisch aufgetrennt. Als Primärantikörper wurden Seren eines Patienten mit bullösem Pemphigoid und eines gesunden Spenders verwendet. Da im Serum eines Patienten für gewöhnlich Antikörper vorliegen, die gegen die NC16a-Domäne gerichtet sind, sollte das Protein auf dem Western Blot nachweisbar sein. Als Kontrollprotein wurde das rekombinant hergestellte, bereits positiv getestete GST-NC16a-Protein [AG Hunzelmann] verwendet. Als Sekundärantikörper wurde ein HRP-konjugierter Antikörper eingesetzt, der gegen das humane Immunglobulin G gerichtet war. Ebenso wie in den Coomassie-Gelen konnte in der Western Blot-Analyse eine distinkte Bande bei 12,6 kDa detektiert werden, jedoch nur im Falle des Patientenserums (Abb. 4.12). Das Kontrollserum hingegen konnte weder das GST-NC16a-Protein bei 35 kDa (Positivkontrolle) noch His-NC16a erkennen. Somit wurde bestätigt, dass das rekombinant hergestellte His-NC16a-Protein in einem aktiven Zustand vorliegt und ganz spezifisch von im Patientenserum vorhandenen, autoreaktiven Antikörpern erkannt wird. 66 Ergebnisse A [kDa] * GST-NC16a E1 E2 B E1 E2 * 38 15 His-NC16a 10 Patient Kontrolle Abb. 4.12: Immunologischer Nachweis des rekombinant hergestellten His-NC16a-Proteins. 20 µl beider Elutionsfraktionen (E1, E2) mit der rekombinant hergestellten His-NC16a-Domäne wurden auf ein 15 %iges SDS-Polyacrylamidgel aufgetragen und unter reduzierenden Bedingungen elektrophoretisch aufgetrennt. Als Kontrolle diente das rekombinante GST-NC16a-Protein (*), das bereits in Vorversuchen auf Patientenseren positiv getestet wurde. Zur Detektion der NC16a-Domäne auf der Nitrozellulosemembran diente das Serum eines BP-Patienten (A), in dem sich die autoreaktiven Antikörper (Primärantikörper, 1:200) befanden, die gegen NC16a gerichtet waren. Um zu testen, ob das Protein spezifisch ist, wurde eine zweite Membran mit NC16a (E1, E2) mit Serum eines gesunden Spenders inkubiert (B). Die spezifischen Antikörper wurden anschließend mit einem HRP-gekoppelten Sekundärantikörper (rabbit anti human IgG, 1:1000) detektiert und die NC16a-Domäne nachgewiesen (A). kDa = Kilodalton; * = GST-NC16a; E1 und E2 = Elutionsfraktionen mit HisNC16a. Für weitere Experimente sollte die Proteinkonzentration der aufgereinigten NC16a-Domäne bestimmt werden. Die beiden Fraktionen (E1, E2), die das Protein enthielten, wurden zunächst gegen einen Phosphatpuffer (1x PBS) dialysiert und anschließend gemessen. Da die Proteinmenge mit einem BCA-Test nicht ermittelt werden konnte, wurde die Standardreihe als Vergleichswert für die beiden Elutionsfraktionen auf ein SDSPolyacrylamidgel aufgetragen und zur Quantifizierung des Proteingehaltes mit Coomassie Blue gefärbt. Anders als im BCA-Test wurde jedoch nicht BSA (bovine albumin serum) als Standardprotein verwendet, sondern das Protein Lysozym gewählt. Im Gegensatz zu BSA ist Lysozym wesentlich kleiner und mit 14 kDa als Vergleichsprotein für His-NC16a (12,6 kDa) geeignet. Da sich der Triphenylmethanfarbstoff an basische Seitenketten der Aminosäuren anlagert, würde ein größeres Protein bestehend aus einer höheren Anzahl an Aminosäuren wie beispielsweise BSA - intensiver angefärbt werden und dadurch ungenaue Vergleichswerte liefern. Die Nachweisgrenze für den Farbstoff liegt bei etwa 0,1 µg Protein pro Bande in einem Gel. Daher wurde eine Standardreihe beginnend mit 0,1 µg Protein/10µl 67 Ergebnisse Lösung aufgestellt. Die höchste Lysozymkonzentration, die auf das Gel aufgetragen wurde, lag bei 2 µg/10 µl. [kDa] Lysozym E1 E2 38 15 NC16a 10 0,1 0,5 0,75 1 1,5 2 [µg/10µl] Abb. 4.13: Konzentrationsbestimmung der rekombinant hergestellten NC16a-Domäne. Zur Bestimmung der Konzentration des rekombinant hergestellten Proteins wurden jeweils 10 µl der Elutionsfraktionen (E1, E2) eingesetzt. Als Standardprotein diente Lysozym, das in unterschiedlichen Konzentrationen (0,1 µg/10 µl – 2 µg/10 µl) zusammen mit den beiden Elutionsfraktionen auf ein 15 %iges SDSPolyacrylamidgel aufgetragen und unter reduzierenden Bedingungen elektrophoretisch aufgetrennt wurde. Anhand des Coomassie-Farbstoffs wurde das Gel anschließend angefärbt und die jeweiligen Banden mit unterschiedlicher Farbintensität bei entsprechender Größe (Lysozym 14 kDa, His-NC16a 12,6 kDa) sichtbar gemacht. Durch einen Vergleich der Farbintensitäten des Standardproteins und der Elutionsfraktionen konnte dann die ungefähre Konzentration der NC16a-Domäne geschätzt werden. kDa = Kilodalton; E1 und E2 = Elutionsfraktionen mit His-NC16a. In der Abbildung 4.13 sind die verschiedenen Konzentrationen von Lysozym und die beiden Elutionsfraktionen E1 und E2 nach Färbung mit dem Coomassie-Farbstoff dargestellt. Verglich man nun die Farbintensität der bekannten Lysozymkonzentrationen mit den beiden Elutionsfraktionen, so ließ sich grob die Konzentration der NC16a-Domäne bestimmen. Da von den Elutionsfraktionen ebenfalls jeweils 10 µl Proteinlösung auf das Gel aufgetragen wurden, wurde ein Proteingehalt von etwa 2 µg geschätzt. Das entsprach auf einem Milliliter ca. 200 µg Protein. Diese Menge war ausreichend, um damit weitere Untersuchungen durchführen zu können. 4.1.7 Fluorchrom-Markierung der NC16a-Domäne mit Alexa Fluor 647 Zur Detektion der Antigen-spezifischen B-Zellen mittels durchflusszytometrischer Analysen, sollte die rekombinant hergestellte NC16a-Domäne mit einem geeigneten Fluorchrom 68 Ergebnisse markiert werden. Zur Markierung wurde das Fluorchrom Alexa Fluor 647 gewählt. Der reaktive Farbstoff besitzt einen Succinimidylester-Teil, der mit den primären Aminen eines Proteins reagiert und so stabile Farbstoff-Protein-Konjugate bildet. Zur Fluorchrom-Kopplung wurden 20 µg des zu markierenden Proteins eingesetzt. Nach Zugabe von 10 µl einer 1 M Natrium-Bicarbonate-Lösung zur Neutralisation der Proteinlösung und zur Stabilisation des pH-Wertes, und nach Zugabe des Alexa 647-Farbstoffs wurde das Gemisch auf eine mit einem Harzgel befüllte Säule gegeben und der Durchfluss mit dem gekoppelten Protein aufgefangen. Die Effizienz der Fluorchrom-Markierung wurde anschließend an einem Absorption Spektralphotometer (NanoDropTM) gemessen (vgl. Abb. 4.14). 280 650 675 Wellenlänge [nm] Abb. 4.14: Absorptionsspektrum von His-NC16a-Alexa Fluor 647. Für die spektralphotometrische Analyse wurden 2 µl der NC16a-Proteinlösung mit einer Konzentration von 180 µg/ml eingesetzt. Das Spektrum zeigt zum einen die Absorption des Proteins His-NC16a bei einer Wellenlänge von 280 nm, zum anderen die Absorption des Fluorchroms Alexa Fluor 647 bei 650 nm. In Abbildung 14.4 ist das Absorptionsspektrum nach der Messung des His-NC16a-Alexa 647-Proteins dargestellt. Deutlich zu erkennen war jeweils ein Peak bei einer Wellenlänge von 280 nm und 650 nm. Bei einer Absorption von 280 nm wird für gewöhnlich die Konzentration des Proteins gemessen, welche in diesem Versuchsansatz für das NC16aProtein bei 0,18 mg/ml lag. Der Peak bei 650 nm zeigte die Absorption für den Farbstoff 69 Ergebnisse Alexa Fluor 647. Beide Messwerte deuteten darauf hin, dass der Farbstoff effizient an das Protein gekoppelt wurde. In nachfolgenden Experimenten wurden 100 µg/ml des rekombinant hergestellten und mit dem Farbstoff Alexa Fluor 647 gekoppelten His-NC16a-Proteins zur Untersuchung Autoantigen-spezifischer B-Zellen eingesetzt. 4.2 Nachweis NC16a-spezifischer Gedächtnis-B-Zellen bei Patienten mit Bullösem Pemphigoid Mit Hilfe des nun vorliegenden Fluorchrom-gekoppelten NC16a-Proteins sollte nun versucht werden, NC16a-spezifische Gedächtnis-B-Zellen nach nur einem Anreicherungsschritt aus dem Blut von Patienten mit bullösem Pemphigoid zu isolieren und zu detektieren. Hierfür wurden die PBMC von Patienten und Kontrollen zunächst mit paramagnetischen CD19Mikropartikeln inkubiert. Die auf der magnetischen Säule angereicherten Zellen wurden anschließend mit den entsprechenden Antikörpern (CD19-PE, IgG-FITC) und dem NC16aAlexa 647-Antigen zur Darstellung der Antigen-spezifischen Gedächtnis-B-Zellen gefärbt. Die durchschnittliche Reinheit der CD19+ B-Zellen lag in 12 Experimenten, in denen die B-Zellen aus PBMC angereichert wurden, bei 97.11 % (+/- 2.36 %). Um naive B-Zellen von Gedächtnis-B-Zellen unterscheiden zu können, wurden die Zellen mit einem FITCkonjugierten IgG-Antikörper inkubiert. In Abbildung 4.15 ist eine durchflusszytometrische Analyse von NC16a-spezifischen Gedächtnis-B-Zellen dargestellt. Als Kontrolle wurden angereicherte CD19+ B-Zellen aus PBMC eines gesunden Spenders mit NC16a-Alexa 647 inkubiert. Wie in der Abbildung gezeigt, konnten von den angereicherten CD19+ B-Zellen aus PBMC eines BP-Patienten spezifisch NC16a-positive IgG+ Gedächtnis-B-Zellen detektiert werden. In Tabelle 1 sind die Daten der einzelnen Patienten zusammengefasst. Im Median wurden 151,7 +/- 33 (119,4 – 218,2 Zellen) NC16a-bindende Zellen pro eine Million CD19+ B-Zellen im Blut von Patienten (n = 7) detektiert, wohingegen keine NC16aspezifischen CD19+ Zellen im Blut von gesunden Spendern beobachtet werden konnten. Ferner konnte bei Patienten mit bullösem Pemphigoid eine zweite NC16a-positive B-ZellPopulation beobachtet werden, die für den Gedächtnis-B-Zell-Marker IgG negativ war (CD19+IgG-NC16a+). 70 Ergebnisse B D 0.00 % A NC16a NC16a 97.11 % Zellzahl FCS IgG C E 0.59 % NC16a NC16a CD19 IgG FCS Abb. 4.15: Detektion NC16a-spezifischer IgG+ Gedächtnis-B-Zellen in BP-Patienten. + CD19 B-Zellen wurden aus PBMC eines Patienten mit bullösem Pemphigoid angereichert und die NC16aspezifischen Gedächtnis-B-Zellen anschließend mit NC16a-Alexa 647 detektiert (C, E). Als Kontrolle dienten + PBMC eines gesunden Spenders (B, D). Histogramm A zeigt die Analyse von CD19 B-Zellen, die mit einem monoklonalen, mit Mikropartikeln markierten CD19-Antikörper aus PBMC angereichert wurden. In den Punktediagrammen B und C ist eine Einfarbenanalyse für NC16a-Alexa 647 nach CD19-Anreicherung aus PBMC dargestellt. Punktediagramme D und E zeigen eine Zweifarbenanalyse für NC16a-Alexa 647 und anti-IgG-FITC. + Von den insgesamt 10.000 gezählten Zellen wurden nur lebende CD19 B-Zellen aufgrund ihrer Streulichteigenschaften in die Analyse mit einbezogen. + Tab. 4.1: NC16a-spezifische IgG B-Zellen im Blut von Patienten mit bullösem Pemphigoid. BP-Patient + Anzahl der NC16a-spezifischen IgG + B-Zellen pro 1 Mio. CD19 Zellen Anzahl der NC16a-spezifischen IgG+ B-Zellen pro 1 Mio. CD19 Zellen K60 119,4 n.b. K57 126 n.b. K62 138,7 46,3 K56 140,9 114,5 K51 158,4 n.b. K58 160,1 91,6 K54 218,2 63,4 71 Ergebnisse Um zu testen, ob es sich bei der CD19+IgG-NC16a+ Population um Zellen handelte, die das Immunglobulin M auf ihrer Oberfläche exprimierten, wurden die angereicherten CD19+ Zellen in einem zweiten Ansatz mit einem monoklonalen Antikörper gegen IgM gefärbt. 4.2.1 Detektion IgM+ B-Zellen spezifisch für NC16a Zur Detektion IgM+ B-Zellen spezifisch für NC16a wurden CD19+ B-Zellen mit Hilfe von CD19-Mikropartikeln aus PBMC eines BP-Patienten auf einer Säule angereichert und anschließend mit den entsprechenden Antikörpern (CD19-PE, IgM-FITC) und dem NC16aAlexa 647-Antigen gefärbt. Die naiven, für das Antigen NC16a positiven B-Zellen wurden in einem Punktediagramm dargestellt, wobei hier die Antigen-spezifischen Zellen gegen die IgM+ B-Zellen aufgetragen wurden (vgl. Abb. 4.16). NC16a 0.23 % IgM Abb. 4.16: Detektion NC16a-spezifischer IgM+ B-Zellen in BP-Patienten. + CD19 B-Zellen wurden aus PBMC eines Patienten mit bullösem Pemphigoid angereichert und die NC16a+ spezifischen IgM B-Zellen anschließend mit NC16a-Alexa 647 detektiert. Das Punktediagramm zeigt eine + Zweifarbenanalyse für NC16a-Alexa 647 und anti-IgM-FITC. Nur lebende CD19 B-Zellen wurden aufgrund ihrer Streulichteigenschaften in die Analyse mit einbezogen. Wie im Punktediagramm 4.16 dargestellt wurde, konnten nach Anreicherung der CD19 positiven Zellen IgM+ B-Zellen mit einer Spezifität für NC16a detektiert werden. In Tabelle 1 sind die Daten der einzelnen Patienten zusammengefasst. Im Median wurden 79 +/- 26,1 (46,3 - 114,5 Zellen) NC16a-bindende Zellen pro eine Million CD19+ B-Zellen im Blut von Patienten (n = 4) detektiert. 72 Ergebnisse 4.2 Anreicherung und Analyse zirkulierender CD138+ Plasmazellen bei Patienten mit Bullösem Pemphigoid CD138+ Plasmazellen sind enddifferenzierte, Antikörper-sezernierende B-Lymphozyten, die nur in sehr geringen Mengen im Blut zirkulieren und dadurch schwer detektierbar sind. Mit Hilfe einer magnetischen Zellseparation ist es jedoch möglich, die Antikörper-sezernierenden Zellen aus dem Blut anzureichern und durchflusszytometrisch darzustellen. 4.3.1 Magnetische Anreicherung von CD138+ Plasmazellen Zur Anreicherung der CD138+ Plasmazellen aus dem peripheren Blut wurde ein Antikörper gegen den universellen Differenzierungsmarker CD138 (Syndekan-1) verwendet, der an superparamagnetische Mikropartikel gekoppelt war. Mittels magnetischer Zellseparation konnten so die CD138+ Zellen aus den mononuklearen Zellen des peripheren Blutes (PBMC) von Patienten und gesunden Spendern isoliert, auf der zweiten Anreicherungssäule gefärbt, durchflusszytometrisch analysiert und anschließend phänotypisch charakterisiert werden. Eine charakteristische Anreicherung von CD138+ Zellen ist in Abbildung 4.17 dargestellt. Punktediagramm (A) zeigt ein für PBMC bezüglich der Streulichteigenschaften typisches heterogenes Bild. Eindeutig zu sehen sind sowohl die Lymphozyten als auch Monozyten. Das zu Diagramm (A) entsprechende Punktediagramm (B) zeigt eine Einfarbenanalyse für CD138-APC von einer Gruppe mononuklearer Zellen, die zuvor im Punktediagramm (A) aufgrund ihrer Streulichteigenschaften ausgewählt wurde (R1). Einige wenige Zellen sind als CD138+ Plasmazellen zu erkennen. Im Punktediagramm (C) hingegen können die mit CD138-Magnetpartikeln Streulichteigenschaften eindeutig identifiziert angereicherten werden. angereicherten Zellen größtenteils CD138+ Plasmazellen. 73 Im Zellen Diagramm aufgrund (D) sind ihrer die Ergebnisse vor Anreicherung A B Monozyten CD138 SSC Lymphozyten + CD138 Zellen FSC FSC nach Anreicherung C D + CD138 SSC CD138 Zellen FSC FSC + Abb. 4.17: Magnetische Anreicherung CD138 Zellen aus dem peripheren Blut. Mononukleare Zellen aus dem peripheren Blut wurden mit CD138-Mikropartikeln inkubiert, über eine MS-Säule angereichert und anschließend auf der Säule mit CD138-APC gefärbt. Die Darstellungen (A) und (C) wurden mittels Streulichteigenschaften auf Plasmazellen eingegrenzt (R1 und R3). Für die durchflusszytometrische Analyse wurden 10.000 Events aufgenommen. Die Punktediagramme (A) und (B) zeigen nur wenige CD138 + Zellen, während Diagramm (C) und (D) die angereicherten Plasmazellen darstellen. Da das Vorwärtsstreulicht bekanntlich als Maß für die Größe der Zellen gilt, und CD138+ Zellen eindeutig größer sind als z.B. normale B-Zellen (Teil der Lymphozyten), kann man davon ausgehen, dass es sich bei den hier angereicherten CD138+ Zellen tatsächlich um Plasmazellen bzw. um Plasmablasten, die Plasmazellvorläufer, handelt. Ein Indiz dafür, dass beide Populationen angereichert wurden, zeigt die relativ heterogene Verteilung der CD138+ Zellen (vgl. Abb. 4.17 C). Während Plasmablasten zwar bereits größer als reife oder aktive B-Zellen sind, erreichen jedoch erst die enddifferenzierten Plasmazellen im Knochenmark die vollständige Größe. 74 Ergebnisse Intrazelluläre Kontrollfärbung von CD138+ Plasmazellen 4.3.2 Da es sich bei den NC16a-spezifischen Plasmazellen um sehr seltene Zellen handeln muss, war für eine Detektion dieser Population eine spezifische Färbung von großer Bedeutung. Die autoantigenspezifischen IgG-Antikörper liegen, bevor sie sezerniert werden, innerhalb der Zellen im Zytoplasma vor. Daher mussten die CD138+ Plasmazellen für die Analyse vor der Färbung zunächst fixiert und anschließend noch permeabilisiert werden. Zudem sollte gewährleistet sein, dass nicht gebundene Antikörper oder Antigene nach der Färbung aus der Zelle wieder heraus gewaschen werden, um so ein falsch-positives Signal zu vermeiden. Eine Kontrollfärbung sollte zeigen, dass das hier verwendete Färbeprotokoll für die intrazellulären Färbungen geeignet ist. Hierfür wurden CD138+ Plasmazellen aus dem Blut eines gesunden Spenders isoliert und anschließend mit einem FITC-markierten Antikörper gegen humanes Immunglobulin G bzw. gegen ein irrelevantes Antigen, murines CD117, auf der Anreicherungssäule intrazellulär gefärbt. Diese Kontrollfärbung ist in Abbildung 4.18 dargestellt. B icIgG CD117 A FSC FSC Abb. 4.18: Intrazelluläre Kontrollfärbung von CD138+ Zellen. Nach Anreicherung mononuklearer Zellen aus dem peripheren Blut (PBMC) mit CD138-Mikropartikeln, wurden diese Zellen intrazellulär mit einem IgG-Antikörper (A) oder einem Antikörper gegen ein irrelevantes Antigen gleichen Isotyps (CD117; B), gefärbt. Das Punktediagramm (A) zeigt eine Einfarbenanalyse für IgG-FITC, wobei + hier etwa 13 % der laut der Streulichteigenschaften als CD138 identifizierten Plasmazellen positiv für IgG sind. Im Gegensatz dazu zeigt die Einfarbenanalyse für das Kontrollantigen CD117-FITC im Punktediagramm (B) + einzelne CD117 Zellen als Ausdruck der unspezifischen Hintergrundfärbung. icIgG = intrazelluläres IgG. 75 Ergebnisse Das Punktediagramm (A) zeigt anhand einer Einfarbenanalyse angereicherte CD138+ Plasmazellen, die sich zu einem Teil intrazellulär für Immunglobulin G anfärben lassen. Der Anteil dieser IgG+ Zellen liegt bei diesem Spender bei rund 13 %. Im Gegensatz dazu werden im Punktediagramm (B) so gut wie keine CD138+ Plasmazellen detektiert, die für das irrelevante Antigen CD117 positiv sind. CD117 oder auch c-Kit genannt, ist eine Rezeptortyrosinkinase, die für gewöhnlich auf der Zelloberfläche von Melanozyten, Mastzellen und hematopoetischen Stammzellen exprimiert wird. Da intrazellulär in humanen Plasmazellen kein murines CD117 vorkommt, deuten die 0,2 % CD117+ Zellen lediglich auf eine minimale Hintergrundfärbung hin, die jedoch für die Spezifität der intrazellulären Färbung unbedeutend ist. 4.3.3 Identifizierung und Phänotypisierung der angereicherten CD138+ Zellen Bei der Differenzierung von reifen B-Zellen zu Plasmablasten oder Plasmazellen ändert sich das Expressionsmuster einer Vielzahl verschiedener Moleküle mit unterschiedlicher Kinetik (vgl. Abb. 1.3 und Tab. 1.1). Um unterscheiden zu können, ob es sich bei den angereicherten CD138+ Zellen um neu generierte Plasmablasten oder um bereits ausgereifte Plasmazellen handelte, wurden die Zellen im Rahmen der Phänotypisierung mit zusätzlichen Oberflächenmarkern gefärbt. Aufgrund bestehender Untersuchungen konnten anhand der Expressionsstärke verschiedener Aktivierungsmarker auf der Zelloberfläche Rückschlüsse auf das Reifestadium der CD138+ Zellen zugelassen werden. Hierfür wurden zunächst die CD138+ Zellen aus PBMC gesunder Spender und BP-Patienten immunmagnetisch angereichert und anschließend mit den Markern CD19, CD27, CD38, CD138, IgG und HLADR gefärbt. 76 relative Zellzahl Ergebnisse CD138 E CD19 F CD27 G CD38 CD138 A D CD19 CD138 B CD27 CD138 C CD38 Abb. 4.19: Phänotypisierung CD138 positiver Zellen aus dem peripheren Blut. + CD138 Zellen wurden aus dem peripheren Blut von gesunden Spendern und BP-Patienten immunmagnetisch angereichert und auf der Säule gegen die Moleküle CD19 (A), CD27 (B) und CD38 (C) gefärbt und gegen CD138 + aufgetragen. Nur CD138 Zellen wurden sowohl bei der Punktediagramm- (A-C)- als auch bei der Histogramm- Darstellungen (D-G) in die Bewertung miteinbezogen. Insgesamt wurden 10.000 Zellen gezählt. 77 Ergebnisse In Abbildung 4.19 ist die Expression der verschiedenen Marker dargestellt. Da das Oberflächenmolekül CD138 ausschließlich von Plasmablasten und Plasmazellen exprimiert wird, wurden alle weiteren, in die phänotypische Charakterisierung mit einbezogenen Marker gegen die CD138+ Zellen aufgetragen. Die hohe Expression von CD138 ließ darauf schließen, dass die zuvor durchgeführte Anreicherung mit CD138-Mikropartikeln erfolgreich war. Sowohl die Zweifarbenanalysen der Punktediagramme (A) – (C) als auch die Histogramme (D) – (G) zeigten für die verschiedenen Oberflächenmarker ein heterogenes Expressionsmuster. Der Haupt-B-Zellmarker CD19 (A) wurde von den CD138+ Zellen noch relativ stark exprimiert (wenn auch im Vergleich zu den anderen Oberflächenmolekülen verhältnismäßig schwächer). Die beiden typischen Plasmablasten- und Plasmazellmarker CD27 (B) und CD38 (C) hingegen wurden von den CD138 positiven Zellen erwartungsgemäß sehr stark exprimiert. Anhand dieser Daten konnte man zunächst davon ausgehen, dass diese Zellpopulation dem Phänotyp kurzlebiger Plasmablasten stark ähnelte [Odendahl et al, 2005]. Bezüglich des Expressionslevels der Oberflächenmoleküle CD19, CD27 und CD38 konnte bei den untersuchten Proben (gesunde Spender und BP-Patienten) kein Unterschied festgestellt werden. In einem weiteren Färbeansatz sollte darum die intrazelluläre Expression des Immunglobulins G und die Expression des Oberflächenmoleküls HLA-DR bei Kontrollpersonen und BP-Patienten untersucht werden. Das Immunglobulin G (IgG) ist die am häufigsten vorkommende Klasse von Immunglobulinen im Serum. Vergleicht man die Frequenzen der Immunglobulin G produzierenden Zellen bei gesunden Spendern und BP-Patienten miteinander, so zeigte sich, dass in Patienten mit bullösem Pemphigoid die Häufigkeit der IgG+ Zellen deutlich höher war. Während der prozentuale Anteil von IgG+CD138+ Zellen in gesunden Spendern bei durchschnittlich 24 % (10,18 - 33,33 %) lag, verdoppelte sich die Frequenz der IgG positiven Zellen bei den BP-Patienten auf etwa 50 % (38,74 – 64,37 %), (vgl. Graphik 4.22). In Abbildung 4.20 ist die unterschiedliche Frequenz von IgG+ Zellen zwischen Spendern und Patienten in den Punktediagrammen (A) und (C) sowie in den entsprechenden Histogrammen (B) und (D) dargestellt. Auch hier ist ein deutlicher Anstieg der Frequenz dieser Population erkennbar. 78 Ergebnisse Kontrolle BP-Patient CD138 C CD138 A B icIgG icIgG relative Zellzahl relative Zellzahl icIgG D icIgG Abb. 4.20: Detektion IgG+CD138+ Zellen bei BP-Patienten und gesunden Spendern. CD138+ Zellen wurden mittels CD138-Magnetpartikeln aus PBMC von gesunden Spendern (A, B) und Patienten (C, D) mit bullösem Pemphigoid angereichert und intrazellulär auf der Säule mit IgG-FITC gefärbt. Die Punktediagramme (A) und (C) zeigen eine Zweifarbenanalyse für CD138-APC und IgG-FITC, in den entsprechenden Histrogrammen (B) und (D) ist die Expressionsstärke des Immunglobulins G dargestellt. In die Bewertung wurden ausschließlich die für CD138 positive Zellen miteinbezogen. Es wurden jeweils 10.000 Zellen analysiert. In einem nächsten Schritt wurde die Expression des Zelloberflächenrezeptors HLA-DR als Ausdruck des Aktivierungszustandes dieser Zellen bei BP-Patienten und gesunden Spendern untersucht. 79 Ergebnisse Kontrolle BP-Patient A CD138 CD138 C HLA-DR HLA-DR B relative Zellzahl relative Zellzahl HLA-DR HLA-DR D + high Zellen bei BP-Patienten und gesunden Spendern. Abb. 4.21: Detektion CD138 HLA-DR + CD138 Zellen wurden mittels CD138-Magnetpartikeln aus PBMC von gesunden Spendern (A, B) und Patienten (C, D) mit bullösem Pemphigoid angereichert und auf der Säule mit HLA-DR-PE und CD138-APC oberflächengefärbt. Die Punktediagramme (A) und (C) zeigen eine Zweifarbenanalyse für CD138-APC und HLADR-PE, in den entsprechenden Histrogrammen (B) und (D) ist die Expressionsstärke des Oberflächenmoleküls HLA-DR dargestellt. In die Bewertung wurden ausschließlich die für CD138 positive Zellen miteinbezogen. Es wurden jeweils 10.000 Zellen analysiert. Betrachtet man das Expressionsverhalten von HLA-DR bei BP-Patienten und gesunden Spendern, so fällt auf, dass die CD138+-Zellpopulation bei Normalpersonen eine eher heterogene + Expression CD138 HLA-DR high des Oberflächenmoleküls aufweist (CD138+HLA-DRlow und ; vgl. auch Jacobi et al, 2005), wohingegen bei BP-Patienten vor allem eine CD138+HLA-DRhigh-Zellpopulation beobachtet werden konnte. In Abbildung 4.21 wird die unterschiedliche Frequenz der HLA-DRlow/high exprimierenden Zellen unter der CD138 positiven Zellpopulation in den Punktediagrammen und Histogrammen von Kontrollpersonen (A, B) und Patienten (C, D) dargestellt. Während sich bei den Normalpersonen demnach die 80 Ergebnisse CD138+HLA-DR+ Zellen in den oberen rechten und linken Quadranten gleichermaßen verteilen, so sind die CD138+HLA-DR+ Zellen überwiegend auf den oberen rechten Quadranten konzentriert. So liegt der prozentuale Anteil der CD138+HLA-DRhigh Zellen in gesunden Spendern bei 50 % (41,5 % - 68,16 %), bei den Patienten hingegen erhöht sich die Frequenz der HLA-DR++ Zellen um fast ein Drittel auf 72 % (59,25 % - 82,98 %; vgl. Graphik 4.22). Zellen [%] CD138+ B-Zellen 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Kontrollen Patienten CD138+IgG+ in % CD138+HLA-DR++ in % Abb. 4.22: Expressionsmuster von IgG und HLA-DR unter CD138+ Zellen bei Donoren und BP-Patienten. Das Säulendiagramm zeigt das unterschiedliche Expressionsverhalten von CD138 positiven Zellen für das Oberflächenmolekül HLA-DR und für den intrazellulären Marker IgG bei gesunden Spendern (für IgG und HLADR n = 11) und Patienten (für IgG n = 9, für HLA-DR n = 11) mit bullösem Pemphigoid. Die prozentualen + Angaben beziehen sich lediglich auf die mit Magnetpartikeln angereicherten CD138 Zellen, die für das jeweilige Molekül (IgG bzw. HLA-DR) positiv waren. Blaue Säule: Kontrollpersonen; Rote Säule: Patienten. Zudem sollte untersucht werden, unter welcher der beiden HLA-DR-Subpopulationen sich die IgG-exprimierenden Zellen befinden. Dazu wurden die zuvor angereicherten CD138+ Zellen von BP-Patienten und Kontrollpersonen sowohl mit dem HLA-DR-Antikörper oberflächen- als auch intrazellulär mit dem IgG-Antikörper gefärbt und anschließend durchflusszytometrisch analysiert. 81 Ergebnisse Kontrolle BP-Patient HLA-DR B HLA-DR A icIgG icIgG Abb. 4.23: Detektion IgG+ Zellen unter den HLA-DRlow/high Subpopulationen bei Patienten und Spendern. CD138+ B-Zellen wurden mittels CD138-Magnetpartikeln aus PBMC von gesunden Spendern (A) und Patienten (B) mit bullösem Pemphigoid angereichert und auf der Säule mit IgG-FITC und HLA-DR-PE intrazellulär und oberflächengefärbt. Die Punktediagramme (A) und (B) zeigen eine Zweifarbenanalyse für HLA-DR-PE und IgGFITC. In die Bewertung wurden ausschließlich die für CD138 positive Zellen miteinbezogen. Insgesamt wurden 10.000 Zellen analysiert. Vergleicht man die Verteilung der IgG produzierenden Zellen unter der gesamten HLA-DR positiven Zellpopulation (HLA-DRlow und HLA-DRhigh) zwischen gesunden Spendern und BPPatienten, so zeigt sich, dass die IgG+ Zellen von Patienten beinahe zu 100 % der HLADRhigh Population zuzuordnen sind. Im Gegensatz dazu lässt sich bei den Kontrollpersonen eine eher heterogene Verteilung der IgG-Population unter den HLA-DR-Zellen beobachten (Abb. 4.23, A und B). Zusätzlich sollte mit dem in dieser Arbeit durchgeführten T-Test (GraphPad Prism®) ein signifikanter Unterschied in der (A) Immunglobulin G (IgG)– und (B) HLA-DRExpressionsstärke unter der CD138+ Zellpopulation zwischen Kontrollpersonen (für HLA-DR und IgG n = 11) und Patienten (für HLA-DR n = 11, für IgG n = 9) dargestellt werden (vgl. Abb. 4.24, A und B). Beim Vergleich der beiden Gruppen zeigten sich sowohl für die IgG- als auch für die HLA-DR-Expressionsstärke hochsignifikante p-Werte (p < 0.0001). 82 Ergebnisse A B *** *** Abb. 4.24: T-Test der IgG- und HLA-DR-Expression im Vergleich zwischen Patienten und Kontrollen. Dargestellt ist der signifikante Unterschied in der IgG (A)- und HLA-DR (B)-Expressionsstärke unter den CD138 positiven Zellen zwischen BP-Patienten und gesunden Spendern. Der p-Wert, der in beiden T-Tests bei < 0.0001 lag, bezeichnet das Signifikanzniveau. Anhand der bisher untersuchten Oberflächenmoleküle (CD19, CD27, CD38, CD138, HLADR) und des intrazellulären Markers (IgG) konnte eine erste Aussage über das Expressionsmuster CD138 positiver Zellen von BP-Patienten im Vergleich zu Kontrollpersonen getroffen werden. Die Beobachtungen zeigten deutlich, dass sich die Frequenz der HLA-DR++- und IgG+-exprimierenden CD138+ Zellen von BP-Patienten im Vergleich zu den Kontrollpersonen stark erhöhte. Die hier als CD138+CD19+CD27++CD38++HLA-DR++IgG+ beschriebene Zellpopulation deutet somit auf einen Phänotyp hin, der sie als kurzlebige Plasmablasten identifiziert [Odendahl et al, 2005; Mei et al, 2007]. 4.3.3.1 Korrelation zwischen der Frequenz von HLA-DR++ Zellen und der Krankheitsaktivität bei Patienten mit Bullösem Pemphigoid Nachdem nun signifikant mehr HLA-DR++ Zellen in BP-Patienten identifiziert werden konnten (p < 0.0001), sollte in einer nächsten Frage geklärt werden, ob ein Zusammenhang zwischen der erhöhten Frequenz der IgG-sekretierenden CD138+HLA-DR++ Plasmazellen spezifisch für NC16a und der Krankheitsaktivität besteht. Als Maß des Aktivitätsgrades der Erkrankung wurde die Stärke der Ausprägung frischer Blasen, Erosionen, Krusten, Rötungen und 83 Ergebnisse juckender Ausschlag auf der Haut in die Auswertung miteinbezogen und mit „nicht aktiv“ (-), „aktiv“ (+) sowie „sehr aktiv“ (++) bewertet. Vergleicht man die Frequenz der HLA-DR++ Plasmablasten von Patienten, die als aktiv (+) eingestuft wurden, mit der Frequenz der HLADR++ Zellen von Kontrollpersonen, so zeigt sich keine signifikante Korrelation mit der Krankheitsaktivität. Im Gegensatz dazu kann man eine hochsignifikante Korrelation zwischen der Frequenz HLA-DR++ Zellen von Patienten, die einen sehr aktiven Zustand aufweisen, und der Krankheitsaktivität beobachten (p < 0.0001; Abb. 4.25). Diese Daten unterstützen deutlich, dass die HLA-DR++ Plasmablasten das unmittelbare Produkt der Immunaktivierung im Bullösen Pemphigoid sind und dass diese Zellpopulation mit der Krankheitsaktivität assoziiert ist. Frequenz der HLA-DR++ Plasmablasten in [%] *** n. s . - + [Krankheitsaktivität] ++ ++ Abb. 4.25: Korrelationsanalyse zwischen der Häufigkeit HLA-DR Zellen und der Krankheitsaktivität. Dreiecke: Daten der gesunden Spender. Kreise: Daten der BP-Patienten. - = nicht aktiv; + = aktiv; ++ = sehr aktiv; *** = p < 0.0001; n.s. = nicht signifikant. 4.3.4 Identifizierung NC16a-spezifischer Plasmablasten Des Weiteren sollte untersucht werden, ob sich Autoantigen(NC16a)-spezifische Zellen in der identifizierten Population aktivierter Plasmablasten nachweisen lassen. Zur Detektion 84 Ergebnisse NC16a-spezifischer Plasmablasten wurden ebenfalls CD138 positive Zellen mittels CD138Mikropartikeln aus dem Blut von Patienten und Kontrollpersonen angereichert und anschließend mit den Oberflächenmolekülen CD138, HLA-DR und dem intrazellulären Marker IgG (icIgG) gefärbt. Zusätzlich wurden die angereicherten CD138+ Zellen intrazellulär mit dem rekombinanten gefärbt. NC16a-Antigen Anhand der verschiedenen Punktediagramme, die jeweils eine Zweifarbenanalyse für CD138-APC (A, B), HLA-DR-PE (C, D), IgG-FITC (E, F) und NC16a-Alexa 647 zeigen, wird deutlich, dass sich NC16aspezifische Plasmablasten im Blut von BP-Patienten detektiert lassen. Im Gegensatz dazu können im Blut von gesunden Spendern oder Patienten mit einer nicht verwandten bullösen Erkrankung (Pemphigus vulgaris; Daten nicht gezeigt) keine NC16a-spezifischen Zellen nachgewiesen werden. A Kontrolle B BP-Patient CD138 CD138 0.67 % 0.22 % NC16a NC16a C D icIgG icIgG 0.71 % 0.35 % NC16a NC16a 85 Ergebnisse E F HLA-DR HLA-DR 1.08 % NC16a 0.26 % NC16a Abb. 4.26: Detektion und Identifizierung NC16a-spezifischer Plasmablasten bei BP-Patienten. + CD138 Zellen wurden aus dem peripheren Blut von Patienten und Kontrollpersonen isoliert. Die angereicherten Zellen wurden dann auf der Säule mit verschiedenen Oberflächenmolekülen und einem intrazellulären Marker gefärbt. Punktediagramme (A, Kontrolle) und (B, Patient) zeigen eine Zweifarbenanalyse für CD138-PE und NC16a-Alexa 647, Diagramme (C, Kontrolle) und (D, Patient) zeigen eine Zweifarbenanalyse für IgG-FITC und NC16a-Alexa 647 und (E, Kontrolle) und (F, Patient) für HLA-DR-PE und NC16a-Alexa 647. In diesen Darstellungen sind nur CD138 positive Zellen gezeigt und der angegebene Prozentsatz gibt die Zahl der NC16a+ + ++ spezifischen unter der CD138 Zellpopulation an, unter der sich jeweils noch die IgG - und HLA-DR Zellen befinden. Insgesamt wurden 10.000 gezählte Zellen in die Analyse mit einbezogen. Wie in Abbildung 4.26 (B) gezeigt, besitzen bei diesem BP-Patienten 0.67 % der CD138+ Zellen eine Spezifität für NC16a. Vier weitere Patienten konnten ebenfalls auf NC16aspezifische CD138 positive Zellen getestet werden. Durchschnittlich wurden 1.26 % (0.67 % - 1.92 %) NC16a-spezifische CD138+ Zellen von 10.000 gezählten Events im Blut von Patienten nachgewiesen. Ebenso ließen sich unter der CD138 positiven Zellpopulation IgG+ Zellen spezifisch für NC16a detektieren. Der prozentuale Anteil der NC16a positiven Zellen unter der CD138+IgG+ Zellpopulation lag bei 1.36 % (0.71 % - 2.20 %), Abb. 4.26 (D). Interessanterweise konnten bei einigen BP-Patienten auch IgG-NC16a-spezifische Zellen detektiert werden. Hier lag der durchschnittliche Anteil bei 0.39 % (0.35 % - 0.44 %). Patienten, bei denen zusätzlich die HLA-DRhigh Zellpopulation mit dem Autoantigen gefärbt wurde, wiesen ebenfalls eine Spezifität für NC16a auf. Im Durchschnitt waren 0.99 % (0.24 % - 1.85 %) der HLA-DR++ Zellen spezifisch für NC16a (Abb. 4.26 (F)). Auffällig ist, dass sich die NC16a-spezifischen Zellen überwiegend im oberen (rechten) Quadranten befinden und somit zu jener Zellpopulation gezählt werden können, die sowohl IgG als auch 86 Ergebnisse HLA-DR stark exprimieren (CD138+icIgG+HLA-DR++). Nur ein geringer Anteil der NC16apostiven Zellen konnte der HLA-DRlow Subpopulation zugeordnet werden. Diese Daten deuteten darauf hin, dass es sich bei den für die Erkrankung relevanten, pathogenen autoantigenspezifischen Zellen überwiegend um Plasmablasten handelte, eine VorläuferZellpopulation der Plasmazellen. 87 Diskussion Kapitel 5 Diskussion Das Bullöse Pemphigoid (BP) ist eine schwere Blasen bildende Autoimmunerkrankung der Haut, deren Pathogenese durch Autoantikörper gegen die hemidesmosomalen Adhäsionsmoleküle BP180 und BP230 vermittelt wird. Die humorale Antwort im Bullösen Pemphigoid ist grundsätzlich polyklonal und gegen zahlreiche Epitope des BP-Antigens Kollagen XVII gerichtet. Die meisten von dieser schweren Erkrankung betroffenen Patienten weisen in ihrem Blut zirkulierende Autoantikörper auf, die an die immundominante Region von BP180 – die NC16a-Domäne – binden [Giudice et al, 1993; Zillikens et al, 1997a, b; Schumann et al, 2000]. Neuere Studien haben die Existenz von NC16a-spezifischen Gedächtnis-B-Zellen, die in vitro zur Synthese von Autoantikörpern induziert werden können, identifiziert [Leyendeckers et al, 2003]. Die BP180-NC16a-spezifischen Autoantikörper gehören vornehmlich zu den IgG 1 und IgG 4 Subklassen [Dopp et al, 2000; Bernard et al, 1990; Laffitte et al, 2001]. Allerdings ist die in vivo-Regulation der Autoantikörpersynthese bei antikörpervermittelten Erkrankungen wie im Falle des Bullösen Pemphigoids bisher nur unzureichend verstanden. Dies gilt insbesondere für die autoantigenspezifischen Plasmazellen, die letztendlich für die Synthese der pathogenen Antikörper verantwortlich sind. 5.1 Rekombinante Expression der NC16a-Domäne des Kollagen XVII In der vorliegenden Arbeit sollte daher untersucht werden, ob sich Autoantigen(NC16a)spezifische Plasmazellen in der peripheren Zirkulation von BP-Patienten nachweisen lassen und, falls das der Fall sein sollte, welchen Phänotyp diese Population aufweist. Zur detaillierten Analyse dieser seltenen, autoreaktiven Zellen musste zunächst das Autoantigen, die NC16a-Domäne, in einem prokaryotischen Expressionssystem rekombinant hergestellt und anschließend mit dem Fluorchrom Alexa Fluor 647 markiert werden. Alexa Fluor 647 ist ein wasserlöslicher, Amin-reaktiver N-Hydroxysuccinimidylester und gehört zur Gruppe der langwelligen Farbstoffe. Langwellige Farbstoffe werden durch Lichtquellen, die typisch für Fluoreszenzmikroskope oder Durchflusszytometer sind, optimal angeregt [Sowell et al, 88 Diskussion 2002]. Die Hintergrundfluoreszenz der Alexa-Farbstoffe ist wesentlich schwächer als die anderer Farbstoffe (z.B. Cy) [Cullander 1994; Flanagan et al, 1997; Sowell et al, 2002]. Vergleicht man den Alexa Fluor-Farbstoff mit langwelligen Farbstoffen wie den CyFarbstoffen, so sind die Alexa Fluor-Farbstoffe gegenüber der Fluoreszenzlöschung (Quenching) um einiges resistenter [Berlier et al, 2003]. Sie sind stabiler, leuchten heller und sind pH-unempfindlicher (pH 4 bis pH 10) als gewöhnliche Farbstoffe wie beispielsweise Fluoresceine oder Rhodamine mit vergleichbarer Anregung und Emission [PanchukVoloshina et al, 1999]. Vor allem das Alexa Fluor 647 gehört zu den sehr photostabilen Farbstoffen, d.h., der Farbstoff bleicht weniger aus, das Fluorophor wird nicht irreversibel zerstört und somit bleibt wesentlich mehr Zeit, um Alexa Fluor-markierte Proben zu untersuchen bzw. bildlich zu erfassen [Berlier et al, 2003]. Der Alexa Fluor 647-Farbstoff hat seine Anregungs- und Emissionsmaxima bei ungefähr 650 nm bzw. 668 nm und aufgrund seines weiten Spektrums ist dieser Farbstoff ideal für Mehrfarbenanwendungen. In Anlehnung an die Arbeiten von Leyendeckers et al [1999; 2003] sollte das Blut von Patienten mit bullösem Pemphigoid auf die Anwesenheit von Gedächtnis-B-Zellen mit Spezifität gegen die rekombinant hergestellte BP180-Domäne NC16a untersucht und die Antigenität des neu generierten Proteins bestätigt werden. Die von Leyendeckers und ihren Kollegen etablierte Methode zur Isolation und Anreicherung antigenspezifischer B-Zellen beruhte dabei auf einer zweistufigen, immunmagnetischen Anreicherung unter Verwendung von superparamagnetischen Mikropartikeln, die an entsprechende B-ZelloberflächenAntikörper wie CD19 bzw. an das Autoantigen selbst gekoppelt waren. Hintergrund der Etablierung dieser Methode lag darin, dass eine Analyse von antigenspezifischen B-Zellen in humanem, peripherem Blut durch die niedrige Frequenz dieser Zellen sehr erschwert wird. Zwar konnten bis dato bereits ex vitro Analysen durchgeführt werden, allerdings beschränkten sich diese Untersuchungen vielmehr auf die spezifischen Autoantikörper in diversen Kultursystemen [Lanzavecchia et al, 1983; Simonsson-Lagerkvist, 1995]. Erst eine Anreicherung dieser Zellen machte eine quantitative Analyse und somit eine detaillierte Phänotypisierung der antigenspezifischen Gedächtnis-B-Zellen möglich. Dazu wurde zusätzlich eine Methode der Multiparameter-Durchflusszytometrie entwickelt, um die angereicherten antigenspezifischen B-Zellen hinsichtlich der Ausprägung diverser Oberflächenmoleküle hinreichend charakterisieren zu können [Leyendeckers et al, 2003]. Die etablierte Methode zur Anreicherung seltener antigenspezifischer B-Zellen nutzt darüber hinaus die Tatsache, dass naive und Gedächtnis-B-Zellen native Antigene durch ihren BZell-Rezeptor erkennen. Dieser Rezeptor ist die membrangebundene Form des Antikörpers. 89 Diskussion Im Laufe der Differenzierung zur Plasmazelle verliert die Gedächtnis-B-Zelle diesen Oberflächenmarker, beginnt aber mit der Synthese großer Mengen des spezifischen Antikörpers [Reth, 1992], Abb. 1.1 und 1.3. Das zur Detektion der antigenspezifischen Gedächtnis-B-Zellen von Leyendeckers rekombinant hergestellte Autoantigen NC16a besaß neben einer Biotinylierung ein Glutathion-S-Transferase(GST)-Motiv, welches ursprünglich der Aufreinigung des Proteins diente [Leyendeckers et al, 1999]. Mit diesem biotinylierten Autoantigen ließen sich sehr gut antigenspezifische Gedächtnis-B-Zellen durch die Bindung an den membranständigen Antikörpern nachweisen. Im Gegensatz zur Oberflächenfärbung der antigenspezifischen Gedächtnis-B-Zellen, stellte sich mit diesem Reagenz eine intrazelluläre Färbung von Plasmazellen zum Nachweis der antigenspezifischen IgG-Antikörper jedoch als problematisch heraus, da eine hohe unspezifische Hintergrundfärbung (vgl. Abb. 4.1) eine Detektion der seltenen NC16a-spezifischen Plasmazellen sehr erschwerte. Diese unspezifische Hintergrundfärbung war möglicherweise bedingt durch das sehr „klebrige“ GST-Motiv des rekombinant hergestellten Proteins. Bei den Glutathion-S-Transferasen handelt es sich um eine multifunktionelle Enzymfamilie, die aus vielen zytosolischen, mitochondrialen und mikrosomalen Proteinen besteht. GSTs katalysieren intrazellulär zahlreiche Reaktionen von endogenen und xenobiotischen Verbindungen [Boyer, 1989]. Wie in einer Studie gezeigt werden konnte, spielen die 25 kDa-schweren GSTs zudem eine wichtige Rolle als passive Bindungsproteine für den intrazellulären Transport von einigen Steroid- und Thyroidhormonen, von endogenen Metaboliten und exogenen Verbindungen [Listowski et al, 1993]. Aufgrund dieser ausgeprägten, intrazellulären Eigenschaften der Transferasen in nahezu jedem Zelltyp wurde die unspezifische Färbung wesentlich auf die GSTs zurückgeführt. Vorstellbar ist hier, dass sich die GSTs, die mit dem rekombinant hergestellten Protein NC16a fusioniert waren, bei der intrazellulären Färbung durch zahlreiche Verbindungen innerhalb der Zelle verankerten, dadurch im Zytoplasma der Zelle zurückblieben und so falsch-positive Resultate lieferten. Um auszuschließen, dass der unspezifische Hintergrund auf eine andere potentielle Fehlerquelle wie beispielsweise den Sekundärantikörpern zurückgeführt werden kann, wurden zusätzlich Färbungen ausschließlich mit den hier verwendeten Zweitantikörpern anti-Biotin-APC und Strepatividin-PE durchgeführt, die jedoch keine auffälligen Hintergrundfärbungen zeigten. Des Weiteren wurde überprüft, ob die eingesetzten Lösungen wie Fixierungs-, Permeabilisierungs- und Waschpuffer zu dem 90 Diskussion unspezifischen Hintergrund beigetragen haben. Dazu wurden intrazelluläre Kontrollfärbungen von CD138+ Plasmazellen mit jeweils einem Antikörper gegen humanes Immunglobulin G bzw. gegen murines CD117 durchgeführt. Der Oberflächenmarker CD117 wird auch als c-Kit bezeichnen und funktioniert sowohl auf Melanozyten und Mastzellen als auch auf hematopoetischen Stammzellen als Rezeptortyrosinkinase. c-Kit spielt eine wichtige Rolle bei der Signaltransduktion und übermittelt durch die Rezeptorfunktion Wachstums- und Überlebenssignale [Geissler et al, 1988; Roskosi et al, 2005]. Murines CD117 stellte für das Kontrollexperiment ein irrelevantes Antigen dar, ebenso wie GST für unsere Untersuchungen irrelevant war. Daher sollte der Antikörper gegen murines CD117 im Gegensatz zum humanen IgG-Antikörper - intrazellulär nicht binden und somit auch keine positiven Signale liefern. Während in der Positivfraktion für intrazelluläres IgG spezifische CD138+ Plasmazellen nachgewiesen werden konnten, wurden im Gegensatz dazu so gut wie keine CD138+ Plasmazellen detektiert, die für das irrelevante Antigen CD117 positiv waren. Da der hier verwendete Antikörper gegen das murine CD117 gerichtet war, sollte dieser intrazellulär in humanen Plasmazellen nicht binden. Zwar konnte eine sehr geringe Hintergrundfärbung beobachtet werden, diese war für die Durchführung der spezifischen intrazellulären Färbung jedoch nicht relevant. 5.1.1 Expressionsansatz in einem eukaryotischen Expressionssystem Um das Ausmaß der unspezifischen intrazellulären Bindung zu reduzieren, musste für diese Arbeit daher zunächst die NC16a-Domäne neu rekombinant exprimiert und mit dem alternativen Histidin 6 -Motiv versehen werden. Das Histidin 6 -Motiv wurde gewählt, da Histidine als Metall-Komplexbildende Peptide mit einem Molekulargewicht von etwa 155 Dalton pro Aminosäure wesentlich kleiner als GSTs sind, aber ebenso wie GST in Form von Fusionsproteinen der affinitätschromatographischen Aufreinigung dienen [Smith et al, 1988]. Zur rekombinanten Expression der NC16a-Domäne des Kollagen Typ XVII wurde zunächst ein eukaryotisches, heterologes Expressionssystem verwendet. Dazu wurde das entsprechende Plasmid-Konstrukt - “pCEP4-Konstrukt F“ [freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Prof. Brinkmann, Universität Lübeck] - in humane embryonale Nierenzellen (EBNA-293) transfiziert. EBNA-Zellen eignen sich besonders gut für eine Transfektion [Numberger et al., 1996], da diese leicht zu handhaben und unter geeigneten Bedingungen relativ robust sind. Der für die Transfektion verwendete Expressionsvektor pCEP4 enthielt die Sequenz für das Ebstein-Barr Nuclear Antigen. Dieses Antigen sollte gewährleisten, dass 91 Diskussion der Vektor in dieser Zelllinie episomal erhalten bleibt und nicht in die chromosomale DNA der Zellen eingebaut wird [Reisman and Sugden, 1986; Yates et al, 1985]. Die humane Nierenzelllinie hat zusätzlich den Vorteil, dass sie die gewünschten Proteine in großen Mengen produziert. Eukaryotische Zellen sind im Gegensatz zum prokaryotischen Expressionssystem in der Lage, Disulfidbindungen auszuführen, Proteine richtig zu falten und Glykosylierungen oder andere post-translationale Modifikationen vorzunehmen [Gomord und Fayel, 2004]. Des Weiteren zeichnet sich der Vektor durch eine Signalpeptidsequenz aus, deren Vorhandensein die Sekretion des exprimierten Proteins in den Überstand sichern sollte. Das Hexa-Histidin-Motiv lag im exprimierten Fusionsprotein am C-Terminus und sollte der anschließenden Aufreinigung über eine Talon-Säule dienen. Um zu zeigen, dass die humanen Nierenzellen die NC16a-Domäne rekombinant exprimieren, wurden TCAFällungen der serumfreien Überstände mit anschließendem, immunologischem Nachweis durchgeführt. Die theoretische Größe des Fusionsproteins lag bei ca. 12,6 kDa. Entgegen den Erwartungen konnte in den Western Blot-Analysen jedoch weder durch den anti-HisAntikörper noch durch die Seren von BP-Patienten, die die Autoantikörper gegen NC16a enthalten, eine Bande mit entsprechender Größe nachgewiesen werden. Das Wichtigste für eine erfolgreiche Proteinexpression ist die Aufrechterhaltung von stabilen, transfizierten Zellen. Werden beispielsweise die transfizierten EBNA-Zellen nicht ständig unter optimalen Bedingungen gehalten, können sie das pCEP4-Plasmid verlieren und folglich eine Expression des gewünschten Proteins nicht initiieren. Ursächlich für eine unzureichende Proteinexpression könnte hier eine vom Optimum abweichende Zusammensetzung des Selektionsmediums gewesen sein. Vor allem das Antibiotikum, welches zur Selektion eingesetzt wird, muss - je nach verwendetem Antibiotikum - in einer bestimmten Konzentration im Medium vorliegen. Neben Ampicillin wies der pCEP4-Vektor zusätzlich eine Resistenzkassette auf, die für eine Kinase kodiert, welche die Funktion des Aminocyclitol Hygromycin B durch Phosphorylierung inaktiviert. Hygromycin B inhibiert für gewöhnlich die Protein-Synthese, in dem es die ribosomale Translokation unterbricht und eine fehlerhafte Translation fördert [Cabanas et al, 1978]. Die empfohlene Konzentration des Hygromycins lag bei 50 µg/ml [pCEP4-Handbuch, Invitrogen], wobei eine zu hohe Konzentration des Antibiotikums vor allem bei schon länger kultivierten Zellen tödlich wirken kann. Die hier verwendeten Konzentrationen für Hygromycin B lagen eindeutig unterhalb des angegebenen Referenzbereiches (20 µg/ml – 30 µg/ml). Dies führte zum vollständigen Absterben der nicht transfizierten Kontrollzellen, nicht jedoch der transfizierten. Dennoch könnte die hier verwendete Konzentration auf Dauer zu hoch für die transfizierten Zellen 92 Diskussion gewesen sein, was ihr stetiges Absterben erklären würde. Verschiedene Parallelansätze mit unterschiedlichen Konzentrationen des Antibiotikums hätten möglicherweise einen Aufschluss über die optimale Zusammensetzung des Mediums für die hier verwendeten EBNA-Zellen erbringen können. Weitere potentielle Störfaktoren hätte man dadurch in Betracht ziehen und entsprechend beheben können. Eine mangelnde Proteinexpression könnte auch auf die Konstruktion des pCEP4Plasmids mit dem Konstrukt F zurückgeführt werden. So sollte das Insert (hier: Konstrukt F) innerhalb des Promotors eine so genannte Kozak-Sequenz aufweisen, die mitentscheidend für die Initiation der Translation ist. Teil dieser Sequenz ist der transkriptionale Start, der durch das Initiationstriplett ATG codiert wird. Entscheidend für die optimale Funktion der Kozak-Sequenz ist ein G oder A an der Position -3 und ein G an der Position +4: (G/A)NNATGG (wobei N jede beliebige Base sein kann) [Kozak 1987]. Diese Voraussetzung war in dem pCEP4-F-Konstrukt nicht hundertprozentig gegeben (CAAATGG), so dass hier eine optimale Expression des gewünschten Proteins möglicherweise erschwert wurde. 5.1.2 Prokaryotische Expression der NC16a-Domäne Alternativ sollte nun die NC16a-Domäne mit Hilfe eines prokaryotischen Expressionssystems (E.coli-Stamm BL21(DE3)) rekombinant hergestellt werden. Nachteil dieses Expressionssystems ist die fehlende Protein-Prozessierung durch post-translationale Modifikationen und die falsche bzw. fehlende Faltung der Proteine in die native Form durch Hilfsproteine wie z.B. den Chaperonen. Für den nicht-kollagenen (NC) Abschnitt 16a des Kollagen XVII sind nach der RNA-Prozessierung keine post-translationalen Modifikationen wie die typischen N- bzw. O-Glykosylierungen oder Methylierungen bekannt. Jedoch konnte kürzlich in einer Studie gezeigt werden, dass die NC16a-Domäne durch die Ekto-CaseinKinase 2 (CK2) am Serin544-Rest phosphoryliert wird [Zimina et al, 2007]. Ebenso war bereits bekannt, dass post-translationale Proteinmodifikationen wie beispielsweise Phosphorylierung die Antigenerkennung durch Autoantikörper in anderen Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose oder dem systemischen Lupus beeinflussen [Doyle and Mamula, 2001; Anderton, 2004]. Entsprechend konnte auch im Falle des Kollagen XVII gezeigt werden, dass die Autoantikörper des Bullösen Pemphigoids bevorzugt an antigene Regionen binden, wenn diese phosphoryliert sind [Zimina et al, 2008]. Allerdings gibt es zahlreiche Studien, die belegen, dass die Protein-Phosphorylierung kein ausschließlich eukaryotisches Phänomen 93 Diskussion ist, sondern genauso häufig in Bakterien vorkommt [Manai und Cozzone, 1979; Rafter, 1964; Wang und Koshland, 1978] und daher nur bedingt als post-translationale Modifikation bezeichnet werden kann. Aus diesem Grund wurde davon ausgegangen, dass die NC16aDomäne des Kollagen XVII trotz prokaryotischer Expression post-translational in einem phosphorylierten Zustand vorliegt. Zudem ist bekannt, dass sich kleine Proteine - wie beispielsweise die NC16a-Domäne eines ist - bei nur geringen Einflussfaktoren selber in die native Form falten [Anfinsen, 1973]. Daher war auch diesbezüglich zu erwarten, dass das 72 Aminosäuren lange, rekombinante Protein nach der Expression in einem prokaryotischen System aktiv ist. Die Vorteile eines prokaryotischen Expressionssystems bestehen zum einen in der Leichtigkeit, mit der prokaryotische Zellen genetisch manipuliert werden können, zum anderen in dem schnellen Wachstum der Zellen und dem hohen Expressionsniveau rekombinanter Proteine [Gomord und Faye, 2004]. Aufgrund seiner spezifischen, eukaryotischen Vektorelemente (CMV-Promoter, oriP, EBNA-1-Gen) war der vorhandene Expressionsvektor pCEP4 mit dem Konstrukt F als Insert nicht für ein prokaryotisches Expressionssystem geeignet [pCEP4-Handbuch, Invitrogen]. So musste zunächst die cDNA, welche für die NC16a-Domäne kodiert, mit entsprechenden Oligonukleotiden durch das PCR-Verfahren amplifiziert und das PCR-Produkt anschließend in einen geeigneten Vektor umkloniert werden. Der pDrive-Vektor ist ein gängiges Klonierungsplasmid, um beispielsweise PCR-Produkte einzufügen. Über diesen Vektor war es dann möglich, das Insert in das gewünschte Zielplasmid, den pRSET A – Expressionsvektor, umzuklonieren. Mit Hilfe des pRSET-Vektors und des E.coli- Bakterienstammes BL21(DE3) konnte durch Stimulation mit IPTG die NC16a-Domäne exprimiert werden. Jedoch stellte sich heraus, dass nur geringe Mengen des Proteins im Überstand vorhanden waren. Daher wurde vermutet, dass der größte Teil des rekombinant hergestellten Proteins in Einschlusskörperchen (inclusion bodies) vorhanden sein musste. Die Bildung dieser Körperchen bzw. Proteinaggregate ist eine natürliche Reaktion bakterieller Zellen, oftmals bedingt durch fehlerhafte oder nicht gefaltete Proteine (Fremdproteine), die durch eine exzessive Synthese im Zellkern oder Zytoplasma entstehen [London et al, 1974; Wetzel, 1994; Haase-Pettingell und King, 1988]. Mit Hilfe eines bestimmten Verfahrens ist es möglich, die Proteine aus den Einschlusskörperchen zu isolieren. Bei diesem Verfahren wird eine 6-molare Harnstoffkonzentration verwendet, welche die Einschlusskörperchen zerstört und so die Proteine freisetzt. Mittels dieser Methode sollte demnach versucht werden, das rekombinante NC16a-Protein aus den Einschlusskörperchen zu isolieren. Durch die Behandlung des Bakterienpellets mit 6 M 94 Diskussion Harnstoff konnte der Verdacht bestätigt werden, dass sich die Domäne in den Einschlusskörperchen befindet (vgl. Abb. 4.9). Die Behandlung mit 6 M Harnstoff-haltigem Puffer birgt neben der Isolation des Proteins jedoch auch Nachteile: so liegt das isolierte Protein in einem ungefalteten Zustand vor und ist somit, daraus resultierend, nicht aktiv. Um den dafür verantwortlichen Harnstoff aus der Lösung zu entfernen, gibt es die Möglichkeit der Dialyse. Hierbei wird der Harnstoff-haltige Puffer gegen einen gängigen Phosphatpuffer wie PBS ausgetauscht. Das Dialyseverfahren erfolgt für gewöhnlich schrittweise, damit sich das Protein langsam in seine native Form zurückfalten kann. Allerdings kann es passieren, dass das Protein durch das schrittweise Zurückfalten irgendwann einen kritischen Punkt erreicht (für gewöhnlich bei der Hälfte der Ausgangsmolarität), in dem es nur partiell gefaltet vorliegt und es dadurch zur Aggregatbildung des Proteins kommt [Wetzel, 1994; Fink, 1998]. Dieser intermediäre Zustand führt dann dazu, dass das Protein ausfällt und somit unbrauchbar wird. Dieser Zustand wurde bei mehreren Dialyseansätzen der NC16a-Domäne beobachtet. Aufgrund dessen konnte das Protein für nachfolgende Experimente nicht verwendet werden. Daher erfolgte die Isolation von NC16a aus mehreren gesammelten Überständen, bis letztendlich genügend Protein zur Verfügung stand. Die NC16a-Domäne wurde über eine Affinitätssäule aufgereinigt und mit dem Fluorchrom Alexa 674 markiert. Um zu zeigen, dass die rekombinante NC16a-Domäne tatsächlich in einem aktiven Zustand vorliegt, sollte das Protein auf seine Antigenität hin untersucht werden. Die meisten Patienten (> 90 %) mit Bullösem Pemphigoid weisen in ihrem Blut zirkulierende Autoantikörper auf, die an die immundominante Region von BP180 – der NC16a-Domäne – binden [Giudice et al, 1993; Zillikens et al, 1997a, b; Schumann et al, 2000]. Mit Hilfe eines Immunblots und den Seren der BP-Patienten konnte daher die Aktivität des Proteins am besten und einfachsten überprüft werden. Im Gegensatz zu den gesunden Kontrollpersonen, deren Seren keine Autoantikörper gegen die NC16a-Domäne aufweisen, konnte im Fall der Patienten eine eindeutige Bande bei einer Größe von 12,6 kDa detektiert werden. Dies deutete darauf hin, dass das rekombinant hergestellte Protein in einem aktiven Zustand vorlag und von den Autoantikörpern erkannt wurde. Die Antigenität der NC16a-Domäne sollte dann in einem weiteren Schritt auch auf zellulärer Ebene getestet werden. 95 Diskussion 5.2 Detektion NC16a-spezifischer Gedächtnis-B-Zellen Wie bereits in einer Studie von Leyendeckers et al beschrieben, sollten in der vorliegenden Arbeit ebenfalls die NC16a-spezifischen Gedächtnis-B-Zellen im Blut von BP-Patienten detektiert werden. Die Arbeitsgruppe von Leyendeckers verwendete zur Isolation der antigenspezifischen B-Zellen das 2-Schritt-immunmagnetische Anreicherungsverfahren. Unter Verwendung von ablösbaren, paramagnetischen Mikropartikeln, die an monoklonale CD19-Antikörper gekoppelt waren, wurden in einer ersten magnetischen Trennung BLymphozyten aus Vollblut oder peripheren mononuklearen Blutzellen (PBMC) angereichert. CD19 ist der wichtigste Oberflächenmarker, um B-Lymphozyten eindeutig zu identifizieren. Die NC16a-spezifischen Gedächtnis-B-Zellen wurden, nach enzymatischer Abspaltung der paramagnetischen CD19-Mikropartikel, aus den vorangereicherten CD19+-Zellen mittels Antigen(GST-NC16a)-gekoppelter Mikropartikel in einem zweiten Anreicherungsschritt isoliert und durchflusszytometrisch quantifiziert. Erst durch diesen zweiten Anreicherungsschritt und der zusätzlichen Oberflächenfärbung mit monoklonalen IgGAntikörpern zur Detektion IgG-exprimierender B-Zellen ist es der Arbeitsgruppe gelungen, die NC16a-spezifischen Gedächtnis-B-Zellen anzureichern und eine NC16a+IgG+-Population zu detektieren. Die Frequenz der NC16a-spezifischen IgG+ Gedächtnis-B-Zellen reichte dabei von 10.1 bis 414.6 Zellen pro 1 Million CD19+ B-Zellen [Leyendeckers et al, 1999]. Im Gegensatz zu der 2-Schritt-Anreicherungsmethode wurde in dieser Studie eine 1Schritt-Strategie verfolgt, die es ermöglichen sollte, nach nur einem Anreicherungsschritt NC16a-spezifische IgG+ B-Zellen zu detektieren. Ebenso wie bei der Methode nach Leyendeckers wurden im ersten Schritt B-Lymphozyten aus peripherem, mononuklearem Blut mittels CD19-Mikropartikeln über magnetische Säulen angereichert. Die CD19+ B-Zellen wurden im Anschluss mit den monoklonalen Antikörpern CD19 und IgG gefärbt, um die IgGexprimierenden Gedächtnis-B-Zellen zu identifizieren. Für die durchflusszytometrische Detektion NC16a-spezifischer B-Zellen in der immunmagnetisch angereicherten Zellfraktion, wurden die Zellen ohne einen weiteren Anreicherungsschritt direkt mit dem Alexa 647 konjugierten, rekombinant hergestellten NC16a-Reagenz gefärbt. Die Frequenz der NC16apositiven IgG+ B-Zellen reichte von 119.4 Zellen bis 218.2 pro 1 Million CD19+ B-Zellen (2.2x10-4 bis 1.2x10-4), und war somit durchschnittlich um etwa die Hälfte geringer als die Frequenz der NC16a-spezifischen IgG positiven Gedächtnis B-Zellen, die mit der 2-SchrittMethode nach Leyendeckers et al erzielt wurde (4.2x10-4 bis 1x10-5). Um eine unspezifische Hintergrundfärbung ausschließen zu können, wurden parallel CD19+ Zellen aus dem 96 Diskussion peripheren Blut von Kontrollpersonen mit dem gleichen Verfahren gefärbt. Da keine spezifischen Zellen detektiert wurden, konnte man davon ausgehen, dass die aus dem Blut der BP-Patienten detektierten CD19+IgG+ Zellen tatsächlich spezifisch für NC16a waren (vgl. Abb. 4.15 B-E). Allerdings war es überraschend, dass trotz nur eines Anreicherungsschritts dennoch halb so viele NC16a-spezifische Gedächtnis-B-Zellen detektiert werden konnten wie nach der zuvor beschriebenen 2-Schritt-Anreicherungsstrategie. Da bei Leyendeckers et al der zweite Anreicherungsschritt mit Hilfe von NC16a-Mikropartikeln erfolgte, lässt sich diese Tatsache damit erklären, dass die NC16a-Mikropartikel mit dem verwendeten GSTNC16a-PE-Reagenz um die Bindungsstellen der spezifischen Zellen konkurrierten. Laut Leyendeckers wurden die CD19+ B-Zellen in den durchgeführten Experimenten nach enzymatischer Abspaltung der CD19-Mikropartikel und vor der NC16a-PE-Färbung zunächst mit den NC16a-Mikropartikeln inkubiert. Dadurch war bereits vor der eigentlichen Färbung ein Teil der spezifischen Bindungsstellen belegt, was sich letztendlich auf die Helligkeit der Färbung auswirkte. NC16a-positive Zellen, die ohnehin nicht besonders hell waren, konnten zudem möglicherweise nicht mehr von den negativen Zellen unterschieden werden. Somit hatten die NC16a-Mikropartikel nicht nur einen negativen Einfluss auf die Helligkeit, sondern womöglich auch auf die Frequenz der NC16a-spezifischen Gedächtnis-B-Zellen. Entsprechend der Daten von Leyendeckers, waren alle BP-Patienten, die für die vorliegende Studie untersucht wurden, bereits immunsuppressiv behandelt. Leyendeckers et al konnten nicht ausschließen, dass die immunsuppressive Behandlung die Anzahl der antigenspezifischen B-Zellen beeinflusste, wobei hier von einer Verringerung der Zellzahl aufgrund der Therapie ausgegangen wurde. Die BP-Patienten, die sich für diese Studie zur Verfügung stellten, waren ebenfalls zum Zeitpunkt der Blutabnahme bereits immunsuppressiv behandelt. Ebenso ist es möglich, dass auch hier die immunsuppressive Behandlung Einfluss auf die Zellzahl der NC16a-spezifischen Gedächtnis-Zellen ausübte und somit die tatsächliche Anzahl der antigenspezifischen IgG+ Zellen nicht bestimmt werden konnte. Übereinstimmend mit den Ergebnissen von Leyendeckers et al zeigte die Mehrheit der untersuchten Patienten zum Zeitpunkt der Blutabnahme eine Krankheitsaktivität [Leyendeckers er al, 1999]. Vergleicht man die Zellfrequenz der detektierten NC16a+ BZellen in der hier vorliegenden Arbeit mit Frequenzen anderer antigenspezifischer Gedächtnis-B-Zellen, beispielsweise mit den Tetanus-Toxin-spezifischen B-Zellen, so ist die in dieser Studie erreichte Frequenz der NC16a-spezifischen IgG+ B-Zellen höher als die der rTTC.-spezifischen Gedächtnis-B-Zellen in vergleichbaren Arbeiten [Lanzavecchia et al, 1983; Leyendeckers et al, 1999]. So lag die Frequenz der IgG+ rTT.C-spezifischen B-Zellen 97 Diskussion unter den CD19+ B-Zellen von Normalpersonen zwischen 6.5x10-6 bis 7.8x10-5 [Leyendeckers et al, 1999], übereinstimmend mit Daten aus früheren Arbeiten [Lanzavecchia et al, 1983]. Auch Odendahl et al gelang es in einer Studie, bei 50 % der untersuchten Personen an Tag 8 bis 11 nach Impfung rTT.C-spezifische Gedächtnis-B-Zellen, die nach Immunisierung mit dem Tetanus-Toxin generiert wurden, nachzuweisen. Die Frequenz dieser rTT.C-spezifischen Gedächtnis-B-Zellen reichte von 6x10-5 bis 1x10-5 unter 10-5 PBMC und bestätigte damit die früheren Arbeiten von Leyendeckers et al [Odendahl et al, 2005]. Die Frequenz der NC16a-spezifischen IgG+ B-Zellen unter CD19+ B-Zellen hingegen lag zwischen 2.2x10-4 und 1.2x10-4 (n = 4). Dieses Ergebnis war so nicht unbedingt zu erwarten, da Autoantigene wie beispielsweise die NC16a-Domäne als permanent stimulierende Antigene im Körper der Patienten stets gegenwärtig sind, Pathogenspezifische Antigene wie das Vakzin Tetanus Toxoid hingegen nur innerhalb eines bestimmten Zeitraumes im Blut persistieren. Naive B-Zellen, die spezifisch auf ein Antigen reagieren, werden aktiviert und proliferieren im Keimzentrum entweder zu Gedächtnis-B-Zellen oder zu Plasmazellen. Letztere sorgen für die Synthese protektiver, Immunogen-spezifischer Antikörper im peripheren Blut [Jego et al, 1999]. Es folgt die Opsonierung des Antigens und bereits kurze Zeit später verringert sich die Anzahl der Gedächtnis-B-Zellen. Dennoch bleibt die Immunität für gewöhnlich über Jahre hinweg bestehen. Diese Tatsache wird dadurch erklärt, dass der Antikörpertiter nicht durch die stetige Differenzierung von Gedächtnis-B-Zellen zu kurzlebigen IgG-exprimierenden Plasmazellen aufrechterhalten wird, sondern vielmehr durch langlebige Plasmazellen [Manz et al, 1997, 1998, 2002]. Ebenso wie das Plasmazell-Gedächtnis bei der Aufrechterhaltung der protektiven humoralen Immunität beteiligt ist, hat das Plasmazell-Gedächtnis in der Pathogenese von Autoimmunprozessen eine große Bedeutung. Aufgrund der zentralen Rolle von Autoantikörpern bei Autoimmunerkrankungen liegt es nahe, jene autoreaktive Zellen näher zu untersuchen, die für die Produktion der autoaggressiven Antikörper verantwortlich sind. 98 Diskussion 5.3 Anreicherung und Analyse zirkulierender CD138+ B-Zellen bei Patienten mit Bullösem Pemphigoid Obwohl Plasmazellen als Antikörper-sezernierende Zellen einen zentralen Part in den verschiedensten Immunantworten einnehmen, gibt es bisher nur wenige Arbeiten, die sich mit dieser Zellpopulation auseinandergesetzt haben. Das mag unter anderem daran liegen, dass die Häufigkeit der Plasmazellen im peripheren Blut sehr gering ist und nur bei 0.01 % bis 0.1 % der Blutzellen liegt. Vor allem aber existieren bisher noch keine Arbeiten, die sich mit autoantigenspezifischen Plasmazellen auseinander gesetzt haben und die den Phänotyp dieser autoreaktiven Zellen untersuchen. Mit Hilfe spezifischer Oberflächenmarker sollten in dieser Arbeit daher die autoantigenspezifischen Plasmazellen aus dem Blut von Patienten mit Bullösem Pemphigoid angereichert, identifiziert und hinsichtlich ihres Phänotyps analysiert werden. Die zahlreichen Oberflächenmoleküle, die eine Charakterisierung der verschiedenen Differenzierungsstufen und –linien der B-Zellen möglich machen wie z.B. CD19, CD20, CD27 und CD38, werden im Laufe des Reifeprozesses zur Plasmazelle stärker bzw. schwächer oder aber gar nicht mehr exprimiert [Banchereau & Rousset, 1992], vgl. auch Abb. 1.3. Die Expression nur weniger Marker, dazu gehören CD27 und CD38, wird auf der Zelloberfläche der Plasmazellen verstärkt und erlaubt eine Identifikation dieser Zellpopulation. Allerdings werden diese Moleküle auch auf anderen Zellen im peripheren Blut (z.B. Gedächtnis-B-Zellen) exprimiert, wodurch eine einfache und direkte Isolation der Plasmazellen erschwert wird. Im Gegensatz zu CD27 und CD38 kann eine eindeutige Anreicherung von Plasmazellen über den hier verwendeten, universellen Differenzierungsmarker CD138 (Syndekan-1) gewährleistet werden. CD138 ist ein Mitglied der transmembranen Heparan-Sulfat-Proteoglykan-Familie und wirkt als ein extrazelluläres Matrixprotein [Elenius et al, 1990; Mali et al, 1990]. Syndekan-1 ist in zahlreichen zellulären Funktionen involviert, einschließlich der Zell-Zell- und Zell-Matrix-Adhäsion, Zellproliferation und Zellmigration. Zelloberfläche von Die Expression reifen dieses Epithelzellen Moleküls beobachtet, wird typischerweise insbesondere auf auf der Zellen des Plattenepithels. Ebenso wurde die Expression von Syndekan-1 auf mesenchymalen Gewebezellen gezeigt [Vainio et al, 1989; 1992]. Innerhalb des hematopoetischen Systems ist CD138 allerdings ausschließlich auf Plasmazellen vorhanden [Pellat-Deceunynck, 1994; 99 Diskussion Wijdenes et al, 1996; Carey, 1997; Chilosi et al, 1999; Mei et al, 2007]. Als exklusiver Marker ermöglicht CD138 somit eine detaillierte Charakterisierung dieser Zellen. Bei den CD138+ B-Zellen handelt es sich um differenzierte, Antikörper-sezernierende B-Lymphozyten, welche im Laufe ihres Reifungsprozesses aus aktivierten B-Zellen, den Gedächtnis-B-Zellen, hervorgehen [Arpin et al, 1997]. Sie lassen sich in Plasmablasten und Plasmazellen unterteilen, wobei die Plasmablasten bereits 5 bis 7 Tage nach AntigenKontakt im Blut detektiert werden können [Medina et al, 2002]. Während diese im peripheren Blut zirkulierende, noch teilungsfähige Population eine Vorläufergruppe der Plasmazellen darstellt, handelt es sich bei den überwiegend im Knochenmark residierenden Plasmazellen um eine endgültig ausgereifte Zellpopulation [Shapiro-Shelef et al, 2005; Radbruch et al, 2006]. Sie sind die wichtigsten Antikörper-bildenden Zellen des Körpers und stellen daher als Effektorzellen eine essentielle Komponente der humoralen Immunantwort dar [Slifka und Ahmed, 1998]. Allerdings wird eine detaillierte, phänotypische Analyse der beiden Zellpopulationen durch ihre geringe Häufigkeit im peripheren Blut von nur 0.01-0.1 % sehr erschwert [Klein et al, 1995]. Zur Anreicherung der CD138+ Zellen aus dem Blut wurde ein Antikörper gegen CD138 verwendet, der an superparamagnetische Mikropartikel gekoppelt war. Mittels magnetischer Zellseparation konnten so mit hoher Reinheit die CD138+ Zellen aus den mononuklearen Zellen des peripheren Blutes von Patienten und gesunden Spendern isoliert, durchflusszytometrisch analysiert und anschließend phänotypisch charakterisiert werden. Die detaillierte Phänotypisierung wurde durch eine neuartige Färbemethode ermöglicht, die erstmals von Horst et al für die Isolation und Charakterisierung von IgE+-Plasmazellen bei Atopikern etabliert wurde [Horst et al, 2002]. Hierbei wurden die Zellen gefärbt, während sie sich noch auf der Anreicherungssäule befanden. So konnten Zellverluste durch eine geringere Anzahl an Waschschritten verringert werden. 5.3.1 Identifizierung der CD138+ Zellen aus dem peripheren Blut Ob es sich bei den aus dem peripheren Blut von BP-Patienten angereicherten CD138+ Zellen um neu generierte Plasmablasten oder um bereits enddifferenzierte Plasmazellen handelte, sollte im Rahmen der Phänotypisierung mit zusätzlichen Oberflächenmarkern untersucht werden (vgl. auch Abb. 1.3 und Tab. 1.1). Von großem Nutzen hierbei war, dass sich bei der 100 Diskussion Differenzierung von reifen B-Zellen zu Plasmablasten oder Plasmazellen das Expressionsmuster einer Vielzahl verschiedener Moleküle mit unterschiedlicher Kinetik ändert und sich so eine bestimmte Zellpopulation relativ gut identifizieren lässt [Mei et al, 2007; Odendahl et al, 2005]. Für die Untersuchungen wurden zunächst die CD138+ Zellen aus PBMC von gesunden Spendern und BP-Patienten immunmagnetisch angereichert und mit den Markern CD19, CD27, CD38 und CD138 gefärbt. CD19 ist ein Oberflächenmarker, der während der gesamten B-Zell-Entwicklung stark exprimiert ist und erst bei der Differenzierung zum Plasmablasten bzw. zur Plasmazelle zunehmend herunterreguliert wird. Während Plasmazellen nur noch sehr geringe Mengen an CD19 exprimieren oder die Expression sogar vollständig einstellen können [Odendahl et al, 2000; Harada et al, 1993], exprimieren Plasmablasten, die für gewöhnlich im peripheren Blut zirkulieren, dieses Oberflächenmolekül noch etwas stärker [Medina et al, 2002; Mei et al, 2007]. Sowohl Plasmablasten als auch Plasmazellen zeichnen sich durch eine sehr starke CD27 Expression aus [Medina et al, 2002; Arce et al, 2004, Odendahl et al, 2005]. Während der Differenzierung von B-Zellen zu Plasmazellen innerhalb des Keimzentrums wird CD27 heraufreguliert und kann daher als spezifischer Marker angesehen werden [Jung et al, 2000]. Da sich die Expressionsstärke von CD27 bei beiden Zellpopulationen kaum unterscheidet, lässt sich daran jedoch nicht eindeutig feststellen, ob die hier detektierten CD138+ Zellen neu generierte Plasmablasten oder reife Plasmazellen waren. Ein weiterer, für die Zellpopulationen typischer Oberflächenmarker ist CD38. Über dieses Molekül ist bekannt, dass je weiter die differenzierte B-Zelle gereift ist, desto stärker CD38 exprimiert wird und auf reifen Plasmazellen aus dem Knochenmark die maximale Expression erreicht [Terstappen et al, 1990]. Um daher aussagen zu können, ob es sich bei den untersuchten CD138+ Zellen um Plasmablasten oder bereits um Plasmazellen handelte, müsste man das Expressionsmuster von CD38 zwischen den CD138+ Zellen aus dem Knochenmark (=Plasmazellen) und den CD138+ aus dem peripheren Blut (Plasmablasten) vergleichen. Dies könnte einen eindeutigeren Aufschluss über den Reifegrad der Zellen im Blut geben. 5.3.2 Detektion von autoantigenspezifischen IgG-sekretierenden CD138+ Zellen In dieser Studie konnte eine Zellpopulation identifiziert werden, die bezüglich ihrer Oberflächenmarker CD138++CD19dimCD27highCD38high war. Vergleicht man die bisherigen 101 Diskussion Daten mit anderen Studien, so handelt es sich bei den Plasmazellen im peripheren Blut um noch unreife, neu generierte, kurzlebige Plasmablasten, die sich von reifen Plasmazellen aus dem Knochenmark und den Tonsillen unterscheiden [Cepok et al, 2005; Arce et al, 2004; Medina et al, 2002; Brieva et al, 1991; Odendahl et al, 2005]. Da dieser Plasmazellphänotyp jedoch keinen signifikanten Unterschied zwischen gesunden Spendern und BP-Patienten aufzeigte, sollte das Expressionsverhalten zweier weiterer Marker unter den CD138+ Zellen untersucht werden. Bei dem einen Marker handelte es sich um das in Plasmablasten und Plasmazellen in großem Ausmaß intrazellulär vorhandene Immunglobulin G. In Abhängigkeit von der Immunantwort werden unterschiedliche Antikörper-Isotypen von den Antikörper-sezernierenden Zellen exprimiert, wobei IgG die häufigste Klasse der Immunglobulinen darstellt und IgE die seltenste. Während das überwiegend in der Haut, der Lunge und im Verdauungstrakt vorkommende Immunglobulin E (IgE) in erster Linie Parasiten abwehren soll und an allergischen Reaktionen beteiligt ist [Erb, 2007; Gould et al, 2003], sorgt das IgA vor allem in lymphatischen Geweben und Schleimhäuten für die Abwehr von Krankheitserregern [Fagarasan und Honjo, 2003]. Das Immunglobulin G (IgG) hingegen ist die am häufigsten vorkommende Klasse von Immunglobulinen im Blutplasma und soll dort neben der Aktivierung des Komplementsystems vor allem Pathogene wie Bakterien und Viren binden [Golenhofen, 2006]. In der vorliegenden Arbeit konnten unter den PBMC von BP-Patienten im Vergleich zu den gesunden Spendern deutlich erhöhte Frequenzen der IgG+CD138+ Zellen beobachtet werden. Nach Anreicherung der CD138+ Zellen auf einer Magnetsäule, wurden die Zellen auf der Säule sowohl mit einem CD138-Antikörper Oberflächen- als auch mit einem IgGAntikörper intrazellulär gefärbt und anschließend durchflusszytometrisch analysiert. Während bei den Kontrollpersonen durchschnittlich etwa 24 % (10.18 – 33.33 %) der angereicherten CD138+ Zellen IgG exprimierten, so verdoppelte sich die Frequenz der IgG positiven Zellen bei den Patienten auf ca. 50 % (38.74 – 64.37 %). Übereinstimmend mit den erworbenen Daten von Horst et al liegt die Häufigkeit der IgG-produzierenden Zellen in Normalpersonen bei ca. 25 % [Horst et al, 2002]. Daher ist die erhöhte Frequenz der IgG-sezernierenden Zellen in BP-Patienten sehr wahrscheinlich auf die Autoimmunerkrankung zurückzuführen. Diese Vermutung deckt sich mit der Tatsache, dass auch bei Patienten mit aktivem Pemphigus vulgaris eine erhöhte Frequenz der IgG-sezernierenden Zellen beobachtet werden konnte (eigene Arbeiten, Daten nicht gezeigt). 102 Diskussion Zu klären wäre nun die Frage, wodurch genau der hohe Prozentsatz der IgG+CD138+ Plasmablasten in BP-Patienten bedingt ist. Ein größerer Anteil könnte sich auf die kurzlebigen, für das Hauptantigen NC16a spezifischen IgG-sezernierenden CD138+ Plasmablasten zurückführen lassen, die durch die permanente Präsenz des Autoantigens und der Aktivierung naiver B-Zellen und Gedächtnis-B-Zellen kontinuierlich neu generiert werden [Ahmed und Gray, 1996]. Durch die stetige Synthese autoreaktiver Antikörper tragen diese Zellen letztendlich zur Pathogenese des Bullösen Pemphigoids bei. Dass die erhöhte Frequenz der IgG-produzierenden Zellen wahrscheinlich eher auf die Neubildung spezifischer Plasmablasten und weniger auf Plasmazellen zurückzuführen ist, lässt sich mit der Tatsache erklären, dass im Gegensatz zu den Plasmablasten die langlebigen IgGsezernierenden Plasmazellen so gut wie nicht im peripheren Blut zirkulieren, sondern nach der Enddifferenzierung aus den Vorläuferzellen überwiegend im Knochenmark lokalisiert sind [Manz et al, 1997; Slifka et al, 1998; Radbruch et al, 2006]. Somit lassen sich diese Zellen zwar im peripheren Blut nur schwer nachweisen, tragen als langlebige Plasmazellen aber dennoch zur Aufrechterhaltung des humoralen Gedächtnisses bei, in dem sie weiter Antikörper sezernieren und ins Blut abgeben [Manz et al, 1997, 1998, 2002; Slifka et al, 1998]. Des Weiteren ist es denkbar, dass die erhöhte Frequenz der IgG-sezernierenden Zellen zu einem geringen Prozentsatz auf die Generierung CD138+ Plasmablasten spezifisch für andere Epitope des Kollagen XVII zurückgeführt werden kann. Dieser Punkt wird in einem späteren Abschnitt näher diskutiert. In diesem Zusammenhang stellte sich nun die Frage, ob sich unter den vermehrt nachweisbaren IgG Plasmablasten in der Tat autoantigenspezifische Zellen nachweisen lassen. Tatsächlich ist es in dieser Arbeit gelungen, unter den IgG-produzierenden CD138+ Zellen Autoantigen(NC16a)-spezifische Plasmablasten zu detektieren. Der prozentuale Anteil der NC16a positiven Zellen unter der CD138+IgG+ Zellpopulation lag bei durchschnittlich 1.36 % (0.71 % - 2.20 %). Eine intrazelluläre Färbung mit Antikörpern, die gegen die verschiedenen Haupt-IgG-Unterklassen wie IgG 1 und IgG 4 gerichtet sind, würden Aufschluss darüber geben, ob die NC16a-spezifischen Immunglobuline einen IsotypKlassenwechsel vollzogen haben und somit der im Serum vorherrschenden IgGUnterklasse 4 angehören. Interessanterweise konnten auch einige wenige CD138+ Zellen detektiert werden, die zwar für NC16a spezifisch, für IgG jedoch negativ waren (CD138+IgGNC16a+, Ø 0.39 %). Einige Publikationen haben darüber berichtet, dass es neben IgG weitere Antikörperklassen wie IgA und IgE gibt, die ebenfalls gegen BP180, vorzugsweise gegen die Ektodomäne, bzw. gegen BP230 gerichtet sind [Christophoridis et al, 2000; 103 Diskussion Fairley et al, 2005; 2007; Ishiura et al, 2008; Dresow et al, 2009; Messingham et al; 2009]. Aufgrund dieser serologischen Daten ist es zu vermuten, dass sich unter den IgG negativen NC16a-spezifischen CD138+ Plasmablasten somit auch IgA- und IgE-sekretierende Zellen befinden. Obwohl unter den CD138+ Zellen von BP-Patienten im Vergleich zu Kontrollpersonen vermehrt IgG+ Plasmablasten gebildet werden, gibt es nur einen relativ geringen Prozentsatz der IgG+CD138+ Zellen, die eine Spezifität für das Hauptantigen NC16a aufweisen. Das wirft die Frage auf, gegen welche Epitope der restliche Anteil gerichtet ist und ob es sich hier ebenfalls um autoantigenspezifische Plasmablasten handelt. Da die NC16a-Domäne des BP180 nicht die einzige antigene Region ist, gegen die die Autoantikörper im Bullösen Pemphigoid gerichtet sind [Perriard et al., 1999], könnte es durchaus sein, dass ein Teil der in BP-Patienten gehäuft vorkommenden IgG+CD138+ Plasmablasten spezifisch für andere Abschnitte innerhalb des Kollagen XVII ist. Ein weiteres Ziel der Autoantikörper ist das BP230, welches ca. 90 % der BP-Patientenseren als Antigen erkennen, obwohl es sich hierbei wohl nur um einen Begleiteffekt handelt. Antikörper gegen dieses Protein sind nicht in der Lage, die Erkrankung zu initiieren. Sie werden wahrscheinlich erst nach Ausbruch der Krankheit gebildet, wenn bereits eine Schädigung der Basalmembranzone eingetreten ist [Gaucherand et al, 1995]. Da die Krankheit über einen längeren Zeitraum persistiert, überträgt sich die Autoimmunantwort möglicherweise zusätzlich auf andere „sekundäre“ Regionen der BP180- und BP230-Moleküle, von denen man glaubte, dass diese Regionen aufgrund ihrer intrazellulären Lokalisation nicht an der Initiierung der inflammatorischen Antwort beteiligt sind. Dieses Phänomen der „Epitopen-Verteilung“ würde also erklären, warum nur ein kleiner Anteil der CD138+IgG+ Plasmablasten, die vermehrt in Patienten mit Bullösem Pemphigoid detektiert werden konnten, spezifisch für die NC16a-Domäne sind. Eine alternative Erklärung wäre, dass sich unter der detektierten, IgG-sezernierenden CD138+ Zellpopulation Zellen befinden, die nicht den neu generierten Plasmablasten zugeordnet werden können, sondern tatsächlich vielmehr den residenten Plasmazellen aus dem Knochenmark angehören, welche im Zuge einer Immunantwort mobilisiert und von den neu generierten Plasmablasten aus den streng limitierten Überlebensnischen des Knochenmarks verdrängt wurden. Wenn diese mobilisierten, polyklonalen Plasmazellen nicht mehr in der Lage dazu sind, ins Knochenmark zurückzukehren, sterben sie ab und ermöglichen so dem humoralen Gedächtnis, sich in Abhängigkeit der antigenen bzw. pathogenen Umwelt des Immunsystems neu anzupassen [Odendahl et al, 2005; Manz und 104 Diskussion Radbruch, 2002]. Hier findet demnach ein Wettbewerb zwischen den alten Plasmazellen und den neu gebildeten Zellen statt. Diese Hypothese wird durch Arbeiten unterstützt, die sich mit der Tetanus-Toxoid-Vakzinierung auseinandergesetzt haben. Eine Woche nach Immunisierung konnten im peripheren Blut sowohl Tetanus-Toxoid-spezifische Plasmablasten als auch Plasmazellen mit unbekannter Spezifität nachgewiesen werden. Scheinbar verdrängen hier die Tetanus-Toxoid-spezifischen Plasmablasten einige der alten, langlebigen Plasmazellen aus den Überlebensnischen im Knochenmark, um sie dann selber zu besetzen. Somit ist gesichert, dass ein Teil der Plasmazellen aus einer aktuellen Immunreaktion überleben können und im Sinne eines humoralen Gedächtnisses kontinuierlich Antikörper über einen langen Zeitraum hinweg sezernieren [Odendahl et al, 2005; Hiepe und Dörner, 2005]. Es bleibt daher zu klären, ob die in dieser Studie beobachteten polyklonalen IgG-sezernierenden Zellen tatsächlich neu generierte, migratorische Plasmablasten sind oder eher mobilisierte Plasmazellen, die wahrscheinlich das humorale Gedächtnis des Knochenmarks repräsentieren. Diese Zellen besitzen ein nur geringes migratorisches Potenzial und haben daher kaum noch die Möglichkeit, in die Überlebensnischen des Knochenmarks zurückzukehren. Anhand verschiedener Marker wie beispielsweise den Chemokinen CXCR3 und CXCR4 oder dem in dieser Arbeit untersuchten Oberflächenmolekül HLA-DR ist es möglich, die detektierten IgG+CD138+ Zellen einem Differenzierungsstadium zuzuordnen. 5.3.3 Identifizierung autoantigenspezifischer HLA-DR++ Plasmablasten Erst kürzlich veröffentlichte Studien identifizierten auf der Oberfläche von Plasmazellen einen weiteren Marker, der mit einer humoralen Immunantwort unmittelbar in Verbindung gebracht wurde. Die Überexpression von HLA-DR in CD27++CD19dim Ig-sezernierenden Plasmazellen wurde hier als ein eindeutiger Indikator für die Krankheitsaktivität bei Patienten mit systemischem Lupus (SLE) beschrieben [Jacobi et al, 2009]. Im Rahmen der Phänotypisierungsanalysen sollten daher die angereicherten IgG+CD138+ Zellen von Patienten mit Bullösem Pemphigoid ebenfalls auf das HLA-DR-Expressionsmuster hin charakterisiert werden. Dabei lag das Augenmerk besonders auf der bereits identifizierten CD27++CD38++CD19dim IgG-sezernierenden Zellpopulation. Es ist bekannt, dass HLA-DR auf frühen Antikörper-sezernierenden Zellen (Plasmablasten) stark exprimiert wird, auf reifen Plasmazellen, die vom Knochenmark oder der Milz abstammen, jedoch kaum bzw. gar nicht mehr vorhanden ist. Die Expression dieses Markers korreliert sehr gut mit der 105 Diskussion Expansionsphase der Antikörper-sezernierenden Population und kann daher als ein stellvertretender Marker zur Unterscheidung von proliferierenden Plasmablasten und nichtzyklischen Plasmazellen verwendet werden [Manz et al, 1998]. Tatsächlich deutet die in dieser Arbeit durchgeführte Studie darauf hin, dass bei BPPatienten unter der CD27++CD38++CD19dim IgG-sezernierende Population verstärkt HLADR++ Plasmablasten generiert werden. Wenn man das Expressionsverhalten von HLA-DR bei BP-Patienten und gesunden Spendern betrachtet, so fällt auf, dass die CD138+Zellpopulation bei Normalpersonen eine eher heterogene Expression des Oberflächenmoleküls aufweist (CD138+HLA-DRlow und CD138+HLA-DRhigh), wohingegen bei Patienten verstärkt eine CD138+HLA-DRhigh-Zellpopulation beobachtet werden konnte. Der prozentuale Anteil der CD138+HLA-DRhigh Zellen in gesunden Spendern lag bei knapp 50 % (41.5 % - 68.16 %), bei den Patienten hingegen erhöhte sich die HLA-DR-Expression um fast ein Drittel auf 72 % (59.25 % - 82.98 %). In zahlreichen Studien konnte gezeigt werden, dass im Verlauf einer T-Zell-abhängigen sekundären Immunantwort HLA-DRhigh Zellen in der Zirkulation detektiert und als neu generierte, migratorische Plasmablasten identifiziert wurden [Manz et al, 1998; Odendahl et al, 2003, 2005; Arce et al, 2004; Hoyer et al, 2004; Cepok et al, 2005; Moser et al, 2006; González-Garcia et al, 2008; Jacobi et al, 2009]. In der erst kürzlich veröffentlichten Studie von Jacobi et al konnten unter den zirkulierenden CD27++CD20-CD19dim Zellen identifiziert werden, welche verstärkt bei Patienten mit aktivem SLE vorkommen [Jacobi et al, 2003, 2009; Odenthal et al, 2000], neu generierte HLA-DR++ Plasmablasten. Übereinstimmend mit den eigenen Daten waren diese gegenüber den HLADRlow Plasmazellen im peripheren Blut mit durchschnittlich 86 % (59 % - 97 %) vorherrschend und ihre absolute Anzahl und Häufigkeit korrelierte mit der Krankheitsaktivität eindeutig stärker, als die gesamte CD27++CD20-CD19dim Untereinheit. Letztere stellte eine gemischte Zellpopulation dar, welche HLA-DRlow Plasmazellen enthielt und in keiner Korrelation mit der Krankheitsaktivität stand. Diese Daten unterstützen die These, dass HLADRhigh Plasmablasten das unmittelbare Produkt einer Immunaktivierung im Lupus sind und diese Untereinheit daher mit der Krankheitsaktivität einhergeht. Des Weiteren konnten in dieser Studie die für die SLE-Erkrankung typischen anti-dsDNA IgG-produzierenden Zellen sowohl in der HLA-DRhigh als auch in der HLA-DRlow Subpopulation identifiziert werden, wobei aber vor allem die aus dem peripheren Blut abstammenden HLA-DRhigh Plasmablasten die anti-dsDNA Antikörper verstärkt produzierten. Diese Tatsache verdeutlichte noch einmal mehr die pathogene Rolle der Plasmablasten in dieser Erkrankung [Jacobi et al, 2009]. Entsprechend dieser Daten konnten in der vorliegenden Arbeit anti-NC16a IgG- 106 Diskussion produzierende Zellen in beiden Subpopulationen identifiziert werden, wobei auch hier überwiegend in den HLA-DR++ Plasmablasten. Aufgrund dessen scheinen die HLA-DR++ Plasmablasten für das Bullöse Pemphigoid von pathogener Bedeutung zu sein. Um zu testen, ob die HLA-DR++ Plasmablasten möglicherweise direkt mit dem IgG anti-NC16a Antikörpertiter in Verbindung stehen, wurde die Frequenz der IgG+NC16a+ Zellen sowohl unter den HLA-DR++ Plasmablasten als auch unter den HLA-DRlow Plasmazellen analysiert. Die Frequenz der IgG+NC16a+ Zellen war unter den HLA-DR++ Plasmablasten wesentlich höher verglichen mit den HLA-DRlow Plasmazellen. Sollten die HLA-DR++ Plasmablasten tatsächlich eine entscheidende Rolle in der Pathogenese des Bullösen Pemphigoids spielen, so könnte die Expansion dieser Zellen in Zusammenhang mit der Krankheitsaktivität einen wichtigen Marker darstellen. Um zu überprüfen, ob tatsächlich ein Zusammenhang zwischen der Frequenz der HLA-DRhigh Plasmablasten und der Krankheitsaktivität besteht, wurde eine Korrelationsanalyse durchgeführt. Als Maß des Aktivitätsgrades wurden Ausprägung und Verteilung frischer Blasen, Erosionen, Krusten, Rötungen und juckender Ausschlag auf der Haut in die Bewertung (nicht aktiv, aktiv, sehr aktiv) miteinbezogen. Tatsächlich konnte eine signifikante Korrelation zwischen der Häufigkeit der HLA-DR++ Zellpopulation und der Krankheitsaktivität nachgewiesen werden. Diese Daten decken sich mit der SLE-Studie, die von Jacobi und ihren Kollegen kürzlich durchgeführt wurde [Jacobi et al, 2009]. Dass eine Überexpression des HLA-DR-Gens nicht immer nur mit einer Autoimmunerkrankung einhergeht, sondern als ein allgemeines Kriterium für eine aktive humorale Immunantwort gelten kann, konnte bereits 2005 in einer Studie von Odendahl et al belegt werden. Odendahl und seine Mitarbeiter charakterisierten die phänotypische Heterogenität peripherer Antikörper-sezernierender Zellen und bestimmten den Phänotyp von Tetanus-Toxin spezifischen Plasmazellen mittels zytometrischer Immunfluoreszenz. Im Gegensatz zur NC16a-Domäne handelt es sich bei dem Tetanus-Toxin nicht um ein autoreaktives Antigen, welches kontinuierlich präsent ist, sondern vielmehr um ein Pathogen, das nur für kurze Zeit im peripheren Blut zirkuliert und nach der intentionalen Immunantwort nicht mehr vorhanden ist. Die Antikörper-sezernierenden Zellen wurden aufgrund ihrer starken Expression sowohl von intrazellulärem Immunglobulin G als auch von CD138, CD38, CD27 und ebenso bezüglich ihrer schwachen Expression von CD19 als migratorische Plasmablasten identifiziert. Während in einer Autoimmunerkrankung wie dem Bullösem Pemphigoid oder dem systemischen Lupus HLA-DR++ Plasmablasten aufgrund des persistierenden Antigens kontinuierlich neu generiert werden, konnten lediglich in einem Zeitraum von etwa 6 bis 8 Tagen nach der sekundären Immunisierung gegen Tetanus im 107 Diskussion peripheren Blut von gesunden Individuen migratorische HLA-DR++ Tetanus-spezifische Plasmablasten unter der CD138+CD27++CD38++CD19dim Population nachgewiesen werden [Odendahl et al, 2005]. Wie bereits schon zuvor von Manz et al beschrieben, kennzeichnet eine hohe Expression von HLA-DR bei Tetanus-spezifischen CD27++CD19dim PBMC Plasmablasten, die in einer intentionalen Immunantwort neu generiert wurden [Manz et al, 1998]. Ebenso war es in dieser Arbeit möglich, in Patienten mit Bullösem Pemphigoid unter der als CD138+CD27++CD38++CD19dimHLA-DR++ definierten Zellpopulation NC16a- spezifische Plasmablasten zu identifizieren (vgl. Abb. 4.26 F). Wie schon bei den IgG negativen CD138+ Zellen beobachtet werden konnte, ließ sich neben den NC16aspezifischen HLA-DR++ Plasmablasten noch eine zweite Population im peripheren Blut der BP-Patienten detektieren, die ebenfalls für einige wenige NC16a-spezifischen Zellen spezifisch war. Diese Autoantikörper-sezernierenden Zellen sind HLA-DRlow, lassen sich aufgrund ihres Phänotyps als reife Plasmazellen identifizieren [Arce et al, 2004; Manz et al, 1998] und tragen möglicherweise zur Aufrechterhaltung des Autoantikörper-Repertoires im Bullösen Pemphigoid bei. Im Vergleich dazu konnte die Arbeitsgruppe von Odendahl zwar auch im peripheren Blut eine zweite Antikörper-sezernierende Zellpopulation identifizieren, welche entsprechend geringe Mengen an HLA-DR exprimierte, allerdings war diese HLADRlow Subpopulation nicht spezifisch für das Tetanus-Antigen [Odendahl et al, 2005]. Möglicherweise reflektiert die nicht Antigen(Tetanus)-spezifische HLA-DRlow Untereinheit das Repertoire an Plasmazellen im Knochenmark, die eine Spezifität für Antigene aufweisen, die beispielsweise charakteristisch für Diphtherie oder Masern sind [Bernasconi et al, 2002; Odendahl et al, 2005]. Die Mobilisierung von Plasmazellen als Antwort auf ein geimpftes Antigen deutet – wie bereits schon zuvor diskutiert wurde – auf die bemerkenswerte Fähigkeit des humorales Gedächtnisses hin, nämlich sich in Abhängigkeit der antigenen/pathogenen Umwelt des Immunsystems neu anzupassen [Manz & Radbruch, 2002]. Die wenigen NC16aspezifischen HLA-DRlow Zellen, die im peripheren Blut von BP-Patienten detektiert wurden, könnten auch eine schon weiter differenzierte Population darstellen, die bereits die HLA-DR Expression herunterreguliert hat und auf dem Weg zum Knochenmark bzw. anderen Geweben ist, um dort letztendlich zur enddifferenzierten Plasmazell-Population heranzureifen. Anhand weiterer Expressionsmarker wie beispielsweise den Chemokinen CXCR3, CXCR4 und CCR9 könnte man das Differenzierungsstadium der im Blut zirkulierenden Zellen zusätzlich analysieren. Eine geringe Expression der ChemokinRezeptoren CXCR3 und CXCR4 würde die Antigen-spezifischen Zellen als neu generierte 108 Diskussion Plasmablasten identifizieren, Oberflächenmarker wohingegen charakteristisch für eine bereits stärkere sich Expression dieser differenzierende, beiden migratorische Plasmablasten in residente Plasmazellen ist [Hauser et al, 2002; Muehlinghaus et al, 2005]. Das Verfahren zur Anreicherung von Plasmablasten (oder Plasmazellen) ermöglicht eine wesentlich effektivere Detektion antigenspezifischer Zellen. Das konnten auch Horst et al in einer Studie über PLA-spezifische CD138+ Zellen während einer Hyposensibilisierung zeigen. PLA ist ein Allergen, welches eine Bienengift(PLA2)- bzw. Wespengift(PLA1b)Allergie hervorrufen kann. Ein limitierender Faktor bei der Analyse PLA-spezifischer Plasmablasten war vergleichbar mit den NC16a-spezifischen Zellen die geringe Zellzahl, die sich aus dem Blut der Probanden isolieren ließ. Dennoch konnten, nach Anreicherung der CD138+ Zellen, Allergen-spezifische Plasmablasten detektiert werden. Während vor der Therapie und in den ersten Tagen nach Therapiebeginn keinerlei PLA-spezifische CD138+ Zellen im Blut nachweisbar waren, nahm die Zahl der spezifischen Plasmablasten nach 7 Tagen dramatisch zu (22.96 % PLA2-spezifische CD138+ Zellen), um dann wieder relativ schnell abzusinken [Horst et al, 2002]. Wie zu erwarten und übereinstimmend mit den Daten von Odendahl et al, die eine Studie über die Frequenz Tetanus-Toxin-spezifischer Plasmablasten durchführten, stieg die Häufigkeit der Antigen- bzw. Allergen-spezifischen Zellen an Tag 7 nach Impfung um ein Vielfaches an. Der Verlauf antigenspezifischer Plasmablasten im Blut korreliert mit weiteren Veröffentlichungen andere Arbeitsgruppen [Sedgwick und Holtl, 1983; Kodo et al, 1984]. Vergleicht man die Ergebnisse von Horst mit den eigenen erworbenen Daten, so fällt auf, dass die Frequenz der an Tag 7 nach der Impfung detektierten PLA2-spezifischen Plasmablasten um das 20-fache höher ist, als die Frequenz der im Blut von BP-Patienten nachgewiesenen NC16a-spezifischen Plasmablasten, die durchschnittlich bei 1.26 % NC16a-spezifischer Plasmablasten lag. Dieser enorme Unterschied könnte dadurch erklärt werden, dass durch eine Impfung die induzierte Bildung antigenspezifischer Zellen vermutlich wesentlich höher ist, als die Bildung autoantigenspezifischer Plasmablasten in einer Autoimmunerkrankung. Das kann möglicherweise wiederum daran liegen, dass die geimpfte Antigen-Menge um einiges höher ist, als die Autoantigen-Menge des kontinuierlich präsenten NC16a-Proteins. Odendahl et al konnten ebenfalls an Tag 7 nach der Impfung Antigen(Tetanus-Toxin)spezifische Plasmablasten im peripheren Blut von Spendern nachweisen. Die Häufigkeit der rTT.C-bindenden CD19+CD27high Zellen lag hier bei 0.014 % [Odendahl et al, 2005]. Vergleicht man die Frequenz dieser Zellen mit der Häufigkeit der antigenspezifischen 109 Diskussion Plasmazellen, die sowohl in der Arbeit von Horst als auch während der eigenen Studien beobachtet werden konnte, so scheint die Frequenz der Zellen extrem gering zu sein. Ein Grund für diesen gravierenden Unterschied könnte darin liegen, dass die Arbeitsgruppen zwar das gleiche Detektionsverfahren verwendeten, die antigenspezifischen Zellen jedoch unterschiedlich dargestellt wurden. Während Odendahl et al die Frequenz der rTT.Cspezifischen Zellen unter CD19+CD27high PBMC bestimmten, wurde in der Studie von Horst et al und in der vorliegenden Arbeit die bereits beschriebene Anreicherungsmethode mittels paramagnetischer Mikropartikel verwendet. Odendahl et al färbten mononukleare Zellen des peripheren Blutes direkt mit CD19- und CD27-Antikörpern, um daraus die neu generierten Plasmablasten zu detektieren. Im Gegensatz dazu wurden in den anderen beiden Arbeiten aus den PBMC zunächst CD138+ Zellen angereichert und diese dann mit den entsprechenden Oberflächen- bzw. intrazellulären Markern gefärbt [Horst et al, 2002; eigene Dissertation]. Zusammenfassend lässt sich anhand der hier gewonnenen Daten vermuten, dass in Autoimmunerkrankungen wie dem Bullösen Pemphigoid neu generierte Plasmablasten entscheidend zur Aufrechterhaltung des humoralen Gedächtnisses beitragen. Diese Untersuchungen stützen die Annahme, dass beim BP durch das persistierende Autoantigen kontinuierlich antigenspezifische B-Zellen aktiviert und daraus resultierend stetig neue kurzlebige Plasmablasten gebildet werden. Die aus dieser Autoimmunreaktion resultierenden Antikörper überlagern möglicherweise jene autoreaktive Antikörper, die von knochenmarksresidenten Plasmazellen abstammen. Plasmablasten könnten somit in Autoimmunerkrankungen als Haupt-Effektorzellen für die Produktion neuer Autoantikörper verantwortlich gemacht werden. Auch wenn Plasmablasten nur kurzlebige Immunantworten liefern und dann entweder sterben oder aber erfolgreich um eine Überlebensnische im Knochenmark bzw. im entzündeten Gewebe konkurrieren, um eine langlebige reaktive humorale Immunität zu sichern, zirkulieren weiterhin autoantigenspezifische Gedächtnis-BZellen im Blut, um im Falle exzessiver Antigen-Mengen reaktive humorale Immunität zu liefern. Daher wäre es sinnvoll, Therapieansätze zunächst auf die Gedächtnis-B-Zellen und Plasmablasten zu konzentrieren. Erste Erfolge konnten bereits mit dem monoklonalen Antikörper CD20 (Rituximab) erzielt werden. Rituximab bindet CD20-exprimierende BLymphozyten, einschließlich autoantigenspezifischer Gedächtnis-B-Zellen und reife B-Zellen (kurzlebige Plasmablasten) [Arin et al, 2005; Schmidt et al, 2006]. Langlebige Plasmazellen hingegen sind resistent auf Immunsuppressiva und können auch nicht durch B-Zelldepletierende Therapien eliminiert werden, da sie auf der Zelloberfläche kein CD20 110 Diskussion exprimieren. Diese Zellen können unabhängig von der weiteren Existenz eines AntigenStimulus kontinuierlich (Auto)antikörper sezernieren. Allerdings kann die Generierung neuer Plasmazellen unterbunden werden, da die B-Zell-Vorläufer durch eine monoklonale Antikörpertherapie eliminiert werden. Eine Reduktion von (Auto)antikörpertitern nach B-ZellDepletion ist demnach auf das Absterben kurzlebiger Plasmablasten zurückzuführen [Hiepe und Dörner, 2005]. Was gegen die Möglichkeit spricht, dass beim Bullösen Pemphigoid ausschließlich neu generierte Plasmablasten für die autoreaktive Immunreaktion verantwortlich sind, ist die Tatsache, dass stets ein definierter Teil der antigenspezifischen Plasmablasten, sofern sie nicht extrafollikulär sondern aus einer Keimzentrumsreaktion heraus gebildet wurden, zu langlebigen Plasmazellen differenziert und über Monate hinweg in limitierten Überlebensnischen des Knochenmarks Antikörper sezernieren kann [Manz et al, 2005]. Die langlebigen Plasmazellen sezernieren die autoreaktiven Antikörper kontinuierlich weiter, ohne dass eine erneute Antigenstimulation erforderlich ist. Diese Tatsache ist vereinbar mit der Beobachtung, dass in der vorliegenden Arbeit vereinzelt CD138+ Zellen identifiziert werden konnten, die phänotypisch den langlebigen Plasmazellen aus dem Knochenmark ähnelten (CD138+HLA-DRlow) und zudem Spezifität für das Autoantigen NC16a aufwiesen. Es ist daher zu vermuten, dass es sich bei diesen Zellen um residente Plasmazellen aus dem Knochenmark handelte, die im Zuge einer Immunantwort mobilisiert wurden. Im Gegensatz zu den protektiven Immunreaktionen, die nur dann auftreten, wenn ein Pathogen vorliegt (wie z.B. durch Autoimmunerkrankungen eine Impfung), kontinuierlich finden autoreaktive im Körper von Immunreaktionen Patienten statt. mit Eine permanente Neugenerierung von Autoantikörper-sezernierenden Plasmablasten führt demnach zu einer stetigen Neuanpassung des humoralen Gedächtnisses [Odendahl et al, 2005; Manz und Radbruch, 2002]. Vorstellbar ist hier, dass bereits in einer früheren autoreaktiven Immunreaktion NC16a-spezifische Plasmazellen, die von Follikel-B-Zellen abstammen, in das Knochenmark gewandert sind und nun durch eine erneute Immunreaktion von neu generierten Plasmablasten aus den limitierten Überlebensnischen verdrängt wurden. Diese Beobachtungen sind übereinstimmend mit der These, dass langlebige Plasmazellen eine entscheidende Rolle in der Autoimmunität spielen und sich das humorale Gedächtnis seinem Umfeld permanent anpasst [Arce et al, 2002; Höfer et al, 2006]. Die Präsenz knochenmarksresidenter, autoantigenspezifischer Plasmazellen dürfte eine Erklärung für die Beobachtung sein, dass Autoantikörper nicht immer vollständig nach 111 Diskussion einer B-Zell-depletierenden Therapie verschwinden. Diese Daten decken sich mit Untersuchungen bei Cyclophosphamid-refraktären SLE-Patienten, die nach dieser immunsuppressiven Behandlung noch immer stabile Antikörper-Titer aufwiesen [Hoyer et al, 2005]. Interessanterweise bleiben nach erfolgreicher Immunsuppression die protektiven Antikörpertiter, z.B. gegen Tetanus-Toxoid, ebenfalls in der Regel unverändert erhalten [Cambridge et al, 2003]. Vergleicht man demnach die autoreaktive Immunreaktion mit der protektiven, so scheint aufgrund des persistierenden Antigens in Autoimmunerkrankungen die Aufrechterhaltung des humoralen Gedächtnisses im Gegensatz zur protektiven Immunität durch permanente Neugenerierung von Plasmablasten und den dadurch gebildeten autoantigenspezifischen Antikörpern bedingt zu sein. Prinzipiell ist dieser Zustand jedoch gleichzusetzen mit der protektiven Immunreaktion nach einer Impfung, die etwa 6-8 Tage nach der Immunisierung beobachtet werden kann. So konnten beispielsweise an Tag 7 nach der Impfung Antigen(Tetanus-Toxin)- bzw. Allergen(PLA2)-spezifische Plasmablasten im peripheren Blut von Spendern nachgewiesen werden [Odendahl et al, 2005; Horst et al, 2002]. Die kurzlebigen Plasmazellen verschwinden für gewöhnlich nach relativ kurzer Zeit wieder, der protektive Antikörpertiter hingegen bleibt über Monate bis Jahre hinweg bestehen. Hier wird die Aufrechterhaltung des humoralen Gedächtnisses durch die Bildung langlebiger Plasmazellen, den Haupt-Effektorzellen der protektiven Immunität, und deren Antikörper antigenunabhängig reguliert. Dieser Prozess läuft automatisch ab, bei Autoimmunerkrankungen hingegen muss er induziert werden, d.h., die kurzlebigen Plasmablasten werden erst nach einer immunsuppressiven Therapie eliminiert, wodurch die Erkrankung in eine klinische Remission überführt werden kann. Dennoch bestehende autoantigenspezifische Antikörpertiter können wie bereits erwähnt durch die Existenz langlebiger Plasmazellen erklärt werden, die demnach bei der Entwicklung des humoralen Gedächtnisses in Autoimmunerkrankungen eine ebenso wichtige Rolle spielen können, vergleichbar mit der protektiven Immunität. Somit tragen nicht nur kurzlebige Plasmablasten, sondern auch autoreaktive, langlebige Plasmazellen Autoimmunprozesses bei (vgl. Abb. 5.1). 112 zur Aufrechterhaltung eines Diskussion Apoptose Autoantikörpersynthese Autoantigen kurzlebiger Plasmablast Gedächtnis B-Zelle Überlebensnische Autoantikörpersynthese B-Zelle langlebige Plasmazelle Abb. 5.1: Mögliche Angriffspunkte ( ) bei Autoimmunerkrankungen wie dem Bullösen Pemphigoid. Als Haupt-Effektorzellen in Autoimmunerkrankungen könnten die kurzlebigen Plasmablasten von großer Bedeutung sein. Diese synthetisieren im Zuge einer Immunantwort einen entscheidenden Anteil an autoreaktiven Antikörpern, die zur Aufrechterhaltung des humoralen Gedächtnisses beitragen. Neue Therapieansätze (z.B. Antikörper wie CD20), die sich auf die autoantigenspezifischen B-Zellen und Plasmablasten konzentrieren, könnten eine kontinuierliche Synthese der Autoantikörper unterbinden und somit die Erkrankung dauerhaft in eine klinische Remission überführen. Wenn man demnach in Betracht zieht, dass die pathogenen Autoantikörper nicht ausschließlich von kurzlebigen Plasmablasten sezerniert werden und somit auch die Autoantikörper, die die langlebigen Plasmazellen produzieren, pathogenetisch relevant sind, stellen gerade jene Strategien, die diese Zellen angreifen, einen interessanten therapeutischen Ansatz dar. Die Plasmazell-Homöostase wird durch das Zusammenspiel von Faktoren reguliert, die die Migration und das Überleben dieser Zellen steuern. Die Ausprägung bestimmter Chemokinrezeptoren ist an der Regulation der PlasmazellLokalisation beteiligt. Um langfristig überleben zu können, müssen diese Zellen, bzw. ihre Vorläufer, die sekundären lymphatischen Gewebe verlassen und in das Knochenmark oder chronisch entzündete Gewebe einwandern. Entsprechende Angriffspunkte könnten hier die Überlebensfaktoren wie beispielsweise BAFF (BLyS), ein Zytokin aus der TNF-Superfamilie, 113 Diskussion darstellen, um so zu verhindern, dass Plasmablasten im Knochenmark zu langlebigen Plasmazellen differenzieren [Manz et al, 1997, 1998]. Erhöhte BAFF-Serumtiter werden mit zahlreichen, humanen Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht. Dazu zählen die systemisch-rheumatischen (u.a. SLE) und organ-spezifischen (u.a. BP) Erkrankungen [Mackay et al, 2005; Asashima et al, 2006; Matsushita et al, 2007]. BAFF-spezifische Therapien beeinflussen gezielt frühe B-Zellen in der Peripherie, ohne jedoch einen Einfluss auf Gedächtnis-B-Zellen oder Plasmazellen auszuüben. Erste Erfolge konnten mit dem humanen, monoklonalen IgG 1 -Antikörper (Belimumab) in einer klinischen Studie (Phase 1) bei Patienten mit aktivem SLE erzielt werden. Belimumab bindet lösliches BAFF und inhibiert damit die Bindung an die BAFF-Rezeptoren TACI, BCMA und BR3. Die Spezifität und die Affinität von Belimumab deuten darauf hin, dass diese Antikörpertherapie möglicherweise das Überleben von B-Zellen verringert, wie bereits in vorklinischen Studien gezeigt werden konnte [Levine et al, 2000]. Tatsächlich resultierte die Behandlung mit Belimumab bei SLEPatienten in einer prozentual signifikant höheren Reduktion der CD20+ B-Zellen im Vergleich zu Patienten, die mit einem Placebo behandelt wurden. Ebenso konnten bei SLE-Patienten nach dieser Antikörperbehandlung verringerte Serum-Immunglobuline beobachtet werden [Furie et al, 2008]. Diese Daten unterstützen die Durchführung weiterer Studien mit Belimumab in Autoimmunerkrankungen wie z.B. dem BP. Zusammenfassend deuten die in der vorliegenden Arbeit gewonnenen Daten darauf hin, dass das bullöse Pemphigoid von einer breiten, teilweise autoantigenunabhängigen Aktivierung des Plasmazellsystems begleitet wird. Die nachgewiesenen Antigen(NC16a)spezifischen, autoreaktiven Plasmazellen gehören der kurzlebigen Plasmablasten- Population an, womit der häufig gut therapierbare, selbst limitierende Krankheitsverlauf erläutert werden könnte. 114 Zusammenfassung Kapitel 6 Zusammenfassung Das bullöse Pemphigoid (BP) ist eine seltene Autoimmunerkrankung der Haut, welche durch subepidermale Blasenbildung gekennzeichnet ist. Wesentlich für die Pathogenese dieser Erkrankung ist das Auftreten zirkulierender Autoantikörper (IgG), die gegen das Oberflächenprotein BP180 (ebenfalls bekannt als Kollagen Typ XVII) basaler Keratinozyten gerichtet sind. Die nicht kollagene NC16a-Domäne ist der immundominante Anteil des BP180-Proteins und wird in über 90 % der BP-Patienten von autoreaktiven Antikörpern erkannt. Die Hauptquelle dieser autoantigenspezifischen Antikörper sind die Plasmazellen. Bislang scheiterte die Untersuchung der für die Synthese der pathogenen Antikörper verantwortlichen, autoantigenspezifischen Plasmazellen an der Seltenheit dieser Zellen und am Mangel geeigneter Methoden zur Identifizierung der Antigenspezifität. In der vorliegenden Studie wurden bei Patienten mit bullösem Pemphigoid die Frequenz und der Phänotyp dieser Plasmazellen spezifisch für die NC16a-Domäne des BP180 untersucht. Diese Domäne wurde mit einem Hexa-Histidin-Motiv versehen, rekombinant exprimiert und anschließend mit dem Fluorchrom Alexa Fluor 647 markiert. Die Anreicherung der Plasmazellen aus dem peripheren Blut von Patienten und gesunden Individuen erfolgte mittels CD138 Mikropartikeln. Die angereicherten CD138+ Plasmazellen wurden mit Antikörpern gegen verschiedene Oberflächenmarker, sowie intrazellulär gegen Immunglobulin G (icIgG) und intrazellulär mit dem rekombinanten Autoantigen NC16a für die Detektion autoantigenspezifischer Antikörper gefärbt. In Kontrollpersonen wurde eine intrazelluläre IgG-Expression lediglich in 24 % (+/- 7.9 %; p < 0.0001) der CD138+ Zellen gefunden, während etwa 50 % (+/- 8.8 %) der CD138 positiven Zellen von BP-Patienten intrazellulär IgG exprimierten. Durchschnittlich 72 % (+/- 7.0 %) der IgG-sezernierenden CD138+ Zellen der BP-Patienten zeigten eine deutlich erhöhte Expression für HLA-DR (CD138+HLA-DRhigh), wohingegen in gesunden Individuen nur 50 % (+/- 9.3 %) der CD138+ Zellen diesen Oberflächenmarker exprimierten (p < 0.0001). Es ergab sich zudem eine positive Korrelation zwischen der Frequenz der HLA-DR++ Zellen und der Krankheitsaktivität bei Patienten mit aktivem BP. NC16a positive Plasmazellen konnten spezifisch nur bei BP- 115 Zusammenfassung Patienten im Wesentlichen in der HLA-DRhigh Zellpopulation mit einer Häufigkeit von 0.99 % (+/- 0.69 %) nachgewiesen werden. Diese Untersuchungen zeigen, dass das bullöse Pemphigoid von einer breiten, autoantigenunabhängigen Aktivierung des Plasmazellsystems begleitet wird. Die antigenspezifischen autoreaktiven Plasmazellen beim BP gehören zur Population der kurzlebigen Plasmablasten, was möglicherweise zur hohen Remissionsrate der Erkrankung beiträgt. 116 Summary Kapitel 7 Summary Bullous pemphigoid (BP) is the most frequent autoimmune subepidermal blistering disease of the skin. It is mainly characterized by the presence of circulating immunoglobulin G (IgG) autoantibodies directed against a basal keratinocyte surface protein, the 180 kDa bullous pemphigoid antigen (BP180), also known as collagen XVII. In over 90 % of BP patients the major immunodominant site of BP180 is located within the noncollagenous NC16a domain. The main sources of the autoantigen specific antibodies are plasma cells. To date, the study of autoantigen specific plasma cells responsible for the synthesis of pathogenic antibodies has been hampered by the rarity of these cells and the lack of appropriate methods to identify their antigen specificity. In this study, we investigated frequency and phenotype of plasma cells specific for the NC16a domain of BP180 in patients with bullous pemphigoid. The NC16a domain was recombinantly expressed as a Hexa-Histidin-fusion protein and then labelled with Alexa fluor 647. The enrichment of plasma cells from the peripheral blood of patients and healthy individuals was performed using CD138 microbeads. CD138+ plasma cells were stained for different surface molecules as well for intracellular immunoglobulin G (icIgG) and intracellularly with the recombinant autoantigen NC16a to detect autoantigen specific IgG. In control persons an icIgG expression was only found in 24 % (+/- 7.9 %; p < 0.0001), while about 50 % (+/- 8.8 %) of the CD138 positive cells of BP patients expressed icIgG. On average 72 % (+/- 7.0 %) of the CD138+ IgG-secreting cells of BP patients showed a high expression for HLA-DR (CD138+HLA-DRhigh) whereas in healthy donors only 50 % (+/9.3 %) of these cells expressed this surface marker (p < 0.0001). In addition, a positive correlation between the frequency of HLA-DR++ cells and disease activity in patients with active BP was observed. NC16a specific plasma cells could be detected only in BP patients mainly in the HLA-DRhigh population with a frequency of 0.99 % (+/- 0.67 %). 117 Summary These studies indicate that bullous pemphigoid is accompanied by a broad autoantigen independent activation of the plasma cell system. The antigen specific autoreactive plasma cells belong to the short-lived plasma blasts subset which might contribute to the high remission rate of the disease. 118 Literatur Kapitel 8 Literaturverzeichnis 1. Ahmed R. and Gray D.: “Immunological memory and protective immunity: understanding their relation”, Science, 1996, 272(5258): 54-60. 2. Anderton S.M.: “Post-translational modifications of self antigens: implications for autoimmunity”, Curr Opin Immunol, 2004, 16: 753-758. 3. Anfinsen C.B.: “Principles that govern the folding of protein chains”, Science, 1973, 181: 223-230. 4. Arce S., Luger E., Muehlinghaus G., Cassese G., Hauser A., Horst A., Lehnert K., Odendahl M., Honemann D., Heller K.D., Kleinschmidt H., Berek C., Dörner T., Krenn V., Hiepe F., Bargou R., Radbruch A., Manz R.A.: “CD38low IgG-secreting cells are precursors of various CD38high-expressing plasma cell populations”, J Leukoc Biol, 2004, 75: 10221028. 5. 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(2010) Generation of Increased Numbers of HLA-DRhigh IgG+ Plasma Cells In the Peripheral Blood of Patients with Bullous Pemphigoid: NC16a-Specific Cells Belong to the Short-Lived Plasma Blast Population. J Invest Dermatol 135 Poster : László, S., Neumann, S., Hunzelmann, N.: Generation of increased numbers of IgG Plasma cells in Bullous Pemphigoid: NC16a-specific cells belong to the short-lived Plasma Blast population (39th Annual ESDR Meeting, September 2009, Budapest, Ungarn) Köln, den 22. September 2010 Susanne László 136