Wege aus der Erschöpfung Wege aus der Erschöpfung, Thema der

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Wege aus der Erschöpfung
Wege aus der Erschöpfung, Thema der heutigen
Nachmittagsvorträge, gibt es viele. Dass dies eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe, eine Aufgabe
vieler ist, legt das Tagungsthema „Depression und
Gesellschaft“, nahe. Je nach gesellschaftlicher
Stellung und Profession/Qualifikation sind die
Aufgaben zwangsläufig verschiedene, da je nach
der Rolle (Patient, Angehöriger, ärztlicher oder
psychologischer Psychotherapeut, Lehrer,
Gesundheitsökonom oder Politiker) die Sicht auf
das vielschichtige Phänomen der Depression
unterschiedlich ausfällt. Jede dieser Sichtweisen
hat ihre begründete Berechtigung, seien es eher die
sachlich wissenschaftliche oder die aus der
unmittelbaren Erlebnisevidenz der Betroffenen
heraus entstandenene. Subjektiv wahrgenommener
Schmerz, Angst oder Trauer werden sicherlich als
real auch von der Umgebung des Betroffenen
anerkannt und ernstgenommen, objektivierenden
Messmethoden sind sie jedoch kaum zugänglich,
können davon nicht zuverlässig erfasst werden.
Auf dem Weg über Empathie oder Einfühlung in
einer Patient-Therapeutenbeziehung ist es jedoch
möglich, derartige subjektive Inhalte einer
objektivierenden Betrachtungsweise zum Beispiel
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im Rahmen eines diagnostischen Gesprächs
ausreichend evident zu eröffnen, um Qualität und
Quantität, Art und Schweregrad geklagter
Beschwerden und Beeinträchtigungen abschätzen
und einordnen zu können.
Hier klingt bereits die diagnostisch- therapeutische
Doppelrolle des Psychiaters-Psychotherapeuten an,
die dieser in einem ständig oszillierendem Wechsel
innehat.
Ich begebe mich jetzt zunächst in die einseitige
Position des wissenschaftlich begründbaren
psychiatrisch-psychotherapeutischen
Depressionsverständnisses mit dem Ziel der
Verdeutlichung sowohl des diagnostischen
Vorgehens wie auch des daraus hervorgehenden
therapeutischen Handelns. Über das therapeutische
Handeln schließt sich dann im Verlauf des
Vortrags der Kreis, wie gerade dargelegt, und der
Weg geht zurück aus notwendiger diagnostischer
Distanz zu therapeutisch unverzichtbarer
empathisch-verstehender, das subjektive des
Patienten wieder in den Vordergrund rückender
Haltung. Das bezeichnet ja den Arzt als
Humanwissenschaftler, als Grenzgänger zwischen
Natur- und Geisteswissenschaften, dass er nicht
theoretisch den Menschen an sich betrachtet,
sondern praxisorientiert in jedem Einzelfall neu
objektive naturwissenschaftliche Erkenntnis in
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Einklang bringen muss mit den Bedürfnissen des
konkret vor ihm stehenden Patienten mit seinem
individuellen subjektiven Leiden.
Mein Vortrag muss, gemessen an der
abzudeckenden Faktenfülle, notgedrungen stark
gerafft sein, wichtige und differenzierte Inhalte
können nur plakativ abgehandelt werden. Das kann
naturgemäß zu Verzerrungen führen. Für speziell
Interessierte darf ich auf meinen Workshop um
17.00 Uhr verweisen, in dem das Gesagte vertieft
und ergänzt werden kann.
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Depression und Gesellschaft
Wege aus der Erschöpfung
Psychiatrisch-psychotherapeutische
Depressionsbehandlung
Rothenburg o. d. T. 24.03.2007
Dr. Johannes Kornacher
Arzt für Psychiatrie – Psychotherapie
Oberarzt am Depressionszentrum
des BKH Bayreuth
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Gliederung
–
Besonderheiten
des
psychiatrischpsychotherapeutischen Wegs
–
Psychiatrisch-psychotherapeutisches
Depressionsverständnis
–
Therapeutische Wege (6 W)
–
Psychotherapeutisches Basisverhalten
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TABELLE 6:
Was ist eine Depression?
Eine Depression ist eine affektive
Störung/Krankheit
• mit typischer Symptomatik
(Syndrom, Episode)
• mit innerseelischer und/oder äußerer
Auslösung (überwiegend von „VerlustCharakter“)
(Psychodynamik; Wechselwirkung,
Persönlichkeitsstörung und
Lebensgeschichte mit aktuellen
Lebensereignissen und chronischen
Belastungen)
• mit einmaligem oder häufigem Auftreten
einer depressiven Episode oder
rezidivierender unipolarer Verlauf bzw.
abwechselnd mit manischen Phasen
(manisch-depressive Erkrankung, bipolare
affektive Störung).
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DEPRESSIVES SYNDROM
• wesentliche Symptome
Psychische Symptome
• depressive Herabgestimmtheit
i freudlos, niedergedrückt
• Ängste vor den Tagesanforderungen,
Panikattacken
• Gedanken von Leistungsunfähigkeit,
Wertlosigkeit, Sinnlosigkeit, Versagen
• Gedanken von Hoffnungslosigkeit,
Lebensmüdigkeit, an Suizid
• Grübeln, Einengung der Gedanken
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Antriebssymptome
• Antriebslosigkeit, Lustlosigkeit
• Verlangsamung, Hemmung der
Psychomotorik
• Unruhe, Getriebenheit, Agitiertheit
Körperliche
Symptome“
„psychosomatische
• Kraftlosigkeit, Erschöpftheit
• Schlafstörungen
• Tagesschwankungen
• Libidoverlust, sexuelle Störungen
• Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust
• Leibgefühlsstörungen
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Tabelle 12 :
Depressives Syndrom
• Psychopathologische Störungsbereiche
und Syndromschwerpunkte
♦ Symptombereiche
• affektiv:
Herabgestimmtheit,Freudlosigkeit, fehlende
Reaktivität; Angstzustände insbes. Panik
attacken
• kognitiv:
formal Grübeln, Denkhemmung; inhaltlich
Insuffizienz, Selbstwertproblematik, Schuld,
negatives Selbstbild; Hilflosigkeit,
Hoffnungslosigkeit, Suizidalität
• intentional,
Lustlosigkeit, Antriebslosigkeit
motivational:
• psychomotorisch:
Agitiertheit bzw. Hemmung
• vegetativreduzierte Vitalität, rasche Erschöpfbarkeit;
somatisch:
Schlaf-, Appetit-, Libidostörung,
Leibgefühlsstörung
♦ Syndrome
• agitiert-ängstliches, gehemmt-apathisches, gehemmtängstliches, apathisch-avitales depressives Syndrom
• depressive Syndrome mit Wahn, Halluzination, paranoiden
Ideen, mit Zwängen, mit Panikattacken
♦ Persönlichkeit
• depressive Charakterstruktur
• Typus melancholicus
• Überverpflichtungstyp
• selbstunsichere, abhängige Persönlichkeitsstruktur
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TABELLE 17 :
Symptome einer depressiven Episode
gemäß ICD-10
Hauptsymptome
1. Gedrückte Stimmung und Freudlosigkeit
2. Interessenverlust
3. Verminderung des Antriebs mit rascher Ermüdbarkeit
„Andere häufige“ Symptome
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit
Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven
Gedanken oder erfolgte Selbstverletzung oder Suizidhandlungen
Schlafstörungen
Verminderter Appetit
„Somatische (vegetative) Symptome“:
(Vital, biologisch, melancholisch, endogenomorph)
1. Interessenverlust oder Verlust der Freude an normalerweise
angenehmen Aktivitäten
2. Mangelnde Fähigkeit, auf eine freundliche Umgebung oder günstige
Ereignisse emotional zu reagieren
3. Frühmorgendliches Erwachen (2 oder mehr Stunden vor der
gewohnten Zeit)
4. Morgentief
5. Der objektivierte Befund einer psychomotorischen Hemmung oder
Agitiertheit
6. Deutlicher Appetitverlust
7. Gewichtsverlust, häufig mehr als 5% des Körpergewichts im
vergangenen Monat
8. Deutlicher Libidoverlust
leichte/mittelgradige/schwere depressive Episode,
leicht/mittelgradig/mit/ohne somatisches Syndrom, schwer mit/ohne
psychotische Symptome
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Tabelle : Therapieziele
• Symptombesserung
• Suizidprophylaxe
• Arbeitsfähigkeit
• Beziehungsfähigkeit
• Rezidiv- und
Verschlechterungsprophylaxe
• Veränderung depressiogener
Persönlichkeitsanteile
• Veränderung depressiogener
Lebensbedingungen
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ABBILDUNG 2 :
Mögliche Verknüpfungen ambulanter,
teil- und vollstationäre Depressionsbehandlung
(„Depressionszentrum Bayreuth“)
Depressionsstation /
Stationäre Depressionsbehandlung
Tagesklinik
für Depressive
bzw. eigene
TK-Plätze der
Depressionsstation
niedergelassener
Psychiater und
Psychotherapeut/
Nervenarzt, Ärztl. bzw.
Psychologischer
Psychotherapeut
SPDi,
Tagesstätte
„Depressionsambulanz“
Psychiatrische Institutsambulanz für besonders
schwierige Pat.
Selbsthilfegruppen
ambulante Weiterbehandlung durch
Einweiser (Hausarzt,
Nervenarzt/Psychiater)
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ABBILDUNG
: Ätiologie der Depression
(nach Holsboer-Trachsler &
Vanoni 1998)
Genetische
Disposition
Aktuelle
psychosoziale
Belastung
Persönlichkeitsfaktoren: Introversion
Angstneigung
Auslenkung der
Neurotransmittersysteme
Katecholaminhypothese
Serotoninhypothese
Neuroendokrinologische
Hypothese
Belastende
oder traumatische Erfahrungen. Verlusterlebnisse. Erlernte Hilflosigkeit
Depressive Symptomatik
Depressive
emotional/kognitiv/somatisch
emotional/kognitiv/somatisch
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ABBILDUNG 3 : Akutbehandlung der Depression im Alltag heute
Psychotherapie
* Einzelgespräche,
Einzelpsychotherapie
* Gruppenpsychotherapie
* Selbstsicherheitstraining
* Aktivierungsgruppen
* Entspannungsverfahren
* Gestaltungstherapie
Biologische
Therapien
Soziotherapie
Selbsthilfe
* Antidepressiva
* Lichttherapie
* Wachtherapie/
* Schlafentzug
* Sport und
Bewegung,
Gymnastik
* Elektrokrampftherapie
* Angehörigengruppe
* Sozialarbeit
Ergotherapie
* Belastungstrainings
* rehabilitative
Behandlungsmaßnahmen
* Leistungserprobung und
diagnostik
Selbsthilfegruppen
für
Depressive
Selbsthilfe
Angehörige
Basis: empathisch-fürsorgliche therapeutische Beziehung, Aktivierung
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